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1. Die meisten Schwierigkeiten mit Kindern sind die logischen Folgen einer gest rten Beziehung zwischen Kind und Erwachsenen Besteht eine gute Beziehung so tauchen kaum ernsthafte St rungen auf 1975 70 Sowohl in der konfuzianischen als auch der individualpsychologischen P dagogik sind Lehrer und Sch ler immer gleiche Wesen da beide die Aufgabe haben das sittliche Leben zu aktualisieren und zu verwirklichen Fong T L 1992 86 Der Lehrer als ge bter im Verhalten gem dem Jen und dem Gemeinschaftsgef hl ist verpflichtet den rechten Weg zur Gemeinschaftlichkeit zu vermitteln und an sich selbst zu arbeiten Ein Erzieher der nur den zu Erziehenden ndern will der nicht ein Mitlernender und sich Mitentwickelnder ist ist fehl am Ort Seif 1952 59 Die Erziehung zu m chtiger Autorit t und blindem Gehorsam ist f r beide p dagogischen Ans tze kein Thema sie konzentrieren sich viel mehr auf die Ordnungen des Zusammenlebens die in der konfuzianischen P dagogik mit dem Begriff xiao Piet t und Jen erkl rt werden und in der individualpsychologischen mit dem Begriff Gemeinschaftsgef hl Auf dieser Grundlage des Lehrer Sch ler Verh ltnisses beh lt die konfuzianische P dagogik in der Unterrichtspraxis die Individualit t des Lernenden im Auge Konfuzius achtet insbesondere auf die Unterschiedlichkeit des Charakters und Entwicklungszustandes des jeweiligen Sch lers was sich im Dialog mit den S
2. Die Beurteilung Adlers Individualpsychologie sei klinisch nicht relevant sei wird also als eine Verneinung ihrer metaphysischen Komponente verstanden weil so scheint mir ein St ck Metaphysik in der Individualpsychologie f r den psychoanalytisch orientierten Individualpsychologen ein gro es Hindernis in der Zusammenarbeit mit Psychoanalytikern darstellt Und dieser Bedarf der Zusammenarbeit ergibt sich wiederum aus der Entwicklung eines neuen Psychotherapiegesetzes Mitte der 70er Jahre das 1998 erneut im Bundestag verabschiedet wurde Antoch 2000 9 Die Individualpsychologie erlangte die Anerkennung durch die Kassen rztlichen Vereinigungen und der Dachgesellschaft der Psychoanalytiker vgl ebd Die individualpsychologische Identit tsbildung hat in diesem Sinne unter Umst nden mit politischen und wirtschaftlichen Faktoren zu tun mehr als mit wissenschaftlichem Verdienst und Validit t Ferguson 2000 332 4 3 2 Individualpsychologisches Verst ndnis f r Metaphysik und Wissenschaft Wenn die Individualpsychologie eine metaphysische Komponente hat ist sie als Wissenschaft entartet Aus dieser Frage ergibt sich der Bedarf das Verh ltnis zwischen Metaphysik und Wissenschaft zu diskutieren wie es bei Adler verstanden wird Was Metaphysik aber nun genau sei etwas nur Philosophisches oder Wissenschaft oder noch etwas anderes kann man nicht direkt von Adler h ren sowie auch die Philosophie bisher keine Antwort
3. Leistungsminderungen einzelner Faktoren oder Glieder innerhalb eines gr eren funktionellen Systems das zur Bew ltigung einer bestimmten komplexen Anpassungsaufgabe erforderlich ist Neuropsychologische Prozessmodelle der Informationsverarbeitung sprechen dabei von der zwei Funktionsminderung N mlich St rung des Input Systems das f r die Prozesse der Aufnahme Analyse und Speicherung von Information zust ndig ist und St rung des Output Systems das f r die Prozesse der Programmierung Regulation und Ausf hrung von Aktivit ten verantwortlich ist vgl Steinhausen 1992 Schmidt 1982 Nun werden sowohl Learning Disabilities als auch Teilleistungsschw che mit Wahrnehmungs und Informationsverarbeitungsst rung grundlegender elementarer Funktion die notwendig ist um h here komplexe Funktionen aufzubauen und auszudifferenzieren in Zusammenhang gebracht Unter diesem Aspekt der zentralen Wahrnehmungsschw che werden auch weiterhin alle ihre prim ren doch hochkomplexen Leitsymptome wie Konzentrationsschw che eingeschr nkte Ged chtnisleistungen in definierten Modalit ts Bereichen z B Aufmerksamkeitsdefizitte Lese und Rechtschreibschw chen Legasthenie Rechenschw chen Dyskalkulie verminderte Handlungsstrategien K rper und Feinmotorik vermindertes Abstraktions und Symbolerkennungsverm gen verz gertes Lernen verz gerte Sprachentwicklung usw Wenninger 2001 304 in relativ ungekl rter Weise auf zu sta
4. 1973c 38 Ob es wirklich zu St rungen kommt h ngt wieder von den schulischen Sozialisationsbedingungen und Unterrichtsmethoden ab Unstreitbar treten die St rungen vor allem dann in Erscheinung wenn das Kind in der Schule vor neue Aufgaben gestellt wird die ihm zu schwer erscheinen Dies stellte Barkley 1989 durch seinen Befund fest dass bei hyperkinetischen Kindern St rungen der Aufmerksamkeit und Impulskontrolle nicht beobachtet werden k nnen wenn Aufmerksamkeitsleistungen bei Routinet tigkeiten kontinuierlich verst rkt werden das Arbeitstempo selbst bestimmt werden kann und die Aufgabenstellungen h ufig wiederholt werden Auch treten die Verhaltensauff lligkeiten st rker in Leistungssituationen und weniger beim freien Spiel auf H ther und Bonney 2002 53 zeigten auch dass bei offenem Unterricht ohne klare F hrung ADHS Kinder besonders anf llig f r st rende Verhaltensweisen werden 212 w hrend dieselben Kinder bei konventionellen Lehrern die gut strukturiert unterrichten und klar anleiten oft ruhiger und konzentrierter arbeiten k nnen In dem Sinne soll die Schule als Erziehungsst tte nicht aus ihrer erzieherischen Verantwortung entlassen in verschiedenen pr ventiven Angebotsformen dargestellt und auf besondere sch lerspezifische Problemkonstellationen bezogen werden F r ein Schulkind dessen Lebensstil durch verst rktes Unsicherheits und Minderwertigkeitsgef hl oder Verz
5. Adler Alfred Zur Erziehung der Eltern In Alfred Adler u Carl Furtm ller Heilen und Bilden Frankfurt a M 1973b S 219 232 Adler Alfred Erziehungsberatungsstelle In Alfred Adler u Carl Furtm ller Heilen und Bilden Frankfurt a M 1973b S 379 381 Adler Alfred Individualpsychologie in der Schule Frankfurt a M 1973c Adler Alfred Praxis und Theorie der Individualpsychologie Frankfurt a M 1974a Adler Alfred Die Technik der Individualpsychologie Bd I Die Seele des schwererziehbaren Schulkindes Frankfurt a M 1974b Adler Alfred Kindererziehung Frankfurt a M 1976 Adler Alfred Lebenskenntnis Frankfurt a M 1978 Adler Alfred Wozu leben wir Frankfurt a M 1979 Adler Alfred Neurosen Frankfurt a M 1981 Adler Alfred Psychotherapie und Erziehung Bd I 1919 1929 Frankfurt a M 1982a Adler Alfred Psychotherapie und Erziehung Bd II 1930 1932 Frankfurt a M 1982b Adler Alfred Psychotherapie und Erziehung Bd III 1933 1937 Frankfurt a M 1983 Adler Alfred Lebensprobleme Frankfurt a M 1994 Adorno Theodor W Erziehung nach Auschwitz In Theodor W Adorno Stichworte Kritisches Modell 2 Frankfurt a M 1978 269 Albert Roland u Horn Karin Hyperkinetische St rungen im Kindes und Jugendalter Das hyperaktive Kind in Schule und Familie In Z f Heilp dagogik 7 1999 S 326 331 Allport Gordon W The Psychological Nature of Personality In The Personalist 34 1953 S 347 357
6. Beschr nkung der sinnlichen Bed rfnisse Au er dem Willensentschluss wird in der konfuzianischen P dagogik die Notwendigkeit der Erziehung f r die Entfaltung des Jen hervorgehoben Im Konfuzianismus geht die Notwendigkeit der Erziehung und des Lernens von der Frage aus Wie kann man den Willen zur Sittlichkeit im Sinne des Jen richtig erschlie en oder Wie kann man den Weg zum Jen finden Wie im obigen Kapitel erw hnt kann der Mensch im Konfuzianismus ohne Lernen und Erziehung nicht auf den Weg sittlicher Vollendung und nicht zum richtigen Willensentschluss zum Jen kommen Was Konfuzius unter Lernen versteht ist nicht das was wir heute als Wissenschaft bezeichnen k nnten eine rein theoretische Betrachtung eines Gegenstands sondern Lernen ist f r Konfuzius eine Besch ftigung theoretischer und praktischer Art Lernen und fortw hrend ben sind Dinge die unbedingt zusammengeh ren R Wilhelm 1925 139 F r den Konfuzianismus kann somit die Erziehung des Menschen darin bestehen dass man ihm die richtige Erkenntnis ber die menschlichen Harmonieprinzipien vermittelt und in die Praxis umzusetzen hilft Auf diesem grundlegenden Erziehungsprinzip steht die praktische Ethik der f nf menschlichen Beziehungen Zwischen Vater und Sohn Herr und Diener Gatte und Gattin lterem Bruder und j ngerem Bruder Freund und Freund s Kapitel 5 3 1 In der Mitte der konfuzianischen Erziehung steht vor allem die soziale Erkenntnis
7. Herausforderung f r P dagogik und Therapie Stuttgart Berlin K ln 2002 S 7 36 Maturana Humberto R Erkennen Die Organisation und Verk rperung von Wirklichkeit Braunschweig Wiesbaden 1982 Maturana Humberto R u Varela Francisco J Autopoiesis and Cognition Boston 1979 280 Maturana Humberto R und Varela Francisco J Autopoietische Systeme In Humberto R Maturana Erkennen Die Organisation und Verk rperung von Wirklichkeit Braunschweig Wiesbaden 1985 S 170 235 Maturana Humberto R u Varela Francisco J Der Baum der Erkenntnis Die Biologischen Wurzeln des Menschlichen Erkennens Bern M nchen 1987 Meili Richard Gestaltpsychologie Piagets Entwicklungstheorie und Intelligenzstruktur In Gerd Steiner Hrsg Piaget und die Folgen Entwicklungspsychologie Denkpsychologie Genetische Psychologie Bd 7 Die Psychologie des 20 Jahrhunderts Z rich 1978 S 530 546 Meinong Alexius Gesammelte Abhandlungen Leipzig 1915 Menzius Mong Dsi Die Lehrgespr che des Meisters Meng K o aus d Chines bertr u erl von Richard Wilhelm K ln 1982 Merkel Franz F G W Leibniz und die China Mission Leipzig 1920 Merleau Ponty Mauri Signs Evanston Northwestern Univ Press 1964 Metzger Wolfgang Einf hrung In Alfred Adler Der Sinn des Lebens Frankfurt a M 1973 Metzger Wolfgang Gestaltpsychologie Ausgew hlte Werke aus den Jahren 1950 bis 1982 Frankfurt a M 1986 Meyer Vere
8. Kurt Lewin 1890 1947 wandte das Systemmodell auf sozialpsychologische Gegebenheiten an sprach in diesem Zusammenhang jedoch vom Feld wovon ein grundlegender Satz ausgeht Die Psychologie muss den Lebensraum der die Person und ihre Umwelt einschlie t als ein Feld betrachten Nach ihm wird das Verhalten aus einer Gesamtheit der zugleich gegebenen Tatsachen abgeleitet und diese zugleich gegebenen Tatsachen sind insofern als ein dynamisches Feld aufzufassen als der Zustand jedes Teils von jedem anderen Teil abh ngt vgl Lewin 1963 Kurt Koffka 1886 1941 weitete die Prinzipien der Gestaltpsychologie auf weitere Bereiche aus Indem er in seinem Buch Die Grundlagen der psychischen Entwicklung 1921 Entwicklungsprozess als 31 die Erforschung der psycho biologischen Struktur und Ganzheit der Leipziger Schule wie bei Wundts Sch ler Felix Krueger und Friedrich Sander die Charakterologie von Ludwig Klages sowie der Personalismus von William Stern Trotz der unterschiedlichen theoretischen Schwerpunkte stimmen alle ganzheitlichen Ans tze darin berein dass sie dynamische Theorien sind Sie betrachten den Menschen nicht als leblosen Mechanismus der von anderen Menschen bearbeitet und ausgefeilt werden mu bis er die gew nschte Form erreicht hat Hinte u Runge 1994 301 oder als besonders intelligentes Tier sondern statten ihn mit einem reichhaltigen die anschauliche Welt und das anschauliche Ic
9. VV AB8 Der oft in Menzius Dialog auftauchende Begriff des Menschlichen und des Tierischen ist eine Bewertungskonzeption die die sittliche Autonomie von den sinnlichen Bed rfnisse des Menschen unterscheidet die Reife oder Unreife des Mensch liegt darin was man f r wichtiger h lt Der Leib hat edle Teile und unedle hat wichtige Teile und geringe Man darf nicht um des Geringen willen das Wichtige sch digen und nicht um des Unedlen willen das Edle sch digen Wer seine geringen Teile pflegt ist ein geringer Mensch wer seine edlen Teile pflegt ist ein edler Mensch VV A 14 Das Wort Leib in diesem Zitat bedeutet auf Chinesisch sowohl Leib als auch Pers nlichkeit so ist der Dialog dahingehend zu deuten dass sich der Mensch um die eigene Entwicklung und pers nliche Reife fortw hrend bem hen muss Menzius h lt das eigene Bem hen oder Streben f r so wichtig dass er im Dialog mit seinem Sch ler folgendes sagt Alle Menschen k nnen Yaus und Schuns sein das ist doch nicht etwas das die Menschen nicht k nnen Sie tun s nur nicht VV B2 Die Heiligen sind von derselben Art wie wir VV A7 Der Wille eines Individuums ist sein subjektives Wesen das in der funktionalen Bewertung bestimmter Sachverhalte in der belebten und unbelebten Welt seinen spezifischen Ausdruck findet Diese Bewertungen werden im Zuge der Auseinandersetzung mit der ummittelbaren kulturellen Umwelt durch eigenst ndige
10. ber die n he Ausf hrung des Ausdrucks h chste Geisteskraft Wenn der Herrscher seine Eltern liebt so wird unter den Menschen niemand es wagen die seinigen zu hassen Wenn er seine Eltern ehrt so wird unter den Menschen niemand es wagen die seinigen zu mi achten Xiao Jing Kapitel ber den Himmelssohn Die Piet t in der konfuzianischen Gesellschaft gilt nicht nur den eigenen Eltern und die F rsorge nicht nur dem eigenen Nachwuchs so dass alle Alten einen sorglosen Lebensabend verbringen alle Erwachsenen ihr K nnen entfalten alle Kinder und Kranken ern hrt werden k nnen Wie wiederholt festgestellt gestaltet die kindlichen Piet t in der Beziehung zu den Br dern die Br derlichkeit zu Freunden die Freundschaft zu den N chsten die N chstenliebe und zu der Gemeinde das Gemeinschaftsgef hl und entwickelt diese zur Pflege des Mitmenschen oder der Gesellschaft Wo ist unsere Heimat In der Liebe Was ist unser Weg Die Pflicht In der Liebe zu Hause sein und nach der Pflicht wandeln das ist alles was zu einem gro en Manne geh rt Menzius VI A33 Neben diese gew hnliche Eigenschaft der kindlichen Piet t d h die Piet t als Menschenliebe und soziale Pflicht des gereiften Individuums stellte Hs n Tzu die h chste Piet t zu der geh rt dass der Mann dem rechten Wege Tao eher folgt als seinem Herrscher den Regeln der Recht und Schicklichkeit eher als den Befehlen seines Vaters Hs
11. ber tats chliche Vorf lle Wenn ein Problem in der Klasse auftaucht k nnen sich die Mitglieder daran beteiligen und haben so die M glichkeit sich zu u ern Sie k nnen die Gr nde eines solchen Problems analysieren und Schlussfolgerungen daraus ziehen Adler 1976 107 Kinder erfahren dadurch was andere denken sie lernen auch sich gegenseitig zu achten die Brille ihrer bisherigen tendenzi sen Apperzeption abzulegen und eine sachliche Haltung einzunehmen Birnbaum1932 179 z n Benkmann 1995 423 Sie erwerben schlie lich gr ere Sensibilit t f r interpersonale Beziehungen ebd Die Klasse als Arbeitsgemeinschaft zielt auf die unterrichtliche Verwirklichung durch Gemeinschafts und Gruppenarbeit oder freie Schuldiskussion Jeder 216 Lernstoff wird also nicht in Form der einseitigen Darbietung durch den Lehrer sondern in Form der projektierenden Selbstt tigkeit der Sch ler erarbeitet Dabei bildet sich auch ein spezielles Helfersystem aus in dem schw chere Kinder durch st rkere unterst tzt werden sollen Bleidick 1985 122 Sch ler mit Lernschw chen oder Verhaltensauff lligkeiten sind in dieser Gemeinschaft nicht unbedingt die Hilfesuchenden sie k nnen auch Helfer sein wenn der Unterricht auch auf ihre St rken orientiert gestaltet wird Den Sch ler zum Helferdienst am einzelnen zu veranlassen und dadurch eigenes K nnen anderen zu helfen erfahren zu lassen ist ein hervorragendes M
12. der vern nftige notwendige Gang des Weltgeistes sei ebd 22 Diese vern nftig entwickelte Weltgeschichte ist wiederum der Fortschritt im Bewu tsein der Freiheit ebd 32 Da bei Hegel die Bestimmung des Geistes Freiheit ist ist auch der Endzweck der Geschichte die Verwirklichung der Freiheit Neben 22 diesem idealen Begriff der Geschichte der Freiheit verf gte Hegel zugleich paradoxerweise ber einen durchaus realistischen Geschichtssinn So bezeichnete er die Menschheitsgeschichte als eine immense Schlachtbank auf der Unz hlige zum Opfer gebracht worden sind ebd 35 Bei Hegel ist vermutlich die Schlachtbank der Geschichte die Wirklichkeit d h ein u erliches Ph nomen deren idealer Begriff Geschichte der Freiheit eine Selbsterkl rung ist d h ein innerliches Selbstverstehen das sich am Vernunftzustand der Gesellschaft und am Ziel der Geschichte orientiert Solch ein Verh ltnis zwischen Wirklichkeit und Vernunft wurde bereits in der franz sischen Revolution demonstriert Die damals so hoffnungsvoll verk ndeten Ideale Freiheit Gleichheit und Br derlichkeit galten wenige Jahre sp ter mehr f r die Kolonialstaaten als f r die Kolonien Bekanntlich w tete im Kolonialstaat die Guillotine Inbegriff von Willk r und Herrschaft gegen alle die sich dem westlichen Fortschrittsbegriff der dem Westen als Begriff der Verwirklichung der Freiheit galt nicht beugen wollten Der abendl n
13. 3 23 Gray Phyllis Immer mehr amerikanische Kinder erhalten Psychopharmaka Trent online 12 1998 http www trend partisan net trd1298 index html Grimm Tilemann Chinas Tradition im Umbruch der Zeit Opladen 1971 Groot J J M de Universalismus Berlin 1918 Gruehn Sabine Unterricht und schulisches Lernen M nster u a 2000 Gudjons Herbert Vorwort In Volker Buddrus Hrsg Humanistische P dagogik Eine Einf hrung in Ans tze integrativen und personenzentrierten Lehrens und Lernens Bad Heilbrunn 1995 S 7 Guislain Jozef Abhandlung ber die Phrenopathien Stuttgart 1838 Guo Moruo Buch der zehn Kritiken Beijing 1954 Haeberlin Urs Bless Gerard Moser Urs u Klaghofer Richard Die Integration von Lernbehinderten Bern Stuttgart Wien 1999 Hafer Hertha Die heimliche Droge Nahrungsphosphat Ursache f r Verhaltensst rungen Schulversagen und Jugendkriminalit t Kriminalistik Heidelberg 1986 Hang Thaddaeus T ui Chieh Das kosmische Jen Die Begegnung von Christentum und Konfuzianismus Frankfurt a M 1993 Hansen Holger et al Epidemiology In Wortis Joseph Ed Mental Retardation and Development Disabilities Vol XI New York 1980 S 21 Hardenberg Irene von Schwangerschaft Erlebnis im Mutterleib In GEO Magazin 07 2001 http www geo de Hartmann Fritz Was kann Ganzheitliche Medizin sein In Kritische Medizin im Argument Der ganze Mensch und die Medizin Sonderband AS 162 Hamburg 1989 S 7 2
14. Berlin K ln 2002 S 15 23 Otto Berthold Ratschl ge f r h uslichen Unterricht Heidelberg 1965 Paracelsus Theophrast S mtliche Werke 1 Abt Medizinische naturwissenschaftliche und philosophische Schriften hrsg v Karl Sudhoff M nchen Berlin 1922 1933 Paracelsus Theophrast Mikrokosmos und Makrokosmos Okkulte Schriften von Paracelsus hrsg mit einer Einf hrung von Helmut Werner M nchen 1989 Park Se Mu Dongmongseonsub Fr herziehung zur Kinderaufkl rung erl v Lee Ki Seok Seoul 1994 Parkes Graham Thoughts on the Way Being and Time via Lao Chuang In Graham Parkes Hrsg Heidegger and Asien Thought Honolulu 1987 S 105 144 Parsons Talcott Definition von Gesundheit und Krankheit im Licht der Wertbegriffe und der sozialen Struktur Amerikas In Mitscherlich Alexander et al Der Kranke in der modernen Gesellschaft K ln 1967 S 57 87 Perleth Christoph Einsatz normierter Testverfahren in der sonderp dagogischen Diagnostik In Michaela Greisbach Udo Kullik u Elmar Souvignier Von der Lernbehindertenp dagogik zur Praxis schulischer Lernf rderung Lengerich u a 1998 S 173 190 Petermann Franz Vorwort In Franz Petermann Hrsg Lehrbuch der Klinischen Kinderpsychologie Modelle psychischer St rungen im Kindes und Jugendalter G ttingen u a 1996 Piper Hermann Ein Wort die Hilfsklassen oder Hilfsschulen betreffend In Z f die Behandlung Schwachsinniger und Epil
15. Ganzheit und Wissenschaft Das historische Fallbeispiel der romantischen Wissenschaft W rzburg 1997 Koffka Kurt Die Grundlagen der psychischen Entwicklung Osterwiek a H 1921 K hler Wolfgang Nachweis einfacher Strukturfunktionen beim Schimpansen und beim Haushuhn ber eine neue Methode zur Untersuchung des bunten Farbensystems Abhandlungen der k niglich Preu ischen Akademie der Wissenschaft Physikalisch mathematische Klasse 2 Berlin 1918 K hler Wolfgang Intelligenzpr fungen an Menschaffen Berlin 1963 Konfuzius Schi king Das kanonische Liederbuch der Chinesen Aus dem Chinesischen bersetzt und erkl rt von Victor von Strauss Heildelberg 1880 Konfuzius Gespr che Lun Y aus dem Chin bertr u hrsg von Richard Wilhelm K ln 1982 Koreanisch Gro w rterbuch Kompilationskomitee Hrsg Gro w rterbuch f r Koreanisch Seoul 1976 Kr mer Hans J Arete bei Platon und Aristoteles Zum Wesen und zur Geschichte der platonischen Ontologie Heidelberg 1959 Krause Friedrich E A Ju Tao Fo Die Religi sen und philosophischen Systeme Ostasiens M nchen 1924 Kretschmer Wolfgang Holismus In Reinhard Brunner u Michael Titze Hrsg W rterbuch der Individualpsychologie M nchen Basel 1995a S 227 228 Kretschmer Wolfgang Krankheit In Reinhard Brunner u Michael Titze Hrsg W rterbuch der Individualpsychologie 2 Aufl M nchen Basel 1995b S 269 270 Kretschmer Wolfgang u Titze Michael Normal
16. Gemeinschaftserziehung unter Anwendung dieser Ermutigungsprinzipien kann in f nf Phasen unterteilt werden vgl Bleidick 1985 119f Vernooij 1992 124 138 1 Kontaktphase Herstellung eines Vertrauensverh ltnisses zum Kind 2 Entlastungsphase Entbindung von kindlicher Mutlosigkeit und leistungshemmender Verzagtheit von Minderwertigkeitsgef hl von der Blockade der hoffnungslosen Isoliertheit den Mitmenschen gegen ber und zugleich Freilegung der nat rlichen Neigung zum Mitmenschen 3 Enth llungsphase Suche nach dem Fehlers f r die ganze irrt mliche Lebenshaltung und nach den Gr nden f r das Versagen der Gemeinschaftswilligkeit Erkennen der individuellen St rken und guten Eigenschaft 214 4 Trainingsphase Planm ige Aktivierung der durch die Enth llung frei gewordenen positiven Kr fte der Ermutigung gleichzeitig deren Befestigung und Ersetzen der unn tzen Leitlinie durch produktive p dagogische Aktivit t 5 Nachbetreuungsphase Herbeif hren planm iger Situation die ein Erfolgserlebnis wahrscheinlich machen und Hilfe zur weiteren Erfahrung des eigenen K nnens Wie die Darstellungen der Aufgabe der Schule und der Funktion des Lehrers andeutet handelt es sich bei der individualpsychologisch p dagogischen Intervention um keine Beeinflussung der Symptome sondern der Wurzeln Birnbaum 1983 286 Birnbaum nennt es Radikalbehandlung ebd Wie im obigen Abschnitt erw hnt interessiert sich die ind
17. Handbuch der Schulpsychologie auf kosystemischer Grundlage Bern Stuttgart Wien 1993 Kausen Rudolf Zur Theorie der Individualpsychologie In Pongratz L Hrsg Handbuch der Psychologie in 12 B nden 8 Bd 2 Halbbadn G ttingen 1977 S 889 919 Kielhorn Heinrich Die Organisation der Hilfsschule Bericht ber den Zweiten Verbandtag der Hilfsschulen Deutschlands zu Cassel Langensalza 1899 Kim Dae Jung Is Culture Destiny The Myth of Asia s Anti Democratic Values In Foreign Affairs Nov Dez 1994 Kircher Veronica Die heil Jp dagogische Beziehung im Umgang mit verhaltensgest rten Kindern ein Thema im Grenzbereich zwischen Heilp dagogik Sozialp dagogik und 277 Therapie In Vierteljahresschrift f r Heilp dagogik und ihre Nachbargebiete VHN Jg 65 H 3 1996 S 341 351 Kirk Samuel A Behavioral diagnosis and remediation of learning disabilities In Proceedings of the Conference on the Exploration into the Problems of the Perceptually Handicapped Child Evanston IL Found for Perceptually Handicapped Children 1963 Reprinted in S A Kirk amp J McCarthy Ed Learning Disabilities Selected ACLD papers Boston 1975 Klein Ferdinand Meinertz Friedrich u Kausen Rudolf Heilp dagogik Ein p dagogisches Lerh und Studienbuch 10 Aufl Bad Heilbrunn 1999 Kleinefeld Norbert Wiederentdeckung der Ganzheit Oldenburg 1997 Klu mann Rudolf Psychosomatische Medizin Berlin 1992 K chy Kristian
18. Hocke Reinhold Zur Problematik des hyperkinetischen Syndroms In Kinderanalyse H 2 1993 S 118 130 Hohm Hans J rgen Soziale Systeme Kommunikation Mensch Eine Einf hrung in soziologische Systemtheorie Weinheim 2000 Holz Hans H Leibniz Stuttgart 1958 Hsiao Paul Shih Yi Heidegger and Our Tranlation of the Tao Te Ching In Graham Parkes Hrsg Heidegger and Asian Thought Honolulu 1987 S 93 103 Hs n Tzu Hs n Tzu ins Deutsche bertragen von Hermann K ster Kaldenkirchen 1967 Huangdi neijing lingshu Inneren Klassiker des Gelben Ahnherrschers Teil v Zentrum der Wirkkraft bers v Cho Sung Man Seoul 2002 Huh Jun Handbuch der stlichen Medizin dong i bo gam 1610 aus dem alten koreanischen Text bers v Huh Min Busan Korea 1974 Hurrelmann Klaus Sozialisation und Gesundheit Somatische psychische und soziale Risikofaktoren im Lebenslauf Weinheim M nchen 1988 Hurrelmann Klaus Gewalt ist ein Symptom f r fehlende soziale Kompetenz In Klaus Hurrelmann Norbert Rixius u Heinz Schirp Hrsg Gewalt in der Schule Ursache Vorbeugung Intervention Weinheim Basel 1999 S 10 26 276 Huschke Rhein Rolf Systemische P dagogik Bd III Systemtheorie f r die P dagogik K ln 1989 Huschke Rhein Rolf Systemische Erziehungswissenschaft In Helmwart Hierdies u Theo Hug Hrsg Taschenbuch der P dagogik Bd 2 Erziehungswissenschaft G ppingen 1997 S 470 485 Husserl Edmund V F
19. Kapitel 5 3 2 5 3 3 existieren ist bei Laotse das Tao des Menschen Aber die Taoisten weigern sich dieses Tao mit irgend einem 258 Namen zu benennen Denn der SINN Tao der sich aussprechen l sst ist nicht der ewige SINN Tao Der Name der sich nennen l sst ist nicht der ewige Name Laotse Kapitel 1 Wenn eine Tugend z B jen genannt wird dann ist das nicht mehr das urspr ngliche jen Sobald das jen als Verhaltensregel einmal genannt ist wird es durch die Sprache eingeschr nkt oder eingeschlossen Das genannte oder bereits zu einer Regel gewordene jen behindert die Spontanit t der Bet tigung in der man frei und sch pferisch auf neue Beziehungswelten reagieren kann Die Tugend das Leben bers v R Wilhelm ist nach Laotse eben nichts anderes als dieses spontan sich bet tigende mit dem Weltgrund letzten Endes identische Menschenwesen Sehr wichtig dabei ist die Spontanit t der Bet tigung diese Spontanit t ist das Geheimnis der Tugend R Wilhelm 1982 29 Unter spontanen Tun w re ein absichtloses Tun vgl Laotse Kapitel 38 zu verstehen Es steht im Gegensatz zu den menschlichen Angelegenheiten die ein aktives Eingreifen des Menschen voraussetzen In diesem Sinne ist das spontane Tun ein Tun im Nicht Tun wu wei oder ein Tun im Bewusstsein der Leere Wer die Gerechtigkeit als Verhaltensregel hochh lt handelt und hat Absichten Lehren ohne Worte beim Tun im Nicht Tun wu wei zu verweile
20. Kapitel 5 3 3 her noch nicht entfaltete oder als verletztes kindliche Herz vgl Menzius VI A11 Dieses St rungsbild kann nicht in konfuzianischem Sinne als Krankheit sondern eher als Unausgeglichenheit der dynamischen Wechselbeziehung von Yin und Yang beurteilt werden die wiederum grunds tzlich als innerpsychische Beziehungsst rung mit sich selbst und mit dem Du dem Anderen gedeutet werden kann 218 6 3 1 Die Begriffe Gesundheit und Krankheit im alten Ostasien Auf die Frage Was ist Gesundheit Was ist Krankheit Wie erlangt ein Mensch Genesung besitzt jede Kultur ihre eigenen Antworten Wie in Kapitel 3 2 betrachtet wird im westlichen biomedizinischen Modell der menschliche K rper in seiner maschinellen Funktionsweise behandelt wobei die Funktionen analysiert werden Krankheit gilt somit als Fehlfunktion von biologischen Mechanismen die aus Sicht der Zell und Molekularbiologie untersucht werden wobei auch Gesundheit als mechanische Funktion erkl rt wird Krankheit ist salopp gesagt wenn etwas mit dem K rper oder mit der Seele nicht in Ordnung ist und Gesundheit wenn keine Krankheit vorliegt Dieses begrenzte Verst ndnis von Gesundheit als Abwesenheit von Krankheit wurde bereits durch die Gesundheitsdefinition der WHO berwunden in der Gesundheit als Zustand des v lligen k rperlichen seelischen und sozialen Wohlbefindens und nicht nur das Freisein von Krankheit und Gebrechen WHO 1946 definiert wur
21. Sonderp dagogik die Bedeutung zu die dem kausal analytischen Prinzip mit linearen Denkmustern verhafteten Wissenschaftsverst ndnis nicht zusteht Die Kausalit t im Seelenleben wonach es prim r um das Erhellen von st renden Ursachen und dann um die Beseitigung mit Interventionsstrategien geht wurde von Adler nicht ernst genommen Adler 1973a 23 da er das menschliche Seelenleben zun chst so betrachtet und verstanden hat als ob es aus angeborenen Potenzen unter dem Einflu Yin stellt das dunkel passiv rezeptiv weibliche Element oder auch die Kraft dar Yang das lumin s aktiv gebend m nnliche Beide Elemente und Kr fte sind in jedem wirklich Seienden zugegen 31 einer Zielsetzung zu seiner sp teren Beschaffenheit herangewachsen w re Ders 1966 74f Adler kommt somit das Verdienst zu die angemessene Gewichtung von komplement r sich erg nzenden kausalen und teleologischen Erkl rungen gewonnen zu haben Er hielt es f r sinnlos den Charakter eines Menschen nur aus Triebschicksalen wie die klassische Psychoanalyse oder nur aus bedingten Reaktionen bzw Konditionierungen wie die klassische Verhaltenstherapie zu konstruieren solange man das Ziel eines Menschen nicht erkennt auf das solche Regungen gerichtet sind ders 1978 26f Die Individualpsychologie nimmt somit die Pers nlichkeit als zielgerichtete Einheit auf Das Ziel des menschlichen Seelenlebens wird so zum Dirigenten zur causa finalis und re
22. Subjekt ist nach L vinas nicht mehr pr existent zum Anderen sondern existiert nur durch den Anspruch des Anderen vgl L vinas 1992 Von dieser Erfahrung des Anderen her ergibt sich die Verantwortung Und der Zugang zum N chsten geschieht in dieser Verantwortung urspr nglich aber nicht im Anrufen des anderen Menschen vgl Ders 1986 Der Andere weist Mir somit eine Verantwortung zu und in Umkehrung der traditionellen Subjektzentriertheit hat das Du in seiner Andersheit den absoluten Vorrang Wie das Wort Subjekt im urspr nglichen Sinn vom lateinischen Subiectum das Daruntergeworfene abgeleitet ist bin ich verantwortlich f r den Anderen dem Anderen gegen ber unterworfen und vor allem in diesem Sinne bin ich Subjekt ebd 75 L vinas versuchte ein anderes Subjekt das bisher in der Tiefenstruktur menschlichen Daseins verborgen geblieben war wiederherzustellen und entwarf eine Botschaft zur Ethik der Alterit t Der einzige absolute Wert den es gibt ist die F higkeit des Menschen dem Anderen den Vortritt vor sich zu lassen L vinas 1995 139 Das Denken der Differenz und des Anderen unterscheidet sich von der Hauptlinie der Traditionen der westlichen Philosophie im Stil des Denkens und mit der Erschlie ung eines neuen Gedankenfeldes Neben den Begriffen Differenz als Unter Schied von Heidegger und Alterit t von L vinas geh ren die Begriffe difference von Derrida vgl 1988 differen
23. Wenn dies im Lebewesen geschehen kann was hindert es daran auch im All zu geschehen Denn wie es in der Welt des kleinen Mikrokosmos geschieht so geschieht es auch in der Welt des Gro en Aristoteles Physik zit n Needham 1984 220 Diese Lehre von der Analogie zwischen Makro und Mikrokosmos wurde durch Platon begonnen durch die griechischen Stoiker fortgesetzt und schlie lich von vielen Philosophen in Europa weiter entwickelt vgl Needham 1984 So schrieb Needham Die meisten behaupten die Welt sei ein beseeltes und vern nftiges Wesen Dies f hrte nat rlich zu einer genauen Entsprechung von Mensch und Natur und im 1 Jahrhundert nach Christus finden wir bei dem r mischen Philosophen und Staatsmann Seneca ausgesprochen die Natur gleiche dem K rper des Menschen die Wasserl ufe entspr chen den Adern die Gesteine und Mineralien dem Fleisch die Erdbeben den K mpfen usw ebd 221 Diese Welt und Menschenauffassung des Altertums entwickelte sich in der europ ischen Philosophie weiter und erreichte in der Renaissance ihren H hepunkt Wichtige Vertreter dieser Lehre waren u a Nikolaus Cusanus 1401 1464 Theophrastus Paracelsus 1493 1541 Giordano Bruno 1548 1600 und Jakob B hme 1575 1624 Nat rlich liegt ein gro er Unterschied zwischen der westlichen und der stlichen kosmologischen Lehre 118 besonders in der Auffassung der Substanz die in sich ist die durch sich begriffen wird und die das unend
24. Yin Der Mann ist Yang die Frau Yin Chungiu fanlu 12 53 5b f wiederzit n Roetz 1992 369 Und sowie Yin und Yang durch ihre Wechselwirkungen eine harmonische Einheit bilden und weitere individuelle Einheiten erzeugen steht der Vater bzw Mutter zum Sohn oder Tochter in einem Verh ltnis der gegenseitigen Liebe wie der Monarch zum Beamten der Mann zur Frau Alt zu Jung der Freund zum Freund Gan 1997 64 Was wir hier beachten sollen ist die Tatsache dass wir diese zwischenmenschlichen Beziehungen nicht zu sehr in moralischer Weise verstehen d rfen Die universellen gegenseitigen Beziehungen zwischen Yin und Yang sind zwar harmonisch aber niemals von au en erzwungen Es ist Natur Das Wort Natur tsi jan bedeutet von selbst so im Sinne von naturgegeben also nicht durch Handeln oder Eingriff von au en bewirkt vgl Unger 2000 74 Die oben erw hnte erste Beziehungsbestimmung Die Liebe zwischen Eltern und Kind in der angedeutet wird dass die Eltern dem Kind liebevoll begegnen und das Kind vor den Eltern Ehrfurcht haben soll darf in diesem Sinne nicht als blo es Sollen verstanden werden Es ist in konfuzianischem Sinne keine Sollenssache sondern eher ein nat rlicher Weg Tao Eben so die treue Ergebenheit der Beamten f r den Monarch und das gerechte und h fliche Benehmen des Monarchen gegen ber den Beamten die gegenseitige Verehrung zwischen Frau und Mann der Respekt der Jungen vor Alten und Lie
25. brigen Wesen ist als er innerhalb der Gemeinschaft eine bestimmte Stellung innehat und auf diese Weise bei der Erhaltung von sozialer Ordnung die die Grundlage der kosmischen Ordnung ist mitwirken darf In individualpsychologischem 136 Sinne ist die Gemeinschaft ein Verh ltnis der Gegenseitigkeit der kompensatorischen gegenseitigen Hilfe Zusammenarbeit Kooperation Zusammenarbeit hei t gemeinsam gemeinsame Aufgaben com munia l sen B hringer 1985 100 Die gegenseitige kompensatorische Gemeinschaft findet ihren Ursprung nach Adlers Theorie ber die Kompensation der Organminderwertigkeit im biologischen Leben verwirklicht sich in der Partnerschaft Familie Verwandtschaft Nachbarschaft und Freundschaft vgl ebd Das Element des gegenseitigen Helfens und Dienens in der Gemeinschaft findet sich auch als wichtigster Lehransatz in der ostasiatischen Kosmologie wo alles Lebende sich immer in gegenseitiger Beziehung zu anderen Einheiten befindet und zwar sowohl nach innen als auch nach au en Nach innen ist ein Lebendes st ndig in Beziehung mit jedem Glied ja mit jeder Zelle und mit jedem Teil eines Molek ls Nach au en ist der Mensch in der Lage mit seiner Gef hls und Gedankenwelt berall frei zu kommunizieren Wie bereits veranschaulicht worden ist kommt der allgemeine Erzeugungsimpuls aller Dinge des Universums durch die Beziehung zwischen Yin und Yang zustande Eben so entwickelt sich die flie ende K
26. che 1 2 oder Kapitel 5 3 2 Die Erziehung zum xiao ist somit eindeutig die Erziehung zum Jen n mlich so wie Jen bersetzt wird die Erziehung zum Menschensein und zur Gemeinschaftsbezogenheit damit zielt die xiao Erziehung darauf Liebesf higkeit Kooperationsf higkeit Verantwortlichkeit und Selbst ndigkeit zu entfalten Dar ber soll noch in dieser Arbeit gesprochen werden Das Kind in der Gro familie lernt bereits wie ausgef hrt in der fr hen Kindheit durch Beobachtung die kindliche Piet t welche die Eltern den Gro eltern zeigen Die t glich beobachtete Szene in der die Gro eltern sich freuen und stolz auf ihren Sohn sind muss vom kleinen Kind aus individualpsychologischer Sicht eigentlich als Aufforderung gesehen werden die bei den erwachsenen Vorbildern beobachteten Kontingenzen der T chtigkeit zu bernehmen Das Kind das ein gesundes Seelenleben hat macht die Eltern zu seinem Leitbild und erblickt seine Vollkommenheit darin danach zu streben ein ansehnliches Familienmitglied und guter Mitmensch zu werden Diese psychische Grundlage bedingt den Versuch die Eltern zu imitieren und das Kind wird durch die positive Reaktion der Erwachsenen in seinen K nnen best tigt und sieht darin die h chste Erf llung und Best tigung seines Wesens Adler 1982a 232 Die kindliche Piet t hat ihre naturgem e Basis in der Familie im Verh ltnis der Kinder zu den Eltern und ist methodisches Prinzip der ethischen Be
27. das Vermeiden von als Allergieausl ser bekannten Nahrungsmitteln beobachtet zu haben zit n Hocke 1993 S 123 Auf der einen Seite bejahen manche Autoren die M glichkeit dass jedes Nahrungsmittel in Frage kommen kann auf der anderen Seite sind sie bez glich der Effektivit t der Di t im Zusammenhang mit Verhaltens nderungen skeptisch In einer Stellungnahme der Deutschen Gesellschaft f r Kinder und Jugendpsychiatrie im Deutschen rzteblatt wurde auf fehlende Belege der Hypothese f r Zusammenh nge zwischen Stoffwechselst rungen und Verhaltens und Lernst rungen hingewiesen vgl Deutsches rzteblatt 1987 661f auch weitere empirische Studien konnten diese Hypothese nicht best tigen vgl D pfner 2000 Vernooij 1992 38 sieht die Ursachen f r die positiven Untersuchungsergebnisse eher in der Situations nderung f r die Kinder w hrend der Di t dass bei der Durchf hrung einer so relativ aufwendigen Di t die Mittelpunktposition des betroffenen Kindes verst rkt wird Verbunden damit sind mit hoher Wahrscheinlichkeit eine Ver nderung des Zuwendungsverhaltens eine Ver nderung der Kommunikations und Interaktionsmuster 179 eine anf ngliche Entspannung der Drucksituation sowohl f r die Eltern als auch f r das Kind eine Ver nderung der Familienatmosph re allgemein Die Di ttheorie muss noch n her erforscht werden nicht nur in Bezug auf Besserung sondern auch auf Nebenwirkungen durch ei
28. die der Mensch in seiner Umwelt wahrzunehmen vermag Menschliche Interaktion ist letztlich das Feld auf dem Gef hle die wichtigsten Funktionen hat In einer mit Gef hl erlebten Situation ergeben ihre Teilaspekte einen Einklang und sich gegenseitige Best rkung bis zu einer emotionalen Stimmigkeit durch die die Teilstimmen erst zum Gef hl zusammenkommen Ein Gef hl bildet sich aus der zu einer Einheit zusammenflie enden und sich strukturierenden Stimmigkeit in der Parallelit t des Geschehens vgl Husserl 1975 46 53 Zu den Dingen der objektiven Wirklichkeit haben wir nur durch unser F hlen eine Beziehung Indem wir also f hlen lieben oder hassen usw schaffen wir die Wirklichkeit 89 die uns als Wechselwirkung gegen bersteht Gef hle sind somit Wirklichkeit schaffende Elemente Gerade diese F higkeit zur Wirklichkeitskonstruktion ist gefragt wenn wir zwischenmenschliche Beziehungen im Sinne des Gemeinschaftsgef hls ausbalancieren wollen Branke 1998 224 Dieses Interaktionsgleichgewicht in der zwischenmenschlichen Beziehung ist nur dann m glich wenn wir dazu f hig sind uns selbst in das Sein des Anderen hinein zu f hlen Der Ursprung der F higkeit zur Einf hlung liegt im angeborenen Gemeinschaftsgef hl Adler 1966 65 In seiner Theorie der einf hlenden Beziehungen hat Macann drei Schritte ihrer Entwicklung dargestellt die den Vorg ngen dreidimensionaler Wirklichkeitskonstruktion des Gemeinschaftsgef
29. durch die Spannung zwischen Organmaterial Trieb und den Anforderungen der Au enwelt leicht ein Minderwertigkeitsgef hl Es versucht in seiner Stellung zur Welt Z ge wie ngstlichkeit Zweifel Unsicherheit Sch chternheit und Feigheit einzuordnen vgl Adler 1973b 212 wobei seine Ichfindung allzu gegens tzlich zur Umweltfindung ausf llt Solche Kinder kommen sich schon bei geringsten Anl ssen vernachl ssigt verletzt klein und beschmutzt vor Infolge seiner tendenzi sen Apperzeption macht er st ndig negative Erfahrungen die sein Sicherungssystem best tigen vgl ebd 70ff zit n Pongratz 1995 354f Die Individualpsychologie spricht in Bezug auf vorgeburtliche St rungen besonders der Beziehung oder Bindung zur Mutter von einer M glichkeit f r die Entstehung von nerv sen Symptomen Aus der Sicht der Individualpsychologie hat somit vorgeburtliche Erziehung gro e Bedeutung f r die Vorbeugung vor psychologischer geistiger und physischer Fehlentwicklung des Kindes die durch ein angeborenes Minderwertigkeitsgef hl ausgel st werden kann Noch zu Adlers Zeiten herrschte die Meinung vor ein Kind habe w hrend der Geburt keine Empfindungen Freud meinte da es bei der Geburt kein Bewusstsein gibt da 238 von dem sogenannten Geburtstrauma keine Erinnerung zur ckbleibt und da die Gefahr der Geburt noch keinen psychischen Inhalt hat Spitz 1972 55 Ebenso sagte Spitz ebd 54f dass die Spe
30. ebd Unter diesem Aspekt wird die St rung nicht als eine Eigenschaft des einzelnen oder eines Teils sondern als eine Eigenschaft ihres gemeinsamen Systems verstanden So haben therapeutische Techniken entsprechend die systemischen Beziehungsregeln zum Gegenstand und nicht das Verhalten und Erleben des einzelnen Patienten Es ist eben die Grundlage der Systemischen Familientherapie vgl Watzlawick et al 1974 Aus den zahlreichen interdisziplin ren Studien ber das lebendige sich selbst organisierende System die in den letzten Jahren in verschiedenen Fachbereich erstellt wurden ergeben sich wiederum neue und aufregende Folgerungen f r die P dagogik und ihre Praxis So wird Lernen auf systemisch konstruktivstischem Ansatz als ein autopoietischer selbstgesteuerter eigenwilliger und eigensinniger Prozess definiert Siebert 2003 18 Lernen ist abh ngig von individuellen und sozialen Konstruktionsprozessen Die Abh ngigkeit des Lernens vom Individuum bedeutet nat rlich nicht dass Lernen keine g nstigen Lernumgebungen ben tigt sondern dass das Lernen eines Menschen eine konstruktive T tigkeit eines lebenden Systems ist das sich tendenziell selbst steuert Anders ausgedr ckt Lernen findet in Kontexten statt erfolgt somit multidimensional und systematisch und l sst sich nicht durch Fremdsteuerung determinieren vgl ebd 18f Dieser Ansatz verlangt damit einen Perspektivenwechsel von den Lehraktivit ten f r alle L
31. gleich als st nde er mit dem Gesicht gerade vor der Wand Gespr che 17 10 Das Buch des Liedes war f r Ostasiaten nicht nur ein Hauptwerk f r die Charakterbildung sondern auch ein Buch mit einem politischen tieferen Sinn China war ein ungeheuerer Kontinent mit gro em Chaos in dem die verschiedenen V lker und Kulturen miteinander kommunizierten Es w re nicht m glich gewesen die gesamte Situation von Gesellschaft und Politik mit einer logischen Erkenntnis zu erkl ren und zu begreifen Chinesen brauchten nicht eine logische und rationale Erkenntnis sondern eine intuitive und poetische Kreativit t um einen Einblick in die Welt zu gewinnen Diese Deutung kommt von Konfuzius Der Meister sprach Meine jungen Freunde warum besch ftigt ihr euch nicht mit der Poesie Die Poesie ist geeignet die Phantasie anzuregen sie h lt uns das Leben in einem Spiegel zur Betrachtung vor und reinigt dadurch die Gef hle sie erweckt soziale Gesinnungen sie entfacht den Groll gegen Ungerechtigkeit und Falschheit sie l t gute Vors tze zu sittlichem Handeln in Familie und Staat entstehen Und au erdem erweitert sie unsere Kenntnis der ganzen organisierten Welt Gespr che 17 9 Auf den Wert der Poesie wird hier f r Menschenkenntnis Weltauffassung und daraus folgender Gewandtheit des Benehmens in allen Lebenslagen hingewiesen Aber Wissen das nicht in die Praxis umgesetzt wird ist auch tot Dreihundert Verse aus dem Liederbuch auf
32. glichkeit einer L sung durch sein eigenes Handeln sieht an der seine bisher erworbenen Reaktionen und Strategien scheitern Rothenberger u H ther 1997 631 Diese dauernde Entmutigung in der Beziehung tr gt dazu bei diesen emotionalen Regelkreis in anderer Art und Weise zu verschalten indem unsicherheitssensitive Regelkreise massiv und langhaltend im kindlichen Gehirn aktiviert werden Die damit einhergehende vermehrte Aussch ttung bestimmter Botenstoffe z B Glucokortikoide die f r die Umstrukturierung und Reorganisation synaptischer Verbindungen und neuraler Netzwerke von wesentlicher Bedeutung sind hat einen destabilisierenden Einfluss auf bereits entstandene neuronale Verschaltungen vgl H ther u Bonney 2002 56 59 Dieser destabilisierende Einfluss f hrt weiterhin dazu die bereits stabilisierten alten Verschaltungen durch neue zu ersetzen um bisher unkontrollierbare psychosoziale Konflikte kontrollierbar zu machen Das bedeutet eine grunds tzliche Ver nderung im Denken F hlen und Handeln eines Kindes Anders ausgedr ckt das Kind wird also gezwungen irgendeine Stress Bew ltigungsstrategie zu entwickeln um die unkontrollierbare Stressreaktion in den Griff zu bekommen In den meisten F llen reagiert das Gehirn unmittelbar mit Degeneration d h das Kind greift auf ltere bereits einmal in seiner fr hen Kindheit genutzte M glichkeiten Verschaltungsmuster zur ck die als gegenwartsfern oder als nicht mehr de
33. higkeit vermittelt fehlt Sch lern die sich den Anforderungen nicht anpassen wird dagegen leicht das Etikett schlechter Sch ler oder verhaltensgest rt angeheftet F r beide Sch lergruppen fehlt die Befriedigung des Bed rfnisses nach liebevoller und produktiver Bezogenheit Kreativit t und Vernunft was schlie lich zu einer tiefen Entmutigung der Sch ler f hrt Ung nstige famili re Sozialisationsbedingungen z B die Scheidung der Eltern oder die ausgrenzende Erfahrung von Armut und Arbeitslosigkeit der Eltern und demzufolge 210 m gliche gest rte Beziehungserfahrung f hren ein Kind oft zu Aggressivit t Hyperaktivit t und Konzentrationsst rung Daneben leisten auch die heutigen schulischen Sozialisationsbedingungen einen Beitrag zur Entmutigung die Schulversagen Lern und Verhaltensst rungen verursachen k nnen Ermutigung hatte urspr nglich die p dagogische Funktion das Gleichgewicht der Sch ler zu stabilisieren wodurch die Regeln des sozialen Zusammenlebens erarbeitet und verinnerlicht werden k nnen Heute ist dies nicht mehr schulp dagogische Aufgabe sondern wird in die sonderp dagogischen Spezialdisziplinen oder eine Therapie delegiert Die P dagogik ist in der heutigen Industriegesellschaft auf Didaktik reduziert Neben der Familie ist die Schule die Sozialisationsinstanz die gesellschaftliche Zielsetzungen Normen und Strukturenvermitteln soll Wenn die Schule sich nur auf das Angebot von Unterri
34. hls vgl Kapitel 4 2 3 genau entspricht Einf hlende Identifikation einf hlende Integration einf hlende Assoziation Die Naturseele hat ihr Sein im Sein Deshalb wird ein absolut urspr nglicher Schritt einer einf hlenden Identifikation zuerst hergestellt Die Weltseele hat ihr Sein in der Welt die einf hlende Identifikation er ffnet einen Weg zur einf hlenden Integration Die wirkliche Seele hat ihr Sein in ihrem Selbst Somit folgt der einf hlenden Integration die einf hlende Assoziation Macann 1995 98 Dieses fortw hrende Einanderber hren ist nur m glich weil sich unmittelbar im Prozess der Interaktion und Vergesellschaftung Gemeinschaftsgef hl ausbreitet Gemeinschaftsgef hlhaftes Erleben ist an Interaktionen oder allgemeiner ausgedr ckt an der Du Bezogenheit orientiert Das Gef hl der Zusammengeh rigkeit das Gemeinschaftsgef hl erstreckt sich in g nstigen F llen nicht nur auf die Familienmitglieder sondern auf den Stamm das Volk auf die ganze Menschheit Es kann sogar ber diese Grenzen hinausgehen und sich dann auf Tiere Pflanzen und andere leblose Gegenst nde schlie lich sogar auf den Kosmos berhaupt ausbreiten Adler 1966 50f So ist Gemeinschaftsgef hl f r Adler dann auch eigentlich ein kosmisches Gef hl ein Abglanz des Zusammenhanges alles Kosmischen das in uns lebt dessen wir uns nicht ganz entschlagen k nnen und das uns die F higkeit gibt uns in Dinge einzuf hlen
35. hnlich bei den Musikern die ziemlich oft an Ohrenleiden erkranken Beethoven Robert Franz Smetana die das Geh r verloren seien als bekannte Beispiele hierher gesetzt Klara Schumann berichtet aus ihrem Leben ber kindliche Gebrechen der H r und Sprachf higkeit Adler 1973b 51 Nicht nur der K rper wirkt auf den Geist ein sondern auch umgekehrt der Geist auf den K rper Bei Adler ist die Seele nur ein anderer Begriff f r diese transzendental leibliche Selbstaffektion Heisterkamp u K hn 1995 292 Aus individualpsychologischer Sicht gibt es somit keine seelenlose K rper oder k rperlose Seelen Es gibt nur das Lebensgeschehen das je nach Perspektive seelisch oder leiblich erscheinen kann vgl Rattner 1977 14 Rattner u Danzer 1998 208 Sowohl Geist als auch K rper sind Ausdrucksformen des Lebens Sie sind Teile des Lebensganzen Adler 1979 30 Im Sinne seiner Ganzheitstheorie stellen k rperliche Ausdrucksformen die oft aus geistigen Unzul nglichkeiten resultieren eine eigene Sprache dar die einen Lebensvollzug ausdr cken Z B sind Magenbeschwerden oder Trigeminusneuralgie aus Zorn Migr neanf llen oder h ufiges Kopfweh aus unterdr ckter Wut oder Dem tigungen usw Ausdrucksformen im k rperlichen Bereich mit dessen Hilfe die Seele sich durch den K per ausdr ckt vgl Adler 1979 30 47 Wo der richtige Weg eine Schwierigkeit auszugleichen noch nicht gefunden werden konnte eb
36. ist schon in der fr hen Kindheit ausgepr gt und beeinflusst den ganzen seelischen Entwicklungsprozess Verschiedene Untersuchungsergebnisse zeigen wie die Beziehungserfahrung zur Mutter das Kind auf ein soziales Verhalten Mitmenschen gegen ber vorbereitet Im Kindergarten z B zeigen unsichere Kinder h ufiger als sich geborgen f hlende dass sie anderen Kindern feindselige Intentionen unterstellen Sie verhalten sich folglich misstrauisch und abwehrend und verringern so ihre Chancen auf gute Beziehungen zu gleichaltrigen Freunden vgl Suess Grossmann Sroufe 1992 Bei einen Tierversuch wurde nachgewiesen dass weibliche Rattenbabies die bei einer liebevollen Mutter aufgewachsen sind sich sp ter sorgf ltig um ihre Jungen k mmern Umgekehrt werden alle weiblichen Nachkommen die bei einer nachl ssigen Mutter gro geworden sind in dieser Hinsicht schlampige M tter die kaum ein richtiges Nest bauen ihre Jungen immer wieder allein lassen und wom glich sogar einige auffressen Tauscht man einen Teil der weiblichen Jungen sofort nach der Geburt aus entwickeln sich die Jungen nach dem jeweiligen Charakter der aufziehenden Mutter vgl H ther 2002c 53f Die wichtigen w hrend der fr hen Kindheit gemachten Erfahrungen sind im Gef hl fest verankert Das Kind das bei einer Bezugsperson Annahme Schutz und F rsorge findet und dadurch ein Gef hl von Sicherheit und Vertrauen bekommt entwickelt Gemeinschaftsgef hl Wenn ein Kind dagegen se
37. mmlichen Sinne verstanden werden in der man gew hnlich denkt dass das gesellschaftliche Ganze sich durch die gezielte Einflussnahme auf seine Mitglieder lenken lasse Gemeinschaftsgef hl ist auch nicht irgend eine ideale Forderung kein Gebot der N chstenliebe berhaupt kein Du sollst im Sittlichen Vogel 1931 16 sondern es ist eine naturbefohlene Notwendigkeit f r das Leben wie Fischl meint das Sollen des Schwimmens im Wasser Fischl 1926 198 zit n Vogel 29 Adlers Individualpsychologie versteht Personen aus der Beziehung aus dem Dialog aus der Verbindung zur Welt aus ihrer Angewiesenheit auf andere Er sieht sie im Ganzen der Gemeinschaft Das Verhalten des Einzelnen findet sich in seinen kommunikativen Wechselbeziehungen Jede Handlung in der Kommunikation bringt eine Welt hervor die mit anderen in einer Koexistenz geschaffen wird Diese Hervorbringung der Welt bezieht sich nicht allein auf die Koexistenz sondern auch auf die kommunikative oder interaktive Kooperation der an der Bildung der Gemeinschaft Beteiligten selbst So hat alles menschliche Tun das dazu beitr gt Beziehungswirklichkeit zu erzeugen eine ethische Bedeutung Martin Buber hat dies Aus und In Beziehung sein der Person als die fundamentale Tatsache der Existenz des Lebens verstanden Person erscheint indem sie zu anderen in Beziehung tritt Buber 1982 164 Noch radikaler hat Immanuel L vinas 1983 die Grundlage des Person
38. nicht den Forderungen der Zeit entsprechend entwickelt hatte F r diese Arbeit ist dies kein direktes Problem sondern es handelt sich darum die richtigen Erkenntnisse ber den Begriff xiao zu entwickeln und dessen p dagogische Bedeutung zu betrachten um diese bis heute im koreanischen psychosozialen Boden verwurzelte Erziehungsidee nicht auf S Zhong Yung koreanisch Jung Yong ist eine der konfuzianischen Kernideen Ma und Mitte ist der H hepunkt menschlicher Naturanlage Konfuzius Gespr che 6 27 Zhong bedeutet das das sich weder der einen noch der anderen Seite zuneigt Yung besagt die Eigenschaft des Unwandelbaren und Unab nderlichen Es kommt darauf an ein gewisses Gleichgewicht aufrechtzuhalten und nicht in ein Extrem zu verfallen In diesem Sinne spricht Konfuzius Zu viel ist gerade so falsch wie zu wenig 11 15 245 Grund einseitiger Kritik beiseite zu lassen sondern Anwendungsm glichkeiten in der heutigen Erziehung zu finden Die theoretische Grundlage der xiao Erziehung basiert auf dem klassischen Konfuzianismus Im Klassiker Xiao Jing das Buch der kindlichen Piet t wird das Attribut der kindlichen Piet t folgenderma en bestimmt Die kindliche Piet t ist die Wurzel der Tugend und das woraus die Erziehung erw chst 1 Kapitel erinnern wir uns an das Gespr che des Konfuzius in dem er kindliche Piet t xiao als die Wurzel des Jen ansprach vgl Konfuzius Gespr
39. pers nliche Interessen und Profit st der Teil der menschlichen Natur der es uns erlaubt hinter schnellen pers nlichen Profit zu sehen und zur eigentlichen Treue zu kommen die uns mit anderen verbindet besagt menschliche Beziehungen basieren nicht auf pers nlichem Profit sondern auf der Verbesserung des Allgemeinguts Das Prinzip li bedeutet Ein und Unterordnung wobei die urspr ngliche Bedeutung Opferritual zur allgemeinen Moral hin ausgedehnt wird wobei der religi se Bedeutungsursprung dabei in Zusammenhang mit der konfuzianischen Auffassung von der magischen Kraft der Moral und durch die Assoziation mit dem Ahnenkult erhalten bleibt Wenn jen und i der geistige Inhalt des ethischen konfuzianischen Systems sind dann ist li Schicklichkeit Rechtschaffenheit Achtung vor sozialen Konventionen seine u ere Auspr gung Als objektives Kriterium f r sozialen Anstand wird li als grundlegendes Regelwerk feinen Benehmens in der menschlichen Gesellschaft betrachtet W hrend i Gerechtigkeit f r Normorientierung des moralisch rechten Verhaltens gehalten wird sieht man i als praktische Richtschnur zur Ethik Laut Konfuzius folgt li aus jen ist li die u ere Ausdrucksform des jen daraus folgt selbstlos gegen ber anderen zu sein Nur wenn Menschen sich selbst berwinden und so zur Treue zur ckkehren k nnen k nnen sie Menschlichkeit erreichen Rechtschaffenheit ohne Menschlichkeit andererseits ist leer und sinnlos c
40. r das Milieu gilt Maturana u Varela 1987 85 F r die autopoietische Einheiten bedeutet das Milieu das gleiche wie umgekehrt die autopoietische Einheiten f r das Milieu nur eine weitere Quelle von Interaktionen die sie im Sinne ihrer eigenen Struktur betrachtet ebd Und solange sich Einheit und Milieu nicht aufgel st haben haben sich beide in ihrer Ontogenese strukturell gekoppelt ebd bilden ein neues System Menschen sind kognitiv bef higte Systeme die mit ihrer Kognition von der neuronalen Wahrnehmungsverarbeitung im Gehirn ber gesellschaftliche Kommunikation bis zur Erforschung k nstlicher Intelligenz reichen Sie k nnen sich selbst bei eigenen Aktivit ten beobachten rekursiv an Eigenzust nde ankn pfen und sie zum Ausgangspunkt weiterer kognitiver Operationen machen Der Akt dieser Reflexion erm glicht wiederum die Reproduktion vergangener Ereignisse ihre Beurteilung sowie die M glichkeit Aktivit ten f r die Zukunft zu entwerfen Diese F higkeit definiert Maturana als Autopoiese vgl Riegas u Vetter 1993 3 4 4 Theorie sozialer Systeme W hrend der Begriff Autopoiese bei Maturana nur auf biologische oder physikalische Vorg nge beschr nkt wurde wurde er von Luhmann in den Sozialwissenschaften weiter vorangetrieben Von Luhmann wurde der Begriff System als alles was sich selbst als System produziert Luhmann 1995 13 oder als etwas das ber basale Selbstreferenz gebildet ist und da
41. rtelung ausgeformt wurde ist eine solche neue Aufgabe in der Schule wie eine neue Theaterrolle die es unvorbereitet vor einem gro en Publikum spielen soll Um diese Aufgabe zu leisten braucht das Kind Mut und es muss zun chst ins Gleichgewicht gebracht werden Sowohl Kinder mit einem verst rkten Unsicherheitsgef hl die nach berlegenheit und kompensatorischen Sicherungstendenzen streben als auch verw hnte Kinder die sich nur nach den eigenen W nschen Vorstellungen und Bed rfnissen richten und somit selbstbezogen trotzig und tyrannisch reagieren sind grunds tzlich nicht an dem Wohlergehen der Anderen interessiert ebd 30 Genauer gesagt sie sind nicht bef higt ein Auge f r Andere zu haben F r sie ist es eine ganz fremde Rolle in der Schule mit anderen zu spielen zu kooperieren Sie sind sehr unsicher und haben keinen Mut eine Beziehung zu dem Lehrer und den Mitsch lern aufzubauen weil ihr Gemeinschaftsgef hl nicht gen gend entwickelt ist Dem Lehrer und der Schule f llt somit eine wichtige Aufgabe zu die Adler 1976 50 heilige Pflicht nannte und die darin besteht Sorge zu tragen da kein Kind in der Schule entmutigt wird und da ein Kind das bereits entmutigt in die Schule eintritt durch seine Schule und durch seinen Lehrer Vertrauen in sich selbst gewinnt Die Hinf hrung zur Gemeinschaft in einer Atmosph re des Vertrauens der Geborgenheit von Toleranz Solidarit t und Kooperation ist somit der gru
42. rung Wahrnehmungsst rung oder Transmitterproblem erf llen die Funktion eines Pacifier also Schnuller der zwar beruhigt aber nichts wirklich erkl rt so sagte Amft 2002 52f in Anlehnung an einen amerikanischen Psychotherapeuten Man wird durch den Glauben beruhigt Kinder mit ADS m sse nicht in erster Linie psychologisch und p dagogisch innerhalb der famili ren und schulischen Bereiche geholfen werden da sie Kranke seien deren Krankheit m glicherweise durch pr peri oder postnatale Komplikationen sowie cerebrale Erkrankungen verursacht wurde die nur medizinisch behandelt werden k nnen Diese Beruhigung gilt f r die Betroffenen z B Eltern Lehrern und Schulpolitiker usw die die Problematik ADS unabh ngig von der gesamten psychosozialen Wirklichkeit 52 ar 5 P z Dopamin ist der Botenstoff der von den Nervenenden eines fein verzweigten Projektionsbaumes von Nervenzellen ausgesch ttet wird die im Mittelhirn lokalisiert sind Ein Projektionsbaum reicht in die Basalganglien ein anderer zieht in limbischen Hirngebiete und ein dritter innerviert das Frontalhirn H ther 2002a 176 eines Kindes betrachten m chten Ist abweichendes Verhalten erst einmal als Krankheit definiert sind die Kinder f r ihr Verhalten nicht verantwortlich d h sie sind nicht mehr l nger ein ungehorsames uneinsichtiges und widerspenstiges Problemkind oder gar ein schlechter unbequemer Sch ler Sie sind ganz einfach krank D
43. rungen des ZNS Stuttgart 1986 S 189 198 278 Lee Kye Hak Eine kurze Betrachtung ber den Zusammenhang von Pers nlichkeit Weisheit und Mensch In Kim Chi Gyen Hrsg Die Gedankenwelt von Ost und West Seoul 1991 S 1167 1208 Lee Won Ho Die vorgeburtliche Erziehung taegyo Seoul 1977 Lee Sajudang Neuschrift f r die Erziehung der Leibesfrucht taegyoshingi 1801 erl von Chae Han Jo Pungchon Korea 1937 Lehmkuhl Gerd Editorial In Z f Individualpsychologie 23 Jg 1998 S 93 94 Lehmkuhl Gerd u Thoma Walburga Psychoorganisches Syndrom im Kindesalter Mythos oder Realit t In Hans Christoph Steinhausen Hrsg Hirnfunktionsst rungen und Teilleistungsschw chen Berlin u a 1992 S 39 61 Lehnert Gerhard u a Umweltmedizin eine Standortbestimmung In Deutsches rzteblatt 93 Heft 39 1996 S A2456 2464 Leibniz Gottfried Wilhelm Kleine Schriften zur Metaphysik hrsg u bers v Hans H Holz Frankfurt a M 1965 Leibniz Gottfried Wilhelm Hauptschriften zur Grundlegung der Philosophie Bd II bers v Artur Buchenau u hrsg v Ernst Cassirer Hamburg 1966 Leibniz Vernunftprinzipen der Natur und der Gnade bers v Artur Buchenau u hrsg v Herbert Herring Hamburg 1982 Leibniz Gottfried Wilhelm Philosophische Schriften Bd II erste H lfte Die Theodizee von der G te Gottes der Freiheit des Menschen und dem Ursprung des bels hrsg u bers v Herbert Herring Darmstad
44. so schrieb vor ca 400 Jahren der ber hmte koreanische Arzt Huh jun 1546 1615 Ein t chtiger Arzt in fr herer Zeit hat sehr gut Krankheiten vorgebeugt indem er die Seele des Patienten bewahrt bevor sie krank werden Aber heutige rzte konzentrieren sich nur auf die k rperliche Krankheit nicht auf die gesunde Seele Bekanntlich stellt die hippokratische Medizin auch mit der Betonung auf fundamentale Zusammenh nge zwischen K rper Geist und Umwelt einen H hepunkt ihrer Weltanschauung dar Dabei bilden ihre Hauptthemen vor allem Gesundheit als Gleichgewichtszustand wechselseitige Abh ngigkeit von K rper und Geist die der Natur innewohnenden Heilkr fte Capra 1983 348 Die antike Heilkunde sah ihre Funktion nicht in erster Linie in der Krankheitsbehandlung Sie war eher eine Lehre f r ein gesundes Leben Die Auffassung ber Gesundheit und Krankheit war nicht ganz polarisiert sondern die ganzheitliche Gesundheitsvorsorge und gezielte Behandlungen standen in der Heilkunde neben und miteinander lange bevor die Schulmedizin mit der Idee einer medizinischen Volksaufkl rung im 18 Jahrhundert in die Geschichte trat vgl Schipperges 1976 23 Hartmann 1989 9 Das 19 Jahrhundert war politisch gesehen eine Zeit der Kampfphase zwischen Revolution und Restauration medizingeschichtlich gesehen der bergang von einer mechanistisch reduzierten Sicht ber die Naturphilosophie hin zur naturwissenschaftlich technisch gep
45. weil ihm diese Eigenschaft als ein geeignetes Mittel erscheint sich das Leben zu erleichtern und dabei doch seine Geltung zu behaupten Denn die Machtstellung eines Menschen ist auch dann in einem gewissen Sinne vorhanden wenn er sich auf der Linie der Faulheit bewegt Adler 1966 147 Das im obigen Abschnitt betrachtete ADS Syndrom das in der individualpsychologischen Terminologie auch als nerv ser Charakter bezeichnet wird ist in diesem Sinne nichts anderes als ein solches Arrangement n mlich der Ausdruck eines falschen Lebensstils Ansbacher u Ansbacher 1995 194 Individualpsychologisch gesehen handelt es sich bei den Erscheinungen der ADS Symptome nicht um die Ursachen von Schulversagen oder Verhaltensst rungen sondern um Symptome die in dem Moment zutage treten in dem das Kind mit den schulischen oder sozialen Aufgaben konfrontiert oder auf die L sung dieser Aufgaben nicht vorbereitet ist Jedes Kind tritt mit seiner eigenen inneren Welt in die u ere Welt ein die ihm seine Lebensaufgabe stellt seine kognitive Entwicklung kann besser oder weniger gut gef rdert worden sein seine seelische Verfassung mit mehr oder weniger Flexibilit t ausger stet sein mit Mut und Beziehungsf higkeit oder aber mit ngsten und Entmutigung in offener oder verdeckter Form Die tats chlichen Leitungen im Schulischen und Sozialen sind somit immer ein komplexes Resultat aus F higkeiten des Kindes emotionaler Stabilit t Selbstv
