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1. 44440ssnnnssnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnen 58 3 5 Interview Auswertung 2444444444400Rnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnn 61 3 6 Qualitative Inhaltsanalyse nach Mayring ussss444snnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnn 62 3 7 Metaphern Analyse nach Lakoff JOhnSon esssesesssssieeeeessseirrrrtssssnrrrnrrsssnennnnnnnnssesnnnnn 63 4 Das neoliberale Subjekt und seine kommunikativen Apparatschaften 67 4 1 Das unternehmerische Selbst als neoliberale Subjektivierungsform 77 4 2 Der flexible Charakter Patchwork Biographien zwischen Autonomie und Prekarit t 81 4 2 1 Identit re Aspekte neuer Arbeitsformen 4444444nnennnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnn nn 85 4 2 2 S bjekt Artefakter 220 e ui A E t 90 5 Entgrenzungsmaschine und Medium individueller Mobilisierung 94 5 1 Wahrnehmung in Zeiten der Aufmerksamkeits konomie ssssssssnnnnnnnnennnnnnnnnnnnn 94 5 1 1 Wie das Handy den Stadtraum ver ndert 44444snnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnn 99 5 2 ffentlichkeit Privatheit das Handy als apparativer St rfaktor und intimes Ger t 101 5 2 1 Mobiltelefonieren in der ffentlichkeit unuuensnsennnnsennnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnn 106 5 2 2 Stage Phoning Das inszenierte Telefongespr
2. Int Nr 14 Il S 159 Zum Delegieren werden auch gerne SMS eingesetzt da die schriftliche Kommuni kationsform umfangreichere Angaben und Aufgabestellungen erm glicht und zu gleich die Verbindlichkeit einer Nachricht erh ht Dies gilt nicht nur im beruflichen Kontext auch im Familienleben vertraut manche Mutter auf den dokumentarischen Charakter der SMS sollen bestimmte Aufgaben erledigt werden Wobei ich in letzter Zeit eher zu SMS bergegangen bin weil das ist das ist irgendwie schwarz auf wei was drinnen steht Das ist manchmal bei S hnen also ich hab S hne Int Nr 19 IV S 212 Im n chsten Abschnitt werden Beispiele aus der Baubranche dargestellt wo durch die r umliche Mobilit t Delegieren ein Instrument ist um das Ansammeln von B roarbeit nach der Arbeit zu vermeiden Es l sst sich als Indiz anf hren f r das 9 Arbeit und Mobiltelefon 251 Naheverh ltnis zwischen erh hter beruflich bedingter r umlicher Mobilit t und dem damit einhergehenden Wunsch nach kommunikativer Mobilit t F r die Bau leiterin Frau E geh rt das telefonische Delegieren zum festen Tagesablauf ab ins Auto Freisprechanlage ins Ohr auf dem Weg zur Baustelle geht man gewisse Dinge durch die zu erledigen sind und man t tigt schon die ersten Anrufe bzw wird eh schon angerufen Dann verwende ich das Han dy wenn mich gewisse Dinge erreichen die dringend erledigt geh ren um diese Arbeit ans Sekretar
3. ist nur bedingt m glich Warum kann man es also ein Werkzeug nennen Es liegt in der Multifunktionalit t des Ger ts das sowohl meh rere Dienste sowie die Konvergenz der Dienste anbietet Die eingangs erstellte Liste der Handy Funktionen veranschaulicht die Vielfalt der Funktionen die von Kommunikation Unterhaltung Dokumentation und Orientierung bis hin zur medi zinischen und organisatorischen Selbst berwachung reichen Fortunati 2006 S 177 macht zur Multifunktionalit t des Mobiltelefons eine interessante Anmerkung wenn sie sie als Sehnsucht der modernen Gesellschaft nach Wiedervereinigung des Getrennten und Fragmentierten begreift Der Gegentrend zur Multifunktionali t t der Smart und iPhones liegt bei den einfachen Handys mitunter auch stigma tisierend Seniorenhandys genannt die durch die Funktionsreduktion ein gezieltes K uferInnenpublikum finden Nach welchen Kriterien Handys gekauft werden und f r welche Branchen und Berufsgruppen Multifunktionalit t bzw einfache Hand habung kaufentscheidend ist wird im empirischen Teil bearbeitet Der Medienphi losoph Norbert Bolz lehnt es ab von einem Werkzeugcharakter zu sprechen da digitale Medien das Subjekt Objekt Verh ltnis grundlegend neu ordnen Der Mensch ist nicht mehr Werkzeugbenutzer sondern Schaltmoment im Medienver bund Deshalb setzen sich immer mehr Computermetaphern als selbstverst ndlich durch wie zum Beispiel der Mensch rastet in Schaltkr
4. aktiven B rgers der ausgestattet mit dem Zwang zur Freiheit als ein um sich selbst sorgendes identit tsbastelndes flexibles und r umlich mobiles Individuum als historische Form des Subjektbegriffs Hervorhebung B B Klein 2006 S 200 verstanden werden muss Es bleibt zu beobachten ob und wieweit die derzeitige Krise des Kapitalismus sich auch in der Kon zeption neoliberaler Subjektivit t niederschl gt 77 Grunds tzlich schlie e ich mich der Kritik neoliberaler SubjekttheoretikerInnen an welche aus Subjekt Zuschreibungen zugleich Einschreibungen machen Gleichzeitig gebe ich Lutz Eichler 2005 recht dass Mobbing gerade nicht ein Fall von Irrationalit t ist sondern eine Strategie um sich im Betrieb durchzusetzen 4 Das neoliberale Subjekt und seine kommunikativen Apparatschaften 81 die von Widerspr chen durchzogenen Verh ltnisse nicht hergeben Sie wird zur Antwort des Individuums auf die Zumutungen in un bersichtlichen Verh ltnis sen f r die Flexibilit t und Mobilit t sorgen zu m ssen Barfuss 2007 S 129f Ironie bl ht wo die Arbeitenden unter prek ren Bedingungen immer kurzfristiger zu disponieren gezwungen sind und wo sie untereinander zugleich kooperieren und konkurrieren ebda S 123 Diese Taktiken machen die Grenzen neolibera ler Subjektkonstruktion deutlich sie zeigen auf dass sie die konomischen Zw n ge und den Aktivit tsmodus dieses Subjektivierungsregime zwar veri
5. zweigungen des Untertitels zusammen e Identit ten Die Titelwahl des Handys als Ich Erweiterung verweist nat rlich auf McLuhans bekanntes Diktum von Medien als Extension des Menschen Aber den medialen Aspekt halte ich gegen ber der Positionierung des Ichs des Subjekts f r zweit rangig Der Ich Bezug des Handys besteht einerseits in seiner Personenbezogen heit und der gro en Zweckdienlichkeit in der pers nlichen Assistenz des Einzel nen Unterst tzung braucht das Individuum nicht nur in praktischen Belangen Denn wie ich Kapitel 5 dargelegt habe besteht der Kern neoliberaler Subjektivie rung als gouvernementale Regierungstechnik darin ber Eigenverantwortlichkeit und Bereitschaft zur Selbstf hrung zu f hren Der die Einzelne hat schwer an der Last des Unternehmerischen Selbst zu tragen Da kann man ein Ger t das im mer bereit ist st ndig Kontakte herstellt mich berall hin verbindet mir den Weg weist mir auf Knopfdruck Informationen gibt und mich mit Musik oder netten Erin nerungsfotos beruhigt gut brauchen Das identit re oder Foucault w rde sagen subjektivierende Potenzial des Ger ts geht aus der Kombination von Kommunika tion und K rper hervor indem es die genuin menschliche F higkeit zur Kommuni kation omnipr sent macht und dies obendrein mit unterschiedlichen Ausdrucks weisen Kommunikation erh ht die individuelle Flexibilit t und diese Form der Biegsamkeit ist auch eine Art der Beweglichkei
6. 16 Jahrhundert dokumentiert vgl Foucault 2004 S 449f Foucault bringt damit eine neue Betrachtung von Delinquenz ein indem er Kriminalit t nicht unter dem Aspekt der Vermeidung untersucht sondern als faktische berechenbare kalku lierbare Gr e vgl Foucault 2004 S 19 Das Sicherheitsdispositiv ist ein histo risch entwickelter Regelmechanismus um potenziell deviantes Verhalten der Be v lkerung zu regulieren zu steuern Dies erfolgt ber folgende Strategien e kriminelles Verhalten wird in ein Ensemble von Wahrscheinlichkeiten gestellt e der herrschaftliche Blick ist der Blick der Kostenkalkulation e statt Ge und Verbot die die Grenzen des Akzeptablen definieren werden Mit telwerte und Normen festgelegt vgl Foucault 2004 S 17ff Das Gesetz verbietet die Disziplin schreibt vor und die Sicherheit hat die wesentlich Funktion auf eine Realit t zu antworten so da diese Antwort jene Realit t aufhebt auf die sie antwortet sie aufhebt oder einschr nkt oder bremst oder regelt Diese Steuerung im Element der Realit t ist denke ich grundlegend f r die Sicherheitsdispositive Foucault 2004 S 76 Foucault ebda sieht im Sicherheitsdispositiv eine zentrale Formierung wie die Regierung auf konkrete Verhaltensweisen der Bev lkerung Einfluss nimmt Diese Sicherheitsrationalit t stellt den gr ten gemeinsamen Nenner gesellschaftlicher Interessen dar f hrte im 16 Jahrhundert zur Einrichtung des Polizeia
7. Selbst bei kommunikationssparsamen Handy BesitzerInnen bleibt das Handy niemals zu Hause liegen nur ganz wenige schalten es berhaupt aus und wer l ngere Zeit nicht abhebt muss sich gefallen lassen Wozu hast du ein Handy wenn man dich nie erreicht Frau V Selbst InterviewpartnerInnen die von sich behaupteten nicht gerne zu telefonieren oder nur das Notwendigste zu sagen nutzen bald schon das Handy um ihrer emotionalen Spontanit t nachzu gehen So gab Frau W an sich das Handy nur wegen der Kinder gekauft zu ha ben mittlerweile genie t sie es damit auch Radio zu h ren Wiederkehrend geht aus Interviewpassagen hervor wie das Handy einfach genutzt wird weil es da ist Es folgt damit der gleichen Nutzungslogik wie es Mobilit tsforscher f r das Auto feststellten vgl Kapitel 8 3 Ist ein KFZ erst einmal angeschafft wird der Lebens alltag automobil umgestaltet so dass man am Ende denkt darauf nicht mehr ver zichten zu k nnen Analog dazu die Handynutzung Hat man einmal seinen Le bensalltag mobil arrangiert kann man schwer ohne leben 9 5 1 Mobile Sprachbilder Wie in Kapitel 3 7 umrissen ist die Metaphernanalyse nach Lakoff Johnson eine Methode um mittels Interpretation und Abstraktion subjektiver Sprachbilder Zu 306 9 Arbeit und Mobiltelefon gang zu kollektiven Denkstrukturen aufzusp ren Dieses Kapitel wendet diese Vorgangsweise exemplarisch an ausgew hlten pr gnanten Sprachbildern an
8. Und der Schriftsteller Umberto Eco vgl 1993 S 143 erlaubte nur drei Menschen Typen ein Handy zu benutzen ohne peinlich zu sein 1 Menschen mit Behinderungen oder einem anderen sichtbaren Handicap die gezwungen sind st ndig in Kontakt mit einem Arzt bzw Notdienst zu stehen 2 Berufsgruppen die aus dringenden beruflichen Gr nden immer erreichbar sein m ssen Zum Beispiel Feuerwehrhauptm nner Gemeinde rzte und Organverpflanzer die auf frische Leichen warten 3 F r Ehebrecher Nun h tten sie die M glichkeit Botschaften ihre geheimen Partner zu empfangen ohne dass Familienmitglieder Sekret rinnen oder bos hafte Kolleginnen den Anruf abfangen k nnen 6 2 3 Zum Eigensinn der Telefonierenden Ausgehend von der sozialen Konstruktion von Technologien sind Menschen den Nutzungsein und vorschreibungen der Medientechniken nicht passiv ausgesetzt 6 Dr cken Freigabe Was ist ein Handy 123 sondern gestalten den allt glichen Gebrauch mit vgl H flich 1996 S 202f Das Telefon best tigt die These dass jedes neue Medium zun chst so genutzt wird wie das Vorg ngermedium bis die speziellen Charakteristika des Mediums er kannt werden Die Entwicklung verl uft also vom in die Ferne schreiben zum in die Ferne sprechen In den Anfangstagen nutzte man das Telefon wie einen Telegrafen ohne die Morsesprache beherrschen zu m ssen Es ist Musiktelefon eine Funktion die sp ter das Radio bernimmt
9. Zeitpunkts vgl Kapitel 9 2 4 Es entstehen auch neue Wissensformen wie die oral schriftliche textlich ikonografische Mischkultur des SMS Schreibens Hubert Knoblauchs zweite Definitionsebene besch ftigt sich mit dem Sozialen als Ziel Ein m gliches Ziel des Handys liegt in der Effizienzausrich tung bei der Gestaltung von Kommunikationsbeziehungen wie sie in Form des Anrufmanagements auftreten Effizienz als Ziel erfordert auch der Alltag in einer erwerbsarbeitsdominierten Gesellschaft Um die n tigen Mobilit ts und Flexibili t tsanforderungen bew ltigen zu k nnen ben tigt das arbeitende Subjekt erh hte Selbstorganisationsf higkeiten wobei es durch das Handy unterst tzt wird Das Handy l st allt gliche Organisationsprobleme vom Einkauf bis zu diversen Liefer und Abholdiensten ebenso wie Sicherheitsfragen Der Instrumentalit tsbezug der Sozialtechnik Handy liegt etwa in der L sung sozialer Probleme wie zum Beispiel die Vereinsamung lterer alleinlebender Menschen durch mobile berwachungs und Notrufsysteme kosteng nstig gel st werden kann Connecting People verbindet nicht nur Menschen sondern verkoppelt den Men schen mit dem Ger t und verschaltet den Einzelnen mit Regierungstechniken Der Sprung von der individuellen Handynutzung zum politischen Herrschaftsapparat erfordert theoretisches Unterfutter Foucault bietet daf r das Konzept neoliberaler Gouvernementalit t an Formgebend ist dabei die Rolle des Su
10. ber die kommunikativen Prakti ken einer Person hinterlassen und dadurch f r diese Person stehen Nicola Green sieht darin Anzeichen f r die Substitution der Person durch das mobile Objekt und dessen Kommunikationsspuren Dies belegt sie mit einem Beispiel Bei einem Mordprozess in Gro britannien berief sich die Verteidigung auf die Betriebsdaten des Mobilnetzes die zeigten dass sich die Tatverd chtigen zu dem Zeitpunkt weit weg vom Tatort aufhielten und zum Tatzeitpunkt telefonierten vgl Green 2002 S 44 Hier handelt es sich nicht um eine Substitution der Person durch Daten son dern um eine Verdopplung des Individuums indem Online und Offline Ich un trennbar miteinander verkoppelt werden Es entsteht ein Ich als Pers nlichkeit in 6 Dr cken Freigabe Was ist ein Handy 155 interpersonellen Beziehungen und ein Ich als Auswirkung einer Datensubjektivit t die ber den Kontakt hinaus bestehen bleibt ebda S 47 Diese Verdopplung des Ich als Person und Datenspur hat weitreichende Konsequenzen Die berwa chungspolitische Brisanz von Datenvorratsspeicherung wird best tigt vgl dazu Kapitel 2 1 3 und erzeugt komplexe Formen der Rechenschaftsschuldigkeit wer den erzeugt welche den Umgang mit Gemeinschaft Vertrauen und Privatsph re neu bestimmen 6 5 1 4 Gegenstand Betrachtet man das Mobiltelefon als Gegenstand werden Bezugnahmen zur All tagsforschung und zur Konsumsoziologie notwendig Diese Forschungsfelder be
11. bernahm der Pager bereits typische private Handyfunktionen So wurde der Beeper als Stork Alert beworben damit die Ehem nner von schwangeren Frauen ber den Be ginn der Geburt informiert werden konnten Ebenso wurde der Pager Menschen die auf ein Spen derorgan f r eine Transplantation warteten empfohlen vgl Weber 2008 S 245f 7 Connecting People Sozialtechnik Mobiltelefonie 187 wurde die Pager Erreichbarkeit fast immer mit einer Zulage finanziell extra verg tet Von den deutschsprachigen Medien wurde der Pager durchwegs negativ dar gestellt als elektronische Hundeleine oder Fessel vgl Weber 2008 S 245 Wie sich das Verst ndnis von Erreichbarkeit positiv wandelt ist uns aus dem All tag vertraut Mitte der 90er Jahre sah man in der Bereitstellung eines Mobiltele fons etwa bei schlechtbezahlten Promotoren Jobs noch eine Art Gehaltsbonus Als kleiner Bonus schenken wir dir nach drei Arbeitstagen ein Firmenhandy wel ches Du auf jeden Fall behalten kannst auch wenn du dein Arbeitsverh ltnis vor zeitig beendest Heutzutage geh rt ein Handy f r dieselben Jobs einfach dazu eine unbezahlte Selbstverst ndlichkeit wie auch Herr A Int Nr 2 1 S 13 schil dert der in Elektrogro m rkten den Point of Sale mit Werbematerialien der ein zelnen Produkte ausr stet Telefonische Erreichbarkeit geh rt heute zur berufli chen Verf gungsgewalt Sie entwickelte sich von einem Lohnbest
12. ffentlichen Verkehr ausgedehnt Informations und Kommunikationstechnologien tragen zur Entgrenzung bei und amalgamieren theoretisch separierte Lebensbereiche Oskar Negt zieht diesbe z glich eine aufschlussreiche historische Komponente Moderne Technologien erm glichen es dass die Produktionsprozesse den Privathaushalten wieder n her r cken es sieht so aus als kehrte das alte Verlagssystem wieder das sich in der Anfangszeit der Manufaktur herausgebildet hatte Dadurch werden die Privat haushalte nicht nur einbezogen in die Betriebszeiten der Unternehmen und der aus ihnen abgeleiteten Flexibilisierungsanforderung sondern sie werden z T selbst Produktionsstandorte mit eigenen Ausbeutungsverh ltnissen Negt 2003 S 14 Die n chste Strukturierungsdimension der Handynutzung die Doppelerwerbst tigkeit stellt eine weitere Form der Entgrenzung dar Dies wird auch an kommuni kativen Auswirkungen in der Organisation von Berufs und Familienleben ables bar wobei geschlechtsspezifische Formen der Handynutzung besonders deutlich hervortreten Doppelerwerbst tigkeit f hrt zu einschneidenden Konsequenzen in der Gestaltung des Alltags und der Geschlechterbeziehungen Diese k nnen an Bedeutung kaum untersch tzt werden Ausgehend von der Entgrenzung zwischen Produktions und Reproduktionssph re ver ndern sich diese Lebenswelten Die Haushaltsf hrung unterliegt verst rkt dem Effizienzdenken Wie k nnen techni 226 9 Arbeit u
13. rungen kreativer wissensbasierter Dienstleistungsarbeit und der damit einherge hende Anstieg technologisch vermittelter Kommunikationsarbeit F r die spezifi schen Anforderungen subjektivierter Arbeit wie Teamkompetenz Kommunikati ons und Konfliktf higkeit sowie ergebnisorientierte Kreativit t eignet sich das Handy in besondere Weise weil damit Aufgaben informativer wie informeller Art leicht organisiert werden k nnen Dank Multifunktionalit t und Miniaturisierung wird es zur zentralen individuellen Kommunikations und Informationszentrale vgl Kapitel 6 5 Zur Argumentation dieser gesellschaftlichen Trendwende man m ge sie Postfordismus Wissens konomie oder personalisierter Arbeitskraft unternehmerln oder Unternehmerisches Selbst nennen exzerpiere ich scheren schnittartig die diskussionspr genden Begriffe und Thesen der jeweiligen Fach disziplinen um diese an die technologische Entwicklung der IKT r ckzubinden Kein unbescheidenes Vorhaben das aber die thematische Komplexit t einfordert welche hinter der inhaltlichen Verkn pfung zwischen Subjektivit t und dem Stel lenwert der Kommunikation in der Arbeitswelt steckt um dies im empirischen Teil an der konkreten Handynutzung zu untersuchen Wiewohl ich auf jene theoreti schen Auseinandersetzungen fokussiere die im Fadenkreuz gesellschaftspoliti scher wie kommunikationswissenschaftlicher Theoriebildung liegen ersuche ich um Verst ndnis bei thematischen Aus
14. sch ftigen sich mit dem Stellenwert des Handys bei der Bew ltigung des Alltags und mit dem Mobiltelefon als Ausdruck und Instrument eines Lebens und Kon sumstils Alltag im technischen Kontext zu erfassen erfolgt entlang dreier Ebenen Als Wissens und Handlungsform als Institutionalisierung des Handelns und als sozial r umlicher Lebens und T tigkeitsbereich Joerges 1988 S 9f F r meine Forschungsfrage sind Nutzungsweisen Telefonierpraktiken Motive f r den Handykauf sowie Entscheidungskriterien f r das Ger t von Belang ebenso wie die Handynutzung im Beruf in der Familie und bei der Freizeitgestaltung Empi risch gehe ich diesen Fragen in Kapitel 9 4 auf den Grund An dieser Stelle sollen spezifische alltags und konsumtheoretische Ans tze erfasst werden Unser Alltag wird von immer mehr Dingen umgeben und bestimmt welche eine gesellschaftliche Tiefenstruktur der Technik darstellen Joerges 1996 S 65 Die neuen Medien wurden in den Haushalten als von der Industrie gesteuerte Ein dringlinge gesehen die auf eine heimelige Privatsph re trafen was nat rlich auf einer v llig einseitigen Darstellung des Haushalts beruht vgl Orland 1998 S 6 Heutzutage geht man von einem durchl ssigeren Verst ndnis von Haushalt aus dichotome Vorstellungen von Produktion Konsum produktiv unproduktiv Er werbsarbeit Hausarbeit l sen sich auf Vielmehr werden Produktion und Konsumation
15. 71 Um m glichen Territori ums Verletzungen vorzubeugen platzieren beispielsweise Frauen die sich allein in Lokalen aufhalten ihre Handys auff llig auf dem Tisch nutzen sie als Involvement shields Persson 2001 um zu signalisieren ich bin nicht allein und so ihr individuelles Sicherheitsgef hl zu erh hen H flich und Gebhardt 2005 Das Mobiltelefon wird eingesetzt um dieses Territorium auszuweiten Kopomaa 2000 S 79 Der Handy Telefonierende nimmt eine Haltung k rperlicher R ck nahme ein die hinter ihm ihr wenig aber vorne viel Platz l sst was den der Spre chenden Sicherheit vermittelt ebda S 81 In ihrer Studie zu soziologischen As pekten der B roarchitektur beobachtete Julia Girardi vgl Frey und Koch 2011 dass in Gro raumb ros Handys genutzt werden um Privatheit herzustellen Auch der medienkritische Philosoph Baudrillard verwendet den Territoriums Begriff um das Mobiltelefon auf gesellschaftspolitischer Ebene zu kritisieren Es gibt den Leuten ein karikaturhaftes ein geradezu obsz nes Aussehen Sie Handy Nutzende Menschen auf der Stra e B B schaffen eine Art isoliertes Territorium Sie zerbrechen das was vom ffentlichen Raum noch brig ist um ihr privates Ding herzustellen das aber gleichzeitig mit dem Kosmopolitismus spielt das mit der ganzen Welt vernetzt sein will Es ist ein Bruch des Sozialvertrages wenn die Leute auf der Stra e signalisie ren Ihr interessiert mic
16. 9 4 1 Die Handy Nutzung als Spiegel sich ver ndernder Betreuungs aufgaben Die Auswahl der Befragten erfolgte so dass zumindest die H lfte betreuungs pflichtige Kinder hatten Wie in Kapitel 3 2 1 erl utert war dies neben der Berufst 294 9 Arbeit und Mobiltelefon tigkeit ein Auswahlkriterium Als Ergebnis der Befragung bietet sich eine Kategori sierung der Handynutzung entsprechend dem Alter der zu betreuenden Personen an Selbstredend sind es keine trennscharfen Gr en es gibt berschneidungen Dopplungen Aufschlussreich sind die Bedeutungsverschiebungen insofern da sie die sich ver ndernden Mobilit tsbed rfnisse der betreuten Personen und der Be treuungsperson reflektieren Es best tigt erneut die Hypothese vom dynamischen Verh ltnis zwischen r umlicher und kommunikativer Mobilit t Bei den Befragten mit Kleinkindern kommt der Organisation und Koordination au erh uslicher Betreuungspersonen eine wichtige Rolle zu wobei das Handy einen besonderen Vorteil gegen ber dem Festnetz bietet Oder wir haben Baby sitter und Kind zu Hause und manchmal musst du auch wenn es still sein muss erreichbar sein also das ist der einzige Grund wo ich wirklich erreichbar sein muss wenn s mit dem Baby irgendetwas gibt und da ist es nat rlich praktisch dass es vibrieren kann und nicht l utet Int Nr 7 Il S 84 Das Handy gibt den Eltern also die Freiheit trotz Abwesenheit erreichbar zu sein Zugleich erm
17. Bedarf besteht in der Verschr nkung r umlicher mit kommunikativer Mobilit t auf alle F lle sonst h tten die Gesetzge berInnen kein Telefonierverbot ohne Freisprechanlage im Auto erlassen Ein Ver bot das sieht man sich bei AutofahrererInnen um nur wenig Wirkung zeigt Worin besteht der Reiz des Telefonierens im Auto Es ist einfach praktisch unter wegs zu sein sei es berufsbedingt oder durch den Wohnsitz im Gr nen und zugleich erreichbar zu sein 18 volle Tage verbringt der die Durchschnittsamerika nerln j hrlich im Auto vgl Pawley 2000 Kommunikative und r umliche Mobilit t f gen sich gut einander weil Automobilit t zun chst kommunikativ isoliert in ei nem Auto allein festgezurrt durch einen Sicherheitsgurt idealerweise aufmerksam den Verkehr und die Verkehrsregeln beachtend Das Handy vertreibt die Einsam keit des Autofahrens bietet die M glichkeit Telefonate zu erledigen und so Weg zeiten effizient nutzen zu k nnen vgl Kapitel 9 3 R umliche Mobilit t und kommunikative Mobilit t bedingen und verst rken sich gegenseitig Die Einbindung von GPS im Auto bietet nicht nur komfortable Weg weisung egal an welchem Ort der Welt sondern es mutiert auch zur Sicherheits oder berwachungstechnologie Das Produkt OnStar von General Motors bietet rund um die Uhr berwachung des eigenen Autos an um in Notf llen geortet werden zu k nnen vgl Becker 2009 Bei diesen via GPS angeleiteten
18. Bei den Befragten die selbstst ndig arbeiteten sei es als FreiberuflerIn oder Unternehmerln spielte die berufliche Nutzung eine gewichtige Rolle Als positiv und bereichernd beschreiben die Befragten das entgrenzte Arbeitsle ben hinsichtlich der Freiheit auch au erhalb des B ros erreichbar zu sein F r einen Bauunternehmer ist dieses Gef hl ganz eng mit der Erfahrung seines ers ten Handys verbunden ich werde nicht vergessen meinen ersten Ausflug da bin ich einfach einen Tag Skifahren gegangen und hab am Skilift abgehoben ein Firmengespr ch und der Lift ist ganz still dahin geschwebt und ich bin mir vorgekommen wie der Kaiser von China ich hab mir gedacht Ihr habt alle keine Ahnung dass ich in St Johann am Pongau im Lift sitze und ihr glaubt alle ich bin in Wien am arbeiten Das war so ein unglaubliches Freiheitsgef hl dass ich mir gedacht hab Yes das ist toll Int Nr 4 Ill S 45 Die Freude nicht am Arbeitsort zu sein und dennoch Arbeitsgespr che entgegennehmen zu k nnen beschreibt der Architekt Herr K Es gibt Tage da ruft um 7 oder halb 8 Uhr bereits irgendje mand von einer Baustelle an weil er irgendetwas dringend braucht und ich steh dann noch halb bekleidet zu Hause und verhandle schon ber irgendwelche De tails Es ist mir eigentlich schon sehr angenehm dass die Leute nicht wissen dass ich noch nicht im B ro also quasi im Amt bin sondern noch daheim G
19. Die europ ische Informationsgesellschaft Technologische und politische Integration in der europ ischen Politik 1 Aufl M nster Verl Westf l Dampfboot Schier Michaela Jurczyk Karin 2007 Familie als Herstellungsleistung in Zeiten der Entgrenzung In Politik und Zeitgeschichte Beilage zur Wochenzeitung DAS PARLA MENT 34 2007 S 10 17 Schirrmacher Frank 2009 Payback Warum wir im Informationszeitalter gezwungen sind zu tun was wir nicht tun wollen und wie wir die Kontrolle ber unser Denken zu r ckgewinnen M nchen Blessing Schivelbusch Wolfgang Hg 1995 Geschichte der Eisenbahnreise Frankfurt Main Schmitt Rudolf 2003 Methode und Subjektivit t in der Systematischen Metaphernanalyse In Forum Qualitative Sozialforschung Volume 4 No 2 S 1 22 Schmundt Hilmar 2001 Pfadfinder im Gro stadtdschungel In Der Spiegel 35 2001 Schneider Manfred 1996 Im Informationsnetz gefangen Mobiltelefon und Message Machines In Kemper Peter Hg Handy Swatch und Partyline Zeichen und Zumu tungen des Alltags Frankfurt am Main und Leipzig Insel S 11 25 Sch nberger Klaus Springer Stefanie 2003 Handlungsr ume subjektivierter Arbeit in der Wissens konomie Eine Einf hrung In Sch nberger Klaus Springer Stefanie Hg Subjektivierte Arbeit Mensch Organisation und Technik in einer entgrenzten Ar beitswelt Frankfurt am Main Campus S 7 21 Schramm Holger 2005 Mood Manage
20. Dom nen M nchen Feldhaus Michael 2005 Mobile Kommunikation in der Familie Chancen und Risiken Empirische Ergebnisse einer qualitativen Untersuchung In H flich R Joachim Geb hardt Julian Hg Mobile Kommunikation Perspektiven und Forschungsfelder Frank furt am Main Peter Lang Verlag S 159 178 Ferraris Maurizio op 2006 Where Are You Mobile Ontology In Nyiri Krist f Hg Mobile understanding The epistemology of ubiquitous communication Vienna Passa gen Verlag S 41 52 Fielding Guy Hartley Peter 1989 Das Telefon ein vernachl ssigtes Medium In Be cker J rg Hg Telefonieren Marburg Jonas Verl S 125 138 330 Literaturverzeichnis Fleck Ludwik 1980 1935 Entstehung und Entwicklung einer wissenschaftlichen Tatsa che Einf hrung in die Lehre vom Denkstil und Denkkollektiv Mit einer Einleitung her ausgegeben von Lothar Sch fer und Thomas Schnelle Frankfurt am Main suhrkamp taschenbuch wissenschaft Flusser Vilem 1996 Kommunikologie Mannheim FMK Forum Mobilkommunikation 2008 Faszination mobile Kommunikation Wien F rster Kati 2010 Erfolgsfaktoren f r virales Mobilmarketing Eine empirische Studie der Rahmenbedingungen und Anforderungen In Ksenija Fallend Maria Mar Grandio Kati F rster et al Hg Perspektiven mobiler Kommunikation Neue Interaktionen zwi schen Individuen und Marktakteuren VS Verlag f r Sozialwissenschaften S 76 103 Fortunati Leo
21. Flexibilisierung und Subjektivie rung von Arbeit Institut f r Sozialwissenschaftliche Forschung e V ISF M nchen Ar beitspapier M nchen In http nbn resolving de urn nbn de 0168 ssoar 235541 Kuratorium f r Verkehrssicherheit 2011 Telefonieren am Steuer lenkt ab In http www kfv at verkehr mobilitaet unfallursachen telefonieren am steuer 322 Internetquellen L tkehaus Ludger 2002 In der Mitte sitzt das Dasein In Die Zeit 5 2002 S 42 In www zeit de 2002 05 In der Mitte sitzt das Dasein McGuigan Jim 2004 Towards a Sociology of tne Mobile Phone In Human Technology Volume 1 1 S 45 57 In http www humantechnology jyu fi articles volume 1 2005 mceguigan pdf Mystella 2011 Hg v autogeosec geb ude amp fahrzeugkommunikationstechnik gmbh In http www mystella at Naica Loebell Andrea 2004 Handys machen unselbstst ndig In Telepolis 18 10 2004 In http www heise de tp artikel 18 18586 1 html Nowak Peter 2009 Flashmobs sind Teil des Arbeitskampfs In Telepolis In http www heise de tp blogs 8 145800 23 09 2009 Nyiri Krist f Hg 2006 Mobile understanding The epistemology of ubiquitous commu nication 1st English Vienna Passagen In http www worldcat org ocIc 470944203 Orgenda Verlag f r pers nliche Weiterentwicklung 2010 Selbstmanagement In http www simplify de die themen zeit selbstmanagement Pawley Martin 2000 Das Zeitalter der Immobilit t
22. Hg v Rundfunk und Telekom Regulationsbeh rde Rushkoff Douglas 2004 Offene Quellen Wie die elektronische Kommunikation das Denken ver ndert In Jungle World 14 04 2004 4 S 24 25 Russegger Georg 2009 Vom Subjekt zum Smartject Kreative Entwurfsformen mensch lich medialer Selbstorganisation Wien Turia Kant Rux Martin Martin Luther H et al Hg 1993 Technologien des Selbst Frankfurt Sack S Hehn A Krukenberg A et al 2005 Das Herz Handy ein neues telemedi zinisches Servicekonzept f r Herzpatienten In Herzschrittmachertherapie und Elektrophysiologie 16 3 S 165 175 S ndor Kl ra 2005 Mental Safety in Your Pocket In Ny ri Krist f Hg A sense of place The Global and the Local in Mobile Communication Vienna Passagen Verlag S 179 190 Literaturverzeichnis 345 Sauer Birgit 2001 ffentlichkeit und Privat revisited Grenzziehungen im Neoliberalis mus und die Konsequenzen f r die Geschlechterpolitik In Kurswechsel 4 S 5 11 Schachner Christina 1997 Die Technik und das Soziale Begr ndung einer subjektivi t tsorientierten Technikforschung In Schachner Christina Hg Technik und Subjek tivit t Das Wechselverh ltnis zwischen Mensch und Computer aus interdisziplin rer Sicht Frankfurt am Main Suhrkamp S 7 26 Schandl Franz 1997 Sie haben keines Sie brauchen eines In Die Presse Spectrum 10 05 1997 S I II Schaper Rinkel Petra 2003
23. Ich warte gef hlte 5 Minuten ohne das Gef hl zu bekommen wahrgenommen zu werden versuche non verbal Kontakt herzustellen keine Reaktion Die jugendliche Verk uferin spricht unbeteiligt weiter bis ich beginne mit den Fingern auf die Theke zu trommeln Daraufhin dreht sich die Verk uferin um damit sie mich nicht mehr sehen muss und beendet in aller Ruhe ihr Gespr ch bevor sie mich fragt was ich w nsche Ver rgert aber kommentarlos bestelle ich 6 Das mobile B ro In einem Telefoninterview mit Joachim R H flich 3 8 2006 zum Thema Mobiltelefo nie im ffentlichen Raum Auf meine Frage Nennen Sie mir bitte einen besonders extremen handyinduzierten Konfliktfall im ffentlichen Raum erz hlt er mir folgende Begebenheit In einem kleinen Zugabteil sitzen mehrere Personen und ein Mann tele foniert wiederholt und sehr lange Ein Mitreisender h rt sich dies l ngere Zeit an bis er unvermittelt und vehement meint Was glauben Sie denn Sie sind ja nicht alleine hier das ist doch kein B ro worauf der Telefonierende baff und kleinlaut wird 7 Telefonimpulse Im Gastgarten eines Caf Restaurant 6 Bezirk Wien ein dem Umgang zu schlie Ben Liebespaar sitzt nebeneinander Da erh lt er einen Anruf und spricht l nger und intensiv gestikulierende mit dem Telefon mit einer dem Anschein nach befreunde ten Person Die Frau an seiner Seite beobachtet ihn blickt unschl ssig um sich herum und l st nach ei
24. In Anschluss an Mi chel Foucault vgl Kapitel 7 2 verstehe ich ein Zeitregime als Ausdruck der herr schenden Regierungsrationalit t die als Technologie des Selbst den allt glichen Umgang mit Zeit gestaltet Ich w hle diese machttheoretische Betrachtungsweise von Zeit um mich von den allgemeinen Thesen einer Beschleunigung der Gesell 9 Arbeit und Mobiltelefon 261 schaft vgl Glotz 2001 zu distanzieren Timing bevorzuge ich als differenzierte ren Begriff gegen ber der Beschleunigung denn bei dem Umgang mit Zeit geht es l ngst nicht nur um Schnelligkeit viel fter um Auswahl Entscheidungsf higkeit denn Zeitsouver nit t bedeutet Handlungsautonomie Um diese unterschiedlichen Zeitqualit ten abzubilden unterscheidet die Zeitforschung zwischen Kairos dem g nstigen individuell richtigen Zeitpunkt und Chronos der zeitlichen Abfolge Ziel des Zeitmanagements ist es m glichst viele Kairos Momente zu finden In diesem Sinne ist Zeit subjektiv doch zugleich ist Zeitwahrnehmung eng mit gesellschaftli chen Wert und Ordnungsvorstellungen verbunden Daher ist die allgemeine Be hauptung von einer Beschleunigung der Gesellschaft zu undifferenziert und im brigen eine Klage ber die Jahrhunderte hindurch vgl Rammler 2001 S 43 um empirisch belegbar zu sein vgl Novotny 1989 S 358 Ein Grund weshalb viele die Gesellschaft als beschleunigt wahrnehmen liegt an den Medientechni ken die das gesellschaftliche Zei
25. Kalorienz hler Haustor schl ssel e Medium Kommunikationsinstrument elektronische s Geld b rse Informati onsmedium Bankdienstleister Videokamera Lern und Fitness Trainer e Spiel und Werkzeug Spielzeug Notizblock Organiser Kalender Taschen und W hrungsrechner Diktierger t Taschenlampe Maltafel 6 5 1 Apparat Artefakt Computer Gegenstand Medium Spiel und Werkzeug Im Folgenden wird eine Konkretisierung der oben genannten Begrifflichkeiten vor genommen 6 5 1 1 Apparat Das Handy ist gleicherma en Apparat und Werkzeug zumal darin die Wortbedeu tung von appartus liegt Dennoch ist es nicht gebr uchlich das Handy einen Ap parat zu nennen ganz im Gegensatz zum Telefon So betitelt Rolf Bernzen 1999 seine Kulturgeschichte des Telefons eine Apparategeschichte Aber was ist ein Apparat Aus technischer Sicht definiert das Fischer Lexikon Technik 1962 zit in Lisop 1994 S 67 Allen Apparaten ist gemeinsam da sie im wesentli chen aus weitgehend starr miteinander verbundenen Teilen bestehen Diese las 146 6 Dr cken Freigabe Was ist ein Handy sen sich meist nur insoweit gegeneinander bewegen als es Regelung und Justie rung erfordern Im Gegensatz zur Maschine die Energie transportiert und uml uft l uft im Apparat ein Vorgang ab Hervorhebung B B Der Apparat stellt oft nur das weitgehend starre Geh use dar in dessen Inneren diejenigen Bedingungen wie Temperatur
26. Kapitel 9 3 und berufsbedingter Mobilit t vgl Kapitel 9 4 In diesem Kapitel wird Selbstmanagement als Ausdruck einer verbetrieblichten Lebensweise vorgestellt Eine Maxime beruht auf dem Verschriftlichungs und Terminisierungsprinzip das sowohl f r beruflich wie private Angelegenheiten ge nutzt werden soll Differenziert greift Herr P Programmierer auf mehrere Kalen dersysteme zur ck Zum Beispiel hab ich mir die n chste Stunde vom Inlineska ting Kurs eingetragen oder irgendwelche Einladungen bei einem Freund ir gendwann im Juli die hab ich mir auch im Handy abgespeichert Mein Hauptding f r kurzfristige Termine ist meistens Outlook oder irgend so ein computerisiertes Kalendersystem aber so l ngerfristige Sachen haben immer den Nachteil dass ich die dann vergesse und und vor allem wenn man dann gefragt wird auf der Stra e oder so privat ohne dass ich den Rechner mithabe Hast du Zeit n chste Woche Ja dann wei ich zwar die kurzfristigen Sachen auswendig aber die l ngerfristigen Dinger nicht und die speichere ich dann meistens im Handy ab Int Nr 14 11 S 164 Wiederum Herr M Leiter des Finanz und Rechnungswe sens verwendet den Handy Kalender nur beruflich vgl Interview Nr 9 IV S 218 Zum Beispiel nutzte niemand der Befragten nur die Autorin selbst vorgefertigte SMS Vorlagen Allerdings erstellte sich der lteste Befragte selbst SMS Vorlagen da er f r das SMS
27. S 150f So u ert sich die am Fordismus kritisierte Rigidit t des verregelten Ar beits und Lebensalltags in einem ver nderten F hrungsstil Die ausschlie lich streng hierarchischen Autorit ts und F hrungsstrukturen werden im Postfordis Da unbestimmt bleiben musste was dieser Krise folgte wurde der Begriff Postfordismus ge pr gt Atzm ller 2004 S 443 210 8 Auf dem Laufenden sein Zur Verbindung von Kommunikation und Mobilit t mus aufgeweicht und kombiniert mit ArbeitnehmerlInnen Mitbestimmung Formen der Team und Projektarbeit und einem eher kooperativen F hrungsstil mit dem Anspruch MitarbeiterInnen auf Augenh he zu begegnen Ver nderungen betreffen mehrere Ebenen vgl Vo 1993 S 73 f e Ver nderungen allgemeiner Strukturen des Arbeitsmarktes Tertialisierung Dienstleistungssektor e Wandel von Besch ftigungsformen e Ver nderungen in der zeitlichen Organisation e Strukturwandel der betrieblichen Organisation von Arbeit e Wandel der Orientierungen und Einstellungen Berufst tiger in der Arbeitswelt Das Arbeitssubjekt ist verst rkt gefordert als kommunizierendes unternehmerisch denkendes und selbstst ndig agierendes Unternehmen ist es gelungen den Druck der Marktkonkurrenz als Handlungsanforderung auf die Arbeiter zu erwei tern bzw zu bertragen vermittelt ber die Ausbildung spezifischer Unterneh menskulturen und einer Corporate Identity also einer Verbindun
28. SMS ist auch eine klassische Kommunikationsform die stark im beruflichen Kontext ver wendet wird um auch w hrend Besprechungszeiten in gewissem Ausma er reichbar zu sein oder um pr gnant Inhalte zu vermitteln Da bin ich in gewisser Weise der Meinung dass der Informationsgehalt von einer SMS besser ist weil es sich die Leute zweimal anschauen k nnen meistens sind es Informationen wo ich irgendwelche Daten mitschicke oder Telefonnummern oder Adressen oder sonst irgendwas Int Nr 4 Ill S 46 vgl Kapitel 9 3 Die Schriftlichkeit der SMS Kommunikation hat einen weiteren Vorteil F r mich sind SMS ein Short Time Memory meiner Ereignisse und ich schau sie manchmal durch und find das recht sch n meine SMS ja und wenn dann die SIM Karte weg ist oder so dann sind sie halt weg Also ich heul dem jetzt nicht monatelang nach aber ich versuch s schon immer so ein bisschen mitzuschleppen Int Nr 5 Il S 62 Hier tritt ein Spezifikum des Mobiltelefons hervor das die Fl chtigkeit des sprachlichen Kom munikationsmediums Telefon mit der digital relativen Best ndigkeit schriftlicher Kommunikation kombiniert Insgesamt verdeutlichen die unterschiedlichen Verwendungsweisen des Anrufma nagements dass kaum standardisierte Umgangsformen erkennbar sind Die ein zig signifikante Kategorie in einem unterschiedlichen Umgang mit Erreichbarkeit 242 9 Arbeit und Mobiltelefon und damit verbundenen H
29. Vollzeit Interview Nr 11 Ill Industrietechniker angestellt Vollzeit Interview Nr 12 I Telekom Salesmanager angestellt Vollzeit Interview Nr 13 1 Verk uferin angestellt Vollzeit Interview Nr 14 Il Programmierer angestellt Vollzeit Interview Nr 15 Illl Gesch ftsf hrer Schlossereibetrieb 16 Angestellte selbstst ndig Interview Nr 16 Il Test Interview Werbefilm Produktion Controlling angestellt Teilzeit Interview Nr 17 III Tischler selbstst ndig Interview Nr 18 Il Journalistin freiberuflich Interview Nr 19 IV In die Kategorie selbstst ndig fallen Unternehmerlnnen FreiberuflerInnen freie DienstnehmerlInnen sowie zwei Mischformen Kuratorin Museums mitarbeiterin Tabelle 1 bersicht Interview PartnerInnen 11ja 8 nein angestellt Vollzeit 10 2 angestellt 7 2 selbstst ndig 3 Forschungsdesign Methoden und Datenerhebung 53 3 2 3 Inhalte und Struktur des Fragebogens Vor der Festlegung des Inhalts des Fragebogens f hrte ich im Dissertationssemi nar eine schriftliche Kurzbefragung zu den geplanten Themenbereichen durch Daraus entstand der Erstentwurf des Fragebogen Leitfadens der nach berarbei tungen hinsichtlich der Auswertungsm glichkeiten sowie einer geringf gigen Revi sion nach dem Testinterview als Interviewleitfaden diente Der Leitfaden kombi ni
30. Wien lernt Auto fahren Wien Christian Brandst tter Verlag S 8 14 Raunig Gerald Hg 2005 Publicum Theorien der ffentlichkeit Wien Turia und Kant Rauterberg Hanno Wohnzimmer ist berall ber den Terror des Intimen Warum immer mehr Privates zur ffentlichen Angelegenheit wird und wie unsere St dte sich da durch ver ndern In Die Zeit 2002 03 2002 Reck Hans Ulrich 1997 Erinnern und Macht Mediendispositive im Zeitalter des Tech no Imagin ren Wien WUV Universit tsverlag Redak Vanessa Weber Beat W hl Stefanie 2008 Prekarisierung und kritische Ge sellschaftstheorie In Kurswechsel 1 S 3 12 Rehmann Jan 2001 Vom Gef ngnis zur modernen Seele Foucaults berwachen und Strafen neu besichtigt In Das Argument 249 Reischl Gerald Sundt Heinz 1999 Die mobile Revolution Das Handy der Zukunft und die drahtlose Informationsgesellschaft Wien Wirtschaftsverlag Ueberreuter Reiter Birgit 2009 Das Handy als Multitalent Nur telefonieren war gestern Wien Univ Mag Arb Wien Publizistik und Kommunikationswissenschaft Rerrich Maria S 1993 Gemeinsame Lebensf hrung Wie Berufst tige einen Alltag mit ihren Familien herstellen In Jurczyk Karin Hg Die Arbeit des Alltags Beitr ge zu 344 Literaturverzeichnis einer Soziologie der allt glichen Lebensf hrung Freiburg im Breisgau Lambertus S 310 334 Rheingold Howard 2002 Smart Mobs The Next Social Revoluti
31. Zugleich ist es eine es 130 6 Dr cken Freigabe Was ist ein Handy senzielle Frage da sie wichtige Kontextinformation zu dem Gespr ch liefert Deshalb lautet f r Sadie Plant 2003 S 29 die richtige Antwort Ich bin mobil Trotzdem bleibt die Verortung des Gespr chsgegen bers nicht nur eine gebr uch liche sondern auch eine wesentliche Frage Denn es gilt den Gespr chsrahmen abzustecken um eventuelle Kommunikationsbeeintr chtigungen absch tzen zu k nnen Katz Aarkhus 2006 S 302 sehen in der Frage eine Form der sozialen Navigation die auch Aspekte der Kontrolle einbezieht Weitergehend l sst sich das Telefon als ortsspezifisches und das Mobiltelefon als zeitspezifisches Medium denken Indem das Handy an die Person gebunden ist erm glicht es punktgenaue personalisierte Kommunikation welche allt gliche Zeitordnungen durchbricht Ad hoc Absprachen ersetzen Planungsroutinen und machen Zeit zu einer Tauschware die nach Belieben gehandelt wird Geser 2005 S 49 Als ein weiteres Indiz f r die Ortsbezogenheit des Festnetztelefons l sst sich die Vergeb hrung anf hren Beim Telefon erfolgte sie noch nach r umli chen Faktoren nach Nah Fern oder Interkontinental Gespr ch Mit den GSM Standard Handys erfolgte die Geb hrenabrechnung anfangs auf getakteter Zeit und wurde sp ter durch minutenbasierte Flattax Tarife ersetzt Das Handy realisiert verschiedene Kommunikationsformen Synchron und
32. b hren sicherzustellen aber auch sicherheits industrie und besch ftigungspoliti sche Erw gungen zu ber cksichtigen Schaper Rinkel 2003 S 151f Eine eu ropaweite digitale Telekom Infrastruktur soll nun den Zusammenhalt der EU Staaten st rken und so die europ ische Einigung voranbringen Paradoxerweise bedingt die Infrastrukturentwicklung der digitalen Telefonie und Mobilkommunika tion die Deregulierung der Telefonkonzerne und formt zugleich eine europ i sche Telekommunikationspolitik welche die wirtschaftliche politische Einigung Europas voranbringen soll Die Telekommunikation bildet zusammen mit der In formationstechnik die Basistechnologie f r das derzeit dominierende soziopoliti Bis in die 80er Jahre des 20 Jahrhunderts hinein bediente die Deutsche Bundespost 99 95 des nationalen Marktes f r Telefonprodukte sowie benachbarter M rkte wie z B Osterreich das ber keine eigene Herstellerindustrie verf gte vgl Schaper Rinkel 2003 12 Wobei zu ber cksichtigen ist dass t rotz des allgemeinen Entstaatlichungspostulat die zentra le Infrastruktur des Internet backbones allerdings weiter staatlich finanziert wird Kloepfer zit n Schaper Rinkel 2003 S 10 120 6 Dr cken Freigabe Was ist ein Handy sche Leitbild von der Informationsgesellschaft D rrenb cher 1999 S 63 Materialreich belegt Petra Schaper Rinkel 2003 die Transformation zur eu ro
33. be es 9 Arbeit und Mobiltelefon 229 Videotelefonie dann w rden sie wissen dass ich noch in der Unterhose rumlaufe oder dass ich gerade meinem Kind ein Fr hst ck mache Int Nr 7 Il S 82 An deren wiederum bietet Videotelefonie die M glichkeit trotz beruflicher Abwesen heit sehr pers nliche ja einzigartige Erlebnisse des Familienlebens telepr sent mitzuerleben Herr O Salesmanager konnte via Bildtelefon die ersten Schritte seiner Tochter mitverfolgen vgl Int Nr 12 1 S 140 Oder Herr N nutzt das Bild telefon nur in der Kommunikation mit seinem Sohn der ihm dann zeigt wie er Baukl tze zusammenstellt vgl Int Nr 11 Ill S 127 Es ist auff llig dass die letztgenannten Beispiele alle V ter betreffen was einen gewissen Informationsge halt hinsichtlich geschlechtsspezifischer Nutzungsweisen des Mobiltelefons bei der Organisation der Vereinbarkeit von Beruf und Familie hat Die Entkoppelung von Arbeit und Arbeitsraum beschreiben Befragte auch positiv weil sie zu Hause als vor dem offiziellen Arbeitsbeginn am Handy ihre Mails le sen und sich so auf die Anforderungen des Tages einstimmen k nnen Eine Im mobilien Managerin die sich selbst als wenig technikaffin beschreibt wollte diese Handyfunktion zun chst gar nicht nutzen nun ist sie begeistert Es ist eine Sen sation f r mich ist es absolut das Genialste dass es das berhaupt gibt Du bist definitiv immer online wei t immer um was es
34. cher In den 1980er Jahren entdeckten die Groupe special mobile das mittlerweile abgelaufene Patent f r rascheste Signal bermittlung in der Mobiltelefonie vgl V lker 2010 S 254f 6 Dr cken Freigabe Was ist ein Handy 121 die Entwicklung eines paneurop ischen Mobilfunkstandards vorantreiben sollte Dieses Standardisierungsprojekt trug ma geblich dazu bei sozio konomische Strukturver nderungen in Europa anzuleiten vgl Bender 1999 Diese durchaus konflikthafte Festlegung auf einen Standard der bereits in der Spezifikation fest schreibt dass eine Konkurrenz mehrerer nationaler Netzbetreiber m glich ist wurde zum kommerziell erfolgreichsten Technologieprojekt Europas vgl Bender 1999 S 83 Mit dem interessanten Nebeneffekt dass sich nationale Kompeten zen hin zu europ ischen Institutionen verlagerte Vom Nationalstaat geht die Re gulierungsmacht auf die Europ ische Gemeinschaft ber die Digitalisierung der analogen Infrastruktur wird forciert und statt der staatlichen Versorgung wird ein Dienstleistungsmarkt forciert Aus nationalstaatlich organisierten analogen Ver sorgungsinfrastrukturen werden europ isch regulierte digitale Infrastrukturen f r globale Telekommunikationsdienstleistungen Schaper Rinkel 2003 S 149 Diesen Wandel bringt D rrenbachers 1999 Buchtitel ber die Telekommunikati onsindustrie auf den Punkt Vom Hoflieferanten zum Global Player Diese Ver schiebung vom sta
35. dem Motto Das B ro ist wo ich bin entgrenzt also sowohl r umlich als auch inhaltlich Neben Gewerbe und Handel stelle ich abschlie end noch eine branchenspezifi sche Form der Handynutzung vor die nur eine Berufsgruppe der Creative Indust ries WissensarbeiterInnen im Projektmanagement betrifft Kommunikation geh rt im Projektmanagement zur Grundlage um Arbeitsaufgaben zu organisieren um zusetzen und zu kontrollieren Da Projektarbeit immer als Teamarbeit erfolgt for dert es Eigenverantwortlichkeit Selbstmanagement Kompetenz L sungsorientie rung und nat rlich Kommunikationskompetenz So zeigt sich Herr K der von sich selbst sagt kein guter Telefonierer zu sein beeindruckt wenn jemand wie ein Call Center Agent zielorientiert telefonieren kann Man ger t da manchmal an Leute die das wirklich sehr sehr gut k nnen finde ich die die richtige Balance haben zwischen pers nlicher Involvierung dass sie sich auf dich als Individuum konzentrieren und gleichzeitig so eine professionelle Distanz und Effizienz auch haben ich finde dass das schon zum Teil recht beachtlich ist Gerade wenn es um kritische Situationen geht Und mit den Anrufenden dann wirklich systematisch ein Problem zu l sen eben nur ber diesen engen Kanal das ist schon super wenn man das beherrscht Int Nr 7 Il S 88 Kommunikationsarbeit ist wie bereits in Kapitel 4 erl utert hochgradig subjekti vierte Arbeit Gerade in po
36. flichkeitsnormen besteht in der Kohorte Alter die in den Ergebnissen in Kapitel 9 5 zusammengefasst wird Best tigen l sst sich ein strategischer Umgang mit Erreichbarkeit wie es Burkart 2007 S 60 nennt den ich aber im Gegensatz zu seiner These nicht als Folge asymmetrischer Machtbe ziehungen und der sozialen Stellung interpretiere Telefonverhalten als einge schriebenes Machtverh ltnis zu begreifen greift meiner Meinung nach viel zu kurz Vielmehr sehe ich im Anrufmanagement eine hochgradig reflektierte Praxis aktiv zwischen beruflichen wie privaten Anforderungen subjektiven Vorlieben und objektiven Notwendigkeiten zu vermitteln Umgangsformen mit Erreichbarkeit h ngen eng mit beruflichen Anforderungen zusammen die im Umgang mit priva ten Erreichbarkeitsbed rfnissen meist informell akkordiert entlang Routinen habitualisiert werden Mehrfach weisen Befragte auf die Personen ihres pers nli chen Umfeldes hin die mit ihrem Anrufmanagement vertraut sind Ich kann es das Handy B B auch gut ausschalten und das wissen meine Leute Was ich auch oft tu dass ich es auf lautlos und ich nicht abheb und ruft halt einen Tag sp ter oder eine Stunde sp ter zur ck Also ich f hl mich jetzt nicht n rrisch daran gebunden jetzt immer antworten zu m ssen Int Nr Nr 5 Il S 57 Diese peer group spezifische Ein bungsweise betrifft nicht nur den Umgang mit Freun dinnen sondern auch mit Kollegi
37. gbare Zeit zu gewinnen Wie die Befragten durch ihre pers nliche Handynutzung unterschiedliche Strategien im Umgang mit Zeit verfolgen ist Thema des n chsten Kapitels Die Dynamik von Multitasking und Arbeitsverdichtung greife ich in Kapitel 9 4 nochmals auf mit besonderem Blick auf Einpersonenunternehmen und freie DienstnehmerlInnen 9 2 4 Mobiles Zeitmanagement Vom Zeit sparen gewinnen und tot schlagen Timing ist ein zentraler Begriff f r das Zeitverst ndnis der Gegenwart Er gilt nicht nur f r die B rse mit Zeit Options Gesch ften oder f r das Produktionsfertigungs prinzip Just in time sondern Zeitmanagement betrifft mittlerweile jede n Einzel ne n Das wechselseitige zeitliche Abstimmen und Terminkoordination geh ren nicht nur in den verst rkt an Bedeutung gewinnenden Dienstleistungsberufen zum Job sondern die individuelle Steuerung von Zeit gewinnt auch in Produktionsna hen Berufen an Bedeutung Stichwort Gleit und Jahresarbeitszeit Das starre chronometrische industrielle Zeitregime des Fordismus scheint f r die informati onstechnisch aufbereiteten postfordistischen Arbeitsverh ltnisse nicht mehr zu passen vgl Kapitel 8 2 Zugespitzt formuliert l st das Mobiltelefon nicht nur in der praktischen Verbreitung die Uhr als wichtiges Symbol der Arbeitswelt und des Erwachsenseins ab Das Handy erm glicht und repr sentiert das neue Zeitregime des Timings der individuellen Wahl des richtigen Zeitpunkts
38. gibt Bescheid dass man zu sp t kommen wird erledigt Telefonate und nebenbei kann man sich gef hlsm ig er leichtern indem man am Telefon ber den Stau jammert Auto ist bei vielen Kindern das erste gesprochene Wort es ist als Bild fest veran kert in unserer Vorstellungswelt Es eignet sich daher besonders als Metapher um in der Umbruchphase hin zur Informatisierung der Alltagswelt sich mit den Neuen Medien vertraut zu machen So wird die Telekommunikation als Verkehrs und Transportsystem f r Informationen beschrieben da ist dann die Rede von Daten autobahn oder dem Informations Superhighway vgl Latzer 1997 S 31ff Oder um einen mobilen Design Klassiker zu charakterisieren schreibt Jon Agar The Nokia 3210 was to cellular communications what the Ford Model T was to the au tomobile Agar 2004 S 119 Auto und Handy sind auch deshalb ein dynamisches Paar weil beide Artefakte dem gleichen Doppelcharakter unterliegen Besitzt man einmal ein Auto er schlie en sich neue Mobilit tsangebote Man geht zum Beispiel nicht nur zum Grei ler um die Ecke einkaufen sondern f hrt mit dem Auto zum weiter entfernten Diskonter und weil es auf dem Weg liegt besucht man noch jemanden Auch mit dem Besitz eines Handys kommen die Kommunikationsangebote Kauft man sich zun chst ein Handy um f r die Kinder erreichbar zu sein f hrt man damit ber kurz oder lang auch alle anderen Gespr che und findet es dann auch recht
39. hrt die Aussage von Frau A deutlich vor Augen wenn ich dr ber nachdenke wer in meiner Umgebung h lt das gut aus dass ich wegdr cke dann m ssen das sehr vertraute Leute sein mit denen ich oft zu tun habel Denn die anderen das ist berhaupt ganz arg die ganz harten Knochen rufen dann sofort wieder an Oder am Festnetz da kriege ich einen Tobsuchtsanfall da denke ich mir herst ich hab dich weggedr ckt weil ich nicht kann Also es gibt so Leute mit denen ich das auch kommuniziere indem ich dr ber rede Du sei mir nicht b se wenn ich dich wegdr cke ist es nicht ge gen dich dann geht es gerade nicht Ist das eh Okay Int Nr 1 IV S 11f Und Frau E ist oft berrascht wie dem tig die Leute sind oder wie wichtig manche das nehmen ein Telefonat wegzudr cken Int Nr 3 Ill S 59 Also Menschen m ssen einem nahe sein damit sie ertragen auch einmal auf die Seite geschoben zu werden Wer nicht zur Umgebung geh rt ist ein harter Kno chen l sst sich nicht leicht wegdr cken Will man nicht dass jemand b se ist re det man ber das Wegdr cken Die Quellbereiche der Aussagen weisen starke emotionale Bez ge auf Man bekommt einen Tobsuchtsanfall will nicht dass je mand b se wird muss geduldig dem tig sein Wegdr cken als abstrakter Zielbe reich bernimmt die Funktion bzw dient als Strategie der Emotionskontrolle was an das Argument des Handys als Instrument des
40. hrung zu vollziehen und zwar so dass sie sich selber 1 Zur Erl uterung verweist Foucault auf das Dispositiv der Inhaftierung Es wurde als wirksames Mittel gegen Kriminalit t angewandt mit dem Effekt dass Milieus der Delinquenz entstehen Und dem Gef ngnis kommt die Aufgabe zu die Delinquenz professionell durch Konzentration und Filte rung zu verwalten vgl Foucault 1976 S 12 192 7 Connecting People Sozialtechnik Mobiltelefonie transformieren sich selber modifizieren und einen bestimmten Zustand von Voll kommenheit Gl ck Reinheit bernat rlicher Kraft erlangen Foucault 1984 S 32 Was hier ein wenig esoterisch klingt ist der Versuch mit dieser Begrifflichkeit m glichst viele Lebensbereiche abzudecken um dadurch vielf ltige Praxen der Formung und Ausgestaltung von Subjektivit t zu erm glichen Dies reflektieren auch die Beitr ge der Gouvernementalit tsstudien die etwa K rperpraktiken wie zum Beispiel Wellness vgl Duttweiler 2005 analysieren K rperpraktiken als Selbsttechnologien zu analysieren spiegelt sich auch im Umgang mit dem Handy wider Der Diskurs ber die Sch dlichkeit von Handys schl gt sich in individuellen Handhabungen nieder zum Beispiel wenn das Handy nicht am K rper getragen vgl Int Nr 6 I und keinesfalls in den Kinderwagen gelegt wird ebda S 78 Diese Technologien des Selbst haben wesentlich zu den Ideen von Subjektivit t in der jeweiligen Epoche beigetragen Unter
41. indiskreter als die eigenen Kathleen Cumiskey versucht es mit der Attributionstheorie zu erkl ren die besagt dass man das Verhalten anderer Menschen anders beurteilt als das eigene Cumiskey 2005 S 226ff 15 Die Aussage wird dem britischen Starjournalisten John Humphreys zugeschrieben vgl Burgess 2004 S 10 5 Entgrenzungsmaschine und Medium individueller Mobilisierung 113 che wie private Rollen in der Umgebung zu sensibilisieren Etwa wenn eine Mutter jeden Tag auf dem Weg zur Arbeit im selben Bus ihren Sohn telefonisch weckt Oder indem man etwas ber die vielf ltigen Sprach oder Computerkenntnisse seines Sitznachbars erf hrt und ggf sogar Empathie f r sein Gegen ber empfin det das gerade von seiner ihrer Partnerin betrogen wurde Fortunanti 2005 S 215 f Das Mobiltelefon ersch ttert das neuzeitliche Ph nomen des Intimit tskul tes als zentrale Erfahrung ihr aggressives Heldentum nach au en und ihr bescheidenes Antiheldentum nach innen hat das Handy den Menschen in gewisser Weise die Chance gegeben sich der Welt zu ffnen Fortunanti 2006 S 178f e Das Handy ist eine Entgrenzungsmaschine Es weicht die Bereiche ffentlich privat auf gewollt in Form des inszenierten Telefongespr chs Stage Phoning oder ungewollt indem Informationen von der Hinterb hne in den Vordergrund kommen oder weil berufliche und private Rollen kollidieren e Das Handy ist eine Kontaktmasch
42. keiten mit einer Zunahme von Optionen kompensiert die zu einer Tyrannei der M glichkeiten f hre wobei Hyperaktivit t die Grundfigur der Gegenwart sei vgl Gross 1994 S 15f Dabei sollte die Theoretisierung von Wahlm glichkeiten nicht gleichgesetzt werden mit der tats chlichen sozialen Mobilit t Die einstmals post modern avantgardistische Vorstellung einer individuell selbst gebastelten Patch work Biographie mit nicht linearen Berufswegen und wechselnden privat famil ren Lebenssituationen wird f r immer mehr Menschen zur oftmals gar nicht so frei gew hlten Alltagsrealit t Die wachsende Zahl der M glichkeiten konfrontiert das Individuum mit einer wirtschaftlichen wie psychischen Dynamik die zwischen Autonomie und Prekarit t angesiedelt ist Wie ambivalent die neue Arbeitswelt beurteilt wird zeigt sich auch in der Sichtweise der AutorInnen Nennen es die einen Intelligentes Leben jenseits der Festanstellung vgl Friebe Lobo 78 Was eine Patchwork Biografie ist l sst sich auch in Zahlen ausdr cken vgl Keupp 2000 S 5 In den USA arbeiten ein Drittel aller Besch ftigten in ihren aktuellen Jobs k rzer als ein Jahr zwei Drittel der Besch ftigten arbeiten in ihren aktuellen Jobs weniger als f nf Jahre in einer Firma Und galt noch bis in die 80er Jahre in Gro britannien die 40 40 Regel dies hie 40 Stunden 40 Jah re fallen heute nur noch 30 Prozent der Arbeitnehmerlnnen in diese Kategorie
43. nein noch schneller unmittelbar wirklich Dabei handelt es sich genau genommen um eine Arbeitsverdichtung die die Betroffenen aber als Beschleunigung wahrnehmen Arbeitsverdichtung deshalb weil die Dinge anstatt nacheinander nun verst rkt gleichzeitig gemacht werden Pr gnant beschreibt Herr J die ver nderten Arbeitsprozesse im Baugewerbe die auf eine Verk rzung von Kommunikationsarbeitsprozessen von 20 auf 2 Stunden hinauslaufen damals war es so einer ruft um zehn am Vormittag bei mir im B ro an die Sekre t rin schreibt es mir auf ich erhalte die Info um 16 h wenn ich ins B ro komme und reagiere auf den Anruf wenn ich nicht zur ckrufen kann beispielsweise weil der nicht mehr im B ro ist mit einem Fax dass der am n chsten Tag erst um acht 9 Arbeit und Mobiltelefon 285 in der Fr h hat das hei t wir haben fast 20 Stunden von Anfrage bis zur Antwort und durch das Handyzeitalter ist dieser Zyklus sag ich mal entweder es geht di rekt im Sekundentakt oder wir sind im Mailboxzeitalter wo man auch sagen kann bring ich diese 20 Stunden von fr her schon runter auf zwei drei Stunden maximal Int Nr 5 Il S 45 Der Architekt und Grafiker Herr K f hrt das gestiegene Arbeitstempo auf die tele kommunikativ bedingten radikalen Ver nderungen in der Arbeitsorganisation zu r ck dass er als chaotische Form mobilen Ad Hoc Delegierens beschreibt Ich merke auch dass ich heute viel ungeduldig
44. ortsfern oder asynchron und ortsnah Trennt das Telefon das Gespr ch vom kon kreten Gespr chs Visavis l st das Mobiltelefon die Gespr chssituation von ihrer Ortsgebundenheit Beide Telefonierpraktiken bringen eigene kommunikative Mus ter hervor die sich vorrangig um die sprachliche Vermittlung non verbaler Kom munikation bzw kontext und ortsrelevanter Information drehen So vertraut dass es einem erst bewusst wird wenn man es vermeiden will ist die Versprachlichung visueller Gesten So wird aus einem Nicken ein zustimmendes Mhmm und aus einer ungl ubig hochgezogenen Augenbraue eine fragendes Wirklich Inso fern f hrt die Mobiltelefonie zu einer Intensiverung der sprachlichen Kommunikati on um so den Rahmen der Gespr chsbeziehung zu festigen 133 Wo bist du z hlt zur wichtigsten Frage am Handy Was machst du am Telefon und Wer bist du im Chat meint H flich vgl 2005 S 33 1 Dies kenne ich aus meiner Erfahrung als Radiomacherin Um sich bei einem Telefoninterview Bearbeitungszeit zu sparen verzichtet man auf diese h rbaren Zustimmungspraktiken Dies er schwert aber die Gespr chssituation weil man dem Gespr chsgegen ber nicht jenen kommunika tiven Response zukommen l sst der zur N he und Vertrautheit eines Telefongespr chs beitr gt 6 Dr cken Freigabe Was ist ein Handy 131 Das Handy bietet perfekte Anrufkontrolle und nimmt so Einfluss auf die Telefoneti kette E
45. rdert Internetf hige Mobilte lefone machen Peer to Peer Journalismus einfach handhabbar dadurch lassen sich etwa polizeiliche bergriffe schnell verbreiten und bekannt machen vgl Rheingold 2002 S 168 Rheingold spricht hier von Smart Mobs l have used the term smart mobs because believe the time is right to combine conscious coop eration the fun kind with the unconscious reciprocal altruism that is rooted in our genes ebda S 212 Bevor auf den politischen Gehalt von Smart Mobs einge 15 Hier bezieht sich Rheingold auf die popul r gewordene These des Evolutionsbiologen Robert Wright In Nonzero erkl rt er den Evolutionsprozess als fortschreitende Ausrichtung global zu ko operieren Diese Kooperation l uft auf ein Nicht Nullsummenspiel hinaus sprich eine Situation in der die Betroffenen von der Kooperation profitieren Indem Rheingold sich auf naturwissenschaftli che Argumentationsmuster bezieht blendet er Machtstrukturen innerhalb von Gruppen v llig aus 2 Grundz ge der politikwissenschaftlichen Erforschung des Mobiltelefons 25 gangen wird werden zur Orientierung nochmals die grundlegenden Fragen be z glich des demokratischen Potenzials dieses Mediums aufgef hrt Erschlie t de zentralisierte interaktive Kommunikation neue Formen der Partizipation Tr gt das Mobiltelefon dazu bei demokratische Prozesse direkter B rgerInnen n her zu gestalten Oder ist das Handy lediglich eine neue Kom
46. st rerische Angriffe auf Mobiltelefone die sportlichen Fun Handy Wurf Wettbewerbe nehme ich da aus Mehr um den Menschen als um das Ger t ging es bei dem Fall von Naomi Campell Das Modell wurde mit einigen Tagen Sozialarbeit bestraft nachdem sie ihrer Assistentin ein Handy nachwarf 272 9 Arbeit und Mobiltelefon ankert ist wie in der Welt der Leidenschaften und Begierden der Welt des Zau bers Das Handy wirkt wie ein magischer Helfer in Latours Verst ndnis der Metis der zurpraktischen Klugheit verpflichtenden Maschine Das Handy ist ein typi scher Fetisch weil wir darauf f lschlicherweise Phantasien Arbeit Gef hle Emotionen Abh ngigkeiten und Erinnerungen projizieren 2000 S 175 So hebt Frau J aus Sentimentalit t und nicht aus kologischen Gr nden ihr altes kaput tes Handy auf ich habe nach wie vor die Idee dass ich es irgendwann einmal reparieren lasse weil es an und f r sich ein gutes Handy war Das hab ich nat r lich nie gemacht aber immer wieder das schlechte Gewissen immer wenn ich es wegschmei en wollte hab ich mir gedacht nein das ist eigentlich noch so jung das kann noch nichts haben also es ist quasi nicht gespr chst chtig Int Nr 4 Ill S 54 Die soziale berformung des Handys dr ckt sich sprachlich vielf ltig aus Etwa eben wenn ein Handy noch zu jung ist man entschuldigt sich bei ihm man liebt sein Handy oder man k nnte ohne Han
47. tzung mit weitrei chenden Konsequenzen f r die geschlechtliche Arbeitsteilung Das Auto hat in diesem Arrange ment Mutter geht in Karenz und verzichtet teil bzw zeitweise auf die Berufst tigkeit B B eine doppelte Funktion Einerseits hilft es der Frau dabei die anfallende Arbeit sowie alle damit zu sammenh ngenden Wege zu bew ltigen so dass sich ihr Aufgabenvolumen noch erweitern kann andererseits dient das Auto als schnelles und flexibles Transportmittel auch ihrer Entlastung was das Arrangement f r sie wiederum akzeptabler macht Etwas zugespitzt formuliert lautet der Deal zwischen den Ehepartnern somit Auto gegen mehr Familienarbeit Die geschlechtsspezifische Arbeitsteilung auch dies ist Teil des Deals verst rkt sich Die M nner die f r den Weg zur und von der Arbeit weitgehend ohne Auto auskommen m ssen berlassen von nun an den Frauen oft s mtliche Einkaufswege und Kindertransporte Oder sie beteiligen sich daran nur noch sporadisch z B wenn sie den R ckweg von der Arbeit mit einem kleineren Einkauf verbinden oder wenn sie alle 14 Tage mit dem Auto den Getr nkegro einkauf erledigen Heine et al 2001 S 48 9 Arbeit und Mobiltelefon 299 increase the scope for work and family flexibility by enabling the micro coordination of time tasks and schedules Wacjman 2008 S 4 9 5 Zusammenfassung und Thesen berpr fung Zum Abschluss des empirischen Teils berpr fe ich die in Kapitel 3 2
48. 161 Deshalb der Untertitel seines Beitrags Z hmung und Unterwerfung von Auto und Selbst ebda Aber welche Widerspenstigkeiten m ssen Auto und Selbst aberzo gen werden Ist die alte Mythologie des Autos konnotiert mit Abenteuer Freiheit Geschwindigkeit und Gefahr so ist die neue Mythologie die Utopie eines unfall freien Verkehrs Diese Wende l sst sich gut mit Gabriele Michalitsch 2006 Buch titel beschreiben die neoliberale Domestizierung des Subjekts von den Leiden schaften zum Kalk l Das autofahrende Individuum ist ein in Radarfallen tappen des Subjekt das sich durch die finanziell sanktionierenden Ma nahmen der Ver kehrsordnung unterwirft oder die verlorene Moral des Fahrers wird an den Sicherheitsgurt delegiert wie es Bruno Latour 1996 S 30 in seinem Aufsatz ber den Sicherheitsgurt schreibt Zwischen Subjekt und Automobil etabliert sich eine neue Aufgabenteilung indem die Fahrenden sorgloser werden und die Wa gen intelligenter wodurch das Automobil zum Heteromobil wird vgl Latour 1996 S 32f Dies sind einige Beispiele daf r was Gilles Deleuze als Wandel von der Diszipli nar zur Kontrollgesellschaft benennt vgl 1993 was einpr gsam Tempolimit berwachungssysteme wie die Section Control reflektieren Der Paradigmen Wechsel besteht in der berwachung aller Autos statt nur in der Erhebung der Fahrzeuge die das Tempolimit berschreiten Im Namen der Unfallpr vention ge 7
49. 37 Das Mobiltelefon f hrt zu einer aufschlussreichen Zweig leisigkeit einerseits beg nstigt es eine fr here Eigenst ndigkeit und erweitert die Handlungsspielr ume Jugendlicher zugleich f hrt es zu vermehrter Kontrolle durch die Eltern In diesem Sinne ist eine weitere Metapher f r das Handy die elektronische Leine treffend f r diese technologisch unterst tzten Formen der Selbstst ndigkeit Herr Q sieht privat den gr ten Vorteil der mobilen Erreichbar keit als seine Kinder begannen abends wegzugehen Wie war das bei uns wir sind fortgegangen um 10 Uhr musst du zu Hause sein Ja aber kein Mensch hat um 10 Uhr auf die Uhr geschaut irgendwann um 1 Uhr ist dir eingefallen oh Gott ich muss um 10 Uhr zu Hause sein die Eltern waren schon halb bewusstlos vor lauter Sorge das war nat rlich ein Effekt der war f r mich als Elternteil ganz wichtig wenn sie jetzt wirklich nicht gekommen sind oder sp ter gekommen sind haben entweder sie angerufen oder wir haben angerufen Ja was ist los Int Nr 15 l1l S 187 Hier tritt nochmals deutlich hervor dass die in Kapitel 9 2 5 beschriebene Aufweichung rigider Zeitordnungen das Softening einen ent lastenden Faktor darstellt Sehen Eltern abgesehen von der finanziellen Belas tung die mobile Erreichbarkeit durchwegs positiv ist es f r Jugendliche zwie sp ltiger So werden mitunter die Anrufe der zumeist M tter als st rend und r gerlic
50. 6 S 54 71 Heidegger Martin 1985 Die Technik und die Kehre Opuscula Pfulingen G nther Nes ke Verlag Heine Hartwig Mautz R diger Rosenbaum Wolf 2001 Mobilit t im Alltag Warum wir nicht vom Auto lassen Frankfurt am Main Campus Hochschild Arlie 2006 Keine Zeit Wenn die Firma zum Zuhause wird und zu Hause nur Arbeit wartet Opladen Verlag f r Sozialwissenschaften Geschlecht und Gesellschaft H flich Joachim 1996 Technisch vermittelte interpersonale Kommunikation Grundla gen organisatorische Medienverwendung Konstitution elektronischer Gemeinschaf ten Opladen Westdeutscher Verlag 334 Literaturverzeichnis H flich Joachim R 2003 Part of Two Frames Mobile Communication and the Situa tional Arrangement of Communicative Behaviour In Nyiri Krist f Hg Mobile De mocracy essays on society self and politics Wien Passagen Verlag S 33 53 H flich Joachim R 2005 A Certain Sense of Place Mobile Communication and Local Orientation In Nyiri Krist f Hg A sense of place The Global and the Local in Mo bile Communication Vienna Passagen Verlag S 159 168 H flich Joachim R 2005a An mehreren Orten zugleich Mobile Kommunikation und soziale Arrangements In R Joachim H flich und Julian Gebhardt Hg Mobile Kom munikation Perspektiven und Forschungsfelder Frankfurt am Main Peter Lang Ver lag H flich Joachim R 2005b Vom h uslichen Telefonieren zur Priva
51. Arbeit wie ein bunter Farbklecks zu wirken der viel f ltige Forschungsfragen anst t Ein Grund f r den relativ einseitigen Besch fti gungsfokus mag auch an der Zugh rigkeit zu einem Denkkollektiv liegen Diesen Begriff entwickelte der Mediziner und Wissenschaftstheoretiker Ludwik Fleck der drei Faktoren an jedem Erkenntnisprozess beteiligt sieht das Individuum das Kollektiv und die objektive Wirklichkeit das Zu Erkennende Zur Erkl rung w hlt er ein anschauliches Beispiel Das Individuum ist dem einzelnen Fu ballspieler vergleichbar das Denkkollektiv der auf Zusammenarbeit eingedrillten Fu ball mannschaft das Erkennen dem Spielverlauf Vermag und darf man diesen Verlauf nur vom Standpunkte einzelner Fu st e aus untersuchen Man verl re allen Sinn des Spiels Fleck 1980 1935 S 62 Insofern erhebe ich den Anspruch die eigene Zugeh rigkeit zu einem Denkkollektiv zu erkennen zu benennen und die damit einhergehenden Grenzen der Erkenntnis Interpretation zu analysieren Ver pflichtet f hle ich mich den dekonstruierenden Machtanalysen Foucaults und der politisch konomischen Neoliberalismuskritik mit dem Einwand dass subjektives Handeln nicht in herrschaftlich angeleiteten Fremd und Selbstf hrungstechniken aufgeht Ebenso faszinierend finde ich Latours Arbeiten die eine Aufl sung des abendl ndischen Denkens innerhalb der Subjekt Objekt Polarit t fordern zugleich erscheinen sie mir noch ein wenig spektakul
52. Art Abwesenheit aufzuzeigen ein Grundzug von Telepr senz Deshalb nennt Annette Spohn das Telefon einen Abwesenheits Reflektor 2000 S 106 Wenn Telefonieren das Herstellen von Verbindungen ist so ist das Ge genteil davon Warten Der M glichkeitsraum wird zum Warteraum weshalb das Telefon in Film und Literatur gern als dramaturgisches Element eingesetzt wird vgl Spohn 2000 Zelger 1997 S 184ff Einf hlsam schildert Roland Barthes das Warten auf den Anruf der Geliebten Das Warten auf einen Telefonanruf ist ad infinitum ohne dass man es sich einzugestehen wagte mit kleinen Verboten belegt Ich versage es mir das Zimmer zu verlassen auf die Toilette zu gehen selbst zu telefonieren um die Leitung freizuhalten ich leide aus demselben Grunde darunter dass man mich anrufen k nnte ich gerate au er mich bei dem Gedanken wie nahe der Zeitpunkt ist wo ich selbst ausgehen muss und damit Gefahr lau fe den erl senden Anruf zu verpassen Denn die Erwartungsangst will mich in einem Sessel in Reichweite des Telephons finden unt tig Barthes 1988 S 98f Wer im Zeitalter der Mobiltelefonie aufgewachsen ist kennt diese missliche Situa tion nicht Daf r kennt manche r das Ph nomen des Phantom Klingelns Ange sichts akustischer Omnipr senz von Handys h ren manche ein L uten dass gar keines ist Auf originelle Manier amalgamiert die Telefonpraktik des Beeping Flashing die Gleichzeitigkeit von An
53. Befragten zwei Ger te als wenig praktikabel erwiesen kann als Hinweis f r die These vom Handy als Ich Erweiterung interpre tiert werden 9 2 Selbstmanagement soziotechnische Matrix technologiefor mierter Subjektivierung Wie bereits in Kapitel 7 1 aus der begrifflichen Auseinandersetzung mit Technik soziologie und Sozialtechnik hervorgegangen ist wirkt technisches Handeln hand lungsformierend Ger te Handeln ist untrennbar mit nicht technischer Handlungs integration verbunden da Ger tetechnik eine Formalisierung von Handlungsab l ufen einfordert vgl Joerges 1988 S 23 Es macht eine Denkweise anschluss 9 Arbeit und Mobiltelefon 231 f hig die Selbstmanagement als Sammelbegriff innerer und u erer Lebensf h rung als soziotechnische Matrix begreift Historisch dr ngt sich ein Vergleich zur Hygienebewegung Anfang des 20 Jahrhunderts auf beides medial omnipr sente Diskurse die auf eine andauernde selbstt tige Ver nderung menschlicher Gewohnheiten und Lebensweisen abzielt Selbstmanagement als Kunst sich selbst zu f hren Seiwert 2005 S 1 umfasst mehrere Teilbereiche Selbstmarke ting Die Marke ICH Seidl und Beutelmeyer 2006 S 1 effiziente Alltagsf hrung 215 und So kriege ich die Dinge geregelt Allen 2010 S 1 Simplyfy your Life Selbst Disziplinierung So z hme ich meinen inneren Schweinehund M nchhau sen von 2002 S 1 Selbstmanagement beinhaltet aber auch
54. Begr ndet wird dieser Wandel mit der Zunahme an Informationsmaschinen f r die das wichtigste Qualit tskriterium von Wissen die Speicherung in Datenbanken ist So forderte Lyotard also bereits vor ber 30 Jahren die Offenheit und allgemeine Zug nglichkeit von Datenbanken 16 Der Flow Begriff geht auf den ungarisch amerikanischen Forscher Mihaly Csikszentmihalyi zu r ck der darstellt wie optimale selbstbestimmte Arbeitsprozesse Gl cksgef hle ausl sen 6 Dr cken Freigabe Was ist ein Handy 165 len auf eigene Handlungsroutinen erm gliche es ber Datenvisualisierung einen Selbstbeobachtungsstatus f r Individuen Russegger 2009 S 182 einzuf hren So k nne die Komplexit t zur Modellierung gen tzt werden um das Smartject als Klugheitsverst rker ebda aktiv werden zu lassen Welche Wirkkr fte hier dem spielerischen Tun zugeschrieben werden halte ich f r nahezu besorgniserregend bertrieben Wichtig dabei ist die Ablehnung einer moralisch konnotierten Abwer tung des Handys als Spielzeug weil das Spielerische vielf ltige Funktionen im Alltagsleben und bei den Handlungsroutinen einnimmt wie auch in den Interviews sp ter thematisiert wird Die Frage wann und warum Eltern ihren Kindern Handys schenken bringt die Doppeldeutigkeit des Mobiltelefons als Spiel und Werkzeug auf den Punkt So sehen achtj hrige Kinder im Handy meist noch mehr ein Spiel zeug Da Eltern ihren Kindern Handys schenken um sie erreic
55. Connecting People Sozialtechnik Mobiltelefonie 197 w hnt man die Menschen an berwachungstechnologien und so wird Der Ver kehr zum Einfallstor f r den Polizeistaat Kr ger 2004 S 162 Wie im Namen der Sicherheit das Mobiltelefon zur Erhebung von Lokalisierungsdaten eingesetzt wird derzeit noch auf Abruf aber bereits geplant als Datenvorratsspeicherung habe ich bereits in Kapitel 2 1 thematisiert In sogenannten Fahrer Assistenzsystemen fusionieren Auto und Mobiltelefon im Dienste des Ziels unfallfreien Fahrens Dabei werden via GPS Informationen der Fahrzeugelektronik wie etwa Fahrgeschwindigkeit Tankf llung Bremsfl ssigkeit oder Au entemperatur kombiniert Motorola entwickelt unter dem vielsagenden Namen Digital DNS ein System das den Fahrenden via dem in der Wind schutzscheibe eingebauten Display signalisiert wenn das vorausfahrende Fahr zeug bremst wodurch Auffahrunf lle reduziert werden sollen vgl Kr ger 2004 S 164 Neben der Regelung des individuellen Fahrverhaltens wird unter dem Begriff Telematik die Steuerung aller VerkehrsteilnenmerInnen angedacht Etwa durch Stauwarnungen die direkt an das GPS System im Auto ergehen erhoffen sich Experten eine Erleichterung der Lenkung der Verkehrs Str me Der Einsatz von Telekommunikation und Informatik im Fahrzeug z hlt daher zu den erwartungs starken Zukunftstechnologien um das Verkehrsaufkommen bew ltigen zu k n nen Mit dem Argum
56. Das Mobiltelefon als kommunikative Universalmaschine birgt das Potenzial indivi duellen Gesundheitsmonitorings Gerade die physische N he des Ger ts weil man das Handy eben wie Schl ssel und Geld immer mit dabei hat pr destiniert es f r gesundheitliches Monitoring Gerade f r Menschen mit chronischen Erkran kungen wie etwa Diabetes und individuellen Gesundheitsrisiken etwa Bluthoch druck kann das Mobiltelefon mit zus tzlichen Handy Apps zur mobilen Analyse station werden Das Herz Handy wurde f r Menschen mit Herzproblemen entwi ckelt die ber das Handy per Notfalltaste an ein medizinisches Service Center angebunden sind Zus tzlich kann mit einer Sonde ein EKG erstellt und bertra gen werden und in Akutf llen ortet das integrierte GPS System den die Patientin vgl Sack Hehn Krukenberg et al 2005 F r die Zielgruppe lterer gebrechli cher allein lebender Menschen wurde das BodyPHONE entwickelt Es wird direkt am K rper getragen und verf gt ber eine gro e Notruftaste die ggf sofort eine Sprachverbindung zur Notrufzentrale herstellt Stehen derzeit viele mobile Anwen dungen der Telemedizin wie der virtuelle Arztbesuch via Handykamera noch in der Testphase ergeben sich Fragen mit erheblichen gesellschaftlichen Auswir kungen Wie kann individuelle Datensicherheit gew hrleistet werden In welchem Zusammenhang stehen Formen elektronischer Gesundheits berwachung mit der 178 6 Dr cken Freigabe Was ist e
57. Druck Konzentration hergestellt werden die zur Durchf hrung des gew nschten Vorgangs z B einer chemischen Reaktion erforderlich sind zit n Lisop 1994 S 67 Nach dieser Beschreibung w re das Telefon kein Appa rat was erkennbar macht dass eine deutliche Abgrenzung schwer m glich ist Ich kann Lisop nur zustimmen wenn sie sagt dass die Breite der Wortbedeutung viel aufschlussreicher als ihre messerscharfe Trennung voneinander ist eb da Der Fremdw rterbuch Duden vgl 2011 zeigt sieben Eintr ge 1 zusammengesetztes mechanisches elektrisches oder optisches Ger t Telefon Radio Fernsehger t Elektrorasierer Fotoapparat 3 Gesamtheit der f r eine wissenschaftliche Aufgabe ben tigten Hilfsmittel Gesamtheit der zu einer Institution geh renden Menschen u technischen Hilfsmittel 5 kritischer Apparat 6 salopp Gegenstand seltener auch Person die durch au ergew hnliche Gr e bzw Aussehen Aufsehen erregt 7 Gesamtheit funktionell zusammengeh riger Organe Sehapparat Das Mobiltelefon als Apparat zu denken erlaubt mehrere Bezugnahmen Zu n chst macht es deutlich dass ein Apparat im Unterschied zum Ding nicht allein als Einzelnes f r sich seiendes Objekt steht sondern ein technisches System be n tigt So setzt die Mobiltelefonie eine fl chendeckende technische Infrastruktur aus Mobilfunk und Festnetz voraus die nat rlich eine Elektrifizierung und da mit eine Einb
58. Gegen ber ein alter Ego oder ein Du werden und nicht als totes Ding erscheinen Schachner 1997 S 18 Der Computer l st als Paradigma die Maschine Mensch Beziehung ab Wiederer kennbar wird dies daran dass in Alltagsdiskursen die Maschine Metaphern immer fter durch Computer Metaphern abgel st werden Marvin Minsky spricht etwa von gro artigen Computern im menschlichen Gehirn Coy Bonsiepen zit in Schaper Rinkel 2003 S 39 Die Abl se der Maschinen durch die Computer Metapher r ckt die menschliche Lernf higkeit und die Bedeutung vernetzten Den kens in den Vordergrund Die Anf nge des Computers liegen in der Rechentechnik lat computare rech nen und die ersten analytischen Maschinen fungierten als Rationalisierungs technik die nicht unwesentlich zum industriellen Strukturwandel im 19 Jahrhun t und viele Menschen arbeitslos machte Darauf bezieht sich dert beigetragen ha auch McLuhan wenn er die Maschine vom Medium dahin gehend unterscheidet dass die Maschine auf Fragmentierung und das Medium auf Vernetzung abzielt Technikhistorisch markiert der Computer den Bruch zur Maschine Digitalit t wird 154 Mittels der Rechenmaschine von Babbage konnten mit dem Jaquard Webstuhl automatische Muster eingewebt werden was zuvor eine anspruchsvolle und zeitintensive Handarbeit war Ada Lovelace die Tochter des Literaten Lord Byran schrieb das erste Programm f r die Lochkarten des Webstuhls und gilt seither
59. J das w re sch n und nachher mache ich das und J ssas na f r den darf ich das nicht vergessen und die Kinder brauchen das und das und dann muss ich noch schnell also f nf Sachen gleichzeitig und wenn mich dann jetzt noch jemand anruft wo ich in meinem Kopf das absolute Organi sieren hab dann kann schon sein dass ich sehr knapp angebunden bin Int Nr 6 1 S 79 8 Schirrmachers Buch dominieren neurowissenschaftlichen Studien und Ergebnisse der Hirnfor schung meist auf ein feuilletonf higes Zitat verk rzt der ich skeptisch gegen berstehe da ich in der Neurowissenschaft keine Gesellschaftswissenschaft sehe vielmehr ein ideologisches Kon strukt von Gesellschaft Oder eine Gouvernementalit t eine Art zu regieren wie es Petra Schaper Rinkel in einem Vortrag ber Die neurowissenschaftliche Gouvernementalit t an der Universit t Potsdam im Juni 2006 vorgeschlagen hat 22 Thematisch passend hat die Kommunikationswissenschaftlerin Miriam Meckel eine britische Studie ausgegraben die zwei Gruppen Aufgaben l sen l sst eine Gruppe empf ngt zeitgleich E Mails die andere Gruppe hatte zuvor Marihuana konsumiert Dennoch erzielte die eingerauchte Gruppe deutlich bessere Ergebnisse vgl Meckel 2007 S 88 9 Arbeit und Mobiltelefon 257 Mobil Telefon und Multitasking haben eine lange gemeinsame Geschichte Be reits in den 1930er Jahren bewarb man das Festnetz Telefon damit dass es der Hausfrau e
60. Kommunikation via E Mail und Internet nicht m glich gewesen Alt vater Mahnkopf 1996 amp Bei Berufsgruppen die besonders stark geschlechtsspezifisch segregiert sind verzichte ich auf eine geschlechtsneutrale Schreibweise um so auf die Gender Thematik aufmerksam zu machen Als Beispiel f r den globalen Wettbewerb um Arbeit w re das Beispiel indischer Call Center Agents aufzugreifen die im Schnitt besser qualifiziert und h her motiviert sind als ihre europ i schen Kolleginnen Sennett 2007 S 72 Was in Europa ein schlecht bezahlter prek rer Job auf Zeit ist den vor allem StudentInnen und Wieder EinsteigerInnen machen ist in Indien ein attrakti ver Arbeitsplatz mit gutem Einkommen hohem Sozialprestige und lukrativen Aufstiegsm glichkei ten indem etwa selbst eine Firma gr ndet wird 72 4 Das neoliberale Subjekt und seine kommunikativen Apparatschaften Humankapital ist wichtig weil in modernen Gesellschaften die Produktivit t auf Schaffung Verbreitung und Nutzung von Wissen beruht Becker 1996 S 220 Jeder Mensch verf gt ber ein Humankapital gt In das er investieren kann Wei terbildung und so auf die H he Einkommensstr me zu generieren Einfluss nimmt Essenz der Konzeption des Humankapitals liegt in der Eigenverantwort lichkeit der des Arbeitnehmerin f r ihr sein Einkommen Dabei ist die Akkumulati on von Humankapital keineswegs egoistisch sondern tr gt durc
61. Mann angerufen Bitte schalte sie ein oder wenn ich irgendwas meinen Kindern sagen will rufe ich sie an oder schicke eine SMS weil ich mir denke okay jetzt haben sie noch Schule wann wirklich Pause ist wei ich nicht ich schicke eine SMS das st rt nicht und sie sehen es auf jeden Fall und wissen so und so Int Nr 19 IV S 225 Wie in Kapitel 6 aufgez hlt vervielf ltigt der multimediale Charakter die Einsatz m glichkeiten des Handys drastisch Vor allen Dingen mit der Handygeneration der Smartphones erm glicht es zwischen m ndlichen schriftlichen audio visuellen und akustischen Kommunikationsformen zu variieren was zur weiteren Ausdifferenzierung des Nutzungsverhaltens f hrt Im n chsten Punkt beschreibe ich schriftliche wie visuelle Dokumentations Routinen im Umgang mit der Handy nutzung Welche SMS werden warum aufgehoben Welche Ereignisse werden per MMS Bildbotschaft aufgezeichnet bzw dokumentiert 9 2 2 3 Dokumentieren Ich w rd sie ja alle aufheben wahrscheinlich aber ich k mpfe um jede SMS irgendwie und was mir wichtig ist mein Speicher ist immer so voll dass ich nur zwei neue kriegen kann und wenn dann eine von den beiden neuen quasi so wichtig ist dass ich es aufheben m chte dann muss ich 9 Arbeit und Mobiltelefon 253 halt irgendwie ltere wieder l schen Aber je lter die SMS werden desto wertvoller werden sie weil das ja so eine Art Tagebuch ist und das sind d
62. MedienRevolutionen Beitr ge zur Mediengeschichte der Wahrnehmung Bielefeld transcript S 121 146 Holtgrewe Ursula 2006 Flexible Menschen in flexiblen Organisationen Bedingungen und M glichkeiten kreativen und innovativen Handelns Berlin edition sigma Holzkamp Klaus 1983 Grundlegung der Psychologie Frankfurt am Main Campus Howe Jeff 2006 The Rise of Crowdsourcing In Wired 14 06 2006 Literaturverzeichnis 335 Hrachovec Herbert 2002 Vermittelte Gegenwart In Nyiri Krist f Hg Allzeit zuhan den Gemeinschaft und Erkenntnis im Mobilzeitalter Wien Passagen Verlage S 109 120 Hutton H Patrick 1993 Foucault Freud und die Technologien des Selbst In Rux Mar tin Martin Luther H et al Hg Technologien des Selbst Frankfurt S 144 168 Illich Ivan 1998 1975 Selbstbegrenzung Eine politische Kritik der Technik M nchen Becksche Reihe Ilouz Eva 2006 Gef hle in Zeiten des Kapitalismus Adorno Vorlesungen 2004 Frank furt am Main Interviews 2008 19 pers nliche Interviews gef hrt von der Autorin Seitenangaben be ziehen sich auf das Interview Gesamtdokument J ger Siegfried 2001 Dispositiv In Kleiner Marcus S Hg Michel Foucault Eine Einf hrung in sein Denken Frankfurt am Main Campus Studium S 72 90 Jaur amp guiberry Francois 2000 Mobile Telecommunications and the Management of Time In Social Science Information Vol 39 no 2 S 255 268 Je
63. Mobilkommunikati on Eine Analyse von Paar Familien und Freundschaftsbeziehungen In Thiedeke Udo Hg Soziologie des Cyberspace Medien Strukturen und Semantiken Wiesba den VS Verlag f r Sozialwissenschaften S 240 283 D ring Nicola 2005 Psychologische Aspekte der Mobilkommunikation In H flich R Joachim Gebhardt Julian Hg Mobile Kommunikation Perspektiven und For schungsfelder Frankfurt am Main Peter Lang Verlag S 61 87 D ring Nicola 2006 Handy Kids Wozu brauchen sie das Mobiltelefon In Dittler Ull rich Hg Machen Computer Kinder dumm Wirkung interaktiver digitaler Medien auf Kinder und Jugendliche aus medienpsychologischer und mediendidaktischer Sicht M nchen KoPaed Verlag S 45 67 D rrenb cher Christoph 1999 Vom Hoflieferanten zum Global Player Unternehmens reorganisation und nationale Politik in der Welttelekommunikationsindustrie Berlin Ed Sigma Dreyfus Hubert L Rabinow Paul Hg 1987 Michel Foucault Jenseits von Struktura lismus und Hermeneutik Weinheim Literaturverzeichnis 329 Duttweiler Stefanie 2005 K rper Geist und Seele bepuscheln Wellness als Tech nologie der Selbstf hrung In Orland Barbara Hg Artifizielle K rper lebendige Technik Technische Modellierungen des K rpers in historischer Perspektive S 261 277 Duttweiler Stefanie 2007 Beratung als Ort neoliberaler Subjektivierung In Anhorn Bettinger Stehr Hg
64. Nutzungsweisen aufzuf chern um gemeinsam mit der statistischen Auswertung und den Ergebnissen der Interviews ein m glichst facet tenreiches Bild zu zeichnen wie berufst tige Erwachsene Ende der Nullerjahre Handys nutzen Wenngleich sich die Palette technischer Features best ndig er weitert werden im Folgenden die aus heutiger Einsch tzung wichtigsten Nut zungsweisen beschrieben Eine ad quate Weise die Vielfalt und Vielschichtigkeit dieses Kaleidoskops an Nutzungsweisen vorzustellen liegt in der formlos additi ven Aufz hlung der Funktionen Nutzungsweisen und Bedeutungszuschreibun gen Davon ausgehend erfolgt eine soziologische Kategorisierung der Funktio nen eine kommunikationswissenschaftliche Einordnung der Kommunikationsfor men sowie eine techniksoziologische Verortung im jeweils entsprechenden theore tischen Bezugsrahmen 141 Zu diesem Zeitpunkt war die Verbreitung sog Smartphones noch vergleichsweise gering aller dings wurden Multifunktionshandys von einigen bereits genutzt Smartphones bieten geb ndelt und bequem bereits so viele Funktionen an dass man sie als Minicomputer bezeichnen kann also ein Ger t das die Konvergenz zwischen Telefon E Mail und Internet umsetzt Die Tendenz solche Multifunktionsger te zu nutzen war bereits zu dem Zeitpunkt als ich die Interviews durchf hrte erkennbar Damals waren es aber in erster Linie sehr technikaffine bzw berufsbedingt sehr mobile NutzerInnen die sich bereit
65. Orten zugleich H f lich 2005a ist telepr sent Die Urteile ber diese Entr umlichung fallen unter schiedlich aus F r Paul Virilio f hrt Telepr senz zu einer Tyrannei der Informati on und Echtzeit indem die r umliche Pr senz verschwindet gewinnt die Zeit an Bedeutung vgl Virilio 1998 Joshua Meyrowitz vgl 1985 sieht in der Entr umlichung eine Ursache f r eine gewisse Orientierungslosigkeit der Men schen weil sie ihren Platz in der Welt nicht mehr kennen w rden In diesem Ver st ndnis f hrt Entr umlichung zum Bedeutungsverlust des realen Raumes zu gunsten des Virtuellen Herbert Hrachovec fordert daher Die bertreibungen rund um Telepr senz ernst zu nehmen weil die Entkopplung der sinnlichen Wahrneh mung r umlicher Gegenst nde und deren aktueller Anwesenheit eine epistemolo gische Herausforderung bedeutet Hrachovec 2002 S 112 Der schieren Hori zontlosigkeit dieser Frage bewusst soll der Untersuchungsgegenstand wieder auf das Mobiltelefon als ortsungebundenes Medium zur ckgef hrt werden Die Ortlo sigkeit des mobilen Telefonierens betrifft e das Verhalten im ffentlichen Raum Konkret verlangt der Aspekt der Entr umlichung durch die Mobiltelefonie besonde re Formen der Vergegenw rtigung die f r interpersonelle Kommunikation n tig sind Praktiken dieser Vergegenw rtigung reichen von der klassischen telefoni schen Einstiegsfrage Wo bist du bis zum Abstecken des Raumes Territor
66. Poster Mark 2005 Digitally local Communications Technology amp Space In Ny ri Krist f Hg A sense of place The Global and the Local in Mobile Communication Vienna Passagen Verlag S 31 42 Literaturverzeichnis 343 Profil 2006 Gute Verbindung Nokia startet eine neue ra des Telefonierens In profil Das unabh ngige Nachrichtenmagazin 37 8 S 109 Pross Harry 1972 Medienforschung Film Funk Presse Fernsehen Darmstadt Wien Habel Rafael Vincente 2003 The Cell Phone and the Crowd Public Messianic Politics in the Contemporary Philippines In Public Culture 15 3 S 399 425 Rakow Lana F 1992 Gender on the line women the telephone and community life Urbana Univ of Illinois Press Rakow Lana F Navarro Vija 1993 Remote mothering and the parallel shift Women meet the cellular telephone In Critical Studies in Mass Communication 1993 Vol 10 No 2 S 144 157 Rammert Werner 1993 Technik aus soziologischer Perspektive Forschungsstand Theorieans tze Fallbeispiele Bd 1 Westdeutscher Verlag Rammert Werner Hg 2007 Technik Handeln Wissen zu einer pragmatistischen Technik und Sozialtheorie Verlag f r Sozialwissenschaften Rammler Stephan 2001 Mobilit t in der Moderne Geschichte und Theorie der Ver kehrssoziologie Berlin Ed Sigma Rapp Christian 2006 Vor dem Start ein Blick in den R ckspiegel In Technisches Mu seum Wien Hg Spurwechsel
67. Produkti on sondern der Rekreation und dem subjektiven Bed rfnis nach sozialer Distinkti on ebda Das Auto galt als Ikone der Konsumgesellschaft und es wurde zum greifbaren Substrat des politischen Versprechens Wohlstand f r alle zu schaffen Rinn 2008 S 142 Aufstiegsw nsche und Statusbest tigung ebenso wie Be friedigung des Geltungsdranges und Sehnsucht nach unreglementiertem Leben Technikbegeisterung und Geschwindigkeitsrausch Geborgenheit und Mobilit ts versprechen die Blech gewordene Aura des pers nlichen Wirtschaftswunders haftet dem Auto ebenso an wie die Schlagw rter der drohenden Umweltkatastro phe Benzinverbrauch Schadstoffemission Verkehrsl rm und Fl chenverbrauch Waldsterben und Ozonloch Wieke 2000 S 66f 8 2 2 R umliche und kommunikative Mobilit t im Postfordismus Das Auto erf hrt einen Wandel vom Konsumgut aus Vergn gen und Distinktion zum absolut n tigen allt glichen Gebrauchsgegenstand Um diese Konstellation des bergangs zu erkl ren muss das Auto in seiner Mobilit tsfunktion betrachtet 208 8 Auf dem Laufenden sein Zur Verbindung von Kommunikation und Mobilit t werden Dieser Prozess wird im regulationstheoretischen Vokabular als Transfor mation hin zum Fordismus genannt Denn Mobilit t umfasst nicht nur r umliche Beweglichkeit sondern auch geistige Wendigkeit und l sst sich ohne attributive Konkretisierung mit Flexibilit t gleichsetzen vg
68. S 95 104 Vincent Jane 2006 Emotionale Bindungen im Zeichen des Mobiltelefons In Glotz Pe ter Bertschi Stefan Locke Christ Hg Daumenkultur Das Mobiltelefon in der Ge sellschaft Bielefeld transcript S 135 142 Virilio Paul 1978 Fahren fahren fahren Berlin Merve Verlag Virilio Paul 1993 Revolution der Geschwindigkeit Berlin Merve Verlag Virilio Paul 1997 Die Eroberung des K rpers Vom bermenschen zum berreizten Menschen Frankfurt am Main Fischer Taschenbuch Verlag Virilio Paul 1998 Rasender Stillstand Frankfurt am Main Fischer Taschenbuch Verlag V lker Clara 2010 Mobile Medien Zur Genealogie des Mobilfunks und zur Ideenge schichte von Virtualit t Bielefeld transcript Vo G nter G 1993 Der Strukturwandel der Arbeitswelt und die allt gliche Lebensf h rung In Jurczyk Karin Hg Die Arbeit des Alltags Beitr ge zu einer Soziologie der allt glichen Lebensf hrung Freiburg im Breisgau Lambertus S 70 111 Vo G nter G 1994 Das Ende der Teilung von Arbeit und Leben An der Schwelle zu einem neuen gesellschaftlichen Verh ltnis von Betriebs und Lebensf hrung In Beckenbach Niels Hg Umbr che gesellschaftlicher Arbeit G ttingern S 269 294 348 Literaturverzeichnis Vo G nter G 2007 Subjektivierung von Arbeit und Arbeitskraft Die Zukunft der Beruflichkeit und die Dimension Gender als Beispiel In Aulenbacher Brigitte Hg A
69. Schreiben eine Brille ben tigte vgl Interview Nr 10 IV S 119 234 9 Arbeit und Mobiltelefon 109 Frau M Soldatin nutzt mit ihrem Blackberry Handy die automatische Ka lenderverwaltung sie tr gt alle beruflichen Termine ein Dienstpl ne Grenzein s tze hingegen private Termine notiert sie auf einem Standkalender vgl Inter view Nr 9 IV S 109 Hinsichtlich der Terminkalender Nutzung stellen die Aussa gen dieser angestellt Besch ftigten eine Minderheit dar die meisten Befragten bevorzugen einen gedruckten Kalender f r die Alltagsorganisation und lassen sich von dem Handy in erster Linie an Geburtstage erinnern Mit Abstand am inten sivsten nutzen Selbstst ndige insbesondere aus der Baubranche und aus Hand werksbetrieben die Kalender Funktion Ein Architekt kehrte aus praktischen Er w gungen zum klassischen Kalender zur ck In einem Kalender da kann ich drinnen rumschmieren da kann ich auch nachtr glich irgendwelche Dinge noch erg nzen oder ich kann sehr schnell im Durchbl ttern einen berblick gewinnen Ich muss jetzt nicht alles in irgendeine Form bringen wie das Ger t halt einen Ein trag erwartet oder braucht Int Nr 7 Il S 83 Ein weiterer elementarer Zusammenhang zwischen Handynutzung und der Not wendigkeit sich verst rkt selbst zu organisieren liegt an wachsenden Optionen Seien es Kommunikationsm glichkeiten Erlebnis Chancen oder ganz generell Wahlm glichkeiten Bereits Mitte d
70. Sicherheitsdispositiv einf gt wie ich es in Kapitel 7 2 2 beschreibe 128 6 Dr cken Freigabe Was ist ein Handy 6 2 5 Das Mobil Telefon Beziehungsmedium oder Beziehungspro these Manchmal stiften Telefone sogar Beziehungen aber meistens dienen sie zu deren Aufrechterhaltung sowie zur Pflege von Freundschaften und Bekanntschaften vgl D ring 2004 Dies gilt gleicherma en f r das Telefon wie f r seine mobile Schwester Das Handy ist ein regelrechtes Netzwerkmedium losgel st von r um lichen Begrenzungen Ein wiederkehrendes aber selten begr ndetes Ressenti ment gegen ber der Telefonkommunikation liegt in der Gespr chsqualit t Das Telefongespr ch soll weniger authentisch und gehaltvoll sein als ein Gespr ch mit einem k rperlichen Gespr chsgegen ber Das Telefonat gilt hier als mangel hafter Ersatz f r das echte Gespr ch Es stellt Verbindungen her es ist Ersatz Kommunikation oder eben eine Beziehungsprothese Es ist so beruhigend wenn man die Mutter schon allein l sst und woanders hinzieht und mit ihr eigentlich gar nichts mehr zu schaffen hat da man doch wei sie hat ein Telefon wenn sie Schwierigkeiten hat kann sie ja anrufen Genth 1986 S 15 In noch viel gr erem Ausma trifft dies auf tuvas bien das Handy zu was Wortsch pfungen wie P elektronische Nabelschnur bekunden die spe ziell f r die Eltern Kind Beziehung relevant sind In erster Linie bietet das Telefon
71. Sicht der F hrungskr fte Gruppen bzw Gemeinschaftsarbeit zwar die Gefahr der Verantwortungsdiffusion ist sie zugleich unverzichtbar weil sie die Unternehmensorganisation ebenso lebendig wie steu erbar h lt Baecker 1993 S 180 Sowohl Teamgeist wie gegenseitige Kontrolle greift ineinander da die Teammitglieder sich aufeinander konkurrierend beziehen zumindest bei bestimmten T tigkeiten Teamf higkeit definiert sich als F higkeit mit einem wechselnden Ensemble von Personen kurzfristige Aufgaben umzuset zen vgl Sennett 2000 S 148f Der Umgang mit aufgabenorientierter Arbeit ver langt verst rkt soziale F higkeiten wie rasche Probleml sungsf higkeit wobei die intensive Besch ftigung mit einem Problem teilweise dysfunktional wird hingegen gefordert wird ein professionelle und proaktiven Umgang mit uneindeutigen schlecht definierten Situationen Teamwork f rdere fl chtige Formen der Gemein schaft es vermittle die St rke schwacher Bindungen Sennett 2000 S 28 Da rin liegt eine bedeutsame Schnittstelle zwischen neuen Arbeitsformen und Subjek tivierung sie legt den Zusammenhang zwischen der steigenden Nachfrage an Social Skills wie Kooperations Kommunikations Konfliktf higkeit und Einf h lungsverm gen und neuen Arbeitsformen offen Detailreich und offensichtlich gen sslich zeigt Sennett die kontraproduktiven Folgen von Gruppen und Team arbeit auf h lt sie f r hauptverantwortlich f r die
72. Telefonpraktiken in zwei Punkten niederschl gt So bedeutet gerade in wissensbasierten Dienstleistungsberufen Kommunizieren haupts chlich E Mail Kommunikation Wie einige Befragte beschreiben und man es auch aus eigener Erfahrung kennt ist E Mail als schriftlich m ndlicher Kommunikationshyb rid leicht anf llig f r Kommunikationsmissverst ndnisse Das Handy als Form der direkten raschen Kommunikation wird gezielt eingesetzt etwa auch um diese Missverst ndnisse zu vermeiden bzw aufzukl ren Abschlie end erweist sich das Netzwerkmedium Handy ideal zur Aufrechterhaltung und Pflege relativ schwacher loser Kontakte personenbezogene Netzwerke gewinnen gegen ber ortsbezoge nen an Bedeutung 304 9 Arbeit und Mobiltelefon Je gr er die individuellen Mobilit tsanforderungen sind desto h her ist der Stel lenwert des Mobiltelefons f r den die Einzelne n die Rede ist hier von erzwun gener Mobilit t sei es durch berufsbedingte Dienstreisen oder Pendeln Diese These muss falsifiziert werden beschr nkt sie sich auf die hier angef hrten Formen erzwungener Mobilit t Nicht nur aufgrund der geringen Anzahl der PendlerInnen innerhalb des Sampels kann keine Aussage getroffen werden aus den Aussagen der Befragten l sst sich auch kein inhaltlicher Bezug herstellen Rechnet man hingegen der Kategorie der berufsbedingten Dienstreisen allt gli che Berufsfahrten hinzu best tigt sich die These Denn von den Bef
73. Theorien Argumente sind Geb ude Is that the foundation of your theory The theory stands or falls on the strength of that argu ment So far we have put together only the framework of the theory vgl 2003 1980 S 46 gt Das Autorenteam definiert eine eigene Container Metapher die eine ontologische Metapher ist weil es das grundlegende menschliche Territorialit ts Verst ndnis von Innen und Au en auf L n der Sehweisen Zust nde bertr gt Da gibt es ein Menge Land in Kansas Das Schiff kommt in Sicht Er f lltin eine Depression a a O S 29 32 64 3 Forschungsdesign Methoden und Datenerhebung Ausdruck kondensierter emotionaler kognitiver und sensorischer Erfahrungen sie geben Einblick wie Neues Abstraktes wahrgenommen und in Denkmuster vertrauten Bereichs bernommen wird Zugleich erschlie t die Metapher den indi viduellen Erfahrungshorizont einer Person Das forschende Verstehen der Sprachbilder einer Person ist durch den Horizont eines historischen Subjekts ver mittelt seine sozialen Pr gungen biografischen Erfahrungen und der Umfang sei ner Wissensaneignung erm glichen und limitieren dieses Verstehen Schmitt 2003 S 2 Metaphern sind in diesem Sinne weder rein subjektive zuf llige sprachliche u erungen noch sind sie Ausdruck kollektiver metaphorischer Kon zepte sondern es erfordert eine kontextabh ngig Identifikation und Rekonstruktion von Metaphern Anleitung f r die
74. Verkehrswegen wird das Handy zum Zeitvertreib genutzt zum Spielen alte SMS zu lesen Frau E S 36 oder Da telefoniere ich gern weil da ist mir fad wobei eigentlich ist das wie der pervers weil ich mag eigentlich nicht wenn mich wer von der U Bahn anruft weil da ist es so laut wenn ich h re wie der im Hintergrund redet Das ist die Sta tion XY das mag ich eigentlich nicht aber ich mache es selber auch weil eben die Zeit schneller vergeht Und da hab ich Zeit quasi zum Telefonieren Int Nr 8 I S 99 Frau L erfindet einerseits Ausreden um ein f r sie langweiliges Gespr ch zu beenden nutzt es andererseits aber auch um sich selbst die Zeit zu vertreiben Wenn ich Zeit hab und mir grad langweilig ist dann telefoniere ich auch gern wenn ich wei einer redet gern schalte ich entweder ab und tu ne benbei was anderes Int Nr 8 I S 99 Das Mobiltelefon erweist sich als Ger t Bereits in den 60er Jahren weist G nther Anders auf den Zusammenhang zwischen Medien konsum und dem Bed rfnis nach Zerstreuung hin Wird das Subjekt durch entfremdete Arbeit auf der Ebene der Produktion zerstreut sind es auf Konsumebene die Medientechniken wie es sich im omnipr senten Multitasking u erst Heute ist die halbierte Seele eine Alltagserscheinung Tats chlich gibt es keinen Zug der f r den Zeitgenossen mindestens f r den m igen so charak teristisch w re wie sein Ha
75. abwaschen und ich wei ja wenn ich abwasche kann ich mich ja voll auf das Gespr ch konzentrieren weil das ist ja v llig wurscht wenn ich jetzt irgendwie einen Wettex in der Hand hab oder nicht weil wenn ich auf der Couch sitz dann tu ich ja an der Decke herumknuddeln oder mit dem Kugelschreiber auf die Couch trommeln oder was auch immer oder meine Zehenn gel schneiden Int Nr 5 Il S 67 Passgenau beschreibt die Situation typische bergangsaktivit ten wie K rperpflege Haus haltsaufgaben die neben dem Telefonieren erledigt werden Diese Gespr che erfordern mehr Aufmerksamkeit und Zeit als man sie w hrend der Arbeit aufbrin gen k nnte aber nicht so viel dass es als eigener Punkt in der pers nlichen Zeit gestaltung aufgenommen w rde 231 Auf Telefonieren als erg nzende Kinderbetreuungs T tigkeit gehe ich noch eigens im Kapitel zum Handy als Instrument der Work Life Balance ein Kapitel 9 4 9 Arbeit und Mobiltelefon 259 Bekanntester Nachteil von Multitasking ist das Verzetteln Unaufmerksamkeit er h hte Fehleranf lligkeit vgl Meckel 2007 S 101f Gerade im beruflichen Kon text erkennt man zunehmend dass Mediennutzung und konzentriertes Arbeiten eher schwer zusammengehen So errechnete eine Unternehmensberatung dass 28 Prozent der Arbeitszeit von Wissensarbeitern durch Unterbrechungen verloren geht Meckel 2007 S 90 Um diese Probleme zu l sen werden technisch wie sozialtechnische L sun
76. als weiblicher Referenzpunkt f r die bis heute m nnerdominierte Computerbranche 6 Dr cken Freigabe Was ist ein Handy 153 zum unabh ngig von der konkreten Ausgestaltung durchsetzendes Wirkprinzip Passoth 2008 S 117 Der Computer wie wir ihn als PC kennen verdankt seine Breitenwirksamkeit seiner Kommunikationsfunktion die mit dem Internet eine bis dahin ungeahnte Anwendungsvielfalt bietet Der Computer ist wie das Mobil Telefon ein Netzwerkmedium welches die Existenz anderer Telefone und Inter net Anschl sse voraussetzt Manuel Castells h lt diese technologisch bedingten gesellschaftlichen Ver nderungen f r derart einschneidend dass er vom Aufstieg der Netzwerkgesellschaft spricht 2001 die eine Globalisierung des Kapitalismus zur Folge h tte welche inh rent auf Merkmalen der IKT beruht n mlich Deregu lierung und Vernetzung Da Netzwerke auf bin ren Codes beruhen n mlich Auf nahme bzw Ablehnung funktionieren sie sozial wertfrei und erm glichen indivi duelle Arbeit Zugleich w rde laut Castells die Netzwerkgesellschaft das Auftau chen neuer sozialer Bewegungen beg nstigen wobei er eine gespaltene aufge w hlte Gesellschaft portr tiert Es ist eine Welt der Gewinner und Verlierer doch oft k nnen sich die Ge winner nicht sicher f hlen und den Verlierern ist der R ckweg ins Netzwerk versperrt Es ist eine Welt der Kreativit t und der Zerst rung eine Welt die gleichzeitige
77. an Bedeutung Dieser 14 Auch in der Sozialforschung gibt es Artefakte wobei hierunter die durch die empirische Erhe bungsmethode meist ungewollt verursachten Ph nomene verstanden werden 150 So umfasst die Poiesis sowohl Techne wie Physis Heidegger 1985 S 11 151 Aus dieser Materialit t heraus entstehen artefaktbezogene Gesten die sich gerade im Laufe der Telefongeschichte signifikant ver ndert haben So l ste die W hlscheibe die imagin re Kurbel ab und wer heute ein Handy andeutend indem er sie sich zwei Finger ans Ohr h lt verallgemei nert die Geste zu Setz Dich mit mir in Verbindung AfS Arbeitsstelle f r Semiotik 2006 150 6 Dr cken Freigabe Was ist ein Handy Paradigmenwechsel wird auch erkennbar in der Techn als Kunstart die dem Menschen dienen unterst tzen soll ebenso in der Technik als Rationalisierungs kraft bis hin zur Existenzbedrohung durch Technik Diese Zuschreibungen der Technik skizzieren den Zeitgeist werden zu Zeitbildern der Technik Be cker Becker Schmidt Knapp et al 1989 In die Technologieentwicklung gehen nicht nur materielle Interessen und Sachzw nge ein sondern ebenso kulturelle Zeitbilder unbewu te ngste und W nsche individueller und kollektiver Art Und umgekehrt Technik ist in ihrer jeweils historisch ausgebildeten Gestalt auch ein uns vorgegebener Gegenstandsbereich der uns pr gt ebda S 49 Dieses Technik Verst nd
78. ch 4uusssnnnsnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnn 109 5 2 3 gt 2Olfertlicheilnimlalte ee ee 112 6 Dr cken Freigabe Was ist ein HandYy uunnssssssnnnnnennnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnn 114 6 1 Dis Kontinuit ten in der technikgeschichtlichen Entwicklung des Mobil Telefons 114 6 2 Was Handy und Telefon verbindet 444444H0nnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnen 116 vi 6 2 1 6 2 2 6 2 3 6 2 4 6 2 5 6 3 6 3 1 6 4 6 4 1 6 4 2 6 5 6 5 1 6 5 2 6 6 7 1 7 2 7 2 1 7 2 2 7 2 3 8 1 8 1 1 8 1 2 8 2 8 2 1 8 2 2 8 2 3 8 2 4 8 3 9 1 9 1 1 9 2 9 2 1 9 2 2 9 2 3 9 2 4 9 2 5 9 2 6 9 2 7 Politische Rahmenbedingungen 44sssnssssnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnn 116 Untersch tzte Innovation 444444444Hnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnennnnnnnnnnnnnnnnnnnnn 121 Zum Eigensinn der Telefonierenden 444444ssnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnn anne 122 Lebensretter Mobil Telefon 4444400snnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnn 127 Das Mobil Telefon Beziehungsmedium oder Beziehungsprothese 128 Telefon Spezifika Wer spricht wird zu Wo bist du seennnneennnnenennn 129 Verbreitungstempo Vom Statussymbol zur Selbstverst ndlichkeit 131 Telekommun
79. cu ben tippen darf Solche Menschen produzieren bis zu 300 Mails SMS oder anderen In fo M ll pro Tag und das hei t dass mindestens 300 andere Leute diesen M ll bekommen Dieser Spam f llt das was die Multitasker als ihr Netz werk bezeichnen also die Gesamtheit ihrer Opfer die gleichsam auch T ter sind Warum werden in einem Land in dem sonst alles geregelt ist ei gentlich Kommunikationsger te ohne Waffenschein verkauft Lotter 2008 S 55 Im Zeitalter elektronischer Dauererreichbarkeit f llt Kommunikationsm ll an inso fern ist es nicht verwunderlich dass das Anfang der 1990er Jahre entwickelte Konzept der Kommunikations kologie vgl Mettler Meibom 1994 wiederentdeckt wurde Kommunikations kologie besch ftigt sich mit Bedeutung und Strategien 248 9 Arbeit und Mobiltelefon um ein Gleichgewicht zwischen pers nlicher und nicht technischer Kommunikation herzustellen vgl Becker 2002 S 134ff Aufschlussreich an dieser Stelle finde ich eine theoretische R ckbindung an Fra gen des Selbstmanagements das von der Vorstellung einer effizienzorientierten Durchgestaltung des eigenen Lebens ausgeht So dient das Mobiltelefon als In strument zur Effizienzsteigerung man kann Treffen kurzfristiger gestalten R ck fragen rasch organisieren zugleich produziert es jede Menge ineffiziente Kommu nikation im Stil von Ich komme um 10 Minuten sp ter Wo bist du Was soll ich einkaufen W