46. zwei Verhaltensformen als auch mit zwei Bedeutungsformen bersetzen Diese Yin Yang Dynamik kann auch im innerpsychischen Bereich mit den kompensatorischen Gef hlen in der Individualpsychologie verglichen werden Gemeinschaftsgef hl und Minderwertigkeitsgef hl Ansbacher hat 1930 in seinem Buch The Education of Children Gemeinschaftsgef hll als Kompensation des Minderwertigkeitsgef hls dargestellt Gemeinschaftsgef hl ist die wahre und unvermeidliche Kompensation f r all die nat rlichen Schw chen eines Einzelmenschen Der Mensch ist sogar biologisch betrachtet eindeutig ein soziales Wesen das bis zu seiner Reife ber viel l ngere Zeit als das Tier von anderen abh ngig ist Die menschliche Mutter ist ebenfalls vor w hrend und nach der Niederkunft viel abh ngiger Solange das Minderwertigkeitsgef hl nicht zu gro ist wird ein Kind immer auf der n tzlichen Seite des Lebens streben Ein solches Kind das sein Ziel verfolgt interessiert sich immer f r andere Gemeinschaftsgef hl und soziale Anpassung sind die richtigen und normalen Kompensationen Adler zit n Ansbacher u Ansbacher 1995 128 Wie Yin und Yang als die urspr nglichsten Elemente des Universums zueinander im Gegensatz stehen und sich immer in einer Verwandlung befinden sind das kindliche Unzul nglichkeitsgef hl das sich sp ter zum Minderwertigkeitsgef hl entwickeln kann und das Geborgenheitsgef hl das dem Gemeinschaftsgef hl dient ge
47. 15 38 Schipperges Heinrich Utopien der Medizin Geschichte und Kritik der rztlichen Ideologie des neunzehnten Jahrhunderts Salzburg 1968 Schipperges Heinrich Die Medizin in der Welt von morgen D sseldorf Wien 1976 Schmideberg Melitta Die durch die Strafe ausgel sten psychischen Vorg nge 1931 In Cremerius Johannes Hrsg Psychoanalyse und Erziehungspraxis Frankfurt a M 1971 S 103 111 Schmidt Heinrich Philosophisches W rterbuch 20 Aufl Stuttgart 1978 Schmidt Martin H Teilleistungsst rungen neuropsychologische und systematische Grundlagen In Ingeborg Milz u Hedi Steil Hrsg Teilleistungsschw chen bei Kindern und Jugendlichen Frankfurt a M 1982 S 26 44 Schmidt Martin H Klinische und pathogenetische Bedeutung undifferenzierter und umschreibener Hirnsch digungen In Hans Christoph Steinhausen Hrsg Hirnfunktionsst rungen und Teilleistungsschw chen Berlin u a 1992 S 9 22 Schmidt Martin H et al Syndromcharakter und Bedeutung cerebraler Dysfunktion in Abh ngigkeit von Falldefinition und Bezugspopulation In Saarl ndische rzteblatt 37 1984 S 225 241 Schmidt Rainer Kausalit t Finalit t und Freiheit Perspektiven der Individualpsychologie M nchen 1995 Schmidt Siegfried J Vorbemerkung In Siegfried J Schmidt Hrsg Der Diskurs des Radikalen Konstruktivismus Frankfurt a M 1987 S 7 9 Schmidt Siegfried J Der Radikale Konstruktivismus Ein neues Paradigma im interd
48. 300 Sowohl individualpsychologisch als auch entwicklungspsychologisch gesehen entwickeln Kindern im Lauf der ersten f nf Jahren ein Bild von sich und ihren Eltern wie sie sich in den Interaktionen mit ihren Eltern erleben Die Mutter verk rpert dabei das gr te Erlebnis der Liebe und Kameradschaft das das Kind je hat Dies ist der Grundstein f r dauerhafte Freundschaften individualpsychologisch ausgedr ckt ist es Gemeinschaftsf higkeit die die Pers nlichkeitsentwicklung entscheidend beeinflusst Adler 1973c 27f Bei der Gestaltung der sozialen Beziehung zwischen Mutter und Kind werden nach Adler zwei Aufgaben der Mutter betont 1 Das Kind f r sich zu gewinnen das Interesse des Kindes auf sich zu lenken ihm als ein Mitmensch vor Augen zu stehen 2 Das Interesse dieses Kindes auf andere zu lenken auch den Vater als Mitmenschen zu finden ebd 29 Das durch die Erf llung dieser Aufgaben entstandene Gemeinschaftsgef hl des Kindes entwickelt sich st ndlich und wird schlie lich zu einem automatischen seelischen Mechanismus bildet die Lebensform des Kindes ebd 18 Wenn die Funktion der Mutter missgl ckt ist mangelt es dem Kind an Gemeinschaftsgef hl und es ist nicht vorbereitet sich mit anderen Personen auseinanderzusetzen es entwickelt berhaupt ein mangelhaftes Interesse f r Andere ebd Der Mangel an Bed rfnisbefriedigung durch 205 die sozialen Mitmenschen z B in der Mutter Kind Beziehung
49. 7 15 Brand Ingelid et al Integrationsst rungen Diagnose und Therapie im Erstunterricht W rzburg 1985 271 Branke Wilfried Adlers Menschenbild im Licht systemtheoretischer und konstruktivistischer Ideen In Z f Individualpsychologie 23 Jg 1998 S 206 224 Breggin Peter R Talking back to Ritalin What doctors aren t telling you about stimulants for children Monroe 1998 Brentano Franz Psychologie vom empirischen Standpunkt Leipzig 1924 Brezinka Wolfgang Erziehung in einer wertunsicheren Gesellschaft Reinhardt M nchen Basel 1993 Bruder Bezzel Almuth Welchen Adler lieben wir Zu unserem Verh ltnis zum fr hen und sp ten Adler In Z f Individualpsychologie 25 Jg 2000 S 272 288 Brunner Reinhard Was bleibt vom Gemeinschaftsgef hl unter dem Blickwinkel von Systemtheorie und Konstruktivismus In Z f Individualpsychologie 23 Jg 1998 S 225 243 Bruno Giordano Von der Ursache dem Prinzip und dem Einen f nfter Dialog In Stephan Otto Hrsg Renaissance und fr he Neuzeit Geschichte der Philosophie in Text und Darstellung Bd 3 Stuttgart 1994 S 310 336 Buber Martin Das Problem des Menschen Heidelberg 1948 1982 Buber Martin Das dialogische Prinzip Ich und Du Zwiesprache Die Frage an den Einzelnen Elemente des Zwischenmenschlichen Zur Geschichte des dialogischen Prinzips G tersloher VA 1997 B chner Peter Einf hrung in die Soziologie der Erziehung und d
50. 80 87 Foerster Heinz v KybernEthik Berlin 1993 Foerster Heinz v Das Konstruieren einer Wirklichkeit In Paul Watzlawick Hrsg Die erfundene Wirklichkeit Beitr ge zum Konstruktivismus M nchen 1998 S 39 60 Fong Tsao Lin Die naturgem e Erziehung im kulturellen Vergleich eine anthropologische Untersuchung ber die Erziehungslehre des klassischen Konfuzianismus im Vergleich mit der Pestalozzis Diss Bonn 1992 Foss Laurence u Rothenberg Kenneth The Second Medical Revolution From Biomedicine to Infomedicine Shambala Boston New York New Science Library 1987 Franz Marie Louise von Symbole des Unus Mundus In Wilhelm Bitter Hrsg Dialog ber den Menschen Stuttgart 1968 Fromm Erich Gesamtausgabe Bd II Analytische Charaktertheorie M nchen 1989 Fung Yu Lan A History of Chinese Philosophie I Princeton 1952 Furtm ller Carl Psychoanalyse und Ethik M nchen 1912 Furtm ller Carl et al Zehn Jahr Schulreform in sterreich Wien 1929 Gan Shaoping Die chinesische Philosophie Darmstadt 1997 Gaudig Hugo Die Schule im Dienste der werdenden Pers nlichkeit In Albert Reble Hrsg Die Arbeitsschule Bad Heilbrunn 1964 S 72 90 Ge Hong Baopuzi neipian bers v Suk Won Tae Seoul 1995 Gehlen Arnold Der Mensch Seine Natur und seine Stellung in der Welt 7 Aufl Frankfurt a M 1962 Gerspach Manfred Unkonzentrierte Kinder verstehen lernen In Hartmut Amft Manfred Gerspach u Dieter Mattn
51. 81 4 2 4 3 GEMEINSCHAFTSGEF HL ALS MODUS DER ENTSTEHUNG VON BEZIEHUNGSWIRKLICHKEIT Wir haben oben die biologische Wurzel des Gemeinschaftsgef hls betrachtet Das biologisch verwurzelte Gemeinschaftsgef hl meint nat rlich nicht dass es identisch mit dem Tiersoziet ten bestimmter Tierarten sowie dem friedlichen Nebeneinander von Herdentieren aber dem triebhaften Miteinander von Bienen und Ameisen sei Diese halten zwar zusammen k nnen aber nicht anders als zusammenhalten vgl M ller 1973 84f Das menschliche Gemeinschaftsgef hl wurzelt im Gegenteil in der Instinktarmut und der Freiheit von der strikten Instinktleitung was einerseits das Auf den anderen Gerichtet sein beg nstigt und andererseits die Selbstbildung die Weitergabe von Erfahrungen die Anpassung an unterschiedliche Lebensbedingungen und letztlich die Weltoffenheit erm glicht und den Menschen damit zu einem handlungsf higen Wesen macht Gemeinschaftsgef hl ist also im individualpsychologischen Sinne ein Modus der Hervorbringung von Beziehungswirklichkeit und zugleich im weiteren Sinn ein Movens der menschlichen Evolution Die biologische Wurzel des Gemeinschaftsgef hls gr ndet in der biologischen Begabung wie die Instinktarmut und M ngelausstattung des Menschen Diese angeborenen M ngel spielen eine nat rliche Rolle bei der Umsetzung und Entwicklung des angeborenen Gemeinschaftsgef hls Diese angeborenen F higkeiten werden zu realen F higkeit
52. Altherr Peter Das Hyperkinetische Syndrom des Kindesalters aus kinderpsychiatrischer Sicht Diagnostik und Therapiem glichkeiten im berblick In Michael Passolt Hrsg Hyperaktive Kinder Psychomotorische Therapie M nchen Basel 1997 S 11 22 Altstaedt Ingeborg Lernbehinderte Kritische Entwicklungsgeschichte eines Notstandes Reinbeck 1977 Amft Hartmut Die ADS Problematik aus der Perspektive einer kritischen Medizin In Hartmut Amft Manfred Gerspach u Dieter Mattner Kinder mit gest rter Aufmerksamkeit ADS als Herausforderung f r P dagogik und Therapie Stuttgart Berlin K ln 2002 S 37 121 Anderson Gene C Der Ursprung der Intelligenz und die sensormotorische Entwicklung des Kindes In Gerd Steiner Hrsg Piaget und die Folgen Entwicklungspsychologie Denkpsychologie Genetische Psychologie Bd 7 Die Psychologie des 20 Jahrhunderts Z rich 1978 S 94 120 Anger W Kent Worksite behavioral research Results sensitive methods test batteries and the transmission from laboratory data to human health In Neurotoxicology 11 1990 S 629 719 Ansbacher Heinz L The Concept of Social Interest In Journal of Individual Psychologie 24 1968 S 131 149 Ansbacher Heinz L Die Entwicklung des Begriffs Gemeinschaftsgef hl bei Adler In Z f Individualpsychologie 4 Jg 1981 S 177 194 Ansbacher Heinz L Lebensstil In Reinhard Brunner u Michael Titz Hrsg W rterbuch der Individualpsychologie
53. Das Kind kann ein Geborgenheitsgef hl und somit Urvertrauen entwickeln das die ideale Voraussetzung zur Ausbildung von Gemeinschaftsgef hl in individualpsychologischem Sinne ist Die Beziehung zwischen Mutter und Kind in einer stabilen Personenumgebung in einem guten Milieu und ein f rsorglicher Erziehungs und Lebensstil der werdenden Mutter ist die Grundform des ganzheitlichen Austausches der f r das Kind zum Urmuster von Beziehung wird und in der das Gemeinschaftsgef hl Gestalt annimmt vgl Kummer 1987 106f So wie g nstige Einfl sse z B der st ndig wahrnehmbare Herzschlag der Mutter dem Kind Vertraut und Geborgenheit vermittelt k nnen w hrend der Schwangerschaft auftretende St rungen wie Angst und Stress der Mutter die das ungeborene Kind als Ver nderungen ihres Herzschlages wahrnimmt und die mit Ver nderungen der m tterlichen Bilutversorgung und der Aussch ttung verschiedener Hormone einhergehen auch dazu f hren dass dieses Gef hl von Geborgenheit bei manchen Kindern bereits zum Zeitpunkt ihrer Geburt nur sehr schwach ausgepr gt ist Sie kommen dann bereits unsicherer und ngstlicher zur Welt und sind weitaus schwerer durch m tterliche Zuwendung zu beruhigen als andere Kinder denen solcher intrauterinen Erfahrungen erspart geblieben sind H ther u Bonney 2002 30 Individualpsychologisch gesehen entwickeln neugeborene Kinder die mit einem schwach ausgepr gten Geborgenheitsgef hl zur Welt kamen
54. Einzelstaat die Wurzeln des Staates sind in der Familie Die Wurzel der Familie sind in der einzelnen Person IV A5 Aber Welt Staat und Familie sind hier keine blo en Aggregate der Einzelperson sondern eine Ganzheit oder ein System die oder das ostasiatisch ausgedr ckt mit einer ausgewogenen Mischung oder Bewegung von Yin und Yang verkn pft ist da jede einzelne Person in Wechselbeziehung zu ihrer gesamten Umwelt und zu anderen Personen steht Diese Wechselbeziehung ist hier als Daseinsvoraussetzung f r das Individuum die Familie die Gesellschaft und die 220 Welt angesehen Diese Vorstellung ist m E nichts anderes als die Luhmanns der nicht die Individualit t des Menschen sondern die Kommunikation als das letzte Element von Struktur des sozialen Systems verstanden hat s Kapitel 3 4 4 Nicht auf der Grundlage der Familienmitglieder Kinder und Eltern usw reproduziert sich in diesem Sinne das famili re Ganze als soziales System sondern auf der Basis von Interaktionen zwischen ihnen Auf diese Weise bildet sich ein gesellschaftliches Ganzes bei dem die Teile im Ganzen in interaktiver Systematik verbunden sind Wie in der autopoietischen Operation derzufolge die Teile untereinander so miteinander verbunden sind wie sie selbst zum Ganzen Jeder Teil des Ganzen ist selbst wieder ein Ganzes aus Teilen und diese sind ihrerseits wieder Ganze aus Teilen usw Diese Systemstruktur eines Ganzen aus Teilen dessen Teile selbst
55. Er ist Herr seines Schicksals und will es sein und verliert dabei die Wohlfahrt der anderen nicht aus dem Auge 1983 183 W hrend dessen hat dieser eine ganz andere Wirklichkeitskonstruktion Er verh lt sich als ob er in einem fremden Land heruml uft Er packt die Aufgaben der Arbeit der Freundschaft und des Geschlechtslebens ohne die berzeugung an dass sie durch gemeinschaftliche Bem hungen gel st werden k nnen Der Sinn den er dem Leben gibt ist ein privater Sinn Niemand au er ihm selbst hat einen Vorteil wenn er seine Ziele erreicht sein Interesse richtet sich nur auf die eigene Person Das Ziel eines Erfolgsstrebens ist ein Ziel blo er fiktiver pers nlicher berlegenheit und seine Triumphe bedeuten nur ihm selbst etwas ebd 1979 16f Was ist dann der entscheidende Einflussfaktor bei der Weltfindung Wirklichkeitskonstruktion eines Menschen wodurch er ostasiatisch ausgedr ckt gro oder klein werden k nnte Woher kommt diese individuelle Welterkenntnis Im gleichen Sinne haben wir bereits in Kapitel 4 2 3 1 nach der Entstehung des individuellen Lebensstils Adler gefragt wo wir als Antwort die sozialen Beziehungen und Interaktionen gefunden hatten Wie im Fall der Ausbildung des individuellen 226 Lebensstils im Adlerschen Sinne braucht so nach Watzlawick der Mensch f r sein berleben eine strukturierte und sinnvolle Sicht der Dinge und darum konstruiert er sich Bed
56. F higkeit der Selbstentfaltung und der Selbsterhaltung hat Der lebende Organismus strebt danach von sich aus durch eigent tige Ma nahmen St rungen die ihm widerfahren abzuwehren oder zu vermeiden um den Gleichgewichtszustand zu dem er im Prozess der Selbsterhaltung gelangt ist zu erhalten und den weiteren Verlauf seiner Entwicklung zu sichern Dieses Merkmal von Lebewesen ist nicht anders als das der autopoietischen Organisation im systemisch konstruktivistischen Sinne und das des Kompensationsvorgangs des lebenden Organismus in individualpsychologischen Sinne Nach der Lehre Adlers besitzt der Mensch eine sch pferische Kraft die ihm eine gewisse Autonomie im Leben verleiht Die sch pferische Kraft wird eingesetzt um die Minussituation in eine Plussituation zu verwandeln das hei t um einen Ausgleich f r das Minderwertigkeitsgef hl zu finden Ausgleich ist Kompensation Wenn Adler diesen Begriff der sch pferischen Kraft immanent in der Bedeutung der kompensierenden Kraft auffasst Adler 1972 66 und auch Maturana und Varela diese Anschlussf higkeit der Lebensprozesse als Selbstsch pfung oder Autopoiese nennen 1987 l sst sich der Vergleich der beiden Begriffe bertragen Der Kompensationsvorgang kann demnach als autopoietische zyklisch sich wiederholende Branke 1998 211 Operationen verstanden werden An anderer Stelle lassen auch Maturana und Varela 1985 185 ihrer Definition der Autopoiesis
57. Forschung in Gang gesetzt Nach Adler f hlt sich das erste Kind nach der Geburt des zweiten Kindes entthront und es versucht bald mit neuen Anstrengungen seinen urspr nglichen Platz zur ckzuerobern und um die Aufmerksamkeit seiner Mutter zu k mpfen Das Kind reagiert auf das Gef hl des Entthronung mit Problemverhalten Die Gro mutter spielt hier als psychische Pflegerin eine sehr wichtige erzieherische Rolle f r das Kind in einer Gro familie ist die Mutter nicht die einzige wichtige Person 243 die dem Kind hohe Aufmerksamkeit widmet Auf dem Scho der Gro mutter versucht das Kind deren Aufmerksamkeit zu erhalten F r das Kind kann es noch wichtiger sein die Aufmerksamkeit der Gro mutter zu gewinnen als die der Mutter Das ist ein in der Gro familie nicht selten erscheinendes Merkmal Diese Gro mutter Kind Beziehung kann dem Kind sicher helfen die Verst rkung des Minderwertigkeitsgef hls das durch das Erlebnis der Entthronung entsteht zu berwinden Die Gro mutter gibt ihm die M glichkeit sich einer Zuneigung sicher zu sein und sich zugleich auf die Ankunft seines Geschwisterchens vorzubereiten indem sie es erzieht sich seines Geschwisterchens als Mitmenschen anzunehmen und dar ber hinaus an der Pflege des Neugeborenen teilzunehmen Adler sieht die Wirkung der Erziehung durch die Gro mutter einerseits positiv aber andererseits auch negativ Es handelt sich hierbei um die Z rtlichkeit Adler h lt eine Befriedigu
58. Gesicht reagieren intensiv auf Ber hrungen an den Fingerspitzen und Lippen Das Ohr ist erst im f nften Monat voll funktionsf hig der F tus h rt die vielen Ger usche darunter besonders die Stimme der Mutter Au erdem dient das Ohr auch der Energetisierung des K rpers hohe T ne wirken nervenstimmulierend und tiefe T ne beruhigend was mit dem genauen Aufbau des Ohres zu tun hat vgl ebd 74 Im vierten Monat kann ein Fetus schmecken macht h ufige Schluckbewegungen wenn das Fruchtwasser ges t ist und grimassiert wenn Bitterstoffe beigegeben werden vgl ebd 77 Alles was in seine Welt vordringt und was es wahrzunehmen imstande ist verbindet das ungeborene Kind mit der Sicherheit und Geborgenheit die in dieser gesch tzten Welt normalerweise herrschen H ther u Bonney 2002 30 In diesen vorgeburtlichen Erfahrungen in denen das Kind sich geborgen und heimisch f hlt liegt die Wurzel des Gemeinschaftsgef hls Wenn ein Kind so sagen H ther u Bonney auf die Welt kommt kennt es zumindest eines genau Geborgenheit ebd Das ungeborene Kind verinnerlicht durch Einstimmen F hlen und Abtasten die m tterlichen Eigenschaften die 237 gef hlte kommunikative Bereitschaft der Mutter und die mit ihr erlebte Befriedigung was zur Grundstimmung von Sicherheit und optimistischer Geborgenheit verschmilzt Diese Atmosph re der Geborgenheit erm glicht Vertrauen zu sich und den Mitmenschen zu entwickeln
59. Ich Du skizziert hat auf Begriffe wie Relationalit t Pluralit t Heterogenit t und Andersheit usw konzentrieren Sie bem hen sich die Wege zu finden in denen gegen ber der Hauptrichtung der westlichen Philosophie das Besondere Nicht Identische Andere Fremde das hei t die Differenz besser zu seinem ihrem Recht kommen kann Interdependenz und Korrelation sind dabei grundlegende Pr missen Diese neue Tendenz in westlichen Denken deutet an dass die heute empfundene 23 Wertekrise im Misserfolg der Beziehung zum Anderen Fremden und Nicht Identifizierbaren zu finden sein k nnte und dass die Ursache der Krise in den alten Denktraditionen zu finden ist in der schwer vorstellbar war dass das Sein nur durch das Anderssein begr ndet werden kann und dass ein Ich nur durch die Beziehung Ich Andere eine Person bildet Zwei Menschen geh ren zur Erzeugung des Menschen des geistigen sogut wie des physischen Die Gemeinschaft des Menschen mit dem Menschen ist das erste Prinzip und Kriterium der Wahrheit und Allgemeinheit Feuerbach 1982 324 Innerhalb der westlichen Tradition des Denkens ist man gewohnt Differenz Andersheit nicht in ihrer eigenen spezifischen Bedeutung zu denken sondern als Gegenseite der Identit t Deren uniformisierende Tendenz gibt dem Denken der Differenz Anlass zu kritischer Reflexion und zu einer Gegenstrategie So wurde bereits bei M Heidegger der nach einem anderen Anfang des philoso
60. Lebensstil Adler 1973a 56 Die Ausbildung des Lebensstils ist also die Antwort des Kindes auf die vorgefundenen Bedingungen ist anders ausgedr ckt das Ergebnis von Gestaltung seiner Beziehungen zur Au enwelt Dabei sind die k rperliche Verfassung und die Umwelteinfl sse Bausteine f r die Bildung seines Lebensstils Die Stellungnahme zur eigenen K rperlichkeit ist insofern von Bedeutung als das Kind von Geburt an seinen Organismus erlebt und aus diesen Erlebnissen bestimmte Schl sse zieht s oben bei der Organminderwertigkeit Die fr hen Umwelteinfl sse d h alles Beziehungsgeschehen in der Familie die ersten sozialen Kontakte in seinem gesellschaftlichen Umfeld in dem das Kind heranw chst spielen eine wichtige Rolle f r den Aufbau des Lebensstils Es kommt nicht etwa auf die mechanische Summierung von Reizen und Reaktion und auch nicht auf die Pr gung an bei der die Umwelteinflusse in einem kausalen Sinne auf die kindliche Seele einwirken Es kommt nur darauf an welche Art von Beziehungen das Kind zwischen seinen Veranlagungen und den Problemen der Au enwelt herstellt Es geht im Leben nicht um das was man hat sondern darum wie man es verwaltet Adler 1994 33 74 Bei der Bildung des Lebensstils wirkt sich somit wesentlich die sch pferische konstruktive Kraft des Kindes aus die ihm einerseits eine gewisse Autonomie im Leben verleiht und andererseits das Kind aktiv in Wechselwirkung mit seiner Umwe
61. M nchen Basel 1995 S 281 291 Ansbacher Heinz L u Ansbacher Rowena R Alfred Adlers Individualpsychologie Eine systematische Darstellung seiner Lehre in Ausz gen aus seinen Schriften 4 Aufl M nchen Basel 1995 Antoch Robert F Von der Kommunikation zur Kooperation Studien zur individualpsychologischen Theorie und Praxis M nchen Basel 1981 Antoch Robert F Einf hrung In Alfred Adler Psychotherapie und Erziehung Bd II 1930 1932 Frankfurt a M 1982 Antoch Robert F Beziehung und seelische Gesundheit Frankfurt a M 1994 Antoch Robert F Die Individualpsychologie als eigenst ndige Theorie und zeitgen ssische psychoanalytische Praxis 1987 In ders Beziehung und seelische Gesundheit Frankfurt a M 1994 S 46 71 Antoch Robert F Psychotherapie In Reinhard Brunner u Michael Titze Hrsg W rterbuch der Individualpsychologie M nchen Basel 1995 S 398 400 Antoch Robert F Adlers Erbe In Z f Individualpsychologie 25 Jg 2000 S 6 19 Armstrong Thomas Das M rchen vom ADHS Kind Paderborn 2002 Aries Philippe Geschichte der Kindheit 10 Aufl M nchen 1992 Aristoteles ber die Seele bersetzt von W Theiler Darmstadt 1959 Aristoteles Physikvorlesung bersetzt von Hans Wagner Darmstadt 1967 Aristoteles Politik Eingeleitet bersetzt und kommentiert von Olof Gigon Z rch Stuttgart 1971 Arnold Rolf Berufsbildung Hohengehren 1994 Arznei Telegramm Methylphenidat Ritalin
62. Mause 1974 und Unwissenheit in Bezug auf Kindheit oder eine Kinderwelt vgl Aries 1992 dar Nach De Mause 1977 wurden Kinder bis zum 13 Jahrhundert oft wie Sklaven verkauft oder vor Kl stern ausgesetzt Nach Aries 1992 wurde die Kindheit bis ins 18 Jahrhundert nicht als ein getrennter Lebensabschnitt angesehen Die damalige Situation mit dem mangelnde n Bewusstsein und der fehlende n emotionalen Reife der Eltern hinsichtlich der Pflegebed rftigkeit der Kinder B chner 1985 30 l sst vermuten dass abweichende Verhaltensweisen und Charaktermerkmale eines Kindes als eine Verfehlung gegen die allgemeine menschliche Bestimmung zur Sittlichkeit d h als verwahrlost unsittlich oder verr ckt angesehen und mit k rperlicher Z chtigung bestraft wurde 160 Erst mit der Erkenntnis eines eigenen Entwicklungsprozesses der Kindheit bildet sich langsam die Beobachtung und Erforschung kindlichen Verhaltens und Fehlverhaltens heraus So taucht am Anfang des 19 Jahrhundert die erste Aufzeichnung ber spezielle Probleme von Kindern in der Literatur auf Als Beispiel sei die Kind Biographie von Chales Darwin oder Johann Pestalozzi genannt die als Vorboten der modernen wissenschaftlichen Beobachtung von Kindern gelten vgl Rie 1971 112ff Die in den verschiedenen Schriften von Pestalozzi erscheinende Beschreibung von Roheit Zerstreutheit Bosheit Verschlagenheit Falschheit und b ser Unruhe usw sind sicherlich die Begriffe
63. Notwendigkeit der vorgeburtlichen Erziehung die Eltern nehmen die Verantwortung f r die richtige physische und psychische Entwicklung des Kindes auf sich So wie die wichtigste Methode der Medizin die Vorbeugung ist so sind f r die Erziehung die zehn neun Monate im Mutterleib viel wichtiger als zehn Jahre Erziehung durch einen Lehrer Lee Sajudang 1801 1 Kapitel Literaturangabe v Yu A J 1992 152 Die Bedeutung des neunmonatigen Lebens oder Erlebens im Mutterleib ist f r das Leben nach der Geburt heute wissenschaftlich bewiesen Gerade diese Zeit im Mutterleib ist die Zeit in der ein Mensch so schnell wie nie wieder im Leben w chst Bereits sechs Wochen nach der Empf ngnis bilden sich die ersten Hirnnervenzellen die einer d nnen Gewebsschicht dem Neuralrohr entstammen und der F tus bildet davon an manchen Tagen bis zu 580 000 St ck vgl Der Spiegel 43 2003 203 und durchl uft in den 40 Wochen vor seiner Geburt achtmal so viele Zellteilungszyklen wie in den 20 Jahren danach vgl Hardenberg 2001 Der traditionale Glauben dass bereits in dieser pr natalen Entwicklungsphase das Verhalten und die weitere Entwicklung des Kindes durch die Beziehung zwischen Mutter und Ungeborenem bestimmt wird gewinnt heute vielf ltig Unterst tzungen durch die moderne Forschung So betonten H hter und Bonney 2002 31 Da die Grundlagen f r das Gef hlsleben und die Entwicklung der Pers nlichkeit bereits vor der Ge
64. P dagogik insbesondere f r Menzius die vier menschlichen Anlagen d h Mitleid Schamgef hl Bescheidenheit und Unterscheidungsf higkeit die Wesensbestimmung des Menschen dar und deren Vollendung ist nichts anderes als das Ziel der konfuzianischen Lehre Den voll entfalteten Zustand stellt Konfuzius als Jen sein Nachfolger Menzius als jen i li und chi Menschenliebe Gerechtigkeit Anstand und Weisheit dar Um dies zu erreichen setzte Menzius wie bereits ausgef hrt drei Faktoren Willensentschluss zum Jen richtiges Erziehungsangebot und angemessene Umweltbedingungen voraus Wie angedeutet spielen hier die letzten beiden Faktoren f r den individuellen Willensentschluss oder das Streben nach Jen die entscheidende Rolle und die These Menzius das Individuum selbst strebt zum Jen schlie t bereits die Erkenntnis angeborener sittlicher Autonomie und den Glauben an die menschliche F higkeit in sich ein Dabei lenken zwischenmenschliche Beziehungen und Erziehung das Individuum auf den richtigen Weg auf dem das Jen verwirklicht werden kann Im Bezug 47 A 3 i En gi i 5 F Die Menschennatur wird von Konfuzius als Jen und von Menzius als jen i li und chi definiert Die vier menschlichen Anlagen von Menzius jen i li und chi sollen hier als untergeordnete Begriffe von Konfuzius Jen verstanden werden W hrend der von Konfuzius hergestellte Begriff Jen eine universale Grundlage f r das ganze ethische Kult
65. Prozess der durch den Lebensstil und die ihn umgebenden Lebensverh ltnisse beeinflusst wird Den Vergleich zwischen seelisch krank und gesund herauszuarbeiten ist somit individualpsychologisch sowohl unn tig als auch unm glich Kretschmer u Titze 1995 358 Die Begriffe neurotisch und normal oder gesund h ngen bei Adler mit der Frage nach Lebensform oder Lebensstil eng zusammen Eine Neurose ist unter sozialem Aspekt keine Krankheit sondern eine mi gl ckte Lebensform Pongratz 1995 356 und soziale Abwegigkeit Adler So gibt es also was menschliches Leben und Leiden betrifft nur Varianten und zwar solche mit einem gr eren und solche mit einem geringeren Mangel an sozialem Interesse Antoch 1982 12 Adler versteht unter seelischer Normalit t die F higkeit zur Anpassung an soziale und psychische Aufgaben des t glichen Lebens Die Erf llung sozialer Aufgaben betrifft den Umgang des Menschen mit seiner sozialen Umwelt und die Erf llung psychischer Anforderungen bezieht sich auf den Umgang des Menschen mit sich selbst Vom soziologischen Standpunkt aus ist der Normale ein Individuum das in der Gesellschaft lebt und dessen Lebensweise so angepasst ist da sein Werk der Gesellschaft einen gewissen Vorteil bietet ob er es will oder nicht Vom psychologischen Standpunkt aus besitzt er genug Energie und Mut um mit den Problemen und Schwierigkeiten die ihm begegnen fertig zu werden Diese beid
66. Sch ler f r die Schule Um eine Variante zum Volksschulunterricht durchzusetzen ben tigte man auch schulpolitisch eine Bezeichnung f r die Sch ler der neuen Hilfsschule In diesem Zusammenhang entstanden die Begriffe schwachsinnig und sp ter lernbehindert So entstanden die Hilfsschulen ohne klare Bestimmung der Sch lerschaft und waren der Anfang Lern Behinderte in gro er Masse institutionell zu produzieren Diese Gr ndungsumst nde der Hilfsschule weisen darauf hin dass das Entstehen von Schulversagen ma geblich von sozialen Faktoren bestimmt wird und dass Schwachsinn ein relativer Begriff ist der ma geblich von den jeweiligen schulorganisatorischen Bedingungen abh ngig ist Ellger R ttgardt 1994 53 6 1 1 2 2 Lernbehinderungen als Kategorie der Andersartigkeit Neben dem Schul und Gesellschaftssystem beeinflusst eine weitere ideologische Frage die Konstruktion der Lernbehinderung Warum f hrte der Versuch das Problem des Schulversagens zu l sen zur Absonderung oder Aussonderung aus der allgemeinen Volksschule als ob dies der einzige L sungsweg w re Es gab jedoch seit Beginn der Hilfsschule die Stimme die diese neue Schulform radikal in Frage gestellt und somit gegen die gesellschaftliche Ausgrenzung der schwachbef higten Kinder gek mpft hatte Bereits 1820 erkannte Traugott Weise dass die Unterschiedlichkeit der Kinder ein differenziertes Lernangebot erfordert und gab Lehrern Ratschl ge in Anlehn
67. Systems erzeugt Als Sp tfolge dieses Defizits kann es zu einer erh hten Gefahr der Ausbildung eines Parkinson Syndroms im h heren Lebensalter kommen Die neuen Erkl rungsmodelle ist deshalb besonders interessant da sie den bis heute vertretenen biologisch monokausalen Ursache Wirkung Mechanismus dieses St rungsbildes berwunden haben und das Hirnwachstum in Wechselwirkung mit Umweltgegebenheiten Nutzungsbedingungen speziell bei Kindern ber cksichtigen Damit werden heute die als AD H S bezeichneten Symptome nicht als prim rer Ausdruck einer Hirnstoffwechselst rung verstanden sondern als Folge von wunbew ltigten psychosozialen Konflikten Ebenso sind die belegten neurobiologischen und hirnfunktionellen Forschungsbefunde bei Kinder mit AD H S nicht Ursache sondern Folge der intensiveren Nutzung und Entwicklung bestimmter Hirnfunktionen und strukturen aufgrund des angeborenen Temperaments Das Gehirn dieser Kinder hat sich in vielf ltiger Weise anders strukturiert und entwickelt als das von normalen Kindern Sie haben es ja auch ber Jahre hinweg anders benutzt H ther u Bonney 2002 59 Die oben angef hrten neuen Erkl rungsmodelle der AD H S Forschung stehen m E dem individualpsychologischen Erkl rungsansatz f r kindliche Verhaltens und Lernst rungen sehr nahe In der Individualpsychologie sind die typischen ADS Syndrome nichts anderes als die Ph nomene die durch Kompensationsprozesse bei unge
68. T tigkeit des Konkretisierens erreicht wie viel davon auf die Seite des Allgemein N tzlichen f llt daraus sch pft jeder sein Wertgef hl Adler bei Wexberg 1926 VT Der Lebensstil ist die verfestigte Leitlinie des Handelns Welche Bedeutung ein Mensch seinen Handlungen beimisst h ngt vom Lebensstil ab Im diesem liegt der Lebenssinn eines Menschen und zieht sich dann durch sein ganzes Leben wie eine seltsame Melodie die er selbst geschaffen hat Adler 1979 54 Wie der englische Gelehrte Robert Burton 1577 1640 schrieb verr t uns unserer Lebens Stil stylus virum arguit oder besser der Mensch ist sein Lebens Stil so Georges Louis de Buffon 1707 1788 zit n Ansbacher 1995 285 Existentialistisch ausgedr ckt ist der Lebensstil Daseinsthema und Daseinstechnik Thomae 1996 Aus Sicht des Lebensstils ist Schulversagen kein Begabungsmangel und auch Verhaltensabweichungen keine auf pathologischen St rvariablen sui generis beruhende spezielle Symptomatik Die Individualpsychologie sieht schlechte Schulleistungen wie berhaupt alle Erlebens und Verhaltensweisen eines Kindes als zielgerichtetes Arrangement mit denen der Lebensstil als Daseinstechnik gesichert wird 189 Sie entsprechen keinen angeborenen Kr ften und Substraten sondern sie sind wenn auch sehr fr h erworben um eine bestimmte Gangart festhalten zu k nnen So ist z B einem Kind die Faulheit nicht angeboren sondern es ist faul
69. Topos 241 des Urvertrauens das beim S ugling durch die Erfahrung der bereinstimmung zwischen der Welt und den pers nlichen Bed rfnissen entsteht vgl 1981 97f Lee Deok Mu 1741 1793 ein Schriftsteller und praktischer Wissenschaftler aus der Sp tzeit der Yi Dynastie behandelt im Kapitel Kindererziehung in seinem Buch Sasojeol Kleine Sittlichkeit f r Gelehrte die Reaktion einer Mutter auf einen schreienden S ugling und geht dabei auch stark auf die Betonung der psychischen F rsorge des Kleinkindes ein vgl Son J S 1994 Wenn ein S ugling schreit reagiert die unwissende Mutter hastig und mit Tadel behandelt es wie einen verdrie lichen Erwachsene statt nachzudenken wodurch das Schreien verursacht wird und wie man das Kind beruhigen k nnte Die Mutter soll bei der Aufzucht des S uglings immer sorgf ltig sein ebd 105 Lee Deok Mu weist hier die Mutter auf ihren Fehler durch zwei p dagogische Grunds tze hin Zum einen bezieht er sich auf das Verst ndnis der Kinderwelt d h das Verst ndnis der psychischen Verhaltensmuster eines Kindes die eine Frau in der traditionellen Gesellschaft gr ndlich kennen musste Die in der Vorgeburtlichen Erziehung hervorgehobene seelische F rsorge f r die schwangere Frau ist nichts anderes als die f r das Kind die ein Glied in der Kette der Erziehung zur pers nlichen Entwicklung des Kindes darstellt Die Erziehung im S uglingsalters wird in der traditionel
70. Unter der seelischen T tigkeit der Monade verstand Leibniz neben dem Streben appetitus auch die Perzeption perceptio Die Perzeption ist das Verm gen der Vorstellung w hrend das Streben der Wille der Monade ist von einer Perzeption zur anderen berzugehen Da die Monade diese vorstellende Kraft besitzt repr sentiert jede Monade jede andere und somit alle Monade als Perzeption ist somit ein Spiegel der das Universum wiedergibt Diese Perzeption unterscheidet sich nach Leibniz von der Apperzeption 14 Die Perzeption ist zwar als Empfindung zu verstehen als erste Stufe der Erkenntnis und die Apperzeption als Selbstbewusstsein bewusstes Erfassen von Wahrnehmungs Erlebnis und Denkinhalten oder als reflexive Erkenntnis des inneren Zustands Die Perzeption ist Wissen von etwas und die Apperzeption Wissen von sich Gloy 1996 51 Der Prototyp f r die Perzeptivit t der Monade ist die Apperzeption die Vorstellung der Vorstellung das was wir Selbstbewusstsein nennen ebd Die Monade die dem Zustand der Apperzeption des Selbstbewusstseins erreicht nannte Leibniz Geist Der Geist Apperzeption l sst sich von der Seele oder vom einfachen Ged chtnis Perzeption unterscheiden Der Geist ist nichts anderes als die vern nftige Seele 825 Der Mensch der Geist besitzt unterscheidet sich in diesem Punkt von den Tieren Tiere sind zwar in der Lage sich an Vorkommnisse in ihrem Leben zu erinnern Leibniz bringt an
71. Volk der Vater verh lt sich als ein Vater der Sohn verh lt sich als ein Sohn usw D h jeder Inhaber einer sozialen Position hat seine eigene soziale Rolle die gegen ber einer anderen Rolle des anderen sozialen Positionsinhabers harmonisch gespielt werden soll s Kapitel 5 3 1 Im Gegensatz zu den Gedanken des Konfuzius dass sich die rechte T tigkeit der Menschen zueinander nach den Beziehungen unter einander regelt stellt Laotse in seinem Buch Tao Te King Nicht Tun oder Nicht Handeln wu wei als Harmonie erhaltend dar F r Laotse ist das beschauliche Sich Versenken in das Ewige die ruhige Begierdelosigkeit die Zur ckhaltung gegen ber den weltlichen Dingen das h chste Ziel Nicht Handeln hei t somit dem Vorbild des Tao folgend alles entstehen entwickeln und verschwinden zu lassen ohne dabei aktiv einzugreifen und zu bestimmen Nach ihm ist die Herausbildung von Kultur und sozialethischer Normen die bei Konfuzius zentrale Werte darstellen nur eine k nstliche Handlung die mit dem kulturellen Schein ber das nat rliche Sein hinwegt uscht Obwohl beide Lehren weitgehend abweichende Lehrmeinungen vertreten ist ihnen doch das Streben nach Harmonie zwischen der Menschenwelt und dem Universum was wiederum das Grundprinzip der zwischenmenschlichen Beziehung darstellt gemeinsam ostasiatisch ausgedr ckt Das Streben im Tao zu leben Dies ist m E ein stlicher Ausdruck des Gemeinschaftsgef hls das Adler als ein kos
72. Weniger an die lteren philosophisch p dagogischen Traditionen wieder ankn pfen und diese entfalten In dieser Zeit ist der Begriff Ganzheit in Deutschland ein h ufig benutzter Terminus Aber es wird nur von Ganzheit in einer allgemeinen oft unpr zisen oder gar nicht definierten Bedeutung gesprochen In der Gegenwart wird viel ber ganzheitlichen Unterricht gesprochen und geschrieben leider sehr oft ohne gen gende Einsicht in das Wesen dieses Unterrichts Unter ganzheitlichem Unterricht versteht der eine dieses der andere das Das Wort Ganzheit ist zu einem Schlagwort geworden Wittmann 1950 zit n Linde 1984 152 Die geisteswissenschaftliche P dagogik erlitt in den 60er Jahren eine Identit tskrise Im Kontext einer ver nderten Wissenschaftslage meldete sich Kritik an den empirischen Defiziten dieser stark philosophisch historisch akzentuierten p dagogischen Tradition wie sie im in Amerika vorherrschenden Behaviorismus Ausdruck fand Im Lauf der 2 Wilhelm Dilthey 1833 1911 hat in seiner philosophischen Untersuchung Der Aufbau der Geschichtlichen Welt in den Geisteswissenschaften versucht die methodologische Selbst ndigkeit der Geisteswissenschaft nachzuweisen und ihr eine erkenntnistheoretische Grundlegung zu geben Die Hervorhebung der Eigenst ndigkeit der Geisteswissenschaften gegen ber den Naturwissenschaften ist dabei sein Ausgangspunkt Diltheys Theorie vertieft sich im Sp twerk zu einer Hermeneu
73. Wilhelm 1982 33 Dieses ber Jahrtausende entwickelte Denkmodell deutet an wie wir kindliches Fehlverhalten oder Verhaltensst rungen wie Hyperaktivit t verstehen k nnen Wenn man annimmt dass jeder einzelne Teil nur in seinem Bezug auf das Ganze verstanden werden kann sollte man auch eine kindliche Fehlentwicklung auf Grundlage des organistisch ganzheitlichen Denkmodells verstehen Ein psychisches Symptom ist danach immer nur als ein Teil des gesamten seelischen Ungleichgewichts das auch in anderen Aspekten des Lebens und Verhaltens festgestellt werden kann Die Entstehungsm glichkeit einer Verhaltensst rung wie Hyperaktivit t kann somit in konfuzianischem Sinne so wie in der Individualpsychologie niemals isoliert von der sozialen Umwelt und Lebensweise betrachtet werden Dass ein Mensch sich gut entwickelt bedeutet in Konfuzianismus nicht nur eine biologische sondern immer auch eine ethische Entfaltung die mit dem dynamischen Zusammenhang psychischer und sozialer Faktoren erkl rt wird 222 Die Menschennaturtheorie von Menzius deutet an dass bei einem Kind mit Verhaltensst rung die Entwicklung seiner naturgem en Anlagen in der Wechselbeziehungen zu seinem psycho sozialen Umgebung gest rt ist Die angeborenen vier Gef hle des Kindes das Gef hl des Mitleids der Scham der Ehrerbietung der Billigung und Missbilligung die alle miteinander in Beziehung stehen sind bereits in der Kindheit in ihrer Entwicklung steh
74. Yin Yang Konzept Das Gleichgewicht von Yin und Yang bildet die Grundlage der Harmonie in K rper Seele und Geist w hrend Krankheit als gest rtes Gleichgewicht zwischen Yin und Yangkr ften gesehen wird Heilung bedeutet die Wiederherstellung der Harmonie zwischen Yin und Yang Bei diesem Denkmodell handelt es sicht bei Gesundheit und Krankheit um ein Prozessgeschehen Sie werden nicht als dichotome Gr en gesehen sondern als ein Kontinuum aufgefasst 264 Schule der am besten geeignete Orte f r diese Therapie da nach Adler die Psychotherapie eine bung in Kooperation und eine Pr fung der Kooperation Ansbacher u Ansbacher 1995 274 ist Die Erziehung in der Schule kann verhaltens und lerngest rten Kinder verschiedene kooperative bungen anbieten die individualpsychologische Psychotherapie ist nichts anderes als die qualifizierte Erziehung in Familie und Schule die sich die konfuzianische Beziehungslehre auch zum Ziel gesetzt hat drittens sowohl die Hauptursache der St rungen als auch den therapeutischen Effekt als erziehungsbedingt ansieht und das Erziehungsverhalten der Bezugspersonen und die Erziehungssituation f r das Kind ndert Weil die Erziehung im Kernpunkt der Therapie steht ist es f r rzte und Psychotherapeuten unvermeidlich mit den Bezugspersonen des Kindes n mlich den Eltern und Lehrern zusammenzuarbeiten Das Beziehungsmodell bietet somit ein Motiv f r die Gestaltung eines kooperativen Arbei
75. aber die Lerndisposition an sich Aus der Geschichte der Hilfsschule die zugleich eine Entstehungsgeschichte der Lernbehinderung ist wird deutlich dass Lernbehinderung vor allem abh ngig von spezifischen Gesellschafts und Schulsystemen ist Gesellschaftssystemische Variable Im 19 Jh setzte die Industrialisierung in ganz Europa ein Voraussetzungen waren das rationale Weltbild der Aufkl rung und die bahnbrechenden Entdeckungen der Naturwissenschaften die auch zu medizinischen Fortschritten f hrten Die sogenannte Industrielle Revolution die radikale nderung der Produktionsmethoden f hrte zu Umstrukturierungen im gesamten sozialen Bereich und auch zu Ver nderungen von wirtschaftskulturellen Verhaltensweisen In der Produktion wurde zunehmend Wert auf grundlegende Qualifikationen der Arbeiter gelegt damit sie sich den st ndig ndernden Produktionsbedingungen anpassen k nnen Diese gesellschaftlichen Ver nderungen mit gravierenden Auswirkungen auf die sozialen und politischen Verh ltnisse beeinflusste auch die Schule in der Wahrnehmung ihrer Grundfunktionen der Qualifikations der Legitimations und der Selektionsfunktion Reichmann Rohr u Weiser 1996 21 Mit der organisatorischen Differenzierung der Volksschule in Unter Mittel und Oberstufe sowie mit der Ausweitung des Lehrplanes durch neue Unterrichtsf cher wurde auch das Mindestma an zu vermittelnden Qualifikationen definiert Dies wiederum hatte zur Folge da
76. aber nicht auf Diagnose und Therapie reduziert sondern durch die Forderung nach gesellschaftlicher Prophylaxe in ihre gesellschaftliche Verantwortung genommen 1989 8 43 mindestens 2000 gesch tzt Jores 1961 14 und in den Angaben des internationalen Verzeichnisses der Krankheiten von 1958 waren ca 30 000 Diagnosen verzeichnet Die Verzweigtheit und der Reichtum an scheinbar zusammenhanglosen Einzelheiten lie jedoch den Blick f r die Ganzheitlichkeit der Krankheiten die ber die Menge gefundener Einzeldaten hinausgeht verlieren entfernte sich somit weit von dem Bild des Menschen als bio psycho soziales Einheitswesen das mehr ist als das was man an zuverl ssigen Daten ber ihn ermittelt hat Indem das Messbare der Krankheit der objektivierbare und quantifizierbare Befund zum Ausgangspunkt f r alle Diagnose und Therapiekonzepte wurde Wancura 1992 83 wurde der Patient zum messbaren Patienten und zum Objekt von Apparaten Dies machte den Menschen wiederum unselbstst ndig passiv und expertenabh ngig in Bezug auf seine Krankheit verhinderte Selbstheilungskr fte vgl Illich 1975 und f hrte schlie lich zur Entfremdung zwischen Arzt und Patient und zwischen Mensch und Medizin vgl Eckart 1994 270 Au erdem nahm man auf Grund der beherrschenden mechanistischen Kausalgesetze die lineare Kette von Ursache und Wirkung bei der Aufstellung von Krankheiten an da den gleichen Krankheitszeichen auch gleiche Ursa
77. aufgrund seiner psychologisch biologischen Ausstattung mit allen Mitteln sucht in der das Kind sein erst im Entstehen begriffenes Ich entwickelt in der das Kind das was es sein will selbst bestimmen kann Wenn ein Kind durch eine sch tzende n hrende Mutter Kind Dyade Urvertrauen aufgebaut hat f hlt es sich in seiner Lebenswelt wie zuhause Adler 1928 Dieses Sichheimischf hlen geh rt unmittelbar zum Gemeinschaftsgef hl ebd Gemeinschaftsgef hl wird so in der Seele des Kindes bodenst ndig Adler 1966 51 In diesem ersten Standpunkt der Wirklichkeitskonstruktion entwickelt sich nur ein polares Bewu tsein das nun zwischen Ich und Nicht Ich unterscheiden kann Branke 222 Der Gef hlsaustausch des Kindes mit anderen lenkt sich nur noch auf sich Es ist eine prim re Form des Gemeinschaftsgef hls das sich im Gem t des Kindes bildet und festigt und sich erst sp ter als Teil der Soziet t erleben l sst Erst auf dieser Basis des Sich sicher f hlens in der Koexistenz mit dem Nicht Ich lernt der Mensch wie er zu seinen Mitmenschen steht wie er sich zu ihnen verh lt Er m sse imstande sein zu begreifen welches Bild sich andere von ihm machen und welche Erwartungen andere an es haben Er m sse auch in der Lage sein sich selbst aus der Perspektive anderer zu sehen Es ist die kognitive F higkeit den Standpunkt des anderen einzunehmen d h mit den Augen des anderen zu sehen mit den Ohr
78. brain injury minimal brain dysfunction dyslexia and developmental aphasia The term does not include children who have learning problems which are primarily the result of visual hearing or motor handicaps of mental retardation of emotional disturbance or of environmental cultural or economic disadvantage zit n Lerner 1989 7 173 In dieser Definition wurden hypothetisch minimale Hirnst rungen f r Learning Disability verantwortlich gemacht w hrend in der revidierten Fassung von National Joint Committee on Learning Disabilities NJCLD 1987 Dysfunktion des Zentralnervensystems als Hauptursache angesehen wurde Learning disabilities is a generic term that refers to a heterogeneous group of disorders manifested by significant difficulties in the acquisition and use of listening speaking reading writing reasoning or mathematical abilities These disorders are intrinsic to the individual and presumed to be due to central nervous system dysfunction S 107 Unabh ngig von der Diskussion ber Learning Disabilities wird auch in der deutschen Neuropsychiatrie des Kindesalters mit der Bezeichnung Teilleistungsst rungen oder Teilleistungsschw chen das neuropsychologische Funktionsmodell das St rungen in den Bereichen von Orientierung Aufnahme Speicherung Integration und Expression ber cksichtigt bezeichnet vgl Schr der 2002 33 So definierte Graichen 1973 die Teilleistungsschw che als
79. charakterisiert wird weil der eindeutige Beweis einer mit der Symptomatik korrelierenden Hirnsch digung nicht zu erbringen war Allein die Bezeichnung solcher 171 Termini wie minimal oder Dysfunktion beinhaltet somit eine Andeutung dass das Konzept der minimalen cerebralen Dysfunktion f r die Erkl rung der extrem komplexen Natur sowohl der Hirnfunktion als auch der Determinationen von Verhalten unzureichend ist Trotz fehlendem Beweis und der Unzul nglichkeit des MCD Konzeptes lie bis in die 80er Jahren des letzten Jahrhunderts ein auff lliges kindliches Verhalten in motorischen emotionalen sozialen und schulischen Bereich zuallererst eine hirnorganische Ursache vermuten Auf der Seite der Vertreter dieser These wurde diese tiologische Hypothese mit einer alles berstimmenden Eigenlogik gest tzt Der fehlende Beweis ist keineswegs gleichbedeutend damit dass eine minimale Hirnsch digung oder Hirnfunktionsst rung nicht existiert Bauer 1986 75 While there is no evidence that the minimally brain damaged child exists he urgently needs attention Dinnage 1970 21 W hrend dessen gelang es auf Seiten der Kritiker auch nicht mittels logischer Argumentation zwingend die Nichtexistenz von etwas Nichtexistierendem nachzuweisen Amft 2002 49 und damit die Bezeichnung zu eliminieren Erst in den 80er Jahren des letzten Jh brachten einige Untersuchungen Klarheit Man zeigte dass das Hirnstrombild
80. darin die Bedeutung enthalten dass der vorgeburtliche Entwicklungsprozess im Mutterleib nicht als ein quantitativer zeitlicher Begriff von neun Monaten sondern als ein qualitativer im Sinne der menschlichen Entwicklung gesehen wird Historisch soll die Vorstellung der vorgeburtlichen Erziehung oder der vorgeburtlichen Beziehung mit dem Kind Tai Kio gegen Ende des 14 Jahrhundert aus China berliefert worden sein Der Begriff vorgeburtliche Erziehung war bereits in einigen alten chinesischen Schriften aufgetaucht und entwickelte sich zu einem zentralen Begriff in der Erziehung vgl Yu A J 1992 131f Es wurden viele B cher ber die Erziehung des Kindes in der pr natalen Phase geschrieben besonders zu erw hnen ist das Buch Neuschrift f r die Erziehung der Leibesfrucht Tae Gyo Sin Gi von Frau Lee Sajudang 1801 das als erste Enzyklop die der Erziehung des Embryos in Asien angesehen wird vgl ebd 137 Der bekannte Arzt Huh Jun 1546 1615 betrachtete in seinem Sammelwerk der Heilkunde Handbuch der stlichen Medizin Dong I Bo Gam 1610 diese vorgeburtliche F rsorge vom medizinischen Standpunkt aus Die vorgeburtliche F rsorge wird in der alten Literatur nicht nur aus wissenschaftlicher Sicht sondern auch aus dem Volksglauben heraus betrachtet weshalb die Schriften sehr umfang und detailreich sind In dieser Arbeit soll nur die zentrale Idee der vorgeburtlichen Erziehung in Bezug auf ihre Bedeutung f
81. das Kind und seine Bezugspersonen oder Umgebung wieder hergestellt werden kann In diesem Sinne liegt die konfuzianische Auffassung nahe an der modernen Systemtheorie die Entwicklungsauff lligkeiten bei einem Kind aus einer Wechselwirkung zwischen dem Betroffenen und anderen Elementen seines Systems z B Familienangeh rigen Freunden Kollegen aber auch gesamtgesellschaftlichen Gegebenheiten z B wirtschaftlicher Situation und sozialer Gerechtigkeit ableitet In Bezug auf die Erziehung stellt der Konfuzianismus immer die pr genden Einfl sse des systemischen Umfeldes der Kindheit und des Erwachsenenalters das wiederum mit der Kindheit in Wechselwirkungen steht sowie die daraus entstandenen Lerneffekte in Rechnung Alfred Adler hat am Beginn seiner Theorie eine durchaus systemische Perspektive eingenommen s Kapitel 4 2 Er identifizierte problematische Bedingungen im sozialen Umfeld des Kindes in denen das Kind keine Hilfestellung findet und sich somit stark 223 minderwertig oder unsicher f hlt als ausschlaggebend f r die Entwicklung schwerster psychischer und psychosomatischer St rungen 6 3 3 Verhinderte Wirklichkeitskonstruktion Wenn man erkennen will ob einer t chtig ist oder unt chtig so braucht man auf nichts anderes zu sehen als darauf welchen Teil er besonders wichtig nimmt Menzius VVA14 Wer dem Gro en in sich pflegt wird gro wer dem Kleinen in sich folgt wird klein Menzius
82. dauerhaft aufrechtzuerhalten Dieser Grad der Aktivierung als Einflussgr e auf Aufmerksamkeitsleistungen bezieht sich wiederum auf innerphysiologische Prozesse Von dieser neuropsychologischen oder neurophysiologischen berlegung aus werden dann St rungen von Aufmerksamkeit oder Aufmerksamkeitsdefizite als interner insuffizienter Informationsverarbeitungsprozess verstanden Dahingehend l sst sich die Vielzahl der neuroanatomischen und physiologischen Untersuchungsbefunde als m gliche Ursache f r ADS zusammenfassen Eine Dysregulierung von Neurotransmittern auf Stammhirnebene Quinn 1995 verminderte Stoffwechselaktivit t von Glukose im Frontalhirnbereich des Gro hirns und im pr motorischen Bereich Zametkin et al 1990 Abweichungen in der Entwicklung des frontalen stratialen Cortex Barkley 1999 eine 175 verminderte Durchblutung in den pr frontalen Regionen und den Verbindungsbahnen um limbischen System ber das Stratium Sieg et al 1995 Ver nderungen beim Dopamin D4 Rezeptor Einfluss des Dopamin D2 Gens sowie eines Dopamin Transporter Gens Barkley 1999 D pfner et al 2000 Die Erkl rungsmodelle in denen von einer geringeren Durchblutung und damit verbundenen verminderten Stoffwechselaktivit t in den Frontalregionen des Gehirns die Rede ist und die vor allem ein Mangel des Neurotransmitters Dopamin als Ursache mangelnder Reizverarbeitung favorisierten zeigen aber deutlich dass der Trend eindeutig hin zu einer b
83. dem sie die Vielfalt gesellschaftlicher Normen Werte und Lebensumst nde in ihre Weltsicht integrieren Diese individuelle Verinnerlichung der vielen Meinungen Standpunkte und Wertvorstellungen durch die zunehmende Anzahl der sozialen Beziehungen erm glicht es sich von anderen Individuen trotz immenser hnlichkeiten substantiell zu unterscheiden ebd Ein Individuum kann seine Wirklichkeitskonstruktion nur in sozialen Kontexten also innerhalb der Familie Schule Arbeitswelt usw entwickeln Der Gestaltungsprozess des individuellen Lebensstils oder die Konstruktion der Wirklichkeit kann somit auch als ein Prozess der unendlichen Konfrontationen und Kontakte verstanden werden in denen man unausweichlich anderes in sich aufnimmt und in die Lage versetzt wird die Welt mit den Augen eines anderen zu sehen Sowohl bei Adler als auch im Konfuzianismus wird dem Menschen diese F higkeit zuerkannt Ein Individuum ist das Resultat von Beziehungen seine Entwicklung oder Sozialisation setzt seine Einbeziehung durch andere voraus Alle Vorstellungen ber sich selbst und ber andere sind ein Ergebnis von Dialogen weshalb alle auftretenden Figuren als soziale Sch pfungen verstanden werden k nnen mit denen es verschiedene M glichkeiten des Umgangs gibt 227 Der Konfuzianismus ordnet diese Beziehungsvielfalt in f nf zwischenmenschliche Beziehungsarten in denen das Individuum Bestandteil der fundamentalen Einheit einer Beziehung is
84. den Fischen des Teiches weder Pflanze noch Fisch ist so enthalten sie doch immer wieder solche in den meisten F llen jedoch von einer f r uns unmerklichen Feinheit 868 Aus dieser Annahme zieht Leibniz die Konsequenz dass es im Universum nichts des nichts Unfruchtbares nichts Totes gibt vgl 869 Leibniz versteht die Natur als lebendige Ganzheit in der die pr stabilierte Harmonie zwischen individueller Monade und monadischem Universum herrscht Der Mensch als Individuum ist in dieser Ganzheit anschauend und wirkend mit eingebunden Die Freiheit des Menschen kann daher niemals eine gegen die Natur sein sondern kann sich nur in der vern nftigen Einordnung in die Natur bew hren W hrend Leibniz das Weltordnungsprinzip mit dem Prinzip der pr stabilierten Harmonie erkl rte nannten die alten Chinesen es Tao Das chinesische Wort Tao Weg ist ein Begriff dessen Bedeutung von Methode Lehre rechtem Weg bis zum kosmischen sowie ethisch politischen Ordnungsgesetz reichen kann Tao ist das universale Gesetz oder Prinzip und zugleich die Wirkkraft von der ein regulierender Einfluss ausgeht und die mit einem alles beherrschenden Organisations und Ordnungsprinzip identisch ist Es Tao erschafft die Wesen nicht sondern es bewirkt da sie so werden wie sie sind Es reguliert den Rhythmus der Dinge Jede Gegebenheit wird durch ihre Position innerhalb des Raum Zeit Gef ges definiert das Tao ist jeder Gegebenheit imman
85. der Lage ist sozialen Rollenanforderungen zu gen gen Seit Krankheit im Zeitalter der Krankenkassen juristische Relevanz besitzt ist die Diskussion um Was unterscheidet gesund und krank mit unterschiedlichen Kriterien zu unterschiedlichen Schlussfolgerungen gelangt Diese Erkl rungsmodelle sind in sich stimmig Aber sie k nnen jeweils nur begrenzte Ausschnitte der Realit t erfassen weil sie jeweils in isolierter Form organismus personen oder umweltspezifische Aspekte ansprechen Die Weltgesundheitsorganisation hat in Absetzung von einer rein medizinischen Sichtweise die bisher dominant war ist Gesundheit als den Zustand des v lligen k rperlichen seelischen und sozialen Wohlbefindens und nicht nur das Freisein von Krankheit und Gebrechen WHO 1946 95 definiert Diesen Zustand des Wohlbefindens in allen Dimension des t glichen Lebens wird von Hurrelmann 1988 16f verstanden als den Zustand des objektiven und subjektiven Befindens einer Person der gegeben ist wenn diese Person sich in den physischen psychischen und sozialen Bereichen ihrer Entwicklung in Einklang mit den eigenen M glichkeiten und Zielvorstellungen und den jeweils gegebenen u eren Lebensbedingungen befindet Gesundheit ist dabei eng mit individuellen und kollektiven Wertvorstellungen verbunden die sich in der pers nlichen Lebensf hrung niederschlagen ebd Damit k nnen die prim ren Kriterien f r psychische Gesundheit mit Bezug
86. des Individuum mit sich und der Umgebung Deshalb zielt die therapeutische Arbeit nicht auf bestimmte St rungen sondern auf die Verst rkung von positiven oder selbstheilenden Kr ften Dabei werden die therapeutischen Horizonte ber das Individuum hinaus auf das soziale Leben und die Beziehung mit seiner Umgebung erweitert Diese Vorstellungen ber den Krankheits und Gesundheitsbegriff stehen der individualpsychologischen sehr nah vgl Kapitel 4 3 5 Auch wenn Adler den Krankheitsbegriff selbst nicht diskutiert hat stellt er den krankhaften Charakter beim betroffenen Individuum gegen ber den Genesungsm glichkeiten in den Hintergrund so da das Wort Krankheit oder krank kaum erscheint Kretschmer 1995b 270 Sein Sch ler R Dreikurs schrieb Man ist immer mehr geneigt die klinische Differenzialdiagnose aufzugeben und sie durch die dynamische Erkenntnis des einzelnen Menschen zu ersetzen Dreikurs 1969 39 zit n ebd Die individualpsychologische Stellungnahme zu den Begriffen von Krank und Gesundheit haben wir bereits im Kapitel 4 3 5 ausf hrlich dargestellt 6 3 2 Entwicklungsauff lligkeiten als Wechselbeziehungsst rung des Systems Grunds tzlich wird im Konfuzianismus ein Individuum als ein organisches System verstanden s Kapitel 5 2 das wiederum als ein Teil dem gro en System dient Ein Ausspruch von Menzius lautet Man spricht von Welt Staat und Familie Die Wurzeln des Weltreichs sind im
87. des Individuums auf der das richtige Handeln des Menschen beruht Dieses findet auch in der individualpsychologischen P dagogik ihre Anwendung So sieht Adler ebenfalls die Bedeutung der Erziehung in der Entwicklung der sozialen Empfindung Das Kind mu f r die Gemeinschaft erzogen werden Familie und Schule richten sich automatisch Jede Abweichung von dieser Linie bedroht das Kind sp ter mit Schwierigkeiten der Anpassung in Beruf Liebe und Gesellschaft Adler 1973b 209 Trotz der Unterschiede in der Terminologie bei der Darlegung der Erziehungstheorie sind die praktischen Schlussfolgerungen Adlers und des Konfuzianismus einander sehr hnlich Beide betonen die Notwendigkeit der gemeinschaftlichen auf Kooperation und 155 Altruismus zielenden Erziehung in Familie und Schule und in einem solchen Sinne ist f r beide die Erziehung ein Mittel um menschliche Fehlentwicklung zu vermeiden Die Erziehung zielt im Konfuzianismus auf die Entfaltung des Jen und in der Individualpsychologie auf die des Gemeinschaftsgef hls Dazu berzeugende Zitate beider Richtungen Der nat rliche Gegensatz von Kind und Umgebung l t sich nur durch das Mittel des Gemeinschaftsgef hles mildern Und der Geltungsdrang des Kindes mu durch Zukunftsfreudigkeit Achtung und liebevolle Leitung zum Ausleben kommen ohne das Gemeinschaftsgef hl zu st ren Adler 1973b 220 Ein ehrf rchtiger durch Jen erzogener Sohn bri
88. die Erl uterung folgen dass ein autopoietisches System ein hom ostatisches ist Diese hom ostatische Aktivit t des Systems ist wiederum wie wir im Abschnitt 4 1 3 Selbst regulierendes System gesehen haben dem Kompensationsmechanismus Adlers hnlich wie Fletcher bewiesen hat Ich bin mir nur darin sicher da wir in Adlers Kompensationsmechanismus ein Ph nomen vor uns haben das unter das welches Cannon mit Homeostase bezeichnet zusammengefa t werden kann Fletcher 1938 14 zit n Ansbacher u Ansbacher 1995 23 Dieser hom ostatische Charakter bildet somit wieder einen Treffpunkt beider Begriffe Die Theorie der Kompensation zeigt uns deutlich dass Adler den Organismus als Ganzes als in Auseinandersetzung mit der Umwelt sich befindende Individualit t versteht Die Kompensation ist f r Adler also eine Selbstregelung des Organismus die auf Kommunikation Austausch Gemeinschaft der Organe beruht B hringer 1985 61 und sie ist ein Versuch der aktiven Anpassung an die kosmischen Forderungen Adler 1973a 163 Diese Austauschbarkeit und offenen Grenzen zwischen Lebewesen und Umwelt machen Adlers Sprung aus der Organminderwertigkeitslehre in die Individualpsychologie aus einer physiologischen in eine soziale Psychologie m glich 72 B hringer 64 Die Interaktionen zwischen Organismus und Umwelt besagen nicht dass man als Au enstehender die Kompensation des Organismus direkt steuern kann Wie da
89. die Mutter an erster Stelle steht eine gro e Rolle weil in ihr ein stabiles Selbstwertgef hl als ein Teil des Ganzen entwickelt werden kann Was Adler bereits Anfang des letzten Jahrhunderts als Ausgangspunkt f r seine Theorie angenommen hatte dass sich die Entwicklung des Kleinkindes die Ausbildung seiner F higkeiten und seines Lebensstils durch eine aktive Auseinandersetzung mit seiner Umgebung vollzieht wobei die seelisch geistige Zuwendung durch ihre Bezugsperson eine entscheidende Rolle spielt ist heute auch in der Anthropologie Entwicklungspsychologie Kinderneurologie und Ethologie Gemeingut Besondere Best tigung bekommt seine Theorie aus den Fortschritten der Hirnforschung die gerade in den letzten Jahren so viel neues Wissen gesammelt und damit alte bisher f r g ltig gehaltene Annahmen korrigiert und neu anerkannt hat dass die Seele die Materie des Gehirns gestaltet Im folgenden wird der Zusammenhang zwischen Lern und Verhaltensst rungen und einem entmutigten Lebensstil aus dieser neuen neurowissenschaftlichen Sicht her ausgearbeitet 6 2 3 Neurowissenschaftliche Unterst tzung des individualpsychologischen Ansatzes Beziehungserfahrungen beeinflussen das Gehirn und den Lebensstil Die Neurowissenschaft hat gerade in den letzten Jahren entscheidende Einsichten in den Aufbau und die Funktion des Gehirns gewonnen Insbesondere die Einf hrung und der Einsatz bildgebender Verfahren z B Positronen Emissions Tomograp
90. die ganzheitliche Sicht der humanistischen Psychologie Autonomie und soziale Interdependenz Der Mensch als autonomes Wesen ist immer auf seine Mitmenschen bezogen das Selbst als autonome Instanz kann sich daher nur durch den Austausch und die Auseinandersetzung mit anderen herausbilden Selbstverwirklichung Der Mensch tendiert zur Selbstverwirklichung und folgt der Tendenz zur Entfaltung von F higkeiten zum Streben nach Wissen und zur Freisetzung des menschlichen Potentials an konstruktiven Kr ften Die Selbstverwirklichung vollzieht sich nur im st ndigen Austausch mit der sozialen Umwelt Ziel und Sinnorientierung Alle menschlichen Handlungen sind sinn und zielgerichtet wobei auch eine selbsttranszendierende Zielsetzung ein zentrales Merkmal menschlicher Motivation ist Ganzheit Der menschliche Organismus ist Gestalt organisches Ganzes das kognitive emotionale und somatischer Einheit ist womit sowohl die Interdependenz seiner Teile als auch deren konstitutive Funktion f r das Selbst gemeint ist Systemtheoretische und Radikal Konstruktivistische Forschungsprogramme s Abschnitt 3 4 in diesem Kapitel der ganzheitliche Ansatz erfuhr gegen Anfang der 70er Jahre unter dem Titel Systemtheorie bzw Kybernetik geradezu eine 40 Renaissance vgl Herrmann 1976 573 Vor dem Hintergrund der Allgemeinen Systemtheorie Ludwig von Bertalanffys 1968 und der Kybernetik von Norbert Wiener 1971 Original
91. eine der griechischen philosophia entsprechende Denkweise dem Osten absprach In seinen B chern Vorlesungen ber die Geschichte der Philosophie Enzyklop die der philosophischen Wissenschaften im Grundrisse und Vorlesungen ber die Philosophie der Geschichte zeigt sich oft seine Verachtung gegen ber chinesischen Schriftzeichen und der chinesischen Zivilisation allgemein Hegel unterschied menschliche Ausdrucksformen in drei Stufen Hieroglyphenschrift als die k rperliche sinnlich wahrnehmbare u erliche Schrift Tonsprache als symbolische Ausdrucksform und Geist als Fortgang der Gedankenbildung vgl Hegel 1970 459 Diese typisch metaphysischen Hierarchien folgen vollst ndig der Tradition des Denkens bei Platon in der das gesprochene Wort im Gegensatz zur Schrift n her bei der Seele steht die die Ideen beherbergt In Der Schacht und die Pyramide stellt Derrida die Zeichentheorie von Hegel folgend dar 19 Es handelt sich also um das Privileg des Sprechens gegen ber der Schrift und der phonetischen Schrift gegen ber jedem anderen System der Einschreibung im besonderen gegen ber der hieroglyphischen oder ideographischen aber auch gegen ber der mathematischen Schrift Derrida 1988 101 Die Hieroglyphenschrift die nicht phonetische zu der die chinesische Schrift geh rt gef hrdet nach Hegel das philosophische System sie bedroht den Atem den Geist und die Geschichte als Selbstbezug d
92. einem Kind die Kompetenz die zur Bew ltigung altersentsprechender Aufgaben wichtig ist sowie das Interesse und die Aufmerksamkeit f r die L sung von Aufgaben fehlen Die kompensatorischen Sicherheitstendenzen bei einem solchen Kind mit mangelndem Selbstwertgef hl oder Selbstvertrauen sind nach Adler rein ichbezogen nichtkooperativ oder gemeinschaftssch dlich Eine Unterentwicklung des Gemeinschaftsgef hls kann auf die Wahrnehmung und das Weltbild einen negativen Einfluss aus ben daher erscheint das Verhalten eines psychisch Gest rten aufgrund der ichhaften Steuerung den Mitmenschen unvern nftig und unlogisch ihm selbst jedoch durchaus vern nftig und logisch Adler nennt dies private Intelligenz private Logik oder privates Bezugssystem Unter diesem Aspekt betrachtet sind alle Handlungen psychisch gest rter Kinder mit dem Bezugssystem der privaten Logik in Zusammenhang zu bringen d h das Denken F hlen und Handeln das nicht mit den allgemeinen Normen der Gesellschaft aber mit dem eigenen inneren System bereinstimmt ist private und subjektive Realit t die am Streben nach pers nlicher berlegenheit orientiert ist und demnach auf die sozial unn tzlichen Seite des Lebens geleitet wird Damit k nnen in allen F llen keine vielf ltigen neuen Beziehungserfahrung gemacht werden und daher fehlen neurobiologisch ausgedr ckt die erforderlichen Voraussetzungen zur Ausformung und Stabilisierung komplexer neuron
93. eines betroffenen Kindes h ufig dem eines nicht betroffenen viel j ngeren Kindes entspricht Anomalien oder Auff lligkeiten im EEG galten aber gerade als nicht typisch f r leichte Hirnfunktionsst rungen w hrend viele Kinder mit deutlichen Hirnsch den keine Hyperaktivit t oder Lernunf higkeit zeigen vgl Satz 1980 nach Wicks Nelson u Israel 1984 231 Besonders fand eine epidemiologische Studie von Schmidt et al 1984 bei Kindern mit normaler oder h herer Intelligenz IQ ber 85 bei 12 6 objektiv nachweisbare Hirnfunktionsst rungen und bei 15 9 psychische Auff lligkeiten Psychiatrische Auff lligkeiten in Kombination mit Hirnfunktionsst rungen wurden hingegen nur bei 3 3 der Kinder gefunden vgl Laucht et al 1986 Dies bedeutet wiederum Ca 75 der Kinder mit nachweislicher cerebraler Dysfunktion waren psychiatrisch unauff llig bei ca 80 der psychiatrisch Auff lligen konnte keine Hirnfunktionsst rungen nachgewiesen werden Amft 2002 49 Die einleuchtendste Kritik richtete sich somit gegen einen solchen Zirkelschluss bei dem die Hirndysfunktion das Symptom mit sich bringt und das Auftreten eines solchen als Beweis f r die Existenz der Hirndysfunktion gedeutet wird Es konstruiert doch eine Pseudo Kausalit t Amft 2002 50 So schloss auch Routh 1980 62 nach seinem vergeblichen Versuch das Kriterium von MCD klarzustellen die Beschreibung mit dem Wort Before I will seriously with to use the concept
94. es um Mutma ungen dass eine medikament se Therapie mit Stimulanzien das gest rte neurochemische Gleichgewicht durch eine Anregung des Nucleus accumbens wieder herstelle vgl Altherr 1997 zit n Gerspach 2002 151 Diese Erkl rung sichert die Produktion entsprechender Medikamente und beruhigt damit auch die Pharmaindustrie F r diese neurochemischen Hypothesen hat man bis heute keine empirischen Best tigungen erhalten hnliche Annahmen wie die Fehlerregung des Zentralnervensystems die aufgrund bestimmter Stoffwechselprozesse im Gehirn auftritt oder die geringere Stoffwechselaktivit t der Frontallappen des Gehirn usw bleiben auch in dieser Vorstellung hypothetischer Natur vgl von L pke 2001 Mattner 2000 Albert u Horn 1999 Rothenberger u Moll 1999 Der gegenw rtige Forschungsstand bietet allerdings noch keinerlei Grundlage daf r Schlussfolgerungen im Sinne eines Ursache Wirkung Zusammenhangs ziehen zu k nnen also umstandslos ein in Erscheinung tretendes komplex bedingtes Verhalten auf neurophysiologische bzw neurobiologische Zusammenh nge und molekular genetische Bez ge zur ckf hren zu k nnen Liebrand 2002 230 177 6 1 3 Problematik der Behandlung aus biologischer Sicht Durch paradigmatische Fixierung dieses biologischen Erkl rungsansatzes zu der die Medizin seit langerem beigetragen hat ist der moderne Mensch daran gew hnt seinen K rper prim r als manipulierbaren Stoffwechselapparat wa
95. fest dass der Mensch von Natur aus gut sei und erst unter den Einwirkungen der Zivilisation zu dem krummen Repr sentanten seiner Gattung verkommen w rde so m sse f r die Erziehung des nat rlichen Menschen nicht Worte nicht Belehrung sondern das wirkliche Leben bestimmend sein Rang 1991 131 W hrend Rousseaus Ansatz aus der negativen Kritik an Sattheit und Zivilisationsmacht erwuchs entstand Pestalozzis aus der konstruktiven Kritik an einer unzureichenden P dagogik und auch an der unzureichenden Wahrnehmung eines erzieherisch angemessenen Menschenbildes Besonders brachte Pestalozzi seine Erziehungslehre mit der Formel Kopf Herz und Hand auf den Punkt Die Forderung nach wechselseitig abgestimmter Entwicklung des ausreichenden Wissen Kopf gel uterten Wollen Herz und zur Lebensmeisterung erforderlichen K nnen Hand des Kindes M rz 1998 446 geht auf eine ganzheitliche Erziehungsvorstellung zur ck in der die praktischen und geistigen T tigkeiten korrelieren Nicht nur theoretisches Wissen zu vermitteln sondern den Lernprozess vor Ort stattfinden zu lassen und auch Werte und Normen der Gesellschaft zu vermitteln waren sein Erziehungsziel das dem ganzen Menschen dienen sollte In diesem Sinne n hert sich Pestalozzi wieder jenem in der Goethezeit klassisch entwickelten Menschenbild und Bildungsverst ndnis an das den Menschen n mlich als eine psychobiologisch geistige organismische harmonische Ganzhei
96. gesamten Pers nlichkeitseigenschaft ausdr ckt Daher kann man die Formulierung wagen da wir in der Therapie weder Libidoverteilung noch Verhaltensfragmente ndern sondern Werterfahrungen Werterlebnisse und Wertorientierungen Rattner 1991 55 um damit das erzieherische therapeutische Ziel zu erreichen das darauf angelegt ist Menschen zu Mitmenschen und gleichberechtigten unabh ngigen und verantwortungsbewu ten Mitarbeiter an der Kultur Adler 1979 128 zu machen Die nderung der Werte eines Patienten wird in der Individualpsychologie durch Beziehungserfahrungen versucht Es soll das soziale Interesse am anderen geweckt werden sowie Kooperation mit anderen angeregt werden und damit gegenseitige Hilfe Solidarit t Gleichberechtigung Liebe Gerechtigkeit Verl sslichkeit Treue Offenheit 94 Selbst ndigkeit usw Psychotherapie ist im Grunde eine bung der Kooperationsf higkeit und deren Pr fung Adler 1979 64 und damit angewandte Ethik die jedoch in der Therapie nicht direkt angesprochen wird sondern sich eher ber ihre Verk rperung in der Person des Therapeuten vermittelt Mackenthun 2000 Alle meine Bem hungen sind darauf gerichtet das Gemeinschaftsgef hl des Patienten zu vertiefen Ich wei da der wirkliche Grund f r sein Elend in seinem Mangel an Gemeinschaftsbewusstsein liegt und ich m chte da auch er es erkennt Sobald er sich mit seinem Mitmenschen auf gleichberechtigte
97. in seinem Denken und Handeln in Rechnung zu stellen und sich schlie lich als Teil des Ganzen zu f hlen Kretschmer u Titze 1995 357 Seelische Gesundheit wird in dem Sinne als eine Funktion des Gemeinschaftsgef hls verstanden vgl Offer u Sabshin 1966 zit n ebd Jede Pers nlichkeitsentwicklung befindet sich lebenslang stets in einem Spannungsverh ltnis von Organismus Psyche und sozialer Lebenswelt Leben hei t st ndige Konfrontation mit Situationen die man bis jetzt nie erlebt hat somit muss jede Person immer in der Lage sein die daraus entstandenen intrapsychischen Spannungen zu verarbeiten Die F higkeit zur kompetenten Auseinandersetzung mit den Forderungen der Au enwelt durch die das Individuum seine Unsicherheit oder Minderwertigkeit f hlen kann ist von eigenen Pers nlichkeitsmerkmalen d h dem eigenen Lebensstil abh ngig Jede Neurose ist die Folge eines Konfliktes zwischen angeborener F higkeit zur Bew ltigung der Lebensaufgaben Gemeinschaftsgef hl und das im Leben st ndig dr ngende Minderwertigkeitsgef hl sowie Geltungsstreben Sie verhalten sich immer umgekehrt proportional Je kleiner jenes um so gr er dieses und umgekehrt Rattner 1974b 170 Solange das Minderwertigkeitsgef hl nicht zu gro ist wird ein Kind immer auf der n tzlichen Seite des Lebens streben Ein solches Kind das sein Ziel verfolgt interessiert sich immer f r andere Gemeinschaftsgef hl und soziale Anpassung sind die richti
98. ist aber nicht so Leibniz erkannt das Prinzip der universellen Harmonie das sich als ein Grundgesetz des Systems der Substanzen Monaden oder der Verfassung des Universums herausstellt Im ostasiatischen Weltverst ndnis w re ohne Tao kein Universum entstanden weil die Welt nur durch die dynamischen Wechselbeziehungen zwischen Yin und Yang entstehen kann Tao ist Ordnungs und Verhaltensprinzip von Yin und Yang stellt somit das allgemeine Bewegungsgesetz aller Dinge im Kosmos dar Sowohl die Monade als auch Yin oder Yang ist in Wahrheit ein Individuum das nur in der harmonischen Gemeinschaft Daseinswerte erhalten kann In gleichem Sinne kann das Gemeinschaftsgef hl der Individualpsychologie als Ordnungsprinzip des menschlichen Lebens in der Gemeinschaft in der alle Teile harmonisch zu einem gleichartigen Zweck zusammenwirken verstanden werden w hrend die pr stabilierte Harmonie und das Tao das universale Ordnungsprinzip f r den gesamten Kosmos ist Die drei Prinzipien erm glichen alle harmonische Beziehungen und Wechselwirkungen bedeuten also f r die Menschheit die Voraussetzung f r ein gemeinschaftliches Leben und somit ihr Fortbestehen 5 3 Spekulation ber konfuzianische Beziehungsethik in der individualpsychologischen Beziehungsp dagogik M E ist sowohl die Individualpsychologie als auch die stliche Philosophie eine Lehre von Beziehungen Wir haben bereits oben angedeutet dass der Mensch nur in dem Ma e menschlicher als die
99. ist weiter umstritten Tenbrink 1998 98 kritisiert an dieser Entwicklung der Individualpsychologie dass das Paradigma der Selbstregulation das Adler in der Zeit vor 1920 gegen das Trieb Abwehr Konflikt Paradigma Freuds gestellt hat durch die danach entwickelte zunehmende Vermischung mit moralphilosophischen berlegungen seiner klinischen Relevanz weitgehend wieder beraubt wurde Er schl gt die L sung vor dass die Individualpsychologie als Tiefenpsychologie den Anspruch auf zeitgem es psychoanalytisches Selbstverst ndnis nur auf dem Weg der Aneignung Anwendung und Weiterentwicklung des bereits existierenden psychoanalytischen Wissenstandes erreichen kann ebd 95 Bruder Bezzel 2000 der in seinem Artikel Welchen Adler lieben wir das Verh ltnis der Individualpsychologen zum fr hen und sp ten Adler neutral dargestellt hat hat sich auch sein eigenes Verh ltnis zu Alders Grundkonzept gebildet Demnach hat Adler ab den 30er Jahren besonders in seinem Hauptwerk Sinn des Lebens seinen psychologischen Tenor deutlich ge ndert 3 Bruder Bezzel stimmt dabei der zeitlichen Unterscheidung in vier Phasen von Ansbacher 1981 zit n Bruder Bezzel 2000 284 zu In Stichworten 1 1898 1907 sozialmedizinisch p dagogisch biologisch 2 1908 1917 Aggressionstrieb Z rtlichkeitsbed rfnis Wille zur Macht m nnlicher Protest Als ob Fiktionalismus Finalit t intrapsychischer Konfli
100. keinen festen Bezugspunkt alles flie t Es kann auch alles anders sein Adler Aus dieser Auffassung Adlers folgt ein p dagogischer Optimismus begr ndet in der unbegrenzten Bildsamkeit des Menschen der sich als bio psycho soziale Einheit begreift und sich gem seiner Ontogenese in der Wechselwirkung mit seiner Umwelt proze haft entwickelt wobei die Entwicklung nie abgeschlossen ist sondern ein Kontinuum neuer offener M glichkeiten darstellt Gerber 1992 144 Auch die w hrend der Phase der kindlichen Entwicklung m glicherweise entstandenen alten Bewegungslinien sind daher durch die ermutigenden Erziehungsma nahmen auch noch in 209 der sp teren Entwicklung korrigierbar Das Ziel all dieser Korrekturma nahmen ist die Wiederherstellung eines verlorengegangenen inneren Muts die nur in der gemeinschaftlichen Beziehung m glich ist Ermutigung als Heil Erziehungsprinzip ist somit eine Evolutionshilfe des Gemeinschaftsgef hls alles ermutigende erzieherische Tun soll in einer Art von Beziehungsarbeit bestehen in der das Kind eine richtungsgebende Kompensationshilfe bekommt und schlie lich zur Umfinalisierung seines irrt mlichen Lebensplans gef hrt wird 6 2 4 2 SCHULISCHE INTERVENTION 6 2 4 2 1 Die Gestaltung einer sozialen Schule Auch in der Schulerziehung ist Ermutigung ein grundlegendes Element Sie ist in individualpsychologischem Sinne so wichtig dass ihr Fehlen als der haupts chliche Grund f r Leistungsver
101. ler gehorcht nur dem Lehrer der selbst den rechten Weg des Jen geht und diesen zugleich zeigt Ein Lehrer der der Vernunft gem handelt liebt den Sch ler wie sich selbst Er greift auf seine eigenen Bed rfnisse zur ck um ihn zu belehren So findet er die rechte Weise des Lehrens Was er andern zuf gt ist nur von der Art dass man es auch ihm zuf gen mag Auf diese Weise sind Lehrer und Sch ler wie ein Leib Sie lieben einander wie sich selbst Das f hrt zur Bl te des Unterrichts und zum Gedeihen aller Wahrheit und Lehre L B W 1979 51 250 Die Notwendigkeit des vern nftigen Verhaltens des Erziehers wird auch von der Individualpsychologie verlangt Adler 1982a 224 versteht unter Vernunft eine allgemeing ltige Kategorie die durchaus mit dem Gemeinschaftsgef hl zusammenh ngt Dabei kann die vern nftige Haltung des Erziehers im Umgang mit den Sch lern durch Wexbergs Begriff Freundschaftliches Wohlwollen 1969 282 verstanden werden wo das Hauptgewicht in der Erziehung durchaus nicht auf den theoretischen Grunds tzen sondern auf der seelischen Eignung des Erziehers liegt Nicht sein Programm sondern seine Haltung ist das Entscheidende ebd Dreikurs betont auch aufgrund seiner Erfahrung mit schwererziehbaren Kindern und Jugendlichen die positive emotionale Beziehung zwischen Erzieher und Sch ler Man kann niemand beeinflussen wenn nicht zuvor eine freundliche Beziehung hergestellt worden ist
102. man es f r selbstverst ndlich dass der Mensch sein gro es Gehirn zum Denken besitzt Neueste Forschungsergebnisse haben jedoch deutlich gemacht dass der Bau und die Funktion des menschlichen Gehirns in besonderer Weise f r Aufgaben optimiert sind die wir unter dem Begriff psychosoziale Kompetenz zusammenfassen Unser Gehirn ist demnach weniger ein Denk als vielmehr ein Sozialorgan Noch bis vor wenigen Jahren schien den Hirnforschern alles suspekt was mit Gef hlen zusammenhing Inzwischen beginnen sie zu verstehen welche Bedeutung Gef hle nicht nur f r die Ausrichtung von Wahrnehmungs und Denkprozessen besitzen sondern auch wie fr he emotionale Erfahrungen im Gehirn verankert werden und wie sehr sie sp tere Grundhaltungen und berzeugungen bestimmen Fast ein ganzes Jahrhundert lang wurde heftig dar ber gestritten ob Denken F hlen und Handeln des Menschen st rker von angeborenen Verhaltensprogrammen oder von den im Lauf des Lebens gemachten Erfahrungen bestimmt werden Heute beginnt man zu begreifen dass der Mensch nur deshalb ein so anpassungsf higes zeitlebens lernf higes Gehirn besitzt weil die das Denken F hlen und Handeln bestimmenden Nervenzellverschaltungen durch genetische Programme eben noch nicht endg ltig festgelegt sind H ther und Bonney 2002 25 6 2 3 1 BENUTZUNGSABH NGIGE ENTWICKLUNG DES GEHIRNS UND LEBENSSTIL Auf Grund der neuen Erkenntnisse funktioniert das Gehirn so wie es mit Hilfe
103. neigt die moderne Gesellschaft zu einseitigen Wertvorstellungen ein Teil des Ganzen gilt mehr als die Ganzheit Reinisch 1990 11f Ausbeutung der Natursch tze mehr als Bewahrung Konkurrenzf higkeit mehr als Kooperationsf higkeit rationale Erkenntnis mehr als intuitive Weisheit Wissenschaft mehr als Religion vgl Capra 1983 31 48 und schlie lich wurde innerhalb der wissenschaftlichen Arbeit die teilend analysierende Str mung h her als die einend synthetisierend bewertet Ein Kind entwickelt sich im integrierenden und interagierenden Prozess mit allen gesellschaftlichen Bestandteilen n mlich in den Beziehungen mit anderen in Familie Schule und verschiedenen sozialen Gruppen und lernt in solchen Beziehungen gleichzeitig die kulturellen Constrains Sein Erleben ist jedoch intuitiv und ganzheitlich und eben mit diesem Verst ndnis versucht es sich die Dinge der Welt anzueignen Wenn die Gesellschaft keine umfassende Einstellung zur Verf gung stellt und keine Befriedigung bio psycho sozialer Bed rfnisse sicherstellen kann werden seine Aneignungsprozesse und Beziehungen zu dieser Welt gest rt dort kommt es zum Kampf und in der Folge zu Gewalt zur psychischen oder k rperlichen Erkrankung oder zur Sucht Reinisch 14 Bei der Frage nach der Erziehung und Therapie von Verhaltensauff lligkeiten handelt es sich dabei nicht blo um individuelle Ph nomene sondern um eine Interaktion und Wechselbeziehung zwischen den Bet
104. nennen 173 6 1 2 3 Aufmerksamkeits Defizit Syndrom ADS s ssssssessessssssesseesrsssssseessesrrsseessesses 175 6 1 3 Problematik der Behandlung aus biologischer Sicht eeeee 178 6 1 3 1 Di tetische Behandlung u sen 178 6 1 3 2 Medikament se Behandlungs wecken 180 6 1 3 2 1 ADS als absichtliche Erfindung f r eine Pharmatherapie nne 181 6 1 3 2 2 Effektivit t und Nebenwirkungen der medikament sen Behandlungen 183 6 1 4 Gegenw rtige Erkenntnisse aus der AD H S Forschung 186 6 2 DAS INDIVIDUALPSYCHOLOGISCHE VERST NDNIS VON VERHALTENSST RUNGEN UND LERNBEEINTR CHTIGUNGEN UND DIE ERZIEHERISCHEN INTERVENTIONSMABNAHMEN snsnnssnnssnsessessesssesnnssnnesnsssnensensanen 188 6 2 1 Grundriss des individualpsychologischen Ansatzes ber Verhaltens und Lernst rungen un ei ea E A r 188 6 2 2 Verhaltens und Lernst rungen als Folge von Entmutigung im Lebensstil 189 6 2 3 Neurowissenschaftliche Unterst tzung des individualpsychologischen Ansatzes Beziehungserfahrungen beeinflussen das Gehirn und den Lebensstil 191 6 2 3 1 Benutzungsabh ngige Entwicklung des Gehirns und Lebensstil 192 6 2 3 2 Theorie des Minderwertigkeitsgef hls Individualpsychologie und der Stress Belastung Neurobiologie anne ae 194 6 2 3 3 Psychosoziale Erfahrung und Entwicklungspsychopathologie 200 6 2 4 Intervention
105. nfte Logische Untersuchung Philos Bibliothek Bd 290 Hamburg 1901 1975 H ther Gerald Die neurobiologische Verankerung von Erfahrungen und ihre Auswirkungen auf das sp tere Verhalten Vortrag am 24 04 2001 bei den 51 Lindauer Psychotherapiewochen 2001a http www lptw de vortraege2001 g_huether html H ther Gerald Kritische Anmerkungen zu den bei ADHD Kindern beobachteten neurobiologischen Ver nderungen und den vermuteten Wirkungen von Psychostimulanzien Ritalin In Analytische Kinder und Jugendlichenpsychotherapie AKJP H 112 XXXI Jg 4 2001b S 471 486 H ther Gerald Kindergehirne sind keine Maschinen In Psychologie Heute 10 2002a S 42 43 H ther Gerald Kritische Anmerkungen zum Thema ADHS und Ritalin 2002b Ahttp www afa algen online ch Ritalin htm H ther Gerald Bedienungsanleitung f r ein menschliches Gehirn G ttingen 2002c H ther Gerald u Bonney Helmut Neues vom Zappelphilipp D sseldorf Z rich 2002 H ther Gerald Wer plastiziert das menschliche Gehirn In Alverde 1 2004 S 4 7 I Ging Das Buch der Wandlungen bers von Richard Wilhelm D sseldorf K ln 1981 Illich Ivan Die Enteignung der Gesundheit Medical Nemesis Hamburg 1975 Internationales und Deutsches Verzeichnis der Krankheiten I u II Wiesbaden 1958 Jacoby Henry Alfred Adlers Individualpsychologie und dialektische Charakterkunde Frankfurt a M 1983 Jantsch Erich Die Selbstorganisation des Universums M nc
106. nnten wird nun in dieser konstruktivistischen Systemtheorie angezweifelt wenn weiter von der operational geschlossen autopoietischen Systeme gegen ber der Umwelt die Rede ist 3 4 5 Implikationen f r das Lehren und Lernen Lernen in der konstruktivistisch systemtheoretischen Sicht ist ein Proze der Restrukturierung innerhalb eines geschlossenen Systems Luhmann 1987b 60 d h eine konstruktive Leistung des autopoietischen Systems selber Die Dominanz der Lehrpl ne und Unterrichtsinhalte kann somit nicht das Lernen des Sch lers bestimmen Unterricht organisiert sich nicht in der Absicht des Lehrers sondern im Zusammenwirken von Lehrer und Sch ler unter dem Einfluss eines bio psycho sozialen Umweltsystem Der Lehrer hat keinen direkten Zugang zu den Gedanken des Sch lers ist also innerhalb der Kommunikationen mit dem Sch ler aus denen ein soziales System besteht strukturell gekoppelt Der Kommunikationsverlauf ist zwar immer davon abh ngig wie eine kommunikative u erung von dem Gegen ber verstanden wird Systemtheoretisch 56 betrachtet hei t Lehren somit nicht Wissen vermitteln sondern an Systemwechselbeziehung teilnehmen so dann miteinander Wirklichkeitskonstruktionen aushandeln und perturbieren Das Lernen wird dann auch definiert als umweltveranlasste Strukturver nderung das hei t Lernen soll jede Struktur nderung personaler oder sozialer Systeme hei en die aus Anla von Kontakten mit der Umwelt erfolg
107. of MBD again I will wait to be shown that such a syndrome exists Auf Grund solcher Einw nde n mlich des Problems der unsicheren Diagnoseerstellung und der Schwierigkeit der Grenzziehung zwischen MCD und Nicht MCD usw wurde das Konzept mehr und mehr fallen gelassen Studien mit epidemiologischen vgl Esser u Schmidt 1987 und klinischen vgl Lehmkuhl u 172 Thoma 1992 Ans tzen nahmen sich auch dieser Thematik an und beurteilten das MCD Konzept als nicht haltbar Ein kinderpsychiatrisches Krankheitsbild MCD gibt es nicht Schmidt 1992 20 Die MCD Diagnose wurde allm hlich aus dem Diagnosefeld zur ckgezogen 6 1 2 2 LEARNING DISABILITY UND TEILLEISTUNGSST RUNGEN Der R ckgang der MCD Diagnose bedeutet aber nicht zugleich eine Aufl sung des medizinisch biologischen Konzeptes ber Lernbeeintr chtigungen und Verhaltensst rungen An der Stelle des MCD Konzeptes steht nun eine andere biologische Etikettierung dieses Problems Spezifische Lernst rungen Learning Disabilities Kirk 1963 Teilleistungsschw che Graichen 1979 Esser u Schmidt 1987 Aufmerksamkeits Defizit Synddrom mit bzw ohne Hyperaktivit tt ADS H Aufmerksamkeits Defizite in Verbindung mit Hyperaktivit tsdysfunktionen ADHD Syndrom Zentall u Goetze 1994 usw sind die nachfolgenden Bezeichnungen Aber sie sind auch keine neuen Befunde sondern Bezeichnungen die bereits seit den sechziger Jahren existieren als die Frage nach diesen St rung
108. ohne Geh r M ckel 1988 32 167 der vernachl ssigten Kinder nachgewiesen war Im Gegensatz dazu sind jedoch die ersten Hilfsschulen in Elberfeld 1879 Braunschwieg 1880 und Leipzig 1981 als Abspaltungen von den Volksschulen entstanden vgl Altstaedt 1977 64ff deren prim re Funktion in der Absonderung der Schwachen zum Schutze der Normalen bestand Allerdings standen diese Hilfsschulen vor dem Problem Abgrenzungs und Selektionskriterien n mlich die objektiven Erfassungen hilfsschulbed rftiger Kinder zu finden die sich aber schon bald als unm glich herausgestellt hatten und bis heute misslungen ist vgl Eberwein 1994 290 F r das damalige Zeitalter mit hohen Wachstumserwartungen waren f r die Aussonderung der Hilfsschule aus den Volksschulen die konomischen gesellschaftlichen und schulpolitischen Interessen entscheidend nicht die Verwirklichung eines Bildungsideals in dem die besondere Schulbed rftigkeit ihrer Sch ler nachgewiesen und auch die Fragen nach hilfsschulspezifischen Unterrichtsprogrammen grunds tzen und methoden beantwortet werden sollte Reichmann Rohr und Weiser 1996 23f sahen in diesem Hilfsschulekonzept einen deologische n Kern der sogenannten Ballasthypothese d h Behinderte Leistungsschwache werden vor diesem Hintergrund als unn tzer Ballast als unproduktive Esser als berb rdung kurzum als minderwertiges Material abqualifiziert der Ausschlu der Min
109. seiner Theorie den Makrokosmos Weltall als das was alles Existierende in sich enth lt und den Mikrokosmos Monade als auf innerer T tigkeit beruhende Vorstellung bezeichnet akzentuiert die Individualpsychologie einerseits die Einmaligkeit der Individualit t ihre Einheit die inneren Strukturzusammenh nge des Ganzen der Pers nlichkeit andererseits aber betont sie gleicherma en die Bedeutung der berindividuellen Zusammenh nge in denen der Mensch lebt die famili ren sozialen historischen kulturellen nat rlichen und kosmischen Zusammenh nge und Bez ge auf die er angewiesen ist Hellgart 1982 45 F r das Verst ndnis beider Lehren sind die inneren und u eren Lebenszusammenh nge im Erleben der Individualit t miteinander verbunden ebd B hringer 1985 sucht die geistige Quelle der Individualpsychologie ebenso in der Monadologie Geistesgeschichtlich geh re die Individualpsychologie zu den verkappten Monadologien den personalistischen Philosophien Geht man den Quellen des Namens Individualpsychologie nach dann erscheint Adlers Psychologie im Horizont der Zellenlehre von Rudolf Virchow diese wiederum erweist sich als eine empirische naturwissenschaftliche Wendung der Monadologie deren Urspr nge Mahnke ber die fr hneuzeitlichen theosophischen Mikro Makrokosmos Spekulationen zum Neuplatonismus und schlie lich bis hin zur Fr hantike zur ck verfolgt hat ebd 100 Virchow der die Zell
110. sind Dorsch ps W rterbuch 1998 764 Das Prinzip der sch pferischen Synthese erf hrt eine logische Weiterentwicklung beim Prager Philosophen Christian v Ehrenfels der erstmals das Prinzip der sch pferischen Synthese nachweisen konnte Bei Ehrenfels gilt das Erlebnisganzes als Gestalt die mehr als die Summe ihrer Teile ist als Summe w re sie nur Quantit t die Gestalt ist also 36 eine Qualit t so dass sich alle Wahrnehmungen aus einem Stufenbau von Gestaltqualit ten aufbauen Aus der ganzheitlichen Auffassung entwickelte sich im Laufe der weiteren Jahren eine schulen bergreifende psychologische Bewegung die sich unter Abkehr vom elementaristischen zum holistischen Denken den folgenden Forschungen widmete die Erforschung der Ph nomene der gestalthaften Ganzheit der sterreichischen Ganzheitspsychologen wie Alexius Meinong Vittorio Benussi Hans Cornelius die von dem Konzept der intentionalen Einheit des Psychischen von Franz Brentano beeinflusst sind die Erforschung der Gestaltgesetze der Berliner Schule von Max Wertheimer 14 Wolfgang K hler Kurt Lewin Kurt Koffka Im Jahr 1890 hat Christian v Ehrenfels in einer Abhandlung verschiedene Arten von Ganzqualit ten insbesondere die transponierbaren tonalen und optischen Gestalten als Gestaltqualit ten bezeichnet Ein Beispiel daf r ist eine Melodie die mehr als die Summe von T nen bzw Kl ngen ist d h e
111. sst sich durch fast nichts ersch ttern der andere schreit bei jeder Kleinigkeit Der eine verh lt sich fordernd der andere nachgiebig Jeder f r sich ist einzigartig Bereits unmittelbar nach der Geburt schon nicht mehr auseinanderzuhalten was von dieser Einzigartigkeit von den genetischen Programmen der Eltern und was von Einfl ssen herr hrt denen das Neugeborene w hrend seiner sehr langen und u erst komplizierten Entwicklung im Mutterleib ausgesetzt war Jeder Mensch hat bis zum Zeitpunkt seiner Geburt schon eine ganze Menge gelernt H ther u Bonney 2002 28f Die Idee der vorgeburtlichen Erziehung und der Glaube daran war in der traditionellen Gesellschaft das Prinzip der Familienerziehung das bis heute Einfluss auf die Gestaltung der psychosozialen Umwelt f r die Erziehung von Kindern und Jugendlichen aus bt Die Idee der vorgeburtlichen Erziehung die gr ten Teils wissenschaftlich anerkannt wurde besagt dass die Zeit w hrend der Schwangerschaft einen wesentlichen Einfluss auf die Zukunft eines Kindes hat Gesundheit und Gl ck des Heranwachsenden werden 236 wesentlich von der Lebensweise der Schwangeren mitbestimmt Eine harmonische Umgebung und im besonderen die Zuwendung und Liebe der Mutter f rdern die k rperlichen und geistigen M glichkeiten des Kindes Der Schwerpunkt liegt bei der vorgeburtlichen Erziehung besonders in der Erkenntnis dass das Ungeborene bereits die F higkeit zur Kommunikation un
112. traditionellen Erziehungskultur ausgegangen war ist ihre Bedeutung f r die Vermeidung von Fehlentwicklungen oder Verhaltensproblemen des Kindes die nach ostasiatischer Ansicht als Beziehungsproblem verstanden werden sehr hoch Trotz den vielf ltigen Belegen durch die moderne Wissenschaft besteht zwischen der traditionellen vorgeburtlichen Erziehung und den modernen medizinischen hygienischen und psychologischen Auffassungen ber das Kind im Mutterleib ein deutlicher Unterschied Frau Lee Sajudang spricht oben nicht nur von L rm sondern auch von den verschiedenen Kl ngen die das B se und Gute symbolisieren Sie glaubt dass das Kind im Mutterleib die Kl nge seiner Umwelt nicht nur h rt sondern auch durch diese lernt Die traditionelle vorgeburtliche Erziehung betrachtet vor allem die Charakterbildung des Kindes in der vorgeburtlichen Phase Das ist der Grund warum die vorgeburtliche Erziehung durchaus auch die Moralit t der Bezugspersonen betont wie z B die seelische Reinheit der schwangeren Frau das reine Herz des Ehemannes beim Geschlechtsverkehr usw s oben In der traditionellen Gesellschaft ist die vorgeburtliche Erziehung die erste ER ZIEHUNG und nicht blo eine beachtenswerte Methode w hrend der Schwangerschaft Die Frage ob die menschliche Pers nlichkeit in der vorgeburtlichen Zeit im Mutterleib entwickelt werden kann ob die Charakterbildung des Embryos m glich ist oder nicht bleibt f r das heutige wissenschaftlic
113. tze vorgelegt Es kommt erstens auf den eigenen Willensentschluss zur Entfaltung von Sittlichkeit zweitens auf die Erziehung und drittens auf die Wechselwirkung mit der Umwelt an 5 3 3 1 DER EIGENE WILLENSENTSCHLUR ZUR SITTLICHKEIT F r Menzius ist der Wille des Individuums eine wichtige Voraussetzung zur Reife Der Mensch ist von Natur aus gut und es liegt in der Hand jedes Einzeln durch einfachen Willensentschluss die Anlage seines Wesens zur Entfaltung zu bringen Li Gi 28 Der Wille ist nach Menzius der Leiter der Lebenskraft die den Leib durchdringt Der Wille setzt damit das Ziel und die Lebenskraft folgt nach vgl Menzius W A2 Darum hei t es Mache deinen Willen fest und schone deine Lebenskraft ebd Dieser Willensentschluss ist f r ihn auch der Punkt um zwischen Mensch und Tier zu unterscheiden Dabei wird die menschliche Natur die schon von Menzius als gut dargestellt wurde mit geistig moralischen oder bersinnlichen Eigenschaften dargestellt und die tierische Natur mit animalisch triebhaften oder sinnlichen Eigenschaften die nicht nur Tiere sondern auch Menschen besitzen Wie wenig ist es doch das den Menschen von den Tieren unterscheidet Die Masse geht dar ber hinweg der Edle h lt es fest TV B19 150 Wenn nun die Menschen sein tierisches Wesen sehen so meinen sie er habe niemals gute Anlagen gehabt Aber wie will man behaupten das seien die wirklichen Triebe des Menschen
114. u Weiser 1996 23f Dieses Aussonderungsverfahren f r die Hilfsschule ist auch von den lteren Sonderschule Geh rlosen Blindenschulen Idiotenanstalten in Bezug auf das allgemeine Bildungsideal deutlich zu unterscheiden W hrend die lteren Sonderschulen auf der Entdeckung der Bildsamkeit der Kinder errichtet wurden basierte das Konzept der Hilfsschule auf der Entdeckung oder Aufdeckung eines Mangels von Kindern Die erste Taubstummenschule 1770 wurde von Abb de l Ep e 1712 1789 mit der berzeugung 33 begr ndet da die Taubstummen gleich den anderen Kindern unterrichtsf hig sind zit n M ckel 1988 40 Valentin Ha y 1745 1822 auf ihn geht die erste bahnbrechende Einrichtung f r den Blindenunterrichtung 1784 zur ck kam auch zu der festen berzeugung dass ein Erziehungsversuch m glich sei und Erfolg verspreche da das Auftreten der blinden Wiener K nstlerin Maria Theresia von Paradies 1784 auf ihn einen nachhaltigen Eindruck hinterlies ebd 52 57 In seiner Anstalt auf dem Neuhof hat Pestalozzi 1746 1827 offensichtlich auch geistig behinderte Kinder aufgenommen womit gewisserma en auch die Bildungsf higkeit der bl dsinnigen wie Die Bildungsf higkeit der taubstumme Sch ler wurde bereits beim Fall von Pedro Ponce de Leon einer der M nche in spanischen Kloster gestorben 1584 bekannt Er unterrichtete nicht nur mit Erfolg sondern brachte ihnen sogar Lautsprache bei also das Sprechen
115. u a zunehmende berverordnet In Arznei Telegramm Information f r rzte und Apotheke 31 Jg 8 2000 S 65 66 Asch Solomon E Forming impressions of personality In Journal of Abnormal and Sozial Psychology 41 1946 S 258 290 Aust Claus Elisabeth u Hammer Peter Marina Das ADS Buch Neue Konzentrations Hilfen f r Zappelphilippe und Tr umer Ratingen 1999 Ayres Anna Jean Bausteine der kindlichen Entwicklung Berlin u a 1984 Bach Heinz Hrsg Sonderp dagogik im Grundriss 12 Aufl Berlin 1987 Badry Elisabeth Die Gr nder der Landerziehungsheime Hermann Lietz In Hans Scheuerl Hrsg Klassiker der P dagogik Bd 2 1991 S 152 157 270 Baecker Dirk Kybernetik zweiter Ordnung In Heinz v Foerster Wissen und Gewissen Versuch einer Br cke Frankfurt a M 1994 S 17 23 Barkley Russel A The Problem of stimulus control and rule governed behavior in attention deficit disorder with hyperactivity In L M Bloomingdale u J M Swanson Ed Attention deficit disorder Oxford 1989 S 203 234 Barkley Russel A Hyperaktive Kinder In Spektrum der Wissenschaft 3 1999 S 30 36 Bartels Klaus Wilhelm Dilthey In Lexikon der P dagogik Bd 1 Freiburg u a 1970 S 306 307 Bauer Annette Minimale cerebrale Dysfunktion und oder Hyperaktivit t im Kindesalter Berlin 1986 Beck Ulrich Risikogesellschaft Auf dem Weg in eine andere Moderne Frankfurt a M 1986 Becker Peter Psychologie der see
116. und Organisation bildet Die Neurowissenschaften konnten in den letzten Jahren dieses Entwicklungsprinzip wie ein Lebensstil entsteht hirnphysiologisch aufzeigen immer dann wenn es zu wiederholten oder permanenten St rungen bereits etablierter Regelkreise und neuronaler Verschaltungen im Gehirn kommt die zur wiederholten oder langanhaltenden Aktivierung einer Stressreaktion f hren wirken die im Zuge dieser Antwort ausgel sten Ver nderungen als Trigger f r die adaptive Modifikation bzw Neuorganisation derselben Die Stressantwort wird damit zu einem Instrument im Dienst oder Optimierung zentralnerv ser Verarbeitungsmechanismen im Hinblick auf die jeweils vorgefundenen Bedingungen Rothenberger u H ther 1997 629 Diese Optimierung kann wie oben erw hnt zu zwei unterschiedlichen Wege f hren d h entweder zur kontrollierbaren oder unkontrollierbaren Stressreaktion Sie hnelt damit wiederum der individualpsychologischen Kompensationstendenz f r Minderwertigkeitsgef hle die sich in zwei unterschiedliche Richtungen entwickeln W hrend die gl ckliche Kompensation Adler 1974a 307 sich auf reale Ziele und produktive Bet tigungen ausrichtet die mit den Zielen und Anforderungen der sozialen Umwelt vereinbar sind und die Interessen der Anderen mit einbeziehen verlegt sich die negative Kompensation ders 1981 83 auf die Verfolgung irrealer Ziele und auf sozial unproduktive Aktivit ten Diese psychologische Chiffre
117. und dem Jen entsprechend verh lt und den die Altchinesen als Zustand der edlen Pers nlichkeit bezeichneten So sagte Laotse dass ein tugendhafter Mensch sich nicht um seine Tugend bem ht darum ist er tugendhaft und dass ein scheinbar tugendhafter Mensch sich dauernd um seine Tugend bem ht darum ist er nicht wirklich tugendhaft vgl Laotse Kapitel 38 Dieser tugendhafte Mensch wird individualpsychologisch als gemeinschaftsbezogener oder konfuzianisch als Jen besitzender Mensch Jen Mensch bezeichnet Adlers Gemeinschaftsgef hl und das konfuzianische Jen ist nichts was der Mensch begehren soll dann w re es nichts anderes als Askese sondern etwas das dem Menschen angeboren innewohnt und somit etwas das nur ganz nat rlich wachsen kann Individualpsychologisch gesehen kann sich sowohl Zwang als auch Belehrung auf die Entwicklung des Gemeinschaftsgef hls zerst rerisch auswirken Wenn wir anderen beibringen wie sie sich zu verhalten haben dann kann es sein dass sie heucheln lernen Noda 1989 122 Ein Jen Mensch so Hier sei an Adlers Worte erinnert So kam es zur verh ngnisvollen Ausnutzung des Gemeinschaftsgef hls durch das Streben zur Macht Das erstere wurden aus einem Zweck in ein Mittel verwandelt und kam in den Dienst des Nationalsozialismus und Imperialismus Ansbacher u Ansbacher 1995 365 256 sagte Menzius VIW A13 kommt nicht umhin danach zu streben seine g tige Wirkungen nach al
118. und f r den als richtig empfundenen Standpunkt einzutreten Andernfalls leidet man an seelischem Ungleichgewicht einem Mangel an Commen sense ebd 107 oder Gemeinschaftsgef hl ostasiatisch ausgedr ckt einem Mangel an Jen Humanit t Menschlichkeit Menschenliebe Annehmende Beziehung erm glicht die Entwicklung der angeborenen F higkeit sich einzuf hlen zu erwecken und herauszuziehen Das Wort herausziehen entspricht der 12 etymologischen Bedeutung vom Wort erziehen er heraus Die Herausziehung der angeborenen sozialen Kompetenz ist somit nur durch Beziehung m glich Der Haupttitel ER Ziehen durch BE Ziehen bestimmt in diesem Sinne den Charakter der Arbeit Die Bedeutung der Verbindung zwischen Individualpsychologie und ostasiatischer Philosophie besonders dem Konfuzianismus liegt darin dass sie m E bisher einmalig in der Forschungslandschaft dasteht Die berlegung auf diesem Thema l sst sich auf meine unver ffentlichte Diplomarbeit vgl Chae 1995 zur ckf hren in der der Versuch unternommen wurde um einen Erkl rungsansatz f r die Entstehung und eine Interventionsma nahme der Hyperaktivit t in der Individualpsychologie Alfred Adlers zu suchen und deren Anwendungsm glichkeit in einer konfuzianischen Erziehungsumwelt zu untersuchen Basierend auf meiner Diplomarbeit wurde die vergleichende Untersuchung noch vertieft und erweitert Durch die Zusammenstellung der Aspekte zweier sozialer Autoren Alf
119. vgl Granet 1963 319f Man k nnte sie eher als Evolutionstheorie klassifizieren denn als g ttliche Sch pfung Aber die Debatte ob es Sch pfung oder Evolution sei ist f r diese Arbeit eher uninteressant Viel wichtiger ist das Lebensph nomen oder Funktionssystem des organischen Weltganzen in dem die pr stabilierte Harmonie oder das Tao das Ordnungsprinzip ist Obwohl jede einzelne Monade die ganze Welt in sich repr sentiert ist sie doch in Einklang mit der Gesamtheit aller anderen Monaden Sie geht zwar ihren eigenen Gang aber dieser harmoniert mit dem Verlauf der anderen Monaden Diese Harmonie erm glicht also die Kommunikation der Substanzen untereinander Belaval 1974 1002 Harmonie ist ebenfalls die Grundlage der Tao Sowie der Begriff Harmonie urspr nglich die Bedeutung der Verbindung durch Ineinandergreifen Verzahnung und infolgedessen Ausgleichung eines Ganzen Einheit in der Mannigfaltigkeit eines Ganzen ebd 1001 enth lt steht im Tao die Harmonie zwischen den Gegens tzen Yin und Yang Die durch die beiden polaren Kr fte entstandenen zehntausend Dinge sind keine isolierten Entit ten Alles Seele und Leib Weiblich und M nnlich Mineralien und Pflanzen Tiere und Menschen sind Manifestationen des Tao im chinesischen Sinne und der pr stabilierten Harmonie im leibnizschen Sinne Die beide Ordnungsprinzipien sind somit v llig bereinstimmend in dem Sinne dass alle Dinge in der Welt mitei
120. von Norden und Winter mia Yin Yang das junge oder kleine Yang das Zeichen von Osten und Fr hling Diese beide Urkr ften des sch pferischen Yang und empfangenden Yin die ihre Kr fte in einem st ndigen Wechselspiel von Himmel und Erde von M nnlichkeit und Weiblichkeit von Bewegung und Ruhe von H rte und Weichheit von W rme und K lte von Helle und Dunkelheit von Positivem und Negativem usw manifestieren sind ihrerseits wiederum die beiden Seiten des All Einen im st ndigen Wandel begriffenen Seienden Es gibt aber kein absolut reines Yang oder absolut reines Yin jede H lfte des Ganzen begreift in sich einen Keim von der gegens tzlichen H lfte n mlich Yang in Yin und Yin in Yang Diese Keime sind die Potenz aller Wandlungen des Universums die unabl ssig stattfindet Das bedeutet auch wiederum dass der gegens tzliche Charakter der beiden Polarit ten nicht absolut ist und zugleich dass sie auch voneinander abh ngig sind Es sind also relative Gegens tzlichkeiten die zusammen gedacht werden m ssen und was besonders wichtig ist sie sind nicht in einem statischen Zustand Vielmehr rivalisieren Yin und Yang in einem rhythmischen Prozess vgl Granet 1985 107 Es ist ein Fortschreiten eine Abl sung des einen durch das andere oder auch die Wiederkehr 104 des einen nach dem anderen So wie auf einen Winter ein Sommer auf Reichtum die Verarmung folgt Der Wechsel der Kr fte von Yin und Yang bildet das kosmisch
121. wirkende Ursache causa efficiens worin die Ver nderung oder die Ruhe ihren Ursprung hat die finale Ursache causa finalis in welche Richtung sich das Ph nomen ver ndert Die aristotelische Unterscheidung zwischen causa materialis und causa finalis gibt die Grundlage daf r ab um bestimmte Vorg nge in der Welt nicht aus ihren Wirkursachen sondern von den Zielzust nden sog Endursachen her zu erkl ren vgl Aristoteles Physikvorlesung Buch II Eine solche Zielorientierung allen Werdens kann durch eine Seinsordnung begr ndet sein wodurch in jedem Ding angelegt ist sich auf seinen immanenten Zweck hin zu entfalten und in ihm zur Vollendung zu gelangen Dieser Teleologiegedanken nimmt nicht nur bei Aristoteles sondern auch bei Kant und Vaihinger eine zentrale Rolle ein und bte einen starken Einfluss auf Adler aus Er hat seine teleologische Sichtweise des menschlichen Seelenlebens in der Verwendung des Begriffes Fiktion deutlich gemacht Der Begriff Fiktion wurde durch die 1911 publizierte Philosophie des Als ob Vaihingers die wiederum durch Kant beeinflusst ist angeregt Hans Vaihinger hat in diesem Buch den Tiefensitz von Fiktionen in unseren Lebensvollz gen betont und die weitreichende These vertreten dass alle Erkenntniskategorien und Idealvorstellungen Fiktionen seien Vaihinger versteht z B unter einer Fiktion eine wissenschaftliche Erdichtung zu praktischen Zwecken oder auch ein zweckm iges Gebilde der Einbi
122. zu ern hren und ihr Schutz zu gew hren und die Ehefrau bernimmt die Aufgabe die Kinder zu erziehen und die h uslichen Angelegenheiten zu verwalten Konfuzius sieht auch die Ehebeziehung in der Familie kosmologisch indem er den Vater mit dem Himmel und die Mutter mit der Erde vergleicht Die harmonische Beziehung zwischen Himmel und Erde soll als Vorbild f r die Beziehung zwischen Mann und Frau dienen In diesem Sinne bildet die Familie einen Kosmos in dem alle famili re Erscheinungen durch die dynamische Interaktion von zwei polaren Kr ften entstehen n mlich Yin Frau und Yang Mann Wie oben schon dargelegt ist Harmonie der Zustand des Gleichgewichtes zwischen Yin und Yang Ein bergewicht des einen oder des anderen Prinzips weist destruktive Tendenzen auf Der Lehresatz der Unterschied der Besch ftigungsbereiche zwischen Mann und Frau gilt hier als Leitfaden der je nach Zeit oder kulturellen Umst nden anders interpretiert werden kann Er bedeutet keineswegs die Herrschaft des M nnlichen ber das Weibliche die in unserer patriarchal angelegten Kultur durchwegs als Herrschaft der M nner ber die Frauen missverstanden worden ist Aus konfuzianischer Sicht hat eine derartige Domination in der st ndig eine Gegenseite unterdr ckt wird oder gezwungen wird sich zu opfern zerst rerische Folgen Konfuzianistisch gesehen wird Harmonie nie durch die unterdr ckende Regel sondern nur durch dynamische Interaktion erzeugt
123. zu untersuchen ob sie zur Entfaltung menschlicher Existenz im Aufenthaltsort Welt beitr gt Theunissen 13 4 3 4 2 GEMEINSCHAFTSGEF HL ALS URPH NOMEN DER ETHIK Um den ethischen Charakter der Individualpsychologie richtig zu verstehen scheint es wichtig die Begriffe Ethik und Moral die h ufig als Synonym verwendet werden zu unterscheiden Ethik und Moral bilden zwar entscheidende Faktoren f r jedes Handeln Aber Moral beschreibt die an einem bestimmten Ort und zu einem bestimmten Zeitpunkt vorherrschenden oder g ltigen Richtlinien des praktischen Verhaltens Rattner 1991 10 f hlt sich somit mehr der Zivilisation Kultur Tradition Familie konomie und nicht zuletzt dem Gesetzgeber verpflicht Ethik sucht dagegen st rker eine ahistorische 91 zeitlose G ltigkeit allgemeiner Prinzipien bezieht sich ausschlie lich auf autonome Personen und ihre freie Entscheidung Der Begriff Gemeinschaftsgef hl bei Adler impliziert ein Streben nach einer Gemeinschaftsform die nicht auf eine spezifische Gruppe von heute sowie auf politische oder religi se Formen usw begrenzt sondern die f r ewig gedacht werden mu wie sie etwa gedacht werden k nnte wenn die Menschheit das Ziel der Vollkommenheit erreicht hat Adler 1983 26 Die Theorie des Gemeinschaftsgef hls reicht viel weiter als die einer spezifischen Moral So darf das Gemeinschaftsgef hl nicht als eine moralische Forderung im herk
124. zusammen ebd die Beide sind also sogleich aufeinander bezogen und Seiendes ist schlie lich immer bestimmt durch Sein sofern es eben ist Diese ontologische Differenz ist bei Heidegger nicht mehr ein Gegensatz von Identit t sondern die Bedingungen der M glichkeit f r die Ontologie ebd Das Denken der Differenz hat in ihrer eigenen spezifischen Bedeutung ein neues philosophisches Gedankenfeld errichtet So kann man auch unter Ethik der Alterit t vgl Levinas 1993 eine moralphilosophische Position verstehen die in einer besonderen Weise einen Bezug zum zur Anderen als Ausgangspunkt des menschlichen Selbst und Weltverh ltnisses geltend macht Mit dem Begriff Alterit t versteht L vinas den Bezug 24 zum zur Anderen als etwas das mir immer schon voraus geht d h als etwas das ich nicht meinerseits durch Bez ge die ich zum zur Anderen stiftete wettmachen kann Was ich von mir selbst fordern darf kann mit dem was ich vom Anderen zu fordern das Recht habe nicht verglichen werden ebd 67 Also ich kann den Anderen nicht mit meinem Ma stab messen und ich kann mich selbst auch nicht mit den anderen vergleichen Dieses Verh ltnis ist also asymmetrisch Dass der Andere sich mit mir nicht identifizieren kann bedeutet zugleich dass die urspr ngliche Alterit t des Anderen anerkannt werden soll Die Vorstellung des Anderen kann dabei nicht mehr im Zirkel der Interpretation eines Subjekts erfasst werden Das
125. 01 4 Kapitel Die Darstellung von Frau Lee Sajudang kann zun chst so interpretiert werden dass die Leibesfrucht durch L rm aus der Umwelt beeinflusst wird Insofern entspricht ihre Meinung der heutigen wissenschaftlichen Ansicht Solk stellte den Einfluss von L rmes auf das Kind als Beschleunigung seines Pulsschlages fest vgl Smart u Smart 1973 25 Spelt und Sameroff sind ebenfalls dieser Meinung vgl Jersild et al 1975 57 Auch aus neuropsychologischer Sicht wird best tigt dass sich die Wahrnehmungsmodalit ten f r Geschmack Sehen Druck K lte und Schmerz bereits vor der Geburt entfalten Im weiteren Verlauf der vorgeburtlichen Entwicklung erfolgt eine erste Verkn pfung von Wahrnehmung und Bewegung das Ungeborene reagiert auf Licht und L rm durch einfache reflexartige Bewegungen daneben treten auch spontane Arm und Beinbewegungen auf vgl Ayres 1984 Brand et al 1985 Bill Fifer stellt durch sein Experiment fest dass Babys schon mit einer klaren akustischen Erinnerung auf die Welt kommen Wenn man ihnen verschiedene Frauenstimmen vorspielt w hlen sie durch heftiges Nuckeln stets die m tterlichen T ne und er wies auch in sp teren Versuchen nach dass vier Wochen vor der Geburt auch Ungeborene die Stimme der Mutter sicher erkennen Wenn die spricht wird ihr Puls ruhiger Andere Stimmen oder Ger usche haben nicht denselben Effekt Hardenberg 2001 Die moderne Technik ist heute in der Lage die Bed
126. 1 Hauge Hans De la Grammatologie und die literarische Wende In Hans Ulrich Gumbrecht u Karl Ludwig Pfeiffer Hrsg Schrift M nchen 1993 S 319 335 Hauschildt J rg Lehren Lernen Lernbehinderung Anmerkungen zu einer historischen und systematischen Lernbehindertenp dagogik In Vierteljahresschrift f r Heilp dagogik und ihre Nachbargebiete VHN Jg 67 H 2 1998 S 137 148 Hegel Georg Wilhelm Friedrich Enzyklop die der philosophischen Wissenschaften im Grundrisse Frankfurt a M 1970 Hegel Georg Wilhelm Friedrich Vorlesungen ber die Geschichte der Philosophie Frankfurt a M 1971 Hegel Georg Wilhelm Friedrich Ph nomenologie des Geistes Frankfurt a M 1974 Hegel Georg Wilhelm Friedrich Vorlesungen ber die Philosophie der Geschichte Frankfurt a M 1992 Hehlmann Wilhelm W rterbuch der Psychologie Stuttgart 1974 Heidegger Martin Sein und Zeit Jahrbuch der Philosophie und ph nomenologischen Forschung 1927 Heidegger Martin Unterwegs zur Sprache T bingen 1965 Heidegger Martin Brief ber den Humanismus In Wegmarken Frankfurt a M 1967 S 145 194 Heidegger Martin Seminar in Le Thor 1969 In Vier Seminare Frankfurt a M 1977 S 64 109 Heidegger Martin Bremer und Freiburger Vortr ge Gesamtausgabe 79 Enth 1 Einblick in das was ist Bremervortr ge 1949 2 Grunds tze des Denkens Freiburger Vortr ge 1957 Frankfurt a M 1994 Heidegger Martin Das Ding In Vortr ge und Aufs tze GA
127. 134 Au enstehenden zu den Aufgaben seines Lebens zu den Forderungen und Verhinderungen bringt ihm ein Training bei das bald zu einer Mechanisierung seiner Lebensform heranreift Es wird in mehr oder weniger hnlichen Lebenslagen angenehmen wie unangenehmen immer sich hnlich verhalten Adler 1982a 240 Das Kind formt durch die Erfahrung mit seiner Gemeinschaft seine subjektive Meinung ber die Welt die Menschen und ber sich selbst Diese Mechanisierung der Lebensform nannte Adler Lebensstil s auch Kapitel 4 2 3 Der Lebensstil ist somit die Grundlage der individuellen menschlichen Pers nlichkeit und der Ausgangspunkt jeglicher Lebensgestaltung Der Lebensstil jedes Menschen ist einmalig und einzigartig Wie eine Monade bei Leibniz als ein lebendiger Spiegel des Universums Monadologie 56 nach ihrer Weise und Eigent mlichkeit es ausdr ckt sowie etwa eine und dieselbe Stadt je nach den verschiedenen Standorten die der Betrachter w hlt sich verschiedenartig darstellt Leibniz 1966 144f schlie t das Kind die verschiedenen Beziehungen in der Gemeinschaft in sich und bringt sie wieder zum Ausdruck Das Kind als Spiegel repr sentiert n mlich die Gemeinschaft Neben der konstitutionellen Anlage des Kindes sind dabei die soziokulturellen Bedingungen die Familienatmosph re die Stellung in der Geschwisterreihe und der Erziehungsstil der Eltern pr gend f r die Entwicklung des Lebensstils Der Lebensstil ist i
128. 1948 entstand eine fruchtbare Heuristik zur Untersuchung vieler psychologischer Fragen die psychische Ph nomene aus der Perspektive der Wirkungsgef ge untersuchen Zentral ist die Abwendung von linear kausalen Modellvorstellungen hin zum Modell zirkul rer Kausalit t und zur Ber cksichtigung von Komplexit t und Vernetztheit Wichtig ist dabei auch die Idee der Selbstorganisation Dieser Denkansatz wurde Ende der 80er Jahre auf Erkenntnissen der Neurobiologie insbesondere auf der Theorie von Maturana und Varela 1979 in der die grundlegende kognitive Funktion als Ergebnis selbstr ckbez glicher Prozesse verstanden wird und war ein Anla zum Diskurs des Radikalen Konstruktivismus vgl Schmidt 1987 Beim radikalen Konstruktivismus sind die Personen autopoietische selbstreferentielle operativ geschlossene Systeme ebd Sie bilden somit sowohl in der Wahrnehmung wie im Handeln die Wirklichkeit nicht passiv ab sondern erschaffen sie aktiv So gibt es keine vom Beobachter unabh ngige Wirklichkeit sondern wir konstruieren nach dem Konstruktivismus unsere Wirklichkeit aus uns selbst Danach ist das Objekt immer nur Objekt eines Subjekts Die durch Selbstreferentialit t entstehende Selbstorganisation erzeugt prinzipiell neue von den Eigenschaften der beteiligten Teilprozesse verschiedene Eigenschaften Der auf dem Ganzheitsgedanken basierende systemtheoretische und konstruktivistische Ansatz gilt heute als wohl wichtigster Beitrag
129. 3 4 3 5 INDIVIDUALPSYCHOLOGISCHE GRUNDBEGRIFFE IN SYSTEMTHEORETISCHER UND KONSTRUKTIVISTISCHER SICHT nennen inhalt eetenn 67 Minderwertigkeitsgef hl aa aueaelen eng nassen 68 Kompensation eben ae Ba Reese 71 Lebensstil EE mes ann E seen E 73 Entstehung des Lebensstils u en inasneen us 74 Lebensstil als Selbstreferenzielles System snnsensensnnnsnennnnenneenen 75 Lebensstil als Erzeugung der Beziehungswirklichkeit eeneenene 76 Gemeinschaftsgef hl a2 ae een anarssaae 78 Biologische Wurzel des Gemeinschaftsgef hls nenenennn 78 Gemeinschaftsgef hl als Voraussetzung der Lebenserhaltung 79 Gemeinschaftsgef hl als Modus der Entstehung von Beziehungswirklichkeit 82 INDIVIDUALPSYCHOLOGIE ALS BEZIEHUNGSETHIK seeeessoesnnesnsesnessersonsnnnsnnesnnennenne 84 Metaphysische Komponente in der Theorieentwicklung und tiefenpsychologische Identit tsdebatte 20200000snnesnnsnensennenneennnennnneene 84 Individualpsychologisches Verst ndnis f r Metaphysik und Wissenschaft 87 Gemeinschaftsgef hl als individualpsychologische Metaphysik 89 Individualpsychologie als angewandte Ethik ensnsnesseennenseenennn 91 Begriffbestimmung der Ethik 7 nalen een 91 Gemeinschaftsgef hl als Urph nomen der Ethik 91 Ethische Grunds tze bei der Therapie 2 ne 93 Psychische Gesundheit und Ei
130. 3 1 ENTSTEHUNG DES LEBENSSTILS Adler sieht die Genese des Lebensstils in den Erlebnissen der fr hen Kindheit verankert Das Kind das mit der F higkeit zu Reflexen und einer Anzahl von Bed rfnissen zur Welt kommt ist sehr bald gezwungen alle seine Bewegungen irgendeiner leitenden Idee unterzuordnen Adler 1982a 137 Seine Lebenswelt die vor ihm steht ist durchaus verschieden bleibt dauernd unbekannt Das Kind ist in den dunklen Grund Heidegger der menschlichen Existenz hineingeworfen Zu Beginn seines Lebens erf hrt das Kind somit eine berlastung in der es in irgendeiner Weise auf diesem evolution re n Zwang der Anpassung an die soziale Struktur der n hren Umgebung Riedel 1990 71 antworten soll Das Kind beginnt sich zu seinem Dasein zu verhalten und veranlasst seinen psychischen Apparat zur Selbsterhaltung Ob aktiv strebend oder in Passivit t verharrend ob herrschend oder dienend ob kontaktf hig oder egoistisch mutig oder feig verschieden in Rhythmus oder Temperament ob leicht bewegbar oder stumpf Adler 1973a 56 Entscheidend aber ist nicht allein Geworfenheit oder Faktizit t Heidegger viel wichtiger ist was das Kind aus dieser Situation macht wie es sich ihr stellt wie sein Entwurf Heidegger beschaffen ist Das Kind entscheidet im vermeintlichen Einklang mit der Umgebung die es in seinem Sinne auffasst und beantwortet f r sein ganzes Leben und entwickelt ein Bewegungsgesetz
131. 4 Gemeinschaftsgef hl Der Begriff Gemeinschaftsgef hl bedeutet im allgemeinen Sprachgebrauch das Gef hl oder das Erleben der Verbundenheit mit den Mitmenschen d h Solidarit tsgef hl und Uneigenn tzigkeit Als Fachbegriff der Individualpsychologie ist er aber wesentlich umfassender und komplexer so dass er nicht ganz eindeutig zu definieren ist Adler 1982a 224 Der Begriff Gemeinschaftsgef hl wird von Adler vielseitig gedeutet und interpretiert Gemeinschaftsgef hl als eine angeborene latente soziale Kraft ders 1981 49 eine Lebensform eine ganz andere Lebensform als bei einem Menschen den wir als antisozial bezeichnen ders 1982a 224 der immanenten Logik des Zusammenlebens ders 1974a 16 angeborenes Gegenmotiv zum Macht und Geltungsstreben Gef hl der Zusammengeh rigkeit und kosmisches Gef hl en Binf hlung Kooperation Beitrag zur Weiterbildung des Ganzen Seidenfu 1995 186 191 das Barometer der kindlicher Normalit t Adler 1976 10 usw Um dies n her verstehen zu k nnen m chten wir betrachten wie es sowohl biologisch verwurzelt als auch sozial verbunden ist und welche Bedeutung es f r das Verst ndnis des menschlichen Zusammenlebens hat 4 2 4 1 BIOLOGISCHE WURZEL DES GEMEINSCHAFTSGEF HLS Der Mensch wurde schon fr h im Vergleich zum Tier als M ngelwesen bezeichnet das von der Natur stiefm tterlich behandelt wurde Mit de
132. 7 Auch im Rahmen der Edinburgher Blei Studie die sich explizit auf ein hochindustrialisiertes Wohngebiet bezog fanden sich Zusammenh nge zwischen Blei Exposition und kognitiver Leistung der untersuchten Kinder wobei sich die Lesef higkeit als ein besonders sensibler Parameter f r eine Bleivergiftung herausstellte vgl Raab et al 1990 Als neuropsychologische Folgen chronischer Schwermetallvergiftung sind verschiedene psychomotorische St rungen Antriebsst rungen leichte Erm dbarkeit Konzentrations und Merkf higkeitsst rungen sowie r umlich konstruktive St rungen und intellektuelle Minderleistungen beschrieben worden vgl Anger 1990 Im Gegensatz zu dieser Studie zeigte sich bei der Untersuchung von Hansen Belmont und Stein 1980 kein Unterschied zwischen zwei Kindergruppen Eine stammte aus einer bleibelasteten Wohngegend oder hatte einen zu hohen Bleigehalt im Blut w hrend die andere keine dieser Attribute aufwies nach Wicks Nelson u Israel 1984 238 Auch sind beim derzeitigen Forschungsstand noch wichtige Fragen ungekl rt zu welchem Zeitpunkt 178 der kindlichen Entwicklung sich eine Vergiftung besonders gravierend auswirkt und wo der m gliche Grenzwert festgelegt werden muss bei dessen berschreitung bei Kindern Verhaltens bzw Lernst rung ausgel st wird Die Hypothese bestimmte Nahrungsmittelsubstanzen als Verursachungsfaktoren anzusehen und Di t Ma nahmen einzuleiten wird auch in vielen Diskussi
133. 7 Frankfurt a M 2000 S 165 187 Heisterkamp G nter Freude und Leid fr hkindlicher Lebensbewegungen In Thea Ahrens u Ulrike Lehmkuhl Entwicklung und Individuation M nchen Basel 1991 S 24 41 275 Heisterkamp G nter Grundz ge der Therapie und Beratung In Zeitschrift f r Individualpsychologie 5 Jg 1980 S 32 40 Heisterkamp G nter Fr hentwicklung In Reinhard Brunner u Michael Titze Hrsg W rterbuch der Individualpsychologie 2 Aufl M nchen Basel 1995 S 173 176 Heisterkamp G nter u K hn Rolf Leib K rper Leiblichkeit In Reinhard Brunner u Michael Titze Hrsg W rterbuch der Individualpsychologie M nchen Basel 1995 S 291 298 Heitger Martin Manipulative Tendenzen gegenw rtiger P dagogik W rzburg 1976 Hejl Peter M Konstruktion der sozialen Konstruktion Grundlinien einer konstruktivistischen Sozialtheorie In Heinz Gumin u Heinrich Meier Hrsg Einf hrung in den Konstruktivismus M nchen 1992 S 109 146 Hellgardt Hermann Grundbegriff des individualpsychologischen Menschenbildes In Rainer Schmidt Hrsg Die Individualpsychologie Alfred Adlers Stuttgart u a 1982 S 43 77 Henke Roland W Kants Konzept von moralischer Erziehung im Brennpunkt gegenw rtiger Diskussionen In P dagogische Rundschau 51 Jg 1997 S 17 30 Henker Barara u Whalen Carol K The Changing Faces of Hyperactivity Retrospect and Prospect In Carol K Whalen u Barbara Hen
134. 87 Wyrwa Holger Konstruktivismus und Schulp dagogik Eine Allianz f r die Zukunft In Landesinstitut f r Schule und Weiterbildung Hrsg Lehren und Lernen als konstruktive T tigkeit B nen 1995 S 15 45 Xia Yanzhang Tang Manxian u Liu Fangyuan bersetzung der Vier B cher ins moderne Chinesische Nanchang 1986 Xiao Jing Hiau Ging Das Buch der Ehrfurch aus dem Chin erl u bers v Richard Wilhelm Peking 1940 Yu An Jin Kleinkindererziehung in der koreanischen traditionellen Gesellschaft Seoul 1992 Y an Kuang I Ging Das Buch der chinesischen Weissagung aus dem Franz sischen bers von Fritz Werle Bindlach 1993 Zametkin Alan J et al Cerebral glucose metabolism in adults with hyperactivity of childhood onset In The New England Journal of Medicine 323 20 1990 S 1361 1366 Zentall Sydney S u Goetze Herbert Kinder mit Aufmerksamkeits und Hyperaktivit tsproblemen ADHD Neuere experimentelle Befunde und Anwendungen f r den Unterricht In Sonderp dagogik 2 1994 S 82 91 Zimbardo Philip G u Gerrig Richard J Psychologie Berlin 1999 Zimmer Renate Hyperaktive Kinder bewegungsfreudig oder verhaltensauff llig In Grundschule 3 1988 S 13 16 288
135. 9 220 hat kritisiert So wurde auch die britische Herrschaft in Indien dadurch legitimiert dass England in Indien eine doppelte Mission zu erf llen hat eine zerst rende und eine erneuernde die Zerst rung 21 der alten asiatischen Gesellschaftsordnung und die Schaffung der materiellen Grundlagen einer westlichen Gesellschaftsordnung in Asien ebd 221 2 1 4 Europ ischer Zentrismus Im europ ischen Orientalismus der bei Platon bereits aufscheint und in der europ ischen Ideengeschichte periodisch immer wiederkehrt herrscht Ethnozentrik und auch Egozentrik vor Sofern das Fremde nur im Kontrast zum Eigenen gesehen und gewertet wird bleibt die Egozentrik ungebrochen Waldenfels 1990 63 In der Egozentrik wird alles im Bezug auf das Ich gesehen Das Fremde wird zur blo en Variation des Eigenen Im Ethnozentrismus verwandelt sich das Ich ber eine Identifizierung mit den Anderen in ein kollektives Wir Die eigene Lebensweise wird ber alle anderen gestellt fremde Lebensweisen werden zu schlichten Konkurrenten Schlie lich gibt es noch den Logozentrismus eine sehr subtile Form einer Eingliederung des Eigenen und Fremden in ein Allgemeinsames das sich als Weltvernunft Weltreligion Weltgeschichte oder Weltmarkt darstellen kann Waldenfels 1996 Der Logozentrismus ist eine ethnozentrische Metaphysik und mit der Geschichte des Westens verbunden Hauge 1993 332 Letztendlich bleibt das Ziel des Or
136. 95 23f Nach dem Prinzip der Homeostase zeigen alle Organismen gegen ber den sich ver ndernden Lebensbedingungen die Tendenz das von ihnen erreichte Flie gleichgewicht zu erhalten oder wiederherzustellen Adler erkannt sofort die hnlichkeit zwischen seiner Kompensationstheorie und der Homeostase so dass er begeistert eine Rezension ber dieses Buch von Cannon geschrieben hat vgl ebd Die Verwandtschaft beider Theorien best tigte auch John M Fletcher Compensation the major explanatory principle of his system becomes at once much more intelligible when conceived as homeostatic defense reaction of fundamentally the same kind as those catalogued by Cannon Fletcher 1942 86 Das Streben nach Selbsterhaltung und die Selbst berwindung sind Grundgesetze des Lebens sie sind erworbene F higkeiten die der Aufrechterhaltung und Entfaltung des Selbst im Kontext seines Austausches mit der Umwelt dienen Tenbrink 1996 126 Dieses Menschenbild Adlers zeigt deutlich dass es von dem Freuds sehr weit abweicht indem Adler den Ausgangspunkt f r diese Entwicklungstendenz vom Primat der Triebe zum Primat der Selbstregulation ausmacht ebd 120 Die Auffassung Adlers vom Menschen als unteilbare bio psycho soziale Einheit zielgerichteter Organismus und sich selbst regulierendes System wurde im Lauf der Zeit durch die Erforschung lebender Systeme nachdr cklich best tigt und begrifflich 66 weiter entw