80. da wird nicht auf die Uhr geschaut das ist einfach Die Leute sind verf gbar und wenn du nicht abhebst hast du es auf der Mailbox dann kannst du dir das wieder anh ren kannst wieder zur ckrufen Int Nr 10 IV S 118 22 Bei Telefon Trainings lernt man das eigene Gespr chsverhalten zu analysieren und mittels der 10 goldenen Regeln des Telefonierens zielgerichtet zu kommunizieren vgl WIFI Wien 2011 9 Arbeit und Mobiltelefon 249 Besteht f r den die eine n ein effizientes Telefonverhalten darin beispielsweise eine Mitarbeiterin rasch nach einer Auskunft zu fragen ist genau f r jene n Kol legIn dieses Telefonverhalten h chst ineffektiv weil man beim konzentrierten Ar beiten unterbrochen wird und nach dem Gespr ch wieder l nger braucht um etwa den Schreibfluss wiederzufinden Dennoch geben nur wenige Befragte konkrete Situationen an wann sie das Handy abdrehen wie etwa die Bauleiterin Frau E wenn sie gerade Pl ne zeichnet wenn ich grad konzentriert irgendwas arbei te und es interessiert mich berhaupt nicht mit dem jetzt zu telefonieren weil ich eh wei dass er mich nur nervt dann lehne ich ab also schalte ich auf lautlos Int Nr 3 Ill S 35 Ob man es sich leisten kann einige Stunden nicht erreichbar zu sein h ngt eindeutig vom Beruf bzw Besch ftigungsverh ltnis ab Von den Befragten sind es freie DienstnehmerInnen und gerade die Handwerksberufe speziell Einpersonenun
81. das menschliche Sozialverhalten so gut zu beobachten dass dies bei der Eind mmung von Epi demien hilfreich sein kann vgl Corinth 2004 2 Grundz ge der politikwissenschaftlichen Erforschung des Mobiltelefons 37 der Geolokalisierung versprechen neue Formen der Kontaktaufnahme wie der mobile Friend Finder Service im englischsprachigen Raum lovegetty genannt zeigt Nach der Registrierung und der Anlegung eines pers nlichen Profils wird der Handy Nutzer per SMS informiert wenn ein anderer Handy Nutzer mit einem zu dem eigenen passenden Profil in der N he ist So harmlos und spielerisch dies klingt beruht diese Technik auf r umlicher Echtzeit berwachung weshalb sie der renommierte Chaos Computer Club mit einem Big Brother Award f r die Miss achtung von Datenschutzrechten auszeichnete Gro e Hoffnungen in LBS setzt auch die Werbeindustrie die sich davon eine ziel genaue Platzierung von Werbebotschaften ohne Streuungsverluste verspricht Das Prinzip von LBS basiertem m Advertising funktioniert folgenderma en Man geht durch die Stadt pl tzlich erh lt man eine SMS dass gerade in dem Gesch ft seiner ihrer Wahl ein Ausverkauf sei Dass diese Werbeformen auf Permission Marketing beruhen vgl F rster 2010 S 77 das hei t der die Adressatin muss aktiv zustimmen mag ein Grund sein weshalb diese Form der werbetechnischen berwachung noch nicht so bekannt ist GPS Bewegungsprotokolle werden aber auch anders von de
82. dem Telefon Die praktische Umsetzung unterschiedlicher Formen des Anruf managements und den damit einhergehenden Konflikten beschreiben die befrag ten HandynutzerInnen in Kapitel 9 2 1 Mettler Meibom unterscheidet drei Arten von Erreichbarkeit die ich hier kurz zusammenfasse 1994 S 175ff e Instrumentelle Erreichbarkeit Instrumentelle Erreichbarkeit wird als Steuerungsinstrument verstanden um Raum und Zeit zu berwinden und rasch reagieren zu k nnen Mobiltelefonie ist dabei eine beraus effiziente Technologie die den Nutzer standortunabh ngig macht und die Erreichbarkeit tendenziell bis zur Ubiquit t bis zum immer und berall erh ht ebda S 176f Machtbeziehungen gestalten den Umgang mit Erreichbar keit Mettler Meibom ordnet instrumentelle Erreichbarkeit dem m nnlichen und soziale Erreichbarkeit dem weiblichen Erfahrungshorizont zu Die Lebenswelt von Frauen steht st rker in einem verst ndigungsorientierten Kommunikationszu sammenhang M nner wollen erreichen Frauen wollen sollen m ssen erreichbar sein ebda e Soziale Erreichbarkeit Soziale Erreichbarkeit betrifft die emotionale Interaktion Kommunikation um sich best tigen unterst tzen zu lassen Trost und Anerkennung zu bekommen Si cherheit zu erhalten Diese Art der Erreichbarkeit bieten insbesondere Frauen und 137 So erleben Jugendlicher die elterliche telefonische F rsorge oftmals als Kontrolle und wiederum bei de
83. den Webagenturen Bei der Auswahl der MitarbeiterInnen war Kommunikations und Pr sentationsst rke oft wichtiger als Berufserfahrung und Team und Selbst organisationsf higkeit ersetzte hierarchische Befehlsketten und sorgf ltige Ar beitsplanung Das Miteinander war wichtig und wertvoll Dazu flog man schon mal nach Teneriffa um in entspanntem Ambiente ein Strategiemeeting abzuhalten Manche sahen in der Firma die frei gew hlte Familie wo Arbeit und Vergn gen sich harmonisch ineinanderf gen sollten Die MitarbeiterInnen verstanden sich nicht als Angestellte sondern als Manager mit einer Mission Geregelte Arbeitszei ten gab es in erster Linie f r das Sekretariat und betriebliche Interessenvertretung galt als unsexy man machte es sich ja ohnehin pers nlich mit der dem Chefln aus Mit dem Jahr 2002 gab es die ersten gro en Firmenpleiten das Ende der New Economy Euphorie zeichnete sich ab Das Controlling bernahm wieder das Ruder Auch in der Mobilfunkbranche setzte man den Rotstift an und obwohl ich zwei K ndigungswellen erfolgreich berstanden hatte war die Zeit reif f r Ver n derung Ich erf llte mir den Kindheitswunsch einer l ngeren Afrikareise und ver band diese mit einer interkulturellen Ausbildung zur Radiojournalistin Reisen ver ndert Nach einem finanziell bedingten Arbeitsintermezzo in einer Webagentur freute es mich als Pressesprecherin von attac mich wieder mit politischen Fragen intensiver besch f
84. der Abstraktheit Komplexit t und Inkon gruenz der Foucaultschen Argumentationsf hrung bringt mich der Verweis auf einen praktischen Werkzeugkasten bis heute zum Schmunzeln 7 Connecting People Sozialtechnik Mobiltelefonie 185 einem Hammer wird zuweilen auf hermetische Gedankengeb ude eingeschlagen mit einer Zange werden brauchbare Begriffe losgel st auseinandergenommen und neuartig verarbeitet In diesem Sinne gleicht dieses Kapitel einer Werkstattbe sichtigung Geordnetes liegt neben Ungeordnetem Teilst cke sind fertig aber das Meisterst ck wartet auf der Werkbank noch auf Fertigstellung Der Begriff der Technik en und Technologien begleitet Foucaults theoretische Arbeiten Die Auswahl reicht hier von Mikrotechniken der Macht politischen dis kursiven Techniken Foucault 1976 Sicherheitstechnologien ber Regierungs techniken zu Selbstf hrungstechnologien Foucault 2004 2006 Foucaults om nipr senter Technikbegriff umfasst sowohl materielle Techniken worunter er etwa das Gef ngnis fasst als auch immaterielle soziale Handlungstechniken Fou cault betrachtete das Denken als eine technische Fertigkeit des Menschen mit seiner Umwelt zu interagieren Thomas Osborne nennt ihn einen Technologien historiker Osborne 2001 S 13 Das Auftauchen einer Technologie geh rt zur Ordnung der Ereignisse und wird eher von der Angebots als von der Nachfrage seite analysiert ebda E
85. die die Befragten im Kontext der Handynutzung verwendeten Den Schwerpunkt lege ich dabei auf Orientierungsmetaphern die im Kontext der Mobiltelefonie am h u figsten feststellbar sind Diese Metaphern nehmen einen zentralen Stellenwert im Denken ein da r umliche Orientierung grundlegend k rperliche Erfahrungen ver mittelt was die Redewendung vom am Boden zerst rt sein eindrucksvoll veran schaulicht Orientierungsmetaphern treten h ufig auf um Gef hlslagen zu vermit teln Etwa wenn Frau A sagt sie w rde oft auf dem Nach Hause Weg wenn sie m de ist Handyspiele spielen weil sie dann einfach runter kommt und Herr A hat sich ein zweites Handy gekauft weil ihm die st ndigen Anrufe der Kollegen auf die Socken gegangen sind Int Nr 2 1 S 13 Dieses Kapitel versteht sich als experimentelle Suchbewegung ob und auf welche Weise man durch eine lin guistische Analyse weiterreichende Erkenntnisse gewinnen kann ber die Art und Weise wie Handys in den Alltag integriert werden Wichtiger Ansatzpunkt des For schungsverst ndnisses der Metaphernanalyse liegt in der Polyvalenz der Meta phern und nicht in der Suche nach einem zentralen metaphorischen Konzept Nehmen wir den Begriff der Erreichbarkeit von dem bereits unz hlige Male die Rede war Denn ph nomenologisch gesprochen erm glicht das Handy zun chst nur die M glichkeit jederzeit zu sprechen und angerufen zu werden spricht man von Erreichbarkeit benutzt man
86. die f r den die Botin keinen Aufwand darstellen lustige oder lehrreiche PowerPoint Pr sentationen geh ren zu beliebten Viral Marketing Produkten 17 Z B die Online Community von Barack Obama Nach einer formalen Registrierung bot die Web site webbasierte Tools zur politischen Mobilisierung von W hlerInnen Dar ber konnten Kontakte zu anderen potenziellen W hlerInnen in demselben Wahlkreis hergestellt werden es gab Hinweise 2 Grundz ge der politikwissenschaftlichen Erforschung des Mobiltelefons 27 Paradebeispiel wie neue Medientechnologien eingesetzt werden um effiziente Formen der Einbindung potenzieller W hlerInnen zu schaffen Wenngleich der Begriff Partizipation mitunter etwas hoch gegriffen erscheint angesichts dieser formell gesteuerten Teilhabe Prozesse Eine weitere Internettechnologie kommt in der Politik zu tragen das mobile Crowdsourcing In sterreich probierte dies erstmals Christoph Chorherr von den Gr nen Er lud Partei SympathisantiInnen ein Vorschl ge f r die Wahl Slogans und Plakate der Gr nen zu machen und Feedback zu geben Zusammenfassend haben die hier angef hrten Formen der Mediennutzung keinen innovativen Charakter da lediglich vorhandene Kommunikationskan le beschleu nigt verst rkt und verkn pft werden mit bereits existenten analogen Wahlkampf methoden Allerdings erm glichen sie kurzfristiges projekt und oder personen spezifisches politisches Engagement Die Verwendung
87. erfolgt die Aus wahl des selektiven Samples auf Basis theoretisch legitimierter Dimensionen Gem meines Forschungsvorhabens legen f nf Kategorien die Stichprobenbil dung fest Branche Beruf Besch ftigungsverh ltnis Vollzeit Teilzeit selbstst n dig Geschlecht und Alter Die Sample Kategorien bauen sich aus folgenden Interaktionszusammenh ngen zusammen 48 3 Forschungsdesign Methoden und Datenerhebung e Der Stellenwert des Handys und die Art der Handynutzung sind bran chenspezifisch Die Branchenauswahl beruht auf alltagspraktischen Erw gungen sowie auf mei nen berufsbedingten Kenntnissen der Handynutzung durch meine Arbeit f r Telekomunternehmen Der Branchenmix Handel Gewerbe Creative Industries und ffentlicher Dienst f r die Auswahl der InterviewpartnerInnen ergab sich aus folgenden berlegungen Ausgehend von einer fallkontrastrierenden Vorgehens weise w hlte ich arbeitstechnisch sehr unterschiedliche Branchen aus Dazu ge h ren Produktionsbetriebe mit handwerklich planender Ausrichtung Gewerbe sowie Dienstleistungsunternehmen mit kreativ konzeptionell organisatorischer Ausrichtung Creative Industries Charakteristisch f r letztere Branche ist die Ent grenzung zwischen Arbeit und Freizeit und die Einbringung subjektiver Faktoren in die Arbeit Wie schlagen sich branchenspezifische Charakteristika in der Art der Handy Nutzung nieder In Branchen wie etwa dem Baugewerbe m ssen rasch Entscheidungen getrof
88. erinnert Als Gegenbeispiel dazu verwei sen die Autoren auf den Wahlkampf in Ungarn 2002 Dabei wurde die gezielte Kommunikationsstrategie von keiner Partei gestartet sondern ging auf die Initiati ve einzelner Parteianh ngerlInnen hervor die diese SMS Kampagne durchf hrten Mittels geistreich und humorvoll gestalteter SMS sorgten sie daf r dass die Be v lkerung richtig viral die Botschaften selbst weiterschickte und so zur messba ren Breitenwirksamkeit der Kampagne beitrug Die ungarischen Mobilfunkbetreiber verzeichneten vor den Wahlen einen Anstieg des SMS Versands von 20 Prozent ebda S 232 D nyi S k sd 2002 unterscheiden drei Formen der SMS Kommunikation im Wahlkampf 1 Aufrufe zu politischen Veranstaltungen 2 Wahl Propaganda und politischer Humor 3 die Verbreitung von Faktoiden also Scheinfakten mittels humorvoller witzig gestalteter SMS Botschaften Der leicht handhabbare mobile Informationsservice Twitter hat die politische SMS Kommunikation abgel st vor allem als Medium zur Herstellung politischer Gegen ffentlichkeit wie ich im Kapitel 2 1 2 beschreiben werde Internet und mobile Technologien werden immer konvergenter So werden Webplattformen zur SMS Generierung oder als Telefondatenbank zur politischen Rekrutierung genutzt Erstmals wurde dies im Pr sidentschaftswahlkampf in den USA 2008 gemacht der als erster Online Wahlkampf der Geschichte Bieber 2008 gilt Er ist ein ist und
89. fixen Job jetzt in Krems und nimmt alles Pendeln und alles auf sich damit sie endlich ihren 40 Stunden Job hat ebda 292 9 Arbeit und Mobiltelefon Das Kapitel zu branchenspezifischen Aspekten der Handynutzung dient als Weg weiser zur inhaltlichen Orientierung f r weiterf hrende empirische Forschungs projekte 9 4 Vereinbarkeit via Handy das Handy als Instrument der Work Life Balance Wie in Kapitel 9 2 beschrieben z hlt die Vereinbarkeit von Beruf und Familie zu den zentralen Aufgaben der Lebensf hrung Zur Vertiefung der vorhergehenden Beitr ge ber das Verh ltnis von Selbstf hrung Selbstmanagement und Subjekti vierung in den flexibilisierten Arbeitsverh ltnissen lege ich nun den Schwerpunkt auf das Thema der Vereinbarkeit zwischen Beruf und Familie Verbleibt Selbstma nagement vorrangig auf der Ebene des Individuums behandeln Konzepte der Work Life Balance auf gesellschaftspolitischer wie betriebswirtschaftlicher Ebene Fragen der Vereinbarkeit Work Life Balance WLB klingt nach s em Verspre chen Arbeit und Leben harmonisch miteinander in Einklang zu bringen Die Wirklichkeit sieht dagegen anstrengend aus Rationalisierung und Technisierung der Hausarbeit kleinere Haushalte das Zusammenleben verschiedener Fami lienmitglieder Patchworkfamilien und die damit einhergehende Diversit t der Le bensstile bestimmen die westliche Familie der Gegenwart Um Kopr senz und Kontinuit t als famili re We
90. gebracht und bringen dieses Subjekt ins Schwanken vgl Angerer 2009 So leitete die Medientheoretikerin Marie Luise Angerer ihren Vortrag am Bochumer Kolloquium Medienwissenschaft ein um ihr Verst ndnis vom Men schen als technisch erweitertes Subjekt Artefakt zu erkl ren Dabei handelt es sich um Selbst Einrichtungen die sich auf Medien als zweite Natur beziehen dies artifiziert die erste Natur und f hrt zu adaptiven kreativen flexiblen Agenten mit manipulierten K rpern und technisch affektiiem Bewusstsein Jean Baudrilliard teilt die Auffassung dass das Subjekt als strategischer Ort an Bedeutung verlo ren hat Alles was man in die Kategorie des Subjektes einordnen konnte wie den Willen oder das Begehren oder die Freiheit oder die Verantwortlichkeit ist zur Funktion geworden Dieses neue Individuum ist ganz und gar mit sich selbst identisch w hrend das Subjekt wie wir es gekannt haben in sich gespalten war widerspr chlich in seinem Willen und seinem Begehren Man kann nicht einmal vom Tod des Subjektes sprechen etwa so wie man vom Tod Gottes spricht sondern es ist schlicht und einfach ver 4 Das neoliberale Subjekt und seine kommunikativen Apparatschaften 91 schwunden es hat sich verfl chtigt Der Computer das Mobiltelefon dass sind alles Ger te die dazu tendieren das Individuum in ein absolut ge schlossenes Universum einzugliedern wie eine operationelle Monade Baudrilliard 1997 S 4
91. gegenst ndlichen Technik dem Mobiltelefon zu berpr fen konnte ich nicht widerstehen Der Reiz Foucault f r eine Analyse des Mobiltelefonierens als Sozialtechnik heranzuziehen besteht in seinem synthetisierenden Denken das materielle Techniken mit institu tionellen Techniken Verwaltungsprinzipien Rechtsnormen und subjektivierenden Techniken Technologien des Selbst zusammenf hrt Dies ist auch naheliegend weil sich laut Foucault Machtverh ltnisse in Kommunikationsbeziehungen und in Folge dessen in Wissensverh ltnissen niederschlagen Die Aufforderung seine 5 B cher wie einen Werkzeugkasten zu nutzen wird gerne angenommen Mit 184 Erkl renswert sind in diesem Zusammenhang Foucaults Analyse der rztlichen Untersuchung und besonders eindr cklich die Beichte als wissenserzeugende Gest ndnistechnik Beide treten als Selbsttechnologien auf indem der Arzt oder der Pfarrer etwas ber die N te Angste und die unterdr ckten W nsche der Menschen sagt vgl Dreyfus Rabinow 1987 S 205 207 18 All meine B cher sind wenn Sie so wollen kleine Werkzeugkisten Wenn die Leute sie aufma chen wollen und diesen oder jenen Satz diese oder jene Idee oder Analyse als Schraubenzieher verwenden um die Machtsysteme kurzzuschlie en zu demontieren oder zu sprengen einschlie lich vielleicht derjenigen Machtsysteme aus denen diese meine B cher hervorgegangen sind nun gut umso besser Foucault 1976 S 53 Angesichts
92. gelten zumindest im Sinne einer m nnlich inter pretierten Rhetorik der Weiblichkeit So hebt der britische Au enminister in der Kondolenzfeier f r Anna Lindh hervor die 2003 ermordete schwedische Sozial demokratin sei nicht nur eine gute Politikerin sondern auch eine gute Mutter ge wesen Selbst bei wichtigen politischen Beratungen w re sie per Handy ihren Kin dern bei Alltagsproblemen beigestanden etwa wenn diese ohne Schl ssel vor der verschlossenen Haust r standen vgl Dr gh 2003 Die Telepr senz des Handys entlastet in bestimmter Weise berufst tige M tter indem sie trotz Abwesenheit N he herstellen und F rsorge ausdr cken k nnen zum Beispiel indem sie ihr Kind t glich telefonisch wecken vgl Fortunanti 2005 S 215f 9 Arbeit und Mobiltelefon 297 Mit der wachsenden Selbstst ndigkeit von Kindern vermittelt das Handy als ver l ngerte Nabelschnur den Eltern verst rkt Sicherheit f r sie immer erreichbar zu sein Der getrennt lebende Vater zweier jugendlicher Kinder Herr T fasst es kurz zusammen Wenn ich sie erreiche freu ich mich und wenn sie etwas brauchen k nnen sie mich immer erreichen Wahrscheinlich aus dem wie sagt man aus der Sicherheit heraus ist denen das gar nicht so wichtig Int Nr 17 Ill S 205 In der AMTA Studie geben 48Prozent der befragten Eltern an dass das Handy eine wichtige Rolle spielt um herauszufinden wo ihre Kinder gerade sind vgl Wacjman 2008 S
93. gleichsam als Perlen gesehen die an verschiedenen Stellen in einer Kette namens wirtschaftlicher Kreislauf stehen ebda S 7 Dieser Technik konsum unterliegt einer kulturellen Praxis die in ein Setting von Gegenst nden eingepasst ist und zugleich genutzt wird um Individualit t auszudr cken Der 156 6 Dr cken Freigabe Was ist ein Handy symbolische Gehalt von Gegenst nden ver ndert sich mit deren Verbreitung Er f llt ein Gegenstand zun chst noch eine Distinktionsfunktion verliert es diese mit dem Gew hnlichwerden War das Handy in den 1990er Jahren noch Leitgegen stand einer Epoche wurde es bereits in den Nullerjahren zum Alltagsgegenstand Waren die Anf nge der Handynutzung noch begleitet von einer intensiven media len Berichterstattung polarisierend mit teilweise vehementer Ablehnung nimmt mit der Allt glichkeit der Dinge das Medieninteresse stark ab Telefon und Mobilte lefon haben l ngst ihren Prestigestatus verloren bieten aber nach wie vor das Po tenzial f r Repr sentationskonsum Das Telefon mag f r den modernen Alltag unverzichtbar sein es kann trotzdem mal als schrille Micky Maus Figur das poppi ge Outfit einer Designer Wohnung komplettieren Orland 1998 S 7 Das selbe gilt f r iPhones oder ein mit Diamantsteinen besetztes Swarovski Handy Individualisierung spielt bei Mobiltelefonen eine gro e Rolle Einerseits aus prakti schen Gr nden weil man das eigene Handy auf einen Blick e
94. glicht es auch die Zeitbed rfnisse von Kindern st rker zu ber cksichtigen was die be treuenden M tter wiederum entspannt Ja oder wei t du musst ja mit Kindern immer vermeiden zum Beispiel lange Wartezeiten deshalb macht man das dann immer am letzten Dr cker weil das hassen sie ja alle miteinander Warten ist ja nicht die gro e St rke von Kindern Geduld haben Also eine Freundin von mir die ist immer zu sp t mit ihren zwei Kindern weil die hat zwei und kommt berhaupt einfach nie p nktlich raus und das wei ich schon und wenn wir die treffen dann wei ich einfach wenn wir jetzt ins Museumsquartier gehen ruft sie mich immer an So wir sind jetzt am Weg das ist dann meistens eine halbe Stunde sp ter als eigentlich ausgemacht war Int Nr 13 1 S 152 Ganz allgemein gibt die Allein erziehende Frau P an dass das Handy die Alltagsorganisation mit ihrem Kind erleichtert in der Organisation gerade mit dem Kind so Wo seid ihr jetzt Kann ich das Essen schon hinstellen oder Holst es doch eine halbe Stunde fr her ab vom Kindergarten wenn man eine Oma schickt oder so Int Nr 13 1 S 145 Zu meiner Verwunderung trifft dieses zeitliche Fine Tuning bei der Planung der Essenzeiten auf empirische Evidenz So gibt in der AMTA Studie ein Drittel der Befragten an es sei f r sie ein wichtiger bzw sehr wichtiger Aspekt der All tagsorganisation vgl Wacjman 2008 S 36f Gerade Kleinkin
95. greifen ineinan der Wer als Arbeitnehmerin auf Abruf verf gbar sein muss entfremdet sich vom sozialen Umfeld was es f r sie ihn wiederum schwierig macht mit sich selbst in Kontakt zu treten F r so hilfreich ich oben dargestellte Kategorisierung halte be ruht sie auf einer kulturkonservativen Haltung die eine authentische Real Time Kommunikationsituation einer entfremdeten instrumental bestimmten kommunika tiven Erreichbarkeit gegen berstellt 6 4 2 Telepr senz Fernanwesenheit und Nahabwesenheit Lange vor Fernsehen und Internet vermittelte die Kulturtechnik Telefonieren Rou tinen im Umgang mit Telepr senz F r Herbert Hrachovec 2005 ist der Begriff Telepr senz eine contradictio in adjecto indem es auf den gleichen Wortstamm von Gegenwart Pr sens und Anwesenheit Pr senz verweist Erfrischend diffe renziert setzt er sich mit dem Begriff auseinander und sieht im Ausdruck Vermit telte Gegenwart die pr zisere Alternative Ein Gegenstand oder eine Situation ist 140 6 Dr cken Freigabe Was ist ein Handy nahe obwohl wir eine fr her als objektiv betrachtete Distanz mittels der Telekom munikation berbr cken Hrachovec 2002 S 114 Das Telefon ist eine partielle Extension des K rpers Stimme und Ohr reichen pl tzlich in einen Tausende von Kilometern entfernten Ort hinein berbr cken den dazwischenliegenden Raum und schaffen den ersten virtuellen Raum der sich weder hier noch do
96. h nge davon ab was er bezahlen kann also wer sich schnellere Au tos bzw die Verkehrsstrafen leisten kann Des Weiteren spricht Illich den staatli chen Steuerungseffekt an Die F rderung des Geschwindigkeitswahns ist zudem ein Mittel der sozialen Kontrolle Der Verkehr in seinen verschiedenen Ausformun gen verschlingt heute gemeint sind die 1970er Jahre B B 23 Prozent der Brutto ausgaben der USA Illich 1998 1975 S 64 Aber das Verh ltnis Auto Handy interessiert auch aus konomischer und ideen theoretischer Perspektive An diesem Punkt greife ich auf Einsichten der Regulati onstheorie zur ck indem ich das Leitobjekt des Fordismus das Auto dem Leitob jekt des Postfordismus den Informations und Kommunikationstechnologien ver anschaulicht am Handy gegen berstelle Namensstiftend f r die Regulationstheo rie ist dabei die zentrale Forschungsfrage Wie gelingt es einem strukturell krisen immanenten Gesellschaftssystem wie dem Kapitalismus immer wieder Stabilit t 200 So indexieren die SAR Messwerte die Strahlungsintensivit t des Ger ts 204 8 Auf dem Laufenden sein Zur Verbindung von Kommunikation und Mobilit t oder zumindest gesellschaftlichen Konsens herzustellen Die Regulationstheorie 201 wie die Rol wird hier selektiv auf fragestellungsrelevante Bereiche beschr nkt le der Leittechnologie f r die Entwicklung von Produktion und Konsumation und die Regulation der Lebensf hrung als B
97. haush lterischer Umgang mit Zeit sowie individuelle Strategien um den individuell passenden Kommunikationszeit punkt festzulegen was durchaus in eine Logik des Selbstmanagements passt Dieses Kapitel umrei t individuelle Strategien und stellt Gruppen bergreifende Umgangsformen vor Anrufe in Abwesenheit stellen ein spezielles Kommunikati onsangebot dar sie informieren ber Anrufe ohne den verbindlichen Charakter einer Nachricht auf der Sprachbox Sehen die Einen im R ckruf ein Gebot der H flichkeit rufen andere aus beruflicher Gewissenhaftigkeit oder Dienstleistungs bewusstsein zur ck tun es wiederum andere weil ich nicht vor Neugier sterben will wenn ich es nicht wei was der jetzt wollte Da ruf ich viel lieber zur ck und frage Int Nr 1 IV S 4 Die Sprachbox am Handy ist eine weitere Umgangsweise mit Nicht Erreichbarkeit bzw damit Nicht Abheben zu m ssen wollen Bis auf eine Person besprechen alle Interviewten ihre Sprachbox und h ren sie regelm ig ab man che innerhalb von zehn Minuten andere innerhalb von zwei Tagen Der Sprach box unterliegt ein bestimmter Aufforderungscharakter was ein Grund sein k nnte warum Frau L diese nicht gerne abh rt K nnen immer unangenehme Sachen drauf sein Keine Ahnung dass ich wieder irgendwo nicht zur ckgerufen hab und dann schon die b se dritte Meldung oben hab Int Nr 8 I S 96 Die Sprachbox verwandelt einen Anruf in eine Bringschuld und
98. in Kapitel 4 1 diskutierte Konzeption des unternehmerischen Selbst Aufgabe ist es zu zeigen dass beide Artefakte als Ich Erweiterung fungieren bernehmen sie doch beide bedeutsame Integrati onsfunktionen im beruflichen wie privaten Alltag 8 1 Zur Struktur hnlichkeit von Auto und Handy Mittels einer begrifflichen techniksoziologischen wie nutzungsorientierten Such bewegung werden grundlegende hnlichkeiten erarbeitet 8 1 1 Zur begrifflichen Ann herung an das Auto als Ich Erweiterung ber den Medienbegriff erschlie en sich die theoretischen Gemeinsamkeiten zwi schen dem 90 g leichten Mobiltelefon und dem 1 500 kg schweren Auto Erste Grundlage bietet der raum berwindende Charakter der Nachrichten und Kommu nikationstechnik Bevor es Handy Internet und Fernsehen gab sorgten Brieftaube und Postkutsche f r die Nachrichten bermittlung F r Paul Virilio stellen die Ent wicklungsstufen der Medienentwicklung zugleich Schritte in der menschlichen Zivi lisation dar Er unterscheidet vier Epochen der Geschwindigkeitsentwicklung be ginnend mit der pr historischen Zeit wo er in der Frau vor Pferd und Schiff das erstes Transportmittel sieht Die erste Freiheit ist die Bewegunggsfreiheit die die Last Frau dem Jagd Mann verschafft aber diese Freiheit ist keine Freizeit son dern eine F higkeit zur Bewegung die zu einer F higkeit zum Krieg jenseits der primitiven Jagd wird Virilio 1978 S 76 Im 19 Jah
99. in Kapitel 5 1 dargestellten Aufmerksam keitskonkurrenz in Zeiten umfassender kommunikativer Vernetzung Frau J tele foniert ca einmal im Monat l nger mit ihrer Mutter und nutzt diese Zeit f r die Hausarbeit Jdas mach ich dann daheim gerne zu Hausaufgaben also Staub saugen geht nicht da sind wir draufgekommen aber wieder lachend so Abwa schen und allgemein Wohnung putzen Also ich schau dass ich vorher schon Staub gesaugt habe und dann kann ich nebenher wischen und solche Sachen Nat rlich findet sie es unh flich und ich erkl re ihr nat rlich auch dass das sein muss sonst k nnen wir nicht telefonieren weil ich bin ja nur einmal in der Woche drei Stunden daheim zu einer putztauglichen Zeit und die muss ich dann quasi n tzen und ich horch ihr ja eh zu was soll s Aber diese Diskussionen haben wir schon oft gehabt dass sie es unh flich findet aber das ist mir wurscht R ck frage Habt ihr eine gute Beziehung Total voll wir reden ber alles aber ich kann trotzdem abwaschen nebenbei ich sehe da keinen Widerspruch Int Nr 5 Il S 55f Im Gegensatz dazu rgern sie manche Telefongespr che mit ihrem Lebenspartner wenn sie bemerkt dass dieser nebenher Online Zeitung liest ah ja ah so stimmt ah gestern ward ihr da noch ah lange und dann h r ich das herumklicken da werd ich total b se weil ich mir denk da brauchen wir eh nicht telefonieren Aber wenn ich h r der tut nebenbei
100. integriert der Post fordismus die Kommunikation Lazzarato 1998 S 53 Abschlie end erweist sich Entgrenzung von Arbeit als Metaebene der Flexibilisie rung und Subjektivierung von Arbeit Es umfasst auch verschiedene Formen der r umlichen und zeitlichen Diffusion von Arbeit Da Arbeitsprozesse in der Wis sensgesellschaft zunehmend digitalisiert ablaufen durchdringt es die einstmals r umlich wie zeitlich engen Grenzen von Arbeits und Berufsleben Die Erledigung von Arbeit ist immer fter ortsungebunden Telearbeit Mobile Office oder zeitfle xibel Gleit und Vertrauensarbeitszeit vgl Jensen 2002 oder unabh ngig von einer Struktur Selbstorganisation von Arbeit Folgen dieser betrieblichen Ent grenzung sind erh hte Eigenstrukturierung und Selbstdisziplin die dem arbeiten den Individuum abverlangt werden vgl Sch nberger Springer 2003 S 9ff Informations und Kommunikationstechnologien f rdern Entgrenzung da sie funk tionsoffen sind und Eventualit ten beg nstigen insofern keine Nutzungsweisen und zeiten in den Ger ten eingeschrieben sind und sich erst im Laufe der Nut zung individuelle herauskristallisieren vgl Vo 1994 S 234 F r die berufliche und private Koordination sowie f r das individuelle Selbstmanagement bernimmt das Mobiltelefon vielf ltige Funktionen und unterst tzt die Aufrechterhaltung indi vidueller Netzwerke So tr gt das Mobiltelefon einerseits zur Bew ltigung des Ar beitspensums i
101. irgendwas wollen und dann mmh muss ich manchmal recht unfreundlich sein und sag tut mir leid ich hab jetzt wirklich keine Zeit und w rg das Gespr ch innerhalb von Sekunden wieder ab Oder frag nur Ist das Gespr ch wichtig nein dann lass und sp ter reden tsch ss Int Nr 2 1 S 24 Der Wille diese stressbedingten selbst als unh flich erlebten Umgangsformen zu vermeiden un terstreicht nochmals die Bedeutung des Anrufmanagements wie in Kapitel 9 2 1 beschrieben Ebenso betont es die Relevanz des Mobiltelefons als Regelungsin strument f r das individuelle Stimmungsmanagement wie ich es im n chsten Ka pitel vorstelle 9 2 5 Mein s Strategien der Personalisierung des Ger ts und das Handy als Fetisch Wie mehrfach beschrieben bernimmt das Mobiltelefon wichtige Funktionen in der Alltagsorganisation Als pers nliches Kommunikationsmedium gibt es vielfa 9 Arbeit und Mobiltelefon 269 che technische Funktionen um es das Ger t zu personalisieren Von einfachen Dingen wie dem Stellen des Weckers was die Mehrzahl der Befragten tut der Auswahl des Klingeltons bis zum Zusammenstellen unterschiedlicher Dienste Nachrichtenservices und Handy Applikationen etwa pers nlichen Zeitaufzeich nungen bis hin zum Kalorienz hler Die Personalisierung des Ger ts stellt eine unmittelbare Art der pers nlichen Aneignung des Ger ts dar Erkennbar sind aber auch emotionale wie k rperliche Aneignungsweisen des
102. ist eben eine pers nliche Einstellung und auch eine H flich keitssache Int Nr 15 Ill S 173 ich bin ein Mensch der nicht so ablehnt das hei t ich grenze mich da wahrscheinlich nicht gut genug ab Also es stresst mich manchmal schon wenn der anruft und der anruft dann ist gleichzeitig im Gesch ft was los oder ich muss irgendwas managen Int Nr 6 I S 75 Aufgabe dieses Kapitels ist es Telefonierpraktiken als technisch angeleitete indivi duelle Organisationstechnik auszuweisen Selbstmanagement bezieht sich dabei als planvolles strategisches Handeln im Umgang mit der eigenen Zeit und indivi duellen Ressourcen Selbstmanagement fasse ich als polythetischen Begriff der F hrungs Motivations Organisationstechniken einschlie t Popul rwissen schaftlich w rde man von einem Megatrend Selbstmanagement sprechen den man an der Vielzahl an Buchver ffentlichungen Zeitungsartikeln Weiterbildungs angebote erkennt ja selbst in Stellenausschreibungen wird vermehrt die F higkeit zum Selbstmanagement eingefordert Dieser Zeitgeist bildet gesellschaftspoliti sche Erwartungshaltungen aus die sich im Handy Design niederschlagen indem Mobiltelefone eine Vielfalt organisatorischer Funktionen anbieten laden sie regel recht dazu ein das Ger t zum Selbst bzw Zeitmanagement zu verwenden Wenn ein Mobiltelefon mit Kalender und Organisationsfunktionen konzipiert wird das 217 Die Gouvernementalit ts Studie
103. k mmert sich auf eine Art wie sie mir von vielen erfahrenen Wiener Kaffeehauskellner im Umgang mit Reklamation her vertraut ist widerwillig freundlich ignorant Die Telefonierende l sst den Kell ner einige Minuten neben sich stehen unterbricht dann kurz das Gespr ch ent schuldigt sich mit der Ausrede ohnehin gleich fertig zu sein und telefoniert weiter Dann rei t das Telefonat kurz ab doch eine Kollegin ruft sie erneut an woraufhin die Schauspiel Telefonierende noch lauter spricht und zus tzlich im Kaffeehaus auf und abgeht was einer zus tzliche Eskalationsstufe gleichkommt Den Mut der Kollegin bewundere ich bis heute diese unliebsame peinliche Rolle mit dieser Verve und Hartn ckigkeit zu spielen Nach dem z gerlichen Eingriff des Obers konfrontiert der Stammgast nahezu aggressiv die Telefonierende die weicht aber immer wieder aus dreht sich um ignoriert sie und ist mittlerweile so laut dass sich selbst Besuchern von der anderen Seite des Kaffeehauses umdrehen Es Pers nlich bin ich zwar nicht der oben beschriebene Stammgast da ich aber schon seit sehr vielen Jahren das Kaffeehaus besuche bin ich relativ sicher dass der Kellner zumindest mein Gesicht kannte was unter Umst nde auch seine Reaktion beeinflusste 3 Forschungsdesign Methoden und Datenerhebung 61 brauchte nochmals so lange bis die Konfliktsituation gel st ist bis die Laut Telefoniererin unter Unverst ndnis Ausrufen zahlt und geh
104. mit Leistungs und Flexibilit tsanforderungen umrei t Im Ringen um Anerkennung in Arbeitsprozessen beschreibt sie mannigfach distanzierte Haltungen und zeigt dass die Anrufungen des Unternehmerischen Selbst nicht unhinterfragt ber nommen werden sondern abgewogen und austariert werden muss Eine weitere Distanzierungsstrategie besteht darin eine ironische Haltung einzunehmen um Arbeitskontexte zu unterminieren und so den Zumutungen des Arbeitslebens und der Konsumkultur zu trotzen Ironie er ffnet dabei den Bewegungsspielraum den 76 Beispielsweise interessiert sich Ulrich Br ckling 2007 in seiner Studie ber Das unternehmeri sche Selbst Soziologie einer Subjektivierungsform lediglich f r die Vermessung des Kraftfelds des unternehmerischen Selbst Untersucht wird also ein Regime der Subjektivierung nicht was die diesem Regime unterworfenen und in dieser Unterverwerfung sich selbst als Subjekte konstitu ierenden Menschen tats chlich sagen oder tun ebda S 10 Nach Br cklings Einsch tzung Die Anrufungen des unternehmerischen Selbst sind totalit r ebda S 283 ist es freilich sinnlos wider st ndige Praktiken oder zumindest delinquentes Verhalten zu analysieren Er r t zur fl chtigen Vergegenw rtigung des Abwesenden welche die Kunst hochh lt anders anders zu sein Diese Einsch tzung m chte ich mit einem Argument der Elias Forscherin Gabriele Klein entgegnen Die Figur des
105. mit Menschen Kontakt halten und mit ihnen kommunizieren und m ssen dank Telearbeit Tele Shopping 136 6 Dr cken Freigabe Was ist ein Handy und Tele Lernen den Alltag nicht in Verkehrsmitteln verbringen Schaper Rinkel 2003 S 61 Die Auswirkungen dieses neuen Zeit Raum Verst ndnisses thematisiert auch der Sammelband Allzeit zuhanden vgl Nyiri 2002 der mit der Wahl dieses Aus drucks Raum und Zeit elegant verschwei t Auch das folgende Zitat von Bolz hebt die berschneidungen von Entr umlichung und Entzeitlichung hervor Die Welt gesellschaft kann man nicht mehr verorten Was allein noch z hlt ist die Zeit die immer knapp ist alle Probleme werden durch Temporalisierung gel st Eile Dring lichkeit Beschleunigung Befristung Bolz 2003 S 6 Um die Ver nderungen dieser raum zeitlichen Aufl sung begrifflich zu fassen spricht man von zeitbasier ter K rperlichkeit und temporaler Pr senz Hinterfragt man diese Zusammen h nge auf Artefaktebene wird das Mobiltelefon als Datenk rper erkennbar Da jedes Mobiltelefon ber eine SIM verf gt Subscriber Identity Module ein Teil nehmer Identit tsmodul verschmilzt die Lokalisierungstechnologie GPS gewisser Ma en die Dimensionen Zeit und Raum indem Bewegungsspuren mit Zeitanga ben verkn pft werden Es ist das Ger t das Daten und Bewegungsspuren hinter l sst aber es ist das Subjekt dass damit gleichgesetzt wird Diese Dopplung von Subj
106. neuen Handys auszuprobieren Der ganze U Bahn Wagen war durchdrungen von den kurz angespielten Klingelt nen Ich nahm meinen Mut zusammen und fragte h flich ob er nicht so freundlich sein k nnte dies sp ter zu machen Er schroff und abwesend Nein das ginge mich nichts an und ich soll ihm in Frieden lassen Gereizt greife ich zu einer sch rferen Wortwahl und wende mich an seine Freundin um sie das in Ordnung f nde und wende mich fragende an die MitfahrerInnen des ganzen U Bahn Waggons ob es niemanden st ren w rde dass hier jemand seine Handy T ne ausprobiert Verbale Unterst tzung erhielt ich von einem Herren in den mittleren Jahren Trotzdem nderte der Handybesitzer sein Ver halten nicht begann mich zu beleidigen ob ich berlegt mir ihm sein Handy aus der Hand zu rei en Traute mich aber nicht und stand also w tend vor ihm bis er schimp fend ausstieg Aufgew hlt und ver rgert nahm ich wieder Platz und stellte berrascht fest dass ein Arbeitskollege von mir die Situation wortlos beobachtet hatte Ged cht nisprotokoll April 2001 2 Ich besuche einen Frauen Kabarett Stammtisch der sich blicherweise im einen Wie ner Kaffeehaus in N he des Naschmarkts trifft Da ich mir nicht mehr sicher bin ob der Treffpunkt nicht verschoben wurde denke ich mir eine Anruf w re das Einfachste Pl tzlich stelle ich fest dass ich mein Handy nicht dabei habe da die Kellner an der Bar sehr besch ftigt waren dachte ich mich
107. oder wenn man sehr hartn ckig ist pl tzlich nach zwei Monaten sind sie weg Man darf sich nicht jedem Problem sofort an nehmen man muss erkennen was ist wichtig und welches Problem wo re agiert wer ber und das wird sich aufl sen wir arbeiten ja voll auf Druck die Baufirma ist voll auf Druck Zeit ist Geld fr her hat man das so gemacht der Plan ist per Post gekommen ich hab den zweimal korri giert einmal f rs B ro einmal um ihn retour zu schicken wieder am Post weg Heute hat mich einer angerufen um halb sechs am Abend Frau E 248 Leicht spekulativ ist meine These dies als geschlechtsspezifische Herangehensweise zu inter pretieren Blockiert ein anderer Baustellenleiter Anrufe wenn der Druck zu viel wird h lt die Bau stellenleiterin die Kommunikation aufrecht setzt auf Anteilnahme um so mehr Zeit und Abstand zu gewinnen 9 Arbeit und Mobiltelefon 281 schaffen Sie das noch bis morgen den Plan frei zu geben hab ich ge sagt Das wei ich nicht und ich will nicht um halb sechs Uhr angerufen werden mit der Bitte oder der Anfrage ob ich das bis morgen noch schaffe Am Freitag um vier krieg ich von Ihnen ein E Mail dringende Freigabe so geht es nicht So braucht er mit mir nicht umspringen das wird nat rlich auch nicht erf llt und was ist passiert Ich hab ihn bewusst eine Woche warten lassen Int Nr 3 Ill S 37 Diese Zur ckweisung von Verf gbarkeitsanspr chen l sst sich
108. prak tisch damit Musik zu h ren Beide Ger te erweisen sich als Ich Erweiterung weil sie das Indium mobilisieren verstanden als r umlich wie kommunikative Erweite 210 Der Journalist Martin Pawley erfrischt mit der Aussage im Stau die gr te politische Hoffnung des 21 Jahrhunderts zu sehen weil erst die Lahmlegung des Individualverkehrs zu einem Um denken im Mobilit tsverst ndnis f hren wird vgl Pawley 2000 220 8 Auf dem Laufenden sein Zur Verbindung von Kommunikation und Mobilit t rung aber auch im emotionalen Umgang Das zeigt sich in Aussagen wie ohne Handy Auto k nnte ich nicht leben Das Handy wird so gut wie nie vergessen weil mein Handy ist nicht mehr als 20 cm von mir entfernt Int Nr 9 IV S 111 und hat man sich einmal an einen automobilen Lebensstil angew hnt ist das Auto nahezu ein Teil des Menschen Wie die InterviewpartnerInnen Verkehr mit Tele kommunikation verbinden und welche Rolle berufliche und private Mobilit t ein nimmt behandelt das n chste Kapitel Das Kapitel beginnt mit der Verkn pfung allt glicher Lebensf hrung mit telekommunikativen Praktiken und pr ft das Handy als Ich Erweiterung auf seine empirische Evidenz hin 9 Arbeit und Mobiltelefon 221 9 Arbeit und Mobiltelefon Der Schwerpunkt des empirischen Teils der Dissertation liegt auf der beruflichen Handynutzung Ausgehend von einem entgrenzten Arbeitsbegriff verankert im Konzept der Lebe
109. protokolliert Arbeitsfortschritte bernimmt die Terminverwaltung immer eingeschalten f r die Kundschaft nahezu immer erreichbar e Technikbeziehungen Eine Motivation f r die Wahl des Themas bestand auch darin Mobiltelefonieren als politische Technologie vorzustellen Wie ich gleich zu Beginn der Arbeit in ei nem Themenaufriss skizziere bieten sich mehrere Zug nge das Handy als Medi um politischer Partizipation der Herstellung politischer Gegen ffentlichkeit sowie die Kontroll und berwachungspotenziale der Mobiltelefonie Gesellschaftliche Ordnung kollektives Handeln wie Konfliktaustragung sind mit der Entwicklung technischer Instrumente Verfahren und Systeme eng verwoben Ausgehend von einem breiten Politikbegriff ist auch das Zusammenspiel zwischen der Formierung von Subjektivit t konomischen Anforderungen und technologischer Entwicklung grundlegend politisch Die Wechselwirkung zwischen Technik Politik und Gesell schaft erfordert einen genauen Blick auf die Akteure So verbindet die EU durch die F rderung der IKT auch das politische Interesse damit nicht nur die Wettbe werbsf higkeit zu st rken sondern auch den europ ischen Integrationsprozess voranzutreiben wie in Kapitel 3 beschrieben Auch in der Rekonstruktion der Ge schichte des Telefons wird die politische Dimension dieser Kommunikationstech 318 10 Res mee und Ausblick nologie sichtbar Ging es bei der Entwicklung der Festnetztelefonie um die Zentr
110. r So gerne man sich technische En tit ten als Akteure vorstellen m chte vgl Latour 2001 berzeugen mich diese postmodernen Sprachverwirrspielchen nicht Dies widerspricht nicht meiner Wert sch tzung der Sprache als Sinn und Denkgeb ude eine berzeugung ohne die etwa eine Metaphernanalyse sinnlos w re Vielmehr legt die Sprache Spuren die es offenzulegen gilt freizumachen f r das Assoziative So vollmundig und ber trieben es auch klingen mag sollen wissenschaftliche Erkenntnisse auf eine er m chtigende Praxis abzielen ein hehrer Anspruch dem ich selbst nur in Ans tzen gerecht werde 33 Wiederentdeckt wurde Fleck erst durch Thomas S Kuhns der ihn in seinem viel zitierten Buch Die Struktur wissenschaftlicher Revolutionen 1962 rezeptierte 44 3 Forschungsdesign Methoden und Datenerhebung Mittels einer Methodentriangulation bearbeite ich das vielschichtige Thema Mobil telefonie und Arbeitsverh ltnisse Die Untersuchung st tzt sich auf ein mehrstufi ges Erhebungsverfahren qualitativer Methoden um so die Validit t der Ergebnisse zu erh hen Um Zugang zu der Vielfalt und Dichte der unterschiedlichen Lesarten der Handy Nutzung zu bekommen wurde das zu explorierende Material aus Sta tistiken Interviews Zeitungsartikeln Feldbeobachtungen und juristischen Texten ausgew hlt Mein Anspruch bei der Auswahl bestand darin einen methodisch dif ferenzierten Br ckenschlag zwischen Makroebene Statistiken Se
111. rasch beendet sondern das Publikum von der Vorrangstellung gegen ber dem Anrufen den berzeugt Dies tat er erst nach einer erneuten St rung und erst nach dem Austausch der angefragten Informationen um seinem Gespr chsgegen ber seine 3 Die Veranstaltung fand am 27 8 2004 im Rahmen der 20 Internationalen Sommerschule der Waldviertel Akademie in Weitra statt http www waldviertelakademie at 5 Entgrenzungsmaschine und Medium individueller Mobilisierung 111 kurz angebundene Art zu erkl ren Die Selbstverst ndlichkeit der Bevorzugung des virtuellen Kommunikationspartners gegen ber des unmittelbar r umlich An wesenden charakterisiert die Handynutzung reflektiert aber gleichzeitig die Machtverh ltnisse der Kommunikationssituation und den Status des der Red ners in So w re ein hnlich souver n selbstgef lliger Umgang von einer m we niger prominenten RednerIn schwer vorstellbar Noch deutlicher wird dies bei spielsweise bei einem Verkaufs oder Bewerbungsgespr ch Gilt es f r den poten ziellen K ufer oder Arbeitgeber bestenfalls als unsensibel ein Telefongespr ch entgegenzunehmen w re es f r eine n Bewerberln wohl eher unvorteilhaft in dieser Situation ein Handygespr ch anzunehmen Die beschriebene Situation zwi schen Herrn Taus und seiner Sekret rin zeigt auch eine verbreitete Form der Ar beitsunterweisung n mlich Management by mobile Delegation wie sie auch meine InterviewpartnerInnen vgl K
112. sentationen immer bei einer Promotion da baust du so einen Extrastand auf und da siehst alles mit Fah nen alles Werbung die man eben aufh ngt und das habe ich dann alles foto grafiert und als Beweis wenn irgendwer gesagt hat Das ist nicht da das fehlt habe ich es fotografiert einfach als Beweisf hrung Int Nr 2 I S 15 Beruflich wichtig ist auch der SMS Speicher zur Rekonstruktion von Arbeitsabl u fen So werden die Anruflisten zugleich zum Protokoll um Gespr che mit Kundin nen bzw LieferantInnen festzuhalten F r den Tischler und Einpersonen unternehmer Herrn T ist die Speicherkapazit t eines Handys bisweilen kaufent scheidend das ist f r die Aufzeichnung dass das f r mich archivierbar ist Das hat den Hintergrund ich muss ja Bauprotokolle schreiben aufgrund der Da ten die ich dann eingebe habe ich das automatisch schon sortiert das bringt s schon das ist f r mich schon wichtig Auch Anruflisten das ist alles dokumentierbar mit wem habe ich wann telefoniert Die Funktionen sind einfach gesch ftlich total wichtig Int Nr 17 1 S 198 Denn diese Protokolle die den Baufortschritt dokumentieren werden im Konflikt fall als Argumentationshilfe herangezogen Dann sag ich ihm Herr Kollege wird haben am Donnerstag 7 8 genau um 9 45 Uhr telefoniert zusammen R ckfra ge Dann gibt es keine Debatte mehr Dann ist er so verbl fft dass ich genau de
113. sich beim Autofahren in einem statistisch feststell baren h heren Unfallrisiko nieder Unabh ngig davon telefonieren viele der Be fragten im Auto manche sogar ganz besonders gerne Herr J Auto ist f r mich so ein typischer Handyort w hrend der Fahrt Auch am Wochenende wenn ich auf meine H tte raus fahre am Freitag und ich wei ich bin jetzt eine Stunde auf der Autobahn das ist berhaupt das aller liebste da f hre ich dann echt lange Gespr che Da kann es sein dass ich von Wien bis zum Wechsel raus ein Telefonat f hre Das empfinde ich dann als ganz entspannte Situation Int Nr 4 Ill S 51 Wegzeiten sind Telefonzeiten und geh ren zu festen Alltagsroutinen wenn ich am Weg von der Arbeit ins Fitnessstudio bin telefoniere ich am Weg dahin mit der Susanne sehr regelm ig eigentlich fast jeden Dienstag Int Nr 3 Ill S 39 Mit dem Begriff fasst der renommierte Freizeitforscher Horst Opaschowski alle T tigkeiten im bergang zwischen dem Abschluss der Berufsarbeit und vor dem Beginn der Freizeit Darunter fallen K rperpflege Essen Haushalt Kinderbetreuung Opaschowski 2008 1988 S 78 258 9 Arbeit und Mobiltelefon Von den vielf ltigen Beispielen der Handlungskombination Telefonieren Hausarbeit beschr nke ich mich auf die Erz hlung der jungen Projektmanagerin Frau J Sie bringt die emotionalen Ambivalenzen von Multitasking auf den Punkt und stellt so einen Praxisbezug zu der
114. sie auch mit zu Bett Die Frage nach K rperpraktiken n hrt das Interesse Best tigung f r die These vom Handy als Ich Erweiterung zu finden und ist eingebunden in den Antagonismus zwischen k rperlosem Kommunikationsme dium und k rperlicher Organverl ngerung vgl Kapitel 6 4 Welche k rperlichen Gef hle entstehen beim Mobiltelefonieren Wie nehmen die Befragten sensori sche Wahrnehmungsprozesse wahr und interpretieren diese In welchen Situatio nen ist das Mobiltelefon als vibrotaktile Kommunikationsform besonders n tzlich also zum Fortgehen wenn man es eh nicht h ren w rde und wenn man sich was ausmacht dann sp rt man es und nat rlich f r Meetings oder so wenn ich in 9 Arbeit und Mobiltelefon 275 Besprechungen bin oder so wie jetzt hab ich es halt auf lautlos Genau der Vibra und das ist also man sp rt so ein Vibrieren lachend und da wei man es gibt noch wen na egal aber es gibt noch wen der an mich denkt Int Nr 5 Il S 57 Der Vibracall sensibilisiert die taktile Rezeption und verbindet die telepr sente k rperlose Form der Erreichbarkeit mit k rperlichen Empfindungen Des Weiteren stellt der silent alert sicher auch in Umgebungen mit Sprechverbot oder mit lauter L rmkulisse erreichbar zu sein sei es beim Weggehen oder in der Werkstatt oder anderen Arbeitsumgebungen Der Vibracall ist auch deshalb recht angenehm wennst zum Beispiel einen Dreh hast oder so u
115. t dieser Treffen erfordert au erdem Frust rations Toleranz Verst ndnis wenn sie nicht zustande kommen Was h ufig bei Frau J vorkommt ist dass sie Vereinbarungen trifft wo man quasi so halb ge bucht ist und dann nicht mehr angerufen wird ja wenn s ab und zu mal aus Versehen aus irgendwelchen Gr nden weil die Beziehung gerade in die Br che gegangen ist oder so klar Aber es passiert manchmal dass man nicht mehr zu r ckgerufen wird ja da ist eine Entschuldigung notwendig wenn man da war tend irgendwie h ngen gelassen wird weil das ist ja wie ein Versetzen aber es ist auch absolut verst ndlich und verzeihbar ebda S 62 Diese Duldsamkeit bzw selbstverst ndliche Umgang mit Unverbindlichkeit muss gelernt werden diesen Technik Aneingungsprozess beschreibt Frau V Die 39j hrige Journalistin erz hlt wie das Mobiltelefon grundlegend die sozialen Um fangsformen ver nderte Beginnen die Menschen des nahen Umfelds sich mobil zu arrangieren steigt die Attraktivit t des Netzwerkmediums Handy ich hab mich immer wahnsinnig ge rgert als ich kein Handy hatte und die anderen schon dass es nicht mehr m glich war sich mit jemand orden tlich zu verabreden Ja treffen wir uns um neun am Jonas Reindl Ver kehrsknotenpunkt in Wien B B und dann hat man nicht gewusst wo und 9 Arbeit und Mobiltelefon 247 irgendwer ist irgendwo gestanden und dann haben sich die Leute aufge regt Ja wie
116. te aufrechtzuerhalten Deshalb ist das Handy auch ein Diffusionsmedium es be g nstigt Quick Contacts fl chtige Kommunikation mit bemerkenswerten macht 314 10 Res mee und Ausblick theoretischen Auswirkungen R umliche wie betriebliche institutionelle Organisa tionsstrukturen unterwandert das Medium Handy indem personenbezogene ge gen ber ortsbezogenen Gemeinschaften an Bedeutung gewinnen Es entsteht eine spannende Dynamik zwischen Ab und Eingrenzung ein schmaler Grad zwi schen Selbsterm chtigung und Selbstmanagement muss beschritten werden So nutzt man das Handy um die Kontakte des eigenen sozialen Netzwerks zu festi gen f gt auch rasch neue hinzu hingegen gegen ber dem Sitznachbarn grenzt man sich genauso leicht ab wie gegen ber dem Unbekannten Anrufer Das Mobiltelefon bernimmt die Funktion eines Regelungsinstruments und Be schleunigers um mit den verdichteten Zeitabl ufen der Entgrenzung von Ar beit Freizeit und dem gestiegenen Informationstempo Schritt halten zu k nnen Das zeigt sich besonders beim Thema Vereinbarkeit von Beruf und Familie Die Frage nach der Work Life Balance ist angesichts Doppelerwerbst tigkeit und entgrenzter Lebenswelt ein Schnittstellenthema in der Handynutzung War das Handy in den 1980er Jahren noch ein Statussymbol f r Manager ist es mittlerwei le ein Gebrauchsgegenstand der Familienmanagerin geworden die mittels Remo te Mothering Aufgabendelegation und Rundu
117. tzliche Schablone um die Telefonpraktiken der Befragten als Sozialtechnik zu analysieren In Anbindung an die allt glichen wie vielf ltigen Auf gaben der Lebensf hrung die via Handy organisiert delegiert und kontrolliert werden ist es plausibel von dem Ger t als Ich Erweiterung zu sprechen Denn das Mobiltelefon ist ein Apparat der das Ich vielf ltig serviciert formal organisatorisch und emotional affektiv Das Handy mein pers nlicher Assistent weckt mich auf notiert und erinnert mich an Termine erstellt Memos r ttelt mich 10 Res mee und Ausblick 313 um mich auf Mitteilungen aufmerksam zu machen blockt Anrufe ab informiert mich ber aktuelle Nachrichten erledigt Rechenaufgaben stellt Parkscheine aus und bezahlt meine Konzerttickets Wenn man unterwegs ist bietet es mir st ndige Kontaktm glichkeiten zu meinen Liebsten stellt mir aufmunternde Kurznachrich ten zu begleitet mich musikalisch und im Gegenzug verschicke ich die Schnapp sch sse meine Eindr cke per MMS Bereits die Aufz hlung illustriert die vielf lti gen Nutzungsweisen und die Verwobenheit des Mobiltelefons mit der Alltagsbe w ltigung Die Theorie der Lebensf hrung macht einen entgrenzten Arbeitsbegriff zum Aus gangspunkt ihres Forschungskonzepts bertragen auf ein Bild der Alltagssprache erf llt das Konzept der Lebensf hrung die Funktion eines begehbaren Kleider schranks Ohne sich als M belst ck aufdringlich in den Vordergrund
118. und Abwesenheit Bei dieser Form des Missed Calling l sst man es ein einziges Mal l uten und noch bevor abgehoben 139 So schwer das Warten auf einen Anruf ist assoziiert dieser Autor Telefonieren mit Unverbind lichkeit Die Leichtigkeit des Telefonats ist die Leichtigkeit eines Ficks Die Leichtigkeit eines Ficks ist die Leichtigkeit eines Telefonates Warum so leicht Liebe ist kein Telefonat aus Eduard F Ortner Herz Verr ckt 2006 S 96 142 6 Dr cken Freigabe Was ist ein Handy werden kann wird aufgelegt Ausgehend von der Idee Kosten zu sparen hat sich Beeping als eigenst ndige Kommunikationsform entwickelt die verschiedene Be deutungen haben kann Entweder Ruf mich sofort zur ck oder Wie zuvor ver abredet bitte hol mich jetzt ab oder einfach Ich denk an dich vgl Donner 2007 Die andere Seite von Fernanwesenheit bzw Telepr senz ist die Nahabwesenheit oder absent presence Es meint obwohl man anwesend ist nicht geistesgegen w rtig aufmerksam zu sein weil man beispielsweise mit jemandem telefoniert Der Kulturwissenschafter Kenneth J Gergen 2006 S 229 argumentiert schl s sig dass es nicht erst seit dem Mobil Telefon Kommunikationserfahrungen abge lenkter und geteilter Aufmerksamkeit gibt Bereits Lesen erzeugt das Ph nomen der Nahabwesenheit und erweitert die gegenw rtige Wirklichkeit um eine virtuelle Ebene Die verschiedenen Plateaus der
119. und Mo biltelefon einem Prozess des Doing Gender unterliegen Wie beispielsweise aus dem Informations und Gesch ftsmedium Telefon ein Hausfrauentelefon wird wie das Handy als Statussymbol f r Manager zum Vereinbarkeitsinstrument f r be rufst tige M tter wird Die rasche Verbreitung des Mobiltelefons Anfang der Nullerjahre steht in einem engen Zusammenhang mit den Ver nderungen in der Art der Lebensf hrung Mo bilit t und Doppelerwerbst tigkeit die obendrein vielf ltige Bezugspunkte zuei nander aufweisen steigern den Bedarf an einem Ger t das jederzeit Kommunika tion erm glicht Erreichbarkeit herstellt und Informationen bereith lt Mobilit t als Wesensmerkmal unserer Gesellschaft vgl Canzler 2006 umfasst r umliche so ziale wie informationelle Aspekte zwischen denen nicht nur Zusammenh nge Der Einwand von Erika Linz das Handy sei keine Reaktion auf Mobilit t sondern entspringe dem Wunsch nach kontinuierlicher kommunikativer Verbindung Linz 2008 S 174 ist f r mich nicht nachvollziehbar Denn erst mit r umlicher Trennung m ssen soziale Kontakte eigens hergestellt werden Wenn dies aus r umlichen oder zeitlichen Gr nden nicht m glich ist w nscht man sich zumindest kommunikative Erreichbarkeit 18 1 Einleitung sondern Interdependenzen bestehen Fasst man Mobilit t in einem weiten Sinn zeigt sie sich als Flexibilit t und Wahlm glichkeit zum Beispiel wenn es darum geht Berufsangeb
120. und zeitgleich mit der Realisierung st dte bergreifender Telefonverbindungen begann die Verstaatlichung privater Telefonnetze 1896 wa ren Telefoninfrastruktur und betrieb verstaatlicht und geh rten zum Staatsregal Rohrb ck 1989 S 74 Wurde im 19 Jahrhundert die Telefoninfrastruktur in den verschiedenen Gebieten noch unterschiedlich geregelt sei es von Staats und Gebietsmonopolen oder von Genossenschaften ging man in den 20er Jahren des 20 Jahrhunderts zur Verstaatlichung ber In den 1980er Jahren begann in Euro pa die Privatisierung der Staatsbetriebe und wurde so zur negemoniale n Orga nisationsform der Telekommunikation Schaper Rinkel 2003 S 151 121 Ronell berrascht in ihrem Telefonbuch mit psychoanalytischen semiotischen Sprachspielen So sieht sie in der Entmachtung der AT amp T durch das Anti Trust Gesetz einen Angriff auf die m ch tige Mutter welcher die Installierung eines m tterlichen Superegos nach sich zieht um das herum die Firmenmitglieder ihre Gewissensbisse organisieren was uns noch einmal an die weibli che Spur erinnert die in den Techniken sedimentiert ist Ronell 2001 S 443 122 AT amp T war ein privates Unternehmen das tempor r zu den weltweit gr ten Firmen z hlte Zeitweise nahm es die Stellung eines de facto Monopol ein Ebenso verpflichtete es sich zu den selben Vorstellungen von Integration Stabilit t und Regulierung wie die staatlichen Telekomunter
121. veraltet Aber frei nach H l derlin Wo die Gefahr ist liegt auch die Chance Diese sehe ich darin die Habitua lisierung von Technikprozessen sichtbar zu machen und die langen Linien wie die Br che in der Aneignung des Mobiltelefons zu verdeutlichen Aufgewachsen und beruflich sozialisiert in der Pr Internet und Mobiltelefon ra erlebte ich wie die se Technologien den Arbeitsalltag in der Kommunikationsbranche ver nderten Wer l nger an einer Dissertation schreibt merkt wie der eigene Text sedimenitiert Wie eine Geologin erkennt man in den Textschichten die Epochen der Genese der Arbeit Ablesbar werden die berufliche wie pers nliche Situation der Autorin glei cherma en wie Aktualit tsgrad und Status quo akademischer Debatten Als Schreibende verstehe ich mich als Collagistin die erprobte Materialien mit neuen Mustern mischt Bekanntes neu zusammensetzt und blicherweise getrennt ver laufende Debatten zusammenf hrt So wurde das Forschungsthema einige Male aus und wieder neu eingepackt In der ersten Forschungsphase so um 2005 besch ftigte mich noch sehr stark die Analyse der Ver nderungen des ffentlichen Raums durch die Mobiltelefonie Da sich das Thema aber bald als regelrechtes Einstiegsthema in die vorwiegend englischsprachige sozialwissenschaftliche Handyforschung erwies nahm ich davon Abstand Es erschienen Sammelb nde Nyiri 2005 Monografien Kopomaa 2000 und eine Vielzahl von Einzelbeitr gen 3 So bes
122. verbunden Die Proble matik des Medienbegriffs und der Ursprung vieler Fehlinterpretationen und Miss verst ndnisse liegt im doppelten Begriffsstrang vom von Medium Medien Jedes Medium tr gt zwei Aspekte in sich Inhalt und Transport der Botschaft So ist das Medium auf das lateinische Worte Mitte zur ckgehend Mittler Instrument Werkzeug Medien in der Mehrzahl sind also Kommunikationsvermittler wie Al phabet Zeitung Fernsehen Computer u v m Schwerpunkt dabei ist die bertra gung und Speicherung von Kommunikation Kommunikationstheoretisch betrachtet umfasst der Medienbegriff folgende As pekte vgl Faulstich 2002 S 23f e Es ist vermittelte zwischenmenschliche bzw mediale Kommunikation zwi schen Individuen bzw Massenkommunikation e Es muss einen Kanal technischer oder anderer Art geben dem ein bestimmtes Zeichensystem zugeordnet ist z B Theater Brief Telefon WWW Beim The ater ist der Mensch das prim re Medium beim Brief handelt es sich um das 157 Pross 1972 historisch chronologische Mediendefinition ist zwar bersichtlich aber inhaltlich wenig hilfreich Es gibt Prim r Menschmedien damit ist das Theater gemeint Sekund r Schreib und Druckmedien Terti r elektronische und Quart r digitale Medien Innerhalb die ses Schemas liegt das internetf hige Mobiltelefon zwischen Terti r und Quart r Medium 6 Dr cken Freigabe Was ist ein Handy 159 sekund re Schreibm
123. verwandelt wird ausf hrlicher im Themenschwerpunkt zur Ich AG be arbeitet vgl Kapitel 9 3 Zum Abschluss des Kapitels soll hier noch das Thema P nktlichkeit angeschnitten werden und welche Wandlungen diese einstmalige Sekund rtugend durchge macht hat Mehrfach in Studien ebenso wie in meiner Befragung verliert P nktlich keit an Strenge und wird aufgeweicht durch einen Anruf Ich komme sp ter Wich tiger ist es beim jeweiligen Anlass zum richtigen Zeitpunkt zu kommen als p nkt lich Der Zeitforscher Karlheinz Gei ler 1999 S 150 diagnostiziert einen Wert wandel statt P nktlichkeit m sse man zum richtigen nicht unbedingt zum ver einbarten Zeitpunkt da sein Eine Folge dieser Zeitordnung ist Time Softening Ling Yittri 2006 S 143 Jene weichen Zeitabmachungen bei denen man sich dann noch einmal zusammenruft oder Versp tungen einfach via Handy angek n digt werden weil man eben im Stau stehe oder aufgehalten worden sei und hnli chem Befragt nach der Handy Nutzung in ihrem Tagesablauf gibt eine Bauleiterin 32 Jahre offen zu dass sie das Handy sehr h ufig verwendet um zu sagen dass ich zu sp t komme Int Nr 3 Ill S 30 Und der Programmierer Herr P stellte fest Ich merke es an mir auch man wird schon flapsiger mit dem Handy 268 9 Arbeit und Mobiltelefon weil man kann ja immer noch anrufen und sagen Ich komme zehn Minuten sp ter Das hat sich halt d
124. vgl Heath 2005 190 7 Connecting People Sozialtechnik Mobiltelefonie man mit Foucaults Machtverst ndnis so stehen sich Erreichbarkeit und Verf g barkeit nicht mehr als Gegens tze gegen ber sondern greifen ineinander Tat s chlich ist das was ein Machtverh ltnis definiert eine Handlungsweise die nicht direkt oder unmittelbar auf die anderen einwirkt sondern eben auf deren Handeln Foucault 1987 S 254 Es ist eine Machtstrategie dass Herrschaft immer weni ger als solche wahrgenommen wird sondern vielmehr als Ergebnis eines inneren Antreibers zu verstehen ist wie es die Selbstmanagement Literatur benennt vgl Kogler 2006 S 80f Zugleich bringt Erreichbarkeit aber auch mehr Autonomie erm glicht eine flexible re Arbeitszeiteinteilung Es liegt also an dem Individuum seine Grenzen zu zie hen zu entscheiden welcher Anruf Priorit t hat und welcher nicht Es ist jene Art der Herrschaftstechnik die im Modus der Freiheit operiert wie Foucault neolibera le Gouvernementalit t beschreibt Das Mobiltelefon liegt an der Schnittstelle zwi schen u eren L uten Erreichen wollen und inneren Abheben Erreichbar sein wollen F hrungstechniken an einem Punkt an dem Autonomie und Kontrolle verschmelzen Wer selbst nicht erreichbar ist muss mit Vorw rfen rechnen wa rum hast du ein Handy wenn man dich nie erreicht oder er sie muss damit rechnen dass auch der andere nicht mehr erreichbar ist Wer s
125. vor den Wandel von der Disziplin hin zur freiwilligen Selbstkontrolle ein demokratisiertes Panopticon zu nennen 186 7 Connecting People Sozialtechnik Mobiltelefonie Abgesehen von branchenspezifischen teils drastischen Ver nderungen vgl Kapi tel 9 wandelt auch das Verst ndnis von Arbeitszeit Freizeit sowie der Kontrolle von Arbeit Die Normalisierung der Erreichbarkeit erh ht den Verf gbarkeitsgrad der Arbeitenden und erweitert dadurch den Zugriff auf die Arbeitskraft Wie ambi valent die Vor und Nachteile der Erreichbarkeit f r den die Einzelnen erlebt wer den vgl Kapitel 9 2 1 Die pers nliche Erreichbarkeit hat nicht nur pers nliche Folgen sie ver ndert auch die Organisation von Unternehmen und tr gt zum ko nomischen Strukturwandel bei Die Mobiltelefonie leistete einen wichtigen Beitrag zur Verbreitung mobiler Telearbeit die gerade in EDV nahen und Mobilit t for dernden Berufen H ndlerInnen Vertreterinnen und JournalistInnen ausge bt wird vgl Doppel 1999 S 98f So ist es wenig bekannt dass die digitale Telefo nie viele Menschen arbeitslos machte indem durch die M glichkeit der Aufzeich nung von Anrufen Voice Mail Anrufbeantworter die Vermittlung von Telefonaten obsolet wurde vgl Katz 2006 S 117 Manche MobilfunkforscherInnen z hlen Erreichbarkeit aktive Kommunikation und Mobilit t zu den menschlichen Grundbed rfnissen vgl Booz Allen 1995 S 17 Ich sehe in der Darste
126. wobei Anspruch auf Partizipationsof fenheit und Wirklichkeit zuweilen weit auseinanderklaffen 104 5 Entgrenzungsmaschine und Medium individueller Mobilisierung timste Details des Privatlebens mit einer beliebigen Menschgruppe zu teilen Entsprechend der bevorzugten Theorieschule mag man sagen Der ffentliche Raum wird zur B hne privater Gespr che vgl Goffmann 1983 1959 oder das Wohnzimmer wird zum Ort der ffentlichkeit vgl Sennett 1994 Das Mobiltelefon tr gt dazu bei Raumbeziehungen und Funktionseinschreibun gen zu bestimmten Orten neu festzulegen Die Mobiltelefonie hat die Komplexit t der Handlungsm glichkeiten im ffentlichen Raum gesteigert Vergleichzeitigung und Parallelhandlungen vereinfacht man pendelt zwischen beruflichen T tigkei ten Geselligkeit oder Entspannung hin und her Souver n geht der Mensch in der ffentlichkeit mit der Gleichzeitigkeit von r umlicher N he und sozialer Distanz um Das Handy als Fern Sprech Technik erm glicht soziale N he inmitten r umli cher Fremdheit und dient auf mehrfache Weise der sozialen Anschlussf higkeit G tzenbrucker 2005 S 4 So finden Jugendliche ber Handys Gespr chsanrei ze f r Kontakte im ffentlichen Raum indem ber Ger te und Klingelt ne gespro chen wird und leichter Telefonnummern ausgetauscht werden k nnen ber das Mobiltelefon ist man permanent in soziale Netzwerke eingebunden unabh ngig von der physischen Anwesenheit Da
127. wohl ver n dert in den Anfangszeiten vom Handy war irgendwie schon klar dass das jetzt nicht permanent ist Dann schaltet man es halt ab oder auf lautlos oder man sagt vorher Du Tschuldigung es k nnte sein dass im Zuge unserer Besprechung ei nen Anruf bekomme das kann ich nicht verhindern das ist wichtig Okay Das ist mittlerweile viel weniger sondern ganz normal Ah es l utet na dann gehe ich halt ran und das ist keine gute Kultur finde ich halt Int Nr 1 IV S 7 K nnen die einen Delegieren m ssen andere Multitasking machen Wer heute von Telefon Konferenzen Zwischenrufen und anderen belanglosen St rungen verschont eine Stunde konzentriert durcharbeiten darf gilt bereits als privilegiert 260 9 Arbeit und Mobiltelefon Lotter 2008 S 53f Die Kritik am Multitasking greift daher meiner Einsch tzung nach zu kurz sie blendet die real existierenden fragmentierten Lebens und Ar beitszusammenh nge aus Wie das Anrufmanagement der Befragten zeigt ist es f r viele Menschen n tig zwischen Arbeitsprojekten und zwischen Arbeits und Familienwelt mit unterschiedlichen Arbeitsanforderungen und Rollenerwartungen hin und her zu springen Die Vergleichzeitigung von T tigkeiten etwa U Bahn fah rend Termine zu koordinieren Auto fahrend Arbeitsinformationen weiterzureichen mag f r die Umstehenden l stig sein der Einzelne sieht darin eine L sung um f r sich pers nlich mehr frei verf
128. zusammenh ngen vgl Jurczyk 1993 S 25ff e Die Bew ltigung des Alltags ist zu einer komplexen Leistung eigener Art ge worden Je unterschiedlicher sich der Rhythmus von Arbeitszeit und freier Zeit von Werktagen und arbeitsfreien Tagen f r die Menschen gestaltet je mehr Frauen und M nner entscheiden k nnen und m ssen welche Rolle die berufli che welche die familiale Arbeit in ihrem Leben spielen sollen desto mehr wird der Alltag selbst zur Gestaltungsaufgabe e Lebensf hrung als Arbeit zu begreifen setzt die Dichotomie von Erwerbs und Reproduktionsarbeit au er Kraft Das sch ne Sprachbild Bewegte Zeiten Gruber et al 2002 ist der Titel des Sammelbands der sich mit der dynami schen Relation von Arbeit und Freizeit befasst Dynamisch in der Auffassung 9 Arbeit und Mobiltelefon 223 von sich gegenseitig beeinflussend und reziprok was sich besonders im Um gang mit Zeit zeigt In dem Ma e wie Zeit zu etwas wird das man sparen muss zu Hause genauso wie bei der Arbeit wird das Leben zu Hause ganz buchst blich zu einer zweiten Schicht Man l sst zu dass ein Effizienzkult der einst dem Arbeitsplatz vorbehalten war zu Hause Fu fasst und sich einnistet Effizienz ist ein Mittel zum Zweck mehr Zeit zu Hause aber auch ein Le bensstil geworden ein Zweck an sich Hochschild 2006 S 231 L ngst neh men sich auch Frauenzeitschriften des Themas an und greifen dabei nolens volens auf die Begrifflic
129. 0 Wie unterst tzt moderiert das Handy die Vereinbarkeit von Beruf und Familie Welche Zusammenh nge bestehen zwischen Mobilit t und der Art wie Kinderbetreuung organisiert wird F r Barbara Mettler Meibom vgl 1994 S 176f trifft f r Frauen st rker soziale Erreichbarkeit zu da sie f r die Herstellung des allt glichen verst ndigungsorientierten Kommunikationszusammenhangs und f r die Pflege sozialer Netzwerke zust ndig sind L sst sich diese These in den Aussagen der Befragten wiederfinden Wie sehen Formen mobiler Elternschaft und Beziehungspflege in der Praxis aus Kapitel 9 4 2 Als letzter Teil der empirischen Auswertung widme ich mich in Kapitel 9 3 gezielt der Gruppe der Selbstst ndigen seien es UnternehmerInnen mit Angestellten Einpersonenunternehmen oder FreiberuflerInnen Den Hypothesen folgend wird der Zusammenhang zwischen beruflicher Eigenverantwortlichkeit pers nlichem finanziellem Risiko und dem Umgang mit Erreichbarkeit untersucht In Kapitel 9 3 1 wird dem branchen und berufsspezifischen Einfluss auf die Handynutzung nachgegangen In welchen Berufen erleben die NutzerInnen das Handy als ber lebensnotwendig und in welchen spielt es beruflich gar keine so gro e Rolle An welchen t tigkeitsdefinierten Kriterien l sst sich das festmachen Ziel der qualita tiven Erhebung ist es konkrete Praktiken der Handynutzung innerhalb der skizzier ten Theorie des neoliberalen Subjekts zu verorten Mobiltelefonieren
130. 000 unterscheidet der franz sische Soziologe Francis Jaur amp guiberry zwischen dem Gewinner Typ dem Distanzierten Typ dem Ver netzten Typ und dem Zapper Diese Typen werden von ihm wie folgt definiert e Der Gewinner Typ Dieser nutzt sein Handy nach rationalen zweckdienlichen Kriterien Er ist auf Effizienz und Zeitrationalisierung bedacht und wettbe werbsorientiert e Der Distanzierte Typ Dem kritischen Handynutzer geht es vor allem darum sich bewusst vor dem Handy zu sch tzen H ufiger als andere nutzt er be stimmte Kommunikationsfilter wie Mailbox u e Der Vernetzte Typ Er will zu den Technik Insidern geh ren und vernetzt sein Hinter dem Wunsch angeschlossen zu sein versteckt sich das Bed rfnis anerkannt zu werden e Der Zapper Er ist ein Grenzg nger zwischen dem Vernetzen und dem Gewin ner Typ der im Flu von einer Information zur n chsten sofort und ber all steht ebda 11 Das Original des Zeitschriftenbeitrags l usage des t l phones portatifs ist abrufbar unter http www cnrs fr Onrspresse n345a5 html 6 Dr cken Freigabe Was ist ein Handy 169 Diese Typisierung des Soziologieprofessors Jaur amp guiberry der Universit t Pau Frankreich erscheint mir wenig hilfreich um die Aussagen meiner Interviewpart nerInnen einzuordnen Schade ist dass Jaur amp guiberry in seiner Typisierung nicht seine Arbeiten zu Zeitmanagement und neue Medie
131. 002 Allzeit zuhanden Gemeinschaft und Erkenntnis im Mobilzeital ter Kommunikation im 21 Jahrhundert Wien Passagen Verlage Nyiri Krist f Hg 2003 Mobile Democracy essays on society self and politics Wien Passagen Verlag Oates Joyce Carol 1980 Lieben verlieren lieben Erz hlungen Stuttgart DTV O Hara Kenton 2003 Mobile Work Technology and Place In Nyiri Krist f Hg Mo bile Democracy Essays on society self and politics Wien Passagen Verlag Commu nications in the 21st century S 65 72 Okabe Daisuke Mizuko Ito 2006 Everyday Contexts of Camera Phone Use In H flich Joachim R Hartmann Maren Hg Mobile Communication in Everyday Life Ethnographic Views Observations Reflections Berlin Frank amp Timme S 79 102 Oksman Virpi Rautiainen Pirjo 2007 Perhaps It is a Body Part How the Mobile Phone Became an Organic Part of Everyday Lives of Finish children and Teenagers In Katz James E Hg Machines that become us The social context of personal communication technology New Brunswick and London Transaction Publishers S 293 309 Opaschowski Horst W 2008 1988 Einf hrung in die Freizeitwissenschaft 5 Auflage Wiesbaden Verlag f r Sozialwissenschaften Opitz Sven 2004 Gouvernementalit t im Postfordismus Macht Wissen und Techniken des Selbst im Feld unternehmerischer Rationalit t Hamburg Argument Verlag Opitz Sven 2010 Der flexible Mensch In Moebiu
132. 03 sei es Video berwachung oder Beaufsichtigung durch private Wachdienste charakterisiert den ffentlichen Stadtraum Franck verbindet diese beiden Trends Die Werbung liefert Information und holt Beach tung ab die berwachung liefert Beachtung und holt Information ab Franck 2005 S 219 Die Grenzverschiebungen welche die Handynutzung auf der Ebe ne ffentlich privat und Beruf Freizeit hervorruft sind in breiter angelegte Trans formationsprozesse eingebunden wozu die Intimisierung der ffentlichkeit z hlt Eine Initmisierung die sowohl auf der Ebene medialer ffentlichkeit wie auch im ffentlichen Raum stattfindet Dazu z hlen Ph nomene wie das ffent liche Aufstellen von berwachungskameras pers nliche Webcams im Internet oder der telemediale Exhibitionismus in Sendeformaten wie Big Brother Weber 2008 S 27 Abschlie end soll noch auf die Virtualisierung der ffentlichkeit kurz eingegangen werden Im engen Sinne versteht man darunter die Ausr stung f fentlicher R ume mit Urban Screens Also LED Bildschirme Gro bildleinw n de Projektionsfl chen Informationsterminals die als Erweiterungen der Visuali sierungsebenen des st dtisch medialen Architekturraums gelten Russegger 2009 S 79f Im weiteren Sinne versteht man darunter die umfassende Debatte um Cyberdemokratie und um das Internet als neues Forum b rgerlicher ffent lichkeit vgl Bolz 2001 S 9 1 Diskursiv ve
133. 0nn0nnnnnn nen nnnnnnnnnnnnnnnnnnnnn 350 Anhang B Interview Leitfaden unusssnnnssnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnn anne 351 Anhang C Brief zur Anfrage ber Datenauskunft uunssssssannnnnennnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnn 355 Anhang D Ged chtnisprotokolle Forschungsbeobachtungen unssessannnnsnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnn 356 Anhang E Tele2 Handybonus uursssssnnnnesnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnennnnn 360 Anhang F Werbung f r Mobile Services uuunsssssnnnnnennnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnennnnn 361 LEBEN Staufen E AAAA A AAE OAE PENEAN EEEE EEEE 362 viii Abbildungs und Tabellenverzeichnis Abbildung 1 Werbefl chen dominieren die Wahrnehmung im ffentlichen Raum 103 Abbildung 2 Inseratekampagne der PRO TELEPHON 1927 uuunnneeeeennenennnnnnnennnnnen nenn 124 Abbildung 3 Mobiltelefonie die fr hen Jahre 4uussnnsssnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnen 125 Abbildung 4 Insteratkampagne rappelle toi appelle moi 44444nnsennnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnn 128 Tabelle 1 bersicht Interview Partnerlnnen u0u0u0u0cnansensnsnseennnnsnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnen 52 Tabelle 2 Unterschiede zwischen fordistischen und postfordistischen Arbeitsverh ltnissen 206 Tabelle 3 Anstieg der Automobil Zulassungen in den 50er J
134. 133 Entscheidung ob man jetzt mit der Person sprechen will oder nicht Die Fernab frage des Anrufbeantworters kommt der Funktionalit t der Sprachbox eines Han dys schon recht nahe In Kapitel 9 2 1 beschreiben die InterviewpartnerInnen wie sie gezielt die Vor bzw Nachteile von Echtzeit bzw zeitversetzter Kommunikati on einsetzen um ihre Kommunikationsbed rfnisse und Erreichbarkeitsverpflich tungen m glichst autonom zu steuern Vornehmlich als asynchrone Kommunikati onsform kommen die Vorz ge der SMS deutlich zum Tragen Beruflich gerade in Situationen in denen man nicht telefonieren sollte Konferenzen Meetings und um Kommunikation aufzuschieben Privat wird es zur Erinnerung Delegation und Koordination von Alltagserledigungen und in betr chtlichem Ausma f r die Pflege sozialer Beziehungen genutzt vgl Kapitel 9 6 4 1 Entgrenzung und Erreichbarkeit Elemente der kommunikativen Entgrenzung betreffen bereits die Festnetztelefo nie aber erst mit der Mobilkommunikation erhalten Ph nomene wie Entr umlichung Entsinnlichung und Erreichbarkeit eine kritische Gr e 6 4 1 1 Entr umlichung Entr umlichung meint die Losl sung des Kommunikationsortes und Zeitpunktes von der konkreten Gespr chssituation gemeint Entr umlichung treibt die Ge schichte der Kommunikationsmedien an die in der Trennung des konkreten Ortes vom Kommunikationsraum besteht Sowohl Feuertelegrafie Rauchzeichen Bote und Telegrafie als a
135. 2005 H flich 2005 Uhl 2006 Seine in den 60er Jahren verfassten Arbeiten wie Das Individuum im ffentlichen Austausch oder Wir spie len alle Theater Goffmann 1982 1983 1959 stellen einen anschlussf higen Be griffsapparat bereit wobei eine kritische Auseinandersetzung mit seinem For schungszugang meist aussteht So arbeitete er explizit nicht empirisch bezieht 5 Entgrenzungsmaschine und Medium individueller Mobilisierung 107 sich auf Beobachtungen und Zeitungsartikel und verwendet sie f r seine scharf sinnigen wie geistreichen Interpretationen Dies nur als Hintergrundinformation um die aufgestellten Thesen st rker als Denkraster zu begreifen denn als Fakten F r Goffmann 1982 S 54f orientieren sich Menschen im ffentlichen Austausch an kommunikativen Normen wobei die Aufrechterhaltung der ffentlichen Ord nung im Vordergrund steht In der ffentlichkeit muss ber cksichtigt werden dass jeder Mensch ber ein mehr oder minder stark ausgepr gtes Territorialit ts empfinden verf gt Die wechselseitige Anerkennung dieser Anspr che geh rt zu den Umgangsregeln der Interaktion im ffentlichen Raum An erster Stelle ben tigt es Selbstkontrolle um N he Distanz Beziehungen zu gestalten So gibt es eine subjektiv wie kulturell gepr gte k rperliche Distanzeinhaltung zu anderen Men schen Dieser pers nliche Raum wird vom eigenen K rper markiert und so zum Territorium des Selbst gemacht Goffmann 1982 S
136. 242 6 Dr cken Freigabe Was ist ein Handy 119 Dieser Illusion gibt sich der homo technicus nur deshalb hin weil er das Bed rfnis hat angesichts seines t glich akkumulierenden und ihm ber den Kopf wachsenden Ger teparks ein gutes Gewissen zu bewahren Aber da wir Freiheit gegen ber den von uns gebauten Ger ten aufrechterhalten und die Weisen ihrer Verwendung ausw hlen oder bestimmten k nnen ist ein fach unwahr Anders 2002 1980 S 217 Abseits dieser negativen wie positiven Extrempositionen lie e sich im Telefon ein Medium sehen das sowohl subversiv genutzt aber auch zu Herrschaftszwecken eingesetzt werden kann etwa durch das Abh ren von Systemfeinden oder Mitar beiterInnen Nicht der Apparat determiniert Gesellschaft und Weltbild sondern die Gesellschaft in allen ihren Facetten und mit allen Entwicklungen bestimmt ganz spezifische Gebrauchsformen Zelger 1997 S 147 Eine weitere Gemeinsamkeit zwischen Telefon und Mobiltelefon besteht in der politischen Nutzbarmachung dieser Technologie f r gesellschaftspolitische Anlie gen Der Auf und Ausbau einer analogen Festnetz Telefoninfrastruktur wurde als Beitrag zu St rkung der nationalen Einheit verstanden welche u a ber ein gemeinsames Kommunikationsnetz hergestellt werden sollte Beim Ausbau der Telefoninfrastruktur nach dem Zweiten Weltkrieg standen nationale Interessen im Vordergrund Es galt eine fl chendeckende Versorgung zu erschwinglichen Ge
137. 3 2006 Astor Michael Steiner Martin 2005 Work Life Balance als Motor f r wirtschaftliches Wachstum und gesellschaftliiche Stabilit t In Prognos Hg Berlin Basel In http www ihs ac at pdf soz wib_prognos pdf Auf dem H vel J rg 2005 Der mobile Kunde im Visier 08 12 2005 In http www heise dei tp artikel 21 21482 1 html Barbrook Richard Cameron Andy 1997 Wiedergeburt der Moderne In Telepolis In http www heise de tp artikel 1 1007 1 html Barlow John Perry 1996 Unabh nigkeitserkl rung des Cyberspace In http www heise de tp artikel 1 1028 1 html Barnet Belinda 2005 Infomobility and Technics Some travel notes In Ctheory Theory Technolgy and Culture 1000 Days 021 27 10 2005 Vol 28 No 3 In http www ctheory net articles aspx id 492 31 07 2011 Becker J rg 2002 Information und Gesellschaft Springer In http books google de books id YHSbugmgyd4C 320 Internetquellen Becker Matthias 2009 Position ist Identit t 11 05 2009 In http www heise de tp artikel 30 30238 1 html Bieber Christoph 2008 Application Democracy Politik und Internet am Tag der Pr si dentschaftswahl In Telepolis 04 11 2008 In http www heise de tp r4 artikel 29 29065 1 html Bolz Norbert 2003 Die Weltgesellschaft eine gigantische Benutzeroberfl che In Tele polis In http www heise de tp artikel 5 5153 1 html Bornand Jiline Wahl Guyer Gisela u a 2010 ABU
138. 43f Um sich flexibel an die zeitlichen r umlichen und inhaltlichen Berufsanforderungen anpassen zu k nnen wird die gesamte Lebens f hrung den Unternehmensanspr chen untergeordnet Umgekehrt bringt es aber auch mit sich dass zunehmend das ganze Leben der des Arbeitnehmers ins Blickfeld betrieblicher Strategien ger t vgl Vo 1994 S 276 Die Arbeit des Alltags orientiert sich damit auch an Effizienzkriterien Die innerfamili re Arbeitstei lung erfolgt nach Gewinnkriterien und wenn es sich rechnet werden externe Arbeitsleistungen Putz Pflege oder Betreuungsdienste zugekauft Wel che Aufgaben das Mobiltelefon bei der Bew ltigung dieses verbetrieblichten All tags hat ist ausf hrlich im Kapitel 9 4 Thema Der aus Sicht der Arbeitssoziologie portr tierte Arbeitskraftunternehmer lie e sich auf philosophisch subjekt wissenschaftlicher Ebene durch den Foucaultschen Unternehmer seiner selbst Foucault 2004 S 314 erg nzen F r diese Arbeit stellt er das Bindeglied zwi Erfolgsfaktor Work Life Balance lautet etwa ein Titel vgl Michalk Nieder 2007 der das Unter nehmensinteresse an Work Life Balance Programme praktisch erl utert und zeigt weshalb es sich rechnet Arbeitnehmerlnnen bei der Koordination dieser Lebensbereiche zu unterst tzen 4 Das neoliberale Subjekt und seine kommunikativen Apparatschaften 77 schen subjekttheoretischen mit politiktheoretischen Fragestellungen dar Diese is
139. 49 lassen sich jene Telefonate bezeichnen mit denen der die Telefonierende den anwesenden Zuh renden intendierte aber nicht direkte Botschaften ber sich selbst vermittelt Sie werden genutzt um dem Publikum etwas ber sich preiszugeben was die Anderen sonst nur schwerlich ber eine unbekannte lediglich telefonierende Person wissen k nnten Etwa wenn ein Mann in einem Bus laut und deutlich mit seinem Broker ber sein Aktien Portfolio spricht weil er damit hofft eine attraktive Frau beeindrucken zu k nnen vgl Persson 2001 Dies ist ein Parade Beispiel f r Eindrucksmanagement Goffmann 1983 1959 S 61f worauf Begegnungen im ffentlichen Raum ausge legt sein sollen Erreicht werden soll eine stimmige Performance des Selbst in 110 5 Entgrenzungsmaschine und Medium individueller Mobilisierung dem Ein und Ausdruck harmonisieren Sogar wenn Pannen in der Performance auftreten reagiert das Publikum mit einge btem Wegsehen oder ziviler Unauf merksamkeit weil alle verstehen dass man eine Rolle aufrechterhalten will Be deutsam aber auch schwierig ist beim mobilen Telefonieren das Eindrucksmana gement weil es ein Switching ein Wechseln zwischen den verschiedenen Rol lenerwartungen zwischen Privat und Berufsmensch voraussetzt In diesem Rol lenwechsel wird der Backstage Charakter der Person sichtbar Wie zuvor be schrieben sieht Goffman 1983 1959 in der Hinterb hne jenen Bereich
140. 61 In unserem mediatisierten sprich medial durchdrungenen Alltag geh rt die tag t gliche Handhabe technisch vermittelter Kommunikation wie etwa des Mobiltele fons zum festen Bestandteil konkreter Wirklichkeitserfahrung Die Begriffe von Individualit t und Subjektivit t unterliegen einem radikalen Wandel Ihre Bestim mungen k nnen vom Prozess der Mediatisierung semiotische Dimension der Durchdringung des Sozialk rpers und Medialisierung technische Apparate nicht mehr getrennt werden Reck 1997 S 153 Daher besteht in der Verbindung sub jekttheoretischer Positionen mit der konkreten Handynutzung ein vielversprechen der neuer Forschungsansatz Mittels dieses Verst ndnisses m chte ich das Han dy als Ich Erweiterung vorstellen weil es Subjektorientierung als gesellschaftspoli tisches Organisationsprinzip miteinschlie t Das theoretische Fundament f r eine Sichtweise des Handys als Ich Erweiterung verlangt einen breit angelegten Medi enbegriff wie ihn am prominentesten Marshall McLuhan vgl 1964 und Paul Viri lio vertreten die alle Artefakte als Medien definieren welche Wirklichkeit erfahr bar machen vgl Faulstich 2002 Dabei werden Medien als eine Verl ngerung des K rpers Extensionen der Sinne verstanden welche die sinnliche Wahrneh mung vermehren Den Extensions Gedanken machte der Anthropologe Arnold Latour will mit seinen wissenschaftstheoretischen Arbeiten die Trennung zwischen nat rlichen erke
141. 6f Die Hybridisierung des Subjekts besch ftigt auch die Philosophin Gerburg Treusch Dieter sie verbindet das konomisierte Selbst mit der Computerisierung aller Arbeitsbereiche In ihr der Ich AG B B ist die Trennung von Subjekt und Objekt aufgehoben die Maschine ist kein anorganisches Gegen ber mehr son dern sie wird zum organischen Teil der AG dieses Ichs das sich als ein sich selbst informierendes Netzwerk hervorbringt Treusch Dieter 2003 S 60f Diese menschlich medialen Verkettungen fungieren als Praktiken der Selbstorganisation vgl Russegger 2009 S 140f die ein eigenverantwortlich neoliberal zugerichte tes Subjekt wie ich hinzuf gen m chte ben tigt Medienintegrierte Subjektivie rungsprozesse finden in der berf hrung von menschlichen auf nichtmenschliche Aktanten statt Diesen bergang vom Subjekt zum Smartject definiert er als kluge Verkettung des Subjekts mit Objekten unter den Bedingungen menschlicher und nichtmenschlicher Elemente die in unterschiedlichen Projektidentit ten eines Individuums zum Tragen kommen ebda S 37 Damit kn pft er an die berwin dung der Subjekt Objekt Dichotomie an die das philosophische Denken heraus fordert und Fragen der Hybridisierung sowohl in medienphilosophischen wie sub t Auf radikale Weise tut dies Bruno Latour in jekttheoretischen Kontext verorte seiner Hybridsoziologie der analytisch keinen Unterschied mehr sieht zwischen m
142. 9 Arbeit und Mobiltelefon 239 klingeln Die d rfen dann in die Mobilbox wegdr cken finde ich unh flich also ungut Int Nr 11 11 S 131 Die h ufige Bevorzugung des telepr senten Gespr chsgegen bers f hrt dazu dass manche Gespr chspartner das Wegdr cken des Anrufenden fast als ein Kompliment auffassen und reagieren positiv verwundert Wenn ich s eben wegdr ck da sagen sie Na brauchst doch nicht wegdr cken ich sag sicher jetzt reden wir Also ich bin dann oft berrascht wie dem tig die Leute sind oder wie wichtig manche Leute das nehmen ein Telefonat wegzudr cken Int Nr 5 Il S 59 Eine weitere Umgangsform besteht im Verschieben der Kommunikation auf einen sp teren Zeitpunkt was von den Befragten recht unterschiedlich beurteilt wird Das finde ich am aller Schlimmsten abzuheben und zu sagen Ich hab keine Zeit ist ja wohl das schwachsinnigste was man tun kann Da dreh ich das L u ten ab und aus oder dr cke auf Ablehnen Int Nr 14 Il S 157 rgern sich die Einen ber die Ineffizienz der Aussage Ich kann jetzt nicht findet nur Frau K das unkommentierte Wegdr cken unh flich und lehnt es grunds tzlich ab Sie spricht mit jedem zu jeder Zeit selbst wenn es sie manchmal unter Druck setzt Zum Beispiel nehme ich mir das Handy sogar aufs Klo mit wenn ich jetzt wirklich am Klo sitze und es l utet das mag ich ehrlich gesagt weniger Da lehn
143. 910 Der Philosoph Jacques Derri da geht noch einen Schritt weiter und schreibt selbst noch im Jahr 1991 dem Telefon das Potenzial zu totalit re Systeme st rzen zu k nnen Derrida Vor tragsmanuskript zit n Zelger 1997 S 147 abh ren Argumentiert wird damit dass in den realsozialistischen L ndern zwar ann hernd gleich viele Fernsehap parate verf gbar gewesen seien wie im Westen aber weitaus weniger Telefonap parate Angeblich soll in Moskau zu Zeiten der UdSSR die Nicht Verf gbarkeit von Telefonb chern legend r gewesen sein vgl Katz 2006 S 122 Entgegengesetzt dazu sieht G nther Anders im Telefon ein Abh rinstrument das durch das An zapfen der Leitung jede Unterhaltung belauscht werden kann Anders 2002 1980 S 223 Abh rapparate sind totalit r weil sie den Menschen total auslieferbar machen ebda S 216 Diese Aussagen m ssen innerhalb Anders Technikverst ndnis eingeordnet werden F r ihn haben Ger te immer schon eine pr judizierende Rolle folglich h lt er die These der moralischen Neutralit t von Technik f r eine bek mpfenswerte Illusion 123 Bis in Deutschland das Telefon zur Standardausstattung geh rte dauerte es ber 100 Jahre in den USA hingegen erreichte man dies bereits in den 30er Jahren vgl Rammert 1993 S 240 124 m Jahr 1913 gab es pro 1000 EinwohnerInnen in den USA 97 2 in Deutschland 21 2 und in Frankreich 12 8 Telefonanschl sse vgl Rammert 1993 S
144. Automobi len die ber interaktive Fahrerassistenzsysteme auch den die Fahrende n kontrol 208 Um genau zu sein war die erste mobile Telefonverbindung im Zug 1918 auf der Milit rbahn strecke zwischen Berlin und Zossen vgl Gold 2000 S 81 209 Gemeinhin wird der Beeintr chtigungsgrad durch Telefonieren mit einem Alkoholisierungsgrad von 0 8 Promille vergleichen Das Risiko in einen Unfall verwickelt zu sein ist f nf Mal h her als jenes der Nicht Telefonierer Zwei Drittel der LenkerInnen ben tzen das Handy w hrend der Fahrt Dabei spricht jede r dritte Lenkerln w hrend der Fahrt mit Handy am Ohr vgl Kuratorium f r Ver kehrssicherheit 2011 8 Auf dem Laufenden sein Zur Verbindung von Kommunikation und Mobilit t 219 lieren versteht man Virilios Rede vom Projektil Menschen vgl Virilio 1978 S 13 Virilio 1998 S 43f der sich vergleichbar einem kriegerischen Geschoss durch den Raum bewegt Auch Virilios These vom rasenden Stillstand wonach die Revolution der Geschwindigkeit zur Immobilit t des Menschen f hrt vgl Virilio 1997 S 60f erhellt die oben beschriebenen Beispiele Ein Regelfall automobiler Immobilit t ist der Stau dabei soll jede r f nfte deutsche Autofaher in w chentlich bis zu drei Stunden Zeit verlieren Levine 2009 S 163f J hrlich verbringt man in Deutschland 70 Stunden im Stau Und gerade im Stau kommen die Vorz ge des Handys richtig zum Tragen Man ruft an
145. Begegnung Kommunikation und Pr senz trotz r umlicher Abwesenheit beschreibt die n chste Alltagssituation Sie thematisiert die handyspezifische Besonderheit telefonische Gespr chssituationen zu teilen obwohl man nicht angerufen wird Die Mobiltelefonie entzieht sich einerseits dem konkreten Ort schlie t das konkrete Gespr chsgegen ber aus und stellt zugleich eine symbolische Erweiterung dar die andere wieder mit einbezieht Zur Veran schaulichung erz hlt Gergen ebda S 239 eine Gespr chssituation beim Anste hen an einer Supermarkt Kasse Eine Kundin erh lt einen Anruf und erf hrt dass ein Bekannter gestorben sei Im Gespr ch wurden der Name der Person und an dere Details erw hnt und nachdem sie das Telefonat beendete sagte ihr ein an derer Kunde dass er den Mann auch gekannt habe und es ihm leid tue Daraufhin mischt sie eine weitere Person ein und meinte sie habe davon heute bereits in der Zeitung gelesen Dieses Beispiel dass jeder in der einen oder anderen Version schon erlebt hat beschreibt die Dynamik von Fernnah und Nahabwesenheit be sonders anschaulich 14 Die Telefonpraxis des Beeping habe ich auch bei einigen afrikanischen MigrantInnen in Europa kennengelernt es zeigt wie globale Medien lokale Nutzungspraktiken aufweisen die wiederum kulturell berformt sind Das Mobiltelefon insbesondere das SMS Schreiben spielt bei Migrantin nen eine tragende Rolle zur Aufrechterhaltung famili re Beziehungen vgl Pe
146. Beo bachtungs und Ged chtnisprotokolle an vgl Anhang D S 356 Forschungsin spirierend in mehrfacher Weise war die Aussage einer 45 j hrigen Immobilien 3 Forschungsdesign Methoden und Datenerhebung 41 maklerin Ohne Handy f hle ich mich ganz nackt Das Sprachbild des Mobilte lefons als zweite Haut die man wie eine Kleidung anzieht f hrte zur medientheo retischen Besch ftigung und mit der bernahme der McLuhan schen Vorstellung von Medien als Organ Sinneserweiterung Die k rperliche N he zu diesem tech nischen Artefakt und welche subjektive Assoziationen wie Konnotationen das Handy bei seinen NutzerInnen hervorruft flie t daher auch in Entwicklung des Fragebogens ein Das Handy als Ich Erweiterung zu denken bezieht sich aber vorrangig auf die vielf ltigen organisatorischen Funktionen des Handys Hier wie bereits im Vorwort ber cksichtige ich kurz den Prozess der Entwicklung der Fra gestellung um den Kriterien qualitativer Sozialforschung gerecht zu werden Of fenheit Forschung als Kommunikation Reflexivit t von Gegenstand und Analyse Explikation und Flexibilit t vgl Lamnek 2005 S 20ff Gestaltgebend f r diese Untersuchung ist der Abgleich zwischen Paradigmen neo liberaler Individuierung und individueller Handynutzung Nach der Reflexion ber das Subjekt im Fadenkreuz politischer identit rer und konomischer Theorieana lysen geht es im empirischen Teil um die individuelle Handy
147. Das Mobiltelefon erweist sich als paradigmatisches Kontrollinstrument indem es NutzerInnen Profile er stellt Zugleich ist es aber auch ein Instrument der Disziplinargesellschaft indem es ebenso panoptische Funktionen der berwachung erm glicht 2 1 3 5 Sicherheitsdenken als berwachungsmotor Das Handy arrangiert zwischen den menschlichen Grundbed rfnissen Freiheit und Sicherheit So schenkt es die Freiheit erreichbar ohne r umlich pr sent zu sein und vermittelt die Sicherheit im Fall der F lle anrufen bzw geortet werden zu k nnen weil die fast in allen Mobiltelefonen installierte GPS Funktion General 33 Die Sch digung von Kommunikationsnetzen sei es durch Einschleusung von Computer Viren oder durch die Zerst rung von Telefonleitungen oder Handymasten wird in den Sicherheitsberich ten des Bundesministeriums f r Inneres explizit hervorgehoben vgl Chen Reid Sinai 2008 2 Grundz ge der politikwissenschaftlichen Erforschung des Mobiltelefons 39 Positioning System Geodaten bis auf wenige Meter genau erfasst So verbindet GPS Mobilit t und Eigenst ndigkeit mit einem elektronischen Sicherheitsnetz eine R ckversicherung die f r immer mehr Menschen zur Selbstverst ndlichkeit wird Dieses Sicherheitsbed rfnis zu bedienen schlie t unterschiedliche Formen der Kontrolle mit ein Kontrolle in der englischen Wortbedeutung steuern lenken f hren Der Datenschutz Experte Hans Zeger sieht in der allgegenw r
148. Das Redaktionsteam der Zeitschrift Kurswechsel 2008 S 3f schl gt eine Unterscheidung zwi schen Prekariat analog formuliert zu dem Klassenbegriff Prekarit t im Sinne Robert Castels verstanden als Zone der Unsicherheit und Prekarisierung hier liegt die Betonung auf dem Pro zesshaften Das Prekariat ist in der postindustriellen Gesellschaft das was das Proletariat in der Industriegesellschaft war fasst es pr gnant ein Euromay Aktivist zusammen zit n Raunig 2007 4 Das neoliberale Subjekt und seine kommunikativen Apparatschaften 83 2006 bezeichnen es andere Prekarisierung als Verunsicherung und Entsetzen vgl Lorey 2010 Verstanden als subjekttheoretische Positionen thematisiert Au tonomie die positive Seite der Qual der Wahl und Prekarit t repr sentiert die negative Konsequenz von Handlungskontingenz Zwischen diesen Polen angesie delt breitet sich ein Sozialcharakter als Handlungsfolie f r den Einzelnen in der Gegenwartsgesellschaft aus der sich auch in einer subjekttheoretischen Wende in der Theoriebildung der letzten Jahrzehnte feststellen l sst Lange waren die Menschen als handlungsf hige ihre Welt gestaltende in den Sozialwissenschaften so unsichtbar wie in der verwalteten Welt des Fordismus unerw nscht Aus die sem toten Winkel sind die Subjekte in den letzten Jahren ins Zentrum der Auf merksamkeit ger ckt vgl Kaindl 2007 Der Siegeszug des Individuums tritt in Gestalt ein
149. Der Apparat wird dabei zur Matrix zum gro en aus technikkritischer Sicht alles beherrschenden technischen System Der Begriff der Technokratie verkn pft den technischen Ap parat mit dem Staats Regierungs Beamten oder Wissenschaftsapparat Den mittlerweile selbst etwas antiquiert wirkenden Begriff der Technokratie beschreibt G nther Anders 2002 1980 S 9 wie folgt Unter Technokratie verstehe ich dabei nicht die Herrschaft von Technokra ten so als w re es eine Gruppe von Spezialisten die heute die Politik do minierten sondern die Tatsache da die Welt in der wir heute leben und die ber uns befindet eine technische ist was so weit geht dass wir nicht mehr sagen d rfen in unserer geschichtlichen Situation gebe es u a auch Technik vielmehr sagen m ssen in dem Technik genannten Welt zustand spiele sich nun die Geschichte ab bzw die Technik ist nun zum Subjekt der Geschichte geworden mit der wir nur noch mitgeschichtlich sind 148 Anl sslich der Reaktionen auf eine technische Innovationskampagne der deutschen Regierung schreibt der Journalist Michael Naumann ber die deutsche Technikfeindlichkeit und titelt Die alte Angst vorm Apparat Die Zeit 2005 Auff llig dabei ist dass deutschsprachige Philosophen ein flussreiche Texte der Technikkritik verfassten Von Heidegger bis Jaspers von Anders bis Marcu se Trotz gr ter politischer wie pers nlicher Differenzen die den ein
150. Erosion traditioneller Arbeitstu Eine Variante insbesondere bei orts bergreifenden Teams stellt IKT gest tzte Gruppenarbeit dar CSCW Computer Supported Cooperative Work eine interdisziplin re Forschungsdisziplin die das Verhalten von Individuen in Gruppen erforscht und mit welchem Ma nahmen Effektivit t wie Effizienz von Gruppenarbeit erh ht werden kann 4 Das neoliberale Subjekt und seine kommunikativen Apparatschaften 89 genden und den Aufstieg der Meritokratie Wie interessant Was sie sagen ist sehr wertvoll Wie k nnen wir das noch besser machen Sennett 2000 S 151 Oder Ich verstehe wirklich was sie sagen Ich kann wirklich sehen dass das was sie wollen der Weg ist mit diesem Problem voranzukommen Sennett 2008 S 11 Diese Masken der Kooperation werden benutzt gleichzeitig pflegt man Kontakt zu anderen Netzwerken um sich auch dort zu verankern denn falls dieser Job misslingt k nne man nicht daf r verantwortlich gemacht werden Diese Form der Schauspielerei nennt er Masking dessen Sinn und Wirkungsweise darin besteht ein psychologisches Zeichen der Arbeitsbereitschaft zu setzen ohne kon krete Verantwortung zu bernehmen Denn Teamwork Situationen erfordern es freundlich zu sein aber wie manche Arbeitserfahrung zeigt ist es klug sich ab wartend zu verhalten Innerhalb dieser Arbeitsprozesse wird das Ich zum Flucht punkt allerdings ein Ich das von T tigke
151. Foucaults Machtanalytik und Soziale Arbeit Eine kriti sche Einf hrung und Bestandsaufnahme Wiesbaden Verlag f r Sozialwissenschaften S 261 276 Eco Umberto 1993 Wie man mit einem Lachs verreist und andere n tzliche Ratschl ge M nchen Hanser Eichler Lutz 2005 Seelenlose Unternehmer ihrer Selbst ber die psychische Wirkung subjektivierter Arbeit In Arbeitsgruppe SubArO Hg konomie der Subjektivit t Subjektivit t der konomie Berlin edition sigma Hans B ckler Stiftung S 203 223 Ernst Waltraud 1999 Diskurspiratinnen Wie feministische Erkenntnisprozesse die Wirklichkeit ver ndern Wien Milena Fachgruppe Werbung und Marktkommunikation der Wirtschaftskammer Wien 2003 Handbuch f r Unternehmensgr nder im Bereich Werbung und Marktkommunikation Wien Fahlenbach Kathrin 2005 Wahrnehmungs sthetik der Medien als Aisthesis berle gungen zu einer Theorie Audio Visueller Metaphern 22 1 1 S S 49 63 Fallend Ksenija Del Mar Grandio Maria F rster Kati Gr blbauer Johanna Hg 2010 Perspektiven mobiler Kommunikation Neue Interaktionen zwischen Individuen und Marktakteuren VS Verlag f r Sozialwissenschaften Fa ler Manfred 1997 Was ist Kommunikation M nchen UTB Faulstich Werner 1994 Telefon In Faulstich Werner Hg Grundwissen Medien M nchen UTB Fink S 296 303 Faulstich Werner 2002 Einf hrung in die Medienwissenschaft Probleme Methoden
152. Frage nach m glichen Gesundheitsrisi ken Dieses ffentlichkeitswirksame Feld konkurrierender Studien f hre ich ledig lich der Vollst ndigkeit halber an Obwohl es ein u erst spannendes politikwis senschaftliches Forschungsfeld sein k nnte wie es Adam Burgess 2004 vor zeigt Er zeigt die soziale Konstruiertheit der Diskurse um eine Strahlengef hr dung indem er darlegt dass sie zu unterschiedlichen Zwecken in verschiedenen L ndern unterschiedliche legitimiert und interpretiert werden Dabei tritt auch die EU finanzierte europ ische Umweltagentur als wichtiger Akteur auf die auch auf Druck von KonsumentInnen Organisationen mehrere mobilfunkkritische Stu dien durchf hrte Burgess interpretiert die Sorge um die Gesundheit der Europ e rinnen als Form des Agenda Settings politischer Anliegen indem mit der Idee 3 Ein internationales Beispiel daf r ist der j hrliche Mobile Life Report den das britische Handels unternehmen The Carphone Warehouse Group in Kooperation mit der London School of Econo mics and Political Sciene herausgibt Forschungsgegenstand sind allt gliche Handynutzungswei sen die als vergleichende Studie in mehreren gro en EU L ndern durchgef hrt werden 3 Die anderen Mobilfunkbetreiber antworteten mir dass es ihnen aus Gr nden des Mitbewerbs nicht m glich sei mir Studien zu Verf gung zu stellen aber sie seien sehr an den Ergebnissen meiner Arbeit interessiert 38 Bei der Begriffswahl Pene
153. Gegebenheiten vgl Kirchh fer 2000 S 28 Dieser Prozess der Habitualisierung der Verallt glichung gibt Auskunft ber die gesellschaftliche Art und Weise der Arbeitsorganisation und Arbeitsteilung Artefaktbezogene Nut zungsweisen erkl ren sich also nur innerhalb des Selbstverst ndnisses einer Ge sellschaft Das Mobiltelefon hat sich l ngst als Instrument der Alltagsbew ltigung etabliert wobei der Untersuchungsfokus dieser Dissertation auf der Gestaltung von Ar beitsbeziehungen liegt Das Handy ist ein Objekt der materiellen Kultur das drei Grundelemente hochmoderner Gesellschaften verbindet mediale Kommunikati on Mobilit t und Individualit t und gegenseitige Steigerungen erm glicht Burkart 2002 S 150 Erst mit einer radikalen Sozialisierung des Mobiltelefons erfasst man die Bandbrei te der Nutzungsweisen und Handlungsadaptionen die insbesondere das internet taugliche Mobiltelefon ausgel st hat Ausgangsbasis daf r liefert ein techniksozio logisches Grundverst ndnis dass Technik und Soziales einander gegenseitig formen und beeinflussen also eine Betrachtungsweise der sozialen Konstruiertheit von Technik Technisierung als materielles Dispositiv menschli chen Verhaltens zu begreifen hei t sie als strukturbildend f r Wahrnehmung Denken Handeln und Organisation zu begreifen Es hei t Technik nicht auf die Handhabung einzelner Gegenst nde zu beschr nken sondern sie im Sinne eines H
154. Handys die zur Bindung an das Ger t beitragen was es plausibel macht vom Mobiltelefon als Ich Erweiterung zu sprechen wie ich es in Kapitel 6 6 theoretisch argumeniierte Die Personalisierung des Handys ist einerseits von praktisch operativen Funktio nen geleitet Weil es ist wirklich wenn wir zusammensitzen oder Karten spielen oder Computer spielen oder irgendeinen Film anschauen dann liegen am Tisch 5 gleiche Handys und alle schauen gleich aus komplett Und da wei ich nicht puh ich das jetzt meines und dann schaust halt einmal draufgedr ckt o k mein Foto drauf oder nicht zumindest wissen es dann auch die anderen Int Nr 2 1 S 18 Die Mehrzahl der Befragten gestaltete aktiv den Hintergrund des Handy Displays Sehr oft werden Fotos von PartnerInnen Kindern oder Haustieren verwendet eine Befragte verwendet das Firmenlogo Der optischen Personalisierung des Ger ts kommt aber im Vergleich zur akustischen wenig Bedeutsamkeit zu Also ich bin dann auch wie ein Baby programmiert auf meinen Ton und h r den dann auch berall aber dabei bleibt es dann Int Nr 4 Ill S 58 Ausschlaggebend ist das Erkennen der eigenen Melodie und alle Befragten legen in erster Linie gro en Wert auf einen sozial vertr glichen Klingelton bevorzugen einen Allerweltsklingeln Herr K in Int Nr 7 II Dieser pragmatische Zugang unter scheidet sich deutlich von Befragungen Jugendlicher was man als beruflich be
155. In Telepolis In http www heise de tp artikel 8 8690 1 html Persson Anders 2001 Intimacy Among Strangers On mobile telephone calls in public places In Journal of Mundane Behavior 2 3 Plant Sadie 2003 On the Mobile The effects of mobile telephones on social and indi vidual life In http web archive org web 20080625013404 http www motorola com mot doc 0 234_MotDoc pdf 31 07 2011 Plant Sadie Breitsameter Sabine 2004 Vogelgesang des mobilen Zeitalters Sadie Plant im Gespr ch Juli 2004 In http www audiohyperspace de 2004 07 E2 80 9 Evogelgesang des mobilen zeitalters E2 80 9C more 987 Ramonet Ignacio 2004 Vivendi Analyse eines Globlal Players In www nadir org nadir initativ agp casmpanas water txV 2002 0517Vivendi1 htm Raunig Gerald 2007 Das Monster Prekariat 10 03 2007 In http translate eipcp net Reichert Ram n 2004 Ein besseres Selbst werden 5 Armutskonferenz Wien Pflicht zum Risiko In http www armutskonferenz at index2 php option com_docman amp task doc_view amp gid 116 amp Itemid 36 Roos Jeja Pekka 2001 Postmodernity and Mobile Communications Mobilisation for and against Helsinki http www mv helsinki fi home jproos mobilezation htm 06 03 2011 R tzer Florian 2004a Flashmobs gegen die spanische Regierung In Telepolis In http www heise de tp artikel 16 16961 1 html 14 03 2004 Internetquellen 323 R tzer Florian 2004b Handy Ges
156. Kind hat einen Unfall gehabt ist mit dem Kopf auf eine scharfe Kante hat eine riesige Beule und muss ins Unfallkrankenhaus das haben wir auch schon gehabt ebda S 77 Dass die Erreichbarkeit in Notf llen nicht immer eine psychische Entlastung dar stellt sondern auch einen Pflichtcharakter annimmt zeigt das n chste Beispiel was dieses Mal die Pflegeverantwortung lterer Menschen betrifft erst vor einigen Wochen ist meine Mutter von der Leiter zuhause runtergefallen und dann wurde ich eben vom Krankenhaus angerufen die Mutter ist da und quasi was sollen wir mit ihr tun und dann kannst kurzfristig reagieren R ckfrage Glaubst du dass dich das in deiner Verantwortung entlastet Nein eher belastet weil man jederzeit erreichbar sein sollte Nicht wie beim Festnetz wenn du nicht zu hause warst warst du nicht zuhause da konnte dir keiner irgendwas nachsagen oder vorwerfen beim Handy naja Beim Handy rechnet jeder dass du zu jeder Zeit und immer erreichbar bist Also eine Entlastung w rde ich bei Gott nicht sa gen Int Nr 10 IV S 123 296 9 Arbeit und Mobiltelefon 9 4 2 Mobile Elternschaft Remote Mothering Das AutorInnenteam Rakow Navarro pr gte den viel zitierten Begriff Remote Mothering der den gro en Stellenwert des Mobiltelefons in der Mutter Kind Beziehung ausdr ckt Um zwischen Beruf und Familie zu vereinbaren stellt tele pr sente Erreichbarkeit eine Art ferng
157. M nster S 270 275 Literaturverzeichnis 347 Traue Boris 2010 Das Subjekt der Beratung Zur Soziologie einer Psycho Technik Bielefeld transcript Treusch Dieter Gerburg 2003 Das Arbeitsmannequin Von der Produktion zum Dienst In Meschnig Alexander Stuhr Mathias Hg Arbeit als Lebensstil Frankfurt am Main Suhrkamp S 57 90 Treusch Dieter Gerburg 2004 Das Selbst als Auto Sch pfungsbilder aus der Gesichte eines g ttlichen Projekts In Treusch Dieter Gerburg Gehrke Claudia D ker Ronald Hg Auto T bingen konkursbuch S 81 94 Treusch Dieter Gerburg Hg 1995 Telekult Von Ohr zu Ohr Berlin Elefanten Press sthetik und Kommunikation Tully Claus J Baier Dirk 2006 Mobiler Alltag Mobilit t zwischen Option und Zwang Vom Zusammenspiel biografischer Motive und sozialer Vorgaben Wiesbaden VS Ver lag f r Sozialwissenschaften GWV Fachverlage GmbH Uhl Juliane 2006 Vom Handymenschen zum Menschenhandy Ansichten zur techni sierten Gesellschaft Hamburg Ullmaier Johannes 2003 Ihr Tag hat 24 Stunden Zur Zeitorganisation der globalisierten Lebenswelt In Kemper Peter Hg Gl ck und Globalisierung Alltag in Zeiten der Weltgesellschaft Frankfurt Main Suhrkamp S 50 62 Vincent Jane 2005 Emotional Attachment to Mobile Phones An Extraordinary Rela tionship In Hamill Lynne Lasen Amparo Hg Mobile world Past present and fu ture New York N Y Springer
158. M ttern die M glichkeit mit ihren Kindern Kontakt zu halten vgl Geser 2006 S 33 Rakow Navarro 1993 w hlten daf r den griff Remote Mothering frei bersetzt als m t terliche Fernkontrolle Handys fungieren als eine Art elektronische Leine die je nachdem an welchem Ende man steht unterschiedlich beurteilt wird So sehen sie Eltern durchwegs positiv f r die famili re Beziehungsgestaltung a ln vgl R ser 2007 S 136f da sie die Organi PE E E R 132 Es ist wohl kein Lapsus wenn Hans Geser hier nur von M ttern schreibt Vielmehr reflektiert die Wortwahl ein u U unhinterfragtes Verst ndnis ber g ngige Praktiken geschlechtsspezifischer Arbeitsteilung in der Familie 6 Dr cken Freigabe Was ist ein Handy 129 sation funktionaler Abl ufe erleichtert wie zum Beispiel Eink ufe Abholdienste usw Jugendliche hingegen sehen dies ambivalenter sie erleben die Nabel schnur mitunter auch als elektronische Fessel So bequem kurzfristige Abspra chen auch sind z B weil man sp ter kommen will als vereinbart oder um abge holt zu werden werden die elterlichen Anrufe auch als st rend empfunden und als eine Art der Kontrolle erlebt Die Frage des Kapitels kann mit einem eindeutigen Njaein beantwortet werden So belegt eine Studie zum Gebrauch des Telefons vgl Fielding Hartley 1989 S 127 128 dass Telefonieren soziale Kontakte erweitert aber pers nliche Kontakte nicht ersetzt Je
159. Medienverst ndnis ausgegangen dass in Medien Sinneserweiterungen sieht gewisserma en als zentrale Nervenstr nge der Gesellschaft Zum Beispiel das Radio als Erweiterung des Geh rs der Fotoapparat als Erweiterung des Sehsinns und dergleichen vgl McLuhan 1992 1964 S 378 McLuhan f hrt aus Diesen Ausdruck pr gte der Architekturtheoretiker Georg Franck 1998 in seinem viel diskutier ten Buch konomie der Aufmerksamkeit sowie in dem Nachfolgewerk Mentaler Kapitalismus 2005 5 Entgrenzungsmaschine und Medium individueller Mobilisierung 95 kulturgeschichtlicher Perspektive vor wie Medien unsere Wahrnehmung pr gen und so gesellschaftlichen Wandel gestalten Als der Buchdruck den Menschen als zentrales Kommunikationsmedium abl ste verlor das Zu H ren gegen ber dem Sehen an Bedeutung Die Abl se der Gutenberg Galaxis durch elektronische Medien fordert neben dem Sehsinn den Tastsinn deshalb nennt McLuhan den Computer ein taktiles Medium f r das Mobiltelefon halte ich diesen Ausdruck f r ebenso treffend Obwohl ich seine Begriffswahl f r einen nachtr glichen Gl cks treffer halte dr ngt sich eine Wiederaufnahme und Neubewertung des Begriffs des taktilen Mediums auf taktile Medien f rdern Interaktionsdimensionen wie Akti vit t Anteilnahme und Kreativit t vgl R rig 2006 S 153f Diese Handlungsas pekte unterst tzen moderner medienkonvergenter Mobiltelefone umfassend die Touchscreen Steu
160. Mobiltelefon auf die Disziplinierung zu regelm iger Lohnarbeit ab die in der fr hkapitalisti schen Industrialisierungsphase des 18 Jahrhunderts noch anerzogen werden musste Zugleich nimmt das Zitat den Zustand des fordistischen Arbeitnehmers und dessen Umgang mit Zeit vorweg zeitbasierte Lohnsysteme fest geregelte Arbeitszeiten eine strikte Trennung zwischen Arbeits und Freizeit allgemein noch st rker planbare Lebenszeit vgl dazu auch Kapitel 8 2 Von den Befragten lassen sich nur drei Personen diesem relativ stark geregelten Zeitregime zuord nen Zwei davon z hlen entsprechend meines Interview Rasters Kapitel 3 2 1 zur Kategorie ffentlicher Dienst und keiner von ihnen hat t glich wahrzunehmen de Betreuungspflichten was meiner Einsch tzung nach ein ebenso wichtiges Kri terium ist wie der Beruf Mit der Transformation vom starren fordistischem zum postfordistischen flexiblen Zeitregime nderte sich die grundlegende Wahrnehmung von Zeit Es scheint dass sich mit den sozio konomischen und kulturellen Umw l zungen der Moderne auch der lebensweltliche Umgang mit Zeit ver nderte Dass man Zeit gewinnen oder verlieren kann wurde nicht nur Triebkraft ka pitalistischer Rationalisierung sondern drang auch in das Alltagsbewusst sein und in die Alltagspraxis ein Der sparsame Umgang mit Zeit wurde zu einem fundamentalen Imperativ unserer Gesellschaft begleitet von einem alle Lebensbereiche erfassenden Tr
161. Natur m learning e Das Handy als K rperextension Organ Verl ngerung Es ist ein u erst k rpernahes elektronisches Medium So gut wie immer ist es bei uns phy sisch nahe viele tragen es direkt am K rper Mit dem Handy markieren wir Terrain wo es liegt sind auch wir nicht weit Insbesondere die Miniaturisierung der Ger te birgt gro es Potenzial zur Inkorporation dies findet sich in sprachli chen Ausdr cken f r das Mobil Telefon wieder wenn es sprechender Kno chen oder elektronische Nabelschnur genannt wird e Das Handy als Sinneserweiterung und Ged chtnis Auslagerung Das Mobilte lefon fungiert als externalisiertes Ged chtnis ein outgesourcter Ged chtnis speicher f r Telefonnummern Termine Fotos Diese Formulierung ist ange lehnt an Walter Benjamins 1977 1931 Text zur Fotografie als technische Sin neserweiterung als externalisiertes Ged chtnis In bestimmtem Ausma wird auch der Orientierungssinn ausgelagert Dank GPS muss man weder die Kul turtechnik des Kartenlesens beherrschen noch Ortskenntnisse oder Orientie 172 In den Grundlinien einer Philosophie der Technik formulierte Ernst Kapp 1877 erstmals die Vor stellung von Technik Werkzeugen und Maschinen als Organ Verl ngerung Organprojektion Kapp 1877 S 29 39 Im Unbehagen der Kultur vervollkommnet der Mensch seine Organe die motorischen wie die sensorischen um als Prothesengott recht gro artig da zust
162. Palette der Einsatzm glichkeiten ist vielf ltig Eine Tierschutz NGO bietet den kostenlosen Download von Klingelt nen an die Tierlaute von Tierarten die vom Aussterben bedroht sind nachahmen eine indi sche HIV Pr ventionsinitiative berichtet ber den Einsatz von SMS bei Aufkl rungsaktionen sowie bei der Dokumentation der Krankheitsentwicklung HIV http mobileactive org 2 9 2009 2 So berichtet die Plattform MobileActive org http mobileactive org condom condom ringtone public health campaign real men 1 12 2008 ber eine witzig innovative Klingelton Kampagne die M nner in Indien daran erinnern soll Kondome zu verwenden 32 2 Grundz ge der politikwissenschaftlichen Erforschung des Mobiltelefons erkrankter Menschen In Foren tauschen sich die AktivistInnen ber Erfolge und Misserfolge aus ber geeignete und ungeeignete Einsatzbereiche der Mobiltele fonie f r politische Zwecke wozu etwa auch Fundraising via Handy geh rt Auf schlussreich f r den politischen Stellenwert des Handys ist au erdem ein Ver zeichnis auf Mobile Active Org das alle L nder der Erde auflistet samt demogra fischer Daten und der Handydichte pro Einwohner des jeweiligen Landes wodurch die Handy Verbreitung zu einem Indikator der Modernit t eines Landes gemacht wird Twitter ist der technologisch bislang am einfachsten zu handhabende User st rkste mobile Informationsdienst Twitter nutzten iranische Studierende zur Or ga
163. Pauser 1995 S 22 geht noch weiter und meint erst mit dem Obsolet werden enth llen Techniken ihr Wesen Meine These lautet da das Telefon als technische berbietung der k rperlichen Anwesenheit hinsichtlich des N hewunsches Sinn behalten wird Sieht man das multimediale Handy als Weiterentwicklung des Telefons beh lt er mit seiner These recht 124 6 Dr cken Freigabe Was ist ein Handy Set IT zeit 23 III Q as FI gt Teleki in der Wohnung ist der un entbehrlichste und n tzlichste Komfort des modernen Haushalts Die t chtigste St tze der Hausfrau Keine Verabredung zwingt den Gatten bei Nacht und Nebel auszugeben m trauten Heim erledigt er seine Gesch fte rasch und bequem unabh ngig vom Nachbarn oder Restaurant Das Telepbon verwirklicht den ver einfachten Haushalt und erspart der viel besch ftigten Hausfrau Arbeit Verlegenheit Hast und Aufregung Verlangen Sie vom Telephonamt a i 3 1 Sa 48 93 die illustrierte Bro Flink zuverl ssig diskret sparsam stets dienstbereit Base a die Matn sch re Das Telephon f r Jederman j i Telephonieren X y nicht Zeit verlieren h a EEE RE Zu opi x k Ladenbesitzer u Handwerker 1e ruc e Erkennet die wachsende Bedeutung dieses raschen und bequemen Ve rkehrsmittels ber alle Distanzen amp D E gt as Telephon im Ges T a P gt sch ft unseres La n de s ist da s dd br
164. Prozesscharakter deutlich Wie laut wo telefoniert werden konnte war wiederkehrendes Thema von Alltagsgespr chen und Kolumnen Das dieses Thema trotz intensiver Handyerfah rung immer noch wenngleich weitaus abgeschw chter Gegenstand von Er rte rungen ist sagt viel ber das Beharrungsverm gen der Umgangsformen im ffent lichen Raum aus Angesichts der vielf ltigen Anliegen dieser Arbeit kann der R ckblick auf Unter schiede und Gemeinsamkeiten von Telefon und Mobiltelefon nur unvollst ndig und mosaikartig bleiben 132 6 Dr cken Freigabe Was ist ein Handy 6 4 Telekommunikativer Gespr chsstil Charakteristika medien vermittelter Kommunikation Mediale Kommunikation betrifft die Medialit t des Gespr chskontakts was erheb liche Folgen auf die Art und Weise der Kommunikation hat Direkte personale m ndliche Kommunikation charakterisiert Unmittelbarkeit Pr senz Dialog Kontextualit t und eine Einheit von sprachlichen und k rperlichen Ausdrucksfor men Mediale Kommunikation also technisch vermittelte ist hinsichtlich ihrer Aus drucksm glichkeiten anders strukturiert was Art und Weise der Gespr chsf hrung beeinflusst Ziel medialer Kommunikation ist es elektronische N he vgl H flich 1996 S 72f herzustellen um der sozialen Pr senz eines pers nlichen Ge spr chs m glichst nahe zu kommen Grunds tzlich besteht Kommunikation in der Verbindung zweier Kommunikanten Mediale Kommunikation ist
165. Rosenbaum 2001 S 124 Die Strapazenbahn wie die Nahver kehrsbahn in Hannover umgangssprachlich genannt wird ebda S 123 steht f r Gestank Schmutz P beleien Betrunkene schlechtes Benehmen und Anwesen heit chaotischer Subkulturen So fungiert f r Kinder Jugendliche das Auto als dop pelte Schutz und Sicherheitszone Heine Mautz Rosenbaum 2001 S 45f Si cherheit f r die Eltern im Krankheitsfall zum besten und nicht zum n chsten Arzt fahren zu k nnen und Schutz vor den bereits erw hnten Zumutungen des ffent lichen Verkehrs Insofern wird das Auto als Garant privater Mobilit t empfunden die auch in der Freiheit besteht die Musik zu h ren die ich will und zu entschei den mit wem ich spreche oder nicht ebda S 121f Wie auch hier deutlich sind sowohl das Auto als auch das Handy fest im Sicher heitsdispositiv verankert vgl Kapitel 7 2 Die Entwicklung des Autos sowie die rasche Verbreitung des Mobiltelefons unterliegen beide der eigent mlichen Dy namik zwischen Freiheitsbed rfnis und Sicherheitsdenken Steht beim Auto die Fahrsicherheit im Vordergrund schenkt das Mobiltelefon die Sicherheit immer erreichbar zu sein oder jemanden immer erreichen zu k nnen 8 2 4 Mobilit tsparadoxien Was aus der Studie vgl Heine Mautz Rosenbaum 2001 deutlich hervorgeht ist die kognitive Dissonanz die viele AutofahrerInnen kennzeichnet Sie f hrt zu der paradoxen Situation dass die Mehr
166. Sch lerinnen in ihrer Klasse denn kein Handy an Sie sieht mich v llig verst ndnislos an und antwortet nach l ngerer Pause Ich glaube an der ganzen Schule gibt es vielleicht zwei ohne Ged chtnis protokoll Oktober 2005 10 Handy Medium der Disorganisation W hrend meiner Arbeit als PR Beraterin hatte ich noch kein Handy da es mir seitens des Unternehmens nicht gezahlt wurde F r Arbeitseins tze au erhalb des B ros gab es zwar ein Firmen Handy was aber nie manden pers nlich nutzte Bei Abwesenheit von Kolleginnen m sste man ab und zu in den Ordner der Kollegin nach KundeniInnen Informationen suchen Selbst bei mei ner Vorgesetzten war das immer ein l ngeres detailliertes Handygespr ch wo denn dieses oder jenes Dokument zu finden sei Ich hingegeben erhielt fast nie solche An rufe da meine Ordner Ablage systematisch beschriftet war und sich dadurch auch andere ohne pers nlich telefonisch Anleitung zurechtfanden Nachdem ich mich selbst nicht f r au ergew hnlich ordentlich halte sah ich bereits damals dem Zusam menhang zwischen Des organisation und mobiler Erreichbarkeit 11 Ein weiteres Beispiel f r das planungsfeindliche Potenzial des Mobiltelefons bezieht sich ebenso auf eine Arbeitserfahrung von mir Ich arbeitete im Projektmanagement einer Webagentur und einer der Hauptkunden hatte zwei an v llig unterschiedlichen Bezirken der Stadt Firmensitze Da rief mich der Gesch ftsf hrer von seinem A
167. Schw chen Definition USP Marktwert Erhebung bis dahin f r sich selbst ein Logo zu entwerfen sich Gedanken ber die Marktplatzierung zu machen und zur Selbstvermarktung wie der Management Ratgeber Tom Peters 2001 mit einer extrem verdinglichten Sprache be schreibt 82 Autonomie verstehe ich hier im Sinne der griechischen bersetzung von Autonomos sich selbst Gesetze gebend also lediglich im Sinne von Selbst und Eigenst ndigkeit Eigenverant wortlichkeit Und nicht aus ganzheitlich psychologischer Perspektive wie etwa Arno Gruen der Autonomie als denjenigen Zustand der Integration beschreibt in dem ein Mensch in voller ber einstimmung mit seinen eigenen Gef hlen und Bed rfnissen ist 2008 S 17 83 Hier verstanden als Sammelbegriff f r atypische flexible befristete und oder nicht plan und gestaltbare Arbeitsverh ltnisse 4 Das neoliberale Subjekt und seine kommunikativen Apparatschaften 85 Interviewauswertung wobei hier nur kurz auf einige interessanten Nebeneffekte hingewiesen wird So wird das Mobiltelefon zum omnipr senten Telefonjoker der zu mangelnder Probleml sungswilligkeit bzw f higkeit f hrt was Andrea Naica Loebell bei Kindern beobachtete sie denken erst gar nicht gro dar ber nach wie wir ein Problem selbst l sen wir rufen einfach schnell jemanden an der sich damit auskennt Naica Loebell 2004 S 3 Diese potenzielle R ckfra gem glichkeit bei Vorgesetzten
168. Sonntag um 8 Uhr in der Fr h angerufen haben Wie geht das und das und was m ssen wir da n chste Woche machen Das interessiert mich nicht ich werde nicht bezahlt daf r dass ich sonntags um 8 Uhr fr h Aus kunft gebe Darum habe ich mir ein zweites Handy organisiert was dann einfach f r private Leute in Verwendung war und dann hab ich das eine Handy abgedreht und die neue Nummer nur Leuten gegeben von denen ich wei die qu len mich nicht zu unchristlichen Zeiten mit total uninteressanten Fragen Int Nr 2 I S 13 Obwohl mehr als die H lfte der Befragten ber ein Zweithandy verf gt ist der oben beschriebene Fall eine Ausnahme wie ber eine Zweitanschaffung eine Grenzziehung zwischen Berufs und Privatleben hergestellt werden soll Diese mitunter gew nschte Trennung l sst sich in der Praxis schwer aufrechterhalten Eines beruflich eines privat wobei sich das jetzt so herauskristallisiert dass ich nur das berufliche Handy bei mir habe und mich s mtliche Freunde auf dem beruf lichen Handy anrufen Ja ich wollte es nur beruflich n tzen weil ich mir ge dacht hatte Okay dann bin ich wenn ich das B ro verlasse wirklich weg und bin nicht mehr erreichbar und es passiert in unserer Branche Baubranche B B doch sehr oft dass man um neun einen Anruf kriegt oder auch um zehn oder schon um sieben Uhr fr h und das wollte ich eben nicht haben Int Nr 3 Ill S 29 Dass sich in der Alltagspraxis der
169. Soziale Arbeit vgl Anhorn Bettinger Stehr 2007 7 Connecting People Sozialtechnik Mobiltelefonie 189 nis von Macht aufzugeben Neoliberalismus in diesem Verst ndnis ist eine Form der Regierung und eine Denkweise die sich auf die politische konomie als do minante Wissensform bezieht vgl Foucault 2006 S 52 und sich eines Vokabu lars der Freiheit bedient z B Eigenverantwortung Selbstbestimmung Wahlfrei heit um die Subjekte anzuleiten sich selbst zu f hren Der Neoliberalismus er setzt ein begrenzendes und u erliches durch ein regulatorisches und inneres Prinzip Es ist die Form des Marktes die als Organisationsprinzip des Staates und der Gesellschaft dient Br ckling Krasmann Lemke 2000 S 15 Die neoliberale Gouvernementalit t bildet den Ausgangspunkt um darin die Mobil telefonie als Regierungstechnik mehrfach zu verankern Selbstf hrungstechniken spannen den Rahmen auf um die Produktion von Subjektivit t innerhalb von Ar beitsbedingungen zu beschreiben und zu analysieren Ziel ist es theoretische Zu sammenh nge aufzudecken um die empirische Analyse der Handynutzung um eine machttheoretische Perspektive im Foucaultschen Sinne zu erweitern Mein Anliegen ist es allt gliche Ph nomene im Umgang mit dem Handy die sich nicht durch ein funktionalistisches Nutzungsschema erkl ren lassen erfassen zu k n nen Dazu geh rt eine Art H rigkeit da das Handy bei vielen Menschen einen Handlungsim
170. Stimmungsmanagements an schlie t e Erreichbarkeit ist eine strenge Herrin Wie bereits erw hnt w hlen einige Befragte eigenst ndig die Metapher des Skla ven um ihren Umgang mit dem Handy zu beschreiben Gemeinsam ist diesen Aussagen dass der Quellbereich in Stresssituationen liegt die die st ndige Er reichbarkeit hervorruft dementsprechend w hlte ich den Titel des metaphorischen 308 9 Arbeit und Mobiltelefon Konzepts Einige der Befragten unterwerfen sich andere widersetzen sich So meint Frau L dass sie im Urlaub konsequent sein muss und nur in der Fr h eine Stunde ihre E Mails Anrufe checkt und dann ausschaltet sonst bist du ein Sklave um sich sp ter selbstironisch als recht eigenst ndige Sklavin zu be zeichnen vgl Int Nr 8 I S 92 Frau A f hlt sich von Maschinenkommunikation extrem genervt Dann f hle ich mich als Sklave dieser Maschine dann kriege ich jetzt angeschafft Ruf mich zur ck Int Nr 1 IV S 12 Die Vermenschlichung und Macht die damit dem Ger t zugeschrieben wird zeigt sich auch darin dass Anrufe unabh ngig vom Inhalt st ren bel stigen qu len Herr T berichtet von einem Kollegen der z B drei Stunden nicht erreichbar ist weil er sich von seinem Handy nicht tyrannisieren l sst und auch Frau W nimmt ihr Handy nicht berall hin mit zum Beispiel beim Kirchbesuch das dauert maximal 2 Stunden nein also tyrannisieren lasse ich mich von d
171. Telefonzeitung Volksnachrich tenmittel Wessel 2000 S 16f Die Nutzungserwartungen an das Telefon lagen darin eine Kommunikationstechnik f r kurze dringliche Botschaften zu bieten Das Telefon diente langte Zeit vorrangig dem informativen Gesch ftsgespr ch vgl Weber 2008 S 228 Das f r uns scheinbar so Offensichtliche dass man damit pers nliche Gespr che f hren Beziehungen aufrecht erhalten kann bleibt f r die Mehrheit der Menschen bis weit in die 30er Jahre des 20 Jahrhunderts hinein eher unbekannt Manche r kennt diesen Gespr chsstil noch aus alten Schwarz Wei Filmen wie im Stakkato also im telegramm hnlichen Gespr chs stil telefoniert wird Die junge Kulturtechnik Telefonieren bedeutete zun chst in formieren nicht quatschen da hing man noch nicht am Telefon war keine Quas selstrippe sondern formulierte mit aufrechter Haltung in freundlichen kurzen S t zen seine ihre Anliegen So ermahnt Karel Capek in dem Artikel Knigge am Tele phon die LeserInnen der Arbeiterzeitung Da Telephon dient nicht dem Zeitver treib sondern der Zeitersparnis Die Haupttugend des Telephons ist K rze Capek 1932 Eine Telefon Bedienungsanleitung von 1884 empfiehlt Genth 1986 S 53 Das laute Br llen ist verwehrt Ein d nnes Fl stern gleich verkehrt Recht deutlich und fein accentuiert Wie wenn ein Mime Rede f hrt So sollte einzig und allein Die Fernsprechunterhaltung sein Wolfgang
172. V Techniker noch Bereitschaftsdienst hatte w re dieses Verhalten nicht m glich gewesen Dank Handy konnte er sich trotzdem gewisse Freir ume gestalten Wir haben damals Bereitschaft gehabt mit zwei Stunden Reaktionszeit wenn der Film eineinhalb Stunden dauert kann man es sich leisten ins Kino zu gehen und dann zu schauen ob man einen vers umten Anruf hat Das war zwar nicht die feine 282 9 Arbeit und Mobiltelefon englische Art also es war sehr an der Grenze des Arbeitsvertrages aber es ist durchaus vorgekommen Int Nr 13 1 S 162 Wie Miriam Meckel schreibt sind es gezielte Phasen der Unerreichbarkeit die dem Menschen Gestaltungsr ume er ffnen Meckel 2007 S 233 Selbstbe stimmung entsteht aus Freiheit und diese Freiheit ist nicht immer erreichbar sein zu m ssen ebda S 253 In diesem Verst ndnis wird deutlich weshalb gerade Arbeitende in der Braubranche oder in bestimmten Segmenten des Verkaufs frei disponible Zeit als Luxus empfinden Das Beispiel von Frau L Maklerin f r Bau immobilien mit Werten um die 400 Millionen Euro gibt ein anschauliches Beispiel f r die Machteinschreibungen von Erreichbarkeit Es gibt manche die gehen mir so auf den Wecker die f nfmal am Tag anrufen oder zehnmal am Tag da hebe ich halt nicht ab wenn ich nicht will dann will ich nicht Also den Luxus leiste ich mir schon Wenn ich nicht will dann hat derjenige Pech gehabt Und wenn es wichtig ist dann mel
173. Verbindung von Kommunikation und Mobilit t 215 IT und Medien Branche untersucht wurden mit dem Ergebnis dass die sozia le Beweglichkeit gerade bei Personen rasant abnimmt die r umlich hochgradig in Bewegung sind ebda Die Wahl fiel auf diese Berufsgruppen da diese sich in r umlich wie sozial entgrenzten Arbeitsbedingungen befinden mit ei nem hohen Druck zur Flexibilit t und Mobilit t und der Anforderung sich mit st ndig ndernden Arbeitsstandards in wechselnden Teams auseinanderzu setzen Die Forschungsgruppe unterscheidet zwischen Transit und Connecti vity Moblit t ebda S 4167ff Die Transit Mobilit t charakterisiert der Bei tragstitel von Canzler Kesselring Da geh ich hin check ein und bin weg Es ist die Welt der mobilen gut verdienenden Business Nomaden die sich auf einen komplexen Stabilit tskern beziehen der sich konzentrisch um Familie Bezie hung und lokale Zugeh rigkeit dreht Die hohe r umliche Bewegung erzeugt soziale Unbeweglichkeit indem sie Verf gbarkeit Pr senz und Leistung ande rer erfordert Die Connectivity Mobilit t ist dagegen als Modus Vivendi zu verstehen B B um in Relation und Beziehung zu anderen eigene Ziele und Projekte zu verwirklichen Canzler Kesselring 2006 S 4169 Es ist die Welt der Einpersonenunternehmen der kreativen Selbstst ndigen R umliche wird bisweilen durch virtuelle Mobilit t ersetzt entscheidend ist jedoch die soziale Mobi
174. Verlag f r Sozialwissenschaften Hamill Lynne Lasen Amparo 2005 Mobile world Past present and future New York N Y Springer Hardt Michael 2004 Affektive Arbeit In Atzert Thomas M ller Jost Hg Immaterielle Arbeit und imperiale Souver nit t Analysen und Diskussionen zu Empire M nster Westf lisches Dampfboot S 175 188 Harper Richard Palen Leysia Taylor Alexander Hg 2005 The Inside Text Social cultural and Design Perspectives on SMS Dordrecht Kluwer Hartmann Maren Krotz Friedrich 2010 Online Kommunikation als Kultur In Schwei ger Wolfgang Beck Klaus Hg Handbuch Online Kommunikation VS Verlag f r So zialwissenschaft S 234 257 Haug Wolfgang Fritz 2003 High Tech Kapitalismus Analysen zu Produktionsweise Arbeit Sexualit t Krieg amp Hegemonie Hamburg Argument Verlag Hauser Kornelia 2003 Feminisierung der ffentlichkeit Maskulinisierung des Politi schen In k u u g e l HgInnenkollektiv Hg Bildverbot Reader zum Thema berwa chung k u u g e l kritische Universit t und gesellschafts emanziaptorische Lehre Wien Triton Verlag S 85 94 Heath P Luff M et al 2005 Organisationen berschauen berwachungssysteme und allt gliche Arbeitspraktiken In Sch tz Astrid Habscheid Stephan et al Hg Neue Medien im Alltag Befunde aus den Bereichen Arbeit Lernen und Freizeit Lengerich Pabst DFG Forschergruppe Neue Medien im Alltag
175. a lisierung der Kommunikationsnetze als Beitrag nationalstaatlicher Stabilit t Sou ver nit t und aus besch ftigungspolitischen Erw gungen liegen die Interessen an der F rderung der Mobiltelefonie bei der Deregulierung der Telekommunikations m rkte der Wettbewerbsf rderung und durch technische Standards die EU als Binnenmarkt zu entwickeln Technische Innovation also auch Medien ver ndern nicht nur Denk und Handlungsweisen sondern bringen auch nicht technische Handlungsweisen hervor Deshalb besch ftigte ich mich in Kapitel 7 2 ausf hrli cher mit der Analyse der Mobiltelefonie als politische Technologie im Sinne von Sozialtechnik und im Sinne von Regierungstechnologie Das Mobiltelefon funktio niert als Sozialtechnik insofern es auf die Ver nderung sozialen Verhaltens ab zielt der sich etwa im ver nderten Umgang mit Mobilit t niederschl gt Diese Mobilisierungstechnik entspricht im Foucaultschen Sinne einer Regierungstechnik die mittels Normierung von Verhaltens und Denkweisen darauf abzielt die Bev l kerung zu regieren und dies mit einem Vokabular der Wahl Freiheit und Selbst bestimmung Kaum jemand kann sich den Anrufungen der Mobiltelefonie und der damit einhergehenden Normierung der Interaktionsformen entziehen Umso gr Ber ist das mediale Interesse f r bewusste HandyverweigerInnen Handy Bashing Meine Herangehensweise das Handy als Ich Erweiterung zu konzipieren best ti gen aktuelle technische Neuigkeit
176. a International Missed Calles on Mobile Phones In Journal of Computer Mediated Communication 13 1 In http eme indiana edu vol13 issue1 donner html 21 05 2011 Doppel Lena et al 1999 Statusbericht auf dem Weg von Telearbeit zu eWork Zum Stand der Telearbeit und eWork in sterreich Bundesministerium f r Wirtschaft und Arbeit In http www abif at deutsch download Files 30_Telearbeit_eWork pdf Dr gh Heinz J 2003 Der geschlechtliche K rper im Redeauttritt Buchrezension Bi schoff Wagner Egelhaaf Hg Weibliche Rede Rhetorik der Weiblichkeit Studien Internetquellen 321 zum Verh ltnis von Rhetorik und Geschlechterdifferenz In 1ASLonline In http www iaslonline Imu de index php vorgang_id 2047 EITO European Information Technology Observatory 2001 Economics Internet Revolution und New Economy Deutsche Bank Research In http www dbresearch de PROD DBR_INTERNET_DE PROD PROD00000000000377 06 pdf Foltin Robert 2006 Fordismus und Familiensystem In Grundrisse In http www grundrisse net grundrisse16 16robert_foltin htm Frey Oliver Koch Florian Hg 2011 Zur Urbanistik 2 In http books google de books id nj c5U3ZZUwWC Glaser Peter 2010 Der ganze Planet eine Technosph re In Le Monde diplomatique Oktober 2010 16 S 3 4 In http www monde diplomatique de pm 2010 10 08 mondeText artikel a0013 idx 4 Hitzler Ronald 2002 Sinnkonstruktion Zum Stand der D
177. a wie das Wachstum der Vorst dte mit Automobilisierung Stra enbau und Telefon zusammenh ngt Techniksoziologie besch ftigt sich mit der Aneig nung und Verwendung von Techniken im Alltag mit dem sozialen Wandel den technische Entwicklungen ausl sen und deren sozialen Folgen also Techniknut zungsforschung im Sinne der Habitualisierung von Technik und Technikfolgenfor schung Diese Bereiche deckt meine Untersuchung weitl ufig ab Kapitel 5 be schreibt die Ver nderungen im ffentlichen Raum durch die Mobiltelefonie Kapitel 6 beschreibt Nutzungsweisen und Funktion des Handys im Alltagsleben Die Technikgenese fragt nach den Gr nden und Gesellschaftsverh ltnissen die dem Entstehen bestimmter Techniken vorausgehen Die Untersuchung Rammerts 1993 ber die kulturspezifischen Ursachen f r das unterschiedliche Entwicklungstempo der Verbreitung des Telefons in Europa und in den USA ist daf r beispielhaft Gerade f r das Mobiltelefon halte ich diese Frage f r sehr spannend wenngleich die multifaktoriellen Antworten in diese Arbeit nur bruch st ckhaft einflie en So bleibt die Frage virulent weshalb das Mobiltelefon ber 25 Jahre brauchte bis es zum massenweise verwendeten Alltagsgegenstand wur de Drastische Kostenreduktionen sind sicher ein Grund die mit der Liberalisie rung des Telekommunikationssektors einhergingen was wiederum auf der politi 178 Vgl Willialm F Ogburn Social Characteristics of Cities A Ba
178. abitus eines Mediums einer Infrastruktur vorzustellen Die Allgegenw rtigkeit der Technik bestimmt nicht nur menschliches Handeln sondern sie formatiert un 5 Mein Alltagsverst ndnis beruht auf dem arbeitssoziologischen Konzept der Lebensf hrung vgl Jurczyk 1993 Kudera 2000 Die Formulierung des Dispositiv Begriffs habe ich dem Ausschreibungstext des Graduiertenkol legs Technisierung und Gesellschaft vgl 2006 entlehnt 7 Dabei ist nicht der bekannte Habitus Begriff von Pierre Bourdieu gemeint sondern das Wort in seiner allgemeinen Wortbedeutung als Haltung Erscheinen 14 1 Einleitung sere Gesellschaft man spricht von technikbezogenem gesellschaftliichem Wan del oder von einer Koproduktion von Technik und gesellschaftliichem Wandel vgl Dolata Werle 2007 S 17f Dies l sst sich an der Entwicklung des Mobiltele fons darstellen Bereits bei der Definition was denn ein Mobiltelefon ist greift die simple Erkl rung ein tragbares Telefon l ngst nicht mehr Heute erf llt das Mobiltelefon viele Funktionen und avanciert zur individuellen Kommunikationszent rale Die Frage ob nun Mobiltelefon oder Internet als epochepr gend gelten halte ich aufgrund der Konvergenz f r zweitrangig Wichtig ist die Mobilisierung des All tags die beide Medientechnologien vorantreibt Der beschleunigte Alltag ist ein beliebtes Sachbuchthema Aus dem meist kultur pessimistischen Stimmenchor h rt
179. ahe Institutionen Die Branchenauswahl erfolgte hinsichtlich der Diversit t der Berufsanforderungen be zogen auf Kundenn he Zeitdruck Mobilit ts und Flexibilit tsanforderungen so wie dem Grad der Technologieaffinit t Einerseits Old Economy Handwerksberu fe Tischler Schlosser und alteingesessene Gewerbe Baugewerbe anderer 1 Transkribiert und ausgewertet wurden nur 18 Interviews da das Testinterview nur zur berpr fung und Umgestaltung des Fragebogens verwendet wurde 20 1 Einleitung seits Wissensarbeiterlnnen Programmierer Journalistin und New Economy Multimedia Die Branchen ffentlicher Dienst Universit t Museum w hlte ich der Annahme folgend dass das Besch ftigungsverh ltnis die Handynutzung be einflusst Mit dem Handel entschied ich mich f r eine kommunikationsintensive Branche bei dem Aufmerksamkeitskonkurrenzen zwischen pers nlichem und te lekommunikativem Kontakt auftreten k nnen Es ist naheliegend dass sich die Branchen nicht trennscharf voneinander abgrenzen lassen Die Branchenauswahl zielt nicht auf einen Fall kontrastierender Gegen berstellung ab im Vordergrund steht das Herausarbeiten von Branchenspezifika Charakteristisch f r postfordistische Arbeitssituationen ist es dass mehrere Befragte verschiedene Berufe aus ben In Kapitel 3 2 1 erfasst ein Raster die Zuordnung der befragten Personen Das hier gerafft dargestellte Forschungsdesign ebenso wie die Heran gehe
180. ahren Vorwort 9 Vorwort Das Allt gliche das Selbstverst ndliche fasziniert mich bt eine anhaltende wis senschaftliche Anziehungskraft auf mich aus Besch ftigte mich in meiner Diplom arbeit ein Ort des Alltags das Wirtshaus behandelt die vorliegende Dissertation einen allt glichen Gegenstand das Handy Die eigene Standortbezogenheit of fenzulegen den pers nlichen Themenzugang abzukl ren halte ich f r eine wich tige Voraussetzung um sozialwissenschaftliche Forschungsprozesse transparent zu machen Das Einbeziehen eigener Erfahrungen ist gerade bei einem Thema mit diesem Alltagsbezug kaum auszublenden zumal hier jede r Expertin ist Meine Berufsbiografie dient mir dabei als pers nliche Schatzkiste Knapp sieben Jahre in der boomenden Telekombranche zu arbeiten von der euphorischen Hochphase der New Economy bis zum Platzen der Dotcom Blase bringt sich als themati scher Bodensatz in diese Arbeit ein Es schenkte mir Einblick in viele pers nliche Erfahrungen in die Denk und Arbeitsweise von MitarbeiterInnen wie Vorgesetz ten In den sp ten 1990er Jahren arbeitete ich als PR Beraterin f r Kundinnen aus der IT und Telekommunikationsbranche Es versetzte mich in die gl ckliche Lage die kapitalistische Transition hin zur New Economy mitzuerleben Als Politikwissenschafterin war ich zu dieser Zeit gut in der PR Medien und Werbe branche aufgehoben In den Pionierzeiten des Internets traf man in der Branche viel
181. all des Schein Anglizismus Handy das man eigentlich H ndi nennen sollte und dem finnischen k nny beides f hrt auf eine Hand Erweiterung zur ck und auch in China ist ein sho ji eine Handmaschine Plant 2003 S 23 Aber auch angesichts konkreter Praktiken berzeugt das Handy als Hand Erweiterung Intensives SMS schreiben oder Touchpad gesteuerte Smartphones erfordern Handfertigkeit Auf das Handy als Hand Erweiterung bezieht sich auch ein User auf der Fotoplattform Flickr der Fo tos mobil telefonierender Menschen unter dem Titel Homo Gabbus online stellte Das Handy scheint eine passende Extension der Hand zu sein bernimmt man 173 Auch Erika Linz sucht theoretische Legitimation f r eine Sichtweise auf das Handy als Disposi tiv und meint die Extensionsthese sei zur Erkl rung nicht ausreichend Sie bezieht sich auf Knorr Cetinas Begriff der Objektualisierung und objektzentrierter Sozialit t und sieht im Handy eines jener technischen Ger te die als Quellen des Selbst relationaler Intimit t sowie geteilter Subjek tivit t und sozialer Integration in Erscheinung treten zit n Linz 2008 S 186f 14 Der Verein zur Bewahrung der deutschen Sprache fordert diesen Anglizismus an das deutsche Schreib und Lautsystem anzugleichen Schmitz Heinz G nter Uber die Sprachloyalit t der Deut schen vgl http www vds ev de component content article 114 anglizismeninde
182. als subjekti vierende T tigkeit vorzustellen Ber hrungspunkte wie Widerspr che zu technik soziologischen Analysen werden aufgezeigt womit ein Beitrag geleistet werden soll einen transdisziplin ren Diskurs voranzutreiben Lange genug vorangek ndigt gehen wir nun in medias res der Interviewauswer tung 228 9 Arbeit und Mobiltelefon 9 1 1 Entgrenzter Alltag Erfahrungen und Umgang im Spiegel der Handynutzung Bereits die Einstiegsfrage des Fragebogens bei der nach dem Anteil beruflicher bzw privater Handynutzung gefragt wird verdeutlicht den selbstverst ndlichen Umgang mit einem entgrenzten Berufs und Privatleben Von den 18 Interviewten lehnten viele der Befragten eine Unterscheidung zwischen privater und beruflicher Nutzung grunds tzlich ab Kann man das trennen lacht Ja diese Trennung f llt mir mittlerweile sehr schwer weil ich halt sehr viel in der Uni in Vereinen und was wei ich bin Int Nr 5 Il S 54 Eine Umgangsweise mit dem entgrenzten Alltag besteht darin unterschiedliche Kommunikationskan le verschiedenen Le bensbereichen zuzuordnen Also wenn man trennen sollte dann ist die SMS eher das Private und die Anrufe vor allem beruflich Int Nr 1 IV S 3 In sehr unter schiedlichem Ausma gaben die Befragten den privaten und beruflichen Anteil der Handynutzung an interessant ist dass lediglich eine Person ein Programmierer meinte das Handy nahezu ausschlie lich privat zu nutzen
183. analysiert den Popsong My phone s on vibrate for you Rufus Wainwright als telekommunikativ vermittelte Ballade der Liebeserwartungen Nur so in dem es den K rper seines Besitzers kleine elektrische Schocks versetzt w rde ihn der Anruf erreichen und damit in seiner begehrenden Leiblichkeit best tigen Holert 2006 S 126 241 In einer Informationskampagne empfiehlt die Wiener rztekammer zehn medizinische Handy Regeln Mit dem Hinweis etwa beim Gespr chsaufbau das Handy von Kopf und K rper fernzuhal ten Handys nicht in die Hosentasche zu stecken oder beim Versenden von SMS das Handy gene rell so weit wie m glich vom K rper entfernt zu halten vgl Verlag der Wiener rztekammer April 2008 276 9 Arbeit und Mobiltelefon Telefonierens auftreten h ich merks nur wenn ich lang telefoniere dass mir das Ohr weh tut ich wei jetzt nicht ob es von der Strahlung oder irgendwas ist aber es tut auf alle F lle weh es gl ht das Ohr weil es wirklich warm ist Kann auch sein weil ich es dran press das Handy dass es deshalb so ist aber es ist ein unangenehmes Gef hl und ich mag auch deshalb nicht lang telefonieren Int Nr 2 I S 27 Die Frage nach der Sorge um die pers nliche Gesundheit interes siert mich im Sinne Foucaults als Sorge um sich Sorge um sich selbst war kein abstrakter Ratschlag sondern eine vielf ltige T tigkeit ein Netz von Verpflichtun gen und Diensten gegen b
184. anchen Sampel der Creative Industries gibt es keine klaren Anzeichen 302 9 Arbeit und Mobiltelefon f r eine intensivierte Handynutzung Sowohl in den wissensbasierten wie in den handwerklich kreativen Berufen berwiegt der Gebrauch schriftlicher Kommunika tionsmittel wie E Mail oder Internet Statt telefoniert wird da schon h ufiger der Internet Telefondienst Skype genutzt Zusammenfassend schlage ich folgende berarbeitung der Hypothese vor Wer berufsbedingt wiederkehrend und oder l ngere Zeit r umlich mobil ist und in dieser Zeit f r Kundinnen MitarbeiterInnen oder Kolleginnen erreichbar sein muss um zeitnahe Entscheidungen treffen zu k nnen sieht im Mobiltelefon ein unverzichtbares Werkzeug um den Berufsalltag zu bew ltigen Individuelle Einstellungen und Haltungen gegen ber der Technik allgemein im Sinne von Technikaffinit t oder skepsis spiegeln sich im Umgang mit dem Mobil telefon wider Diese Hypothese muss falsifiziert werden Vielmehr h ngt der pers nliche Handy umgang sehr stark mit peer group spezifischen Ein bungsweisen zusammen Welche Handyfunktionen wie und wof r genutzt werden sowie wie mit Erreichbar keitserwartungen und Reaktionszeiten auf Kontaktversuche umgegangen wird wird in der tagt glichen Interaktion mit Freundinnen Kolleginnen und Gesch fts partnerInnen abgemacht Selbstverst ndlich handelt es sich dabei um informelle meistens auch unreflektierte Praktiken Erst in Konfliktsituation
185. andteil hin zum freiwilligen Entgegenkommen Es ist nachvollziehbar darin eine Form der freiwilli gen Selbstunterwerfung zu sehen wie es die GouvernementalistInnen tun weil es an der herrschaftsvermittelten Art der Subjektivierung liegt die in der gleichzei tigen Individualisierung und Totalisierung durch moderne Machtstrukturen besteht Foucault 1987 S 250 Unter Subjektivierung sind jene Prozesse zu verstehen die dazu f hren dass sich Menschen selbst als Subjekte wahrnehmen Es ist ei ne Machtform die aus Individuen Subjekte macht Foucault 1987 S 246 Erreichbarkeit als Regierungstechnik zu verstehen hei t diese konomischen Fremdf hrungstechniken mit subjektiven Selbstf hrungstechniken zusammenzu f hren Dies ist der Knackpunkt zum Verst ndnis der Gouvernementalit t also dass Regierungstechniken eine in diesem Falle neoliberale politische Rationa lit t ausbilden und dabei auf ein Set von Fremd und Selbsttechnologien zur ck greifen Das Konzept der Gouvernementalit t erlaubt es soziale Beziehungen un ter dem Blickwinkel der Menschenf hrung zu analysieren und das Untersuchungs interesse auf die systematischen Beziehungen zwischen Macht und Subjektivit t Herrschaftstechniken und Technologien des Selbst zu fokussieren Unter Gou vernementalit t verstehe ich die Gesamtheit gebildet aus den Institutionen den 189 So bewarben noch 2003 der Wiener Fr hst cksservice und auch
186. andy abzuschlie en kann man sagen dass die Typisierungen der Mobiltelefonierenden eine M glichkeit darstellt um das Ger t mit dem Menschen kurzzuschlie en zu verbinden In der Mobilfunkfor schung greift man oftmals auf Typisierung Kategorisierungen und Funktionszu weisungen zur ck 168 6 Dr cken Freigabe Was ist ein Handy 6 5 2 1 Rasterfahndung sucht typischen Telefonierenden Gerade bei Studien die von Telekomunternehmen beauftragt werden ist das h u fig der Fall vgl Mobilkom Austria 2006 Plant 2003 Es soll wohl der Eindruck vermittelt werden dass dadurch das vielschichtige Ph nomen Mobiltelefon in den Griff zu bekommen ist Ich halte Typisierungen und Funktionszuweisungen f r ge f hrlich da dadurch ein reduktionistischer Handlungsbegriff entsteht und lehne sie daher f r die Auswertung meiner Forschungsergebnisse ab Zumal die Typisie rungen meistens eher als eine Art Zusammenfassung dienen anstatt eine inhaltli che Querverbindung zum Forschungsdesign herzustellen etwa bei Aub ck 2001 Dennoch mache ich mir diese Vorliebe des Rasters der AutorInnen zunutze In dem ich im Folgenden verschiedene Typisierungen und Funktionsaufz hlungen von verschiedenen AutorInnen vorstellen werde und damit das Bild der Nutzungs weisen des Mobiltelefons abrunde Dadurch wiederum entsteht der gemeinsame Verst ndnisrahmen f r die Auswertung der empirischen Ergebnisse in Kapitel 9 Noch im Jahr 2
187. andy Unterhalb des Marken Labels befindet sich ein Schlitz f r die SIM Karte l utet das Kleid hebt man einfach die Hand zum Ohr und nimmt so den Anruf entgegen Was nach Science Fiction klingt soll noch 2011 zu kaufen sein http www cutecircuit com products mdress 6 Dr cken Freigabe Was ist ein Handy 177 nen Sieht Gerburg Treusch Dieter im Mobil Telefon ein Medium das das Indivi duum organisiert und unterst tzt vgl Treusch Dieter 1995 S 8 h lt Paul Bahrdt es f r ein Medium der Desorganisation das anarchistisch und formal Kommunikationswege durchbricht zit n Geser 2006 S 25 Synthetisiert man diese Gedanken ist das Handy ein Medium der besseren Organisation des Nut zers und gleichzeitig der Desorganisation der diesen Nutzer umgebenden Perso nen Das Mobiltelefon ist ein Apparat der das Ich vielf ltig serviciert formal organisatorisch und emotional affektiv Das Handy mein pers nlicher Assistent weckt mich auf notiert und erinnert an Termine erstellt Vorlagebriefe f r SMS blockt unangenehme Anrufe ab informiert mich ber die aktuellen B rsenkurse erledigt Rechenaufgaben stellt Parkscheine aus und bezahlt meine Konzertti ckets Auf Gesch ftsreisen bietet es mir st ndige Kontaktm glichkeiten zu meinen Liebsten stellt mir aufmunternde Kurznachrichten zu begleitet mich musikalisch und verschickt die Schnappsch sse meiner Eindr cke per MMS Mobile Gesundheit
188. ann ich f r mich schon wieder abhaken im Auto okay das ist erledigt Ich halte niemand anderen auf Int Nr 4 Ill S 50ff Gerade in Verbindung mit E Mail am Handy erweitert sich das Potenzial Arbeit zu delegieren wirft aber auch zus tzliche Problemen auf wie die Liegenschafts und Immobilienmanagerin aus eigener Erfahrung wei Die Gefahr ist halt gro dass 252 9 Arbeit und Mobiltelefon man schneller weiter delegiert dass man wenn man das E Mail wegschickt dass es f r einen erledigt ist So hat man die Leute vielleicht mal angerufen mit denen geredet oder sich mehr damit besch ftigt heutzutage schreibt man schon das E Mail Bitte anschauen oder man antwortet jemanden und damit ist es wegge schickt und damit ist es aus dem Kopf raus Also ich glaub schon dass es gef hr lich auch ist wenn ich zu faul bin schicke ich es auch schnell weiter oder wenn ich grad irgendwo im Ausland bin und ich wei der braucht eine schnelle Antwort leite das an irgendeinen meiner Mitarbeiter weiter Bitte zur Bearbeitung liebe Gr e kurz und b ndig Int Nr 8 1 S 102 Spielen im beruflichen Kontext Macht und Status Fragen eine Rolle werden im Privatbereich viele T tigkeiten aus einem partnerschaftlichen Verst ndnis der Ar beitsteilung heraus Aufgaben delegiert Und ich hab auch alles gemacht bis auf die Waschmaschine einzuschalten Und das ist mir dann im Zug eingefallen und dann hab ich meinen
189. ann immer harte K mpfe irgendwie lachend Int Nr 5 Il S 62 Mehrere berwiegend weibliche Befragte heben sich SMS bewusst auf wenn es nette SMS sind zum immer wieder durchlesen und sich irgendwie dr ber freuen Int Nr 13 1 S 152 die nur informativ sind l sche ich alle romanti sche nette wo ich mir denke da freue ich mich wenn ich sie irgendwann einmal durchlese die behalte ich Int Nr 8 I S 99 Im Speicher seines Mobiltelefons bl ttert man wie in einem Erinnerungsalbum Frau M hebt SMS auf die ein per s nliches Gef hl ausdr cken Die sind gespeichert und einmal im Jahr wahr scheinlich wenn mir so fad ist dass ich nichts wei mit meiner Zeit anzufangen und ich mein Telefon durchgehe treffe ich wieder auf sie und lese sie mir durch ist auch eine Erinnerung Das ist wie wenn du ein Foto anschaust von fr her Int Nr 9 IV S 114 Dieses Zitat spricht zwei weitere Handypraktiken an die ihrer Bedeutung wegen in eigenen Subkapiteln behandelt werden Das Handy als Apparat um Zeit zu ber br cken totzuschlagen vgl Kapitel 9 2 4 und als emotionaler Stimmungsregula tor vgl Kapitel 9 2 6 SMS und MMS werden auch zu Dokumentationszwecken genutzt Mit dem Handy werden Fotos meist mit stark allt glichem Bezug aufge nommen es geht darum kurzfristige ephemere spontane Eindr cke festzuhalten vgl Okabe und Mizuko 2006 S 100ff Herr N verschickt Bildbotschaft
190. apitel 9 1 und den Stellenwert der Organisation der Vereinbarkeit von Beruf und Familie hervorhebt vgl Kapitel 9 4 9 Arbeit und Mobiltelefon 267 Im Berufsleben sch tzten viele der Befragten das Mobiltelefon als Kommunikati onsmittel um rasch Dinge zu kl ren ich bin schneller wenn ich anrufe wei ich schneller was los ist als wenn ich jetzt ein SMS schreibe und warte Int Nr 3 11 S 29 Wenn ich mich dran erinnere wenn es einen Konflikt gibt mit ei nem Auftraggeber und per E Mail irgendwie nur halbe Informationen kommen bzw irgendwelche dahingerotzten Dinge dann denke ich mir das brauche ich mir eigentlich nicht geben und rufe lieber an K nnen wir das jetzt bitte kl ren und nicht da jetzt drei Wochen hin und her mailen geht das Dann nutze ich es f r solche Sachen um auch was abzuk rzen und klar zu machen weil schriftlich ist einfach eine andere Kommunikation Int Nr 1 IV S 11 F r Herrn O h ngt die Zeitnutzung durch das Handy massiv mit dem Beruf zusammen Im Sales bist du viel unterwegs hast dann halt eine Stunde Break fr her war das quasi die leere Zeit wo du vielleicht was mit deinem PDA gemacht hast aber dann hast du es bertragen m ssen und jetzt ist es sozusagen produktive Zeit das ist vielleicht eine Verschiebung Int Nr 12 1 S 142 Wie das Handy als Arbeitswerkzeug genutzt wird und es aus Leerzeiten Produktivzeiten macht und Wegzeiten in Ar beitszeiten
191. apitel 9 2 2 ausf hrlich beschreiben Ob es sich beim n chsten Beispiel um Rang und Status als Einflussfaktoren f r das An bzw Ablehnen des Anrufs handelte ist schwer entscheidbar Jedenfalls sorgte das Verhalten des Ministerpr sidenten Silvio Berlusconi w hrend der Begr Bungszeremonie am Nato Gipfel f r Aufregung als dieser lange mit dem Handy telefonierte weswegen Bundeskanzlerin Angela Merkel und Pr sident Nicolas Sarkozy beim Fototermin auf ihn warten mussten Dieses Wartespiel als ein Rin gen um Macht zu sehen dr ngt sich auf Es geh rt zu den Spielregeln des War tens je l nger man auf dich wartet umso h her ist dein Status Warten lassen st ndiges Vorrecht jeder Macht jahrtausendealter Zeitvertreib der Menschheit Barthes 1988 S 100 112 5 Entgrenzungsmaschine und Medium individueller Mobilisierung 5 2 3 ffentliche Intimit t Hell is other people talking webspeak on mobile phones John Humphreys Dass sich das Denken von Privatheit und die Vorstellungen von Intimit t des me diatisierten Individuums ma geblich ge ndert haben ist offensichtlich und mehr fach thematisiert worden Ist es Ausdruck einer Kultur der Schamlosigkeit vgl Meyrowitz 1985 oder eine neue Ausdrucksform ffentliche r Intimit t vgl Fortunanti 2005 F r die eine Denkrichtung stehen charakterisierend die B cher des Soziologen und Bestseller Autors Richard Sennett mit folgendem Leitge
192. arstellen 3 sie als gef hrdete Nutzer gruppe eingestuft werden vgl D ring 2006 S 2 3 Forschungsdesign Methoden und Datenerhebung 45 Um die Vielzahl der statistischen Erhebungen zur Mobiltelefonie zu gliedern un terscheide ich zwischen inhaltlichen Kategorien Diese Studien sind entweder ziel gruppenspezifisch z B Kinder Jugendliche Frauen technikorientiert z B SMS Nutzung oder Gebrauch des mobilen Internets problemorientiert aus ge sundheitlichen oder p dagogischen Gr nden oder dienen der unternehmensna hen Markt und Meinungsforschung Nach einer schriftlichen Anfrage mit beige legtem Empfehlungsschreiben bei allen sterreichischen Mobilfunkanbietern stell te mir lediglich die Mobilkom sterreich also der vormalige Staatsmonopolist in terne Studien zur Verf gung Insofern greife ich berwiegend auf Studien staatli cher bzw internationaler Regulationsbeh rden und Institutionen zur ck die fra gestellungsabh ngig in den einzelnen Kapiteln direkt zitiert werden Quartalsweise durchgef hrt werden sogenannte Handy Penetrationsstudie welche die Durch dringung der Gesellschaft von Mobiltelefonen messen Diese Rate lag in ster reich im Jahr 2010 bei 145 Prozent RTR Telekom Monitor 2011 Die Mobiltelefonie als empirisches Studienfeld wird intensiv erforscht Angeblich erscheinen j hrlich bis zu 500 Studien zum Thema Mobiltelefonie vgl Akgar 2005 S 84f ein Gutteil widmet sich der
193. as f r die einen l stiger Kommunikationsm ll ist dr ckt f r andere soziale Verbundenheit und Aufmerksamkeit aus Die essenzielle Frage ist dabei Worin besteht effizientes telefonieren Wer definiert die Standards gibt Ma st be vor Im beruflichen Kontext hei t effizientes Telefonieren ergebnisorientiertes Telefonieren In verkaufs und dienstleistungsorientieren Berufen geh rt sie zum Jobprofil und wird in Telefon Trainings gezielt trainiert Und einfache Telefon Checklisten sind ein wichtiger Inhalt jedes Selbstmanagement Ratgebers Geht es beim Telefonieren berhaupt um Effizienz oder Effektivit t Im Gegensatz zur So zialwissenschaft gibt es im betriebswirtschaftlichen Begriffsapparat eine genaue Unterscheidung zwischen diesen Begriffen die ein differenzierendes Verstehen erlaubt So definiert Effizienz konomische Wirksamkeit ob sich Projekte rech nen ausgedr ckt in der Maxime Do the the things right Effektivit t zielt auf die operative Umsetzbarkeit ab legt den Fokus auf die Ebene des Handelns fragt ob Ma nahmen greifen verk rzt auf die Maxime Do the right Thing Es verdeut licht die Bedeutsamkeit eines individuell wie Gruppen bergreifend akkordierten Anrufmanagements da die Telefongewohnheiten des Einen den Anderen st ren Weil man eben immer verf gbar ist weil jeder glaubt jetzt f llt ihm was ein und das muss er unbedingt dem sagen und er tippt schon und es l utet wurscht
194. as soll gesehen werden dass wir die Funkger te mit haben aber verwenden tut sie kein Mensch Und du h rst nur die H lfte dann kracht das wieder dann sind die Batterien leer Int Nr 9 IV S 107 9 Arbeit und Mobiltelefon 235 9 2 1 Anrufmanagement Zum Umgang mit st ndiger Erreichbarkeit Der Umgang mit st ndiger Erreichbarkeit z hlt zu den gro en Herausforderungen im mobilen Telefonieralltag Dabei wird technische Erreichbarkeit f r manche gleichgesetzt mit sozialer Erreichbarkeit Also mir ist es sehr unangenehm wenn ich einen Anruf in Abwesenheit hab weil ich eigentlich immer pr sent sein will ich hab dann das Gef hl J ssas na da braucht wer was von mir und ich bin nicht zur Stelle schrecklich also ich bin auch jemand wenn ich jemand anderen nicht erreiche ich k nnte 1000 Mal anrufen Int Nr 6 1 S 79 Durchwegs positiv wird Erreichbarkeit erlebt falls irgendwas ist irgendwas Tragisches damit ich f r meine Familie erreichbar bin Int Nr 3 Ill S 32 Erreichbarkeit als famili rer Sicherheitsanker beschreibe ich noch genauer in Kapitel 9 4 Auch wenn die Mehrzahl der Befragten angibt sehr gut erreichbar zu sein geht f r manche die Dringlichkeit vorrangig aus einer beruflichen Verpflichtung hervor Also bei Vorge setzten heb ich sofort ab ich w rde nie einen Chef warten lassen das tu ich nicht Maximal ein paar Externe da sage ich Okay der will eh was von mir ich
195. asis des jeweiligen Akkumulationsregimes Dementsprechend eingeschr nkt wird auch auf wenige Autoren verwiesen die sich vor allem mit dem sogenannten Postfordismus besch ftigen vgl Jessop 2003 Candeias 2001 8 2 Leittechnologien und Lebensweise Fordismus Postfordismus Der Begriff der Leittechnologie soll nicht den Eindruck erwecken dass im regula tionstheoretischen Verst ndnis Technologien den zentralen Stellenwert einneh men sonst hie e es ja auch nicht Postfordismus sondern zum Beispiel Sonyismus Gatesismus oder Wintelismus vgl Jessop 2003 S 95 Der Begriff Fordismus h ngt zwar zentral mit Produktions und Arbeitsweisen besonders der taylorisierten Arbeitsteilung zusammen geht aber nicht darin auf Da dem Postfor dismus die Pr gnanz eines einheitlichen Produktions Paradigmas bzw eines Ak kumulationsregimes fehlt schl gt Jessop vor von wissensbasierter konomie zu sprechen ebda Die Herausbildung eines neuen Akkumulationsregimes beginnt nicht mit techno logischen Innovationen die zwangsl ufig gesellschaftliche Entwicklungen nach sich ziehen sondern ist selbst ein gesellschaftlicher Prozess der mit der Krise der vorangegangenen Entwicklungsweise seinen Anfang nimmt Candeias 2001 S 154 Der Krise kommt in der Regulationstheorie eine gestalterische Funktion zu weil sie zum Drehmoment ver nderter Regulationsweisen wird und damit die Transformation eines Akkumulationsregimes an
196. ast Don t Die ber den Transhumanismus und die Transhumanisten In Jungle World 13 10 2004 43 M ller Cathren Reichert Ram n Hg 2001 Demokratie Selbst Arbeit Analysen libe ral demokratischer Gesellschaften im Anschluss an Michel Foucault Mitteilungen des Instituts f r Wissenschaft und Kunst IWK 56 2 3 Wien M nchhausen von Marco 2002 So z hmen Sie Ihren inneren Schweinehund Vom rgsten Feind zum besten Freund Frankfurt am Main New York Campus Verlag M nker Stefan 2000 Vermittelte Stimmen elektrische Welten Anmerkungen zur Fr h geschichte des Virtuellen In M nker Stefan Roesler Alexander Hg Telefonbuch Frankfurt am Main edition suhrkamp S 185 199 Negt Oskar 2003 Flexibilit t und Bindungsverm gen Grenzen der Funktionalisierung In Meschnig Alexander Stuhr Mathias Hg Arbeit als Lebensstil Frankfurt am Main Suhrkamp S 13 26 Literaturverzeichnis 341 Negt Oskar Kluge Alexander 1973 ffentlichkeit und Erfahrung zur Organisations analyse von b rgerlicher und proletarischer ffentlichkeit Frankfurt am Main Suhr kamp Novotny Helga 1989 Eigenzeit Entstehen eines Gef hls Frankfurt am Main Ny ri Krist f 2006 Das Mobiltelefon als R ckkehr zu nichtentfremdeter Kommunikation In Glotz Peter Bertschi Stefan Locke Christ Hg Daumenkultur Das Mobiltelefon in der Gesellschaft Bielefeld transcript S 185 196 Ny ri Krist f Hg 2
197. astisch sich das Alter f r die Erstanschaffung eines Handys gesenkt hat zeigt das Bei spiel von Frau M Die 26 j hrige Gruppenkommandantin erhielt ihr erstes Handy mit 14 ihr j nge rer Bruder bereits mit 6 Jahren 2006 lag die Erstanschaffung bei 9 7 Jahren vgl Warnke 2008 S 81 und laut der britischen Marktforschungsstudie mobile Youth liegt das Alter bereits bei 7 1 Jah ren 9 Arbeit und Mobiltelefon 301 tener werden Formen der Kontrolle als solche wahrgenommen und die sind dem Privatbereich zuordenbar also Anrufe von Verwandten oder Beziehungspartne rInnen Herr A bersetzt man Kontrolle mit Legitimationsdruck den die Erreich barkeit erzeugt mehren sich kritische Stimmen An welcher pers nlichen Schwelle Erreichbarkeit in Verf gbarkeit Abrufbarkeit umschl gt konnte dieses For schungsdesign allerdings nicht gezielt erheben Selbst wenn man f r Vorgesetzte immer erreichbar ist Frau E Frau L wird das nicht als Kontrolle erlebt viel mehr selbstverst ndlich mit der Verantwortung der Position gleichgesetzt Es w re als eine Variante lesbar dass das Selbstbild des Unternehmerischen Selbst auch bereits von unselbstst ndig Besch ftigten vermehrt internalisiert wird Beruf und Besch ftigungsverh ltnis beeinflussen den Umgang mit dem Mobiltele fon So allgemein formuliert muss diese operationale Hypothese falsifiziert werden Es besteht sehr wohl eine Signifikanz allerdings nur bei bestimm
198. at welches sich aber ohne Einschr nkungen auf das Nutzungsverhalten Erwachsener bertragen l sst Neben der taxativen Aufz hlung vermerke ich in Klammern meine eigenen erg n zenden Anmerkungen Im Vordergrund dieser Aufz hlung steht der berblick ber die verschiedenen Praktiken der Handynutzung worauf im empirischen Teil der Auswertung Bezug genommen wird um sie mit den aufgestellten Hypothesen vgl Kapitel 3 2 abzugleichen 172 6 Dr cken Freigabe Was ist ein Handy Sicherheitsfunktion deren Wichtigkeit wird wiederholt in Studien best tigt z B Fessel GfK 2006 und ist ausschlaggebend bei der Anschaffung eines Handys f r Kinder e Organisationsfunktion Um Termine Abholdienste allt gliche Besorgungen zu planen mit Anderen abzugleichen e Beziehungsfunktion zum Aufbau und zur Pflege sozialer Beziehungen sowie zum Abbau von Einsamkeitsgef hlen als auch zur Zerstreuung bei Langewei le e Identit tsfunktion allein die lapidare Nennung halte ich f r wenig hilfreich da es sich hier um komplexe Wechselbeziehungen handelt Diese sollen ausf hr lich anhand konkreter Beispiele im Empirieteil er rtert werden Dabei wird auch darauf eingegangen wie Klingelt ne identit tssymbolisch verwendet werden e Unterhaltungsfunktion Wird verst rkt in Wartezeiten genutzt und stellt eine Art der Beziehungspflege dar e Informationsfunktion Wird nicht nur f r Nachrichten genutzt sondern auch f r m learning Konzepte m
199. atlichen Infrastrukturbetrieb hin zum globalen Medienkonzern ist ein lehrbuchartiges Beispiel f r das neoliberale Wirtschaftsprinzip Auch daf r wie das gesellschaftspolitische Interesse an leistbaren Kommunikationsdienstleis tungen gegen unternehmerische Profitinteressen ausgespielt werden 6 2 2 Untersch tzte Innovation Telefon und Mobiltelefon teilen eine weitere gemeinsame Erfahrung Beides sind Techniken die in ihrer kommerziellen Bedeutung und ihrer gesellschaftlichen Reichweite falsch eingesch tzt wurden So bot Graham Bell das Telefon Patent der damals marktdominierenden Telegrafie Firma Western Union f r 100 000 Dol lar an was emp rt als v llig berteuert abgelehnt wurde Nur wenige Jahre sp ter war das Patent 25 Millionen Dollar wert vgl Genth 1986 S 31 Ebenso h tte das Telefon ein weiteres Kapitel deutscher Technik Erfindung geschrieben h tte der damals Branchen dominierende Werner von Siemens den Nutzen des Dinger 12 Dieser Wandel ist f r D rrenbacher vgl 1999 S 64f durch drei Gr nde bedingt 1 Das Zu sammenwachsen von Computertechnik und Telekommunikation wodurch verst rkt Interessens konvergenzen zwischen gewerblichen Anbietern und nationalen Fernmelde mtern entstehen 2 Die Krise der keynesianistisch interventionistischen Wirtschaftspolitik zugunsten neoliberaler Ideen 3 Der Druck der Liberalisierungsvorreiter USA und Gro britannien 122 6 Dr cken Freigabe Was ist ein Handy
200. bedient werden k nnen Hier wird mit dem Ger t selbst Musik gemacht An der Univer sit t Standford gibt es bereits ein eigenes Mobile Phone Orchester vgl https cerma stanford edu groups mopho 143 Mittels Handy Applikation lassen sich z B Laufgeschwindigkeiten vergleichen oder es gibt ei nen Signalton der ert nt wenn man sich in der programmierten Fitness Viertelstunde nicht bewegt u v m Allgemein sind Handy Apps ein boomender lukrativer Wirtschaftssektor vgl Willershausen 2011 6 Dr cken Freigabe Was ist ein Handy 145 k nnen diese den unten folgenden Analysekategorien zugeordnet werden Mehr fach Zuordnungen w ren m glich sind aber nicht notwendig da es prim r um die unterschiedlichen Theorietraditionen und Forschungsfelder der einzelnen Katego rien geht die ich im n chsten Kapitel vorstellen werde Diese ordnende zerglie dernde und fokussierende Suchbewegung zielt nicht auf definitorische Sch rfe ab vielmehr soll damit die sozialwissenschaftliche Komplexit t der Frage Was ist ein Handy verdeutlicht werden e Apparat tragbares Telefon Telefonapparat Fax Fotoapparat Notrufs ule Stadtplan Kompass Staumelder und interaktiver Stadtf hrer e Artefakt Musikinstrument MP3 Player Talisman und Fetisch elektronische Fu fessel e Computer Internet E Mail medizinisches Diagnoseinstrument Fahndungsin strument und Beweismaterial e Gegenstand Tagebuch Fahrplan Telefonbuch
201. begann die Frau zun chst an ihrem Tisch laut ber allt gliche Dinge wie Arztbesuche Tratsch zu sprechen gelassen ruhig mit der berzeugung nichts unrechtes zu tun Um ihr Territorium auszudehnen stand sie auf und ging eher marschierte zwischen den Tischreihen hin zu her Man wusste nicht ob die Telefonierende jemand vom Land ist die ggf nicht ber die Umgangs formen Bescheid w sste oder eben einfach jemand dem es v llig egal ist Ich Mittdrei igerin bernahm die Rolle des wortkargen Bobo Stammgastes der seit Jahren w chentlich zur selben Zeit als festes Ritual das Caf besucht F r die se Handyintervention planten wir kein Outing der Theateraktion da uns die Reak tionen und Gespr che der Besucherinnen im Anschluss an die Aktion auskunfts reicher erschienen als ein Aufdecken der Aktion In der Gruppenreflexion gemein sam mit der Leiterin waren alle verwundert ber die nach unserem Empfinden sehr lange Dauer beobachtet wurden acht min bis jemand handelt eingreift Zu n chst versuchten BesucherInnen P rchen die in der N he sa en durch Weg drehen das Problem auf unmittelbare Weise zu l sen In der zweiten Halbzeit ging die Telefoniererin nahezu zum Schreien ber da wechselte eine Person den Sitzplatz vertraute also auch auf eine individuelle Probleml sung Es ist der Kell ner der von mir als Stammgast ermuntert oder eher beauftragt wurde der Br lltelefoniererin Einhalt zu gebieten Dieser
202. ben ist ein Weg im Kontext psychischer Gesundheit mehrfach gegliedert wird Man kann langsam auf dem Lebensweg sein wenn jemand ein bisschen zur ckgeblieben beschr nkt oder langsam im Kopf ist Man kann zu schnell auf dem Lebens weg sein indem man hin und weg ist einen Schub hat oder durch den Wind ist Oder man kann neben dem Lebensweg sein indem man nicht in der Spur ist neben sich steht oder sich verstiegen hat Es besteht die Notwendigkeit sich von der Idee einer zentralen dominanten Wurzel Metapher zu verabschieden die einem Zugang zur Denkweise von Per sonen liefert es vielmehr als Bereicherung des Forschungsprozesses zu verste hen Abschlie end stelle ich das Metaphern Modell Time is money vor das auch im Deutschen angewandt wird und relevant f r diese Arbeit ist vgl Lakoff Johnson 2003 1980 S 7 So wird Zeit verschwendet gespart investiert man verliert gewinnt Zeit borgt oder bedankt sich daf r verf gt ber ein Zeitbud get u v m Daraus geht hervor dass Zeit in unserer Kultur eine wertvolle limitierte Ressource ist Als Res mee der systematischen Metaphern Analyse sehe ich die Potenziale deutlich zugleich kann sie nur einen Teil abdecken weshalb ich gera de im Falle meines Forschungsvorhaben eine Kombination mit inhaltsanalytischen Methoden f r unabdingbar halte 4 Das neoliberale Subjekt und seine kommunikativen Apparatschaft
203. bereits eine Metapher Die Grundidee die Lakoff Johnson mit ihrer Metaphern Analyse verfolgen ist die berzeugung dass eine Metapher immer dann auftritt um neue Sachverhalte mit vertrauten Sprach mustern zu bersetzten So wie man in der Fr hphase des WWW das Internet fters als Daten Autobahn bezeichnete Im Zusammenhang mit Telekommunikati on ist Erreichbarkeit eine treffend gew hlte r umliche Metapher da vor der tele kommunikativen Wahrnehmungsrevolution das bermitteln von Echtzeit Informationen gekoppelt war an k rperliche N he r umliche Pr senz man musste in Reichweite sein Die bereits f r das Telefon konstitutive Entkoppelung von Kommunikation und Raum ist uns so vertraut wir sind so einge bt in telegene N he durch jahrzehntelange Telefonsozialisation dass wir Erreichbarkeit gar nicht mehr als Metapher wahrnehmen Deshalb ist es wenig zielf hrend zu analysieren in welchem Zusammenhang die Befragten von Erreichbarkeit sprechen Bezeich 9 Arbeit und Mobiltelefon 307 nend ist dennoch der R ckgriff auf r umliche und k rperliche Metaphern den mehrere Befragte verwenden um ihren Umgang mit Telefonaten zu beschreiben hierzu einige Ans tze als Diskussionsgrundlage e Anrufkontrolle ist Stimmungsmanagement Wie aus der Alltagssprache vertraut nennt man das Ablehnen eines Anrufs weg dr cken dass selbstverst ndlich von den Befragten verwendet wird Die r umlich k rperliche Komponente dieses Ausdrucks f
204. bestehe vgl Virilio 1993 denn die Geschwindig keit erfordere eine Erweiterung der menschlichen Wahrnehmungsmatrix Man mag an Virilio kritisieren was auch auf viele andere postmoderne Theoretiker wie etwa Flusse zutrifft vage bis wirr zu schreiben eklektizistisch zu argumentieren vgl z B Becker 2002 S 146 dennoch stellt er die Verbindung von Medien und Mobi lit t gut her Auch ob sich Fahr belkeit tats chlich auf Desorientierung zur ckf h ren l sst als eine Wirkung der Depersonalisierung zu verstehen ist Virilio 1978 S 36 mag besser die Medizin entscheiden aber dass Mobilit t Selbstwahrneh mung und Selbstverst ndnis des Einzelnen pr gen ist gewiss Eine R ckbindung an den Einzelnen das Individuum das Subjekt legt auch der Begriff des Autos nahe weil der griechische Wortteil auto selbst bedeutet Das Auto als das Selbst Bewegende inszeniert in Gestalt des G tterwagens transportiert so die Automobilit t als Wunschbild des Selbst Treusch Dieter 2004 S 81 82 Um gangssprachlich spricht man ja fter vom Fetisch Auto also von einem magi schen Gegenstand So beschreibt der Journalist Tom Levine in seinem kurzweili gen Buch Planet Auto die Inbetriebnahme seines neuen Wagens Warum Auto fahren g ttlich und die Fernbedienung hilfreich ist Levine 2009 S 23 Die Fern bedingung unterstreiche die unsichtbare g ttliche Hand erh he den individuellen Machtfaktor der Bedienun
205. bilden Mobile Informationstechnologien gestalten neue Territorien neue Prozesse der Verr umlichung und neue Formen der Gemeinschaft sowie der gemeinschaftlichen und autonomen Produktion von Inhalten vgl Lemos 2008 S 108 Zusammenfassend lie e sich sagen dass in postmodernen medialisierten Gesellschaften der Raum an Eindeutigkeit und Grenzen verliert zum Beispiel in dem ber Handy Anrufe weltweit neueste Nachrichten direkt in den konkreten R umen auftauchen Das Handy steht in der Spannung jederzeit globale Verbin dungen herstellen zu k nnen bleibt aber wie das Telefon ein Kommunikations medium des Nahraums H flich 1996 S 221 weil berwiegend mit Menschen aus dem pers nlichen sozialen Umfeld telefoniert wird 6 4 1 2 Entzeitlichung Bereits die audiovisuellen Massenmedien diffundieren die Raum Zeit Kontingenz mit der Internet Echtzeit reduzieren sich Raum Distanzen schlie lich auf zeitliche Unterschiede der Daten bertragung Aufschlussreich ist dass diese eher philoso phischen Betrachtungen zur Tyrannei des Raums der Entfernungen Virilio auch f r die politische Konzeption der europ ischen Informationsgesellschaft von Inte resse ist Demzufolge man sich erhoffte die Aufweichung der Grenzen zwischen Zeit und Raum tr gt zur konomischen Transformation bei und entlastet von Mobilit tsproblemen So zitiert die Politikwissenschafterin aus einem EU internen Dokument Wir k nnen unabh ngig von der Entfernung
206. bjekts dessen Ein 183 Anti Rauch Kampagnen sind ein Musterbeispiel f r die Instrumentalit tsdimension der Sozial technologie 184 7 Connecting People Sozialtechnik Mobiltelefonie bindung ber Selbsttechnologien erfolgt als epochal gouvernementales Charakte ristikum Weshalb folgt dieses der Anrufungsform des unternehmerischen Selbst Worin bestehen die Bez ge zur gesellschaftlichen Mobilisierung die dem Handy zugeschrieben wird Welche Machteinschreibungen der Subjektivierung h tte der franz sische Philosoph in der extremen H rigkeit der Handynutzer erkannt Wel cher Anrufung erliegen sie Wie f hren und steuern sich technisch angeleitete Handynutzer selbst Welchen Beitrag leistet das Handy bei der Festigung des Sicherheitsdispositivs und erm glicht so den Vorschub eines autonom eingerichte ten Panoptikums 7 2 Mobiltelefonieren als Regierungstechnik h tte Foucault ein Handy Dieses Kapitel besch ftigt sich nat rlich nicht mit der Beantwortung der rhetorisch gestellten Frage Vielmehr dient sie als Aufh nger um mit dem Foucaultschen Begriffsapparat kommunikative und r umliche Mobilit t als Regierungstechniken vorzustellen Damit sollen mobil Telefonieren und gesellschaftlicher Wandel durch die Mobiltelefonie aus machttheoretischer Perspektive analysiert werden Schreibt Michel Foucault von Technologien meint er grundlegend Sozialtechniken Der Versuchung diesen sozialen Technikbegriff anhand einer
207. ch keine feste Anstellung hatte B B hab ich Handykontakte intensiv gepflegt weil man eben im Hinterkopf gehabt hat dass da vielleicht beruflich ein Projekt rausschaut oder so Int Nr 5 Il S 54 Frau J pflegt ein Netzwerk aus privaten und beruflichen Kon takten auch mit dem Hinblick dass sich dadurch neue Jobs ergeben k nnten dieses Netzwerk mit dem ich arbeiten m chte und auch arbeiten kann dass ich halt selber irgendwie zusammenstelle dieser Men plan wo man Leute trifft und dann bleibt man eben mehr oder weniger lose in Kontakt und nimmt ma halt mit und so und wei man wenn die ein Projekt irgendwo an Land ziehen dann rufen sie mich an und ich werde sie anrufen Int Nr 5 Il S 65 Deshalb findet sie das Medium Handy sehr hilfreich insofern st rkt es meine Kompetenzen weil ich dann dadurch dass ich so viele Kontakte aufrechterhalte dann auch schnell Zugang hab zu Leuten die eben auch ein gewisses Expertenwissen haben eb da 2 Darauf angesprochen wie sie das Job Jonglieren beurteilt antwortet Frau A Das ist auch eine Generations und eine Altersfrage also ich finde es jetzt noch recht positiv weil ich da recht viel seh und kennenlern aber ich kann mir auch gut vorstellen dass einem das auch wahnsinnig auf die Nerven geht Die Freundin eben die ist Mitte drei ig die hat l nger herumjongliert die hat s nichts wie satt und die hat sich tierisch gefreut jetzt ber den
208. ch qualifizierte elit r kleine Gruppe des internationalen Managements Zu Gesch fts Nomaden z hlt immer mehr Personal des mittleren Managements BeraterInnen Sales Repr sentantInnen ebenso wie Ingenieure Monteure Programmierer und Wis senschaftlerInnen die zu internationalen Gesch ftstreffen in den Firmen Headquarters und Kongressen zu weltweiten Firmen Standorten unterwegs sind Die Wahl des passenden Produktionsstandortes entscheiden Konzerne nicht mehr nach territorialen Grenzen sondern sie w hlen aus dem harten Steuern Subven tionen Human Ressourcen und weichen Standortfaktoren Sicherheit kulturelles Angebot aus Mit dem weltweit steigenden Arbeitskr fteangebot w chst auch das Angebot qualifizierter Arbeitskr fte wodurch ArbeitnehmerInnen verst rkt zuei nander global in Wettbewerb treten Erkenntnisreich ist es an dieser Stelle auf einen Schl sselbegriff f r das Verst nd nis neoliberaler Wirtschaftstheorie zu verweisen der zugleich auf die mikro ko nomische Ebene personenbezogen weiterf hrt das Humankapital Den Begriff pr gte der sp tere Nobelpreistr ger und neoliberale Vorzeigedenker Gary S Be cker Der Begriff des Humankapitals umfa t f r mich Wissen und Fertigkeiten der Menschen ihren Gesundheitszustand und die Qualit t ihrer Arbeitsgewohnheiten 5 Gerade diese seit der Finanzkrise mittlerweile in Misskredit geratene Deregulierung der Kapital und Finanzm rkte w re ohne
209. ch wirklich so zu mindest bei kleineren Arbeiten glaube ich ist es eher ein Nachteil dass man ber s Handy telefonieren kann Int Nr 7 Il S 85 Der Gesch ftsf hrer Herr Q will diese Form der Arbeitsorganisation vermeiden Und wenn es das Handy B B die Mitarbeiter auf der Baustelle mithaben dann ist das ja in meinem eigenen Interesse dass ich die Mitarbeiter nur dann konfron 286 9 Arbeit und Mobiltelefon tiere wenn es wirklich wichtig ist dann m ssen sie auch erreichbar sein weil da gibt es halt irgendeine nderung die man sofort durchf hren muss Int Nr 15 IIl S 174 Auch Herr A der einmal im Baugewerbe gearbeitet hat sieht nur im kurz fristigen Umdisponieren einen Vorteil Ja du f hrst einkaufen und die kommen drauf zwei Minuten nachdem du bei der T r drau en bist wir brauchen noch keine Ahnung einen Fliesenkleber und so war das halt praktisch angerufen he Fliesenkleber mitnehmen fertig Fr her w rst du dann eben noch einmal hingefahren um den Fliesenkleber zu holen erspart alles Kohle Also es macht die Arbeit effizienter Int Nr 2 1 S 15 Auch Mock stellte in ihrer Studie ber die Handynutzung im Baugewerbe fest Alle die was zu sagen haben haben eines Mock 2000 S 68 Die Handynutzung von Arbeitern wurde eher als St rfaktor gesehen die Vorgesetzten f hrten als Grund die erh hte private Kommunikation an Die Arbeiter hingegen bewertet
210. chen s nicht so stark bezweifelt und seine Kommunikationsanliegen nicht dem Botenjungen sondern dem Telefon anvertraut vgl Rammert 1993 S 258f 1980 beauftragte AT amp T den Consultingkonzern Mc Kinsey damit einzusch tzen wie viele Handy Nutzer es um die Jahrtausendwende geben w rde Aufgrund der schlechten Sprachqualit t und der hohen Kosten sch tzte man in den USA bes tenfalls mit 900 000 NutzerInnen vgl Brown 2002 S 1 Tats chlich nutzten be reits 132 Millionen vgl EITO European Information Technology Observatory 2001 ein Handy obwohl die Handypenetration in den USA damals noch signifi kant niedriger war als in Europa Das Mobil Telefon wurde zun chst ganz hnlich wie das Auto als nette Spiele rei und am santer Zeitvertreib f r exaltierte Pers nlichkeiten betrachtet In der Fr hzeit des Telefons tingelte Graham Bell mit seiner Jahrmarktsattraktion von einer Ausstellung zur n chsten und stellte seine Show der wandernden Stimme zum Gaudium der Leute vor Anl sslich der Weltausstellung 1876 in Philadelphia fragte die New York Times Was macht man mit so einer Erfindung Genth 1986 S 28 Den praktischen Nutzen f r die Alltagsgestaltung sch tzten die meis ten Zeitzeugen v llig falsch ein So kommentierte der kophilosoph Henry David Thoreau das erste Telefongespr ch zwischen Maine und Texas mit der Frage Vielleicht haben sich die Leute ja gar nichts zu sagen Genth 1986 S 8
211. chitekt Robert Moses die Br cken absichtlich niedrig bauen lassen weil sie da durch nicht f r ffentliche Autobusse passierbar waren Da die Busse insbesondere von Farbigen genutzt wurden sei es eine M glichkeit sie von den Str nden auf Long Island fern zu halten F r Bernward Joerges 1999 beruht diese Interpretation auf einer verk rzten tendenzi s dargestellten Moses Biografie und begr ndet den Br ckenbau mit den Vorstellungen eine automobilen Gesell schaft ebda S 58 6 Dr cken Freigabe Was ist ein Handy 151 6 5 1 3 Computer Mit der 3G Technologie die eine Daten bertragung mit der Geschwindigkeit eines Breitbandinternets erm glicht wird die Verbreitung von Smartphones immer bli cher Dadurch wird das Handy zu einem potenziellen Computer mit dem man auch telefonieren kann Der Computer l sst sich als Universalmaschine oder ma chine d Ameublement als einen Apparat der immer bereit ist beschreiben Bolz et al 1994 S 247 Es stellt sich daher nicht die Frage ob Computer oder Handy 153 sind Wie bereits mit ubiquous com das Metamedium ist weil sie konvergent puting computerisierten Alltagsgegenst nden angesprochen dient das Handy hier als Fernbedienung Das Handy als Computer zu denken hei t es als Spei cher und Verarbeitungsmedium von Daten zu verstehen Dies unterscheidet es vom klassischen Mobil Telefon das lediglich als Echtzeitmedium konzipiert wur de ohne SMS Fun
212. chkeit ist Da eine Doppelorientierung auf Beruf und Familie nach wie vor st rker bei Frauen ausgepr gt ist verlangt sie von ihnen im mehrfachen Sinne Mobilit t Bevor ich auf die empirischen Ergebnissen dieser Mobilit tsanforderungen in Kapitel 9 ein gehe hier einige grundlegende theoretische Querverweise zwischen Lebensf h rung und Vereinbarkeit als Mobilit tsmotor Das Auto fungiert gewisserma en als Vereinbarkeitsinstrument Gibt es nur ein Auto wie die von Heine et al im Raum Hannover durchgef hrte Studie festgestellt hat nutzen dies meist die Frauen weil damit die klassische Rollenverteilung zwischen den Elternteilen zulasten der Mutter aufrecht erhalten wird Das Auto hat in diesem Arrangement Mutter geht in Karenz und verzichtet teil bzw zeitweise auf die Berufst tigkeit eine doppelte Funktion Einerseits hilft es der Frau dabei die anfallende Arbeit sowie alle damit zusammenh ngenden Wege zu bew ltigen so dass sich ihr Aufgabenvolumen noch erweitern kann andererseits dient das Auto als schnelles und flexibles Transportmittel auch ihrer Entlastung was das Arrangement f r sie wiederum ak zeptabler macht Etwas zugespitzt formuliert lautet der Deal zwischen den Ehe partnern somit Auto gegen mehr Familienarbeit Die geschlechtsspezifische Ar beitsteilung auch dies ist Teil des Deals verst rkt sich zumindest bei den Rep roduktionswegen Die M nner die f r den Weg zur und von der Arbeit weitgehen
213. chleunigten E Mail und Internet die ffentlichkeitsarbeit drastisch Ben tigte man f r eine Presseaussendung per Post ein Zeitbudget von mindestens einem Tag reduziert sich dies nun durch E Mail auf eine Stunde Mit dem Vorteil dass der E Mail Versand von Presseinformationen g nstiger wurde aber mit dem Nachteil dass der Ver ffentlichungsdruck fast immer auf Kosten der inhaltlichen Qualit t geht und Redaktionen aus einer Flut von Nachrichten recht unterschiedli chen Informationsgehalts selektieren m ssen Ein befreundeter Journalist sagte mir dass allein auf dem E Mail Account der Wirtschaftsredaktion t glich bis zu 300 Presse und Agenturmeldun gen eingehen 12 Vorwort z B Katz 2003 Cumiskey 2005 Fortunanti 2005 H flich 2005 2006 Viel Ener gie und Aufwand gingen ebenfalls in eine Richtung die sich r ckblickend als we nig zielf hrend herausstellte die kommunikationstheoretische Verortung des Mo biltelefons in der Medientheorie Vielf ltigkeit Verwirrung und Begriffsdiffusion kennzeichneten meinen ersten Versuch die Medientheorie berblicksartig in Be zug auf das Mobiltelefon zu erfassen Die Motivation einen Medienbegriff f r das Handy zu finden bei einer Variationsbreite der Theoretiker von Luhan bis Luh mann musste nat rlich scheitern Den zweiten Anlauf gestaltete ich praktischer indem ich die medialen Funktionen des Handys entlang konkreter Nutzungswei sen erarbeitete Aus dem Eintauchen in die meerhaft
214. d ohne Auto auskommen m ssen berlassen von nun an den Frauen oft s mtliche Einkaufswege und Kindertransporte Oder sie beteiligen sich daran nur noch spo radisch zum Beispiel wenn sie den R ckweg von der Arbeit mit einem kleineren Einkauf verbinden oder wenn sie alle 14 Tage mit dem Auto den Getr nkegro einkauf erledigen Heine Mautz Rosenbaum 2001 S 35 Das Auto bernimmt so eine soziale Stabilisierungsfunktion zur Aufrechterhaltung der geschlechtsspezifi schen Arbeitsteilung die klassische Arbeitsteilung wird also nicht in Frage gestellt 8 Auf dem Laufenden sein Zur Verbindung von Kommunikation und Mobilit t 213 Mit der sinkenden Zahl kleiner Prinzen und Prinzessinnen in europ ischen Fami lien steigt der Anspruch an Qualit t wie Umfang p dagogischer Betreuung das hei t soweit es finanziell m glich ist werden die Ausbildungsorte nicht nach r umlicher N he sondern nach Qualit t und individueller Passung ausgew hlt Der automobile Lebensstil f hrt interessanterweise auch dazu dass Eltern ihren Kindern immer weniger unbequeme Wege mit ffentlichen Verkehrsmitteln zumu ten zutrauen wollen Auch Anp beleien durch Gleichaltrige werden ebenso be f rchtet wie berf llte Busse Wenngleich es schichtspezifische Motive f r das Vermeiden ffentlicher R ume gibt werden ffentliche Verkehrsmittel auch schicht bergreifend generell als latente oder manifeste Bedrohung gesehen vgl Heine Mautz
215. d hab sogar da einen Strahlenf nger Int Nr 8 I S 83 Wenden die einen bestimmte selbstsorgende Praktiken an unabh ngig von den untersuchbaren ge sundheitlichen Vorteilen akzeptieren andere in einer Risikogesellschaft zu leben Naja das Leben endet meistens mit dem Tod und wenn ich alles vermeiden w r de was gesundheitlich sch dlich w re ja dann d rfte man beim Essen nicht so essen wie man will und Eiskaffee findet nicht statt und ein gewisses Risiko muss man halt eingehen Int Nr 14 Il S 158 9 3 Das Mobiltelefon Arbeitswerkzeug der Ich AG F gungen und Widerst nde Der Begriff der Ich AG bildet hier die Klammer sowohl Ausdruck der Kritik neo liberaler konomistischer Anrufung zu sein wie er zugleich eine konomische Wirklichkeit beschreibt die in der gr er werdenden Gruppe von Einpersonen 242 In einer kleinen Fallstudie ber die Mobiltelefonnutzung von Menschen mit dem Anspruch eines nachhaltigen Lebensstils sog LOHAS geh rt die Sorge um die eigene bzw die Gesundheit ande rer zum Hauptmotiv die Handynutzung einzuschr nken vgl Westermayer 2010 243 Mein beschr nktes medizinisches Wissen eingestehend ist mir keine einzige wissenschaftliche Stellungnahme bekannt die diesen aufsteckbaren Strahlenf ngern irgendeinen erkennbaren Effekt zuerkennt 244 Um die Jahrtausendwende pr gte die Hartzkommission den Begriff als spezielles Gr nder Innenprogramm f r Langzeitarbeitsl
216. d kommunikative virtuelle Mobilit t ineinandergreifen und sich gegenseitig beschleunigen Man ist Immer erreichbar aber kaum da vgl Beneder 2008 Dieses Verh ltnis entwickelt auch eine negative Dynamik die ein Mobilit ts Paradox sichtbar macht dass r umliche Mobilit t handlungsm ige Immobilit t hervorbringt Neben mobilit tstheoretischen Gemeinsamkeiten verbindet Auto und Mobiltelefon auch eine gemeinsam Technikgeschichte So waren die ersten mobilen Telefo 207 Um es in diesem Zusammenhang noch einmal explizit zu machen Technologisch epochal ist nat rlich nicht das Handy isoliert zu sehen sondern als internetf higes Multioptionsger t z hlt es zu den Informations und Kommunikationsmedien IKT 218 8 Auf dem Laufenden sein Zur Verbindung von Kommunikation und Mobilit t ne Autotelefone und mobile Berufsgruppen wie rzte Hebammen Manage rinnen HandelsvertreterInnen z hlten nicht nur zu den fr hen AutofahrerInnen sondern auch zu den ersten Handy NutzerInnen vgl Gold 2000 S 81f Es ist sogar geplant die gemeinsame Geschichte auszubauen Unter dem Projektnamen Motoran Mobile Telecommunication Radio Network haben sich vier Automo bilhersteller zusammengeschlossen um den Mobilfunkunternehmen mit ei nem fahrenden Handynetz Konkurrenz zu machen vgl Metzger 2000 S 31 Aber da es nach selbst nach acht Jahren noch kein marktreifes Produkt gibt h lt sich die Wettbewerbsdrohung in Grenzen
217. d nomadischen Natur zur ckbringe McLuhan 1992 1964 S 35 bezeichnet das Telefon als kaltes Medium weil es vom Rezipienten rege Partizipation einfordert bertr gt man sein bekanntes 15 Das Mobiltelefon als Medium der R ckkehr zu sog urspr nglichen kommunikativen wie gesell schaftlichen Epochen findet auch Ausdruck in der Vorstellung vom Handy als Werkzeug modernen Nomadentums 160 Seine These von der Nat rlichkeit sprachlicher und symbolischer Kommunikation unterst tzt Nyiri 2006 S 189 mit einem ethnologischen Beispiel das er von einer Psychologin zitiert die wiederum eine Ethnologin zitiert welche das Alltagsleben analphabetischer Eskimos wie folgt be schreibt Alle Eskimos auf die wir trafen sprachen viel Eine Regel im Eskimoleben lautet dass man keinen Gedanken f r sich behalten darf denn wer es tut wird verr ckt 161 Demgegen ber z hlen Radio und Film zu den hei en Medien 6 Dr cken Freigabe Was ist ein Handy 161 Diktum auf das Mobiltelefon ist bereits der Besitz eines Handys und heutzutage noch viel st rker der Nicht Besitz eine Botschaft Ich geh re dazu bzw Ich verweigere mich Man hat es mit einem Ph nomen zu tun das losgel st von in situ bermitteltem Inhalt darauf gr ndet dass ein bestimmtes Medium verwen det wird H flich 2005b S 196 Vorhergehende Ankn pfungspunkte zeigen auch das zunehmende Verschmelzen von Tec
218. danken Der Verfall der ffentlichkeit bringe nicht mehr N he und Authentizit t sondern Oberfl ch lichkeit Nach dem Verfall h fisch feudaler Masken entstehen neue Masken der Schein Freundlichkeit in flexiblen Organisationen vgl Sennett 1994 2000 2007 Bereits in den 70er Jahren verk ndete Sennett einen Verfall ffentlicher Ge spr chskultur zugunsten des pers nlichen intimen Sprechens den er mit dem Siegeszug des narzisstischen Individuums gleichsetzt Das Selbst wird zum Grundprinzip der Gesellschaft ebda S 26 wie es sich im neoliberalen Denken zur zentralen Anrufungsform des Individuums ausbildet vgl Kapitel 4 In diesem Verst ndnis hat man mit dem Mobiltelefon einen Riesenschritt in Richtung Tyran nei der Intimit t getan Sennett 1994 Denn elektronische Kommunikation bringt das ffentliche Leben zum Erliegen aber nicht aufgrund der Technik sondern durch die ge nderten menschlichen Bed rfnisse Es ist ein R ckzug aus der sozi alen Interaktion zugunsten der Hinwendung zum individuellen Erleben vgl Sen nett 1994 S 357 Leopoldina Fortunati hingegen findet intimes Sprechen nat rlich Fortunati 2005 S 216 und sieht darin eine Chance Menschen im Umgang verst rkt f r berufli 14 Der Ausspruch bringt ein paradoxes Verhalten zum Ausdruck das auch in den Aussagen mei ner InterviewpartnerInnen deutlich zu Tage tritt Die Handygespr che anderer Telefonierender h lt man immer f r st render
219. darf kann will ich berhaupt nicht erreichbar sein Diese Fragen thematisiert der empirische Teil Darin wird das Handy als Instrument ge sehen die pers nliche berufliche Autonomie zu erh hen aber auch als Werk zeug um prek re Arbeitssituationen zu gestalten Besonderes Interesse gilt den F gungen und Widerst nden der Befragten hinsichtlich des Erreichbarkeits Dogmas Kapitel 9 2 1 Denn das Handy bedient eine menschliche Grundambiva lenz indem es Freiheit mit Erreichbarkeit und Kontrolle verbindet So erh ht das Mobiltelefon die zeitliche wie r umliche Autonomie w hrend der Arbeit und kon trolliert gleichzeitig da jederzeit auf die potenzielle Arbeitsverf gbarkeit zur ckge griffen werden kann Die Auswirkungen dieser Grundambivalenz besch ftigt die 81 So der gleichnamige Buchtitel von Beutlmayer Seidl der mehrere Wochen auf den Bestseller Listen stand um mittels erfolgreicher Erfolgsstorys z B von Niki Lauda praktische Tipps f r die eigene Marken Bildung zu geben Hinter der Idee der Orientierung auf Erfolgsgeschichten be kannter Marken steht der Wunsch nach einem allgemeinen Rezept das man frau nur richtig auf seine eigene Biografie anwenden muss Ein neuer durch konomisierter Mensch steht als Vision der Apologeten einer vollst ndig formbaren Psyche im Vordergrund Meschnig 2003 S 34 Die Vermarktung der Ich AG gleicht jeder anderen Produktvermarktungsstrategie beginnt bei Zielset zung St rken
220. das Lesen die Augen sch dige Auf das Handy bertragen w re hierf r der medial und wissenschaftlich intensiv wie kontrovers gef hrter Diskurs ber die gesund heitsgef hrdenden Auswirkungen von Handystrahlen anzuf hren Ohne die ge sundheitlichen Folgen der Mobiltelefonie beurteilen zu k nnen hielt ich eine Meldung dass das k rpernahe Tragen von Handys zur Unfruchtbarkeit f hren 162 Ein Urteil ber das Ausma der gesundheitlichen Risiken durch Mobiltelefonie zu treffen ist f r einen Sozialwissenschaftler unm glich Die Herangehensweise des Politologen Ulrich Warnke vgl 2008 S 57 finde ich sehr ansprechend indem er die Warnhinweise ffentlicher wie privater Insti tutionen verschiedener L nder analysiert Da Deutschland als Aktion r der Telekom befangen sei h lt er die Bundesregierung f r eine nicht geeignete Stelle um z B Grenzwerte festzulegen 162 6 Dr cken Freigabe Was ist ein Handy soll zun chst f r einen Hoax Doch eine Ver ffentlichung eines Informations plakats der Wiener rztekammer zeigt dass die Grenzen zwischen Fakt und Fiktion flie end sind Auf diesem wird davor gewarnt Handys in die Hosentasche zu stecken da die Strahlung m glicherweise die Fruchtbarkeit von M nnern be einflussen k nnte In der zweiten Phase der Medienentwicklung geht es um den sogenannten para noiden Diskurs Schneider 1996 S 16f hier stehen die moralisch psychischen Gef hrdungen im Vord
221. das Telekom Unternehmen Tele2 ihre Promoter Jobs siehe Anhang E S 360 188 7 Connecting People Sozialtechnik Mobiltelefonie Verfahren Analysen und Reflexionen den Berechnungen und den Taktiken die es gestatten diese recht spezifische und doch komplexe Form der Macht auszu ben die als Hauptzielscheibe die Bev lkerung als Hauptwissensform die politi sche konomie und als wesentliches technisches Instrument die Sicherheitsdis positive hat Foucault 2000 S 64f Die dominante Regierungsrationalit t der Gegenwart ist die neoliberale Gouver nementalit t Bereits 1978 79 beschrieb Foucault den neoliberalen Regierungs staat vgl Foucault 2006 S 300f Seine Diagnosen zeugen von Weitsicht und Analysesch rfe indem er bereits in den Anf ngen dieses gesellschaftspolitischen Wandels die konomie als gesellschaftspolitische Leitdisziplin erkannte die als Denk und Wahrnehmungsform als Herrschaftspraxis und Kritikform auftritt Und dieser Regierungsstaat der sich wesentlich auf die Bev lkerung st tzt und sich auf die Instrumente des konomischen Wissens beruft und davon Gebrauch macht entspr che einer durch die Sicherheitsdispositive kontrollierten Gesell schaft Foucault 2000 S 66 Dennoch bleibt das Konzept der Gouvernementali t t unsystematisch bruchst ckhaft handelt es sich bei den Texten um Transkripte von Foucaults Vorlesungen am College de France Deshalb erheben die Governmentalit
222. das einfachste w re wohl jemanden um ein kurzes Handygespr ch zu bitten Nach kurzem taxierendem Blick gibt mir eine junge Frau ihr Handy technologisch versiert aktiviert sie den automatischen Geb h renz hler und sagt mir danach wie viel das Gespr ch kosten w rde Forschungspro tokoll November 2005 3 Der bekannte Manager und langj hrige VP Politiker Josef Taus spricht h lt auf der Waldviertel Akademie einen Vortrag ber Globalisierung Zehn Minuten nach Vor tragsbeginn l utet sein Handy Er entschuldigt sich fl chtig um seiner Sekret rin meh rere Arbeitsauftr ge rasch aber doch detailliert mitzuteilen Das Publikum wartet ge duldig Wenige Minuten nach der Fortsetzung seines Vortrags erneutes L uten leicht verunsichert hebt er ein weiters mal ab beantwortet seiner Assistenten einige offen Punkte und legt mit erstmaligem Hinweis es geht jetzt nicht so gut ich halte gera 24 Die Veranstaltung fand am 27 8 2004 im Rahmen der 20 Internationalen Sommerschule der Waldviertel Akademie in Weitra statt http www waldviertelakademie at Anhang D Ged chtnisprotokolle Forschungsbeobachtungen 357 de einen Vortrag h flich aber bestimmt auf F r exemplarisch an diesem Vorfall halte ich zun chst die Nachreihung der konkret r umlichen ffentlichkeit des Auditoriums gegen ber der telematischen Kommunikationsbeziehung Selbst wenn man Herrn Taus unterstellt durch eingeschr nktes Anwenderwiss
223. daten hinterl sst Am Beispiel eines Mordprozesse in Gro bri Regelung von Menschen Maschinen und Sozialem zu beschreiben vgl Schaper Rinkel 2003 S 39ff 33 Sadie Plant in Breitsameter 2004 erkennt bereits im Handynutzer einen Cyborg ein Eindruck der durch die kabellose Bluethooth Technologie verst rkt wird 94 Cyborg Religion k nstliches Leben und Intelligenz Mystik f hrt dazu dass Entsinnlichung ge feiert und jegliche Kritik der Technologieentwicklung wie sie heute betrieben wird und Kritik am Konsummodell der Marketingindustrie als konservativ und nostalgisch denunziert wird vgl Gorz 2007 4 Das neoliberale Subjekt und seine kommunikativen Apparatschaften 93 tannien beschreibt Nicola Green 2002 S 44 wie die Person durch Datenspuren subsituiert wird weil der T ter mittels der Datenspur seines Mobiltelefons bewei sen konnte zum Tatzeitpunkt kilometerweit vom Tatort entfernt gewesen zu sein Ein ist weiteres Indiz im Handy eine Ich Erweiterung zu sehen weil das k rperli che Subjekt mit dem Datensubjekt gleichgesetzt wird 94 5 Entgrenzungsmaschine und Medium individueller Mobilisierung 5 Entgrenzungsmaschine und Medium individueller Mo bilisierung Dieses Kapitel behandelt das Verh ltnis zwischen Handynutzung und ffentlichem Raum und deren Auswirkungen auf die Selbst Wahrnehmung und die Interakti onsf higkeit Der Titel k ndigt die thematische Ausrichtung und Begrenzung die se
224. delt Eine andere Form besch ftigungsrelevanter Erreichbarkeit besteht in der beruflich bedingten Mobilit t Der Sachverhalt ob jemand beruflich bedingt viel unterwegs sein muss flie t in die Branchen und Berufsauswahl ein Bei der Sample Auswahl hinzugef gt wurde die Frage des Pendelns Einige Befragte mussten t glich zur Arbeitsstelle l nger anreisen ande re hatten einen zweiten Wohnsitz zu dem sie nur am Wochenende anreisten e Gender pr gt das Nutzungsverhalten Dieses Forschungsprojekt beruht auf einem erweiterten Arbeitsbegriff Dabei wird eine strikte Trennung zwischen Erwerbs und Reproduktionsarbeit als unange messen wirklichkeitsfremd abgelehnt Wie es das Arbeitsverst ndnis des Kon zepts allt glicher Lebensf hrung anbietet vgl Jurczyk 1993 Kudera 2000 Da die Mehrzahl der Betreuungsaufgaben nach wie vor von Frauen erledigt wird er 50 3 Forschungsdesign Methoden und Datenerhebung schlie t die Kategorie Geschlecht ein weiteres Analysesegment zum Verst ndnis der Handynutzung Diesbez glich richtet sich die Frage nach Formen ge schlechtsspezifischer Handynutzung nach dem Zusammenhang zwischen Tele fonpraxen und Formen geschlechtsspezifischer Arbeitsteilung in der Familie Die Frage nach dem Geschlecht des Telefons zielt darauf ab das Mobiltelefon als Folie f r Identit tspolitiken und Prozesse der Subjektivierung zu dechiffrieren Auf welche empirische Realit t trifft etwa Mettler Meiboms K
225. den das Individuum nicht der ffentlichkeit pr sentieren will Wie obiges Beispiel zeigt k nnen Einblicke in die Hinterb hne bewusst inszeniert oder aber ungewollt auf treten wie ich sie im Abschnitt ffentliche Intimit t beschreibe Das n chste Beispiel zeigt das Switching zwischen zwei beruflichen Rollen Dessen besonderer Charakter liegt im ungewollten Durchsickern der Hinterb hne was aber durch einen routinierten Umgang f r das eigene Eindrucksmanagement genutzt werden kann Josef Taus erfolgreicher Manager und langj hriger VP Parteiobmann h lt auf der Waldviertel Akademie einen Vortrag Zehn Minuten nach Vortragsbeginn l utet sein Handy er hebt ab entschuldigt sich nur oberfl chlich Nun erteilt er seiner Sekret rin wie wir sp ter erfahren werden mehrere Arbeitsauftr ge rasch aber doch detailliert genug Es dauert um die 2 3 Minuten Das Publikum wartet ruhig geduldig Wenige Minuten nach der Fortsetzung seines Vortrags er klingt erneutes L uten leicht verunsichert hebt Herr Taus wieder ab und beant wortet erneut einige offen Punkte und legt mit erstmaligem Hinweis es geht jetzt nicht so gut ich halte gerade einen Vortrag h flich auf Selbst wenn man Herrn Taus unterstellt durch eingeschr nktes Anwenderwissen nicht in der Lage gewesen zu sein das eingehende Gespr ch abzustellen h tte ein sofortiger Hinweis auf seine Vortragst tigkeit nicht nur das Gespr ch
226. den sie sich schon wieder Bei Vorgesetzten heb ich so fort ab ich w rde nie einen Chef warten lassen das tu ich nicht Maximal ein paar Externe wo ich sage Okay der will eh was von mir ich muss da jetzt nicht abhe ben aber wenn mich mein Vorstand anruft hebe ich sofort ab egal wo da gehe ich aus jeder Besprechung raus bei jedem Abendessen Also da hab ich schon die Wichtigkeit dass ich sage okay da bin ich nat rlich erreichbar Int Nr 8 I S 97 Im Gegenzug freut sie sich in Meetings die Zeit auch f r ihre pers nlichen Anliegen verwenden zu k nnen Ich k nnte immer lachen weil die wissen ich schreib w hrend einer Besprechung SMS ebda S 95 Das Entgrenzungsinstrument Handy funktioniert als solches w hrend der Arbeits zeit und in der Freizeit Ein interessantes Beispiel ist die erwartete Erreichbarkeit dieses Mal im privaten Bereich So erz hlt die Journalistin Frau V wie ich in Graz jetzt war hab ich dort vier Wochen an einem Artikel ge schrieben und meine Mutter hat derweil auf den Kleinen aufgepasst und zu f llig ist mein Freund auch aus Graz und dessen Mutter ist auch dort und will den Kleinen immer holen und an meine Mutter hat er sich schon sehr gut gew hnt aber bei ihr der Schwiegermutter B B ist es noch nicht so und ich hab so viel ber Bindungstheorie jetzt geschrieben und da geht es darum dass man die Kinder nicht aussetzen soll solche Situationen wo keine Bindung
227. der reduzieren die 9 Arbeit und Mobiltelefon 295 r umliche Mobilit t vieler M tter Da pers nliche Treffen aufwendige Vorberei tungs und Planungsarbeiten verlangen und dementsprechend selten sind wird dies versucht durch h ufiges Telefonieren zu kompensieren Also f r mich ist es wirklich mein Hauptkommunikationsmittel So um einfach ja eine Freundin sitzt auf dem Spielplatz und fadisiert sich ich sitzt auf dem Spielplatz und fadisier mich und dann tauschen wir uns dr ber aus wie fad eigentlich unser Leben ist R ck frage Warum geht ihr nicht gemeinsam in den Park Weil die eine zum Beispiel im Dritten wohnt und die hat nicht so viel Zeit Int Nr 13 1 S 149 Gerade f r die ltere Handygeneration kommt mit dem ersten Kind das erste Han dy Der Anlass war dass ich mein erstes Kind bekommen hab und ich mir ge dacht habe ich w re dann oft nicht zuhause unterwegs sein falls irgendwas pas siert hab ich mir gedacht es ist recht praktisch wenn man dann ein Handy hat Int Nr 6 1 S 69 Laut Auskunft der befragten M tter geh rt telefonische Er reichbarkeit der Eltern f r das Betreuungs bzw Unterrichtspersonal in Kindergar ten oder Schule zum Standard Naja es ist sinnvoll eine Nummer abzugeben auf der du st ndig erreichbar bist weil es ist schon vorgekommen dass sie mich an gerufen haben und ich war irgendwo Bitte ihr Kind hat Brechdurchfall holen Sie es ab oder Das
228. des Handys um sich an Geburtstage wichtige Termine erinnern zu lassen Bis auf zwei Personen ist das Handy so wichtig dass sie umkehren w rden falls sie es beim au er Haus gehen vergessen h tten Aber die Mehrzahl der Befragten ver gisst das Handy einfach nicht der 25 j hrigen Frau M ist es in zehn Jahren noch nie passiert Das ist eingebunden wie das Zusperren oder die Alarmanlage auf drehen oder dass ich mich anziehe das ist einfach Struktur wie ich meine Sa chen mithab wie ich mein Messger t mit hab f r Diabetes B B Int Nr 9 IV S 115 Die Beschreibungen der Befragten wie das Handy den Alltag erleichtert l sst sich in zwei Themenkategorien zusammenfassen Versp tungen ank ndigen und ver gessene Dinge Angelegenheiten r ckfragen bzw delegieren Die damit gewon nene Flexibilit t erlebt Frau M durchwegs positiv Man kann einfach jederzeit kurz anrufen und Bescheid geben dass man sp ter kommt oder dass wir uns woanders treffen oder wo man gerade ist oder was auch immer Ist schon wesentlich angenehmer Ist einfach einfa cher als wenn ich wie soll ich den Menschen sonst erreichen Bezie hungsweise wir haben uns an das gew hnt glaub ich fr her hast du halt gesagt um acht kommst du heim und jetzt macht man das alles bers Han dy dass man halt immer wieder kurz dazwischen Bescheid gibt oder Dinge erf hrt oder sonst was Es ist schon angenehmer Int Nr 9 IV S 115 F r das Ph nomen
229. die Folge sei ein Abtreiben Drift Die Bedingungen der Zeit im neuen Ka 8 Der Ausdruck geht auf den griechischen Gott Proteus zur ck dem Bewahrer von Poseidon der f hig war sich st ndig selbst zu verwandeln und in v llig unterschiedlichen Gestalten auftauchte und damit die Sterblichen oft in die Irre f hrte 87 Ganz praktische Erwartungen an eine flexible Gesellschaft stellen die Mitglieder der B Society So m ge sich die Gesellschaft am individuellen Melatonin Haushalt des Einzelnen orientieren das hei t jede r kann schlafen arbeiten wann es ihr ihm passt vgl Opitz 2010 S 139 4 Das neoliberale Subjekt und seine kommunikativen Apparatschaften 87 pitalismus haben einen Konflikt zwischen Charakter und Erfahrung geschaffen Die Erfahrung einer zusammenhanglosen Zeit bedroht die F higkeit der Men schen ihre Charaktere zu durchhaltbaren Erz hlungen zu formen Sennett 2000 S 37 Die heteronomen Anforderungen eines flexiblen Kapitalismus verunm g lichen berechenbare Berufsverl ufe und verhindern so die Entwicklung einer be ruflichen Identit t Sennett stellt ganz in der Tradition Max Webers eine essen zielle Verbindung zwischen Beruf und Charakter her Bereits in den 1980er Jahren kritisierten feministische Soziologinnen die theoretischen Defizite dieser berufs und erwerbsarbeitszentrierten Identit tskonzepte Ans tze die mittlerweile f r im mer mehr prek r Besch ftigte an Argumentati
230. die Ladentheke und seitdem hetzen wir selbst durch die Regalreihen auf der Suche nach einem Glas Gurken Shopping Erlebnis Dann wurden uns runde Plastik Pfandchips gegeben damit wir die benutzten Einkaufswagen wie der zum Laden zur ckbringen Aktion sicherer Parkplatz Und irgendwann fanden wir auch 6 Dr cken Freigabe Was ist ein Handy 157 betrifft viele Alltagsbereiche von der Bank bis zum Selbstbau Regal und be kr ftigt ein Denken welches von einer dynamischen Einheit von Produktion und Konsumation ausgeht Der Wunsch des Produzenten Kosten zu reduzieren bzw zu vermeiden hat also nicht nur zu Rationalisierungsanstrengungen gef hrt son dern auch daf r gesorgt dass der Konsument zu einem Produktionsfaktor mutiert Liedtke 1998 S 64 Wer es sich leisten kann kann diese Arbeit auch delegie ren Wie der ehemalige Bundeskanzler Schr der dessen Mitarbeiterstab acht Stunden brauchte um sein neues Handy passend und individuell zu konfigurieren vgl Burkart 2007 S 118 Das Handy kann schlie lich auch als Teil der h usli chen Kommunikationselektronik gesehen werden Das pers nliche Medium Handy eignet sich ideal als Leitmedium um anderen Gegenst nden Auftr ge zu erteilen und sie zu koordinieren Unter dem Begriff Ubiquitous Computing sollen mitden kende Gegenst nde die Haushaltsorganisation erleichtern Gilt es heute noch als elit rer Schnickschnack einer technophilen oder architekturver
231. dien Allerdings besteht keine 78 4 Das neoliberale Subjekt und seine kommunikativen Apparatschaften politische Debatte zu subjekttheoretischen Positionen im Neoliberalismus Fou cault entwickelte sie in kritischer Auseinandersetzung mit der oben skizzierten Humankapital Theorie Gary Beckers Dieser Arbeit untersucht praktiziertes ko nomisches Verhalten und fragt nach welchen Kriterien Arbeiter mit ihren Res sourcen haushalten geleitet von einem Verst ndnis von Arbeitskraft als Kompe tenz die ein individuelles Kapital darstellt vgl Foucault 2006 S 311 Diese Auf fassung in der m Arbeitnehmerln eine n Humankapital Besitzerln zu sehen bil det f r Foucault jenen Kern neoliberalen Denkens der die zentrale Rolle des Un ternehmens erkl rt Das Unternehmen wird zur Matrix gesellschaftlicher Organisa tion Gesellschaft verstanden als Summe von Unternehmenseinheiten und das Individuum zum Unternehmer seiner selbst Der Homo oeconomicus ist ein Un ternehmer und zwar ein Unternehmer seiner selbst Foucault 2006 S 313f Dieser Homo oeconomicus beschr nkt sich aber nicht auf die Arbeitswelt er wird zur ideologischen Grundfigur die menschliches Handeln anleitet insofern sie sub jektivierend wirkt Wenn die Form des Unternehmens auf alle Lebensbereiche Anwendung findet wird das Modell von Angebot und Nachfrage von Investition Kosten Gewinn ein Modell f r soziale Beziehungen ein Modell der Existenz selbst ein
232. dieser Perspektive erweist sich das Subjekt als symbolisches Konstrukt in seiner konkreten Auspr gung immer auch abh ngig von den je gew hlten bzw gesellschaftlich verf gbaren Strategien der Selbst Inszenierung und Selbst Kreation Becker 2000 S 19 Der Zeitgeist von Selbsttechnologien wird besonders in dem Beitrag von Thomas Waitz deutlich vgl 2007 S 221ff der die popul re Selbstmanagement Methode von David Allen Getting Things Done untersucht Das Grundprinzip beruht darauf dass alle Aufgaben egal ob privater oder beruflicher Natur aufgelistet und in einem speziellen Notationssystem festgehalten werden Es stellt ein Set geregelter Prozeduren dar ber die das Applikationsfeld Alltag fortlaufend strukturiert und normalisiert wird Waitz 2007 Das oben angef hrte Gl ck das dabei der Einzelne erf hrt beschreibt ein User in einem Blog eindr cklich The central idea is to change your habits so that you are automatically more organized you always know what things you have to do next You stop forgetting things you find yourself with more time for fun because your re better at doing things in their allotted time and your life becomes a compartmentalized list of projects and files ebda Es zeigt wie Selbsttechnologien in Wissen Subjektivit ts Arbeits Beziehungen der postfordistischen Gegenwart eingebunden sind Sie erhalten so gro e Bedeutung weil sie privat und beruflich ineinander verschr nkt die
233. dingten Anpassungsprozessen erkl ren k nnte Der Wahl des individuell passenden Ger ts r umen auch Erwachsene Raum ein wobei Bedienungskomfort technische Features und sthetische Funktionen am 7 Als besonders nervige Klingelt ne wurden aufgez hlt Babygeschrei eine Kettens ge ein sterbendes Handy das Wiehern eines Esels F r einen Befragten dessen Handy L uten die Me lodie der Internationalen ist erwies sich der Ton als starker Kontakt Impuls 238 Etwa die Untersuchung norwegischer Jugendlichen von Ling Yittri Hier spielt Marke Design und technische Features eines Handys eine ma gebliche Rolle bei der Pr sentation des Selbst und wird so Teil eines Identit tsbildungsprozesses Ling Yittri 2006 S 163 165 270 9 Arbeit und Mobiltelefon h ufigsten als Entscheidungskriterien genannt werden Herr K was ist ver f gbar was ist leistbar und wo hab ich am ehesten das Gef hl das ich damit quasi eine Beziehung aufbauen kann Ja so ein Ding das du st ndig mit dir her umschleppst das muss dir in irgendeiner Form liegen Das ist wie Kleidung Int Nr 7 Il S 87 Ohne ironische Distanzierung sprechen einige Befragte von der Beziehung zu ihrem Handy wie etwa Frau E Ich w rde es so beschreiben wir k nnen gut miteinander umgehen und wir werden uns nie trennen Es wird eine lebenslange Beziehung bleiben Int Nr 3 Ill S 42 Wie bereits erw hnt beurteilen diese Bezieh
234. dy nicht leben Nach dieser konkret schwer fassbaren affektiven Beziehung zu dem Mobiltelefon gehe ich nun auf praktische Aspekte ein und stelle das Mobiltelefon als Instrument des pers nli chen Stimmungsmanagements vor 9 2 6 Das Handy als Instrument des Stimmungsmanagements Mit dem Begriff des Stimmungsmanagements legt Dolf Zillmann in den 80er Jah ren ein Konzept vor um Kriterien f r die Art und Weise der Mediennutzung zu entwickeln vgl Zillmann Bryant 1985 S 166f Ausgehend von einem hedonisti schen Menschenbild untersuchte er wie Menschen das Fernsehen nutzen um pers nliche Stimmungen zu modulieren Mediennutzung stellt eine aufwandsarme Erfahrung dar um Stimuli zu sammeln bzw abzuarbeiten und wird so proaktiv f r das eigene Wohlbefinden eingesetzt Der direkte Bezug zum Stimmungsmanage ment tritt bei Frau E am deutlichsten hervor Das war so ein Ritual Wenn man traurig ist und man liest irgendeine gef hlsbetonte SMS dann wird man schon leicht noch trauriger und wenn man lustig drauf ist und man liest ein Lustiges muss man schmunzeln vielleicht lachen Int Nr 3 Ill S 37 Bis auf Herrn O geben alle Befragten an in unterschiedlicher Intensit t auf das Mobiltelefon als Instrument des individuellen Stimmungsmanagements zur ckzu greifen Seien es besonders erfreuliche oder belastende Situationen positive Be 9 Arbeit und Mobiltelefon 273 werbungsgespr che erfolgreiche Gesch ftsabsc
235. e indem es zur Integration des Ger ts in die Kleidung und zu Handy bezogenen K rperpraktiken kommt Bereits jetzt w chst das Handy regelrecht in die Mode hinein wird auf Hosen Jacken Taschen auf und ein gen ht Handlungstheoretisch stellt das Mobiltelefon Querverbindungen zwischen den we sentlichen Elementen moderner Gesellschaften her Mediale Kommunikation Mobilit t und Individualit t Burkart 2002 S 150 wobei wechselseitige Steige rungen m glich sind Das Mobiltelefon bernimmt dabei die Funktion eines Rege lungsinstruments und Beschleunigers um mit den verdichteten Zeitabl ufen der Entgrenzung von ffentlichkeit Privatheit und dem Informationstempo Schritt hal ten zu k nnen Das Handy tr gt zur Beschleunigung und Arbeitsverdichtung bei und h lt die Ambivalenz aufrecht einerseits das Individuum bei der pers nlichen Organisation anzuleiten und zu unterst tzen und andererseits Handlungsroutinen zu unterbrechen und Abl ufe zur st ren Beide Positionen finden Bef rworterln 17 Analog zu der Tendenz von wearable computing intelligenter Kleidung arbeiten Mobilfunk hersteller und Modefirmen an telefonf higer Kleidung Ziel ist es die Schnittstellen zwischen Kommunikation und K rper geschmeidiger zu machen um sie zu Soft Machines auszubauen Fortunati 2005 Noch in Produktion ist das M Dress des britischen Unternehmens CuteCircuit Es ist ein kleines Schwarzes mit integriertem H