137. 95 7 Die ganzheitlichen Erkenntnisse sind durch die Entwicklung in anderen Wissenschaftszweigen weiter best tigt und vertieft worden Erst in j ngster Zeit entsteht ein neues Paradigma basierend auf der Systemtheorie Feldtheorie Chaostheorie Theorie der Komplexit t und dem Gedanken des radikalen Konstruktivismus die alle miteinander verzahnt sind 3 4 Systemische und konstruktivistische Ans tze in der P dagogik 3 4 1 Der Begriff System Das Wort System kommt von dem griechischen Wort systema und bedeutet das Zusammengesetzte Ein System ist eine Anzahl von Elementen die untereinander in Beziehung stehen oder anders Systeme sind eine Menge von Elementen mit Beziehungen zwischen diesen Elementen durch ihre Anordnung und Position im System definiert Dies verweist darauf dass der Systembegriff an die Tradition der Begrifflichkeit des Ganzen und der Teile anschlie t und soviel wie das aus mehreren Teilen zusammengesetzte strukturierte Ganze oder Gebilde bedeutet Die antike Diskussion verlief nicht ber den Begriff System sondern ber das Thema Ganzes Teile vgl Steinbacher 1990 500 Seine eigentliche Bedeutung als eine Einheit aufeinander bezogener Elemente erh lt er in der Moderne Die Organisation des Lebendigen wird z B als das Netzwerk der Interaktion all der Teile dargestellt die ein lebendes System als Ganzheit d h als eine Einheit konstituieren vgl Maturana 1982 157 Das moderne Sys
138. Amft 2002 102 In der Tat reagierten ca 30 der Kinder mit ADS nicht auf die Gabe von Ritalin oder aber mit derart gravierenden Nebenwirkungen dass die Therapie abgebrochen werden m sse Conners amp Werry 1986 Pelham 1989 Auch die Kinder bei denen die Ritalin Behandlung Wirkung zeigte waren nach Absetzen oder Reduzieren nach l ngerer Einnahme meist verst rter als vorher Hiligenb cker 2002 31 So wird im Suchtbericht Deutschland 1999 Simon et al 1999 104ff vor dem charakteristischen Entzugssyndrom mit depressiver Verstimmung Ersch pfung Schlafst rungen Hei hunger und ausgepr gtem Verlangen nach dem Wirkstoff gewarnt Bei chronischem Missbrauch entsteht au erdem eine Toleranzentwicklung die zu einer Steigerung der Dosis f hrt um den gew nschten Effekt dennoch zu erzielen vgl ebd Dabei sind auch Sucht und Abh ngigkeit als Nebenwirkungen nicht undenkbar Obwohl in der Medizin behaupt wird dass der Ritalin Konsum generell kein hohes Suchtpotential enthalte ist diese Aussage sehr zweifelhaft Wie oben erw hnt wirkt Ritalin bei den Kindern im Bereich der zentralen Informationsverarbeitung als beruhigendes die Konzentration f rderndes Mittel bei Erwachsenen jedoch wie das Aufputschmittel Speed Deshalb ist leicht vorstellbar dass Ritalin bei einem Kind dessen Verhaltens oder Lernst rung nicht ein Problem des Zentralnervensystems sondern prim r ein psychosoziales Problemen ist nicht hil
139. Anforderungen nach ein oder mehrmaliger Klassenwiederholung nicht gewachsen ist Unter intelligenzdiagnostischer Perspektive ist ein Sch ler dann lernbehindert zu bezeichnen wenn er einen IQ zwischen der ersten und dritten tieferen Standardabweichung eines Intelligenztests zwischen 85 55 hat Lernpsychologisch gesehen sind Lernbehinderte diejenigen die bei den blichen Lehrmethoden berdurchschnittliche Lernschwierigkeit haben Aus medizinischer Sicht wird wie oben gesagt von Hirnfunktionsst rungen z B von einer minimalen cerebralen Dysfunktion gesprochen Diese personen und defektorientierten Paradigmen bei denen die Typologisierung und Klassifizierung im Vordergrund stehen und h ufig durch das fragmentarische subjektive Abbild die Ganzheitlichkeit des Individuums bersehen werden heute stark in Frage gestellt Kanter 1998 11 betont drei Punkte zu beachten 1 Der Intelligenzr ckstand kann nicht einfach als Ursache der Sonderschulbed rftigkeit und ein IQ nicht als valides Auslesekriterium gelten 50 In der Schweiz beginnt eine Lernbehinderung mit einem Intelligenzquotient zwischen 75 und 90 ein Kind mit einem IQ unter 75 wird invalidenversicherungsberechtigt und erh lt die versicherungstechnische Bezeichnung geistig behindert Haeberlin 1999 21 Mit der US amerikanischen Definition von lerning disability sind anders als im deutschen Sprachraum spezifische Lernschwierigkeiten in einzel
140. Beispiele zu nennen Die verschiedenen Sponsoren vertreten nur eine einzige Ansicht ADS hat eine neurobiologische Ursache und muss medikament s behandelt werden F ller Mancini 2001 Das ausgef hrte Verfahren mit ADHD gibt heute den Kritikern Anlass den Verdacht zu u ern die Pharmaindustrie mache ein Gesch ft mit der Krankheit welches Riesenprofite abwerfe und dass vermittels ihrer Lobbyisten in der Politik und bei den rztefunktion ren sie ihre Interessen im gesamten Gesundheitswesen durchsetzen Amft 2002 38f In diesem Sinne werden auch oft grunds tzliche Zweifel daran ge u ert ob ADS wirklich ein Faktum sei oder doch eine absichtliche Erfindung mehrerer gesellschaftliche Interessensgruppen Unabh ngig davon r ckt heute die Vorstellung somatischer bzw hirnorganischer Ursachen f r das Massenph nomen Hyperaktivit t Aufmerksamkeitsst rung und Lernst rung wieder in den Vordergrund da die Sponsorenmeinung auf l ngst bereiteten Boden trifft womit die komplizierten seelischen Probleme des Kindes auf eine simple Berechnungsgrundlage reduziert wird Armstrong 2002 warnt deshalb wiederholt dass ADHS als medizinische Krankheit ein Mythos ein M rchen sei und versucht in seinem Buch ADHS gr ndlich zu 182 entmystifizieren indem er auf die starke Umweltabh ngigkeit der bei verschiedenen Fachleuten unterschiedlichen Syndromatiken die Unm glichkeit der Differentialdiagnostik das vo
141. Beziehung Wei 1993 125 Schlie lich steht in der Mitte der menschlichen Gesundheit die Beziehung deren Prinzip im Konfuzianismus die Moral ist Dieser ganzheitliche und kologische Denkansatz in der Individualpsychologie und ostasiatischen Denktradition strebt danach die Entwicklung eines Menschen in seiner Ganzheit zu verstehen und dabei werden im Erziehungsprozess biologische psychische und soziale Systeme des Edukanden zugleich beachtet Die Ph nomene der Verhaltens und Lernprobleme bei Edukanden werden nicht mehr nur als Symptom sondern auch als erzieherisches Kommunikationssystem mit den beteiligten Personen und der Wertkonstruktion des Edukanden zusammen gesehen Die kausal analytische Betrachtung f hrt zwar zu wichtigen und anwendbaren Erkenntnissen einzelner Bestandteile der Wirklichkeit Doch sind diese in der Regel weder voneinander abzuleiten noch in sinnvolle Ordnungszusammenh nge zu bringen Das aber ist immer etwas was ber die je unzul ngliche Menge gefundener Einzeldaten hinausgeht Der lebendige Mensch als System ist mehr als das was man an zuverl ssigen Daten ber ihn ermittelt hat erst recht wenn er in sozialen Zusammenh ngen steht Speck 1987 78 Der ganzheitliche und organismische Denkansatz der Individualpsychologie und die ostasiatische Denktradition bieten weitere Horizonte den Mensch als Ganzheit als physisch psychische Einheit und letztlich die Welt als Ganzes zu sehen und bejaht somi
142. Das Ergebnis best tigt die Zusammenh nge zwischen Pers nlichkeit und Gesundheit Krankheit indem es feststellt dass bestimmte Pers nlichkeitsmerkmale und Lebensstile verschiedenen psychischen oder physischen Krankheiten vorausgehen vgl Pressemitteilung der Uni Heidelberg 07 01 2002 Wenn wir in Anlehnung an Hurrelmann 1988 17 ein Individuum als gesund definieren wenn es flexibel und zielgerichtet den jeweils optimal erreichbaren Zustand der Koordination von inneren und u eren Anforderungen bew ltigt dabei eine zufriedenstellende Kontinuit t des Selbsterlebens der Identit t sichert und eine pers nliche Selbstverwirklichung in Abstimmung mit und in R cksichtnahme auf Interaktionspartner erm glicht dann k nnte der Zustand der psychischen Gesundheit der ethischen Qualit t zugeschrieben werden 96 Die Individualpsychologie hat in hnlichem Sinne den Zusammenhang zwischen psychischer Gesundheit und Ethik verstanden Die Individualpsychologie ist zun chst keine Krankheitslehre sie verfolgt seelische Gesetze durch die Bereiche hindurch die wir krank oder gesund zu nennen pflegen indem sie Gl cken und Scheitern Fiktion und Echtheit Vereinzelung und Gemeinschaft untersucht Kretschmer 1995b 270 Dabei wird die Grenze zwischen Gesundheit und Krankheit nicht klar gezogen Gesundheit und Krankheit werden in individualpsychologischem Sinne als Teil der individuellen lebensgeschichtlichen Entwicklung verstanden als
143. Der Abstand zwischen Alt und Jung R5 F Das Schriftzeichen R4 in diesem Satz bedeutet lterer und J ngerer und FF bedeutet Reihe Regel und Ordnung Er besagt dass man einem lteren den Vorrang einr umen und das Alter ehren soll Die Kindesliebe ist die Basis aller h heren Tugenden Piet t 139 und Gehorsam das sind die Wurzeln des Menschentums Konfuzius Gespr che 1 2 Diese elementare Sittlichkeit wird zuerst im begrenzten Kreise der Familie durch br derliche Liebe ge bt und erweitert sich auf s mtliche zwischenmenschliche Beziehungen innerhalb der Gesellschaft Das angeborene Gef hl zwischen Blutsverwandten in einer soziale Beziehungskette wird auf das Ganze bezogen zur allgemeinen Humanit t Ein Staat der dem Konfuzianismus folgt sollte aus dieser humanit ren Kraft bestehen damit die Erziehung ohne strenge Ma nahmen gro e Erfolge hat und das Regieren dieses Staates ohne Strafe ganz gelungen ist Xiao J ing zit n Gan 1997 66 Die Treue zwischen Freund und Freund BRB 1E Das Zeichen AA benennt einen Freund mit dem man zusammen bei demselben Meister gelernt hat und zur Erleuchtung gelangt ist und das Zeichen bedeutet allgemein Freund mit dem man z B im gesellschaftlichen Leben Freundschaft geschlossen hat Die Beziehung zwischen Freunden soll nach Konfuzius mit 3 was Treue oder Vertrauen bedeutet verbunden werden Dieses Wort setzt sich wieder aus den
144. ER ZIEHEN DURCH BE ZIEHEN Entwurf eines ganzheitlichen Erziehungsmodells auf der Grundlage der Individualpsychologie und der ostasiatischen Philosophie Inaugural Dissertation zur Erlangung der Doktorw rde des Fachbereichs Erziehungswissenschaften der Philipps Unversit t Marburg Lahn vorgelegt von Hee Tae Chae aus Taegu Korea Marburg Lahn 2004 Vom Fachbereich Erziehungswissenschaften der Philipps Universit t Marburg als Dissertation angenommen am 8 4 2004 Abschlu der m ndlichen Pr fung am 8 7 2004 Betreuer Prof Dr Karl Heinz B nner 2 Gutachter Prof Dr Klaus Rehbein INHALTSVERZEICHNIS T EINLEITUNG as ae aaa meneeeiesnehshne 7 2 WARUM INDIVIDUALPSYCHOLOGIE IN VERBINDUNG MIT OSTASIATISCHER PHILOSOPHIE 222200002022220000000000002020000000000 0000000020000 14 2 1 DER WESTEN UND STASIEN eeesesesesesesesesenesenenesesensnenssenesenenenenenenenenenenenesesenenenesenene 14 2 1 1 Diskurs ber den Orientalismus cuuenenenenenenenenenenenenennnenenennnnnennnnnenenennnn nennen 14 2 1 2 Pl tons nd Konfu7i us2 2 888 aan SEEN EINEN EN A EN 16 2 1 3 Orientalismus bei Hegel und Marx als Portr t westlicher Wertvorstellungen 19 2 1 4 Europ ischer Zentris mus aussi 22 2 1 5 Das Ostasiatische als Echo auf das Westliche ucceceeeeeeeeeeeneneneeenenenenenenennnnn 23 2 2 INDIVIDUALPSYCHOLOGIE UND OSTASIATISCHE PHILOSOPHIE sssseeoes00000ss000000 28 3 GANZHEI
145. Gemeinschaftsgef hl nicht ganz befriedigend umschrieben werden Deshalb hat Adler auch von einem englischen Autor eine Wendung bernommen die den Begriff Gemeinschaftsgef hl zum Ausdruck bringt mit den Augen eines anderen zu sehen mit den Ohren eines anderen zu h ren mit dem Herzen eines anderen zu f hlen Adler 1982a 224 Diese vorl ufig zul ssige Definition wird von mir als Interesse an der Menschheit mit R cksicht auf andere gekennzeichnete Denk und Handlungsweise und Mitf hlen in der Liebe verstanden welche nichts anderes als Eigenschaften des Jen sind insbesondere das Prinzip des zwischenmenschlichen ethischen Umgangs Der Mensch ist von Natur so beschaffen da sein Ohr die M glichkeit des H rens hat Aber wer nicht h ren lernt f r den w re es besser er w re taub Das Auge hat die F higkeit des Sehens aber wer nicht sehen lernt f r den w re es besser er w re blind Der Verstand hat die F higkeit des Erkennens aber wer nicht erkennen lernt f r den w re es besser er w re irre L 1979 47 Beiden Kernideen gr nden auf das gleiche Menschenbild n mlich dass der Mensch als ein vergesellschaftetes Wesen auf die Welt tritt und seine Daseinsform das 148 Zusammenleben ist Diese Auffassung l sst sich f r alle menschlichen Verhaltensweisen in Bezug auf zwischenmenschliche Beziehungen oder die Gemeinschaft feststellen wobei auch die Beziehungsf higkeit sehr wichtig ist Die me
146. Gerhard Brandl Hrsg Ein sterreicher Namens Alfred Adler Seine Individualpsychologie R ckschau und Ausblick Wien 1977 S 63 75 Biehler Robert F Child Development Boston 1976 Birnbaum Ferdinand Die Anwendung der Individualpsychologie in der Schule In Int Z f Individualpsychologie 9 1931 S 171 182 Birnbaum Ferdinand Begabung und Erziehung In Alfred Adler u Carl Furtm ller Heilen und Bilden Frankfurt a M 1973 S 274 296 Blasius Wilhelm Zur Problematik der Vererbungs und Entwicklungslehre In Cytobiol Revue 1980 S 103 Bleidick Ulrich Individualpsychologie Lernbehinderungen und Verhaltensst rungen Berlin 1985a Bleidick Ulrich Wissenschaftssystematik der Behindertenp dagogik In Handbuch der Sonderp dagogik Bd 1 Theorie der Behindertenp dagogik Berlin 1985b S 48 86 Bleidick Ulrich Lernbehindertenp dagogik In Ulrich Bleidick et al Einf hrung in die Behindertenp dagogik II 5 Aufl Stuttgart Berlin K ln 1998 S 106 131 Bleidick Ulrich et al Einf hrung in die Lernbehindertenp dagogik Bd Il Stuttgart 1977 B hme Jakob Aurora oder Morgenr te im Aufgang Leipzig 1974 B hringer Hannes Kompensation und Common Sense Zur Lebensphilosophie Alfred Adlers K nigstein Ts 1985 B nner Karl Heinz Nichtautorit re Erziehung Ein Handbuch f r Eltern und P dagogen D sseldorf 1971 Brachfeld Oliver Einleitung In Alfred Adler Menschenkenntnis Frankfurt a M 1966 S
147. Harmonie im Innern Harmonie ist in Ostasien eine vollst ndige Bedingung f r die Existenz des Menschen Die ostasiatische Philosophie vergegenst ndlicht somit die allt gliche Lebenswelt oder die unmittelbare Erfahrungswelt und distanziert sich von aller Ideologisierung die durch apriorische Spekulation den Menschen seiner Lebenswelt entfremdet Die Seele ohne Leib eine von der Sinnlichkeit getrennte Vernunft Ich ohne Du und Individuum ohne seine Mitwelt sind in der ostasiatischen Philosophie nur schwer vorstellbar s Kapitel 5 Beziehung begr ndet Existenz Das Wort Mensch auf Chinesisch bildet sich aus zwei W rtern Mensch und Zwischen Es besagt dass ein Menschsein nicht ein Bei sich Das Wort bedeutet ganz konkret Weg Da jeder Weg zu einem Ziele f hrt ist die Bedeutung Weg zu etwas Die berh hung des Begriffs ergibt die Vorstellung der Rechte Weg oder absolutes Weltprinzip ausf hrlich dargestellt in Kapitel 5 Menschlichkeit Humanit t G te Eine der Kardinaltugenden Das Wort enth lt etymologisch die Elemente Mensch und zwei ausf hrlich dargestellt in Kapitel 5 Das Wort li bedeutet Linie den Strich den man zieht den man als Zeichnung in etwas erkennt daher eine vorgezeichnete Ordnung die Richtlinie das Ordnungsprinzip Im Neokonfuzianismus steht li f r das formgebende Prinzip die Idee die den Realit ten vorausgeht Das Wort qi bedeutet O
148. In jeder Monade spiegelt sich das gesamte Universum wider vgl Leibniz 1966 Der Geist dieses Organizismus flie t ber den deutschen Idealismus und die Romantik h chstwahrscheinlich in Adlers Gedankenwelt in der der einzelne Mensch als Ganzheit erfasst wird der Mensch als Teilganzes das in seiner richtigen Entwicklung nur dann weiterkommt wenn es als Teil des gro en Ganzen lebt und strebt Adler 1973a 171 In diesem Sinne ist Leibniz Philosophie f r diese Arbeit die Verbindung zwischen Westen und Osten und vermittelt weiterhin die Begegnung der Individualpsychologie mit der ostasiatischen Ideenwelt 5 2 3 3 DIE ERL UTERUNG DES MENSCHENBILDS ALFRED ADLERS IN DER KOSMOLOGISCHEN DENKTRADITION VON LEIBNIZ In diesem Kapitel soll ein gemeinsamer Nenner bez glich des Menschenbildes in der Individualpsychologie Adlers der Monadologie von Leibniz und der ostasiatischen Philosophie gesucht werden Zwischen diesen drei Ans tzen liegt nicht nur ein gro er zeitlicher Abstand sondern auch besonders zwischen der stlichen Philosophie und der Individualpsychologie ein v llig unterschiedlicher kultureller und geistesgeschichtlicher Hintergrund der fast un berbr ckbar erscheint In Adlers Schriften befindet sich weder eine Darstellung noch irgendein Interesse an ostasiatischer Philosophie Auch gibt es keinen Anhaltspunkt daf r Adlers Menschenbild sei in irgendeiner Weise von der ostasiatischen Philosophie beeinflusst wor
149. Indem Lebewesen Systeme selbst erzeugen und erhalten unterliegen sie den Gesetzen die der aktuelle strukturelle Zustand bei der Wahrung ihrer autopoietischen Organisation bestimmt Insofern sind sie grunds tzlich selbstgeregelt also autonom Ein autopoietisch organisiertes System das sich selbst konstituiert und erh lt kann nur mit Eigenzust nden operieren um seine Organisation zu wahren Lebewesen sind daher operational geschlossen Wenn wir in Anlehnung an Ciompi 1985 der die biologisch orientierten Ergebnisse autonomer Selbstorganisation und erzeugung von Maturana und Varela in seinem Modell der Affektlogik einordnet und die Psyche als Teil eines autopoietischen Systems versteht kann das Minderwertigkeitsgef hl auch aus systemisch konstruktivistischer Sicht als das was operational geschlossen und autonom ist ausgedr ckt werden insofern das Minderwertigkeitsgef hl keine umweltbezogenen Repr sentationen sondern interne Anpassungen an interne Problemlagen psychischer Systeme ist Ber cksichtigt man die Subjektabh ngigkeit der Erkenntnis und die Bedeutung der Autopoiese dann kann man zu der Einsicht gelangen dass eigene Beobachtungen von der eigenen Autopoiese abh ngen 69 F r Adler ist das Minderwertigkeitsgef hl die treibende Kraft der Punkt von dem alle Bestrebungen des Kindes ausgehen und sich entwickeln sich ein Ziel zu setzen von dem es alle Beruhigung und Sicherstellung seines Lebens f r die Zukunft erwa
150. Individuum bei der Individualpsychologie Handelnder der Mensch nicht nur Produkt sondern auch Konstrukteur unterliegt somit nicht der Determination sondern hat sch pferische Kraft Diese Erkenntnis dass die seelische Bewegung auf ein Ziel der berlegenheit gerichtet ist ist die Grundvoraussetzung f r das Verst ndnis des Seelenlebens eines Individuums 4 1 3 Selbst regulierendes System Wie bei der Betrachtung der Studie ber Minderwertigkeit von Organen angedeutet wird hat Adler den menschlichen Organismus als ein sich selbst regulierendes System angesehen das mit seiner Umwelt interagiert Der Organismus strebt danach einen Gleichgewichtszustand zu erreichen und aufrechtzuerhalten andererseits sucht er St rungen Schmerz Mangelzust nde Unbehagen abzuwehren oder zu vermeiden Dieses Prinzip der Selbsterhaltung wurde schon vor Adler oft erkannt wie z B von Claude Bernard 1813 1878 der dies als Prinzip der Konstanterhaltung des inneren Milieus bezeichnete worunter er die fl ssige Umgebung der inneren Organe verstand die aufgrund ihrer Fl ssigkeit eine Wechselwirkung erm glicht vgl Bernard 1957 Gustav Theodor Fechner 1801 1887 nannte den gleichen Vorgang Prinzip der Tendenz zur Stabilit t mit der Formulierung dass jede Entwicklung einem Maximum an Stabilit t zustrebe vgl Fechner 1873 Diese Selbstregulationsf higkeiten von Organismen wurden durch das embryogenetische Experiment mit Seeigelkeimen von H
151. Intuitionen usw ist somit die Beziehung mit sozialen und nat rlichen Gegenst nde Der Begriff ERZIEHUNGsm glichkeit des Ungeborenen wird in der konfuzianischen Gesellschaft mit BEZIEHUNGsm glichkeit gleich gesetzt Die Idee der vorgeburtliche Erziehung geht somit von dem Glauben an die Beziehungsf higkeit des Ungeborene aus Man glaubte dass jeder Mensch bereits im Mutterleib durch verschiedene Beziehungserfahrungen unterschiedlich gepr gt wurde Das ist der Grund daf r dass sich Menschen die von Natur aus einander nahe stehen sich bei der Geburt voneinander entfernen vgl Konfuzius Gespr che 17 2 Dieser konfuzianische Ansatz zur Charakterbildung des Ungeborene bekommt durch die moderne Hirnforschung Unterst tzung Menschen menschliche Gehirne m ssen nicht so identisch wie m glich sondern so individuell verschieden wie m glich sein auch schon zum Zeitpunkt der Geburt Unsere Unterschiedlichkeit die Verschiedenheit unserer genetischen Anlagen und die bereits bis zum Zeitpunkt unserer Geburt entstandenen individuellen Besonderheiten der im Gehirn angelegten neuronalen Verschaltungen ist der wichtigste Motor der unsere Entwicklung antreibt und uns zwingt immer neue L sungen zu finden um miteinander leben und voneinander lernen zu k nnen Er sieht nicht nur anders aus er verh lt sich auch anders Der eine ist ruhiger der andere lauter der eine interessierter an dem was ihn umgibt der andere weniger Der eine l
152. Konzept der sozialen Bezogenheit als auch im neurobiologischen Konzept der Ausgestaltung des Verschaltungsmusters als Baustein der weiteren Entwicklung f r die soziale Kompetenz angenommen die sich in g nstigen F llen nicht nur auf alle Personen ausweitet in deren Gegenwart sich das Kind ebenfalls sicher und geborgen f hlt sondern auch auf den Stamm das Volk auf die ganze Menschheit Adler 1966 50f H ther und Bonney 2002 34 St rungen dieser emotionalen Beziehungen stellen aber auch f r Kinder wenn sie fr h auftreten kaum zu bew ltigende Belastungen dar Wenn ein Kind in fr her Kindheit oft die verschiedenartigen Formen existentieller Verunsicherung subjektiv erlebt und damit nur wenig Gelegenheit hatte sich sicher und geborgen zu f hlen steigert sich das Minderwertigkeitsgef hl abnorm das notwendigerweise nach leicht erreichbaren Kompensation und tr gerischen Befriedigungen trachtet indem es die Hindernisse vergr ert und die Zufuhr von Mut drosselt Adler 1976 47 Damit wird im subjektiven Wahrnehmen und Erleben des Individuums aus dem Noch Nicht K nnen 198 ein Nicht K nnen aus einem berwindbaren Zustand von Unfertigkeit ein kaum oder nicht zu berwindender Zustand von Minderwertigkeit Vernooij 1992 62 Dieser psychische Vorgang wird auch neurobiologisch erkl rt Neurobiologisch handelt es sich um eine Situation der unkontrollierbaren Belastungen in der ein Kind keine M
153. Mangel kann es zu Ausfallerscheinungen kommen die ihre Parallelen im Ersticken Verdursten Verhungern usw haben Ungestillter sozialer Hunger kann ebenso sehr zu Krankheit und Tod f hren wie materielle Unterern hrung 80 Die Bedeutung dieser sozialen Beziehung und der menschlichen Kommunikation f r die Entwicklung des Menschen wurde auch auf vielf ltigen wissenschaftlichen Seiten immer wieder eindrucksvoll best tigt Heidegger 1927 gebraucht das Bild von der Sprache als dem Haus des Seins Ohne die Sprache so Hegel w re nur die bewusstlose Nacht zit n Stierlin 1991 152 Ohne Kommunikation ist der Mensch ein unbehauster ungeboren grenzenlos einsam Die Sprache ist bei Adler auch ein unbestreitbarer Beweis f r die Notwendigkeit des Zusammenlebens steht auch ihre Entwicklung direkt im Zusammenhang mit der Entwicklung des Gemeinschaftsgef hls Wenn einem Kind die breite Grundlage der Teilhabe an der Gemeinschaft fehlt wenn es isoliert aufw chst dann wird auch seine Sprachentwicklung gehemmt und verz gert sein Was wir als Sprachbegabung bezeichnen kann ein Individuum nur erwerben und erhalten wenn es in Beziehung zu anderen tritt Kinder mit Schwierigkeiten beim Sprechen oder bei der sprachlichen Kontaktaufnahme haben f r gew hnlich kein sonderlich starkes Gemeinschaftsgef hl Adler 1976 70 Adler ist die Einsicht zu verdanken dass die Bedeutung des Lebens eines Individuums nicht in d
154. Natur Makrokosmos auf eine ganzheitliche und organische Grundlage gestellt wird liefert einen weltanschaulichen Treffpunkt zwischen Konfuzianismus und Individualpsychologie Dieser Treffpunk wird durch die These der Monadologie von Leibniz erreicht die einerseits direkt auf die antike chinesischer Philosophie zur ck ging andererseits ber die Tradition der Naturphilosophie des deutschen Idealismus und der 11 Romantik und die Tradition der Virchowschen Sozialmedizin in die Individualpsychologie einm ndete Der Mensch wird in seiner urspr nglichen Sozialit t mit seinem Seelenleben im Konfuzianismus und in der Individualpsychologie als einheitliches Individuum gesehen Diese Gemeinsamkeit erm glicht es die konfuzianische Ideenwelt individualpsychologisch zu interpretieren So wird jedem Abschnitt dieses Kapitels eine individualpsychologische Entsprechung gegen ber gestellt Im letzten Kapitel versuche ich das bis hierher entworfene Bild des Menschen als soziales Beziehungswesen auf die St rungsbilder Verhaltensauff lligkeiten und Lernbeeintr chtigung bei Kinder und Jugendlichen anzuwenden Dabei sind diese St rungsbilder nicht blo als individuelle Symptome die je nach Beobachter als moralisch pathologisch psychologisch oder auch gesellschaftlich politisch konstruiert werden k nnen sondern als soziale Symptome f r fehlende oder gest rte soziale Beziehungen dargestellt Die Arbeit geht durchaus von der Annahme aus dass der M
155. Phaidros vgl 274b 275b gegen die Schrift zun chst in Form einer von Sokrates vorgebrachten Erz hlung Hier preist der gyptische Gott Theuth K nig Thamus die von ihm erfundene Schrift als Mittel f r den Verstand und das Ged chtnis ebd 274e an Die ablehnende Antwort des K nigs mobilisiert Argumente die der Logo und Phonozentrismus Derrida 1983 sp ter verinnerlichen wird diese Erfindung wird der Lernenden Seelen vielmehr Vergessenheit einfl en aus Vernachl ssigung des Ged chtnisses weil sie im Vertrauen auf die Schrift sich nur von au en vermittels fremder Zeichen nicht aber innerlich sich selbst und unmittelbar erinnern werden Nicht also f r das Ged chtnis sondern nur f r die Erinnerung hast du ein Mittel erfunden Und von der Weisheit bringst du deinen Lehrlingen nur den Schein bei nicht die Sache selbst Denn indem sie nun vieles geh rt haben ohne Unterricht werden sie sich auch vielwissend zu sein d nken obwohl sie doch unwissend gr tenteils sind und schwer zu behandeln nachdem sie d nkelweise geworden sind statt weise Platon Phaidros 275a b So befindet sich die Schrift als Kunst am Ende einer hierarchischen Reihe die mit der Idee beginnt Idee Seele Stimme Rede Schrift vgl Derrida 1983 34 In China bietet sich ein ganz anderer Anblick der f r Platon schwer vorstellbar w re Die Darstellung f ngt mit einem Gedicht an Ein Entenpaar ruft Wechsellaut Auf Stromes Inse
156. Richtung f hrt Jedes Paradigma bestimmt den Gegenstand der wissenschaftlichen Untersuchung mit eigener charakteristischer Begrifflichkeit und wird so zur Grundlage der Bildung wissenschaftlicher Schulen und Arbeitsrichtungen Aus der Entwicklung der Forschung wird deutlich dass das Paradigma ber Verhaltensst rung eine Konstruktion ist n mlich dass es nicht mit einer gegebenen objektiven Wirklichkeit sondern mit Erfahrungswirklichkeit umgeht Das Erscheinungsbild Verhaltensst rung ist somit nicht objektiv gefundene sondern von einem Beobachter operativ erzeugte Wirklichkeit Je nach Beobachter oder je nach Paradigma werden St rungen als Verwahrlosung mal als Psychopathie oder als eine cerebrale Dysfunktion usw bezeichnet Die Tatsache dass die Wahl einer Erkl rung f r eine Verhaltensst rung beim Betrachter liegt zeigt zugleich dass es unm glich ist ein einziges Denkmodell und entsprechend eindeutige Konsequenzen f r die Erziehung bei Verhaltensst rungen zu erwarten 6 1 1 2 LERNBEHINDERUNGEN hnlich wie der Begriff Verhaltensst rung umschreibt auch der Begriff Lernbehinderung eine Vielzahl unterschiedlicher Beobachtungen und Wertungen bei denen Konzept und Absicht des Wertenden in der Regel aus Erfahrungen gespeist werden die nur Teilaspekte dessen sind was das Leben eines Menschen mit Lernbehinderungen ausmacht W hrend Verhaltensst rungen aus Auff lligkeiten im Verhalten bestehen handelt es sich bei Lernbehind
157. Schulklasse und Freunde usw Hier n hern sich konfuzianische Umwelttheorie und Sozialpsychologie an Betrachtet man die konfuzianische P dagogik zusammenfassend entstehen drei Grundans tze denen die Entwicklung der menschlichen Natur unterworfen ist Der Wille des Einzelnen nach Selbstvervollkommnung die erzieherische F rderung durch den Prozess des Lernens und Lehrens und die Gestaltung einer angemessenen Umwelt Auf diese drei p dagogischen Bestandteile der konfuzianischen Menschennaturtheorie sollen die Grundprinzipien der Kindererziehung gestellt sein Die konfuzianischen Begriffe menschliche Natur oder kindliches Herz haben auf der einen Seite die des Unvollendeten und auf der anderen Seite die Bedeutung des Noch nicht Entwickelten das noch M glichkeiten enth lt Der keimhafte Zustand der menschlichen Natur stimmt mit dem Zustand des kleinen Kindes das nicht nur biologisch sondern auch seelisch immer noch unreif ist berein In der Tat gr ndet die heutige P dagogikforschung auf der konfuzianischen Menschennaturtheorie etw Song S 1992 49 Im Zusammenhang mit der Frage der Umwelteinfl sse besitzt der Konfuzianismus gewisse Grundkenntnisse die der gegenw rtigen psychologischen Sicht nahe kommen Die Kinder von Y Y o im S den und Jung Mong im Norden haben bei ihrer Geburt dieselben Laute Aber herangewachsen haben sie verschiedene Gewohnheiten Das kommt von der Belehrung durch die Umgebung L
158. Stellungnahmen gebildet Ob ein Mensch den Willen zur pers nlichen Reife oder zur Entfaltung seiner angeborenen M glichkeit hat oder nicht h ngt wiederum von der Konstruktion dreier fundamentaler Kategorien ab wie er die eigene Person Selbstbild seine Mitmenschen Fremdenbild und die Welt und das Leben sieht Das hei t der eigene Willensentschluss eines Individuums steht in engem Zusammenhang damit welche Umgangsformen mit seinen Mitmenschen und mit dem kulturellen oder nat rlichen Umfeld es gewohnt ist und wie es sie subjektiv interpretiert Individualpsychologisch ausgedr ckt Der Willensentschluss verbindet sich eng mit dem eigenen Lebensstil Der Begriff der menschlichen Natur ist der gemeinsame Schl ssel zur P dagogik Adlers und des klassischen Konfuzianismus weil f r beide die Entfaltung der geistigen und sittlichen Anlagen das Ziel der Erziehung ist In beiden p dagogischen Ans tzen ist der Mensch durch seine nat rlichen Anlagen zu individueller Vervollkommnung und zu gemeinschaftsbezogener Entwicklung f hig Diese angelegte F higkeit des Menschen nennt Adler die sch pferische Kraft Der Begriff sch pferische Kraft unterscheidet 151 die Individualpsychologie von der Psychoanalyse Freuds die die Entwicklung des Menschen durch Erbanlagen und durch fr hkindliche Umwelteinfl sse vollst ndig kausal festgelegt sieht Die sch pferische Kraft ist nach Adler in jedem Lebewesen verankert vgl 1973a 162 und
159. TLICHE IMPLIKATIONEN IN DER WISSENSCHAFTSTHEORIE sssesseesescsosessoccesosssossesoosoosssssosoesesssossssoscesssssossosoesoossos 35 3 1 GANZHEITLICHE ANS TZE IN DER PSYCHOLOGIE sssssesoesossssssosoesossssssesoesosssossse 36 3 2 GANZHEITLICHE ANS TZE IN DER MEDIZIN cueessenessessssnnonnnnnnnnennnonnnnsnsnnnsenssennenenne 41 3 3 GANZHEITLICHE ANS TZE IN DER P DAGOGIK ccceeeessennnnnnnnnnnennnonnnnsnnnnnsennsennnnnnne 46 3 4 SYSTEMISCHE UND KONSTRUKTIVISTISCHE ANS TZE IN DER P DAGOGIK 52 3 4 1 Der Begriff System ne i a E a au Ra 52 3 4 2 Der B gritf Kybernetik sa zer iarann inei aises iiaa 53 3 4 3 Theorie lebender Systeme 32 2 RE sn 54 3 4 4 Theofie soZialer Systeme aan ha denn eek 55 3 4 5 Implikationen f r das Lehren und Lernen eeennnnennennnenennennn en 56 3 4 6 Systemtheorie als Einheitswissenschaft z0000000000002000020000000000008 000000 nenn 57 4 INDIVIDUALPSYCHOLOGIE UND IHRE P DAGOGISCHEN GRUNDLAGEN u salat besnrishig un 59 4 1 GRUNDLAGEN UND MENSCHENBILD DER INDIVIDUALPSYCHOLOGIE ADLERS 59 4 1 1 Unteilbare bio psycho soziale Einheit sessessensensnensnenennennenenn nennen 59 4 1 2 Zielgerichteter Organismus in fortdauernder Bewegung und Ver nderung 62 4 1 3 Selbst repulierendes System aueh NE 65 4 2 4 2 1 42 2 4 2 3 4 2 3 1 4 2 3 2 4 2 3 3 4 2 4 4 2 4 1 4 2 4 2 4 2 4 3 4 3 4 3 1 4 3 2 4 3 3 4 3 4 4 3 4 1 4 3 4 2 4 3 4
160. VV A15 Diese Aussagen besagen Der Mensch ist was er will Er verf gt ber die Entscheidungsfreiheit d h er kann w hlen welchen Weg er einschlagen will Die urspr ngliche Bedeutung des obigen von W Richard bersetzten Wortes Gro en ist im chinesischen Originaltext w rtlich Seele w hrend das Kleine die Begierde von Geh r und Gesicht bedeutet Die Seele ist ostasiatischen Sinne ein metaphysischer Ort an dem die keimhaften guten Anlagen d h ein mitleidendes Herz jen Scham und Abscheugef hl i ein respektvolles Herz li und Unterscheidungsverm gen von Richtig und Nicht Richtig chi Menzius VV A6 beheimatet sind und sie liefert somit den Beweggrund zu den menschlichen ethischen Taten Die Begierde von Geh r und Gesicht die oben mit Kleinen bersetzt wurde beschreibt eine Seelenhaltung die auf materielle Sinneswahrnehmungen wie H ren Sehen usw ausgerichtet ist und die Begierden f r Dinge weckt die man f r die bersteigerten Anspr che eines wirtschaftlichen oder gesellschaftlichen Lebens braucht Allerdings kann Begierde oder das Begehren von etwas aus psychologischer Sicht als angeborener Urtrieb betrachtet werden der wie f r jedes Wesen f r das berleben zun chst eines Individuums und dann der Art berhaupt erforderlich ist Beim Menschen kommt auf Grund seiner h heren biologischen und zivilisatorischen Entwicklung auch noch die Befriedigung von Bed rfnissen hinzu die w
161. Yang entstehen die Wandelzust nde der sogenannten f nf Elemente Holz Feuer Metall Wasser Erde Die Elemente erzeugen sich gegenseitig Holz erzeugt Feuer Feuer erzeugt Erde als Asche Erde erzeugt Metall Metall erzeugt wenn es schmilzt Wasser Wasser erzeugt Holz Diese f nf Elemente werden nicht als materielle Substanzen sondern als Kr fte vorgestellt Holz ist das organische von innen sich Gestaltende Feuer ist das Emporsteigende Metall das von au en mechanisch Gestaltete Wasser das nach unten Sinkende die Erde ist der gemeinsame Mutterboden Li Gi 332 115 Gesellschaftsleben die menschliche Identit t der Taoismus hingegen im harmonischen Naturleben Dabei wird zwischen Moralgesetzen und Naturgesetzen nicht differenziert beide Gesetze sind wiederum in den Gesetzen der Beziehungen vereinigt n mlich die Beziehungen zwischen den Menschen und der Gesellschaft beim Konfuzianismus den Menschen und der Natur Taoismus Der Konfuzianismus spricht von sittlichem Verhalten und den f nf Beziehungen zwischen den Menschen die die Stabilit t und Harmonie der Familie der Gesellschaft und des Staates garantieren sollen n mlich die Liebe zwischen Vater und Sohn die Pflicht zwischen Herrscher und Diener der Unterschied der Besch ftigungsbereiche zwischen Mann und Frau der Abstand zwischen Alt und Jung und die Treue zwischen Freund und Freund vgl Menzius IIV A3 Der Taoismus dagegen spricht vom intakten Urzustan
162. Zwischen Sprachwagnis und Sprachwirrnis In Paul Watzlawick u Peter Krieg Hrsg Das Auge des Betrachters Piper M nchen Z rich 1991 S 151 165 Stikker Allerd Tao Teilhard und das westliche Denken stliche Weisheit und die ganzheitliche Weltanschauung des Teilhard de Chardin als Leitlinien des Wertewandels Bern u a 1988 Strauss Alfred A u Lehtinen Laura E Psychopathology and Education of the Brain Injured Child New York 1947 Struck Peter Zuschlagen Zerst ren Selbstzerst rungen Wege aus der Spirale der Gewalt Darmstadt 1995 Str mpell Ludwig Die P dagogische Pathologie oder die Lehre von den Fehlern der Kinder Leipzig 1890 Stutzer P Au enseitermethoden in der Allgemeinpraxis Arten Ausma Anwendungsbereiche Erfolge und Kostenerstattung Freiburg i Br 1978 Tages Anzeiger Eine Beruhigungspille die Novartis nerv s macht Vom15 9 2000 Teilhard de Chardin Pierre Der Mensch im Kosmos M nchen 1959 285 Tenbrink Dieter Neurose und regulative Strukturen des Selbst In Z f Individualpsychologie 21 Jg 1996 S 117 130 Tenbrink Dieter Betrachtungen zum Spannungsfeld zwischen individualpsychologischer Identit t und psychoanalytischem Selbstverst ndnis in der Individualpsychologie In Z f Individualpsychologie 10 Jg 1998 S 95 115 Theunissen Georg Basale Anthropologie und sthetische Erziehung eine ethische Orientierungshilfe f r ein gemeinsames Leben und Lernen mit behinderte
163. aben oben gesehen dass am Anfang der individualpsychologischen Erkenntnisse das Verst ndnis f r das kindliche Minderwertigkeitsgef hl steht und dass jedes menschliche Verhalten somit im Bezug auf einem Versuch der Kompensation dieses Gef hls verstanden werden muss Nach Adler mobilisiert menschliches Mangelerleben oder das Gef hl der Minderwertigkeit alle Kr fte die ganze seelische Bewegung auf Kompensationen zu erzwingen oder in deren Richtung zu dr ngen Adler 1982b 24 Unter diesem Spannungsfeld zwischen subjektiv erlebten Mangel und dem Streben nach dessen berwindung entsteht ein notwendiges individuelles Gesetz der Bewegung Adler 1973a das die f r das Leben und f r die kleinste Bewegung notwendige Zielsetzung Richtung Qualit t Intensit t und Flexibilit t konstruiert Dieses individuelle Bewegungsgesetz wurde von Adler in der Entwicklung des Begriffes als Leitbild Leitlinie oder Lebensplan in den fr heren Schriften und schlie lich seit 1926 als Lebensstil Adler 1978 bezeichnet Anders als das damalige traditionelle Welt und Menschenbild das in der hinter ihm liegenden wissenschaftlichen Epoche blich war hat Adler Seele und Charakter nicht als Form sondern als Bewegung betrachtet So sah er statt Form eine Entwicklung des Lebensstils das hei t die Art wie der Menschen 173 damit besch ftigt ist und danach strebt seiner Welt und sich Form zu geben Ronge 1994 13 4 2
164. aber zwei Personen existieren dann ist gegenseitige Zuneigung m glich Tuan 1961 zit n Hang 1993 23 Sowohl das Gemeinschaftsgef hl als auch Jen ist angeboren und in jedem Menschen vorhanden Aber sie bedeuten nicht blo eine Form mittels derer die Menschen ihr gesellschaftliches Verhalten regeln sie sind auch nicht etwas das gelernt werden soll sondern etwas das erweckt werden soll Die Erweckung dieser angeborenen sozialen Kompetenz ist ohne Zweifel eine der wichtigsten Aufgaben in unserem heutigen an den verschiedenen Beziehungsst rungen leidenden erzieherischen Alltag 30 Sowohl in der Individualpsychologie als auch im Konfuzianismus wird nicht allein die zwischenmenschliche Beziehung als eigentliche und grundlegende Dimension des Menschseins gesehen In beiden Lehren wird alles Sein alles Geschehen aus der Beziehung gedacht und erschlossen Ein Mensch kann sich nur aus einer Beziehung verwirklichen und zugleich ist der Mensch ein Teil eines gr eren Ganzen das bei der Individualpsychologie und dem Konfuzianismus nicht auf soziale Gebilde beschr nkt ist sondern bis hin zum Kosmos betrachtet wird Nach Adler steht der Mensch in der langen Kette der Evolution er ist damit der Gesetzm igkeit d h den Anforderungen und Einfl ssen unterworfen Der Kosmos ist sozusagen der Vater alles Lebenden Und alles Leben ist st ndig im Ringen begriffen um den Anforderungen des Kosmos zu gen gen Adler 1973a 162f Das w
165. ahme unbewusster Energien und Prozesse St rungen fr hkindlicher emotionaler Prozesse insbesondere die Frustration psychosexueller Regungen f hren zu Verhaltensst rungen Im Gegenteil zu Freuds Psychoanalyse bem ht sich Adlers Individualpsychologie besonders darum das psychiatrisch dominierte Bild zu ver ndern und Einfluss auf die P dagogik und Heilp dagogik zu gewinnen Bei der Individualpsychologie steht nicht von Anfang an die Psychoanalyse im Mittelpunkt sondern direkt die Frage der Erziehung d h die Demonstration erzieherischer Handlungsm glichkeiten damit wirkt diese Lehre pr gend auf das Denken der Lehrer Erzieher und Eltern und beeinflusst die p dagogisch therapeutische Arbeit in der Schule und im Elternhaus Der Ausgangspunkt der individualpsychologischen P dagogik ist das Dazugeh rigkeitsgef hl oder Gemeinschaftsgef hl Der Mangel an Bed rfnisbefriedigung durch die sozialen Mitmenschen z B in der Mutter Kind Beziehung ist schon in der fr hen Kindheit ausgepr gt und beeinflusst den ganzen seelischen Entwicklungsprozess Die Aufgabe der individualpsychologischen P dagogik liegt darin die in der Fr hkindheit entstandene konflikthafte Beziehungskonstruktion durch die Entfaltung des Gemeinschaftsgef hls Ermutigung zu rekonstruieren und das sozial kompetente Verhalten weiter zu entwickeln Verhaltensst rungen sind individualpsychologisch keine auf pathologischen St rvariablen sui generis beruhende speziell
166. aid 1978 der Gedanke die europ ische Identit t sei allen nichteurop ischen Kulturen und V lkern berlegen inne wohnt Gefahr laufen einen individuellen Herrschaftsstil und Autorit t ber Andere im Alltagsleben zu beg nstigen Betrachtet wird die Geschichte des westlichen Imperialismus und die eurozentrische geistige Str mung welche auf die Beziehungsgestaltung zwischen Ich und Du im Westen Auswirkungen haben k nnen auch wenn die genaue Form der Wirkung nicht exakt zu bestimmen ist Eine polarisierte Betrachtung beachtet aber nicht nur die Unterschiede sondern versucht M glichkeiten anzubieten in der die unbewusste H lfte der Wertvorstellungen ins Bewusstsein dringen k nnte Mit Govindas Worten Der Osten entdeckte die ewige Wiederkehr derselben Bedingungen und hnlicher Ereignisse Der Westen entdeckte den Wert der Einzigartigkeit jedes Ereignisses und jeder existentiellen Situation Der Osten hielt seinen Blick auf den kosmischen Hintergrund gerichtet der Westen auf den individuellen Vordergrund Das vollst ndige Bild aber vereint Vordergrund und Hintergrund indem er beide zu h herer Einheit verschmilzt Govinda 1977 124 Die Verbindung von Individualpsychologie und ostasiatischer Denktradition ist der Versuch Hintergrund und Vordergrund zu vereinen Durch metatheoretische berlegungen wird in einem weiteren Teil die Problematik von Verhaltensauff lligkeiten und Lernbeeintr chtigungen in einer wertunsic
167. aler Netzwerke im Frontalhirn zur Steuerung von Aufmerksamkeit und situationsgerechtem Verhalten Wichtige Entwicklungsprozesse im kindlichen Gehirn finden nicht mehr oder nur eingeschr nkt statt H ther u Bonney 2002 43 53 In Ermangelung hinreichend komplexer Strategien zur Konfliktl sung und zur Steuerung ihrer Aufmerksamkeit greifen solche Kinder unter den komplexen Anforderungen des Zusammenlebens und des gemeinsamen Lernens in Kindergarten und Schule meist auf ihre im famili ren Rahmen bis dahin entwickelten Handlungsmodelle und Reaktionsweisen zur ck Was geschieht wenn das Kind seine Pr fung schon in der Familie nicht gut abgelegt hat sobald es in die Schule kommt und dort eine neue Pr fung zu machen hat Er kommt schon als ein fertiges Individuum Er strebt im Mittelpunkt zu stehen und will wieder seine fr here angenehme Situation haben Er kann das an verschiedenen Punkten zeigen Er wird sich so benehmen wie er es mechanisiert hat Adler 1973c 33 Dieses Ph nomen wird neurobiologisch so dargestellt dass die einmal gebahnten Verschaltungsmuster die durch wichtige w hrend der fr hen Kindheit gemachte 200 Erfahrungen stabilisiert wurden auch im sp teren Leben besonders leicht durch gewisse Wahrnehmungen und Erlebnisse aktivierbar sind subkortikale zu fr hen Zeitpunkten herausgeformte neuronale Netze stehen st rker mit emotionalen Zentren in Beziehung und sind stabiler als die sp ter entstandenen kortika
168. allgemein g ltiges Modell in der organischen Welt ist Diese biologische Urtendenz der Selbsterhaltung hat Adler in die Psychologie bernommen und versteht unter seelischer Kompensation das Streben sowohl Schw che als auch das Gef hl der Schw che auszugleichen vgl Adler 1966 76f Wie wir oben beobachtet haben ist das Minderwertigkeitsgef hl zwangsl ufig mit einem kompensierenden Streben nach Geltung Macht und berlegenheit verbunden Kompensation im Sinne der Individualpsychologie bedeutet also Ausgleich des Minderwertigkeitsgef hls Die beiden Befunde Minderwertigkeitsgef hl und Kompensation sind somit im menschlichen Seelenleben immer koexistent Von einem Minderwertigkeitsgef hl aus nimmt die Bewegung in allem seelischen Geschehen ihren Lauf Adler 1982a 36 In diesem Sinne ist der Satz von Adler Mensch sein hei t ein Minderwertigkeitsgef hl zu besitzen Adler 1973a 55 weiter zu f hren mit dem Satz Mensch sein hei t sich zu kompensieren Menschen sind also kompensierende Wesen Homo Compensator Marquard 1985 im Sinne der philosophischen Anthropologie und das Leben des Einzelnen wie der Masse stellt sich somit als ein Kompensationsproze dar der 71 gef hlte oder vermeintliche Minderwertigkeiten k rperlich und seelisch zu berbr cken trachtet Adler 1983 166 Wir haben in Kapitel 3 4 festgestellt dass das lebende System wie die Entwicklung zeigt die Tendenz und
169. als auch die Bedeutung eines guten Mitmenschen zu dem man als Mensch Vertrauen haben kann Die erste Behandlungsregel nach Adler den Patienten zu gewinnen daf r mu der Psychotherapeut alle Gedanken an sich selbst und alle Gef hle von berlegenheit aufgeben und darf von dem Patienten niemals etwas fordern Adler 1981 89 Die Beseitigung jeglichen Zwanges die freiestm gliche Beziehung dies sind die Bedingungen auf denen die Beziehung zwischen Patient und Arzt unbedingt beruhen mu ebd Die Heilung des Patienten im individualpsychologischen Sinne beginnt wenn der Therapeut von seinem Patienten zuerst als Mitmensch erlebt wird So f hrt 93 Adler die Aufgabe des Arztes oder Psychologen aus dem Patienten die Erfahrung von Kontakt mit einem Mitmenschen zu vermitteln und ihn sodann zu bef higen dieses geweckte Gemeinschaftsgef hl auf andere zu bertragen Adler 1981 39 Gemeinschaftsgef hl ist nach Ansicht der Individualpsychologie nicht sein soll sondern ist Es ist nicht dasjenige das durch einseitiges Lehren entstehen kann sondern entsteht dadurch dass man es selbst erf hrt Gemeinschaftsgef hl ist somit nicht eine Ethik die zu predigen ist sondern eine die sich ausschlie lich auf autonome Einzelpersonen d h Therapeut und Patient und deren freie Entscheidung bezieht Sie entzieht sich aber der Beobachtung und kann nur durch Einf hlen in den anderen erlebt werden Dies entspricht da
170. altung der freundlichen Atmosph re innerhalb der Familie und Schule das Hauptgewicht auf die seelische F rsorge gelegt wodurch der innere Rhythmus richtig gestaltet und gepflegt werden soll Die Vorbildfunktion der Eltern die Erziehung zur kindlichen Piet t Xiao und zur Gemeinschaftsbezogenheit Jen zielt auf die zwischenmenschliche Beziehung Diese zwei grundlegenden Erziehungsprinzipien die psychische F rsorge und Orientierung an den sozialen Verh ltnissen bieten eine M glichkeit zur Behandlung von Verhaltensauff lligkeiten und Lernbeeintr chtigungen Denn im Konfuzianismus werden diese St rungsbilder als psychische Entkr ftung verstanden die im Lauf des oben genannten Erziehungs und Sozialisierungsprozesses entstanden also erziehungs und sozialbeziehungsbedingt sind Also m ssen die Erziehungsumst nde ver ndert und das Kind in harmonische Beziehungen miteinbezogen werden So viel und oft wie m glich muss es Erfolg in seinen sozialen Verh ltnissen und in der Wechselbeziehung mit seiner Umwelt erfahren Hierbei f llt den Eltern die wichtigste Aufgabe zu Liebevolle Eltern zu sein ist eigentlich keine Aufgabe sondern eine Natur Dar ber hinaus sollen die Eltern das verborgene Gef hl des xiao erwecken um das Kind von seinem eigenen K nnen zu berzeugen Die xiao Erziehung spielt somit bei der Therapie und Umerziehung des Kindes eine entscheidende Rolle Aus individualpsychologischer Sicht wird deren Bedeutung folge
171. ank werden wenn sie erschrickt kann der Embryo an Epilepsie leiden wenn sie sich f rchtet kann Geist und Seele des 231 Embryos erkranken wenn sie sich bek mmert kann der Embryo entmutigt oder ersch pft werden Durch eine lang bestehende alte Freundschaft lernt man miteinander eine menschenw rdige Gesinnung Sollte also auch das Kind Embryo das neun Monate lang mit der Mutter so eng und stark verbunden war von den sieben Gef hlen der Mutter Freude Arger Traurigkeit Mangel an Gef hl Liebe Hass Habgier nicht beeinflusst werden Lee Sajudang 1801 4 Kapitel zit nach Lee W H 1977 183f An der vorgeburtlichen Erziehung soll in der traditionellen Gesellschaft die ganze Familie teilnehmen Damit verpflichten sich die Familienmitglieder f r die Schwangere eine angenehme psychosoziale Umgebung zu schaffen Dies wird heute besonders von der psychologischen und neuro psychologischen Forschung als g ltig anerkannt Nach Mussen et al 1984 60 beeinflusst der psychische Zustand der Mutter doch die Reaktionen und die Entwicklung des F tus und aktivieren Gef hle wie Wut Furcht und Angst das autonome Nervensystem und setzen gewisse chemische Stoffe im Blut frei z B Acetylcholin und Epinephrin Bei mehreren Untersuchungen z B Sameroff u Zax 1973 wurde festgestellt dass Kinder von beunruhigten ungl cklichen M ttern h ufiger zu fr h zur Welt kamen und mit gr erer Wahrscheinlichkeit untergewichtig hyp
172. ans Driesch 1867 1941 noch verdeutlicht indem gezeigt wurde dass bei der Zerteilung eines Seeigelembryos auf einer fr hen embryonalen Entwicklungsstufe sich aus beiden Teilen zwei vollkommen lebensf hige Seeigel ausbilden k nnen vgl Driesch 1892 Alfred Adler hat selbst in seinen Schriften den Begriff des quilibriums Bernards angewendet und die kooperativen biologischen Funktionen des K rpers zur Selbsterhaltung sowie die Blutgerinnung anl lich von blutenden Wunden die in weiten Grenzen gew hrleistete Erhaltung von Wasser Zucker Kalk Eiwei stoffen die Blut und Zellregeneration das Zusammenwirken der endokrinen Dr sen usw als Wunderwerk der Evolution gezeigt Adler 1973a 55 Weiter hat er herausgefunden dass diese komplexen und subtilen Arbeiten alle lebenswichtigen Teile gleichzeitig zu erhalten zu erg nzen zu ersetzen ebd nicht nur biologisches sondern auch psychisches Ph nomen ist Aus dieser Anschauung geht hervor da wir es im k rperlichen Proze mit einem Streben zu tun haben das den K rper in Beziehung zu seinen Leistungen ungef hr im Gleichgewicht zu halten hat um den Anforderungen der Au enwelt ihren F rderungen und Nachteilen siegreich entgegentreten zu k nnen Betrachtet man diese Prozesse 65 einseitig so kommt man zu der Auffassung von der Weisheit des K rpers Aber auch der seelische Proze ist gezwungen sich zu dieser Weisheit zu entschlie en die ih
173. ar eine Sehnsucht die aus schmerzlicher Unterdr ckung durch die Trennung von K rper und Seele Ich und 48 Welt Natur und Gott entstanden und die durch Hegels Synthese von Subjekt und Objekt Materie und Geist G ttlichem und Menschlichem befreit war Dewey 1960 3 18 Die New School Abbotsholm die durch den Einfluss des Deweys Konzepts von Cecil Reddie 1858 1932 in England eingerichtet worden war fasste das ganzheitliche Erziehungsziel unter dem Namen all round Education deutlich ins Auge das nicht abstraktes Wissen sondern praktische Bed rfnissen ber cksichtigte Ihe whole Life at the school is planned as to develop harmoniously all the powers of the boy physical intellectual artistic moral and spiritual to train him in fact how to live and become a wholesome reasonable and useful member of Human Society Reddie zit n Oelkers 1996 142 Impulse erhielt die deutsche Reformp dagogik durch die Begr ndung des Landerziehungsheims das nach dem Vorbild von Abbotsholme von Hermann Lietz 1868 1919 gegr ndet wurde und versuchte die ideale Ganzheit von Schule und Lernen Leben und Arbeiten in einer institutionellen Form zu verwirklichen vgl Badry 1991 durch die Kunsterziehungsbewegung die von Alfred Lichtwark 1852 1914 et al eingeleitet worden war und die sthetische Erziehung zum sch pferischen Menschentum forderte vgl Lichtwark 1966 durch die Arbeitsschulbewegung d
174. arometer mit dem die Tendenz der individuellen Wirklichkeitskonstruktion erkannt werden kann ob einer t chtig ist oder unt chtig und ob er das Gro e in sich pflegt oder dem Kleinen in sich folgt wieder zit v oben Menzius VVAI5 Auf Grund der bisherigen Betrachtung k nnen menschliche Fehlentwicklungen in konfuzianischem Sinne so verstanden werden Wenn man erkennen will ob einer die Kompetenz zur Entwicklung besitzt oder nichts so braucht man auch nicht anderes zu sehen als darauf wie er zwischenmenschliche Beziehungen f r sich konstruiert Wer das Jen in sich pflegt wird menschlich gro wer der Selbstsucht Egoismus folgt wird unreif klein Neben der gesellschaftlichen Ordnung ist hierbei die Subjektivbildung und die sozialisatorische Interaktion der entscheidende Faktor f r die menschliche Fehl Entwicklung Der konfuzianische Aspekt in Verst ndnis des menschlichen Verhaltens ist der Kontextaspekt da auff lliges Verhalten hier im Zusammenhang mit einer Geschichte von Wechselwirkungen in Beziehungen zu anderen Menschen steht 1 Diese konfuzianische F nf Beziehungsebene wird oft von befangenen Kritikern als Herrschaftsmodell beurteilt in dem Beziehungen von vornherein hierarchisiert konstruiert sind um das Volk an die Herrschaft anzupassen Wenn man aber in diese F nf Beziehungen die Grundwertvorstellung Jen der den Mensch als Mensch und zwei definiert findet kann sie ehr als ein symme
175. ater hat der tags ber drau en seiner Arbeit nachging F r das Kind ist die Gro mutter bereits ein bekannter Mitmensch der ihm helfen kann seine 242 sich ver ndernde Umwelt zu bew ltigen In dieser Zeit lernt das Kind eine neue Umgebung und neue soziale Beziehungen kennen es wird abgestillt und auf feste Nahrung umgestellt sein Lebens und Erziehungsraum wird von dem Zimmer der Mutter in das der Gro mutter verlegt da in dieser Zeit seine Geschwister zur Welt kommen sollen Von der Gro mutter werden grundlegende F higkeit vermittelt z B die Benutzung von Besteck L ffel und Essst bchen An und Ausziehen h fliches Verhalten usw vgl ebd Die Gro mutter hat als Erzieherin und als seelische Bezugsperson eine wichtige p dagogische Bedeutung Die tolerante z rtliche Eigenschaft der Altengeneration und die reiche Erfahrung in der Aufzucht von Kindern schaffen die notwendige Voraussetzung daf r eine Bezugsperson f r das Kind zu sein Das Kind sieht sich in dieser Zeit besonders zwei sozialen Aufgaben gegen ber die eine ist die berwindung des Abstillens die andere die berwindung des psychischen Konfliktes der durch die Geburt eines Geschwisterchens ausgel st wird Das Kind kann das Beenden des geregelten Stillens nicht nachvollziehen Diese unerkl rliche Strafe hat auf das Kind eine tiefe Wirkung wenn dies besonders an seinen Komplexen r hrt Um das Abstillen f r das Kind zu erleichtern l sst die Gro mutter es g
176. atz dazu wird die Wirksamkeit der Medikation aus medizinischer Sicht als au ergew hnlich gut erforscht und nachgewiesen angesehen Dazu bietet die Medizin f r fast jede Art von auff lligem Verhalten einen entsprechenden medizinischen Fachterminus an wodurch diese Verhaltensweisen auch als behandlungsbed rftig angesehen werden Die Behandlungsm glichkeit wird durch die aggressive Werbung der pharmazeutischen Firmen propagiert worauf das Verschreibungs und Konsumverhalten immer mehr verst rkt wird Also bleibt den Eltern die meist schon einen oder mehrere erfolglose Therapieversuche hinter sich haben nichts anderes brig als in die medikament se Stimulanzientherapie einzuwilligen vgl Amft 2002 101 Es ist nicht zu leugnen dass Ritalin wirkt Die Wirkung tritt sogar rasch ein und innerhalb von 30 Minuten k nnen sich Aufmerksamkeit und Hyperaktivit t frappierend f r drei bis vier Stunde verbessern Arznei Telegramm 2000 66 Das Kind schreit nicht mehr rum wirft nicht mit Gegenst nden durch die Gegend und reagiert mit einem Mal auf Ansprache usw Das Problem ist dabei das Kind hat sich nicht ge ndert die Pille hat gewirkt Das hei t solange das Kind auff llig ist muss die Pille eingenommen werden Aber ob die Ritalin Behandlung sich langfristig tats chlich als effektiv und wirtschaftlich erweist ist mehr als fraglich da sie mit Risiken behaftet ist welche zu teueren Folgeproblemen f hren k nnen
177. auch dass psychische Belastungen w hrend der Schwangerschaft sich dann nachteilig auf die Hirnentwicklung auswirken k nnen wenn die an der Regulation von Wachstums und Differenzierungsprozessen beteiligten Signalstoffe Hormone Cytokine Transmitter und andere Botenstoffe in falschen Mengen oder zum falschen Zeitpunkt produziert und abgegeben werden Der traditionelle Arzt Huh Jun 1610 hat mit allgemeinen anatomischen Erkl rungen ber den Entwicklungsprozess des F tus die Methode der vorgeburtlichen Erziehung aus medizinischer Sicht konkret dargestellt Beschr nkung des Geschlechtsverkehrs w hrend der Schwangerschaft Verbot der Einnahme von Drogen und Alkohol Vorsichtsma regeln bei der Ern hrung der Mutter Methoden der Gesundheitspflege und K rperhaltung der Schwangeren Bezeichnung der verh ngnisvollen Tage und Orte usw vgl Huh Jun 1974 54 92 Dies wird auch in der heutigen Gyn kologie empfohlen um Fr hgeburt oder Missbildungen des Kindes vorzubeugen Gegen Geschlechtsverkehr w hrend der Schwangerschaft auch w hrend der letzten Wochen sei nichts einzuwenden vgl Nijs u Dorpe 1982 228 Bei der Einnahme von Medikamenten w hrend der Schwangerschaft kann die Gefahr von angeborenen St rungen und Missbildungen bestehen vgl Mussen et al 1984 63 Bei Genuss von Alkohol in der Schwangerschaft kann es zur Alkoholembryopathie kommen vgl Abel 1980 29ff Eine geringe Menge Nikotin die etwa einem halben Dutzen
178. aucht ein Kind bzw sein Gehirn eine ausreichend gute zwischenmenschliche Beziehung da es sonst zu schwersten Entwicklungsst rungen oder dem Tod kommt Adlers Theorie einer Psychogenese organischer St rungen vgl 1973b 1912 114 122 1973a 53 62 hat auch erwiesen dass das Beziehungs und Erziehungsverhalten in der Familie einen entscheidenden Einfluss auf die gesamte bio psycho soziale Entwicklung des Kindes hat und dass Krankheit nicht anonym wirkender Zufall sondern Ausdrucksph nomen eines erlebenden Individuums in hilfloser Lage ist Da hier das vertiefte Minderwertigkeitsgef hl als Ursprung von seelischer Fehlhaltung mit Entmutigung gleichzusetzen ist ist die Ermutigung in diesem Sinne das wesentliche Prinzip der therapeutischen erzieherischen und vorbeugenden Ma nahmen 6 2 4 1 3 Ermutigen hei t von den St rken ausgehen Wenn Eltern Ermutigung als Heil Erziehungsprinzip angenommen haben dann m ssen sie notwendigerweise danach streben das bisherige Verh ltnis der ber und Unterordnung zwischen Eltern und Kind umzustellen Die Eltern m ssen als ein sozial gleichwertiger Partner des Kindes handeln weil wie schon gesagt die Ermutigung nur die Herstellung positiver emotionaler Beziehungen erreicht Anders ausgedr ckt die Ermutigung manifestiert sich in der Annahme und Anerkennung des Z glings in u erungen der Wertsch tzung und des Verstehens und in einem partnerschaftlichen auf Gleichwertigkeit ruhenden Ve
179. auf das Wesentliche konzentrieren kann beruhigt der Wirkstoff Methylphenidat Kinder die zu vielen Umweltreizen ausgesetzt sind w hrend es bei Erwachsenen wie ein Aufputschmittel wirkt Tats chlich wird die Wirksamkeit Responder einer Ritalin Behandlung bei Kindern mit s g ADHS mit 70 Conners amp Werry 1986 angegeben Bei diesem hohen Prozentsatz scheint die Effektivit t der Stimulantientherapie unumstritten Der Behandlungseffizienz mit Ritalin kommt auch in konomischem Sinne Bedeutung zu Bei einem Grundschulkind von 30Kg liegen nach der Umrechnung von Amft 2002 91 die Tagestherapiekosten mit Ritalin zwischen 0 89 DM und 1 78DM Tag also j hrlich 325 DM bis 650 DM Eine Psychotherapiestunde dagegen kostet ungef hr 145 DM und man muss mit einer jahrelangen Warteliste rechnen Au erdem kann keine Psychotherapierichtung ob sie psychodynamisch familiendynamisch oder verhaltensmodifikatorisch orientiert ist einen so gro en Erfolg vorweisen wie die Ritalin Behandlung Zudem haben die Ritalin Kritiker nichts anderes zu bieten als Ritalin Kritik Die heutige Schule und das p dagogische System wo das Problem haupts chlich auftritt bieten auch keine Hilfe an Sie haben in Zeiten von Massenarbeitslosigkeit ganz andere Aufgaben sie sollen zu Integrationsf higkeit f r den 183 Arbeitsmarkt und nicht zu sozialen Kompetenz und damit Selbstbeherrschungs und regulierungsf higkeit erziehen Im Gegens
180. auf den Stamm das Volk auf die ganze Menschheit Es kann sogar ber diese Grenzen hinausgehen und sich dann auf Tiere Pflanzen und andere leblose Gegenst nde schlie lich sogar auf den Kosmos berhaupt ausbreiten Adler 1966 51f Das konfuzianische Jen und auch das individualpsychologische Gemeinschaftsgef hl werden in der Seele des Kindes bodenst ndig bleiben ein ganzes Leben lang nuanciert beschr nkt oder erweitert sich Sie sind keine Gegenst nde die theoretisch gelehrt werden sollen Sie sind angeborenes K NNEN das es nur zu entfalten gilt Das entfaltete 153 K NNEN dr ngt den Mensch weiterhin zum Willensentschluss zur Reifung seiner eigenen Pers nlichkeit einerseits und auch zum Gemeinschaftswohl andererseits Obwohl zwischen Konfuzianismus und Individualpsychologie gro e Unterschiede sowohl im kulturellen Ausgangspunkt als auch im Zeitraum der Entstehung existieren stimmt die wesentliche geistige Str mung der Glaube an die Menschenw rde berein 5 3 3 2 DIE ENTFALTUNG DER MENSCHLICHEN G TE DURCH LERNEN Die oben betrachtete Theorie Menzius ber die menschliche Entwicklung mag auf den ersten Blick so erscheinen als ob alle Verantwortlichkeit f r menschliche Fehlentwicklung oder Unreife einer Pers nlichkeit allein den Menschen selbst treffe Betrachtet man aber die anthropologischen Argumente des Konfuzianismus so versteht man dass sie in einem logischen Zusammenhang stehen Die konfuzianische Erzi
181. auf die soziale Anfassungsf higkeit des Individuums definiert werden Psychische Gesundheits und Krankheits sind Pers nlichkeitszust nde definiert in bezug auf ihre Relevanz f r die F higkeit der Pers nlichkeit institutionalisierte Rollen zu erf llen Parsons 1967 59 Unter den Merkmal der gesunden Zust nde der Pers nlichkeit verstehen wir ein hohes Ma an Selbstsicherheit und Selbstvertrauen gepaart mit interpersonalem Vertrauen und Vertrauen in die Zukunft Die berzeugung selbst ber das erforderliche Verhaltensrepertoire zu verf gen Probleme l sen zu k nnen bedeutet Glauben an sich selbst Selbstvertrauen ist mit einem h heren Selbstwertgef hl verbunden Eine hohe Wertsch tzung seiner selbst und anderen gegen ber kombiniert mit der Akzeptanz eigener St rken und Schw chen wirkt positiv auf das Selbsterleben und eigene soziale Beziehungen Die genannten Pers nlichkeitsmerkmale die in ihrer direkten Bedeutung f r die psychisch physische Gesundheit gesehen werden sind Voraussetzungen f r eine gelungene Bew ltigung von Alltagsbelastungen und Lebensverh ltnissen In einer Heidelberger Langzeitstudie zu Risikofaktoren und Diagnose chronischer Erkrankungen HEIDE hatten mehr als 5 000 Personen beiderlei Geschlechtes im Alter zwischen 40 und 65 Jahren vor 10 Jahren einen umfangreichen Fragebogen zu Pers nlichkeitsmerkmalen sowie ihrem gesundheitlichen Status ausgef llt und waren stichprobenweise untersucht worden