236. e man muss sich damit eben auseinandersetzen ist einem das Gesch ft wichtig wer A sagt sagt auch B wenn man das Ge sch ft ernst nimmt braucht man den Firlefanz rundherum organisatorisch geh rt das halt genauso dazu das ist das Problem Int Nr 17 Ill S 193 Diese Einf gen in den gesch ftlich bedingten Erreichbarkeitsdruck beschreibt einen wichtigen Lernprozess Wenn man z B genervt ist und hat eh schon keine Lust mehr und dann ruft noch einer an und man wei schon das ist wieder eine Gef lligkeit die auf einen zukommt Da geht es einfach nimmer Oder wenn wie sagt man wenn es ein unangenehmes Gespr ch ist wo der Schweinehund dann sagt geh bitte das hast jetzt momentan nicht n tig Die H rte habe ich mittlerweile es n tzt ja nichts der ruft ja so lang an es macht ja keinen Sinn Der ist nur noch l stiger wenn er viermal ignoriert worden ist ja am Anfang war es angenehm ja bitte ich muss ja nicht permanent erreichbar sein aber es l st ja das Problem nicht Mittlerweise bin ich zu den Probleml sern und nicht zu den Problemverschiebern gewechselt Int Nr 17 Ill S 201 Angesprochen auf die erwartete Reakti onszeit bei Anrufen meint er zwischen sofort 10 Minuten und einem halben Tag das ist aber schon purer Luxus Das wird schon hinterfragt ob ich Urlaub habe oder irgendwo geschlafen habe oder so etwas im Ernst ebda S 196 Diese Erwartungen stellt e
237. e Chance zu dr cken und zu sagen will ich nicht Int Nr 10 IV S 110 Wie in Kapitel 6 4 2 auf theoretischer Ebene formuliert ist Telefonkommunikation mehrfach in N he Distanz Beziehungen eingebunden Wie problemlos bzw kon fliktreich erleben die Befragten Telepr senz bzw vermittelte Gegenwart Die M glichkeit jederzeit reden und sich bei jemandem ausreden zu k nnen erfor dern ein fillgranes System der Selbst und Anrufkontrolle vielf ltige Faktoren wer den in Sekundenschnelle abgewogen Soll das telepr sente Gegen ber ab bzw weggedr ckt abgew rgt werden wie das Ablehnen von Telefonanrufen um gangssprachlich bezeichnet wird Die ich aktiv ablehne und wo ich einfach nicht ran gehe das sind zwei ver schiedene Situationen Wenn ich es aktiv abdrehe also wenn ich wen weg dr cke dann ist das eine Besprechungssituation da hab ich das Handy aufgedreht weil n mlich irgendwer anrufen sollte und wenn jemand anderer anruft wo ich denke das passt das ist privat oder sonst irgendein Gschafftl dann dr cke ich ihn weg Wenn ich grad keine Lust hab auf je mand so normal dann dr cke ich nicht weg sondern dann gehe ich ein fach nicht ran und registriere wer es ist und wann ich den zur ckrufen will Int Nr 1 IV S 6 Wer sich dieses innere Abw gen ersparen will l sst das Telefon einfach l uten und wartet bis sich die Mailbox einschaltet wie Herr N Ich lass das Handy aus
238. e Crowdsour cing als Nachfolgemodell des Outsourcings indem es eine Auslagerung von Unternehmensaufga ben an eine anonyme Masse un bzw geringbezahlter MitarbeiterInnen im Internet erm glicht Sieht man sich das Gesch ftsmodell von txteagle an scheint er Recht zu haben Das mobile Crowdsourcing Unternehmen wirbt damit weltweit auf ber 2 Milliarden Handy NutzerInnen Zugriff zu haben die oft keine 5 am Tag verdienten aber daf r ber eine F lle ungenutzter Zeit verf g ten und nun mit txteagle etwas Geld verdienen k nnten indem sie textbasierte kleinere Aufgaben per Handy erledigten 19 Dank des Internets ist Mobilisierung fast ohne B rokratie und fast ohne hierarchische Strukturen m glich m hevolle Konsensfindung und angestrengte Manifeste verlieren an Bedeutung und wer den durch eine Kultur des permanenten locker strukturierten bisweilen geradezu zwanghaften Informationsaustauschs ersetzt Klein 2003 S 47 28 2 Grundz ge der politikwissenschaftlichen Erforschung des Mobiltelefons ergibt sich die paradoxe Situation dass diese Medien formell die Beteiligung vieler Personen vervielfachen und vereinfachen Da aber Teilhabeprozesse stets von informellen Rangdynamiken berformt sind schrumpft der formal offene Teil nehmerInnen Kreis wiederum auf die Gr e einer virtuellen Stammtischrunde die die Meinungsbildungsprozesse dominiert Abgesehen von diesen machttheoreti schen Aspekten digitaler Kommunikation nennt d
239. e Form der Beziehung des Individuums zu sich selbst zurzeit zu seiner Umgebung zur Zukunft zur Gruppe zur Familie ebda S 334 Einigkeit dar ber ob es sich um eine eigenst ndige Forschungsrichtung mit eigenen methodisch theoretischen Prinzipien Lemke zit n M ller und Reichert 2001 S 2 handle oder nicht Wenn gleich das Anliegen einer methodisch basierten Forschungsdisziplin m E nach in krassem Wi derspruch zu den fragmentarischen sprunghaften vortragsbasierten Texten Foucaults steht die per Selbstdefinition skizzenhaft angelegt waren Und so tritt Thomas Osborne an 2001 S 12 um das Foucaultsche Erbe von jeglicher Form des Soziologismus abzugrenzen Der anhaltende Foucault Boom veranlasst 2001 Das Argument bereits von einer Foucault Industrie zu spre chen die sich in der sogenannten Geistes und Kulturwissenschaft zu einer akademischen Gro macht entwickelt 7 Aus der umfangreichen Kritik des Foucaultschen Gouvernementalit tsansatz blende ich hier die grunds tzlichen KritikerInnen seines Denkansatzes aus wie Habermas Honneth Ebenso Kritik die Fragen betrifft die m E Foucault nicht behandeln wollte wie etwa die empirische berpr fbar keit seiner als Denkfigur konzipierten Unternehmer seiner selbst Hingegen f r aufschlussreich halte ich jene Kritik die aus dem Umfeld der kritischen Theorie wie der marxistischen Ideologiethe orie kommt vgl Langemeyer 2002 Rehma
240. e JournalistInnen Geistes und SozialwissenschafterInnen viele auch ohne Abschluss oder Menschen mit k nstlerischem Background Den New Economy Boom miterlebt zu haben vermittelt neben dem Zeitgeist ein Gef hl f r die sich ndernden Anforderungen an einen guten Job und umgekehrt an eine n gute n Mitarbeiterln Nach einer Zusatzausbildung im Internet Projektmanagement wechselte ich als Internet Managerin in die Kommunikationsabteilung eines Mobil funkunternehmens der ich weitere wertvolle Innenansichten verdanke Mit der New Economy verband sich eine heute kaum noch nachvollziehbare dif fuse Begeisterung mit dem Internet w rde auch der Kapitalismus eine weniger rigide Gestalt annehmen Arbeit sollte Spa machen und obendrein noch gutes Ganz hnliche Erfahrungen d rfte der Berliner Sozialwissenschafter Matthias Stuhr gemacht haben die er in seiner ver ffentlichten Dissertation Mythos New Economy verarbeitete vgl Stuhr 2010 10 Vorwort Geld einbringen In einem Kapitalismus befreit von der Dominanz des Produkti onskapitals konnten viele Web UnternehmerIn werden weil die paar Computer kosteten ja nichts was z hlte war das Humankapital Jedes gro e Unternehmen brauchte pl tzlich einen tollen Webauftritt und am besten noch eine E Commerce Strategie Diese Ideen kostspielig zu verkaufen und zu realisieren lange vor Con tent Management und Webpublishingtools sorgte f r Goldgr berstimmung bei
241. e Position in der betrieblichen Hierarchie beeinflussen die Art der Handy Nutzung Analog zur Branche beeinflussen der Berufstypus und Positionierung innerhalb der unternehmerischen Rangordnung die Handynutzung Sie wird also von t tig keitsspezifischen und machttheoretischen Faktoren bestimmt So erfordern Mana gement Aufgaben fters rasche Entscheidungen wohingegen ausf hrende Auf gaben mitunter hohe Konzentration und Genauigkeit verlangen Wie wirkt sich Dauererreichbarkeit auf diese unterschiedlichen Arbeitsformen aus Und wie kor reliert Erreichbarkeit mit beruflichem Status Kurz gefragt Zwingt man mich zum Multitasking oder verf hr mich die Art der Arbeit dazu Wie wirken sich konkur rierende Anforderungen auf die Art und Weise des Telefonierens aus Abheben oder Umleiten Besteht ein Zusammenhang zwischen dieser Entscheidung und der Art der Beziehung zum Anrufenden e Zur Relevanz des Besch ftigungsverh ltnisses Ob jemand angestellt besch ftigt oder selbstst ndig ist ist von Belang f r die Er reichbarkeit Wer Entscheidungen ber den weiteren Arbeitsablauf also ber Ar beitsm glichkeiten Anderer treffen muss steht unter einem hohen Erreichbar keitsdruck Dabei ist es strukturell einerlei ob es sich dabei um externe Dienstleis terlnnen oder interne MitarbeiterInnen handelt Welche Umgangspraktiken gibt es hinsichtlich der Erreichbarkeit von Entscheidungstr gerInnen Wie werden Grenz ziehungen gestaltet ausverhan
242. e Richtung aber wenn wir etwas dringend kl ren sollen ein technisches Detail dann rgere ich mich schon dar ber wenn ich nicht weiter machen kann und er ist nicht erreichbar Wobei ich kenn auch einen ande 9 Arbeit und Mobiltelefon 287 ren der sagt bewusst aus ich lass mich von diesem Ger t nicht tyrannisieren aus da bin ich eben einmal drei Stunden nicht erreichbar Der ist aber f r mich wie soll ich sagen wie wenn er nicht so richtig will das ist ganz witzig den inte ressiert das nicht Ich vermittle auch viele Auftr ge und sag ihm zum Beispiel auf die Mailbox Pass auf ich hab was f r dich ich soll den Kunden zur ckrufen ob du berhaupt Interesse hast sei so lieb und ruf mich dringend zur ck Und er nach drei Stunden immer noch nicht da denk ich mir oft oh geht s uns zu gut ar beitsm ig Int Nr 17 I1l S 198 Das Zitat verdeutlicht dass die Beeintr chtigungen durch Dauererreichbarkeit bei Kopf bzw Handarbeit unterschiedlich erlebt werden Frau E etwa bevorzugt es direkt angerufen zu werden ich will nicht Arbeit sammeln ich will nicht nach einer Besprechung raus gehen und sehen ich hab jetzt drei Anrufe in Abwesen heit sondern ich nehme das kurz an und kann entweder gleich eine L sung herbei f hren oder gleich sagen Was ist eigentlich los Machen wir das und das und das und somit ist das f r mich alles abgehakt Jedes gef hrte Telefonat ist ir g
243. e ich auch nicht ab da sag ich Entschuldigung ich bin gerade auf der Toilette ich r hr mich gleich Int Nr 6 Il S 73 Das Mobiltelefon als immer bereite Maschine bietet vielf ltige M glichkeiten der Anrufkontrolle was wiederum vom Einzelnen verlangt bestimmte Kriterien f r das eigene Telefonierverhalten festzulegen Eine technische Variante einer gewissen Vorselektion der Anrufe erm glicht die Zuordnung verschiedener Klingelt ne an verschiedene AnruferInnen Gruppen Frau A erkennt das entsprechende berufli che oder private Umfeld bereits am L uten und entscheidet dann Will ich das jetzt oder will ich das nicht Also das ist f r mich die Differenzierung abgesehen davon dass ich solche Spielereien gern mag ist das f r mich das Signal Kann ich das jetzt Brauchen Will ich das jetzt die Sorte Telefonat oder nicht Also gehe ich ran oder nicht Int Nr 1 IV S 5 Andere entziehen sich punk tuell der mobilen Erreichbarkeit um konzentriert arbeiten zu k nnen Zum Bei 240 9 Arbeit und Mobiltelefon spiel wenn ich was programmiere oder so Ich wei jetzt ich muss bis morgen oder bis n chste Woche irgendwas machen und ich hab wirklich Stress und Leis tungsdruck da drehe ich meistens das Handy auch ab oder auf lautlos Also auf lautlos stelle ich es dann meistens Int Nr 14 Il S 162 Naheliegender Weise h ngen Telefonpraktiken von dem jeweiligen Gespr chs rah
244. e reale Stadt virtuell um so einen informativen Zusatznutzen zu bieten Eric Sadin spricht in diesem Kon text von einer Hybridisierung des ffentlichen Raums 2007 S 150 Die Miniatu risierung der Ger te erm glicht dem der Nutzern jederzeit und an jedem Ort onli ne zu sein was den ffentlichen Raum auch zum Arbeitsplatz macht Die Telefon kommunikation hat sich aus der Telefonzelle befreit die mitunter die Funktion ei nes Beichtstuhls bernahm Nun wird direkt im ffentlichen Raum kommuniziert und gebeichtet von Menschen die sich darin wie kommunikative Inseln bewegen H flich 2006 S 144 Mehrfach an ffentlichen Pl tzen untersucht unterliegen diese Bewegungen einer Choreografie Mobil Telefonierende bewegen sich in konzentrischen Kreisen das Telefongespr ch hnelt einem auf Synchronizit t abzielenden Tanz vgl Katz 2003 Am auff lligsten sind aber die h rbaren Ver nderungen Insofern verlangt das Handy von den Stadtbewohnerlnnen Aufmerk samkeit und Konzentration im Umgang mit den neuen Ger uschkulissen vgl Kopomaa 2000 S 43 Das n chste Kapitel besch ftigt sich mit den Auswirkun gen des Verhaltens im ffentlichen Stadt Raum durch die Handynutzung Wie das Handy benutzt wird um das individuelle Territorium zu erweitern und wie mit Territoriums Verletzungen umgegangen wird Welche neue Formen der Selbst darstellungen das Mobiltelefon erm glicht und wie es das Kommunikationsverhal ten beeinflu
245. e und soziale Gegebenheit alle zu Teilen des Apparats werden vgl Anders 2002 1980 S 110f Er dehnt dies auch auf die ffentlichen Medien aus So sei der Mensch angeschlossen an seine Fernseh und Radioapparate Der verflachende Medienkonsum w rde maschinell infantili sieren indem wir wie S uglinge an den nie versiegenden Br sten der Apparate h ngen Er meint auch Hintergrund Musik sei so wie Luft v llig gleichg ltig aber ohne sie k nnten wir nicht atmen ebda S 254 Auch aktuelle AutorInnen arbei ten mit einem Verst ndnis von Medien die wie eine Apparatur wirken Kr mer 1998 S 73f bzw eine apparate hnliche Funktion Reck 1997 bernehmen Die sozialisierende Funktion medial vermittelter Wahrnehmung ist ein medientheo retisch fundiertes Paradigma Gleichfalls bezieht sich das Forscherteam Katz Aakhus 2006 S 301f auf den Apparat in positiver Weise und will mit dem Begriff des Apparategeist eine Theorie zur Mobiltelefonie bereitstellen So aus drucksstark der Begriff auch ist bleibt die Definition unscharf Apparategeist to suggest the spirit of the machine that influences both the designs of the tech nology as well as the initial and subsequent significance accorded them by users non users and anti users ebda S 305 Der Neologismus Apparategeist setzt sich aus dem Apparat und dem Geist im hegelianischen Sinne zusammen Die Logik die dem Apparategeist zugrunde lieg
246. ebensf hrung reicht bis Max Weber zur ck wobei zwischen traditionaler und methodischer Lebensf hrung unterschieden wird W hrend erstere auf nicht hinterfragte altherge brachte Normen zur ckgreift zielt methodische Lebensf hrung auf den rationalen und strategi schen Umgang mit den als knapp empfunden Ressourcen ab vgl Jurczyk Rerrich 1993 S 39 Charakteristisch f r diese Art der Lebensf hrung ist ein f r uns mittlerweile unhinterfragtes Den ken jeden Augenblick im Leben effektiv zu nutzen da das Leben ein knappes Gut darstelle mit dem bedachtsam und haush lterisch umgegangen werden m sse Kudera 2000 S 79 Nachfol gendes Kategorienschema verdeutlicht das Zusammenspiel zwischen individueller Lebensf hrung und gesellschaftlichen Ordnungskr ften Aus historischer Perspektive sei zwischen traditionaler und reflexiver Lebensf hrung zu unterscheiden aus handlungstheoretischer Perspektive sei zwi schen strategischer und situativer Lebensf hrung zu variieren Aus Perspektive der Institutionali sierung ist zwischen routinisierter und improvisierter Lebensf hrung zu unterscheiden Und mit dem Blick auf Herrschaft und Gleichberechtigung l sst sich zwischen hierarchischer und egalit rer Lebensf hrung trennen ebda S 81 222 9 Arbeit und Mobiltelefon f hrung da es sich weder auf eine Ph nomenologie des Alltags beschr nkt noch in der Besch ftigung mit Lebens und Konsumstilen aufgeht Solch ein Allerwelts th
247. eclam Levine Tom 2007 Planet Auto dringende Randbemerkungen zu Auto Erotikern Mittel spurschleichern und RennRentnern M nchen Riemann Levine Tom 2009 Planet Auto Warum wir im Stau immer in der falschen Spur stehen und andere R tsel aus dem Autofahrer Alltag 1 Auflage M nchen Goldmann Lewis Jane 2003 Erwerbst tigkeit versus Betreuungsarbeit In Gerhard Ute Hg Erwerbst tige M tter Ein europ ischer Vergleich M nchen Beck S 29 52 Liedtke Patrick M 1998 Service Society Wie wir in Zukunft arbeiten werden In Zu kunfts und Kulturwerkst tte Hg Vita Activa Dimensionen neuer Arbeitswelten Wien S 62 77 Lifton Robert J 1993 The Proetan Self Human Resilience in an Age of Fragmentation London The University of Chicago Press Ling Richard Seyler 2004 The mobile connection The cell phone s impact on society San Francisco CA Kaufmann Ling Richard Seyler Pedersen Per E Hg 2005 Mobile communications Re negotiation of the social sphere London Springer Ling Richard Haddon Leslie 2007 Mobile Telephony mobility and the coordination of everday life In Katz James E Hg Machines that become us The social context of personal communication technolgy New Brunswick and London Transaction Publish ers Ling Richard Yittri Brigitte 2006 Hyper coordination via mobile phones in Norway In Katz James E Aakhus Mark Hg Perpetual Contact Mobile communicati
248. ed Schneider beschreibt es folgenderma en Un ser ber Ich steckt jetzt in der Westentasche und operiert als technische Erweite rung unserer Ohren Wer nicht h ren kann wird vom Handy angepiept und mu telefonieren Schneider 1996 S 22 Das Individuum muss Auskunft geben oder l gen vgl Kapitel 9 2 1 Gab es in den Anfangszeiten der Mobiltelefonie noch die Ausrede in einem Funkloch zu sein werden heute technische Features f r Tele fonat Unterbrechungen entwickelt Im T Lab Forschungslabor von T Mobile in Die pfiffige Aussage stammt aus der Feder des PDS Mitglieds Petra Pau die dazu einen Kom mentar verfasste Beschn ffelt in Jungle World 4 8 2004 34 2 Grundz ge der politikwissenschaftlichen Erforschung des Mobiltelefons Berlin arbeitet man an Ger ten mit einspielbaren vort uschbaren St rger u schen um so ein Gespr ch vorzeitig beenden zu k nnen vgl Joost 2009 Das beschreibt Schneider treffend Eine neue technisch armierte Moral als Effekt der perfekten Erreichbarkeit nimmt uns in ihre Arme Das System der Ausreden muss radikal reformiert werden Schneider 1996 S 22 Erreichbarkeit ohne k rperli che Pr senz also Tele Pr senz birgt ein Authentizit tsproblem in sich der Ver dacht der Unwahrheit kommt rasch auf Technologisch bedingt verschwimmen die Grenzen zwischen F rsorge und Kontrolle und bringen so die Ambivalenz zwi schen Sicherheit und Freiheit zutage Das Mobil
249. edium und beim Telefon um ein terti res Medium das Auditive und das WorldWideWeb sind digitale Medien Medien weisen institutionellen andauernden allt glichen Charakter auf Ein Medium ist ein institutionalisiertes System um einen organisierten Kommuni kationskanal von spezifischen Leistungsverm gen mit gesellschaftlicher Domi nanz Faulstich 2002 S 26 Ziehen wir diese abstrakte inhaltsleere Mediende finition heran um sie mit Funktionen und Nutzungsweisen des Mobiltelefons zu f llen stellt sich die Frage worin dann der Mediencharakter des Handys besteht Unschwer erkennbar liegt das institutionalisierte System in der technischen Inf rastruktur und den wettbewerbsrechtlichen und gesetzlichen Rahmenbedingun gen Der organisierte Kommunikationskanal liegt in der Handhabung des Ger ts sowie den peer group spezifischen Aushandlungspraktiken im Umgang mit dem Handy Das spezifische Leistungsverm gen liegt in der multimedialen Funktion des Mobiltelefons gleicherma en Kommunikationsinstrument Informationsmedi um und Medienspeicher zu sein f r Texte Bilder Musik und Videos Die gesell schaftliche Dominanz best tigt die hohe Verbreitung und Allt glichkeit des Mobil telefongebrauchs Das Mobiltelefon ist also sowohl ein monologisches als auch dialogisches Me dium vgl Gergen 2006 S 230 Werner Faulstich 1994 rechnet das Telefon den repr sentativ theatralischen Medien zu Diese Zuordnung
250. egemonie im Neoliberalismus In Frank Deppe Mario Candeias Hg Ein neuer Kapitalismus Akkumulationsregime Shareholder Society Neoliberalismus und Neue Sozialdemokratie Hamburg vsa Ver lag S 150 180 Canzler W 1999 Der anhaltende Erfolg des Automobils Zu den Modernisierungsleis tungen eines au ergew hnlichen technischen Artefaktes In Schmidt G Hg Tech nik und Gesellschaft Jahrbuch 10 Automobil und Automobilismus Frankfurt New York Canzler Weert Kesselring Sven 2006 Da geh ich hin check ein und bin weg Argu mente f r eine St rkung der sozialwissenschaftlichen Mobilit tsforschung In Rehberg Karl Siegbert Hg Soziale Ungleichheit Kulturelle Unterschiede Verhandlungen des 32 Kongresses der Deutschen Gesellschaft f r Soziologie in M nchen Teilb 1 und 2 Frankfurt am Main New York Campus Verlag S 4161 4175 Capek Karel 1932 Knigge beim Telephon In Arbeiterzeitung 01 01 1932 S 15 Castells Manuel 2001 Das Informationszeitalter Wirtschaft Gesellschaft Kultur Der Aufstieg der Netzwerkgesellschaft Band 1 Opladen Leske Budrich Conen Horst 2005 Sei gut zu dir wir brauchen dich vom besseren Umgang mit sich selbst Frankfurt am Main Campus Crouch Colin 2008 Postdemokratie Frankfurt am Main Suhrkamp 328 Literaturverzeichnis Cumiskey Kathleen 2005 Surprisingly Nobody Tried to Caution her Perceptions of Intentionality and the Role of Social Res
251. egen 2 Dass diese Aufmerksamkeit die dem Subjekt derzeit einger umt wird wieder verschwinden k nnte wie am Meeresufer ein Gesicht im Sand lesen Moebius Schroer 2010 S 7 als Fou caults Ank ndigung einer epistemologischen Verschiebung und nicht als Tod des Subjekts wie es oft dargestellt wird Eine Lesart die ich angesichts der Inkorporierung des Technischen f r wich tig halte 84 4 Das neoliberale Subjekt und seine kommunikativen Apparatschaften w rtig immer mehr zum Mittel zur Sinnstiftung weswegen man auch gewillt ist die ganze Pers nlichkeit einzubringen vgl Meschnig 2003 S 35f Es gilt die indivi duelle Pers nlichkeit mit den Anforderungen des Humankapitals zu fusionieren um als Marke Ich und erfolgreiche Ich AG durchzustarten Das Subjekt wird zum Fluchtpunkt der pers nlichen Berufsbiografie weil in Zeiten flexibel gestalte ter Personalpolitik Lebensverl ufe immer schwieriger zu gestalten sind Was hier noch abstrakt als Debatte um Multioptionalit t Wahlvielfalt und Ent scheidungsdruck erscheint erweist sich in der allt glichen Handynutzung als an spruchsvolle Kommunikationspraxis Verliere ich als ein Einpersonenunternehmen Auftr ge wenn ich nicht rund um die Uhr erreichbar bin Welche Anrufe aus wel chen beruflichen privaten Zusammenh ngen kann soll will ich sofort entgegen nehmen und welche nicht Lese ich meine E Mails auch am Handy oder nur am Computer Wie lange
252. egen sieht ihn an und wieder weg zur Kasse und berlegt z gert die Verkaufssumme laut auszusprechen oder einfach die Rechnung hinzuhalten damit der Kunde merkt dass sie schon fertig ist Pl tzlich f llt den jungen Mann auf dass er zahlen muss tut dies und verl sst gru los und immer noch telefonierend den Supermarkt e Im Zugabteil In einem kleinen Zugabteil sitzen mehrere Personen und ein Mann telefoniert wiederholt und sehr lange Ein Mitreisender h rt l ngere Zeit zu bis er unver mittelt und lautstark ausruft Was glauben Sie denn Sie sind ja nicht alleine hier das ist doch kein B ro worauf der Telefonierende baff und kleinlaut das Telefongespr ch beendet In beiden Situationen liegt das Konfliktpotenzial im telepr senten virtuellen Ge spr chsgegen ber das den Raum als Sozialraum dominiert Bemerkenswert an der Supermarkt Situation ist die Abwertung bzw Zweitreihung der Face2Face Person gegen ber der telepr senten Person Eine Erkl rung f r diese meines Wissens noch bislang unerforschte Frage h ngt eng mit Machtverh ltnissen zu sammen die auf die Rolleneinschreibung K uferIn Verk uferIn zur ckgehen Frau K die u a in einer Boutique arbeitet sieht darin schlicht eine Unh flichkeit Mich st rt es wenn ich in der Arbeit bin und eine Kundin kommt ins Ge sch ft rein und telefoniert und sagt nicht muh und nicht m h und tut so be langlos am Gewand herum Ich meine mich w rd s auc
253. egen ffentlichkeit vgl Wimmer 2007 S 193f dar Bislang gibt es keine systematische wissenschaftliche Besch ftigung mit dem Mobiltelefon als Instrument der politischen Mobilisierung und als Medium der Gegen ffentlichkeit weshalb nun nur vereinzelte wissenschaftliche Ans tze exemplarisch vorgestellt werden Einer der Ersten der sich mit dem Potenzial des Mobiltelefons als politisches Me dium besch ftigt ist Howard Rheingold ein US amerikanischer Internet Forscher der ersten Stunde Er besch ftigt sich mit der Schwarm Technologie ein ande rer Ausdruck f r Crowdsourcing und der demokratischen Kraft der mobilen Vie len Als Referenzbeispiel f r die politische Relevanz des Mobiltelefons f hrt er die Proteste gegen den philippinischen Pr sidenten Joseph Estrada an Am 20 Janu ar 2001 wurde in Manila via SMS zu einer Demonstration gegen den mit Korrupti onsvorw rfen belasteten Pr sidenten und vormaligen Serien Filmstar mobilisiert Mehr als eine Million schwarz gekleidete B rgerInnen versammelten sich am Platz Edsa nachdem die Opposition eine SMS mit der Botschaft verschickte GO2EDSA wear black Vincente Raphael Historiker der Universit t Washington charakterisiert die Wirkungsweise dieses Ph nomens wie folgt The power of the crowd thus comes across in its capacity to overwhelm the physical constraints of urban planning in the same way that it tends to blur social distinctions by provo
254. ehen wenn er alle seine Hilfsorgane anlegt Freud 1990 S 87 Und in der Seele im technischen Zeital ter findet sich die Technik als Organersatz entlastung und verl ngerung wieder die das M ngel wesen Mensch als anthropologische Grundausstattung n tig hat vgl Gehlen 2004 1957 Trotz offensichtlicher hnlichkeiten um nicht von Plagiaten zu sprechen zitiert niemand den weniger bekannten Kapp 6 Dr cken Freigabe Was ist ein Handy 175 rungssinn besitzen man liest den Weg einfach ab oder telefoniert sich eben noch zusammen e The cell phone can be seen as an extended part of the body if books or other information storage media are our extended memory then the cell phone is not only our extended language ears eyes and memory but also the ex tended endorphin producing part of the brain S ndor 2005 S 289 Exemplarisch schlage ich folgende transdisziplin re Bezugspunkte f r eine Denk weise des Handys als Ich Erweiterung vor Medienphilosophisch betrachtet mit R ckgriff auf McLuhans Extensionsthese dr ngt sich eine Sichtweise des Handys als Ich Erweiterung regelrecht auf Ist das Telefon nachvollziehbar als Verl ngerung von Stimme und Geh r zu begrei fen McLuhan 1992 1964 S 305 wird es beim konvergenten Smartphone mit der Definition schon schwieriger Semiotische und praxeologische Gr nde sprechen daf r das Handy als Verl nge rung der Hand zu begreifen Nicht nur im F
255. ein Gl cksverspre chen auf ein erfolgreiches Leben mit gesellschaftlicher Einbindung und Wert sch tzung den dieser Buchtitel auf den Punkt bringt Sei gut zu dir wir brauchen dich Conen 2005 S 1 Die israelische Sozialwissenschafterin Eva Illouz interpretiert das Versprechen kritischer Die Ratgeberliteratur f r erfolgreiches Management macht Erfolg von der F higkeit abh ngig sich selbst gleichsam von au en zu sehen um auf diese Weise die eigene Wirkung auf andere zu kontrollieren Kommunikation wird so zu einer Technologie des Selbstmana gements die sich mit dem Ziel der Herstellung einer inter und intraemotionalen Koordination in gro em Ma e auf Sprache und auf ein geeignetes Management der Emotion st tzt Illouz 2006 S 34f Grundprinzipien des Selbstmanagements sind Zieldefinition Zeitmanagement Optimierung der Arbeitsmethoden durch Festlegen von Handlungsschritten terminisieren delegieren sowie die Planung von Rekreation Entspannung vgl Seiwert 2005 Die Aufforderung zum Selbstmangement r ckt das eigenverantwortliche Individuum in den gesellschaftlichen Mittelpunkt es soll das gesamte Potenzial einer Person aktivieren Rufen wir uns die Inhalte von Kapitel 4 1 in Erinnerung erkennt man darin unschwer eine Strategie neoliberaler 214 Die Urspr nge der Ratgeber Literatur sind weit lter Bereits 1859 war das Buch Self Help von Samuel Smiles ein Beststeller das amerikanischen M nnern aus arm
256. einem blinden Fleck in der deutsch sprachigen Mobilfunkforschung sprechen und ich hoffe dass sich diese Disserta tion genau dort passend einf gt und neue Forschungsfragen anst t Der nachfolgende Themenaufriss leitet die Arbeit ein um sie zugleich abzugren zen Die zusammengefassten Grundz ge der politikwissenschaftlichen Erfor schung des Mobiltelefons stellen eine Verankerung der Arbeit in die Fachdisziplin dar Das Mobiltelefon wird als Medium politischer Partizipation und Kontrolle vor gestellt Potenziale der Meinungsbildung und Mobilisierung wie der berwachung und Kontrolle werden ausgelotet Wie bereits erw hnt sehe ich in der Analyse 13 2007 wurde mein Forschungskonzept Selbstmanagement und Mobiltelefonie mit dem Theodor K rner Preis gef rdert weil es sich explizit mit den beruflichen Auswirkungen f r Arbeitnehmerln nen besch ftigt 22 1 Einleitung des Mobiltelefons als Regierungstechnik und Sozialtechnik eine thematisch ad quate Analyse des Mobiltelefons als politische Technologie 2 Grundz ge der politikwissenschaftlichen Erforschung des Mobiltelefons 23 2 Grundz ge der politikwissenschaftlichen Erforschung des Mobiltelefons In diesem Kapitel werden politikwissenschaftliche Zug nge zum Forschungsfeld Mobiltelefonie skizziert Es dient zur Abgrenzung der Forschungsfrage und erfasst den Kontext wie Mobiltelefonie als politische Technologie gedacht werden kann Au erdem
257. einerseits durch die etablierte hierarchische Position erkl ren sie spiegelt auch ein gewisses un ternehmerisches Selbstbewusstsein wider auch Kundinnen im Umgang mit Er reichbarkeit disziplinieren zu m ssen Entgegen der oft gepredigten Verkaufsmaxime Der Kunde ist K nig gibt es offensichtlich im Gewerbe noch eine handwerklich bedingte Nicht Verf gbarkeit zumindest den Anspruch einer gewissen Zeitsouver nit t aufrechtzuerhalten Gerade jene Service und Kunden orientierung die u a auch Kommunikationskompetenz verlangt ist ein Bestandteil der neuen Arbeitsanforderungen Wie in Kapitel 9 2 2 beschrieben wird das Handy vielfach zum Delegieren gerade auch von zeitnahen Arbeitsauftr gen genutzt Eine Vorgangsweise die man sich von einem Kollegen nicht gefallen lassen muss So berichtet Herr P langj hriger erfahrener Programmierer Also ich find da darf man auch unh flich sein wenn der andere vergessen hat einem das rechtzeitig zu sagen da liegen irgend welche Anfragen drei Wochen auf irgendeinem Schreibtisch rum und dann am Abend um acht wirst du angerufen ob du das nicht bis morgen machen k nntest weil es w re jetzt schon dringend Und dann schaust nach wann war der Ein gangstempel und der ist vier Wochen her Gut muss ich da wirklich springen Nein Sehe ich nicht so Int Nr 14 Il S 159 Diese Ad Hoc Arbeitsauftr ge stel len in seiner derzeitigen Position eher die Ausnahme dar Als er als ED
258. eise ein oder Die Mensch Maschinen Interaktion wird so zum Vorbild der Kommunikation zwischen Menschen und der Mensch selbst wird nur noch als informationsverarbeitende Maschine aufgefa t Lenk 1994 S 50 oder Diese neue Mensch Maschine Synergie w re ein w rdiger Gegenstand f r eine historische Anthropologie Bolz Kittler Tholen 1994 S 13 Wobei wir wieder bei der Aufl sung bin rer Denkstrukturen angelangt sind die vermehrt von einer Richtung der Medientheo rie eingefordert wird um die herk mmliche Nutzungs Anwendungs und Rezipientenforschung infrage zu stellen Ivan Illich wiederum nutzt den Werkzeugbegriff um dar ber gesellschaftliche Technik Beziehungen zu analysieren Ein Werkzeug ist gesellschaftlichen Bezie hungen intrinsisch wobei sein Werkzeug Begriff von Gegenst nden bis zu Institu tionen reicht Illich 1998 1975 S 41 Ausschlaggebend f r Werkzeuge sei ihr 170 Im Interview berichtete etwa Herr K davon wie er einmal ein Mobiltelefon als Bier ffner nutzte meinte aber es eigne sich nicht wirklich daf r vgl Interview Nr 7 Il 6 Dr cken Freigabe Was ist ein Handy 167 konvivialer Charakter indem sie Menschen bef higen autonom und sch pfe risch im zwischenmenschlichen Umgang und im Umgang von Menschen mit ih rer Umwelt ebda S 28 zu agieren Das Telefon ist solch ein konviviales Werk zeug weil es jedem gestattet einer Person seiner Wahl zu sag
259. eit und den Erwartungen an H flichkeitsformen im mobilen Umgang z hlt zu den Ergebnissen der Interviewbefragung Wiewohl typisch jugendliches Nutzungsverhalten durch die theoriegeleitete Stichprobenauswahl die ein Mindestalter von 25 Jahren vor sieht gar nicht erhoben wurde Eine altersm ige Grenzmarkierung sehe ich da 3 Es ist nat rlich gesellschaftlich politisch recht aufschlussreich ein Ger t das eingeschr nktes Seh oder H rverm gen bzw taktile F higkeiten ber cksichtigt Seniorenhandy zu nennen 3 Forschungsdesign Methoden und Datenerhebung 51 rin ob man mit einem Handy aufgewachsen ist oder sich diese Technik erst im Erwachsenenalter aneignete 3 2 2 Durchf hrung der Interviews Die Umsetzung erfolgt durch leitfadenbasierte Einzelinterviews die mit einem Mi nidisc Player aufgezeichnet wurden Interviewt wurden 19 Personen inklusive der Testperson deren Interview nur zur Fragebogen Revsion herangezogen wurde F r die Cluster Handel und Gewerbe wurden zehn Personen sechs M nner und vier Frauen befragt die H lfte der Personen waren j nger als 30 Jahre F r den Cluster ffentlicher Dienst und Creative Industries wurden f nf Frauen und drei M nner im Alter von 25 bis 45 Jahren befragt Zugang zu den Personen fand ich ber mein pers nliches Friend of a Friend Netzwerk das methodisch korrekt als Schneeballverfahren bezeichnet wird vgl Lamnek 2005 S 196 Dieses i
260. ektivit t mit Datensubjektivit t wie sie das Mobiltelefon verkn pft ver ndert das Verst ndnis von Pr senz grundlegend Es f hrt zu einer Entkopplung des Da tenk rpers vom K rper im Raum deren gesellschaftliche Auswirkungen derzeit schwer abzusch tzen sind jedenfalls macht es die Forderung nach einer Politik des Datenk rpers vgl S tzl Ingruber 2001 zeitgem wie unterst tzenswert 6 4 1 3 Entsinnlichung Entsinnlichung ist das Ergebnis von Entr umlichung und Entzeitlichung wie es Mettler Meibom mit Bezug auf den Mediensoziologen Thomas Herrmann verstan den wissen will Entsinnlichung geht aus der Gleichf rmigkeit technischer Schnitt stellen hervor die normativ als Kompetenzverlust mit weitreichenden Konse quenzen beurteilt wird Entsinnlichung bzgl Zeit und Ort f hrt zu einem Verlust 13 Online und Offline Ich sind untrennbar miteinander verbunden es verdoppelt das Ich Das Ich als Pers nlichkeit in interpersonellen Beziehungen und das Ich als Auswirkung einer Datensubjek tivit t die ber den Kontakt hinaus bestehen bleibt Mit erheblichen Folgen f r den Umgang mitei nander da Risiko und Vertrauen ber den pers nlichen Kontakt hinaus auch eine Frage der Da ten Privacy ist vgl Green 2002 S 47 6 Dr cken Freigabe Was ist ein Handy 137 solcher kommunikativer Kompetenz die zur Herbeif hrung von Entscheidungen mit sozialer und politischer Tragweite relevant sind Herrma
261. ellschaft Sozialwissenschaftliche Technik theorien und die Transformationen der Moderne Wiesbaden Verlag f r Sozialwissen schaften Pauser Stefan 1995 Telefonkonsum Zur Sexualit t des Handy In Treusch Dieter Gerburg Hg Telekult Von Ohr zu Ohr Berlin Elefanten Press sthetik und Kom munikation S 20 26 Perlman Stacey M 2005 The art of mobile technology In The Boston Globe 27 05 2005 Pertierra Raul 2005 Mobilte Phones Identity and Diskursive Intimacy In Human Tech nology Volume 1 1 April S 23 44 Peters Tom 2001 Selbstmanagement Machen Sie aus sich die ICH AG M nchen Pieper Marianne 2003 Regierung der Armen oder Regierung von Armut als Selbstsor ge In Pieper Marianne Encarnaci n Rodriguez Gutierrez Hg Gouvernementalit t Ein sozialwissenschaftliches Konzept in Anschluss and Foucault Frankfurt am Main New York Campus S 136 160 Pinch Trevor J Bijker Wiebe E 1987 The Social Construction of Facts and Artifacts Or How the Sociology of Science and the Sociology of Technology Might benefit each other In Bijker W E Hughes T P Pinch T J Hg The Social construction of technological systems new directions in the sociology and history of technology MIT Press S 17 50 Piore Michael Sabel Charles 1985 Das Ende der Massenproduktion Studie ber die Requalifizierung der Arbeit und die R ckkehr der konomie in die Gesellschaft Berlin Wagenbach
262. em Ding nicht Int Nr 19 IV S 222 Und Frau E ist oft berrascht wie dem tig die Leute sind gegen ber Anrufen die ein pers nliches Gespr ch unterbrechen Int Nr 5 Il S 59 Herr P beschreibt einen Emanzipationsprozess gegen ber dem Ger t F r mich war fr her das Handy wirklich wichtig Also vielleicht ist es eine berkompensation jetzt dass ich sage ich drehe es ab oder ich hebe nicht ab aber ich war irgend wann einmal ist schon einige Jahre her wirklich Sklave von diesem bl den Ding Mein Lebensrhythmus wurde von Telefonanrufen bestimmt Haupts chlich beruflich halt dass irgendwas funktioniert oder meistens nicht funktioniert und sofort und in einer Stund und da hat man halt alles was man gerade gemacht hat liegen und fallen gelassen und ist ins B ro gefahren Und das mache ich nicht mehr Jetzt denke ich mir Ich bin der Herr ber den Aus Knopf Int Nr 14 Il S 167 e Handys sind Kommunikationstransporter Die Querverbindung zwischen r umlicher und kommunikativer Mobilit t spiegelt sich auch in der Metaphernwahl Speziell wenn es um defekte nicht funktionie rende Handys bzw Mobilnetze geht taucht das Sprachbild des Vehikels Trans porters auf Herr A Int Nr 2 I S 13 spricht davon dass sein Handy zum Erlie gen gekommen ist Frau J Int Nr 5 Il S 54 kann sich von ihrem alten Handy nicht trennen obwohl es eigentlich nicht gespr chst chtig
263. ema zu hinterfragen hei t das Naheliegende ernst zu nehmen wie etwa die einfache Frage Wie bewerkstelligen Menschen ihre Alltagspraxis Wie bekom men sie Dinge auf die Reihe Jurczyk 1993 S 13 Das Konzept allt glicher Lebensf hrung beruht auf einer in den 1990er Jahren in Deutschland durchgef hrten qualitativen Studie zu Ver nderungen allt glicher Lebensf hrung durch flexibilisierte Arbeitszeitstrukturen Gegenw rtig dominiere laut Jurczyk der gesellschaftliche Idealtypus einer situativ reflexiven Lebensf h rung Werte und Ziele entstehen aus dem reflexiven Umgang mit der momentanen Lebenssituation und sie sind gepr gt von Zieloffenheit und Ver nderungsbereit schaft der Lebensf hrung Obwohl das Individuum dabei innerhalb gesellschaftli cher Zw nge agiert ist es hinsichtlich der Entscheidungsfindung und Handlungs orientierung auf sich selbst gestellt und muss daf r Verantwortung bernehmen Selbstverantwortung und Selbstkontrolle r cken in den Mittelpunkt des westlichen Wertekanons und machen es unabdingbar f r die individuelle Lebensf hrung Ab lesbar wird es an dem popul r gewordenen Selbstmanagement vgl Kapitel 9 2 sowie dem gestiegenen Beratungsbedarf Denn so unauff llig eine gelungene Le bensf hrung ist macht ein Scheitern Umfang Bedeutsamkeit und Komplexit t dieser Leistungen offenkundig vgl Kudera 2000 S 88 Das Konzept der Lebensf hrung besch ftigt sich mit folgenden Argumentations
264. en 3 Vgl dazu http www mystella at Ein ganz hnliches Sicherheitsprodukt ist auch der Mecomo GPS Reporter von A1 vgl http cdn2 a1 net final de media pdf Sicherheit pdf 36 2 Grundz ge der politikwissenschaftlichen Erforschung des Mobiltelefons den Gefahren durch GPS Technik so drastisch dass er von Geosklaverei als neue Form der Sklaverei spricht vgl Becker 2009 Weitere gesch ftliche Anwendungsbeispiele fallen unter den Begriff Reality Mi 31 So entwickelten Nathan Eagle und Sandy Pentland vom MIT Massachu ning setts Institut for Technology Verfahren um individuelles Kommunikationsverhal ten zu beobachten und in Folge auszuwerten um es f r zuk nftige Kommunikati onsprodukte Modelle adaptieren zu k nnen Grundlage daf r bieten via Handy Mikrofon aufgezeichnete Gespr che die mit Organizer Funktionen des Handys oder PDAs verbunden werden vgl Corinth 2004 So beginnt das Mobiltelefon selbstt tig zu klingeln um den die Besitzerin zu erinnern fr h ins Bett zu gehen weil morgen ein wichtiger Termin vermerkt ist Mittels Bluetooth Technologie und einer eigens entwickelten Context Software k nnen die Applikationen noch mehr Textbotschaften und Gespr che des Eigent mers werden nach zuvor angegeben Eigenschaften und Stichworten gescreent und ausgewertet Das Beispiel illus triert wie d nn die Grenzen zwischen Selbstkontrolle und berwachung sind Reality Mining zielt zweifellos a
265. en So bewirbt Apple das neue iPhone 4s spezi ell mit dem sprachgesteuerten pers nlichen Assistenzsystem Siri mit Siri kann man fast schon flie end reden es erinnert an Termine recherchiert Hotelangebo te verschickt SMS und ruft nat rlich Leute an und das alles nur f r eine regel m ige Versorgung mit Strom Bildquellen 319 Bildquellen Farbror Sid 2011 Ohne Titel In http farbror sid se home 201 1 07 sa ses vi pa lordag Sadin Eric 2007 Times of the Signs Communication and Information A visual Analysis of New Urban Spaces Basel Boston Berlin Birkh user Stadelmann Kurt Hengartner Thomas Rosenfeld Uta Hg 2002 Telemagie 150 Jahre Telekommunikation in der Schweiz Museum f r Kommunikation Bern Z rich Chronos Internetquellen berpr ft im Zeitraum von M rz bis Oktober 2011 Adler Olivia 2006 Mach mir nichts vor ich wei wo du bist Mobile Tracking Orwell zum Selbermachen 10 02 2006 In http www heise de tp artikel 22 22007 1 html Angerer Marie Luise 2009 Selbst Einrichtungen Subjekt Artefakte im 20 Jahrhundert und danach Bochumer Kolloquium Medienwissenschaft 25 11 2009 In http vimeo com 7958828 Appelton Tom 2002 Kurze Philosophie des Handys In Telepolis www telepolis at 22 01 2002 Arbeitsstelle f r Semiotik AfS Gestenforschung an der Arbeitsstelle f r Semiotik In http ling kgw tu berlin de semiotik deutsch forsch gesten htm 01 0
266. en es ist eher l stig aber das ist es f r mich eher nicht weil ich diese Funktion unbedingt brauche Int Nr 15 Ill S 179 F r Herrn O Salesmanager in einem Mobilfunkunternehmen ist das mobile B ro sein zweiter Arbeitsplatz Man muss halt permanent lernen diese Tools besser einzusetzen und hinterfragen ob man es so braucht wie man es verwendet aber ist auf jeden Fall ein wesentliches Hilfsmittel bei der Organisation des Alltags Int Nr 12 I S 137 Das richtige Verwenden umschlie t eine technische wie organi satorische Ebene und unterstreicht die in Kapitel 7 1 angesprochene handlungs formierende Kraft der Techniknutzung Man muss zum Beispiel mit dem Kollegen andere Vorgangsweisen vereinbaren wie mit dem Kunden Wir haben zum Bei spiel jetzt abgestellt dass mir Kollegen f r dringende Dinge Sprachnachrichten hinterlassen weil da sind 17 andere schon davor da gibt es in dem Fall ein SMS das hei t da kann ich schneller reagieren Solche Dinge muss man permanent verbessern Int Nr 12 1 S 137 Wenngleich beide Berufsvertreter unterschiedliche Schwerpunkte bei der Handy nutzung verfolgen besteht eine Gemeinsamkeit darin dass unter Erreichbarkeit eine Reaktionszeit von maximal zwei Stunden verstanden wird Tats chlich von einer telekommunikativ bedingten Beschleunigung l sst sich im Bau Gewerbe sprechen Herr T auf seine Reaktionszeit bei einer Mailbox Nachricht befragt antwortet Sofort
267. en nur geht das halt leider nicht immer weil ich kann nicht einfach am Abend auf ein Bier gehen und mich mit einer Freundin treffen deswegen wurde das jetzt ziemlich abgel st durchs Handy weil bei mir einfach alles so geplant geh rt und ich f r jedes Mal raus gehen alleine brauche ich eigentlich einen Babysitter und drum die Spontanit t gibt mir dann eigentlich das Handy wenn ich jemand anrufen kann um zu reden Int Nr 13 1 S 153 Alle haben Kinder jeder wohnt irgendwo in einem Haus im Gr nen keiner kommt mehr weg und ich will dort eigentlich auch nicht immer hinfahren weil nach einem Apfelsaft dann wieder heimfahren ist auch fad Also pers nliche Treffen sind ziemlich zur ck gegangen leider Int Nr 14 Il S 165 Diese Aussagen akzentuieren erneut den strukturgebenden Zusammen hang zwischen Mobilit t und Mobiltelefonie Die Funktion des Telefons trotz r um licher Trennung Beziehungen aufrechtzuerhalten ist nicht neu Handyspezifisch ist die M glichkeit des zeit und ortsnahen Arrangierens Via Handy k nnen Fahrt routen abge ndert werden Einkaufsauftr ge beauftragt werden Freundinnen kurzfristig getroffen und Treffen verschoben werden Die Bedeutsamkeit von Mik rokoordination als eine Form der Gestaltung der Lebensf hrung macht das Handy unbestritten zu einem Instrument der Work Life Balance Wireless mobile devices Auch eine Studie zur Automobilit t im Umfeld vom Hannover teilt diese Einsch
268. en und Unterhaltungsmedium Die Entkoppelung von R umlichkeit und Kommunika tion zugunsten individueller Erreichbarkeit stellt den zentralen Ausgangspunkt dar um die gesellschaftliichen Ver nderungen durch das Erreichbarkeitsmedium Han dy zu verstehen Hatte ein Telefon noch einen festen Platz sei es in einer Zelle wanderte es sp ter ins Auto und zuletzt ist die Funkzelle der Mensch selbst der das Mobiltelefon mit sich tr gt und berall seine Datenspuren hinterl sst Es ist ein Referenzpunkt f r den handyspezifischen Doppelcharakter Instrument der Auto nomie und Kontrolle zu sein freie Bewegung und permanente Datenaufzeichnung Dennoch wird nicht die berwachungsm glichkeit durch GPS prim r gesehen sondern der praktische Wegweiser die Orientierungshilfe und im Notfall sogar der Ortungsservice der mich aus der Bergnot rettet oder mein Kind findet Es f hrt uns zu zwei weiteren Referenzpunkten das Handy als Impulsgeber r umlich kommunikativer Dynamik und als Sicherheitstechnologie Das Handy als raum und zeit berwindende Technologie erweist sich als Entgrenzungsmaschine zwischen ffentlichkeit und Privatheit zwischen Beruf und Freizeit Bereits das Telefon berwindet die Raum Zeit Kontingenz durch Telepr senz aber mit der Losl sung vom Kabel wird das vormals als privat ja intim gel tende Medium zum indiskreten Medium Das Mobiltelefon durchdringt den ffentli chen Raum akustisch und visuell und indem die Mobilte
269. en was er will er kann Gesch fte machen von Liebe sprechen oder einen Streit vom Zaun bre chen B rokraten k nnen nicht vorschreiben was sich Leute am Telefon zu sagen haben ebda S 43 Illich nutzt seinen Werkzeug Begriff als Instrument der Kritik eine Wortwahl die recht hnlich auch Michel Foucault w hlte 1976 S 53 All meine B cher sind wenn Sie so wollen kleine Werkzeugkisten Wenn die Leute sie aufmachen wollen und diesen oder jenen Satz diese oder jene Idee oder Analyse als Schraubenzieher verwenden um die Machtsysteme kurzzu schlie en zu demontieren oder zu sprengen einschlie lich vielleicht derjenigen Machtsysteme aus denen diese meine B cher hervorgegangen sind nun gut umso besser Zusammenfassend erweist die Betrachtungsweise des Mobiltele fons als Spiel und Werkzeug unerwartete Querverbindungen zu Debatten von Subjektivierung und Identit tsbildung sowie zum Medienbegriff Die mannigfachen Verortungen des Mobiltelefons in unterschiedlichen Theorie und Begriffstraditionen unterstreicht die vielfachen sozialwissenschaftliichen Be zugnahmen Dies erscheint mir wichtig um die Reduziertheit der in der Handyfor schung beliebten Typologien aufzuzeigen Zur Nachvollziehbarkeit dieses Argu ments res miert das n chste Kapitel aktuelle Typologien zum Nutzungsverhalten 6 5 2 Technische und soziale Handyfunktionen Typenbildung und Ka tegorisierungen Um den Themenblock Was ist ein H
270. en wenn etwa der erste Schnee f llt Int Nr 11 Ill S 129 oder Herr P fotografiert unge w hnliche obskure Objekte auf der Stra e etwas eine Hinweistafel die aus ver schiedenen Fahrradteilen zusammengebaut wurde Int Nr 14 Il S 160 MMS dienen hnlich wie SMS dazu das eigene Handy zu personalisieren es wie ein Erinnerungsalbum textlich wie bildlich individuell zu gestalten Frau A verschickt MMS nur bei einer pers nlichen Bezugnahme und weist damit auf den kommuni kativen Gemeinschaft stiftenden Aspekt dieser Kommunikationsform hin Was ich zum Beispiel fter mache ist wenn ich von irgendwem was geschenkt krieg ir gendeinen Blumenstock oder so und dann bl ht der irre auf oder wenn irgendwas sch n ist dann mache ich geschwind ein Handyfoto und schicke das demjenigen Frau A Int Nr 1 IV S 4 Mittlerweile verf gen 90 Prozent aller Endger te ber eine Fotokamera Der Versand von Fotos wird zu einer weiteren Kommunikations 254 9 Arbeit und Mobiltelefon form so entstehen eine Vielzahl von Life Documents die das Handy zu einem potenziellen Instrument der Feldforschung machen vgl Kato 2003 S 185f In Berufsgruppen wo viel direkt beim Kunden gearbeitet wird bernimmt das Handy praxisbezogene Protokoll und Dokumentationsfunktionen Herr A baut am POS Point of Sales als freier Dienstnehmer in Elektronikm rkten Verkaufsst nde auf eben die Aufbauten die ich gemacht habe Pr
271. en wenn ein e An rufende r trotz wegdr cken wieder anruft wird der Lernprozess der Abstim mungscharakter des Telefonverhaltens sichtbar Das Mobiltelefon unterst tzt und beg nstigt Formen subjektivierter Arbeit wie sie insbesondere informationelle kreative Dienstleistungsberufe mit sich bringen Angesichts der Mehrdimensionalit t des Begriffs der subjektivierten Arbeit muss die These falsifiziert werden beschr nkt sie sich auf die oben angef hrten Berufs gruppen Denn Subjektivierung von Arbeit als doppelter Prozess ist bei der Mehr zahl der Befragten feststellbar das hei t dass von den Arbeitnehmenden mehr Eigenst ndigkeit in der Gestaltung der Arbeitsorganisation verlangt wird und um gekehrt man es ihnen erm glicht subjektive Anliegen seien es berufliche Ideen Vorschl ge oder private wie Fragen der Vereinbarkeit einzubringen Galt bereits das Telefon im Gegensatz zum Boten als Hierarchie destabilisierendes Kommu nikationsmedium weil es die Voraussetzung f r egalit rere Kontaktm glichkeiten 9 Arbeit und Mobiltelefon 303 schafft setzt das Handy diesen Prozess mit andauernden Konsequenzen f r die Arbeitsorganisation fort In bestimmten Berufsgruppen gewinnt Management by mobile Delegation wie man es nennen k nnte zunehmend an Bedeutung In der Praxis der Befragten sieht das so aus dass der Planungs und Arbeitsorganisati onsprozess statt von Vorarbeitern dem Polier verst rkt an die Handw
272. en 67 4 Das_neoliberale Subjekt und seine kommunikativen Apparatschaften Der theoretische berbau des Forschungsvorhabens ruht auf mehreren S ulen auf dem sozialwissenschaftlichen Konzept der allt glichen Lebensf hrung vgl Jurczyk 1993 vgl Kapitel 9 1 dem Konzept des Arbeitskraftunternehmers vgl Vo Pongratz 1998 dem politisch philosophischen Theorieger st neoliberaler Gouvernementalit t vgl Foucault 2000 2004 2006 vgl Kapitel 7 2 und Elemen ten postfordistischer Regulationstheorie vgl Jessop 2003 2007 vgl Kapitel 8 2 Dieser etwas hochgegriffene Anspruch versucht kapitalismustheoretische Erkl rungsmodelle mit subjektwissenschaftliichen Debatten und techniksoziologischen Fragestellungen kurzzuschlie en mit dem bescheideneren Ziel Referenzpunkte der einzelnen Disziplinen und Theoriekontexte f r eine Skizze neoliberaler Subjek tivit t fruchtbar zu machen um darauf den Datenk rper der Interviewergebnisse aufzubauen Diese Arbeit beruht auf einem Technikverst ndnis dass von einer Koevolution von Mensch und Technik ausgeht und einem Verst ndnis von technischen Vergesell schaftungsprozessen Joerges 1996 S 10 Eine Voraussetzung um Handy also Technik Nutzung mit konomischen Transformationsprozessen und Formen der Subjektivierung zu verbinden Die Beziehung zwischen Mensch und Technik ist eng geworden Das Handy als Ich Erweiterung zu denken irritiert kaum noch Wir geben d
273. en Diskursen ber Fahr Sicherheit verkn pft und macht im Sinne der Gouvernementalit tsstudien Mobilit t zur Regierungstechnik indem durch die Einbeziehung des Sicherheitsdispositivs Wahrheitsprogramme ber die richtige Form der Autonutzung entstehen wobei F hrerschein und Versicherungspolizze als disziplinierende und kontrollierende Techniken fungieren Es ist eine Form der Aktivit tskontrolle womit die vielf ltigen Verkehrsregelungen gemeint sind ber ein komplexes System von Tankstellen Verkehrstrainings und Reparaturwerkst t ten etc wird die gew nschte Effektivit t der Automobilit t gew hrleistet Gezielt werden Gruppen die sich dem Diktat der disziplinierenden Mobilit t nicht unter werfen wie zum Beispiel AutostopperInnen marginalisiert kriminalisiert oder als bedroht dargestellt vgl Packer 2003 S 152 Denn disziplinierende Mobilit t ist eine Voraussetzung f r die neoliberale Transformation der Gesellschaft f r das Funktionieren des Kapitalismus in dieser Form Mobilit t funktioniert dabei als Norm ebda S 142f Da es dem K nig aber wenig gefiel da sein Sohn die kontrollierten Stra en verlassend sich querfeldein herumtrieb um sich selbst ein Urteil ber die Welt zu bilden schenkte er ihm Wagen und Pferd Nun brauchst Du nicht mehr zu Fu gehen waren seine Worte Nun darfst Du es nicht mehr war deren Sinn Nun kannst Du es nicht mehr deren Wirkung aus Ki
274. en Umgang mit Mobili t ts und Vereinbarkeitsanforderungen An welchen allt glichen Nutzungs praktiken l sst sich das festmachen e Wer muss will immer erreichbar sein und f r wen Wie werden diese technisch vermittelten Abh ngigkeiten und Kontrollm glichkeiten individuell erlebt e Wie greifen r umliche ffentlicher Verkehr Auto und kommunikative Mobilit t Handy E Mail ineinander verschr nken und verst rken sich gegenseitig Der Befragungszeitraum erstreckte sich zwischen M rz 2007 und Mai 2008 Die Befragten lebten in Wien und Umgebung und waren zwischen 27 und 48 Jahre alt Da es relativ schwierig ist Berufst tige f r ein l ngeres Interview durchschnittlich 2 Stunden zu gewinnen ermittelte ich die Gespr chskontakte ber mein Friend of a Friend Netzwerk Die Auswahl der InterviewpartnerInnen erfolgte nach einer theoriegeleiteten Stichprobenauswahl Das Sample setzt sich aus den Kohorten Branchen und Berufszugeh rigkeit Besch ftigungsverh ltnis Betreuungspflich ten Alter und Geschlecht zusammen Allgemein ist diese Arbeit nach amerikani scher Zitierweise verfasst und verwendet eine geschlechtsneutrale Schreibweise Jedoch bei eindeutig geschlechtsspezifisch segregierten Berufsgruppen und T tigkeiten mache ich eine Ausnahme zugunsten des dominierenden Geschlechts In vier Gruppen fasste ich die Branchenzugeh rigkeit zusammen Handel Creati ve Industries Gewerbe ffentlicher Dienst bzw staatsn
275. en Verh ltnissen Ratschl ge erteilt wie man sozial aufsteigen und erfolgreich werden kann vgl Illouz 2006 S 65 215 Dazu z hlen Printprodukte H rb cher Newsletter u v m die im Team rund um den Autor Wer ner Tiki K stenmacher herausgegeben werden vgl Orgenda 2010 218 In Bezug auf die Handynutzung bezieht sich die Zielplanung auf die allt glichen Planungsfunkti onen die in der Selbstmanagement Literatur selbstverst ndlich grundlegender angegangen wer den 232 9 Arbeit und Mobiltelefon Subjektivierung Diese Hegemonie des managerialen Denkens in nahezu allen Lebensbereichen bildet einen spezifischen Rationalit tstypus aus Br ckling et al 2000 S 131 Worin die F gungen und Widerst nde des Einzelnen bestehen bleibt eine begleitende Frage der Interviewauswertung die versucht wird in Kapitel 9 3 zusammenzufassen Das Mobiltelefon als technische Entgrenzungs und Erreichbarkeitsmaschine wird unter Bezugnahme organisatorischer Selbstmanagement Prinzipien zum Instru ment der Alltagsbew ltigung Umgekehrt erfordert die permanente mobile Erreich barkeit Selbstdisziplin sonst ist Stress unausweichlich der als pers nliches Ver sagen erlebt wird Das ist eine Disziplinfrage Ich muss sagen wenn ich jetzt in eine Besprechung gehe schalte ich es auf lautlos oder ich m chte eben einmal ungest rt sein dann ist man halt einmal zwei drei Stunden nicht erreichbar man legt es weg das
276. en die unn tigen Anrufe des Meisters wie etwa Wo ist die Person xyz Wo ist das Werkzeug als St rung ebda S 70 Dieses Beispiel schlie t an die These vom Handy als regressives subversives Medium an Geser 2006 S 26 bei der eine Organisation ber mikrosoziale Netzwerke planendes Handeln untergr bt Es macht auch plausibler weshalb sich der Arbeitsdruck oftmals als Erreichbarkeitsdruck u ert da die Ablauforganisati on das Koordinieren zwischen den einzelnen Gewerken sowie rasche Vor Ort Entscheidungen telefonisch zwischen den einzelnen Akteuren ausgehandelt wer den Wer sich also der Erreichbarkeit entzieht ist insofern privilegiert weil er u U dadurch einen Auftrag vers umt Also bei Entscheidungen zum Beispiel ein Ar chitekt ich ruf ihn an und er ist gerade in einer Besprechung und wei dass mir das Problem schwer am Herzen liegt weil wir nicht weiterkommen wenn ich etwas dringend brauche dann rgere ich mich dar ber wenn das nicht schneller geht wozu hat der das Ding er hat es eh bei sich Mein Kollege der klagt auch so ber die Gei el der sagt er kommt oft gar nicht zum Arbeiten es l utet ja dau ernd Der ist auch noch manuell t tig er ist Tischlermeister und steht gerade auf der Leiter und hat beide H nde voll dann sagt er da musst du halt warten das n tzt nichts Das geht halt nicht gleich da habe ich auch Verst ndnis daf r Meis tens denk ich auch in dies
277. en ist es ruhig in unserem Haus Meine Kinder gehen jetzt alle zur Schule Das Telephon klingelt pl tzlich und mein Mund wird tro cken ich laufe zum Telephon ich bin beunruhigt berlege hat jemand die falsche Nummer gew hlt Oder ist es jemand Bekanntes Ist es jemand der uns einladen will Die Person die mich anruft besitzt so viel grausame Macht in ihrer Anonymit t Aber das Telefon klingelt doch sicher auch wenn ich nicht zu Hause bin und dann dann bin ich diejenige die die Macht besitzt dann steht der Anrufer wahrscheinlich eine Hausfrau wie ich bestimmt da und lauscht traurig dem Klingeln des Telephons in einem leeren Haus Diese Textpassage beschreibt noch weitere relevante Punkte Die H uslichkeit des Telefons als begriffssch pfender Unterschied zwischen Telefon und Handy und den Wechsel von Anonymit ten zwischen Telefonierendem und Angerufe nem Das Telefon lenkt von der h uslichen Einsamkeit ab und l sst sie manchmal doch noch intensiver empfinden Die mitunter unterstellte enge Verbindung zwi schen Frau und Telefon steht in engem Zusammenhang mit der geschlechtsspezi fischen Arbeitsteilung Dazu f gt sich nachstehender Werbetext gut ein den AT amp T 1962 verwendete um die Anschaffung von Nebenstellenanlagen zu bewerben Denn mit einem Telefon in K che Wohn und Schlafzimmer ist die hausarbeiten de Frau so gut wie immer erreichbar You can feed the baby check the grocery list fix a formula or seven minute fr
278. en nicht in der Lage gewesen zu sein das eingehende Gespr ch abzustellen h tte ein sofortiger Hinweis auf seine Vortragst tigkeit nicht nur das Gespr ch rasch beendet sondern das Publikum von der Vorrangstellung gegen ber dem Anrufenden berzeugt Dies tat er erst nach einer erneuten St rung und erst nach dem Austausch der angefragten Informationen um seinem Gespr chsgegen ber seine kurz angebundene Art zu erkl ren Die Selbstver st ndlichkeit der Bevorzugung des virtuellen Kommunikationspartners gegen ber des unmittelbar r umlich Anwesenden charakterisiert die Handy Nutzung reflektiert aber gleichzeitig die Machtverh ltnisse der Kommunikationssituation und den Status des der Redners in So w re der gleich souver n selbstgef llige Umgang von einer m weniger prominenten Rednerln schwer vorstellbar Noch deutlicher wird dies bei spielsweise bei einem Verkaufs oder Bewerbungsgespr ch gilt es f r den potenziel len K ufer oder Arbeitgeber bestenfalls unsensibel ein Telefongespr ch entgegenzu nehmen w re es f r den Verk ufer bzw Bewerber ein Knock out Kriterium in dieser Situation ein Handygespr ch zu f hren Die beschriebene Situation zwischen Herrn Taus und seiner Sekret rin zeigt auch eine verbreitete Form der Arbeitsunterweisung n mlich Management by mobile Delegation wie sie auch meine InterviewpartnerIn nen mehrmals beschreiben Eine Konferenz als Ort des ffentlichen Meinungsaus tausches wird zur B
279. en will mit Freunden Bekannten oder Verwandten fehlt die Transparenz wer wann arbeitet Das Verbringen von Sozialzeit wird wie Ingrid Kurz Scherf bemerkt zum komplizierten Optimierungsproblem der Gro rechenan lage f r soziale Bez ge die Teilnahme am Leben der anderen verlagert sich im mer mehr von der direkten auf die Tele Kommunikation Gross 1994 S 80 Wie die deutschen Industriesoziologen Vo Pongratz 1998 S 137f ihren Ar beitskraftunternehmer charakterisieren berschneidet sich dieses Konzept inhalt lich mit den Anforderungen subjektivierter Arbeit So besteht die neue Qualit t der Ware Arbeitskraft in erh hter Selbstkontrolle weil die Kontrollaufgaben der des Vorgesetzten in das Arbeitssubjekt und in das Team ausgelagert werden Unter Selbst konomisierung verstehen sie die doppelte Vermarktung der eigenen Arbeitskraft indem die eigene Arbeitskraft effizient und kostenbewusst herge stellt und am Arbeitsmarkt erfolgreich angeboten wird und weiterhin im Betrieb die eigenen Arbeitsleistungen vermarktet werden Die Funktion der Eigen PR spielt bei kurzfristiger Projektarbeit in h ufig wechselnden Teams eine zentrale Rolle vgl Sennett 2007 Den gr ten Verdienst des Konzepts des Arbeitskraftunter nehmers sehe ich in der Verkn pfung arbeitssoziologischer Fragen mit den Auf gaben allt glicher Lebensf hrung als Verbetrieblichung des Lebenshintergrunds Vo Pongratz 1998 S 1
280. en zum Mitt ter und den ande ren zum Opfer des Nationalsozialismuses machten gibt es unverkennbare berschneidungen in der Art der Technikkritik n mlich als Kritik der Denkform zwischen Heidegger und seinem Sch ler Anders vgl L tkehaus 2002 S 42 Was f r Anders die Technokratie ist ist f r Heideggers das Gestell Darin offenbart sich das Wesen der Technik als nicht instrumentale Bestimmung ein Denken das auf ein Stellen zum Bestand der Natur abzielt Heidegger 1985 S 20 Jedoch gibt es f r Heidegger Rettung in der Kehre des Denkens welches angesichts der Gefahr m glich ist wer sich von der Seinsvergessenheit befreit ebda S 42 Beide schreiben unter dem Eindruck des ersten Atombombenabwurfs sowie atomarer Aufr stung G nther Anders formuliert seine Kritik wesentlich berzeugender da sie gleicherma en theoretischer und konkreter ist im Sinne Levins Aussage Nichts ist so praktisch wie eine gute Theorie 148 6 Dr cken Freigabe Was ist ein Handy Die hier angedeutete Verkehrung von Objekt und Subjekt in Zeiten technischer Zivilisation ist ein wiederkehrendes Motiv pessimistischer Technizismuskritik Etwa Jacques Ellu begreift den Menschen lediglich als Teil des Apparats zit n Lenk 1994 S 39 Diese Totalisierung des Technischen sieht Anders als Triumph der Apparatewelt welche die Unterschiede zwischen technischen und gesellschaftli chen Gebilden aufl st indem physisch
281. end gewisse demokratische Ideale teil ten wie Konsensorientierung argumentierendes Diskutieren und Expertentum die sich in den 70er Jahren auf ein gemeinsames Netz einigten Diese Ideale w ren zum Beispiel bei einer Vereinigung von England Frankreich Deutschland und Spanien nicht m glich gewesen vgl Agar 2004 S 48ff Bis die Big Five Eu ropas dem Standard zustimmen konnten dauerte es bis 1982 Es wurde die Group Special Mobil gegr ndet wof r damals die Abk rzung GSM stand die 127 Selbst wenn die EU mittlerweile eine Verfassung hat mangelt es an gro en Erz hlungen Leitbilder bernehmen dabei die Funktion der Integration und dienen als Instrument zur Institutio nalisierung europ ischer politischer Praxen Schaper Rinkel 2003 S 15 128 Ausschlaggebend f r den Erfolg der europ ischen Mobilfunktechnik ist das Frequenzsprungver fahren das das Signal in unterschiedliche kleine Frequenzen aufteilt 1943 beantragte das Patent ein ungew hnliches ErfinderInnen Paar der Pianist George Antheil und die sterreichische Stummfilmschauspielerin Hedy Lamarr Nach ihrer Heirat wurde ihr das Schauspielen untersagt und sie begleitete ihren Ehemann einen Kriegsindustriellen zu Gesch ftstreffen Die Marine be sch ftigte das Problem dass Torpedos oft ihr Ziel verfehlten da die Funksignale vorzeitig vom Feind entschl sselt wurden Das Aufteilen der Signale Frequency Hopping machte es abh rsi
282. end zur Beschleunigung Heine et al 2001 S 81 Deshalb ist so viel von Work Life Balance die Rede weil effizientes Zeitmanage ment eine elementare Ma nahme f r die Stress und Burn out Pr vention ist Nicht die Gro en fressen die Kleinen sondern die Schnellen die Langsamen in Zeiten der New Economy wie im Umfeld von Unternehmensberatungen ist die ses Zitat ein Stehsatz f r viele Lebenslagen Zitiert man es gemeinsam mit dem vorhergehenden Satz wird klar weshalb ich es verwende um das Zeitverst ndnis des postfordistischen Arbeitskraftunternehmers zu beschreiben Wettbewerb ist mehr und mehr eine Frage richtiger Beherrschbarkeit von Zeit Indem eine wirt schaftliche Wettbewerbs und Konkurrenzdynamik in das Verh ltnis von Zeit ein 3 Das Zitat wird gleich zwei Personen zugeschrieben dem Gr nder des IT Giganten Oracle und Milliard r Larry Ellison und dem langj hrigen Vorstandsvorsitzenden von BMW Eberhard von Kuenheim vgl Sommer 2007 9 Arbeit und Mobiltelefon 263 geschrieben wird kn pft es an die Vorstellung des Unternehmerischen Selbst als Leitfigur neoliberaler Subjektivit t an vgl Kapitel 4 Der planende haush lteri sche sorgsame auf Effizienz bedachte Umgang mit Zeit ist nicht neu Neu ist die Verschr nkung von Zeit mit einer verinnerlichten Konkurrenz und Wettbewerbslo gik das Individuum muss individuelle zeitliche Optimierungsstrategien entwickeln um wettbewerbsf hig bz
283. endbar gemacht Dieses Ph nomen hei t Social Marke ting dabei komt es zu einem Transfer sozialwissenschaftlicher Methoden vgl Berghoff 2007 S 352f Dazu z hlen die Werbepsychologie um Erkenntnisse der Steuerung von Emotionen anzuwenden die Markt und Meinungsforschung um Motive und Bed rfnisse der KonsumentInnen zu analysieren und die Sozialwis senschaften um menschliches Verhalten allgemein zu analysieren In diesem Zu 181 Allein die Entwirrung der vielf ltigen Verwendung des Begriffs Sozialtechnik w re ein eigenes Forschungsvorhaben Einen guten aber ungeordneten berblick ber die Geschichte des Begriffs http www muellerscience com SPEZIALITAETEN Methoden Sozialtechnologie_Def htm 182 So gibt die Gesellschaft f r Sozialtechnik in Wien die Zeitschrift f r Gewerbehygiene und Un fallverh tung heraus 1919 1938 182 7 Connecting People Sozialtechnik Mobiltelefonie sammenhang ist es interessant kurz auf eine in den 1970er Jahren gef hrte wis senschaftliche Debatte zu verweisen Angesichts der zunehmenden Beliebtheit der Systemtheorie in der sozialwissenschaftlichen Forschung deutet J rgen Ha bermas darauf hin dass eine rein instrumentelle Sichtweise auf die Gesellschaft dazu beitrage die Gesellschaftswissenschaften auf Funktionen Funktionalismus und auf Sozialtechnologien zu reduzieren vgl Habermas und Luhmann 1979 Damit pr gte Habermas eine Begriffsvariante die Sozialtechnike
284. endwie auf der Liste abgehakt Bzw wei ich dann auch worum geht es und ich bin informiert und es sind nicht lauter namenlose Satelliten die so im Berufsleben herumschwirren Int Nr 3 Ill S 34 Gezielt bewirbt der Nachrichtendienst f r das Handwerk einen mobilen Service der Anrufe aus dem B ro als E Mail oder SMS weiterleitet um dadurch weder die Kollegen zu st ren noch selbst bei Verhandlungen mit dem Kunden gest rt zu werden So sind alle stets informiert und k nnen schon unterwegs entsprechend reagieren oder delegieren CICweb 2011 Besonders signifikant bei den in Gewerben t tigen Befragten ist der Zusammen hang mit r umlicher Mobilit t d h wie die vielen Fahrtwege f r Kommunikations zwecke genutzt werden Eine thematische Engf hrung von r umlicher und kom munikativer Mobilit t trifft auf die GPS Nutzung zu die entweder ber ein eigenes Navigationsger t im Auto eingebaut ist oder via Handy genutzt werden kann Da das Navigationssystem zugleich ein Ortungsservice ist findet man nicht nur den Weg sondern man wird auch gefunden was im beruflichen Kontext zur Effizienz steigerung genutzt wird indem leere Kilometer reduziert werden Wir haben jetzt 288 9 Arbeit und Mobiltelefon bereits GPS in f nf Autos also wir sind sehr viel im Servicedienst unterwegs d h T rschl sser einsetzen Zylinder instand setzen einen Zaun reparieren die Arbeiter sind in ganz Wien unterwegs re
285. enig Forschungsinteres 16 Selbstverst ndlich gibt es Monografien und Sammelwerke zur Telefonsoziologie Vergleicht man diese aber mit dem Unterhaltungsmedium Fernsehen stimmt der Eindruck des wissenschaft lich vernachl ssigtem Mediums In den sp ten 1980er Jahren erschienen mehrere deutschspra chige Publikationen u a der zweiteilige interdisziplin re Sammelband Telefon und Gesellschaft 1989 von der Forschungsgruppe Telekommunikation in Berlin herausgegeben Also just zu jener Zeit als die Mobiltelefonie verst rkt an Terrain gewann 17 Ingeni s macht sich Sabine Zelger 1997 die Fl chtigkeit des Gesprochenen zu Nutze In ih rem Buch beschreibt sie Telefonsitten und kultur ausschlie lich auf der Basis literarischer Zeug nisse der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur 6 Dr cken Freigabe Was ist ein Handy 115 Beide sind keine zufriedenstellenden Begr ndungen vergleicht man diese mit der Publikationsdichte von wissenschaftlichen Texten ber andere Massenmedien wie dem Radio oder Fernsehen vgl Moyal 1992 S 51 Zur Erkl rung dieses Ph nomens zieht Geser politische Einflussfaktoren und Machtverh ltnisse heran Da asymmetrische Einwegmedien st rker den Interessen von Unternehmen Regierungen politischen Parteien und anderen Kollektiven dienen sto en diese auf gr eres Interesse vgl Geser 2006 S 26 Radikal nderte sich das mit der au ergew hnlichen Erfolgsgeschichte der mobilen Schwe
286. enschen attraktiv wur de Die Gr nde liegen sowohl in individuellen Lebens und kollektiven Gesell schaftsverh ltnissen sowie in politischen Rahmenbedingungen Es ist ein Ziel die ser Arbeit diese unterschiedlichen Argumentationsstr nge zu er rtern und zu sammenzuf hren Eine weiterer funktionsbasierter Zugang besteht in der Aufz hlung technischer Funktionen wie SMS EMS MMS WAP GPS LBS Bluetooth Video und Bildte lefonie Voting und Ticketing Dienste u v m vgl Weber 2009 S 51ff In unter schiedlichem Ausma beschreiben die InterviewpartnerInnen diese technischen Features Dabei wird eindr cklich vermittelt dass die Technik zwar vieles m glich macht aber die Nutzungsweisen eindeutig sozial berformt sind Zum Beispiel wenn Frau A Int Nr 1 IV ihren Freundinnen ein MMS schickt wenn der ge schenkte Blumenstock pr chtig bl ht Obwohl hier die Funktionen und Nutzungsweisen des Mobiltelefons kritisch reflek tiert wurden soll dadurch nicht das Zweifeln an der empirischen Evidenz des Nut zungsverhaltens ausgedr ckt werden Vielmehr ging es mir darum aufzuzeigen nach welchen Ans tzen eine Kategorisierung erfolgen kann um an dieser Stelle diese Art der Herangehensweise f r mich auszuschlie en Diese Arten der Ver rasterung menschlichen Medienhandelns was mobil telefonieren eben ist neigen dazu die Handynutzung auf das Technische zu reduzieren Ich hingegen sehe Mobiltelefonieren als genuine Sozial
287. enschlichen und nicht menschlichen Wesen zwischen Subjekten und Objekten weshalb es in der ANT keine Akteure sondern Aktanten gibt vgl Simms 2004 S 381 Die Vorstellungen technisch moderierter Subjektivierungsformen f hrt der Trans humanismus in radikaler allerdings bislang wissenschaftlich randst ndiger Positi on weiter Die Grund berzeugung liegt in der Idee mittels biologischer Verbes 9 Wenn etwa an Banken oder Atomkraftwerken Stresstests durchgef hrt werden zeigt sich zu mindest auf semantischer Ebene eine Entgrenzung hin zu den Dingen indem man Eigenschaften von Lebewesen auf wirtschaftliche bzw technische Systeme bertr gt 92 Der bekannteste Transhumanist Hans Moravec definierte es als zunehmende bionische Hybridi t t zwischen Lebewesen und Maschinen und stellt sich damit in die Tradition der Kybernetik Ky bernetik so wie sie Norbert Wiener pr gte w hlte das Bild des Steuermanns um die Steuerung 92 4 Das neoliberale Subjekt und seine kommunikativen Apparatschaften serungen die Gesellschaft zu revolutionieren K rper Wetware Bewu tsein Software und Computer Hardware sollen miteinander in Einklang gebracht werden Zun chst in Form von Uploading indem das eigene Gehirn auf ein Computersystem bertragen wird und am Ende des Lebens soll ein Einfrieren des eigenen Leibs Kryonik ein pers nliches Reloading potenziell m glich machen vgl Muggenthaler 2004 Der Autor in
288. ensionale einander oftmals berscheinende Begriffs kategorien der Flexibilisierung und Subjektivierung von Arbeit vgl Kratzer Sauer Hacket et al 2003 Damit sollen mehrere Ph nomene gefasst werden die Trans formation der Arbeitswelt durch technologische wie organisatorische Reorganisa tionsprozesse vgl Steinbicker 2001 die damit einhergehenden ge nderten An forderungen der Arbeit die Erosion des Normalarbeitsverh ltnisses und das Auf tauchen flexibler Arbeitsverh ltnisse sowie die Entgrenzung der Arbeits und Le benswelt Durch die Abl se des b rokratischen Organisationsmodells zugunsten der flexiblen Spezialisierung vgl Piore Sabel 1985 verstehen sich Unterneh men als flexible Organisationen was sich in ver nderten Arbeitsanforderungen wie gestiegener Selbstorganisationsf higkeit und Flexibilit t niederschl gt Ver nderte betriebliche Strukturen erh hen den funktionalen Bedarf der Betriebe nach subjektiven Leistungen Individuen betreiben dagegen eine Subjektivie rung der Arbeit wenn sie verst rkt subjektive Anspr che an die Arbeit herantra gen Kleemann Matuschek Vo 2002 S 58 Flexibel operierende Unternehmen verlangen von den Arbeitenden verst rkt Autonomie im Sinne selbst gesteuerter eigenverantwortlicher Arbeitsgestaltung wobei individuelle F higkeiten und be rufsbiografische Erfahrung eingebracht werden sollen vgl Sch nberger Springer 2003 S 13 Arbeitsroutinen we
289. entationsinstrumentarium der Regulationstheorie werden im n chs ten Kapitel die gesellschaftlich politischen Rahmenbedingungen der Entwicklung der beiden Leittechnologien Auto und Handy im Fordismus Postfordismus vorge stellt 1 Die Navigationssysteme sind sogar so intelligent dass man damit Frauen ins Bett bekommt siehe Anhang F S 361 198 8 Auf dem Laufenden sein Zur Verbindung von Kommunikation und Mobilit t 8 Auf dem Laufenden sein Zur Verbindung von Kom munikation und Mobilit t Handy und Auto formen unsere Welt Agar 2004 S 10 Ausgangsbasis f r die Idee zu diesem Kapitel bildeten zun chst Gespr che mit Menschen ber ihre Beziehung zu ihrem Handy S tze wie Ohne mein Handy k nnte ich nicht leben irritierten mich weckten in mir neue Assoziationen Denn der einzige technische Gebrauchsgegenstand der mit einer derart gef hlsintensi ven wie existenziellen Sprechweise beschrieben wird ist das Auto Nach der Ex ploration der Gespr che erfolgten Vorg nge der Recherche und des Begriffs Clusterings um die Struktur hnlichkeiten zwischen Auto und Handy abzubilden Bereits zuvor boten postfordistische Theorien Ans tze um die Zusammenh nge zwischen makro konomischen Transformationsprozessen und der Entwicklung neuer Informations und Kommunikationstechnologien zu verstehen Dadurch ge riet die Dynamik zwischen r umlicher und kommunikativer Mobilit t immer mehr in den Blick u
290. er nderungen Einmal in Alltagsroutinen eingebunden vergisst man die Konflik te die neue Technologien hervorrufen und die Motivlagen die sie mit der Zeit als unverzichtbar erscheinen lassen Paradebeispiel daf r ist die Entwicklung des Handys der Gegenstand mit der schnellsten Alltagsverbreitung obwohl die technologischen Wurzeln des tragbaren Telefons bereits in die Nachkriegs ra zu r ckreichen Erst mit der ver nderten Lebensf hrung im Postfordismus entstehen die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen f r den Bedarf an diesem Mobilisie rungsinstrument Entgrenzung zwischen Raum und Zeit Globalisierung Mobilit t Flexibilit t zwischen Beruf und Familie Doppelerwerbst tigkeit Vereinbarkeit und Unternehmertum als ideologische Anrufung Ich AG sowie praktische Not wendigkeit Einpersonenunternehmen Da kommunikationsgesteuerte Arbeitspro zesse in der postfordistischen Dienstleistungsgesellschaft zunehmen gewinnt mobile Erreichbarkeit branchenspezifisch und berufsabh ngig an Bedeutung Erreichbarkeit umfasst r umliche und kommunikative Aspekte und steht in einem dynamischen Verh ltnis zueinander was in der Nutzungsallianz Auto und Handy besonders deutlich wird Im empirischen Teil werden zehn Hypothesen zur beruflichen Handynutzung in 18 qualitativen problemzentrierten Interviews berpr ft Die Auswahl der Interview partnerInnen beruht auf einem theoriegeleiteten Sampel mit fallkontrastierender Branc
291. er 90er Jahre spricht der Schweizer Soziologe Peter Gross von einer Multioptionsgesellschaft vgl Gross 1994 15f die zur Ty rannei der M glichkeiten f hre gepr gt von Hyperaktivit t und Selbstverbesse rungszwang Alle Technik und alle Wissenschaft hat irgendwie diesen Blick im Sinne des In Besitz Nehmens Anmerkung B B den Alltag beherrscht ein Zwang zur Um und Reorganisation Gross 1994 S 28 Ein Ansatz empirische Evidenz f r diese These zu finden sehe ich in der Art und Weise wie Handys genutzt wer den In den Arbeitspraktiken des Multitasking vgl Kapitel 9 2 3 des mobilen De legierens vgl Kapitel 9 2 2 und des individuellen Anrufmanagements 219 Aufschlussreich ist der Hinweis von Frau M dass sich in ihrer Erfahrung aus dem Grenzeinsatz die Handy Nutzung gegen ber dem Funk durchgesetzt hat Ich bin Gruppenkommandant bin zwischen 12 und 20 Leute zust ndig und da ist das Handy nat rlich einerseits eingebunden dass mich die Leute erreichen weil ich sitze ja nicht drau en auf dem Feld und warte Wenn aber etwas ist m ssen die mich anrufen also die Rekruten dazu ist das Handy Kein Mensch kennt sich aus mit dem Funk sie haben alle eine wochenlange Einschulung wie das funktioniert auf der ande ren Seite hast du dann M we an Adler und lauter so Bl dsinnigkeiten das will keiner machen auch wir alle nicht und somit hat sich das eingeb rgert dass wir das zwar mitzahn weil d
292. er Netzaktivist und Medienfor scher Gottfried Oy weitere Vor und Nachteile dieser Kommunikationsform Die Ein und Ausstiegskosten sind zwar relativ gering jedoch sind die Organisations formen fl chtig und st ranf llig die schriftliche Kommunikation per E Mail birgt gegen ber face to face Situationen die Gefahr von Missverst ndnissen und es kommt eher zu einer Kommunikation zwischen Gleichgesinnten denn zwischen Konfliktparteien Oy 2003 S 516 Anhand von Twitter wird im n chsten Abschnitt ein weiteres Problem politischen Crowdsourcings beschrieben Die mobilen Vielen entsprechen keiner Stimmen vielfalt meistens besteht die meinungsbildende Crowd nur aus wenigen meist privilegierten prominenten Stimmen 2 1 2 Das Handy Instrument zur Herstellung politischer Gegen ffent lichkeit Das Medium Internet erm glicht auf relativ einfachem Weg Meinungen und An sichten zu ver ffentlichen und damit theoretisch eine Welt ffentlichkeit anzuspre chen Private Blogs mobile Blogs Moblogs und private Websites erzeugen eine Vielfalt von ffentlichkeiten was zu einer Wiederentdeckung des bereits in den 80er Jahren entwickelten Konzepts der Gegen ffentlichkeit gef hrt hat vgl Wimmer 2007 Das Konzept von Negt Kluge entstand in Auseinandersetzung mit den Grenzen und Ausblendungen des b rgerlichen ffentlichkeitsbegriffs und machte sich f r eine alternative Publizistik stark Die Forderung nach einer Medi e
293. er bin als ich es einmal war also auf der Baustelle das hat sich jetzt wirklich ganz dramatisch ge ndert seit es Handys gibt weil fr her waren Leute vorbereitet wenn sie angereist sind sprich wenn man mit einem Elektrikerb ro und unserem B ro ber das Festnetz irgend etwas vereinbart hat hat man Faxe geschickt man hat sich getroffen hat Pl ne ausgetauscht Dann gab es quasi den Termin wo die Montage passieren sollte und dann kamen die Leute vorbereitet mit allem Material das sie brauchten und nachdem alle Fragen restlos gekl rt waren haben sie halt angefangen zu arbei ten Heute ist es wirklich so und das zieht sich komplett durch dass die Leute als Erstes auf die Baustelle fahren nichts dabei haben keine Ahnung haben der Chef sagt nur Fahr dorthin Dann stehen sie dort und fragen sich was sie jetzt machen sollen Ja und nachdem sie alle Handys haben fangen sie als Erstes an zu telefonieren d h der erste halbe Tag wird oft nur auf der Baustelle vertelefo niert ja Und nach dem ersten halben Tag telefonieren f hrt dann irgendwer ins Lager in den 20 Bezirk und holt dann dort einmal das Material und dann f hrt er wieder auf die Baustelle und irgendwann fangen sie dann an etwas zu machen Und ich glaube w ren sie dazu gezwungen sich vorzubereiten weil sie etwa nicht jederzeit erreichbar sind oder einfach nicht raustelefonieren k nnen dann w rde man unterm Strich eigentlich Zeit sparen Das ist glaub i
294. er der Seele Foucault et al 1993 S 37 Der Begriff Gesundheit sagt Foucault ist eine historische Pr gung ein gesellschaftliches Ordnungsinstrument Hutton 1993 S 149 Daran ankn pfend ist es aufschluss reich dass die Mehrzahl der Befragten eine uneindeutige Haltung gegen ber der Einsch tzbarkeit der gesundheitlichen Risiken einnimmt einige beschreiben ein diffuses Unwohlsein Ohne es genau zu wissen habe ich nat rlich ein gewisses Misstrauen und ich versuch s nicht in der Hosentasche zu tragen graduell wird unsere Gesundheit in irgendeiner Form angegriffen Int Nr 7 Il S 90 Das k nnte schon sein nein das k nnte schon sein Zum Beispiel wie die Kinder im Kinderwagerl waren hab ich es einmal ins Kinderwager reingelegt und dann hab ich mir gedacht eigentlich ist das ein Bl dsinn dieses arme kleine Wesen wer wei wie das ausstrahlt Also dann hab ich auch immer geschaut dass ich es so weit wie m glich vom Kind weggegeben hab Int Nr 6 1 S 78 Anhand unterschiedlicher L nder Beispiele belegt der Soziologe Adam Burgess wie die Problemdefinition und Art der Debattenf hrung um eine handybedingte Strahlengef hrdung sozial konstruiert ist Er diagnostiziert dabei ein Nationen bergreifendes Bild der Kontamination das er als Ausdruck eines Unbehagens an der Moderne interpretiert Es geht aus der ambivalenten Beurteilung der Polarit t von Natur und Technik hervor Begr t man einerseit
295. er wenn der Anrufende gerne l nger telefoniert passen Sie sich da an Anhang B Interview Leitfaden 353 II WORK LIFE BALANCE Hilft Ihnen das Handy den Alltag besser zu organisieren e Wenn JA wie und an welche Situationen denken Sie da Welche Rolle spielt das Handy in ihrem Berufsalltag e Was tun Sie wenn Sie am Weg zur Arbeit feststellen dass Sie Ihr Handy zu Hause vergessen haben Gehen Sie zur ck oder nicht Gibt es daf r einen besonderen Anlass oder tun Sie das gewohnheitsm ig Werden Ihnen von Freunden Berufskollegen Vorgesetzten manchmal Vorw rfe ge macht dass sie per Handy l ngere Zeit nicht erreichbar waren Nutzen Sie das Handy in Wartesituationen bei der Stra enbahnhaltestelle in einem Amt udgl einen Zeitvertreib dar oder ist das nicht der Fall Allgemein welche Medien nutzen f r berwiegend f r die private Kommunikation e Handy e Festnetz e E Mail e Brief e oder pers nlicher Treffen e Ggf nachfragen Warum haben Sie Ihr Festnetz abgemeldet Welche Funktion spielt ihr Handy bei der Pflege von Beziehungen zu Freunden und zur Familie e Nachfragen falls es nicht von selbst kommt Falls Sie Pflegeverantwortung f r be treuungspflichtige Kinder oder ltere Menschen bernehmen welche Rolle spielt da bei das Handy Gibt es f r Sie bestimmte Zeiten Situationen in den Sie mit Freundinnen und der Familie am Handy plaudern 354 Anhang B Interview Leitfaden Gibt es Si
296. er zugleich die Verantwortung ein was zu niedrigerer Bezahlung f hren kann vgl Geser 2005 S 47 Geht es im Gewerbe darum Fahrtwege und Arbeitsauftr ge effizient aufeinander abzustimmen wird im Sales Fahrtzeit in Arbeitszeit umgewandelt Bei l ngeren Weogstrecken etwa Wien Salzburg nimmt sich Herr O gezielt Telefontermine vor Definitiv das sind drei Stunden Arbeitszeit Int Nr 12 1 S 139 In immer gr e 290 9 Arbeit und Mobiltelefon rem Ausma arbeitet Herr O von unterwegs und misst Formen des mobilen Arbei tens gro e Bedeutung zu die Trennung zwischen Au en und Innendienst ver schr nkt sich zunehmend Das ist nicht mehr die klassische Situation Ich gehe zum PC drehe ihn an und setz mich zwei Stunden hin und arbeite dort sondern ich arbeite immer wenn ich Zeit hab egal ob ich am PC sitze oder irgendwo an ders Termine planen Reports abfragen E Mails beantworten Und ich kann auch vor Ort beim Kunden mehr machen das hei t ich muss mitunter gar nicht mehr ins B ro fahren weil ich das gleich online erledige und weil ich keine Zettelwirtschaft hab die ich irgendwo am Abend abgeben muss Das ist jetzt nicht nur in den sag mal white collar Arbeitsumfeldern so sondern das ist auch bei Servicetechnikern generell Technikern ebda S 143 Das Nonterritoriale B ro vgl Zepf 2002 mit Laptop und internetf higem Mobiltelefon erm glicht entgrenztes Arbeiten gem
297. eralen Subjektivierung hergestellt wird e Pers nliche Einstellungen zur Mobiltelefonie allgemein Dieser Themenblock deckt techniksoziologische sowie technikkritische Fragen ab ber erz hlungsgenerierende Fragen werden pers nliche Einstellungen Haltun gen und Emotionen gegen ber dem Artefakt Mobiltelefon nachgesp rt Dabei folg te ich der Annahme dass die Handy NutzerInnen gegen ber dieser k rperlich nahen Kommunikationstechnologie konkrete K rperpraktiken der Handhabung und k rperliche Routinen entwickeln ber den K rper als Schnittstelle zwischen Technik und Subjekt steht die Frage nach der Einsch tzung des gesundheitlichen Risikos durch Handy Strahlung als Auskunft ber die individuelle Sorge um sich vgl Foucault in Rux Martin et al 1993 Wie mit dem Kontroll berwachungspo tenzial den Lokalisierungs wie Abh rm glichkeiten des Mobiltelefons umgegan gen wird ist eine weitere Frage um pers nliche Technik Einstellungen zu reflek tieren Welche Kriterien gibt es im Umgang mit diesem berwachungstechnischen Risiko und wie werden diese unterschiedlich gehandhabt e Erhebung soziodemografischer Daten Zus tzlich zu den oben angef hrten Themenbl cken enth lt der Leitfaden der In terviews noch einen soziodemografischen Frageblock bestehend aus Alter Ge schlecht Familienstatus Beruf und Besch ftigungsverh ltnis Auswahl und Aus richtung des qualitativen Forschungsdesign orientiert sich an dem G
298. eren nicht den Kommunikationsbedarf sondern erh hen ihn Mit dem Anstieg an r umlicher Mobilit t gebunden an die berufliche Flexibilit t steigt auch der Kommunikati onsbedarf 5 Das Handy wird zur Organisationszentrale des Subjekts Private wie berufliche Kontak te laufen dar ber es informiert und unterh lt mich schenkt mir Trost und Erinnerung Bil der SMS 6 Bereits ein einfaches Handy macht uns zum Cyborg indem es unsere Kommunikati onsf higkeiten quantitativ verbessert indem es Kommunikation zu jederzeit an jedem Ort m glich ist 7 Das Mobiltelefon vers hnt den Anspruch auf Freiheit mit dem Bed rfnis nach Sicherheit auf Kosten der Selbstst ndigkeit des Individuums Gut zeigt sich das an der Frage ber den richtigen Zeitpunkt einem Kind ein Handy zu kaufen Je fr her desto st rker argu mentieren Eltern mit der Sorge um die Kinder gleichzeitig entbindet es aber auch die El tern von einer rund um die Uhr Betreuung Deshalb nennen manche Forscher das Handy auch eine elektronische Nabelschnur 8 Auto wie Handy sind Alltagsobjekte mit hohem Fetischcharakter Zumindest wird ber die k rperliche N he und funktionale Notwendigkeit eine hohe emotionale Bindung her gestellt Die technischen Ger tschaften wie z B Handys sind Erweiterungen unseres K rpers und treten an der wortw rtlichen Stelle auf was unsere K rper Raum Kontinuit t nicht erlaubt n mlich die r umliche Gleichzeitigkeit Das Verh ltnis Sub
299. ergrund Warnte man bei der Verbreitung des Films vor Unterhaltungssucht findet man die Suchtmetapher sowohl beim Fernsehen vgl Postman 1985 als auch beim Computer vgl Barth 1997 wieder Beim Telefon spricht man umgangssprachlich von Telefonitis welche die ins Krankhafte ge hende Nutzung bezeichnet Gerade beim Mobiltelefon spricht man oft davon dass Jugendliche gef hrdet seien regelrecht handys chtig zu werden Semantisch umgesetzt wird es indem man in einem Informationsnetz gefangen ist Schneider 1996 oder grenzenlos im Netz verf hrt Bleuel 2008 ist Die dritte Stufe der Medienverbreitung stellt die Vermassung dar wenngleich ich Schneider nicht zustimmen kann dass in dieser Phase keine Distinktion mehr m glich ist Ein Handy zu haben hei t nichts aber mit welchem Handy man telefoniert sagt sehr wohl etwas f r bzw ber die Person aus Trotz vorangegangener Definitionsans tze denkt man bei Medien in erster Linie nicht an Kommunikationsmedien wie das Mobil Telefon sondern an Informati onsmedien wie Zeitungen Fernsehen Internet Dabei ist das Mobil Telefon ebenso ein Informationsmedium Als Push Medium indem Nachrichten und Wet terdienste bevorzugt per SMS abonniert werden oder als Pull Medium indem sie Services wie Twitter anbieten Das Handy ist Informationsmedium als Sender und Empf nger Fernsehen via Handy wird dem bequemen Patschenkino zu Hause wohl n
300. erker selbst vor Ort delegiert wird Da man mit dem Handy rasch Dinge abkl ren kann durch MMS Bildbotschaften wird die f r Handwerksarbeiten wichtige r umlich visuelle Komponente mit einbezogen spart man eine meist besser zu entlohnende Hier archiestufe in der Arbeitsorganisation ein Dies verlangt von beiden Seiten erh hte Kommunikations und Probleml sungskompetenz was bisher beim Erlernen eines Handwerksberufes nicht zu den Top Priorit ten im Lehrplan geh rte Ungekl rt aber spannend zu erheben w re die Frage ob sich diese Prozesse ge nderter Arbeitsorganisation als Qualifizierungs oder Dequalifizierungsprozesse von Be rufsprofilen auswirken Hinsichtlich des zweiten Aspekts subjektivierter Arbeit be schreiben die Befragten die M glichkeit jederzeit und an jedem Ort von Partne rinnen Kindern Verwandten erreicht werden zu k nnen durchwegs positiv Mobi le Erreichbarkeit leistet einen nicht zu untersch tzenden Beitrag emotional zu stabilisieren und auf vielf ltige Weise Sicherheit zu vermitteln was bei manchen Befragten eine nennenswerte Gr e bei der Bew ltigung der allt glichen Lebens f hrung einnimmt Umgekehrt w re es interessant zu erheben inwiefern private Beeintr chtigungen Konflikte Probleme sich auf die Arbeitsf higkeit auswirken was in einem eigenst ndigen Forschungsdesign erhoben werden m sste Wie bereits mehrmals festgehalten erh ht subjektivierte Arbeit die Kommunikationsar beit was sich in den
301. ern telefo nisch verbunden zu sein und der Gef hlskatalysator zugerechnet Der Options nutzen liegt in der Erreichbarkeits und Sicherheitsfunktion So einleuchtend diese Zuordnung erscheint beruht sie auf einem Menschenbild welches davon ausgeht dass alle Aktionen gem der passenden Gehirnh lfte ausgef hrt werden Auf weitere Anwendungsbereiche bertragen hie e dies Spielt man mit dem Handy entspricht dies einer instrumentalen Nutzung Wenn ich eine Arbeitskollegin per SMS oder im Handygespr ch beruhige nachdem sie in einem Meeting heftig kriti siert wurde entspr che dies einer emotionalen Nutzung Wie bereits erw hnt hal te ich kategorisierende Funktionstrennungen f r wenig ad quat um die Komplexi t t medialer Wirkungsweisen zu begreifen Die Unterscheidung zwischen zweckra tionalem kommunikativem und instrumentellem Handeln lehnt der Techniksozio loge Werner Rammert 2007 S 8 ab Weiterreichend sieht er selbst im Subjekt Objekt Dualismus ein Handlungsverst ndnis das der Gegenwart nicht mehr an gemessen ist Damit spricht er den Dualismus von Menschen die bewusst han deln und Technik die blo funktioniert an der im Kapitel 7 1 mit dem Sozialtech nik Begriff verkn pft wird Eine Auflistung unterschiedlicher Handyfunktionen beschlie t diesen Abschnitt Als Ger st f r die Funktionsaufstellung beziehe ich mich auf Nicola D ring 2006 S 52f die ihr Schema zwar f r Jugendliche entwickelt h
302. erscheiden und diese in den berufs biografischen Hintergrund der Befragten r ckzubinden Im Zuge der Interviewerhebung verwendeten einige Befragte markante Sprachbilder Meta phern im Kontext der Handynutzung Auff llig dabei war der wiederkehrende Ge brauch von verschiedenen InterviewpartnerInnen h ufig waren es r umliche Me taphern und K rpermetaphern Um dieser Auff lligkeit methodisch zu bearbeiten greife ich auf das Metaphern Konzept von Lakoff Johnson 2003 1980 zur ck 3 7 Metaphern Analyse nach Lakoff Johnson Ausgehend von der kognitiven Linguistik entwickelte das Forscherteam Lakoff Johnson 2003 1980 die systematische Metaphernanalyse Ich halte sie f r eine stimmige wie vielversprechende Methode zur weiterf hrenden Exploration des Interviewmaterials Indem subjektive sprachliche u erungen ausgewertet werden erfolgt eine Ein und R ckbindung an den Theorieteil Diese Methode sieht in der Metapher mehr als ein kreatives Sprachbild sondern Metaphern legen subjektive Denkstrukturen und modelle frei Im sprachlichen Verst ndnis stellen Metaphern einen Container an Bedeutungen dar Lakoff Johnson 2003 1980 S 11 Grunds tzlich folgt man dabei der Annahme dass eine Metapher auftaucht wo es noch keinen passenden Begriff gibt Metaphern sind der semantische 51 Ungewollt verwende ich bereits eine Metapher schreibe ich vom freilegen von Denkstrukturen Lakoff Johnson finden daf r das metaphorische Konzept
303. ert recht offene erz hlungsgenerierende Fragen mit stark strukturierten Abfra gen vor allem in Bezug auf die Nutzung verschiedener technischer Features Zur Erfassung m glichst unvoreingenommener individueller Handhabungen und sub jektiver Wahrnehmungen allt glicher Handynutzung bieten sich narrative wie prob lemzentrierte halbstandardisierte Interviews an Dieser Interview Typus sieht im Interview ein diskursiv dialogisches Verfahren bei dem der die Befragte Expertin seiner ihrer Orientierungen und Handlungen Zugleich steht er sie auch in dialogi schem Kontakt zur Interviewerin wenngleich der Einfluss der Gespr chssituation auf die Interviewaussagen also sozial erw nschtes Antwortverhalten bei dieser Fragestellung eher nachrangig ist Gegenstandsorientiert erweitert wird der Leitfa den durch verst ndniskl rende R ckfragen bzw Ad hoc Fragen um die Inhalte entsprechend der pers nlichen Interessen des Interviewpartners zu erweitern und zu erg nzen Ziel des Interviews besteht in der Aushandlung subjektiver Sichtwei sen und Praktiken der Interviewten und einfache im klassischen Frage Antwort Schema aufgebaute Fragen dienen mitunter dazu die Gespr chssituation zu ent lasten bzw wieder in Schwung zu bringen Die Tiefeninterviews dauerten bis zu zwei Stunden Ziel des Gespr chs war es eine m glichst genaue umfangreiche und selbstreflektierte Erz hlung der eigenen Handynutzung zu erhalten Wie wird mit dem Handy konkret u
304. erte k ndigt diese Sicht auf die den Arbeiterin als Inhaberin eines Kapitals n mlich eines Hu mankapitals die neoliberale Wende an Insofern kann die Bereitschaft bzw die Forderung zur best ndigen Fort und Weiterbildung als Investitionen in das eigene Humankapital betrachtet werden Der medial dauergetrommelte Slogan des lebenslangen Lernens hat sich l ngst als Drohung herausgestellt den Anspr chen des un ternehmerischen Selbst gerecht zu werden vgl Ribolits 2007 6 Wobei zu bedenken ist dass jeder rasche technologische Wandel Humankapital vernichtet und zu Arbeitslosigkeit f hrt vgl Reichert 2004 S 3 da die erworbenen F higkeiten Techniken ent wertet werden Win Win Situationen gibt es dank kommunikativ gesteuertem Beziehungsmanagement in Un ternehmen und Teams vgl WIFI Wien 2011 und f r dreifache Win Situationen sorgt Work Life Balance Vorteile f r die Unternehmen die einzelnen Besch ftigten und einen gesamtgesellschaft lichen und volkswirtschaftlichen Nutzen Astor Steiner 2005 S 1 Ich bevorzuge den auf Daniel Bell zur ckreichenden umfassenderen Begriff der Dienstleis tungsgesellschaft gegen ber Wissens und Informationsgesellschaft Wissensgesellschaft im pliziert in erster Linie hoch qualifizierte Dienstleistungsberufe im Bereich der IT Medizin Technik 4 Das neoliberale Subjekt und seine kommunikativen Apparatschaften 73 Sozialwissenschaft mehrdim
305. erufe vorgedrungen ist So Herr Q Besitzer ei nes Schlossereibetriebs in zweiter Generation in Familienbesitz Jedes Werk zeug egal was es ist richtig angewandt bringt Vorteile oder ich verwende es nicht ja Und f r uns ist jetzt das Mobiltelefon auch ein Werkzeug geworden in weiterer Folge z hlt ja dieses ganze GPS auch als Werkzeug Int Nr 15 Ill S 175 Herr Q koordiniert mit seinem Arbeitswerkzeug die Arbeiter auf den Baustel len denen er per SMS und vermehrt auch per E Mail Arbeitsauftr ge schickt weil er dank GPS wei welches Team den Aufrag am schnellsten erledigen kann 247 Arbeitswerkzeug klingt zun chst nach einer Tautologie Ber cksichtigt man dass das Handy ein Werkzeug f r viele andere Dinge auch sein kann sei das explizite Betonen von Arbeit hier gestat tet 248 Mit Verkauf ist hier nicht der direkte Verkauf im Einzelhandel gemeint sondern der Sales Bereich der sowohl KundInnen Akquise wie Administration umfasst 249 Entgegen meiner Arbeitshypothesen weisen nicht die Befragten der Creative Industries die be ruflich bedingt intensivste Handynutzung auf hier ist das Arbeitswerkzeug Nummer 1 Internet und E Mail 284 9 Arbeit und Mobiltelefon Au erdem gibt er per Handy Auskunft bei technischen R ckfragen und beruhigt Kunden bei Reklamationen ber sein Mobiltelefon erh lt er alle neu eingehenden Termine was er ohne Aufforderung so kommentiert Jetzt k nnte man dann sa g
306. erung verschafft jederzeit Zugang zu sozialen Netzwerken Doch bereits vor iPhones und Smartphones setzte das Handy auf sensorischen Tastsinn Man kennt Tempo und Geschicklichkeit mit der manche r SMS Schreiben Darauf nimmt der Buchtitel Daumengesellschaft Bezug ein Sammel band mit sozialwissenschaftlichen und philosophischen Beitr gen zum Verh ltnis Mobiltelefonie und Gesellschaft vgl Glotz Bertschi Locke 2006 Das Mobiltele fon der allt gliche Begleiter dieses Kommunikations und Unterhaltungsmedium wird speziell im ffentlichen Raum intensiv genutzt mit einschneidenden Folgen auf Gestaltung und Wahrnehmung desselben vgl Kapitel 5 2 Als Grundlage f r eine umfassende Betrachtung von Medienneuerungen themati siere ich in wenigen S tzen die gesellschaftliche Bedingtheit von Sinneswahrneh mung und deren Auswirkungen auf die Medienrezeption Technische Alltagsge genst nde vermitteln unsere Erfahrung von Leben sowie unsere Wahrnehmung von Raum und Zeit Als oral auditives visuell sprachliches und taktiles Medium fordert das Handy den menschlichen Sinnesapparat auf mehreren Wahrneh mungsebenen heraus sinnlich kognitiv technisch apparativ medial historisch hermeneutisch Jede neue Technik verlangt neue Sinnesspiele und ver ndert un sere Wahrnehmung Weitsichtig stellt Walter Benjamin bereits Anfang des 20 Jahrhunderts fest wie technische Ver nderungen unser Verh ltnis zu Medien und Wahrnehmung pr gen und somit wirklichkei
307. es konomisch agierenden kreativ innovativen Subjekts auf dessen Autonomie und Handlungsspielraum weniger in der politischen Partizipation als in der konomischen Verwirklichung gesehen wird Koh rent verbindet sich daher die Hinwendung zum Subjekt mit der Konzeption neoliberaler Gouvernementalit t regiert wird mit einem Vokabular der Freiheit Der einstmals pathetische Freiheitsbegriff reduziert sich auf Wahlfreiheit zwischen Alternativen vgl Br ckling 2007 S 106 Als Antrieb menschlichen Handelns wird Wettbewerbsdenken funktionalisiert das zu gleichen Teilen als An reiz und Drohung wirkt Solcherart wird das autonome Subjekt eingezw ngt zwi schen den Versprechen von Freiheit und Selbstbestimmung und den Risiken des Scheiterns der Prekarisierung Unter dem Druck unsicherer Arbeitsverh ltnisse und dem Bed rfnis nach Selbstverwirklichung internalisieren Besch ftigte in Verbindung mit einer Ideologie des Erfolgs die Flexibilit ts und Effizienzan schauung in ihr eigenes Denk und Handlungsmuster Der Wettbewerb des Unter nehmens wird zur eigenen Sache Erfolg und Misserfolg werden auf eigenes Ver schulden zur ckgef hrt Arbeit wird zum ubiquit ren Fetisch Candeias 2001 S 162 Als einen weiteren Effekt prek rer Berufsbiografien sieht Alexander Meschnig die Tendenz Arbeit zu dramatisieren zu inszenieren sie zum Event zu machen Arbeit einst biblischer Fluch f r Unkeuschheit im Paradies wird g
308. es In Nyiri Krist f Hg Mobile Democracy Essays on society self and politics Wien Passagen Verlag 336 Literaturverzeichnis Katz James E 2003 A Nation of Ghosts Choreography of Mobile Communication in Public Spaces In Nyiri Krist f Hg Mobile Democracy essays on society self and politics Wien Passagen Verlag S 21 33 Katz James E 2006 Magic in the air Mobile communication and the transformation of social life New Brunswick N J Transaction Publishers Katz James E Hg 2007 Machines that become us The social context of personal communication technolgy New Brunswick and London Transaction Publishers Katz James E Aakhus Mark Hg 2006 Perpetual Contact Mobile communication Private Talk Public Performance 4 Aufl Cambridge Cambridge University Press Katz James E Aakhus Mark Conclusion making meaning of mobiles a theory of Ap paratgeist S 301 321 Keupp Heiner 1999 Identit tskonstruktionen Das Patchwork der Identit ten in der Sp tmoderne Reinbek b Hamburg Kirchh fer Dieter Alltagsbegriffe und Alltagstheorien im Wissenschaftsdiskurs In Vo G nter Holly Werner Boehnke Klaus Hg Neue Medien im Alltag Begriffsbestim mungen eines interdisziplin ren Forschungsfeldes S 13 31 Klaus Elisabeth 2007 Das Fr ulein vom Amt und die Quasselstrippe Genderingprozesse bei der Einf hrung und Durchsetzung des Telefons In R ser Jut ta Hg MedienAll
309. es Unternehmers als zentrales Leitbild des Neoliberalismus Br ckling et al 2000 S 198 Wie Eigenverantwortung einerseits in Arbeitsbeziehungen als Form subjek tivierter Arbeit nutzbar gemacht wird und andererseits als Anspruch der Arbeiten den eingefordert wird ein Verh ltnis das zwischen Autonomie und Prekarit t os zilliert beschreibt Kapitel 4 Indem das Mobiltelefon Erreichbarkeit ohne physische Pr senz und Formen des mobilen Arbeitens erm glicht bedient es diese Anspr che und Anforderungen Wie durch mobile Telepr senz der ffentliche Raum auch zum Arbeitsraum wird und welche Konfliktszenarien bzw Irritationen dies ausl st ist ein Teilaspekt von Kapitel 5 Mobiltelefonie und ffentlichkeit Kapitel 6 bear beitet die Technikgenese des Mobiltelefons aus dem Geist des Telefons Welche geschichtlichen gesellschaftliichen Rahmenbedingungen waren signifikant f r die Entwicklung des Telefons und welche f r das Mobiltelefon Die technikhistorische Rekonstruktion der beiden Telefonarten von ihrer Erfindung bis zur Verbreitung als Alltagsgegenstand l sst die politischen Rahmenbedingungen dieser interpersonel len Kommunikationsformen offen Skizziert werden wirtschaftlich politisch gesellschaftliche Technikkonstellationen in der Entwicklung beider Telefontechni ken die dazu beitragen das vermeintlich Neue die mobile Revolution aus histo rischer Perspektive zu relativieren Aufschlussreich ist auch wie Telefon
310. es Geistes und sozialisationsbedingtes Ergebnis einer Erfahrungswirklichkeit in terpretieren Wahrnehmung hei t auch vom Sinnlichen ins Vorbewusste ins Be wusstsein zu holen In den letzten Jahren emanzipiert sich die medientheoretische Wahrnehmungsforschung von dem sthetisch philosophischen Diskurs der Aisthesis ebenso wie von dem kognitiv psychologischen Bereich Man k nnte sagen die Wahrnehmung des modernen Menschen besteht in der medialen Aisthesis vgl Fahlenbach 2005 Der Begriff Aisthesis griechisch f r Wahrneh mung ist im bergang zwischen sinnlich affektivrem Erleben und sthetischer Wahrnehmung angesiedelt ebda S 51f Die sinnliche Komponente wirkt sich in der sensorischen Selbstwahrnehmung der Telefonierenden aus k rperlichen Empfindungen werden individuell unterschied lich empfunden So nehmen manche die thermischen Wirkungen des Handys vgl D ring 2005 S 62 65 als hei es Ohr oder erhitzten Kopf wahr was elektrosen sible Personen dazu veranlasst Kopfh rer zu tragen Die ver nderte Selbstwahr nehmung betrifft aber auch andere beeinflusst das Verhalten im ffentlichen Raum Denn manche HandynutzerInnen verlieren in emotionalen Gespr chssitua tionen das Gef hl f r die eigene Sprechlautst rke vgl H flich 2003 oder sind 5 Entgrenzungsmaschine und Medium individueller Mobilisierung 97 unaufmerksam gegen ber non verbalen Kommunikationssignalen vgl Ling Pedersen 2005 was zu Konflikten f
311. essesprecherin Cinema Paradiso St P lten 2004 2002 PR Managerin Focus Communications Wien Okrina Heinisch PR Wien 2000 1998 Senior PR Beraterin Kundenbetreuung EUnet KPNQwest 3com Junior PR Beraterin Kundenbetreuung Artaker Global One Dokumentarfilmfest Normale FIAN YTONG Lavazza AGP seit 1998 Destillerie vom Fass Medien und Filmproduktion Sch ne S hne Marketing und PR Arbeit Veranstaltungsorganisation Aus und Weiterbildung Ver ffentlichungen Auswahl Auszeichnungen Workshop bei AGG Trainerin Mag Susanne Schulze Wien 2011 2010 Soziodrama Aufstellung Arbeit und Identit t Lehrgang bei Mag Birgit Fritz Wien 2005 2004 Partizipation und Konflikt nach Augusto Boal Radio Afrika in Kooperation mit OE1 2002 Radioausbildung und interkultureller Austausch in thiopien TU Berlin Leiterin Prof Dr Barbara Schaeffer Hegel 1997 EU Mentoring Projekt Preparing Women to lead Donau Universit t Krems 2000 Lehrgang Online Projektmanagement Universit t Wien Freie Universit t Berlin 1997 1989 Studium Politikwissenschaft und Frauenforschung H here Lehranstalt f r Fremdenverkehrsberufe Salzburg 1988 1983 Touristikkauffrau wissenschaftlich Work Life Balance als Konzept neoliberaler Gouvernementalit t 2010 TRANS Nr 17 2010 Das Mobiltelefon als Arbeitswerkzeug Fallbeispiel aus der Baubranche 2008 und von Wissensarbeiterinnen SWS Rundschau 1 2008 M dchenbedienung im M nner
312. esteuerter F rsorglichkeit dar The cellular phone permits them to exist in their domestic and work worlds simultaneously women are now working parallel shifts rather than what has been described as the double shift Rakow Navarro 1993 S 153 Das Zitat spricht die Entgrenzung von Privat und Berufsleben an und wie das Handy eingesetzt wird um parallel zwischen den Anforderungen und Aufgaben der Berufs und Familienwelt hin und her zu wechseln und nachher mache ich das und J ssas na f r den darf ich das nicht vergessen und die Kinder brauchen das und das und dann muss ich noch schnell also f nf Sachen halt gleichzeitig Int Nr 6 1 S 79 Von den befragten V tern bernimmt nur einer allt gliche Betreuungsaufgaben von Klein kindern und beschreibt hnliche Erlebnisse der Vergleichzeitigung Im Besonderen ist Herr K froh dass es keine Videotelefonie gibt weil dann w rden die die Ar beiter von der Baustelle B B wissen dass ich noch in der Unterhose rumlaufe oder dass ich gerade meinem Kind ein Fr hst ck mache oder wie auch immer Es ist mir eigentlich schon sehr angenehm dass die Leute nicht wissen dass ich noch nicht im B ro also quasi im Amt bin sondern noch daheim Int Nr 7 Il S 82 Ist es dem Architekten unangenehm wenn seine Kollegen sein Familienleben am Telefon miterleben wird es M ttern st rker zugestanden wenn nicht gar erwartet Man will nicht als Rabenmutter
313. ete die Voraussetzung f r die Auto 203 Zwischen Europa und den USA bestehen nicht nur hinsichtlich der zeitlichen Entwicklung be tr chtliche Unterschiede in der automobilen Gesellschaft So ist Autofahren in den USA zun chst ein l ndlich dominiertes Ph nomen und in Europa ein st dtisches Die Trennung von Arbeit und Wohnen in Siedlungen am Stadtrand gab es in den USA weitaus fr her wohingegen in Europa dies erst ein Ph nomen der 60er Jahre ist vgl B kesi 2006 S 79 8 Auf dem Laufenden sein Zur Verbindung von Kommunikation und Mobilit t 207 mobilisierung der Gesellschaft Geriet in den USA die Fordsche Autoproduktions weise bereits Mitte der 1920er Jahre in die Krise durch Fords pers nliche Fixiertheit auf das T Modell begann in Europa die Massenmotorisierung erst in den 1950er Jahren vgl M ser 2002 S 160f Seit der Einf hrung der Pendler pauschale Mitte der 50er Jahre explodierten die Zulassungszahlen in Deutsch land Rinn 2008 S 137f Anzahl der Zulassungen 1 7 Millionen 4 4 Millionen 13 0 Millionen Tabelle 3 Anstieg der Automobil Zulassungen in den 50er Jahren Arbeiter und Angestellte legten sich einen Wagen zu um ihr Bed rfnis nach indi vidueller Mobilit t zu befriedigen 1960 besa en bereits 50 ein Auto In den Augen dieser K ufer war das Auto ein Gebrauchsgegenstand vergleichbar mit einem K hlschrank oder einem Fahrrad Es diente nicht mehr prim r der
314. etzungsstarke Teamspieler denen der die Einzelne nicht gerecht werden kann dem kann nur durch zeitliches oder funktionelles Fragmentieren entgegnet werden Anl sslich einer Ausstellungser ffnung im Kunsthaus Graz gab Sennett offen zu dass seine Forschungen zur Arbeitswelt zu einem Gutteil aus Tiefeninterviews best nden die er lediglich in wenigen Branchen gef hrt habe New Economy Hochfinanz Hightech und Kreativwirtschaft vgl Sennett 2008 S 10 88 4 Das neoliberale Subjekt und seine kommunikativen Apparatschaften verschweigen Oder Prekarisierung als Vergesellschaftungsform zu begreifen die es hilft aktuelle Subjektivierungsformen besser zu verstehen vgl Lorey 2010 Um die widerspr chlichen Anforderungen an das Arbeitssubjekt an einem konkre ten Beispiel zu veranschaulichen greife ich auf die typisch postfordistische Ar beitsweise des Teamworks zur ck Gerade flexible Organisationen verf gen meist ber dezentralisierte Unternehmensstrukturen die einen Gutteil der Arbeit ber Projekt und Teamarbeit abwickeln Der Ausdruck Teamwork kann nicht dar ber hinwegt uschen dass es sich dabei um eine Technik der indirekten F hrung han delt die die Verantwortung des Vorgesetzten auf das Team bertr gt vgl Opitz 2004 S 130f Teamarbeit schafft die Fiktion kontr re Positionen zwischen Ar beitnehmerInnen und Vorgesetzten aufzuheben gem der Redewendung dass alle an einem Strang ziehen Birgt aus
315. eue Qualit ten 14 Herausgeber dieser Reihe ist der Philosoph Krist f Ny ri Behandelt werden erkenntnistheoreti sche philosophische und kommunikationstheoretische Aspekte der neuen Kommunikationsmedi en Diese Sammelb nde sind Ergebnis von j hrlich stattfindenden internationalen Kongressen In den ersten Jahren war der ungarische Telekommunikationsanbieter Westel Hauptsponsor der nach dem Beitritt Ungarns zur EU 2004 von T Mobile bernommen wurde Seither erscheinen die se Sammelb nde mit dem pinkfarbenen T Mobile Logo auf dem Einband Besonders irritierend ist dass die B nde vom renommierten Wiener Passagen Verlag herausgegeben werden der durch prominente postmoderne und strukturalistische Autoren wie Francois Lyotard oder Slavoij Zizek bekannt wurde Dies sensibilisiert nat rlich bei der Lekt re ob sich diese Unternehmensn he in einer nicht hinterfragten technikaffinen Grundhaltung niederschl gt 24 2 Grundz ge der politikwissenschaftlichen Erforschung des Mobiltelefons der politischen Kommunikation er ffnet oder ob es lediglich ein weiteres Medium interpersoneller Kommunikation darstellt Inhaltlich schlie t diese Debatte an die demokratisch emanzipatorischen Erwartungen an die bereits an das World Wide Web gestellt wurden 1996 verk ndete John Perry Barlow beim Weltwirtschaftsfo rum in Davos die Unabh ngigkeitserkl rung des Cyberspace darin fordert er ein freies Internet frei von staatlichen Regulationsver
316. f eine Ausnahme boten mir alle Gespr chspartnerInnen aktiv das Du Wort an was wahrscheinlich an meiner Empfehlung durch gemeinsame Bekannte lag 3 Forschungsdesign Methoden und Datenerhebung 55 dein Handy entschieden wird als Frage f r kommende Forschungsgeneratio nen nicht mehr relevant sein zu diesem Forschungszeitpunkt ist sie noch infor mativ Die Frage wurde zum Anlass genommen ber vielf ltige pers nliche und oder berufliche Erfahrungen und Erlebnisse zu sprechen Des Weiteren be sch ftigt sich dieser Fragenblock mit subjektiven Strategien im Umgang mit per manenter Erreichbarkeit Die Beantwortung der Frage In welchen Situationen st rt es dich wenn andere Menschen mit dem Handy telefonieren gibt Auskunft ber das Selbst und Fremdbild des Einzelnen in Bezug auf die Mobiltelefonie Die Fragen erheben distinktive Praktiken wie das Handy zum pers nlichen Medium gemacht wird sei es durch die Wahl des Ger tetyps Klingeltons oder Gestaltung des Displays e Das Mobiltelefon als Instrument der individuellen Work Life Balance Dieser Fragenkomplex dreht sich um die berufliche und private Nutzung des Han dys und die individuell erlebten Potenziale und Probleme in Bezug auf die Schnitt stellen zwischen privat ffentlich beruflich privat Dieser Abschnitt bearbeitet die individuellen Medienpr ferenzen des Befragten Wann und warum wird in welchen Situationen auf welches Medium E Mail Telefon Handy z
317. fen dabei hat sie mir bei manchem Methoden Notfall weitergeholfen Marion L ffler Pr mobil Zeitalter sozialisierte Informationstelefoniererin nach dem Motto was man nicht in wenigen S tzen sagen kann lohnt sich nicht Genauso pointiert und pr zise ist ihre Textkritik Gundula Ludwig Telefoniert unaufmerksam wenn sie gerade im Text ist danke f r die konzentrierte Lekt re Thomas Thaler Er bespricht gerne seine Mailbox mit der Nachricht dass er sie nicht abh rt Gibt gerne Literaturtipps zu B chern die er selbst nicht lesen will llona Herbst Ohne Handy k nnte sie die beruflichen Herausforderungen zwi schen TU Wien und Landwirtschaft im Burgenland kaum bew ltigen Wenn sie nicht gerade Jobs f r mich hatte ermunterte sie mich zum Weiterschreiben Bettina Sch ll Outete sich als Telefon Eule s S 170 Und mit dementspre chender Umsicht brachte sie auch zu nachtschlafender Zeit das Layout der Ar beit und das Nervenger st der Autorin in Ordnung Inhaltsverzeichnis Zusa ammenf ssung 2 2 2 22 u22 0 ses aaa nenn nah naeh anna nn nee aaa Aa aeaa aeia i N oJ 1 14 BEGROREPERTEFRFFPECPERAREHHEEN AR ARENGREREEER RER FHERCBENEEREEEEE EEE REBL EEE EEE iii Danksagung 2 2 2 2a ae a aaa A a r iv Inh ltsverzeichnis nu anna snnn anne na Aaaa usa aaan aaa aaae v Abbildungs und Tabellenverzeichnis uurrssssnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnennnnnnnnn
318. fen und Abl ufe reorganisiert umgestellt werden Es gibt viele Interaktionsstellen und Abh ngigkeiten zu anderen Arbeitenden sowie hohen Termindruck Arbeitsgestaltend f r das Berufsfeld Verkauf Handel ist der pers nli che KundeniInnenkontakt Verkaufspersonal das Kundinnen direkt besucht also Handelsvertreterlnnen wurde ebenfalls in dieser Kategorie aufgenommen mit dem Bewusstsein die Unterschiede der Handynutzung herauszuarbeiten Kontras tierend dazu steht der Verwaltungsbereich des ffentlichen Dienstes der gekenn zeichnet ist durch l ngere Vorlaufzeiten und genaues sorgf ltiges Arbeiten nach festen Vorgaben in klaren Organisationsstrukturen Ob es sich um einen Traditi onsberuf oder ein neues Berufsfeld handelt ist eine weitere relevante Kategorie der Handynutzung weshalb wissensbasierte Dienstleistungsberufe im Kontrast zu Handwerksberufen einbezogen wurden Bei der Kategorienauswahl handelt es sich um Cluster Begriffe die mehrere Berufsfelder umfassen Die Branchenrele vanz soll nicht den Eindruck erwecken trennscharfe Lesarten branchenspezifi scher Handynutzung erheben zu k nnen dazu ist die Stichprobe viel zu klein Ziel der Erhebung und Auswertung liegt in der Neubeurteilung und Revision der theo riegeleiteten Stichprobenziehung Welche Zusammenh nge m ssen falsifiziert werden und wie sollte dies in k nftigen Fragestellungen ber cksichtigt werden 3 Forschungsdesign Methoden und Datenerhebung 49 e Beruf sowi
319. ff Domestizierung bezieht sich nicht nur auf Tiere sondern ist von den Cultural Studies auf die Habitualisierung Verallt glichung von Technik und Medien bertragen worden Dieser Prozess un terteilt sich in drei Phasen Kommodifizierung Aneignung und Umwandlung vgl Hartmann Krotz 2010 S 243 Die Anfangsphase wird von Eruptionen begleitet und aus der Umwandlungsphase gehen neue eigenst ndige Nutzungsformen hervor Wendet man dies auf das Mobiltelefon an so muss der skizzierte Domes tizierungsansatz um medienbezogene soziale und kommunikative Arrangements erweitert werden H flich Hartmann 2007 S 211 Hinsichtlich medientheoreti scher Zuordnungen erweist sich das Mobiltelefon als Grenzg nger das zur Do mestizierung wie Nomadisierung beitr gt Diese F higkeit zu kommunikativen Ar rangements thematisiert auch das n chste Zitat das zugleich berleitet zu For men des inszenierten Telefongespr chs Es m ssen nicht immer Schutz oder R ckzugsgesten sein die das Spre chen unter Aufsicht begleiten man kann den ffentlichen Raum auch als B hne f r das eigene Telefongespr ch verwenden Telefonieren wird damit zu einer neuen Spielart urbanen Posierens und auch eine neue Art von sozialer Kompetenz scheint gefragt n mlich jederzeit auch vor Zeu gen ansprechbar und sprechbereit zu sein Steinlechner 1999 5 2 2 Stage Phoning Das inszenierte Telefongespr ch Als Stage Phoning Plant 2003 S
320. flusste Foucault posthum eine intensiv wie kontroversell gef hrte philosophisch 7 Interessant ist hier der Verweis Langemeyers 2002 S 369 auf Roland Barthes 1964 der zwanzig Jahre vor Foucault von dem barbarischen aber unvermeidlichen Neologismus Gouvernementalit amp schreibt um damit die massenmediale Darstellungen der Regierung zu kriti sieren 71 Vielf ltige Indizien f r die neoliberale Durchdringung des Alltags finden sich in der Ratgeber Literatur nat rlich ohne kritische Bezugnahme auf das theoretische Konzept In einem Interview zu ihrem Buch 100 kleine Freuden des Alltags spricht Klara L ffler explizit von dem Unternehmeri schen Selbst vgl L ffler 2008 S 84 und der sogenannte Selbstmanagement Papst Lothar Seiwert nennt sein Buch Balance your Life im Untertitel Die Kunst sich selbst zu f hren und refe renziert damit auf Selbstf hrungstechniken 7 Aufgrund der sp teren bersetzung setzte der Foucault Effect vgl Burchell Gordon Miller 1991 im deutschsprachigen Raum erst um die Jahrtausendwende ein Eine Vielzahl sozialwissenschaft licher Publikationen widmet sich dem Potenzial des Foucaultschen Gouvernementalit tsbegriff zur Analyse neoliberale Regierungstechnologien gerade hinsichtlich des Aspekts der Selbstf hrung zu untersuchen Im deutschsprachigen Raum leisten speziell Ulrich Br ckling und Thomas Lemke einen wichtigen Beitrag zur Entwicklung der Gouvernementalit ts Stu
321. fmerksamkeit genauso wie Geld knappe G ter sind nimmt der Kampf da rum Z ge eines Klassenkampfs an Arm im mentalen Kapitalismus sind die die nicht genug Beachtung verdienen um das affektive Selbstbewusstsein gut zu er n hren ebda S 160 Selbst wenn man sich dieser plakativen streckenweise monokausalen Argumentation des Buches nicht anschlie en will ist es berle genswert die allgegenw rtige mobile Kommunikationsbereitschaft als einen Aus druck f r Sehnsucht nach Anerkennung zu lesen In dem Ma e in dem die Medien kommunikative Bed rfnisse befriedigen und zur sozialen Kommunikation beitragen pr gen sie das gesellschaftliche Leben und das Leben des einzelnen Wenn sich die Medien ver ndern betrifft dies auch den einzelnen und die Gesellschaft Schulz 1997 S 5 Die Verkn pfung von Auf merksamkeit und Anerkennung durch die elektronischen Medien st rkt die virtuelle Wirklichkeit zu ungunsten der unmittelbar k rperlichen Wirklichkeit In einer medial 98 5 Entgrenzungsmaschine und Medium individueller Mobilisierung durchwirkten Alltagswelt ist Freizeit immer fter Medienzeit So misst man den 97 Werbewert u a auch in eyeball hours also jene Anzahl an Stunden die je mand bereit ist sich Reklame anzusehen vgl Rushkoff 2004 Der steigende Zeitaufwand f r individuelle Mediennutzung in Freizeit aber auch die beruflich bedingte Informationsrecherche erh ht den Einfluss der Med
322. fonverhalten F r die lteren Befragten ab 35 Jahren des Sampels trifft dies nat rlich nicht zu Ihnen geht es st rker um den Umgang mit sozialen Normen wie der Handynutzung in pers nlichen Gespr chen Verbind lichkeit von Terminvereinbarungen und Erreichbarkeits Abgrenzungen worauf ich noch in Kapitel 9 2 eingehe 9 Arbeit und Mobiltelefon 243 9 2 2 Organisieren delegieren dokumentieren Wie das Handy Optionen er ffnet und handhabbar macht Wie in Kapitel 9 1 dargelegt geh rt eine gelingende Bew ltigung der Arbeit des Alltags vgl Jurczyk 1993 zur Grundvoraussetzung individueller Lebensf hrung Die zeit konomische Relevanz dieser T tigkeiten untermauern Zahlen 2001 betr gt der Zeitaufwand f r unbezahlte Arbeit das 1 7 fache verglichen mit der Zeit die f r Erwerbsarbeit aufgewandt wird Umgerechnet in Werte des Bruttoso zialproduktes entspricht die Wertsch pfung der privaten Haushalte der Summe des produzierenden Gewerbes ohne Baugewerbe Handel Gastgewerbe und Verkehr vgl Schier Jurczyk 2007 S 10 Es betont den Stellenwert der Besch f tigung mit Fragen der Alltagsorganisation und welche Bedeutung darin dem Mobil telefon zukommt So benutzen alle befragten Personen das Handy um berufliche wie private Dinge zu organisieren Das Handy bernimmt substanziell wichtige Koordinationsfunktionen der Termin und Aufgabenplanung f r Arbeit und Freizeit Die zus tzlichen Aufgaben der Vereinbarkeit von Beruf und Fam
323. formulierten theoriegeleiteten Arbeitshypothesen Deduktiv vorgehend geht es in erster Linie um eine Sch rfung der Arbeitshypothesen eine Neupositionierung der Fragestel lung inhaltliche Erg nzungen begriffliche Konkretisierungen und das Feststellen der Notwendigkeit weiterreichender Forschungsfragen Das Mobiltelefon ist eine Entgrenzungsmaschine zwischen ffentlich und privat Arbeit und Freizeit Diese These wird im vollen Umfang best tigt und erkl rt zugleich eine Vielzahl an handyspezifischen Nutzungsformen So bringt der Umstand st ndiger Erreichbar keit ein vielf ltiges und widerspr chliches Repertoire an neuen technisch forma tierten Kommunikations und Verhaltensweisen hervor Anruferkennung und ggf blockierung Mailbox Nutzung lautlose Erreichbarkeit Vibracall hei en die wich tigsten technischen Features deren Handhabung eine st ndige Erreichbarkeit erst ertr glich macht Anrufmanagement als strategischer Umgang mit Erreichbarkeit erweist sich als Form des Selbstmanagements Gerade beim Stimmungsmana gement also wie das Handy als emotionales Regelungsinstrument eingesetzt wird um allt glichen Freuden und rgernissen zu begegnen leistet einen Beitrag zur Stabilisierung individueller Arbeitsf higkeit Gerade bei EPUs oder Jobsamm lerInnen tr gt es dazu bei konstruktiv mit beruflich bedingten Stress und Angst gef hlen umzugehen Umgekehrt beschreiben die Befragten auch die private Er reichbarke
324. frastrukturtechnik und Alltags bzw Haushaltstechnik Das Mobiltelefon liegt in der Schnittmenge dieser Bereiche 6 Dr cken Freigabe Was ist ein Handy 117 Da das Echo auf seine Erfindung relativ schwach war verschickte Reis seinen Apparat in verschiedene L nder und forderte andere Wissenschaftler auf an die ser Erfindung weiterzuarbeiten Im Alter von 40 Jahren verstarb er und erlebte es nicht mehr wie der Exilschotte Graham Bell auf Basis seines Modells 1876 ein Patent f r das Telefon einreichte Gemeinsam mit seinem Schwiegervater gr nde te dieser die Bell Company das bis heute erfolgreichste Telekomunternehmen AT amp T American Telephone and Telegraph Company das bis zur Konzernent flechtung 1984 quasi ein Marktmonopol einnahm und umgangssprachlich auch Ma Bell genannt wurde vgl Ronell 2001 S 442 Dieser Konzern legte den Grundstein f r die privat getragene dynamische Erschlie ung der Telefoninfra struktur in den USA In Europa lie en sich die RegentInnen der Herrscherh user zwar die Erfindung vorf hren die Konzessionsvergabe zur Errichtung von Tele fonnetzen erfolgte aber erst sp ter und gem chlicher In sterreich Ungarn ver schleppten die zust ndigen Stellen bis 1881 die Zulassung da das Telefon doch ein bemerkenswertes aber belangloses Spielzeug sei Rohrb ck 1989 S 39 Mit den Jahren erkannte man den Nutzen des Telefons f r die Kriegsf hrung vgl Meschnig 1995 S 71f
325. ftliches Arbeiten desgleichen wissenschaftstheoretisches Reflektieren was gilt als Status quo was als margi nal Exemplarisch verdeutlich dies der Erfolg der Gender Studies wie ein vormals randst ndiges mitunter als radikal und oder unwissenschaftlich geltende For schungsfeld in den Mainstream der Wissenschaft ger ckt ist Den Richtlinien fe ministischer Wissenschaftstheorie folgend Objektivit tskritik Standortgebunden heit Machtkritik sehe ich gerade bei dieser Arbeit die soziohistorische Gebun denheit von Wissen als wichtig vgl Ernst 1999 S 258 Epistemologische Fragestellungen sind in der Handyforschung bislang v llig aus geblendet und auch historische Zugangsweisen auf das Medium eher selten vgl Weber 2008 die n tig w ren um eine kritische Haltung gegen ber den medial marketinggesteuerten mobilen Hype zu entwickeln Das Mobiltelefon erscheint als Signatur des medialen sozialen Neuen des Mobilen theoretisch oder histo risch ist das das konstatierte Neue wenig in den Blick genommen worden Buschauer 2010 S 19 Die enorme Publikationsintensivit t ist bislang auf relativ 3 Forschungsdesign Methoden und Datenerhebung 43 wenige Themen beschr nkt wie Aneignung Nutzung und Folgen des Mobiltele fons und die Handykultur Jugendlicher Ein blinder Fleck in der deutschsprachigen Mobilfunkforschung bleibt die Besch ftigung des Mobiltelefons im Kontext der Be rufswelt Insofern hofft diese
326. fung eines Handys Weber 2008 S 229 insbesondere wenn Eltern die Anschaffung eines Handy f r ihre Kinder planen in sterreich liegt dies im Durch schnitt bei acht Jahren Diese Sicherheitsdiskurse bedienen auch die Medien welche beispielsweise regelm ig ber in Not geratene Bergwandernde berichten Dort hie es zum Beispiel dass selbst ein Lawinenopfer dank seines Handys Ret tung rufen konnte Zus tzliches Sicherheitspotential bietet ein Handy in Verbin dung mit dem Ortungssystem GPS da ein Notruf abgesetzt und das Handy geor tet werden kann vgl Naica Loebell 2004 eine Anwendung die nicht nur f r Kin der sondern auch f r Menschen mit k rperlichen Gebrechen n tzlich sein kann Aufgrund der Vielschichtigkeit der Sicherheitsfunktionen die dem Handy zuge schrieben werden l sst sich das Mobiltelefonieren als regelrechte Sicherheits technologie bezeichnen wobei der Rechtfertigungscharakter des Sicherheitsar guments nicht au en vor gelassen werden darf So recherchierte Adam Burgess dass in der Fr hphase des Mobilfunks gerade Repr sentanten der Mobilfunkin dustrie das Sicherheitsargument betonten um so m glichen Vorbehalten hinsicht lich gesundheitlicher Risiken der Mobilfunktechnologie entgegenzuwirken vgl Burgess 2004 S 10 Zweifellos vermittelt das Handy pers nliche Sicherheit ist zugleich aber Sicherheitstechnik die wirtschaftlich wie politisch instrumentalisiert wird und sich so nahtlos in das Foucaultsche
327. g ebda S 25 Im Fetischcharakter zeigen sich berraschende hnlichkeiten zwischen Auto und Mobiltelefon Besteht bei dem einem die Magie in der unbeschwerten Mobilit t liegt es bei dem anderen in der m helosen Erreichbarkeit Es scheint legitim beide Artefakte als Ich Erweiterungen zu verstehen Bei sehr schnellem Fahren vermit telt das Auto sogar ein k rperliches Gef hl dieser Ich Haftigkeit Das Auto wird dann Teil des eigenen K rpers und der K rper erf llt sich mit Hochgenuss ebda S 65 8 Auf dem Laufenden sein Zur Verbindung von Kommunikation und Mobilit t 201 Auch abseits philosophischer Betrachtungen stellt das Auto eine private Technik und ein Medium dar so ist das Auto die Verk rperung eines Immer zu Hause Seins Anders 2002 1980 S 86f Das Auto gilt als mobiler Schutz raum der Privatheit vgl Heine et al 2001 S 116f Es erf llt sehr private per s nliche Funktionen dient als Behausung Einkaufstasche R ckzugsraum vgl Rapp 2006 es ist eine pers nliche Maschine vgl M ser 2002 Gerade in Ver bindung mit Musik im Auto er ffnet es einen pers nlichen intimen Raum mitten in der ffentlichkeit wie ein Teilnehmer einer Studie erl utert When I get in my car and turn on my radio I m at home haven t got a journey to make before get home lm already home Bull 2005 S 55 Das Auto gilt als Ich Prothese als mobiles Zuhause Es vermittelt Privathe
328. g des Handys die seitens der Eltern das Sicherheitsgef hl erh ht Es bringt den Doppelcharakter des Mobiltelefons In strument der Autonomie wie Kontrolle zu sein deutlich zum Vorschein So be g nstigt das Handy fr here Mobilit t f r Kinder Jugendliche erweitert Handlungs spielr ume zugleich erschafft es Erkl rungsdruck gegen ber den Eltern Allge mein wird das Handy verwendet um famili re Vereinbarkeitsanforderungen zu vermitteln zu organisieren was erkennbar im Zusammenhang mit gestiegenen beruflichen Flexibilit tsanforderungen und der gestiegenen r umlichen Mobilit t steht Das Mobiltelefon erh ht pers nliche Entscheidungsspielr ume und bringt neue Formen der Kontrolle hervor So locker wie allgemein die Hypothese auch formuliert ist kann sie doch best tigt werden Eine Vielzahl allt glicher Erlebnisse f hren die Befragten an in denen das Handy pers nliche Freiheitsr ume schafft Angef hrt werden Arten der psy chischen Entlastung wie Versp tungen anzuk ndigen Frau E oder sich bei beruflichen wie privaten Unklarheiten telefonisch r ckversichern zu k nnen Frau J Oder Herr J genie t die Freiheit berufliche Pr senzverpflichtungen einzu schr nken indem er w hrend der B rozeiten auch au er Haus Freizeit genie t oder Herr N muss trotz krank feiern nicht zu Hause bleiben oder Herr P kann trotz Bereitschaftsdienst ins Kino gehen weil er mobil erreichbar ist Weitaus sel 22 Wie dr
329. g kollektiver Identit ten das Unternehmen als Familie als Solidarit ts und Wettbewerbsge meinschaft in der Marktkonkurrenz mit anderen Unternehmen und der Anrufung besitzindividualistischer in Konkurrenz zueinander stehender Subjekte Candeias 2001 S 162 Die nderungen in der Industrieproduktion l uten auch eine Abl se der Automobil industrie als Leitindustrie ein artefaktbezogen lie e sich dieser bergang von der Materialit t des Autos hin zur Immaterialit t der Telekomindustrie weg vom Stahl hin zu Glasfasertechnologie charakterisieren Der globale Umsatz der Informati onstechnologie bertrifft inzwischen den der bislang f hrenden Automobilindustrie ein Indikator daf r dass das Zeitalter der Industriegesellschaft durch das der In formation abgel st wird Zepf 2002 S 183 Die Kommunikationsbranche hat sich zu einer Schwerindustrie entwickelt vergleichbar mit der Stahlindustrie in der zweiten H lfte des 19 Jahrhunderts oder der Automobilindustrie der 1920er Jah re Sie ist der Sektor mit dem h chsten Investitionsvolumen vgl Ramonet 2004 Das zeigt sich auch im Anstieg der Informationsberufe 1951 arbeiteten 18 Prozent in dieser Branche im Jahr 1991 waren es bereits 39 Prozent und in den USA 8 Auf dem Laufenden sein Zur Verbindung von Kommunikation und Mobilit t 211 berschritt man bereits Mitte der 80er Jahre die 50 Prozent Marke vgl Latzer 1997 S 36 Die Firmengeschich
330. gar nicht im Sinne der Handelsketten war Man k nnte diese Tomaten als Diebesgut bezeichnen Oder als Arbeitslohn Rohwetter 2006 158 6 Dr cken Freigabe Was ist ein Handy werden Das Mobiltelefon innerhalb der Medientheorie zu positionieren hei t auch bei kontextrelevanten Begriffen wie Kommunikation und Information An schluss zu suchen Die Unm glichkeit auf eine Definition medientheoretisch Be zug zu nehmen erschwert dieses Anliegen weshalb ich mich auf fachthemati sche Theorieans tze beschr nke Hierbei ist der Prozess des begrifflichen Veror tens wichtiger als jener des selektiven Festlegens Die Beschreibung des Mobilte lefons als Medium wird hinsichtlich sozialisierender identit rer und habitueller As pekte vorgestellt Medien sind Teil der Repr sentation und Integration in soziale Systeme Medien kommunizieren informieren unterhalten sozialisieren Wir ha ben t glich mit dieser engen Verflechtung von Kommunikation Selbstthematisie rung Selbstorganisation zu tun Sie ist die Quelle von Identit t als zeitlich behar rendes und sich wiederholendes auf das Dauerhafte beziehendes Verhalten Fa ler 1997 S 173 Medien er ffnen eine Schnittstelle zur Subjektivierung tre ten zunehmend als Identit tsinstanz auf So sieht der Medienphilosoph Hans Ul rich Reck 1997 S 154 die Begriffe Individualit t und Subjektivit t untrennbar mit dem Prozess der Mediatisierung und der Medialisierung
331. geht und kannst berall deine Mails ablesen und am Herrlichsten ist es wenn dir langweilig ist zum Beispiel in der U Bahn oder wenn ich am Abend in der Badewanne liege Mails zu beantwor ten da habe ich immer Zeit und das liebe ich Und im Urlaub genauso die erste Stunde in der Fr h beim Kaffee trinken Mails beantworten und dann wei t du was passiert wenn du dann nach zwei Wochen wieder zur ckkomnmst kriegst du kein Schockerlebnis weil du wei t eh was passiert ist Int Nr 8 1 S 92 Des weite ren verdeutlicht das Zitat was unter subjektivierter Arbeit zu verstehen ist n m lich wie betriebliche Anforderungen in subjektive Alltagspraxen umgem nzt wer den und wie dadurch individuelles Stressempfinden reduziert wird Der entgrenzende Charakter des Handys spiegelt sich auch darin das alle Befragten das Handy in den Urlaub mitnehmen allerdings nur die Selbstst ndigen dabei auch beruflich erreichbar waren Mit Ausnahme der oben erw hnten Frau L die aber offensichtlich aus Eigenantrieb handelte und nicht aus Verpflichtung seitens des Unternehmens 230 9 Arbeit und Mobiltelefon Nat rlich wird Entgrenzung zwischen Berufs und Privatleben durch st ndige Er reichbarkeit auch negativ erlebt Eine unauff llige und konfliktfreie L sung besteht in der Anschaffung eines Zweithandys Am Anfang hatte ich nur ein Handy mir ist das dann einfach am Socken gegangen dass mich irgendwelche voll ge st rten Mitarbeiter am
332. geist auf drei Ebenen weiterge dacht 1 Wie nutzen Subjekte Technologien um die eigenen F higkeiten zu kommuni zieren und zu erweitern 2 Technologien werden zur Verl ngerungen menschlicher Ausdrucks und Kommunikationsf higkeit Welche ngste sind damit verbunden 3 Wie sieht die k rperliche Integration eines Handys direkt in den K rper sowie durch Kleidung aus Insgesamt bietet der Apparat vielf ltige Bezugnahmen um das Wesen des Handys n her zu verstehen 6 5 1 2 Artefakt Wortw rtlich bersetzt hei t es k nstlich gemacht oder mit Kunst gemacht in sofern sind nahezu alle Dinge die uns im Alltag umgeben Artefakte Auf schlussreich wird eine Sichtweise auf das Handy als Artefakt verortet man es in der technischen Begriffsgeschichte selbst Die auf das griechische Wort techne zur ckgehende Technik meint handwerkliches Geschick ebenso wie Kunstfertig keit und die sch nen K nste Dieser kunstorientierte Technikbegriff bestimmte das Altertum und das Mittelalter und wurde beginnend mit der Neuzeit und endg l tig in der Epoche der industriellen Zeit von der Ingenieurswissenschaft abgel st welche ihre Ziele nach neuen Werten ausrichteten Beim Artefakt Begriff steht das Gemachte im Vordergrund das in einem materiellen Objekt Ausdruck findet Der Aspekt der Kunstfertigkeit im Technischen verliert in der modernen zun chst maschinenbetrieben dann computerdominierten Technik
333. gen zum Beispiel L gen nehmen die Befragten vor Wie wird das pers nliche Anrufmanagement zwischen organi 213 Dabei beziehen sie sich auf jenen in den 1980er Jahren diskutierten feministischen Arbeitsbe griff der in jeder T tigkeit die Frauen in der Familie aus bten Arbeit sieht Ubrig blieb eine sprachliche Ausdehnung der Arbeit in viele Lebensbereiche man denke nur an Ausdr cke wie Beziehungs Trennungs Trauer Gef hlsarbeit u v m 9 Arbeit und Mobiltelefon 225 satorischen Anforderungen und subjektiven Stimmungslagen konkret ausgestal tet Vgl Kapitel 9 2 1 Bei Formen der mobilen Arbeit berschneiden sich meh rere Entgrenzungsebenen welches Potenzial der Autonomie und welche der Kon trolle und Verf gbarkeit erkennen die Befragten darin bersetzt man zeitliche und r umliche Entgrenzung entspricht dies den Begriffen Flexibilisierung und Mo bilit t beidem kommt im allt glichen Handy Umgang Bedeutung zu Das Handy erm glicht flexibles rasches Reagieren auf unbekannte Ereignisse zugleich f r dert es eine Optionsmentalit t sich hinsichtlich Zeit und Ort nicht gleich festlegen zu m ssen Welche beruflichen und privaten Erlebnisse f hren die Befragten an wenn sie Erreichbarkeit als Fluch bzw Segen beschreiben Nun wird es anhand konkreter Arbeitspraktiken des mobilen Delegierens Kapitel 9 2 2 2 des Multi tasking Kapitel 9 2 3 und des mobilen Zeitmanagements Kapitel 9 2 4 erl utert und auf dem
334. gen gesucht So sollen Notification Systeme Ank ndi gungs Systeme dem der Einzelnen helfen telefonische oder E Mail St rungen auszuschalten Das System nimmt im Stand by Modus die pers nliche Ger usch Kulisse auf und soll zum Beispiel ein Anruf trotz eingetragenem Meeting durch gestellt werden wird zuerst berpr ft ob tats chlich gesprochen wird dann wird der Anruf durchgestellt andernfalls auf den Anrufbeantworter weitergeleitet vgl Profil 2006 Vor der Gefahr der Ablenkung warnen auch Selbstmanagement Ratgeber Es f hrt dazu dass wir abwesend und anwesend zugleich sind stets erreichbar ansprechbar verf gbar weshalb man sich selbst Regeln im Umgang auferlegen muss sonst schenkt man niemanden mehr die volle Aufmerksamkeit vgl Seiwert 2001 S 35ff Oftmals wird Multitasking als individuelles Problem dargestellt als pers nliche Disziplinlosigkeit dementsprechend wird gefordert In dem der Mensch sich selbst diszipliniert und sich zuweilen der ununterbrochenen Kommunikationsanforderung verweigert Meckel 2007 S 107 Dabei zeigen die oben angef hrten Beispiele dass Multitasking auch mit einem erweiterten Zugriff auf die Arbeitskraft anderer zusammenh ngt Es ist selbstverst ndlicher dass man einfach erreichbar ist und dass es einfach wurscht ist wenn man grad bei was anderem ist Das wird auch vorausgesetzt vom Gespr chspartner dass der das toleriert und das finde ich eigentlich nicht und das hat sich sehr
335. gl Booz Allen 1995 Gruber 2005 5 Technikhistorische Arbeiten vgl Weber 2008 Agar 2004 6 Andere Kulturspezifische Handynutzung vgl H flich Hartmann 2006 Po litische Mobilisierung vgl Danyi 2005 Shizuka On Kwok 2005 Sprechen manche von einer explosionsartigen Ausweitung der Forschung ein Adjektiv das oft im Kontext des Mobiltelefons vorkommt ist meiner Einsch tzung nach die Publikationsintensivit t verglichen mit dem Medium Internet berschau bar Dennoch scannte ich mit leicht panischem Flackern in den Augen Neuer scheinungen Diplom und Doktorarbeiten und stellte mir beunruhigt die Frage Ist der eigene Forschungsansatz schon obsolet geworden Mit Entspannung stellte ich immer wieder fest dass diese Zugangsweise bislang noch niemand gew hlt hatte Denn interessanterweise richtet sich das Forschungsinteresse prim r auf die private Handynutzung Forschungsarbeiten zu berufsspezifischen Nutzungsar ten oder ganz allgemein mit den Auswirkungen des Mobiltelefons auf Arbeitsge staltung und Berufsaus bung besch ftigt wenige AutorInnen vgl Mock 2000 O Hara 2003 Wacjman 2008 In den deutschsprachigen Publikationen findet man berhaupt nur vereinzelte lapidare Hinweise Ohne Begr ndung sieht Burkart im Mobiltelefon ein unverzichtbares Berufswerkzeug f r Dachdecker Handelsvertre ter und Politiker vgl Burkart 2007 S 188 Warum gerade Dachdecker Ohne bertreibung l sst sich diesbez glich von
336. glichung enth lt Anders 2002 1956 S 31 42 3 Forschungsdesign Methoden und Datenerhebung Forschungsprojekte sein k nnten Ich w hle diesen interdisziplin ren Ansatz da gerade ein so offensichtlich vertrauter Gegenstand wie das Mobil Telefon die sozialwissenschaftliche Methodik besonders herausfordert wenn es darum geht neue Erkenntnisse zu gewinnen F r Ronald Hitzler 2002 Absatz 25 erfordert sozialwissenschaftliches Verstehen k nstliche Dummheit und Langsamkeit sie sei n tig um soziale Praktiken zu beschreiben die auf ein Alltagsverstehen zu r ckgreifen welches hochgradig routiniert und auf die Alltagspraxis ausgerichtet ist und st ndig vielf ltige Vorab Gewissheiten produziert In vielen Forschungsvorhaben bleibt die Frage nach der pers nlichen Werthaltung und Weltanschauung oft unausgesprochen Eingangs habe ich bereits meine bio grafische Verankerung meine pers nliche Standortgebundenheit erw hnt Zu gleich geht es mir auch um die Offenlegung der eigenen paradigmatischen Veran kerung welche die Art der Fragestellung sowie deren Bearbeitung wesentlich be einflusst Grundlegend sehe ich mich dem interpretativen Paradigma verpflichtet und begreife eine multimethodische Herangehensweisen notwendig um das Mo biltelefon sowohl als subjektbezogenes Artefakt wie als Forschungsgegenstand makro konomischer Entwicklungen zu untersuchen Geschult im kritisch feministischen Denken bedeutet f r mich wissenscha
337. h alle nicht aber daf r bin ich ins Netz eingeklinkt Ich bin in der Welt zu Hause und ihr seid auf der Stra e Baudtrilliard 1997 S 46f 108 5 Entgrenzungsmaschine und Medium individueller Mobilisierung In Nation of Ghosts bezieht sich Katz 2003 auf die bekannten Studien Edward T Halls zu Social Distances um aus diesen Feldstudien Schlussfolgerungen f r die Handynutzung zu ziehen So stellte man fest dass Menschen in ffentlichen Telefonzellen l nger telefonieren wenn jemand wartet Was nach Boshaftigkeit klingt wird so erkl rt dass Menschen ihr Territorium im ffentlichen Raum vertei digen bewahren m chten Darin liegt auch der Grund warum Menschen beim Ausparken signifikant l nger brauchen wenn jemand anders einparken m chte als wenn der Platz leer bleibt Katz 2003 S 27 Daraus schlussfolgert Katz 1 Die Gegenwart anderer stimuliert uns besser zu performen was aufgrund performance anxiety zu kommunikativen Kollateralsch den f hren kann 2 Wenn Kommunikation nicht wechselseitig verl uft irritiert das weil der physio logische Wahrnehmungsapparat bereits vorbereitet ist sich am Gespr ch zu be teiligen Dies erkl rt auch das Ph nomen dass es uns blicherweise nicht st rt wenn zwei Menschen im Zug hinter uns miteinander sprechen Wohingegen Han dy Telefonate schneller nerven weil man nur einen Teil der Kommunikation h rt und dadurch eine Art Zuh rzwang entwic
338. h als Kontrolle erlebt trotzdem begr t man den Vorteil kurzfristige Abspra chen abzu ndern Ich komme sp ter nach Hause oder elterliche Abholdienste zu organisieren vgl R ser 2007 S 136f Befragt man Herrn O nach der famili r bedingten Handynutzung f llt ihm gleich ein Beispiel ein Irgendjemand abholen von irgendwo Da ist dann die Rolle des Vaters das Taxiunternehmen bis zu ei nem gewissen Grad Int Nr 12 1 S 140 Wie in Kapitel 8 2 2 skizziert z hlt 251 Diese Aussage stellt eine Ausnahme dar was daran liegen mag dass die Mehrheit der Befrag ten in Wien leben Bei der quantitativen Erhebung von Ling zum Verh ltnis von Mobilit t und Tele fonie sind es die M tter die den Gro teil der Transportwege erledigen Ling Haddon 2007 S 263 298 9 Arbeit und Mobiltelefon r umliche Mobilit t sei sie privat oder beruflich bedingt zu den telekommunikati ven Kommunikationstreibern Wissenswert erscheint mir im Gegenzug dass sich gem einer norwegischen Studie die Handynutzung mobilit tsneutral auswirkt So ruft sie zwar auch neue Wege hervor hilft aber andere einzusparen oder effizi enter zu gestalten vgl Ling Haddon 2007 S 253 Wie aus den Beispielen von weiter oben hervorgeht f hrt r umliche Eingeschr nktheit sei es durch Kleinkin der oder durch r umliche Distanz dazu dass pers nliche Treffen durch Telefon gespr ch ersetzt werden Am liebsten sind mir pers nliche Treff
339. h die Inwertsetzung der Marktmechanismen zur Steigerung des Wohlstands und Fort schritts bei Denn das Humankapital verbindet allgemein wirtschaftliche Interessen mit individuell konomischen Vorteilen innerhalb eines Kosten Nutzen Kalk ls Es repr sentiert jenes neoliberale Kernverst ndnis das auf Win Win Situationen ab zielt ein beliebter Ausdruck in Management Ratgebern Die an dieser Stelle oft geh rte Aussage Unsere MitarbeiterInnen sind unser gr tes Kapital verkn pft direkt die Unternehmensinteressen mit der Verwertbarkeit des eigenen Humanka pitals Indem die Humankapitaltheorie auf ein Denken referenziert das auf die Warenf rmigkeit des Subjekts abzielt wird es zur Zielscheibe der neoliberalen Kritik wie damit gegenw rtig Selbstverh ltnisse konstruiert werden Um den poli tisch ideologischen Gehalt des Begriffs des Humankapitals zu entlarven konzep tualisiert Michel Foucault vgl 2006 S 314f die Leitfigur des unternehmerischen Selbst als hegemoniale Subjektivierungsform der Gegenwart vgl B hrmann 2005 vgl dazu Kapitel 4 1 Um die Ver nderungen der Arbeitswelt im bergang von der Industrie zur Dienst ee leistungsgesellschaft analytisch in den Griff zu bekommen etablieren sich in der Ber cksichtigt man die in den 60er Jahren einflussreiche marxistische politische konomie die Arbeit prim r aus Perspektive der Mehrwert Absch pfung Ausbeutung und Entfremdung analy si
340. h st ren wenn ich in ein Gesch ft gehe und die Verk uferin telefoniert mit dem Handy das w rde mich auch st ren Ich finde es unh flich Man kann ja miteinan der nicht in Kontakt treten Int Nr 6 1 S 74 110 Bei meinem n chsten Einkauf fragte ich die Kassiererin ob sie es unh flich findet wenn die Leute telefonierend die Bezahlung abwickeln Fast err tend meinte sie Vielleicht ein bisschen aber vor allem tue ich mich schwer weil ich nicht wei ob ich sie unterbrechen darf 11 Diese Begebenheit erz hlte mir der Erfurter Kommunikationswissenschaftler Joachim R H flich in einem Telefoninterview 3 8 2006 f r einen Zeitungsartikel 2 Hier wird zwar gender neutral formuliert wenngleich nat rlich gerade in Arbeitsbeziehungen Geschlechter Macht Verh ltnisse bedeutsam sind 106 5 Entgrenzungsmaschine und Medium individueller Mobilisierung Machtbeziehung beim Telefonieren thematisiert der n chste Abschnitt Dito ist Telefonieren und Bezahlen eine Art Parallelhandeln eine artefakttypische Hand lungsform mit belangreichen Nebenwirkungen wie ausf hrlich in Kapitel 9 2 3 erkl rt wird In der oben beschriebenen Situation an der Supermarkt Kasse wird eine weitere typische Handyanwendung erkennbar Ad hoc Absprachen sogenannte Approximeetings Plant 2003 S 61 bei denen Dinge des Alltags kurzfristig ge plant werden Ein weiteres Indiz spricht daf r die Situation als rollenkonfor
341. he Info Daten es ist ein Leitsystem zur Orientierung und ein Or tungsinstrument Dadurch entstehen GPS Bewegungsprotokolle die nicht nur die Bewegung des Handynutzers aufzeichnen sondern zugleich Protokolle der Han dynutzungs Dichte erstellen Immer wenn wir uns bewegen von einem Ort zum anderen werden wir zu Figuren in einem System werden wir erkennbar aufzeichenbar und transparent Friedl 2003 S 64 Mit GPS wird das Handy zum 2 Grundz ge der politikwissenschaftlichen Erforschung des Mobiltelefons 35 Bewegungsmelder und er ffnet so staatliche Einsatzbereiche f r die berwa chung von als potenziell deviant eingestuften Personen In Kalifornien wurde ein Gesetz beschlossen das verurteilte Sexualstraft ter zwingt lebensl nglich einen GPS Sender bei sich zu tragen vgl R tzer 2006 GPS als Medium der Echtzeit berwachung und Lokalisierung wird in Erw gung gezogen um ein Gef ngnis ohne Gitterst be zu realisieren gleichsam das Handy als elektronische Fu fessel Die Fu fessel mit pers nlicher Kennung l st einen Alarm aus sobald der GPS Sender entfernt bzw abgenommen wird Gegen ber der klassischen Fu fessel die passiv berwacht speichert GPS aktiv t glich Lokalisierungsdaten und ver schickt diese zu bestimmten Zeiten an eine berwachungsfirma vgl R tzer 2007 Varianten der GPS berwachung haben aber auch im Alltag l ngst Verbreitung gefunden Etwa um zu wissen wo sich das eigene Kind gerade befi
342. heit der Menschen berzeugt ist dass Auto fahren problematisch ist sie aber umso st rker in ihrer Haltung festigt dass es ohne Auto nicht geht Sie f hrt auch zu einer v llig unterschiedlichen Beurteilung 214 8 Auf dem Laufenden sein Zur Verbindung von Kommunikation und Mobilit t der Vor und Nachteile hinsichtlich Zeitaufwand Stress Komfort und Kosten zwi schen AutofahrerInnen und NutzerInnen ffentlicher Verkehrsmittel Auch bei der Einsch tzung des individuellen Zeitgewinns sowie der Steigerung der Zeit Souver nit t liegen die AutofahrerInnen meist in ihrer Einsch tzung falsch Res mierend wird klar dass sich ein Gutteil der Autonutzung weitgehend rationalen Argumenten entzieht und einer effizienten Lebensorganisation widerspricht Dies hat genuin etwas mit der Art und Weise des Mobilit tsverst ndnisses zu tun worin ich eine wichtige Parallele zur Handynutzung sehe Auch hier wird wiederholt von fehlgeleiteter oder bertriebener Handynutzung gesprochen von Handy und Au tosucht Man macht den die Einzelne n f r die ma lose Techniknutzung verant wortlich Das Autorenteam Canzler Kesselring w rde es eher ein kapitalistisches Mobilit tsparadox nennen Verk rzt gesagt besteht dieses darin dass starke r umliche Mobilit t zu Handlungsroutinen und eingeschr nkter Handlunggsflexibili t t f hrt womit Mobilit t in einem Aspekt regelrecht zur Immobilit t in einem an deren Aspekt f hrt Anha
343. hen um Vergleich zeitigung 255 Mobiles Zeitmanagement Vom Zeit sparen gewinnen und totschlagen 260 Mein s Strategien der Personalisierung des Ger ts und das Handy als Fetisch 268 Das Handy als Instrument des Stimmungsmanagements usssssssssnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnn 272 K rperpraktiken der Handynutzung als Selbsttechnologien 44044444H nn 274 vii 9 3 Das Mobiltelefon Arbeitswerkzeug der Ich AG F gungen und Widerst nde 277 9 3 1 Aspekte der branchenspezifischen Handynutzung 2444444Hsnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnn 283 9 4 Vereinbarkeit via Handy das Handy als Instrument der Work Life Balance 292 9 4 1 Die Handy Nutzung als Spiegel sich ver ndernder Betreuungsaufgaben 293 9 4 2 Mobile Elternschaft Remote Mothering 4444ssnnnnssnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnannnnnen 296 9 5 Zusammenfassung und Thesen berpr fung uussssssssnnnnnnnnennnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnen 299 9 5 7 MobBile Sprachbilder 2 4 4422 irnir en 305 10 Resumes und Ausblick 2 A nn nee E 310 Bildquellen a sr se ee nes 319 Internetquellen 2 u 2 22 222222 ss ee een 319 Literaturverzeichnis 0 nennen r ae ae Sa aeaa a eae Saa ea a AA aaan 324 Anhang A Thesen zur Leitfaden Entwicklung uu220020000000000
344. hen zu k nnen was ihnen Sicherheit vermittelt erziehen sie sie dahingehend das Handy als n tzli chen wertvollen Gegenstand zu sehen und nicht als unachtsam gehandhabtes Spielzeug vgl Oksman Rautiainen 2007 S 295f In erster Linie referenziert der Begriff Werkzeug auf die weitere Bedeutung des Handys als Arbeitsmittel Das Mobiltelefon bernimmt aber auch Funktionen als automatisiertes Werkzeug wie es etwa auch Computerprogramme tun Als erster deutschsprachiger Philosoph stellte sich Ernst Knapp 1877 die Frage was denn Werkzeuge seien und verstand sie als wirkungsverst rkende Organverl ngerun gen bzw Organprojektionen vgl Lenk 1994 S 19 Arnold Gehlen griff sp ter diesen Gedanken auf und betrachtete zum Beispiel den Hammer als Verl ngerung des Arms Ob das Mobiltelefon als Organverl ngerung gedacht werden soll wird im Kapitel 6 6 Das Handy als Ich Erweiterung n her erl utert An dieser Stelle erscheint mir die Frage ob Medien berhaupt der Kategorie der Werkzeuge zuzuordnen sind relevant Eine Frage die Praktiker und Theoretiker unterschiedlich beurteilen So pr gte Bernard Sadoun Gr nder des Handy Zahlservices Credit Mutual den mittlerweile zur Redewendung avancierten Aus druck vom Handy als Schweizer Messer der Kommunikation Man kann mit ei nem Handy weder Schneiden Bohren S gen noch Korken ziehen ja selbst das 166 6 Dr cken Freigabe Was ist ein Handy ffnen von Bierdosen
345. henauswahl Entsprechend der These der Verallt glichung konomischer Diskurse erfolgt die Interview Auswertung innerhalb der Strukturvorgaben von Selbstmanagement Ratgebern und Konzepten der Work Life Balance Das Handy erweist sich als Ich Erweiterung indem es ma geblich dazu beitr gt Flexibilisie rung Mobilisierung und Vereinbarkeit zu managen Es wirkt dabei als Werkzeug der Autonomie und Kontrolle erh ht pers nliche Entscheidungsspielr ume und gestaltet Verf gbarkeitsanspr che Dar ber hinaus erweist sich das Handy als k rpernahste pers nliche Kommunikationstechnologie als Objekt mit subjekti vierendem Potenzial was die Begrifflichkeit der Ich Erweiterung inhaltlich unter st tzt Abstract The Mobile Phone as Self Extension Identities Work and Technology This thesis presents theoretical approaches to the mobile phone as an extension of one s self These theories will be checked in both qualitative and empirical re search design The approach is a social science composite with philosophical as pects to analyze the interactions among labor relations identity and technology under the umbrella of neoliberal subjectification The aim of this work is to find empirical evidence for everyday mobile practices concerning the theoretical issues of subjectivated work entrepreneurship and the entrepreneurial self Mobile phone technology is introduced as political technology in the sense of the social construct
346. heoriekapitels besteht darin die Lebensf hrung des arbeitenden Individuums der Gegenwart als konomisch Denkendes Technik nutzendes politisch geformtes Subjekt vorzustellen Abgehandelt werden diese Fragen mit Schlagworten wie neoliberale Subjektivierung das unternehmerische Selbst Leittechnologien im Fordismus Postfordismus und sozio technische Ar beitsorganisation Diese Grundlage bildete die inhaltliche Basis f r den Interview leitfaden der wiederum auf nachstehenden Hypothesen beruht 1 Beruf und Besch ftigungsverh ltnis beeinflussen den Umgang mit dem Mobil telefon 2 Das Mobiltelefon unterst tzt und beg nstigt Formen subjektivierter Arbeit wie sie insbesondere informationelle kreative Dienstleistungsberufe mit sich brin gen 3 Gerade f r Eltern spielt das Mobiltelefon in der Organisation der Vereinbarkeit von Berufs und Familienleben eine gro e Rolle 4 Das Mobiltelefon ist eine Entgrenzungsmaschine zwischen ffentlich und pri vat Arbeit und Freizeit 3 Forschungsdesign Methoden und Datenerhebung 47 5 Das Mobiltelefon erh ht pers nliche Entscheidungsspielr ume und bringt neue Formen der Kontrolle hervor 6 Viele Menschen erleben das Handy quasi als zweite Natur 7 Kommunikative und r umliche Mobilit t bedingen und verst rken einander 8 Je gr er die individuellen Mobilit tsanforderungen sind desto h her ist der Stellenwert des Mobiltelefons f r den die Einzelne n die Rede ist
347. hes Produkt das Sozialit t entscheidend mitpr gt Technik liefert einen Schl ssel zum Verst ndnis von Prozessen der Modernisierung des sozialen Wandels und der Gesellschaft Degele 2002 S 8 9 Meine Arbeit ist getragen von einem Technikverst ndnis das von einer Sozialisierung von Technik im Sinne technischer Vergesellschaf tungsprozesse Joerges 1996 S 10 ausgeht Standen die l ngste Zeit technik deterministischen Positionen sozial bzw kulturdeterministische Positionen ge gen ber dominiert heute ein Technikverst ndnis das von der sozialen Geformt heit von Technik ausgeht Der SCOT Ansatz Social Construction of Technology ist ein multidirektionales Modell kontingent f r Variationen und Selektionen das 180 7 Connecting People Sozialtechnik Mobiltelefonie zum einen historische Gegebenheiten ber cksichtigt und zum anderen technische Entwicklungen als Ergebnis gesellschaftlicher Konflikte und Aushandlungsprozes se versteht vgl Pinch Bijker 1987 S 30f Technikentwicklung in einen multidi mensionalen Kontext einzubetten hei t gesellschaftliche Konstellationen kono mische Interessen politische Machtpotenziale und kulturelle Werthaltungen zu ber cksichtigen Der in den 30er Jahren forschende William F Ogburn gilt als wis senschaftlicher Pionier Degele 2002 S 41 Technik als Ergebnis vielf ltiger so zialer Effekte zu untersuchen Er erforschte die Konvergenz verschiedener Erfin dungen etw
348. hier von er zwungener Mobilit t sei es durch berufsbedingte Dienstreisen oder durch das Pendeln zur Arbeit o 9 Es gibt Struktur hnlichkeiten in der affektiven Besetzung der Handy und Auto nutzung 10 Individuelle Einstellungen und Haltungen gegen ber der Technik allgemein im Sinne von Technikaffinit t oder skepsis spiegeln sich im Umgang mit dem Mobiltelefon wider 3 2 1 Theoretical Sampling Auswahl der Interviewpersonen Entsprechend der in den Theorie Kapiteln gewonnenen Grundaussagen ber Ar beit Subjektivit t und Techniknutzung erfolgt die Stichprobenauswahl nach theo riegeleiteten Kriterien Mit der Entscheidung f r eine t tigkeitsorientierte Datener hebung wird ein neuartiger methodischer Zugang der sozialwissenschaftlichen Mobilfunkforschung gew hlt Gegen Ende der Nullerjahre bestand der Gro teil der Mobilfunkstudien aus quantitativen repr sentativen Studien die wie bereits er w hnt meistens Auftragsforschungen im Dienst von Mobilfunkbetreibern oder In stitutionen waren Qualitative Studien kommen meist aus dem universit ren Um feld gehen allerdings bei der Stichprobenauswahl oft nach klassischen Kohorten vor wie Alter oder Geschlecht In dieser Arbeit legen subjektivierungstheoretische arbeitssoziologische wie branchenspezifische Fragen die Stichprobenfestlegung fest Diesen Ansatz theoriegeleiteten Stichprobenziehung formulierte die Grounded Theory vgl Glaser Strauss 2005 1967 S 53f hier
349. hkeiten Michel Foucaults zur ck Die Muster nach denen wir Zeitbudgets im Job verplanen wenden wir automatisch auch auf un sere Freizeit an Wir sind gepr gt vom Ideal des unternehmerischen Selbst L ffler 2008 S 84 In Familien Berufst tiger muss eine gemeinsame Lebensf hrung aktiv hergestellt werden In der Synchronisation der unterschiedlichen Zeitabl ufe einzelner Fami lienmitglieder spielt das Mobiltelefon eine gro e Rolle vgl dazu Kapitel 9 4 Da raus ergibt sich eine themenad quate Herangehensweise um das geschlechts spezifische Handynutzungsverhalten abzubilden Das Alltagsleben als komple xe individuelle Aufgabe zu verstehen hat ihren Grund in der widerspr chlichen Logik der Anforderungen So ben tigt die Versorgung eines erkrankten Familien mitglieds andere Social Skills als Computerarbeit oder das Engagement in einer B rgerinitiative vgl Jurczyk 1993 S 27 Beratend oder tr stend zur Seite zu stehen bzw beraten oder getr stet zu werden ist eine der wichtigen Funktionen die dem Mobiltelefon zukommt vgl Kapitel 9 2 6 Indem Menschen immer fter unterschiedliche Dinge tun m ssen die zeitlich und sachlich zu koordinieren sind Entscheidungen treffen und deren Konsequenzen abw gen m ssen wird die Gestaltung des Alltagslebens selbst zur Arbeit In dem Ma e aber wie die Erwerbsarbeit Mittel zur Sicherung des Lebensunterhalts und die Gestaltung des Alltagslebens zur individuellen Aufgabe
350. hl sse und Pr fungen Bemer kungen von MitarbeiterInnen oder Vorgesetzten bei Todesf llen ebenso wie all t glichen rgernissen das Handy erm glicht es diese Gef hle sofort mit nahe stehenden Menschen zu teilen Herr J ich bin so ein cholerischer Hei blutmensch der die Dinge die Emo tionen immer schnell loswerden will Auch das ist m glich durch das Handy sehr schnell Emotionen auszutauschen Zum Beispiel heute diese Verkaufssache wenn ich mich dar ber freue dass ein Verkauf geklappt hat dann ruf ich nat rlich diejenigen Leute an um ihnen zu sagen Ich will euch die Information aus erster Hand geben dass der Vertrag jetzt endlich unterschrieben ist um vielleicht meine Freude zu verst rken oder wie man das jetzt nennt Int Nr 4 Ill S 53 Herr Q Also speziell in positiven Situationen Wenn ich jetzt eine Nachricht krieg die po sitiv ist und ich wei die interessiert einen Zweiten auch weil auf die wartet er oder es k nnte ihm eine Freude machen dann ruf ich sofort an Int Nr 15 Ill S 189 Herr A f hrt als Erstes das Abladen von Emotionen an was ihm gut t te h ich muss mich ja permanent ber mein Auto rgern weil das Ding andauern ka putt ist und dann hab ich so einen Frust den ich dann irgendjemandem erz hlen muss meistens meiner Oma weil die das Auto gekauft hat weil sie gemeint hat dass das so ein gutes Auto ist Und da nutz ich e
351. hmidt Robert Hg 2006 Kalkuliertes Risiko Tech nik Spiel und Sport an der Grenze Frankfurt New York Campus Verlag Gehlen Arnold 2004 1957 Die Seele im technischen Zeitalter und andere sozialpsy chologische soziologische und kulturanalytische Schriften Bd 6 Hamburg Rowohlt Gei ler Karlheinz 1999 Vom Tempo der Welt Am Ende der Uhrzeit Freiburg im Breis gau Gei ler Karlheinz 2010 Der Simultant In Moebius Stephan Schroer Markus Hg Diven Hacker Spekulanten Sozialfiguren der Gegenwart Frankfurt am Main edition suhrkamp S 326 342 Genth Renate 1986 Telephon der Draht dem wir h ngen an Joseph Hoppe Berlin Transit Gergen Kenneth J 2006 The challenge of absent presence In Katz James E Aak hus Mark Hg Perpetual Contact Mobile communication Private Talk Public Per formance Cambridge Cambridge University Press S 227 241 Geser Hans 2005 Soziologische Aspekte mobiler Kommunikation ber den Nieder gang orts und raumbezogener Sozialstrukturen In H flich R Joachim Gebhardt Ju lian Hg Mobile Kommunikation Perspektiven und Forschungsfelder Frankfurt am Main Peter Lang Verlag S 43 59 Geser Hans 2006 Untergr bt das Handy die soziale Ordnung Die Mobiltelefonie aus soziologischer Sicht In Glotz Peter Bertschi Stefan Locke Christ Hg Daumenkul tur Das Mobiltelefon in der Gesellschaft Bielefeld transcript S 25 39 Glaser Barney G S
352. hne eines allt glichen Berufsgespr chs das rund 80 Zuh rerlIn nen mitverfolgen und knapp drei Minuten dauert Das Publikum kommentiert die Un terberechnung am siert l chelnd von Emp rung oder Unmut ist gar nichts sp rbar Ged chtnisprotokoll September 2005 Supermarkt Wien 5 Bezirk April 2006 Freitag ca 18 00 Uhr es ist nur eine Kasse besetzt und es gibt gro en Andrang da es ein eher kleiner un bersichtlicher Supermarkt ist Ein Mann um die 30 beginnt seinen Einkauf auszur umen und auf das Kassenband zu legen Da l utet sein Han dy Offensichtlich ruft ein Freund an und bespricht M glichkeiten der Abend bzw Wochenendplanung Unbeirrt spricht der Mann weiter lacht ganz vertieft ins Ge spr ch merkt gar nicht dass es schon ans Zahlen ginge Die Verk uferin sp rbar verlegen sieht ihn an und wieder weg zur Kasse und berlegt z gert die Verkaufs summe laut auszusprechen oder einfach die Rechnung hinzuhalten damit der Kunde merkt dass sie schon fertig ist Pl tzlich f llt den jungen Mann auf dass er zahlen 358 Anhang D Ged chtnisprotokolle Forschungsbeobachtungen muss tut dies und verl sst gru los und immer noch telefonierend den Supermarkt Feldbeobachtung April 2006 5 Imbissstand November 2005 Innenstadt St P lten Nach Arbeitsschluss will ich noch eine Kleinigkeit essen bevor ich mit dem Zug nach Hause fahre Ich bin die einzige Person am Imbissstand die Verk uferin telefoniert
353. hnik und Medienbegriff vgl Rammert 1993 Abschlie end reflektiere ich das Mobiltelefon als Medium aus diskursanalytischer Perspektive Von der Einf hrung bis zur selbstverst ndlichen Etablierung im Alltag werden neue Medien von einer Auseinandersetzung mit den gesellschaftspoliti schen Auswirkungen des neuen Mediums begleitet Der Kommunikationshistoriker Manfred Schneider 1996 S 16f unterscheidet zwischen drei Etappen die die Medien begleiten bevor sie zu allt glich gebrauchten Massenmedien werden Zu n chst handele es sich um eine elit re Nutzungsweise die oftmals wirtschaftli chen wissenschaftlichen oder milit rischen Zwecken diene In der ersten Phase verlange die Handhabung des neuen Mediums noch eine bestimmte Form des ExpertInnen Wissens Diese Entwicklung zeichnet Schneider f r Phonograph Te lefon Film Fernsehen und Computer nach welches ich mit Einschr nkungen auf das Mobiltelefon bertrage In der zweiten Etappe fungiere das Medium als ffentliches und privates Distinktionsmerkmal das vorrangig von Wohlhabenden genutzt werde In der dritten Stufe werde es zum Massenmedium Alltagsgegen stand und b e jeden elit ren Charakter ein Diese von Schneider aufgef hrten Stadien werden von moralisch p dagogischen Diskursen ber die Gefahren des neuen Mediums begleitet Zun chst geht es um k rperliche Bedrohungen so wur de beispielsweise bereits kurz nach der Verbreitung des Buches gewarnt dass
354. hnt ist der Staat nicht weit Schlie lich erf llen Verkehr und Mobilit t seit jeher wichtige politische gesellschaftliche und wirtschaftliche Funktionen die kein Staat entbehren kann ebda S 97 Im Ge genzug entstanden Autofahrerklubs die als Lobby f r das Interesse an einer Freien Fahrt f r freie B rger auftraten und die staatlichen Aufgaben auf den Stra enausbau beschr nken wollten ansonsten aber automobile Selbstverant wortung einforderten M ser 2002 S 201f Mittels fiskalischer wie sicherheitspo litischer Ma nahmen agiert der Staat als Regulator und schafft die Grundlagen des automobilen Systems bestehend aus Verkehrsmittelkomponenten von der Autoherstellung bis zur Reparaturwerkstatt Verkehrswegkomponenten von der Autobahn bis zur Ampelregulierung Organisationskomponenten von der Ver kehrspolizei bis zur Nachschulung Nutzer und Marktkomponenten von Auto zeitschriften bis zur Autowerbung ebda S 321 Rufen wir uns kurz noch die in Kapitel 6 skizzierten Entwicklungen in der Verbrei tung des Mobiltelefons in Erinnerung Auch hier bernimmt der Staat wesentliche 19 Nicht nur in der Fr hphase waren abgesehen von der legend ren Bertha Benz Automobilistin nen exotisch sondern Autofahren galt bis weit in 1960er Jahre hinein durchwegs als M nnerver gn gen 8 Auf dem Laufenden sein Zur Verbindung von Kommunikation und Mobilit t 203 Aufgaben bei der Entwicklung der Telekom Infra
355. hren kann vgl Kapitel 5 2 1 Das gestiegene Interesse an medialer Wahrnehmung liegt an der alltagsstrukturie renden Dominanz der Medien und den m glichen Ver nderungen hervorgerufen durch das neue Massenmedium Internet Der Medienphilosoph Bernd Stiegler denkt noch einen Schritt weiter indem er Kommunikationsmedien nicht nur als technisches System begreift sondern als Ged chtnisordnung die ein globales Ged chtnis in Echtzeit hervorbringt Dadurch wird menschliche Erfahrung im In formationszeitalter auf diese globale digitale Best tigung angewiesen vgl Stieg ler 2009 S 43f Indes gibt ihm die intensive Nutzung sozialer Netzwerke wie Fa cebook Twitter etc recht wo eine Vielzahl allt glichster Meldungen min tlich auf digitales Feedback hofft Belinda Barnet 2005 erkennt ein Verschmelzen von Infomobilit t und Mnemotechnik was dazu f hrt dass ein Event ein Ereignis als solches erst wahrgenommen wird sobald es auch in das digitale Erinnerungssys tem des World Wide Web aufgenommen wurde Als Theorierahmen l sst sich hier Francks Entwurf einer konomie der Aufmerksamkeit aufspannen der medi ale Aufmerksamkeit als die neue Leitw hrung des mentalen Kapitalismus ver steht Franck 2005 S 1 Seine Analysen besch ftigen sich zwar in erster Linie mit dem ffentlichen Raum den die Werbung als Informationsfl che f r die Be werbung von Marken nutzt er zieht aber weit dar ber hinausreichende Schl sse Da Au
356. i als die Schriftsprache und weil Bilder weitaus emotionaler seien Maurizio Ferraris 2006 S 41f hingegen sieht im Mobiltelefon ein textdominiertes Medium da es selbst Sprachnachrichten in Textnachrichten umwandelt Sie haben eine neue Nach richt Handelt es sich beim Mobil Telefon um ein k rperloses Medium oder um eine K rperextension Zur Untersuchung dieser Frage ist es unvermeidlich auf McLu han zur ckzukommen der Medien als Erweiterung des K rpers und der Wahr nehmung versteht alle Techniken sind Ausweitungen unserel r K rperorgane und unseres Nervensystems die dazu dienen Macht und Geschwindigkeit zu ver gr ern McLuhan 1992 1964 S 109 Medien als Organe Verl ngerungen Er weiterungen zu sehen hei t eine k rperliche Bezugnahme herzustellen Indem bei medienvermittelter Kommunikation immer nur Teile bzw Repr sentanten des K rpers beteiligt sind lie e sich das Telefon aber auch als k rperlos bezeichnen Der in Prag geborene exilbedingte Weltb rger und Philosoph Vilem Flusser 1996 S 300ff etwa versteht das Telefon als ein auf die Stimme reduziertes und infolgedessen k rperloses Kommunikationsmedium selbst wenn es eine partielle Extension des K rpers darstellt Es erm glicht dem Nutzer an zwei Orten gleich zeitig zu sein mit Stimme und Ohr Flusser beschreibt eine telematische Gesell schaft die den Menschen von der r umlichen Gebundenheit befreie und zu seiner grundlegen
357. ialforschung Lehrbuch 4 Auflage Weinheim Beltz Lange Ulrich Hg 1989 Telefon und Gesellschaft Forschungsgruppe Telekommunika tion Langemeyer Ines 2002 Subjektivierung als Schauplatz neoliberaler Macht In Zeit schrift f r politische Psychologie 3 4 S 361 375 Latour Bruno 1996 Der Berliner Schl ssel Erkundungen eines Liebhabers der Wissen schaften Berlin Akademie Verlag Latour Bruno 2000 Die Hoffnung der Pandora Untersuchungen zur Wirklichkeit der Wissenschaft Frankfurt am Main Suhrkamp Latour Bruno 2001 Das Parlament der Dinge Frankfurt am Main Suhrkamp Latzer Michael 1997 Mediamatik die Konvergenz von Telekommunikation Computer und Rundfunk Opladen Westdt Verl 338 Literaturverzeichnis Lazzarato Maurizio 1998 Verwertung und Kommunikation Der Zyklus immaterieller Produktion In Negri Antoni Hg Umherschweifende Produzenten Immaterielle Ar beit und Subersion Berlin ID Verlag S 53 67 Leith user Thomas 1997 Ordnendes Denken Vom medialen Gebrauch des Pesonalcomputers In Schachner Christina Hg Technik und Subjektivi t Das Wechselverh ltnis zwischen Mensch und Computer aus interdisziplin rer Sicht Frank furt am Main Suhrkamp S 69 86 Lemos Andr 2008 Mobile communication and new sense of places a critque of spa tialization in cyberculture In Gal xia 12 16 S 91 109 Lenk Hans 1994 Macht und Machbarkeit der Technik Stuttgart R
358. ialisierung um etwa Intimit t f r ein Gespr ch herzustellen vgl dazu Ka pitel 5 2 1 e die Gestaltung der Ortsbeziehungen Das Handy erm glicht Kommunikation ohne r umliche Ver nderung Zugleich er schlie t kommunikative Mobilit t neue mitunter subversive politische Formen r umlicher Begegnungen wie durch Flash bzw Smart Mobs vgl Rheingold 2002 Dies macht es nachvollziehbar im Handy eine nomadische Technologie 6 Dr cken Freigabe Was ist ein Handy 135 zu sehen vgl Pertierra 2005 Allerdings ist das Umherziehen Wandern Herum streifen nicht mit Gleichg ltigkeit gegen ber dem Ort gleichzusetzen Das Mobilte lefon ist ein Medium das gleicherma en lokale wie globale R ume er ffnet vgl Poster 2005 Es entstehen neue Beziehungen zu R umlichkeit die teilweise mit virtueller Mehrwertinformation angereichert werden Die Handynutzung reduziert die r umliche Aufmerksamkeit zugleich kehrt der Ort aber in seiner virtuellen Spiegelung via GPS zur ck weist dem Nutzer den Weg oder informiert durch LBS ortsbezogene Services Location based Services ber Dinge die sich dem Nutzenden sonst gar nicht erschlie en w rden F r Andr Lemos 2008 gehen aus LBS neue Formen von R umlichkeit hervor die er informational territories nennt die Heterotopien im Sinne Foucaults sind also Orte mit einer ordnungssys tematischen Funktion welche gesellschaftliiche Normen zu einem bestimmten Zeitpunkt ab
359. iat zu delegieren Ich schau dass ich bers Handy m glichst viel Arbeit gleich weiterleiten kann dass m glichst viel erledigt ist bis ich im B ro bin Also das Plan Versenden da wei das Sekretariat Be scheid und die kriegen halt die Info bers Handy und machen das halt Int Nr 3 IIl S 30 Wie ausf hrlicher in der branchenspezifischen Handynutzung thematisiert wird vgl 9 3 1 nimmt im Baugewerbe das telefonische Delegieren einen hohen Stel lenwert ein Da man viel unterwegs ist wird durch das Telefon m glichst viel dele giert um so das Ansammeln von Arbeit zu vermeiden und pers nlichen Arbeits druck abzubauen Herr J wir verkaufen Ablauforganisationen Umbau Renovierungen sind hun dert kleine Abl ufe die koordiniert und optimiert geh ren und je besser die se Dinge ablaufen je schneller sie ineinandergreifen je besser der Informa tionsfluss zwischen den einzelnen Leuten ist umso besser funktioniert so eine Renovierung Ich w rde sagen f r mich ist etwas Stress wenn et was bei mir liegt was zu jemand anderen soll Wenn ich es abgeben kann wenn ich es delegieren kann der richtigen Person weiter geben kann dann ist f r mich der Stress vorbei ich will alles sofort erledigt haben und es bringt mir Erleichterung wirklich physische Erleichterung wenn ich die Sig rid Sekret rin B B vom Auto aus anrufe und sage sie soll dem oder dem das Mail weiterleiten oder die Info schicken dann k
360. ich abwechselnder Str nge Textverdich tung der einzelnen Interviewdokumente sowie handschriftliche Kategorienarbeit mit Festlegung der einzelnen Dimensionen Theoriegeleitet markierte ich den Text mit Stichworten aus dem Leitfaden und notierte weiterf hrende Begrifflichkeiten die neue thematische Aspekte aus den Darstellungen der InterviewpartnerInnen Diese schwierig zu erhebende Frage ist verortet in den pers nlichen stark narrativen Interview passagen wenn etwa die Befragten ber ihre Beziehung zu ihrem Handy oder ber ihr erstes Handy sprechen 3 Forschungsdesign Methoden und Datenerhebung 63 kennzeichnen induktiv Im Vordergrund der individuellen Handnutzungspraktiken steht die kontextuelle Interpretation der Aussagen hinsichtlich der Zugeh rigkeit zur theoriegeleiteten Stichprobenziehung Stehen die Aussagen in einem Argu mentationszusammenhang mit dem Beruf der Branche dem Besch ftigungsver h ltnis oder der Betreuungssituation welche der die Befragte nachkommt Was markiert die Schnittstellen zwischen den einzelnen Kategorien Wie sind dies Aussagen entlang der Achse Geschlecht und Alter zu bewerten Woran lassen sich kategorienspezifische und woran subjektive individuelle Faktoren ablesen Die Art der subjektiven Technikbeziehung zu analysieren stellt eine weitere Her ausforderung der Inhaltsanalyse dar Dabei wird versucht zwischen latenten und manifesten Aussagen vgl Lamnek 2005 S 484 zu unt
361. ich allgemeine Umgangsformen mit Anruferkennung und ggf Blockierung vor und beschreibe spezifische Nutzungsszenarios f r lautlose Erreichbarkeit via SMS E Mail und Vibracall Generell besteht ein situativer Vorteil des Anrufenden gegen ber dem Angerufenen indem der Zeitpunkt individuell festlegt und man sich gedanklich auf den Gespr chsinhalt vorbereiten kann Zugleich ist es der Punkt wo die Erreichbarkeit des Einen in das ausgeliefert Sein des Anderen um schlagen kann Abhilfe verschafft die Anruferkennung die allerdings nur von den lteren Befragten als spezieller Bonus des Mobiltelefons wahrgenommen wird Herr J 42 Also ich heb praktisch nie ab ohne hinschauen wenn ich meinen gan zen Namen sage dann sagen die Leute Hey warum so f rmlich und deshalb schau ich immer hin weil es doch ein Unterschied ist f r wen man abhebt und ich die Leute meistens schon anspreche aktiv ist halt meine Art vielleicht schon wieder Zeit sparen Int Nr 4 Ill S 49 ber die Anruferkennung kann man Anrede Zeit einsparen oder sich pers nlich Zeit nehmen wie Frau P Wenn ich grad keine Lust oder keine Zeit hab oder gerade im Gesch ft bin und Kundschaft hab dann schalte ich einfach auf nicht annehmen und dann wird es abgew rgt oder wenn ich die Nummer nicht kenne dann ge he ich prinzipiell nicht ran Int Nr 13 1 S 151 Das Handy erweist sich diesbez glich als Netzwerkmedium die Identifi
362. ich der telefoni schen Erreichbarkeitsnorm entzieht endet schnell in der sozialen Isolation dann hei t es Du bist ja nicht erreichbar wenn man einige Stunden das Handy nicht abhebt Zusammenfassend besteht der sozialtechnische Charakter des Mobiltele fons darin auf Ver nderungen des sozialen Verhaltens abzuzielen indem Indivi duen zur freiwilligen Kontrolle durch Erreichbarkeit angehalten werden Abschlie end schlage ich vor Erreichbarkeit als Dispositiv zu denken was sich in der m anderhaften Denkweise Foucaults folgenderma en charakterisiert 1978 S 119f 1 Das Dispositiv ist ein heterogenes Ensemble das Diskurse Institutionen wis senschaftliche Aussagen reglementierende Entscheidungen administrative Ma nahmen und Lehrs tze umfasst Das Dispositiv selbst ist das Netz das die einzelnen Elemente verbindet Es ist konstruktivistisch und epistemisch weil es an historische Techniken des Sicht und Sagbarmachens gekn pft ist 7 Connecting People Sozialtechnik Mobiltelefonie 191 2 Das Dispositiv ersetzt die Kausalit t durch das Netzwerk vgl J ger 2001 S 74f 3 Es verfolgt einer strategischen Funktion insofern es auf ein Problem bzw ei nen konkreten historischen Notstand antwortet und zugleich Effekte desselben produziert In den n chsten Unterkapiteln sollen gouvernementale Aspekte der Mobiltelefonie und der Mobilit t beleuchtet werden Dabei wird nach folgender Gliederung vorge gange
363. ichen Um technische M n gel bzw Probleme der Netzqualit t der virtuellen Funktechnologie erlebbar zu machen wird auf das Fahrzeug als r umliches Transportmittel zur ckgegriffen was aus anderer Perspektive die Einheit von r umlicher und kommunikativer Mo bilit t als Denkform best tigt 310 10 Res mee und Ausblick 10 Res mee und Ausblick Die Wissenschaft sie ist und bleibt was einer ab vom andern schreibt doch trotzdem ist ganz unbestritten sie immer weiter fortgeschritten Der Leser traurig aber wahr ist h ufig unberechenbar Hat er nicht Lust hat er nicht Zeit dann g hnt er Alles viel zu breit Doch wenn er selbst etwas sucht was ich aus Raumnbot nicht verbucht wirft er voll Stolz sich in die Brust Aha das hat er nicht gewusst Eugen Roth Wer als Sozialwissenschafterin ein zeitkritisches wie publikationsintensives For schungsthema wie die Mobiltelefonie bearbeitet setzt sich den oben beschriebe nen Risiken in exponierter Weise aus Denn Technik und Arbeitsbeziehungen z h len zu den zentralen kapitalistischen Ordnungssystemen und das Mobiltelefon dockt an beide Bereiche an verbindet sie zu einem m chtigen Instrument der Le bensf hrung Deshalb spreche ich vom Handy als Ich Erweiterung Die Argumen tation dieser Arbeit will zu einer transdisziplin ren Sichtweise auf das Mobiltelefon einladen und reiht sich in jene techniksoziologische Untersuchungen ein die Arte fakt Geschichte mit ge
364. icht den Rang ablaufen F r kurze Infoflashs wie zum Beispiel das entscheidende Fu ball Tor wird allerdings die ortsunabh ngige aktuelle Bericht erstattung auf dem Handy TV genutzt Mittlerweile verf gen 90 Prozent aller End ger te ber eine Fotokamera die allt gliche Kommunikation ber mit Fotos bietet nun neben der oralen und schriftlichen eine visuelle Kommunikationsform Da 163 Scherze Jux aber auch Falschmeldungen die vor allem bers Internet verbreitet werden 164 Pressemitteilung vom 05 08 2005 Strahlende Informationen in http www aekwien at media Plakat_Handy pdf 6 Dr cken Freigabe Was ist ein Handy 163 durch entstehen vielf ltige pers nliche Life Documents die das Foto Handy zu einem neuen Werkzeug der Feldforschung machen vgl Kato 2003 Im Gegen satz zum Telefon als One to One Gespr chskanal erschlie t die SMS die M g lichkeit zur One to Many Kommunikation Insofern ist das Handy ein Diffusions medium im Sinne des lateinischen Wortes diffundere ausgie en verbreiten weshalb es auf vielf ltige Weise als Medium politischer Mobilisierung genutzt wird wie in Kapitel 2 1 beschrieben 6 5 1 6 Spielzeug Werkzeug Das Mobiltelefon aus den beiden Perspektiven Spielzeug und Werkzeug als gleichwertig zu betrachten fu t auf einem Verst ndnis von Technikgenese das Am sement Bequemlichkeit und Notwendigkeit vers hnt nebeneinanderstellt Es ber
365. idu um zum Ausgangs und Endpunkt politisch konomischen Handelns und gesell schaftspolitischer Verantwortung macht Parallel zu diesem Strukturwandel erm glichen die technologischen Innovationen der IKT Informations und Kommunikationstechnologien eine Neuorganisation von Arbeit die sich wiederum in neuen Formen politischer Regulierung nieder gt gt Aufgrund seiner Kollaboration mit den NationalsozialistInnen ist Arnold Gehlen politisch belastet dennoch beeinflusste sein technikphilosophisches Denken seine Studenten J rgen Habermas und Niklas Luhmann vgl W hrle 2010 5 Zum Beispiel Schlagstein als Organverl ngerung der Faust oder der Hammer als Verst rker technik des Arms vgl Gehlen 2004 1957 S 6f 70 4 Das neoliberale Subjekt und seine kommunikativen Apparatschaften schl gt Vordergr ndigster Ausdruck daf r ist die Wahl der Ausdr cke Humanka pital und Ich AG zum Unwort des Jahres Die wechselseitigen Beeinflus sungsverh ltnisse zwischen Subjekt Technologie konomie indexieren meh rere tnemenrelevante Bereiche die im Laufe der Arbeit ausf hrlich erl utert wer den Dazu z hlen die Reorganisation postfordistischer Unternehmensf hrung und deren Auswirkungen auf die Zunahme subjektivierter Arbeit vgl Kapitel 9 2 die Rolle der Informations und Kommunikationstechnologien bei der konomischen Transformation in Richtung Wissens konomie vgl Kapitel 8 2 sowie die Anforde
366. ie am Meeresufer ein Gesicht im Sand 1974 1966 S 462 Insofern m ssen die Vortr ge zur Gouvernementalit t als Weiterentwicklung Ausdifferen zierung seines Machtbegriffs verstanden werden die ein Disziplinartechniken un terworfenes Subjekt hervorbrachte Ohne Preisgabe seines umfassenden wie pro duktiven Machtbegriffs stellt Foucault nun ein Subjekt vor das mittels Selbst und Fremdf hrungstechniken hervorgebracht wird Diesen Prozess nennt Foucault Subjektivierung wie aus Individuen Subjekte gemacht werden F r Foucault ist das Subjekt zugleich das Unterworfene und das sich selbst Hervorbringende inso fern stellt Subjektivierung den paradoxen Prozess der Unterwerfung wie Erm chti gung dar Das Wort Subjekt hat einen zweifachen Sinn vermittels Kontrolle und Abh ngigkeit jemandem unterworfen sein und durch Bewu tsein und Selbster kenntnis seiner eigenen Identit t verhaftet sein Foucault 1987 S 246 Er analy siert Subjektivierung im Kontext des Regierens weil er nicht in der Befreiung des Individuums von Staat und Institutionen die L sung sieht sondern Von Staat und von dem Typ der Individualisierung die mit ihm verbunden ist m ssen wir uns befreien Foucault 1987 S 250 Dieser Denkansatz erscheint heute deswegen so aktuell weil Neoliberalismus gerade auch mit Freiheit und der Aktivierung des Individuums agiert und nicht allein mit Repression Diese Freiwilligkeit der Unter werfung in ein mobiles Erreichbarkei
367. ien auf die individuelle kollektive Wirklichkeitskonstruktion Medienphilosophen wie Nor bert Bolz sehen darin einen Paradigmenwechsel wobei Weltkommunikation die Sinneserfahrung durch Kommunikationserfahrung abl sen soll Bolz 2001 S 7 Andere beurteilen die Dichte an Information und Attraktionen negativer problema tisieren die beschr nkte Aufnahme und Aufmerksamkeits F higkeit des Men schen Man mu sich gegen die Flut der hereindr ngenden Daten abschlie en und nur noch jene Reize der Aufmerksamkeit zuf hren die zur Reaktion notwen dig sind Um diese Selektion zu leisten mu das Wahrnehmungssystem perma nent mit Signalen berflutet einem komplexen Strom von Informationen ausge setzt werden um die Irritation herabzusetzen und die Ausrichtung auf Schl ssel reize zu lernen Autofahren Computerspiele Besuche in einer Techno Disko ris kante Sportarten Fernsehkonsum oder Flanieren im Netz f rdern diese Zurich tung der Aufmerksamkeit die dann auch in eine Erwartungshaltung umschl gt eben diesem Strom an Daten ausgesetzt zu sein damit die aufgeheizte Aufmerk samkeit nicht im Leerlauf durchdreht R tzer 1998 S 94 F r einen echten Informationsvorsprung in der Google Gesellschaft hei t es In formationen selektieren und reduzieren zu k nnen Damit schlie t sich der Kreis zu einer Kernfrage dieser Arbeit die das Subjekt in den Mittelpunkt r ckt indem Fragen des organisatorischen Selbstmanagements mi
368. ierpersonal berwiegend Kellner Die An nahme war dass an diesem Ort Telefonieren rascher als st rend als Verletzung der Umgangsformen wahrgenommen werden w rde als in einem Lokal mit Fern seher und Musik Zur Rollenaufteilung im unsichtbaren Theater geh ren neben den AkteurInnen BeobachterInnen und abh ngig von der Themenbrisanz ein Trouble Shooter der die je nach Bedarf eingreift um eine Eskalation zu vermei den Eine Frau Anfang 30 mit bertrieben betontem ober sterreichischem Dialekt benutzt um kritische konflikttr chtige Situation im ffentlichen Raum zu thematisieren z B Ge walt zwischen Jugendlichen Konfliktsituationen im Wohnbau Diskriminierung von Kopftuchtr ge rinnen Kritisiert wird an dieser Methode dadurch die Opfer erneut vorzuf hren statt zum Empowerment beizutragen Dies passiert allerdings nur wenn die Szene nicht aufgel st nach bearbeitet wird sei es durch eine Diskussion oder im Stil des Forumtheaters bei dem eine Joker Figur die Aufgabe bernimmt ein positives L sungsangebot aufzuzeigen Ziel des unsichtbaren Theaters ist es Zuschauer die nicht wissen dass sie welche sind zu Handelnden zu machen weil das Spiel der Schauspieler als solches nicht wahrgenommen wird sondern als Realit t vgl Thorau 1993 60 3 Forschungsdesign Methoden und Datenerhebung bernahm die Rolle der Laut sp ter Br ll Telefoniererin Nachdem alle AkteurIn nen Platz genommen hatten
369. ierten Lebens und Familienalltags vgl Kapitel 9 4 Technologien formen soziale Ordnung und soziale Ordnung wird ber Technolo gien hergestellt vgl Winner 1986 Genauer gesagt ber Kontroll und berwa chungstechnologien und ber Rationalisierungstechnologien die die Macht und Eigentumsverh ltnisse ber die Beziehung von Arbeitskraft und Kapital steuern Das Soziale selbst ist Gegenstand der Sozialtechnologie die synonym mit den Begriffen Sozialtechnik Social Engineering soziale Planung Sozialmarketing verwendet wird Knoblauch 2006 S 1 Bereits ein Blick in den Bibliothekskata log verdeutlicht die Vielfalt der Begriffsebenen von Sozialtechnik verzeichnet sind Beitr ge zu Sterbehilfe Sozialarbeit Unfallverh tung Prothetik Rolltrep pen Werbung und Marketing Die beiden Letztgenannten nehmen im Kontext die ser Arbeit einen besonderen Stellenwert ein und sind der in Kapitel 5 skizzierten konomie der Aufmerksamkeit zuzurechnen Aus diesem Blickwinkel wird Sozial technik als Technik der systematischen Beeinflussung von Menschen Berghoff 2007 S 12 durch die Anwendung sozialwissenschaftlicher oder verhaltenswis senschaftlicher Gesetzm igkeiten verstanden vgl Kroeber Riel Esch 2004 S 135 Marketing wird omnipr sent Seit den 60er Jahren wird es auf nicht wirtschaftliche Bereiche ausgedehnt und wird f r sozial erw nschte Ideen bzw Verhaltensweisen anw
370. iety In Nyiri Krist f Hg A sense of place The Global and the Local in Mobile Communication Vi enna Passagen Verlag S 93 104 Simms Timothy 2004 Soziologie der Hybridisierung Bruno Latour In Moebius Ste phan Peter Lothar Hg Franz sische Soziologie der Gegenwart M nchen UTB S 379 393 Spohn Annette 2000 Im Angesicht des Abwesenden Das Telefon in der bildenden Kunst In M nker Stefan Roesler Alexander Hg Telefonbuch Frankfurt am Main edition suhrkamp S 101 125 Steinbicker Jochen 2001 Zur Theorie der Informationsgesellschaft Ein Vergleich der Ans tze von Peter Drucker Daniel Bell und Manuel Castells Lese und Budich Stiegler Bernard 2009 Denken bis an die Grenzen der Maschine Z rich Berlin Dia phanes Stuhr Mathias 2010 Mythos New Economy Die Arbeit an der Geschichte der Informati onsgesellschaft Bielefeld transcript S tzl Wolfgang Ingruber Daniela 2001 K rper und Identit t in elektronischen Netzen Die Politik des Datenk rpers In Filzmaier Peter Hg Internet und Demokratie The State of Online Politics Studien Verlag Innsbruck Wien M nchen Bozen 2001 S 139 154 Thorau Henry 1993 Lokaltermin Unsichtbares Theater Anmerkungen zu einer um strittenen Methode Augusto Boals Anmerkungen zu einer umstrittenen Methode Au gusto Boals In Ruping Bernd Hg Gebraucht das Theater Die Vorschl ge Augusto Boals Erfahrungen Varianten Kritik
371. igungs Kr fte unserer Zeit Unterm Strich entsteht der Eindruck dass sich die Jungs und l ngst auch die M dels die bei jeder Gelegenheit ihr Multitasking Handy z cken um Banales zu bequasseln und st ndig Termine austauschen daf r sch men dass sie so langsam sind im Vergleich zu ihrem Computer Hilfe meine Prothese ist schneller als ich Aber das wollten wir ja auch Wer das Tempo seines Werkzeugs einzu holen versucht wird dessen Teil Hervorhebung B B Lotter 2008 S 54 Kurz zusammenfasst f rdert Multitasking eine technische Prothesenkultur die das Handy zur Ich Erweiterung macht Galt Multitasking lange Zeit als besondere Begabung Talent hat es dieser Tage eher eine schlechte Presse Multitasking ist K rperverletzung Schirrmacher 2009 S 69 lautet seine griffige Formulierung Die er anhand einer Vielzahl empi rischer Studien belegt wissen will dass die menschliche Wahrnehmung nicht wirklich multitaskingf hig ist Polychronizit t soll Entscheidungskraft Konzentrati onsf higkeit wie Aufmerksamkeit schw chen vgl Meckel 2007 S 101 Das schlechte Image von Multitasking reflektieren die Befragten auch selbst und be ginnen sich f r diese Vorliebe fast schon zu rechtfertigen Frau K Also ich bin jemand der immer f nf Sachen gleichzeitig machen will Das ist nat rlich nicht richtig man soll immer das genau konzentriert ordentlich machen was man gera de tut aber ich denke
372. ikativer Gespr chsstil Charakteristika medienvermittelter Kommunikation 132 Entgrenzung und Erreichbarkeit sn44snnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnn nn 133 Telepr senz Fernanwesenheit und Nahabwesenheit 4uusrssnnnnenn ernennen ennennenen nn 139 Wasist ein Handy ranir o A Rare a A A aa 143 Apparat Artefakt Computer Gegenstand Medium Spiel und Werkzeug 145 Technische und soziale Handyfunktionen Typenbildung und Kategorisierungen 167 Das Handy als Ich Erweiterung 444444sssnn4nnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnn 173 Connecting People Sozialtechnik Mobiltelefonie uuurnusssnnnneennnnnnnnnnnnnnnnnnnnn 179 Begriffsarbeit Techniksoziologie oder Sozialtechnik 4444sssnnnnnnnnnnnnnennnnnnn 179 Mobiltelefonieren als Regierungstechnik h tte Foucault ein Handy 184 Selbstf hrungstechnologie Mobil telefonieren 4sss4444444nnnnnnnennnnnnnnnnnnnnnnn 191 Mobile Sicherheit und das Sicherheitsdispositiv ussssssssnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnn nn 193 Disziplinierende Mobilit t Automobilit t und Kontrolle 24444444400Hnnn naar 194 Auf dem Laufenden sein Zur Verbindung von Kommunikation und Mobilit t 198 Zur Struktur hnlichkeit von Auto und Handy ss 24442444440nnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnn an
373. ilie und wie daf r das Handy eingesetzt wird besch ftigt mich in Kapitel 9 4 und spezifisch beruflich zuordenbare Organisationsaufgaben in Kapitel 9 3 9 2 2 1 Organisieren Den Gro teil der Organisationsaufgaben welche die Befragten dem Handy ber tragen sind telefonische Abstimmungsgespr che mit dem besonderen Vorteil sie nebenher erledigen zu k nnen Frau K Schmuckdesignerin Verk uferin und Mut ter zweier betreuungspflichtiger Kinder gibt ein Beispiel wie das Handy ihre All tagsorganisation erleichtert Man kann sich kurzfristig Termine ausmachen Zum Beispiel ich sitze in der Stra enbahn mir f llt ein ich sollte mir einen Arzttermin ausmachen dann hab ich meine rztin eingespeichert im Handy zack ruf an hab den Kalender parat und kann mir einen Termin ausmachen Int Nr 6 I S 74 Frau L liebt nach Eigenangaben ihren Blackberry weil wenn mir etwas ein f llt was ich alles erledigen muss trage ich es mir im Kalender f r den n chsten Tag ein und dann wei ich ich kann es vergessen und am n chsten Tag wenn ich den Computer einschalte wei ich dass die Erinnerung drinnen steht Int Nr 224 Zur Erkl rung bei dem Blackberry handelt es sich um ein mittlerweile recht erfolgloses Vorg ngermodell der internettauglichen Multifunktionshandys Smartphones iPhones 244 9 Arbeit und Mobiltelefon 8 I S 100 Die H lfte der Befragten verl sst sich auf die Erinnerungsfunktion
374. iltelefon verwendet wird Gegliedert werden die einzelnen Nutzungsaspekte entlang signifikanter Ph no mene der Lebensf hrung Entgrenzung Doppelerwerbst tigkeit und Verbetrieblichung der Lebensf hrung Entgrenzung ist nicht als singul res Ph nomen zu verstehen viel eher als Aggre gatzustand der mal fester mal flie ender auf verschiedene Lebensbereiche zu trifft Das Mobiltelefon erweist sich als regelrechte Entgrenzungsmaschine In Ka pitel 5 zeigte ich wie es die Entgrenzung von ffentlichkeit Privatheit vorantreibt und zugleich zur Entgrenzung von Arbeit Freizeit und Zeit Raum beitr gt Ent grenzung beschr nkt sich nicht auf u ere Notwendigkeiten Anforderungen son dern erfasst ebenso innere Befindlichkeiten Emotionalit ten In diesem Sinne l st betriebliche Entgrenzung Prozesse der Subjektivierung aus um mit den unter nehmerischen Anforderungen zu Recht zu kommen vgl Vo 2007 S 101 In Kapitel 9 1 1 werden die pers nlichen Erfahrungen der befragten Personen aus gewertet Welche Formen der Entgrenzung der Arbeit werden als positiv welche als negativ erlebt Dass entgrenzte Freizeit keine grenzenlose Freiheit ist be schreiben viele Befragte die selbstverst ndlich rund um die Uhr erreichbar sind Ist diese Erreichbarkeit ein Ausdruck entgrenzter Arbeitsanforderungen an das Subjekt oder sind damit auch selbst gesteuerte Arbeitsformen verbunden Welche technischen und sozialtechnischen Anpassun
375. imes Ger t eingeflossen 3 5 Interview Auswertung Die Textanfertigung erfolgte auf Basis vollst ndig transkribierter Tonbandaufnah men mit der Anforderung Pausen Emotionen u explizit festzuhalten Nach erstmaligem Lesen wurden die Texte nach thematischen inhaltstragenden Kriteri en gek rzt und die auszuwertenden Prim rtexte nach Abs tzen nummeriert Ge k rzt wurden Antworten auf Fragen die sich entgegen meiner Annahme bei der Fragebogenentwicklung als nicht forschungsrelevant erwiesen zum Beispiel die H he der Handygeb hren Ebenso gek rzt wurden sehr detaillierte Beschrei bungen anderer Arten der Mediennutzung Ebenso gestrichen wurden F llw rter sprachliche Ausschm ckungen ohne inhaltliche Bezugnahme umgangssprachli Die Annahme war dass zwischen der Bereitschaft viel Geld f r Handygeb hren auszugeben und der pers nlichen Bindung ein Zusammenhang besteht was sich im Zuge der Befragung nicht best tigte 62 3 Forschungsdesign Methoden und Datenerhebung che Ausdr cke sowie W rter um im Redefluss zu bleiben ah irgendwie halt F llworte und Dialektausdr cke soweit nicht von erkennbarem Analysewert wur den zugunsten einer lesefreundlichen Schriftsprache umgeschrieben Die sozio demografischen Daten werden zusammengefasst dargestellt Mittels Textredukti onsverfahren vgl Froschauer Lueger 2003 S 159 werden die Interviewpassa gen reduziert auf die berufliche Handynutzung da
376. in Christina Kaindl von einer Mobilisierung der Subjekte durch Subjektivierung 2007 S 149 spricht Da die Mobilisierung 90 4 Das neoliberale Subjekt und seine kommunikativen Apparatschaften von Gef hlen vorrangig als Selbstmobilisierung aber auch im Zurschaustellen von Emotionen in Arbeitsprozessen an Bedeutung gewinnt erfreuen sich Psycho techniken wie NLP gro er Beliebtheit Die reale Widerspr chlichkeit neoliberaler Anforderungen stellt sich f r die Betroffenen durchaus als leidvoll dar Im Kontrast zu denen die ihre Emotionen zu Kapital machen k nnen steht das Leiden derje nigen denen die Selbstmobilisierung nicht gelingt oder die trotz Selbstmobilisie rung keinen Erfolg haben und dies dann wieder auf sich beziehen Sie zeigen sich in Ersch pfungsdepression der berarbeiteten Steinr cke zit n Kaindl 2007 S 158 Ein Ausweg f r das Ersch pfte Selbst Alain Ehrenberg liegt in technischen Erweiterungen die in dieser Arbeit als Ich Erweiterungen bezeichnet werden wie diese subjekttheoretisch gefasst werden skizziert das n chste Kapi tel 4 2 2 Subjekt Artefakte F r eine kurze Zeit in der Geschichte der Philosophie der Gesellschaft des Denkens der Wissenschaft war das Subjekt im Zentrum der Macht wenngleich st ndig vor seiner Entthronung bedroht durch das Unbewusste die Sprache die Zeichen die Strukturen von Fluchtlinien Heute haben sich die Objekte und Dinge in Stellung
377. in Handy Qualit t der Krankenpflege besteht die Gefahr einer technologisch gesteuerten Zweiklassenmedizin Aufgabe dieser Zusammenfassung ist es den Boden f r die empirische Untersu chung aufzubereiten Diese Basis erlaubt es berufliche wie private Zusammen h nge der NutzerInnen theoretisch fruchtbar einzuarbeiten Es erm glicht einen Blick auf die Mobiltelefonie als Medium der Individualisierung individueller Medi ennutzung und Erreichbarkeit und gleichzeitig als ein Medium der Totalisierung und st ndiger Konnektivit t Linz 2008 S 171f Damit wird wiederum der politikwissenschaftliche Blick auf Machteinschreibungen in Technologieverh ltnis sen gesch rft Das n chste Kapitel stellt Mobiltelefonieren als Sozialtechnik im Foucaultschen Sinne vor 77 Ich bernehme hier den Begriff von Linz allerdings nicht ihre Interpretation Sie erkl rt den Sie geszug des Handys nicht als Folge einer globalisierten Mobilit t sondern im individuellen Wunsch nach kontinuierlicher kommunikativer Verbindung Linz 2008 S 174 Meine Auslegung richtet sich am Foucaultschen Verst ndnis von Regierungstechnik aus die aus dem Zusammenspiel von Selbst und Fremdf hrungstechniken hervorgehen 7 Connecting People Sozialtechnik Mobiltelefonie 179 7 Connecting People Sozialtechnik Mobiltelefonie Der fast schon zum allgemeinen Sprachgut z hlende Werbeslogan Connecting People des weltweit bekan
378. in joviales Servus f r den die Freundin weicht dem formellen Guten Tag ruft jemand aus der Firma oder die Hausverwaltung an 6 3 1 Verbreitungstempo Vom Statussymbol zur Selbstverst ndlich keit Ein gro er Unterschied zwischen Telefon und Mobiltelefon liegt im Tempo der Etablierung im Alltagsleben Brauchte das Telefon von den ersten Anf ngen der Erfindung bis zum Standardeinrichtungsgegenstand ber 100 Jahre vollzog das Mobiltelefon diese Entwicklung innerhalb von 10 Jahren vgl FMK Forum Mobil kommunikation 2008 S 6f Ein Grund daf r dass das Mobiltelefon der Gegen stand mit der schnellsten Massenverbreitung ist liegt in der grundlegenden Ver trautheit mit der Kulturtechnik des Telefonierens Dieser bereits oben skizzierte Umgang mit Telepr senz muss vom Individuum erst erlernt werden vgl Baumann 2000 S 15 Die Anfangszeit der Telefonie illustriert diesen Lernprozess So in formiert die Arbeiterzeitung ber den richtigen Umgang mit dem Telefon vgl Ca pek 1932 und toleriert keine Ausreden mehr bei telefonischer Ungeschicklichkeit Arbeiter Zeitung 1932 Und es wird gegen vorherrschenden ngste angeschrie ben Telephonieren leicht gemacht Man darf sich nur nicht davor f rchten edba Mehrj hrige Aushandlungsprozesse lassen Praktiken des Telefonierens entstehen zum Beispiel dass man wei wie man ein Telefonat beginnt und been det Gerade in der Fr hphase des Mobiltelefons wird dieser
379. indung in gro e technische Systeme erfordert Des Weiteren sind wettbewerbsrechtliche Regelungen sowie die Produktion von Endger ten n tig In ihrer aufschlussreichen Dissertation ber die europ ische Informationsgesellschaft 144 So sind die Mobilfunkmasten ber Festnetz mit der Datenrelais Station verbunden 14 Wie man sich vorstellen kann ist der Ausbau eines Telefonnetzes mit der Verf gbarkeit von Kapital verbunden Aber dies ist kein Grund f r die rasche Entwicklung in den USA im Gegenteil der Ausbau war und ist von chronischem Geldmangel begleitet Dass ein Staatsmonopol besser geeignet ist als eine private Betreiberfirma widerlegt das Beispiel Frankreich Daher schlussfolgert Rammert dass weder wirtschaftliche noch politische Gr nde die unterschiedliche Telefonentwick lung in Europa und den USA erkl ren sondern kulturelle vgl Rammert 1993 S 250f 6 Dr cken Freigabe Was ist ein Handy 147 beschreibt die Politikwissenschafterin Petra Schaper Rinkel die Wechselwirkun gen zwischen der Architektur der Netze und dem Bau politischer Gemeinwe sen Schaper Rinkel 2003 S 9 und stellt gerade auf europ ischer Ebene eine politische Steuerung der Technologieentwicklung fest Ohne System funktioniert der Handy Apparat nicht Der Apparat repr sentiert oft mals das technische System weshalb der Apparat gerade in der deutschsprachi gen Technikkritik oftmals zum Synonym f r Technikkritik wird
380. ine Es erlaubt st ndig mit seinem sozialen Netzwerk in Kontakt zu bleiben Es erleichtert die fl chtige Kontaktaufnahme Indem mal die Telefonnummern ausgetauscht werden Technologiebedingt entstehen auch neue Kontaktformen wie die interaktive Kommunikation mit der Stadtumgebung via GPS oder SMS e Das Handy ist ein pers nliches mitunter intimes Ger t Sensorisch wie es sich an den K rper einf gt oder wir den K rper um es herum drapieren Es ist im mer bei uns wir vertrauen ihm die intimsten Details an und es speichert per s nliche Daten von uns zum Beispiel GPS Bewegungsprotokolle Die SIM Nummer wird zu unserer Nummer e Das Handy ist ein apparativer St rfaktor Er spielt Fac2Face Begegnungen und telepr sente Begegnungen gegeneinander aus Wir verlieren das Gef hl f r das Territorium des Selbst und f r die Lautst rke unserer Stimme Wir erwei tern unseren individuellen Handlungsspielraum und verabs umen es so den ffentlichen Raum mit zugestalten 114 6 Dr cken Freigabe Was ist ein Handy 6 Dr cken Freigabe Was ist ein Handy Das letzte Kapitel zeigte dass vieles das als Die mobile Revolution Reischl Sundt 1999 deklariert wird gar nicht so origin r ist und in Ans tzen be reits vom Telefon vorweggenommen wurde So ver nderte dieses auch das sozia le und berufliche Leben nachhaltig In der technikgeschichtlichen Entwicklung gibt es grundlegende Gemeinsamkeiten zwischen Telefon
381. ingt neue Bestellungen dient Ihrer Telep 1 ur P Kundschaft und hilft zum Erfolg J hrlich 14000 Ne uanschl sse ern _ p ostenberechnun t e k durch das Telephonamt K h hn und Beratung d hd Tel ph an Abbildung 2 Inseratekampagne der PRO TELEPHON 1927 Museum f r Kommunikation Bern in Stadelmann et al 2002 S 59 Es ist dem Eigensinn der Nutzerinnen zu verdanken dass das Telefon zum typi schen Plaudermedium wurde Der Wandel hin zum Plaudermedium vollzieht sich 6 Dr cken Freigabe Was ist ein Handy 125 zuerst in den USA dessen BewohnerInnen von Anfang an eine offenere positi vere Haltung gegen ber dem Medium einnahmen was auch zur rascheren Ver breitung f hrte So nutzten die amerikanischen B uerinnen das Telefon nicht nur um den Tierarzt bei kalbenden K hen anzurufen sondern entdeckten das Ger t auch zur sozialen Kontaktpflege und zum Gespr chsaus tausch Indem Frauen begannen das Te lefon auch f r private Zwecke und zur Un terhaltung zu nutzen entstand das Stereo typ der weiblichen Viel Telefoniererin ge gen ber dem m nnlichen sachorientierten effizienten Telefonierenden oder der emotionalen Quasselstrippe und dem m nnlichen Puristen Klaus 2007 S 147 Die Problematisierung des weibli chen Telefonkonsums dargestellt im Sprachbild der Quasselstrippe beginnt ab jenen Zeitpunkt als Hausfrauen be wur gannen das Telefon selbst ndig und ei ig genwi
382. interpersoneller Medien korrespondiert meiner Meinung nach mit den allgemeinen politischen Verhaltens trends Jugendlicher So wird das kurzfristige gesellschaftspolitische Engagement Formen l ngerrfristiger politischer Besch ftigung vorgezogen Zugleich er ffnen die Kommunikations und Medientechnologien politischen Organisationen und NGOs die fast ausschlie lich auf ehrenamtlicher Arbeit funktionieren vielf ltige Gestaltungsspielr ume Diese Art der technisch vermittelten Kommunikation f hrt zu einer Beschleunigung und zugleich zu einer Ver nderung von Gruppendynami ken und Kommunikationsabl ufen innerhalb von Meinungsbildungsprozessen So auf Wahlveranstaltungen in der N he des eigenen Wohnorts und bot vielf ltige Tipps wie man Geld f r Wahlspenden aufstellen k nne 18 Mittels Crowdsourcing oder zu Deutsch Schwarmauslagerung werden innerhalb kurzer Zeit Meinungsbilder bzw Wissen generiert indem man die Crowd im Internet oder aus mobilen Netz werken aktiviert Crowdsourcing is the act of taking a job traditionally performed by a designated agent usually an employee and outsourcing it to an undefined generally large group of people in the form of an open call vgl Howe 2006 Gerade Gesch ftsideen setzten auf das neue Verh lt nis Masse Mensch dass etwa bei der Beschaffung von Inhalten wie z B Fotos in der Meinungs forschung oder bei bersetzungsdiensten angewandt wird Jeff Howe prognostiziert
383. io 1999 1934 Gef ngnishefte Bd 9 Hamburg Green Nicola 2002 Gemeinschaft neu definiert Privatsph re und Rechenschaftsschul digkeit In Ny ri Krist f Hg Allzeit zuhanden Gemeinschaft und Erkenntnis im Mo bilzeitalter Wien Passagen Verlag Grimm Petra Rhein Stefanie 2007 Slapping bullying snuffing Zur Problematik von gewaltt tigen und pornografischen Videoclips auf Mobiltelefonen von Jugendlichen Berlin Vistas Gross Peter 1994 Die Multioptionsgesellschaft Frankfurt am Main Suhrkamp Gruber Harald 2005 The Economics of Mobile Telecommunications Cambridge Cambridge University Press Gruber Sabine L ffler Klara Thier Klaus Hg 2002 Bewegte Zeiten Arbeit und Frei zeit nach der Moderne Wien Profil Verlag Gruen Arno 2008 Der Verrat am Selbst Die Angst vor Autonomie bei Mann und Frau M nchen Dt Taschenbuch Verlag Haas Barbara Scheibelhofer Ella 1998 Typenbildung in der qualitativen Sozialfor schung eine methodologische Analyse anhand ausgew hlter Beispiele Wien Institut f r H here Studien IHS Literaturverzeichnis 333 Habermas J rgen Luhmann Niklas 1979 Theorie der Gesellschaft oder Sozialtechno logie was leistet die Systemtheorie Frankfurt am Main suhrkamp taschenbuch wis senschaft H der Michael und Sabine Hg 2009 Telefonbefragungen ber das Mobilfunknetz Konzept Design und Umsetzung einer Strategie zur Datenerhebung Wiesbaden VS
384. ion of technologies This approach confirms the synopsis of the history of the telephone as it is represented in Chapter 6 Communication technologies swim in the wake of social change Once incorporated into everyday routines you will forget the conflicts that gave rise to new technologies and the motivations that made them appear essential over the time The best proof for this argument is the development of mobile phones itself Only with the changing lifestyle of Post Fordism the social conditions arise for the need of this mobilization instrument Dissolution of boundaries between space and time globalization mobility flexibili ty between work and family double employment Work Life Balance and entre preneurship as an ideological interpellation Ich AG and practical necessity So lo Workers In the Post Fordist service economy mobile access perpetual con tact is gaining importance both industry specific and job dependent Perpetual contact includes physical and communicative aspects that stand by one another in a dynamic relationship This is evident in the use alliance between car and the mobile In the empirical section of the thesis 18 problem centered interviews testing ten hypotheses regarding cell phone use are presented The selection of interview partners is based on theoretical sampling with contrasting Sample selection The mobile phone appears to be a self extension largely by helping to manage flexibil ity com
385. is gera de das Anz nden von Autos medial immer als besonderer Affront dargestellt wird 202 8 Auf dem Laufenden sein Zur Verbindung von Kommunikation und Mobilit t Man sah im Auto eine Fahrmaschine zum Flanieren bewegliche Skulpturen oder genoss den Geschwindigkeitskitzel vgl M ser 2002 S 12ff aber dass dies einmal ein allt gliches Verkehrsmittel werden w rde ahnte niemand In Deutschland stie die Motorisierung gerade bei der Wohnbev lkerung von Durchzugsstra en auf gro e Ablehnung und Proteste wie die Studie von Uwe Fraunholz 2002 belegt Die Proteste richteten sich gegen den Herrschaftsan spruch des Autos weil das schnellste und schwerste Fahrzeug die brigen Ver kehrsteilnehmer an den Rand dr ngte vgl Merki 2008 S 58ff Die steigenden Zahlen an Autounf llen Staub L rm und Gestank verlangten nach technischen und sozialen Regulierungen Die Folgen waren die Durchsetzung von Tempoli mits die Einf hrung von Rechtsnormen bei Verkehrsunf llen die Einf hrung der KFZ Versicherung sowie die Entwicklung besserer Stra enbel ge um die Staub entwicklung einzud mmen Um die Wende vom Sportger t zum Transportmittel zu vollziehen die in Europa erst in den 1950er Jahren einsetzte erkannte der Staat in der zunehmenden Besteuerung der Automobilisten eine Strategie um den Stra enausbau zu finanzieren sowie Staatseinnahmen zu lukrieren ebda S 52ff Wo sich der Verkehr seine Wege ba
386. isches Ziel der Stadtplanung ist es ffentliche R ume so zu ent werfen dass sie zum M glichkeitsraum zuf lliger Begegnungen und Kontakte 3 Jeremy Wood und Hugh Pryor gelten als Pioniere des GPS Malens d h sie zeichnen ihre Gehwege mit GPS auf welche sie dann grafisch zeichnerisch umsetzen vgl SPIEGEL Online 2004 Oder reale Orte erhalten virtuelle Sticker und werden so zu virtuellen Anschlagtafeln Bei einem Kunstprojekt in New York forderte man Menschen auf gekennzeichnet Orten ihre Gedanken zu diesem Platz zu u ern die dann auf einer Tafel dar ber aufgezeichnet und angezeigt wurden vgl Perlman 2005 100 5 Entgrenzungsmaschine und Medium individueller Mobilisierung werden vgl Rauterberg 2002 Diese Aufgabe umzusetzen wird schwieriger da reale mit telepr senten Begegnungen im ffentlichen Raum um Aufmerksamkeit konkurrieren Durch die vermehrte Handynutzung ver ndert sich das Stadtbild ma geblich Architektonisch entwerfen die Mobilfunkmasten eine Skyline der Stadt sie beflaggen den Stadtraum Die Allgegenwart von Mobiltelefon bringt eine neue Ikonographie hervor die handyfreie Zonen anzeigt sei es im Restaurant oder im Zug Und manche Kinobetreiber schrecken vor klandestinen Techniken nicht zur ck um so f r eine st rungsfreie Vorstellung zu sorgen Telefonzellen verschwinden aus der st dtischen Infrastruktur oder werden zu Informationster minals umgewandelt Diese Terminals repr sentieren di
387. iskussion der deutschsprachi gen interpretativen Soziologie In Forum Qualitative Sozialforschung 3 2 Art 7 In http nbn resolving de urn nbn de 01 14 fqs020276 Hrachovec Herbert 2005 Zur Epistemologie der neuen Medien Kommunikation im 21 Jahrhundert Die mobile Informationsgesellschaft In http wap phil inst hu Hrachovec hrachovec_prj descr htm 2005 13 5 2011 Kapp Ernst 1877 Grundlinien einer Philosophie der Technik Zur Entstehungsgeschich te der Cultur aus neuen Gesichtspunkten Braunschweig George Westermann In http vIp mpiwg berlin mpg de library data lit39532 index_html pn 1 amp ws 1 5 Keupp Heiner 2000 Eigensinn und Selbstsorge Subjektsein in der Zivilgesellschaft In http www ipp muenchen de texte eigensinn_und_selbstsorge pdf 26 10 2008 Klenk Fabian 2007 Ethnologie der modernen Technologien Das Mobiltelefon als kultu relles Artefakt Ludwig Maximilians Universit t M nchen In http fabianklenk info mobilephone Klenk 20Fabian 2007 Ethnologie 20der 20modernen 20Technologie n pdf Knoblauch Hubert 2006 Sozialtechnologie Soziologie und Rhetorik Manusskript Ber lin In http www as tu berlin de fileadmin fg225 material_knoblauch knoblauch_2006 _ Sozialtechnologie pdf Kogler Alois 2006 Die Kunst der H chstleistung Sportpsychologie Coaching Selbst management Springer In http books google de books id K9hSpYuST94C Kratzer Nick Sauer Dieter Hacket Anne et al 2003
388. ist f r manche eher eine Art Auf fangbecken f r ineffiziente Kommunikation Dahin gehend l sst sich die Aussa ge der einzigen befragten Person ohne Mailbox Nutzung interpretieren viele reden gar nichts drauf dann h rst nur immer zick auflegen zick auflegen Dann sind Nachrichten drauf die eigentlich zu 80 Prozent unn tig sind weil da h tte er k nnen noch mal anrufen dann muss man sie zur ckrufen nicht nur dass es mein Geld kostet weil er wollte ja etwas von mir hab ich es abge schaltet Int Nr 15 Ill S 180f Im Gegensatz dazu findet der Bauunternehmer Herr J das Mailboxsystem ganz praktisch Manchmal ist es so dass Informa tionsfl sse drei vier Mal hin und her gehen alles ber die Mailbox und man dann 20Die Befragten verwenden Sprach oder Mailbox synonym f r die Anrufbeantworter Funktion des Mobiltelefons 221 Als ineffiziente Anrufe verstanden einige Befragte Anrufe ohne Informationsgehalt auch anlass lose H flichkeitsanrufe 9 Arbeit und Mobiltelefon 237 trotzdem zu einem Ergebnis kommt Das Thema sind immer Abl ufe wo ich sage am Ende des Gespr chs hat jeder die Information die er braucht und so gesehen ist das Handy schon eine tolle Erfindung Int Nr 4 Ill S 47 Der Umgang mit st ndiger Erreichbarkeit wird besser verst ndlich mit R ckgriff auf das Repertoire technisch formatierter Kommunikationsweisen Als N chstes stelle
389. ist und Herr K Int Nr 9 Arbeit und Mobiltelefon 309 7 Il S 80 spricht ber die telemobilen Anf nge dass man bei jedem zweiten Gespr ch rausf llt die Zeit bevor die gro e Handywelle gerade angerollt ist Und Frau K Int Nr 6 I S 79 k nnte wenn sie jemanden nicht erreicht 1000 Mal anrufen Grad dass ich nicht in die Leitung hinein springe e Telefongespr che sind K rperausscheidungen Zum Abschluss m chte ich noch ein gewagtes metaphorisches Konzept einbrin gen wie es der Titel nahelegt Wie bereits thematisiert liegt im k rperlichen Be zug ein Wesensmerkmal dieser Kommunikationstechnik und ein Hauptargument f r das Handy als Ich Erweiterung Diese l sst sich auch an der Aussage von Herrn J Int Nr 4 Ill S 49 ablesen wenn er sich in sch nen Restaurants aber auch in der U Bahn von Telefonierenden gest rt f hlt F r mich ist das so wie wenn er herkommt und mich mit Mundgeruch anhaucht wo ich sage Kannst bitte weggehen und genauso empfinde ich ein Telefonat das mich nicht interessiert Geht es darum st rende Handyerlebnisse zu beschreiben w hlt Herr T Int Nr 17 I11 S 201 Abfall als Sprachbild um seinen rger auszudr cken ich will etwas von dem und der telefoniert penetrant und spricht M ll teilweise Wie diese Metaphern Ersterprobung gezeigt hat tauchen k rperliche Sprachbilder auf um technogene N he und Distanz zu veranschaul
390. it tsvor stellungen das Heraufd mmern eines unsicheren Individuums unf hig eigenver 84 1996 schrieb Daniel Goleman den Bestseller Emotionale Intelligenz der von der Kraft der Gef h le handelt und der in Selbstbewusstsein motivation management Engagement und Empathie die wichtigsten Prinzipien des individuellen EQ sah Ein Instrument der Organisationsentwicklung ist das sogenannte 360 Grad Feedback wobei Fach und F hrungskr fte von Kolleginnen Kundinnen MitarbeiterInnen beurteilt worin Br ckling ein demokratisiertes Panopticon erkennt vgl Br ckling 2001 77ff 86 4 Das neoliberale Subjekt und seine kommunikativen Apparatschaften antwortliche Entscheidungen zu treffen ausgestattet mit einem flexiblen Charakter vgl Sennett 2000 Zur Veranschaulichung dieser psychischen Dimension von Subjektivit t w hlte der Psychiater Robert Lifton den Begriff des proteischen Selbst Wir werden zunehmend fluid und vielseitig Ohne es so recht zu reali sieren haben wir ein Selbstgef hl entwickelt dass der Rastlosigkeit und dem Fluss unserer Zeit entspricht Dieser Seinsmodus unterscheidet sich radikal von fr heren und bef higt uns zu kontinuierlicher Exploration und zu pers nlichem Ex perimentieren Lifton 1993 S 1 Auch der Arbeits und Technologieforscher Je remy Rifkin sieht in diesem neuen Menschentyp eine Chance wenn nicht sogar eine technologisch gesellschaftliche Notwenigkeit Das neue pro
391. it als Vorteil Gerade M tter sch tzten das Handy als Fernbedingung um via Remote Mothering f r ihre Kinder erreichbar zu sein Gerade f r Eltern spielt das Mobiltelefon in der Organisation der Vereinbarkeit von Berufs und Familienleben eine gro e Rolle Auch diese Zusammenhangshypothese best tigt sich voll Interessant ist wie sich die Einsatzweise des Handys als Instrument der Vereinbarkeit von Beruf und Fa milie mit den ver nderten Betreuungsaufgaben wandelt Dabei kommen in erster Linie M tter zu Wort die mehrheitlich einen Gro teil der Care Arbeiten berneh 300 9 Arbeit und Mobiltelefon men Bei Kleinkindern wird versucht mit dem Handy die Rigidit t beruflicher Zeit anforderungen mit kindlichen Zeitbed rfnissen etwa nach Spontanit t und kurzen Wartezeiten abzustimmen So k nnen Versp tungen angek ndigt werden just in time Vereinbarungen getroffen mobile Telefonnetzwerk Kontakte im Krankheits fall aktiviert werden und noch w hrend die Kinder vom Kindergarten abgeholt werden wird das Essen vorbereitet Umgekehrt dient das Handy dazu die st rke re r umliche Immobilit t von M ttern telekommunikativ zu kompensieren Anstelle eines pers nlichen Treffens das vielfach ein aufwendiges Arrangieren von Be treuungspersonen erfordert wird am Spielplatz oder abends zuhause mit der Freundin telefoniert Bei Kindern bzw Jugendlichen bernimmt die Erreichbar keit derselben die zentrale Bedeutun
392. it dieser Annahme folgten formierten sich durch SMS organisierte Massenkundgebungen die eine objektive Berichter stattung sowie sorgf ltige Aufkl rung der Attentate einforderten Diese Vorf lle gelten als Vorzeigebeispiel f r das Mobiltelefon als Medium der Gegen ffentlich keit das die Tageszeitung El Pais zu dem Kommentar Titel veranlasste Der wah re Wahlsieger hei t SMS R tzer 2004a Es zeigt exemplarisch wof r Peer to Peer Journalismus steht wie Informationen trotz einer Nachrichtenblockade bzw sperre verbreitet werden k nnen Darin sieht Howard Rheingold 2002 S 167 das revolution res Potenzial des Mobiltelefons zur demokratischen Neugestaltung der Gesellschaft Explizit besch ftigt sich das Portal Mobile Active org mit den viel f ltigen Nutzungsm glichkeiten des Mobiltelefons als Instrument politischer Mobi lisierung Mobile Active Org versteht sich als Plattform f r Cell Phone Activism oder Mobile Advocacy Mobile and sms activism has great potential for bringing about change both at a local level as well as globally because we now have the ability to link disparate groups who are campaigning for the same thing across wi der areas and therefore increase impact Unterschiedlichste zivilgesellschaftli che Gruppierungen nutzen die Website als Plattform um ihre Erfahrungen mit dem Einsatz von Mobilfunktechnologie f r Informations Aufkl rungs und Pro testkampagnen auszutauschen Die