182. bar und fehlbar wenn sie von ung nstigen Einfl ssen der Umwelt verf hrt wird Das ist auch der Grund warum Menzius die keimhafte Natur des Menschen als das kindliche Herz TV B12 bezeichnet hat Der Zerst rungsverlauf der kindlichen Seele Herz des Menschen wird an andere Stelle noch aktiver und eindeutiger geschildert Ein sch ner Berg der mit ppigen Pflanzen bedeckt ist ist allm hlich deshalb verw stet weil die Menschen immer wieder B ume f llen und Vieh weiden lassen Obwohl die Lebenskraft des Berges Tag und Nacht wirkte und Regen und Tau seinen Boden befeuchteten hat er keine Kraft mehr um neu zu treiben und zu sprossen Ebenso verh lt es sich bei einem Menschen wenn seine kindliche Seele durch Au enwirkungen immer wieder besch digt und verletzt wird so ist sie schlie lich entkr ftet Die kindliche Seele ist verlorengegangen vgl VI A8 156 Der Gedanke dass seelische Verletzungen schwerwiegende Folgen f r den Menschen haben gelangte erst in diesem Jahrhundert durch die Erkenntnisse der Psychopathologie oder Tiefenpsychologie zu allgemeiner Geltung ist hier aber bereits im Kern entfaltet Die konfuzianische Gedankenwelt die sich besonders mit den zwischenmenschlichen Beziehungen besch ftigt versteht unter der Umwelt des Menschen nicht nur die gesellschaftlich gestaltete materielle Umwelt sondern auch die seelische Umwelt der sozialen Gemeinschaft in die das Individuum geh rt wie z B Familie
183. be und F rsorge der Alten um die Jungen gegenseitige Anteilnahme und gegenseitiges Vertrauen zwischen Freunden sind keine allt glichen Verhaltensregeln f r die man sich anstrengen soll Die zwischenmenschliche Zuneigung die Rechtschaffenheit die Anst ndigkeit und die Weisheit sind uns nicht von au en her aufoktroyiert sondern wir besitzen sie als Anlage Nur denken wir nicht daran Menzius VV A6 Die alten Chinesen haben geglaubt dass alle Menschen M nner wie Frauen Eltern und Kind Monarch und Beamte Alt und Jung und Freunde Yin und Yangphasen durchlaufen Die Pers nlichkeit jeden Mannes und jeder Frau sei nicht eine statische Einheit sondern ein dynamisches Ph nomen ein Ergebnis des Zusammenspiels von weiblichen und m nnlichen Elementen Ein Kind spielt z B nicht immer eine Yin Rolle er bernimmt gegen ber seinem j ngeren Geschwister die Yang Rolle Eben so spielt 142 jeder in jeder Situationen eine geeignete Rolle n mlich entweder die Yin oder Yang Rolle Bei der Kommunikation spielt man aber auch oft beide Rollen gleichzeitig Beim Reden spielt man die aktive Yang Rolle beim Zuh ren auf dessen Reaktion die passive Yin Rolle In dieser universellen Wechselbeziehung ist man geboren und soll darin leben In diesem Sinne wird die Pers nlichkeit eines Menschen als ein dynamisches Ph nomen verstanden Sie ist ein Ergebnis einer st ndigen dynamischen Beziehung mit Anderen Man kann also Yin und Yang sowohl mit
184. bereitung f r die Erziehung zur kindlichen Piet t die im konfuzianischen Sinne eine Erziehung zur Sozialisierung des Individuums ist Somit w rde ohne das grundlegende Vertrauen zu seinem Mitmenschen und der sozialen Umwelt das durch die soziale Beziehung in der fr hen Kindheit aufgebaut wird das Kinde irregef hrt und kindliche Piet t unm glich 6 3 4 2 2 Die kindliche Piet t Xiao als Erziehungsprinzip Der Begriff xiao kindliche Piet t stellt die fundamentale Idee der sozialen religi sen und politischen Philosophie des Koreaners dar Diese konfuzianische Idee in der wie es scheint die Kinder ihre Eltern lieben ihnen dienen und gehorchen sollen rief bei der Modernisierung Koreas einen Konflikt zwischen den Generationen hervor und ist damit heute ein brisantes Thema bei der Sozialerziehung Von der j ngeren Generation Koreas wird dies oft als l stig und altmodischer Rest feudaler Ideen empfunden Auch aus heutiger p dagogischer Sicht wird xiao oft als zwingende Erziehung verurteilt Der Ursprung dieses Missverst ndnis war dass die Idee des xiao in der hierarchischen Gesellschaft mehr oder weniger als Herrschaftsideologie ausgenutzt wurde indem einseitig die Loyalit t gegen ber dem Herrscher im Sinne der Staatsfamilie betont wurde Eine weitere Ursache liegt darin dass sich dieses traditionelle Kulturgut in den letzten 30 Jahren im Proze des raschen Wandels der Familien Sozial und Wirtschaftsstruktur
185. bringt sich in dem Verlangen nach Entwicklung Anstrengung und Leistung zum Ausdruck und selbst noch in dem Wunsch die Niederlagen auf dem einen Wege durch Streben nach Erfolg auf einem anderen zu kompensieren Adler 1978 13 Diese optimistische Auffassung der Natur und Entwicklungsf higkeit des Menschen entspricht genau der konfuzianischen Wie im vorangegangenen Kapitel oft erw hnt ist f r den Konfuzianismus der Mensch von Natur aus gut Das Gute das die Grundlage der wesentlichsten Tugenden ist enth lt auch hier den Sinn eigentliches K nnen und eigentliches Wissen das Menzius folgenderma en beschreibt Was die Menschen k nnen ohne es gelernt zu haben das ist eigentliches K nnen Was die Menschen wissen ohne sich dar ber zu besinnen das ist ihr eigentliches Wissen VIVA15 F r Menzius ist dem Mensch das Wissen um das Gute und die F higkeit gut zu sein angeboren Die Entfaltung der menschlichen Natur als Grundlage der Erziehung in beiden Lehren begr ndet die Erziehbarkeit des Menschen und die Auffassung der Menschen als erziehbares Wesen fu t wiederum auf dem humanit ren und positiven Menschenbild Bei Adler handelt es sich um das Gemeinschaftsgef hl das von ihm als soziale Anlage des Menschen definiert wird Dabei bildet die volle Entfaltung der individuellen angeborenen M glichkeit das Leitbild und das Ziel individualpsychologischer Lehre W hrenddessen stellen f r die konfuzianische
186. bst als Teil des Ganzen wahrzunehmen Branke 222 83 Adler charakterisiert das Gemeinschaftsgef hl als menschliche F higkeit sich mit anderen Menschenwesen zu verbinden ihre Aufgaben in Zusammenarbeit mit andern zu erf llen Adler 1976 67 So ist das Gemeinschaftsgef hl die Grundlage des sozialen Lebens Es ist eine kognitive F higkeit mit tiefreichenden Wurzeln in der der Mensch das Bild von sich selbst das Bild von anderen und das Ausf llen einer Rolle in der sozialen Wirklichkeit gestaltet werden Es ist also ein entscheidender Schritt zu Interaktionen die in verschiedene Bereiche der operationalen Koh renzen des Lebens f hren 4 3 Individualpsychologie als Beziehungsethik 4 3 1 Metaphysische Komponente in der Theorieentwicklung und tiefenpsychologische Identit tsdebatte Bei der Betrachtung des Adlerschen Konzeptes Gemeinschaftsgef hl erh lt man den Eindruck dass Adler seiner Psychologie eine starke ethische Komponente gegeben hat In der Tat hat Adler in der sp teren Phase seines wissenschaftlichen Lebens immer mehr Gewicht auf die Begriffe Gemeinschaftsgef hl und Sinn des Lebens 1933 gelegt Die Besch ftigung mit diesen Begriffen bietet in der individualpsychologischen Geschichte immer wieder Reibungspunkte Die Frage ob dies als theoretische Entwicklung in ihrer Kontinuit t angenommen oder eher als ein theoretischer R ckschritt besonders in der Neurosenlehre gesehen werden kann
187. bt somit nicht eine sondern zahllose Wirklichkeitsauffassungen so wie die von einzelnen Organismen entwickelten Erfahrungs bzw Lebenswelten verschieden sind In der konstruktivistischen Sicht gibt es nicht ein vom Beobachter unabh ngiges System Es handelt sich dabei nicht allein um die Erkenntnis des Beobachtungsgegenstandes System sondern auch um die Erkenntnis des Systems Beobachter Nun ist der Beobachter selbst ein System Und ein Beobachter und ein von ihm beobachtetes System bilden jetzt ein neues System Die Erkenntnis eines Systems ist nur durch die Wechselwirkungen des Beobachtersystems mit dem zu beobachtenden System m glich Damit f hren die systemtheoretischen berlegungen im Bereich der Erkenntnistheorie zu einer konstruktivistischen Haltung nach der die Wirklichkeit nicht als ein objektives vom Beobachter unabh ngiges Ph nomen sondern als ein vom Beobachter erfundenes bzw konstruiertes aufgefasst wird Brunner 1998 226 Wie wir bereits bei der Betrachtung des Menschenbildes von Adler best tigt sahen steht Adlers Ideenwelt der systemtheoretischen und konstruktivistischen Sicht sehr nahe Sein ganzheitliches Menschenbild in dem er den Menschen als eine Ganzheit mit einem Bezug zu seiner sozialen Umwelt versteht entspricht genau der Grundlage der systemtheoretischen Sicht Das von ihm gew hlte Motto f r psychologische 67 Untersuchungen Omnia ad opinionem suspensa sunt Alles h ngt von der Meinu
188. burt durch die Mutter Kind Beziehung angelegt werden ist die emotionale Sicherheit der Schwangeren ihre F higkeit sich ber das Kind zu freuen und eine feste Bindung zu ihm einzugehen von entscheidender Bedeutung f r die seelische Entwicklung ihres ungeborenen Kindes Sie bildet die Voraussetzung daf r da sich die emotionalen und kognitiven F higkeiten des Kindes gem dem immensen Potential entwickeln k nnen das jedes Kind als offenes genetisches Programm zur Ausbildung eines zunehmend komplexer werdenden Gehirns besitzt In den verschiedenen klassischen Werken zum Thema besteht kein wesentlicher Unterschied zwischen den verschiedenen Prinzipien der vorgeburtlichen Erziehung Durchweg wird die Zusammenarbeit der Familienmitglieder besonders des Ehepaares die psychische F rsorge und Hygiene der schwangeren Frau und verschiedene Verbote erw hnt Alle Autoren stellen die Bedeutung des psychischen Zustands der schwangeren Frau in den Vordergrund Frau Lee Sajudang hat die Kernthese der vorgeburtlichen Erziehung zusammenfassend erkl rt Um vorgeburtliche Erziehung Tai Kio muss sich nicht nur die schwangere Frau sondern die ganze Familie k mmern Die Familienmitglieder sollen sich nicht vor den Augen der Schwangeren in einen Streit verwickeln lassen ihr keine omin sen Ereignisse oder dringende Angelegenheiten erz hlen sie nicht verlegen machen Wenn es sie die schwangere Frau verdrie t kann das Blut des Embryos kr
189. ch lern erweist in dem Konfuzius auf dieselbe Fragen immer wieder unterschiedlich antwortet vgl Lun y Gespr che Wie wir in Kapitel 5 3 2 erw hnt haben beantwortet er die Frage nach dem Jen mannigfaltig Das Resultat der Auffassung der Pers nlichkeit und des Entwicklungsniveaus des Jen bei seinen Sch lern ergibt sich durch allt gliche Beobachtungen wie ein Sch ler im Alltagsleben mit anderen harmonisiert und auf die Gemeinschaft bezogen ist in Sinn des Jen Er fordert von dem Erzieher 251 Sieh was einer wirkt schau wovon er bestimmt wird forsche wo er Befriedigung findet wie kann ein Mensch da entwischen Wie kann ein Mensch da entwischen Konfuzius Gespr che 2 10 Hier spricht Konfuzius drei wichtige p dagogische Grunds tze an die zur F rderung des einzelnen Sch lers und f r eine erfolgreiche Lehrt tigkeit notwendig sind Zuerst muss der Lehrer das allt gliche Verhalten des Sch lers beobachten dann dessen psychologischen Motive feststellen und schlie lich eine F rderungs und Interventionsma nahme ergreifen Diese drei Grunds tze werden in individualpsychologischer Sicht durch drei Fragen ausgedr ckt 1 Welche Probleme hat das Kind bei der Stellungnahme zu der von ihm erlebten Umwelt Informationsgewinnung 2 Auf welche spezielle Weise scheitert es an dem Versuch zur berwindung dieser Probleme oder warum verh lt es sich nicht den Erwartungen gem Entdeckung oder Verstehen des vorbe
190. ch in Deutschland setzt sich der Begriff ADS seit den 90er Jahren des letzten Jh mehr und mehr durch Vo 2000 54 Aufmerksamkeit ist sowohl in der Psychologie und P dagogik wo es um Lernst rungen und Verhaltensauff lligkeit geht wie auch in der Neurophysiologie bzw Neuropsychologie des Lernens und Verhaltens ein Schl sselbegriff f r die Erkl rung dieses Problembildess geworden Obwohl der Bergriff Aufmerksamkeit ein au erordentlich vages Konstrukt ist versteht der Kliniker oder P dagoge darunter die F higkeit zur gezielten Aufnahme von Information aus der Umwelt durch die jeweiligen Sinnesorgane ihre Weiterleitung an das Gehirn wo diese Informationen dann verarbeitet werden Meist werde im Ergebnis der Aufnahme Verarbeitung und Wahrnehmung eine angepasste notwendige Reaktion erfolgen die nach au en als eine bestimmte Leistung oder ein bestimmtes Verhalten sichtbar wird Aufmerksamkeitsleistungen sind dabei nach Martinius 1976 118 abh ngig von einem ad quaten Grad der Aktivierung sicher ist jedoch dass zwischen Informationsfluss und Aktivierung eine Abh ngigkeit besteht d h dass der Fluss von Information bei geringer wie bei hoher Aktivierung klein und nur auf einem mittleren optimalen Aktivierungsniveau gro sein kann Martinius 1976 118 D h dass sich nicht nur zu geringe sondern auch zu hohe Aktivierung ung nstig auf die F higkeit auswirkt Aufmerksamkeit aufzubauen und in immer st rkerem Ma e auch
191. che 17 2 wird gew hnlich dahingehend interpretiert dass die Menschen urspr nglich von Natur aus gut seien und dass Erziehung Bildung und Erfahrung f r die Entfaltung der Menschennatur wichtig sei Damit liegt im Konfuzianismus die Bedeutung der Erziehung in der Entfaltung und Vollendung der menschlicher Natur In diesem Zusammenhang stellte Menzius die Vollendung von jen i li und chi in Gleichnissen als Reife von Pflanzen aus Samen dar Das Korn ist am wertvollsten unter allen Samen Wenn es aber nicht reif ist so ist es nicht einmal so viel wert wie der Samen von Gras und Quecken Auch bei der G te kommt alles auf die Reife an XVIV A19 Wie diese metaphorische Ausf hrung andeutet betont Menzius neben der Lehre der angeborenen Tugend vor allem die Wichtigkeit der Reife der menschlichen Natur Ob ein Mensch gereift ist oder nicht ist bei ihm ein Ma stab f r die Beurteilung des normalen und unnormalen edlen und unedlen gr eren und kleineren t chtigen und unt chtigen Menschen Damit bestimmt er alles nicht Gute und Schlechte als ein Stehenbleiben der Entwicklung Li Gi 28 oder als Verlorengehen des Herzen menschlicher G te Menzius VV A8 Nun stellt sich die Frage wie die Menschennatur zur Reife gebracht werden kann beziehungsweise wie die richtigen Dispositionen aktiv kultivieret werden k nnen Dar ber und ber die Frage der menschlichen Entwicklung und Fehlentwicklung hat Menzius drei p dagogische Ans
192. chen zugrunde liegen m ssen Jores 1961 13 Krankheit gilt dabei als Fehlfunktion von biologischen Mechanismen Insofern besteht auch die Rolle des Arztes nur im Eingreifen und Korrigieren des fehlerhaften Mechanismus Die lineare Kausalrelation zwischen der Krankheit als Ursache und dem Symptom als Folge ist in der praktischen Medizin jedoch nur schwer herstellbar Die moderne technisierte Medizin erforschte wie wir wissen nur ca 20 der Ursachen von Krankheiten Hinter den Krankheitsbegriffen wie endogen essentiell idiopathisch verstecken sich Unwissenheit und Ratlosigkeit Klu mann 1992 4 Bei den nicht erfassbaren psychopathologischen Einwirkungen hinter denen sich verschiedene Ursachen verbergen und die Vernetzung von bio psycho sozialen Funktionselementen mit einer R ckkoppelung aufweisen k nnen sind die Kausalprinzipien wenig hilfreich Obwohl die naturwissenschaftliche Medizin bis heute zu gro artigen diagnostischen und therapeutischen Erfolgen gef hrt hat herrscht in verschiedenen Bereichen sowohl bei Patienten als auch praktischen rzten Unbehagen bis Unzufriedenheit mit ihr vor Dies wird bewiesen durch die Tatsache dass mehr als ein Drittel der Deutschen Naturheilmittel den Medikamenten der Schulmedizin vorziehen und ein weiteres Drittel sich zumindest bei einzelnen Problemen irgendwann einmal lieber einer alternativen Heilmethode anvertraut Wortmann 1997 A95 60 8 der deutschen rzten in Pr
193. chsen Anhalt da wie die Drogenbeauftragte der Bundesregierung Marion Capers Merk SPD mitteilte vgl ebd dort die Kinderpille wesentlich seltener verschrieben wurde als in Bremen oder Hamburg Oder sind die Pillen vor allem ein bequemes Mittel mit dem sich die Folgen von Erziehungsm ngeln in heutigen Familien und Schulen berdecken lassen Die Statistik enth lt verschiedene Deutungsmuster Ob diese Diagnose ADS oder ADHS in den USA oder der BRD Mode ist oder ob dahinter mehr steckt als heute zu diskutieren m glich ist muss hier kurz angesprochen werden 6 1 3 2 1 ADS als absichtliche Erfindung f r eine Pharmatherapie Nicht nur die Zahlen der betroffenen Kinder sind ein Politikum sondern ebenso die Diagnosen und damit die medizinische Etikettierung die wiederum sowohl die statistischen Zahlenangaben z B indem soziale Abweichungen als medizinisches Problem definiert werden als auch die Behandlungsm glichkeiten z B Psychopharmakotherapie entscheidend beeinflusst Man kann nicht davon ausgehen dass Verhaltens bzw Lernst rungen im Sinn von ADS bzw ADHS in den letzten Jahrzehnten so rasch zugenommen haben Sie werden lediglich h ufiger diagnostiziert Die Entwicklungsgeschichte des amerikanischen diagnostischen Systems DSM Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders der American Psychiatric Association APA zeigt deutlich wie die Etablierung der Diagnose Aufmerksamkeits defizit Syndrom
194. cht die Erteilung von Noten und Zeugnissen und ihre Selektionsfunktion beschr nkt bleibt sie vor dem Hintergrund einer ver nderten Kindheit und dem graduellen Verlust von Familie weitgehend inhuman und kann auch funktional die f r den Erhalt der Gesellschaft wichtigen psychischen Dispositionen und Charakterorientierungen nicht tradieren wodurch nicht nur eine individuelle Pathologie sondern eine gesellschaftliche Pathologie oder Pathologie der Normalit t Fromm 1955 in einer Risikogesellschaft Beck 1986 entsteht In diesem besonderen Zeitalter des enormen gesellschaftlichen Umbruchs fordert die individualpsychologische P dagogik dringend die Wiederherstellung der Schule als eine St tte der Erziehung F r Adler ist die Schule die einzige Instanz die imstande ist dies abzuwenden Fragen wir uns nun welche Instanz noch in Betracht k me welche die Fehlschl ge in der Entwicklung der Kinder ausgleichen und eine Besserung herbeif hren k nnte Adler 1966 247 familienerziehung ist heutzutage in unserer Gesellschaft ungeeignet das zu leisten was wir von einem vollwertigen kameradschaftlichen Mitspieler der menschlichen Gesellschaft erwarten Auch die Schule ist in ihrer heutigen Form zu dieser Aufgabe nicht geeignet Er der Lehrer ist auch nicht in der Lage dazu weil er einen Lehrplan in der Hand hat den er den Kindern vermitteln mu ohne sich darum k mmern zu d rfe
195. chten erf llen Im Gegenteil dazu sagen Taoisten dass ein Weiser der mit dem Tao verbunden ist eine Abneigung gegen jede Art von Gesch ftigkeit gegen jegliches bewusstes Streben und K mpfen gegen gro artige Reden gegen eine bewusst gemachte ritualisierte Moral und gegen Gewalt und ferner seine Vorliebe f r das Weiche Schwache Wunschlose vor allem aber f r das Wirken durch Nicht Handeln Wu Wei zeigt Nun stellt sich hier nochmals die Frage was Tao ist Der Begriff Tao selbst wird von allen chinesischen Schulen verwendet Das Bedeutungsspektrum reicht dabei von Methode Lehre rechtem Weg politischem oder kosmischem Ordnungsgesetz bis hin zur Wirklichkeit selbst aus der das Universum entspringt Trotz dieser Bedeutungsvielfalt sind sich jedoch alle philosophischen Schulen einig den Weg des Tao gehen als Lebensprinzip anzunehmen Aber die Deutungen dessen sind je nach ihrem Konstrukt verschieden Wie man dann das Tao verstehen soll h ngt in dem Sinne v llig von der individuellen Welterfahrungen oder der individuellen Meinung ber die Welt ab Um dieses Tao das die angeborene Tugend F higkeit ausmacht zu verstehen habe ich bereits im Kapitel 5 2 2 eine Definition der chinesischen Vorphilosophie woraus sich Konfuzianismus und Taoismus entwickelten vorgestellt Einmal Yin einmal Yang das nennt man das Tao Ging Buch der Wandlung Wie in diesem Kapitel gesagt erkennt man nur das Tao wenn die Paare Yin und Yan
196. d 41 spricht der K rper seine Organsprache Organdialektik Wenn wir genauer pr fen finden wir da jeder K rperteil in den Gef hlsausdruck einbezogen ist und da der k rperliche Ausdruck die Folge der geistigen und der k rperlichen T tigkeit ist Man mu immer nach diesen gegenseitigen Einwirkungen des Geistes auf den K rper und des K rpers auf den Geist Ausschau halten da beide Teile des Ganzen sind um das es uns geht ebd 43 60 Die menschlichen Ausdrucksformen ob seelisch oder k rperlich sind untrennbar verkn pft mit den bestehenden Lebensbedingungen sowie mit der Existenz anderer Menschen Adler erkannte als einer der ersten die Bedeutung des sozialen Umfeldes f r das Individuum und nahm es in sein Theoriegeb ude auf Schon in seiner vor psychoanalytischen Zeit formulierte Adler 1898 in seiner erste Schrift das Gesundheitsbuch f r das Schneidergewerbe Menschen als ein Gesellschaftsprodukt In dieser kleinen Schrift war ich bem ht den Zusammenhang von konomischer Lage und Krankheiten eines Gewerbes zu schildern sowie die Gefahren darzustellen die der Volksgesundheit aus einer gesunkenen Lebenshaltung erwachsen Einer solchen Betrachtung welche den Menschen mit seinen k rperlichen Leiden nicht als Einzel sondern als Gesellschaftsprodukt untersucht kann sich der Arzt heute nicht mehr verschlie en Vorwort Adler damals 28 Jahre alt und noch Internist hatte klar e
197. d oder Urtugend die die von der konfuzianischen immer gesetzten Tugenden unterschiedene nat rliche Tugend de Chuang tzu 369 286 v u Z meinte Dies kann auch als Zustand der Abwesenheit jeden moralischen Zwangs gekennzeichnet werden was Laotse mit Nicht Tun meinte Das konfuzianische sittliche Verhalten in den f nf Beziehungen und die taoistische nat rliche Tugend des Nicht Tun oder Nicht Handeln wird in Kapitel 6 3 noch n her vorgestellt wobei auch die stliche Idee eines individualpsychologischen Menschen und Weltbildes beleuchtet werden soll Die organische Einheit zwischen Mikro und Makrokosmos In der Vorstellung der alten Chinesen stimmen Himmel und Menschen nicht nur geistig moralisch berein sondern ist der Mensch vom Himmel gem dessen eigener Gestalt erschaffen worden Jeder Teil des menschlichen K rpers stellt einen Teil des Universums dar und alle beobachtbaren Ph nomene in einem menschlichen Wesen werden in Beziehung zu den Erscheinungen der nat rlichen Umgebung gesetzt In dem seit dem 1 Jh v Chr kompilierten Inneren Klassiker des Gelben Ahnherrschers Huangdi neijing befindet sich eine umfassende Aufz hlung der Entsprechungen von Mikro und Makrokosmos Der Himmel ist rund die Erde eckig in Entsprechung dazu ist der Kopf des Menschen rund und seine F e sind eckig Die Erde ist in neun Distrikte eingeteilt der Mensch besitzt neun K rper ffnungen De
198. d von Lyotard vgl 1987 und heterology von Certeau vgl 1986 zu dieser Kategorie des neuen Denkstils Einerseits geht er ohne Zweifel mit der Kritik am traditionellen Monopol und Absolutheitsanspruch der Vernunft und zwar der als Einheitsprogramm entworfenen klassifikatorischen Vernunft auf der die klassische Logik basiert Gloy 2001 299 einher andererseits scheint er aus eben diesem Grunde pr stabiliert gewesen zu sein der ostasiatischen Gedankenwelt auf halbem Weg zu begegnen vgl Parkes 1987 106 Tats chlich gibt es gen gend Anhaltspunkte nach denen sich der Umfang der Begegnungsmotive westlicher Denker mit ostasiatischer Denktradition deutlich kennzeichnen lassen Bei Derrida findet sich deutlich dass er die ostasiatische Denkweise teilweise als ein Instrument zur Kritik an der westlichen metaphysischen Denktradition benutzt Er hat nicht nur mit Grammatologie 1974 in Ann herung an Leibniz und die 25 franz sischen Sinologen M Granet und M Gernet et al gegen die hegelsche Theorie der Hieroglyphenschrift geschrieben sondern auch in Sympathie mit der ostasiatischen Denktradition das Vorurteil Hegels ber die Hieroglyphenschrift als eine Konstruktion der wei en Mythologie verurteilt Seine konsequente Infragestellung der abendl ndischen Metaphysik seit Platon ist bekanntlich von Martin Heidegger stark beeinflusst Heidegger ist ebenfalls eine bedeutende Person der Geschichte der geistigen Begegnung de
199. d Erde in ihm gleichen sich die Prinzipien von Yin und Yang aus Li Gi 64 Im Buch der Wandlung I Ging wird diese Analogie zwischen Makrokosmos und Mikrokosmos der Mensch als Abbild des Kosmos noch deutlicher erkl rt Nach I Ging werden die Entstehung und Ver nderung aller Dinge in der Welt durch die Interaktion zwischen den entgegengesetzten Elementen Yin und Yang veranlasst Zwei Elemente n mlich Yin und Yang beeinflussen und antworten einander so dass sie sich vereinigen I Ging R Wilhelm 1981b 485 Auf diese Weise vereinigen sich Himmel und Erde und alle Wesen kommen in Verbindung Obere und Untere vereinigen sich und ihr Wille ist gemeinsam ebd 402 Das bedeutet Der Mikrokosmos Mensch muss mit dem Tao des Makrokosmos oder allen Dinge auf der Welt bereinstimmen weil das Tao in der Ver nderung des Kosmos eben das Tao im Leben des Menschen ist Der Kosmos stellt ein einheitliches Ganzes dar zu dem der Mensch als ein Teil geh rt Obwohl diese altchinesische Idee der sympathetischen Einheit von Menschen und Natur von westlichen Kritikern als ein magisches Weltverh ltnis oder als s kularisiertes nicht berwundenes magisches Grundverh ltnis zur Natur usw charakterisiert Trauzettel 1977 345 und somit h ufig als Indiz daf r angef hrt wird dass in China der Durchbruch zu einer Aufkl rung wie in Griechenland nicht gelungen sei ist sie der unleugbarer Ausgangspunkt der chinesischen Philosophi
200. d damit zum Lernen hat Mutter und Vater k nnen somit schon w hrend der Schwangerschaft Kontakt mit dem Ungeborenen aufnehmen mit ihm kommunizieren und es dadurch erziehen Aus individualpsychologischer Sicht liegt die Bedeutung dieser vorgeburtlichen Erziehung einerseits in der Fr hf rderung des Gemeinschaftsgef hls und andererseits in der Vorbeugung von Fehlentwicklungen Adler ist wie die vorgeburtliche Erziehung der Meinung dass die Erziehung des Kindes bereits im Mutterleib beginnen soll und dabei die k rperliche und seelische Pflege der Schwangeren nicht zu vernachl ssigen ist 1973b 203 Die Beziehung zwischen Mutter und Kind in der vorgeburtlichen Zeit wird individualpsychologisch als erste Entwicklungsstufe des Gemeinschaftsgef hls dargestellt Das Kind ist im Mutterleib nie von seiner Mutter getrennt es nimmt im Spiegel des m tterlichen Organismus nachhaltigen Kontakt mit der Au enwelt auf Besonders am Ende der Embryonalzeit beginnt sich die Cortex die Gro hirnrinde das Zentrum der Wahrnehmung zu entwickeln Mit Hilfe von Sinneswahrnehmungen und motorischen Reaktionen darauf die durch entsprechende Reize entstehen vernetzt sich das Nervensystem vgl Kr ll 1990 23ff So werden Erfahrungen bei denen einzelne Organe Bewegungen und Reize wahrnehmen im Gehirn gespeichert ebd 61ff Die Haut dient dazu dem Ungeborenen eine Art Raum und K rpergef hl zu geben Bereits Feten sp ren Druckempfindungen im
201. d deshalb vernachl ssigt werden Im Zusammenhang damit hat die von Konfuzius aufgestellte Aufforderung zur Auffassung der Grundbed rfnisse des Sch lers was einer wirkt wovon er bestimmt wird wo er Befriedigung findet 263 Konfuzius Gespr che 2 10 f r die Vorbeugung und Fr herkennung des St rungsbildes einerseits und f r die therapeutisch p dagogische Intervention andererseits gro e Bedeutung Die Zeitgem heit bei der F rderung bei einem Kind mit Verhaltensauff lligkeiten und Lernbeeintr chtigungen zeigt sich in den meisten F lle ein spezielles Lerntempo wobei der Lehrer auf die individuellen Lerngeschwindigkeit des Kindes eingehen soll damit es in der Lernpraxis Erfolg erfahren kann und ermutigt wird Sonst w rde das Kind nicht nur erfolglos bleiben sondern auch psychisch bedr ngt und letztlich entmutigt werden Die Gestaltung der Klassengemeinschaft der Konfuzianismus sieht die Schule als eine Lebens und Erfahrungsgemeinschaft f r Kinder in der sie Br derlichkeit ausdehnen mehr soziale Verh ltnisse erfahren und durch Zusammenarbeit die Kooperationsf higkeit kr ftigen k nnen Dies erfordert somit vom Lehrer eine gegenseitig helfendde und am Jen Gemeinschaftsbezogenheit zwischenmenschliche G te Menschenliebe orientierte Lernsituation zu gestalten Die Gestaltung dieser Schulklassenumst nde gilt neben der Lehrer Sch ler Beziehung als Kernpunkt der schulischen Ma nahme f r gest
202. d kr ftig inhalierter Zigaretten am Tag entspricht reicht aus um Wachstum und Gehirnentwicklung eines Ungeborenen nachhaltig und irreparabel zu beeintr chtigen vgl Hardenberg 2001 Eine angemessene Ern hrung ist sowohl f r die Mutter als auch f r das Kind notwendig da sonst Untergewicht oder geringe Widerstandskraft die Folge sein kann vgl Biehler 1976 202 Nach Barker einem englischen Epidemiologe an der University of Southhampton k nnen Infarkt und Schlaganfall Sp tfolgen von Mangelern hrung im Mutterleib sein Er best tigt seine 233 These Archivforschungen bei denen er herausfand dass f r einen Mann der bei seiner Geburt weniger als 5 Pfund wog das Risiko an einer Herzkrankheit zu sterben um 50 gr er ist als f r einen Mann mit h herem Geburtsgewicht f r eine Frau besteht ein um 23 erh htes Risiko Der Spigel 4 2000 In der vorgeburtlichen Erziehung ist auch der Einfluss von L rm wichtig Frau Lee Sajudang verwendet die psychologische Auffassung der Seele von Menzius in der das Bewusstsein des Menschen durch u ere Einfl sse entsteht vgl Kapitel 5 3 3 3 auf die vorgeburtliche Erziehung Die menschliche Seele bewegt sich durch den Laut der Au enwelt Deshalb darf die schwangere Frau keinen Schamanengesang profanen Gesang L rm Klagen von Frauen Geschw tz von S ufern Fl che h ren sondern soll gute Aufs tze auswendig lernen und hersagen Harfe spielen oder h ren Lee Sajudang 18
203. d lead leves reaction time inspection time and ability in Edinburgh children In The British Journal of Developmental Psychology 8 1990 p 101 118 Rang Martin Jean Jacques Rousseau In Hans Scheuerl Hrsg Klassiker der P dagogik Bd 1 Von Erasmus von Rotterdam bis Herbart M nchen 1991 S 116 134 Rattner Josef Psychologie der zwischenmenschlichen Beziehungen Olten Freiburg 1969 Rattner Josef Die Individualpsychologie Alfred Adlers M nchen Basel 1974a Rattner Josef Neue Psychoanalyse und intensive Psychotherapie Frankfurt a M 1974b Rattner Josef Individualpsychologie und Ganzheitstheorie In Z f Individualpsychologie 2 Jg 1977 S 12 28 Rattner Josef Tugend und Laster Tiefenpsychologie als angewandte Ethik Frankfurt a M 1991 282 Rattner Josef Pl doyer f r Personalismus in Erziehung und Ethik In Miteinander lebenlernen 27 Jg H 3 2002 S 24 34 Rattner Josef u Danzer Gerhard Hundert Meisterwerke der Tiefenpsychologie Darmstadt 1998 Reich Kersten Systemisch konstruktivistische P dagogik Einf hrung in Grundlagen einer interaktionistisch konstruktivistischen P dagogik Neuwied Kriftel Berlin 1997 Reich Kersten Thesen zur konstruktivistischen Didaktik In P dagogik H 7 8 1998 S 43 46 Reich Kersten und Wie Yuqing Beziehungen als Lebensform Philosophie und P dagogik im alten China M nster u a 1997 Reichmann Rohr Erwin Zur Geschichte der Hilfsschule In Wolfgang Ja
204. dagogik Frankfurt a M 1982 Luhmann Niklas u Schorr Karl Eberhard Hrsg Zwischen Intransparenz und Verstehen Fragen an die P dagogik Frankfurt a M 1986 L pke Hans von Der Zappelphilipp Bemerkungen zum hyperkinetischen Kind In Reinhard Voss Hrsg Pillen f r den St renfried Absage an eine medikament se Behandlung abweichender Verhaltensweisen bei Kindern und Jugendlichen M nchen Basel 1983 L pke Hans von Hyperaktivit t zwischen Stoffwechselst rung und Psychodynamik In Michael Passolt Hrsg Hyperaktivit t zwischen Psychoananlyse Neurobiologie und Systemtheorie M nchen Basel 2001 S 111 130 L pke Hans von u Vo Reinhard Entwicklung im Netzwerk im Netzwerk der Entwicklung In Hans von L pke u Reinhard Vo Hrsg Entwicklung im Netzwerk Systemisches Denken und professions bergreifendes Handeln in der Entwicklungsf rderung Neuwied Kriftel 2000 S 1 9 Lyotard Jean Fran ois Der Widerstreit M nchen 1987 Macann Christopher Ein f hlung Schl sselbegriff der pers nlichen Beziehung In Michael Gro heim Hrsg Leib und Gef hl Berlin 1995 S 97 108 Mackenthun Gerald Der Sinn des Lebens Individualpsychologie als angewandte Ethik In Katharina Kaminski u Gerald Makenthun Hrsg Individualpsychologie auf neuen Wegen W rzburg 1997 S 121 133 Mackenthun Gerrald Was ist seelische Gesundheit 2000 http home t online de home Mackenthun key10 htm Magnusso
205. damit lernen dass das bisherige automatisierte Urteil ber Klassenmitglieder mit Lern oder Verhaltensschwierigkeiten durch den automatischen Vergleich mit den sogenannten Normalen zustande kommt in der sich jeder Sch ler als Helfer oder als Hilfesuchender erf hrt indem er mit seinen St rken und Besonderheiten die Schw chen des anderen helfend beeinflusst und seine Schw chen durch die St rke des anderen erg nzt werden und schlie lich durch die Entfaltung des angeborenen Gemeinschaftsgef hls in der ermutigenden Beziehungserfahrungen von dem eigenen Unsicherheits und Minderwertigkeitsgef hl befreit und zugleich dem wachsendem kompensatorischen Machtstreben als regulierende Kraft entgegengestellt wird 217 Die Schule ist nach individualpsychologischer Auffassung ein optimales Trainingsfeld f r das soziale Leben und auch die effektivste Instanz um die Fehler eines Kindes in ihrem Wesen zu erkennen und auszumerzen Adler 1966 247 Dabei sind die Klassengemeinschaften der organisatorische Kern f r die Erziehung und erzieherische Therapie von Kindern mit Verhaltens und Lernst rungen Das Konzept der Klassengemeinschaften wird am Ende der Arbeit im Zusammenhang mit der ostasiatischen Erziehungsidee s Kapitel 5 noch einmal betrachtet werden 6 3 Das konfuzianische Verst ndnis von Verhaltensst rungen und Lernbeeintr chtigung und die erzieherischen Interventionsma nahmen Nat rlich ist es nicht m glich mit konfuzia
206. darauf gefunden hat Im allgemeinen wird das Wort Metaphysik in zwei unterschiedlichen Bedeutungen verstanden Die erste Bedeutung bezeichnet einen Zweig der Philosophie der sowohl die ontologische Frage Was ist Wirklichkeit als auch die epistemologische Frage Woher wei t Du das behandelt Die zweite Bedeutung bezeichnet das Studium des Transzendenten oder den Umgang mit der Wirklichkeit die au erhalb des Physischen 87 liegt Diese berlieferte Bedeutung ist im Grunde die immerw hrende Weisheit der spirituellen Traditionen der Welt Damit wird h ufig die Metaphysik mit wilder Spekulation Weltanschauung oder gar mit Religion gleichgesetzt so dass sie vor allem von den Empiristen als f r die Wissenschaft unbrauchbar oder gar als unwissenschaftlich aufgefasst wird Besonders zu Adlers Lebzeiten unter dem Einfluss des naturwissenschaftsgl ubigen und materialistischen 19 Jahrhunderts glaubten viele dass nur die exakte Forschung der Naturwissenschaften zur Wahrheit f hren k nne Im Gegensatz zum naiven Positivismus hat Adler nicht die Metaphysik dogmatisch verurteilt um alle metaphysischen Bestandteile in den Wissenschaften auszuschalten sondern er verteidigt sie vielmehr Es gibt leider viele Menschen die eine irrige Anschauung von der Metaphysik haben die alles was sie nicht unmittelbar erfassen k nnen aus dem Leben der Menschheit ausgeschaltet werden wollen Damit w rden wir die Entwicklungsm glichkeiten verhi
207. das Problem der Schulversager n mlich der Kinder die eben diese Mindestanforderungen nicht erf llen konnten immer dr ngender wurde Schulsystemische Variable Der im 19 Jh verbreitete Gedanke der Volksbildung d h der Bildung f r alle einschlie lich der untersten Schichten und der Erziehung aller Kinder des Volkes sorgte f r einen enormes Anwachsen der Sch lerzahl Wenn z B bis zu hundert Sch ler unter denen sich sehr unterschiedlich begabte Kinder fanden in einer Klasse sa en und daneben der Unterricht selbst ein Gleichma an Bildung anstrebte mussten zwangsl ufig einige von ihnen Probleme bekommen Dieses Problem wurde 164 zunehmend offiziell angesprochen dass einige Kinder dem Unterricht der normalen Volksschule nicht mit ausreichendem Erfolg folgen k nnen Daher war die Gr ndergeneration der Hilfsschulen bem ht f r ihren Schultyp eine schulorganisatorisch abgesicherte Eigenst ndigkeit zu erreichen So beschloss 1887 die Allgemeine Deutsche Lehrerversammlung schwachbef higte Kinder d h Kinder welche die Spuren des Schwachsinns in solchem Grade an sich tragen da ihnen nach mindestens zweij hrigem Besuch der Volksschule ein Fortschreiten mit geistig gesunden Kindern nicht m glich ist m ssen besonderen Schulen Hilfsschulen Hilfsklassen berwiesen werden Adam 1931 122 Dieses grobe Eingrenzung der Sch lergruppe wurde in einem Grundsatzreferat auf dem Zweiten Verbandstag der Hilfsschulen Deu
208. de s Kapitel 4 3 5 Trotz dieser Erweiterung bleibt die Definition aus der Sicht der ostasiatischen Gesundheitsvorstellung einerseits sehr abstrakt und andererseits dualistisch Der Zustand des v lligen k rperlichen seelischen und sozialen Wohlbefindens ist in der ostasiatischen Vorstellungswelt v llig unm glich da dieser Zustand nur f r einen ganz kurzen Moment erreicht aber nicht ber einen l ngeren Lebensabschnitt gehalten werden kann Aus der Sicht der altchinesischen Medizin gibt es keinen absoluten gesunden oder kranken Zustand Die Gef hle von Leid Unwohlsein und Krankheit stehen nicht notwendig in einem Gegensatz zu Gesundheit vielmehr muss man sie als einen wesentlichen und integralen Teil von Gesundheit ansehen F r den stlichen Menschen geh ren St rung Leid und Schmerz untrennbar zum Leben sie sind ein wesentlicher Teil des Universums Zwischen Gesundheit und Krankheit besteht somit ein Kontinuum so dass Individuen stets gleichzeitig gesund und krank sind Diese Vorstellungen basieren auf der philosophischen Betrachtung der Natur die ein st ndiger energetischer Prozess des Wandels innerhalb des Tao des Weges ist der von den beiden polaren Kr ften Yin und Yang gepr gt wird die in unterschiedlicher Auspr gung stets gleichzeitig und sich gegenseitig beeinflussend vorhanden sind So wie im Yang immer Yin oder im Yin immer auch Yang vorhanden ist verbirgt sich in der Krankheit immer Gesundheit und umge
209. de und zyklische Ganzheit zu erblicken Die gleiche Ganzheit soll in jeder Erscheinung wiedergefunden werden Demnach spielt das Tao die Rolle einer den Kategorien Yin und Yang bergeordneten h chsten Kategorie die den Rhythmus aller Dinge reguliert vgl Granet 1985 247 Dieser Weltzusammenhang des sich ewig bewegenden zyklischen Universums oder sich ewig wechselwirkenden Universums ist weder schwer verst ndlich noch fremd f r den Westen er ist dem Westen nicht nur im Begriff Tao wohl bekannt sondern es dr ngt sich als Begriff der Wandlung ohne weiteres jenes alles flie t panta rhei auf den Heraklit von Ephesos 540 480 v Chr in Griechenland lehrte eine hnlich bedeutende Zeit f r den Westen wie die Zeit in der sich I Ging verbreitete f r Ostasien Er sah auch hnlich wie die chinesische Weltdeutung das Wesen der Welt in der dauernden Spannung von Gegens tzen im steten Umschlag aller Dinge in ihr Gegenteil Nacht Tag Warm Kalt Leben Tod Das Bleibende der Welt ist f r ihn der Wechsel dieser Zust nde So schreibt er Kaltes erw rmt sich Warmes k hlt ab Feuchtes vertrocknet D rres wird benetzt Heraklit Fragmente 126 Dabei betonte er 109 nicht nur die Gegens tzlichkeit der Gegens tze sondern vor allem Dingen deren Einheit Die Unaufhaltsamkeit der Bewegung und die Dialektik des Werdens in der Einheit von Gegens tzen ist gerade das ewig ruhende Seinsgesetz Di
210. dem Lebenskraft Energie Es wird in hnlicher Weise bertragen gebraucht wie das griechische pneuma im Sinne von Luft oder Energiesubstanz aus der die Welt geformt ist und auch im K rper Grundlage f r organischen Prozesse ist Li steht gegen ber dem materiellen Grundstoff qi kann jedoch nicht unabh ngig von diesem existieren oder umgekehrt Li und qi sind nicht getrennt zu denken und sie sind eins Dieses Verst ndnis scheint in antiken Texten hier und da schon pr figuriert sein 27 Sein des Selbstbewusstseins sondern In Beziehung Sein hei t hnlich ist das Wort Welt auf Chinesisch auch aus zwei W rtern Leben und Zwischen zusammengesetzt Die konfuzianische oder taoistische Ethik ist somit nichts anderes als eine Ethik des Zwischen zwischen Natur und Mensch Ich und Du und Mensch f r sich Selbst Das Die Der Andere Beziehung das Zwischen und Differenz zwischen Ich und Andere sind im Westen des 20 Jahrhundert oft benutzte Worte besonders bei denen die ihre eigene Kultur sehr reflexiv betrachten Hier sei noch an ein paar Begriffe und S tze erinnert das Zwischenmenschliche von Buber vgl 1997 Beziehung als das innerste Wesen der Existenz von Whitehead 1990 107 Leben ist Beziehung Leben ist Austausch Nur im Austausch mit dem was wir nicht sind leben wir Dieser Austausch schafft Gemeinschaft und ist nur in Gemeinschaft m glich Menschliches Leben ist notwendig gemeinschaft
211. den Erst durch die Theorie von Leibniz gespiegelt sieht man verschiedene Vergleichbarkeiten Eine Kurzcharakteristik von Leibniz Monaden die eng mit seiner Erkenntnistheorie verbunden ist l sst verschiedene Anschlusspunkte der intersubjektiven Welt und Menschenbeobachtungen der beiden Denkrichtungen anscheinen Dabei soll besonders auf die Philosophie des Organismus von Leibniz aufmerksam gemacht werden in der alle drei Richtungen Platz bez glich ihrer Weltauffassung haben Der Begriff Organismus ist hier nat rlich nicht nur in biologischem Sinne gemeint sondern als Charakterbestimmung des Universums der Gesellschaft und der Seele oder des Psychischen die als ganzheitlich hierarchisch gegliedert und zielgerichtet gekennzeichnet werden sollen 122 Die Monadenlehre von Leibniz steht in der Denktradition der Analogie zwischen Mikro und Makrokosmos die wiederum ihren Ursprung in der Idee der Entelechie des Aristoteles der beseelenden und formenden Kraft hat F r Leibniz sind Organismen Komplexe von Monaden womit er meint dass das Weltganze sich in unendlich viele Einheiten sogenannte Monaden gliedern lie e Leibniz hat dazu die Monade in mehrfacher Hinsicht charakterisiert 1 durch Substantialit t 2 durch Simplizit t Einfachheit 3 als Einheit einer Vielheit 4 durch Individualit t 5 durch Kraft und Streben appetitus 6 durch Perzeptivit t Intellektualit t des n heren Selbstbewusstsein
212. der Zeit der Song Dynastie wurde von Chu Hsi vollendet vgl Shimanda 1987 81 86 Zitate aus den Gespr chen von Konfuzius siehe z B R Wilhelm deren deutsche bersetzungen hier im Einzelfall gepr ft und zum Teil ge ndert werden Die erste Zahl in der Klammer bezieht sich auf das Kapitel die zweite auf die Eintragung 43 138 h rt vgl Son I C 1994 119 In der Beziehung zwischen Herrscher und Diener wird vom alten Konfuzianismus eher das bindende moralische bereinkommen der Verpflichtung als die hierarchische Beziehung betont woraus eine ideale Gesellschaft entsteht Die Kritiker des Konfuzianismus sowohl im Westen als auch im Osten sahen nicht dass die Lehre des chinesischen Philosophen nur gegen ber dem gerechten Herrscher Loyalit t verlangt gegen ber dem ungerechten jedoch zum Widerstand verpflichtet Der Kern der konfuzianischen Herrschaftsethik minben zhengzhi d h die vom Volk ausgehende Politik besagt dass er das Volk wie den Himmel respektieren soll Kim D J 1994 191 Daran kann man ohne Schwierigkeiten erkennen dass sich die konfuzianische Lehre und die Demokratie keineswegs ausschlie en sondern ganz im Gegenteil miteinander harmonieren k nnen Der Unterschied der Besch ftigungsbereiche zwischen Mann und Frau KIRA HI Diese Richtschnur bedeutet dass der Mann und die Frau jeder f r sich eine eigenst ndige Rolle in der Familie einnimmt Der Ehemann ist verpflichtet seine Familie
213. der darauf basierende Anthro und Ethnozentrismus die Westisierung anf hrt Weil der Dualismus aus unvers hnlichen Gegens tzen besteht entsteht in der dualistischen Tradition bereits innerhalb des Ichs die Zerst rung der Beziehung Das Ich zerriss in einen positiven Teil dem Gott das Jenseits Geist und Seele zugeteilt waren und in einen negativen Teil dem alles B se S ndige zugeschrieben wurde dem Diesseits allem K rperlichen Stofflichen der Materie schlechthin Und nur die vom K rper unabh ngige reine Vernunft erm gliche wahre Erkenntnis so wurde eine Gleichheit das Ich denkendes Subjekt Vernunft aufgestellt der K rper wurde unterdr ckt und vom Geist getrennt Diese dualistische Denkweise neigt oft dazu das wesensm ig Andere im Sinne einer Feindschaft zu definieren im Sinne des B sen des zu Vernichtenden So wurden im Dualismus alle bestehenden Beziehungen aufgel st und verschwanden in der Abstraktion damit hat der f hrende Begriff der Menschheit Sozialit t keine Rechtfertigung vorzubringen In diesem Sinne deutet sich der ostasiatische Harmonie Begriff gegen ber dem westlichen Dualismus an In Ostasien wurde die Beziehung zwischen Mensch und Natur mit dem Begriff Tao aufgefasst die Beziehung zwischen Mensch und Mensch wurde mit Jen erkl rt und die Beziehung zwischen Geist und K rper wurde mit Li qi beschrieben Der Begriff der jede Beziehung bestimmt enth lt bereits den Begriff
214. der darin angelegten Verschaltungen funktionieren kann Welche Verschaltungen zwischen den Milliarden Nervenzellen besonders gut gebahnt und stabilisiert und welche nur unzureichend entwickelt und ausgeformt und zur L sung von Problemen eingesetzt werden k nnen h ngt ganz wesentlich davon ab wie und wozu man sein Hirn bisher immer wieder aktiviert und benutzt hat Alle hochkomplexen Verschaltungen entstehen 192 also nicht automatisch W hrend zweckm ige synaptische Verbindungen durch ad quate Aktivierung stabilisiert werden werden unbrauchbare nicht benutzten Synapsen eliminiert und berbeanspruchte Synapsen degeneriert aber weniger nach den konkreten Vorgaben eines genetischen Programms sondern mehr in Abh ngigkeit von ihrer Funktionst chtigkeit ihrer Brauchbarkeit der H ufigkeit ihrer Benutzung also ihrer Zweckm igkeit vgl Rothenberger u H ther 1997 H ther u Bonney 2002 H ther 2002c Diese neueren Einsichten der Neurowissenschaft in der besonders die Befunde der benutzungsabh ngigen Umbauprozesse im menschlichen Gehirn Bedeutung erlangen erg nzen und best tigen in eindrucksvoller Weise Adlers entwicklungspsychologische Weitsicht Adler 1973a 116 hat seine Psychologie im Gegensatz zu den Besitzpsychologien als Gebrauchspsychologie definiert Einen Menschen charakterisieren nach Adler nicht die Eigenschaften die er auf die Welt mitbringt und besitzt sondern die Art und Weise wie er sie gebrauc
215. dern Adlers Lehre stellt an Lehrer und Eltern hohe Anspr che um Entwicklungsst rungen des Kindes vorzubeugen Adler betont ein Gramm Vorbeugung wiegt ein Pfund Heilung auf es ist viel besser ihn jetzt in das Schulleben einzugew hnen als sich sp ter um einen jugendlichen Delinquenten k mmern zu m ssen ebd 168 Der Prophylaxe sollte vielmehr in Zukunft die Hauptrolle in der Gew hrleistung seelischer Gesundheit zufallen wobei der entsprechenden Gestaltung der Erziehung n mlich der prophylaktisch p dagogischen Arbeit in einer umfassenden Erziehungsform auf Ebene von Familie und Schule eine Schl sselbedeutung zukommt Drei Erziehungsma nahmen der individualpsychologischen Auffassungen sollen im weiteren n her ausgef hrt werden Erziehung in der Familie Schulische Intervention Prophylaxe als vorbeugende Erziehungshilfe Diese Erziehungsma nahmen sind besonders auf die beiden individualpsychologischen p dagogischen Kernprinzipien Ermutigung und F rderung des Gemeinschaftsgef hls ausgerichtet f r Adler ist der Mut ein Bestandteil des entwickelten Gemeinschaftsgef hls Um den Menschen zu ermutigen muss sein Gemeinschaftsgef hl gef rdert werden Diese Erziehungsma nahmen haben gleichzeitig 203 gro e Bedeutung f r die psychotherapeutische Behandlung von auff lligen Kindern die wiederum in drei grunds tzlichen Prinzipien zusammengefasst werden k nnen Erstens handelt es sich bei de
216. derwertigen zun chst aus der Schule zum Schultz der Normalen der Ausschlu aus den gesellschaftlichen blichen Lebensvollz gen bis hin zum Verbot und der Verhinderung der Fortpflanzung zum Schutz der Rasse liegt in der Konsequenz dieses Denkens 6 1 1 2 3 Wissenschaftliche Konstruktion von Lernbehinderungen Durch die Notwendigkeit die Legitimit t der Hilfsschule mit der Eigenart der Sch lerschaft zu begr nden versuchten die Hilfsschulp dagogen unter Zuhilfenahme von naturwissenschaftlich abgesicherten defektorientierten Zuschreibungen das Ph nomen Schulversagen zu erkl ren vgl Reichmann Rohr 1981 113 Eberwein 1994 290 Aus dieser medizinisch naturwissenschaftlichen Sicht wurden die Beeintr chtigungen des Lernens lange stark mit Krankheitsbildern verbunden und als Ma stab f r die Hilfsschulbed rftigkeit kammen ausschlie lich Intelligenz und Leistungstests in Betracht Der alte Begriff Schwachsinn wurde allm hlich durch intellektuelle Sch digung abgel st Der Einsatz von Intelligenztests hatte in der sonderp dagogischen Diagnostik eine lange Tradition so dass sonderp dagogische Diagnostik mit Selektionsdiagnostik gleichgesetzt wurde Perleth 1998 173 Diese Konstruktion bei der Schwachsinn Lernbehinderung als Synonym f r intellektuelle Sch digung letztlich als biologisch beeintr chtigte Entwicklungen im Zentralnervensystem Schr der 1990 76 168 verstanden wird vermochte von den sozi
217. des eigenen Lebens wodurch die ganze Gemeinschaft zum Frieden und zur Selbstkultivierung kommen soll Diese Gedanken zum Jen werden in den Gespr chen Lun y 13 19 s oben best tigt Ein Sch ler von Konfuzius fragte was man tun k nne um das Jen auszubreiten Konfuzius antwortete mit dem Vorschlag In unbewachten Momenten darf man sich nicht gehen lassen wenn du allein weilst sei ernst dieses bedeutet den gewissenhaften inneren Umgang mit sich selbst danach sei es m glich alle Beziehungen zu anderen Menschen unter das selbstgew hlte Gesetz des Gewissens zu stellen vgl R Wilhelm 1945 142 Ren Jen bedeutet eine altruistische Verhaltensweise die dadurch charakterisiert ist sich selbst zu beherrschen und alles f r die anderen zu tun Wei 1993 127 Hier darf man den Zusammenhang zwischen Individuum und Gemeinschaft in der konfuzianischen Ethik nicht missverstehen Die Lehre des Jen betont nicht die vorbehaltlose Selbstaufopferung des Individuums f r die Gemeinschaft sondern die Selbsterziehung die sich zu einem Ich Bewusstsein entwickeln und sich zu einem Wir Bewusstsein 147 ausbreiten soll Jemand der ren Jen besitzt liebt Menschen Guo 1954 75 zit nach Wei 127 Es reicht allerdings nicht durch die oben eingeteilten Gruppen den Begriff Jen zu erkl ren Als letztes m chte ich nochmals auf die Frage eingehen wie der Begriff Jen in anderen Sprachen wiedergegeben werden kann Denn wen
218. des Einzelnen sondern in der Interaktion mit anderen und mit seinen Zielen entsteht und verfestigt wird Adler 1972 44 Wichtig ist auch dass das Minderwertigkeitsgef hl bei den einen nun ein Streben zur berwindung ausl st bei den anderen eine asoziale oder gar antisoziale Haltung Brachfeld 1966 11 Da Minderwertigkeitsgef hle das Seelenleben beherrschen und Spannung erzeugen besteht immer eine ausgleichende Bewegung in Richtung der L sung des Problems Dieses Wieder in Ordnung Bringen der Selbstkontinuierung Luhmann 1987 371 in seinen Umgebungskreis ist f r den Menschen ein sch pferischer Akt zu dem er unter Gebrauch seiner F higkeiten durch sein Minderwertigkeitsgef hl getrieben wird Adler 1973a 71 Somit ist das Minderwertigkeitsgef hl Triebkraft der seelischen Kompensation und der Ursprung f r jegliches Tun und Handeln Aus systemisch konstruktivistischer Sicht ist es eine Dynamik die das autopoietische System bewegt ein System dessen Organisation einen Interaktionsbereich definiert in dem es zum Zweck der Selbsterhaltung handeln kann Maturana 1982 39 4 2 2 Kompensation In der Studie ber Minderwertigkeit von Organen von 1907 fand Adler zun chst best tigt dass das Gesetz des Kompensationsvorganges also jener Vorgang bei dem der Ausfall einer Organfunktion durch ein anderes Organ jedenfalls weitgehend ausgeglichen und ein gest rtes Gleichgewicht wieder hergestellt wird ein
219. des Element des Kosmos oder des Einzelnen zum Ganzen und zu den brigen Teilen die ihm angemessene Stellung einnimmt Aus diesem Geflecht einen Teil herauszuschneiden ein Einzelst ck zu isolieren ist doch unm glich ohne dass es sich sogleich an allen Enden zerfaserte und auseinander fiele Teilhard de Chardins 1959 32 Heute ist diese Systemtheorie in verschiedenen wissenschaftlichen Zweigen zu finden Soziologie Naturwissenschaft Psychologie und P dagogik usw Luhmann stellt z B mit seinem gro en Theorieentwurf Soziale Systeme die Systemtheorie explizit als Supertheorie dar Nach der Systemtheorie wird die Gesellschaft als Kommunikation definiert wobei Kommunikation als operativ geschlossene autopoietische und somit systembildende Operation verstanden wird So bilden Kommunikationen Systeme vgl Luhmann 1987a In der Naturwissenschaft gehen die Organizisten davon aus dass Lebewesen Systeme sind und beschreiben dabei so Bertalanffy z B Fliessgleichgewichte Materie und Energiefl sse in offenen Systemen die sich an neue Umweltbedingungen anpassen k nnen und dabei in Wechselwirkung zwischen Mikro und Makroebene stehen Bertalanffy fasst die Leitung eines Systems wie eine hom ostatische Regelung trotz St rungen auf Lebende Systeme streben st ndig nach dem dynamic equilibrium vgl v Bertalanffy et al 1977 Sie sind Systeme die Maturana mit dem Begriff der autopoietischen Organisation vg
220. des Entwicklungsstrebens das dem Organismus und dem Leben immanent ist m chte die Neurowissenschaft entziffern Die Optimierung zentralnerv ser Verarbeitungsmechanismen kann bei kontrollierbarer Belastung erfolgen wenn 196 die im Zuge einer Stressantwort aktivierten neuronalen Verschaltungen verbessert d h gebahnt werden k nnen Dies wird immer dann geschehen wenn die bisher angelegten Verschaltungen zwar prinzipiell zur Kontrolle der neuronalen St rung geeignet aber noch nicht effizient genug sind um diese vollst ndig und gewisserma en routinem ig zu beantworten Eine derartige Stress Belastung ist besser mit dem Begriff Herausforderung zu beschreiben Sie l st eine sog kontrollierbare Stressreaktion aus die mit einer kurzzeitigen Aktivierung kortikaler und limbischer Hirnstrukturen und einer Stimulation des zentralen und peripheren noradrenergen Systems einhergeht Vor allem die verst rkte Aussch ttung von Noradrenalin in den initial aktivierten kortikalen und limbischen Hirnregionen f hrt zu einer ganzen Reihe von funktionellen und metabolischen Ver nderungen in Nerven und Gliazellen die direkt oder indirekt dazu beitragen dass es zu einer Stabilisierung und einer Verbesserung der Effizienz der in die Antwort involvierten neuronalen Verschaltungen kommt Die verst rkte Aussch ttung von Glucocorticoiden tr gt zun chst dazu bei die im Zuge der Stressantwort ausgel sten initialen Aktivierungsprozesse abzud mp
221. des Kindes in der Erwachsenenwelt k nnen noch tats chliche oder eingebildete Organminderwertigkeit die soziale und konomische Lage das Geschlecht die Familienkonstellation der Erziehungsstil der erziehenden Personen und Konfliktsituationen usw Minderwertigkeitsgef hle verursachen Bleidick 1985a 5f Das bedeutet jedoch nicht dass das Minderwertigkeitsgef hl direkt von au en durch das u ere oder innere Milieu kausal bedingt ist Das Milieu kann nur die Bewegung der Gef hle anregen Adler betont immer wieder dass dies Gef hl nur selten seinen Grund in tats chlichen k rperlichen geistigen oder sozialen M ngeln hat sondern seelisch bedingt ist somit absolut von der subjektiven Einsch tzung abh ngt Es gibt sich selbst seine eigenen Gesetze das je eigene individuelle Bewegungsgesetz nach dem das Individuum die sinnlichen Eindr cke filtert tendenzi s apperzipiert und seinen selbstgew hlten Lebensstil rechtfertigt B hringer 1985 75 Wir haben im Kapitel 3 das lebende System als autopoietisches System das operational geschlossen und autonom ist betrachtet Kurz zusammengefasst Nach der Theorie von Maturana und Varela 1987 sind die lebende Systeme selbsterzeugende selbstorganisierende selbstreferentielle und selbsterhaltende kurz autopoietische Systeme Autopoiese meint somit Selbst Sch pfung und ist ein Ph nomen das alle lebenden Organismen und ihre sozialen Organisationen charakterisiert
222. die au erhalb unseres K rpers liegen ebd 65 Es ist schlie lich ein Streben nach einer Gemeinschaftsform die ideale Gemeinschaft der ganzen Menschheit bedeutet die letzte Erf hlung der Evolution Adler 1973a 166 Die Verbreitung des Gemeinschaftsgef hls bedeutet hier zugleich eine Verbreitung und Vertiefung der Wirklichkeitskonstruktion in der man sich alle Fragen des Lebens alle Beziehungen zur Au enwelt gel st vorstellen ebd 167 kann In diesem Gemeinschaftskonzept verr t Adler dass seine Stellung zur Metaphysik der eines idealistischen Positivismus oder positivistischen Idealismus Hans Vaihinger entspricht Idealismus wenn er darangeht das Recht der Individualpsychologie als Weltanschauung zu gelten zu verfechten indem er sie dazu verwendeft den Sinn des menschlichen Lebens verstehen zu lassen Adler 1973a 167 Positivismus wenn er den 90 Standpunkt der Individualpsychologie durch ihre wissenschaftliche Erkenntnis wohl auch durch direkteren Versuch das Gemeinschaftsgef hl als Erkenntnis st rker zu entwickeln gegeben ebd 168 ist Metaphysik steht somit in der Individualpsychologie nicht der Wissenschaft entgegen Die beiden Ebenen bilden eine komplement re Wissenschaft auf der epistemologischen Annahme dass wir die Wirklichkeit nicht nur auf eine sondern auf zwei Arten kontaktieren Zum einen durch unsere physischen Sinne deren Daten die Basis der normalen Wissenschaf
223. die wir heute im Kontext von Verhaltensst rungen verstehen F r alle diese Begriffe benutzte Pestalozzi als Oberbegriff den Ausdruck verwahrlosen stellte damit die Sittlichkeit in den Mittelpunkt jeder Erziehung vgl G ppel 1989 27 62 Bei Herbart sind schwierige Kinder ebenfalls Gegenstand sittlicher Erziehung Aber anders als Pestalozzi bezieht er das physiologisch organisch gegebene Temperament St rungen im psychischen Mechanismus des Kindes und soziale Faktoren mit ein um damit ganz spezifische St rungen darstellen zu k nnen So beschreibt Herbart Kinder die heute als hyperaktiv bezeichnet werden w rden als g nzlich quecksilbern so da diese w hrend der angenehmsten Erz hlungen und Gespr che nicht einen Augenblick still halten k nnen Herbart 1965 175 zit n G ppel 1989 68 Obwohl die Autoren nicht direkt dem Kind die Verantwortung f r sein Fehlverhalten zuweisen bringen sie aber an verschiedenen Stellen auch moralische Kategorien wie gut und b se mit ins Spiel 6 1 1 1 2 Pathologisches Paradigma Die Entdeckung von Zusammenh ngen zwischen Hirnverletzungen und menschlichem Verhalten im medizinischen Bereich bewirkte eine Pathologisierung von Kindern mit Verhaltensst rungen und trug dazu bei das verhaltensgest rte Kind aus dem sittlich moralischen Korsett zu befreien Das Erscheinen von Str mpells P dagogischer Pathologie 1890 und die Forschung Goldsteins ber die Auswirkungen v
224. dieser Stelle das Beispiel eines Hundes der wegl uft wenn er den Stock sieht mit dem er geschlagen wurde 825 Tiere haben zwar ein Ged chtnis aber noch lange keine Vernunft 25 Der Mensch ist in der Lage vern nftig zu handeln Er ist in der Lage ber sein Ich sein Handeln nachzudenken es zu reflektieren und dadurch vern nftige Entscheidungen zu treffen Spiegelung des Alls Der Mensch als Monade die keine Fenster hat und sich damit als selbst ndige und selbstorganisierende Entit t darstellt repr sentiert die anderen und das ganze Universum in ihrer besonderen Weise Sowie jede Substanz ist er wie eine Welt f r sich gleichsam 125 ein Spiegel Gottes oder vielmehr des gesamten Universums das er nach seiner Weise und Eigent mlichkeit ausdr ckt sowie etwa eine und dieselbe Stadt je nach den verschiedenen Standorten die der Betrachter w hlt sich verschiedenartig darstellt Auf diese Weise wird das Universum gewisserma en so viele Male vervielf ltigt als es Substanzen gibt und ebenso mehrt sich der Ruhm Gottes im selben Ma e als es eine Vielheit von einander ganz verschiedener Darstellungen seines Werkes gibt Leibniz 1966 Metaphysische Abhandlung 9 Diese Spiegelung der Welt ist als Repr sentation nicht auf die Gegenwart beschr nkt sondern umfasst alle vergangenen und virtuell auch alle zuk nftigen Zust nde des Universums vgl ebd Kurz l sst sich Leibniz Monadenlehre wie folgt zusammen
225. dische Freiheitsbegriff wurde somit zum bestimmenden Faktor der neuen Welt und ist es bis heute geblieben Solange der westliche Geist und die westliche Zivilisation absichtlich oder nicht den Freiheitsbegriff als Verwirklichung der pers nlichen Freiheit verstanden hat ist klar dass ihre Freiheit nur auf Kosten der Freiheit der anderen gehen kann Im gleichem Sinne ist die von ihm geschaffene technische Zivilisation nichts anderes als eine Vorrichtung die die Natur beraubt um die Freiheit des Menschen zu verwirklichen Und das kapitalistische Gesellschaftssystem das Fortschritt mit Entwicklung gleichsetzt kam letzten Ende dazu dass der Mensch f r seine Freiheit das Andere instrumentalisiert und f r sich ausnutzt Entscheidend ist dabei die Voraussetzung eines possessiven Individualismus der sich nicht nur auf materiellen Besitz beschr nkt Dieser Individualismus besagt dass einerseits die soziale Welt in atomare Individuen zersplittert dass aber andererseits zwischen eigener und fremder Individualit t Barrieren aufgerichtet werden Eine Gesellschaft der Individuen wie von Norbert Elias 1939 beschrieben die unter dem Patronat des Cartesianismus steht traf l ngst ein und kann in ihrer Weiterentwicklung bis zum Verderben der gesamten Menschheit f hren 2 1 5 Das Ostasiatische als Echo auf das Westliche Es ist kein Zufall dass sich westliche Intellektuelle besonders seit Ludwig Feuerbach eine Anthropologie des
226. dlung entsteht kein Leben Himmel und Erde kommen in Ber hrung und alle Dinge gestalten sich und gewinnen Form Das M nnliche und Weibliche mischt seinen Samen und alle Wesen gestalten sich und werden geboren I Ging bers von R Wilhelm 1981b 316 Die Wandlung die das Leben spendet woraus alles Leben entsteht ist f r die alten Chinesen mehr als eine Naturerscheinung Sie ist das Gute und die Tugend worin st ndig neues Leben entsteht Die gro e Tugend von Himmel und Erde ist das Leben I Ging zit n H Wilhelm 1995 153 Auch das Gute im Menschen besteht darin dieser Tugend der Wandlung zu folgen und sie zu pflegen 9 2 2 Leben als Zusammenspiel und Abh ngigkeit voneinander Der Begriff der Wandlung bestimmt das philosophische und geistige System des alten Chinas bestimmt das was auf dem Gedanken des bin ren Codes Yin Yang beruht mit dem sich die Wandlungsprozesse und Muster des Lebens beschreiben lassen Die Wandlungsprozesse sind in diesem Sinne Beziehungsprozesse zwischen Yin und Yang Dieses Beziehungsprinzip wurde im Buch der Wandlung Tao genannt Einmal Yin einmal Yang das nennt man das Tao Fiedeler 1993 8 Darunter ist zu verstehen dass das Tao sich dort erkennen l sst wo Yin und Yang sich gegenseitig abl send in Erscheinung treten Das Tao ist demnach eine aus zwei sich einander best ndig abl senden Aspekten bestehende Ganzheit Diese Definition veranlasst uns im Tao eine wechseln
227. dlungen Ging Klassikerwerk Nach diesem Buch ist der Charakter des Universums und aller Dinge die Wandlung von Wechsel Entstehen und Vergehen Alles wandelt sich das einzig Unwandelbare ist nur die Tatsache dass alles sich wandelt Himmel Erde und Mensch t ein ti jen sind bewegte Einheiten sie stehen in gegenseitiger Wechselwirkung und sind voneinander abh ngig Im I Ging wird die Wandlung der Welt und des Lebens durch die Kombinationen der verschiedenen Grundfiguren 64 Trigramme dargestellt Der Grund f r den Wandel des Kosmos und der Ausgangspunkt der Verwandlung der Welt ist im Buch der Wandlungen folgenderma en zusammengefasst Die Wandlungen haben eine Absolute Mitte Tai Chi verdeutscht v R Wilhelm als gro er Uranfang Diese erzeugt zwei Symbolformen Yin und Yang Grundkr fte Die zwei Symbolformen erzeugen vier Bilder Die vier Bilder erzeugen acht Trigramme Grundfiguren vgl I Ging R Wilhelm 1981b 295 Tai Chi ist das Urbild oder der Ursprung des Universums es ist formlos chaotisch und liegt im Dunkel Das 3 Hexagramm Dschun des Buchs der Wandlungen deutet diese Anfangssituation an Der Himmel und die Erde werden aus Chaos und Finsternis geschaffen Wenn das Tai Chi in Erscheinung getreten ist teilt es sich in zwei gegens tzliche Kr fte die dann nicht mehr Tai Chi hei en sondern Yin und Yang Indem Tai Chi das seinem Wesen nach eins war sich in der Welt der Erscheinung verwirklicht zu einigen s
228. durch die Beziehung zu den Eltern Lehrern und Geschwistern und durch Kameradschaft usw ermutigt werden Es gibt auch keinen Termin f r die Therapie sondern sie wird im Alltagsleben im Haus und in der Schule planm ig ausgef hrt 265 wirkt diese Ma nahme nicht eine Zeitlang w hrend der Therapiedauer sondern ber die ganze Zeit der Kindheit und hilft durch hervorragende Erziehung die restrukturierte Pers nlichkeit aufzubauen die dann lebenslang pr gend ist 7 2 Schlussbemerkungen Die vergleichende Untersuchung von Erziehungsma nahmen scheint mir f r die koreanische Erziehungsumwelt fruchtbar In der koreanischen Schulerziehung hat man durch den Modernisierungsprozess der Vergangenheit bittere Erfahrungen gemacht vgl Chae H T 1995 36 44 Die Kolonialisierung der Erziehung w hrend der japanischen Assimilationspolitik f hrte zur Ausl schung der Kultur 1910 1945 darauf folgte der Abbruch der Erziehung w hrend des Koreakrieges 1950 1953 die Ideologisierung und Politisierung unter der Milit rregierung und schlie lich die Instrumentalisierung unter dem enormen Druck einer sehr schnellen wirtschaftlichen Entwicklung bis in die 80er Jahre So konnte die Erziehung keinen kontinuierlichen Wandlungsprozess vor einem kulturellen Hintergrund durchlaufen Schlie lich rief die reflexions und selbstlose vgl Hegel 1992 Aufnahme der westlichen Wissenschaft und Kultur einen scharfen Konflikt der hier nur im Z
229. e therapeutische Arbeit einf hrte sind St rungen im Verhalten und Lernen nicht ein pl tzlicher Einbruch dunkler Gewalten sondern sie wachsen aus dem Boden einer ganz spezifisch geformten Pers nlichkeit hervor Furtm ller 1983 117 D h diese St rungen h ngen eng mit dem kindlichen Lebensstil zusammen der durch die Entmutigung des Kindes und dem Mangel an Verbundenheit mit seinen Mitmenschen ausgepr gt wird Damit erhebt sich der Anspruch auf eine integrative Sicht von Verhaltensst rungen und Lernbeeintr chtigungen zumindest sollten die psychischen sozialen und k rperlichen Aspekte f r das Gesamtbild ber cksichtigt werden sowie die Umst nde Situationen und Strukturen des Zusammenlebens 6 2 2 Verhaltens und Lernst rungen als Folge von Entmutigung im Lebensstil Wir haben bereits in Kapitel 4 2 die Bedeutung des Lebensstils einschlie lich seiner Entstehung inneren Entwicklung und die Entstehung der Beziehungswirklichkeit mit anderen und der Umwelt ausf hrlich dargestellt Als Zusammenfassung steht ein Zitat von Adler Immer handelt es sich um die Erfassung des individuellen Lebensstils der sich uns als eine formale Bewegungslinie ergibt Wir gelangen zu ihm wenn wir die uns bekanntgewordenen Ausdrucksformen ihres Inhalts entkleiden Denn alle erfassbaren seelischen Ph nomene sind im letzten Grunde Konkretisierungen der einheitlichen Aktionslinie des Individuums Welches Niveau einer in dieser sch pferischen
230. e Anpassung wirkt wird als strukturelle Koppelung bezeichnet Zwei plastische Systeme werden aufgrund ihrer sequentiellen Interaktionen dann strukturell gekoppelt wenn ihre jeweiligen Strukturen sequentielle Ver nderungen erfahren ohne da die Identit t des Systems zerst rt wird Die strukturelle Koppelung zweier unabh ngiger strukturell plastischer Einheiten ist daher eine notwendige Folge ihrer Interaktionen und um so st rker je mehr Interaktionen stattfinden Wenn eines der plastischen Systeme ein Organismus ist und das andere System sein Medium ergibt sich die ontogenetischee Anpassung des Organismus an sein Medium die Zustandsver nderungen des Organismus entsprechen den Zustandsver nderungen des Mediums Maturana 1982 150 Daraus folgt dass System und Medium aufgrund ihrer Interaktionsgeschichte miteinander verzahnt bzw aufeinander abgestimmt sind System und Systemumwelt sind daher nicht zwei voneinander unabh ngige Dinge sondern bedingen einander Ohne Systemumwelt gibt es kein System und ohne System gibt es keine Systemumwelt Branke 1998 207 Der Lebensstil als selbstreferenzielles System kann also sich selber nicht ausbilden und transzendieren d h das Selbst kann jeweils nur die Identit t beobachten und beschreiben die es f r sich sieht Die einzelnen Lebensstilformen gewinnen somit ihre Identit t und spezifische Kontur durch einen Dialog zwischen dem Individuum und seiner Umgebung bzw durch ein gegensei
231. e Aufteilung der Wissenschaft nach institutionellen Gegebenheiten in Naturwissenschaften Geisteswissenschaften Sozialwissenschaften und weiteren Disziplinen In diesem Sinne bieten sie auch f r die sich immer noch in zwei Richtungen geteilte Erziehungswissenschaft die M glichkeit sich zu einer Einheitswissenschaft umzuwandeln W hrend die empirisch analytische Erziehungswissenschaft sich generell wissenschaftstheoretisch gesehen sehr am Kritischen Rationalismus orientiert hat nach dem es Aufgabe der Wissenschaft sei teils theoretische Erkl rung und teils praktische Voraussage technischer Anwendung zu leisten vgl Popper 1969 beachtet dagegen die geisteswissenschaftlich orientierte P dagogik diese Kriterien kaum Sie r umt der Hermeneutik und dem Verstehen den methodischen Vorrang ein Die geisteswissenschaftliche P dagogik grenzte sich besonders gegen die naturwissenschaftlichen Methoden des Zergliederns und der Suche nach 57 Kausalzusammenh ngen ab erfasste das seelische Geschehen nur durch Verstehen und nicht durch Analysieren wie es die Naturwissenschaften praktizieren Gerade diese Vernachl ssigung der empirischen Forschung und Beschr nkung auf eine reine Ideengeschiche wurde ihr vorgeworfen Aber auch an der empirischen Erziehungswissenschaft kritisiert man dass sie die Vielfalt der sozialen Beziehungen in ihren Wirkzusammenh ngen und gegenseitigen Abh ngigkeiten oft nicht gesehen hat ein einzelnes Ph nomen is
232. e Entwicklung des Gehirns und seine Wirkweise darin untersucht werden 5 Diese Tatsache dass es keine Langzeitstudie ber die Ritalin Behandlung gibt ist verwunderlich da Ritalin immerhin seit 1956 auf dem Markt ist Amft 2002 105 sagt dazu Risiken einer Arzneimittelbehandlung werden relativ fr hzeitig nur dann entdeckt wenn man danach sucht 185 6 1 4 Gegenw rtige Erkenntnisse aus der AD H S Forschung Den bisher vertretenen neurobiologisch medizinisch begr ndeten Modellen die f r die ADHD Symptomatik ein genetisch bedingtes Dopamindefizit unzureichende Ausbildung oder Aktivit t des dopaminergen Systems verantwortlich machen und zur Korrektur dieses Defizits eine Stimulierung der Dopaminfreisetzung durch Methylphenidat Ritlain als n tig ansehen liegt so nach H ther 2001a 2002a ein heute v llig veraltetes Konzept von der Funktionsweise und der Entwicklung des menschlichen Gehirns zugrunde weshalb es in den letzten Jahren durch den inzwischen erreichten Erkenntnisstand kritisch hinterfragt wird Diese neue Befunde unterscheiden sich von den alten vor allem in folgenden Kernpunkten H ther 2002b 1 Es gibt Kinder die aus unterschiedlichen Gr nden und z T schon unmittelbar nach der Geburt besonders empfindlich sind und auf St rungen ihres inneren Gleichgewichtes besonders intensiv reagieren unruhige reizoffene schwer zu beruhigende Kinder 2 Durch die berdurchschnittlich h u
233. e Gesamtheit bilden und gegenseitig aufeinander einwirken Je weiter je tiefer man in das System eindringt desto beeindruktender ist die Art wie ihre Teile miteinander verbunden sind Aufgrund dieser Weltbeobachtung hat man alle u eren Erscheinungen in der Welt als Wechselwirkung der Teilsysteme innerhalb eines Ganzen definiert Der Mensch wenn auch mit besonderen Eigenschaften ausgestattet wird eindeutig als ein Teil der Natur und nicht als ber der Natur stehend angesehen Das Leben auf Erden ist mit dem universellen Proze verbunden und Lebewesen befinden sich durch ihre irdische Existenz in dauernder Interaktion mit dem Universum Der Mensch als Ganzer ist damit ein integrierter Teil des gesamten Systems Stikker 1988 33 5 2 3 Mensch als Mikrokosmos Wir haben in den obigen Abschnitten bei der Betrachtung der alten chinesischen Weltvorstellungen gesehen dass alle Erscheinungen dieser Welt durch die dynamische Interaktion von zwei polaren Kr ften Yin und Yang entstehen und dieselben Kr fte die das Universum beherrschen auch die Natur beseelen Auf Grund dieser Vorstellungen versteht die chinesische Philosophie den Menschen als Teil des Kosmos eingebettet in die universale Rhythmik zwischen Himmel und Erde zwischen den Polen Yin und Yang Da er ein Mikrokosmos ist hat der Mensch Mikrokosmos alles in sich was auch im Makrokosmos vorhanden ist Der Mensch vereint in sich die Geisteskr fte von Himmel 113 un
234. e Gleichgewicht ein unbest ndiges aber lebendiges Gleichgewicht und die Forderung nach den wechselseitigen Ausgleichen Y an Kung 1993 12 So wie alles Existierende aus dieser Wechselbeziehung von Yin und Yang entsteht besteht auch der Mensch als ein Teil des Universums durch das Kr ftespiel der Wechselwirkung von v terlichem Himmel Yang und m tterlicher Erde Yin Der Zusammentritt der beiden Urkr fte im Menschen bedeutet die Entstehung seines Lebens beim Tod findet eine Trennung derselben statt Krause 1924 48 Alte Chinesen sahen hier den Menschen als Glied der gro en Trinit t Himmel Erde und Menschen glaubten somit dass sich in jedem das Zusammenwirken von Himmel Erde und Mensch vollzieht So f gten sie dann neben dem Himmel Yang und der Erde Yin eine weitere Linie die den Menschen darstellt hinzu womit sie zu einer neuen Anordnung der Trigramme und einer Achtteilung des Gesamtsystems gelangten Jede Figur versinnbildlicht hier eine Naturerscheinung so z B von links nach rechts Himmel See Feuer Donner Wind Wasser Berg Erde oder ein Familienmitglied Vater dritte Tochter zweite Tochter erster Sohn erste Tochter zweiter Sohn dritter Sohn Mutter usw Au erdem symbolisieren diese acht Trigramme viele andere Gegenst nde und Ph nomene sind somit f r die ostasiatische Philosophie Kategorien mit denen man die Dinge der Welt klassifizieren kann Durch die Kombination dieser acht Trigramme au
235. e Symptomatik sondern eine dem St rungsverhalten zugrundliegende seelische Fehlhaltung bzw neurotische Disposition die aus sozialen Beziehungen resultiert und als gemeinsame Wurzel aller St rungen des Erlebens und Verhaltens anzusehen ist Benkmann 1995 532 Auf dem ersten Weltkongress f r Psychiatrie 1950 wurde der Begriff Verhaltensst rung als Oberbegriff f r alle Abwegigkeiten der Handlungen und Haltungen von den einfachsten Ungezogenheiten dem Ungehorsam dem J hzorn den Tics den E und Schlafst rungen bis hin zu den schwersten Formen der Verwahrlosung und Kriminalit t G ppel 1989 286 eingef hrt Die Durchsetzung dieses Begriffs steht eng im Zusammenhang mit der Entwicklung der Theorie des Behaviorismus dessen Grundposition dem Objektivismus zuzuordnen ist Unter Objektivismus versteht man eine grundlegende Position nach der Wissen als etwas angesehen wird das extern und 162 unabh ngig vom Lernenden existiert Ziel des Lernens ist es demnach Kenntnis der existierenden Objekte ihrer Eigenschaften und Beziehungen zu erlangen Lernen besteht dann darin dieses externe Wissen auf eine interne Repr sentation abzubilden die den externen Strukturen m glichst nahe kommt Verhaltensst rung ist demnach gelerntes Verhalten das genauso wieder verlernt werden kann Erziehung bei Verhaltensst rungen muss daher Lernprozesse anregen und steuern die zu einer nderung des Verhaltens in die erw nschte
236. e Unterschiede produziert die sozial konstruiert sind Nach konstruktivistischer Sicht wird Wirklichkeit nicht gefunden sie wird von einem Beobachter operativ erzeugt d h die Realit t ist f r den Beobachter prinzipiell unzug nglich und deshalb objektiv nicht erkennbar Die Welt ist nur als Raum von M glichkeiten gegeben die der Beobachter mit seinen Unterscheidungen und Beziehungen hervorbringt Der Beobachter bringt wie Martin Heidegger 1994 GA 79 32 sagt das so Bestellte in den Bestand Jede Aussage z B ber den Wert oder die Funktionalit t eines Verhaltens ist prinzipiell an einen Beobachter gebunden der selbst System ist und somit kognitiv geschlossen operiert Sowie nach der Lehre des Konstruktivismus die Wirklichkeit nicht unabh ngig von den unterschiedlichen Wahrnehmungen von Beobachtern ist h ngt das Gef hl der Minderwertigkeit ebenfalls entscheidend von der eigenen Befindlichkeit des Beobachters ab Wenn man dies in Anlehnung an den Konstruktivismus formuliert ist die Minderwertigkeit als Wirklichkeit sachlich gar nicht vorhanden sondern nur eingebildet oder konstruiert So sagte auch Adler oft dass wichtiger als angeborene Dispositionen objektive Erlebnisse und Umwelteinfl sse die subjektive Einsch tzung dieser Faktoren ist 70 Adler 1974a 23 Wobei jedoch nicht bersehen werden darf dass die Disposition sich selbst zu gering oder zu hoch einzusch tzen nicht isoliert in der Psyche
237. e auch von Virchow als der Anfang der modernen Medizin gedeutet Die Einf hrung der naturwissenschaftlichen Methoden in die Medizin hat die Tradition gebrochen diese 2000 j hrige Tradition die in aller Kopf ist in jedes Menschen Sprache und Denkweise Virchow zit n Schipperges 1968 114 Mit der Entwicklung der Grundlagenf cher der naturwissenschaftlichen Medizin wurde der Krankheitsbegriff dahin eingeengt dass jede krankhafte St rung einen lokalen Anfang und einen anatomischen Sitz im K rper hat vgl J tte 1996 28 Man konzentrierte sich immer mehr auf die Suche nach dem spezifischen Ort oder Sitz der Krankheit So sind heute mehr als die H lfte aller praktizierenden rzte Spezialisten Ackerknecht 1986 170 bereits im Jahr 1961 wurde die Zahl der Krankheitsbilder auf Bernd Wengler hat die Wurzelen eines einheitlichen Menschenbildes in der modernen Medizin bei Virchow gesucht Auf der Suche nach den Wurzeln eines einheitlichen Menschenbildes in der modernen Medizin und nach dessen Sinnhaftigkeit f r die Psychiatrie st t man fast notwendigerweise auf Rudolf Virchow 1821 1902 und sein Paradigma einer sozialen Medizin Das Individuum in seiner k rperlichen Ganzheit wird bei Virchow als soziales Wesen in seinen multidimensionalen schwerpunktm igen gesellschaftlich historischen Bez gen gesehen dabei von der sich neu entwickelnden naturwissenschaftlichen Medizin ausgehend Medizinische Wissenschaft wird dabei
238. e machen der Menschen Ohren taub Die f nferlei W rzen machen der Menschen Gaumen schal Rennen Eile und Hast und Jagen machen der Menschen Herz toll Tao te king Kapitel 12 Nach der bersetzung von Ular 1920 endet dieses Kapitel mit dem Satz All so Der Vollendete gewinnt dem Ich das Nicht Ich verliert nicht das Ich ans Nicht Ich meidet dieses m ht jenes Der 12 Spruch Laotse spricht so wie Menzius hier deutlich davon dass Begierde als bersteigerte Anspruchshaltung einerseits den Blick auf die wahren Zusammenh ngen zwischen dem Ich und Nicht Ich versperrt andererseits das Menschenherz Psyche krankhaft macht So hat er bersteigerte Anspruchshaltung als Quelle alles menschlichen bels beurteilt w hrend die Wurzel der menschlichen G te in der dauernden Selbstgen gsamkeit gesucht wird vgl Laotse Kapitel 46 Diese bersteigerte Anspruchshaltung die mit einem Zustand des bersteigerten Minderwertigkeitsgef hls in individualpsychologischem Sinne vergleichbar ist hat gleich wie in der Tugend des Jen von sich aus eine erweiternde Wirkung So sagte Menzius vgl VII B1 dass ein Jen Mensch seine G te und Sorge von seinen n chsten Angeh rigen auf diejenigen erweitert um die er sich sonst nicht sorgt w hrend ein schlechter Mensch sein Unbeteiligtsein von jenen Dingen die er nicht liebt auf diejenigen die er sonst liebt ausdehnt Das Ma an Jen das ein Mensch oder ein Individuum
239. e und damit so wichtig dass man ohne Kenntnis dieser Vorstellung nur sehr schwer das Menschen und Weltbild das Verh ltnis zwischen dem Menschen und seiner Umgebung oder dem Individuum und der Gesellschaft verstehen kann Diese Idee oder Lehre von der Analogie zwischen dem Menschen Mikrokosmos und der Natur Makrokosmos ist keine Eigenschaft der alte Chinesen Erstaunlicherweise wird auch in der europ ischen Philosophie bereits seit dem Altertum mit den Begriffen Makrokosmos und Mikrokosmos eine Beziehung zwischen der Welt als ganzer und einzelnen Teilen in ihr zum Ausdruck gebracht und zwar in der Weise dass das Universum und der jeweilige Teil als Kosmos d h als nach bestimmten Prinzipien geordnete Einheit angesehen wird dabei werden Universum und Teil in bezug auf ihre grundlegenden Strukturen als hnlich oder identisch interpretiert so dass Analogieschl sse vom Teil auf das Ganze und umgekehrt m glich sind Von besonderer Bedeutung ist hierbei auch die Vorstellung des Menschen als Mikrokosmos Im folgenden werden zun chst die Bedeutungen des in der chinesischen Philosophie hervorgehobene Einklangs von Himmel und Mensch betrachtet erstens die moralische Einheit und zweitens die Gleichsetzung des menschlichen Organismus mit dem Makrokosmos Darauf soll die geistige Geschichte der europ ischen Lehre von der Analogie zwischen Mirko und Makrokosmos grob verfolgt und schlie lich in Adlers Begriffen von Individuum Teil und Gemeinsc
240. e von Relationen bzw Funktionen unterscheidet sich von der neuzeitlich westlichen Philosophie der Substanz bei der ein dualistischer Gegensatz von z B Ordnung Chaos Subjekt Objekt Leib Seele etc sichtbar und das Weltbild vorwiegend quantitativ und mechanisch gekennzeichnet ist Die alten Philosophen betrachteten eine Polarit t nicht als einen Gegenstand sondern als ein System in einem speziellen Bewegungszustand Chaos oder Unordnung ist eine Beschreibung des Zustands eines Gegenstands und eine Bewegungsgleichung die seine zeitliche Ver nderung angibt Unordnung oder Chaos bedingt sich durch Ordnung und beide erweisen sich als interdependent Ordnung braucht Unordnung und Unordnung kommt aus zu starrer Ordnung Sie bedingen sich gegenseitig und zusammen f hren sie und nicht ein ber ihnen stehender spiritus rector zur Selbstorganisation Autopoiese von Systemen aller Art Watzlawick 1988 118 W rter wie Selbstorganisation Interaktion oder Wechselwirkung Bewegung oder Wandlung Verkn pfung usw sind W rter die in der stlichen Philosophie h ufig als Instrumente f r die Weltdeutung gebraucht werden Sie sind auch wie wir bereits im Kapitel 3 4 4 1 4 2 betrachtet haben die Kernw rter mit denen in der heutigen Systemtheorie die Wirklichkeit konstruiert wird F r beide ist die Welt ein System n mlich ein Zusammenschluss eines Mannigfaltigen zu einem einheitlichen und 110 wohlgegliederten Ganzen in dem je
241. e zum Ausgangspunkt einer neuen Konzeptionen des Organismus zu machte spielt in der Verbindung der Individualpsychologie mit dem Vitalismus eine zentrale Rolle da Adler ihn mit seiner auf einem humanistischen Menschenbild basierenden Sozialmedizin zum Vorbild nahm Virchows Zellularpathologie basiert auf der Auffassung des Organismus wonach dessen einzelnen Teile eine gesellschaftliche Einheit bilden Der lebende Organismus wird als eine Art von gesellschaftlicher Einrichtung einer Einrichtung socialer Art wo eine Masse von einzelnen Existenzen aufeinander eingerichtet ist aber so dass jedes Element f r sich eine besondere Th tigkeit von anderen Teilen her empf ngt doch die eigentliche Leistung von sich aus gehen l sst Virchow 1858 12 beschrieben Alle Lebewesen sind nach Virchow aus 129 Zellen und ihren Produkten aufgebaut alle Zellen stimmen in den Grundz gen ihres Aufbaus berein die Leistungen der Lebewesen sind letzthin die Leistungen der Zellen Der Organismus ist in diesem Sinne eine Gesellschaft lebender Zellen ein kleiner Staat wohl eingerichtet mit allem Zubeh r von Ober und Unterbeamten von Dienern und Herren grossen und kleinen ebd 1862 55 Dieses Bild des Organismus als einer gleicherma en rollen oder arbeitsteiligen Einheit setzte die Zelle mit einem liberalen Individuum gleich Die Zelle ist so gut der eigentliche B rger der berechtigte Repr sentant der Einzel Existenz wie jeder von un
242. ebe mit dem Aggressionstrieb kommt die Stellungnahme also eigentlich das Seelenleben des Menschen zustande Adler 1973b 62 Das Gemeinschaftsgef hl ist Lebensprinzip mit der wir uns alle Fragen des Lebens alle Beziehungen zur Au enwelt gel st vorstellen ebd 1983 26 Wenn man gen gend 135 Gemeinschaftsgef hl in sich tr gt und zur Mitarbeit geeignet ist entwickeln sich alle k rperlichen und seelischen Funktionen richtig normal und gesund vgl ebd 1973a 171 weil alles was wir wertvoll finden im Leben was besteht und bestehen bleibt f r ewig ein Produkt dieses Gemeinschaftsgef hl ist ebd 1983 27 Jede Abweichung vom diesem Gemeinschaftsgef hl bedeutet eine St rung der Beziehung zwischen Mikrokosmos und Makrokosmos Anfassung an gemeinschaftlichen Umfeld der Verbundenheit und der Wechselwirkung zwischen den Teilen im sozialen Leben an So ergibt sich an dieser Stelle eine Art Verwandtschaft der Begriffe dem individualpsychologischen Gemeinschaftsgef hl der leibnizschen pr stabilierten Harmonie und dem ostasiatischen Tao Ohne die pr stabilierte Harmonie in leibnizschem Sinne w re es denkbar dass es zwischen den Substanzen die in sich geschlossen sind keinerlei Wirkung aufeinander gibt dass alle diese Welten in v lliger Unverbundenheit und Zusammenhanglosigkeit voneinander unabh ngig und getrennt bleiben so dass ebenso viele Welten existierten wie es Substanzen gibt Dem
243. eborene kindliche F higkeit anderen Zuneigung entgegen zu bringen Nicht nur die nat rliche Umwelt sondern auch die menschliche Natur wurde somit entfremdet Das konventionelle Deutungs und Lebensmuster der Moderne hat weitgehend auf das famili re Leben eingewirkt Seit der Trennung der Arbeits von der Familienwelt durch die wirtschaftlichen und sozialen Anforderungen wurde die Familie immer weiter verkleinert wandelte sich somit auch das Familienklima die Elternschaft und Geschwisterkonstellationen Dieser Strukturwandel hat auch auf die traditionellen sozialen Funktionen der Familie Auswirkungen In der modernen Kleinfamilie wird im Vergleich zur traditionellen Gro familie die bermittlungsfunktion des kulturellen Erbes eingeschr nkt wodurch sich die heutige Familie mit ihren Mitgliedern immer mehr von alten Traditionen losl st Das Leben der einzelnen Personen in einer Familie h ngt mehr und mehr an der eigenen Biographie Der Familie geht durch das Fehlen strukturellen Bedingungen Erziehungsm glichkeit verloren In der Einkind oder Kleinfamilie bietet sich dem kindlichen Leben keine Gelegenheit Ganzheit in der menschlichen Beziehung sowie Br der und Geschwisterliebe oder ein soziales Leben mit mehreren Generation zu erfahren Die Kinderwelt ist also in vieler Hinsicht reduziert und aufgespaltet Der Verschlei an materiellen und ideellen Werten entwurzelt den Menschen und bedroht sein Recht auf Tradition seine M glichkeit de
244. egt stehen vor allem die einf hlenden Beziehungen die in der kindlichen Seele die Gemeinschaftsbezogenheit erweckt Dar ber hinaus haben beide ein gemeinsames Menschenbild Obwohl bei Adler 266 die angeborene soziale Tendenz als phylogenetisch und im Konfuzianismus als ontogenetisch dargestellt wird verstehen beiden den Menschen als f hig zur N chstenliebe Anteilnahme f r den Mitmenschen Kooperation und Hilfsbereitschaft Beide haben sich die Entfaltung und Pflege dieser angeborenen F higkeiten durch ein entsprechende Erziehung zum Ziel gesetzt Durch die Anwendung des individualpsychologischen Ansatzes k nnte die konfuzianische Erziehung z B zum xiao und Jen die M glichkeit gewinnen einen auf ihrem kulturellen Boden verwurzelten psychologischen Charakter zu finden und zu systematisieren womit es auch m glich scheint den bisher kritisierten Ruf als r cksichtslose kanonisierte traditionelle bzw wohldosierte Erziehung abzulegen und eine moderne Erziehung und Therapie zu entwickeln Beide Erziehungslehren bieten eine Neukonzipierung des Verh ltnisses zwischen Kindern und Eltern Sch lern und Lehrern Wir und Ich Gemeinschaft und Ich Die Erforschungen der Synthese dieser beiden Richtungen n mlich die wissenschaftlichen Aspekte des Gemeinschaftsleben in der Individualpsychologie und die ethischen Aspekte des harmonischen Zusammenlebens im Konfuzianismus erscheinen mir bedeutsam f r die heutige ps
245. ehungslehre die durch anthropologische Argumente begr ndet worden ist betont ununterbrochen die Notwendigkeit des Lernens somit h ngt die menschliche Entwicklung im Sinne von Sittlichkeit nicht nur von dem eigenen Willen sondern auch von der Erziehung ab Zwar ist das Lernen f r Konfuzius durchaus nur ein Ausgangspunkt aber ohne das Lernen sind alle Bem hungen und der Willensentschluss zum Rechten sinnlos und irref hrend sittlichkeit lieben ohne das Lernen zu lieben diese Verdunkelung f hrt zur Torheit Weisheit lieben ohne das Lernen zu lieben diese Verdunkelung f hrt zu Ziellosigkeit Wahrhaftigkeit lieben ohne das Lernen zu lieben diese Verdunkelung f hrt zu Besch digung die Geradheit lieben ohne das Lernen zu lieben diese Verdunkelung f hrt zu Grobheit den Mut lieben ohne das Lernen zu lieben diese Verdunkelung f hrt zu Unordnung die Festigkeit lieben ohne das Lernen zu lieben diese Verdunkelung f hrt zu Sonderlichkeit Konfuzius Gespr che 17 8 Obwohl im Konfuzianismus der Mensch von Natur aus gut ist ist seine Entwicklung und Reife nur im Erziehungsprozess m glich Es ist egal wie gut ein Samen auch sein mag ohne die hingebungsvollen H nde des Bauer entstehen keine guten Fr chte daraus In der gleichen Bedeutung legte ein Konfuzianer im Buch Li Gi die Erziehung in Zusammenhang mit der Menschennatur wie folgt dar Was der Himmel dem Menschen bestimmt hat ist sein Wesen Was dieses Wesen z
246. ei Adler von der Logik des menschlichen Zusammenlebens ausgeht ist eigentliche Kraftquelle und Motor im Innersten der menschlichen Existenz und Organ des Werterkennens Rattner 2002 26 Dies ist letztlich die Grundlage aller Ethik eine Reflexion ber die Daseinsberechtigung des anderen 4 3 4 3 ETHISCHE GRUNDS TZE BEI DER THERAPIE Die entscheidenden Momente der therapeutischen Beziehung in der Individualpsychologie lassen sich mittels ethischer Kategorien formulieren Ihre therapeutische Bedeutung der Therapeut Patient Beziehung erschlie t sich am ehesten in einer transdisziplin ren Betrachtungsweise die ber die Unterscheidung von Medizin Psychologie und Soziologie hinausweist und auf ethischen Konzeptionen fu t Adler 1927 f hrt in seiner Ver ffentlichung Die ethische Kraft der Individualpsychologie aus dass wir nicht Verwalter der Moral und der Tugend sind aber es darum zu tun ist Menschen zu ermutigen wenn sie leiden und durch sie die Umgebung mitleidet ders 1927 201 So obliegt dem Psychotherapeuten die versp tete bernahme der m tterlichen Funktionen wenn die Erziehung und Umwelt dies vers umt haben Adler 1981 89 Der Psychotherapeut steht somit im Levinasschen Sinne st ndig in einer ethischen Situation auf das fragende Antlitz des Patienten zu antworten Der Psychotherapeut als Ver Antwortender muss ein guter Helfer sein Dieses Gute hat sowohl die Bedeutung eines guten Fachmannes
247. eihundertf nfundsechzig Tage der Mensch ebenso viele Glieder Der Himmel hat Tag und Nacht der Mensch Zeiten der Ruhe und Zeiten der Aktivit t Das Jahr hat zw lf Monate der Mensch zw lf gro e Knochen Dies sind die Entsprechungen zwischen dem Menschen und Himmel und Erde Lingshu 71 Xieke Nach dieser Auffassung stellt der menschliche K rper das gro e Universum dar und dieser Mikrokosmos enth lt alles was im Makrokosmos vorkommt Entsprechend Stimme Farbe Geschmack und Geruch in der Materiellen Welt hat der Mensch Ohr Auge Mund und Nase Mit diesen Organen kann er alles auf der Welt in sich aufnehmen Alle Elemente im Kosmos sind also auch in seinem K rper der wiederum zum gro en Kosmos geh rt vorhanden Die Einheit von Himmel und Mensch bedeutet dabei nicht allein die Entsprechungen der organischen Natur sondern auch deren Funktionsweise Die Naturgesetze beherrschen den K rper des Menschen und sein seelisches Leben Der Ordnung der Natur zu folgen und mit ihr in Einklang zu sein hei t nach dem Tao zu leben Dies gilt in China als der wichtigste Weg zur Erhaltung der seelisch k rperlichen Gesundheit Eng verbunden mit den Konzepten von Gesundheit und Krankheit sind die Vorstellung von der Zirkulation innerhalb des Systems des Austausches beispielsweise in Form von Atmung Nahrung und Meditation zwischen dem Organismus und seiner Umgebung Gesundheit bedeutet ein harmonisches Funktionsgleichgewicht inner
248. einer tiefsten Aphorismen Ja seine ganze Gedankenwelt ist von den Lehren dieses Buchs durchdrungen 103 ist es der polaren Entfaltung Yin Erde und Yang Himmel unterworfen Eine Zusammenfassung aus der altchinesischen philosophischen Schule Dsou Yen stellt diesen Vorgang noch sichtbarer dar Am Anfang waren Himmel und Erde im Stadium des Chaos das wie ein Ei geformt war Nach 18000 Jahren brachen Himmel und Erde auseinander das klare Yang wurde zum Himmel und das tr be Yin zur Erde zit n H Wilhelm 1995 189 Yang wurde im Buch der Wandlungen durch einen ganzen Strich gekennzeichnet Yin durch einen gebrochenen Strich Die Kombination von Yang und Yin bedeutet die von Himmel und Erde Aus der Kombination von Himmel und Erde ergeben sich die Zeit Fr hling Sommer Herbst und Winter und der Raum Osten S den Westen und Norden s die unteren vier verschiedenen Zeichen Aus diesen Yin Yang Verh ltnissen erkl rt sich z B der periodische Wechsel der Jahreszeiten Im Sommer steht die Kraft des Yang auf ihrem H hepunkt im Herbst tritt es allm hlich gegen ber dem Yin zur ck bis dieses im Winter h chste Entfaltung erreicht um im Fr hling wieder seine Kraft an das Yang abzugeben c Yang Yang das alte oder gro e Yang das Zeichen von S den und Sommer Yang Yin das junge oder kleine Yin das Zeichen von Westen und Herbst Aa Yin Yin das alte oder gro e Yin das Zeichen
249. eines Menschen ist und bedeutet die Tiefe zwischen den Sternen und der Erde der ganze Leib mit allem bedeutet Himmel und Erde und ist auch von Erde das Blut bedeutet das Wasser oder Odem bedeutet die Luft die Blase darinnen die Luft qualifiziert bedeutet die Tiefe zwischen den Sternen und der Erde darinnen Feuer Luft und Wasser qualifiziert und die Feuer Luft und Wasser qualifizieren auch in der Blase wie in der Tiefe ber der Erde Die Adern bedeuten die Kraftg nge der Sterne denn die Sterne in ihrer Kraft herrschen in den Adern und treiben den Menschen in ihrer Gestalt Das Eingeweide und die D rme bedeuten der Sterne Wirkung Das Herz 120 im Menschen bedeutet die Hitze oder das Element Feuer denn die Hitze hat im Herzen ihren Ursprung im ganzen Leibe B hme 1974 71ff Diese kosmischen organizistischen Vorstellungen der Renaissancephilosophen mit ihrer Analogie zwischen Makro und Mikrokosmos bedeuten zusammenfassend Die Welt ist in verschiedene Sph ren unterteilt und alle Dinge auf der Welt gehen aus einem einzigen hervor Dieses Eine soll alles auf der Welt erschaffen haben und es durchstr men Dieses Einzige nennen einige Philosophen Gott Diese von Gott erschaffenen Dinge sind zwar anteilig g ttlich aber nicht auf einer Stufe mit Gott Alle Dinge und deren Seelen werden im Universum von der G ttlichkeit durchstr mt sind miteinander verbunden und befinden sich in einem komplexen Gef ge
250. einzelnen mit der Gemeinschaft ebd 65 vermitteln Die Klasse als St tzungsgemeinschaft schenkt zun chst den gehemmten versch chterten oder aggressiven Kindern ein Sicherheitsgef hl oder ein Gef hl des Aufgenommenseins da die Klasse eine Atmosph re der unscheinbaren Hilfsbereitschaft in der jeweiligen Situationen schafft vgl Bleidick 1985 121 Wenn im Unterricht eine Lernschwierigkeit oder Verhaltenauff lligkeit bei einem Kind auftritt sollte es nicht in Klasse f r zur ckgebliebene Kinder gesteckt werden sondern durch die Kinder die dazu in der Lage sind unterrichtet und unterst tzt werden Dabei k nnen diejenigen Kinder sinnvolle Tutoren Helfer im Unterricht sein die ihre eigenen Schwierigkeiten erfolgreich bew ltigt haben vgl Adler 1976 103 Brinbaum 1931 177 Benkmann 1995 423 Neben dem Einsatz von Tutoren sollte es so schlug Adler vor ebd noch Clubs geben die den Kindern weitere Bildungsm glichkeiten anbieten Dort k nnten die Kinder ihre Hausarbeiten machen sich mit Spielen die Zeit vertreiben B cher lesen usw Auf diese Weise erhielten sie ein Training in Mut statt in Entmutigung In der Schulklasse herrscht damit eine wechselseitige Ermutigung und ein Mutstrom Bleidick 1985 121 Die Klasse als Aussprachegemeinschaft tr gt zur Aufarbeitung fehlerhafter Lebensstile einzelner Sch ler und zur Enth llung des Sich gegenseitig helfen Wollens bei Es geht um freie Klassenbesprechungen
251. eit ber das hinausgehen was minimal notwendig w re f r ein solches berleben und die Erhaltung der Art Man wei von der menschlichen Spezies mit Sicherheit dass sie ber die prim re Befriedigung hinaus noch ganz andere Bed rfnisebenen haben kann die z B mit der der Mehrung seines Eigentums dem Streben nach berlegenheit u zu tun haben Der oben von Menzius dargestellte kleine Mann wer dem Kleinen in sich folgt meint einen Menschen der seinen Blick nur auf die augenblickliche Mangelbefriedigung richtet so dass die Sicht auf anderes au erhalb der angestrebten Mangelbefriedigung versperrt ist Seine von Natur aus gegebene innere Pers nlichkeitsstruktur die seine Seele bis zu dem Punkt an dem er mit der ganzen Der chinesische Urtext verwendet daf r durchg ngig den chinesischen Terminus yu X Dabei ist die urspr ngliche Bedeutung des linken Zeichenteils X qian die von Mangel an etwas geringe Menge von etwas und stellte urspr nglich einen sitzenden Menschen mit einem gro en Mund dar Der rechte Zeichenteil f gu hingegen bedeutet leer nicht mehr voll Die Bedeutungsassoziation weist somit auf den Begriff Begehren hin 224 Gemeinschaft zusammenflie t vgl Menzius VIVA13 bleibt hingegen weitgehend au er Betracht Laotse hat in hnlichem Sinne die Begierde mit der Sinneswahrnehmung des Menschen in Verbindung gebracht Die f nferlei Farben machen der Menschen Augen blind Die f nferlei T n
252. eit Franfurt a M 1992 Rogner Josef Kompensation In Reinhard Brunner u Michael Titz Hrsg W rterbuch der Individualpsychologie M nchen Basel 1995 S 261 263 Rogner Josef u Titze Michael Motivation In Reihard Brunner u Michael Titze Hrsg W rterbuch der Individualpsychologie 2 Aufl M nchen Basel 1995 S 331 334 Ronge P H Vorwort zur niederl ndischen Ausgabe In Alfred Adler Lebensprobleme 1937 Frankfurt a M 1994 S 11 18 Roth Gerhard Wie das Gehirn die Seele macht Vortrag am 22 April 2001 bei den 51 Lindauer Psychotherapiewochen 2001 http www liptw de vortraege2001 g_roth html Rothenberger Aribert u H ther Gerald Die Bedeutung von psychosozialen Stre im Kindesalter f r die strukturelle und funktionelle Hirnreifung neurobiologische Grundlagen der Entwicklungspsychopathologie In Prax Kinderpsychol Kinderpsychiat 46 1997 S 623 644 Rothenberger Aribert u Moll Gunther Klassifikation und neurobiologische Grundlagen des Hyperkinetischen Syndroms In Ulrike Franke Hrsg Therapie aggressiver und hyperaktiver Kinder M nchen 1999 S 13 39 Routh Donald K Developmental and Social Aspects of Hyperactivity In Carol K Whalen u Barbara Henker B Ed Hyperactive Children New York u a 1980 Rudolf Gerd Der Beitrag der Psychosomatik zur Theorie und Praxis der Medizin In Axel Bauer Hrsg Theorie der Medizin Dialoge zwischen Grundlagenf chern und Klinik Heidelberg Lei
253. ektivische Ansichten einer einzigen Leibniz Monadologie 857 Im obigen Sinne gibt es keine zwei gleichen Monaden 9 Jede Monade spiegelt das Universum auf einmalige unverwechselbare und unvergleichliche Weise Monaden sind Individuen deren Bestimmungen erst im Vergleich mit anderen Monaden also unter Voraussetzung einer Vielheit derselben und in Absetzung von ihnen verst ndlich werden Gloy 1996 50 Diese Individualit t erkl rt sich nach Leibniz aus dem jeweiligen einmaligen metaphysischen Standpunkt in bezug auf das Universum Kraft und Streben Da eine Monade keine Teile hat kann man sie auch nicht als Materie betrachten Sie ist ein geistiges Wesen dessen Charakter vor allem durch Aktivit t bestimmt wird 15 Das bedeutet eine Monade ist keine tote Materie sondern etwas h chst Lebendiges T tiges Wirkendes Das Wesen dieses dynamischen metaphysischen Punktes wurde von Leibniz als Kraft bezeichnet Die Monade ist also nichts anderes als Kraft das immanente Prinzip der Substanz Da der Kraftbegriff ein Relationsbegriff ist der das Streben von einem Anfangs zu einem Endpunkt bezeichnet l sst er sich durch Intentionalit t durch Gerichtetsein auf ein Ziel hin charakterisieren Gloy 1996 51 Leibniz setzt mit Monade den aristotelischen Begriff Entelechi gleich der als F higkeit sich nach der urspr nglichen angelegten Form zu entwickeln oder als eine zielstrebige Kraft eines Organism
254. en Das Yin ist das Pendant des Yang die Frau das des Mannes der Sohn das des Vaters der Untertan das des F rsten Es gibt kein Ding das ohne Pendant w re und jedes Mal verhalten sich beide Teile wie Yin und Yang Das Yang ist mit dem Yin und das Yin mit dem Yang koexistent Der Mann ist mit der Frau und die Frau mit dem Mann koexistent Der Vater ist mit dem Sohn und der Sohn mit dem Vater koexistent Der F rst ist mit dem Untertan und der Untertan mit dem F rsten koexistent Die gerechte Ordnung zwischen F rst und Untertan Vater und Sohn Mann und Frau entstammt s mtlich dem Prinzip von Yin und Yang Chungin fanlul2 53 5b f wiederzit n Roetz 1992 368 Nach den alten Chinesen besitzen alle Dinge im Kosmos den gleichen Erzeugungsimpuls Die Erzeugungskraft des Kosmos ist wiederum durch die Einigung der gegens tzlichen aber sich erg nzenden Elemente und Kr fte Yin und Yang zustande gekommen Die oben dargestellten f nf zwischenmenschlichen Beziehungen sind in gleichem Sinne von diesem Erzeugungsimpuls und deshalb auch von zwischenmenschlicher G te beseelt und bilden aus diesem Grund die kosmische Einheit der Menschlichkeit Anders ausgedr ckt Im konfuzianischen Menschenbild geh ren die guten Anlagen zur wesentlichen Natur des Menschen Diese angeborenen F higkeiten n mlich kosmischer Erzeugungsimpuls und zwischenmenschlichen G te k nnen vor allem durch die oben genannten f nf zwischenmenschlichen Beziehungen
255. en Eigenschaften fehlen bei abnormalen Personen Adler 1978 56 zit n Ansbacher u Ansbacher 1995 128 Unter soziale Aufgaben versteht die Individualpsychologie Anforderungen die in zwischenmenschlichen Beziehungen auf schulischer oder beruflicher Ebene entstehen oder bestehen Psychische Aufgaben betreffen zum einen das System angeborener Bed rfnisse d h die Befriedigung des Bed rfnises nach Z rtlichkeit nach Bindung nach Sicherheit und Orientierung das f r Adler Teil des angeborenen Gemeinschaftsstrebens Adler 1972 66 ist Zum anderen betreffen sie kognitive Strukturen wenn ein Individuum Inkonsistenz oder Minderwertigkeitsgef hle vermeidet oder verringert indem es an den Forderungen der Au enwelt und an seinen F higkeit sie zu erf llen mit seiner subjektiven Meinung arbeitet vgl Adler 1982b 87 Unter sozialen Ressourcen versteht man Mittel die auf seiten der Umwelt zur Verf gung stehen n mlich g nstige psychosoziale Bedingungen im famili ren privaten beruflichen oder gesellschaftlichen Umfeld und soziokulturelle Bedingungen wie Ordnungen 97 Normen usw Psychische Ressourcen sind bestimmte Pers nlichkeitseigenschaften die den individuelle Lebensstil durchformen So bezieht sich der individualpsychologische Begriff der Normalit t auf die Kooperationsf higkeit des betreffenden Individuums seine Kenntnis der Spielregeln des Gemeinschaftslebens seine Bereitschaft diese in vern nftiger Weise
256. en Interaktion von zwei Pers nlichkeiten Dieses Gef hl der Freundschaft begrenzt sich nicht auf die bekannten Beziehungskreise sondern kann sich auch auf Menschen des Altertums erstrecken wenn man ihre Gedichte XiaoJ ing Das Buch der kindlichen Piet t entstand aus dem Gespr ch zwischen Konfuzius und seinem Sch ler Zeng Zi 505 436 v Chr ber die kindliche Piet t Dieses Werk sollte Kinder und Jugendliche im richtigen sozialen Verhalten unterweisen 140 oder Werke liest vgl Mengzi VV B8 Wenn ein Mensch f hig ist mit einem anderen eine vertrauensw rdige Freundschaft zu schlie en hat er auch viele andere soziale Kompetenzen sich in eine Gemeinschaft zu f gen sich selbst zu opfern und auch etwas zur Gemeinschaft beizutragen So ein Mensch kann seine Freunde als seine lteren oder j ngeren Geschwister betrachten begegnet allen zur gleichen Generation geh renden Menschen so wie seinen eigenen Freunden n mlich mit Humanit t Gerechtigkeit und H flichkeit Aus diesen f nf Beziehungen besteht das richtige Verhalten von Menschen zueinander um zwischenmenschliche Beziehungen harmonisch zu gestalten Diese Ethik ist wie oben erw hnt auf die kosmologische Spekulation begr ndet in der alles menschliche Verhalten mit der Bewegung des Kosmos mit Yin und Yang erkl rt wird So baute auch Dong Zhongshu ca 179 104 v Ch seine Moraltheorie in das Yin Yang Prinzip ein Alle Dinge m ssen ein Pendant hab
257. en Systeme von im Zusammenspiel stehenden Komponenten welche die gegenseitige Abh ngigkeit aufweisen vgl Needham 1984 218f Der Mensch hat sich als Gemeinschaftswesen entwickelt ohne Kontakt mit anderen Menschen kann es ihm weder physisch noch psychisch wohlergehen Also ist gesundes Leben einerseits von zwischenmenschlichen Beziehungen andererseits von der Beziehung mit Mit und Umwelt abh ngig Bei der konfuzianischen Ethik handelt es sich somit nicht um blo e Anforderungen an die Verhaltensregeln sondern um eine Erweckung der menschlichen Natur Jen der urspr nglichen Tendenz zu organischer Koordination wodurch Natur und menschliche Ordnung ein harmonisches Ganzes bilden Nun k nnen wir verstehen warum Konfuzianer die psychische physische Krankheit oft mit moralischen Verhalten im Zusammenhang bringen In den Gespr chen sagte Konfuzius Wer Jen praktiziert der 7 Konfuzius sch tzte das Buch der Wandlung I Ging hoch ein sagte Wenn mir noch einige Jahre verg nnt w ren da ich das Buch des Wandels fertig studieren k nnte so m chte ich wohl wenigstens grobe Verfehlungen zu vermeiden imstande sein Gespr che 7 16 33 lebt lange 6 23 Langes Leben bedeutet eine nat rliche Lebensspanne aber nicht verl ngertes Leben Gesundes Leben deshalb weil Jen in engerem Zusammenhang mit der Gesundheit steht Und Jen ist die interaktive Basis der Kommunikation die Gegenseitigkeit der zwischenmenschlichen
258. en des anderen zu h ren und mit dem Herzen des anderen zu f hlen Adler 1982a 224 Ich und die anderen stehen derart in bestimmten Beziehungen zueinander dass eine Ver nderung eines Elements auf alle andern Elemente ber Perturbation zur ckwirkt und deren Kommunikation und Zusammenarbeit kann nur gelingen wenn gegenseitige Verhaltenserwartungen aufeinander abgestimmt werden So bildet das Individuum mit dem anderen eine Wir Welt ein neues bergeordnetes Ganzes Es erweist sich also als Einheit eines Beziehungsgef ges n mlich ein System das sich durch den und im wechselseitigen Bezug konstituiert Die Konstruktion dieser Beziehungswirklichkeit ist zugleich ein Prozess in dem sich die entwickelten Formen der gesellschaftlichen Erkenntnis konstituieren Im Verlauf dieser Entwicklung gelangt das Individuum dazu allm hlich ein Bild von sich selbst das es ber die Interaktion mit den anderen erfahren hat zu errichten d h also sich selbst ber die soziale Interaktion zu objektivieren Diese Selbst Objektivierung erm glicht die beiden ersten Standpunkte der Standpunkt des Ichs und der anderen zu berblicken zueinander in Bezug zu bringen Das Individuum wird nun f hig einen dritten dissoziierten Standpunkt einzunehmen somit die soziale Bedeutung der gegenseitigen Verpflichtung und des Ausf llens einer Rolle die durch die Zusammenarbeit ausgef llt werden sollen zu erkennen und schlie lich das Ganze und sich sel
259. en die Natur und gegen fremde Kulturen Soziale Kompetenz ist eine F higkeit des Zusammenlebens mit Anderen und eine F higkeit des Be Ziehens auf Anderen Nach Alfred Adler ist es eine F higkeit mit den Augen des anderen zu sehen mit den Ohren des anderen zu h ren und mit dem Herzen des anderen zu f hlen Adler 1982a 224 Ein sozial bef higter Mensch schafft nach Konfuzius 29 f r andere Stellungen die er f r sich selbst w nscht Er bringt andere dazu zu erreichen was er selbst erreichen m chte Die F higkeit von sich selbst auf andere zuzugehen kann als die Richtung zur G te betrachtet werden Gespr che 6 30 Das Symptom der fehlenden sozialen Kompetenz darf nicht auf einzelne Personen oder auf betroffene Gruppen beschr nkt betrachtet werden es ist viel mehr eine soziale Vererbung die sich seit wir uns unserer vorindustriellen Normen entledigt haben in unserem Menschen und Weltbild ausgepr gt hat Diese soziale F higkeit wird hier als Schl ssel bezeichnet durch den alle menschlichen Beziehungsst rungen zu denen Ethno und Anthropozentrismus Orientalismus Gewalt im Kolonialismus bis hin zur allt glichen Gewalt psychische St rungen und Verhaltensauff lligkeiten bei Kindern und Jugendlichen zu z hlen sind verstanden werden Wenn dieser Ansatz heutige individuelle gesellschaftliche Verunsicherung in Beziehung mit sozialer Kompetenz zu sehen an Bedeutung gewinnt ist der Versuch auch se
260. en entwickelt Seidenfu 1995 187 Insofern hat das Gemeinschaftsgef hl f r Adler eine kognitive Funktion Ansbacher 1981 leitende kognitive Struktur oder wird als bewertende Einstellung verstanden ders 1968 145 132 Auch Branke 1998 222 hat sich darauf beziehend das Gemeinschaftsgef hl als kognitive Leistung verstanden und dessen Entwicklung in der dreidimensionalen Wirklichkeitskonstruktion festgehalten 1 die Sicht und das Erleben von seinem eigenen subjektiven Standpunkt 2 die Sicht und das Erleben vom imaginierten subjektiven Standpunkt des anderen 3 die Sicht und das Erleben von einem dritten imaginierten subjektiven Standpunkt von dem aus die beiden ersten Standpunkte berblickt und zueinander in Bezug gebracht werden k nnen Regieposition Die oben dargestellten biologischen Grundlagen des Menschen sind der Ausgangspunkt zur Wirklichkeitskonstruktion der sozialen Beziehung Die Welt des Kindes entsteht erst aus dem innigen Kontakt mit seiner Mutter im Geist der vorbehaltlosen Annahme des K rpers und des vollkommenen gegenseitigen Vertrauens Aus der Sicht des Beobachters erscheint es als w rde das Kind in einen bereits vorhandenen Existenzbereich eintreten Aber das Kind entdeckt keine vorgegebene Welt vgl Verden Z ller 1993 sondern es konstruiert seine eigene Welt in der Wechselbeziehung mit den Bezugspersonen selbst 82 Es ist gerade eine Welt in der das Kind Schutz und Zuwendung
261. en l t auf diese Weise die Selbstkonstitution also laufend reproduziert ebd 59 Die Letztelemente die im System dessen Einheit herstellen und aufrechterhalten sind nicht von au en ontologisch vorgegeben sondern werden als Elemente erst vom System hergestellt sind also selber hochkomplexe Zusammensetzungen vgl ebd 42f Diese Auffassung weist einen engen Zusammenhang auf und erfasst sinngem die zentralen Aspekte von Adlers theoretischen Darlegungen ber die Pers nlichkeitsentwicklung bzw die Bildung des Lebensstils Wie oben betrachtet distanziert sich auch Adler von der Vorstellung dass der Lebensstil bestimmten Struktur oder Umweltvorgaben gehorche dass objektive Bedingungen als notwendig und unabdingbare Voraussetzung f r die Entwicklung von Lebensstilen anzusehen sei Der Lebensstil ist nicht als abh ngige Variable innerer oder u erer struktureller Bedingungen zu verstehen sondern im Lebensstil werden alle Lebensbedingungen f r sich interpretiert verkn pft und in eine spezifische Form gebracht Bei der Betrachtung des Pers nlichkeitsaufbaus sticht uns als Hauptkonstruktionsfehler ins Auge da ihre Ganzheit ihr besonderes Lebensziel der ihr eigent mliche Lebensstil sich nicht auf objektive Realit t gr nden sondern auf der subjektiven Ansicht des Individuums von den Lebenstatsachen Die begriffliche Vorstellung die Auffassung einer Tatsache ist niemals die Tatsache selbst Aus genau diesem Gr
262. en mitwirken durch die ein Kind die verschiedenen zwischenmenschlichen d h sozialen Beziehungen erfahren und anwenden kann Bei Betrachtung der tats chlichen Erziehungst tigkeit und der Wechselbeziehungen der Familienmitglieder untereinander lassen sich grob drei Gruppen mit unterschiedlicher Funktion feststellen Gro vater Vater und Onkel als Erzieher Gro mutter Mutter und Tante als seelischer Bezugspunkt und Geschwister und Cousins als Kameraden Jede Bezugsperson in jeder einzelnen Gruppe stellt wiederum einen eigenen sozialen Bezugsrahmen dar In diesen verschiedenen sozialen Bezugsrahmen bt das Kind direkt und indirekt die f nf Verhaltensvorgaben des Sittenkodex s Kapitel 5 3 1 ein und wird damit f r die Gemeinschaft erzogen und lernt so harmonische menschliche Beziehungen aufzubauen In der konfuzianischen Gesellschaft gilt die Familie als die grundlegende soziale Einheit also als eine Kleinform der Gesellschaft des Staates und des Universums Wird ein Kind durch die Familienerziehung ein gutes Familienmitglied wird es auch ein n tzliches Mitglied der Gesellschaft des Staates und dar ber hinaus der Welt Der Misserfolg der sozialen Beziehung des Kindes innerhalb der Familie die eine kleine Gesellschaft bildet bedeutet darum den Misserfolg des Soziallebens in der Gesellschaft Darum h lt die konfuzianische Gesellschaft die Erziehung f r sehr wichtig Bei der Betrachtung der traditionellen Erziehungsform zeigt sich da
263. en und sich f r die richtigen Zielen einzusetzen Diese F higkeit zur Wirklichkeitskonstruktion die von Natur aus gegeben ist steht mit dem Tao im Einklang Ihre freie Entwicklung soll gew hrleistet werden was aber nicht durch ein berma an Aktivit t geschieht Deutlich wird dies in einem Dialog Menzius mit Gau Dsi ber die Menschennatur der f r sich spricht Die menschliche Natur I Holz und Ger te Gau Dsi sprach Man mag die menschliche Natur mit einer Weide vergleichen und die Pflicht mit Bechern und Schalen Man formt die menschliche Natur zu Liebe und Pflicht wie man die Weide zu Bechern und Schalen formt Mong Dsi sprach K nnt Ihr der Natur des Weidenbaums folgen wenn Ihr Becher und Schalen daraus macht oder m sst Ihr der Natur des Weidenbaums Gewalt antun ehe Ihr Becher und Schalen daraus formen k nnt Und wenn Ihr der Natur des Weidenbaums Gewalt antun m sstet um Becher und Schalen daraus formen zu k nnen dann m sst Ihr also auch der Natur des Menschen Gewalt antun um Liebe und Pflicht daraus zu bilden Wahrlich Eure Worte m ssen die Wirkung haben da die Menschheit in Liebe und Pflicht ein Unheil sieht Menzius VI A1 Die menschliche Natur II Das Wasser Gau Dsi sprach Die Natur gleicht einem Wasserwirbel l sst man im Osten einen Ausweg so lie t das Wasser nach Osten ffnet man nach Westen einen Ausweg so flie t es nach Westen Die Natur kennt keinen Unterschied zwischen Gut
264. en von Adler am meisten zitierten Philosophen geh rt Leibniz m E sicherlich nicht Aber Adler zitiert oft die Philosophien des deutschen Idealismus und der Romantik die von Leibniz stark beeinflusst waren Zu ihnen z hlen z B Kant Hegel Vaihinger Dilthey Nietzsche Bergson und dazu sp tere Philosophen wie Sartre und Heidegger usw So haben in mehrfacher Hinsicht Darstellungen Leibniz in der Individualpsychologie besonders im Kerngedanken von Adlers Pers nlichkeitstheorie ihren Niederschlag gefunden n mlich dem Konzept eines einheitlichen zielgerichteten sch pferischen 126 Individuums welches im gesunden Zustand in einer positiven konstruktiven ethischen Beziehung zu seinen Mitmenschen steht a b c Der Mensch als unteilbare Einheit Sowie das Charakteristikum der Unteilbarkeit der Monade bei Leibniz von entscheidender Bedeutung ist wird in der Individualpsychologie der Mensch als unteilbare Einheit n mlich als In dividuum begriffen wobei alle seine Lebens u erungen n mlich Denken F hlen und Handeln in einem funktionalen Zusammenhang stehen Der Mensch ist f hig selbst zu bestimmen und selbst zu regulieren Die Seele des Menschen die Monade eine F higkeit der Vorstellung bei Leibniz ist sehr autonom v llig unabh ngig von au en und repr sentiert damit in eigener Weise die ganze Welt Sie steht zwar st ndig in der Beziehungen mit anderen konstruiert jedoch diese Beziehungswirklich
265. en werden k nnen liefern nur sehr indirekte Hinweise auf eine ver nderte Aktivit t des dopaminergen Systems wobei es sich nicht um prim re Ursachen sondern um Reaktionen handelt vgl H ther u Bonney 2002 56ff 187 noch nicht ausreichend entfaltet ist oder dass das Kind dazu nicht gen gend ermutigt wurde 6 2 Das individualpsychologische Verst ndnis von Verhaltensst rungen und Lernbeeintr chtigungen und die erzieherischen Interventionsma nahmen 6 2 1 Grundriss des individualpsychologischen Ansatzes ber Verhaltens und Lernst rungen F r Adler ist das Individuum von seinen nat rlichen Anlagen her zu positiver und gemeinschaftsbezogener Entwicklung f hig Dieses nat rliche Potential kann vor allem in der Kindheit durch die faktischen Lebensgegebenheiten seiner Umwelt n mlich durch einen biologischen psychologischen oder sozialen Sachverhalt weiter ermutigt oder verhindert werden Dabei h ngt es entscheidend davon ab wie das Kind den Sachverhalt einsch tzt wie es mit diesem umgeht welche Bedeutung es ihm zuschreibt und ihn so erst als Risiko konstruiert Ausgehend von der grundlegenden Annahme dass es sich bei Lern und Verhaltensauff lligkeiten weniger um die St rung eines einzelnen Individuums oder einer Teilfunktion dessen sondern mehr um Beziehungsst rungen in einem komplexen Netzwerk handelt wendet die folgende Darstellung die individualpsychologische Begrifflichkeit und Intensit t auf Lern und Ve
266. ene dachte man sich als Teile einer Hierarchie der Ganzheiten die ein kosmisches Muster bilden in dem Jedes auf alles Andere einwirkt jedoch nicht durch mechanische Anregung sondern durch Kooperation mit den spontanen Beweggr nden der eigenen inneren Natur Die nat rliche Welt war also f r die Chinesen nichts Feindliches oder B ses das st ndig durch Willenskraft und rohe Kraft zu unterjochen war sondern vielmehr etwas wie der gr te aller lebenden Organismen dessen ihn beherrschende Grunds tze verstanden werden mussten damit das Leben in Harmonie mit ihm gelebt werden kann Nennen Sie das wenn Sie wollen organischen Naturalismus wie immer man es beschreiben mag Dies war die Grundhaltung der chinesischen Kultur durch die Zeiten Needham 1977 65 Der organische Naturalismus des chinesischen Denkens ist im wesentlichen auf die Vorstellungen eines sehr alten kanonischen Buchs der vorkonfuzianischer Zeit zur ckzuf hren dem Buch der Wandlungen I Ging Der Weisheit des Buches der Das Buch der Wandlungen chinesisch I Ging war zun chst eine Sammlung von Zeichen f r Orakelzwecke mit der man das Gl ck oder Ungl ck des Menschen wahrsagen konnte Es wurde nach der berlieferung von Fuchi um 2950 v Chr aus der Urzeit und vom K nig Wen aus der Zhou Dynastie etw 11 Jh v Chr verfasst und auch als Weisheitsbuch gelesen und geh rt somit zu den wichtigsten B chern der ostasiatischen Ideengeschichte Kon
267. engeblieben oder fehlentwickelt Statt Gef hle auf andere und die Gemeinschaft n mlich die zwischenmenschliche G te jen und die drei dazugeh renden Neigungen Rechtschaffenheit i Anst ndigkeiten li und Weisheit chi auszudehnen bleiben sie f r sich selbst sind egozentrisch oder als andere M glichkeit k nnen in die Gegenrichtung entwickelt werden woraus Ha Dissozialit t Grobheit und Lernschwierigkeit entstehen die zwischenmenschliche Beziehung zerst ren s Kapitel 5 3 3 Das Kind ist im Konfuzianismus ein Spiegel seines Lebensumfeldes n mlich der Familie oder Gesellschaft ein Mikrokosmos im Makrokosmos und beide leben nach den glichen universellen Gesetzm igkeiten des Tao Nach dem Tao zu leben hei t der Ordnung der Natur zu folgen und mit ihr im Einklang zu sein Die Ordnung der Natur ist nichts anderes als die dynamische Beziehung oder Wechselwirkung in der beide immer wieder Ausgeglichenheit schaffen Wenn dies nicht geschieht k nnen k rperliche und seelische Leiden die Folge sein deren Therapie sich dementsprechend an dem Bestreben der Wiederfindung eines neuen Gleichgewichts mit diesen Gesetzen orientieren muss Anders ausgedr ckt steht im Mittelpunkt der therapeutische F rderung nicht ein St rungsbild z B Hyperaktivit t oder Lernschwierigkeit usw sondern das Kind in seiner Beziehung zur Umwelt in der eine dynamische Ausgeglichenheit der gegenseitigen Wechselbeziehungen der Systeme n mlich
268. enn man diese Hypothese von Brezinka als richtig ansieht k nnte man nur dadurch aus der Krise herauskommen dass man wieder zu Sicherheit in der Wertorientierung verhilft Was kann dabei aus der ostasiatischen Vorstellungswelt entnommen werden Bevor wir nach Orientierungshilfen f r die fremde Kultur suchen m ssen wir die Frage stellen ob es berhaupt m glich ist westliche Denktraditionen mit anderer Kultur so zu vergleichen dass das von wissenschaftlichem und praktischem Nutzen ist Die Beziehungsgeschichte des Westens zu fremden Zivilisationen lehrt uns dass eine Kultur gegen ber einer anderen nie objektiv sondern nur im Rahmen eigener Interpretationen damit umgeht Die Geschichte der Beziehung Europas zu Ostasien repr sentiert die Geschichte der intellektuellen k nstlerischen und politischen Wahrnehmung in der sich eher europ isches Denken als ostasiatische Realit t zeigt Edward Said hat durch seine Orientalismus These behauptet der Orient sei nur eine Erfindung der Europ er zur politischen und kulturellen Legitimation ihrer expansionistischen Bestrebungen Said 1978 In der Tat dienten die Reisen der Europ er des 18 Jahrhunderts vor allem der Erschlie ung neuer Handelswege und Entdeckung der Naturv lker w hrend die des 19 Jahrhunderts bewaffnete und gut ausger stete Expeditionen waren die den Orient der Wissenschaft oder gegebenenfalls der Industrie erschlie en sollten Daneben war die Mission auch enger Weggef h
269. ensch ein Beziehungswesen ist weist somit darauf hin dass der Mensch sich in Beziehungen entwickelt und auch durch Beziehungen krank wird oder geheilt werden kann Beziehung ist in dieser Arbeit ein Begriff der alle M glichkeiten der erzieherischen und therapeutischen T tigkeit voraussetzt Dabei wird nicht vergessen dass blo e Betonung der Beziehungen allein keine Wissenschaft ist sondern eher eine Predigt sein kann Wissenschaft f ngt erst an wenn wir einen Gedankengang gefunden haben der alle Beziehungen einer bestimmten Person unter einem Gesichtspunkt vereinigt Adler 1994 31 Die Individualpsychologie hat in ihrem wissenschaftlichen Gedankengang festgestellt dass im Seelenleben eines jeden Menschen ein Streben von unten nach oben vorhanden ist ebd Streben ist eine seelische Dynamik zur Aufw rtsentwicklung deren Quelle im Bewusstsein der Unvollkommenheit und Unsicherheit liegt Aus ostasiatischer Sicht wird das menschliche Seelenleben als dynamische Wechselwirkung der polarisierten Kr fte definiert die das seelische Gleichgewicht zum Ziel hat Die Betrachtungen der beiden Lehren ber das menschliche Seelenleben vereinigen somit unter dem gleichen Gesichtspunkt das Streben nach seelischer Ausgeglichenheit Aus der sicheren Erfahrungen des R ckhaltes in den sozialen Beziehungen idealerweise in der Familie entwickelt der Mensch den Mut sich und seinen Wertvorstellung treu zu sein andere als Mitmenschen anzunehmen
270. ensgest rt verhaltensauff llig verwahrlost oder verwildert Alle diese Begriffe stehen zun chst in engem Zusammenhang mit den gesellschaftlichen Vorstellungen gesellschaftlich formulierten Normen und vorherrschenden Paradigmen an denen gemessen wird was als normal oder abweichend zu gelten hat G ppel 1989 hat in seiner ideengeschichtlichen Untersuchung dargestellt wie diese p dagogische Problematik des erziehungsschwierigen Kindes in verschiedenen Epochen durch deren ma geblichen Vertreter wahrgenommen beschrieben und erkl rt wurde Dabei wurden drei aufeinanderfolgende Deutungsmuster festgelegt N mlich schwierige Kinder als sittliche Verwilderung unter moralischem Paradigma als Psychopathie unter pathologischem Paradigma und als Verhaltensst rung unter verhaltensorientiertem Paradigma Chae 1995 unterst tzte in der historisch literarischen Betrachtung dieses St rungsbildes die Deutungsmuster von G ppel da er es nach Erkenntniszugang in einige Paradigmen unterteilt Z B Moralisierung Pathologisierung Psychologisierung usw 6 1 1 1 1 Moralisches Paradigma Die Moralisierung das lteste Deutungsmuster wurde haupts chlich bis zum Ende des 19 Jahrhunderts benutzt Wenngleich auch die historischen St cke noch nicht vollst ndig genannt wurden sind doch einige Tatbest nde bekannt Schriften von Historikern stellen die Kindheit in Mittelalter und der fr hen Neuzeit gepr gt durch Kindesmisshandlung vgl De