393. it und Sicherheit beides Dinge die wir auch beim Mobiltelefon festgestellt haben nur wird das r umliche Zuhause durch kommunikative Erreichbarkeit ersetzt bzw er g nzt So gilt das Handy mit einigen kulturspezifischen Ausnahmen sogenannter Familienhandys als privat und pers nlich Man hebt nicht am Handy eines An deren ab man geht da nicht ran Nicht nur Medien und Mobilit t weisen Querschnittsmengen auf auch in den Aus wirkungen von Auto und Mobiltelefon auf soziales Verhalten bestehen Struktur hnlichkeiten So ist die Verallt glichung beider von Widerst nden und sozialen Eruptionen begleitet Beide Techniken setzen eine weitfl chige kostspielige Infra struktur voraus wobei der Staat wichtige Regulationsfunktionen einnimmt Und bis sich die Menschen an diese Techniken gew hnt haben bedarf es einer Vielzahl formeller Regelungen sowie informeller Abstimmungen im sozialen Umgang Der n chste Absatz beleuchtet diese Etappen am Beispiel des Autos und stellt Ver gleiche zur technikgeschichtlichen Verbreitung des Handys an 8 1 2 Gesellschaftliche Arrangements der Automobilisierung In den Anf ngen des Automobils sah man in dieser Kutsche mit Petroleummotor vgl Merki 2008 S 52ff zun chst ein Ger t f r exzentrische Sportfreaks vgl Rapp 2006 das bei der Bev lkerung f r Aufsehen und Verwunderung sorgte 198 Vielleicht liegt es an der Privatheit des Autos dass etwa bei den Jugendunruhen in Par
394. it zu T tigkeit von Ort zu Ort driftet vgl Sennett 2000 S 15f Besonders bei Teamarbeit im Bereich immaterieller Arbeit wie in der Kommunika tions und Werbebranche ist der Akt der Kommunikation oft strategisch wichtiger als die Information selbst Jede r der schon einmal in PR Marketing oder Wer bung gearbeitet hat kann dieser These Sennetts 2000 S 144 vollinhaltlich nur zustimmen Aussehen Auftreten Benehmen sind manchmal wichtiger als die Ar beit selbst Silvia Kr mmelbein 2005 S 188 nennt es treffend inhaltsleere Kommunikation eine Form aktiver Informationskontrolle und gleichzeitig gezielte Desinformation darstellt als strategisches Instrument um sich in Kommunikations berufen durchzusetzen Informationen sind in diesem Metier die wichtigste Res source Zugleich bietet dieses Kommunikationsverhalten eine breite Angriffsfl che f r Mobbing Gerade inhaltsleere Kommunikation zerst rt die Reflexionsf higkeit und erschwert den Arbeitscharakter dieser Beziehungen da sie zur Ablehnung bzw Bejahung des ganzen Menschen f hrt Teamwork kann auch als Strategie verstanden werden um hierarchische Arbeitsstrukturen horizontal zu reproduzie ren vgl Kr mmelbein 2005 Die vormals autorit r fordistischen Chef Strukturen werden durch die soziale Kontrolle Peer controll des Teamgeists ersetzt was zu Formen repressiver Gemeinschaftlichkeit f hren kann Das Vorangegangene macht deutlich weshalb die Psycholog
395. iteinander verschr nkt vgl Heine et al 2001 S 79f Canzler sieht im Auto einen Garanten f r gesellschaftliche Zugeh rigkeit im Sinne von Partizi pation und Teilen eines gemeinsamen Wertesystems 1999 S 23 Wer Zu gang zu Arbeits und Ausbildungspl tzen soziale Kontakte und Freizeitange bote nutzen m chte braucht ein Auto Die Arbeitsgemeinschaft sozialwis senschaftlicher Technikforschung Niedersachen schreibt ber dieses Verh lt nis Auf der einen Seite erweitert das Auto Spielr ume und Freiheitsr ume auf der anderen Seite erh lt die Alltagswelt in dem Moment in dem die M g lichkeiten des Autos genutzt werden eine unflexible Struktur die den Pkw zur Voraussetzung macht Levine 2009 S 44f Es ist dieser technologische 2 Aus eigener Erfahrung wei ich dass man selbst in einer Kleinstadt von der Arbeitsmarkt Service Betreuung gefragt wird ob man ein Auto besitzt was wohl als Indiz der eigenen Arbeits Flexibilit t wenn nicht gar Willigkeit interpretiert wird 8 Auf dem Laufenden sein Zur Verbindung von Kommunikation und Mobilit t 217 Doppelcharakter der Auto und Handy so eng aneinander bindet Freiheit und Zwang M glichkeit und Notwendigkeit zu sein Entsprechend zielt mein Fazit darauf ab Auto und Handy als Ich Erweiterungen zu begreifen um mit dem gesellschaftlichen Leitbild der Mobilit t umgehen zu k nnen 8 3 Das macht mobil Auto und Handy ein dynamisches Paar A
396. iten Denn diese technisch vermittelte Form der Erreichbarkeit liegt zwischen Verf gbarkeit und Selbstkontrolle Sie produziert auf pers nlicher und staatlicher Ebene eine Art Lo kalisierungszwang aufbauend auf den technischen M glichkeiten der Mobil Telefonie Dieser Kontrollcharakter steht im krassen Gegensatz zu dem Verspre chen von Mobilit t und Flexibilit t das die Werbebotschaften der Mobilfunkindust rie omnipr sent verk nden 40 3 Forschungsdesign Methoden und Datenerhebung 3 Forschungsdesign Methoden und Datenerhebung Ein Motiv f r mein Forschungsvorhaben besteht in dem Wunsch die eingangs skizzierten psychologischen und politisch konomischen Theorien zur neolibera len Individualisierung an einem konkreten Praxisbereich zu darzulegen So aus drucksvoll berzeugend Foucaults Gedanken der Selbst Regierung und der ideo logischen Figur des Unternehmerischen Selbst sind so skeptisch neugierig bin ich betreffs der bertragung auf die Lebenswirklichkeit So popul r und weitver breitet die an das Foucaultsche Begriffswerkzeug anschlie enden Gouver nementalit tsstudien sind besteht meiner Meinung nach ein Mangel in der Einsei tigkeit der Forschungsgegenst nde Die Mehrzahl der Studien untersuchen pro grammatische Texte zum Beispiel Besch ftigungs Schul Sozial Gesundheits programme Ratgeberliteratur vgl Anhorn 2007 Br ckling 2002 Duttweiler 2005 Pieper 2003 was einer selbsterf l
397. itsbeziehungen organisation produktion e Dezentralisierung von Unternehmens und Produktionsstrukturen e Internationalisierung der Produktion globale Wertsch pfungsketten Aus den vielf ltigen gestaltgebenden Krisenfaktoren halte ich folgende f r das Thema dieser Arbeit f r besonders relevant die Verlangsamung der Produktivi t tsgewinne vgl Lipietz 1985 S 126f und das Entstehen sowie die Bedeutung neuer sozialer Bewegungen wie der Frauenbewegung vgl Foltin 2006 Die sinkende Profitrate zwingt die Unternehmen zur Reorganisation weg vom fordistischen Leitbild zentraler Produktion hin zum postfordistischen Leitbild de zentraler flexibler Spezialisierung und Outsourcing Die verst rkte Automatisie rung wird als ein L sungsansatz betrachtet um die Produktion flexibler zu gestal ten die Maschinen effizienter rund um die Uhr nutzen zu k nnen Jedes St ck kommt in dem Augenblick an seinen Platz an dem es gebraucht wird und die elementaren Arbeitshandlungen sind bestens miteinander verkoppelt Das ist das gro e Potential an Produktivit t oder genauer die Rentabilit t die durch die Infor matik bereitgestellt wird vgl Lipietz 1985 S 131 Von der Flexibilisierung der Produktion erwartete man sich zus tzlich die Lohnkosten zu reduzieren Wesentlich f r meine Fragestellung ist wie sich der Postfordismus in den Arbeits subjekten niederschl gt wie er Arbeitseinstellungen ver ndert Candeias 2001
398. izer Kommunikationsforscher Hans Geser mit dem ver nderten Alltagsleben durch die Mobiltelefonie e Die Zunahme spontaner Ad hoc Koordination macht das soziale Leben unberechenbarer wodurch es schwieriger wird komplexere Formen sozialer Kooperation aufrechtzuerhalten vgl Geser 2006 S 30f Familiensoziologische Studien d rften ihm insofern Recht geben dass zum Beispiel die Herstellung von Familie mit gemeinsamen r umlich zeitlichen Praktiken zunehmend zur eigenen Aufgabe Leistung wird Schier Jurczyk 2007 S 16f Auch aus eigener Erfahrung wei man dass das Mobiltelefon eine Optionsmenta lit t f rdert es verhilft zu spontanerem Handeln reduziert mitunter die pers nliche Verbindlichkeit Hier einige Beispiele welche ver nderten Alltagsroutinen die Be fragten als positiv bzw negativ erleben Allgemein erleben viele die M glichkeit jemanden etwas sofort mitteilen zu k nnen statt es sich merken bzw aufschrei ben zu m ssen als eindeutiges Handy Plus hab jetzt grad den Geistesblitz und denk mir o k das muss ich dem jetzt unbedingt sagen Oder ich bin einkau fen und ich seh irgendetwas was ich dem gern mitteilen w rde weil ich es dann in drei Stunden sowieso wieder vergessen hab Int Nr 2 1 S 19 Auch die Frei zeitgestaltung profitiert von der kommunikativen Flexibilit t Ich finde das eigent lich dann schon nett wenn man sagt o k man ruft sich zusammen Was hast du he
399. jekt und Maschi ne f hrt zu einer Prekarisierung der Subjektivit t des Individuums selbst Anhang B Interview Leitfaden 351 Anhang B Interview Leitfaden Vorstellung des Projekts bisserl Plaudern usf Info ber und anonyme Auswertung des Interviews Grunds tzlich geht es um den Stellenwert von Handys in der Alltagsorganisati onen berufst tiger Menschen dazu stelle ich Ihnen ganz allgemeine Fragen I HANDY NUTZUNG im Alltag Grunds tzlich wie viele Handys besitzen Sie e Wenn MEHRERE nachfragen Wof r wird welches Handy benutzt Wie klar ist die Trennung Bitte erkl ren Sie mir ein wenig die Unterschiede wie und wof r Sie die beiden Handys nutzen e Wenn EIN Handy nachfragen In welchem Ausma nutzen Sie das Handy f r berufliche und private Angelegen heiten Wie empfinden Sie es in welchen Situationen kommt es vor dass Sie beruflich in ihrer Freizeit angerufen werden Haben Sie zu Hause auch einen Festnetzanschluss e Wenn JA wof r nutzen Sie das Handy und wof r das Festnetz e Wenn NEIN warum haben Sie sich daf r entschieden Aus welchen Gr nden haben Sie sich f r ein Handy entschieden Nun kommen wir zu einem ganz normalen Tagesablauf Idealerweise beschreiben Sie mir bitte einen Tag vom Aufstehen bis zum Schlafengehen in Bezug auf Ihre Handy Nutzung Nachgefragt werden soll folg Kategorien Nutzen Sie auch diese Handy Funktionen e SMS SMS Vorlagen standardisiert oder
400. k ndigt Stark verknappt ausge dr ckt geht aus der Krise der handwerklichen semi feudalen Produktionsweise Ende des 19 Jahrhunderts der Fordismus hervor und der Postfordismus erkl rt sich aus der Akkumulationskrise in den 1970er Jahren Ob die Finanzkrise 2008 zu einer Krise des Postfordismus gef hrt hat ist eine bislang wissenschaftlich we 201 Etwa auf die Rolle des Staates in der Regulationstheorie der im Fordismus die Gestalt eines Wohlfahrtsstaats annimmt damit ma geblich zur Gestaltung der Geschlechterverh ltnisse beitr gt und somit Subjektivierungsformen beeinflusst kann hier nicht n her eingegangen werden 22 Die Wortsch pfung setzt sich aus Windows und Intel zusammen 8 Auf dem Laufenden sein Zur Verbindung von Kommunikation und Mobilit t 205 nig untermauerte Diagnose ist also derzeit eher noch als relativ randst ndige journalistische Meinung anzusehen Grundlage f r das Verst ndnis des Fordismus bieten die Schriften des italieni schen Kommunisten und Theoretikers Antonio Gramsci der mit dem Begriff der Hegemonie das Zusammenspiel von Produktions und Lebensweise erkl rt Gramsci 1999 1934 S 2084f Darin beschreibt er wie ber die finanzielle Stabilisierung der Familie durch Disziplinierung der Sexual und Genussbed rf nisse jener Arbeitertypus geschaffen wird der die automatisierte taylorisierte Ar beit in der Fabrik ertr gt Der Konsum seien es Produkte der Kulturindustrie oder ebe
401. kann ganze Arbeitsbereiche dequalifizieren und die eigenst ndige Entscheidungsf higkeit von ArbeitnehmerInnen zum Beispiel im Au endienst stark eingeschr nkt hat vgl Geser 2005 Exemplarisch zeigt sich hier wie Techniken allt gliche Handlungsroutinen anleiten und ver ndern und r ckwirkend wiederum subjektive Handlungsoptionen erweitern oder eben ein schr nken 4 2 1 Identit re Aspekte neuer Arbeitsformen Lag das Interesse arbeitssoziologischer Fragestellungen bis in die 1980er Jahre hinein beim Kollektiv das sich mit dem Produktionsfaktor Arbeit besch ftigte tritt in den letzten Jahrzehnten verst rkt das individuelle und kreative Arbeitssubjekt in den Vordergrund Die st rker flexibel als b rokratisch agierenden technologisch aufger steten Unternehmen verlangen sowohl von ArbeitnehmerInnen wie F h rungskr ften verst rkt emotionale Kompetenz und soziale F higkeiten Es zeigt wie ein konomischer Strukturwandel der sowohl betriebliche Organisation wie individuelle Berufsanforderungen ver ndert Dies betrifft die verst rkt eigenst ndi ge bzw teamorientierte Arbeitsablaufgestaltung sowie den Anspruch Ideen und Vorschl ge zur Optimierung von Arbeitsprozessen einbringen zu k nnen Begr en die Einen einen neuen Menschentyp jenseits rigider Identit tsvorstel lungen der flexibel die eigene Patchwork Identit t vgl Keupp 2002 zusammen bastelt sehen die Anderen im Abschied kontinuierlich entwickelter Ident
402. kation mit einer Gruppe entscheidet ber Partizipation Also aus unserem Bekanntenkreis irgendwie macht das keiner Rufnum mernunterdr ckung B B unbekannte Nummern mag keiner und durch diese Anrufererkennung kriegt das Ganze auch Priorit t Du sagst dann 2 Als lter gelten hier Personen die in ihrer Jugend noch nicht mit einem Handy sozialisiert wur den Zum Zeitpunkt der Interview Erhebung waren diese Menschen lter als 35 Jahre vgl Kapitel 3 2 1 238 9 Arbeit und Mobiltelefon halt o k das ist der f r den nehme ich mir jetzt die Zeit mit dem quatsch ich jetzt kurz schau was er will Int Nr 2 1 S 21 Der kontrollierende Aspekt der Anruferkennung f hrt bei vielen Befragten dazu dass unbekannte Anrufer gar nicht angenommen werden Frau L hebt diese An rufe nicht ab weil Die Gefahr dass es was Schlechtes ist ist gr er als dass es was Gutes ist Int Nr 8 1 S 98 Andere rufen trotz unbekannter Nummer zu r ck weil das k nnten dann irgendwelche neuen Kontakte sein keine Ah nung was l ngere Pause ja Int Nr 7 Il S 87 Herr M vertraut auf eine tech nische L sung womit er Erreichbarkeit selektiv vergeben kann Ich habe eine Melodie f r Nummern die gespeichert sind und eine Melodie f r Nummern die unbekannt sind Sodass ich am L uten schon wei jetzt kann der oder der anru fen oder jemand den ich nicht kenne Weil das bietet mir auch di
403. keine Zeit hat und dann wird weiter geredet Also das st rt mich schon Int Nr 14 Il S 163 Meine Argumentation zielt darauf ab Telefonverhalten nicht urs chlich ber H f lichkeitsstandards zu erfassen Ob Erreichbarkeit zur Abrufbarkeit wird h ngt von der Einbettung in konomische Arbeitsverh ltnisse und private Verf gbarkeitsan spr che ab Im Spiegel der Aussagen der Befragten ist es dennoch eine Minder heit darunter in der Mehrzahl Selbstst ndige die einen gewissen Zwangscharak ter erleben Ausgedr ckt wird es in einer ausdrucksstarken Wortwahl wie etwa Ich bin bzw will nicht der Sklave des Handys sein Frau A Frau L Herr O sagt er ist in einem gewissen Grad abh ngig und Herr T spricht ber seinen Blackberry als Na ja das ist ein Folterinstrument Termine sind Termine man muss sich damit eben auseinandersetzen ist einem das Gesch ft wichtig wer A sagt sagt auch B Int Nr 17 111 S 193 In der Mehrzahl jedoch nehmen die Befragten den kommunikativen Stress als individuelles Problem wahr Aber es ist nat rlich manchmal stressig das ist halt der negative Punkt dass man halt wirk lich erreichbar ist und ich bin ein Mensch der nicht so ablehnt das hei t ich grenze mich da nicht gut genug ab wahrscheinlich Int Nr 6 1 S 75 Oder Herr J Ich bin berhaupt nicht stressf hig und deshalb kann das Handy da schon echt einen draufsetzen Int Nr 4 Ill S 52 Den Zei
404. kelt weil man die Konversation verste hen will vgl R tzer 2004b Im Zuge des Aneignungsprozesses des Mobiltelefonierens in der ffentlichkeit gibt es neben diesen fortdauernden medienbezogenen St rfaktoren auch vor bergehende transitorische Elemente Um die Jahrtausendwende kam es zu ei nem rasanten Anstieg der Handynutzung Telefonierten Ende 1997 noch 2 1 Mio sterreicherInnen per Handy sind es im Oktober 2000 bereits 5 Millionen vgl Aub ck 2001 S 14 15 Die hohe Geschwindigkeit der Verbreitung von Mobiltelefonen war sicherlich ein Grund f r Konflikte in der Fr hphase der Handynutzung im ffentlichen Raum vgl Gold 2000 S 84 Ein Interviewpartner best tigt diesen Eindruck und erw hnt da bei einen weiterf hrenden theoretischen Aspekt Es kommt mir vor dass jeder heute schon ein Gef hl daf r entwickelt was er so tut Das ist ja nicht nur beim Telefonieren etwa auch wie man seinen Einkaufswagen durch den Supermarkt schiebt Man muss ein Gef hl daf r haben wie weit man den Radius von anderen Zeitgenossen tangiert und wann man andere st rt Mein Eindruck ist dass es gerade beim Tele 5 Entgrenzungsmaschine und Medium individueller Mobilisierung 109 fonieren vielleicht weil es so neu ist es sich noch nicht so ganz einge pendelt hat Int Nr 7 Il S 88 Das Zitat bringt den Domestizierungsprozess zur Sprache der auch das Mobiltele fonieren in der ffentlichkeit betrifft Der Begri
405. king a sense of estrangement It is in this sense that we might also think of the crowd not merely as an effect of tech nological devices but as a kind of technology itself Enmeshed in a 1 Die Kollektive bzw Schwarm Intelligenz beruht auf dem Grundgedanken dass konsensbasierte Basisentscheidungen in Gruppen intelligenter im Sinne von empirisch genauer sind als Ent scheidungen von Einzelpersonen 30 2 Grundz ge der politikwissenschaftlichen Erforschung des Mobiltelefons crowd one feels the potential for reaching out across social space and temporal divides Rafael 2003 S 414 F r Howard Rheingold ist Estrada der erste Politiker der durch die Macht eines Smart Mobs gest rzt wurde vgl Rheingold 2002 S 157ff Eine weitere technologie basierte Protest bzw Versammlungsform ist der Flash mob Blitzauflauf oder meute Dieser unterscheidet sich von Smart Mobs intelli gente Banden indem die Partizipierenden eines Flashmobs nicht unbedingt ein klar benennbares politisches Anliegen verfolgen sondern sich eher aus Lust an spontanen Versammlungen an ffentlichen Pl tzen treffen Meist werden daf r Orte ausgew hlt deren Funktion einem Versammlungsort etwas entgegensteht So wurde ein Einkaufszentrum zum Party Raum und der Brunnen vor der Karlskir che in Wien zum Badeteich umfunktioniert oder es trafen sich Hunderte Jugendli che auf einem Platz in Tokio um eine Szene aus dem Film Matrix nach
406. kompakt Arbeitsauftr ge Z rich Compendio Bildungsmedien AG In http books google de books id ETXdpQAIE PYC Br ckling Ulrich 2001 Freiwillige Selbstkontrolle oder Das demokratisierte Panopticon Vortrag beim Workshop Subjektivierung als Kontrollstrategie Frankfurter Foucault Konferenz Frankfurt In http www k3000 ch becreative texts text_6 html B hrmann Andrea D Das Auftauchen des unternehmerischen Selbst und seine gegen w rtige Hegemonialit t Einige grundlegende Anmerkungen zur Analyse des Trans Formierungsgeschehens moderner Subjetkvierungsweisen In Forum Qualitative So zialforschung 23 6 2005 6 1 Art 15 In http 777www qualitative research net fgs texte 1 05 05 1 16 d htm Casson 1910 Herbert N The History of the Telephone New York In http www guten berg org catalog world readfile fk_files 1443679 amp pageno 2 Chen Hsinchun Reid Edna Sinai Joshua 2008 Terrorism informatics knowledge management and data mining for homeland security Springer In http books google de books id feoghcd8bnkKC Corinth Ernst 2004 Big Brother steckt im Handy Neue Technologie analysiert das Ver halten von Mobiltelefon Besitzern In Telepolis 26 11 2004 In http www heise de tp artikel 18 18897 1 html Die Zeit 2005 Die alte Angst vorm Apparat 6 In http www zeit de 2005 06 Die_alte_Angst_vorm_Apparat 05 11 2011 Donner Jonathan 2007 The Rules of Beeping Exchanging Messages Vi
407. komplex und setzt ein Zusammenspiel folgender Faktoren voraus Kommunikator Sender Sprecher Zeichenvorrat Code Medium Kommunikationsmittel oder kanal Rezipienten Empf nger und Prozesscharakter Encodierung Zeichen bermitt lung und Decodierung vgl Faulstich 2002 S 35 So technisch einfach telefonie ren ist erfordert aber Wissen ber die sozialen und kommunikativen Regeln des Gebrauchs die kulturspezifisch unterschiedlich sind Der Kommunikations wissenschafter Joachim R H flich stellt folgende soziale Regeln des Telefonie rens auf vgl H flich 1996 S 21 1ff e die telefonische Interaktionsaufforderung e Giespr chser ffnung und beendigung e Kontaktsicherung oder das das Schweigen beim Telefonieren darunter versteht man die Versprachliichung des Schweigens durch aufmerksamkeitsanzeigene Signale wie aha ja so so e Zeitliche Normierung des Telefonierens e Telefonanl sse Zun chst ist Telefonieren Echtzeit Kommunikation Allerdings erm glicht bereits der Anrufbeantworter Telefonieren als zeitversetzte Kommunikation Die Voraus setzung allen Telefonierens ist der Kontakt zwischen Fernsprechendem und Fern h rendem diese Voraussetzung wird durch den Anrufbeantworter aufgeho ben und aufgeschoben Wirth 2000 S 161 Der Anrufbeantworter erschlie t ein fache Formen des Anrufmanagements die Identifikation des Anrufenden und die 6 Dr cken Freigabe Was ist ein Handy
408. ktion Indem das Handy gleichzeitig ein Computer ist ver schr nkt es die Kommunikations mit der Ged chtnisfunktion Echtzeit mit Asynchronit t Massentauglich und erfolgreich wurde der Computer nicht als Re chenmaschine sondern als soziales Medium Soziales Medium indem es den Schritt von der Informations zur Kommunikationsgesellschaft erm glichte vgl Barth 1997 S 17 Das enge Verh ltnis von Technik und Sozialem kommt durch die vielen Anwendungsm glichkeiten des Computers zustande aber auch weil die Leistungen des Computers auf einer geistig sprachlichen Ebene liegen womit er in genuin menschliche Bereiche vordringt vgl Schachner 1997 S 15f Die Entwicklung vom Telefon zum Smartphone ist der Schritt von analog zu digital Der Begriff der Digitalit t er ffnet sich entlang dreier Interpretationsschienen Als erstes als bin rer Code der nur zwischen On und Offline unterscheidet Als zwei tes mit etymologischem Ansatz denn etymologisch hei t digit Zahl Ziffer aber auch Finger Und drittens ber Reproduzierbarkeit als medienphilosophisch be deutsames Charakteristikum von Digitalit t weil es die Frage nach Original und Kopie virulent macht Dieser letzte Vorgang ist f r eine Digitalisierung der Informa tions und Wissensbest nde notwendig vgl Schaper Rinkel 2003 S 43 wird aber zugleich zum Anlass f r eine Neudefinition geistigen Eigentums was durch den Urheberschutz abgedeckt werden soll 15 Diese En
409. ktionen Widerstand f hrt Welche Interventionsweise und Verhaltensmuster laufen dabei ab Wie laut oder intim muss jemand mit dem Handy in der ffentlichkeit telefonierten bis das Umfeld reagiert Der ffentlich gesellig Raum erm glicht Begegnungssituationen kennt aber ebenso Rituale des R ckzug an einem Ort den freiwillig aufsucht will man eigentlich nicht auswei chen Also ab wann entsteht f r den die Einzelne n Handlungsbedarf Wer wird wie eingreifen Kommt es zu Handgreiflichkeiten Welche Argumentation verfolgt der St renfried Die nachfolgende Beschreibung der Aktion im ffentlichen Raum entspricht den Kriterien der aktiven teilnehmenden verdeckten Feldbeobachtung vgl Lamnek 2005 S 565 Diese Aktionsform ist als Feldversuch zu verstehen der zur wis senschaftlichen Nachahmung bzw Verbesserung motivieren soll In Kombination mit einem spezifisch konzipierten empirischen Setting ist es eine bereichernde erg nzende qualitative Beobachtungsmethode die wertvolle eigenst ndige Ergebenisse bereitstellt Als Ort f r die Aktion einigte man sich auf das Cafe Ritter ein Traditionskaffeehaus in der N he einer bekannten Wiener Einkaufsstra e An einem noch recht k hlen M rzsamstag um 14 00 betraten wir als Einzelpersonen bzw Zweiergruppen hintereinander das Lokal Das Cafe als Ort freundschaftlicher Treffen oder der ruhigen Zeitungslekt re selbstverst ndlich ohne Musik und mit distinguiertem selbstbewusstem Serv
410. kund rliteratur und mikroanalytischen Befunden Prim rtexte aus Datenerhebung Feldbeobach tungen Metaphernanalyse herzustellen Die einzelnen Bestandteile sind ungleich gewichtet das hei t der Umfang der einzelnen Erhebungsmethoden ist unter schiedlich gro Im Sinne einer guten Lesbarkeit werden die Erhebungsergebnisse nach inhaltli chen Bl cken gegliedert dargestellt und flie en direkt in den Text separat ge kennzeichnet ein Die erhobenen Daten der Interviewergebnisse werden inhaltlich in Kapitel 9 zusammengefasst die Neuformulierung bzw Falsifikation der Hypo thesen erfolgt im Schlusskapitel Jene Ergebnisse die sich auf Umgangsformen im ffentlichen Raum beziehen wurden direkt in Kapitel 5 2 eingebunden Der empirische Teil besteht aus e Literaturanalyse e Sekund rstatistische Auswertung von Studien zur Handynutzung e Durchf hrung 18 problemzentrierter Tiefeninterviews e Aktionsforschung im ffentlichen Raum e Feldbeobachtungen 3 1 Literaturanalyse und Mobilfunkstudien Untersucht wurden sozialwissenschaftliche Monografien zur Handynutzung sowie deutschsprachige Fachzeitschriften Telepolis zu Praktiken des Mobiltelefonie rens Bei der Literaturrecherche springt einem der starke Forschungsschwerpunkt auf dem Nutzungsverhalten Jugendlicher sofort ins Auge was daran liegen kann dass 1 Handy Kids experimentierfreudige PioniernutzerInnen sind 2 sie eine einflussreiche und kaufkr ftige Zielgruppe d
411. l Tully und Baier 2006 S 30f Der Einfluss der Mobilit tstechnik Auto darf nicht auf die Epoche des Fordismus beschr nkt werden sondern wird zum Teilaspekt eines neuen breiteren Mobili t tsverst ndnisses So besteht zwischen Automobilisierung und Moderne zwar keine Bluts aber Wahlverwandtschaft Rammer zit n B kesi 2006 S 79 Der Fordismus beschreibt zwar eine historisch datierbare konomisch gesellschaftliche Organisationsform aber dennoch gibt es Kontinuit ten zum Post fordismus ansonsten spr che man nicht von Postfordismus sondern von Nicht fordismus Jessop 2003 S 96 Mobilit t wird zum modernen Basisprinzip das in eine Reihe zu stellen ist mit Ra tionalit t Individualit t und Globalit t vgl Canzler Kesselring 2006 S 4161 Sie wird zur gesellschaftlichen Integrationsagentur und erm glicht Partizipation So dienen berufliche Mobilit t der Systemintegration und au erberufliche Mobilit t der Sozialintegration Wer beruflich flexibel sein will muss mobil sein wer sozial parti zipieren will ebenso So dient die H lfte aller privaten Autofahrten der Aufrecht erhaltung sozialer Kontakte vgl Tully und Baier 2006 S 39 Selbst wenn man Mobilit t nur als Notwendigkeit F higkeit und Bed rfnis den Ort zu wechseln um an lebensnotwendige Ressourcen zu kommen definiert wird klar warum wir alle mobil sein m ssen Das Bed rfnis zu Ressourcen zu gelangen seien es materi elle Lebensq
412. lativ kleine Sachen relativ kurze Sachen und dann fahren sie schon wieder zur n chsten Baustelle das ist gleichzeitig auch ein Navigationssystem und wir sehen ber das Internet jederzeit wo unsere Mitarbeiter sind Und wenn wir jetzt aus diesem Bereich eine Meldung bekommen es funktioniert etwas nicht es ist irgendetwas zu reparieren dann sehen wir ah warte ein Mitarbeiter ist drei Gassen weiter dann schicken wir ihm die Nachricht und er macht es gleich mit Also ohne Stresserh hung haben wir die Arbeitsleis tung erh ht Im Gegenteil der Mitarbeiter ist sogar froh wenn er es wei weil sonst m sste er wieder hereinkommen dann kriegt er die neuen Auftr ge na geh jetzt war ich gerade dort jetzt muss ich wieder hinfahren ja Int Nr 15 Ill S 175f Angesprochen auf die Reaktion der MitarbeiterInnen nach der Einf hrung von GPS da es als orts und personengebundenes Instrument auch zur Arbeitskon trolle benutzt werden kann berichtet er Man muss sich vorstellen jeder Kunde jeder Lieferant der bei uns hereinkommt sagt Haben eure Mitarbeiter keinen Aufstand gemacht da k nnt ihr sie ja genau kontrollieren Und ich sag drauf Erstens habe ich meine Mitarbeiter vorbereitet und zweitens ganz beinhart wenn sich mein Mitarbeiter bei mir kontrolliert vorkommt dann hat er bei mir nichts verloren Weil wann muss ich kontrollieren Wenn er etwas macht was nicht richtig ist Also unsere Mitarbeite
413. ledigen und Management by mobile Delegation Des Weiteren k ndigt sich zumindest in manchen Berufsgruppen und bestimmten hierarchischen Ebenen eine Erosion der klassischen Arbeitstugend P nktlichkeit an Wichtig ist es zum 10 Res mee und Ausblick 317 richtigen Zeitpunkt zu kommen weshalb das klassische Zeitmanagement l ngst durch Priorit tenmanagement erg nzt wird um Life Leadership zu gewinnen Diese strukturellen Ver nderungen schlagen sich auf Mikroebene nieder betreffen also auch das Arbeitsindividuum dieser betriebswirtschaftliche Effizienzdruck wird verst rkt internalisiert und tr gt zur erweiterten Selbst konomisierung bei Das ist der Nukleus des Konzepts des Arbeitskraftunternehmers dass auch Arbeitnehme rinnen darauf bedacht sein sollen ihre eigene Arbeitskraft strategisch zu nutzen selbstst ndig zu entwickeln und aktiv zu vermarkten Anhand der Art und Weise wie manche der Befragten ihre mobile Erreichbarkeit strategisch anlegen erkennt man dass die Figur des Arbeitskraftunternehmers keine leere Worth lse ist Am st rksten bringt der Begriff der Ich AG erwerbszentrierte Lebensf hrung und ko nomiedominierte Subjektpositionen zum Ausdruck Im empirischen Teil verwende ich ihn auch als Sammelbegriff f r die st ndig steigende Zahl von Einpersonenunternehmen F r viele Befragte EPUs ist das Handy ein kaum ver zichtbares Arbeitsinstrument Es dient als mobiles B ro assistiert bei der Abrech nung
414. lefonie Mobiltelefone sind Einfallstore f r Schn ffler aller Couleur f r staatliche f r gesch ftige Ziel des Kapitels ist eine Strukturierung der kontrollierenden Aspekte des Mobilte lefons die durch begriffliche Sch rfung sozialwissenschaftliche interessante For schungsbereiche aufzeigt Um die vielschichtigen bisweilen ineinandergreifenden Ebenen und Dimensionen der Kontrolle und berwachung durch die Mobiltelefo nie zu konturieren schlage ich folgende Unterscheidung vor e Soziale Kontrolle Wo bist du e GPS Bewegunggsfreiheit und Kontrolle e LBS Werbliches Ortungs Interesse e Aspekte staatlicher berwachung 2 1 3 1 Soziale Kontrolle Wo bist du Begreift man das Mobiltelefon als Ich Erweiterung verwundert es nicht dass die ses Medium auch psychologische Kontrollaspekte aufweist Das Handy macht den Menschen sichtbarer transparenter Einerseits durch die kommunikativen Verbin dungen die das Mobiltelefon herstellt und andererseits da es die M glichkeit bie tet ber das Individuum vermehrt Informationen zu generieren vgl Green 2002 S 43 Neben kommunikationspraktischen Gr nden vgl D ring 2006 S 8 wird diese simple Frage zum Merkmal sozialer Navigation vgl Katz Aakhus S 302 Diese Art der Orientierung verlangt Selbst Steuerung und bringt neue Formen der sozialen Kontrolle hervor Die Frage Wo bist du erlaubt keinen Aufschub Der Kommunikationsforscher Manfr
415. lefonie die Wahrnehmung von Raum und Zeit beeinflusst performiert es die Formen des ffentlichen Aus tausches Die in Kapitel 5 dargestellte Bandbreite ver nderter Formen der Wahr nehmung und des Umgangs im ffentlichen Raum beschreibt das kontaktstei gernde wie konfliktanf llige N heverh ltnis zwischen Raum und Kommunikation Der Mobiltelefonierende sieht sich im Territorium des Selbst und versucht mit dem Handy das eigene Territorium zu erweitern Das Handy hat performative K r perpraktiken hervorgebracht ber Handy Posing eignet man sich den ffentli chen Raum so an wie es der pers nlichen Kommunikationsf hrung dienlich ist So wie das inszenierte Handygespr ch Stage Phoning das scheinbar die Um st nde ignoriert genutzt wird um dem Publikum eine Botschaft ber sich zu bermitteln R umliche und kommunikative Mobilit t greifen ineinander und ma 312 10 Res mee und Ausblick chen Handynutzung zu einer Form des Medienhandelns das gerade beim Unter wegssein seine speziellen Vorz ge zeigt Das zweite Wesensmerkmal des Handynutzungsverhaltens beruht meiner Mei nung nach ebenso auf einem Entgrenzungsph nomen Denn das gesellschafts dominierend diffuse Sicherheitsbed rfnis kann man als berkompensation einer entgrenzten Lebenswelt begreifen oder als Wirkung des Sicherheitsdispositivs Wie in Kapitel 2 1 3 5 dargestellt ist Mobiltelefonieren als Technologie dem Si cherheitsdispositiv z
416. lenden Prophezeiung gleichkommt weil die AutorInnen in unterschiedlichem Ausma Teil des neoliberalen Meinungsbil dungsprozesses sind Aber wie schl gt sich neoliberales konomiedominiertes Denken in den konkreten Alltagspraktiken arbeitender Menschen nieder Was k nnte ein geeigneter Anwendungsbereich zur berpr fung dieser Frage sein In der ra der New Economy pflegte ich viele pers nliche Kontakte zu wissensba sierten Dienstleistungsberufen aus der IT und TK Multimedia Werbe und PR Branche und entwickelte so ein detailliertes Erfahrungswissen ber die Denk und Arbeitsweise dieses neuen Typus von Arbeitnehmerln bzw Unternehmerin Die sen Shift im Arbeitsverst ndnis wie ihn die Anrufungsfigur des Unternehmeri schen Selbst repr sentiert tr gt auf Ebene des Subjekts ma geblich zur Etablie rung neoliberaler Gesellschaftsvorstellungen bei Durch meine Arbeit in einem Mobilfunkunternehmen begleitete mich eine frei schwebende Aufmerksamkeit ge gen ber den gesellschaftspolitischen Auswirkungen dieser invasiven Kommuni kationstechnik Die Frage nach konomiedominierten Alltagspraktiken des neoli beralen Subjekts anhand der beruflichen Handynutzung in ausgew hlten Berufs gruppen zu untersuchen erschien mir angesichts dieser besonders pers nlichen Technikbeziehung vielversprechend zu sein Ab 2005 begann ich die Gespr che als Feldexploration ohne systematische Auswertung zu f hren fertigte erste
417. lit t Mobilit tstechnologien vom Fahrrad bis zum Flugzeug vom Handy bis zum Multikommunikations Palm werden aktiv und kreativ kombiniert eb da Es sind dezentrierte netzartige r umliche wie soziale Mobilit tsmuster Canzler Kesselring ebda S 4171 schlussfolgern aus den Ergebnissen der Studie die Mobilit tsstrategien und Praktiken mehr ins Zentrum sozialwissen schaftlicher Forschung r cken zu m ssen um so eine Motile hybrid Perspektive entwickeln zu k nnen Mittlerweile sollte klar geworden sein dass Mobilit t vielf ltige Schattierungen aufweist und eine Dynamik zwischen r um licher sozialer und kommunikativer virtueller informationeller Mobilit t be steht Mobilit t als wesentliches Charakteristikum einer Gesellschaft umfasst demgem mehr als nur die geographische Dimension von mindestens gleichwertiger Bedeutung sind die soziale und die informationelle Komponente Bei n herem Hinsehen zeigt sich dass zwischen geographischer sozialer und informationeller Mobilit t Zusammenh nge und gegenseitige Abh ngigkeiten bestehen Wieke 2000 S 16f 216 8 Auf dem Laufenden sein Zur Verbindung von Kommunikation und Mobilit t Handlungsorientiert und pragmatisch definiert der Philosoph und Gr nder des Vereins zur Verz gerung Peter Heintel Mobil ist wer mit wenig Aufwand viele Ziele erreicht Im Sinne der Effizienz verlagert sich die r umliche Mobilit t die zunehmend an ihre Gren
418. llig zu nutzen Inwiefern es sich da Abbildung 3 l Mobiltelefonie die fr hen Jahre bei um ein Klischee handelt oder wie da Farbror Sid 2011 rin Lebensrealit ten von Frauen und Geschlechterhierarchien eingeschrieben sind wird in verschiedenen Studien unterschiedlich diskutiert vgl Claisse 1989 zit in Aub ck 2001 S 27ff Dabei sind es gerade die von Frauen eingef hrten sozialen Gebrauchsweisen des Telefons die dem Medium seine unverwechselba re lang anhaltende und zukunftstr chtige Bedeutung verliehen haben Klaus 2007 S 151 Die Fragestellung ob das Telefon als geschlechtergebundenes Objekt des Doing and Undoing Gender zu lesen ist ebda S 146 begleitet diese Arbeit Das Fest netz Telefon kann als ein Medium vorgestellt werden das die Arbeitsteilung m nnlicher Alleinverdiener und weibliche Vollzeit Hausfrau unterst tzt Die Ge bundenheit weiblicher Arbeit an das Haus und m nnlicher Erwerbst tigkeit au er 131 In Minnesota entstanden die ersten telefonischen party lines die zum Chatten genutzt wurden vgl Zimmermann 2000 S 376 126 6 Dr cken Freigabe Was ist ein Handy Haus spiegelt so die Festnetztelefonie wider vgl Geser 2006 Stadel mann Hengartner Rosenfeld 2002 Das Telefon durchbricht die Einsamkeit im allein verbrachten Tagesrhythmus wie es Joyce Carol Oates 1986 S 5 in seiner Novelle Normale Liebe einpr gsam beschreibt An den Vormittag
419. llung von Erreichbarkeit als genuin menschliches Bed rfnis 187 Insbesondere im einen Erfolg der Werbeversprechen der Mobilfunkindustrie Vergleich mit dem Pager einem mobilen Vorg ngermedium Ein Pager ist ein zigarettenpackungsgro es Ger t das auf einem Display Anrufe anzeigen konnte Der Angerufene sah dann welche Telefonnummer sie ihn erreichen wollte und konnte per Festnetz zur ckrufen In Deutschland wurden Pager in den 90er Jahren vor allem von EDV TechnikerInnen Hebammen und rztinnen etc also von Personen die berufsbedingt gut erreichbar sein mussten genutzt vgl Weber 2008 S 244 Das Tragen eines Pagers sah man als berufliche Pflicht an da ein anbeepen meist mit einem Arbeitseinsatz verbunden war Meiner Erfahrung nach 187 Eric Sadin 2007 S 170ff sieht in der Popularit t von Mobiltelefonen einen einzigen Marke tingerfolg was er leider nicht n her belegt Erg nzend sei auf die intensiven Werbeaktivit ten der Mobilfunkbranche hinzuweisen die ber Jahre hindurch 1 3 der gesamten Werbeausgaben in Os terreich bestritten Noch in den Nullerjahren lag der Anteil der Werbeausgaben sterreichischer Mobilfunkunternehmen bei 32 Prozent knapp 80 Mio Euro vgl Focus Media Research publiziert von der Fachgruppe Werbung und Marktkommunikation der Wirtschaftskammer Wien 2003 Die hohen Werbeausgaben der Mobilfunkindustrie w ren ein Ansatzpunkt diesen Zusammenhang n her zu untersuchen 188 In den USA
420. ln sozialer Interaktion formt Das Mobiltelefon ver ndert unsere r umliche Wahrnehmung nachhaltig Internet taugliche Handys schaffen ein Nebeneinander eine Gleichzeitigkeit von reellen und virtuellen ffentlichen R umen und schaffen somit ein neues Wahrnehmungs paradigma Jeder Handy Nutzende erzeugt permanent Datenspuren Durch GPS entstehen Bewegungsprotokolle und f r Howard Rheingold 2002 S 95 durch zieht alle L nder mit Mobilnetzabdeckung eine Art Virtual Graffiti so als erzeuge die Wirklichkeit selbst Datenspuren GPS erzeugt ortssensitive Daten die das Handy zum lokativen Medium machen Der Sammelbegriff okative Medien um fasst alle digitalen Medien mit Bezugnahme zum realen Standort unter Zuhilfe nahme von Ortungstechnologie dazu geh ren neben Handys auch Laptops oder PDAs GPS verbindet die Echtzeit Wirklichkeit der Bewegungsspuren ihrer Nutze rinnen mit dem zeitlosen Ged chtnis des WWW The individual s current location becomes a plane of technological inscription for this global mnemotechnical sys tem and the individual human becomes a series of location zones an evolving piece of data whose information events are fed back into this digital retention sys tem Barnet 2005 5 1 1 Wie das Handy den Stadtraum ver ndert In der Stadt mit ihrem raumverdichtenden Charakter sind die Spuren des Wan dels den die Mobiltelefonie im ffentlichen Raum hinterl sst am deutlichsten ab lesbar Ein klass
421. m Erreichbarkeit f r die Balance zwischen Beruf und Familie sorgt Denn so selbstverst ndlich mit der multiplen Entgrenzung der Lebensf hrung umgegangen wird erzeugt sie zugleich je nach Betrachtungsweise eine Vielfalt von Problemen bzw Herausforderungen Deutlich sichtbar wird es auch an der Handynutzung von KleinstunternehmerInnen in Be rufsfeldern mit ausgepr gten Mobilit tsanspr chen etwa dem Baugewerbe Wer Terminverwaltung KundInnenbetreuung Besprechung mit Gesch ftspartnerInnen und die handwerkliche Arbeit vor Ort erledigen will braucht eine mobile Kommuni kationszentrale Die Synchronizit t von Dienstleistungs und Handarbeit die ein handybegleiteter entgrenzter Alltag mit sich bringt erleben die Befragten als zu s tzlichen Stressfaktor Erreichbarkeit als menschliches Grundbed rfnis darzustel len wie es auch in der Mobilfunkforschung fters zu lesen ist sehe ich im Spie gelbild der Befragten vielmehr als Ergebnis eines langwierigen schmerzhaften Disziplinierungsprozess Die empirische Auswertung dieser Arbeit ist zwar bereits in der ra multifunktio neller internetf higer Nokia Communicator und Blackberrys entstanden die aller 10 Res mee und Ausblick 315 dings noch nicht den Komfort der iPhones und Smartphones von heute hatten Aber der Stellenwert des Mobiltelefons als konvergente Kommunikationszentrale wird deutlich Abschlie end fasse ich die Dissertation hinsichtlich der drei thematischen Ver
422. macht genau jene Herstellung r umlich zeitlicher Gemeinsamkeit der Familienmitglieder zu ei ner anspruchsvoll herzustellenden Aufgabe Das Mobiltelefon bernimmt dabei nicht nur viele Organisationsfunktionen sondern kommunikative Telepr senz er setzt mitunter r umlich konkrete Begegnungen Ein Novum dieser Dissertation besteht darin die meist singul re wissenschaftliche Betrachtung des Mobiltelefons aufzubrechen und Bezugs wie Bruchstellen zu anderen Kommunikationstechni ken Telefon E Mail und Mobilit tstechniken Auto herzustellen Ausgehend von dieser historisch problemorientierten Fragestellung nach dem Zu sammenspiel zwischen der Entwicklung des Mobiltelefons und gesellschaftlichen Ver nderungen der Arbeits und Lebensweise entwickelte ich ein Forschungsde sign das auf qualitativ empirischer Ebene diesen Zusammenhang untersucht 1 Einleitung 19 2 Qualitativ empirische Fragestellung Vorangegangene theoretische berlegungen pr zisierte ich in zehn Hypothesen die als Grundlage der inhaltlichen Strukturierung des Interviewleitfadens verwen det wurden vgl Kapitel 3 2 Durchgef hrt wurden 19 narrativ tnemenzentrierte Interviews mit dem Ziel den Stellenwert des Mobiltelefons in der beruflichen wie privaten Alltagsorganisation zu ermitteln Die qualitative Interviewerhebung soll die Fragestellungen empirisch st tzen die den Theorieteil bestimmen e Ist das Mobiltelefon ein postfordistisches Werkzeug f r d
423. man folgendes Lamento heraus Das Handy macht uns kirre Hektisch nerv s und unkonzentriert greifen wir st ndig zum H rer wissen nicht mehr was wichtig und unwichtig ist und laufen daher Gefahr ei genst ndiges Denken zu verlernen Mit dieser Arbeit will ich f r das Handy einen Freispruch erwirken Das Ger t ist unschuldig die Telefonierenden nicht hnlich lautet auch der Tenor der Feuilletons So erkl rt ein FAZ Mitherausgeber wie wir die Kontrolle ber unser Denken zur ckgewinnen Schirrmacher 2009 S 1 und die n tv Talkerin Miriam Meckel beschreibt Wege aus der Kommunikationsfalle vgl Meckel 2007 Die Ratschl ge sind zumeist eine Mischung von Empfehlun gen zum Selbstmanagement zur Selbstdisziplin zum Mut zur Einfachheit und Tipps wie man sich durch intelligente Techniknutzung das Leben erleichtert So praktisch richtig diese Empfehlungen auch sind mit unverkennbar bildungs b rgerlichem kulturpessimistischem Unterton blenden sie den Kern des Prob lems aus Die eingeforderte Selbststeuerung des Subjekts ist untrennbar mit der vorangegangen Mobilisierung des Einzelnen verbunden als Unternehmer seiner Selbst als kreatives Subjekt mit der Aufforderung Regisseurin des eigenen Le bens zu sein Die Aktivierung des Subjekts erfolgt im Rahmen postfordistischer Arbeitszusammenh nge unter den Vorzeichen neoliberaler Gesellschaftsordnung Erst in einer Multioptionsgesellschaft vgl Gross 1994 brauch
424. mehr n chtern ist e Es war einfach unbeschwerter nach dem zweiten Bier e Der Quellbereich der Zitate l sst sich formulieren als Last Anstrengung Ge wicht der abstrakte Zielbereich schildert Zust nde der Betrunkenheit e Er ist ihm aus dem Weg gegangen e Er macht Fortschritte in seiner Therapie Bei diesem Beispiel liegt der Quellbereich beider Aussagen in der Weg Metaphorik Allerdings gehen die Zielbereiche auseinander Der erste Satz spricht eine Interaktion an hingegen der Zweite eine individuelle Entwicklung beschreibt Analog zu dieser Vorgangsweise habe ich relevante Metaphern in den Trans kribtionen identifiziert und in einem eigenen Dokument zusammengestellt Im An schluss wurden sie dahin gehend berpr ft ob es rekonstruktionsf hige Meta 66 3 Forschungsdesign Methoden und Datenerhebung phern mit einem Quell und Zielbereich sind Die letzte und anspruchsvollste Stufe besteht im Erstellen metaphorischer Muster Modelle bzw Konzepte Zu n chst werden alle metaphorischen Wendungen gleicher Bildquelle mit jenen des jeweiligen Zielbereich zusammengefasst So wird eine berbewertung einzelner Metaphern hintangehalten Durch mehrmaliges Sortieren und Verfeinern des Ma terials entstehen Cluster zusammengef gt aus einer Vielzahl metaphorischer Re dewendungen Diese Metaphern Modelle m ssen bei Bedarf wiederum Differenzi aldiagnosen unterworfen werden da zum Beispiel die Metaphorik Das Le
425. mehr soziale Aktivit ten eine Person allgemein hat desto h ufi ger greift sie zum Telefon ebda Insofern l st telefonische Erreichbarkeit nicht das Problem gesellschaftlich isolierter Menschen Auch wenn ein Telefongespr ch anders geartet ist als ein pers nliches Gespr ch erlaubt es keine Aussagen ber die Qualit t des Gespr chs 6 3 Telefon Spezifika Wer spricht wird zu Wo bist du Der markanteste und folgenreichste Unterschied zwischen Telefon und Mobiltele fon liegt in der Ortsbezogenheit des Festnetztelefons gegen ber der Personenbe zogenheit des Mobiltelefons Mit einem Festnetztelefon ruft man ein Haus an mit dem Handy eine Person Deshalb interpretiert der Schweizer Kommunikationswis senschaftler Hans Geser 2006 die Ortsgebundenheit des Festnetztelefons als Beitrag zur Bedeutungsst rkung des Haushalts wohingegen das Mobiltelefon st rker einer nomadischen Kultur entspricht So f hre das Handy zur Intensivie rung der Kommunikation zwischen Familienmitgliedern gleichzeitig er ffne diese Form der individualisierten Mediennutzung eine st rkere r umliche Abgrenzung im Haushalt vgl R ser 2007 S 136 Das Handy ist nicht ortlos es bringt nur einen Moment der Ungewissheit mit sich Deshalb beginnen zwei Drittel aller Telefonate mit der Frage Wo bist du Dies ist vordergr ndig ein Widersinn bei einem Kommunikationsmedium dessen zent rales Merkmal in der berwindung von R umlichkeit liegt
426. men ab Geht es in diesem Abschnitt eher um private Settings besch ftigt sich Kapitel 9 3 nochmals gezielt mit dem beruflichen Kontext Die Mehrheit der Inter viewten reflektiert die Frage ob ihr Anruf passt in welcher Situation sie den Ange rufenen telekommunikativ antreffen Man wei nie was macht das Gegen ber grad ist das gestresst will das eigentlich gar nicht telefonieren telefoniert der mit dir jetzt nur eines Gefallen wegen weil du ein Freund bist und er dich jetzt nicht abwimmeln will in Wirklichkeit hat er aber gar keine Zeit zu telefonieren Int Nr 2 I S 20 Im pers nlichen Telefonnetzwerk erkennen viele bereits in den ersten Sekunden ob der Anruf gelegen kommt Wenn ich eh schon geladen bin oder Angst hab oder unter Druck stehe und dann kommen da noch ein paar so Sachen rein wobei die Leute Gott sei Dank schon sagen Oh oh ich merke schon bei dir ist irgendwas sie sagen sie erkennen das schon an der Stimme Ich glaub es passt gerade nicht Int Nr 4 Ill S 52 Wie werden subjektiven Stimmungslagen und objektive Anliegen im Beziehungs dreieck Angerufene r Anrufer in und Gespr chs Vis a vis ber cksichtigt Frau E Also wenn das irgendein Gespr ch ist beruflich oder privat wo eine ge wisse Tiefe erreicht ist wo ich einfach nicht Lust hab da v llig herausge rissen zu werden da schau ich kurz aufs Display und wenn das einer von den Leuten ist die eh oft anrufen dann d
427. ment durch Musik Die allt gliche Nutzung von Musik zur Regulierung von Stimmungen Halem Verlag Schulz Winfried 42 1997 Neue Medien Chancen und Risiken Beilage Die Zeit In Politik und Zeitgeschichte 42 1997 Schwender Clemens 2000 Nachtger usche Antisemitismus und staatliche Zugangs kontrolle zur privaten Telekommunikation In Flessner Bernd Br unlein J rgen Hg Der sprechende Knochen Perspektiven von Telefonkulturen W rzburg K nigshausen und Neumann S 101 120 346 Literaturverzeichnis Seidl Conrad Beutelmeyer Werner 2006 Die Marke ICH So entwickeln Sie Ihre per s nliche Erfolgsstrategie Heidelberg Redline Wirtschaft Seiwert Lothar J 2001 Life Leadership Sinnvolles Selbstmanagement f r ein Leben in Balance Frankfurt am Main Campus Verlag Seiwert Lothar J 2005 Balance Your Life Die Kunst sich selbst zu f hren Frankfurt New York Campus Verlag Sennett Richard 1994 Verfall und Ende des ffentlichen Lebens Die Tyrannei der Inti mit t Frankfurt am Main Sennett Richard 2000 Der flexible Mensch Die Kultur des neuen Kapitalismus Berlin Sennett Richard 2007 Die Kultur des neuen Kapitalismus Berlin Sennett Richard 2008 derive Zeitschrift f r Stadtforschung 33 Oktober Dezember S 9 13 Shizuka Abe On Kwok Lai 2005 Mobile Communicative Actions in Anti Globalization Processes Social Agencies and State s Steering in the Informational Soc
428. mes berufsbedingtes Verhalten der Verk uferin zu interpretieren In privaten Situatio nen entsteht f r den Angerufenen ein Konflikt man interagiert und telefoniert gleichzeitig Dabei treffen parallele Vorderb hnen Goffmann aufeinander es soll die pers nliche Fassade gegen ber den Anwesenden bewahrt werden und gleichzeitig soll man sich dem der TelefonpartnerIn zuwenden Es gilt als h flich sich entweder der Pr senzsituation tempor r zu entziehen oder dem Gegen ber gestisch mitzuteilen durch Augenkontakt Zublinzeln dass das Telefon nur eine kurze St rung ist Sich von der Supermarkt Kasse entfernen h tte andere Proble me mit sich gebracht aber r cksichtsvolles Verhalten best nde im non verbalen Kommunizieren Ling Pedersen 2005 S 127f Im n chsten Kapitel werden Bei spiele fl chtiger Begegnungen im ffentlichen Raum analysiert in dessen Charak teristik als Transitraum 5 2 1 Mobiltelefonieren in der ffentlichkeit Nach der Beschreibung der ver nderten Selbst und Raumwahrnehmung durch das Mobiltelefon steht in diesem Kapitel das Kommunikations und Interaktions verhalten im Vordergrund Behandelt wird der Verlauf fl chtiger Begegnungen und das in diesen Begegnungen liegende Konfliktpotenzial sowie fokussierte Interak tionen Stage Phoning Die Mehrzahl der Forschungsbeitr ge zur Mobiltelefonie im ffentlichen Raum greifen auf die Arbeiten den Soziologen Erving Goffmann zur ck Ling Pedersen
429. mgegangen Wann und warum wird es ein ab stummgeschaltet Welche Anrufe werden abgewie sen welche angenommen und wie sieht die Nutzung der Mobilbox aus Die Be fragten dazu einzuladen umfassend wie ausschweifend zu erz hlen war bedeut sam um Daten f r jene Fragen erheben zu k nnen die sich nicht direkt abfragen lassen wie zum Beispiel die Wechselwirkungen von Handynutzung und Arbeitst 4 Die zwei Arten unterscheiden sich durch den unterschiedlichen Grad an Vorwissen des Intervie wers insofern problemorientierte Interviews bereits einen theoretischen Rahmen in das Gespr ch einbringen vgl Lamnek 2005 S 364f 54 3 Forschungsdesign Methoden und Datenerhebung tigkeit und ob sich prek re Arbeitsbeziehungen gestaltgebend auf die Handynut zung auswirken Zu Gespr chsbeginn ging es vorrangig darum eine Interviewsituation aufzubauen die dem Gegen ber Interesse und Respekt entgegenbrachte um Vertrauen zu gewinnen So alltagsnah das Thema ist zeigten die befragten Personen zun chst eine gewisse Form neugieriger Distanz Einerseits gab es ein Bed rfnis ber das eigene Telefonverhalten zu sprechen andererseits Unsicherheit und Reserviert heit sich als Expertin der Handynutzung zu verstehen Insofern w hlte ich leichte Einstiegsfragen Wie viele Handys besitzt du Welche Handy Funktionen nutzt du und setzte dann erst mit erz hlungsgenerierenden Fragen fort Der Leitfa den diente als Ged chtni
430. munikationstechnologie um W hlerInnen zu erreichen und somit eine Chance f r Parteien den Wahlkampf effizienter zu gestalten In den folgenden Unterkapiteln f hre ich f r die unter schiedlichen Antwort Entw rfe jede relevante Sichtweise anhand konkreter Bei spiele auf 2 1 1 Wahlkampf via Mobiltelefon Der Einsatz interaktiver Kommunikationsmedien wie SMS Internet oder E Mail ist ein Merkmal postmoderner Wahlkampfstrategien res miert die Politikwissen schaftlerin Pippa Norris zit n Danyi S k sd 2003 S 293f Charakteristisch f r diese Form der Wahlkampff hrung ist die Personalisierung einer politischen F h rungspers nlichkeit Inhaltliche Grundlage dieser Kommunikationsstrategien bil den Meinungsumfragen die mittels Marketing Techniken umgesetzt werden eine Tendenz die den britischen Politologen Colin Crouch dazu veranlasst von Post demokratie zu sprechen Der Begriff bezeichnet ein Gemeinwesen in dem zwar nach wie vor Wahlen abgehalten werden Wahlen die sogar dazu f hren dass Regierungen ihren Abschied nehmen m ssen in dem allerdings konkurrierende Teams professioneller PR Experten die ffentliche Debatte w hrend der Wahl k mpfe so stark kontrollieren dass sie zu einem reinen Spektakel verkommt bei dem man nur ber eine Reihe von Problemen diskutiert die die Experten zuvor ausgew hlt haben Crouch 2008 S 10 F r Wahlkampf Strategien in der Mediengesellschaft stellt das Mobiltelefon ein geeig
431. munikativen Apparatschaften valenten Handlungsaufforderungen Werden etwa im Callcenter Betrieb individuel le Qualifikation Motivation und Fachwissen gezielt genutzt geraten die Autono mieanspr che der MitarbeiterInnen gegen ber Vorgaben und Weisungen rasch an ihre Grenzen So erlaubt die standardisierte Gespr chsabwicklung Callcenter Agents nicht sich von einem Anrufer mit Tsch ss statt mit Auf Wiedersehen zu verabschieden und entspricht damit eher taylorisierten Arbeitsabl ufen Holtgrewe 2006 S 179 Auf der anderen Seite darf f r eine kompetente Vermittlung das aus anderen Arbeitszusammenh ngen angeeignete Spezialwissen etwa ber B rsen bei der Beratung von Bankdienstleistungen sehr wohl eingesetzt werden Seid kreativ im Sinne der Zielvorgaben tue spontan das Richtige wir erwar ten dass du unsere Erwartungen berrtriffst Holtgrewe 2006 S 54 Diese Ambi valenz schl gt sich in verschiedenen Positionierungsm glichkeiten des Subjekts nieder die Holtgrewe folgenderma en kategorisiert Selbstflexibilisierung zwi schen Anpassung und Distanzierung defensiv retrospektive Vergemein schaftung und aktivistischer Aufbruch ebda S 275f schlussfolgert sie aus ihren Fallstudien ber Telekom Callcenter und Open Source Software ebda S 11ff Diese unterschiedlichen Positionen bilden ab wie Flexibilisierungs Erwartungen Optionierung und Entt uschung das subjektive Arbeits
432. muss da jetzt nicht abheben aber wenn mich mein Vorstand anruft hebe ich so fort ab egal wo da gehe ich aus jeder Besprechung raus bei jedem Abendessen Also bei Freunden bin ich leider sehr nachl ssig und schlei ig Int Nr 8 1 S 97 Setzen die Einen Erreichbarkeit mit unmittelbarem Abheben des Telefons gleich kontrollieren andere Erreichbarkeit mittels technischer Sprachbox Information ber Anrufe in Abwesenheit und sozial kommunikativen Justierungen L gen Wer jetzt nicht reden kann oder will macht sich die Technik zunutze Sei es einen Anruf sofort abzulehnen nur kurz abzuheben lautlos zu stellen auf die Sprachbox umzuleiten oder man redet sich auf schlechtem Empfang oder Funkloch aus um nicht weitersprechen zu m ssen Zwei Befragte gaben offen zu bei Anrufen die sie abk rzen bzw vermeiden wollten zu l gen bzw strategisch das Handy zu berh ren Naja manchmal mag man nicht erreicht werden und es ist aber ei gentlich peinlich Dann behaupte ich halt ich hab s nicht geh rt ablehnen in dem Sinn dass ich drauf dr cke mache ich nicht Int Nr 18 Il S 212 wenn es mir zu lange dauert werd ich relativ nerv s am Telefon dann erfind ich immer was warum ich grad auflegen muss Int Nr 8 1 S 99 236 9 Arbeit und Mobiltelefon In Zeiten totaler Erreichbarkeit dient Anrufmanagement dazu Freir ume proaktiv wie autonom zu gestalten Erkennbar sind ein
433. n 7 2 1 Selbstf hrungstechnologie Mobil telefonieren Zentral f r das Verst ndnis von Gouvernementalit t ist der Begriff der Selbstregie rung die auf Technologien des Selbst aufbauen es bedeutet Regieren durch Indi vidualisieren Was die Machttechnologien auf Ebene des Staates und der Instituti onen darstellen sind auf individueller Ebene die Technologien des Selbst Es ist ein gouvernementaler Shift von den Disziplinargesellschaften des 18 des 19 und des fr hen 20 Jahrhunderts bis hin zur Kontrollgesellschaft von heute Deleuze 1993 S 254 Herrschaft wird nicht mehr ber Disziplinierung sondern ber Selbststeuerung ausge bt Die Bev lkerung wird regiert indem Subjekte adres siert werden von denen Selbststeuerung und Eigenverantwortlichkeit eingefordert und denen im Gegenzug Autonomie und Freiheit zugestanden wird Unter neoli beralen Bedingungen ger t die Freiheit zunehmend zu einer Technologie Wenn die Rede von der neoliberalen Gouvernementalit t Sinn machen soll dann nur wenn man sie als eine Regierungsweise versteht die die Macht der Beauftragten eher als die mutma lichen Quellen der Macht zu aktivieren sucht seien diese Beauftragten nun rzte Manager oder was auch immer Osborne 2001 S 15 Ziel der Technologien des Selbst ist es Individuen zu erm glichen mit eigenen Mitteln bestimmte Operationen mit ihren K rpern mit ihren eigenen Seelen mit ihrer eigenen Lebensf
434. n elektronische Werbeplakate Anschlagtafeln Informationstafeln vgl Sadin 2007 ihre zuk nftige Funktion bei der Gestaltung des ffentlichen Raums ob als zus tzliche Meinungsplattform oder expansive Werbefl che wird kontrovers diskutiert 5 Entgrenzungsmaschine und Medium individueller Mobilisierung 103 Abbildung 1 Werbefl chen dominieren die Wade im ffentlichen Raum Foto Sadin 2007 S 39 Der ffentliche Raum steht im Mittelpunkt der Erforschung der Dynamik von ffentlich privat Insofern ist es kein Zufall dass sich in der Fr hphase der Han dyforschung SozialwissenschaftlerInnen intensiv mit dem ver nderten Verhalten von Handynutzern im ffentlichen Raum besch ftigen vgl Burkart 2002 Katz 2003 Katz Aakhus 2006 Denn im ffentlichen Raum treten die vordergr ndigsten wie markantesten Ph nomene der Handynutzung deutlich zu Tage Sensorisch tr gt das Mobiltelefon viel zur ver nderten Wahrnehmung bei Akustisch wie visuell penetriert das Handy den ffentlichen Raum Mobilfunkmast und Handyapparat Ein klingelnder trillernder Musik machender Hundegebell nachahmender apparativer St rfaktor ffentliches Sprechen hei t mitunter in 108 ffentliche R ume charakterisiert ihre freie Zug nglichkeit Praktisch gelten auch Einkaufszen tren als ffentlicher Raum obwohl diese juristisch gesehen Privatbesitz sind Analog zur Offent lichkeit ist der ffentliche Raum ein b rgerliches Konstrukt
435. n AI yi R 5 aw S Tele2comfort Festnetztelefonie mit Vorteil Tele2ADSL jetzt Breitbandinternet ohne Anmeldungsgeb hr L Tele2mobil A jetzt Wertkartenhandys ab 39 inkl 20 Guthaben mi oder Vertragshandys mit doppelten Freiminuten Anhang F Werbung f r Mobile Services 361 Anhang F Werbung f r Mobile Services internet und schlossen e der Volkswagen Mobile Sei EN in e ber die Rubrik Reisen b e Uhr traten Sie Ihre Reise an und paternel p ter einen erfolgreichen Termin AR n auf Ihr Hotelzimmer und benutzten den oy olkswagen Mobile Services um eine coole ipzig ausfindig zu machen N utenplaner zeigte Ihnen den Weg rers ein Zimmer Bar lernten Sie Corinna kennen e hatten einen aussergew hnlich s ren Abend und nahmen gegen 02 00 Sa T i an Ihrem Zie angekomm Volkswagen Mobile Services www volkswagen de mobileservices D Aus Liebe zum Automobil 362 Lebenslauf Mag Beatrix Beneder geb am 06 06 1969 in St P lten Projektmanagement Organisationsentwicklung Wissenschaftliche Projektmitarbeit Lehrt tigkeit Referentin Trainerin Kommunikation Projektspezifische Arbeiten Wiener Arbeitnehmerlnnen F rderungsfonds waff Wien 2011 2008 Projektmanagerin Besch ftigungspakt Wien Ideal Communications Wien 2003 Projektmanagerin f r Hewlett Packard Austria tele ring Wien 2002 2000 Online Manageri
436. n Lebensraum Arbeit Kottingbrunn 2010 Studienrecherche B roraumkonzepte und Arbeitspsychologie im Auftrag des BMF Sozialwissenschaftliche Rundschau SWS Wien 2008 2006 Begutachtungst tigkeit Redaktionsmitarbeit Wien Museum Wien 2007 2006 Kuratorin der Ausstellung Im Wirtshaus E Learning Zentrum TU Wien Johannes Kepler Universit t Linz 2006 Mitarbeit Forschungsdesign Online Befragungen Forschungsgesellschaft f r Informatik Wien Projektantrag zur beruflichen Mobilit t in der EU European Jobguide 2004 Mitarbeit e Learning Lehrgang 1998 GP Sektion Politik und Geschlecht 1999 Ehrenamtliche Mitarbeit Konzeption Durchf hrung von Veranstaltungen Verein Oikodrom Wien 1999 Mitarbeit Projektkonzeption Januskopf Westbahnhof im Rahmen des Cultural Studies Schwerpunkts bm bwk Konzeption u Mitarbeit des Projekts Lernfeld Politik 1995 1993 in Zusammenarbeit mit Dr Johann Dvorak BM f Unterricht Karl Franzens Universit t Graz seit 2004 Alpen Adria Universit t Klagenfurt Universit t Wien semesterweise Lektorin zu den Themen Gender Arbeitsmarkt Identit t Europahaus Burgenland DOKU Graz FH St P lten seit 1998 P dagogische Hochschule Klagenfurt Rosa Mayreder College Wien Zukunftswerkst tte Wien Gender Trainings Fachvortragende Moderation Markt und Meinungsforschungsinstitut IFES und OGM Wien 1997 1994 Supervisorin attac sterreich Wien 2006 2004 Pr
437. n Jaur amp guiberry 2000 einge bunden hat Wie bereits festgestellt steigt mit der Marktn he der Publikation die Wahrscheinlichkeit einer Typologie Zur Veranschaulichung hier ein Handy Ratgeber Wielage 2000 S 23ff der Charaktereigenschaften wie Intro und Extroversion mit technischen Handyfunktionen verbindet e Der Trendsetter Sie sind mobil offen und egal wie viel das neue Ger t kos tet Sie m chten es haben Als Genie er m chten Sie auch das mobile Telefo nieren genie en e Der Sch chterne Immer dezent im Hintergrund m chten Sie auch durch ihr Handy nicht auffallen Sie m ssen zwar erreichbar sein aber bitte diskret e Der Unabh ngige Allzeit bereit f r ein Gespr ch und doch immer beim Trend die Nase vorn e Der Gedankenlose Hier finden sie vielleicht ihren treuen Begleiter Technik ist f r Sie sekund r Zu viele Funktionen verwirren Sie Analoge Zeituhr mit Wecker und Biorhythmuskalender helfen Ihnen den Alltag zu gestalten e Der Sparsame Immer auf der Modewelle mit dabei und doch finanziell nicht ganz unabh ngig Die meisten Sch ler Studenten und Auszubildenden befin den sich in dieser Situation Die Nachvollziehbarkeit der vorangegangenen Typenbildung ist schwierig da die se weder anst ndig dargestellt noch die Zuordnung der Merkmalsauspr gungen eigens ausgef hrt wird Dadurch entsteht eine Art Beliebigkeit welche weder der Bildung von Realty
438. n wie ge sellschaftliche wirtschaftliche und technologische Entwicklungen ineinandergrei fen einander bedingen und formen 8 Das Mobiltelefon ist die sich am schnellsten verbreitende Konsumtechnik mit Ausnahme der USA hier war es der Fernseher vgl Weber 2008 S 226 9 Die wachsende Zahl an Einzelpublikationen bearbeitet zun chst kleinteilige Fragestellungen und eint nige empirische Settings die der Komplexit t des Forschungsgegenstands nicht ange messen sind vgl Kapitel 3 Im deutschsprachigen Raum ist etwa die Erforschung der beruflichen Handynutzung nach wie vor ein absolutes Orchideen Thema 116 6 Dr cken Freigabe Was ist ein Handy 6 2 Was Handy und Telefon verbindet Die Rekonstruktion der Geschichte beider Telefonarten unterteilt sich in mehrere Aspekte die ich f r das weiterf hrende Verst ndnis der Entwicklung des Handys f r wichtig halte 6 2 1 Politische Rahmenbedingungen So selbstverst ndlich das Mobil Telefon heute ist vergisst man mitunter dass es das Funktionieren eines gro en technischen Systems voraussetzt Dazu geh ren technische Einrichtungen ebenso wie kulturelle Artefakte und nicht technische Handlungsroutinen Da es sich bei beiden Apparaten um Netzwerkmedien han delt also Medien die erst durch die Nutzung vieler Personen ihr Potenzial aus sch pfen ist die Errichtung einer fl chendeckenden Telefoninfrastruktur eine un abdingbare Voraussetzung Die Errich
439. n 199 Zur begrifflichen Ann herung an das Auto als Ich Erweiterung s nennen 199 Gesellschaftliche Arrangements der Automobilisierung 44444ss ss 201 Leittechnologien und Lebensweise Fordismus Postfordismus 4444444044nn nn 204 Auto und Fordismus sssn444444nnnnnnennnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnn nn 206 R umliche und kommunikative Mobilit t im Postfordismus 4444400nnnnn nn 207 Geschlechtsspezifische Mobilit tsanforderungen ss44444444444nnnnnnnnnn nennen 211 Mobilit tsparadoxien 24444444Hennnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnn 213 Das macht mobil Auto und Handy ein dynamisches Paar 444ssnnennnnne nennen 217 Arbeit und Mobiltelefon uuuunnssssnannnnennnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnn nenn 221 Allt gliche Lebensf hrung als Verst ndnisrahmen der Handy Nutzung 221 Entgrenzter Alltag Erfahrungen und Umgang im Spiegel der Handynutzung 228 Selbstmanagement soziotechnische Matrix technologieformierter Subjektivierung 230 Anrufmanagement Zum Umgang mit st ndiger Erreichbarkeit 235 Organisieren delegieren dokumentieren u4444400000nnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnn 243 Multitasking Parallelhandeln Das Bem
440. n Eltern l st eine technisch bedingte Nicht Erreichbarkeit der Kinder oftmals Besorgnis aus vgl D ring 2006 S 49ff 6 Dr cken Freigabe Was ist ein Handy 139 tragen so zur Aufrechterhaltung sozialer Netzwerke bei vgl Mettler Meibom 1994 S 179 Auch dieses Themenfeld wird durch die empirische Fragestellung dieser Arbeit abgedeckt allerdings aus subjektorientierter Perspektive des individuellen Gef hlsmanagements Hier dominiert also die Fragestellung wie das Mobiltelefon als Instrument gehandhabt wird um pers nliche Emotionen so zu regulieren dass positive Stimuli in den Vordergrund treten und externe Faktoren so arrangiert wer den dass negative Gef hle vermieden werden vgl Schramm 2005 S 33 e Erreichbarkeit f r sich selbst Erreichbarkeit f r sich selbst soll den transzendenten Aspekt von Erreichbarkeit abdecken und lie e sich als Bereitschaft zum inneren Dialog mit sich selbst be schreiben Deutlich wird hier wieder die R ckbindung an den subjektivierenden Aspekt von Kommunikation da dieser innere Dialog unerl sslich ist f r die Ent wicklung der eigenen Identit t Dies leitet sich Mettler Meiboms Verst ndnis einer Kommunikations kologie ab das auf ein Gleichgewicht zwischen echtem Kontakt und technisch medialer Kommunikation abzielt Um ein Empfinden daf r zu entwi ckeln braucht es diese Art der inneren Gespr chsf hrung Alle drei Arten der Erreichbarkeit h ngen miteinander zusammen
441. n Sie Arbeiten ab die sie unbedingt nicht selbst erledigen m ssen oder wollen auch wenn sie meinen dass Sie es besser k n nen Trauen Sie den anderen auch etwas zu Conen 2005 S 74 Empfehlungen wie diese geh ren zum inhaltlichen Corpus jeder Art des Selbstmanagements Das Delegieren in engem Zusammenhang mit Macht und Geldbeziehungen steht ist wiederum ein Umstand den die Ratgeber Literatur konsequent ausblendet Die neoliberale Programmatik dieses Ansatzes tritt hier offen zutage der die Unternehemerln seiner Selbst setzt effektiv die eigene Arbeitskraft ein wenig rentable Arbeiten werden ausgelagert Dieses Organisationsprinzip setzt eine ent sprechende hierarchische Position bzw finanzielle Liquidit t voraus Delegieren kann meist nur jemand der es bezahlen kann oder in einer hierarchischen Positi on ist andere zu delegieren dazu k nnen auch Kinder oder PartnerInnen z hlen Das Mobiltelefon ist ein Ger t das sich zum Delegieren von T tigkeiten gut eig net Indem man jemanden anruft bekommt man die zu erledigende T tigkeit selbst aus dem Kopf und es geht sich auch noch last Minute aus wenn ich am Abend gest rt worden bin beruflich am Handy war das dass irgendeiner aus der Firma vergessen hat dass er am n chsten Tag auf Urlaub f hrt und irgendei nen Task abschieben muss weil der muss erledigt sein w hrend er nicht da ist und dann rufen die halt irgendwann zu unm glichen Zeiten an
442. n Verlag S 19 25 Bekesi S ndor 2006 St rmisch und unaufhaltsam Motorisierung und Politik im Wien der 50er Jahre In Technisches Museum Wien Hg Spurwechsel Wien lernt Auto fahren Wien Christian Brandst tter Verlag S 76 84 Bender Gerd 1999 Technologische Innovation als Form der europ ischen Integration Zur Entwicklung des europ ischen Mobilfunkstandards GSM In Zeitschrift f r Soziolo gie 28 2 S 77 92 Beneder Beatrix 2008 Immer erreichbar aber kaum da Mobilisierungstechniken Handy und Auto In Streifz ge 42 S 25 26 Benjamin Walter 1977 Das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbar keit Drei Studien zur Kunstsoziologie Frankfurt am Main edition suhrkamp 326 Literaturverzeichnis Benjamin Walter 1977 1931 Gesammelte Schriften Band Il 2 B nde Frankfurt am Main Suhrkamp Berger Jens Gro e Erwartungen berschaubare Ergebnisse 2011 Berghoff Hartmut Hg 2007 Marketinggeschichte die Genese einer modernen Sozial technik Bernzen Rolf 1999 Das Telephon von Philipp Reis eine Apparategeschichte Marburg Betz Fritz Riegler Johanna 2003 Bilder der Arbeit im Sp tkapitalismus Zum strategi schen Machtverh ltnis von Arbeit Selbst und Technologien L cker Verlag Bickenbach Matthias 2009 Spiegelnde Oberfl chen In NfK Netzwerk freier Kultur journalisten Hg Die sch ne Kunst der Einseitigkeit Ein Sammelsurium f r Zeitge nossen Editi
443. n Zeitpunkt noch wei weil ich zeig es ihm ja und sag Da bitte deine Nummer und Protokoll wissen wir es noch Ja wissen wir noch ebda Ein weiterer Vorzug des Fotohandys im Baugewerbe liegt in der Erfassung r umli cher Situationen Es leistet einen Beitrag zur Effizienzsteigerung indem die Mitar beiterInnen selbst die Vor Ort Situation dokumentieren k nnen um dann erst wie der im B ro beim Vorgesetzten Rat oder Expertise einzuholen wenn sie die 9 Arbeit und Mobiltelefon 255 Mitarbeiter B B jetzt auf einer Baustelle sind und es wird ein Schaden verur sacht oder der Kunde sagt es gibt einen Schaden dann kann er ein Foto ma chen Oder es ist auch oft der Kunde kommt rein und sagt ich brauch einen Nach trags Kostenvoranschlag also er will einen Preis haben als Erweiterung f r das und das dann macht er auch ein kurzes Foto dann kann ich es mir auch bildlich vorstellen erspart mir unter Umst nden einmal hinfahren Int Nr 15 lll S 180 Wie handlungsformierend Informations und Kommunikationstechnologien auf t g liche Arbeitsroutinen einwirken wird beim Multitasking besonders deutlich 9 2 3 Multitasking Parallelhandeln Das Bem hen um Vergleich zeitigung Multitasking Mehrprogrammbetrieb Simultanerledigung verschiedener Aufgaben in demselben Speicherbereich des Rechners Junker 2011 S 165 Multitasking ist ein Lehnwort aus der Welt der IKT und bezeich
444. n die Anschaffung eines Autos ist das Versprechen an die Arbeitenden For dismus funktioniert nur wenn Produktions und Reproduktionsbereich ber den Lohn wirksam verschr nkt werden L scher 1988 S 42 Der Schweizer Philo soph Rudolf L scher schl gt zwar eine begriffliche Trennung von Betriebsfordis mus und sozialem Fordismus vor h lt sie aber f r unwichtig denn Die fordisierte Fabrik erscheint als Sozialisationsagentur f r den fordisierten Konsumenten L scher 1988 S 42 Nat rlich erfindet der Fordismus weder Massenproduktion noch Massenkonsum aber er begreift sie als interdependentes konstitutives Ver h ltnis und verankert sie in der Regulation der Lebensf hrung Eine schematische Darstellung der wichtigsten Unterschiede ist auf der Folgeseite ersichtlich 206 8 Auf dem Laufenden sein Zur Verbindung von Kommunikation und Mobilit t Arbeitsverh ltnis Fordistisch Postfordistisch Produktion Industrielle Massenproduktion Flexible Spezialisierung Arbeitstypus Verberuflichte Arbeitnehmerln Arbeitskraftunternehmerln Arbeitszeit fest geregelt Normalarbeitstag 9 to 5 Unterschiedl Zeitvereinbarun gen Kern Gleit und Ver trauensarbeitszeiten Arbeitsform Normalarbeitsverh ltnis Atypisch Voll und Teilzeit freie Dienstnehmer u v m Arbeits organisation Hierarchisch geplant und vorgegeben Taylorismus Teamwork Selbsto
445. n einer entgrenzten Arbeitswelt bei andererseits f rdert die Entgrenzungsmaschine Handy Ortlosigkeit Beschleunigung und die Diffusion von Arbeit und Freizeit Das Mobiltelefon liegt an der Schnittstelle zwischen Ge brauchsgegenstand Medium Arbeitswerkzeug Datenspeicher und Spielger t Bereits in der multifunktionellen Alltagsnutzung liegt der entgrenzende Charakter dieses Artefakts das nicht nur zwischen Arbeit und Freizeit vermittelt sondern zugleich Informationssender und empf nger ist Aber sobald man die Freizeit Vo 1994 S 234 f hrt als Beispiel temporal entgrenzter IuK Technologien den Anrufbeantwor ter an Es kann als eine Art akustischer Merkzettel als Erinnerungstechnik aber auch zur ber sendung tagebuchartige Ad Hoc Reflexionen im Rahmen ausschweifender und ungehinderter Identit tspr sentation eingesetzt werden Er kann als technische Spielerei dem Zeitvertreib dienen um mit irritierenden Ansagen den kommunikativen Austausch zu st ren er kann aber auch dazu genutzt werden sich der von den Freunden immer und berall beteuerten Kommunikationsbereit schaft zu vergewissern Das Ger t kann verwendet werden um die Kommunikationsf lle und dichte zu filtern oder aber um bei zeitweiliger Abwesenheit wenigstens als potenzieller Ansprech partner ans Netz der Kommunikation angeschlossen zu bleiben 76 4 Das neoliberale Subjekt und seine kommunikativen Apparatschaften gemeinsam nutz
446. n in Tokyo vgl Okabe Mizuko 2006 In der Anfangsphase meiner Dissertation so um 2005 gab es noch relativ wenig sozialwissenschaftliche Arbeiten zum Thema Mobiltelefonie weshalb ich begann Notizen ber signifikante Alltagssituation anzufertigen Zw lf Beobachtungsme mos sind folgenden Kategorien zugeordnet e Das Handy im ffentlichen Raum Konflikt und Begegnung e Handynutzung Arbeit ffentlicher Raum Perspektiven der Arbeitenden und des Publikums e Handynutzung im B ro Die in dieser Arbeit eingebundenen teilnehmenden Beobachtungen gehen nicht aus systematischer Feldarbeit hervor sondern stammen aus der explorativen For schungsphase und dienen der empirischen Anreicherung theoretischer Betrach tungen und konzentrieren sich auf das Verh ltnis Arbeit und Handynutzung Der Die Meinungsforschung besch ftigt intensiv das Problem dass immer mehr Menschen keinen Festnetzanschluss besitzen Telefonbefragungen via Handy bringen neue Herausforderungen her vor etwa wie die Telefonbereitschaft erh ht werden kann und wie mit gesetzlichen Restriktionen und befragungstechnischen Schwierigkeiten umgegangen wird vgl H der 2009 45 Vgl dazu das Kunstprojekte des K nstlerInnen Kollektivs Critical Art Ensemble die mit Projek ten wie Flesh Maschine Politiken des Datenk rpers kritisch aufgreifen 58 3 Forschungsdesign Methoden und Datenerhebung harte Kern von allgemeinen soziologischen Theorien fungier
447. n negativ pole misch und kritisch konnotiert Es beruht auf Habermas Verst ndnis zwischen in strumentellem auf die Systemwelt abzielendem und kommunikativem auf die Lebenswelt ausgerichtetem Handeln zu unterscheiden Eine Unterscheidung die angesichts der fortschreitend technisch vermittelten Alltagskommunikation von Handy bis zum Online Chat kaum aufrechtzuerhalten ist vgl Traue 2010 S 33 Hilfreicher erscheint mir hier der Ansatz von Knoblauch zu sein der den Sozial technologie Begriff mit dem Arbeitsbegriff kurzschlie t Indem der Kommunikation in Wissensgesellschaften arbeitsrelevante Bedeutung zukommt wird Verst ndnis orientierung selbst zum zentralen Bestandteil von Arbeit vgl Knoblauch 2006 S 10 Wie Kommunikation als Arbeit konkret erlebt wird ist Thema der empirischen Auswertung vgl Kapitel 9 Pluralisierung und Fragmentierung von Lebenswelten erkl ren den steigenden Kommunikationsbedarf und machen uns zur geschw t zigen Gesellschaft vgl Knoblauch 2006 Die industrielle Gesellschaft reduziert ihre k rperliche T tigkeit wobei die Aktivit t ins Reden verlagert wird Reden bringt Heilung oder zumindest Linderung wie es zum Beispiel Therapien verspre chen vgl Genth 1986 S 10 Ein Bindeglied zwischen Kommunikation und Ar beit liegt im Berufsfeld der Beratung eine seit den 1970er Jahren anhaltend boo mende Branche die Boris Traue als soziale Technologie und Form der Selbstkul t
448. n paar Minuten diesen leicht gespannten Zustand indem sie selbst zum Telefon greift und jemanden anruft Dann sitzen beide telefonierend gegen ber Feldbeobachtung Juni 2006 8 Dokumentationsfunktion Handy Der Wirt in einem Beisl meines Wohnbezirks arbeitete fr her als Kellner in einem Bor dell was offenbar zu einer gewissen Offenheit der G ste f hrt ber Bordell Besuche zu sprechen Als ich einem Stammgast von meinem Dissertationsthema erz hlte er staunte er mich mit einer Schilderung ber mobile Dokumentationspraktiken in der Sexarbeit So h tte er von einem Freund eine kurze Bildbotschaft MMS erhalten welche die Prostituierte bei seinem Besuch zeigt Das Fotos war allerdings recht ver wackelt da es der Freier heimlich angenommen hat weil es blicherweise kosten 5 Bei meinem n chsten Einkauf fragte ich die Kassiererin ob sie es unh flich findet wenn die Leute telefonierend die Bezahlung abwickeln Fast err tend meinte sie Vielleicht ein bisschen aber vor allem tue ich mich schwer weil ich nicht wei ob ich sie unterbrechen darf Anhang D Ged chtnisprotokolle Forschungsbeobachtungen 359 pflichtig ist Auch in Freier Foren wird es als durchg ngige Praxis beschrieben dass f r das Anfertigen von Handy Fotos Geld bezahlt wird Ged chtnisprotokoll Dezem ber 2005 Im Anschluss an einem Vortrag an einem Gymnasium in Schwechat komme ich mit einer Sch lerin ins Plaudern und frage sie wie viele
449. n sehen in Selbstmanagement Ratgebern Programme die dazu beitragen dass sich Individuen als Unternehmer ihrer Selbst begreifen die praktische bungen bereitstellen um sich selbst entsprechend zu modellieren vgl Br ckling et al 2000 S 155 9 Arbeit und Mobiltelefon 233 etwa SMS Vorlagen enth lt wie zum Beispiel Ich komme erst um Uhr Wir sehen uns bei Kann leider nicht weiterhelfen antizipiert ein bestimmtes Nut zungsverhalten Das sind lediglich die prospektiven Technikvorstellungen der Pro duktionssph re auf Basis von Anwendertests Marktforschungsstudien etc vgl Weber 2008 S 65ff aber wie setzen sich die KonsumentInnen damit in der Pra xis auseinander Indem ich Prinzipien des Selbstmanagements als Analyseras ter zur Darstellung der Interviewergebnisse heranziehe kommen inhaltliche wie soziale Aspekte allt glicher Handynutzung meiner Meinung nach st rker zum Ausdruck Statt entlang technischer Funktionalit ten zu gliedern wie dies in vielen empirischen Arbeiten getan wird vgl Aub ck 2001 Reiter 2009 Weber 2009 halte ich ein sozialtechnisches Strukturieren vielversprechender Verst ndlicher weise nehmen die Befragten in recht unterschiedlichem Ausma die verschiede nen Handyfunktionen in Anspruch Entsprechend meiner Hypothesen Formulierung vgl Kapitel 3 2 sehe ich einen Zusammenhang zwischen Handy nutzung und Beruf vgl Kapitel 9 3 Besch ftigungsverh ltnis vgl
450. n viel telefoniert wird Wie im Kapitel 9 2 3 zu Multitasking beispielhaft beschrieben gehen Telefonieren und Kochen Putzen Stillen etc gut zusammen Frauen fungieren in gewisser Weise als famili re Zeit Puffer Einge spannt zwischen den rigiden Zeitregimes des Vollzeit erwerbst tigen Ehepart ners und den ffnungszeiten von Kindergarten und Schule erbringen sie jene zeitliche Flexibilit t welche die Reproduktionsarbeit an sie stellt Heine et al 2001 S 111 In der Mehrzahl sind nach wie Frauen die Familien Managerinnen Hausarbeit ist immer fter auch Organisations und damit Kommunikationsarbeit sei es um Handwerker rzte und Babysitter zu organisieren vgl Klaus 2007 S 146 Emo tionaler Beistand wie praktischer Rat f r die Kinder erfolgt verst rkt telekommuni kativ ebenso wie die Aufrechterhaltung von Verwandtschaftsbeziehungen und Freundesnetzwerken Es ist den Arbeiten von Lana Rakow Pionierin der ge schlechtsspezifischen Telefonforschung zu verdanken dies als Gendered Work und Gender Work anzuerkennen als Arbeit die an Frauen delegiert wird und zugleich die Vorstellung von Frauenarbeit festigt vgl Rakow 1992 S 33 Zur quantitativen Anreicherung der Ergebnisse meiner qualitativen Interviewbefra gung greife ich mehrmals auf die im Team von Judy Wacjman erhobene australi sche Studie zur ck welche die Auswirkungen des Handys auf die Work Life Balance erforscht vgl Wacjman 2008
451. n your Pocket The Birth of the mobile Helsinki Gaudeaumus Kr mer Sybille Hg 1998 Medien Computer Realit t Wirklichkeitsvorstellungen und Medien Frankfurt am Main Kroeber Riel Werner Esch Franz Rudolf 2004 Strategie und Technik der Werbung verhaltenswissenschaftliche Ans tze Stuttgart Kohlhammer Verlag Kr ger Fabian 2004 Automobile DNS in der Kontrollgesellschaft Z hmung und Unter werfung von Auto und Selbst In Treusch Dieter Gerburg Gehrke Claudia D ker Ronald Hg Auto T bingen konkursbuch S 161 170 Kr mmelbein Silvia 2005 Kommunikation und abnehmende Rollendistanz Zur Ambiva lenz der aktiven Aneignung subjektivierter Arbeitswelten In Arbeitsgruppe SubArO Hg konomie der Subjektivit t Subjektivit t der konomie Berlin edition sigma Hans B ckler Stiftung S 183 201 Kudera Werner 2000 Lebensf hrung als individuelle Aufgabe In Kudera Werner Hg Lebensf hrung und Gesellschaft Beitr ge zu Konzept und Empirie allt glicher Lebensf hrung Opladen Leske Budrich S 77 90 Kudera Werner Hg 2000 Lebensf hrung und Gesellschaft Beitr ge zu Konzept und Empirie allt glicher Lebensf hrung Opladen Leske Budrich Kuhn Thomas S 1962 Die Struktur wissenschaftlicher Revolutionen Chicago Lakoff George Johnson Mark 2003 1980 Metaphors We Live By Chicago and Lon don The University of Chicago Press Lamnek Siegfried 2005 Qualitative Soz
452. nal Aspects of the Mobile Age London Springer S 3 17 Brown Barry Green Nicola Harper Richard Hg 2002 Wireless World Social and Interactional Aspects of the Mobile Age London Springer Literaturverzeichnis 327 Bull Michael 2005 The Intimate Sounds of Urban Experience An Auditory Epistemolo gy of Everday Mobility In Nyiri Krist f Hg A sense of place The Global and the Lo cal in Mobile Communication 1 Engl Vienna Passagen Verl Communications in the 21st century S 169 178 Burchell Graham Gordon Collin Miller Peter Hg 1991 The Foucault Effect Studies in Govermentality Chicago Burgess Adam 2004 Cellular Phones Public Fears and a culture of Precaution Cam bridge University Press Burkart G nter 2002 Kommunikative Interferenzen Das Mobiltelefon und die Ordnung des ffentlichen Raums In Hahn Kornelia Hg ffentlichkeit und Offenbarung Eine interdisziplin re Mediendiskussion Konstanz UVK S 149 175 Burkart G nter 2007 Handymania Wie das Mobiltelefon unser Leben ver ndert hat Frankfurt am Main Campus Busch Rainer Fuchs Wolfgang Unger Fritz Hg 2008 Integriertes Marketing Strate gie Organisation Instrumente 4 vollst ndig berarbeite Auflage Wiesbaden Gabler Buschauer Regine 2010 Mobile R ume Medien und diskursgeschichtliche Studien zur Tele Kommunikation Bielefeld transcript Candeias Mario 2001 Arbeit Hochtechnologie und H
453. nd Mobiltelefon sche Hilfsmittel und elektronische Medien effizient eingesetzt werden Welche Arbeiten werden selbst erbracht welche Dienstleistungen zugekauft Wie sieht der famili re Investitionsplan f r die Bereiche Wohnen Gesundheit und Bildung aus und wie wird dieser zwischen den Bed rfnissen Einzelner ausgehandelt Die se Konsequenzen sind auch ein Ergebnis der zunehmenden Verbetrieblichung der Lebensf hrung zu begreifen wie es das Konzept des Arbeitskraftunternehmers begrifflich fasst vgl Kapitel 4 Dazu geh rt das Selbstmanagement der eigenen Biografie wie des gew hnlichen Alltags vgl Vo Pongratz 1998 S 150 Wie Telefonierpraktiken als Anordnungen des Selbstmanagements zu verstehen sind wird in Kapitel 9 2 offenkundig Das Mobiltelefon als pers nliche Organisations technik harmoniert hervorragend mit Selbstmanagement Ratgebern die einem dazu anleiten Ziele und Handlungsschritte festzulegen zu terminisieren delegie ren und priorisieren Wie dies konkret im Alltag der Befragten integriert wird an welchen Punkten Widerst nde auftreten und welche Konfliktfelder auftreten the matisieren die Aussagen der Befragten in diesem Kapitel Eine weitere Best tigung f r die Anforderungen der Lebensf hrung durch eine entgrenzte Arbeitsweise erkennt man im gestiegenen gesellschaftlichen wie un ternehmerischen Interesse an Work Life Balance Geht es bei Work Life Balance um allgemeine Organisationsfragen zur Gestalt
454. nd es ganz leise sein muss dann kannst halt den Vibracall einschalten und du merkst o k es l u tet und schaust und denkst dir jetzt nicht oder du schaust ist es wichtig dann gehst halt kurz weg wo du nicht den Ton st rst vom Dreh und telefonierst Int Nr 2 l S 16 Die Vibrationsfunktion erm glicht es auch den Handyton leiser zu dre hen um so andere weniger zu st ren Weil ich eh einen leisen Klingelton hab dezente Musik und da sp re ich es dann besser wenn es l utet auch Int Nr 6 I S 71 Herr P schaltete Vibracall ein wenn er halb erreichbar sein will wenn er mit niemand reden will aber wichtige Anrufe dennoch mitbekommt vgl Int Nr 7 Il S 160 Das Handy schmiegt sich fast bis zur Unkenntlichkeit an den K rper an zugleich birgt aber gerade k rpernahes Tragen ein Gesundheitsrisiko in sich Gleichzeitig w chst das Handy regelrecht in die Mode hinein wird auf Ho sen Jacken Taschen auf und eingen ht Die Miniaturisierung von Mobiltelefo nen zumal es pers nliche Kommunikationsmittel sind macht eine Inkorporierung plausibel Einen Ausblick erm glicht bereits die Bluetooth Technologie die Tele fonieren nahezu unsichtbar macht nur ein kleiner Ohrenclip verweist auf das technische Artefakt Die individuellen Sorgen in Bezug auf Gesundheitsgef hrdungen der Handy NutzerInnen werden in k rperlichen Empfindungen beschrieben die w hrend des 24 Der Kulturwissenschafter Tom Holert
455. nd sollen in diesem Kapitel zur tragf higen Karosserie ausgebaut werden um Technik Subjekt Beziehungen im Vergleich zwischen Auto und Handy untersuchen zu k nnen In Kapitel 8 3 steigen dann die FahrerInnen ein und be schreiben wie sie ihr Handy im Auto nutzen und wie sie die M glich keit Notwendigkeit r umlich mobil zu sein mit der Erreichbarkeit mittels Handy verbinden Sozusagen im SMS Stil werden Eckpunkte der Entwicklungsgeschichte des Autos mit der Entwicklung des Mobiltelefons in Beziehung gesetzt jeweil mit Perspektive auf wirtschaftlichen Wandel und Ver nderungen der Lebensf hrung Die zusam mengestellten Materialien konzentrieren sich auf die These War das Auto f r das 20 Jahrhundert der Motor f r sozialen und wirtschaftlichen Wandel sind es im 21 Jahrhundert die internetf higen Kommunikationstechnologien Das Auto erlaubt R ckschl sse auf die interdependenten Zusammenh nge von r umlicher und kommunikativer Mobilit t auf gesellschaftliche dominante Lebens weisen Was waren die Gr nde f r den steigenden Automobilismus Worin beste 8 Auf dem Laufenden sein Zur Verbindung von Kommunikation und Mobilit t 199 hen Analogien zur Verbreitung des Mobiltelefons Welche sozialen Aneignungs prozesse begleiteten die Automobilisierung und wie sind diese vergleichbar mit der Verallt glichung des Mobiltelefons Was bedeutet die r umliche und kommu nikative Mobilisierung des Einzelnen f r die
456. nd von zwei Studien untersuchen sie diese zun chst widerspr chlich wirkende These Das Ergebnis stellt die von Modernisierungstheo retikerlnnen vorgenommene Gleichsetzung von r umlicher mit geistiger Mobilit t auf den Kopf e Die r umliche Mobilit t untersuchten sie anhand eines neuartigen Carsharing Projekts jenseits von Besitz und privater Verf gbarkeit das vom Wissen schaftszentrum Berlin 1998 2003 durchgef hrt wurde Die in Technologien eingeschriebenen Formatierungen f hren zwar zu mehr Handlungssicherheit und zur r umlichen Ausdehnung von Gestaltungsspielr umen doch gleichzei tig produzieren sie Verengungen im Verkehrsverhalten und die Reduktion von Entscheidungsm glichkeiten Canzler Kesselring 2006 S 4162 Das Auto verf gt ber einen Aufforderungscharakter und ist es einmal in allt gliche Handlungsroutinen eingebaut schafft es sich seine eigenen Nutzungszwecke und zw nge Damit entsteht eine automobile Pfadabh ngigkeit die in der Regel keine wegbezogenen Entscheidungen mehr m glich macht vgl ebda S 4163 Um die Komplexit t der Lebensformen und Handlungsmuster zu be w ltigen erweist sich das das Auto als hochgradig routinef hig weil es von Entscheidungs und Planungsdruck entlastet ebda S 4165 e Die berufliche Mobilit t besch ftigte das Projekt Mobilit tspioniere wobei die faktischen Bewegungen und Bewegungspotenziale von MitarbeiterInnen der 8 Auf dem Laufenden sein Zur
457. nde Maschine die Magie ins Alltagsleben bringt Genth 1986 S 16 Weniger lyrisch sieht Schneider 1996 S 21f darin eine paranoische Illusion die elektronische Gadgets ganz allgemein vermitteln n mlich mit allen verbunden zu sein Auch G nther Anders greift auf den psycho tischen Wortschatz zur ck wenn er diese r umliche Doppelexistenz also das Nebeneinander des medialen Raums der Au enwelt in dem defacto pr senten Ort eine Schizotopie nennt Zum Wesen des heutigen Zuhause sic geh rt es also da es nicht nur ein Raum ist sondern au erdem noch noch einen zweiten 138 So berichtet James E Katz dass in Nigeria der Glauben an magische Telefonnummern recht verbreitet sein soll und bestimmte Nummer als todbringende Handynummern gelten Katz 2006 S 25 6 Dr cken Freigabe Was ist ein Handy 141 enth lt Die diesem schizotopischen Zuhause entsprechende Schizophrenie also die r umliche Doppelexistenz ist uns heute bereits derart gel ufig und selbstver st ndlich da wir in Unruhe geraten wenn wir einmal dazu verurteilt sind uns in nur einem eben in unserem Raum aufzuhalten Anders 2002 1980 S 85f Dieses Paradox thematisiert auch dieser Inserattext einer Handywerbung Let your home know here your heart is Gergen 2006 S 227 Diese Doppelexistenz charakterisiert das Telefon sowohl eine Verbindungsmaschine zu sein wie auf die eindringlichste
458. nder te Wahrnehmungsmodi und Kommunikationsweisen mit ver nderten Denk und Handlungsweisen gleichzusetzen gleicht einer monokausalen Erkl rung Hilfrei cher ist es von Medienhandeln vgl R ser 2007 als einer Spielart kommunikati ven Handelns J rgen Habermas zu sprechen oder von sozio technischem Handeln D ring 2005 S 62 Derart verortet stellt der empirische Teil dieser Ar beit einen Versuch dar das Verh ltnis von Entsinnlichung und subjektiven Hand lungsweisen auf Evidenz Ebene zu untersuchen 138 So bringt das Reisen mit der Eisenbahn den panoramischen Blick hervor vgl Schivelbusch 1995 138 6 Dr cken Freigabe Was ist ein Handy 6 4 1 4 Erreichbarkeit Verf gbarkeit Eine weitere Dimension des telekommunikativen Gespr chsstils besteht in der Erreichbarkeit In der Literatur wird es mit unterschiedlichen Worten umschrieben immer und berall st ndig in Kontakt allzeit zuhanden perpetual contact We sentlich f r das Verst ndnis ist die Zweipoligkeit von Erreichbarkeit und Verf g barkeit Blendet man diese gestaltgebende Polarit t aus bleibt die Beschreibung von Telefonierpraktiken als Handlungsroutinen unvollst ndig Thematisch geht daraus das Erreichbarkeitsdilemma hervor n mlich das Bed rfnis andere je derzeit erreichen zu k nnen ohne selbst immer erreichbar sein zu wollen Eine aktive Steuerung von Erreichbarkeit bzw Nicht Erreichbarkeit geh rt zum Umgang mit
459. ndergeschichten Anders 2002 1956 S 97 Im Jargon der Sozialtechnik Marketing z hlen Auto und Handy zu den Techniken der Freiheit die widerspr chlicherweise in vielf ltige Kontrollzusammenh nge ein gebunden sind So steht nachfolgende Nokia Presseaussendung f r viele mobile 196 7 Connecting People Sozialtechnik Mobiltelefonie Werbebotschaften Today wireless telephone provides the freedom to com municate whenever they want wherever they want Meyerson 2001 S 19 Dieses Zitat bringt die widerspr chlichen Botschaften rund um das Mobiltelefon zum Vorschein n mlich einerseits immer in Verbindung zu stehen und anderer seits die Idee der individuellen Freiheit Scheinbar aufgel st wird dieser Wider spruch indem das Mobiltelefon Kontrolle ber die Kommunikation anbietet At heart the mobile concept is about being in control as a separate and distinct individual Meyerson 200 S 20 Eine hnliche Repugnanz ist auch f r das Auto feststellbar so soll es individuelle sichere Mobilit t gew hrleisten f hrt aber zu Unf llen und Staus Man verkenne das Auto glaubt man den mobilen Verspre chen von Individualit t und Freiheit von Autonomie und Allbeweglichkeit meint Fabian Kr ger weil Automobilit t zum einen zunehmend berwachung und Kon trolle des Verkehrs bedeute zum anderen durch die technologische Mutation des Autos auf eine fahrtechnische Z hmung hinauslaufe vgl Kr ger 2004 S
460. ndet ein Ser vice den die Website www trackyourkid de anbietet Via Internet k nnen sich be sorgte Eltern ber den Standort ihres Kindes informieren Die britische Website Mobile Tracking bietet neben der Lokalisierung von Familienmitgliedern auch an den Standort von MitarbeiterInnen jederzeit feststellen zu k nnen Adler 2006 Ein Produkt das regelrecht paradigmatisch Sicherheit mit Freiheit verbindet ist die mobile Sicherheitsl sung mystella Es vereint SOS Notruf Ortung Telefonie und Datentransfer GPS GSM GPRS in einem Ger t F r dieses sterreichische Produkt kooperieren die Mobilkom Austria und die Hel Wacht Unternehmensgrup pe und wollen damit die Zielgruppen die viel unterwegs sind ansprechen wie zum Beispiel 50plus Kinder und Sportlerinnen Bei Unf llen und in Notsituationen ist man per Knopfdruck mit der Notrufserviceleitstelle verbunden die unmittelbar Hilfe anfordert Polizei Rettung Verwandtschaft Notarzt etc Mystella sichert Personen die sich zu Hause und unterwegs sicher f hlen wollen Kinder auf ihrem Schulweg junge M dchen und Frauen die nachts unterwegs sind Menschen die in gef hrlichen Berufen arbeiten oder Wanderer und Sportler die alleine im Ge l nde unterwegs sind Mystella 2011 Letztere Beispiele zeigen wie marktkon form individuelle Sicherheitsbed rfnisse mit der Bereitschaft berwacht zu werden verkn pft sind Der US amerikanische Geograf Jerome Dobson sieht die droh
461. ndlich interessieren gesellschaftliche Machtverh ltnisse und ngste um die extrem rasante Verbreitung der Mobiltelefonie Ende der 90er Jahre zu erkl ren Die Mobiltelefonie ist eine Technologie der Aktivierung des Individuums im Korsett neoliberaler Gouvernementalit t die die r umliche und kommunikative Mobilit t als Regierungstechnik einsetzt Auf Mikroebene ringt das unternehmerische Selbst vgl Kapitel 4 1 darum seine kommunikative Mobilit t mit Effizienz zu ge stalten und sorgsam und zielorientiert mit den eigenen Kommunikationsressour cen umzugehen Dieses autonome Abw gen der Priorisierung von Anrufen zwi schen der Freiheit einen Anruf anzunehmen oder nicht und der inneren Notwen digkeit erreichbar zu sein funktioniert als Technologie des Selbst Auf Makro ebene transformiert die fl chendeckende Verbreitung von Handys die Arbeitswelt 18 Foucaults Vorstellung von Technik beschreibt man am besten anhand seiner theoretischen Exploration des Panoptikums Anfang des 19 Jahrhundert schuf der Architekt Jeremey Bentham mit dem Panoptikum einen Entwurf f r ein berwachungsfreundliches Geb ude konzipiert als Fab rik wurde es zum Prototyp des Gef ngnisses Das Panoptikum ist die zentrale Disziplinartechnik f r berwachung eine Maschine zur Scheidung des Paares Sehen Gesehenwerden weil sie die Macht automatisiert und entindividualisiert Foucault 1977 S 259 Ulrich Br ckling 2001 schl gt
462. ne Cambridge Cox amp Wyman Ltd Meyrowitz Joshua 1985 No sense of place The Impact of Electronic Media on Social Behaviour Oxford Oxford University Press Michalitsch Gabriele 2006 Die neoliberale Domestizierung des Subjekts Von den Lei denschaften zum Kalk l Frankfurt am Main Campus Verlag Michalk Silke Nieder Peter 2007 Erfolgsfaktor Work Life Balance Weinheim Wiley VCH Mitterauer Michael 2000 Entgrenzung und Beschleunigung Gesellschaftliche Ent wicklungstendenzen in ihren Auswirkungen auf die Familie In Paul Horn Ina Hg Entgrenzung und Beschleunigung Widerspr che und Fragen im Proze der Moderni sierung Wien Turia Kant S 65 80 Mobilkom Austria 2006 Sozialer Impact der Handy Verwendung Unver ffentlichte Stu die der Fessel GfK Gruppe Wien Mock Cordula 2000 Verbindungen des Bauk rpers Interaktion und technisch vermittelte Kommunikation auf Baustellen In Beck Stefan Butler Mark Hg Technogene N he Ethnografische Studien zur Mediennutzung im Alltag Hamburg M nster S 59 74 Moebius Stephan Schroer Markus 2010 Diven Hacker Spekulanten Sozialfiguren der Gegenwart Frankfurt am Main edition suhrkamp M ser Kurt 2002 Geschichte des Autos Frankfurt am Main New York Campus Verlag Moyal Ann 1992 The Gendered Use of The Telephone An Australian Case Study In Media Culture and Society 14 S 51 72 Muggenthaler Ferdinand 2004 Live F
463. ne machttheoretische Schablone anhand derer das Mobiltelefon mit seinen wider spr chlichen Einschreibungen zwischen Erreichbarkeit und Verf gbarkeit zwi schen Autonomie und Kontrolle begreifbar gemacht werden soll Der Untertitel der Dissertation bildet die einzelnen Theoriebl cke der Forschungs frage ab Identit ten Arbeitsverh ltnisse Technikbeziehungen Die Fragestellung wird anhand zweier Analyseebenen untersucht 1 Historisch problemorientierte Fragestellung Die Anf nge der modernen Mobiltelefonie reichen in die 1970er Jahre zur ck Was waren die Gr nde weshalb es weitere knapp 30 Jahre dauerte bis das Han dy zum Alltagsgegenstand wurde Mehrere Argumentationsstr nge f hren an die Beantwortung der Frage heran Zun chst beruht dies auf ver nderten konomi schen Rahmenbedingungen die mit den Schlagw rtern Informatisierung Flexibili sierung Globalisierung und Prekarisierung verbunden sind und im Begriff des Postfordismus gefasst werden Damit schl gt sich die Transformation der Produk tionsweise auch in ge nderten Arbeitsverh ltnissen nieder die das Subjekt mehr fach in Verantwortungsstrategien einbinden Diese bestehen darin Individuen un ter dem Signum der Eigenverantwortung Eigenst ndigkeit und Eigeninitiative zu mobilisieren dieser Prozess steht beispielhaft f r Formen der Subjektivierung 1 Einleitung 17 Den Prototypus dieser Ethik des autonomen Selbst verk rpert die Figur d
464. nehmen in Europa Diese bestanden aus dem Angebot einer fl chendeckenden Ver sorgung und erschwinglichen Geb hren vgl Schaper Rinkel 2003 S 151 118 6 Dr cken Freigabe Was ist ein Handy Rammert 1993 S 234f f hrt das unterschiedliche Tempo und die andere In tensivit t der Telefonkulturen von Europa und den USA auf geopolitische und kulturspezifische Gr nde zur ck So erfordere Telefonieren einen routinierten Um gang mit Schnelligkeit Offenheit f r R ckfragen Reziprozit t Direktheit und Un pers nlichkeit Hierarchie und statusbetonte Haltungen beg nstigten Einweg medien gegen ber der wechselseitigen telefonischen Kommunikationskultur vgl Rammert 1993 S 259f Dadurch wurde die Verbreitung in Deutschland verlang samt da das hierarchische Standes Denken im Vergleich zu dem in den USA noch stark und die geografische Mobilit t geringer ausgepr gt war Es ist ein lang gedientes Argument das Telefon als Gemeinschaft stiftende demokratische Kommunikationstechnik vorzustellen speziell in Abgrenzung zur leichter kontrol lier und manipulierbaren Presse und dem Radio vgl Katz 2006 S 122 Bereits 1910 betonte Herbert N Casson die Bedeutung des Telefons f r die politische und konomische Einheit der USA It is so essentially the instrument of all the people in fact that we might almost point to it as a national emblem as the trade mark of democracy and the American spirit Casson 1
465. nen wo es mir nicht so gut gegangen ist und dann ruf ich Leute an wo ich wei o k die beruhigen mich und die sagen mir jetzt das passt alles und es ist eh al les wunderbar und ich soll mich jetzt nicht aufregen da kann ich dann schon wie der beruhigt den restlichen Tag bestreiten Oder weil ich mich teilweise auch sehr allein auch gef hlt hab da war das Handy dann schon auch wichtig dass ich in der Mittagspause wenigstens rausgehen kann und eine halbe Stunde mit ir gendwem Netten telefoniere ebda Die M glichkeit jederzeit telefonischen Zuspruch zu erhalten erlaubt es vom Mo biltelefonieren als emotionale Regulationstechnik zu sprechen Bot auch das Tele fon diese M glichkeit vervielfacht die st ndige Verf gbarkeit sowie potenzielle Erreichbarkeit des Handys diesen Nutzen Wichtig ist mir der Hinweis auf die be rufliche Verwertbarkeit der therapeutischen Funktion des Handys im Sinne der Aktivierung der Arbeitskraft So empfiehlt ein Selbstmanagement Ratgeber Wenn Sie im Au endienst t tig sind und eine Arbeit vor sich haben die einem l stig ist genie en sie im Auto ein H rbuch oder f hren Sie ein Telefonat mit einem netten Menschen Conen 2005 S 87 9 2 7 K rperpraktiken der Handynutzung als Selbsttechnologien Mobiltelefonie als k rpernahe elektronische Kommunikationstechnologie stellt viel fach leibliche Bez ge her Handys werden direkt oder sehr nah am K rper getra gen viele nehmen
466. neolibe ralen Tugenden der Selbstverantwortlichkeit und Lebensoptimierung aus ben Die Aufgabe dieser Technologien ist die Integration widerspr chlicher Innerlichkeiten und Anforderungen die konstruktive Selbstverh ltnisse hervorbringen Foucault 7 Connecting People Sozialtechnik Mobiltelefonie 193 entwickelt damit einen Gedanken seines Fr hwerks weiter Das Individuum stehe nun nicht mehr der prim r repressiven Macht ohnm chtig gegen ber sondern trage mittels Selbstnormierung zu einem konstruktiven Umgang mit der Macht bei 7 2 2 Mobile Sicherheit und das Sicherheitsdispositiv Das Sicherheitsdispositiv nimmt in Foucaults Werk einen zentralen Stellenwert ein unter anderem weil es ihn zur Konzeption der Gouvernementalit t veranlasst vgl Foucault 2000 S 41 Innerhalb der Regierungsrationalit t bernimmt das Sicherheitsdispositiv wichtige regulierende und gestalterische Funktionen Anwen dungsbereiche des Sicherheitsdispositivs finden sich im Alltag vielf ltig wieder zum Beispiel die freiwillige Video berwachung ganzer Wohnviertel Gated Com munities der Mutter Kind Pass als Kontrolltechnologie im Namen der Gesund heit die Anschaffung eines Autos mit Airbag oder wenn man einem r Sch lerin ein Handy schenkt um f r alle F lle erreichbar zu sein Diese elektronische Lei ne erweist sich zweifach als gouvernementale Haltung Zum einen f rdert sie eine relativ fr he Mobilit t des Kindes ohne da
467. net die F higkeit eines Betriebs systems mehrere Aufgaben Tasks nebeneinander auszuf hren In Millisekunden werden verschiedene Prozesse aktiviert so entsteht der Eindruck der Gleichzei tigkeit Perfekte Multitasker sind Computer die mehrere Recheng nge gleichzeitig ausf hren was ma geblich zum pers nlichen Bedienungskomfort beitr gt Im All tagsgebrauch steht Multitasking f r die menschliche F higkeit mehrere Dinge gleichzeitig zu tun weshalb es auch als parallel bzw simultan Handeln bezeichnet wird Der Zeitforscher Karlheinz Gei ler spricht von einem gesellschaftlichen Kult der Vergleichzeitigung und Erlebnisverdichtung Gei ler 2010 S 333f der aus der Vermarktlichung der Lebenswelt hervorgeht die dem kapitalistischen Beschleunigungsimperativ unterliegt Geschickt verbindet das n chste Zitat in der Tonalit t journalistischer Skandalisierung technische Prozesse mit identit ren Aspekten unter den Bedingungen projektorientierter flexibilisierter Ar beit Multitasking ist eine Ausrede unserer Zeit geworden Sie kaschiert ober fl chlichen Aktionismus der so tut als ob er bereits eine Tugend an und f r sich w re Multitasker erkl ren Aktionismus zur Produktivit t Dabei kom men sie nat rlich bei all jenen gut durch die sich ebenso durchwursteln immer wie auf der Flucht von einer Aufgabe in die n chste Das ist eine der 256 9 Arbeit und Mobiltelefon gr ten Beschleun
468. netes Instrument politischer Mobilisierung dar das auch als Viral Politics vgl Danyi und S k sd 2003 oder virales Mobilmarketing vgl F rster 2010 dis kutiert wird Es funktioniert analog zu Viral Marketing das sich die Verwertung und ein unreflektierter Glaube an die M glichkeit gelingender egalit rer Kommunikation bleibt ber In der Evolutionstheorie versteht man unter reziproken Altruismus das sich gegenseitig un terst tzende Verhalten von S ugetieren z B das Lausen zwischen Affen 16 Ralph S Wilson 2000 z hlt zu den Grundregeln des Viral Marketing Produkte bzw Services zu nutzen die kostenlos und in beliebiger Gr enanzahl verf gbar sind deren Weitergabe einfach 26 2 Grundz ge der politikwissenschaftlichen Erforschung des Mobiltelefons sozialer Netzwerke und nat rlicher menschlicher Bed rfnisse zunutze macht wie zum Beispiel das Bed rfnis nach Tratsch und die Neugier an Ger chten Damit nutzt Viral Marketing allgemeine Verhaltensmotive und vorhandene soziale Netz werke profitiert also von den Ressourcen anderer Das Autorenteam D nyi S k sd f hrt als Beispiel f r Viral Politics den Labour Wahlkampf im Jahr 2001 an 2003 S 306f aus dem Tony Blair als Wahlsieger hervorging Dabei wurden 100 000 W hlerInnen gezielt mit jugendrelevanten Wahlthemen ange sprochen z B anl sslich ge nderter F hrerschein Modalit ten danach wurden sie via SMS nochmals an den Wahltag
469. nformationsgesellschaft anders aussehen In Karin Wilhelm Hg City Lights Zentren Peripherien Regionen interdisziplin re Posi tionen f r eine urbane Kultur Wien B hlau S 181ff Zillmann Dolf Bryant Janings 1985 Affect Mood and Emotion as Determinants of Selective Exposure In Zillmann Dolf Bryant Janings Hg Selective Exposure to Communication Hillsdale New Jersey Lawrence Erlbaum Associates S 157 190 Zimmermann Clemens 2000 Kommunikationsmedien in der l ndlichen Gesellschaft Telegraf und Telefon 1850 1930 In R sener Werner Hg Kommunikation in der l ndlichen Gesellschaft vom Mittelalter bis zur Moderne G ttingen Vandenhoeck amp Ruprecht S 365 387 350 Anhang A Thesen zur Leitfaden Entwicklung Anhang A Thesen zur Leitfaden Entwicklung 1 Art und Organisation beruflicher Arbeit im Postfordismus verlangt von dem Individuum erh hte Selbstmanagement F higkeit 2 Lebensf hrung wird zur individuellen Aufgabe es gibt kaum mehr Unterschiede zwi schen privater und beruflicher Arbeit 3 Medien gestalten Wirklichkeit indem Weltkommunikation impliziert den Ersatz der Welt als Sinneserfahrung durch Kommunikationserfahrung Die Folge ist dass unser Kommunikationsverhalten sich an das der Maschine anlehnt 4 My home is my mobile phoney Analog zur r umlichen Mobilit tsspirale gibt es auch eine kommunikative Die vermehrten Kommunikationsinstrumente E Mail Fax Chat etc reduzi
470. ng sich zwei oder mehrere disparate Besch ftigungen zugleich hinzu geben vgl Anders 2002 1956 S 136ff Deshalb l st das Divisum ein in eine Mehrzahl von Funktionen zerlegtes Subjekt das Individuum ab 238 F r die meisten Befragten stellen die Handygespr che Anderer in ffentlichen Verkehrsmitteln eine stete Quelle des Argernisses dar Nur Herr Q sch tzt sie als kurzweiligen Zeitvertreib Also im ffentlichen Bereich st rt es mich berhaupt nicht ich finde es sogar spannend was sich die alle erz hlen da vergeht wenigstens die Zeit wenn man zuhorchen kann Int Nr 15 11 S 185 266 9 Arbeit und Mobiltelefon dass trotz schwacher Kommunikationsmotivation vgl D ring 2005 S 69 ge nutzt wird und so spontanes impulsives Handeln unterst tzt Analog zur Mobilit tsspirale ist im Umgang mit den verschiedenen Kommunikati onsmedien eine Kommunikationsspirale feststellbar Mit der steigenden Zahl an Kommunikationskan len m ndlich schriftlich bildlich synchron asynchron steigt die Kommunikationsarbeit und reduziert so die angestrebte Effizienz Dann hast du manchmal drei Mal die Nachricht Ich erreiche dich nicht Ich erreich dich nicht ich erreich dich nicht Dann kommt ein Mail Ich erwisch dich nicht meistens wenn ich dann zur ckgerufen hab das hab ich schon immer getan dann hab ich sie nicht erwischt dann hat sie wieder nicht k nnen und dann nach drei vier f nf Tagen haben wi