271. ent es ist der Rhythmus des Raum Zeit Gef ges Granet 1985 228 Wir haben oben bereits ausf hrlich dargestellt dass die alten Chinesen das Universum als ein gro es Lebewesen betrachten das aus vielen kleinen Lebewesen besteht Diese kleinen aufeinander angewiesenen Organismen machen wiederum das Universum aus Jedes Einzelne ist in diesem Sinne ein Glied einer Gemeinschaft die auf kommunikative Beziehungen untereinander angewiesen ist Die Existenz des einzelnen h ngt somit von der Gesamtheit des Weltorganismus ab Die alten Chinesen hatten schon sehr fr h diese gro e Ordnung der Natur beobachtet die Leibniz m E sp ter als pr stabilierte Harmonie benannt hat Die folgenden u erungen ber Tao und Pr stabilierte Harmonie bieten uns einen Vergleichspunkt und verdeutlichen die hnlichkeiten der beiden Lehre 132 Das Tao wurde von Laotse folgenderma en erkl rt Es gibt ein Ding das ist unterschiedlos vollendet Bevor der Himmel und die Erde waren ist es schon da so still so einsam Allein steht es und ndert sich nicht Im Kreis l uft es und gef hrdet sich nicht Man kann es nennen die Mutter der Welt Ich wei nicht seinen Namen Ich bezeichne es als das Tao Laotse 1978 25 Das Tao ist f r Laotse kein begrenzter Weg oder eine bestimmte Methode Cooper 1977 9 sondern ein selbst ndiges und urewiges Weltprinzip au erhalb der Natur Es ist die transzendentale Erste Ursache die uranf ngl
272. enwelt und handelt nach seinem Verstehen Wenn ein gesunder Rhythmus im Inneren existiert zielen die Handlungen auf die Gemeinschaftsbezogenheit Jen und das N tzliche ansonst streben sie nach dem Unn tzlichen und Gemeinschaftszerst renden Die konfuzianischen Ausdr cke Rhythmus haben oder keinen Rhythmus haben k nnten vielleicht mit richtigem Rhythmus oder fehlgestaltetem Rhythmus bersetzt werden wobei es m glich w re den Adlerschen Begriff Lebensstil im Sinne der subjektiven Bestimmung eigener Handlungen auf den konfuzianischen Begriff Rhythmus zu bertragen Sowohl im Konfuzianismus als auch bei Adler ist schlie lich das menschlichen Seelenlebens gegen ber Umwelteinfl ssen nicht passiv sondern aktiv Besonderes Augenmerk richten beide Erziehungslehren auf die soziale Umwelt im Sinne der zwischenmenschlichen Beziehungen der Familie der Schule und der ganzen Gesellschaft 158 6 _ VERHALTENSST RUNGEN UND LERNBEEINTR CHTIGUNGEN ALS BEZIEHUNGSST RUGNEN EINE BETRACHTUNG AUS INDIVIDUALPSYCHOLOGISCHER UND KONFUZIANISCHER SICHT UND IHRE ERZIEHERISCHEN INTERVENTIONSMA NAHMEN 6 1 Zum biologischen Verst ndnis von Verhaltensst rungen und Lernbeeintr chtigungen aus psychosozialer Sicht 6 1 1 Verhaltenst rungen und Lernbeeintr chtigungen als Konstrukt Es existieren keine einheitlichen allgemein anerkannten Begriffe und Klassifikationen von Lern bzw Verhaltensst rungen Trotz vielf ltiger Anstrengun
273. enzen eine bedeutsame Rolle spielt ergibt sich aus diesen gemeinsamen Aktivit ten die in befriedigender Weise mit den Eltern geteilt werden Vom Augenblick der Geburt an sucht das Kind eine Verbindung zu seiner Mutter Dies ist der Zweck seiner Bewegungen Viele Monate hindurch spielt seine Mutter die bei weitem wichtigste Rolle in seinem Leben es ist beinahe v llig von ihr abh ngig An dieser Stelle entwickelt sich zum ersten Mal die F higkeit zur Kooperation Die Mutter vermittelt ihrem Kind den ersten Kontakt mit anderen Menschen das erste Interesse an einem andern als an sich selbst Sie ist seine erste Br cke zum gesellschaftlichen Leben Diese Verbindung ist so intim und so weitreichend da wir in sp teren Jahren nie auf irgendein Charakteristikum als Auswirkung von Vererbung hinweisen k nnen Jede Neigung die vererbt worden sein k nnte hat es sich angeeignet oder ist von der Mutter ausgebildet anerzogen und immer wieder umgearbeitet worden Ihre Geschicklichkeit oder ihr Mangel an Geschicklichkeit hat alle F higkeiten des Kindes beeinflusst Unter der Geschicklichkeit einer Mutter verstehen wir ihre F higkeit mit dem Kind zusammenzuarbeiten und das Kind zu einer Zusammenarbeit mit ihr zu gewinnen Sie kann nur dann geschickt sein wenn sie an ihrem Kind interessiert ist und sich damit befasst seine Liebe zu gewinnen und sein Wohlergehen sicherzustellen Adler 1979 101 zit n Ansbacher u Ansbacher 1995
274. eptischer 6 1890 S 26 29 49 52 Platon Der Staat bers u erl von Otto Apelt Hamburg 1961 Platon Werke Bd 2 Des Sokrates Apologie Kriton Euthydemos Menexenos Gorgias Menon Bearb von Heinz Hofmann griech Text von Alfred Croiset et al dt bers von Friedrich Schleiermacher Darmstadt 1973 Platon Werke Bd 5 Phaidros Parmenides Briefe Bearb von Dietrich Kurz griech Text von Leon Robin et al dt bers von Friedrich Schleiermacher Darmstadt 1983 Pongratz Ludwig J Neurose In Reinhard Brunner u Michael Titze Hrsg W rterbuch der Individualpsychologie 2 Aufl M nchen Basel 1995 S 350 356 Popper Karl R Logik der Forschung T bingen 1969 Pressemitteilung der Universit t Heidelberg Welche Rolle spielen psychische Faktoren bei der Entscheidung von Krankheiten 07 01 2002 Preuss Lausitz Ulf et al Kriegskinder Konsumkinder Kriesenkinder Zur Sozialisationsgeschichte seit dem Zweiten Weltkrieg Weinheim Basel 1989 Preyer William Th Die Seele des Kindes Beobachtungen ber die geistige Entwicklung des Menschen in den ersten Lebensjahren Leipzig Grieben 1882 Quinn Patricia O Neurobiology of Attention Deficit Disorder In Kathleen G Nadeau Ed A comprehensive Guide to Attention Deficit Disorder in Adults Research Diagnosis Treatment New York 1995 Quitmann Helmut Humanistische Psychologie G ttingen 1996 Raab G M Thomson G O B Boyd L Fulton M amp Laxen D P H Bloo
275. er Hans The Philosophy of As If A System of the Theoretical Practical and Religious Fictions of Mankind New York 1925 Varela Francisco J Ethisches K nnen Frankfurt a M New York 1994 Verden Z ller Gerda Mutter Kind Spiel die biologische Fundierung des Selbstbewusstseins und des sozialen Bewusstseins In Humberto R Maturana u Gerda Verden Z ller Liebe und Spiel Die vergessenen Grundlagen des Menschseins Heidelberg 1993 S 88 150 Vernooij Monika A Hampelliese Zappelhans Problemkinder mit Hyperkinetischem Syndrom Bern Stuttgart 1992 Virchow Rudolf Die Cellularpathologie in ihrer Begr ndung auf physiologische und pathologische Gewebelehre Berlin 1858 Virchow Rudolf Atome und Individuen 1859 In Ders Vier Reden ber Leben und Kranksein Berlin 1862 S 25 75 Virchow Rudolf Gesammelte Abhandlungen aus dem Gebiete der ffentlichen Medicin und der Seuchenlehre Bd 1 Hirschwald Berlin 1879 Vogel Frieda Individualpsychologie und Werttheorie Gie en 1931 V lker Ulrich Humanistische Psychologie In Rorand Asanger u Gerd Wenninger Hrsg Handw rterbuch der Psychologie Weinheim Basel 1983 S 194 203 Vo Reinhard Anpassung auf Rezept Die fortschreitende Medizinisierung auff lligen Verhaltens von Kindern und Jugendlichen Stuttgart 1992 Vo Reinhard u Wirtz Roswitha Keine Pillen f r den Zappelphilipp Reinbeck bei Hamburg 2000 Wagenschein Martin Urspr ngliches Verstehen und exak
276. er Kinder mit gest rter Aufmerksamkeit ADS als Herausforderung f r P dagogik und Therapie Stuttgart Berlin K ln 2002 S 122 176 Girgensohn Marchand Bettina Der Mythos Watzlawick und die Folgen Weinheim 1994 Glasenapp Helmuth von Die f nf Weltreligionen Brahmanismus Buddhismus chinesischer Universismus Christentum Islam D sseldorf K ln 1967 Gloy Karen Das Verst ndnis der Natur Bd 2 Die Geschichte des ganzheitlichen Denkens M nchen 1996 Gloy Karen Vernunft und das Andere der Vernunft M nchen 2001 Goldstein Kurt Aftereffects of Brain injuries in War New York 1942 G ppel Rolf Der Friederich der Friederich das Bild des schwierigen Kindes in der P dagogik des 19 und 20 Jahrhunderts W rzburg 1989 Govinda Lama Anagarika Sch pferische Meditation und Multidimensionales Bewusstsein Freiburg 1977 274 Graichen Johannes Teilleistungsschw chen dargestellt an Beispielen aus dem Bereich der Sprachbenutzung Z f Kinder und Jugendpsychiatrie 1 1973 S 113 143 Graichen Johannes Zum Begriff der Teilleistungsst rungen In Lempp Reinhart Hrsg Teilleistungsst rungen im Kindesalter Bern 1979 S 43 62 Granet Marcel Das chinesische Denken Inhalt Form Charakter 1934 Frankfurt a M 1985 Graumann Carl F Einf hrung in eine Geschichte der Sozialpsychologie In Wolfgang Stroebe Miles Hewstone u Geoffrey M Stephenson Hrsg Sozialpsychologie Berlin u a 1996 S
277. er Entfaltung der Autonomie des Subjekts zu suchen sei sondern in seinen sozialen Beziehungen d h in der Beziehung vom Ich zum Du und dass sich diese Beziehung grundlegend in der Sprache im Dialog realisiert Der individualpsychologische Mensch ist daher niemals ein isoliertes Individuum Untermauert wurden diese Erkenntnisse durch Ergebnisse der Entwicklungspsychologie und der Hospitalismusforschung die zeigen dass Kinder die aufgrund einer l ngeren Abwesenheit einer engen Bezugsperson keine sozial emotionale Zuwendung und kaum sprachlich kognitive Anregungen erfahren haben dadurch Sch digungen davontragen die ihre weitere psychische und k rperliche Entwicklung nachdr cklich beeintr chtigen k nnen vgl Spitz 1972 Gemeinschaftsgef hl ist in individualpsychologischem Sinne eine sch pferische Kraft die den Menschen am Leben h lt sich mit anderen verbindet eine Interaktion des Menschen mit der Welt sichert ihre Aufgaben in Zusammenarbeit mit anderen erf llen l sst Es muss also vorausgesetzt werden da ein Potential der Beziehungsf higkeit im Menschen angelegt ist ohne dessen Entwicklung er nicht existieren kann diese im Menschen angelegte Beziehungsf higkeit reflektiert sich in einem Gemeinschaftsgef hl Jacoby 1983 50 Menschen k nnen weder k rperlich noch seelisch das g nzliche Fehlen von Kommunikation mit anderen damit g nzliche Hinderung der Entwicklung des Gemeinschaftsgef hls berstehen
278. er Familie Erhaltung der sozialen Stellung Fortf hrung der Familienlinie und dar ber hinaus Ausdehnung des nationalen Machtbereichs Vor diesem soziokulturellen Hintergrund wurde ein Kind als eine wertvolle Pers nlichkeit angesehen deren Erziehung sehr wichtig war 6 3 4 1 DIE VORGEBURTLICHE BEZIEHUNG ZUR MUTTER ALS ERZIEHUNG IM SINN DER FR HF RDERUNG UND PROPHYLAXE TAI KIO Die Idee der Erziehung des Embryos macht das menschenfreundliche Kinderbild der traditionellen Gesellschaft Koreas deutlich in der ein Kind im Mutterleib nicht blo als biologisches Lebewesen sondern schon als eine Person und damit zugleich als ein Gegenstand der menschlichen Beziehung angesehen wurde Auf Grund dieses Der Feudalismus wird unterschiedlich definiert Im Westen ist er ein politischer Begriff und wird damit als eine Regierungsform verstanden in der die Beziehung zwischen dem K nig und den Vasallen entscheidend ist Das koreanische K nigreich ist nach seiner politisch sozio konomischen Struktur auf der einen Seite feudalistisch und auf der anderen Seite als patrimonial zu bezeichnen 229 humanit ren Kinderbildes hat sich in Korea eine eigent mliche Methode der Altersberechnung entwickelt W hrend im westlichen Kulturkreis ein S ugling erst zw lf Monate nach der Geburt ein Jahr alt wird ist er in Korea bereits bei der Geburt ein Jahr alt Obwohl es mathematisch unlogisch ist die neun Monate im Mutterleib als ein Jahr zu rechnen ist
279. er die Eigenschaften aller ihrer Teile hinaus zu Krueger 1906 379 Das psychische Ganze wird f r ihn zum bestimmenden Moment wobei Gef hle und Denkprozesse basierend auf fr heren Erlebnissen d h auf dispositionellen psychischen Strukturen als Wirkungskomplex zu einer den Augenblick berdauernden Einheit zusammengeschlossen sind vgl Krueger 1915 Friedrich Sander 1889 1971 pr gte den Begriff der Aktualgenese Entstehung von Gestalterlebnissen aus diffusen Vorgestalten Das Individuum kann diesen Vorgang durch verst rkte Zuwendung beg nstigen dies betrifft u a das produktive Denken vgl Sander 1926 128 158 Die Leipziger Schule unterscheidet sich von der Berliner Schule vor allem in der Betonung der komplexen Entwicklungsqualit ten des Strukturellen und Gef hlshaften im Nacheinander seelischer Abl ufe Ludwig Klages 1872 1956 begr ndete die deutsche Charakterologie der durch seine wissenschaftliche Graphologie die die isolierte Erfassung einzelner Schriftmerkmale durch ganzheitliche Betrachtung berwinden will bekannt wurde Im Unterschied zur lteren Physiognomie bezieht er die Ausdrucksforschung auf die Bewegung der lebendigen Gestalt wobei er unterschied zwischen Willk r Ausdrucks und darstellenden Bewegungen Hehlmann 1974 258 William Stern 1871 1938 der Begr nder des philosophischen Personalismus versuchte eine Synthese zwischen der experimentellen und der geisteswissenschaftlichen Psychologie und be
280. er sp teren Lebensgestaltung Bei der Individualpsychologie handelt es sich somit um eine fehlerhafte Gestaltung des Lebensstils der der mangelhaften sozialen Kompetenz oder Lernhaltung des Kindes zugrunde liegt und bei der Neurobiologie um das komplexe Verschaltungssystem im Gehirn das sich in vielf ltiger Weise anders strukturiert und entwickelt also somit auch ber Jahre hinweg anders benutzt wurde als das bei normalen Kindern H ther und Bonney 2002 59 Aus den Konzepten beider Theorien entstehen drei grunds tzliche Argumentationsketten die sich von den bisher vorherrschenden biologisch defektorientierten reduktionistischen deterministischen kausalen Erkl rungsmodellen unterscheiden lassen Erstens ist es m glich der Entwicklung von Verhaltens und Lernst rungen durch gezielte Intervention vorzubeugen Zweitens d rfen diese St rungen nicht mehr lediglich als singul re St rung bestimmter neurologischer Funktionen oder eines Transmittersystems betrachtet werden sondern ganzheitlich als durch das Zusammenwirken biologischer psychischer und sozialer Faktoren bedingte Fehlentwicklung Drittens kann eine einzelne zerst ckelte Verhaltenstherapie oder Therapie mit Psychostimulantien bei derartig komplexen Fehlentwicklungen keine tragf hige Strategie zur nachhaltigen Besserung oder Heilung sein 202 6 2 4 Intervention und Prophylaxe bei kindlicher Fehlentwicklung in erzieherischen Beziehungserfahru
281. eraktiv und reizbar waren vgl ebd Nach berpr fung der pr und perinatale Bedingungen liebvollen m tterlichen Verhaltens und m tterlicher Besorgtheit w hrend der Neugeborenenperiode hatten Lugt Tappeser und Wiese 1994 best tigt dass die bereits pr natal feststellbaren aktiven m tterlichen Kontaktbem hungen sich ber die Neugeborenenperiode hinaus auf den weiteren Verlauf der Mutter Kind Beziehung auswirken Woraus sich die These ableiten l sst dass die vorgeburtliche Erziehung oder F rsorge im Zusammenhang mit den Pers nlichkeitsmerkmalen von Frauen ihrem Erziehungsstil und der Pers nlichkeitsentwicklung ihrer Kinder steht In der traditionellen Gesellschaft wurde die Verantwortung f r die k nftige Generationen aber niemals allein auf die einzelne Mutter abgew lzt Viel mehr als die Mutter ist die Familie als Ganzes in der Pflicht Die Familienmitglieder haben daf r zu sorgen dass Schwangere angenehme Lebensbedingungen wie gute Ern hrung und gr tm glicher Schutz vor Stress und psychischen Belastungen usw haben Vor allem wird die gemeinsame Erziehungsarbeit der Ehepartner betont und damit vor allem das Pflichtbewusstsein des Ehemannes der als eine der ersten Bezugspersonen f r das Kind dessen Entstehung ernst zu nehmen hat So sagte Lee Sajudang Dass ein Ehemann den Geschlechtsverkehr reinen Herzens vollzieht ist wichtiger als die Erziehung des Embryo im Bauch der Mutter Der Vater muss
282. ergleich zu anderen Lebewesen physiologisch zu fr h geboren wird kann nur seine artspezifische Kommunikations und Bewegungsf higkeit erhalten und sich menschlich entwickeln wenn er emotionalen Umgang mit seinen Mitmenschen hat Ohne da wir andere annehmen und neben uns leben lassen gibt es keinen sozialen Proze keine Sozialisation und damit keine Menschlichkeit Maturana u Varela 1987 266 Im Chinesischen wird dieses allgemeinste Prinzip des Lebens im Ausdruck Mensch konnotiert es ist aus den Worten Mensch und zwischen zusammengesetzt und bedeutet dass der Mensch nur in der interpersonalen Beziehung mit Anderen existieren kann G be es nur eine einzige Person dann best nde keine Beziehung Beziehung ist 99 Lebensform Nur in der Beziehung lernt man sich anderen Menschen gegen ber als ein Mensch zu verhalten Anders ausgedr ckt ein Kind das als Mensch anerkannt wird lernt sich selbst als Mensch zu behandeln Die Auffassung des Menschen als Mensch in einer Beziehung wird zun chst durch den anthropologischen Hintergrund bestimmt Die physiologische Fr hgeburt die soziale Abh ngigkeit die Ungebundenheit an Instinkte die Offenheit und damit Formbarkeit durch Einfl sse der Umwelt also die Plastizit t sind anthropologische Eigenschaften des Menschen Diese Eigenschaften pr gen wiederum den Menschen als Lernwesen das bei seiner Geburt nicht festgelegt ist und sich erst auf dem Umweg ber seine Mitme
283. ern an ihrer leeren Brust saugen und f ttert es zugleich mit fester Nahrung vgl Yu A J 303 Damit kann der Eindruck der oralen Entbehrung Schmideberg 1931 111 gemildert werden und es kann seine E gewohnheiten ohne gro en psychischen Konflikt um ndern Au erdem gab es in der traditionellen Gesellschaft verschiedene Abstillmethoden wovon einige bis heute bekannt sind wie z B eine Methode hnlich dem Konditionieren von Geschmacksaversion aus der Lerntheorie Reiz Reaktion Modell Sobald die Mutter ein zweites Kind erwartet ist es Zeit das erste abzustillen Auf die Brustwarze der Mutter wird etwas Bitteres oder eine harmlose Medizin geschmiert und auf die der Gro mutter etwas Gezuckertes oder Honig durch Wiederholung soll es konditioniert werden Tiefenpsychologischer Ansicht nach kann das schmerzliche Erlebnis der Entw hnung und die zeitweilige Hemmung der Esslust des Kindes eine Fehlentwicklung z B eine Sucht einleiten Bevor sein Geschwisterchen auf die Welt kommt ist es bereits gewohnt die meiste Zeit mit der Gro mutter zu verbringen und hat sich gut der neuen Umgebung angepasst Diese psychischen Umst nde des Kindes im Zusammenhang mit der Geschwisterkonstellation erscheint mir als sehr w nschenswert Adler vgl 1974a 305 313 hat sich mit dieser Frage welchen Einfluss die Stellung in der Geschwisterreihe auf die kindliche und jugendliche Fehlentwicklung hat sehr eingehend besch ftigt und eine bis heute aktive
284. ernenden zu den selbst beschrittenen individuellen Lernwegen Lernen ist in dem Sinne nicht mehr die bertragung von Information von einem System auf ein anderes sondern vielmehr eine Beziehung Systemrelation durch die ein Mensch selbstreferentielles System zu berlebenszwecken auf seine Umwelt Systemumwelt bezogen ist Huschke Rhein 1989 9 Obwohl Lernen ein selbstorganisierender Prozess des lebenden Systems ist und auch damit die Umwelt keinen direkten Einfluss darauf hat reagiert ein System auf Umweltver nderungen So ndert es seine Struktur und passt sich so einer ver nderten Umwelt an Diese F higkeit sich durch Struktur nderung an eine ver nderte Umwelt anzupassen ist jedoch keine Leistung der Umwelt sondern eine Leistung der Selbstorganisation des Systems Auf der menschlichen Ebene stellt jedes System f r ein anderes die Umwelt dar Solange die Menschen als Teile der lebenden Systeme anzusehen sind stehen sie unvermeidlich in der Wechselwirkung mit ihrer Umwelt F r Kinder bedeuten somit Erzieher eine Umwelt zwischen ihnen bestehen spezifische Relationen die weitere miteinander dynamisch wirkende Subsysteme bilden Die systemisch konstruktivistischen Ans tze ber cksichtigen gerade diese durch die Beziehungsdynamik erzeugten Interaktionsmuster aber nicht die direkte Beeinflussbarkeit des Kindes die ihrerseits unm glich scheint Bine st rkere R ckbesinnung auf die Vernetzung des Kindes Jugendlichen mit
285. ers das Buch von Strauss und Lehtinen Psychopathology and Education of the Brain Injured Child 1947 hatte ein gro es Interesse an der These der Beziehung zwischen Hirnsch digung und Verhalten hervorgerufen Die Autoren beschrieben darin dass St rungen von einem brain damage herr hren m ssen Der kausale Zusammenhang zwischen brain damage und Verhaltens und Leistungsabweichungen basierte nat rlich auf der oben dargestellten Forschungstradition dieses Arbeitsfeldes Diese Forschungstradition best tigt allerdings nur eine Seite des Ph nomens dass n mlich eine Hirnverletzung Lernschwierigkeiten und Verhaltensst rungen verursachen kann Der Befund bedeutet aber nicht automatisch dass alle Lernschwierigkeiten und Verhaltensst rungen durch einen Hirnschaden verursacht werden Keine neurophysiologische Untersuchungsmethode konnte best tigen dass bei Kindern mit bezeichneter Problematik eine Hirnsch digung oder neurologische Abnormalit t vorliegt So kam ein neuer Terminus minial brain damage Wicks Nelson u Israel 203 auf der bedeutet dass der Gehirnschaden so leicht ist dass man ihn mit der klinischen Methode nicht erkennen kann Dieser Terminus ver nderte sich nach verst rkten wissenschaftlichen Untersuchungen zur minimal brain dysfunction MBD bzw minimal cerebral dysfunction MCD in dem dieses St rungsbild nicht mehr mit Sch digung des Hirns sondern mit einer Dysfunktion des Zentralnervensystems
286. ertrauen Selbsterwartung und einsch tzung der eigenen F higkeiten sowie den jeweiligen Erwartungen der famili ren und schulischen Umwelt Diese F higkeiten k nnen nur in aktiv mutigem Umgang mit den Mitmenschen und den Dingen der Umwelt erworben werden Wenn ein Kind sich im Umgang mit den Mitmenschen und den Dingen nicht als zugeh rig und angepasst empfindet so wird sich in ihm auch nicht das Gef hl entwickeln ein Teil des Ganzen zu sein wird es keinen Mut haben seine Aktivit t nicht entwickeln k nnen Adler 1973c 28 Es wird vor jeder Aufgabe in Spannung geraten Jede neue Aufgabe ist wie eine Testpr fung ein Experiment anzusehen Der Fehler kommt nur zum Vorschein wenn es darangeht eine Aufgabe zu l sen Solange niemand etwas von ihm verlangt solange es nicht vor Schwierigkeiten steht ist es nicht so sehr auff llig aber wenn es vor einer neuen Situation steht dann kann man sehen wie weit es vorbereitet ist ebd 28f Im Lebensstil dieses Kindes herrscht die Entmutigung vor Aber woher r hrt diese mangelhafte Vorbereitung die zun chst das Kind zur Entmutigung und dann sp ter zu einem neurotischen Lebensstil f hrt Die mangelhafte Vorbereitung die als gemeinsame Wurzel aller St rungen des Erlebens und Verhaltens anzusehen ist liegt nach Adler vor allem in dauerhaften negativen Beziehungserfahrungen in den sensibelsten Entwicklungsphasen des S uglingsalters und sie
287. erungen um Auff lligkeiten im Lernen Auf Grund der Tatsache dass das Ph nomen Lernbehinderungen nur das Paradigma der Entwicklung oder der individuellen Begabung kennt erfuhr die Begriffsbildung f r Lernbehinderungen keinen dramatischen Paradigmenwechsel wie im Fall vom Wechsel von der Moralisierung zur Pathologisierung bei der Verhaltensst rung Aber die Geschichte der Begriffsbildung in der Lernbehindertenp dagogik zeigt auch eine Vielzahl Versuche die von unterschiedlichen Erkenntnissen und Interessen bestimmt waren Eberwein 1996 36f Im folgenden soll durch die Darstellung der Entwicklungsgeschichte kurz erhellt werden dass der Begriff Lernbehinderung ein wissenschaftliches und auch ein von gesellschaftlichen Zust nden und Befindlichkeit abh ngiges Konstrukt Neumann 1997 163 21 ist Dabei ist davon auszugehen dass die Deutungsmuster sich nicht gegenseitig abgel st haben sondern sich berlappen und beeinflussen 6 1 1 2 1 Lernbehinderungen als schulorganisatorische und gesellschaftliche Bestimmungsgr e Im folgenden soll gezeigt werden dass das Ph nomen Lernbehinderung eine relative Konstruktion ist in der es um die Relation zwischen individualen und schulisch gesellschaftliche Gegebenheiten geht Die Diskrepanz zwischen individueller Lerndisposition und schulisch gesellschaftlicher Lernerwartung im konkreten oder gedachten Lernprozess ist als wesentliches Merkmal eines Lernbehinderung anzusehen nicht
288. erwertigkeit von Organen Darmstadt 1965 Adler Alfred Menschenkenntnis Frankfurt a M 1966 Adler Alfred ber den nerv sen Charakter Frankfurt a M 1972 Adler Alfred Der Sinn des Lebens Frankfurt a M 1973a Adler Alfred Die Theorie der Organminderwertigkeit und ihre Bedeutung f r Philosophie und Psychologie 1907 In Alfred Adler u Carl Furtm ller Heilen und Bilden Ein Buch der Erziehungskunst f r rzte und P dagogen Frankfurt a M 1973b S 42 52 Adler Alfred Der Aggressionstrieb im Leben und in der Neurose 1908 In Alfred Adler u Carl Furtm ller Heilen und Bilden Ein Buch der Erziehungskunst f r rzte und P dagogen Frankfurt a M 1973b S 53 62 Adler Alfred Das Z rtlichkeitsbed rfnis des Kindes In Alfred Adler u Carl Furtm ller Heilen und Bilden Ein Buch der Erziehungskunst f r rzte und P dagogen Frankfurt a M 1973b S 63 66 Adler Alfred ber neurotische Disposition 1909 In Alfred Adler u Carl Furtm ller Heilen und Bilden Ein Buch der Erziehungskunst f r rzte und P dagogen Frankfurt a M 1973b S 67 84 Adler Alfred Organdialekt 1912 In Alfred Adler u Carl Furtm ller Heilen und Bilden Frankfurt a M 1973b S 114 122 Adler Alfred Der Arzt als Erzieher In Alfred Adler u Carl Furtm ller Heilen und Bilden Frankfurt a M 1973b S 201 209 Adler Alfred Trotz und Gehorsam In Alfred Adler u Carl Furtm ller Heilen und Bilden Frankfurt a M 1973b S 210 218
289. es Bildungswesens Darmstadt 1985 B hler Charlotte Das Seelenleben des Jugendlichen Jena 1922 B hler Charlotte Der menschliche Lebenslauf als psychologisches Problem Leipzig 1933 B hler Charlotte u Allen Melanie Einf hrung in die humanistische Psychologie Frankfurt a M 1983 Cannon Walter B The Wisdom of the Body New York 1932 Capra Fritjof Wendezeit Bausteine f r ein neues Weltbild Bern M nchen Wien 1983 Capra Fritjof u Weber Ren e Gibt es ein Tao der Physik In Ken Wilber Hrsg Das holographische Weltbild Wissenschaft und Forschung auf dem Weg zu einem ganzheitlichen Weltverst ndnis Erkenntnisse der Avantgarde der Naturwissenschaften Bern M nchen Wien 1986 S 217 252 Certeau Michel de Heterologies Discouse on the Other Minneapolis 1986 Chae Hee Tae Die Bedeutung der Konfuzianischen Erziehungsumwelt f r die Suche nach Interventionsma nahmen bei hyperaktiven Kindern unter Ber cksichtigung des individualpsychologischen Aspektes Unver ffentlichte Diplomarbeit an d Univ Marburg 1995 Ch en Ch i yun Hsun Yueh and the Mind of Late Han China A Translation of the Shen chien with Introduction and Annotations Princeton 1980 Chi Kum Song Erziehung der Leibesfrucht taegyo und deren Bedeutung In Familienerziehung 42 Seoul 1962 Chuang tzu Dschuang Dsi Das wahre Buch vom s dlichen Bl tenland aus d Chines bertr U erl von Richard Wilhelm K ln 1982 Chungiu fanlu In S
290. es Geistes Ders 1983 47 Was China f r Europa ist bedeutet f r Hegel die Schriftsprache f r die Tonsprache Nur dem Statarischen der chinesischen Geistesbildung ist die hieroglyphische Schriftsprache dieses Volkes angemessen diese Art von Schriftsprache kann ohnehin nur der Anteil des geringeren Teils eines Volkes sein der sich in ausschlie endem Besitze geistiger Kultur h lt Eine hieroglyphische Schriftsprache erforderte eine ebenso statarische Philosophie als es die Bildung der Chinesen berhaupt ist Hegel 1970 8459 zit n Derrida 1983 47 Schon die Art der Schriftsprache ist ein gro es Hindernis f r die Ausbildung der Wissenschaften oder vielmehr umgekehrt weil das wahre wissenschaftliche Interesse nicht vorhanden ist so haben die Chinesen kein besseres Instrument f r die Darstellungen und Mitteilung des Gedanken Bekanntlich haben sie neben der Tonsprache eine solche Schriftsprache welche nicht wie bei uns die einzelnen T ne bezeichnet nicht die gesprochenen Worte vor das Auge hinstellt sondern die Vorstellungen selbst durch Zeichen Hegel 1992 169 Seine Antipathie gegen die chinesische Schrift erstreckt sich auf die chinesische Zivilisation allgemein Er macht sich die M he das Orientalische als ein Negativbild zu schildern vor dessen Hintergrund sein Begriff des Philosophischen umso leuchtender steht Die orientalische Philosophie ist keine Vernunft in sich sondern erkenne nur einersei
291. es einen gro en Unterschied zwischen beiden Lehren besonders in der Auffassung des Sch pfungssubjektes Bei Leibniz kommt alles von Gott Jede Monade oder jedes Individuum ist ohne Gott absolut unf hig sich aufeinander zu beziehen mit anderen mitzuwirken und sich gegenseitig zu beeinflussen Alles was in irgend einer Substanz vor sich geht ist lediglich eine Folge des ersten Zustandes den Gott ihr bei ihrer Sch pfung verliehen hat Leibniz 1966 216 So unterst tzt Leibniz die biblische Sch pfungsgeschichte wonach die uranf ngliche Ursache in Gott liegt Im Gegensatz dazu ist Tao kein pers nlicher Gott im westlichen Sinne Es ist zwar die erste Ursache f r Himmel Erde Sonne Mond und alle Dinge ein Wesen das alle Dinge schafft selbst jedoch unerschaffen ist das alle Dinge entwickelt selbst aber unber hrt von Entwicklung ist vgl Cooper 1977 10 In der alten chinesischen Denktradition gibt es keinen Sch pfer Das Wirken oder die Bewegung des Tao bringt Anlass der Sch pfung durch die Wechselwirkung des Yin Yang Prinzips hervor ebd und aus diesen beiden Prinzipien entstehen die zehntausend Dinge s Kapitel 5 2 1 In diesem Sinne ist das Tao eine Wirkung oder eine Kraft in der dynamische vitale Macht mit allen 133 M glichkeiten innewohnt Die Vorstellung eines Gottes spielt in der chinesischen Philosophie keine Rolle weshalb sich die chinesische Sittenlehre nicht auf g ttlichen Sanktionen gr ndet
292. esamtheit dieser und der nachtr glich erfahrenen Eigenschaften als das Ganze auf Asch 1946 So ist der ganzheitliche Ansatz eine S ule der sozialpsychologischen Forschung die sich haupts chlich mit den Fragen befasst wie die Gedanken Gef hle Wahrnehmungen Motive und das Verhalten des einzelnen von Interaktionen und Transaktionen zwischen Menschen oder Menschengruppen beeinflusst werden Zimbardo u Gerrig 1999 409 Entwicklungspsychologische Forschungsprogramme Seit die Entwicklungspsychologie am Ende des 19 Jahrhunderts als Kinderpsychologie begr ndet wurde hier sei an das Buch Die Seele des Kindes von Preyer 1882 erinnert haben die Vertreter unterschiedlicher psychologischer Forschungsprogramme immer wieder versucht ihre theoretischen Ans tze auf die Problemstellungen der Entwicklungspsychologie zu bertragen Das Wiener Psychologische Institut eines der wichtigsten Zentren kinderpsychologischer Forschung f hrte unter Leitung von Karl und Charlotte B hler die Methoden des Experiments und der Statistik abgesehen vom Behaviorismus Amerikas in die Kinderpsychologie ein betonte den Zusammenhang von k rperlicher und seelischer Entwicklung besonders bei den Einschnitten des ersten Gestaltwandels Hetzer 1936 und der Reifezeit B hler 1922 Besonders in Ch B hlers bahnbrechendem Werk von 1933 geriet der menschliche Lebenslauf als Ganzes ins Blickfeld Kindheit und Jugend als Ganzes gesehen ist eine Vo
293. eser Unterschied gar nicht so radikal ist dass im westlichen das stliche und umgekehrt im stlichen das westliche als Keim angelegt ist vgl Fung Yu Lan 1952 In diesem Kapitel begegnet sich die Beziehungsp dagogik aus West und Ost n mlich die Individualpsychologie Alfred Adlers und die stliche Weisheitslehre Dabei ist es mein Anliegen durch eine intensive Betrachtung das Andere zu entdecken zu aktivieren anzun hern und schlie lich f r die heutigen praktischen Erfordernisse brauchbar zu machen 5 1 Beziehung als Lebensform Wie in Kapitel 4 2 4 1 dargelegt ist das Gemeinschaftsgef hl die Grundlage des sozialen Lebens und ein Ph nomen das durch die Evolution des Lebens auf dieser Erde hervorgebracht wurde Es ist ein Gef hl das im Menschen ein dynamisches strukturelles Muster definiert den entscheidenden Schritt auf dem Weg zu Interaktionen zu tun In jedem konstruktiven In Beziehung Sein Interaktion wird dieses Gef hl durch einen anderen Namen ausgedr ckt wird als Liebe Barmherzigkeit Zuneigung Sozialit t Hingabe Verbundenheit Sympathie usw bezeichnet Dieses Gef hl kann man nicht erkl ren Es hat fast keinen Sinn Gemeinschaftsgef hl oder das Gef hl der Liebe verbal zu entfalten Das Gef hl kommt erst durch die Erfahrung des wechselseitigen Aufeinander Bezogenseins zustande in dem ein Mensch einen anderen neben sich selbst im t glichen Leben annimmt oder von anderen angenommen wird Der Mensch der im V
294. eses in unaufh rlichen Fluss wirkende einheitliche Gesetz benannte Heraklit als Logos das mit dem Tao der Chinesen gut verglichen werden kann Nach beiden Lehren entstehen alle Entwicklungen und alle Wandlungen aus dem polaren Zusammenspiel gegens tzlicher Kr fte Wie im Buch der Wandlung Tao als einmal Yin und einmal Yang erkl rt wird sind Tag und Nacht Krieg und Frieden Winter und Sommer berfluss und Hunger bei Heraklit Wesen und Werk des Logos So bedarf jedes Ding zu seinem Sein seines Gegenteils G be es z B das B se nicht dann k nnten wir das Gute nicht erkennen Gro es kann nur existieren als Gegenpol zum Kleinen Wenn wir niemals krank w ren w rden wir nicht begreifen was Gesundheit bedeutet Jeder Begriff macht nur Sinn wenn er dem gegen ber abgrenzbar ist was er nicht bezeichnet Sowohl die alten Chinesen als auch Heraklit sind davon berzeugt dass scheinbare Gegens tze oder Polarit ten letztlich doch zusammengeh ren Die Spannung die zwischen diesen beiden polarisierten Kr ften besteht ruft kreative Wandlungen aus dem Chaos hervor und tr gt damit die Welt vgl H Wilhelm 1995 45 In diesem Strukturschema der Wandlungsphilosophie bilden somit die polaren Kr fte die zwei Grunddimensionen die sich st ndig in Wechselwirkung befinden und miteinander ein gro es Relationsgeflecht eine dynamische Einheit darstellen Diese Eigenschaft der Naturvorstellung der alten Philosophien n mlich eine Philosophi
295. estages wachsen etwa 1 Million Kinder innerhalb dieser Verelendung also in Familien mit einem Einkommen an der Sozialhilfegrenze auf Struck 1995 41 Fremdenfeindlichkeit Nationalismus und Chauvinismus sind keine Erscheinungen die nur am rechtsextremistischen Rand der Gesellschaft zu finden sind sondern sie finden sich vielmehr in allen Bev lkerungsschichten Auf diesem gesamten psychosozialen und gesellschaftlichen Schauplatz sehen wir keine Vernunft Da beherrscht nur die Vernunftmythologie bzw 28 Vernunftideologie Gloy 2001 11 in der sich das westliche Wertsystem stark aufgespaltet zu haben scheint Diese Vernunftschelte in der die Gegenwartsphilosophie die Ursachen heutiger Fehlleistungen in Wissenschaft und Technik Zivilisation und Kultur im privaten wie ffentlichen Leben suchen m chten geh rt zum Standardrepertoire vgl ebd 10f Aber aus ostasiatischer Ansicht ist die Vernunft kein Gegenstand den man wie Goethe behauptete Faust I Vers 1851f verachten sollte sondern sie ist ein Gegenstand der ontologisch mit dem Anderen der Vernunft in Beziehung steht und zusammenspielt w hrend der in der abendl ndischen Geschichte vorherrschende Vernunftmonismus das Andere der Vernunft das unter Namen wie u ere und innere Natur Leiblichkeit Trieb und Affektsph re Gef hl Emotionalit t Sinnlichkeit Phantasie Traum Wahnsinn u auftritt ebd unterdr ckt verdr ngt und gar ignorie
296. eutsche Individualpsychologen bei der Identit tsdiskussion im Jahr 1998 als Grundproblem einer individualpsychologischen Tradition sahen n mlich dass die Individualpsychologie sich als unmittelbar praxisrelevante und zugleich eigenst ndige tiefenpsychologische Tradition gegen ber der gegenw rtigen Gestalt der klassisch psychoanalytischen Tradition abgrenzt Lehmkuhl 1998 93 Diese Problemstellung w rde ich wiederum in eine triadische Relation zwischen Individualpsychologie klinische Relevanz Psychoanalyse stellen 86 und sie so umformulieren Damit die Individualpsychologie praxisrelevant oder klinisch relevant sein kann muss sie sich die gegenw rtige Gestalt der klassischen psychoanalytischen Tradition aneignen und diese anwenden Bruder Bezzel 2000 283 sieht keinen Grund daf r dass die Individualpsychologie nicht klinisch relevant f r das Verstehen des konkreten Individuums als Leitlinie f r die diagnostische Erhellung der Psychodynamik oder des Lebensstils sei Wenn man zudem unter klinisch relevant etwas versteht was oder wie etwas heilt dann handelt es sich bei einer Behandlung um die empathiegeleitete Haltung des Therapeuten die dem Patienten den Freiraum das freie Sprechen und Handeln erm glicht und ihn begleitet um sich von den Fesseln seiner Fiktionen befreien zu k nnen Der Hinweise auf Empathie stammt aber gerade von Adler mit den Augen eines anderen sehen etc vgl ebd
297. eutung von vorgeburtlichen Einfl ssen f r die sp tere Entwicklung oder Krankheitsrisiken zu ergr nden Nach Peter Nathanielsz Physiologe von der Cornell University in denUSA gibt es berzeugende wissenschaftliche Belege daf r dass die Bedingungen unter denen wir als F tus heranwachsen unserer Gesundheit unwiderruflich einen Stempel aufdr cken k nnen Der Spiegel 4 2000 Stresshormone die von der Mutter ber die Plazenta in den Kreislauf des Kindes fluten N hrstoffe und Spurenelemente die beim Aufbau der winzigen Organe fehlen all das entscheidet wahrscheinlich mit dar ber ob ein Mensch 234 im Laufe seines Lebens an Bluthochdruck Altersdiabetes oder Brustkrebs erkranken wird ob sein Cholesterinspiegel oder sein K rpergewicht berdurchschnittlich hoch ist und ob er am Herzinfarkt oder am Schlaganfall stirbt ebd So spricht man heute von f talem Programm oder Paradigmenwechsel in der Medizin Dass es diese vorgeburtlichen Einfl sse gibt leugnet inzwischen fast keiner mehr vgl ebd Dies ist umso erstaunlicher da noch vor einigen Jahrzehnten die Auffassung vertreten wurde ein Ungeborenes nicht viel mehr als ein gef hlloser Zellklumpen blind taub und ohne Schmerzempfinden so dass zu fr h geborene Kinder gemeinhin ohne Narkose operiert wurden vgl Hardenberg 2001 Obwohl die traditionelle vorgeburtliche Erziehung nicht von neuropsychologischen Erkenntnissen im heutigen Sinn sondern von einer
298. eutungen Sinn und konsistente Erkl rungen auch im Bereich der zwischenmenschlichen Beziehungen Solche Konstruktionen sind Erfindungen sie spiegeln keine objektive Realit t Wenn jedoch einmal Sinnzusammenh nge gestiftet sind die subjektiv als wahr und wirklich gelten werden diese behalten und die Welt wird mit ihrer Hilfe interpretiert Girgensohn Marchand 1994 89 Da der Mensch nicht mit der Wirklichkeit wie sie unabh ngig vom Subjekt existiert sondern mit seiner subjektiven Erfahrungswirklichkeit umgeht ist auch die menschliche Konstruktionsm glichkeit von der psycho sozialen Entwicklung des Individuums innerhalb dieser Erfahrungswelt abh ngig denn jeder Mensch wird in eine bereits vorstrukturierte Wirklichkeit einer bestimmten Kultur und Gesellschaft hineingeboren Ein Kind wird in eine Wirklichkeit geboren die l ngst bevor es auf die Welt kommt bereits von anderen Menschen strukturiert wurde und seine Konstruktionsm glichkeit sind somit innerhalb dieser soziokulturellen Ordnungsstrukturen festgelegt vgl Wyrwa 1995 Obwohl die Konstruktionsm glichkeiten durch soziokulturelle Determinanten eingeschr nkt sind gibt es in jeder Ordnungsstruktur viele agierende Personen die bestimmte Rollen im sozialen Netz spielen und wechselwirkend mit den in diese Kultur hineingeborenen Kindern sozialisiert Kinder haben hierbei gen gend individuellen Spielraum zur Konstruktion ureigenster Wirklichkeiten ebd 19 in
299. eziehungen Im chinesischen Organismusdenken ist das Kind ein lebendes System das durch Anregung von au en immer so reagiert wie es aufgrund seiner inneren Struktur reagieren muss Nicht der Reiz von au en sondern die innere Struktur bestimmt wie das System sich verh lt Ein Kind interpretiert somit sehr eigenst ndig Informationen von au en durch das ihm angeborene elementare Verm gen Wird dieses Verm gen richtig gef rdert und kann es sich ungehindert entfalten bringt es die erforderlichen Qualit ten hervor Das angeborene Verm gen richtig f rdern und es sich ungehindert entfalten zu lassen ist nicht die Aufforderung zum Jen oder zur G te Die altchinesische Philosophie ist nicht 254 der Meinung dass Zwang das einzige oder auch nur sicherste Mittel sei um zur Ordnung zu erzielen und diese aufrechtzuerhalten So sagte Laotse Ich bleibe beim Nicht Tun und das Volk entfaltet sich von selbst Ich liebe die Stille und das Volk ist von selbst in Ordnung Kapitel 57 Nicht Tun ist hier keine Unt tigkeit sondern nur absolute Empf nglichkeit f r das was sich von jenem metaphysischen Grunde aus im Individuum auswirkt Wilhelm 1982 30 Wenn altchinesische Philosophen erkl ren dass die Menschen von Natur aus gut sind dann beziehen sie sich damit nicht auf ein verborgenes ontologisches Substrat sondern auf die menschliche F higkeit gut zu werden n mlich die Meinung ber sich und die Welt richtig zu gestalt
300. f verschiedene Weise werden die Wandelzust nde durch 8 x 8 64 Hexagramme dargestellt die noch mehr Sinnbilder f r die Erscheinungen in der Welt und die Ver nderung menschlicher Angelegenheiten liefern k nnen Ein Hexagramm besteht also aus zwei Trigrammen Jedes Hexagramm repr sentiert somit die Wechselwirkung seiner beiden Trigramme Dar ber hinaus repr sentiert jede einzelne Linie des Hexagramms wieder eine Situation oder einen Zustand Die 64 Hexagramme k nnen somit mindestens 384 64 x 6 384 Situationen oder Zust nde darstellen Sie sind allegorische Mikromodelle aller denkbaren Prozesse 33 Die alte chinesische Philosophie besitzt eine grundlegende Idee n mlich die Einheit aller Dinge Das Wesen der Menschen und der Dinge ist ein und dasselbe die Idee der Einheit von Menschen und Natur Wang Yang Ming ein bedeutender Neokonfuzianer der Ming Zeit stellte diese Idee folgenderma en dar Himmel und Erde und alle Dinge bilden urspr nglich mit dem Menschen ein und dasselbe Wesen Der Punkt in welchem seine Intelligenz in feinster Weise zum Ausdruck kommt ist das F nkchen Vernunft und Einsicht im menschlichen Geiste Wind Regen Tau Donner Sonne Mond Sterne V gel Vierf ler Pflanzen B ume Berge Fl sse Erde und Steine sind von Haus aus dasselbe Wesen wie der Mensch Daher k nnen die Feldfr chte Tiere und andere Dinge den Menschen ern hren und die verschiedenen Medikamente seine Krankheiten heilen Nu
301. fassen Eine Monade wird als unteilbare seelische Einheit gedacht Eine Monade wird durch ihren zielstrebigen Dynamismus bestimmt Da sich Monaden nur hinsichtlich ihrer inneren Zust nde der Perzeptionen unterscheiden beruht sie auf einem inneren Streben das die Monade von Perzeption zu Perzeption nach einem inneren Prinzip gesetzm ig fortschreiten l sst Deshalb spricht Leibniz von Monaden auch als von Entelechien Die Monade ist von au en geschlossen fensterlos Da eine u ere Ursache keinen Einfluss auf ihr inneres haben kann erstellt sie die Welt in eigener Weise und entwickelt sich selbstregulierend Die Monade schlie t Beziehungen in sich Monadologie 856 in jeder m glichen Welt steht alles miteinander in Verbindung 51 Dabei darf die wechselseitige Verkn pfung oder Anpassung aller geschaffener Dinge 856 keinesfalls als kausale Ein oder Wechselwirkung verstanden werden sondern eines idealen Einfluss einer Monade auf eine andere 851 Eine ganz hnliche Weltsicht oder ein Menschenbild ist in der Individualpsychologie zu finden An dieser Stelle sei an das Kapitel 4 1 Grundlagen und Menschenbild der Individualpsychologie Alfred Adlers erinnert in dem das Menschenbild Adlers in kleinen Abschnitten zusammengefasst wurde Der Mensch als unteilbare Einheit 4 1 1 als zielgerichteter Organismus in fortdauernder Bewegung und Ver nderung 4 1 2 und als selbst regulierendes System 4 1 3 Zu d
302. fen und unter Kontrolle zu halten Rothenberger u H ther 1997 629f Gegen ber dieser kontrollierbaren Stressreaktion zeichnet sich die unkontrollierbare Stressreaktion dadurch aus dass zwar erworbene Verhaltens Strategien zur Vermeidung oder Beseitigung des Stressors nicht mehr verf gbar sind Sie ist durch eine anganhaltende Aktivierung kortikaler und limbischer Strukturen sowie des zentralen und peripheren noradrenergen Systems gekennzeichnet die sich so weit wechselseitig aufschaukel dass es schlie lich auch zur Aktivierung des HPA hypothalamo hypophyseo adrenokortikalen Systems mit einer massiven Stimulation der Cortisolaussch ttung durch die Nebennierenrinde kommt ebd 631 Ebenso wie beide Arten von Kompensation des Minderwertigkeitsgef hls positive und negative Kompensation in der individualpsychologischen Theorie in jeweils spezifischer Art und Weise zur Ausgestaltung und Ausformung des Lebensstils im Rahmen der jeweils vorgefundenen u eren psychosozialen Entwicklungsbedingungen beitragen bahnen sich Stressreaktionen ob kontrollierbar oder unkontrollierbar ihren Weg durch alle dabei aktivierten Verschaltungen ins Gehirn Herausforderungen kontrollierbare Stress Belastungen stimulieren die Spezialisierung und verbessern die Effizienz bereits bestehender Verschaltungen Sie tragen damit wesentlich zur Weiterentwicklung und Auspr gung bestimmter Pers nlichkeitsmerkmale bei Schwere unkontrollierbare Bela
303. fige Stimulation ihres antriebssteuernden dopaminergen Systems kommt es bei diesen Kindern zu einer Stimulation des Wachstums dieses Systems Es wird dadurch st rker und intensiver ausgebildet als das normalerweise der Fall ist dopaminerge Hyperinnervation 3 Die Ausformung komplexer neuronaler Verschaltungen insbesondere im Frontalhirn wird durch die berstimulation und die damit einhergehende vermehrte Dopaminaussch ttung behindert Frontalhirndefizit 4 Das daraus resultierende Nutzungsmuster unzureichende Aufmerksamkeitsfokussierung mangelnde Impulskontrolle Hyperaktivit t wird durch ung nstige weitere Entwicklungsbedingungen stabilisiert fr he Bindungsst rungen mangelnde Selbstwirksamkeitserfahrungen berforderung Angst Stress psychosoziale Konflikte etc Dadurch kommt es zu weiteren sekund ren Ver nderungen der Hirnreifung nutzungsabh ngige Plastizit t 5 Methylphenidat Ritalin hemmt die Wiederaufnahme von Dopamin und erzeugt einen kontinuierlichen Ausfluss des in den dopaminergen Nervenenden gespeicherten Dopamins Die Folge ist eine Selbsthemmung jeder weiteren Dopaminfreisetzung durch neue eintreffende Reize Aktivierung von Autorezeptoren an den dopaminergen Pr synapsen Die Stimulation dieses Systems durch neuartige aufregende Reize bleibt nun ohne Effekt durch neue Stimuli ist nun keine verst rkte Dopaminaussch ttung mehr ausl sbar Das Kind kann sich besser konzentrieren
304. freich sein kann weil sich seine psychosoziale Realit t nicht ndert Bei einem solchen Kind kann Ritalin wie bei 184 einem Erwachsenen wie ein Aufputschmittel wirken Gerade solche Kinder und Jugendliche die Ritalin als Happy Pills oder Speed bekommen oder konsumieren sind st rker drogengef hrdet und der Gefahr der Abh ngigkeit ausgesetzt als ihre Altersgenossen Die Gefahr der Abh ngigkeit liegt dabei nicht nur in den psychosozialen Problemen sondern auch darin dass ein Kind so fr hzeitig lernt auf Lern und Verhaltensprobleme mit Medikamenteneinnahme zu reagieren und somit ver ndertes Verhalten nicht auf eigene Anstrengung sondern auf medikament se Behandlung zur ckf hrt Zimmer 1988 14 Streng genommen ist berhaupt gar keine einzige Substanz f r sich allein Sucht erzeugend Nicht die Substanz erzeugt die Sucht sondern das Individuum benutzt die Substanz weil es damit sein Gef hlserleben besser regulieren kann Es verliert damit immer mehr die M glichkeit sich ohne dieses Mittel mit der Realit t zu konfrontieren Amft 2002 104 So warnen Simon et al 1999 104 auch vor einer ausgepr gten psychischen Abh ngigkeit bei der Einnahme der Psychostimulanzien und auch Langbein et al 1999 118 z hlen Sucht und Abh ngigkeit zu den wichtigsten Nebenwirkungen Obwohl die Risiken eines langen Gebrauchs von Ritalin nur hypothetisch genannt werden k nnen weil es noch keinerlei La
305. ft ist wiederum ohne das grundlegende Vertrauen gegen ber dem Menschen und dem positiven Eindruck von der sozialen Umwelt der in der fr hen Kindheit vermittelt werden soll nur schwer zu erreichen Dies ist der Grund warum die konfuzianische Gesellschaft in der psychischen F rsorge die Z rtlichkeit von Mutter und Gro mutter in der fr hen Kindheit hervorhebt Die Gestaltung des Vertrauens in soziale Beziehungen ist die erste Aufgabe des Kindes und nur auf Grund dieser Bereitschaft wird die konfuzianische Erziehung f r xiao kindliche Piet t m glich Die verw hnende Erziehung gibt dem n chsten 244 erzieherischen Schritte keine M glichkeit und gilt in der konfuzianischen Gesellschaft als verfehlt Deshalb wird in Korea die konfuzianische Idee Zhong Yung meistens mit Ma und Mitte bersetzt in allen erzieherischen Situationen betont In dieser Zeit der Erziehung bei den Gro eltern lernt das Kind langsam durch Beobachtung sittliche Beziehungen Die Eltern machen den Gro eltern Tag f r Tag vor dem Schlafen und auch nach dem Aufstehen ihre Aufwartung mit tiefer Verbeugung und erweisen in der allt glichen Unterhaltung alle Ehre wodurch sich die Gro eltern freuen Das Kind beobachtet jeden Tag wie die Eltern und Gro eltern in ihrer Beziehung miteinander harmonisieren Dies ist der Anfang der xiao Erziehung Die psychische F rsorge in der Erziehung des Kindes durch Mutter und Gro mutter gilt schlie lich als Vor
306. furt a M 1990 Wicks Nelson R u Israel A Behavior disorders of Childhood New Jersey 1984 Widmer Max Alternative Heilmethoden und was man davon halten soll http chiropraktik ch Deutsch Thema_des_Monates TdM_Nov98 html Wie Yuging Das Lehrer Sch ler Verh ltnis bei Rousseau und Konfuzius Eine vergleichende Untersuchung zu zwei klassischen Erziehungsparadigmen M nster New York 1993 Wiegand Ronald Alfred Adler und danach M nchen 1990 Wiener Norbert Kybernetik Regelung und Nachrichten bertragung in Lebewesen und Maschine Reinbek 1971 Wilhelm Richard Hrsg Kung Tse Stuttgart 1925 Wilhelm Richard Hrsg Kungfutse Konfuzius Gespr che Lun y Jena 1945 Wilhelm Richard Zur Einf hrung f r Li Gi In Li Gi das Buch der Riten Sitten und Gebr uche aus dem Chin bers u hrsg von Richard Wilhelm D sseldorf K ln 1981a Wilhelm Richard Hrsg I Ging Das Buch der Wandlungen D sseldorf K ln 1981b Wilhelm Richard Hrsg Laotse Tao te king K ln 1982 Wilhelm Richard Kungfutse Gespr che Lun Y K ln 1982 Wilhelm Hellmut Sinn des I Ging D sseldorf K ln 1995 Wittmann Johannes Ganzheitliches Rechnen Dortmund 1950 Woodger Joseph H Biological principles London New York 1929 1967 Wortmann Martin Bundessozialgericht Au enseitermedizin bei der Richterwoche In Deutsches rzteblatt 94 Heft 3 1997 S A95 A96 Wundt Wilhelm Grundriss der Psychologie Leipzig 1905 2
307. fuzius nicht blo ein Gef hl sondern eine praktische Handlung da mit dem anderen zusammen eine Gemeinschaft gebildet wird Im chinesischen Schriftzeichen zeigt sich auch ein tiefgr ndiger gemeinschaftsbezogener Sinn Nach ideographischer Auslegung setzt sich das Jen aus zwei Teilen A Mensch und zwei zusammen was auf die interaktive Basis der Kommunikation die Gegenseitigkeit der zwischenmenschlichen Beziehung Wei 1993 125 hinweist Mit der gleichen Bedeutung kann es auch hieroglyphisch als ein Mensch der mit ausgebreiteten Armen nach anderen greift interpretiert werden vgl Weggel 292 Die Lehre des Jen setzt als h chstes Ziel die Mit Menschlichkeit im Sinne von Gemeinschaftsbezogenheit ebd 296 Humanit t Menschentum Sittlichkeit und Menschenliebe usw die von verschiedenen Autoren als bersetzungen von Jen angegeben wurden sind eher einzelne Tugenden die f r die Verwirklichung des Jen in jedem vorhanden sein sollen Jen als Grundsatz der Selbstkultivierung und der Selbstvervollkommnung Die Lehre des Jen verlangt von den Menschen alles Unkultivierte und Wilde im eigenen Selbst zur ckzudr ngen und das ganze Leben nach dem Ideal der Sch nheit auszurichten dadurch werde dem Jen der Weg gebahnt vgl Konfuzius Gespr che 12 1 Die Selbstkultivierung und vervollkommnung im Sinne der konfuzianischen Ethik will nicht die pers nliche Erreichung des Nirwanas durch Askese sondern die Veredelung
308. fuzius schrieb einige Erkl rungen zu diesem Buch andere gab er m ndlich an seine Sch ler weiter Diese von Konfuzius herausgegebene und kommentierte Fassung ist die heute berlieferte Laotse wurde ebenfalls durch dieses Buch angeregt 102 Wandlung liegt eine bestimmte kosmische Ordnung und Naturvorstellung zugrunde Die heute in fast ganz Ostasien verbreiteten Zweige der chinesischen Philosophie der Konfuzianismus und der Taoismus haben hier ihre gemeinsamen Wurzeln Nach diesem Buch ist der Mensch als organischer Bestandteil des Kosmos zu betrachten so dass sein Denken und Handeln niemals abgetrennt vom Universum betrachtet werden kann Um diesen altchinesischen Organismusgedanken der bis heute die ganze ostasiatische Denkweise umfasst richtig verstehen zu k nnen werden im folgenden die Leitvorstellungen Wandlung und Tao im Hinblick auf den Organismusgedanken untersucht Gegenstand der Betrachtung sind au erdem die polarisierten Urkr fte Yin und Yang die gegenseitig abh ngig und abl send in Erscheinung treten und schlie lich der Mensch als ein bio psycho sozialer Organismus der sich mit anderen Menschen und seiner Umgebung st ndig wandelt 9 2 1 Leben in Wandlung Wie bereits oben angedeutet wird die vorphilosophische Weisheit des alten Chinas mit dem Begriff Einheit von Himmel Erde und Mensch zusammengefasst der den Grundgedanken des I Ging Buch der Wandlung bildet Das Wort im Titel bedeutet Wan
309. g aufgefasst Wie die Monade im Leibnizschen Sinn als ein Mikrokosmos den Makrokosmos bildet und die ganze Welt darstellt bildet und spiegelt auch das Individuum in individualpsychologischem Sinne alle Beziehungen mit anderen und schlie lich die Gemeinschaft Anders ausgedr ckt ist jede Monade ein lebendiger der inneren T tigkeit f higer Spiegel der das Universum von seinem Gesichtspunkt aus darstellt und repr sentiert und ebenso eingerichtet ist wie das Universum selbst vgl Leibniz 1982 Vernunftprinzipien 3 In diesem Sinne ist jedes Einzelding in der Welt 128 wiederum eine kleine Welt Der Begriff der Welt wird nicht nur als Totalit t einer unendlichen Vielheit von Einzelnen gedacht sondern als eine letzte Universalit t die alle Einzelheiten in sich einschlie t Dadurch erweist sich die Welt nicht als eine zuf llige Summe von beliebigen Gliedern sondern als ein notwendiges Gef ge das selbst wieder als substantielle Einheit als monadische Struktur angesprochen werden darf vgl Holz 1958 34 Im individualpsychologischen Verst ndnis ist der Mensch ebenso ein ungeteiltes Ganzes und ein einheitliches Wesen dessen innere und u ere Lebenszusammenh nge unteilbar miteinander und in gr eren Zusammenh ngen verbunden ist Als Individualit t ist der Mensch prim r durch Teilhabe und Teilnahme am anderen bestimmt wird somit als organismisches System nur in Auseinandersetzung mit seiner Umwelt fassbar Sowie Leibniz in
310. g in dynamischer 257 Wechselbeziehung zusammen ein Ganzes bilden In diesem Sinne k nnte man Tao als Beziehungsprinzip verstehen das zwei simultane widerstrebende Pole in Einklang bringt Menschliche F higkeiten wachsen aus dem Tao bedeutet dass die angeborenen F higkeiten eines Menschen dann wachsen k nnen wenn er in stetiger Wechselziehung mit Anderen und der Umwelt im Einklang stehen kann und wenn seine Beziehung keinen monopolare Anspruch erhebt sondern weitere multipolare Verh ltnisse eingeht und die innere komplexe Struktur dadurch stabilisiert wird Im Buch der Wandlung wird menschliches Leben mit den ewigen Wandlungen von Himmel Yang und Erde Yin gleichgesetzt vgl I Ging 273f das Leben entsteht und bleibt erhalten durch alle m glichen Beziehungen R Wilhelm 1981 272 Indem das Beziehungsprinzip der Beziehungen von Himmel und Erde nachgebildet ist gibt es zugleich die Hilfsmittel an die Hand die eigne Natur zu bilden so da die innersten guten Anlagen rein zur Darstellung kommen ebd 274 Nach dieser Ansicht gelingt die optimale Entfaltung angeborener F higkeiten nur durch jene Beziehungserfahrungen die in den nat rlichsten Beziehungsprinzipien Tao so wie die Beziehungen zwischen Yin und Yang gemacht werden aber nicht durch eine erzwungene Morallehre oder Erziehung mit einer bestimmten privaten gesellschaftlichen oder politischen Absicht Die konfuzianische Auffassung von Ethik dargestel
311. g symbiotisch miteinander verbunden sind Fromm 1989 231 Dieser Aspekt des ganzheitlichen Austausches wird von der modernen Forschungen vielfach best tigt und weiter differenziert vgl Kummer 107 Obwohl Adler sehr fr h die fundamentale Abh ngigkeit der Menschen voneinander erfasst hatte und die Bedeutung der Beziehung zwischen Mutter und Embryo kannte beginnen seine tiefenpsychologischen berlegungen in Bezug auf die Mutter Kind Beziehung und ihrer Auswirkung auf die Entwicklung des Kindes erst nach der Geburt da f r ihn erst jetzt das Gemeinschaftsgef hl das eine zentrale Rolle f r die Entwicklung der Pers nlichkeit spielt ausgebildet wird Wenn wir unter Einbeziehung moderner Forschungsergebnisse von der These ausgehen dass die Erfahrungen die das Ungeborene im Mutterleib macht pr genden Charakter f r sein weiteres Leben haben dass der Mensch mit dem Bed rfnis nach Geborgenheit oder mit einem System komplement rer Bestrebungen zur Sicherheit geboren wird dass er bei der Geburt bereits Geborgenheit oder Angst kennt dann hat die Individualpsychologie die Aufgabe ihren Beitrag im pr perinatalen Bereich sowohl in theoretischer als auch in praktischer Hinsicht zu erweitern ebd 239 6 3 4 2 FAMILI RE BEZIEHUNGEN ALS ERZIEHUNG Das traditionelle Gro familiensystem als Ort der Kindererziehung hat gro e p dagogische Bedeutung da innerhalb der Familie an der Erziehung viele Bezugsperson
312. g von Bertalanffy 1901 1972 vgl v Bertalanffy 1968 Sein Anla f r die Besch ftigung mit der Systemtheorie war die Auseinandersetzung mit Vitalismus und Mechanismus die bei ihm von jeher zwei Aspekte derselben Sache waren So hat er versucht lebendige Organismen mit dem Systembegriff zu erkl ren und somit auch durch methodische und erkenntnistheoretische Reflexionen zu einem neuen vereinheitlichten Wissenschaftsverst ndnis zu kommen Erforscht werden sollen dabei Multivariable Wechselbeziehungen Gesetze von Organisation von Ganzheit Teilen und Vorg ngen die Zielstrebigkeit von Organismen Entwicklungshistorisch gesehen hatte sich die moderne Systemtheorie aus der Kybernetik entwickelt und wurde vor allem im Anschluss an die Theorie der Autopoiesis d h der Selbstorganisation biologischer Systeme der Biologen Humberto Maturana und Francesco Varelas und in erkl rter Rezeption der konstruktivistischen Sicht erzieherischer Ph nomene des Soziologen Niklas Luhmanns Luhmann u Schorr 1979 1982 1986 in die erziehungswissenschaftliche Diskussion getragen 3 4 2 Der Begriff Kybernetik Das Wort Kybernetik das urspr nglich die Kunst des Steuermanns griech kybernetes bezeichnet wird von Norbert Wiener 1971 im heutigen Sprachgebrauch als das gesamte Gebiet der Regelungs und Nachrichten bertragungstheorie von Maschinen oder Lebewesen definiert Thermostat Wasserstandsregler oder Heizungsanlage etc sind die Bei
313. ge Ding Gemeinschaftsgef hl gerne forthaben m chten aus der Theorie weil es st rt und provoziert Ich sage ihnen Das geht nicht ohne dieses sperrige Ding ist Adler kein Adler mehr Ihr m sst es integrieren 85 Diese Auseinandersetzungen sind nicht neu wurden bereits zu Lebzeiten Adlers thematisiert Adler verr t in seinem letztem Werk Der Sinn des Lebens 1933 dass seine Psychologie ein St ck Metaphysik enth lt was mal gelobt und mal getadelt wurde Dieses Metaphysische Konzept hat bei der Identit tsbildung in der Entwicklungsgeschichte der Individualpsychologie immer eine wichtige aber doppelte Rolle gespielt mal als ein Hebel zur Befestigung der Identit t und mal als Hindernis auf der Suche nach Identit t Bei jenem trug sie zur Abspaltung von der Psychoanalyse Freuds in der Begr ndungszeit der Individualpsychologie bei und bei diesem st rt sie die Festigung individualpsychologischer Identit t im Mainstream der Psychoanalyse im Wiederbelebungsversuch seit den 60er Jahren W hrend Freud in seiner biologisch orientierten elementaristischen und objektiven Triebpsychologie jegliche Weltanschauung als ein gegen ber den alle Lebensbewegungen fundierenden libidin sen Prozessen sekund res Ph nomen als ein Produkt der Sublimierungsprozesse deklariert H cher 1987 4 hatte Adler durch seine Trennung von Freud eine sozial orientierte subjektivistische und ganzheitliche Einstellungspsychologie entwickelt und
314. geistigen und physischen Zustand des Individuums und dessen Beziehung zu seiner nat rlichen und sozialen Umwelt zu ber cksichtigen In der chinesischen Denktradition finden sich als Erkl rungsprinzip aller kosmischen Erscheinungen vom Nat rlichen bis zum Menschlichen nicht mechanische Kausalit ten sondern wechselbez glichen Relationalit t Das ganzheitliche und organismische Denken ist der gemeinsame Nenner beider Lehren W hrend sich Adler mehr an die psychosomatischen berlegungen h lt konzentriert sich der Konfuzianismus mehr auf das menschliche Sozialleben Wie die moderne Biologie lehrt bildet der Organismus eine Einheit dessen Teile miteinander verbunden voneinander abh ngig sind und sich gegenseitig beeinflussen So sagte Adler dass man wohl nicht vergessen darf da durch einen Ansto an einer Stelle der ganze Organismus in Vibration ger t Adler 1983 48 Das lebendige Ganze ist nicht 32 nur der k rperliche Organismus sondern die personale Ganzheit mit allen leiblichen und seelischen Funktionen Wichtig ist somit den seelischen oder k rperlichen Zustand nicht anhand einzelner Krankheitsbilder und Einzelbefunden zu beurteilen sondern ihn im Ganzen zu erfassen Im Gegensatz zu maschinellen Vorg ngen lassen sich Organismen nicht verstehen wenn man sie nur als Summe ihrer Teile ansieht weil Organismen sich durch eine Reihe von Funktionen auszeichnen Die Ganzheit eines Lebewesens ist somit etwas g nzlich a
315. gen ist auch bis heute keine allgemein akzeptierte Theorie entwickelt worden Dagegen gibt es eine Vielzahl von Termini die f r Kinder und Jugendliche gepr gt worden sind deren Verhalten bzw Lernen von bedeutsamen Erwachsenen als problematisch erwartungswidrig normverletzend oder st rend angesehen wird Werning u Reiser 2002 53 Diese Verschiedenheit der Begriffe Klassifikationen und damit der unterschiedlichen Termini beruht auf den verschiedenen Beobachtungen die wiederum von unterschiedlichen Beobachtungsfaktoren abh ngig sind Wie z B herrschende soziale Werte und Normen zeitgem e soziale Einstellungen und kulturelle Pr ferenzen subjektive Einstellungen der Interaktionspartner und der beurteilenden Instanzen verschiedene wissenschaftliche Sichtweisen oder Bereiche des Ph nomens 48 Die Fachliteratur die sich mit beeintr chtigtem Lernen besch ftigt bietet eine verwirrende Vielfalt von Begriffen Der Begriff Lernbeeintr chtigungen hat sich in Anlehnung an Bach u a 1987 als Sammelbegriff f r Lernschwierigkeiten Lernst rungen und Lernbehinderungen durchgesetzt In meiner Arbeit wird Lernbeeintr chtigungen auch als berordneter Begriff gebraucht Da f r die schulische Praxis solche allgemeinen Unterscheidungsmerkmale wenig zweckdienlich sind werden die Unterscheidungen in meiner Arbeit nicht scharf eingesetzt Deshalb darf der im Kapitel 4 4 1 2 verwendete Begriff Lernbehinderung nicht unbedingt