471. ngen zu Entwicklungstendenzen des ffentli chen Raums halte ich f r notwendig um die handyspezifischen Ver nderungen besser ein und zuzuordnen zum Beispiel die Kommerzialisierung ffentlicher R ume wobei sich die Werbung als einflussreicher Gestalter hervortut der Leuchtturmfunktion bernimmt und quasi wie ein Stadtm bel einfach dazugeh rt Franck 2005 S 201 geht einen Schritt weiter wenn er in ffentlichen R umen vorrangig Werbetr ger sieht und beschreibt wie Star Architektur lediglich dazu dient Sehensw rdigkeiten zu produzieren die r ckwirkend wieder den Werbe Wert einer Stadt erh ht Genauso omnipr sent wie die Werbung ist mittlerweile auch die berwachung ffentlicher R ume Die Allgegenw rtigkeit der berwa 101 Einen berblick ber aktuelle Diskussionen zur Begrifflichkeit ffentlichkeit Privatheit bietet der Sammelband von Raunig 2005 Das Buch pr sentiert wertsch tzende wie kritische Ausei nandersetzungen etablierter TheoretikerInnen zum Thema ffentlichkeit wie Hannah Arendt J r gen Habermas Negt Kluge 102 Gerade auch aus feministischer Perspektive Privatheit und ffentlichkeit sind hegemoniale Diskurse der Ver bzw Entgeschlechtlichung Sauer 2001 S 6 103 Die Gestaltung des Potsdamer Platzes rund um das Mercedes Benz Geb ude best tigt diese Einsch tzung 102 5 Entgrenzungsmaschine und Medium individueller Mobilisierung chung vgl Becker 20
472. nis geht ber die sogenannten SCOT Ans tze Social Construc tion of Technology hinaus vgl dazu Kapitel 7 1 indem es das Verst ndnis die Definition von dem was Technik ist selbst als gesellschaftlichen Aushandlungs prozess begreift Der Politikwissenschaftler Langdon Winner 1986 schl gt in sei nem Artikel Do Artifacts Have Politics 1986 zwei Thesen vor wie das Verh ltnis Technik Politik Gesellschaft gedacht werden kann So bernehmen Technologien eine Ordnungsfunktion wof r er das aussagekr ftige und viel zitierte Beispiel des Br ckenbaus in New York heranzieht Ein weniger umstrittenes Beispiel f r poli tische Einschreibungen in technische Designs ist die Konstruktion von Sitzb nken im ffentlichen Raum Diese werden so gestaltet dass sie nicht zum Schlafen ge nutzt werden k nnen um so das l ngere Verweilen zum Beispiel von obdachlosen Menschen zu erschweren Inh rent politische Technologien nennt Winner vgl 1986 S 295ff solche die aufgrund ihrer Natur ein bestimmtes politisches Sys tem erfordern Als Beispiel f hrt er Nuklearwaffen an die ein autorit res soziales System erfordern das unabh ngig von l ngeren politischen Entscheidungspro zessen agieren muss Zur ckkommend auf den Artefakt Begriff l sst sich das Mo biltelefon auch als kulturelles Artefakt analysieren indem kulturspezifische Hand lungspraktiken und Bedeutungseinschreibungen untersucht werden vgl Klenk 2007 152 So h tte der Ar
473. nisation der Gr nen Revolution im Jahr 2009 Die Erwartungen an die Demo kratie Technologie Twitter waren so hoch dass der ehemalige Sicherheitsberater von George W Bush vorschlug Twitter f r den Friedensnobelpreis vorzuschla 28 wurde der gen Aber gem dem Zitat The revolution will not be twittered Protest niedergeschlagen und mittlerweile muss sich die Euphorie gegen ber der politischen Mobilisierung via Mobiltelefon ern chternden Erfahrungen stellen Als Reaktion auf die Twitter Mobilisierung der Demokratiebewegung in gypten sperr te die gyptische Regierung diesen Service Nachhaltiger reagiert derzeit die chi nesische Regierung indem sie Guerilla InformantiInnen einschleust die online bloggen oder mobil twittern um im Netz Regierungspropaganda zu verbreiten Treffend fasst der Journalist Jens Berger die kurze Geschichte des politischen Mediums Handy zusammen Gro e Erwartungen berschaubare Ergebnisse vgl Berger 2011 Zusammenfassend ist festzustellen dass das Mobiltelefon viel f ltige politische Einsatzbereiche bietet deren systematische Erforschung noch aussteht 8 Dieses Telepolis Zitat ist eine Neuauflage des Slogans The revolution will not be televised getextet von Gil Scott Heron Unterst tzer der Black Panther Bewegung in den 1980er Jahren 2 Grundz ge der politikwissenschaftlichen Erforschung des Mobiltelefons 33 2 1 3 Kontroll und berwachungspotenziale der Mobilte
474. nkfurt am Main edition suhrkamp S 13 34 Westermayer Till 2010 Mobilfunknutzung in Nachhaltigkeitsmilieus zwischen Freiheit und Zwang In Entscheidungen mit Umweltfolgen zwischen Freiheit und Zwang Ta gungsband der 7 Tagung der Nachwuchsgruppe Umweltsoziologie NGU Institut f r Forst konomie Freiburg S 101 120 Wieke Thomas 2000 Mobilit t Bergisch Gladbach Domino Band 29 Wielage Gunter 2000 Allround Talent Handy Total geWAPnet M nchen Markt und Technik Wilson Frank R 2000 Die Hand Geniestreich der Evolution ihr Einflu auf Gehirn Sprache und Kultur des Menschen Stuttgart Klett Cotta Wimmer Jeffrey 2007 Gegen ffentlichkeit in der Mediengesellschaft Wiesbaden Verlag f r Sozialwissenschaften Winner Langdon 1986 The whale and the reactor a search for limits in an age of high technology Chicago University Press of Chicago Literaturverzeichnis 349 Wirth Uwe 2000 Piep Die Frage nach dem Anrufbeantworter In M nker Stefan Roesler Alexander Hg Telefonbuch Frankfurt am Main edition suhrkamp S 161 184 W hrle Patrick 2010 Metamorphosen des M ngelwesens Zu Werk und Wirkung Ar nold Gehlens Frankfurt New York Campus Zeger Hans 2008 Menschen Nummer Datensatz Unsere Lust auf totale Kontrolle Zelger Sabine 1997 Das Pferd frisst keinen Gurkensalat Eine Kulturgeschichte des Telefonierens Wien B hlau Zepf Elmar 2002 Wird die Stadt der I
475. nlandschaft welche die Vielschichtigkeit menschlicher Lebenswirklichkeit wider 2 Der Begriff Gegen ffentlichkeit ging aus der kritischen Auseinandersetzung mit J rgen Haber mas Strukturwandel der ffentlichkeit hervor und forderte einen umfassenderen Begriff der Offent lichkeit Aufgabe medialer ffentlichkeit sei es authentische Einblicke b rgerlicher und vor allem proletarischer Lebensverh ltnisse zu vermitteln Eine Forderung bestand darin gro e Teile der Bev lkerung in die Medienproduktion einzubinden Gegen ffentlichkeit verstand sich demgem als Kampfbegriff gegen ber den Massenmedien und war verkn pft mit dem Anliegen nach einer alternativen Publizistik vgl Negt Kluge 1973 2 Grundz ge der politikwissenschaftlichen Erforschung des Mobiltelefons 29 spiegelt scheint das Web 2 0 umgangssprachlich auch Mitmach Internet ge nannt zu realisieren So machen Blogs das Schreiben und Ver ffentlichen im In ternet fast f r jedermann frau m glich immer mehr Menschen werden zu unent geltliichen NachrichtenproduzentInnen Soziale Netzwerke wie Facebook vermit teln mehr authentische Einblicke in die Lebensweise vieler Menschen als manche Menschen sehen m chten Mit neuen sozialen Bewegungen entstehen neue Fo ren der ffentlichkeit Diskussionsforen Mailinglisten u v m und alternative Me dien wie indymedia org Auch Netzaktivismus und Kommunikationsguerilla stel len f r Wimmer Institutionen der G
476. nn 2001 74 Auch hier ist eine geschlechtsneutrale Schreibweise unpassend Denn f r den Nobelpreistr ger Becker besteht ein Grundwiderspruch darin dass Frauen insbesondere gut ausgebildete arbei ten Denn durch erziehungsbedingte Ausfallzeiten entwerten sie ihr angesammeltes Humankapital und m ssen so gravierende Geldeinbu en hinnehmen vgl Becker 1996 S 233 75 vgl Leitbild Unternehmer Neue Selbstst ndige Wettbewerbsstaat und Gesellschaftspolitik Kurswechsel 2000 4 Das neoliberale Subjekt und seine kommunikativen Apparatschaften 79 Darin unterscheidet sich Foucaults Theorieansatz von vielen Neoliberalismus Kritikerlnnen da er einen Fokus auf die identit tsstiftende Wirkung konomisch politischer Programme legt und wie diese Subjekte anleiten sich selbst zu verhal ten Das spezifisch Neoliberale liegt in der Positionierung des Subjekts das einer seits den Markt als Ort der Wahrheit als auch die Appelle an Freiheit und Eigen verantwortlichkeit verinnerlicht hat Im Gegensatz zum Liberalismus der der Re gierung durch den Markt ein Prinzip der Selbstbeschr nkung auferlegt wird im Neoliberalismus der Markt zu einer Art von st ndigem konomischen Tribunal Foucault 2006 S 342 woran Regierungshandeln gemessen und bewertet wird Mit der diskursiven Leitfigur des unternehmerischen Selbst taucht somit im Sp t werk Foucaults wieder ein Subjekt auf dass in der Ordnung der Dinge noch ver schwand w
477. nn zit in Mettler Meibom 1994 S 19 Dieses radikale Urteil beruht auf einer medienkonservativen Haltung die angesichts der medialisierten Alltagswelt wenig hilfreich erscheint F r vielversprechender halte ich eine Sichtweise sinnliche Wahrnehmung als wandelbar zu begreifen nicht als Konstante Was uns heute als entsinnlichte Form der Kommunikation erscheint erinnern Sie sich an die Anfangszeiten des Chatten zur ck kann morgen eine selbstverst ndliche intime technisch vermit telte Ausdrucksweise sein So wie es die Geschichte des Telefons vom sachlichen Informations zum intimen Plaudermedium selbst nahelegt vgl Kapitel 6 3 So wie die Eisenbahn die visuelle Wahrnehmung des Menschen ver nderte ver ndert das Mobiltelefon die akustische Wahrnehmung Eingeh llt in kommunikati ve und musikalische Blasen erleben wir R ume andersgeartet Michael Bull er kennt darin eine negative Dialektik zwischen der individuellen Aneignung von R umen durch individuelle Sounds und dem Wandel der R ume zu Nicht R umen Yet it appears that as we become immersed in our mobile media sound bubbles of communication so those spaces we habitually pass through in our daily lives increasingly lose significance for us and progressively turn into the non space of daily lives which we try through those self same technologies to tran scend Bull 2005 S 177 Alltagskommunikation ist in immer gr erem Ausma medienvermittelt Ver
478. nnen und vertauten Gesch ftspartnerInnen Nach dem Umgang mit Erreichbarkeit behandelt das n chste Kapitel wie das Mobiltele fon beruflich aber auch privat genutzt wird um den Lebensalltag zu organisieren Arbeiten zu delegieren und wie das Mobiltelefon als Dokumentations und Proto kollinstrument verwendet wird Umgem nzt in eine Sprache des Selbstmanage ments entspricht dieses Kapitel den Prinzipien Kontrolliere und entscheide be wusst welche Ereignisse du in dein Leben l sst und das n chste Kapitel Erfasse alle Aufgaben in einem System au erhalb deines Kopfs vgl Allen 2010 3 Deutlich werden altersspezifisch bedingte Umgangsformen etwa im Umgang mit abgelehnten Anrufen welche mir die Befragten erz hlten au er meine Oma die ist dann so penetrant die ruft dann sieben Mal hintereinander an in zehn Minuten ja aber das sind halt Omas Int Nr 5 Il S 57 meine Mutter die anruft die w rde auf einem Handy nie was auf die Mailbox sagen weil sie das nicht gewohnt ist die ist vom Festnetz aha ist niemand da hebt niemand ab Patsch leg ich auf Int Nr 10 IV S 121 Oder meine eigene Mutter vergeblich versuche ich ihr klarzu legen dass eine Sprachbox Nachricht mit der Ansage Mama nicht nur wenig informativ sondern aufgrund der Anruf in Abwesenheit Funktion obendrein redundant ist Diese F lle interpretiere ich als nicht gelungene bertragung der Handy Spezifika auf das eigene Tele
479. nnenden Subjekten und technisch nicht sozialen erkannten Objekten aufl sen vgl Latour 2001 S 12 f Sein Beitrag ber die Geschichtlichkeit der Dinge ebda S 175f gleicht frappant dieser Analyse Denn mit geschichtlich sind nunmehr wir alle gleich n mlich mit der Ge schichte des heutigen Geschichts Subjekts mit der der Technik Anders 2002 1980 S 289 Die Schlussfolgerungen sind naturgem im Sinne Thomas Bernhards v llig anders Angesichts der atomaren Bedrohung sieht Anders im maschinellen Totalitarismus die Gefahr zur Ausl schung der Menschheit wohingegen Latour eine gleichberechtigte Sichtweise von technischen und nicht technischen Entit ten mit der Hoffnung auf einen gesellschaftlichen Wandel verbindet 54 Virilios Medienbegriff geht sogar soweit die Frau als Medium zu begreifen weil sie das Fahr zeug sei um berhaupt auf die Welt zu kommen Kloock Spahr 2000 S 134 4 Das neoliberale Subjekt und seine kommunikativen Apparatschaften 69 Gehlen popul r ausgehend von einem Bild des Menschen als biologisches M ngelwesen dient Technik als Organersatz verst rkung und entlastung In diesem Verst ndnis stellt das Mobil Telefon eine Organverst rkung dar welche die menschliche Kommunikationsf higkeit potenziert In der Bedeutsamkeit Art und Weise der Konstruktion gegenw rtiger Subjektivit t liegt ein Schl ssel zum Verst ndnis f r die rasche Verbreitung und inten
480. nnerlicht ha ben aber nicht darin aufgehen Ulrich Br ckling sieht in Depression Ironisierung und passiver Resistenz wie sie etwa Gruppierungen wie die Fr hlichen Arbeits losen propagieren m gliche gegenl ufige Str mungen vgl Br ckling 2007 S 288 Nicht zuletzt verstehe ich diese Arbeit auch als einen empirischen Beitrag um die L cke zwischen der Konzeption neoliberaler Subjektivit t und der Lebensrealit t Berufst tiger im Neoliberalismus am Beispiel einer Analyse der Handykommunika tion zu schlie en 4 2 Der flexible Charakter Patchwork Biographien zwischen Au tonomie und Prekarit t Strebte ich im letzten Kapitel an die konomischen politischen wie philosophi schen Rahmenbedingungen f r das verst rkte theoretische Interesse am Subjekt darzulegen r cken nun individual psychologische Erw gungen in den Vorder grund Wenn auch die Sph ren nicht scharf zu trennen sind folgt man einem Ver st ndnis gesellschaftlich vermittelter Subjekte Einem Subjekt Begriff folgend wie ihn die kritische Psychologie formuliert gestalten Menschen ihre Lebensbedin gungen sind ihnen aber zugleich unterworfen Klaus Holzkamp spricht von indivi dueller Vergesellschaftung es bezeichnet das aktive individuelle Hineinwachsen in die Gesellschaft und die Nutzung ihrer M glichkeiten durch Beteiligung an der gesellschaftlichen Produktion und Reproduktion des Lebens vgl Holzkamp 1983 S 175 Ziel dieses Kapitel ist es
481. nschaften Arbeiter Zeitung 1932 Telefonieren leicht gemacht Man darf sich nur nicht davor f rchten 9 S 6 Arendt Hannah 1986 Elemente und Urspr nge totaler Herrschaft M nchen Piper Atzm ller Roland 2004 Fit mach mit Rezension von Brand Ulrich Raza Wemer Hg Sammelband Fit f r den Postfordismus In Wirtschaft und Gesellschaft 30 Nr 3 S 439 449 Aub ck Sandra 2001 Handynutzung Pers nlichkeits sowie geschlechts und alters spezifische Unterschiede unter Einbeziehung der Nutzungsmotive Diplomarbeit Wien Baecker Dirk 1993 Die Form des Unternehmens Frankfurt Suhrkamp Barfuss Thomas 2007 Schaffe dir Ironie Ironische Haltungen in Konsum und Arbeit In Kaindl Christina Hg Subjekte im Neoliberalismus Kritische Wissenschaften Bd 2 Marburg Forum Wissenschaft Studien 52 BdWi S 141 162 Barth Thomas 1997 Soziale Kontrolle in der Informationsgesellschaft Systemtheorie Foucault und die Computerfreaks als Gegenmacht zum Panoptimsus der Computer und Multimedia Kultur Pfaffenweiler Centaurus Verlagsgesellschaft Literaturverzeichnis 325 Barthes Roland 1988 Fragmente einer Sprache der Liebe Frankfurt am Main suhr kamp taschenbuch Baudrilliard Jean 1997 Le Pen hat die Macht des B sen In Die Zeit 1997 23 05 1997 22 S 46 47 Baumann Margret 2000 Eine kurze Geschichte des Telefonierens In Baumann Marg ret Gold Helmut Hg Mensch Telefon Aspek
482. nschen zu ihrem Handy sowie das st ndige Dabeisein das Mittragen erlauben es vom Handy als Talisman zu sprechen Poe tisch betrachtet ist das Handy auch ein magischer Gegenstand stellt er mit nahe zu unsichtbarer Hand jederzeit Verbindungen her vgl Treusch Dieter 1995 Wir haben kein sachliches Verh ltnis zu Gegenst nden sondern ngste Hoffnungen Die Verherrlichung von Sachen wie die Gewalt gegen Sachen sind allt gliche Haltungen die gerade in ihrer relativen Unbewusstheit und Fraglosigkeit hnlich fundamental f r die Handlungsorientierung sind wie naturreligi se Haltungen Joerges 1996 S 27 Auch f r die Philosophin Leopoldina Fortunati reicht die soziale Geformtheit von Technologie nicht aus um das Verh ltnis zwischen Artefakt und Mensch zu be schreiben und um die Erwartungshaltungen ngste und W nsche die daran fest gemacht werden zu erkl ren vgl Fortunanti 2006 S 173ff Sie greift auf Latours Begriff des Factish frz Faitiche zur ck um das Mobiltelefon als ein in der Welt der Fakten verankerten Fetisch vorzustellen Mit dem Wortsynkretismus Faitiche kreiert Latour 2000 S 336 einen Begriff um die f r die Moderne kon stitutive Trennung zwischen Vernunft Wissen und Aberglauben Fiktion aufzul sen Das Handy ist ein Faitiche weil es in der Welt der Fakten und Informationen ver 9 Aus meiner Alltagsbeobachtung ist die Gewalt gegen ber Computern weitaus h ufiger als zer
483. nsen Annette 2002 Abschied von der Stechuhr In Moldaschl Manfred Vo G nter Hg Subjektivierung von Arbeit M nchen und Mering Rainer Hampp Verlag Arbeit Innovation und Nachhaltigkeit S 283 285 Jessop Bob 2003 Eine Reinterpretation des Regulationsansatzes In Brand Ulrich Raza Werner Hg Fit f r den Postfordismus Theoretisch politische Perspektiven des Regulationsansatzes M nster Westf lisches Dampfboot S 89 111 Jessop Bob 2007 Kapitalismus Regulation Staat Ausgew hlte Schriften Hamburg Joerges Bernward 1999 Die Br cken des Robert Moses Stille Post in der Stadt und Techniksoziologie In Leviathan 27 1 S 43 63 Joerges Bernward Hg 1988 Technik im Alltag frankfurt am Main Suhrkamp Junker Gerhard H 2011 Der Anglizismen Index Bern IFB Verlag Deutsche Sprache Jurczyk Karin Hg 1993 Die Arbeit des Alltags Beitr ge zu einer Soziologie der allt g lichen Lebensf hrung Freiburg im Breisgau Lambertus Jurczyk Karin Rerrich Maria S 1993 Einf hrung Allt gliche Lebensf hrung der Ort wo alles zusammenkommt In Jurczyk Karin Hg Die Arbeit des Alltags Beitr ge zu einer Soziologie der allt glichen Lebensf hrung Freiburg im Breisgau Lambertus S 11 47 Kaindl Christina Hg 2007 Subjekte im Neoliberalismus Kritische Wissenschaften Bd 2 Marburg Kato Fumitoshi 2003 Seeing the Seeing of Others Environmental Knowing through Camera Phon
484. nsf hrung wird der Stellenwert von Telefon Kommunikation dargestellt Untersucht wird dies aus der Perspektive des Selbstmanagements als Werkzeug des Arbeitskraftunternehmers und der Ich AG als Instrument der Orga nisation der individuellen Work Life Balance Die Zusammenfassung der Ergeb nisse erfolgt als kritisch kreative Auseinandersetzung mit den Arbeitshypothesen Den Kapitelschluss bildet eine sprachliche Analyse ausgew hlter Mobiltelefon Metaphern der Befragten 9 1 Allt gliche Lebensf hrung als Verst ndnisrahmen der Handy Nutzung Die empirische Auswertung beruflicher Handynutzung ist eingebettet in das Kon zept der Lebensf hrung wie es von der subjektorientierten Soziologie entwickelt wurde vgl Jurczyk 1993 Ausschlaggebend daf r ist der Arbeitsbegriff der es erm glicht die vielf ltigen Lebensbereiche den die Entgrenzungsmaschine Mobil telefon bedient strukturiert zu analysieren Lebensf hrung als integratives Kon zept umfasst alle menschlichen T tigkeiten und Arbeitsformen wie Erwerbsarbeit Hausarbeit Familienarbeit Eigenarbeit Schwarzarbeit ehrenamtliche Arbeit u a m Erforscht werden die Methoden und Strategien die Personen anwenden um ihren Alltag zu bew ltigen Gesucht wird nach bestimmten Regelm igkeiten denen das Alltagshandeln unterliegt und welche Arrangements getroffen werden Von der klassischen Alltagssoziologie unterscheidet sich das Konzept der Lebens 211 Der Begriff der L
485. nsweise und die Kriterien der Auswertung der Interviews werden in Kapitel 3 ausf hrlich beschrieben Stand der Forschung Mit der wissenschafts blichen Versp tung entdeckte die Sozialwissenschaft in den Nullerjahren das Mobiltelefon als Forschungsgegenstand Zun chst erschie nen im deutschsprachigen Raum allgemeine berblickspublikationen zum Mobil telefon Sammelb nde vgl Ny ri 2002 H flich Gebhardt 2005 Glotz Bertschi 2006 Breiter 2006 und Monografien vgl Burkart 2007 Weber 2009 Erstellt man f r die Mobilfunkliteratur ein Themen Ranking w rde es so aussehen 1 Handynutzung Jugendlicher vgl Bleuel 2008 D ring 2004 Grimm 2007 G tzenbrucker 2005 2 Medientheorie vgl Buschauer 2010 und medienphilosophische Fragen vgl Linz 2008 Fortunati 2005 V lker 2010 3 Soziologische Auswirkungen der Handynutzung vgl D ring 2006 McGuigan 2004 1 Hier wurde auf eine geschlechtsneutrale Schreibweise verzichtet wodurch die Geschlechtszu geh rigkeit der Befragten gleich klar wird 12 Englischsprachige Publikationen zum Thema Mobiltelefonie gibt es fr her und mehr Hier seien lediglich die Klassiker der Mobilfunkforschung aufgez hlt etwa die von Kristof Ny ri herausgege bene Reihe Communications in the 21st century vgl Ny ri 2003 2005 2006 Brown Green Harper 2002 Katz Aakhus 2006 Plant 2003 Kopomaa 2000 Hamill Lason 2005 1 Einleitung 21 4 konomische Aspekte der Handynutzung v
486. nternehmen maerkte apps aus der diktatur 474311 324 Literaturverzeichnis Literaturverzeichnis Agar Jon 2004 Constant touch A global history of the mobile phone Cambridge Icon Akgar Zeynep Arzu 2005 Sozio technische Aspekte der Mobilkommunikation in ster reich R ckblick und Ausblick Diplomarbeit Fakult t f r Wirtschaftswissenschaft und Informatik Technische Universit t Wien Allen David 2010 Getting things done Selbstmanagement f r den Alltag 11 Auflage M nchen Piper Althusser Louis 1977 Ideologie und ideologische Staatsapparate Aufs tze zur marxis tischen Theorie Hamburg VSA Verlag f r d Studium d Arbeiterbewegung Altvater Elmar Mahnkopf Birgit 1996 Grenzen der Globalisierung konomie kologie und Politik in der Weltgesellschaft M nster Westf lisches Dampfboot Anders G nther 2002 1956 Die Antiquiertheit des Menschen 1 ber die Seele im Zeit alter der zweiten industriellen Revolution M nchen Verlag C H Beck Anders G nther 2002 1964 Wir Eichmanns hne offener Brief an Klaus Eichmann Beck Anders G nther 2002 1980 Die Antiquiertheit des Menschen 2 ber die Zerst rung des Lebens im Zeitalter der dritten industriellen Revolution M nchen Verlag C H Beck Anhorn Roland Bettinger Frank Stehr Johannes Hg 2007 Foucaults Machtanalytik und Soziale Arbeit Eine kritische Einf hrung und Bestandsaufnahme Wiesbaden Ver lag f r Sozialwisse
487. ntesten Handyanbieters Nokia fungiert hier als Kapitel berschrift um zwei theoretische Zug nge zu erschlie en Einerseits wird damit das Mobiltelefon innerhalb der Techniksoziologie verortet andererseits referen ziert der Titel auf den mannigfaltigen Begriff der Sozialtechnik Ausf hrlicher be r cksichtigt wird das Verst ndnis von Sozialtechnik wie es der Begriffsapparat von Michel Foucault nahelegt 7 1 Begriffsarbeit Techniksoziologie oder Sozialtechnik Die Techniksoziologie ist ein relativ junges aber stark expandierendes Spezialge biet der Soziologie das sich als eigenst ndiges Fach erst Ende der siebziger 70er Jahre etabliert hat Gegenstand ist hier die Technik in einem breiten Sinne das hei t es geht nicht nur um technische Artefakte Ger te technische Anlagen usw sondern auch um technisches Wissen und um technische Verfahren Tech nik in diesem Sinne umfasst einen weiten Bereich der von Gro technologien z B Atomkraftwerken und sogenannten gro technischen Systemen z B Kommunika tions und Verkehrsnetze bis zur Klein bzw Alltagstechnik z B Zeitmesser Au to Telefon Haushaltstechnik reicht Grosso Modo besch ftigt sich die Disziplin der Techniksoziologie mit der Ausei nandersetzung materieller Sachtechniken und deren gesellschaftlicher Ausgestal tung und Einbettung Eine Grundannahme der Techniksoziologie ist die Sicht auf Technik als sozialen Prozess Technik ist ein gesellschaftlic
488. nutzung Wie eignet sich die der Einzelne das Ger t an Welche Alltagspraktiken gibt es Wie wird das eigene Nutzungsverhalten reflektiert In einer Zusammenschau der in der Daten erhebung gewonnenen Erkenntnisse sollen diese in eine techniksoziologisch in spirierte Theorie der Handynutzung zur ckflie en In eine Theorie im urspr ngli chen Wortsinn n mlich als the rein beobachten betrachten anschauen als eine Distanz einnehmende Haltung ein Verfremden des Allt glichen Meine Fra gestellung erforderte R ckgriff auf mehrere Theorie Schulen politische konomie Post Fordismus Arbeitssoziologie Arbeitskraftunternehmer Philosophie neoli berale Subjektivierung und Psychologie flexible Identit t Daraus habe ich neu en Grundannahmen ber die Beziehung von Subjekt Arbeit und Handynutzung zusammengestellt Ziel dieser Hypothesen ist nicht prim r sie zu falsifizieren bzw verifizieren sondern sie dienen als Rahmen zur kontinuierlichen Informationsre duktion zum Reduzieren und Verdichten um die zentralen Begriffe herauszufil tern Kategorien der Handynutzung aufzustellen die n tzliche Anker f r weitere 34 Eine bedeutungsvolle Lesart der Nackt Metapher bietet G nther Anders an der zum Beispiel im Make up eine Form der Selbstverdinglichung sieht denn als nackt gilt heute nicht der unbe kleidete Leib sondern der unbearbeitete derjenige der keine Dinge Elemente keine Verweisun gen auf Verdin
489. ob da gerade eine wichtige Nachricht reinge kommen ist oder wieder nur ein Angebot kosteng nstiges Valium ber In ternet zu bestellen Die gr ten Romantiker verlassen den Kerzenschein des Restauranttisches um an der Garderobe kurz nachzusehen ob sie schon Antwort auf ihre Frage bez glich des Ski Wochenendes bekommen haben und gegebenenfalls sofort wieder zur ckschreiben zu k nnen wann sie wen wo auf dem Weg in die Berge abholen Im Gegensatz zu schweren Bet ubungsmiitteln l sst sich die Blackberry Sucht diskret befrie digen Schnell ist das Ger t unterhalb der Tischkante hervorgeholt Koch 2006 S 65 Im empirischen Teil dieser Arbeit untersuche ich wof r und wie meine Interview partnerInnen ihre internettauglichen Ger te im Berufsalltag benutzen und wie sie ihre Beziehung zu ihren Ger ten beschreiben Formen der Humanisierung der Vermenschlichung betreffen das Mobiltelefon in noch viel st rkerem Ausma Dies veranlasst Juliane Uhl 2006 von einer Transformation der technisierten Gesellschaft vom Handymenschen hin zum Menschenhandy zu sprechen Dies betrifft nicht nur technologische Komponen ten wie zum Beispiel dass der Nutzer vom Handy beim Einschalten begr t wird sondern ebenfalls die enge Verbindung die zwischen Individuum und dem perso nalisierten Kommunikationsger t entsteht die Handys tats chlich zu Personen machen indem sie materielle Informationsspuren
490. obile learning im Schul und Weiterbildungsbereich e Transaktionsfunktion Downloads kostenpflichtiger Klingelt ne Logos SMS Premium Dienste e Empowerment Funktion Zum Beispiel durch SMS basierte Interventionspro gramme bzw Telefonhotlines f r Jugendliche mit bestimmten Problemlagen zum Beispiel Essst rungen Erg nzend dazu erf llt das Handy weitere Funktionen e Prestige und Distinktionsfunktion Diese sind selbst bei allt glicher Handyver breitung nach wie vor bedeutsam e Kontrollfunktion auf mehrfacher Ebene Eltern kontrollieren ihre Kinder in Paarbeziehungen kann Erkl rungsbedarf entstehen wenn man l ngere Zeit nicht erreichbar ist ber die Lokalisierbarkeit von GPS erh lt das Handy poli zeiliches Kontrollpotenzial vgl Burkart 2007 S 61f Das Handy Nutzungsverhalten l sst sich auch ber den User Gratifikation Ansatz analysieren Dieser wurde in den 70er Jahren f r die allgemeine Mediennutzung entworfen und besagt dass Medien aktiv genutzt werden um individuelle Bed rf nisse und W nsche abzudecken vgl Weber 2009 S 65 Das Mobiltelefon als 6 Dr cken Freigabe Was ist ein Handy 173 Universalmaschine mit seinen zig fachen Nutzungsm glichkeiten auf ein Schema ber die Befriedigung der Bed rfnisse herunter zu brechen halte ich f r schwer m glich Selbstverst ndlich ist es interessant zu fragen warum das Bed rfnis mobil erreichbar zu sein ab den 00er Jahren f r so viele M
491. on Perseus Books Group Ribolits Erich 2007 Lifelong guidance Die sanfte Art Menschen zum Funktionieren zu bringen schulheft 127 S 18 29 Rifkin Jeremy 2000 Access Das Verschwinden des Eigentums warum wir weniger besitzen und mehr ausgeben werden Frankfurt am Main Campus Rinn Gregor M 2008 Das Automobil als nationales Identifikationssymbol Zur politi schen Bedeutungspr gung des Kraftfahrzeugs in Modernit tskonzeptionen des Dritten Reichs und der Bundesrepublik Dissertation Humboldt Universit t zu Berlin Rohrb ck Regine 1989 Die Entwicklung der Nachrichtentechnik bis zum Beginn des 20 Jahrhunderts unter besonderer Ber cksichtigung der Telegraphie und der Tele phonie in sterreich Ungarn Universit t Wien Geisteswissenschaftliche Fakult t Rohwetter Markus 2006 Vom K nig zum Knecht In Die Zeit 21 09 2006 Nr 39 Ronell Avital 2001 Telefonbuch Technik Schizophrenie Elektrische Rede Berlin Brinkmann amp Bose R rig Horst 2006 Die M r vom Mehr Strategien der Interaktivit t Begriff Geschichte Funktionsmuster Berlin LIT Verlag R ser Jutta 2007 Medialisierter Beziehungsalltag Wie im Medienhandeln Gemein schaft und R ckzug gestaltet werden In Faulstich Werner Hg Beziehungskulturen M nchen Fink S 130 140 R tzer Florian 1998 Digitale Weltentw rfe Streifz ge durch die Netzkultur M nchen RTR Telekom Monitor 2011 Jahresbericht 2010 2010 2
492. on Private Talk Public Performance 4 Aufl Cambridge Cambridge University Press S 139 169 Linz Erika 2008 Konvergenzen Umbauten des Dispositiv Handy In Epping J ger C Schneider I Hg Formationen der Mediennutzung Ill Dispositive Ordnungen im Um bau transcript S 169 Literaturverzeichnis 339 Lipietz Alain 1985 Akkumulation Krisen und Auswege aus der Krise in PROKLA 58 Einige methodologische berlegungen zum Begriff Regulation In PROKLA 58 S 109 137 Lisop Ingrid 1994 Apparatefetischismus In Schlosser Hans Dieter Hg Gesellschaft Macht Technik S 65 76 L ffler Klara 2008 100 kleine Freuden des Alltags In Cosmopolitan 2008 September S 84 ff Logemann N Feldhaus M 2002 Die Bedeutung von Internet und Mobiltelefon im fa milialen Alltag der Wandel der medialen Umwelt von Familien In Nave Herz Ro semarie Hg Kontinuit t und Wandel der Familie in Deutschland Eine zeitgeschichtli che Analyse Stuttgart Lucius S 207 225 Lorey Isabell 2010 Prekarisierung als Verunsicherung und Entsetzen Immunisierung Normalisierung und neue Furcht erregende Subjektivierungsweisen In Manske Ale xandra P hl Katharina Hg Prekarisierung zwischen Anomie und Normalisierung Wesf lisches Dampfboot S 48 83 Lotter Wolf 2008 Rasender Stillstand In Brand Eins 2008 3 2008 L scher Rudolf M 1988 Henry und die Kr melmonster Versuch ber den fordisti
493. on einseitig S 124 128 Bleuel Heike Solweig Hg 2008 Generation Handy grenzenlos im Netz verf hrt St Ingbert R hrig Universit tsverlag Bolz Norbert Kittler Friedrich Tholen Christoph Hg 1994 Computer als Medium M nchen Wilhem Fink Verlag Bolz Norbert 2001 Weltkommunikation M nchen Wilhelm Fink Verlag Booz Allen Hamilton 1995 Mobilfunk vom Statussymbol zum Wirtschaftsfaktor Ver lagsgruppe FAZ Breiter Andreas sthetik und Kommunikation e V 2006 Mobil kommunizieren Berlin sthetik und Kommunikation 37 2006 H 135 Br ckling Ulrich 2002 Das unternehmerische Selbst und seine Geschlechter Gender Konstruktionen in Erfolgsratgebern In Leviathan 48 2 S 175 194 Br ckling Ulrich 2007 Das unternehmerische Selbst Soziologie einer Subjektivierungs form Frankfurt am Main Suhrkamp Br ckling Ulrich Krasmann Susanne Lemke Thomas Hg 2000 Gouvernementalit t der Gegenwart Studien zur konomisierung des Sozialen Frankfurt am Main Suhr kamp Br ckling Ulrich 2001 Das demokratisierte Panopticon Subjektivierung und Kontrolle im 360 Feedback In Honneth Axel Saar Martin Hg Michel Foucault Zwischenbi lanz einer Rezeption Frankfurter Foucault Konferenz Frankfurt M Suhrkamp Verlag 2003 S 77 93 Brown Barry 2002 Studying the Use of Mobile Technology In Brown Barry Green Nicola Harper Richard Hg Wireless World Social and Interactio
494. onskraft gewinnen So sehr Sennetts B cher zum flexiblen Kapitalismus eine viel rezeptierte und gut lesbare Lekt re darstellen tragen seine Analysen wenig zu einem tiefer gehenden Verst ndnis von Subjektivierung und technologischer und kapitalistischer Entwicklung bei ent sprechen eher einem kulturpessimistischen Wertekonservativismus Wiewohl er wertvolle subjekttheoretische Anregungen liefert treten die Grenzen seines essay istischen Stils deutlich zu Tage da lediglich ein Dutzend US amerikanischen MangerInnen der New Economy Sennett 2000 S 166 nicht ausreicht um eine Sozialcharakter Studie ber den flexiblen Menschen zu erstellen In seinem Res mee zum flexiblen Menschen bringt Sven Opitz berechtigt zum Anschlag dass Sennetts Kritik auf Vorstellungen b rgerlicher und damit prototy pisch wei er m nnlicher heterosexueller Subjektivit t beruhen Zugleich miss traut Opitz berechtigter Weise den kapitalismuskonformen Vorschl gen eines fle xiblen Lebens mit postmoderner Ich Orientierung wie es etwa Friebe Lobo 2006 in Sie nennen es Arbeit propagandieren Vielmehr fordert der Hamburger Sozialwissenschafter Sven Opitz dazu auf Prekarisierung als eine strategisch lancierte Gegensemantik zur Flexibilit t zu begreifen Opitz 2010 S 15 146 die eine Politisierung jenseits Sch nf rberei darstellt ohne die Freiheitspotenziale zu 38 Darunter sind widerspr chliche Anforderungen gemeint wie z B der durchs
495. onzept vgl Kapitel 6 4 1 geschlechtsspezifischer Formen der Erreichbarkeit e Alter als techniksoziologische Strukturkategorie Bereits alltagspraktische Erw gungen lassen zu im Alter eine essenzielle Katego rie der Handynutzung zu sehen was Medienrezeptionsstudien best tigen z B Weber 2008 S 72f Chronologisch entwickelte sich das Mobiltelefon vom Spiel zeug f r Top Manager Booz Allen 1995 S 25 ber ein hippes jugendaffines Medium zum generations bergreifenden Medium f r alle Altersgruppen Als letz tes Marktsegment entdeckte die Mobilfunkindustrie ltere Menschen die mittels gezielter Marketingstrategien und der Entwicklung eigener Seniorenhandys um worben wurden Dabei zeichnen sogenannte Seniorenhandys lediglich aus ein fache Bedienbarkeit Funktionsreduktion kontrastscharfe Displays gr ere Tas ten und Klingelt ne in hochfrequenten T nen Es berrascht nicht wenn ltere Menschen neuen mobilen Diensten und Services reservierter gegen berstehen vgl Reiter 2009 S 76 Dagegen geh ren Jugendliche zu den PionierInnen der Handynutzung und nehmen mit ihrem technologischen Know how Einfluss auf die Kaufentscheidungen ihrer Eltern ein vgl Logemann Feldhaus 2002 S 210f Wie Handys genutzt werden sowie in der allgemeinen Einstellung gegen ber Mobilte lefonie sind Altersspezifika eindeutig erkennbar werden Wie sich diese Altersspe zifika ausgestalten gerade hinsichtlich des Umgangs mit Erreichbark
496. ort Zur Ambivalenz der Geschlechter 2007 Inszenierungen im Wirtshaus Im Wirtshaus Katalog Wien Museum Das Handy als Ich Erweiterung Hans B ckler Stiftung M nchen 2006 Arbeitspaper f r den Kongress Geschlecht K rper Technik Rezension Eva Illouz Gef hle in Zeiten des Kapitalismus SWS 3 2006 2006 Rezension Georg Franck Mentaler Kapitalismus SWS 2 2006 2006 Videoclip zum Thema Kreatives Arbeitssubjekt pr sentiert am 2004 Symposion Bildet Regierungen Dr Antke Engel L neburg Auf die Pl tze fertig los Handbuch zu EU F rderungen f r Jugendliche Mitherausgeberin BM f Jugend Umwelt Familie M nnerort Gasthaus ffentlichkeit als sexualisierter Raum 1997 Frankfurt Main Campus Verlag 1997 journalistisch Immer erreichbar aber kaum da Mobilisierungstechniken Handy und 2008 Auto Streifz ge 43 2008 Geld macht Medien Economy 47 2007 2007 Rollentausch ist gut f rs Programm Gender Scripts in der Software 2007 Entwicklung Economy 16 03 2007 Ein indiskretes Medium ber Mobiltelefonie im ffentlichen Raum 2006 Der Standard 29 09 2006 Das Arbeitsmannequin zum Wandel des Arbeitsbegriffs 2005 Radio Orange 20 06 2005 Realities Fernsehkultur der Sp tmoderne Radio Orange 03 10 2001 2001 Theodor K rner Preis f r wissenschaftliches Arbeiten 2007 F rderpreis der AK und WK Wien f r die Diplomarbeit 1997 Jugendredewettbewerb d Salzburge
497. ose der 2002 zum Unwort des Jahres gew hlt wurde 278 9 Arbeit und Mobiltelefon Unternehmen EPU besteht Wie bereits in Kapitel 4 ausgebreitet besteht ja der neoliberale Transformationsprozess genau darin dass Ich als kleinste kono mische Organisationseinheit als alleinverantwortlich anzusprechen So steht die geforderte selbstst ndige Arbeitsorganisation direkt in Verbindung mit vermehrter Eigen PR und strategischem Selbstmarketing der eigenen Leistungen so fordert ein Selbstmanagement Ratgeber dazu auf Machen Sie aus sich die ICH AG Peters 2001 S 1 Dieses Kapitel fokussiert die Handynutzung selbstst ndig T tiger wobei untersucht wird wie die programmatischen Anrufungen angenommen und umgesetzt werden und an welchen Punkten sie zur ckgewiesen werden Zu gleich geht aus meiner Befragung hervor dass nicht der Besch ftigungsstatus ausschlaggebend f r die affirmative bernahme des Selbstbilds der Ich AG ist Insofern kommen auch einige ArbeitnehmerlInnen zur Sprache So geht etwa Herr A der als freier Dienstnehmer als POS Betreuer in Elektronik M rkten arbeitete Point of Sales Verkaufsstand mit unternehmerischer Selbst verst ndlichkeit damit um f r seine AuftraggeberInnen nahezu rund um die Uhr telefonisch erreichbar zu sein Obwohl seine private Handynummer auch an Kun diInnen kommuniziert wird erh lt er f r diese Form der Erreichbarkeit keine Art der finanziellen Entsch digung Nun das is
498. osting and keep right at it when the Tele phone rings Genth 1986 S 11 So erm glicht das Nebeneinander von Telefo nieren und Alltagsverrichtungen das F hren l ngerer Gespr che Erkennbar wird dabei das Potenzial des Telefons als Multitasking Medium eine Funktion die beim Handy im Vordergrund steht und auch Thema des empirischen Teils dieser Arbeit sein wird Der Eigensinn der Telefonierenden schrieb auch beim Mobiltele fon Geschichte So gilt die Geschichte der SMS als Erfolgsgeschichte jugendli chen Nutzungsverhaltens ohne deren Insistieren auf diese Kommunikationsart die SMS es nicht geschafft h tte die kommerziell erfolgreichste Handyfunktion zu werden vgl Harper Palen Taylor 2005 Urspr nglich als Informationsservice f r 6 Dr cken Freigabe Was ist ein Handy 127 TelefonkundInnen konzipiert verschickte der Telefon Konzern Vodafone 1993 die erste SMS vgl Agar 2004 S 61f 6 2 4 Lebensretter Mobil Telefon Sowohl Telefon als auch Handy vermitteln Sicherheit Bereits um die Jahrhun dertwende bewarb man das Telefon als Notrufs ule um berf lle oder Feuer alarm zu melden vgl Baumann 2000 S 14 Auf das Telefon als Lebensretter bezog sich auch die Beschriftung ffentlicher Telefonzellen in sterreich wie sich manche noch erinnern werden Zerst rt es nicht es k nnte Leben retten Mehr fach in Studien best tigt geh rt das Sicherheitsmotiv zu den Hauptgr nden f r die Anschaf
499. ote wahrzunehmen einen individuellen Freizeitstil nachzugehen oder die unterschiedlichen Lebensstile einzelner Familienmitglieder abzustimmen Also bei Entscheidungen die mit der Dialektik von Freiheit und Notwendigkeit verwoben sind einer Notwendigkeit die sich als Autonomie oder Prekarit t u ern kann Das Mobiltelefon unterst tzt dabei den die Einzelne n zwischen den ver schiedenen Orten und den verschiedenen Lebenswelten hin und herzuschalten zu koordinieren Es erm glicht in Kontakt zu bleiben Halt zu geben ohne vor Ort zu sein Es macht deutlich dass die Art und Weise der Handynutzung aus unter schiedlichen Auspr gungen der Art der Lebensf hrung hervorgeht Es geht um eine Domestizierung innerhalb einer Nomadisierung um den Einbau des Mobilte lefons und im weitesten Sinne von Medien der mobilen Kommunikation in Praktiken eines mobilen Lebens H flich und Gebhardt 2005 S 9 Wie die r umliche Mobilit t des Autos sich mit der kommunikativen Mobilit t des Handys ber die Art der Lebensf hrung ineinander f gt verdr ngt und beschleunigt ist Thema von Kapitel 8 Lebensf hrung verzahnt sich mit Doppelerwerbst tigkeit ber die Art und Weise wie in Familien heutzutage gelebt wird Trotz des ein schneidenden historischen famili ren Wandels charakterisiert die Familie zwei Wesensmerkmale Kopr senz und Kontinuit t vgl Mitterauer 2000 S 65f Die zunehmende Mobilit t von Ausbildungs Arbeits und Wohnplatz
500. p ischen Informationsgesellschaft in den 1980er Jahren als technologisch ge steuertes politisches Integrationsprojekt wobei die Deregulierungspolitik der Europ ischen Kommission gleicherma en eine Transformation der politischen Formen als auch der politischen Inhalte darstellt Schaper Rinkel 2003 S 14 Zur Veranschaulichung w hlt Schaper Rinkel das brisante Beispiel der Spei cherung von Kommunikationsdaten W hrend es vor der Deregulierung der Tele kommunikation nur den staatlich kontrollierten Telekommunikationsmonopolen und dem Milit r technisch und de jure m glich war diese Daten fl chendeckend zu erheben so sind diese Daten heute einer Vielzahl von Unternehmen zug ng lich Schaper Rinkel 2003 S 33 Dadurch entstehen technologisch bedingt juristische Grauzonen die eine politische Gestaltung von Technologien notwendig machen w rden Insofern steuern spezifische Formen der Technologieentwick lung Art und Weise des politischen Agenda Settings Essenziell f r den europ i schen Telekommunikationsmarkt ist die Harmonisierung technischer Normen und Standards Denn richtet sich die Entwicklung prim r an nationalen Gesichtspunk ten aus gibt es der Anzahl der Mitgliedstaaten entsprechend viele unterschiedli che Ger te und Komponenten Bei diesem Harmonisierungsprozess nehmen die nordischen L nder eine zentrale Rolle ein Es waren alles Ingenieure staatlicher Telekomunternehmen die dementsprech
501. patibility and mobilization It acts as a tool of control and autonomy in creased scope for personal choice and availability of claims made In addition the phone turns out to be close to the body personal communication technology as an object with subjectifying potential which supports the concept of self extension Danksagung Mein Dank gilt der Familie die man sich selbst aussucht Freundinnen Freunden Lebensbegleitern Roman Horak Behutsam wie beharrlich achtete mein Doktorvater darauf dass ich nicht aus der wissenschaftlichen Familie ausbreche Seine gew hlt h fli chen Telefonbegr ungen und seine anhaltende Best rkung doch einfach meinem mobilen Gedankennetz ein schriftliches Zuhause zu schenken haben mir immer wieder Mut gemacht Mike Mayerhofer Allein ber sein Telefonverhalten h tte ich ein Buch schrei ben k nnen als Servicetechniker f r Kino und Post hebt er immer ab Ohne seinen Zuspruch seiner seelischen k rperlichen und finanziellen F rsorge w re diese Arbeit nicht fertig geworden Ulli Weish Der Technik Distanzierten prognostizierte ich sp testens mit den Kindern kommen Handy und Auto mobil Telefonieren tut sie aber sie f hrt auch mit zwei Kindern ffentlich Als Mentorin meines Dissertationsprojekts warnte mahnte und lobte sie danke Billy Reidi W re die Handy Welt kein Tarifdschungel h tte sie schon viel fr her mobil telefoniert Nach wie vor bevorzugt sie pers nliche Tref
502. pen Typisierung noch von Idealtypen entspricht der Ide altyp ist ein Gedankenbild ein rein idealer Grenzbegriff der mittels empirischen Gehalts zur Wirklichkeitssteigerung beitragen soll Weber zit n Haas Scheibelhofer 1998 S 15 Sadie Plant 2003 entscheidet sich f r eine sthetisch anspruchsvolle Art der Ide altypenbildung indem sie Vogelarten benutzt um unterschiedliche Typen der HandynutzerInnen zu beschreiben ebda S 66f 170 6 Dr cken Freigabe Was ist ein Handy e Der Mauersegler Verbringt die meiste Zeit in der Luft Er fliegt souver n und cool tauscht sich m ndlich oder per SMS mit seinen Mitseglern aus So wie sich der Mauersegler ungern landet weil er sich ngstigt nicht wieder starten zu k nnen widerstrebt es diesem Handy Typen das Handy abzuschalten e Die eigenbr tlerische Eule Reduziert ihr Telekommunikationsverhalten auf ein Minimum erledigt das N tigste und nimmt nur wirklich wichtige Anrufe entge gen Weil Eulen wenig Umgang mit Handys haben werden sie von jedem An ruf berrascht und m ssen erst in den Tiefen ihrer Tasche kramen um das Handy zu finden e Die ruhige Taube Tauben erledigen ihre Anrufe diskret und ohne Aufsehen Sie finden ihre Handys angenehm nutzen sie aber ruhig und mit Augenma Genauso selbstsicher nehmen sie Anrufe entgegen und schreiben SMS ohne es zu verstecken oder zu inszenieren e Der plaudernde Spatz Spatzen sind leicht erregbar und neigen
503. perativ ausl st Dies kommt auch in den Interviews zum Ausdruck Herr P ehemaliger Netzwerkadministrator Int Nr 14 Il S 167 war schon ein mal Sklave seines Handys Frau L Int Nr 8 I S 92 h lt sich f r eine sehr ei genst ndige Sklavin und Frau A f hlt sich als Sklave der Maschine wenn ihr je mand auf der Mobilbox nur die Nachricht hinterl sst Ruf mich zur ck Int Nr 1 IV S 12 Zum Verst ndnis ist es hilfreich zu wissen dass Selbst Beziehungen als Prozesse der Subjektivierung f r Foucault in Kontrollstrategien eingebunden sind Kontrolle ist hier nicht im Sinne von berwachung sondern in der englischen Wortbedeutung von control lenken steuern zu verstehen Medien bzw Compu terisierung bernehmen Kontroll und berwachungsaufgaben die zuvor Stechuhr und Vorarbeiter bernommen haben vgl Heath 2005 S 56f Arbeitet 192 Nat rlich ist M nker 2000 S 186 zuzustimmen dass man nicht jeden Anruf als H rigkeit in terpretieren darf Die H rigkeit die ich hier meine liegt auf diskursiver Gesellschaftsebene die Anrufbarkeit in Abrufbarkeit verwandelt Schandl 1997 S Il 1933 Diese berwachungspraktiken sind nicht unmittelbar erkennbar z B Mails per Blind Carbon Copy BCC zu versenden bzw negative Mails weiterzuschicken Internet Adressen mitzuprotokollieren Daher w chst die Bedeutung von Selbsttechnologien im Sinne von Eigen berwachung Selbstverantwortung
504. poldina 2005 Der menschliche K rper Mode und Mobiltelefone In H f lich R Joachim Gebhardt Julian Hg Mobile Kommunikation Perspektiven und Forschungsfelder Frankfurt am Main Peter Lang Verlag zuletzt gepr ft am 223 248 Fortunati Leopoldina 2005 Mobile Telephone and the Presentation of Self In Ling Richard Pedersen Per E Hg Mobile communications Re negotiation of the social sphere London Springer S 203 219 Fortunati Leopoldina 2006 Das Mobiltelefon als technologisches Artefakt In Glotz Peter Bertschi Stefan Locke Christ Hg Daumenkultur Das Mobiltelefon in der Ge sellschaft Bielefeld transcript S 171 184 Foucault Michel 1974 1966 Die Ordnung der Dinge Frankfurt am Main Suhrkamp Foucault Michel 1976 Mikrophysik der Macht ber Strafjustiz Psychiatrie und Medizin Berlin Merve Verlag Foucault Michel 1977 berwachen und Strafen Frankfurt am Main Foucault Michel 1978 Dispositive der Macht Merve Verlag Foucault Michel 1984 Von der Freundschaft Michel Foucault im Gespr ch Berlin Foucault Michel 1987 Warum ich Macht untersuche Die Frage des Subjekts In Drey fus Hubert L Rabinow Paul Hg Michel Foucault Jenseits von Strukturalismus und Hermeneutik Weinheim S 243 261 Foucault Michel 2000 Die Gouvernementalit t In Br ckling Ulrich Krasmann Susan ne Lemke Thomas Hg Gouvernementalit t der Gegenwart Studien zur konomisie
505. pomor phe Wortwahl wenn sie von ihrer lebenslangen Beziehung zu ihrem Handy spricht Die Hypothese zielte auf die zweite Natur ab die im Mobiltelefon eine 253 In der philosophischen Debatte gibt es zwei Ans tze So gilt die Rationalit t als die zweite Natur des Menschen und Karl Marx fasst damit begrifflich die Verdinglichung des Menschen durch das Kapital 9 Arbeit und Mobiltelefon 305 extrem k rpernahe Kommunikationstechnologie sieht Deshalb birgt sie meiner Meinung nach das gr te Potenzial zur Inkorporation weil sich der k rperliche Bezug mit den funktionellen Anforderungen an das Ger t berschneidet Diesbe z glich beschreiben die Befragten auch mehrfach sensorische leibliche Gef hle im Umgang mit dem Ger t etwa das hei werdende Ohr und werden durch die non verbale Kommunikationsform Vibracall wiederum sensibilisiert Es gibt Struktur hnlichkeiten in der affektiven Besetzung der Handy und der Au tonutzung Diese These wird falsifiziert und methodenkritisch muss man einwenden dass das vorhandene Forschungssetting wenig geeignet war sie n her zu untersuchen Eine Gemeinsamkeit der beiden Mobilit tstechniken besteht in ihrem Aufforde rungscharakter gewisserma en sind sie Mobilisierungsmaschinen Beide Artefak te verf gen ber einen Appellcharakter der den Menschen zur Anwendung auf fordert Schalt mich ein starte mich nimm mich in die Hang steig ein ruf an Fahr weg
506. ponsibility in the Public Use of Phones In Ling Richard Pedersen Per E Hg Mobile communications Re negotiation of the social sphere London Springer S 225 235 D nyi Endre 2005 WLCM 2 UROP Interconnected Public Spheres in the Age of Mobile Communications In Nyiri Krist f Hg A sense of place The Global and the Local in Mobile Communication Vienna Passagen Verlag S 129 138 D nyi Endre S k sd Mikl s 2002 M Politik in Aktion SMS und E Mail im Wahlkampf zu den ungarischen Parlamentswahlen 2002 In Ny ri Krist f Hg Allzeit zuhanden Gemeinschaft und Erkenntnis im Mobilzeitalter Wien Passagen Verlage S 219 244 D nyi Endre S k sd Mikl s 2003 Who s in Control Viral Politics and Control Crisis in Mobile Election Campaigns In Ny ri Krist f Hg Mobile Democracy essays on so ciety self and politics Wien Passagen Verlag Degele Nina 2002 Einf hrung in die Techniksoziologie M nchen Fink Deleuze Gilles 1993 Unterhandlungen 1972 1990 Frankfurt am Main edition suhr kamp Demirovic Alex 2005 Hegemonie und das Paradox von privat und ffentlich In Gerald Raunig Hg Publicum Theorien der ffentlichkeit Wien Turia und Kant S 42 56 Dolata Ulrich Werle Raymund Hg 2007 Gesellschaft und die Macht der Technik Sozio konomischer und institutioneller Wandel durch Technisierung Campus D ring Nicola 2004 Wie ver ndern sich soziale Beziehungen durch
507. pparats im 18 Jahrhundert zur Etablierung eines Verwaltungsapparats und im 19 Jahrhundert zur Sozialtechnik Statistik Das Handy ist eine mobile Sicherheitstechnologie weil es das individuelle Bed rf nis nach Safety im Sinne der pers nlichen gef hlten Sicherheit mit dem Bed rf nis nach Security verbindet Das sind jene in Kapitel 6 beschriebenen Techniken der Notruftechnik bei der Handys ber eine Notfalltaste verf gen und dann direkt geortet werden k nnen Abschlie end soll gezeigt werden wie durch das Sicher heitsdispositiv berwachungstechnologien in Alltagshandlungen wie Mobiltelefo nieren und Autofahren bersetzt werden 7 2 3 Disziplinierende Mobilit t Automobilit t und Kontrolle Mobilit t als Selbsttechnologie zu denken f gt sich in das Grundkonzept neolibe raler Gouvernementalit t ein Dieser Zugang ist ein Puzzlest ck um das facetten 7 Connecting People Sozialtechnik Mobiltelefonie 195 reiche Bild der Beziehungen zwischen r umlicher und kommunikativer Mobilit t zusammenzusetzen Intensiviert fortgef hrt wird es im n chsten Kapitel indem es Aspekte aus dem regulationstheoretischen Kontext verwendet um technologische Struktur hnlichkeiten zwischen Fordismus und Postfordismus aufzuzeigen Jere my Packer 2003 zeigt wie man Mobilit t als disziplinierende Techniken verste hen kann am Beispiel der US amerikanischen Automobilit t Die automobile Frei heit wird mit d
508. pr che in der ffentlichkeit und der Zuh rzwang In Telepolis In http www heise de tp artikel 18 18533 1 html 01 08 2011 R tzer Florian 2006 Lebensl nglich wird jeder Schritt berwacht 10 11 2006 In http www heise de tp artikel 23 23941 1 html R tzer Florian 2007 Probleme mit der GPS berwachung von Straft tern In Telepolis 07 08 2007 In http www heise de tp artikel 25 25889 1 html Sommer Thomas 2007 Ohne Titel In http www polinomics eu archiv polinomics_ 03 index html SPIEGEL Online 2004 GPS Kunst Riesenelefant in Brighton In http www spiegel de netzwelt web 0 1518 316287 00 html Steinlechner Gisela 1999 Ich ruf dich zur ck ber Sprechsitten am Telefon Extra In Wiener Zeitung 01 10 1999 The Times 1983 Man of the Year Vol 121 No 1 In http www time com time maga zine 0 9263 7601830103 00 html Verlag der Wiener rztekammer April 2008 Strahlende Information 10 medizinische Handy Regeln wien Printerview in http www aekwien at media Plakat_Handy pdf Waitz Thomas 2007 Getting Things Done Medien Technik Selbsttechnologie In http thomaswaitz de downloads publikationen Getting Things Don Medien Technik 04 11 2011 WIFI Wien Kursbuch 2011 In http www wifiwien at eshop kursbuch aspx Onlinesuchen buchen gclid CJmrgoz6uKsCFYaHDgodC31QfA Willershausen Florian 2011 IT Branche in Wei russland Apps aus der Diktatur In http www wiwo de u
509. r ck ich ihn einfach weg und wenn ich wei da ist nicht gerade der Vater gestorben oder so dann dr ck ich ihn eben auch weg also ich dr ck meistens weg wenn ich lachend in Gespr chen bin Also ich find s auch unh flich wenn ich mit guten Freun dinnen da grad ber Beziehungsprobleme rede und die heben zum dritten Mal ab dann ist das oft st rend und ich mag das dann auch von anderen nicht Aber das ich jetzt private Zeit quasi Beziehungszeit und wenn bei ei nem Beziehungsgespr ch dann st ndig angeklopft und gewechselt wird 9 Arbeit und Mobiltelefon 241 also das tu ich nicht und erwarte von meinen Freundinnen auch Int Nr 5 Il S 59 Eine weitere Variante des Anrufmanagements besteht in der SMS Nutzung mit der spezifischen Eigenschaft kommunizieren zu k nnen ohne sprechen zu k n nen m ssen Ich war letztes Wochenende auf einer Konferenz und bin da drinnen gesessen und hab nat rlich gelegentlich etwas getippt empfangen oder so Also gerade in Umgebungen wo man nicht sprechen soll oder darf ist das SMS B B ganz praktisch um einem nicht allzu nahen Freund zum Geburtstag zu gratulie ren so kleine nette Aufmerksamkeiten das ist schon ganz gut Int Nr 7 Il S 83 Wie an dem Beispiel ablesbar wird werden SMS oft in Multitasking Situationen eingesetzt aber auch zur Delegation und Dokumentation von Arbei ten wie ich es in den Kapitel 9 2 2 und 9 2 3 noch beschreiben werde
510. r Abl ufe und der physi 3 Forschungsdesign Methoden und Datenerhebung 65 schen Umgebung ausrichten Zugleich sind Metaphern kulturspezifisch so ist liegt die Zukunft vor uns wohingegen sie in anderen Kulturen hinten liegt Ontologi schen Metaphern ebda S 10 liegen vor wenn abstrakte komplexe Zusammen h nge veranschaulicht personalisiert werden indem zum Beispiel Denken als Maschine dargestellt wird My mind is not operating today l am running out of steam with a problem Metonymien sind eine weitere Metaphern Spielart wo eine begriffliche Vertauschung vorliegt etwa altes Eisen oder ein ein Glas trin ken Eine Metapher liegt vor wenn vgl Schmitt 2003 S 4ff e ein e Wort Redewendung mehr als nur w rtliche Bedeutung hat e die w rtliche Bedeutung einem pr gnanten konkret sinnlichen Bedeutungsbe reich Quellbereich entstammt e jedoch auf einen zweiten oft abstrakteren Bereich Zielbereich bertragen wird Durch Textdekonstruktion indem eine Subgruppe festgelegt und analysiert wird wird der Quell und Zielbereich der Metapher festgelegt Dies verhindert eine se lektive Metaphern Auswahl beeinflusst durch Vormeinungen und pers nliche Vor lieben des Forschenden Je ein Beispiel f r eine bereinstimmung und einem Un terschied ebda S 20 e Du empfindest die Probleme blo nicht so gewichtig wenn du betrunken bist e Man kommt mit Leuten leichter ins Gespr ch wenn man nicht
511. r Heine 2001 besteht die tragende Zielgruppe der automobilen Gesellschaft in den jungen Familien Haus halte mit Kindern geh ren zu den Mobilit tsvorreitern So verf gen in Deutschland ber 98 Prozent aller Haushalte mit zwei Kindern ber mindestens ein Auto vgl Heine Mautz Rosenbaum 2001 S 33 Der Wunsch vieler Familien au erhalb der gro en Ballungsgebiete zu leben verst rkt die Entkoppelung von Wohn und Ar beitsplatz ebda S 25 f r die Vereinbarkeit von Familienleben und Berufst tig keit wird das Auto f r viele unverzichtbar Die Wahl des Kindergartens oder Aus bildungsplatzes wird nicht mehr ber die Busanbindung entschieden sondern ber die Bildungsw nsche und Finanzierungsm glichkeiten der Eltern Die Folge sind viele kurze und daher besonders ineffiziente Besorgungswege und Chauffeursdienste 212 8 Auf dem Laufenden sein Zur Verbindung von Kommunikation und Mobilit t Die Transformation hin zum Postfordismus spiegelt sich auch in ge nderten Ge schlechterverh ltnissen wider Die Erosion des fordistischen m nnlichen Alleinverdienermodells mit einem Familienlohn wird abgel st durch ein Doppel verdienerInnen Modell vgl Lewis 2003 Den Frauen bleibt die Hausarbeit als Erblast Veronika Bennholdt Thomsen Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie r ckt deshalb verst rkt in staatliche wie unternehmerische Wahrnehmung weil Frauenerwerbst tigkeit einfach eine notwendige Selbstverst ndli
512. r Landesregierung 1 Preis 1987
513. r Werbeindustrie genutzt So veranlasste der deutsche Fach verband f r Au enwerbung im Jahr 2005 die Erstellung eines Frequenz Atlas verschiedener St dte um u a auch durch die Messung der Handy Dichte genau bestimmen zu k nnen wo sich die Konsumentinnen in der Stadt bewegen und was diesbez glich besonders werbewirksame Pl tze sind vgl Auf dem H vel 2005 2 1 3 4 Aspekte staatlicher berwachung Das Telefon blickt auf eine lange Geschichte staatlichen berwachungsinteresses zur ck Dieser Hinweis kann hier weder systematisch noch vollst ndig belegt wer den deshalb allein ein lapidarer Hinweis um die Vielschichtigkeit des berwa chungsph nomens abzubilden So weist die amerikanische Literaturwissenschaft lerin Avital Ronnell vgl 2001 S 38ff zwar mehr in prosaischer als historisch analytischer Weise auf den Zusammenhang der Verbreitung der Festnetztelefo nie mit dem Machtaufstieg der Nationalsozialisten hin Ebenso behandelt auch die Forschungsgruppe Kommunikation die Bedeutung des Telefons f r den Aufbau des nationalsozialistischen berwachungsstaates vgl Lange 1989 Clemens Schwender 2000 belegt in seinem Beitrag wie die vollst ndige Entrechtung j di 38 2 Grundz ge der politikwissenschaftlichen Erforschung des Mobiltelefons scher Mitb rgerInnen auch damit einherging dass ihnen das Recht auf einen Te lefonanschluss verwehrt wurde Die Verf gbarkeit von mobiler Telefoninfrastr
514. r auch an seine Gesch ftspartner Ich merke es ja an mir sel ber wenn ich dringend etwas brauche man wird ja sauer wenn man sich ge pflanzt f hlt Ja wenn jemand f nf Mal nicht erreichbar ist und wo ich genau merke pfeift R ckfrage Und sprichst du das dann an Ja eigentlich schon bitte warum hebst nicht schon l ngst ab ja ja schon von erwischt ertappt bis was tust dir denn an oder so Des ist mein Problem ob ich jetzt abheb oder so von bis die ganze Bandbreite Aber meistens eh schon erwischt lacht ebda S 201 Auch die als freie Dienstnehmerin besch ftigte Baustellenleiterin Frau F ist mit der Notwendigkeit der Rund um die Uhr Erreichbarkeit konfrontiert der sie aber trotz bestem Bem hen nicht immer nachkommen kann Ich bin relativ h ufig in Besprechungen ich telefoniere relativ viel und in diesen Zeiten geht es halt ein fach nicht Wenn jetzt einer zweimal anruft und es jedes Mal so erwischt dass ich gerade in einer Besprechung bin dann erweckt das halt schnell den Eindruck als w re ich nicht erreichbar aber letztendlich ich ruf jeden zur ck wenn ich einen 280 9 Arbeit und Mobiltelefon Zettel auf meinem Tisch finde dann rufe ich den auch zur ck wenn ich Zeit habe Es geht halt nicht immer alles sofort Int Nr 7 Il S 85 Der Bauunternehmer Herr J t tig im Bereich Renovierungen hat als EPU be gonnen und erinnert
515. r es dann geschafft einen Zeitpunkt zu finden wo wir beide in Ru he telefonieren konnten Int Nr 13 1 S 153 Arlie Hochschild untersucht in ihrem Buch Keine Zeit wie berufst tige P rchen in der Rush hour des Lebens ihren Lebensalltag zwischen Beruf und Familie orga nisieren und welche Grundambivalenz dabei den Umgang mit Zeit betrifft Man sagt uns macht euere Arbeit gut aber steckt nicht zu viel Zeit rein Aber die Arbeit braucht Zeit Hochschild 2006 S 70 Dieses Paradox gibt es auch in der Fami lienarbeit so soll die wenige Zeit die man gemeinsam verbringt quality time sein bei der man sich exklusiv um Partnerin Kinder k mmern kann Um Quali t tszeit zu gewinnen muss die Hausarbeit effizient durchorganisiert werden falls man es sich nicht leisten kann sie an andere zu delegieren Das Zuhause als der abgewertete Bereich nimmt unterdessen die Merkmale an die fr her mit dem entfremdenden Charakter der Erwerbsarbeit verbunden wurden ebda S 213 Diese Form taylorisierter Hausarbeit wird als zweite Schicht erlebt und stresst nicht nur meist die Hausfrau sondern erzeugt auch zus tzlichen Stress bei den Kindern und f hrt mitunter zu dysfunktionalen Reaktionen ebda S 62f Dieser kurze Hinweis diente als erneute theoretische Rahmung der Handynutzung als Form des individuellen Zeitmanagements Es ist ein R ck und Ausblick indem es den Arbeitscharakter von Lebensf hrung verdeutlicht vgl K
516. r sind in ihrem Bereich sehr selbstst ndig unter wegs Wenn der heute einen Kunden hat und ist mit diesem Kunden auf einen Kaffee ah und sitzt dort zwei Stunden wird ihm keiner keiner von der F h rungsspitze irgendetwas Negatives sagen das ist so Solange seine Arbeitsleis tung passt solange der Ablauf passt hat er seine Freiheiten sowieso und das wissen sie auch und deswegen kommen sie sich auch nicht kontrolliert vor Es ist nat rlich meine Aufgabe die Mitarbeiter dahin zu f hren dass sie das so sehen und auch in der richtigen Weise umsetzen Und wenn man das lachend ber lange Jahre konsequent durchf hrt dann funktioniert es schon Es geht na t rlich nur mit Mitarbeiterwechsel das eine oder andere funktioniert nicht dann muss man den einen oder anderen austauschen ebda S 176 9 Arbeit und Mobiltelefon 289 F r Herrn Q Gesch ftsf hrer eines Wiener Schlossereibetriebs leisten die Kommunikationstechnologien einen essenziellen Beitrag um die Wettbewerbsf higkeit des Unternehmens aufrechtzuerhalten wenn man die modernen Mittel richtig einsetzt bringen sie schon Vorteile die auch notwendig sind z B k nn ten wir heute die Lohnkosten eigentlich ohne Mobiltelefon ohne GPS ohne Com puter ohne Technik nicht mehr auf diesem Level halten ja also die Lohnkosten m ssten wahrscheinlich um 40 bis 50 Prozent h her sein Weil einfach viele viele Leerzeiten Leerkilometer en
517. r von kreativer Zerst rung und zerst rerischer Kreativit t ist Castells 2001 S 194 Um auf das Mobil Telefon zur ckzukommen bleibt zu bemerken dass es das Virtuelle des Computers vorwegnimmt es ist quasi Initationsmedium des Virtuel len da es Verbindungen au erhalb real visueller Reichweite eingeht Insofern kann man das Mobil Telefon als Vorreiter virtueller Realit t verstehen vgl M nker 2000 S 185 Ein beliebiges Telefongespr ch erf llt eine konstitutive Be dingung von Virtualit t die in der Gestaltung eines medienspezifischen Raums besteht welcher auf bestimmte Sinne reduziert ist also Sprechen und H ren und sich spezifisch von der Wahrnehmungssituation in der realen Welt unterscheidet ebda S 187 Die Fusion von Computer und Mobiltelefon wie sie zun chst bei Blackberrys und dann Smart und iPhones geschieht erzeugt eine Dynamik wel che die Bindung des Nutzers an sein Ger t intensiviert Aus journalistischer Per spektive wird dies drastisch als Sucht beschrieben Wer einmal das berauschende Gef hl genossen hat berall und zu jeder Zeit Mails um die Welt jagen zu k nnen ohne erst ein Notebook aufklappen 154 6 Dr cken Freigabe Was ist ein Handy und eine Internet Verbindung herstellen zu m ssen kann kaum noch da rauf verzichten Besonnene Sicherheitsfanatiker geben pl tzlich zu biswei len w hrend des Autofahrens auf das Display des Handheld Ger tes zu schauen Nur um zu sehen
518. rade so ein Zeitpunkt wo es total sch n war Dann hebe ich sie mir auf Int Nr 14 Il S 164 Das Mobiltelefon fungiert nicht nur als externalisiertes Ged chtnis praktischen Wissens f r Telefonnummern Adressen u v m sondern auch als Erinnerungsspeicher Weil die Handynutzung nicht nur durch das Telefonieren mit der pers nlichen emotionalen Struktur verwoben ist regieren Menschen panisch wenn sie das Handy nicht dabeihaben weil es f r die Gegenwart Anderer steht und so Sicher 9 Arbeit und Mobiltelefon 271 heit vermittelt Unsere Handys reflektieren zu jedem Zeitpunkt wer wir sind Wir interagieren mit ihm so wie wir es mit anderen Computerger ten nicht tun wir liebkosen es wir umklammern es in Krisensituation jederzeit bereit es zu benut zen um Hilfe oder Trost zu holen und wir wissen dass unsere Lieben es genauso machen m glicherweise sogar zur selben Zeit Vincent 2006 S 138f Es ist also keine simple Verk rzung vom Fetisch Handy zu sprechen Denn die ser aus der Ethnologie entlehnte Begriff bezeichnet die Schutztiere von Schama nen die gegen D monen helfen Offensichtlich erf llt diese Funktionen eben auch ein Handy es hilft gegen die Monster des Alltags indem es bei Wut Unsicher heit ngsten sofort pers nlichen Kontakt vermittelt ein Service im Dienste des eigenen Stimmungsmanagements wie ich im n chsten Kapitel zeigen werde Die stark affektive Beziehung vieler Me
519. ragestellung Wie wirkt sich das Handy auf Wahrnehmung und Interaktionsm glichkeiten in urbanen f fentlichen R ume aus Die Praxis bungen des Lehrgangs bot eine gute Gelegen heit diese Zusammenh nge zu erproben In einer Gruppe von sechs Personen planten wir eine Aktion zur Handynutzung im ffentlichen Raum als unsichtbares Theater Ziel der Intervention war es individuelle Toleranz bzw Schmerzgren Der brasilianische Theaterp dagoge Augusto Boal entwickelte das sog Theater der Unterdr ck ten TAU als Methode um die allt gliche Handlungsbereitschaft zu st rken und das Bewusstsein f r die Vielfalt an Handlungs und L sungsm glichkeiten zu f rdern 1971 w hrend der Milit rdik tatur inhaftiert und anschlie end ins Exil gezwungen konzipierte er alltagsnahe Formen des Thea ters welche das Engagement der Bev lkerung f rdern und zur Ver nderung gesellschaftlicher Probleme beitragen sollte Bei unsichtbarem Theater geht um Interventionen mit der Absicht Widerspr che Ungerechtig keiten oder Machtbeziehungen aufzuzeigen Im Anschluss kann die Aktion geoutet zur ffentlichen Diskussion gestellt werden indem zum Beispiel K rtchen gezeigt werden Diese Methode wird 3 Forschungsdesign Methoden und Datenerhebung 59 zen der Besucherlnnen eines Kaffeehauses auszureizen Wie stark musste die Handynutzung in das pers nliche Territorium Einzelner eingreifen bis es zu ein zelnen bzw kollektiven Rea
520. ragten die berufsbedingt t glich das Auto nutzen gaben alle an dass das Handy ein wichti ges Arbeitswerkzeug f r sie ist und f hrten die h chsten Prozentangaben bei der beruflichen Handynutzung an Kommunikative und r umliche Mobilit t bedingen und verst rken einander Diese Hypothese ist zentral f r ein sozialwissenschaftliches Grundverst ndnis der Art und Weise der Handynutzung allerdings muss der Bedingungszusammen hang revidiert werden So erg nzen und verst rken sich die beiden Mobilit tsfor men bedingen einander aber nicht Allgemein beobachtbar ist dass viel telefo niert wird um unn tige Wege leere Kilometer zu vermeiden In Kombination mit GPS sehen darin manche Handwerksbetriebe die viel im Au endienst unterwegs sind mittlerweile einen wichtigen technologischen Beitrag zur unternehmerischen Wettbewerbsf higkeit Umgekehrt wird viel telefoniert w hrend man unterwegs ist Sei es um sich privat die Zeit zu vertreiben einige telefonische Erledigungen zu machen im ffentlichen Verkehrsraum telefonierend sein Territorium auszu dehnen und so das eigene Sicherheitsbed rfnis zu erh hen Manch mobile wor ker im Sales setzt Fahrzeit berhaupt gleich mit Kommunikationszeit Viele Menschen erleben das Handy quasi als zweite Natur Diese begrifflich nicht sehr geschickt gew hlte Hypothese kann falsifiziert wer den Eine einzige Interviewperson Frau E w hlt eine durchwegs anthro
521. rbeit und Geschlecht im Umbruch der modernen Gesellschaft Forschung im Dialog 1 Aufl Wiesbaden VS Verlag Geschlecht amp Gesellschaft 40 S 97 113 Vo G nter G Pongratz Hans 1998 Der Arbeitskraftunternehmer Eine neue Grund form der Ware Arbeitskraft In K lner Zeitschrift f r Soziologie und Sozialpsychologie 50 Nr 1 S 131 158 Wacjman Judy 2008 The Impact of the Mobile Phone on Work Life Balance Unter Mit arbeit von Michael Bittmann Lynne Johnstone Jude Brown und Paul Jones Austrian Mobile Telecommunications Association ANU Warnke Ulrich 2008 Die Bundesregierung ist befangen Internationale Warnungen f fentlicher und privater Institutionen In Bleuel Heike Solweig Hg Generation Handy grenzenlos im Netz verf hrt St Ingbert R hrig Universit tsverlag S 51 65 Weber Catherine 2009 Das Handy in Alltag und Spielfilm Hamburg Academic Transfer Weber Heike 2008 Das Versprechen mobiler Freiheit Zur Kultur und Technikge schichte von Kofferradio Walkman und Handy Bielefeld transcript Weinrich Harald 2008 Knappe Zeit Kunst und konomie des befristeten Lebens 3 Auflage M nchen Verlag C H Beck Wei Ralph Groebel Jo Hg 2002 Privatheit im ffentlichen Raum Medienhandeln zwischen Individualisierung und Entgrenzung Leske Budich Wessel Horst A 2000 Das Telefon ein St ck Allgegenwart In M nker Stefan Roes ler Alexander Hg Telefonbuch Fra
522. rden durch projektorientiertes Arbeiten ersetzt Arbeiten und Organisieren r cken immer n her zusammen die Notwendigkeit aber auch die Freiheit Arbeitsstrukturen selbst zu gestalten Subjektivierte Arbeit ist ambivalent Einerseits wird an der den Einzelne n Interes se an Selbstverwirklichung appelliert und damit die Bereitschaft zur Selbstausbeu tung in Gang gesetzt andererseits zeigen ArbeitnehmerlInnen verst rktes Interes se sich in der Arbeit selbstst ndig kreativ einzubringen Durch den Abbau der Grenzen zwischen Arbeit und Organisation wird Subjektivit t verst rkt und ebenso selektiv eingefordert Dies f hrt mitunter zu paradoxen Aufforderungen und ambi u a die zu einer einseitigen Lesart einl dt und den Anstieg automatisierungsbedingter Frauenar beitspl tze im Dienstleistungsbereich pers nliche Dienstleistungen Call Center ausblendet Den Begriff Informationsgesellschaft halte ich f r ungeeignet um die Dynamik des Arbeitsmarkts zu beschreiben da Information lediglich Daten anbietet und den Prozess der Umsetzung Aneignung ausl sst Von Informationsgesellschaft zu sprechen halte ich im Kontext von berwachung f r passender Flexible Spezialisierung ist das Folgemodell zur industriellen Massenproduktion und bietet durch kurzfristige Produktionszyklen auch Klein und Mittelbetrieben die M glichkeit sich rasch an Markt ver nderungen anzupassen 74 4 Das neoliberale Subjekt und seine kom
523. ren Exemplarisch steht daf r Jean Francois Lyotards mit seinem Erfolgsbuch Das postmoderne Wissen 1994 das angesichts der Debatten ber Datenvorratsspeicherung wieder ganz neue Aktuali t t erhalten hat Lyotard sieht Spielen als handlungsoffenen kreativen Denk prozess mit emanzipatorischem Potenzial und antizipiert damit einen Hype der in den letzten Jahren um die Sozialfigur des Kreativen wissenschaftlich wie wirt schaftlich popul r geworden ist In der Kreativwirtschaft oder digitalen Boh me Friebe Lobo 2006 ist der Widerspruch zwischen Arbeiten und Spielen zwischen Beruf und Freizeit aufgel st Im Leben des Subjekts der Zukunft dem medien technisch erweitertem Smartject Russegger 2009 S 179 geh ren Spielfreu digkeit und Verspieltheit zur Bew ltigung eines kreativ fordernden Berufsalltags Dies soll ganz ohne Zwang funktionieren weil die Produktivit tsziele der Auftraggebenden begleitet von individuellen Flowgef hlen seien die f r einen gl cklichen zufriedenen Arbeitsprozess sorgen Die bertragung von Spielmodel 167 Auf den menschlichen Spieltrieb setzt die Gamification bei der spielerische Elemente genutzt werden um Internet Usern zu T tigkeiten zu motivieren die an sich nicht so attraktiv sind z B an Meinungsumfragen teilzunehmen u 168 Das Buch beschreibt die konomisch motivierte Transformation des Wissens vom Gebrauchs wert des Wissens hin zum Wissensmanagement
524. rganisation F hrungsstil Autorit r Kooperativ Staatliche Wirtschaftslenkung Staat Wohlfahrtsstaat Privatisierung Flexicurity Interessens vertretung Gewerkschaft Sozialpartner schaft Vertragliches Aushandeln Alleinverdienermodell geschlechtsspezifische Ar beitsteilung Doppelverdienermodell Ver einbarkeit als Management aufgabe Reproduktion Tabelle 2 Unterschiedsschema zwischen fordistischen und postfordistischen Arbeitsverh ltnissen 8 2 1 Auto und Fordismus Das Auto betrifft die Art der Lebensf hrung auf doppelte Weise Auf regulations theoretischer Ebene indem es den Typus des verberuflichten Arbeitenden hervor bringt und die vom Familienlohn abh ngige Hausfrau die die Reproduktionsarbeit erledigt Das Auto ver ndert nachhaltig die Wohn und Arbeitsweise es macht beruflich flexibler und l sst die Vorst dte entstehen Technische Innovationen f h ren dabei zu vielf ltigen konvergenten Effekten So weist William F Ogburn be reits in den 1930er Jahren in den USA auf den Zusammenhang zwischen Au tomobilit t dem Entstehen von Vorst dten und der Bedeutung des Telefons hin vgl Degele 2002 S 41 Fords Slogan lautete Ein Tag einen Dollar ein Jahr einen Ford M ser 2002 S 159 Durch den Fordismus verwandelte sich das Au to vom handwerklich gefertigten Luxusgegenstand zum leistbaren Massenprodukt es demokratisierte das Autofahren und bild
525. rhundert revolutionieren Eisenbahn Auto und Flugzeug die Geschwindigkeit die Telegrafie wird zum ers ten raum berwindenden Echtzeit Medium Im sp ten 20 Jahrhundert reduzieren die elektronischen bertragungsmedien Telefon Fernsehen Internet den Raum der Raum verschwindet vgl Virilio 1978 S 27 Virilio ist der Meinung dass diese Geschwindigkeit bereits zu schnell sei f r die menschliche Wahrnehmung wes halb der Mensch Prothesen ben tige um mit diesem Tempo mitzuhalten Die 97 Das Zitat formuliert Virilios Grundgedanken Geschwindigkeit mit Krieg zu verbinden ein Leit motiv der Dromologie der Wissenschaft von der Geschwindigkeit die sich sprachlich von dem griechischen Wort dromos laufen Wettlauf ableitet vgl Virilio 1978 S 20 200 8 Auf dem Laufenden sein Zur Verbindung von Kommunikation und Mobilit t technischen Prothesen des Menschen wie Autos Rolltreppen Fahrst hle brems ten die k rperlichen Aktivit ten ebda S 38 doch je unabh ngiger der Mensch von physischer Bewegung werde desto paralysierter werde er Dies f hrt zum Paradox der Geschwindigkeit rasender Stillstand Die Bewegungslosigkeit ber reize den postmodernen Menschen und die Techniken der Teleaktion in Echtzeit bereite die Abschaffung des K rpers vor vgl Virilio 1997 S 122 Daran schlie e die vorerst letzte Stufe der Geschwindigkeitsentwicklung an die in der Revolution der Transplantationstechniken
526. rkennen will ander seits aus affektiv emotionalen Gr nden weil der t gliche Begleiter einen individu ellen Touch haben soll ein Bed rfnis das von der Mobilfunkindustrie vielf ltig bedient wird So z hlen die Klingelton und Display Downloads zu den lukrativsten Gesch ftsanwendungen ebenso gibt es unz hlige Arten von Skins und Handy Taschen Auch bei den erwachsenen InterviewpartnerInnen nimmt die individuel le Gestaltung des Mobiltelefons gro e Bedeutung ein Klingelton Hintergrunddis play oder Farbe des Handys werden nach individuellen Kriterien ausgesucht und mitunter auch mehrmals bzw regelm ig ge ndert Die Konsumforschung sieht heutzutage Konsum als aktiven lebensstilgepr gten bewussten Handlungsakt und den Konsument nicht mehr als passives von der Werbeindustrie manipuliertes Opfer nur dann wenn man sie die Konsumen ten ausschlie lich als user und nicht zugleich als chooser von G tern ansieht kann man ihre Rolle als passiv beschreiben Orland 1998 S 9 F r das Mobilte lefon ebenso wie f r viele Produkte der IKT und Unterhaltungselektronik geh rt Konsumarbeit zur Nutzung dazu Die Einbeziehung des arbeitenden Kunden 155 Skins sind Handygeh use die verschiedene Farben bzw Motive haben k nnen 15 Die PR Strategen der Superm rkte konnten uns immer wieder erfolgreich weismachen freiwil lige Gratis Mehrarbeit w re eine tolle Sache Erst verschwand
527. rm gliche die Einkaufsliste zusammenzustellen das Baby zu f ttern und mit einer Freundin zu telefonieren das Nebeneinander die Synchronizit t von Telefonieren und Alltagsverrichtungen f hrt zu Dauerplaudereien wo nebenher gekocht aufger umt wird weil da darf man auch mal den Telefonh rer auf die Seite legen vgl 6 2 3 Das Mobiltelefon bereichert die Multitasking Kapazit t des Telefons um den Faktor r umlicher Mobilit t Ohne Ausnahme berichten die Inter viewpartnerInnen von Alltagssituationen in denen als leer erlebte Zeit kommunika tiv nutzbar gemacht wird Ich sitze in der Stra enbahn mir f llt ein ich sollte mir einen Arzttermin ausmachen dann hab ich meine rztin eingespeichert im Handy zack ruf an hab den Kalender parat und kann mir einen Termin ausmachen eb da S 74 Diese koordinierenden Aufgaben das Ausmachen von Terminen das Delegieren von Arbeitst tigkeiten wird oft parallel zu anderen T tigkeiten oft w h rend Wegzeiten erledigt Im Spiegel der Aussagen der befragten Personen sind es vor allem zwei Lebensbereiche besonders Multitasking anf llig Das unterwegs Sein und sogenannte bergangsaktivit ten werden gerne genutzt um parallel zu telefonieren Daher werden Verkehrsr ume Transportmittel ob U Bahn Zug oder Auto immer st rker zu Kommunikationsorten Liegen die Multitasking Risiken im ffentlichen Verkehr h chstens in der Ver rgerung der Mitreisenden vgl Kapitel 5 2 1 schl gt es
528. rmittelt wird Video berwachung mit einem erh hten Sicherheitsgef hl legitimiert Zeger 2008 S 196 105 So werden mit dem arglosen Ver ffentlichen privater Bekenntnisse stets auch pers nliche Da ten bekannt gegeben Dazu artikuliert der Journalist Peter Glaser Mitglied des medienwirksamen Chaos Computer Clubs Nie war der Wunsch zu sehen und gesehen zu werden so ausgepr gt und obsessiv wie heute Themen wie Datenschutz und berwachung scheinen unter einer Art Aufmerksamkeitsjetlag zu leiden Immer mehr Menschen begegnen den Entwicklungen affirmativ Sie geben einer frivolen Freude am Exhibitionismus nach die offenbar die ganze Gesellschaft er fasst hat Noch wei niemand wohin uns diese neue Art von Offenheit f hren wird Wird man in zwanzig Jahren vor seinen im Netz verteilten Altdaten stehen wie vor einem Foto das einen jung und nackt im Schlamm von Woodstock zeigt Werden damit Karrieren besch digt oder ins Ge heimnislose entleerte Menschen erzeugt werden Glaser 2010 S 3f 108 Mit einer ungew hnlichen Lesart berrascht Kornelia Hauser 2003 Sie spricht von einer Fe minisierung der ffentlichkeit welche eine Intimisierung ffentlicher R ume darstellt welche si chere sprich berwachte R ume n tig macht Der ffentliche Raum soll sauber und ordentlich sein und entspricht so der bersichtlichkeit des privaten Raums 107 Urban Screens ist ein Sammelbegriff f r digitale Gro bildfl che
529. rt sondern irgendwo dazwischen befindet vgl M nker 2000 S 186f Das Telefon als parti elle Extension des K rpers dringt in Bereiche vor die sich der Leiblichkeit nicht erschlie en n mlich der berwindung der Raum Zeit Kontingenz durch Telepr senz Techniken der Telepr senz l sen den eigenen K rper vom Raum und f h ren zu Ortlosigkeit bzw Entr umlichung wie es zuvor als zentrales Merkmal me dienvermittelter Kommunikation vorgestellt wurde Telepr senz f rdert die Virtualisierung des Raumes wobei der medientechnologisch gebildete Kommuni kationsk rper uns vielmehr durch die elektromagnetische bertragung an gespei cherte Abwesenheit gew hnt in diesem Sinne l sst sich von einer elektronischen Prothesenkultur sprechen vgl Fa ler 1997 S 90 Zugleich liegt eine Magie in dieser Fernanwesenheit die in Zeiten vor der Elektrifi zierung nur G ttern und Engeln vorbehalten war Treusch Dieter 1995 S 13 Den spirituellen und transzendentalen Aspekten des Telefons geht Magic in the air vgl Katz 2006 S 20ff auf den Grund Vorrangig werden dabei praktische Ein satzm glichkeiten vorgestellt von der Gebetsaufforderung per SMS ber die Seelsorge Hotline bis zur kabbalistischen Deutung von Telefonnummern Das Telephon vermittelt die st ndige Bereitschaft Verbindungen herzustellen das Telephon l sst sich nicht entzaubern weil es eine magische Maschine eine Zau bermaschine ist eine transzendiere
530. rtierra 2005 Weil oft mehrere Familienmitglieder migrieren und in unterschiedlichen L ndern leben ist das Handy in diesen transnationalen Familie unabdingbar vgl Paragas 2005 S 243 6 Dr cken Freigabe Was ist ein Handy 143 Absicht dieses Kapitels bestand darin Elemente eines telekommunikativen Ge spr chsstils aufzuzeigen die Medien bereits vor dem Mobiltelefon erf llten Spe zifika des Mobiltelefons und die vielen unterschiedlichen Sichtweisen die man darauf entwickeln kann ist Ziel des n chsten Kapitels 6 5 Was ist ein Handy Angesichts der fortschreitenden Konvergenz der Dienste und der vielf ltigen Funk tionen die ein Mobiltelefon anbietet ist die Frage Was ist ein Handy gar keine selbstverst ndliche Frage Um aus der Erforschung von Alltagspraktiken theorie bildende Erkenntnisse herauszufiltern verlangt es kontinuierliche und intensive Begriffsarbeit Deshalb ist die Kapitel berschrift Was ist ein Handy weder pla kativ noch rhetorisch gemeint sondern eine strukturierende Fragestellung Denn abgesehen von ihrer definitorischen Aufgabe erf llen Begriffe die Aufgabe Wirk lichkeitsvorstellungen auszudr cken und zu festigen Deshalb widme ich dieser Frage gen gend Raum weil entlang der Antworten erschlie en sich unterschiedli che theoretische Zug nge je nachdem wie man das Ding benennt Apparat Artefakt Gegenstand Medium oder Spiel Werkzeug Ziel des Kapitels ist es
531. rung des Sozialen Frankfurt am Main Suhrkamp S 41 68 Foucault Michel 2004 Geschichte der Gouvernementalit t Sicherheit Territorium Be v lkerung Vorlesung am Coll ge de France 1977 1978 Frankfurt am Main Suhrkamp Foucault Michel 2006 Die Geburt der Biopolitik Geschichte der Gouvernementalit t Il Vorlesung am College de France 1977 1978 Frankfurt am Main Suhrkamp Franck Georg 1998 konomie der Aufmerksamkeit Ein Entwurf M nchen u a Carl Hanser Literaturverzeichnis 331 Franck Georg 2005 Mentaler Kapitalismus Eine politische konomie des Geistes M nchen u a Carl Hanser Fraunholz Uwe 2002 Motorphobia Anti automobiler Protest in Kaiserreich und Weima rer Republik G ttingen Vandenhoeck amp Ruprecht Freud Sigmund 1990 Abri der Psychoanalyse Das Unbehagen in der Kultur Frank furt am Main Fischer Friebe Holm Lobo Sascha 2006 Wir nennen es Arbeit Die digitale Boh me oder Intelligentes Leben jenseits der Festanstellung M nchen Heyne Verlag Friedl Ulrike 2003 Durchleuchtete Bewegungen In k u u g e l HgInnenkollektiv Hg Bildverbot Reader zum Thema berwachung k u u g e l kritische Universit t und ge sellschafts emanzipatorische Lehre Wien Triton Verlag S 63 Froschauer Ulrike Lueger Manfred 2003 Das qualitative Interview Zur Praxis inter pretativer Analyse sozialer Systeme Wien Facultas WUV Gebauer Gunter Poser Stefan Sc
532. rwendet eine Aus sagekraft hat Mein Verst ndnis von neoliberal bezieht sich auf Michel Foucaults Verst ndnis neoliberaler Gouvernementalit t wie ich es in Kapitel 7 2 beschreibe die von einer Verinnerli chung der Marktlogik als Verquickung von Fremd und Selbstf hrungstechniken ausgeht 16 1 Einleitung Konzept neoliberaler Gouvernementalit t nach Michel Foucault das mit unter schiedlichen Schwerpunkten in Kapitel 4 und 7 vorgestellt wird Zentral f r das Verst ndnis der Mobiltelefonie ist neben dem Begriff der Selbsttechnologie der des Sicherheitsdispositivs der sich als Treiber kommunikativer Handy wie r um licher Mobilit t Auto erweist vgl Kapitel 8 3 Die theoretische Anbindung des Mobiltelefons an die staats wie machttheoretisch ausgerichteten Regierungs techniken bringt eine politische Dimension in die Arbeit ein die in der Mobilfunk forschung durchwegs vernachl ssigt wird siehe dazu den Stand der Forschung am Ende des Kapitels Deshalb wird die Dissertation mit einem Themenaufriss zur politischen Lesart des Mobiltelefons er ffnet der einen berblick ber die un terschiedlichen Betrachtungsweisen des Mobiltelefons als politische Technologie bietet F r mich besteht der Regierungscharakter der Mobiltelefonie darin dass sie wie eine Sozialtechnik wirkt In der begriffsanalytischen Auseinandersetzung mit der u erst heterogenen Begriffsfamilie der Sozialtechnologie entsteht ei
533. s Stephan Schroer Markus Hg Diven Hacker Spekulanten Sozialfiguren der Gegenwart Frankfurt am Main edition suhrkamp S 132 147 Orland Barbara 1998 Haushalt Konsum und Alltagsleben in der Technikgeschichte In Technikgeschichte 65 S 273 295 Osborne Thomas 2001 Techniken und Subjekte Von den Governmentality Studies zu den Studies of Governementality In M ller Cathren Reichert Ram n Hg De mokratie Selbst Arbeit Analysen liberal demokratischer Gesellschaften im Anschluss an Michel Foucault Mitteilungen des Insituts f r Wissenschaft und Kunst IWK 56 2 3 Wien S 12 16 342 Literaturverzeichnis Oy Gottfried 2003 Vom Kampfbegriff Gegen ffentlichkeit zur elektronischen Demokra tie Kritische Publizistik Gegen ffentlichkeit und die Nutzung Neuer Medien durch so ziale Bewegungen In Peripherie Zeitschrift f r Politik und konomie in der Dritten Welt 23 92 S 507 524 Packer Jeremy 2003 Disciplining Mobility Governing and Safety In Bratich Jack Z Packer Jeremy McCarthy Cameron Hg Foucault Cultural studies and Governmen tality State University of New York Press S 135 161 Paragas Fernando 2005 Migrant Mobiles Cellular Telephony Transational Spaces and the Filipino Diaspora In Nyiri Krist f Hg A sense of place The Global and the Local in Mobile Communication Vienna Passagen Verlag S 241 250 Passoth Jan Hendrik 2008 Technik und Ges
534. s Handy als pers nliches In strument der Work Life Balance und auf individuelle Identit tsstiftende Aspekte der Handynutzung 3 6 Qualitative Inhaltsanalyse nach Mayring Im zweiten Lesedurchgang erfolgt die Paraphrasierung mit dem Ziel einer struktu rierenden Zusammenfassung Mayring 2008 S 60 Handschriftlich erfolgte zu n chst die Kategorienbildung auf erstem Abstraktionsniveau und es wird berpr ft ob das Kategoriensystem den Interview Aussagen entspricht oder ob etwas fehlt und dementsprechend neue Kategorien hinzugef gt werden m ssen Zugleich werden bedeutungsgleiche Paraphrasen gestrichen und es erfolgt die Zuordnung auf die bereits festgelegten Kategorien wie zum Beispiel Selbst und Anrufmana gement Work Life Balance Mobilit t und Handynutzung sowie Personalisie rungsstrategien im Umgang mit dem Handy Das Kategoriensystem spiegelt sich in der Kapitelgliederung des Empirieteils wider im Sinne der Forderung Katego rien ins Zentrum der Analyse zu stellen vgl Mayring 2008 S 43 Interviewpassagen die noch keine Zuordnung erlauben werden nochmals hin sichtlich ihrer theoretisch bedingten Verwertbarkeit berpr ft und dann entweder eigens gekennzeichnet oder gestrichen Nun erfolgt die zweite Reduktion welche die Basis f r die qualitative Inhaltsanalyse ausmacht und eine erneute R ck ber pr fung des Kategoriensystems gegebenenfalls notwendig machen Der Auswer tungsprozess verl uft entlang zweier s
535. s Handy er ffnet neue M glichkeiten der In teraktion des kommunikativen Handelns es f hrt bisweilen aber auch zu Konflik ten Aufgrund meines Forschungsfokus auf der beruflichen Handynutzung thematisie ren die nachfolgenden Beispiele entgrenzte Arbeit im ffentlichen Raum Speziell Arbeitende fordert dieses entgrenzte Verh ltnis von ffentlichkeit Privatheit be sonders heraus Sie m ssen ihre beruflichen Vorder und Hinterb hnen Goffmann 1983 1959 in Einklang bringen sowie die Vorder und Hinterb hnen mobiltelefonierender Kunden ber cksichtigen Beispiele e Supermarkt Wien 5 Bezirk April 2006 Freitag ca 18 00 Uhr es ist nur eine Kasse besetzt und es gibt gro en An drang da es ein eher kleiner un bersichtlicher Supermarkt ist Ein Mann um 10 Die Mehrzahl meiner InterviewpartnerInnen finden Handytelefonate v a in dicht gedr ngten U Bahnen st rend Du hast das Gef hl es ist jetzt jeden Tag dass ich die Lebensgeschichte von jemand h re Int Nr 13 1 S 150 5 Entgrenzungsmaschine und Medium individueller Mobilisierung 105 die 30 beginnt seinen Einkauf auszur umen und auf das Kassenband zu le gen Da l utet sein Handy Offensichtlich ruft ein Freund an und bespricht M g lichkeiten der Abend bzw Wochenendplanung Unbeirrt spricht der Mann weiter lacht ganz vertieft ins Gespr ch merkt gar nicht dass es schon ans Zahlen ginge Die Verk uferin sp rbar verl
536. s das Mobiltelefon als positi ve Errungenschaft gibt es zugleich die weitverbreitete Annahme dass f r die Be quemlichkeiten der Moderne mittelfristig ein Preis zu zahlen sei vgl Burgess 2004 Bis auf zwei Personen glauben alle Befragten an eine bestimmte schwer abzu sch tzende gesundheitliche Beeintr chtigung durch das Handy Diese Einsch t 9 Arbeit und Mobiltelefon 277 zung schl gt sich kaum in der Art und Weise der Handynutzung nieder Einige setzen auf gezieltes Desinteresse um nicht in einen Handlungskonflikt zu geraten Es ist ein bissl der Mechanismus wenn ich mich zu sehr damit besch ftigen w r de w rde ich mir vielleicht erstens Sorgen machen zweitens mir berlegen ob ich das Handy nicht abschaffen muss und drittens denken dass beides irrelevant ist weil ich es brauche Also irgendwie ich wei nicht Ich glaube man besch ftigt sich manchmal mit Sachen weniger weil man sich nicht auch noch berlegen will was daran sch dlich ist Und weil es im T glichen einfach notwendig ist eines zu haben Int Nr 1 IV S 10 Andere versuchten das Telefon im Schlafzimmer ab zuschalten es nicht am K rper zu tragen nicht lange ohne Headset zu telefonie ren und eine der Befragten verwendete sogar einen Strahlenf nger den sie vom Arzt bekommen hatte Handys sind nur in der Tasche und sonst nirgends ich stecke sie weder in den Hosensack noch sonst irgendwas wegen der Strah len un
537. s for consumer entertainment Die 16 Der Begriff der Diffusion nimmt in der Wissensmanagement Literatur einen kategorialen Stel lenwert ein was es bearbeitungsw rdig machen k nnte dabei die Funktion von Mobilkommunika tion zu berdenken 166 Zitiert aus Saffos Blog http blog tfpl com tfpl 2008 10 ebic 2008 paul html 164 6 Dr cken Freigabe Was ist ein Handy 167 ludische Komponente sollte also bei der Verbreitung von Technologien nicht untersch tzt werden wie sich auch im empirischen Teil im Kapitel 9 zeigen wird Gebauer Poser 2006 S 7 begreifen Spiele und popul res Entertainment als entscheidendes Medium f r die Herausbildung soziale Durchsetzung und Akzep tanz neuer Technologien Auch die Anf nge des Telefons weisen starken Unter haltungscharakter auf Zun chst wurde das Telefon als Musiktelefon zur bertra gung von Opernmusik genutzt und nicht als Kommunikationsinstrument Schillers bekanntes Bonmot Nur da wo der Mensch spielt ist er wirklich Mensch nehme ich zum Anlass um nach den identit tsbildenden bzw subjektivierenden Aspekten der spielerischen und unterhaltsamen Mobil Telefon Nutzung zu fragen Die Trennung von Spielen Lernen und Arbeiten f hrt zu einer geordneten Welt Leit h user 1997 S 69 mit deutlich voneinander getrennten Orten und Gegenst n den Diese Denkzusammenh nge beginnen mit der Postmoderne und mit Techno logien wie Computer und Handy zu erodie
538. s halt nur weil ich in dem Moment auch gerne meinen Grant irgendwo abladen m chte und irgendwem mit teilen m chte dass das jetzt gerade eine Oarsch Situation ist und dass mir das voll am Sack geht und dass ich jetzt angefressen bin Und wieder lauter Wenn man das wo abladen kann noch am besten bei der Person die es betrifft dann f llt einem ein Stein vom Herzen man ist relaxter Int Nr 2 1 S 26 Trotz dieser Aussage gewinne ich aus meiner Befragung st rker den Eindruck dass M nner st rker bei positiven Nachrichten zum H rer greifen oder meinen nicht st ndig das Bed rfnis zu haben alles teilen zu m ssen Herr K in Int Nr 5 Il F r Frauen ist diese M glichkeit ein wichtiger Punkt Frau K in Int Nr 6 1 und sie m chten auch unangenehme Erlebnisse rasch bereden Frau J aktiviert ein ganzes FreundInnen Netzwerk Ja ja ja also ganz wichtig wenn ich eben einen geschissenen Tag gehabt hab also oder irgendwas anderes passiert ist dann 274 9 Arbeit und Mobiltelefon ruf ich sieben Leute nacheinander an und erz hl und red mir das von der Seele irgendwie und das ist ganz wichtig Also in unerfreulichen Situationen ist es ganz wichtig und in erfreulichen auch Int Nr 5 Il S 63f Zwischen dem Abbau negativer Stimuli und der Herstellung der eigenen Arbeitsf higkeit stellt die Befrag te einen direkten Zusammenhang her Da waren ein paar so stressige Situatio
539. s materialreichen Themas an Die nahezu dialektische Bewegung zwischen Entgrenzung und Begrenzung beschreibt am signifikantesten den Wandel in der Wahrnehmung von ffentlichkeit Privatheit Allgemein formuliert bewegt sich Kommunikation im ffentlichen Raum zwischen Assonanz und Dissonanz vgl Wei Groebel 2002 S 107 Dabei belegt das Mobiltelefon eine ambivalente Mehrfachrolle Es ist gleicherma en apparativer St rfaktor Kontaktmaschine wie intimes Ger t Kapitel 5 2 1 verkn pft Handyroutinen im ffentlichen Raum mit ih ren verschiedenen medialen Bedeutungshintergr nden Zugleich performiert das Mobiltelefon die Wahrnehmung von Zeit und Raum und ver ndert anhaltend und wirksam Umgangs Interaktions und Kommunikationsformen Ablesbar wird die se Transformation auch in ge nderten Normen des sozialen Umgangs Durch die Handynutzung verschieben sich innerhalb eines Jahrzehnts altgediente H flich keitsformen des ffentlichen Umgangs Verhaltensformen die zun chst noch kon flikthaft waren sind mittlerweile Konsens Diese Wende beruht einerseits auf einer Erneuerung medialer Wahrnehmung und der sozialen Arrangements vgl H flich 2005a S 21 wie es dieses Kapitel aus unterschiedlichen Blickwinkeln be schreibt 5 1 Wahrnehmung in Zeiten der Aufmerksamkeits konomie Bevor das Mobiltelefon ins Zentrum r ckt rahme ich das Kapitel ber die Zusam menh nge von Medien Wahrnehmung und ffentlichem Raum Dabei wird von einem
540. s solche Telefone angeschafft hatten 144 6 Dr cken Freigabe Was ist ein Handy Ein Handy ist ein e e tragbares Telefon und Telefonbuch e Kommunikationsinstrument und Informationsmedium e Notizblock Tagebuch Taschenlampe Videokamera Fotoapparat Diktierger t e Spielzeug e Geldb rse und Bankdienstleister e Medium f r das Versenden von Fax und E Mail und f r den Zugang zu Internet e Musikinstrument e Notrufs ule e medizinisches Diagnoseinstrument Kalorienz hler Pulsmesser e Lerntrainer e Stadtplan Kompass Staumelder und interaktiver Stadtf hrer e Fitnesstrainer e Talisman und Fetisch e Fahndungsinstrument Beweismaterial und elektronische Fu fessel e Tagebuch e Fahrplan e Haustorschl ssel e MP3 Player Die Aufarbeitung dieser losen Zusammenstellung erfolgt in zwei Schritten Zu n chst auf techniksoziologischer Ebene und dann auf Funktionsebene und an hand g ngiger Typologien Das abschlie ende Res mee erfolgt im Kapitel 6 6 Das Handy als Ich Erweiterung Insgesamt m ssen moderne Mobiltelefone als Hybrid bzw Multimedia behandelt werden die Ton Bild und Schrift verbinden Das Handy wird zum mobilen Inter face um verschiedenste Dienste Funktionen und Endger te zu koordinieren Zer gliedert man die oben aufgez hlte Liste in Handyfunktionen und Zuschreibungen 142 Manche Handys verf gen ber eine digitalisierte Gitarre ein Schlagzeug und eine Fl te die gleichzeitig
541. schen Sozialcharakter T bingen Lyotard Jean Francois 1994 Das postmoderne Wissen Wien Passagen Verlag Matuschek Ingo Kleemann Frank Vo G nter G 2008 Subjektivierte Taylorisierung als Beherrschung der Arbeitsperson In PROKLA 38 150 S 49 64 Mayring Philipp 2008 Qualitative Inhaltsanalyse Grundlagen und Techniken In Forum Qualitative Sozialforschung Vol 1 10 Aufl McLuhan Marshall 1992 1964 Die magischen Kan le Understanding media D ssel dorf Econ Verlag Meckel Miriam 2007 Das Gl ck der Unerreichbarkeit Wege aus der Kommunikations falle Hamburg Murmann Merki Christoph 2008 Verkehrsgeschichte und Mobilit t Stuttgart UTB Meschnig Alexander 1995 Das Telephon im Spiegel milit rischer Logistik Der Sieges zug des Fernsprechers im Ersten Weltkrieg In Treusch Dieter Gerburg Hg Telekult Von Ohr zu Ohr Berlin Elefanten Press sthetik und Kommunikation S 70 77 Meschnig Alexander 2003 Unternehme Dich selbst Anmerkungen zum proteischen Charakter In Meschnig Alexander Stuhr Mathias Hg Arbeit als Lebensstil Frank furt am Main Suhrkamp S 26 43 Mettler Meibom Barbara 1994 Kommunikation in der Mediengesellschaft Tendenzen Gef hrdungen Orientierungen Berlin Ed Sigma 340 Literaturverzeichnis Metzger Daniel 2000 Das fahrende Handyneitz In Die Zeit 2000 Nr 10 S 31 Meyerson George 2001 Heidegger Habermas and the Mobile Pho
542. schweifungen auf die ich zugunsten eines tiefer greifenden Verst ndnisses nicht verzichten wollte gt 2002 w hlte die Jury die Ich AG zum deutschen Unwort des Jahres weil es Individuen auf sprachliches B rsenniveau reduziere gleicherma en wie der Begriff Humankapital den Men schen auf konomisch verwertbare Aspekte beschr nkt zit n http www unwortdesjahres org 26 10 2008 58 Viele AutorInnen bewegt der Wunsch die Vielfalt der Ph nomene in einem Begriff zu b ndeln digitaler Kapitalismus vgl Glotz 2001 Informationalismus vgl Castells 2001 High Tech Kapitalismus vgl Haug 2003 digitaler Neoliberalismus vgl Betz Riegler 2003 4 Das neoliberale Subjekt und seine kommunikativen Apparatschaften 71 Beginnend bei der makro konomischen Ebene stellen die Informations und Kommunikationstechnologien gleicherma en Voraussetzungen wie Katalysato ren der Globalisierung dar Sie beg nstigen und beschleunigen neue Formen in ternationaler Arbeitsteilung f rdern die Flexibilisierung Deregulierung Virtualisierung und Rationalisierung der Produktion und geh ren so zu den gro en Transformatoren der Arbeitswelt Entscheidende logistische Grundlage f r diese Wertsch pfungsketten sind die neuen Informations und Kommunikationstechno logien In erster Linie denkt man dabei an E Mail und Internet und weniger an das Mobiltelefon Allerdings ist es l ngst nicht mehr alleine die ho
543. selbst erstellt e Spiele e Wecker e Organizer Kalender Rechner Funktionen 352 Anhang B Interview Leitfaden e Falls Sie ein Foto Handy haben Nutzen Sie die Foto Funktion auf Ihrem Handy Wenn ja was fotografieren Sie damit e Vibracall e H ren Sie ber das Handy Musik e Rufen Sie Ihre Mailbox regelm ig ab Nach welchen Merkmalen w hlen Sie den Klingelton aus ndern Sie den fters oder stellen Sie ihn nur einmal ein Welche Entscheidungskriterien sind waren f r Sie beim Kauf eines Mobiltelephons wichtig Leistungsmerkmale sthetik Preis Beschreiben Sie mir bitte ein paar typische Situationen oder nennen wir Orte in denen Sie das Handy abschalten oder auf lautlos stellen Ist die Unterscheidung zwischen ganz abschalten und lautlos stellen situati onsabh ngig Gibt es Situationen in denen Sie Anrufe ablehnen e Welche Situationen e Nachfragen falls nicht angesprochen Gibt es Kriterien wie Sie das entscheiden e Nutzen Sie die Anrufer Erkennung aktiv um zu entscheiden den Anruf entgegenzu nehmen oder abzulehnen Gibt es Situationen in denen Sie es st rt wenn andere Menschen mit dem Handy telefonieren e Wenn JA welche e Wenn NEIN Wenn jemand laut in der U Bahn telefoniert etc Beschreibung Unterscheidet sich Ihr Telefonverhalten ob Sie angerufen werden oder selbst anru fen Damit meine ich z B dass Sie selbst dazu neigen sich eher kurz am Telefon zu halten ab
544. sellschaftspolitischem Wandel verschwei t Denn wie aus dem R ckblick in die Geschichte der Telekommunikationsmittel in Kapitel 6 klar wird wirkt soziale Mobilit t im Sinne gesellschaftlicher Ver nderungen auch auf kommunikative und r umliche Mobilit tstechniken Mobile Erfindungspakete be gleiten die Geschichte der Mobilisierung des Menschen Eisenbahn Telegraf ver nderten nachhaltig die Raumwahrnehmung und die neuen Informations und Transportm glichkeiten treiben berregionales Wirtschaften voran Auto Telefon tragen nicht nur zur Entkopplung von Wohn und Arbeitsplatz bei sondern leisten als subjektivierende Mobilit tstechniken einen wichtigen Beitrag zur Individualisie rung der Lebensf hrung Mit der Verallt glichung r umlicher Mobilit t in globalen Zeiten entsteht der Bedarf an einem Medium das ortsunabh ngig Erreichbarkeit und Information vermittelt dem Handy Zun chst wird das Forschungsfeld aus historisch problemorientierter Perspektive eingekreist ber die Frage Was ist ein Handy n hert man sich der Komplexit t des Multifunktionsger ts an und filtert Spezifika des Mobiltelefons heraus die richtungsweisend sind f r ein grundlegen 10 Res mee und Ausblick 311 des Verst ndnis der Handynutzung sind Personen statt Ortsbezogenheit Anru ferkennung synchrone wie asynchrone Kommunikation die M glichkeit m ndlich schriftlich visuell und taktil zu kommunizieren Speichermedium f r Information
545. sen schwierigen Prozess nehme ich bei Rudolf Schmitt 2003 der das schrittweise Eruieren und Auswerten von Metaphern ge nau beschreibt Am Beginn steht die Themenfestlegung in diesem Fall ist es na heliegender Weise das Mobiltelefonieren Um das Identifizieren von Metaphern zu erleichtern werden allgemeine m glichst heterogene Texte nach Hintergrundme taphern zu dem Thema zusammengestellt F r die Zusammenstellung habe ich auf Zeitungsartikel Werbeinserate in der Blogosph re nach Metaphern zum Thema Mobil Telefonieren zur ckgegriffen anbei einige unvollst ndige Beispiel liste Wer mobil telefoniert Ein Handy ist steht im Kontakt eine Schmusedecke st erreichbar verf gbar eine elektronische Fu fessel h ngt an der Leine Strippe ein sprechender Knochen hat f r jemanden ein Ohr h ngt an der Nabelschnur Das Auffinden von Metaphern setzt zun chst eine Sensibilisierung voraus Da die Metaphern Definition nach Lakoff Johnson weit ber den allt glichen Sprachge brauch hinausgeht und zeigt dass die Alltagssprache voller Metaphern ist die also solche oft gar nicht mehr wahrgenommen werden Zum Beispiel spricht man davon gut drauf oben auf oder am Boden zu sein allesamt Gef hlszust nde die mit Begriffen r umlicher Orientierung umschrieben werden Diese nennen Lakoff Johnson 2003 1980 S 14f Orientierungsmetaphern die nicht beliebig sind sondern sich an dem Aufbau des K rpers seine
546. sensmerkmale herzustellen vgl Mitterauer 2000 kommt das Handy vermehrt zum Einsatz um r umlich zeitliche Gemeinsamkeit zu organisieren und zu gestalten Durch die Technisierung des Haushalts und den Zukauf von Dienstleistungen samt den dazugeh rigen Bring und Abholdiensten f r die Kinderbetreuung Freizeitgestaltung Nachhilfe gewinnen Organisations und Koordinationsaufgaben also Managementaufgaben an Bedeutung prak tisch handwerkliche Aufgaben werden hingegen vergleichsweise weniger Ich stel le das Handy als ein Instrument der WLB vor das in erster Linie M tter unter st tzt diesen Lebensbereich zu gestalten Da die berufliche Handynutzung schon mehrmals Thema war liegt der Schwerpunkt hier auf der Organisation des Fami lienlebens Obwohl es dabei Zusammenh nge gibt so arbeitet die Mehrzahl der M tter mit betreuungspflichtigen Kleinkindern oft Teilzeit was den beruflichen Kommunikationsbedarf mitunter erh ht wir haben eine Kollegin die ist 40 Stunden da und eine andere Kollegin und ich wir sind nur 20 Stunden und wenn 9 Arbeit und Mobiltelefon 293 es jetzt irgendwas gibt wo die zwei nicht genau wissen wie zu entscheiden oder ich hab noch irgendeine Information dann rufen sie mich an Int Nr 19 IV S 217 Es sind gerade die bergangsaktivit ten vgl Opaschowski 2008 1988 S 39 von der Arbeitszeit zur Freizeit z B der Nachhauseweg K rperpflege Einkaufen Hausarbeit bei dene
547. sforderung Eigenverantwortlich flexibel und unternehmerisch denkend soll sich der die Arbeitskraftunternehmerln am Markt behaupten Greift man die Redewendung sein ihr Ding machen assoziativ auf verbindet es eine selbstbestimmte Arbeits und Lebensweise mit einem Artefakt Diese Verbindung untersuche ich anhand verschiedener theoretischer Zug nge zu den Nutzungsweisen des Mobiltelefons aus historisch problemorientierter Per spektive In diesem Verst ndnis stelle ich das Mobiltelefon als eine Ich Erweiterung vor die aus der Schnittstelle zwischen Subjektivierung und Technik heraustritt indem sie als Technologie des Selbst wirkt Die Begrifflichkeiten beziehen sich auf das Ausgehend von der neoliberalen bzw neoklassischen Wirtschaftstheorie wurde der Begriff seit Mitte der 90er Jahre in erster Linie von KritikerInnen verwendet die im Neoliberalismus nicht nur ein konomisches Modell sondern eine Form des Regierens sahen Ausgehend von der zum gefl gelten Wort avancierten Aussage Der Staat ist kein guter Unternehmer besteht ein Aspekt neoliberaler Politik in einer vordergr ndigen Machtverschiebung von der Politik hin zur Wirtschaft Marktorientierung nennen es die Bef rworterInnen Marktradikalismus die KritkerInnen dass zum gesellschaftlichen Leitprinzip erhoben wird Der Begriff neoliberal ist durch politische Vereinnah mungen derart schwammig und unpr zise geworden ist dass er nur attributiv ve
548. sich noch gut an den Erreichbarkeitsdruck ich wei dass es mich fr her schon sehr genervt hat als ich allein noch in der Firma war das kriegt jetzt alles mein Kompagnon Also der klagt und st hnt und sagt er h lt das nicht mehr aus er kriegt am Tag 30 40 Anrufe behauptet er das glaub ich ihm sogar Weil bei ihm rufen die Kunden an die Arbeiter er koordiniert alles bers Handy und er macht es so dass wenn es ihm zu viel wird hebt er nicht ab Mit dem Effekt dass mir dann wieder Leute sagen Hey was ist denn mit dem Herrn P wieso ist der nicht erreichbar Sag ich Ich werd s probieren Er hebt dann ab wenn ich anrufe Also ich merke einfach wenn er zu viel Stress hat dann blockiert er Int Nr 5 Il S 44 F rderlich im Umgang mit der telekommu nikativ bedingten Zeitverknappung f r Arbeitsauftr ge ist auch eine gewisse Ge lassenheit Dinge sein zu lassen Menschen anrufen zu lassen Frau E bringt es auf die knappe Formel Es ist einfach man ist immer erreichbar man muss im mer sofort eine Antwort parat haben man muss sich irgendwie angew hnen Leute 246 Sie beschreibt weshalb sich das Arbeitstempo mit dem Handy zu vertr sten erh ht hat Das hei t Fax jeder wei als Bauleitung ist man nicht immer im B ro dann wei ich vielleicht von dieser Anfrage drei Tage nichts und es ist ja bekannt dass sich gewisse Probleme einfach aussitzen die sind pl tzlich nach f nf Tagen weg
549. sich zu koordinieren ohne sich auf fixe Termin und Ortsab sprachen festlegen zu m ssen haben Ling Yittri den Begriff Mikrokoordination etabliert und leiten daraus die enge Bindung vieler Menschen an ihr Handy ab Ling Yittri 2006 S 139 In Alltagssprache bersetzt hei t es Wir rufen uns noch zusammen Hier schlie en die praktischen Erfahrungen an was auf theore tischer Ebene in Kapitel 6 5 als Sichtweisen auf das Mobil Telefon als Medium der Selbstorganisation bzw Desorganisation beschrieben wurde Begr t die Mehrheit der Befragten auch in transnational durchgef hrten empirischen Erhe bungen vgl Ling 2004 S 58f die Disponierungsm glichkeiten des Mobiltele fons beklagen einige Sozialforscher diesen Einstellungswandel Mit dem Pathos des Kulturpessimisten erkennt Karlheinz Gei ler im Simultanten eine f hrende 9 Arbeit und Mobiltelefon 245 Sozialfigur der Gegenwart die durch Vergleichzeitigung die Handlungs und Er lebnism glichkeiten pro Zeiteinheit steigern m chte und daher wenig mit Weltan schauungen Konvention und festen Standpunkten anfangen k nnen L ngst kommen die Schn ppchenj ger es sind die konsumistischen Abk mmlinge der Simultanten ohne Uhr aus nie aber ohne Handy Ihr sinnfreier chronisch hekti scher Aktionsrausch zwingt sie zu einer mobilfunkgest tzten Dauerbereitschaft Gei ler 2010 S 339 Ebenso kritisch aber analytisch differenzierter besch ftigt sich der Schwe
550. sis for New Interpretations of the Role of the City in American Life 1937 173 Als verk rzte Beschreibung spricht man von Techniken als einzelne Verfahren wohingegen Technologien als gesellschaftliche Konstruktion wissenschaftliches Fachgebiet verstanden wer den 180 Bereits in den 50er Jahren gab es die ersten Autotelefone und in den 70erJahren das erste tragbare Telefon das zwar teuer wie ein Kleinwagen und 16 kg schwer war aber trotzdem mobil Gold 2000 S 81f In Osterreich begann die Mobilfunk Ara im Jahr 1974 Ein Autotelefon kostete so viel wie ein VW Golf das entspricht einem heutigen Wert von ca 9 000 Euro Akgar 2005 S 11 1 600 TeilnehmerInnen konnten sich diesen Luxus leisten mit einem monatlichen Grundtarif von 1 800 Schilling ca 130 Euro plus Gespr chsgeb hren pro Minute um mobil zu telefonieren vgl FMK 2008 S 6 7 Connecting People Sozialtechnik Mobiltelefonie 181 schen Integrationsstrategie der Europ ischen Union fu t vgl Kapitel 6 2 1 Ein weiterer Teil der Antwort liegt in der weltweit gestiegenen Mobilit t der Menschen Tourismus Gesch ftsreisen Fl chtlingsmigration Wirtschaftsmigration die ein Handy notwendig macht vgl Breitsameter 2004 Der Aspekt den ich mit dieser Arbeit zu einer Antwort beisteuern m chte ist die Untersuchung der ver nderten Arbeitsbedingungen in einer entgrenzten Arbeitswelt und die Analyse der Heraus forderungen eines fragment
551. sive Nut zung des Mobiltelefons die sich innerhalb k rzester Zeit n mlich von Mitte der 1990er Jahre bis zur Jahrtausendwende vollzog vgl Kapitel 6 2 Dahin gehend steht in diesem Kapitel die Besch ftigung mit dem Subjekt aus dem Blickwinkel unterschiedlicher Theorie Traditionen im Vordergrund Unter dem Sammelbegriff der neoliberalen Subjektivit t fasse ich jene Ans tze aus Wirtschaftswissenschaft Sozial und Politikwissenschaft Philosophie und Psychologie zusammen welche die Art und Weise theoretisieren wie Subjektivit t in konomie und Politik in An spruch genommen wird Subjektivit t wird durch Subjektivierung von Arbeit als Produktivfaktor verwertet Subjektivit t unterscheidet sich von Individualit t da es sich auf die Vermittlung zwischen Person und Gesellschaft in einer historisch konkreten Situation bezieht Sch nberger Springer 2003 S 10 B rgerlich liberale Vorstellungen verorten Subjektivierung innerhalb der Individualisierungs these und sehen darin die Verantwortlichkeit des Individuums durch das individu elle Handlungs und Reflexionsverm gen gesellschaftliche Verh ltnisse mitzuges talten In der neo Jmarxistischen Denktradition vgl Althusser 1977 geht das In teresse an Subjektivierung aus den Zusammenh ngen zwischen Klassenzugeh rigkeit und Lebensweise hervor Die gesteigerte Besch ftigung mit dem Subjekt entspringt jenen gesellschaftlich konomischen Strukturwandel der das Indiv
552. so hast du kein Handy man ist zu sp t gekommen konnte das dem anderen nicht schnell sagen weil eben kein Handy Heute mit dem Handy ist es wurscht dann komm ich schnell zu sp t Int Nr 18 Il S 209 Auf den Umgang mit Zeit und dem br chig werden einer modernen Prim rtugend P nktlichkeit gehe ich noch in Kapitel 9 2 4 genauer ein Indem die Mobiltelefonie die M glichkeit bietet jederzeit r ckzufragen er ffnet es Gespr chsm glichkeiten die eine Planung allt glichster Dinge unn tig machen und zu Situationen f hrt die allen LeserInnen vertraut sind fr her hast du dir einen Zettel geschrieben und bist einkaufen gegangen Heute stehst vor dem Re gal wei t nicht was du kaufen sollst was machst rufst die Freundin an rufst den Freund an rufst die Mutter an oder wen auch immer Du ich bin jetzt beim Regal mit den Teigwaren sollen wir jetzt Bandnudeln oder Int Nr 10 IV S 123 Bereits vor der sachgem en Entsorgung bringt das Mobiltelefon also jede Men ge Kommunikationsm ll hervor oder redundante Kommunikation wie man es charmanter nennen k nnte Der Wirtschaftsessayist Wolf Lotter beobachtet die Zunahme von Informations M ll auch in der Gesch ftswelt die er h misch be schreibt Der nerv se Kerl im Flugzeug der w hrend Start und Landung den Zeige finger auf der Einschalttaste seines Blackberrys hat weil er ein paar Minu ten nichts tun und Unfug wie bin auf dem Weg zum meeting
553. soll es Interesse f r das bislang brachliegende Forschungsfeld we cken indem das Mobiltelefon als politisch relevantes Medium untersucht wird 2 1 Das Handy Medium politischer Partizipation und Kontrolle Mithilfe des politikwissenschaftlichen Analyserasters polity politics policy er folgt eine Gliederung der politischen Dimensionen der Mobiltelefonie Der Schwer punkt dieser Arbeit bewegt sich auf der polity Ebene indem die Verallt glichung und die Normalisierung der Handynutzung als technologisch gesteuerte Selbst und Fremdf hrungstechnik untersucht werden vgl Kapitel 7 2 In diesem Kapitel geht es haupts chlich um die politics Ebene der die Einsatzbereiche des Mobilte lefons als Medium politischer Partizipation erkannt und der Einfluss auf Meinungs bildungsprozesse beschrieben werden Kapitel 2 1 3 behandelt den Policy Bereich der Datenschutzpolitik indem es Fragen und Formen der Kontrolle der berwa chung und individueller Privacy aufzeigt Bei diesem Ansatz handelt es sich um einen forschungsinspirierenden Themenabriss der inhaltlich nicht vollst ndig sein kann vielmehr Forschungsdesiderate angibt Der dritte Band der Reihe Communications in the 21st Century Democracy and Mobile Communications Nyiri 2003 legt den Schwerpunkt auf das sich ver n dernde Verh ltnis von Kommunikation und Gemeinschaft Zun chst setzen sich die AutorInnen mit der Frage auseinander ob das Mobiltelefon n
554. sperson dabei ist und ich wollte eigentlich nicht gern dass sie 9 Arbeit und Mobiltelefon 283 ihn abholt und dann hab ich doch zwei dreimal so getan als h tte ich ihren Anruf nicht geh rt obwohl das Handy neben mir gelegen ist Int Nr 18 Il S 212 Die vorgestellten Beispiele bringen zum Ausdruck dass verallgemeinernde Aus sagen wie Das Handy ist ein Kontrollinstrument oder Es ist ein Instrument der Freiheit keine Aussagekraft besitzen Wann Erreichbarkeit in Abrufbarkeit in Ver f gbarkeit umschl gt ist abh ngig von Machtverh ltnissen denen man sich kons tellationsabh ngig manchmal f gt und dann wieder geschickt entzieht 9 3 1 Aspekte der branchenspezifischen Handynutzung Von den untersuchten vier Branchen hat sich in zwei Gruppen das Mobiltelefon als regelrechtes Arbeitswerkzeug herauskristallisiert im Verkauf und im Bau Gewerbe Denkt man an Werkzeug sind erste Assoziationen eher ein Schrau benzieher oder ein Computer vgl Kapitel 6 5 Aber solche Werkzeug Vorstellungen repr sentieren immer seltener den Arbeitsalltag vieler Menschen und dies ist l ngst nicht nur in administrativen Dienstleistungsberufen und B ro jobs der Fall Das Mobiltelefon das immer fter auch als Minicomputer genutzt wird ist f r bestimmte Berufe oft das wichtigste Arbeitswerkzeug Eindeutig ber rascht wurde ich im Laufe meiner Interview Erhebung wie tief greifend die Handy nutzung gerade in gewerbliche B
555. spielten Elite k nn te Pervasive Computing bald schon in vielen Alltagsgegenst nden eingebaut sein Die Gegenst nde des Alltags werden dabei so miteinander vernetzt dass diese miteinander kommunizieren zum Beispiel schickt der K hlschrank dem Handy bei Bedarf eine SMS mit dem Text Bier bestellen oder die Klimaanlage informiert ber oder regelt die W rme Zusammenfassend kann gesagt werden dass das Handy im Alltag f r eine Anti nomie steht Es f rdert Individualisierung und dient der Beziehungspflege es durchdringt r umlich gewachsene Strukturen der Alltagsbew ltigung und schafft neue Bew ltigungsstrategien in einem medialisierten komplex zu gestaltenden r umlich diffusen Alltag 6 5 1 5 Medium Eine angemessene Definition des Handys als Medium erschlie t sich erst ber verschiedene Ans tze um der n tigen inhaltlichen Tiefe und Breite gerecht zu nichts mehr dabei Obst und Gem se selbst abzuwiegen Freiheit Die Grenze ist schnell ber schritten auch das geh rt zur Wahrheit In etlichen Superm rkten werden Obst und Gem se mitt lerweile wieder von einer Verk uferin an der Kasse abgewogen Wie fr her Das d rfte aber nicht an der R ckkehr zur Service Kultur liegen sondern an kaufm nnischem Kalk l Weil einige von uns gewogen und das Preisschild ausgedruckt haben um hinterher noch heimlich ein paar Toma ten zus tzlich in die T te zu packen Eine Form von Selbstbedienung die ganz und
556. ss diese sich dadurch dem elterli chen Kontrollpotenzial entziehen zum anderen erm glicht es den Eltern auf die Autonomiebed rfnisse des Kindes ohne allzu gro es Risiko einzugehen Die Raf finesse dieses Arrangements und sogleich die Verankerung im Sicherheitsdisposi tiv besteht in der Aufrechterhaltung des imaginierten Bedrohungsszenarios das etwa bei Kindern darin besteht den P beleien anderer Jugendlicher bzw gewalt t tigen oder sexuellen bergriffen schutzlos ausgeliefert zu sein Das Sicherheitsdispositiv hilft zu verstehen wie diese gef hlte Sicherheit zustan de kommt Indem medial dokumentiert wird Adam Burgess erkennt darin gezielte PR Strategien vgl Burgess 2004 S 8 wie viele Menschen aus Bergnot missli chen Situationen etc mittels Handy gerettet wurden vermittelt das Handy ein Gef hl der Sicherheit Das Sicherheitspositiv beruht nicht auf einer Kontrolle der Kriminalit t die Kontrolle und Dokumentation potenzieller Kriminalit t vermittelt ein Gef hl von Sicherheit wie Foucault es historisch an der Einf hrung der Polizei im 1 Dieser Logik entspricht das Disney Mobile dass der Unterhaltungskonzern Disney im Juni 2006 auf dem Markt brachte Es bietet GPS Ortung und Restriktionen bei dem Downloaden sexu eller Bild und Textnachrichten quasi ein Porno und Gewalt Filter also Telefonieren mit berwa chungs und Zensurschutz 194 7 Connecting People Sozialtechnik Mobiltelefonie
557. sst Bringt es neue Formen des sozialen Umgangs der Interaktion hervor 100 In Frankreich d rfen Kinos und Theater Handy St rsender verwenden die f r st rungsfreie Vorstellungen sorgen vgl Naica Loebell 2004 5 Entgrenzungsmaschine und Medium individueller Mobilisierung 101 5 2 ffentlichkeit Privatheit das Handy als apparativer St rfak tor und intimes Ger t Vorerst zu den begrifflichen Voraussetzungen um die Fragestellung in dem um fangreichen wie publikationsintensiven Forschungsfeld von ffentlichkeit Priva theit zu positionieren Das polar angelegte Begriffspaar ffentlichkeit Priva theit entzieht sich einer konkreten Definition Deshalb stellt Alex Demirovic 2005 S 47 ffentlichkeit Privatheit als symbolisches Dispositiv vor statt mit einer klaren Trennung der Sph ren zu arbeiten Keinesfalls schm lert es den politischen Stellenwert von dem was als ffentlich bzw privat gilt es st rkt die Einsicht diese Festschreibung als Ergebnis gesellschaftspolitischer Aushandlungsprozesse zu begreifen Das Verh ltnis ffentlichkeit Privatheit stellt ein gesellschaftliches Ordnungsprinzip dar ein Organisations und Wahrnehmungsmuster von Realit t Sauer 2001 S 5 Entsprechend ist die Erforschung der Auswirkungen der Han dynutzung auf das Verst ndnis von ffentlichkeit Privatheit eine urs chlich poli tikwissenschaftliche Fragestellung Nachfolgende allgemeine Bemerku
558. sst tze Checkliste ob alle Fragen beantwortet wurden um pers nliche situative non verbale Erg nzungen vorzunehmen und um Schwer und Wendepunkte des Gespr chsverlaufs zu notieren Schwierigkeiten in der Interviewsituation ergaben sich aus meiner fortschreitenden Vertrautheit mit dem Forschungsgegenstand So wurde ich mitunter dazu verleitet sprachliche Vorgaben zu machen und eigene Worte vorzugeben zum Beispiel das Handy als elektronische Fessel die teilweise vom Gespr chsgegen ber aufgegriffen wur den M gliche inhaltliche Verzerrungen f hre ich in der Auswertung explizit an Die Fragen des Leitfadens setzen sich aus vier Themenbl cken zusammen die hier kurz vorgestellt werden e Allt gliche Nutzung Der erste Fragenkomplex begann mit einer Erz hlungseinladung Die der Inter viewte soll einen normalen Tagesverlauf schildern und bestimmen welche Rolle dabei das Mobiltelefon bernimmt Hierbei stand die Alltagsverankerung der Han dynutzung im Vordergrund Zugleich gibt die Frage Auskunft ber die Technikaffi nit t des Befragten aus je nachdem wie viele Handy Funktionen aufgez hlt wur den Im Anschluss wurden bestimmte Standard Funktionen von Vibracall bis zur Kamera noch extra abgefragt falls sie bisher nicht erw hnt wurden Dieser Fra genblock erkundet subjektive Einstellungen zur Mobiltelefonie und biografische Aspekte der pers nlichen Techniknutzung Aus welchen Gr nden hast du dich f r Bis au
559. st durch meine vielseitige Berufsbiografie siehe Lebenslauf in unterschiedlichen T tigkeiten und Branchen recht heterogen Die per E Mail durchgef hrte Anfrage traf auf gute Resonanz Von allen Personen war ich lediglich mit zweien n her bekannt mit einer davon f hrte ich das Testinterview durch Die Interviews wurden im Zeitraum von Mai 2007 bis M rz 2008 mit berufst tigen Erwachsenen im Alter von mindestens 25 Jahren durchgef hrt Einen berblick gibt die Tabelle auf der Folgeseite 52 3 Forschungsdesign Methoden und Datenerhebung Interview Nr 1 IV II Creative Industries III Gewerbe IV staatsnahe Institution ffentlicher Dienst Wissenschafterin Psychotherapeutin Betreuungs pflichten Besch ftigungs verh ltnis angestellt freiberuflich Interview Nr 2 1 PoS und Multimedia Assistent freier Dienstnehmer Interview Nr 3 Ill Architektin Bauleiterin freie Dienstnehmerin Interview Nr 4 Ill Gesch ftsf hrer Baugewerbe 3 Angestellte selbstst ndig Interview Nr 5 Il Projektmanagerin angestellt Vollzeit Interview Nr 6 I Verk uferin Designerin angestellt freiberuflich Interview Nr 7 Il Architekt Grafiker selbstst ndig Interview Nr 8 I Immobilien Managerin angestellt Vollzeit Interview Nr 9 IV Soldatin angestellt Vollzeit Interview Nr 10 IV Leiter Finanz und Rechnungswesen angestellt
560. ster des Telefons dem Mobiltelefon Dennoch setzte die sozialwissenschaftliche Erforschung des Gegenstands z gerlich ein Ganz besonders im deutschsprachigen Raum hier etablierte sich erst Mitte der 00er Jahre eine Art Forschungszweig Diesen blin den Fleck nennt Roos ein postmodernes Paradox 2001 S 3 So kommt in Ma nuel Castells B chern ber die Informationsgesellschaft das Mobiltelefon in den Erstausgaben gar nicht vor vgl Castells 2001 Gleicherma en erstaunlich ist der Umstand dass eine Vielzahl deutschsprachiger Arbeiten zum Thema Handy vgl Burkart 2007 Glotz Bertschi Locke 2006 so gut wie gar nicht auf das Vorg nger medium Telefon Bezug nehmen Dieses Manko wird bedeutsam wenn man davon ausgeht dass ein Grund f r die extrem rasche Verbreitung des Mobiltelefons die grundlegende Vertrautheit im routinierten Umgang mit dieser Technik liegt Des Weiteren relativiert eine aus f hrlichere Besch ftigung mit den konstitutiven Unterschieden zwischen Telefon und Mobiltelefon den Topos der mobilen Revolution durch das Handy Viele Funktionen und Zuschreibungen die f r das Handy gelten treffen bereits f r das Telefon zu wie ich in einer Zusammenstellung der Gemeinsamkeiten aufzei gen werde Ziel des Kapitels ist es den Blick f r Spezifika und Gemeinsamkeiten von Telefon und Mobiltelefon zu sch rfen Erg nzend dazu soll ein kurzer R ck blick auf die Technikgeschichte beider Apparate exemplarisch vorzeige
561. stfordistischen Dienstleistungsberufen geht erh hte Ar 9 Arbeit und Mobiltelefon 291 beitskommunikation aus dem Jobprofil hervor und macht so kommunikatives Han deln zum festen Bestandteil von Arbeit Ansprechbar zu sein auf die Minute zu zusagen kann jobentscheidend sein o k wir haben da jetzt ein Projekt willst du mitmachen Und das ist entscheidet sich innerhalb von Stunden und wir brauchen jetzt noch wen ganz dringend n chste Woche Kannst du oder kannst du nicht Wenn ich den Anruf nicht gleich h r und nicht innerhalb dieser zwei Stunden zu sage dann ist die M glichkeit auch wieder weg Ich hab das hundertfach er lebt dass Leute dann aufgrund ihrer Erreichbarkeit schnell einmal augenscheinlich kleine geschissene Jobs halt kriegen und dann aber wenn sich die Person be weist und ein gewisses Vertrauen gewinnt feste Werkvertragsleute werden hab ich eine Freundin angerufen von der ich gewusst habe die ist grad am Herumjonglieren und die wei nicht recht was und hat nichts Fixes und ein halbes Jahr nachdem sie halt ein Monat eingesprungen ist hat sie jetzt einen fixen Job Int Nr 5 Il S 66f Subjektivierte Arbeit hei t vorrangig auch Strukturen selbst herzustellen Grenzen selbst festzulegen aber auch die eigene Selbstver marktung vorzunehmen So tr gt das Netzwerkmedium Handy einiges dazu bei Kontakt zu halten f r den Projektarbeitsmarkt Fr her als sie no
562. struktur Bei der Etablierung und Verbreitung der Informations und Kommunikationstechnologien agieren nicht nur die einzelnen Nationalstaaten sondern die Europ ische Union als transstaatlicher Akteur ber die IKT werden konomische Interessen der Marktliberalisierung mit politischen Interessen der europ ischen Einigung verbunden Auch hinsichtlich des Umgangs mit m glichen gesundheitlichen Risiken durch die Mobiltelefonie bernehmen sowohl die EU wie die einzelnen Nationalstaaten vielf ltige Aufga ben die Festlegung technischer Standards wie GSM UMTS die Wettbewerbs regulierung Richtlinien f r das Errichten von Handymasten Studien zur Gesund heitsgef hrdung vgl Warnke 2008 Kennziffern zur Erhebung der Elektro Smog Belastung p dagogische Schulprojekte um Jugendliche auf den richtigen Umgang mit dem Handy vorzubereiten vgl Bornand 2010 Auch die Kulturtech nik Autofahren durchlief einen gesellschaftlichen Gew hnungsprozess der eben so wie die Handynutzung im ffentlichen Raum gepr gt ist von sozialen Aushand lungsprozessen Bringt man diese Dinge zusammen erweisen sich Auto und Handy als politische Technologien weil an der Kulturgeschichte dieser Artefakte ablesbar wird wie ber diese Techniken Ordnungs und Gestaltungsfunktionen durchgesetzt wurden Auf ideologiekritischer Ebene lie e sich mit den Worten Ivan Illichs vom Klassencharakter der Automobilit t sprechen Denn wer wie schnell reisen kann
563. subjekttheoretische Grundlagen zu vermitteln um die Beschreibung lebensgeschichtlicher Passagen der befragten Handynutze rinnen besser einordnen zu k nnen Wie geht das Individuum mit Multioptionalit t 82 4 Das neoliberale Subjekt und seine kommunikativen Apparatschaften und den Handlungsaufforderungen zur Selbstverantwortung um Wie schl gt sich diese Aufforderung individueller Mobilisierung in der Handynutzung nieder Das zuvor beschriebene vielschichtige Ph nomen der Subjektorientierung verlangt der dem Einzelnen ein hohes Ma an Eigenverantwortlichkeit ab und er ffnet zu gleich ein bislang unbekanntes Ausma an M glichkeiten der individuellen Le bensgestaltung So lautet die Kernaussage der Individualisierungsthese des Mo dernisierungstheoretikers Ulrich Beck eine Konsequenz der S kularisierung und Abl se der Industrie durch die Risikogesellschaft Die Biographie der Menschen wird aus traditionellen Vorgaben und Sicherheiten herausgel st offen ent scheidungsabh ngig und als Aufgabe in das Handeln jedes einzelnen gelegt Die Anteile der prinzipiell entscheidungsoffenen selbst herzustellenden Biographie nehmen zu Normalbiographie verwandelt sich in Wahlbiographie Hervorhebun gen B B Beck 1990 S 12 Betont Beck noch die Chancen dieses Transforma tionsprozesses besch ftigt seinen Kollegen aus dem Bamberger Kreis Peter Gross die Gefahren der Multioptionsgesellschaft So werde der Mangel an Festig
564. suchen und unternehmerischen Monopolisierungstendenzen Dieser Aufruf des Journalisten Beraters und ehema ligen Songwriter der Grateful Dead bildete das Gr ndungsdokument der Kalifor nischen Ideologie vgl Barbrook Cameron 1997 Dies ist ein loses B ndnis von Autoren Hackern IT Unternehmern und K nstlern das von dem Anspruch das kommende Informationszeitalter zu definieren geleitet wird Es wird Kalifornische Ideologie genannt weil es sich am freien Geist der Hippie Bewegung anlehnt als deren Ursprungsland blicherweise Kalifornien gilt und mit dem unternehmeri schen Geist der Yuppies repr sentiert durch die IT Industrie in Silicon Valley verschmilzt Diese Ideologie vers hnt die Gegens tze des Profitstrebens und des Hippietums und legt den Grundstein f r den Glaube n an das emanzipatorische Potenzial der neuen Informationstechnologien Barbrook Cameron 1997 S 2 Sie wollen den Einsatz der Informationstechnologien um eine neue Demokratie im Geiste Jeffersons zu schaffen in der alle Individuen sich frei im Cyberspace zum Ausdruck bringen k nnen ebda Dadurch wird das WWW zur elektroni schen Agora f r den ffentlichen Diskurs bewusster und aktiver B rgerInnen Euphorisch begr t Howard Rheingold das Mobiltelefon als Kooperationstechno logie die eine neue Qualit t partizipativer Demokratie hervorbringt indem sie die globale Vernetzung zivilgesellschaftlicher Initiativen f
565. t Im Anschluss spricht der Kellner noch zu den umhersitzenden G sten bezeichnet die Telefonierende als Deppate und meint hilflos grantig belustigt Was soll man gegen Deppate nur machen Die umhersitzenden G ste tuscheln erleichtert aufgeregt halblau tes Lachen Der Stammgast liest noch 20 Minuten mit hochrotem Kopf weiter und geht dann Am interpretationsoffensten in dieser Gespr chssituation sehe ich das u erst z gerliche Vorgehen aller Beteiligten gegen ber der telefonierenden Normverletzerin Mag es daran gelegen haben dass sie abgesehen von dem L rmpegel einen naiv harmlosen Eindruck machte Oder war man toleranter weil sie ggf vom Land kam und vielleicht ber urbane Umgangsformen nicht Be scheid wusste Oder liegt es an dem unsichtbaren Intimit tszirkel den das Handy um die Person zieht es zur kommunikativen Insel Joachim H flich macht Auf fallend an den Reaktionen ist dass neben der Lautst rke die Umstehenden vor allem die Gespr chsinhalte als st rend empfanden und dementsprechend ab sch tzig beurteilten wie die BeobachterInnen feststellten und kommentierten Grosso modo best tigt sich die Angemessenheit der Methode f r den For schungsgegenstang allerdings h tte es zuvor eine tiefer gehende Auseinander setzung mit der inhaltlichen Interaktionsgestaltung geben m ssen Einige Er kenntnisse der Intervention sind in Konzeption und Umsetzung des Kapitel Entgrenzungsmaschine Handy und int
566. t also der Mobilit t Menschen entwickeln enge Beziehungen zu ihren Mobilit tsobjekten denn Selbst und Auto sind dasselbe Wort Die Wissenschaftstheoretikerin Karin Knorr Cetina spricht von objektzentrierter Sozialit t oder postsozialen Interaktionen die zu Quellen des Selbst werden angesichts der fortschreitenden Verdinglichung der Alltagswelt Diese Positionen wie sie auch Bruno Latour vertritt verbleiben im philosophisch epistemischen Diskurs die Soziologie und teilweise die Techniksoziologie be schr nken sich auf eine Herangehensweise ber klassische Technikaneignungs prozesse In Anbetracht der enormen Entwicklungsschritte der Informations und 316 10 Res mee und Ausblick Kommunikationstechnologien und der fortschreitenden Maschinenkommunikation sollten auch Identit tsdiskurse verst rkt unter dem Eindruck von Subjekt Artefakten gef hrt werden Geeignete Forschungsdesigns daf r zu entwickeln bleibt ein anspruchsvolles Forschungsdesiderat e Arbeitsverh ltnisse Entlang zweier Argumentationsstr nge nehme ich in der Dissertation Arbeitsver h ltnisse ins Blickfeld Auf Makroebene geh rt zu den Auswirkungen des kono mischen Strukturwandels hin zur wissensbasierten immateriellen Dienstleis tungsgesellschaft ein Anstieg der Kommunikationsarbeit Dieser mit dem Begriff des Postfordismus gefasste wirtschaftliche Wandel f hrte zur Reorganisation der Unternehmen was auch die Anforderungen an die Arbei
567. t ist die der st ndigen Erreichbarkeit perpetual contact welche die Idee einer reinen unverf lschten Kommunikati on vermittelt So wie die Vorstellung st ndiger Bewegung das Maschinenzeital ter angetrieben hat ist es nun die Vorstellung nach echter Kommunikation welche die pers nlichen Informationstechnologien antreibt Die Autoren halten ein funktio nalistisches utilitaristisches Verst ndnis des Handys f r unzureichend symboli sche Ordnungen wie Werte die vermittelt werden sollen mit einbezogen wer den Der Apparategeist soll dazu beitragen individuelle wie kollektive Aspekte sozialen Verhaltens zu verstehen die Rolle von Maschinen als vertraute Partner 148 St ndige Erreichbarkeit vermittelt die idealisierte Vorstellung engelsgleich k rperlos und echt kommunizieren zu k nnen Peters zit n Katz Aakhus 2006 S 307 6 Dr cken Freigabe Was ist ein Handy 149 in unserem Alltagsleben zu begreifen Katz Aakhus 2006 S 316 Der Anspruch mit dem Begriff des Apparategeists eine Verbindung zwischen den einzelnen Bei tr gen des Buches herzustellen geht auf Kosten der begrifflichen Sch rfung Die oftmals beschriebene Verschiebung der Grenzen zwischen privater und ffentli cher Sph re vgl Burkart 2002 ebenso wie der Umgang mit absent presence vgl Gergen 2006 wird von diesem Begriff aufgefasst In ihrem Buch Machines that become us vgl Katz 2007 wird der Apparate
568. t vonn ten um die individuelle Handynutzung durch das Fenster politisch konomischer Transformationsprozesse zu betrachten das Projekt Informations gesellschaft auch als ideologisch angeleitete Regierungstechnik zu begreifen Man k nnte deswegen auch mit gutem Recht behaupten da die Informations gesellschaft quasi nach Art einer self fulfilling prophecy erst durch die enor men Investitionen auf den Weg gebracht wird mit denen das erzeugt wird was als Gr nde f r diese enormen Ausgaben angef hrt werden Knoblauch 1996 4 1 Das unternehmerische Selbst als neoliberale Subjektivie rungsform Michel Foucault sieht im Unternehmer seiner selbst Foucault 2004 S 314 die dominante Subjektivierungsform neoliberaler Gouvernementalit t Wobei Ulrich Br ckling nochmals kl rend betont dass es sich dabei um eine ideologische Figur handelt die als Desiderat nicht als empirische Realit t verstanden werden muss es ist niemals blo Beschreibung sondern stets Anrufung Br ckling 2002 S 2 Ohne auf die umfassende Debatte ber das richtige Verst ndnis die N tzlichkeit oder Originalit t des Gouvernementalit ts Begriff eingehen zu wollen l sst sich Gouvernementalit t als Regierungs Mentalit t bersetzen als eine hegemoniale politische Rationalit t die sowohl Herrschafts wie Selbstf hrungs Techniken aus formt Mit der diskursiven Figur des Unternehmerischen Selbst beein
569. t dabei als Achse der Kategorienbildung bzw als theoretisches Skelett zu dem das Fleisch empirisch gehaltvoller Beobachtungen hinzugef gt wird Lamnek 2005 S 235 236 Im Herausarbeiten neuer Aspekte und Verkn pfungen der Handynutzung besteht die Hauptfunktion dieser Forschungsbeobachtungen auf die ich an den relevanten Stellen der Arbeit hinweise Weiters fertigte ich Ged chtnisprotokolle von Erfah rungen Beobachtungen meines Berufsalltages an Entsprechend der Cognitive Response Forschung Busch Fuchs Unger 2008 S 479 notierte ich zun chst alle spontanen unstrukturierten gedankliche Reaktionen die mir zum Thema der Handynutzung einfielen Dann strukturierte ich sie entlang der in der Datenerhe bung definierten Kategorien Die dadurch gewonnen Daten erg nzen das For schungsdesign und betonen den reflexiven Prozess der Entwicklung der Frage stellung 3 4 Aktionsforschung im ffentlichen Raum Die n chste Methode geht aus der Reflexion des Forschungsprozesses und dem flexiblen kreativen Umgang mit meiner eigenen entgrenzten Arbeits und For schungssituation hervor 2004 05 besuchte ich den Grundlehrgang Theater nach Augusto Boal TdU um diese Theatertechniken der Partizipationsf rderung und Konfliktbew ltigung als Methode der Aktionsforschung kennenzulernen Als ich den Lehrgang besuchte arbeitete ich gerade an einem Forschungsexpose zum Thema Mobiltelefonie und ffentlicher Raum mit der F
570. t der technischen Funktiona lit t des Handys verkn pft werden Das Individuum als Handynutzende r ist Teil des Informations und Kommunikationsstroms ein intelligenter User von Info und 97 Dieser informative Verdichtungsprozess wird in Computerspielen zum Qualit tsstandard der ein Spiel mit der Anzahl der Interactions per Minute bewirbt Das Fernsehen wiederum versucht das potenzielle Aufmerksamkeitsdefizit technisch zu l sen durch Tempoerh hung Intensivierung der Bilddichte rascheren Bildwechsel und Handlungsverdichtung vgl R tzer 1998 S 72f 38 Zugespitzt kommentiert dies der telepolis Journalist Tom Appelton Der visuelle Krach der Wer bung und das auditive Gezwitscher der Handys Funktionieren gemeinsam wie ein effektiver St r sender der unsere Gehirnstr me lahm legt und jeden eigenen Gedanken unterbricht Beethoven und Schubert h tten im Wien der Werbew nde und Handys keine einzige Note geschrieben Appelton 2002 5 Entgrenzungsmaschine und Medium individueller Mobilisierung 99 Spamfilter Mail und Sprachboxen um die Informationsflut zu steuern Wie diese Kommunikationsfilter aktiviert werden nach welchen Kriterien und Werthaltungen dabei vorgegangen wird ist Teil der Auswertung in Kapitel 9 2 1 Es zeigt dass der Einsatz bestimmter Medientechniken nicht nur Konsequenzen auf unsere Wahrnehmung hat sondern unser Selbstverh ltnis im Foucault schen Sinne vgl Kapitel 7 2 pr gt und die Rege
571. t freie Privatwirtschaft und als Freiberufli cher muss man sich jegliche f r den Beruf ben tigten Arbeitsmittel selbst organi sieren sprich Handy Internet Auto Papier Druckerpatronen Also wir haben f r HP gearbeitet den gr ten Druckerhersteller und haben uns aber unsere Patro nen selber kaufen m ssen Int Nr 2 1 S 13 Rasch zu entscheiden Priorit ten zu setzen Aufgaben zu delegieren sind bei den von mir befragten selbstst ndigen Gewerbetreibenden alltagsbestimmend Es verweist auf die Koh renz wie berufliche Anforderungen zur individuellen Hand lungsanweisung informationstechnisch verarbeitet werden woraus tagt gliche Routinen hervorgehen So synchronisiert Herr T als Einpersonenunternehmer t tiger Tischler mit dem Handy seinen Tagesablauf Es wird geweckt dann wird gefr hst ckt dann hab ich meine Termine ich hab ja die neue Generation mit der man halt nicht nur telefonieren kann wo Termine und Kalender parallel mit dem Computer laufen es ist praktisch und pers nlich ist es die Tortur kommst 24 In unterschiedlichen disziplin ren wie politischen Kontexten werden sie auch bezeichnet als KleinstunternehmerInnen Solo Selbstst ndige autonome Arbeiterinnen Sergio Bologona Intrapreneure Portfolio ArbeiterInnen Freiberuflerinnen 9 Arbeit und Mobiltelefon 279 halt nicht aus je nachdem wie man es haben will Na ja das ist ein Folterin strument Termine sind Termin
572. t man Schutz vor der Tyrannei der Entscheidung Meckel 2007 S 53 und wer nicht am Flie band steht h lt Multitasking f r K rperverletzung Schirrmacher 2009 S 69 Frag mentierung der Lebenswelten Mobilit t berufliche Entgrenzung instabile berufli 1 Einleitung 15 che wie private Lebenszusammenh nge und Prekarit t fordern in erster Linie das Individuum nicht die Technologien Technologien initiieren und moderieren ge sellschaftlichen Wandel sie dominieren ihn nicht Wie oben beschrieben sind Handlungs Denk und Verhaltensweisen technisch vermittelt aber nicht be herrscht Das Mobiltelefon beschleunigt den Alltag indem es die Selbststeue rungskr fte des Individuums aktiviert Das Handy vermittelt zwischen dem eiser nen Gesetz konomischer Effizienz und dem bleiernen Gesetz der eigenverant wortlichen Autonomie Diese Arbeit tr gt zu einer transdisziplin ren Sicht auf das Mobiltelefon bei indem arbeits und organisationssoziologische Problemstellungen ber cksichtigt werden wie sie mit Begriffen der Flexibilisierung wie Subjektivierung von Arbeit im Rah men des neoliberalen Umbaus der Gesellschaft diskutiert werden Wenn jede r sein ihr Ding machen soll braucht man immer mehr Dinge die einen dabei un terst tzen Die Erm chtigung des Subjekts innerhalb eines konomisch aufgela denen Verantwortungsdiskurses macht das Leitideal unternehmerischen Effizi enzdenkens zur individuellen Herau
573. tag Domestizierungsprozesse alter und neuer Medien VS Verlag f r Sozialwissenschaften S 139 152 Kleemann Frank Matuschek Ingo Vo G nter G 2002 Subjektivierung von Arbeit Ein berblick zum Stand der soziologischen Diskussion In Moldaschl Manfred Vo G nter Hg Subjektivierung von Arbeit M nchen und Mering Rainer Hampp Verlag Arbeit Innovation und Nachhaltigkeit S 53 100 Klein Gabriele 2006 Zugerichtet In Heiner Keupp und Joachim Hohl Hg Subjektdis kurse im gesellschaftlichen Wandel Zur Theorie des Subjekts in der Sp tmoderne transcript Klein Naomi 2003 ber Z une und Mauern Berichte von der Globalisierungsfront Frankfurt am Main Campus Verlag Kloock Daniela Spahr Angela 2000 Medientheorien Eine Einf hrung M nchen Wil helm Fink Verlag UTB Wissenschaft Knoblauch Hubert 1996 Arbeit als Interaktion Informationsgesellschaft Post Fordismus und Kommunikationsarbeit In Soziale Welt 3 S 344 362 Koch Christoph 2006 Wie im Rausch Warum viele Menschen auf ein kleines Ger t namens Blackberry nicht mehr verzichten k nnen In Die Zeit 09 03 2006 11 Literaturverzeichnis 337 K chler Ingrid 2003 Telefongeschichte n das vernachl ssigte Medium der Kommuni kationswissenschaft Menschen erinnern sich an die Aneignung einer Technik Diplom arbeit Universit t Wien Wien Publizistik und Kommunikationswissenschaft Kopomaa Timo 2000 The City i
574. tbewusstsein ver ndern So sind die IKT auf Gleichzeitigkeit angelegt was dazu f hrt dass die Echtzeit mit der Funktionszeit der Maschinen in Konkurrenz ger t die Realtime wird zur Runtime der Maschinen ebda S 347 Um die ver nderten Zeitregimes darstellen greife ich auf die Aus sagen zweier bekannter Pers nlichkeiten zur ck Beide Zitate erschlie en ihre komplette inhaltliche Breite erst mit Einbezug des vorgehenden bzw nachfolgen den Satzes Zeit ist Geld Dieses gel ufige Zitat stammt aus Benjamin Franklins 1748 verfassten Selbstma nagement Ratgeber Necessary Hints to Those that Would Be Rich Bedenke dass Zeit Geld ist wer t glich zehn Schilling durch seine Arbeit erwerben k nnte und den halben Tag spazieren geht oder auf seinem Zimmer faulenzt der darf auch wenn er nur sechs Pence f r sein Vergn gen ausgibt nicht dies allein be rechnen er hat neben dem noch f nf Schilling ausgegeben oder vielmehr wegge worfen vgl Weinrich 2008 S 92f Weit ber die gemeinhin platte Verwendung des Zitats hinausreichend begriff der religi se Franklin Lebens Zeit als Gabe Gottes weshalb sich ein sinnvoller Umgang damit mit seiner Kritik des M ig gangs und seiner allgemeinen Tugendlehre verbindet Diese Aussage zielt noch 232 Benjamin Franklin war Gesch ftsmann und gilt als einer der Gr ndungsv ter der Vereinigten Staaten dessen Portr t sogar auf der 100 Note abgebildet ist 262 9 Arbeit und
575. tdruck den st ndige Erreich barkeit teilweise erzeugt wird akzeptiert Hierbei eine Verbindung zur Foucaultschen gesellschaftlich hegemonial wirkenden Anrufungsfigur des Unter nehmerischen Selbst herzustellen dr ngt sich regelrecht auf 9 Arbeit und Mobiltelefon 265 Es gibt unterschiedliche Zeittechniken Zeit sparen hei t Zeit zu verdichten dann kann man Zeitf llen Zeitdehnen und Zeitstrukturieren vgl Novotny 1989 S 359f Nun zu einigen Praktiken der Befragten wie sie das Handy einsetzen um in ihrer Vorstellung Zeit zu gewinnen bzw zu sparen Was das Handy beitr gt ist dass ich bei Wegzeiten Telefonate erledige um Zeit zu sparen um Dinge aus dem Kopf zu haben um weniger Punkte noch zu erledigen zu haben Int Nr 1 IV S 7 Zielgerichtetes Telefonieren stellt selbst einen Beitrag dar um Zeit zu sparen Eben weil ich keine keine Unsinnigkeiten erz hlen brauch das kostet das kostet Zeit kostet Geld ja und es bringt auch so nicht viel Das Wichtigste auf den Punkt bringen und fertig Int Nr 2 1 S 20 Interessant ist dass dieselben Befragten denen es wichtig ist Telefon Gespr che effizient zu gestalten ebenso gerne das Handy zur Zerstreuung heranziehen Das tue ich sogar ziemlich oft Gerade wenn ich heimfahre zum Beispiel wenn ich eh schon m de bin dann kann es passieren dass ich anfange irgendwelche Handyspiele zu spielen Int Nr 1 IV S 7 Gerade bei
576. te telefonischer Kommunikation Ed Braus S 11 57 Baumann Margret Gold Helmut Hg 2000 Mensch Telefon Aspekte telefonischer Kommunikation eine Publikation der Museumsstiftung Post und Telekommunikation erscheint anl sslich der Ausstellung Mensch Telefon im Museum f r Kommunikation Frankfurt Ed Braus Beck Ulrich 1990 Risikogesellschaft Auf dem Weg in eine andere Moderne 1 Aufl Nachar Frankfurt am Main Suhrkamp Becker Barbara 2000 Elektronische Kommunikationsmedien als neue Technologien des Selbst berlegungen zur Inszenierung virtueller Identit ten in elektronischen Kommunikationsmedien In Huber Eva Hg Technologien des Selbst Zur Konstruk tion des Subjekts Frankfurt am Main Stroemfeld Nexus S 17 31 Becker Dietmar Becker Schmidt Regina Knapp Gudrun Axeli et al Hg 1989 Zeit bilder der Technik Essays zur Geschichte von Arbeit und Technologie Forschungsin stitut der Friedrich Ebert Stiftung Bonn Becker Gary Stanley 1996 Familie Gesellschaft und Politik Die konomische Perspek tive T bingen Becker Joachim 2003 Akkumulation Regulation Territorium Zur kritischen Rekon struktion der franz sischen Regulationstheorie Marburg Metropolis Verlag Becker Konrad et al 2003 berwachung In k u u g e l HgInnenkollektiv Hg Bild verbot Reader zum Thema berwachung k u u g e l Kritische Universit t und gesell schafts emanziaptorische Lehre Wien Trito
577. te von Nokia gibt ein gutes Beispiel ab um den Unterneh menswandel vom Fordismus zum Postfordismus zu veranschaulichen 1865 ge gr ndet war Nokia zun chst eine Papierfabrik im 20 Jahrhundert kam der Werk stoff Gummi dazu Fahrradreifen und Gummistiefel in den 1970er Jahren produ zierte Nokia Isolierkabel und in den 1990er Jahren Mobiltelefone Mitte der 1980er Jahre stieg Jorma Ollila als Strategieberater bei Nokia ein und setzte den Umbau des Konzerns z gig fort Markanter weise spezialisierte sich Nokia nicht auf die Kernprodukte des Unternehmens sondern entschied sich nur f r die neueste Pro duktschiene die Telekommunikation Wesentlich f r die Reorganisation war der Umbau zum Global Player Die Ger teproduktion wurde ins Ausland verlagert und Produktentwicklung Marketing und Controlling verblieben im Heimatland Ma geblich f r den Erfolg Nokias war neben hohen Investitionen in die Forschung ein starkes Markenbewusstsein und die Bereitschaft daf r viel Geld zu investieren vgl G ttert 2001 S 23ff Fr her als andere bewarb Nokia das Handy nicht als Statussymbol f r Manager sondern als Gebrauchsgegenstand f r jedermann Connecting people eben 8 2 3 Geschlechtsspezifische Mobilit tsanforderungen Die Verselbstst ndigung eines automobilen Lebensstils hat die Art der Lebensf h rung unauff llig aber nachhaltig beeinflusst sodass nun ein Leben ohne Auto f r viele Menschen immer schwerer vorstellbar wird F
578. technik und schlage vor diese als Ich Erweiterung zu begreifen 6 6 Das Handy als Ich Erweiterung Dieser Abschnitt res miert die eingangs gestellte Frage Was ist ein Handy Ge wisserma en beantwortet die berschrift zugleich die Frage indem sie eine Sichtweise auf das Mobiltelefon als Ich Erweiterung vorschl gt Aus der material reichen Zusammenstellung beschr nke ich mich auf jene f r die Fragestellung relevanten Argumentationsstr nge 174 6 Dr cken Freigabe Was ist ein Handy e Das Handy ist ein personalisiertes Kommunikationsmedium Somit verst rkt es Tendenzen der Entgrenzung von privat und ffentlich Berufs und Privatleben e Es ist ein Artefakt das konzipiert ist um es nach individuellen Bed rfnissen und Vorlieben zu gestalten Von ma geschneiderten technischen Einstellun gen z B Anrufe bei Besetztzeichen auf Mailbox umleiten ber pers nliche Organisationswerkzeuge wie Kalender Erinnerungsfunktion u a ver nderba re Designs personalisierbare Dienstleistungen mein pers nlicher Nachrich tendienst e parking ticketing u v m Speicher pers nlicher Erinnerungen Fo tos SMS bis hin zum Unterhaltungsmedium Musik Filme erm glicht es na hezu grenzenlose Gebrauchsweisen Mit Erweiterungen durch Handy Applikationen er ffnet sich au erdem ein nahezu un berschaubares Feld an M glichkeiten des individuellen Monitorings sei es medizinischer z B das Herz Handy oder p dagogischer
579. teische Selbst hat der wachsenden Dichte menschlicher Interaktion die durch moderne Trans port und Kommunikationsmittel und das Gro stadtleben erm glicht wurde viel zu verdanken Die heutige Generation lebt st rker in der Zeit als im Raum Sie ist eingebettet und gefangen in einer komplexen und temporalen Welt wechselseiti ger Abh ngigkeiten die sich aus flie enden Beziehungsnetzen und vernetzten Aktivit ten neu strukturiert Rifkin 2000 S 23 Die proteische Pers nlichkeit be deutet nicht das Verschwinden des Selbst vielmehr verhei e sie eine reifere Stufe des Bewusstseins die jenseits singul rer einheitlicher Identit tsvorstellungen lie ge die es den r Einzelnen erm gliche die zunehmende Komplexit t und Vieldeu tigkeit handzuhaben Rifkin sieht im proteischen Bewusstsein eine Grundlage f r eine Erneuerung der Kultur die eine Voraussetzung ist um mit den identit ren Herausforderungen einer globalisierten Welt umzugehen Hingegen ausschlie lich kritisch referenziert Richard Sennett auf das proteische Selbst Menschen w rden lediglich flexible Charaktere ausbilden da sie gezwun gen seien sich mit einem fragmentierten Leben zu arrangieren wie es die Arbeits erfahrung in flexiblen Unternehmen vermittle Der flexible der por se Mensch wie der englische Titel The Corrosion of Character nahelegt k nne keinen Charakter im Sinne der griechischen bersetzung von das Eingegrabene Gepr gte entwi ckeln
580. tekriterium der Angemessenheit Wissenschaftliche Begriffe Theorien und Methoden sind dann als angemessen zu bezeichnen wenn sie dem Erkenntnisziel des Forschers und den empirischen Gegebenheit gerecht werden Lamnek 2005 S 145 Ein Beitrag dazu besteht in der Methodentriangulation weshalb im n chsten Abschnitt auf weitere Erhebungsformen wie Beobachtungen und Partizipationsforschung eingegangen wird 3 Forschungsdesign Methoden und Datenerhebung 57 3 3 Teilnehmende Beobachtung Forschungsmemos und Ge d chtnisprotokolle Auf den ersten Blick l dt ein Forschungsgegenstand wie die Mobiltelefonie zur Feldforschung regelrecht ein Zieht man aber eine konkrete Festlegung der For schungsfrage heran wird der Umfang der Schwierigkeiten schnell klar was kann mit dieser Methode sinnvoll erhoben werden Wie wird das Feld definiert Die Schwierigkeiten der Anwendbarkeit und der Kontrolle der Erhebungssituation m gen ein Grund sein weshalb die Methode bisher kaum angewandt wurde Ebenso die Idee das Handy selbst als Quelle der Datengenerierung einzusetzen Dabei ist das Mobiltelefon dazu pr destiniert als Erhebungsinstrument eingesetzt zu wer den etwa f r Fragestellungen des ffentlichen Raums In der Kunst gibt es be reits Beispiele f r den visuellen wie akustischen Einsatz der Dokumentations und Aufnahmem glichkeiten des Mobiltelefons Wissenschaftlich untersucht wurden etwa die Gebrauchsweisen mobiler Bildbotschafte
581. telefon er ffnete also verst rkt Kontroll und berwachungsm glichkeiten in sozialen Beziehungen jeglicher Art Burkart 2007 S 60 So vermittelt die st ndige Erreichbarkeit ihres Kindes den Eltern ein Gef hl der Sicherheit im Gegenzug dazu erhalten Kinder fr her gr e ren pers nlichen Handlungsspielraum vgl Feldhaus 2005 S 162f Das Mobilte lefon als wichtiges Element bei der Gestaltung der Eltern Kind Beziehung wird im empirischen Teil vgl Kapitel 9 4 2 nochmals thematisiert Im n chsten Abschnitt wird ein weiterer Service vorgestellt mit dem Kinder nicht nur erreichbar sondern auch lokalisierbar sind GPS erweitert die Erreichbarkeit um den Aspekt der Loka lisierung und ist so als Form r umlicher berwachung zu verstehen 2 1 3 2 GPS Bewegungsfreiheit und Kontrolle GPS ist eine Verortungstechnologie die durch Funkzellenortung ein Mobiltelefon in bebauten Gebieten unter optimalen Bedingungen bis auf zwei Meter genau er mitteln kann Urspr nglich f r milit rische Zwecke entwickelt wird diese Technolo gie mittlerweile zivil genutzt Pioniere waren die Transportdienstleister bei denen GPS im Auto schon lange zur Standardausstattung z hlt Die Einbindung von GPS in das Mobiltelefon war ein naheliegender n chster Schritt Die r umliche und kommunikative Mobilit t der HandynutzerInnen unterstreicht den praktischen Nutzen und den Komfort schneller und effizienter Orientierung GPS empf ngt und sendet geografisc
582. ten Berufsgruppen Etwa bei Berufsgruppen mit hoher r umlicher Mobilit t wie Handwerkern oder Verkaufspersonal die direkt vor Ort bei Kundinnen arbeiten Was das Besch fti gungsverh ltnis betrifft also ob es einen Unterschied zwischen selbstst ndig oder unselbstst ndig Besch ftigten im Umgang mit dem Handy gibt muss zur ckge wiesen werden Oder es m sste die Fragstellung in einer breiteren Erhebungs stichprobe neu erhoben werden Denn in meinem Sampel berschneidet sich die berufsbedingt hohe Mobilit t der Befragten im Baugewerbe mit der Tatsache dass die Mehrzahl der Personen auch selbstst ndig ist Im Verkauf entscheidet sich die Dringlichkeit der Erreichbarkeit und Intensivit t der Einbindung des Handys in Be rufsroutinen entlang r umlicher Faktoren f r den die Handelsreisende n ist es ein Muss hingegen in einem Gesch ftslokal muss die Handynutzung zugunsten des pers nlichen Kundenkontakts eingeschr nkt werden Meiner Arbeitshypothese folgend dass ein sicherer bzw prek rer Arbeitsstatus die Handhabung mobiler Erreichbarkeit beeinflusst muss auch falsifiziert werden Denn in ffentlichen bzw ffentlichkeitsnahen Organisationen ben die Befragten zum Gro teil administra tiv wissenschaftliche T tigkeiten aus bei denen der Gro teil des Kommunikati onsbedarfs per E Mail abgewickelt wird Hier spielt das Handy als Trouble Shooter Medium bei zeitkritischen Problemen eine untergeordnete Rolle Auch im letzten Br
583. ten Technologie Affinit t untergeht 3 Eine begriffliche Unterscheidung die kaum bekannt ist So rief die deutsche Dienstleistungsge werkschaft verdi 2007 zum Flashmob f r einen Mindestlohn auf Die Streikenden organisierten sich um in streikbrechenden Einzelhandelsfilialen einzukaufen Bezahlt wurde nicht da man dum merweise Geld Kreditkarte vergessen hatte was zu erhebliche Betriebsst rungen ausl ste Das Unternehmen klagte und verlor weil Flashmobs als Teil des Arbeitskampfes einzustufen sind No wak 2009 4 Als ein Beispiel f r einen Flashmob Vorl ufer berichten D nyi S k sd 2002 S 229 von einer 1990 via CB Funknetz organisierten Protest Aktion von TaxifahrerInnen die sich gegen die Erh hung der Benzinpreise richtete 2 Grundz ge der politikwissenschaftlichen Erforschung des Mobiltelefons 31 und E Mail der AdressatiInnenkreis erheblich erweitert und die Kommunikation deutlich vereinfacht und beschleunigt Der erste Flashmob gegen eine Regierung R tzer 2004a fand in Spanien im Jahr 2004 statt kurz vor dem Wahlkampf und wenige Wochen nach den al Qaida Attentaten auf einer Vorortelinie in Madrid der hunderten Menschen das Leben kostete Der damalige konservative Pr sident und enge Verb ndete der USA Jose Aznar verk ndete dass es sich trotz einer Vielzahl gegenteiliger Indizien bei dem Attentat um einen ETA Anschlag handle Da das staatliche Fernsehen und regierungsnahe Zeitungen l ngere Ze
584. ternehmen die es sich kaum leisten k nnen nicht erreich bar zu sein Dazu der Brancheninsider Herr J Die das Handy immer eingeschal tet haben sind halt echt arme Schweine auf Deutsch gesagt so wie unseren Maler oder Installateur der wirklich im Staub steht um dann w hrend er mit der Hilti irgendwo stemmt trotzdem noch mal zum Handy runter laufen muss Man merkt manchmal richtig wie sie die Leitern runter klettern oder ihr Handy irgend wo im Schutt gesucht haben Int Nr 4 Ill S 44 Hingegen ein Unternehmer von einer gr eren Baufirma mit mehreren Angestellten delegiert diese Erreichbarkeit und setzt andere als Kommunikationsfilter ein wie Herr J berichtet der hat eine Geheimhandynummer die nur seine Frau kennt die ihn vom B ro aus anruft Dort muss man immer erst im B ro erst anrufen und ihm was ausrichten lassen so sch tzt der sich dass er bei Gespr chen vor Ort seine Ruhe hat ebda Hier tritt zutage was ich in Kapitel 7 2 mit dem Foucaultschen Gouvernementalit ts Ansatz theoretisch skizziert habe dass mobile Kommunikationsbeziehungen als Macht beziehungen zwischen Erreichbarkeit Verf gbarkeit untersucht werden k nnen Neben Erreichbarkeit stellt das telefonische Delegieren von Arbeiten mobile Ma nagement ein weiteres Analysefeld an 227 gl dazu Forschungsprotokoll Nr 10 Anhang D S 359 250 9 Arbeit und Mobiltelefon 9 2 2 2 Delegieren Lernen Sie zu delegieren Gebe
585. terpretiert den Transhumanismus als ext remsten Ausdruck des Gesellschaftstrends zur Beschleunigung und Selbstopti mierung der einen Drang zur Verschmelzung mit Maschinen ausl st Mag es unter dem Begriff der Kybernetik Hybridit t oder mit der Figur des Cy borgs gefasst werden die allgegenw rtigen Technisierungsprozesse f hren zu Diskursen zwischen K rper und Technik die auch in der Subjekttheorie ihren Ausdruck finden Diese technophilen Debatten blenden in ihren Gesellschafts entw rfen Machtverh ltnisse meist v llig aus oder begreifen sie als Problemfeld das wiederum technologisch gel st werden kann Daher erscheint mir folgender Hinweis besonders wichtig um das Subjekt Artefakt auf seine politischen Konse quenzen hin weiterzudenken Die politische Konsequenz der kybernetischen Hegemonie besteht im Ver schwinden gesellschaftlicher Widerspr che Das Denken in kybernetischen Systemen impliziert die Ideologie des Gleichgewichts der Selbststeuerung und der Selbstregulierung und so produziert die hegemoniale Denkform der Kybernetik als sozialwissenschaftliche Systemtheorie harmonisierende Gesellschaftsvorstellungen Aus gesellschaftlichen Widerspr chen und un vereinbaren Interessen werden Steuerungsprobleme Schaper Rinkel 2003 S 59 Ein abschlie endes Beispiel f r die Entgrenzung von Subjekt Objekt liegt im Da tensubjekt worunter jene Datenspur verstanden wird die jedes Mobiltelefon durch GPS Lokalisierungs
586. tigen Sehn sucht nach Sicherheit einen Backlash der Moderne weil die individuellen B rger rechte zunehmend durch technisch formale Identifikation ersetzt w rden Des Weiteren werde die physische Macht immer fter abgel st durch Informations macht und Repression bestehe darin Ausschluss oder Teilhabe zu regulieren Zeger 2008 S 33f Freiheit und Sicherheit beziehen sich nicht polar aufeinander werden nicht not wendigerweise als Gegens tze begriffen Es ist jene Art technisch angeleiteter gef hlter Sicherheit die pers nliche Freiheiten wie individuelle Mobilit t und Zeitgestaltung verbindet mit Ortung und Dauererreichbarkeit Dies tritt jene eigen t mliche Dynamik los die Freiheitsmomente mit Verf gbarkeitsmomenten verbin det So schenkt es dem Nutzer die individuelle Freiheit beispielsweise nicht im B ro sondern auch im Kaffeehaus arbeiten zu k nnen und dennoch f r pers nli che R ck und Anfragen st ndig erreichbar zu sein Gleichzeitig ist man aber auch au erhalb der B rozeiten f r Vorgesetzte oder Kolleginnen kontaktierbar Zeger f hrt tiefenpsychologische Gr nde f r das zunehmende Sicherheitsbed rfnis an indem Kontrolle zum Ausdruck des eigenen minderwertigen Selbstwertgef hls wird Zeger 2008 S 24 Diesbez glich verf gt die Mobiltelefonie ber einen janusk pfigen Charakter Einerseits unterst tzt sie Formen selbstbestimmten Handelns und zugleich umfasst sie vielf ltige Kontrollm glichke
587. tigen zu k nnen F r eine NGO deren Kerngesch ft Kommuni kation ist und die bis auf wenige Ausnahmen nahezu ausschlie lich von Freiwilli gen getragen wird l uft ohne Internet E Mail und Handy gar nichts Sowohl Mei nungsbildungsprozesse wie politische Organisation und Mobilisierung werden berwiegend medial vermittelt abgewickelt Dadurch f gten sich aus neuer Per spektive Erfahrungen identit tsstiftender Arbeitsanspr che mit medial vermittelten Kommunikationsprozessen ineinander Zwei weitere Berufsstationen beeinflussten die Art der Fragestellung dieser Arbeit und die gew hlten Theorieans tze Meine Flipper Automaten Tischfu ball oder Darts Scheiben fand man fters in den gro r umigen B ros der Webagenturen Vorwort 11 Arbeit als Ausstellungskuratorin sensibilisierte mich f r die Gegenst ndlichkeit wie Geschichtlichkeit von Dingen weshalb ich vermehrt technikhistorische Aspekte des Mobil Telefons in die Arbeit einband Und durch meine projektspezifische Selbstst ndigkeit als PR Beraterin und Werbetexterin sind mir die Anrufungen des unternehmerischen wie kreativen Selbst genauso vertraut wie die Anforderungen der Arbeitskraftunternehmerin Zum Forschungsprozess der Umweg als Wegweiser Wer ber Mobiltelefonie schreibt konfrontiert sich mit der Gefahr historisch zu arbeiten Einstellungen Haltungen gegen ber dem Handy die noch vor einigen Jahren g ltig und aussagekr ftig waren wirken rasch
588. tisierung des ffentli chen Raums Grenzverschiebungen durch das Telefon In Arnold Klaus Neuberger Christoph Hg Alte Medien Neue Medien Theorieperspektiven Medienprofile Ein satzfelder Festschrift f r Jan Tonnemacher Wiesbaden VS Verlag f r Sozialwissen schaften S 184 203 H flich Joachim R 2006 Das Mobiltelefon im Spannungsfeld zwischen privater und ffentlicher Kommunikation Ergebnisse einer internationalen explorativen Studie In Glotz Peter Bertschi Stefan Locke Christ Hg Daumenkultur Das Mobiltelefon in der Gesellschaft Bielefeld transcript S 143 157 H flich Joachim R Gebhardt Julian 2005 Mobile Kommunikation Perspektiven und Forschungsfelder In R H flich Joachim Gebhardt Julian Hg Mobile Kommunika tion Perspektiven und Forschungsfelder Frankfurt am Main Peter Lang Verlag S 7 18 H flich Joachim R Hartmann Maren 2007 Grenzverschiebungen Mobile Kommuni kation im Spannungsfeld von ffentlichen und privaten Sph ren In R ser Jutta Hg Medien Alltag Domestizierungsprozesse alter und neuer Medien VS Verlag f r Sozi alwissenschaften S 211 221 H flich Joachim R Hartmann Maren Hg 2006 Mobile Communication in Everyday Life Ethnographic Views Observations Reflections Berlin Frank amp Timme Holert Tom 2006 My Phone s On Vibrate for You ber Innervation und vibrotaktile Kommunikation nach Walter Benjamin In Schnell Ralf Hg
589. tration kommt man nicht umhin an Latours ANT Theorie zu denken eine postsoziale Gesellschaft als Netzwerk humaner und nicht humaner Akteure wo dieses Bei spiel weitergedacht Menschen und Mobiltelefone ineinander eindringen 46 3 Forschungsdesign Methoden und Datenerhebung staats bergreifender Konsumentensicherheit eine Form europ ischer Identit tspo litik betrieben werden k nne ebda S 13 Abschlie end m chte ich wie bereits in der Einleitung problematisiert nochmals darauf hinweisen dass man sich bei Mobilfunkstudien stets ber die Entstehungshintergr nde und die forschenden Personen bzw AuftraggeberInnen Bescheid wissen sollte Ein Gro teil der For schung ist Auftragsforschung die selbstredend bestimmte Interesse verfolgt Das sagt nat rlich noch nichts ber die Qualit t der Forschung aus aber doch ber m gliche Selbst Beschr nkungen der Fragestellung Es ist schon aussagekr ftig wenn etwa der Soziologe Burgess in der Einleitung seines Buches schreibt The author received no funding from cellular phone companies either directly or indirectly Burgess 2004 S 21 3 2 Arbeitshypothesen als Lenkrahmen der empirischen Daten erhebung Dieses Kapitel umfasst die Hypothesen generierende Annahmen welche die Ba sis f r den Gespr chsleitfaden bildeten beschreibt die Vorgangsweise bei der Er hebung der Stichprobenauswahl und geht auf Inhalte und Struktur des Interview leitfadens ein Die Aufgabe des T
590. trauss Anselm L 2005 1967 Grounded theory Strategien qualita tiver Forschung Bern Huber 332 Literaturverzeichnis Glotz Peter 2001 Die beschleunigte Gesellschaft Kulturk mpfe im digitalen Kapitalis mus Reinbek bei Hamburg rororo Glotz Peter Bertschi Stefan Locke Christ Hg 2006 Daumenkultur Das Mobiltelefon in der Gesellschaft Bielefeld transcript G tzenbrucker Gerit 2005 Jugend im Netz Effekte mobiler Kommunikation im alltag Jugendlicher Eine qualitative Studie im Ballungsraum Wien In kommunikaition gesellschaft Jg 6 Beitrag 3 Goffmann Erving 1982 Das Individuum im ffentlichen Austausch Mikrostudien zur ffentlichen Ordnung Frankfurt am Main suhrkamp taschenbuch wissenschaft Goffmann Erving 1983 1959 Wir spielen alle Theater Die Selbstdarstellung im Alltag M nchen Piper Gold Helmut 2000 H n di koi Schnur Die Entwicklung der Mobiltelefonie in Deutsch land In Baumann Margret Gold Helmut Hg Mensch Telefon Aspekte telefoni scher Kommunikation Ed Braus S 77 9 G rtz Franz Josef 1999 Telefonieren Kleine Philosophie der Passionen M nchen Kleiner Taschenbuchverlag Gorz Andr 2007 Kritik der konomischen Vemunft Sinnfragen am Ende der Arbeits gesellschaft Hamburg G ttert Jean Marc 2001 Die Nokia Methode Die 10 Erfolgsgeheimnisse des innova tivsten Handy Herstellers der Welt Wien Wirtschaftsverlag Ueberreuter Gramsci Anton
591. trifft in noch viel ausge pr gterem Ausma auf das Mobiltelefon zu das gerade in ffentlich gef hrten Gespr chen einen fiktiven Zuh rer einschlie t oder zumindest mitdenkt Diese Zuordnung trifft in noch viel st rkerem Ausma auf das Mobiltelefon zu Wie Tele fongespr che inszeniert werden die Zuh rerInnen einbezogen und gewisserma Ben zum Publikum gemacht werden und sich das Telefon als indiskretes Medium H flich 2006 S 143 erweist war Thema von Kapitel 5 2 2 Des Weiteren ist das Mobiltelefon ein pers nliches Medium und ein wichtiges Element f r kommunikati ve Aushandlungsprozesse Weniger eindeutig bzw kontrovers diskutiert werden die drei n chsten Medien Kategorisierungen Das Handy als sprach bzw textba siertes Medium als k rperliches bzw loses Medium oder als lokales bzw globa les Medium 158 Als weitere dialogische Medien f hrt Gergen das Internet Videos und Computerspiele auf 160 6 Dr cken Freigabe Was ist ein Handy Angesichts der intensiven SMS Nutzung ist das was beim Telefon nicht hinter fragt wurde beim Mobiltelefon gar nicht mehr klar Ist es ein sprach oder textba siertes Medium So sieht etwa Krist f Nyiri 2006 im Mobiltelefon eine Wiederbe lebung oraler Kultur und damit eine R ckkehr zu nicht entfremdeter Kommunikati on weil Kommunikation mit Sprache und mit der Verbreitung von MMS Mul timedia Messaging Service und Bildern weniger entfremdend se
592. tsgestaltend wirken Benjamin 1977 McLuhan sah im Fernsehen eine Erweiterung des Tastsinns das ein optimales Wechselspiel der Sinne mit sich bringt Heutzutage ist dieses Argument nicht mehr nachvollziehbar wird aber durch die schlechte Bildqualit t in den 1960er Jahren erkl rbar McLuhan 1992 1964 S 378f 96 5 Entgrenzungsmaschine und Medium individueller Mobilisierung bezieht sich dabei auf die tonangebenden Medien seiner Zeit Film und Fotogra fie aber die urs chliche Erkenntnis l sst sich auf aktuelle Ph nomene bertra gen In der permanenten Abarbeitung von Stimuli besteht die Wahrnehmungsar beit des modernen Menschen Demgem versteht Walter Benjamin Medien Technik als Training des menschlichen Sensoriums Innerhalb gro er geschichtii cher Zeitr ume ver ndert sich mit der gesamten Daseinsweise der menschlichen Kollektiva auch die Art und Weise ihrer Sinneswahrnehmung Die Art und Weise in der die menschliche Sinneswahrnehmung sich organisiert das Medium in dem sie erfolgt ist nicht nur nat rlich sondern auch geschichtlich bedingt Ben jamin 1977 S 14 Allein die akustischen Impulse der Mobiltelefonie auf allt gliche Ger uschkulissen w ren ein Grund um eine Besch ftigung mit Wahrnehmungsfragen zu legitimie ren Physiologische wie psychologisch kognitiv Ans tze treten neueren subjektori entierten heuristischen Ans tzen gegen ber die die Wahrnehmung als T tigkeit d
593. tsregime ist bedeutsam um die Art und Weise der Handynutzung zu verstehen Wie sich im empirischen Teil zeigen wird geht Handynutzung nicht in rationalem Medienverhalten auf Interessant ist in wel 80 4 Das neoliberale Subjekt und seine kommunikativen Apparatschaften chen Bereichen F gungen und Widerst nde auftreten sich dem Erreichbarkeits regime zu unterwerfen zu widersetzen vgl Kapitel 9 3 Denn so berzeugend und in sich stimmig diese vorwiegend auf theoretisch programmatische Schriften gest tzte Neoliberalismus Exegese auch ist kann sie neoliberale Subjektivit t wie sie in die Subjekte eingeschrieben und gelebt wird also den handelnden sich mitunter der widerspr chlichen Forderungen bewussten Menschen nicht erkl ren So betont etwa Silvia Kr mmelbein 2005 die irratio nalen Aspekte des Subjekts So versteht sie Mobbing als dysfunktionale Kom munikation ein Verhalten das sowohl die Identit t der Arbeitssubjekte wie das Unternehmen sch digt Mobbing als kommunikativ ausagierte Aggression stelle dabei keine Entgleisung dar sondern ist eine Folge subjektivierter Arbeit weil es eine Pervertierung jener speziell in Kommunikationsberufen eingeforderten Ar beitstugenden wie Authentizit t Teamf higkeit und Kreativit t darstellt Oder die qualitativen Studien Holtgrewes 2006 die in ihren Interviews mit Fernmelde handwerkern und Call Center Agents ein breites Handlungsrepertoire im Umgang
594. tssubjekte nderte Ge genw rtige Berufsanforderungen verlangen Flexibilit t die F higkeit zur horizonta len Arbeitsorganisation Teamf higkeit Eigenverantwortlichkeit Anspr che die sich von subjektivierter Arbeit ableiten lassen Das Individuum gewinnt in diesen Arbeitsprozessen an Bedeutung weil es berwiegend koordinierende beratende verkaufende Funktionen bernimmt die gr tenteils im Schnittstellenmanagement zu computerisierten Produktionsabl ufen liegen Die Verwandlung klassischer Produktionst tigkeiten hin zu kommunikations und informationstechnisch angelei teter Dienstleistungsarbeit impliziert einen Anstieg der Arbeitskommunikation Bei des sind Indikatoren f r den nahezu explodierenden Bedarf an Kommunikation Outsourcing ganzer Firmenbereiche Vertrieb oder Produktion vielf ltige Arbeits formen Teilzeit zeitlich begrenzte Projektarbeit erh hen die Schnittstellen und damit den Kommunikationsbedarf Kommunikation ist in immer mehr Berufen ma geblicher Bestandteil von Arbeit Das Handy ist nat rlich nur ein Kommunika tionskanal aber gerade mit der steigenden Konvergenz der Dienste wird es als solches zunehmend wichtiger Die st ndige Verf gbarkeit des Ger ts f hrt in ge wissen Berufsgruppen zu drastischen Umstellungen der Arbeitsorganisation Statt Organisationsvorbereitung und Planungsroutinen gibt es verst rkt Ad hoc Absprachen Arbeitssynchronizit t anstatt Arbeit zu sammeln und blockweise zu er
595. tstehen w rden die ja auch bezahlt werden m ssen weil wenn er jetzt nichts macht muss ich den Mitarbeiter ja auch bezahlen Und jede Teuerung so wie Spriterh hungen oder Belastungen krankenkassenm Big oder Lohnkostenerh hung die versuchen wir wiederum mit einer technischen Neuerung zu kompensieren so wie das Einf hren von dem GPS System wo wir sagen o k wir k nnen die Effizienz um 10 bis 15 Prozent steigern und m ssen nicht mit den Preisen um 10 bis 15 Prozent raufgehen Man muss es nur rich tig anwenden Das ist wiederum Disziplin Erziehung und Kontrolle Int Nr 15 1 S 176 Die Interdependenz zwischen Unternehmensorganisation Techniknutzung und Arbeitsprofil zeigen auch die beiden n chsten Beispiele die Hans Geser in seinem Beitrag ber den Niedergang raumbezogener Kommunikationsstruktur eingebaut hat So steigert die GPS Nutzung bei LKW Fahrern enorm die Effizienz verlangt aber auch von den Fahrern erh hte Organisations Entscheidungs und Kommu nikationsf higkeit Das entspricht einer qualitativen Anreicherung des Jobprofils Im Gegensatz dazu f hrt er den Au endienst als Beispiel f r die Dequalifikation eines Arbeitsprofils an Indem der die Vorgesetzt e f r die MitarbeiterInnen immer erreichbar ist erm glicht es schnellen direkten Kontakt so k nnen schwierige kritische verantwortungsvolle Entscheidungen r ckgefragt werden Es mindert das Risiko von Fehlentscheidungen schr nkt ab
596. tuationen in denen Sie das Gef hl haben dass Handy setze Sie pers n lich unter Druck stresst Sie e Wenn JA wann kommt das vor e Wenn NEIN warum nicht z B mir geht es so wenn ich unter Zeitdruck stehe eine Aufgabe erledigen muss und angerufen werde Ill Einstellung zu HANDYs Haben Sie bereits Situationen erlebt die ohne Handy kaum zum bew ltigen gewe sen w ren Welche waren das Denken Sie manchmal daran dass Sie mit einem eingeschalteten Handy jederzeit lokalisiert werden zu k nnen e Wenn JA Wie denken Sie dar ber Glauben Sie dass das Handy am K rper zu tragen Auswirkungen auf Ihr pers nli ches k rperliches Wohlbefinden auf ihre Gesundheit hat Greifen Sie in emotional belastenden oder besonders erfreulichen Situationen zum Handy um eine nahestehende Person von den Neuigkeiten zu informieren W rden mir Sie verraten wie viel Sie im Monat f r das Mobiltelefonieren ausgeben Wie viel w ren Sie bereit daf r max auszugeben Vielen Dank f r die Teilnahme Soziodemografischer Daten e Geschlecht e Alter e Beruf e Familienstand e Berufsstand e Arbeitsverh ltnis e Pendlerln Anhang C Brief zur Anfrage ber Datenauskunft 355 Anhang C Brief zur Anfrage ber Datenauskunft Mag Beatrix Beneder Magdalenenstra e 15 24 A 1060 Wien Mobilfunkunternehmen Wien 23 Februar 2007 Anfrage MAFO Daten Datenauskunft f r Dissertation Sehr geehrte r Fra
597. tung stellt einen erheblichen Ressourcen aufwand dar infolgedessen ist die Infrastrukturfrage f r die Entwicklung des Mo bil Telefons essenziell Ob diese kostenintensive Aufgabe von staatlicher oder privater Seite bernommen wird beeinflusst die Art und das Tempo wie diese Innovation aufgenommen und umgesetzt wird Ohne den hier angerissenen The menkomplex auch nur ann hernd in der geforderten Ausf hrlichkeit zu bearbeiten m chte ich doch auf einige politikwissenschaftlich relevante telefongeschichtliche Weichenstellungen eingehen So w re die Pioniergeschichte des Telefons ein St ck deutscher Technikgeschichte geworden h tte Philipp Reis mehr finanzkr f tige Unterst tzung gehabt Am 04 07 1863 stellte er seinen Apparat dem physika lischen Verein in Frankfurt vor vgl Bernzen 1999 S 116 Die ersten legend ren S tze der Telefongeschichte lauteten Das Pferd frisst keinen Gurkensalat und Die Sonne ist von Kupfer G rtz 1999 S 77 Der Inhalt dieser S tze sollte m g lichst spontan und originell gew hlt sein um m gliche Tricks oder Schummeleien zu verhindern Vergleichsweise lebensnahe nimmt sich dagegen der Inhalt des ersten Handygespr chs aus Bringen Sie uns bitte Wasser fragte der Erfinder des ersten Handys Motorola Designer Rudy Krolopp in einem Restaurant vgl FMK 2008 S 7 120 Innerhalb der Techniksoziologie unterscheidet man u a zwischen gro en technischen Syste men also In
598. twicklung wird durch aktuelle Forschungsprojekte gef rdert So erm glicht die Ausstat tung von Handys mit Projektoren aus jeder Oberfl che sei es eine Handfl che oder eine Haus wand einen Computerterminal zu machen vgl Schirrmacher 2009 S 220 152 6 Dr cken Freigabe Was ist ein Handy Unisono sieht die Kommunikationstheorie in der bin ren Logik des Ja Neins bzw On Offs ein Hauptcharakteristikum digitaler Medien wenngleich daraus unter schiedliche Schlussfolgerungen gezogen werden Etwa Friedrich Kittler interpre tiert dies als Befehls bzw Verbots Struktur und sieht somit die Kriegsorientierung des Computers festgeschrieben Ganz im Gegensatz dazu begreift J rgen Ha bermas die bin re Logik als eine Grundstruktur menschlicher Kommunikation vgl Kloock Spahr 2000 S 198 Ohne auf die Computerentwicklung eingehen zu wol len muss kurz angemerkt werden dass hinter der Humanisierung des Computers eine Strategie steht mit deren Hilfe man ihn besser in den Alltag integrieren kann vgl Winner 1986 S 109 Die Einf hrung grafischer Benutzeroberfl chen wo durch ein PC mittels Drag amp Drop statt ber DOS Befehle bedient werden kann geh rt ma geblich dazu Der gute Draht zwischen Mensch und Computer erkl rt u U auch weshalb ihn die Zeitschrift The Times 1983 zum Man of the Year w hlte Individualisierung und Personalisierung tragen ma geblich dazu bei dass Dinge ein Teil von uns ein menschliches
599. u Herr In meiner Dissertation untersuche ich das Handy als Instrument des Selbstmanagements Zielsetzung des empirisch qualitativen Teils der Arbeit besteht in einem Vergleich zwi schen Berufst tigen mit relativ hohen gegen ber jenen mit relativ niedrigen Mobilit tsan spr chen Zielgruppe sind erwachsene User im Alter von 23 bis 63 Jahren Insofern inte ressieren mich Datenerhebungen Studien rund um das Thema Handy Nutzung Ich hoffe in XX als etablierter international t tiger Mobilfunkanbieter Unterst tzung f r meine Forschungsfrage zu bekommen und w re u erst dankbar wenn Sie mir themenre levante Daten zur Verf gung stellen k nnten Bez glich der Modalit ten der Verwendung dieser Daten richte ich mich nat rlich ganz nach Ihnen Selbstverst ndlich stelle ich Ihnen im Gegenzug gerne die Ergebnisse meiner Dissertation zur Verf gung Ich ersuche Sie freundlichst um eine kurze R ckmeldung bzw erlaube mir auf Sie zuzu kommen Herzlichen Dank im Vorhinein f r Ihre Unterst tzung Mit freundlichen Gr en Mag Beatrix Beneder Beatrix beneder chello at 01 966 16 97 Empfehlungsschreiben des Dissertationsbetreuers 356 Anhang D Ged chtnisprotokolle Forschungsbeobachtungen Anhang D Ged chtnisprotokolle Forschungsbeobachtun gen Das Handy im ffentlichen Raum Konflikt und Begegnung 1 Nach einem Arbeitstag U Bahn fahrend beginnt ein Mann um die 30 die verschiede nen Klingelt ne seines offensichtlich
600. uch Telefon und Handy sind raum berwindende Medien Die Metamorphosen des R umlichen stehen in offenkundigem Zusammenhang mit der Entwicklung elektronischer Medien eine Hauptwurzel dabei ist die Telegrafie vgl Buschauer 2010 S 87f Als Techniken der Telekommunikation schon na mentlich auf den Raum bezogen unterlaufen Formen medialer Vernetzung wie die Rede von einer raumzeitlichen Verdichtung anzeigt bestehende Ordnungen r umlicher bzw raumzeitlicher Distanz ebda S 9 Die Entkoppelung von Raum und Kommunikation zeitigt Konsequenzen in der Wahrnehmung die G nther An ders bereits 1980 mit der ihm eigenen Weitsicht beschreibt Die Schrumpfung der Entfernungen ist heute zwar in aller Munde Aber ihre philosophische Bedeutung n mlich die Omnipr senz des Menschen ist noch nicht ins Bewu tsein der Zeit 134 6 Dr cken Freigabe Was ist ein Handy gedrungen kann man jetzt eben an mehreren Stellen virtuell berall zugleich sein Anders 2002 1980 S 223 Dies kann man als Freiheit von den Entfernun gen sehen oder als Unfreiheit n mlich f r die Erreichbaren und die Erreichten ebda S 224 Oder auf konkrete Medientechnologien bertragen k nnte man es auch so ausdr cken Der von Telefonen Faxger ten Handys Anrufbeantwortern beseelte Raum ist nicht privat sondern virtuell und total Ich bin erreichbar aber nicht bei mir Schneider 1996 S 22 Man ist An mehreren
601. uellen Informationen oder Ballungen sozialer Kompetenz ist der Motor jeglicher Mobilit t Wo eine Form der Mobilit t zum Beispiel die Automobili t t an Grenzen st t m ssen neue Wege erschlossen werden Wieke 2000 S 12 An dieser Stelle f gt sich die r umliche Mobilit t in die kommunikative Mobili t t Wer sich nicht treffen kann telefoniert das geht eindeutig aus den Aussagen meiner InterviewpartnerInnen hervor vgl Kapitel 9 Mobilit t stellt einen Verst ndnisanker dar um die wirtschaftlichen Ver nderun gen wie zum Beispiel die ge nderten Anforderungen an die Arbeitssubjekte ihrer 204 Mobilit t kann sein geografische regionale soziale horizontale vertikale individuelle kollekti ve kulturelle migratorische u v m vgl Tully Baier 2006 S 31 8 Auf dem Laufenden sein Zur Verbindung von Kommunikation und Mobilit t 209 seits Lebensweise ver ndern zu begreifen Um die bereits im Schema dargestell ten postfordistischen Charakteristika zu erl utern kann ich in dieser Arbeit nur eine Spritztour durch die wichtigsten Begrifflichkeiten anbieten Gemeinhin wird der Wendepunkt zu dieser neuen Phase kapitalistischer Akkumulation Mitte der 1970er Jahre angesetzt vgl Jessop 2003 S 95 Das Verh ltnis zu Markt Ware und Konsument ver ndert sich im Postfordismus grundlegend vgl Opitz 2004 S 12 Diese Ver nderungen betreffen drei Ebenen vgl Becker 2003 e Flexibilisierung Arbe
602. uf Social Engineering also der Beobachtung von Verhaltensweisen in Gruppen ab ein best rkendes Argument Mobiltelefonieren als Sozialtechnik zu begreifen vgl Kapitel 7 1 2 1 3 3 LBS Werbliches Ortungsinteresse Aus der Verbindung von geografischen mit informationellen standortsspezifischen Informationen gehen sogenannte Location based Services kurz LBS hervor Mit dieser mobilen Technologie lassen sich standortspezifische Informationen ber lokale Infrastruktur Bahnhof Tankstellen etc sowie Einkaufs und Unterhal tungsm glichkeiten Restaurants und Kinos etc via Handy abrufen Obwohl man bereits zur Jahrtausendwende von LBS als Killerapplikation Schmundt 35 2001 sprach bleiben die allt glich genutzten Services eine Minderheit Diese Dienste 31 Reality Mining bertr gt das Prinzip des Data Mining auf die komplexe Wirklichkeit Data Mining im Sinne von Daten ausgraben bzw Daten sprechend zu machen besteht in der intelligenten Verkn pfung umfangreicher statistischer Datenmengen wie z B demographischer oder finanzieller Daten mit einer Computerauswertung Dabei werden Datenquantit ten auf verarbeitbare sinnvolle Gr en automatisiert herunter gebrochen So werden im Data Warehouse aus Datenfriedh fen Geburtskliniken heranwachsenden verkn pfbaren und auswertbaren Datenmaterials 32 Noch vision r sind die weiteren Anwendungsbeispiele So glaubt man durch dieses Screening
603. uht auf der Harmonie eines Weltbilds das den Menschen als rational und ko nomisch agierendes Unternehmerisches Selbst und affektiv lustgesteuertes Spie lerInnen Ich betrachtet Mal ist der Mensch homo faber mal homo ludens wenn gleich lange Zeit das Spielerische auf eine bestimmte Lebensphase des Men schen beschr nkt galt nach dem Motto Das Kind darf spielen der Mensch mu arbeiten Gerade in der Anfangsphase des Handys h rte man immer wieder die Aussage es sei ein unn tiges Spielzeug es war eindeutig abwertend konnotiert So meint auch der Soziologe G nter Burkart die Multifunktionalit t des Han dys verleitet eher zum Spielen als zur ernsthaften Nutzung Burkart 2007 S 118 Abgesehen von diesem moralischen Urteil versperrt sich diese Sichtweise der aktuellen techniksoziologischen Forschung welche Nutzungseinschreibungen als komplexen Prozess versteht der zwischen den Design Festlegungen durch den die ProduzentiInnen und dem user de sign durch die KonsumentInnen ange siedelt ist vgl Weber 2008 S 69 Daf r gilt die SMS Nutzung als Paradebei spiel um zu zeigen wie aus einer Verspieltheit ein kommerzielles Kommunikati onsprodukt entsteht Dazu der amerikanische Zukunftsforscher Paul Saffo When a technology becomes successful it transforms into a medium of entertainment with the mobile phone as a prime example with 10 per cent of the online music industry being comprised of ring tone sale
604. uktur und berwachung ist aber auch heute aktueller denn je Die Zahl der nach richterlichen Bescheid stattge geben berwachungen steigt kontinuierlich Etwas drastisch formuliert es ein Journalist der S ddeutschen Zeitung der von der Abh r Republik spricht hnli che Entwicklungen gibt es in sterreich mit j hrlichen Wachstumsraten zwischen 20 und 30 Prozent Deshalb spricht auch die ARGE Daten von einem dramati schen Ansteigen der Handy berwachungsantr ge Einen erheblichen Schritt weiter geht die sogenannte Vorratsdatenspeicherung welche von den Telekomunternehmen zeitlich begrenzt die Archivierung der Telefon und Internet daten aller B rgerInnen vorsieht Die Umsetzung dieses europaweit von vielen Gruppen stark kritisierte Gesetz ist derzeit nicht absehbar Bei einem konkreten kriminellen Verdacht erm glicht dieses Gesetz eine Pr ventiv berwachung was die These der Kontrollgesellschaft als Form gegenw rtiger Gesellschaften erh r tet So schreibt Anfang der 1990er Jahre Gilles Deleuze 1993 in seinem Aufsatz Postskriptum ber die Kontrollgesellschaften von einer Abl se der Disziplinarge sellschaft zugunsten einer Kontrollgesellschaft Die numerische Sprache der Kon trolle besteht aus Chiffren die den Zugang zur Information kennzeichnen bzw die Abweisung Die Individuen sind dividuell geworden und die Massen Stichproben Daten M rkte oder Banken Deleuze 1993 S 258f
605. und Mobiltelefon hinsichtlich ihrer Bedeutsamkeit betreffend kulturspezifischer Aneignungspraktiken und der Rolle des Staates bei deren Verbreitung Ein zentraler Punkt der dabei noch nicht in der geb hrenden Ausf hrlichkeit behandelt wurde ist der Umgang mit Telepr senz wie in Kapitel 6 4 beschrieben wird Das Telefon stellt die erste m ndliche interpersonale Kommunikationsbr cke dar Das Handy radikalisiert dies indem es zur ortsungebundenen pers nlichen Kommunikationszentrale wird Das Handy ist l ngst nicht mehr nur ein tragbares Telefon sondern ein universal einsetzbares Steuerungsger t welches das Individuum zur kommunikativen und organisatori schen Gestaltung des Berufs Privat und Gesellschaftsleben einsetzt Die vielf l tigen Funktionen und Einschreibungen in unterschiedliche Rezeptionsweisen des Handys ist Thema des folgenden Kapitels 6 1 Dis Kontinuit ten in der technikgeschichtlichen Entwick lung des Telefons und Mobiltelefons Wiederholt wird das Telefon als wissenschaftlich vernachl ssigtes Medium bezeichnet vgl Fielding Hartley 1989 S 125 vgl K chler 2003 Zwischen zwei Argumentationsrichtungen ist dabei zu unterscheiden 1 Das Telefon als Medium interpersoneller pers nlicher Kommunikation hinter l sst keine sichtbaren Spuren se vgl Baumann Gold 2000 S 8 2 Dank seiner alltagsweltlichen Verankerung ist das Telefon selbstverst ndlich und st t daher auf w
606. und durchdachte Lebenskonzepte aber diese gehen unter in einem Wust von Terminen Der Terminsalat ist die h ufigste Vorspeise zu allen Hauptgerichten Gross 1994 S 203 Um seine Ziele zu erreichen muss ein strenges Zeitregime eingehalten werden dass dazu dient digitale Zeitdiebe und Hausbesetzer vgl Meckel 2007 S 109 in den Griff zu bekommen bersetzt man daher die Ratschl ge der Zeit Managerlnnen Kill your Time Thieves Nutze deine Zeit im Sinne deiner Ziele Oder in der Chef Variante Mach dass andere ihre Zeit im Sinne deiner Ziele nut 234 Mein Kollege Andreas G rg von der Soziodrama Arbeitsgruppe Arbeit und Identit t w hlte den treffenden Ausdruck Deadline ArbeiterInnen das ein Wesensmerkmal von Projektarbeit be schreibt 264 9 Arbeit und Mobiltelefon zen in Einzelempfehlungen hei t es Rede nicht zu lang mit Subalternen Ich habe leider gerade keine Zeit Du bist jetzt nicht zielf hrend f r mich Ullmaier 2003 S 54f Wie im Laufe dieser Arbeit bereits mehrfach deutlich wurde wird Kommunikati onszeit nicht neutral verteilt und auch das Gespr chsgegen ber kann sich nicht sicher sein die Face time Zeit mit einem telepr senten Anderen zu teilen etwa Herr P Also man redet mit wem dann l utet das Handy und dann wird zehn Mi nuten lang erkl rt wo man gerade ist und wie es einem geht oder meistens eh nur wo man gerade ist und dass man
607. ung des Berufs und des Privatle bens des Beziehungslebens fokussiere ich auf jene lebensweltlichen Kontexte die f r die Mobiltelefonie relevant sind Wie wird das Handy eingesetzt um den Alltag berufst tiger Eltern zu vereinfachen Dazu geh ren neben organisatori schen Funktionen auch kommunikativer emotionaler Beistand der Eltern jene Sicherheit vermittelt trotz Abwesenheit f r ihre Kinder immer erreichbar zu sein und so nicht unerheblich zur Vereinbarkeit von Erwerbs und Betreuungsarbeit beitr gt Neben diesem gef hlsm igen Aspekt von Vereinbarkeit ist Arbeitszeit flexibilisierung eine Grundvoraussetzung Einerseits er ffnet sie Gestaltungsspiel r ume zugleich wachsen die Koordinations und Synchronisationsaufgaben Diese M hen der Arbeitszeitflexibilisierung tragen in erster Linie die Frauen selbst wenn M nner eine steigende Bereitschaft zeigen familiale Verpflichtungen zu berneh men Frauen sind im Familienalltag nach wie vor hauptverantwortliche Organisato rinnen wenngleich sie zur Bew ltigung der Aufgaben auf eine Vielzahl unsichtba rer St tzen bauen k nnen Zu Mother s Little Helpers Rerrich 1993 S 328 ge 9 Arbeit und Mobiltelefon 227 h ren mithelfende Verwandte die L sung Gro mutter oder Tante Schwester oder bezahlte Kinderbetreuung Rerrich spricht von einer Modernisierung patriar chaler Strukturen durch eine Umschichtung von familialer Arbeit zwischen Frauen ebda S 33
608. ung einige durchwegs negativ Indem sie sich als Sklave in des Ger ts f hlen oder es Folterknecht nennen zugleich davon abh ngig sind Ich mein ich vermiss es ja eh wenn ich au er Haus gehe und ich hab das bl de Ding nicht mit Aber es ist eine Hassliebe die ich zu dem Ding habe Int Nr 17 I1l S 208 Von den Befragten stellt die Intensivit t dieser Aussagen eine Minderheit dar es berwiegt eine Einstellung die im Handy einen Gebrauchsge genstand sieht Unabh ngig von dieser neutralen Beurteilung ist das Mobiltelefon eine Kommunikationstechnologie mit stark affektivem Bezug So geht kaum je mand mehr ohne Handy auf die Stra e nur zwei Personen M nner meinten nicht zur ckzugehen wenn sie es vergessen h tten und die Mehrzahl der Befrag ten passiert das gar nicht weil sie es nie vergessen Zwei Argumentationsstr nge lassen sich anf hren um die emotionale Beziehung zwischen Ger t und Nutzerln grundlegend zu erkl ren So gilt die emotionale Beziehung nicht dem Ger t son dern den Kontakten die es zu erhalten erm glicht und die Inhalte die das Handy speichert die bei vielen NutzerInnen intensive Gef hle hervorrufen vgl Vincent 2005 S 98f Viele Befragte heben sich etwa SMS auf wie Herr P Also wenn ich von meiner Freundin ein ich liebe dich SMS bekomme kann es auch sein dass es zwei Jahre im Handy steckt wenn ich es nicht vorher verliere Obwohl es v llig banal ist aber das war halt ge
609. universit t wien DISSERTATION Titel der Dissertation Das Handy als Ich Erweiterung Identit ten Arbeitsverh ltnisse Technikbeziehungen Verfasserin Mag phil Beatrix Beneder angestrebter akademischer Grad Doktor der Philosophie Dr phil St P lten im Dezember 2011 Matrikelnummer 8852056 Studienkennzahl It Studienblatt A 970 300 Dissertationsgebiet It Studienblatt Politikwissenschaft Betreuer Ao Univ Prof Dr phil Roman Horak Zusammenfassung Die Dissertation stellt theoretische Ann herungen an das Mobiltelefon als Ich Erweiterung vor die in einem qualitativ empirischen Forschungsdesign berpr ft werden Das Theorieger st ist ein transdisziplin res Kompositum sozialwissen schaftlicher und philosophischer Ans tze welche Arbeits Identit ts und Tech nikverh ltnisse unter den Schirm neoliberaler Subjektivierung stellen Ziel der Ar beit ist es f r diese theoretisch begrifflich gefassten Konzepte wie Subjektivie rung von Arbeit Arbeitskraftunternehmertum und dem unternehmerischen Selbst empirische Evidenz in allt glichen Handypraktiken zu finden Das Handy als politi sche Technologie zu denken ist das techniksoziologische Fundament dieser Vor gangsweise Sichtbar wird dies auch in der Zusammenschau der Geschichte des Telefons die Kontinuit ten wie auch Br che in der Entwicklung des Mobiltelefons zeigt Kommunikationstechnologien schwimmen im Fahrwasser gesellschaftlicher V
610. uordenbar dessen Kraft auf der Regulierung von Wahrschein lichkeiten der Kalkulation von Risiken beruht Das Handy ist genau so ein Ger t dass man gerne im Fall der F lle bei sich hat So vers hnt das Handy die als Gegens tze formulierten menschlichen Bed rfnisse nach Freiheit und Sicherheit Es schenkt die Freiheit erreichbar zu sein ohne r umlich pr sent sein zu m ssen und es schenkt die Sicherheit nicht nur erreichbar sondern sogar geortet werden zu k nnen Das Handy wird umfassend als Sicherheitstechnologie eingesetzt Im ffentlichen Raum erh ht es das individuelle Sicherheitsbed rfnis es wird als Not falltechnik f r ltere bzw gebrechliche Personen oder f r das individuelle Ge sundheits Monitoring Herz Handy eingesetzt Allgemein verbindet es das indi viduelle Bed rfnis nach Safety im Sinne emotionaler und gef hlter Sicherheit mit dem Bed rfnis nach Security etwa bei Angriffen oder berf llen Im qualitativ empirischen Teil wird das Handy als Instrument des Selbstmanage ments als Werkzeug der Ich AG als Instrument zur Organisation der individuellen Work Life Balance untersucht Es ist kein Zufall dass hier auf Begrifflichkeiten der Organisations und Personalentwicklung zur ckgegriffen wird Sie sind Ausdruck dessen was im Verst ndnis der Gouvernementalit tsstudien als konomisierung des Sozialen beschrieben wird Die Anrufungsfigur des Unternehmerischen Selbst erweist sich als n
611. ur untersucht Traue 2010 S 14 Um die begriffliche Offenheit der Sozialtechnik zu ordnen unterscheidet Hubert Knoblauch Soziologieprofessor der TU Berlin vier Begriffsdimensionen vgl Knoblauch 2006 S 1 Erstens das Soziale als Ziel soll mittels sozialwissen schaftlichen Wissen und Methoden zur effizienten L sung gesellschaftlicher Prob leme beitragen Entgegengesetzt dazu steht der zweite Definitionsansatz n mlich mittels naturwissenschaftlicher Methoden und Instrumente soziale Probleme zu 7 Connecting People Sozialtechnik Mobiltelefonie 183 analysieren Drittens der Instrumentalit tsbezug konstituiert die Sozialtechnik als Technologie der Wissensgenerierung f r einen bestimmten Zweck indem regel hafte Abl ufe sichtbar gemacht werden Viertens der Sozialtechnik Begriff ist auf kritische bzw polemische Art konnotiert und steht f r eine Kritik die sich ge gen funktionale Systemtheorien gegen den Positivismus oder andere instrumen telle Modelle des Handelns wendet Knoblauch 2006 S 1ff Den Slogan Connecting People auf das Mobiltelefon zu bertragen erlaubt fol gende Bezugnahmen Das Handy bindet Kommunikationstechnik an materielle Technik und erweist sich so als soziale Technik indem es Formen des sozialen Austausches anleitet Das Handy antizipiert Handlungen ver ndert bestimmte Werthaltungen Beispielsweise wird die Tugend der P nktlichkeit abgel st von einer Kultur des richtigen
612. ur ckgegriffen Die n chste Frage betrifft die berufliche Situation Es fragt danach welchen Beruf man aus bt ob und wozu man das Handy ben tigt oder eben nicht Dann sollten pri vate Lebenssituationen im Kontext der Handynutzung genau beschrieben werden zum Beispiel welche Aufgaben das Mobiltelefon im Familienmanagement erf llt und welche Rolle es in der Beziehungsgestaltung bernimmt Die Differenziertheit und Komplexit t der Handynutzung indem etwa Organizer Funktionen bean sprucht werden soll Aufschluss geben inwiefern dies R ckschl sse auf ein aktiv gestaltetes Selbstmanagement erlaubt Welche technischen Features werden eher privat oder beruflich genutzt Sind das Versenden von SMS MMS die Nut zung der Handykamera oder mobiles E Mail Lesen schon selbstverst ndlich ge worden Zuletzt wird gefragt ob die Befragten das Handy als Instrument des per s nlichen Stimmungsmanagements nutzen wodurch ein Br ckenschlag zwischen Der Unterschied der Antworten ist bereits zwischen 2000 und 2008 markant In Burkarts Studie vgl 2002 ist der Kanon der Antworten stark legitimierend eher defensiv weshalb man sich ein Handy angeschafft habe Bei dieser Befragung hingegen ist das Echo der Antworten sehr pers n lich und mitunter verkl rend melancholisch emotional aufgeladen als spr che man ber den ers ten Schultag 56 3 Forschungsdesign Methoden und Datenerhebung Datenerhebung und Theoriebildung zur neolib
613. urchaus etabliert man kommt sp t weil es eh wurscht ist weil man es eh sagen kann was aber meiner Meinung nach genauso unh flich ist wie fr her als man ganz einfach ohne das zu sagen zu sp t gekommen ist weil der andere wartet ja trotzdem Int Nr 14 Il S 169 Das Handy transformiert ei ne weitere klassische Tugend H flichkeit Findet es Frau K bereits unh flich das Handy nicht immer abzuheben finden es Frau M nicht unh flich wenn bei einem pers nlichen Treffen mehrmals l nger telefoniert wird Bei der Auffassung von dem Umgang mit H flichkeit gibt es starke altersspezifische Differenzen da aus schlie lich Befragte von mindestens 35 Jahren dieses Thema eigenst ndig an sprachen St ndige Erreichbarkeit einerseits sowie die informationstechnisch ge steuerte Kommunikationsform andererseits f rdern unh fliches Benehmen Man wird auch unh flicher man kommuniziert halt weniger live wenn ich ein E Mail kriege und die sitzt ein Zimmer weiter statt dass ich aufstehe und hingehe und ihr das sage schreib ich ein kurzes E Mail Bitte bearbeiten Ohne gr Gott und auf Wiedersehen wenn es intern schnell geht dann schreib ich eben nicht Sehr geehrte Frau sondern Bitte tun Lg J Aus eigentlich unh flich Int Nr 8 I S 102 Ja es ist ja immer so wenn s dick kommt dann kommt es ganz dick dann lauter Wenn man schon im Stress ist dann rufen immer Leute an die auch
614. urchaus zu da die Technologien die Fortsetzung unserer Organe bilden Latour 1996 S 35 Jahrzehnte vor der Selbstverst ndlichkeit eines tech nisch durchwirkten Alltags schreibt G nther Anders bereits von der Mitgeschichtlichkeit des Menschen in dem Technik genannten Weltzustand Anders 2002 1980 S 9 dass heute die Technik das Subjekt der Geschich te geworden ist und dass die Einsicht in diese Subjektwerdung der Technik ge w hnlich verwischt wird ebda S 286 G nther Anders gleicherma en radikales wie weitsichtiges Denken formuliert in einer Sprache die verstanden werden will z hlt zu den n hrenden wie erfrischenden geistigen Quellen dieser Arbeit Seine Thesen relativieren die vorgebliche Brisanz bzw Originalit t bestimmter Denker 68 4 Das neoliberale Subjekt und seine kommunikativen Apparatschaften wie etwa Bruno Latours Mit dem gewaltigen Unterschied dass Anders bedin gungslose Kritik nicht in die Gegenwart unserer digital vernetzten Informationsge sellschaft passt Anders gro er aber viel zu wenig gew rdigter Verdienst liegt darin die Querverbindungen zwischen Techniknutzung politischem und individu ellem Denken sichtbar zu machen Sofern wir heute einen Benehmenskodex ha ben ist dieser von Dingen diktiert Und das gesellschaftliiche Leben das sich in nerhalb der Produktewelt abspielt ist ein von dieser Produktewelt modelliertes Leben Anders 2002 1980 S 2
615. ute vor So spontane Sachen kann man ausmachen Wir gehen heute Abend tanzen was ist geht ihr mit Int Nr 15 lll S 187 5 Auch in diesem Punkt erweist sich Alter als Erkl rungslinie Von den wenigen kritischen Stim men hinsichtlich der negativen Auswirkungen dieser Optionsmentalit t waren alle mindestens 39 Jahre alt 246 9 Arbeit und Mobiltelefon Die 27 j hrige Frau J pendelnde Projektmanagerin nebenberuflich mit wissen schaftlichen Arbeiten und ehrenamtlichen Engagement besch ftigt bejaht das Handy als wichtigen Alltagshelfer rundum Viel besser viel dynamischer und ich bin echt aufgeschmissen an meinen Patchwork Days ohne Handy zuerst noch irgendein berufliches Treffen wo wir noch irgendwelche Sachen besprechen und dann meistens noch ein privates Treffen und dann um 11 oder halb 12 noch zu meinen Freun den nach Hause oder eher zu mir ich hab nicht oft mein Handy ver gessen aber die Tage wo ich es vergessen habe die waren echt m h sam Weil dann ist es einfach nicht mehr m glich so flexibel zu sein O K das erste Treffen ist meist fix das ist um halb 8 irgendwo und sp testens ab dem zweiten Treffen geht es dann einfach nimmer weil das ist auf Abruf und wenn ich aber nicht anruf dann gibt es das Treffen nicht Int Nr 5 Il S 61 Diese approximeetings begleiten eine gewisse Art der Ungewissheit Unsicher heit Plant 2003 S 61 Die Optionalit
616. uto aus an und fragte mich Beatrix wohin muss ich denn eigentlich K nntest du mir bit te im Kalender nachsehen Ged chtnisprotokoll Juni 2004 12 Handy Nutzung in Meetings In der Kommunikationsabteilung des Mobilfunkunternehmens in dem ich arbeitete gab es eine ausgedehnte Sitzungskultur Mit der zunehmende Verbreitung von PDAs und noch einfachen Smartphones wie den Nokia Communicator ver nderte sich auch die Sitzungskultur Statt eine zuvor erstellte Liste mit Besprechungspunkte abzuarbei ten entwickelt man die Inhalte des Meetings st rker in der Besprechung selbst Was ein wenig dazu f hrt dass jemand der die etwas zu sagen hat lange und ausf hrlich sein ihr Projekt vorstellt und andere wiederum in zwei S tzen ihren Status quo Bericht erledigt hatten Dabei wurde es blich sich nicht nur mit dem Besprechungsthema zu befassen sondern nebenher E Mails zu schreiben zu lesen Ged chtnisprotokoll Mai 2005 360 Anhang E Tele2 Handybonus Anhang E Tele2 Handybonus am nP N m z m BANBM 8 R Einfach billig telefonieren PROMOTER f r Tele2 Infostand Kampagnen Infostandkampagnen in Einkaufszentren in Fu g ngerzonen auf Uni s Eins tze am Heimatort oder in ganz sterreich m glich T gliche Einsatzm glichkeiten von Montag bis Samstag garantiert Arbeitszeiten zu den Laden ffnungszeiten Hohe Verdienstm glichkeiten durch leistungsbezogene Pr mien Garantiertes w chentliches Mindesteinkomme
617. uto und Handy IKT z hlen zu den technologisch dominanten Innovationen zweier Epochen welche die Regulationstheorie als Fordismus Postfordismus ka tegorisiert In ihrer Rolle als Leittechnologien erneuern sie die Produktionsweise und ver ndern die Lebensf hrung der KonsumentInnen Das Handy l sst sich als postfordistisches Arbeitswerkzeug denken Auf Ebene der Produktion l sen die IKT die zentrale Produktion des Fordismus zugunsten einer global dezentralisier ten spezialisierten Produktionsweise ab Kostensparende Produktionsprinzipien wie Just in Time und Production on Demand verwandelt die Transportlogistik zu einer wissenschaftlichen Disziplin die erforscht wie mittels IKT telematische L sungen gefunden werden um die Immobilit t der Mobilit t zu vermeiden den Stau Auf Ebene der Arbeitsorganisation erh ht die Zunahme atypischer Arbeits formen projektspezifische Arbeit sowie der Bedeutungszuwachs wissensbasierter Berufe die Arbeitskommunikation vgl Kapitel 9 3 Auf Ebene der Reproduktion erweist sich das Handy als Organisationstool um die komplexer und raumzeitlich divergent ausgestalteten Alltagsroutinen der einzelnen Familienmitglieder zu or ganisieren und zu koordinieren Gerade bei Betreuungspflichten stellt die Kombi nation Handy Auto eine schlagkr ftige Technikeinheit zur Alltagsbew ltigung dar vgl Kapitel 9 4 Auto wie Handy erweisen sich als Medien individueller Mobilisie rung wodurch r umliche un
618. verhalten pr gen Ursula Holtgrewe beschreibt auf welchen Ebenen Unternehmen die Sub jektivit t der MitarbeiterInnen nutzbar machen Zugleich vermitteln Arbeitsbezie hungen dem Einzelnen Anerkennung und Identit t was sich wiederum identit ts stiftend auswirkt Die M glichkeit aus Arbeit Anerkennung zu ziehen gewinnt an subjektiver Bedeutung allerdings unter der Voraussetzung unternehmensdeter minierter Zielsetzungen Deshalb wird Subjektivit t zur Schl sselressource im digitalen Neoliberalismus wobei ein informationstechnisch hochger stetes Hyper Subjekt als sein eigener Entrepreneur in allen Lebenslagen konzipiert wird vgl Betz Riegler 2003 S 225 Ein weiterer Ansatz die Ver nderungen der Arbeitswelt und die damit verbundene erh hte Kommunikationsarbeit zu fassen besteht darin sie als immaterielle Arbeit vgl Lazzarato 1998 bzw affirmative Arbeit vgl Hardt 2004 zu kategorisieren In der Wissensgesellschaft erhalten kommunikative Beziehungen Arbeitscharakter Eine Voraussetzung und zugleich ein Resultat wenn wir von immaterieller Arbeit sprechen ist die Ausdehnung der produktiven Kooperation so da sie eben auch 4 Das neoliberale Subjekt und seine kommunikativen Apparatschaften 75 die Produktion und Reproduktion der Kommunikation einschlie t und somit auch deren Kern die Subjektivit t Zeichnete sich der Fordismus durch die Integration der Konsumation in den Zyklus der Kapitalreproduktion aus so
619. viii Lolan Te u Pen E EEBERE DE EREREEEEERERRI EERERREOERROROS 9 1 Einleitung 2 222 2222222 222 222 ande E E ee 13 2 Grundz ge der politikwissenschaftlichen Erforschung des Mobiltelefons 23 2 1 Das Handy Medium politischer Partizipation und Kontrolle 4444400snnn nenne 23 2 1 1 Wahlkampf via Mobiltelefon 44444444snnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnennnnnnnnnnnnnnnnnnnn 25 2 1 2 Das Handy Instrument zur Herstellung politischer Gegen ffentlichkeit 28 2 1 3 Kontroll und berwachungspotenziale der Mobiltelefonie eeee 33 3 Forschungsdesign Methoden und Datenerhebung ssssssssssssssnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnn 40 3 1 Literaturanalyse und Mobilfunkstudien ss 244444444444Hnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnn nn 44 3 2 Arbeitshypothesen als Lenkrahmen der empirischen Datenerhebung 46 3 2 1 Theoretical Sampling Auswahl der Interviewpersonen 444sssnssssnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnn 47 3 2 2 Durchf hrung der Interviews 244244444snnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnn 51 3 2 3 Inhalte und Struktur des Fragebogens 2444444444HHnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnn 53 3 3 Teilnehmende Beobachtung Forschungsmemos und Ged chtnisprotokolle 57 3 4 Aktionsforschung im ffentlichen Raum
620. w besch ftigungsf hig zu bleiben Im Postfordismus ent werfen die ArbeitskraftunternehmerInnen verst rkt ihre eigene Zeitordnung k n nen und m ssen selbst GestalterInnen ihrer Lebens Zeit sein Die Arbeitszeitfle xibilisierung bietet mehr Autonomie in der Zeitgestaltung und verlangt zugleich die eigene zeitliche Arbeitsorganisation festzulegen Der u ere Zeitdruck verlagert sich hin zum individuellen Zeitmanagement Marktorientierte Produktionszyklen erfordern auch von den ArbeitskraftunternehmerlInnen Flexibilit t im Umgang mit Optionalarbeitszeiten die sich an der Nachfrage von Arbeit ausrichten Immer sel tener beschr nken VorarbeiterInnen Stechuhr und feste Gesch fts ffnungszeiten die individuelle Handlungsfreiheit Leistungsbasierte Projektarbeit Gleit und Vertrauensarbeitszeit gleicherma en wie erweiterte Gesch fts ffnungszeiten und die M glichkeit durch IKT rund um die Uhr zu arbeiten setzen dem eigenen T tig sein immer weniger u ere Grenzen Die Strukturierung zeitlicher Tagesabl ufe und ganzer Lebensl ufe wird zur individuellen Aufgabe Deshalb wird das klassi sche Zeitmanagement l ngst von einem Life Management abgel st vgl Seiwert 2001 Der Anspruch besteht darin mit der individuellen Festlegung von Zielen auch eine Priorisierung von Zeit zu verkn pfen Was theoretisch funktioniert ber fordert oftmals in der Praxis Erfolgreiche Pers nlichkeiten haben offenbar ganz konkrete Zielvorstellungen
621. weite Welt der Medientheorie blieb eine inselhafte Darstellung relevanter Mediendefinitionen Ausschlaggebend f r meine endg ltige Forschungsfrage nach der Nutzbarmachung von subjektthe oretischen arbeitssoziologischen und techniksoziologischen Fragen war ein Sym posion zum kreativen Arbeitssubjekt in L neburg Aus Perspektive der Gouvernementalit ts Studien beleuchtete man die Transformationsprozesse des postfordistischen Arbeitssubjekts Dies f hrte wiederum zur Besch ftigung mit postfordistischen Arbeitsweisen was nahe legte das Mobiltelefon als Mobilit ts technik st rker in den Blick zu nehmen So ist das Inhaltsverzeichnis dieser Arbeit zugleich ein Orientierungsplan der eigenen wissenschaftlichen wie pers nlichen Geschichte aber auch Spiegel technologischer wie gesellschaftlicher Entwicklun gen Nach dieser kurzen Dokumentation des Forschungsprozesses sowie der Kl rung der Standortbezogenheit behandelt die Einleitung die Forschungsfrage den Auf bau der Arbeit sowie die angewandten Theorien und Methoden Titel des Symposions Bildet Regierungen Gouvernementalit t jenseits von konomisierung und Verwertungslogik 1 Einleitung 13 1 Einleitung Alltagsforschung verstehe ich als eine Art Arch ologie gesellschaftlicher Lebens praktiken und Wertehaltungen Haben wir einmal die scheinbar praktischen Dinge des t glichen Lebens subjektiv in unser Alltagsleben eingebunden wirken sie wie objektive
622. werden nimmt die all t gliche Lebensf hrung selbst Z ge der Arbeit an Kudera 2000 S 83 In die sem Verst ndnis definiert sich Arbeit lediglich durch Anstrengung Zielgerichtetheit und Ergebnisorientierung Zugleich betonen die Autorinnen nicht in jedem Tun 1 Damit grenze ich mich deutlich von Studien ab die im geschlechtsspezifischen Verhalten ledig lich eine weitere Auswertungskategorie sehen Diese wird dann in einem Kapitel a la die ge schlechtsspezifische Handynutzung zusammengefasst und zur kultur und altersspezifischen Nutzung addiert wie das etwa Catherine Weber macht vgl Weber 2009 S 69f 224 9 Arbeit und Mobiltelefon Arbeit zu sehen nicht konomisch reduktionistisch vorzugehen und definieren daher den Charakter einer Arbeit allein nach dem Grad der Anstrengung Weiters spricht f r einen diffusen flie ender werdenden Arbeitsbegriff dass Werte wie Selbstverwirklichung Sinn und Spa an der Arbeit nicht nur in hoch qualifizierten Berufen an Bedeutung gewinnen Es sind jene Formen subjektivierter Arbeit die einen doppelten Subjektivierungsprozess aufweisen Einerseits entsteht durch die Art der Unternehmensorganisation ein erh hter Bedarf an subjektiven Leistungen andererseits tragen die Arbeitenden verst rkt subjektive Anspr che an die Arbeit heran vgl Kleemann et al 2002 S 58 Dieser entgrenzte Arbeitsbegriff schl gt sich in der allt glichen Art und Weise nieder wie das Mob
623. x 731 text sprach loyalitaet 1 5 Die Touchpad Bedienungsf hrung vieler Smartphones kommt der magischen Hand schon recht nahe Diesen Gedankenansatz teilt auch der Kulturjournalist Matthias Bickenbach dadurch werden Allmachtsfantasien geweckt jederzeit berall Alles verf gbar zu haben vgl Bickenbach 2009 S 126 In einem oe1 Radiointerview leider nicht mehr eruierbar erkl rte der Kulturethnolo ge Timo Heimerding dass die Touchscreens von Smart und I Phones das Gef hl vermitteln Technik zu beherrschen denn ber hren hei t verstehen 176 6 Dr cken Freigabe Was ist ein Handy die These des Neurologen Frank R Wilson 2000 Er sieht einen urs chlichen evolution ren Zusammenhang in der Entwicklung von Handfertigkeit Sprachent wicklung und etwas zu be greifen also dem Denken Soziologie Medienhandeln Unter dem Titel Machines that become us setzt sich James E Katz 2007 und seine Kolleginnen mit dem Ph nomen des entgrenzten Objekts Handy auseinan der Auf drei Ebenen ordnet das Medium Handy die Beziehungen des Nutzers zu sich selbst und anderen Personen neu a Auf der Subjekt Ebene erweitern Technologien die eigene Kommunikationsf higkeit hinsichtlich ihrer Reichweite und den gestiegenen Kommunikations m glichkeiten schriftlich m ndlich musikalisch bildhaft b Auf der Technologie Ebene indem Handys Verl ngerung und Ausdruck der Kommunizierenden werden c Auf der K rper Eben
624. y studies den Anspruch das von Foucault entwickelte Instrumen tarium f r eine Analyse aktueller gesellschaftlicher Umbr che fruchtbar machen zu wollen Br ckling Krasmann Lemke 2000 S 9 Grunds tzlich versteht man unter regieren die reflektierte Einflussnahme auf das Verhalten von Menschen Der Begriff Regierung ist zentral f r die Gouvernemen talit t weil dieser die Zentrifugalkr fte Macht Wissen und Subjektivit t miteinan der verkn pft Die seinem Fr hwerk entgegengebrachte Kritik nicht zwischen Macht und Herrschaft zu unterscheiden arbeitete Foucault im Gouvernementalit tskonzept auf ohne sein totalit res aber produktives Verst nd Paradoxerweise wird ein Gro teil der Neoliberalismuskritik konomisch argumentiert etwa mit sinkender Kaufkraft was wiederum die Macht des Okonomie Dispositivs best tigt vgl Lemke in M ller Reichert 2001 S 27 Behandelt werden Transformationsprozesse der Gegenwart aus dem Blickfeld einer Okonomisierung des Sozialen vgl Br ckling Krasmann Lemke 2000 Erforscht wird das Wech selverh ltnis staatlicher Politiken und individueller Normierung verstanden als Ausdehnung markt bezogener Logik auf alle Lebensbereiche Daraus ergeben sich vielf ltige Analysefelder insbe sondere Analysen von Programmatiken wie zum Beispiel Managementliteratur vgl Br ckling Krasmann Lemke 2000 Unternehmenskulturen vgl Opitz 2004 Armutspolitik vgl Pieper 2003 und
625. zen st t in eine virtuelle Mobilit t Hingegen ist un sere moderne Welt in der Mobilit t als Fetisch angebetet wird von einem ebenso erstaunlichen Trend zur Immobilit t beherrscht nicht nur weil das Mobilit tssymbol Nummer eins das Auto das Mobilit tssymbol Nummer zwei die Autobahn regelm ig in einen Parkplatz verwandelt oder weil die Arbeiter und Angestellten nicht mehr zum Ortswechsel neigen seit sie massenhaft Rei henh user das hei t Immobilien erworben haben sondern weil die Ziele die mit allen bisherigen Formen der Mobilit t angestrebt und erreicht worden sind auch ohne Ortsver nderung im virtuellen Raum erreicht werden k nnen Mobi lit t verlagert sich in den Cyberspace Wieke 2000 S 11 Trennt man Mobili t t von ihrer r umlichen Dimension gibt sie ihren Charakter als Handlungsan weisung oder um es mit Foucault zu sagen als Regierungstechnik preis Um die neue Qualit t von Mobilit t zu verstehen schlage ich vor den Begriff von der physischen Beweglichkeit zul sen und darin eine mentale Qualit t zu sehen die r umliche soziale und kommunikative Aspekte einschlie t Etymo logisch sind Mobilit t und Freiheit nicht zu trennen Canzler Kesselring 2006 S 4171 Dieses Verst ndnis von Mobilit t leitet die empirische Auswertung der Handynutzung an um Freiheits und Verf gbarkeitspotenziale zu erfassen Ebenso sind bei der Autonutzung sozialer struktureller Zwang und Freiwillig keit m
626. zu dr ngen bringt man darin verschiedene Textsorten unter bersichtlich auf mehreren Ana Iyseebenen gegliedert wird der Umgang der Befragten mit der Entgrenzungsmaschine Handy dargestellt Das Mobiltelefon als Anrufe auf zeichnendes und ank ndigendes Ger t hat einen starken Aufforderungscharak ter Die st ndige Erreichbarkeit produziert die Notwendigkeit zur Kontrolle bzw Einschr nkung dieser Rund um die Uhr Kommunikationsbereitschaf man braucht Kommunikationsfilter in Form von Anrufmanagement Anrufmanagement umfasst alle Praktiken im Umgang mit den Kommunikationseigenschaften des Mobiltelefons Anrufmanagement ist kontextsensitiv und wird bestimmt durch Fak toren wie das individuelle Geschick zur disziplinierten bzw manipulierten Ge spr chsf hrung der hierarchischen Beziehungen zwischen den Telefonierenden und der Berufszugeh rigkeit Formen der Anrufkontrolle sei es durch aktives Ab lehnen eines Anrufenden Wegdr cken die Benutzung der Sprachbox oder das Verhalten bei Anrufen in Abwesenheit differenzieren deutlich zwischen den Be fragten Telefonpraktiken erweisen sich als soziale Interaktionen die als ein Er gebnis gruppen kultur und berufsspezifischer Aushandlungsprozesse zu begrei fen sind Das Mobiltelefon als Mittel des Selbstmanagements beinhaltet neben organisatorischen Elementen wichtige Aspekte emotionaler Stabilisierung und des Stimmungsmanagements Als Netzwerkmedium ist es einfach damit lose Kontak
627. zur Nervosit t und telefonieren spritzig Spatzen telefonieren h ufig und oft nur um zu plau dern Sie erz hlen Geschichten auch intime Dinge und scherzen und kichern dabei Spatzen lieben SMS e Der laute Star Stare neigen dazu bestimmt ein wenig aggressiv und unh flich aufzutreten Ihre mobilen Imitatoren schubsen sich durch die Menge oder un terbrechen die Gespr che Anderer w hrend sie lautstark mit dem Handy tele fonieren e Der auff llige Pfau Pfauen sind klassische Exhibitionisten Als Handynutzerln nen treten sie stolz und extrovertiert auf und sind in erster Linie damit besch f tigt darauf zu achten wie sie auf die Umstehenden wirken Ironischerweise geh ren sie der am wenigsten mobilen Vogelart an und ihre Handys dienen in erster Linie der Selbstdarstellung Wichtig scheint ihnen lediglich das angesagteste Ger t zu besitzen 6 Dr cken Freigabe Was ist ein Handy 171 6 5 2 2 Funktionsger st zum Verst ndnis allt glicher Handynutzung In der Unterscheidung zwischen emotionalen und instrumentalen Nutzungswei sen die einen Gebrauchs und einen Optionsnutzen erzeugen liegt eine weitere Art der Systematisierung des Telefonierverhaltens vgl Aub ck 2001 S 19ff Auf der instrumentellen Seite des Gebrauchsnutzens stehen die telefonische Organi sationsfunktion die soziale Nutzung sowie die Unterhaltungsfunktion Der emotio nalen Nutzung wird die Nabelschnurfunktion die Sicherheit mit Kind
628. zuspielen Obwohl begrifflich Flashmobs keinen explizit politischen Inhalt haben k nnen sie als indirekte Kritik an der herrschaftlichen Perforation des ffentlichen Raums ge lesen werden Da gemeinhin zwischen Flash und Smart Mob nicht unterschieden wird mehren sich politische Flashmobs die als geeignetes Mobilisierungsinstru ment entdeckt wurden um etwa Abschiebungen von AsylwerberInnen zu verhin dern Wenngleich die Spontanmeute keine neue Erfindung ist und das Telefon als Or ganisationsinstrument bereits in den 80er Jahren genutzt wurde um zum Beispiel per Telefonketten vor polizeilichen Hausr umungen zu warnen wird durch SMS 2 Die Technologie Internet Mobiltelefon soll also aus einem Mob einen Smart Mob machen denn im herk mmlichen Verst ndnis bedeutet Mob der P bel die Bande Oder wie es Hannah Arendt in Elemente totalit rer Herrschaft beschreibt Die verhetzende politisch leicht zu manipulie rende Meute die steinigende Masse die sich aus gesellschaftlich Deklassierten zusammensetze und Aufst nde inszeniere aber im Gegensatz zum Volk nicht demokratief hig sei Es ist das Volk in seiner Karikatur und wird deshalb so leicht mit ihm verwechselt Arendt 1986 S 188 Sieht man von Arendts mitunter elit rem Verst ndnis einer politisch r sonierenden ffentlichkeit ab sollte ein kritischer Blick auf den politischen Charakter dieser Spontan Aufst nde wach bleiben der oft in einer unreflektier

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