316. gen und normalen Kompensation Adler 1929 zit n Ansbacher u Ansbacher 1995 128 F r Adler ist psychische Gesundheit in letzter Konsequenz eine Manifestation des richtigen Lebens Dieses richtige Leben wird von der angeborenen Kompetenz n mlich dem Gemeinschaftsgef hl gef hrt durch das das Individuum die Wirklichkeit die in erster Linie aus der sozialen Situation besteht beantworten kann ebd 111 Gemeinschaftsgef hl das mit der Logik des menschlichen Zusammenlebens eins ist ist in diesem Sinne eine Gesinnungsethik nicht eine Pflichtethik Wexberg 1998 99 Bei dieser Auffassung r cken Ethik und psychische Hygiene einander besonders nahe Nicht so als ob die Ethik ein Mittel der psychischen Gesundheit sein k nnte sondern im Gegenteil die psychische Gesundheit erscheint als eine Voraussetzung echter Ethik Alles was dahin f hrt die eben geschilderte intrapsychische Spannung herabzusetzen mildert auch antisoziale und antiethische Tendenzen Von hier aus gelangt man zu wichtigen sozialethischen Ausblicken Furtm ller zit n Ansbacher u Ansbacher 1995 122f 98 5 DIE KONFUZIANISCHE ERZIEHUNGSLEHRE UND IHRE BEGEGNUNG MIT DER INDIVIDUALPSYCHOLOGIE Sowohl das westliche als auch das stliche Denken scheinen einseitig zu sein Zwischen beiden besteht tats chlich ein ganz wesentlicher methodischer Unterschied aber andererseits stellt man fest wenn man gen gend tief gr bt dass di
317. gens tzliche seelische Prozesse die st ndig im Wandel stehen Wie der Begriff Yin in chinesischem Sinne kein negativer Begriff ist gilt das Minderwertigkeitsgef hl in individualpsychologischen Sinne nicht unbedingt als ein Gef hl das vernichtet werden soll Minderwertigkeitsgef hl wird bei Adler als Evolutionsmotiv verstanden das immer mit dem Gemeinschaftsgef hl zusammenspielen sollte Ein gesunder seelisch k rperlicher Zustand bedeutet aber nicht eine Yang orientierte Situation sondern ein Zustand in dem Yin Yang im Gleichgewicht sind Es gibt keinen Menschen dessen psychischer Zustand absolut mit Gemeinschaftsgef hl erf llt ist Adler sagte in diesem Sinne Leben hei t sich minderwertig f hlen Das bedeutet der Mensch versucht immer dieses Gef hl auszugleichen Seine psychische Ruhe beruht somit auf dem Gleichgewicht des Gef hls ostasiatisch ausgedr ckt hei t es Gleichgewicht zwischen Yin und Yang individualpsychologisch zwischen Minderwertigkeits und Gemeinschaftsgef hl 143 Aber der Begriff Gemeinschaftsgef hl und Minderwertigkeitsgef hl darf nicht mit dem Begriff Yin und Yang gleichgesetzt werden Gemeinschaftsgef hl darf nicht als psychischer Zustand von Yang verstanden werden ebenso wenig wie das Minderwertigkeitsgef hl ein Yin Zustand ist Seit den Anf ngen der chinesischen Kultur wurde zwar Yin mit dem Weiblichen und Yang mit dem M nnlichen oder Yin mit Schatten und Yang mit Licht assoziiert Diese Ass
318. gramm f r einkommensschwache Eltern von ADHD diagnostizierten Kindern aufgestellt dadurch bekam eine Familie mehr als 450 Dollar pro Monat f r jedes Kind mit ADHD 1991 wurde durch das Kultusministerrium ADHD als Behinderung anerkannt worauf f r jedes Kind mit ADHD das den Anspruch auf Sonderleistungen hat weitere 400 Dollar an j hrlicher Erziehungsbeihilfen an die Schule bezahlt Die Zahl der mit ADHD diagnostizierten Kinder erreichte 1997 4 4 Millionen f r Diagnose Behandlung und Forschungsuntersuchungen dieser St rung wurden 1996 bereits 15 Mrd Dollar ausgegeben vgl Washington 2000 Daneben spielte die Pharmaindustrie den Aufkl rer f r die Volksgesundheit um damit ganz gezielt das Ph nomen ADHS im Bewusstsein der rzte und der ffentlichkeit zu verankern Der New Yorker Reuters Health 05 02 2002 zufolge haben immerhin 87 der amerikanischen rzte die Richtlinien festsetzen finanzielle Verbindung zu Arzneimittelunternehmen die gr te Elterninitiative f r ADHD Kinder in den USA mit 45 000 Mitgliedern wird direkt von Novartis dem Schweizer Weltkonzern f r die Ritalin Herstellung finanziert F ller Mancini 2001 das Iserlohner Unternehmen Medice Medikinet finanzierte eine Fachtagung zu diesem Thema auf dem Deutschen Kongress der Kinder und Jugendpsychiater im M rz 2002 in Berlin die Pharmaf rma Lilly wiederum ist alleiniger Sponsor des Hamburger Arbeitskreises ADS ADHS Der Spiegel 29 2002 um nur einige
319. h das Aufeinander bezogen sein wird auf eine Verbindung hingewiesen die die M glichkeit er ffnet sie als Teil einer Einheit zu sehen und unter diesem Aspekt weiter zu behandeln Beziehung ist das Grundelement des Lebens Dem Menschen wohnt immer wieder neu die Sehnsucht nach Liebe Gl ck 207 Geborgenheit Anerkennung und Geltung inne die nur durch die positiven emotionalen Beziehungen gestillt werden kann In Wahrheit ist es so dass kein Mensch jemals allein und ohne den begegnenden andern sein Leben erf llen kann Moor 1974 202 F r Kinder sind Eltern eben solche begegnende Andere In jeder Eltern Kind Beziehung gibt es ein bedeutendes Aufeinander bezogen sein Tag f r Tag Stunde f r Stunde geben Eltern ihrem Kind wirksame Anst e f r das Aufeinander bezogen sein das Kind stellt sich auf jedes ver nderte Verhalten der Eltern ein und stellt sein eigenes Verhalten um Dieser Sachverhalt kann wiederum die protektive und zugleich therapeutisch erzieherische Wirkung positiver personaler Beziehungen erhellen Eltern sind somit f r ihr Kind Wesen die ihm am meisten helfen oder es durch die krankmachende Wirkung negativer Beziehungen st ren k nnen Nur wenn das Kind durch die Eltern bejaht und angenommen wird kann es sich selbst seinen Selbstwert bejahen und sein eigenes Sein annehmen Wie wir bei dem Experiment des Hohenstaufenkaisers Friedrich I und der Hospitalismusforschung von Spitz s Kapitel 4 2 4 2 gesehen haben br
320. h umfassenden Innenleben aus Dabei stehen sie einer isolierten Betrachtung einzelner psychischer Teilfunktionen gegen ber begreifen den Menschen nicht als isoliertes abgeschlossenes System sondern als soziales Wesen das miteinander in Beziehung steht aus interagierenden Untereinheiten besteht dessen Zustand durch die Zust nde anderer mitbedingt ist und somit seinen Sinn im mitmenschlichen Zusammenleben erf llt Die Eigenschaften einer Ganzheit entstehen also aus dynamischem Zusammenwirken Auf diese ganzheitspsychologischen Konzeptionen lassen sich verschiedene Disziplinen der modernen Psychologie in ihren wesentlichen Aspekten zur ckf hren Ergebnis des Zusammenwirkens von inneren und u eren Entwicklungsbedingungen auffasst verband er Gestaltpsychologie und Entwicklungspsychologie miteinander Auch Ged chtnisspuren sah er als nach Gestaltgesetzen organisiert damit wurde das Prinzip der Gestaltpsychologie mit der Lern und Ged chtnispsychologie verbunden Felix Krueger 1874 1948 ging von dem Prinzip der Gestaltenqualit ten seines Lehrers Cornelius und von der langen Auffassung Wundts aus das psychische Ganze sei mehr als die Summe seiner Teile W hrend Wundts experimentelles Schaffen einseitig analytisch war und insbesondere auf die Elemente zielte hat Krueger dar ber hinausgehend die Theorie der Komplexqualit ten entwickelt d h alle Komplexe kommen spezifisch und unmittelbar zu erlebende Komplexqualit ten b
321. haft Ganz gespiegelt werden 114 8 2 3 1 DIE KOSMOLOGISCHE DENKTRADITION IN OSTASIEN Die moralische Einheit des Mikro und Makrokosmos Die alte chinesische Philosophie ist vor allem eine ethische Lehre die durch die Weltanschauung gepr gt worden ist dass dem ganzen Kosmos eine produktive Lebenskraft innewohnt die den Menschen erzeugt und ihn deshalb erf llt vgl Kapitel 5 2 1 Die Produktivit t des Kosmos hat den Charakter der G te und ist im Menschen als moralische G te manifestiert So entsprechen alle Erscheinungen des Makrokosmos dem physischen geistigen und sittlichen Leben des Menschen vgl Li Gi 64ff Darauf beruhen die altchinesischen Moralgesetze d h so wie die Erscheinungen des Weltalls die Elemente atmosph rischen Einfl sse Planeten Himmelseinrichtungen Jahreszeiten usw miteinander in Einklang stehen muss der Mensch auch bestrebt sein durch seine ethische Gesinnung dem w rdevollen Beispiel des Kosmos zu folgen Wie wir schon im Kapitel 5 1 in bezug auf die unterschiedliche Entwicklung des Konfuzianismus und Taoismus gesehen haben projiziert der Konfuzianismus die Ordnung der ethisch politischen Menschenwelt zu deren letzten Legitimation ins Nat rliche Kosmische hinein Reich u Wei 1997 293 Die Fragstellungen und Probleml sungen dieser Schule sind mehr sozial politisch die Natur dient hier als Vorbildfunktion nach der der Mensch sich kultivieren sollte Hingegen scheint sich der Taoismu
322. halb des Organismus und zwischen diesem und dem Rhythmus der Natur Die alten Chinesen streben nach der Transformation des Leibes im Sinne einer R ckkehr zum uranf nglichen Zustand der Einheit Die Gleichgewichtserhaltungen aller Funktionen und das Leben in Einklang mit der Natur gilt nicht nur f r die Medizin sondern auch f r das soziale und politische Prinzip Alle menschlichen Gemeinschaften wie Staat Gesellschaft und Familie welche selbst jeweils eine organische Einheit darstellen k nnen auch als Abbild des Kosmos verstanden werden Betont wird dabei das Tao des Kosmos und die Ansicht dass man sich im Gesellschafts und Familienleben und auch in den zwischenmenschlichen Beziehungen nach dem Tao des Kosmos verhalten und seine Angelegenheiten regeln soll Ge Hong 283 343 formulierte in seinem Buch Baopuzi 39 die Vorstellung dass der Selbstkultivierung und Leibesregulierung dieselben Prinzipien zugrunde liegen wie der Regierung des Staates Wer es versteht seinen Leib zu ordnen der versteht sich auch auf 3 Das Buch wurde von Ge Hong im Alter von 35 Jahren geschrieben der sich Meister nannte und stellt eines der Hauptwerke des Taoismus der Jin Zeit dar In seinen ersten Kapiteln verteidigt er die konservative Gelehrsamkeit der Han Dynastie Konfuzianismus Die weiteren Kapitel sind der Meditation der Lebensverl ngerung der Alchemie u Taoismus gewidmet vgl Ge Hong 1995 117 die Ordnung eines Staates Jiao
323. he Arbeitsfeld nebens chlich Das Untersuchungsergebnis dass die Umweltbedingungen w hrend der Schwangerschaft Einfluss auf den psychosomatischen Zustand des Embryos aus ben beinhaltet nicht die M glichkeit der Charakterbildung des Embryos im Sinn der vorgeburtlichen Erziehung Charakter ist ein sozialer Begriff und die seelische Stellungnahme die Art und Weise wie ein Mensch seiner Umwelt gegen bersteht Adler 1966 146 In diesem Sinne ist die Charakterbildung nur dem sozialen Wesen in der sozialen Umwelt m glich und insofern ist der Ansatz der vorgeburtlichen Erziehung in sich logisch da in der vorgeburtlichen Erziehung der Embryo bereits als geboren angesehen wird und ein Kind 235 Embryo in der konfuzianischen Gesellschaft ein soziales Wesen ist Daneben bilden der Mutterleib der seelische Zustand der schwangeren Frau und die Familienmitglieder mit denen das Kind Embryo durch die Mutter mittelbar eine soziale Beziehung erf hrt die psychosoziale Umwelt Die alten Ostasiaten hielten daher die Charakterbildung des Embryos f r notwendig Der Begriff Erziehung oder Bildung steht im konfuzianischen Sinne dem Begriff Erzeugung sehr nahe Die Erzeugung von irgend Etwas in der Welt ist wiederum wie wir im Kapitel 5 2 gesehen haben nur durch Beziehungen zwischen Yin und Yang m glich Die Quelle der Erzeugung einer Pers nlichkeit mit sozialen und moralischen Kompetenzen Vernunft k nstlerischer
324. hen Dinkmeyer und Dreikurs 1970 S 60 haben die einzelnen Prinzipien der erzieherischen Handlung f r den Lehrer formuliert Die von ihnen beschriebenen Ermutigungsmethoden zur Vorbeugung und zur Verhaltens nderung bei Kindern lassen sich durch folgende Punkte zusammenfassen Ein Erzieher der ermutigt 1 sch tzt das Kind so wie es ist 2 zeigt Vertrauen in das Kind und schenkt ihm dadurch Selbstvertrauen 3 glaubt an die F higkeiten des Kindes gewinnt sein Zutrauen und f rdert sein Selbstbewu tsein zeigt Anerkennung f r eine gute Leistung oder eine ehrliche Bem hung n tzt die Gruppe um die Entwicklung eines Kindes zu f rdern und zu beg nstigen gliedert die Gruppe so da jedes Kind seinen Platz hat hilft bei der Entfaltung von Fertigkeiten in regelm igen und psychologisch gestuften Abst nden die einen Erfolg erlauben 8 erkennt und konzentriert sich auf die starken Seiten und guten Anlagen 9 wertet die Interessensgebiete des Kindes aus um den Lernproze zu beschleunigen UAUA Diese Ermutigungsp dagogik ist insofern auch Wachstumsp dagogik da sie das prim re Potential des Sch lers Vernunft Liebesf higkeit und Produktivit t in einer anregenden und interessierten Atmosph re zur Geltung kommen l t Sie stellen auch den Kern des individualpsychologischen Beitrages zur Erziehungshilfe insbesondere im Umgang mit einem seelisch gest rten Kind dar Die praktische Durchf hrung der
325. hen 1979 Jaspers Karl Die gro en Philosophen 1 Bd M nchen 1956 Jaspers Karl Lao tse Nagarjuna Zwei asiatische Metaphysiker M nchen 1978 Jersild Arthur Thomas et al Child Psychology Englewood Cliffs N J 1975 Jones John V Jr Constructivism and Individual Psychology Common Ground for Dialogue In Individual Psychology vol 51 1995 S 231 243 Jores Arthur Die Medizin in der Krise unserer Zeit Bern Stuttgart 1961 Jungmann Joachim Pr peri postnatale Risikofaktoren und neurofunktionale Entwicklungsst rungen In Z Kinder Jugendpsychiatr 11 1983 S 13 27 J tte Robert Geschichte der Alternativen Medizin Von der Volksmedizin zu den unkonventionellen Therapien von heute M nchen 1996 Kanter Gustav O Lernbehinderungen Lernbehinderte deren Erziehung und Rehabilitation In Deutscher Bildungsrat Hrsg Sonderp dagogik 3 Stuttgrat 1974 S 117 234 Kanter Gustav O Lernbehinderungen und die Personengruppe der Lernbehinderten In Gustav O Kanter u Otto Speck Hrsg P dagogik der Lernbehinderten Handbuch der Sonderp dagogik Bd 4 Berlin 1977 S 34 64 Kanter Gustav O Von den generalisierenden Prinzipien der Hilfsschuldidaktik methodik zur konzeptgebundenen Lernf rderung In Michaela Griesbach Udo Kullit u Elmar Souvignier Von der Lernbehindertenp dagogik zur Praxis schulischer Lernf rderung Lengerich u a 1998 S 9 22 K ser Roland Neue Perspektiven in der Schulpsychologie
326. her dargestellt Dazu muss man sich zun chst mit der chinesischen vorphilosophischen Weisheit auseinander setzen denn diese stellt die theoretische Grundlage des Konfuzianismus und des Taoismus dar Dabei steht allerdings keine philosophische Zusammenfassung im Mittelpunkt der Arbeit sondern die Enth llung des modernen p dagogischen psychologischen Attributes der alten Weisheit 5 2 Das organismische Menschenbild Um das ostasiatische Menschenbild zu verstehen sollte man Kenntnisse ber die Grundhaltung der altchinesischen Kultur die sich aus dem Verh ltnis zur Natur ergab haben Joseph Needham der die chinesische Philosophie als eine Philosophie des Organismus klassifizierte beschrieb das altchinesische Verh ltnis zur Natur mit folgenden Worten In allen nat rlichen Ph nomenen suchten die alten Chinesen nach Ordnung und Harmonie und sahen in ihnen das Ideal aller menschlichen Beziehungen Die fr hen chinesischen Denker waren zutiefst von den Wiederk nften und zyklischen Bewegungen beeindruckt die sie in der Natur beobachteten die vier Jahreszeiten die Phasen des Mondes die Pfade der Planeten die R ckkehr von Kometen der Zyklus von Geburt Reife Vergehen und Tod alles Lebendigen Fan che Tao chih tung wie es im Tao Te Ching hei t R ckkehr ist die charakteristische Bewegung des Tao Thien oder Himmel ward mehr und mehr als unpers nliche Kraft gesehen die die Muster der nat rlichen Welt hervorbringt Ph nom
327. here Postulatorik ohne Erfolg geblieben ist Oelkers 1998 221 So tauchte sie mal als kritischer Ansatz oder mal als alternativer Entwurf auf Ein Beispiel daf r ist die Warnung vor den Gefahren der curricularen Bewegung und des programmierten Unterrichts die bereits seit Mitte der 70er Jahre laut wurde vgl Heitger 1976 Reduzierung der p dagogischen Absichten auf u erlich wahrnehmbares Verhalten und Reduktion der Pers nlichkeit aufs Funktionieren Instrumentalisierung des Menschen im Rahmen einer Verf gbarkeit f r gesellschaftliche W nsche und demzufolge Vernachl ssigung der ethischen Komponente dass der Mensch niemals als Mittel f r von au en an ihn herangetragene Ziele missbraucht werden darf Determinierung des Sch lers im Vermittlungsprozess der Lerninhalte als solchen Der Sch ler wird mit Hilfe von Impulsen konditioniert bzw manipuliert und wird dadurch zum Objekt der Bearbeitung und nicht mehr in seiner Pers nlichkeit respektiert Die Warnung hat zur Folge dass seit 1985 im bayerischen Hauptschullehrplan der Begriff Curriculum ausgelassen und der neue Lehrplan vom Kultusminister deutlich nach ganzheitlicher Sicht gestaltet wird Erziehung in der Hauptschule wendet sich an den jungen Menschen in seiner Ganzheit Sie beschr nkt sich nicht auf Lernhilfen sondern will im umfassenden Sinn Lebenshilfe geben Wissensvermittlung soll mit Wertorientierung der Aufbau von Handlungsdispositionen mit der eins
328. heren Gesellschaft untersucht So werden zun chst die Gegens tze zwischen analytisch zerst ckelnder und ganzheitlicher Betrachtungsweise in der Wissenschaft betrachtet Vor allem ist die zu starke Detailorientierung der g ngigen Naturwissenschaften und die daraus folgende Reduktion von komplexen Ph nomenen auf ihre einfachsten Elemente aus ganzheitlicher Sicht zu kritisieren Als berbr ckung dieses Gegensatzes wird der 10 systemisch konstruktivistische Ansatz der als der von den Naturwissenschaften ausgehende ganzheitliche Ansatz verstanden werden kann vorgestellt So wird die Integration von notwendiger wissenschaftlicher Analyse und psychologischer Synthese m glich bei der alle diese Faktoren in ihren Beziehungen zueinander in ihrer strukturellen Verkn pfung und in ihrer wechselseitigen Bedingtheit gesehen werden m ssen B nner 1971 36 Die Position dieser ganzheitlichen Ansicht in der Wissenschaft wird jeweils innerhalb der Psychologie Medizin und P dagogik betrachtet In Kapitel 4 und 5 stehen Individualpsychologie und ostasiatische Denktradition unter besonderer Ber cksichtigung des ganzheitlichen Aspektes ihrer Weltanschauung Menschenbilder und Erziehungsziele im Mittelpunkt Besonders die individualpsychologischen Grundbegriffe werden mit systemtheoretischen und konstruktivistischen Termini dargestellt wobei systemtheoretische und konstruktivistische Positionen in den individualpsychologischen Grundannahmen ge
329. hi beinhaltet die objektive und vernunftgem e Urteilskraft der Moral vgl Kum J T 1987 22 Diese vier Kardinaltugenden bilden die konfuzianische Erziehungslehre Besonders Menzius fasste sie als Keime des Guten in der menschlichen Natur auf der Sinn der Erziehung liegt bei ihm demnach in ihrer Entfaltung vgl Kapitel 5 2 3 Wie bereits oben erw hnt ist Jen sicher der Kern des Konfuzianismus der nur sehr schwer durch einen normalen deutschen Begriff wiedergegeben werden kann Sein Bedeutungsumfang ist sehr gro und von der jeweiligen Situation abh ngig weshalb er in der deutschen Literatur so verschiedenartig bersetzt wird beispielsweise mit Sittlichkeit der G tige Menschenliebe Liebe vgl R Wilhelm 1981a Menschlichkeit Jaspers 1956 Gemeinschaftsbezogenheit Weggel 1987 Mit Menschlichkeit Tworuschka u Tworuschka 1992 au erdem mit zwischenmenschlicher Zuneigung Humanit t wohlwollender Liebe Menschentum usw 145 In den Gespr chen Lun y beantwortete Konfuzius selbst Fragen der Sch ler nach Jen jeweils mit anderen Worten Zusammengefasst soll Jen bedeuten Menschen zu lieben 12 22 sich selbst zu berwinden und sich den Gesetzen der Sch nheit zuzuwenden 12 1 jeden Menschen wie einen geehrten Gast zu behandeln das Volk so zur Arbeit einzusetzen als ob es an einem gro en feierlichen Opfer teilnehme alles was einem selbst unerw nscht ist auch keinem anderen zuzuf gen 12 2 beim Allei
330. hie PET oder die funktionelle Kernspintomographie NMR erm glichten erstmals die Aktivit t des 191 gesamten menschlichen Gehirns genauer zu beobachten Roth 2001 und damit die bisher an unterschiedlichsten Modellsystemen gewonnenen Erkenntnisse ber die Struktur und Funktion neuronaler Netzwerke ber die Rolle globalisierender Transmittersysteme ber die Bedeutung emotionaler Aktivierungsprozesse und ber die Plastizit t neuronaler Verschaltungen auch oder ganz besonders im menschlichen Gehirn zu einem Gesamtbild zusammenzuf gen vgl H ther 2001a Diese neueren Erkenntnisse unterscheiden sich von den alten in folgenden Punkten Jahrzehntelang war man davon ausgegangen dass die w hrend der Hirnentwicklung ausgebildeten neuronalen Verschaltungen und synaptischen Verbindungen unver nderlich seien Heute wei man dass das Gehirn zeitlebens zur adaptiven Modifikation und Reorganisation seiner einmal angelegten Nervenzellverschaltungen bef higt ist und dass die Herausbildung und Festigung dieser Verschaltungen ganz entscheidend davon abh ngt wie und wof r wir unser Gehirn nutzen Noch vor einigen Jahren schien es unvorstellbar dass psychosoziale Einfl sse in der Lage w ren die Struktur des Gehirns in irgendeiner Weise zu ver ndern Inzwischen hat sich unter den Hirnforschern die Einsicht durchgesetzt dass die im Lauf des Lebens gemachten Erfahrungen strukturell im Gehirn verankert werden Bisher hielt
331. hik an 95 5 DIE KONFUZIANISCHE ERZIEHUNGSLEHRE UND IHRE BEGEGNUNG MIT DER INDIVIDUALPSYCHOLOGIE s000ss0000000sssnnnssssssnnsnnsssnnsnsnssnnsssnssnnnnsn 99 5 1 BEZIEHUNG ALS LEBENSFORM u0s 506640844004000800004020h00u0060etanassauneasssnsnhssesnndennnnehieen 99 5 2 DAS ORGANISMISCHE MENSCHENBILD cuesnsessessersonssnssnnesnsessessersonsnnssnnesnnssssssnnsunee 102 5 2 1 Lebenin Wandlung es ae 103 3 22 Leben als Zusammenspiel und Abh ngigkeit voneinander 109 5 2 3 Mensch als Mikrokosmos nanea na a a nen 113 5 2 3 1 Die kosmologische Denktradition in Ostasien ucnenesnssenesennsennenenennn 115 5 2 3 2 Die kosmologische Denktradition im Westen nnnnsennssnnensnnnnennennnn 118 5 2 3 3 Die Erl uterung des Menschenbilds Alfred Adlers in der kosmologischen Denktradition von Leibniz see nen 122 5 2 4 Das Weltordnungsprinzip Tao im Vergleich mit der Pr stabilierten Harmonie und dem Gemeinschaftsgef hlk eeennnnenenennnnn 131 5 3 SPEKULATION BER KONFUZIANISCHE BEZIEHUNGSETHIK IN DER INDIVIDUALPSYCHOLOGISCHEN BEZIEHUNGSP DAGOGIK nneesoesnnesnnesnnesnesensanne 136 5 3 1 F nf zwischenmenschliche Beziehungen nnennsennennnennnn 137 5 3 2 Der Schl sselbegriff yJen a ea eeia 144 5 3 3 Beziehungsf higkeit als Menschennatur und ihre Entfaltung 149 5 3 3 1 Der eigene Willensentschlu zur Sittlichkeit enennsennsen
332. hotherapeutischen erzieherischen Verfahren vollkommen legitim und berechtigt wenn seelische St rungen mit solchen Sinnfragen zusammenh ngen um diesen Menschen zu helfen entsprechende Orientierung zu finden Eine v llig falsch verstandene wissenschaftliche Psychotherapie entzieht sich aber diesen metaphysische Therapieproblemen und berl sst dies den nicht anerkannte psychotherapeutischen Richtungen So sagte Adler Ich sehe keinen Grund sich vor der Metaphysik zu f rchten sie hat das Leben der Menschen und ihre Entwicklung im st rksten Grad beeinflu t 1973a 167 4 3 3 Gemeinschaftsgef hl als individualpsychologische Metaphysik Gemeinschaftsgef hl gilt als der zentrale Begriff der individualpsychologischen Metaphysik Dieses Gef hl ist zwar unter den Bedingungen verabsolutierter Geltung empirischer Verifikationskriterien nicht zu fassen aber es hat eine deutliche Funktion f r die ganzheitliche Stellungnahme zur Wirklichkeitskonstruktion in einer Beziehung Wie oben erw hnt sind wir Menschen nicht in der Lage eine Entscheidung dadurch zu treffen dass wir uns der Wirklichkeit durch Analyse vollst ndig ann hern k nnten Besonders im konstruktiven Moment der Beziehungswirklichkeit kommen wir analytisch nicht viel weiter Hier wird Gef hl gebraucht um berhaupt menschliche Interaktion zu erm glichen Dabei handelt es sich neben tats chlichen auch um eingebildete gew nschte Beziehungen zu anderen Personen bzw zu Dingen
333. hr lohnend die zwei sozialen Genies Alfred Adler und Konfuzius in die Diskussion mit einzubeziehen Die Gegen berstellung von Alfred Adler und Konfuzius erscheint zun chst unpassend Es ist somit kein Wunder dass bis jetzt au er meiner Diplomarbeit keine einzige vergleichende deutschsprachige Abhandlung ber Adler und Konfuzius vorhanden ist Es gibt aber Hinweise Obwohl er es nur einmal kurz ausgedr ckt hat bezeichnete Manes Sperber in seiner Schrift Alfred Adler der Mensch und seine Lehre 1926 Adler als den Konfuzius des Westens im Sinne eines sozialen Genies Es ist wohl berechtigt wenn man die Kernidee von beiden sozialen Genies je als Gemeinschaftsgef hl Adler und Jen Konfuzius annimmt Die beiden Begriffe haben gro e Gemeinsamkeiten indem sie bei dem Menschen eine soziale Grunddisposition voraussetzen und somit die M glichkeit sehen soziale Kompetenz wieder zu gewinnen s ausf hrlich Kapitel 5 Adler versteht unter dem Gemeinschaftsgef hl das Gef hl der Verbundenheit mit dem Mitmenschen eine Haltung die er als Mitmenschlichkeit bezeichnet Der konfuzianische Schl sselbegriff Jen bedeutet Zuneigung zu anderen und ist zusammengesetzt aus dem Wort Mensch und dem Zahlwort Zwei Es ist eine interpersonale Beziehung diese Beziehung zwischen zwei Personen verweist auf dich und mich ein Ausdruck der Zuneigung G be es nur eine einzige Person dann best nde keine Beziehung wenn
334. hrter jemand der das Wesen des Himmels und der Erde aber nicht das des Menschen versteht ist ein Handwerker zit n H Wilhelm 1995 131 Im Bezug auf die Kindererziehung k nnte diese Darstellung im heutigen Sinne so verstanden werden dass der Grundsatz der Erziehung nicht von den Institutionen die das Kind in einer zu ihnen passende Form bringen wollen sondern vom Kind aus oder der mit ihm in st ndiger Wechselbeziehung stehenden Umgebung aus aufgebaut werden soll Im Konfuzianismus besitzt ein Kind als organisches System eine biologische gesellschaftliche und ethische Natur vgl Wei 1993 176 und die Familie ist dabei f r das Kind Umgebung oder Lebensraum in dem es die Bedingungen f r die Entwicklung 221 seiner angeborenen biologischen gesellschaftlichen und ethischen Natur vorfindet wo es F rderung erh lt und Beziehungserfahrungen machen kann Das Kind in einer Familie wird wie oben gesagt in Ostasien oft in Bezug auf die Analogie zwischen Menschen Himmel und Erde verstanden wobei man gerne die kindliche Erziehung und ihre Prinzipien mit einem kologischen System verglichen hat so wie es bei Menzius oft der Fall war s Kapitel 5 3 3 3 So beobachtet man den Baum dass er seine Nahrung aus den Wurzeln und aus den Bl ttern bezieht Die Sonne ern hrt die Bl tter und die Wurzeln holen die Nahrung aus der Erde Sie kommt also vom Himmel und aus der Erde vgl Capra u Weber 1986 240 Der Baum wird hier
335. hrzunehmen Mattner 2002 13 F r seine Verhaltens bzw Leistungsdefizite macht er daher die biologischen Funktionen des eigenen K rpers verantwortlich und verweist diesen medikament s in seine Schranken ebd Mit diesen biologischen Scheuklappen die die Komplexit t der bio psycho sozialen Einflussfaktoren in ihren vielf ltigen Wechselwirkungen au eracht l sst werden heute zwei Behandlungsmethoden gegen diese sogenannte Stoffwechselst rung bevorzugt Di tetische z B phosphatreduzierte Di t und medikament se Behandlung z B Ritalin Medikinet etc 6 1 3 1 DI TETISCHE BEHANDLUNG Das Bewusstsein der zunehmenden umweltbedingten Erkrankungen f hrte dazu Ursachen von Verhaltens und Lernst rungen in der kologischen Umwelt zu suchen Die durch empirische Studien gest tzten Hypothesen die den kologischen Aspekt untersuchen beziehen sich auf Vergiftungen insbesondere durch Blei und auf Beeinflussungen durch Nahrungsmittelsubstanzen usw Die Argumentationskette verl uft wie folgt Vergiftung oder falsche Ern hrung gest rte Hirnfunktionen Verhaltens bzw Lernst rungen A und Antisozial In einer Untersuchung ber Bleivergiftungen von Henker amp Whalen vgl 1980 zeigten Ratten denen experimentell Blei eingespritzt wurde und Kinder die in der Fr hentwicklungsphase Blei aufgenommen hatten abweichende motorische Aktivit t Gereiztheit und Lernst rungen nach Wicks Nelson u Israel 1984 23
336. ht Adler stellt damit fest Es liegt uns v llig fern in Abrede zu stellen da alle seelischen und k rperlichen Funktionen notwendigerweise durch Erbmaterial pr disponiert sind doch was wir in aller psychischen Aktivit t erkennen ist der Gebrauch der von diesem Material gemacht wird um ein bestimmtes Ziel zu erreichen 1981 47 Bei Adler werden die einseitigen Festlegungen auf die Vererbung und das Milieus bei der menschlichen Entwicklung berwunden und beide bilden nur den Rahmen und die Einfl sse auf die das Individuum je nach seiner ihm eigenen sch pferischen Kraft reagiert Seelman 1977 582 Viel wichtiger ist damit wie und wof r ein Kind seine sch pferische Kraft einsetzt Adler versteht diese Vorg nge im Kompensationsmechanismus schreibt in der Studie ber Minderwertigkeit von Organen 1907 1965 bung verst rkter Gebrauch gesteigerte Reize f hren zur Hypertrophie mangelnder Gebrauch zur Atrophie des minderwertigen Organs zit n B hringer 1985 64 Hierin stimmen auch die neueren neurowissenschaftlichen Erkenntnisse berein Bei diesem Modell bleibt zun chst offen ob die bereits zum Zeitpunkt der Geburt beobachtbaren Unterschiede der eine ist ruhiger der andere lauter der eine neugieriger und der andere weniger usw genetisch bedingt oder erst w hrend der intrauterinen Entwicklung entstanden sind Aber f r viel wichtiger als diese mitgebrachte besondere Begabung h lt dieses Er
337. ht Millionen Frankfurter Rundschau 25 9 2001 nach Mattner 2002 13 amerikanische Schulkinder mit diesem Medikament Ritalin behandelt So ist der Ritalin Konsum zwischen 1997 und 2000 in den USA um 270 ebd und im vergangenen Jahrzehnt weltweit um 700 angestiegen Nimtz K ster 1999 Der Spiegel 2002 29 liefert weitere Zahlenmaterial aus Deutschland Hier bekommen heute mehr als 50 000 Kinder Psychostimulanzien die sie beruhigen und aufmerksam und damit leistungsf hig machen sollen Nach der zust ndigen Bundesopiumstelle in Bonn wurde im Jahr 2001 693 Kilogramm des Wirkstoffs Methylphenidat verbraucht dies ist eine Steigerung um mehr als das 20fache im Vergleich zu 1993 34 Kilogramm 53 cha Io f P n A x 3 Ritalin ist ein vom schweizerischen Pharmakonzern Novartis entwickeltes im Gehirn wirkendes Stimulans Aufputschmittel Eine Tablette enth lt 10mg Methylphenidat In den USA untersteht Ritalin strengen Kontrollen der Bet ubungsmittelbeh rden in Deutschland und in der Schweiz darf es nur ber ein Bet ubungsmittelrezept in Osterreich nur ber ein Suchtmittelrezept verschrieben werden 180 Bedeutet diese Steigerung des Verbrauchs eine sprunghafte Erh hung der ADS Kinder oder des Ph nomenen ADHS wie bei einer epidemischen Ausbreitung Woran liegt das Demnach leiden die Kinder in den Stadtstaaten Bremen und Hamburg noch mehr unter Aufmerksamkeitsdefizit und Hyperaktivit t als Kinder in Nordrhein Westfalen oder Sa
338. hten wieder auf Wohl am sichtbarsten traten diese Ideen um die Wende vom 19 zum 20 Jahrhunderts auf als das naturwissenschaftliche Weltbild das durch den jahrhundertlangen Fortschritt der Wissenschaft gepr gt war m chtig in das allgemeine Bewusstsein drang und sich danach weiter versch rfte als neben dem Fortschritt auch die Gefahren einschlie lich der Zerst rungspotenz der modernen Technologie sichtbar wurden Die Betrachtung der Ideengeschichte zeigt uns dass die Ganzheitsforderung oft zur Gegenbewegung oder Gegenthese zur herrschenden Wertvorstellung in der geistigen Geschichte bzw in der Epoche der Kulturkritik wurde Die sogenannte naturwissenschaftlich technisch bzw mechanistisch orientierte Weltanschauung die die Erinnerung an die organizistische Vorstellung im Sinne von der ganzheitlichen Idee reaktiviert und Alternativprogramme auf den Plan gerufen hat Gloy 1996 8 wird nach Gloy wie folgt charakterisiert erstens die Aufl sung der urspr nglichen Einheit und Ganzheit mit der Konsequenz der Subjekt Objekt Spaltung und der zunehmenden Entfremdung des Objekts zweitens die Konzentration auf die kognitiven intellektuellen Verm gen des Subjekts bei gleichzeitiger Degradierung und Subordination der sensitiven emotionalen stimmungsm igen Erlebnisweisen drittens die Akzentuierung der quantitativen Erkenntnisweise wie berhaupt der mathematischen viertens die entsprechende Ausrichtung des Objekts a
339. htungen Chu Hsis und Wang Yang mings aus dem Japanischen bers von Monika belh r Berlin 1987 284 Shulman Bernard H Cognitive therapy and the individual psychology of Alfred Adler In M J Mahoney u A Freeman Eds Cognition and psychotherapy New York 1985 S 46 62 Siebert Horst P dagogischer Konstruktivismus Lernen als Konstruktion von Wirklichkeit Neuwied Kriftel 2003 Sieg Karl G et al Spect brain imagine abnormalities in attention deficit hyperactive disorder In Clinical Nuclear Medicine 20 1995 p 55 56 Sima Xiangru Das Lyrische Werk In Kindlers neues Literatur Lexikon Bd 15 1996 S 491 Simon Roland Tauscher Martin u Pfeiffer Tim Suchtbericht Deutschland 1999 Baltmannsweiler 1999 Smart M S u Smart R C Infants New York 1973 Sohe K nigin Han Instruktion f r die Frauen Naehun erl von Lee Min Su Seoul 1994 Son In Cheol Die p dagogische Auffassung der f nf Sittenkodex des Konfuzianismus im Gegenwart In Die koreanische Erziehungsakademie Hrsg Die konfuzianische Philosophie und P dagogik in Korea Seoul 1994 Son Jik Su Die traditionelle Familienerziehung im Buch Sasojeol die kleine Sittlichkeit f r Gelehrte In Lee Kye Hak u a Die Idee traditioneller Familienerziehung des Koreaners Seoul 1994 Song Sun Studie ber die Familienethik der Gegenwart Die gesammelten Abhandlungen der Universit t Won Kwang Seoul 1992 Speck Otto System Heilp dagogik E
340. i t alles seelisch Bewegliche in den Strom des seelischen Geschehens hinein Hier ist die Wurzel der Einheit der Pers nlichkeit der Individualit t Adler 1982a 34 Diese Zweckurs chlichkeit als Erkl rung seelischer Prozesse ist auch im Konfuzianismus ein Schl sselbegriff In den Gespr chen Lun y hat Konfuzius von drei verschiedenen Gesichtspunkten gesprochen die man in Betracht ziehen sollte um einen Mensch richtig zu verstehen Zuerst muss man seine T tigkeit beobachten um das Ziel zu erkennen dann mu man beachten wo die Beweggr nde liegen schlie lich muss man darauf achten wie und wo er sich wohl f hlt vgl Gespr che 2 10 Bei Konfuzius befindet sich das menschliche Seelenleben in st ndigen Bewegungen Es wird inspiriert von der kosmologischen organismischen Vorstellung der vorkonfuzianischen Philosophie in der der ganze Kosmos als st ndiger dynamischer Prozess gesehen wird Das seelische Leben wird wie der Kosmos insgesamt im Zustand kontinuierlichen Wandels zwischen Chaos und Ordnung zwischen Gleichgewicht und Ungleichgewicht zwischen Vollendung und Zerfallen gesehen Der Prozess der Wandlung ist demnach nicht etwa geradlinig sondern vielmehr zirkul r und rhythmisch und wird von verschiedenen Beziehungen zusammengehalten Eine ideale psychologische Betreuung im Sinne des chinesischen Altertums bedeutet da alle Muster des Universums zusammenarbeiten jeden Klienten ganz individuell zu behandeln und den gesamten
341. i Gi 175 Obwohl der Konfuzianismus keine systematische psychologische Theorie aufstellt sondern diese zun chst nur beschreibend formuliert fasst er die menschliche Fehlentwicklung oder seelische St rung als Wechselbeziehung zwischen innerer und u erer Welt auf In dem folgenden Zitat aus dem Text Li Gi spiegelt sich die psychologische Meinung ber den Einfluss der Au enwelt auf die Seele wider Der Mensch ist von Natur still das ist seine himmlische Seele Wenn er durch die Au endinge beeinflu t sich bewegt das sind die Triebe der Seele Durch das Herannahen der Au endinge entsteht das Bewu tsein infolge des Bewu tseins gestalten sich Zuneigung und Abneigung Wenn Zuneigung und Abneigung keinen Rhythmus im Innern haben so verf hrt das Bewu tsein ins u ere und der Mensch findet nicht mehr zu seiner eigenen Pers nlichkeit zur ck so da die himmlische Ordnung erlischt 157 Nun aber beeinflussen die Au endinge den Menschen unaufh rlich Ein Mensch der zum Au ending verwandelt ist der vernichtet in sich die himmlische Ordnung und ist den menschlichen Trieben und Begierden wehrlos preisgegeben So entstehen die Gesinnungen des Aufruhrs und des Betrugs und Handlungen der Unzucht und der Verwirrung Li Gi 73f Der Vergleich zwischen Konfuzianismus und Adler in Bezug auf Umwelteinfl sse bei menschlicher Fehlentwicklung ist schwierig da beide ihre Konzepte auf sehr unterschiedliche Art und Weise gewonnen
342. iale Einheit 1926 erinnerte Alfred Adler in der Vorrede zur 2 Auflage seines Buches Studie ber Minderwertigkeit von Organen Orig 1907 daran dass der Erfolg dieser Studie ein 59 Verdienst einer st rkeren Zusammenhangsbetrachtung von Individuum Familie und Gesellschaft von K rper und Seele sei Adler 1965 Diese Betrachtungsweise ist wiederum ein Ergebnis seines Menschenbildes da menschliches Sein eine leibliche Existenzweise genauso notwendig zur Voraussetzung hat wie ein soziales Umfeld auf das jeder menschliche Lebensvollzug sich gr ndet Antoch 1994 78 Seine Feststellung dass schw chere Organe sich oft nicht nur kompensieren also zu einem funktionalen Ausgleich gelangen sondern sogar auch kompensieren zu einer h heren manchmal genialen funktionalen berlegenheit trug zur berwindung des Leib Seele Dualismus bei und zeigte eine M glichkeit auf das K rperliche mit dem Geistigen zu verbinden Nach Adler sind wir Menschen imstande viele unserer somatischen Defizite und Minderwertigkeiten mittels seelischer sozialer und intellektueller Leistungen zu kompensieren Als Beispiel hierf r dienen Adler Redner Schauspieler S nger usw die Zeichen der Organminderwertigkeit aufweisen Demosthenes der Stotterer wurde zum gr ten Redner Griechenlands und von Camille Demoulin der im gew hnlichen Leben stotterte berichten seine Zeitgenossen da seine Rede wie geschmolzenes Gold dahinflo
343. ibu beiyao Nachdruck Taiwan 1975 Ciompi Luc Zur Integration von F hlen und Denken im Licht der Affektlogik Die Psyche als Teil eines autopoietischen Systems In Psychiatrie der Gegenwart Bd I Berlin usw 1985 Comenius Johann Amos Gro e Didaktik Stuttgart 1993 Conners C Keith u Werry John S Psychopharmacology In Herbert C Quay u John S Werry Ed Psychopathological disorders of childhood New York 1986 Cooper Jean C Der Weg des Tao Eine Einf hrung in die lteste chinesische Weisheitslehre Bern u a 1977 Copei Friedrich Der fruchtbare Moment im Bildungsproze Heidelberg 1995 Cornelius Hans Psychologie als Erfahrungswissenschaft Leipzig 1897 Dahmer Ilse u Klafki Wolfgang Hrsg Geisteswissenschaftliche P dagogik am Ausgang ihrer Epoche Erich Weniger Weinheim Berlin 1968 272 Dahrendorf Ralf Homo Sociologicus Ein Versuch zur Geschichte Bedeutung und Kritik der Kategorie der sozialen Rolle Opladen 1977 De Mause Lloyd The History of Childhood New York 1974 De Mause Lloyd H rt ihr die Kinder weinen Frankfurt a M 1977 Dehner Klaus Lust an Moral Die nat rliche Sehnsucht nach Werten Darmstadt 1998 Der Spiegel Nr 52 1998 St ndig unter Strom S 180 181 Der Spiegel Nr 4 2000 Entscheidung im Mutterleib S 158 161 Der Spiegel Nr 29 2002 Kinder mit Knacks S 122 131 Der Spiegel Nr 43 2003 Jeden Tag ein neues Universum S 198 210 Derrida Jacques Grammatolog
344. iche Einheit das Unbeschreibliche das zeitlose allesdurchdringende Prinzip des Universums ebd So hat auch De Groot das Tao als Daseins u erung des Universums dargestellt Tao hei t in diesem Sinne die ganze planm ige Anlage und Daseins u erung des Universums sein Leben und Wirken die Gesamtheit aller seiner regelm ig wiederkehrenden Erscheinungen kurz die Natur den Gang des Alls die nat rliche Weltordnung Im engeren Sinne bedeutet Tao haupts chlich den regelm ig wiederkehrenden Umlauf der Jahreszeiten in seinem ewigen Wechsel von Werden und Vergehen Wachstum und Absterben es deckt sich demnach mit dem Begriff der sch pferischen und zerst renden Zeit Groot 1918 5 Die Existenz einer gro en nat rlichen Weltordnung die Beherrschung der Harmonie und bereinstimmung im Universums die im Voraus und vom Anfang der Welt an existiert und sich innerhalb der Welt nur noch auswirkt erkannte auch Leibniz so bleibt nur meine Hypothese das hei t der Weg der pr stabilierten Harmonie die durch ein vorgreifendes g ttliches Kunstst ck geschaffen wurde das jede dieser Substanzen von Anfang an so geschaffen hat da sie indem sie nur ihren eigenen Gesetzen folgt die sie mit ihrem Sein empfangen hat dennoch mit der anderen bereinstimmt ganz so als g be es einen wechselseitigen Einflu oder als h tte Gott ber seine allgemeine Mitwirkung hinaus immer die Hand im Spiel Leibniz 1965 241 Nat rlich gibt
345. iche G te Jen ist in diesem Sinne ein Problem der Existenz nicht des Verhaltens Man kann sie nicht lehren sondern nur erwecken und wirken lassen Selbst wenn wir uns sehr anstrengen uns dem Gemeinschafsgef hl entsprechend zu verhalten kann es doch sein da unsere Existenz dem sehr fern bleibt Wenn wir andere zwingen sich dem Gemeinschaftsgef hl entsprechend zu verhalten dann hei t das schon da es uns nicht gelungen ist ihnen beizubringen was es ist und dass wir sogar ihnen ein faschistisches Modell zeigen Noda 1989 122 Menschen lassen sich nicht von au en dazu bringen sich in eine gew nschte Richtung zu ver ndern Meister Chuang tzu 369 286 v u Z hat schon vor fast 2500 Jahren best tigt dass der Mensch wenn seine angegeborenen F higkeiten in den K fig fester u erlicher Normen eingesperrt werden unf hig wird wirklich frei und sch pferisch auf neue Anspr che unvorhergesehener Situationen zu reagieren Alles hat seine eigene Natur Es kann in Entsprechung zu seiner Natur weiterentwickelt nicht aber gegen sie geformt und erzwungen werden Wang Pi zit n Cooper 1977 86 Durch Zwang von au en oder Selbstzwang der auf u eren Zwang folgt kann keine F higkeit zur Wirklichkeitskonstruktion erwachsen die auf Gemeinschaftsgef hl oder Jen basiert Man erreicht durch u eren oder inneren Zwang niemals den Pers nlichkeitszustand in dem man sich ohne Anstrengen gemeinschaftsbezogen
346. icht l nger der Trennungslinie in der objektiven 119 Gestalt des Kosmos entspricht Das Universum ist vielmehr von durchg ngiger und einheitlicher Natur mit anderen Worten alle Dinge haben Teil an der universalen Natur des Alls Eine unverzichtbare Folge dieser Weltsicht ist wie auch Bruno selbst aufweist dass die Erde zu einem Himmelsk rper unter anderen wird also kugelf rmig und in kontinuierlicher Bewegung ist wie diese vgl Bruno Von der Ursache dem Prinzip und dem Einen f nfter Dialog vgl Otto 1994 310 336 Wenn der Punkt nicht vom K rper der Mittelpunkt nicht vom Umfang das Endliche nicht vom Unendlichen das Gr te nicht vom Kleinsten verschieden ist so k nnen wir mit Sicherheit behaupten da das Universum ganz Zentrum oder das Zentrum des Universums berall ist und da der Umkreis nicht in irgend einem Teil sofern der selbe vom Mittelpunkt verschieden ist sondern vielmehr da er berall ist aber ein Mittelpunkt als etwas von jenem Verschiedenes ist nicht vorhanden So ist es denn nicht nur m glich sondern sogar notwendig da das Beste Gr te Unbegreifliche alles ist berall ist in allem ist denn als Einfaches und Unteilbares kann es alles berall und in allem sein Und also hat man nicht umsonst gesagt da Zeus alle Dinge erf lle allen Teilen des Universums einwohne der Mittelpunkt von dem sei was das Sein hat als eines in allem und da durch ihn Eines Alles ist Da er nun alles i
347. ichtigen bernahme g ltiger Normen verbunden sein KMBI I So Nr 13 1985 252 zit n Ernst 1997 128 Die Ganzheitsthematik bewies in mehreren Faktoren ihre p dagogische Relevanz Besonders wie oben erw hnt 1962 in den USA wurde die von B hler Maslow und Rogers et al begr ndete Humanistische Psychologie der Ganzheits und Gestaltbegriff auf die verschiedenen sozialen und p dagogischen Praxisfelder bertragen So entstand und entwickelte sich die Humanistische P dagogik 25 mit unterschiedlichen Die Ziele der Humanistischen P dagogik sind wie folgt zusammengepasst Association for Supervision and Curriculum Development 1978 9f zit n Fatzer 1993 23 l Sie akzeptiert die Bed rfnisse des Lernenden und stellt Erfahrungsm glichkeiten und Programme zusammen die sein Potential ber cksichtigen 2 Sie erleichtert Selbst Aktivierung und versucht in allen Personen ein Bewusstsein pers nlicher Wertsch tzung zu entwickeln 51 Ausformungen Gestaltp dagogik Confluent Education Themenzentrierte Interaktionsmethode Humanistische Lehrerausbildung Affektive Erziehung usw vgl Fatzer 1993 23f Sowohl in Teilen der Reformp dagogik im ersten Drittel des letzten Jahrhunderts als auch in der Humanistischen Psychologie der 60er bis 90er Jahre geht es um die Wiedergewinnung einer Sicht des Menschen die seinen Gef hlen seinem Denken seinem Handeln in ganzheitlicher Sicht gerecht wird Gudjons 19
348. ickelt Die ganzheitliche Perspektive wird heute als systemisch und die damit verbundene Denkweise als Systemdenken bezeichnet 4 2 Individualpsychologische Grundbegriffe in systemtheoretischer und konstruktivistischer Sicht In diesem Abschnitt werden noch einmal die einzelnen Begriffe der Individualpsychologie aus systemtheoretischer und konstruktivistischer Sicht betrachtet nachdem sie im vorigen Abschnitt schon in anderem Zusammenhang vorgestellt wurden Systemisches Denken das sich mit der Vielzahl von Wechselwirkungen in komplexen Systemen besch ftigt basiert zum einen auf systemtheoretischen berlegungen die Aufbau Funktionen und Interaktionsprozesse von Systemen in den Mittelpunkt der Betrachtungen stellen Ein System das seinerseits wiederum verschiedene Subsysteme in sich vereinigt kann nicht allein aus den Eigenschaften seiner Teile verstanden werden sondern hat eine eigene Identit t Diese Eigenschaften eines Systems ergeben sich entscheidend aus den Beziehungen zwischen den Objekten Somit gilt es m glichst viele Interaktionen Zusammenh nge Abh ngigkeiten und Beziehungen zu erfassen Zum anderen basiert es auf konstruktivistischen Annahmen die u a durch hypothetisches Fragen das Erfinden neuer Wirklichkeiten erm glichen Welt ist das was man darunter versteht In diesem Sinne gibt es nichts Objektives sondern nur Konstruktionen einer Wirklichkeit abh ngig vom Beobachter und dem Vorgang des Erkennens Es gi
349. iduelle Struktur von k rperlichen und emotionellen Befindlichkeiten durch den bio psycho sozialen Interaktionsprozess gepr gt wird s auch Kapitel 4 2 1 F r Adler ist der Mensch ein Wesen das eine biologische Wurzel hat und damit mit den Methoden der Naturwissenschaften erforscht werden kann Dar ber hinaus ist er jedoch ein Geisteswesen das Ziele und Zwecke verfolgt die das Biologische berschreiten und schlie lich ein soziales Wesen dessen F higkeiten und Ausdrucksformen untrennbar verkn pft sind mit der Existenz anderer Menschen aber nicht um seine Triebw nsche zu 61 befriedigen sondern um mit anderen zusammenzuleben Diese bio psycho soziale Ebene des Menschen ist nicht von einander zu trennen und stellen eng miteinander verflochtene Prozesse dar Diese Auffassung des Menschen als unteilbare leiblich seelisch soziale Individualit t ist f r Adler so wichtig dass er es zum Bestimmungsmerkmal seiner Individualpsychologie machte So wurde auch der Name Individualpsychologie gew hlt um die unteilbare Ganzheit der Pers nlichkeit zu betonen In dividere lat dividere teilen nicht zu teilen ist das In dividuum Ein Organismus hingegen l sst sich nicht spalten er ist unteilbar In dividuum und lebt nicht mehr ist also kein Organismus mehr sondern tote Materie wenn man ihn zerteilt Wexberg 1969 12 Die Hervorhebung des Ganzen und Unteilbaren im Seelenleben gab damit den Ansto zu einen ersten sy
350. ie Frankfurt a M 1983 Derrida Jacques Die differance In Jacques Derrida Randg nge der Philosophie Wien 1988 S 29 52 Deutsches rzteblatt 1987 S 661f Dewey John On experience nature and freedem representative selections New York 1960 Dinkmeyer Don u Dreikurs Rudolf Ermutigung als Lernhilfe Stuttgart 1970 Dinnage Rosemary The handicapped child Vol 1 London 1970 D pfner Manfred Hyperkinetische St rungen In F Petermann Hrsg Lehrbuch der Klinischen Kinderpsychologie und psychotherapie 4 Aufl G ttingen 2000 S 151 186 D pfner Manfred Fr lich Jan u Lehmkuhl Gerd Hyperkinetische St rungen G ttingen 2000 Dorsch Psychologisches W rterbuch hrsg von Hartmut H cker u Kurt H Stapf Bern u a 1998 Dreikurs Rudolf Grundbegriff der Individualpsychologie Stuttgart 1969 Dreikurs Rudolf Psychologie im Klassenzimmer Stuttgart 1975 Dreikurs Rudolf u Soltz Vicki Kinder fordern uns heraus Stuttgart 1969 Driesch Hans Entwicklungsmechanische Studien V Von der Furchung doppeltbefruchteter Eier Z f wiss Zool Bd 55 1892 Eberhard Horst Friedrich der Staufer Hildesheim 1992 Eberwein Hans Konsequenzen des gemeinsamen Lernens behinderter und nichtbehinderter Kinder f r das Selbstverst ndnis der Sonderp dagogik und der F rderschulen In Z f Heilp dagogik 5 1994 S 289 301 Eberwein Hans Lernbehinderung Faktum oder Konstrukt Zum Begriff sowie zu Ursachen und Erschein
351. ie Erziehungslehre des Konfuzianismus am Beispiel von Ausz gen aus dem Hauptwerk des Konfuzius Gespr che des Meisters Kung Lun y und des Menzius Mong Dsi erl utert 137 Konfuzianismus spricht von sittlichem Verhalten und den f nf Beziehungen zwischen den Menschen die die Stabilit t und Harmonie der Familie der Gesellschaft und des Staates garantieren sollen n mlich die Liebe zwischen Eltern und Kind die Pflicht zwischen Herrscher und Diener der Unterschied der Besch ftigungsbereiche zwischen Mann und Frau der Abstand zwischen Alt und Jung und die Treue zwischen Freund und Freund Die Liebe zwischen Eltern und Kind R FAH Chu Hsi 1 130 1200 interpretiert die Liebe zwischen Eltern und Kind als gegenseitiges Benehmen d h die Eltern sollen ihre Kinder voller Liebe aufziehen und die Kinder sollen Ehrfurcht gegen ber den Eltern zeigen Kindliche Piet t wird mit dem chinesischen Schriftzeichen dargestellt Es setzt sich von oben nach unten aus zwei Teilen zusammen Alter und Sohn 7 und zeigt dass der Sohn die alten Eltern auf dem R cken tr gt was die Erf llung der kindliche Pflicht die Eltern zu verehren und zu n hren symbolisiert Diese Lehre versteht die Liebe zwischen Eltern und Kind als eine angeborene Eigenschaft der Menschen und betont dass diesem Naturgesetz zu folgen sei Die Beziehung zwischen Eltern und Kindern begreift in sich nicht nur eine zeitliche Reihenfolge die Elte
352. ie Georg Kerschensteiner 1854 1932 und Hugo Gaudig 1860 1923 durch die Verkn pfung des Drangs nach Selbstt tigkeit und eigenem Schaffen des Lernenden mit der Notwendigkeit der konomischen Disziplinierung entwickelt hatten wodurch die Arbeit als ein p dagogisches Prinzip erkannt wurde vgl Gaudig 1964 durch Berthold Otto 1859 1933 der dem zerst ckelten Wissen der Lehrplanpensen in der Zwangs und Strafschule den Gesamtunterricht in seiner Hauslehrerschule in Berlin Lichterfelde entgegensetzte und zugleich anstrebte dass die Eltern durch die Aufkl rung k nftig ein gleichwertiger p dagogischer Partner der Schule w rden vgl Otto 1965 Au erdem gab es unterschiedliche Str mungen an denen sich die heutige Schulform orientiert um nur einige stichwortartig zu nennen Daltonplanp dagogik eine amerikanische Form des Arbeitsunterrichts von Helen Parkhurst 1887 1959 ist durch das eigenst ndige Lernen in einer Kinder Universit t charakterisiert Jenaplanp dagogik von Peter Peterson 1884 1952 durch das Lernen im Rahmen des gruppenunterrichtlichen Verfahrens Maria Montessori 1870 1952 zeichnet sich durch die Gestaltung des kindlichen Lebensraumes zu einem kindergem en Lernfeld aus Ovid Decroly 1871 1959 setzt auf das nat rliche Lernen im Umkreis einer Lebens Schlule Die Waldorfschulen von Rudolf Steiner 1861 1925 sehen die Pflege eines physisch seelisch geistigen Menschen und Weltbildes als Aufgabe In De
353. ie auff lligen Verhaltens und Leistungsdefizite sind nur Kompensationsph nomene einer organischen Insuffizienz Die Ursache ist dann auch keinesfalls im Umfeld wie Elternhaus und Schule usw zu suchen sondern liegt in einer eingeschr nkten inneren Regulations und Verarbeitungsf higkeit und einer damit verbundenen inad quaten Verhaltensantwort Output auf die Stimuli der Welt So sind alle von der Schuld befreit Eltern von der fehlenden Elternliebe Lehrer von der mangelnden Lehrkompetenz Schul politiker von der unangemessenen Schulorganisation oder politik usw Das Kind wird dazu ermutigt sich selbst als krank zu sehen anstatt schlecht Auch die biologische Medizin wird beruhigt die in erster Linie durch den ausschlie lichen Drang gekennzeichnet ist mit naturwissenschaftlichem Anspruch nach somatologischen Krankheitsursachen zu forschen Sie wird dadurch beruhigt dass sie sich auf der sicheren Seite objektiver Erkenntnisgewinnung also ADS als biologische Fehlfunktion glaubt ohne dass noch Zweifel erlaubt w ren ob solche monokausalen Erkl rungen der Komplexit t menschlichen Erlebens und Verarbeitens berhaupt gerecht werden k nnen Gerspach 2002 140 In diesem pseudoneurowissenschaftlichen Schnuller Angebot biologische Blickbeschr nkung f llt die Heilung der Kinder mit ADS in die Kompetenz der Medizin wodurch sich die medikament se Behandlung der Kinder geradezu aufzudr ngen schien s Kapitel 6 1 1 1 2 Dabei geht
354. ie in aristotelischen Sinne mit der Seele gleich Die Kraft ist f r ihn wesentliche Eigenschaft und immanentes Prinzip der Substanz Das Seelenleben durch T tigkeit Bewegung und Kraft zu bestimmen ist im individualpsychologischen Konzept in der sch pferischen Kraft zu finden Es ist die gleiche psychische Kraft die in der Wahrnehmung Vorstellung Erinnerung und Halluzination eine sch pferisch aufbauende T tigkeit gestattet Adler 1974a 68f Die sch pferische Kraft in individualpsychologischem Sinne ist diejenige Kraft die sich in dem Verlangen nach Entwicklung Anstrengung und Leistung 127 zum Ausdruck bringt Adler 1978 13 An gleicher Stelle hat Adler erw hnt dass die Geschichte der Individualpsychologie als Wissenschaft eine Entwicklungsgeschichte des Verstehens der geheimnisvolle n sch pferische n Lebenskraft ebd ist d Alles Seelenleben ist zielgerichtet Die Kraft die die Monade oder das Seelenleben zur T tigkeit Bewegung oder Ver nderung und dar ber hinaus zum Fortschritt bringt ist zielgerichtet Jede Monade die das Universum auf eine andere Art und Weise darstellt ist von einander unterschieden Dann es gibt niemals in der Natur zwei Wesen Monaden die vollkommen identisch w ren und in denen sich nicht ein innerlicher oder auf eine innerliche Bestimmung gegr ndeter Unterschied aufzeigen lie e Leibniz 1966 Monadologie 9 Diese Verschiedenheiten der Monaden werden nicht n
355. ie legt den Grundstein zu ihrer Theorie auf diese monadologische Mikro und Makrokosmosvorstellung Wie Adler in seiner Theorie der Organminderwertigkeit zeigte ist der Organismus eine Solidargemeinschaft seiner Teile die kompensierend einem schw chlichen Organ zur Hilfe kommt Den organischen Mikrokosmos verwandelt Adler individualpsychologisch in den lebensweltlichen Makrokosmos Das menschliche Individuum als Organismus die Gemeinschaft seiner Teile ist selbst Teil der menschlichen Gemeinschaft mit einem Gemeinschaftsgef hl begabt sich als Teil eines Ganzen zu f hlen B hringer 1985 21 Sowohl in der chinesischen Philosophie als auch bei Leibniz Monadologie oder in der Individualpsychologie Adlers ist der Makrokosmos eine Organisation des Ganzen aus Teilen deren Teile wiederum organisierte Ganzheiten sind Auf jeder Ebene ist das Ganze mehr als die Summe seiner Teile besitzt es eine ganz eigene Integrit t Dies gilt auch f r jeden individuellen Organismus 5 2 4 Das Weltordnungsprinzip Tao im Vergleich mit der Pr stabilierten Harmonie und dem Gemeinschaftsgef hl Auf die Frage was w re das Ordnungsprinzip f r dieses organische Ganze findet man sowohl in der westlichen Philosophie z B Leibniz als auch in der chinesischen Weisheit oder der Individualpsychologie Adlers eine Antwort Die Frage warum die Monaden in einer Gemeinschaft zusammenwirken obwohl sie keine Fenster nach au en haben und sich de
356. iederum hei t dass Leben st ndig in einer Beziehung steht und alle Entwicklung des Lebenden aus einer winzigen lebenden Einheit nur in Wechselbeziehung mit dem Kosmos geschehen kann Die Wechselbeziehung bringt also alles Lebende zur sch pferischen Evolution ebd 163 Diese sch pferischen Kr fte die durch die Beziehung entstehen ist im Konfuzianismus die G te Jen die jedem Gegenstand innewohnt Diese Erzeugungskraft des Kosmos ist durch Wirkung aufeinander und gegenseitige Einigung der gegens tzlichen aber sich erg nzenden Elemente und Kr fte man nennt sie Yin und Yang zustande gekommen Wenn man wie man es in Ostasien gew hnt an Stelle Yin und Yang je Mensch und Kosmos stellt so ist leicht verst ndlich warum Mensch und Natur in der chinesischen Philosophie immer eine Einheit bilden Hier ist offensichtlich die Kosmozentrizit t mit der Anthropozentrizit t verbunden In der ostasiatischen Denktradition wird somit die Evolution nicht durch das Gesetz des berlebens des Tauglichsten sondern durch das Prinzip der Beziehung der beiden unterschiedlichen Elemente erkl rt So gewinnt man durch das Gemeinschaftsgef hl von Adler und das Jen im Konfuzianismus eine neue Beziehungsperspektive zwischen dem Menschen und allen seinen Lebensbedingungen Auch wissenschafts und erkenntnistheoretisch kommt der Individualpsychologie und der ostasiatischen Denktradition innerhalb der P dagogik und besonders innerhalb der
357. ient den Eltern so Wenn er in ihrer Umgebung weilt zeigt er Achtung bei der Sorge f r ihre Nahrung zeigt er Freude wenn sie krank sind zeigt er Besorgnis bei ihrer Bestattung zeigt er Trauer wenn er ihnen die Ahnenopfer darbringt zeigt er Verehrung Nur wer in diesen f nf Dingen vollkommen ist der versteht es den Eltern wahrhaft zu dienen Xiao Jing Kapitel ber die Beschreibung des ehrfurchtsvollen Wandels Die oben gezeigten f nf Haltungen verlangen nicht bei den Eltern zu bleiben sie zu ern hren am Krankenbett zu wachen sie zu bestatten und ihren Todestag zu ehren dies k nnte man auch ohne Liebe zu den Eltern ausf hren sondern Achtung Freude Besorgnis Trauer und Verehrung zu zeigen Gef hle die man ohne Liebe nicht aufbringen kann Die Bedeutung der kindlichen Piet t liegt nicht in der Erf llung der u erlichkeiten sondern im Entgegenbringen der von Herzen kommenden Ehrfurcht Der Kernpunkt der xiao Erziehung das was die xiao Erziehung in den Vordergrund stellt ist nicht Beziehungsbestimmung durch Erh hung der Eltern und Erniedrigung des Kindes sondern Entfaltung der selbstlosen Liebe durch eine eben solche elterliche Liebe Dieses Gef hl auszudehnen das ist der n chste Weg zur Vollkommenheit Menzius VW A4 247 Indem man zur Ehrfurcht kindlichen Piet t erzieht ehrt man alle V ter auf Erden indem man zur Br derlichkeit erzieht ehrt man alle Br der auf Erden Xiao Jing Kapitel
358. ientalismus immer die Aufhebung der Fremdheit Ob bei Hegel das Fremdsein aufzuheben und Welt und Gegenwart als sein Eigentum zu entdecken Hegel 1974 586 oder Marx Vernichtung der Fremdheit mit der sich die Menschen zu ihrem eigenen Produkt verhalten MEW Bd 3 35 wird die Autonomie des Fremden nicht akzeptiert Diese Zentrierung bte schwerwiegende Einfl sse auf die Befestigung der europ ischen Identit t aus und wirkte auch als Ideenbasis die die europ ische Kolonialherrschaft ber andere Zivilisationen legitimierte und formte das neuzeitlich westliche Denken das laut Max Weber weitgehend durch ein Projekt der Weltbeherrschung bestimmt ist Diese Aneignung gestaltet sich weiter als wissenschaftlich technische Entwicklung zum Anthropozentrismus Wenn Eurozentrismus ein Vorurteil gegen fremde Kulturen ist ist Anthropozentrismus ein Vorurteil gegen andere Lebewesen und Individualismus ein Vorurteil gegen das Andere d h wenn der Anthropozentrismus gegen die soziale Verbundenheit zwischen Mensch und Natur verst t verst t der Individualismus gegen das soziale Prinzip zwischenmenschlicher Beziehungen Diese historische Wirklichkeit des Logo Euro und Anthropozentrismus die in der westlichen Geschichte auf festen F en steht ist schlie lich mit hegelschem Wort ein Produkt der Vernunft da er sagt dass die Geschichte ein Produkt der sch pferischen Vernunft Hegel 1992 28 oder
359. im Patienten auf eine angemessene Entwicklungsstufe zu bringen Ansbacher u Ansbacher 1995 275 Aus der Kenntnis heraus dass die Hauptprobleme im Leben Probleme der menschlichen Beziehung sind ist nach Adler die Behandlung selbst eine Erziehung zu gemeinschaftlicher Arbeit und ein Test f r die Bereitschaft dazu 1979 64 Die Definition der Ermutigung ist in individualpsychologischem Sinne nichts anderes als die Aktivierung des Gemeinschaftsgef hls die als erster therapeutisch erzieherischen Schritt f r ein Kind mit Verhaltensst rungen und Leistungsschw chen gilt Im Vordergrund dieses Vorgehens steht die individualpsychologische Vorstellung dass ein Mensch ein unteilbares Ganzes ist n mlich ein lebendiges System mit einer spezifischen Verkn pfung seiner Komponenten in der Form einer autopoietischen Organisation s Kapitel 4 2 3 2 Diese ganzheitliche Wirkung aller seiner Teile in ihrem dynamischen Zusammenspiel folgt nach einem individuellen Bewegungsgesetz das Adler als Lebensstil bezeichnet Wenn ein Kind durch irgendwelche Anforderung ent oder ermutigt wird ist die Wirkung immer ein ganzheitlicher Vorgang Ermutigung muss in diesem Sinne als eine ganzheitliche Ma nahme f r Therapie Erziehung und Prophylaxe verstanden werden Da das Seelenleben dynamisch ist und daher dem st ndigen Wandel des Lebens d h dem ewigen Prozess der berwindung von subjektiven Mangellagen entspricht Alder 1982b 86 braucht es
360. im kanntischen Sinne z B Kannter 1977 auf der intellektuelle Ebene durch einem IQ zwischen 70 und 80 festgelegt verstanden werden sondern eher in dem Sinn Lernbehindert sei derjenige der eine Schule f r Lernbehinderte besucht weil er in der allgemeinen Schule nicht hinreichend gef rdert werden kann Bleidick u a 1977 Wenn in diesem Kapitel von Lernst rung die Rede ist habe ich das Ph nomen wesentlich konkreter gefasst wobei Begriffe wie spezifische Lernst rungen Teilleistungsst rung oder umschriebene Entwicklungsst rung hier eine wichtige Rolle spielen Teilleistungsst rungen oder umschriebene Entwicklungsst rungen werden in der Fachliteratur als spezifische Defizite im Bereich motorischer perzeptiver sprachlicher und kognitiver Funktionen die unabh ngig vom Intelligenzniveau auftreten beschrieben vgl Frostig 1981 Esser u Wyschkon 1999 159 6 1 1 1 VERHALTENSST RUNGEN Die Erscheinungsbilder von Verhaltensst rungen werden mit unterschiedlichen Begriffen bezeichnet emotional gest rt entartet entwicklungsgehemmt entwicklungsgest rt erziehungshilfebed rftig erziehungsschwierig fehlentwickelt f hrungsresistent gemeinschaftsgef hrdend gemeinschaftssch digend gemeinschaftsschwierig integrationsbehindert moralisch schwachsinnig neurotisch pers nlichkeitsgest rt psychopathisch psychopathologisch schwererziehbar schwersterziehbar sozial fehlangepasst verhaltensbehindert verhalt
361. in einzelner Ton erh lt seinen Ausdruckswert erst im Zusammenhang mit anderen T nen Der Charakter der Melodie ist wiederum nicht aus der Qualit t einzelner T ne jeder Ton f r sich betrachtet zu verstehen sondern er wird gebildet durch die Stellung der T ne zueinander er besteht in der Struktur der Melodie vgl Ehrenfels 1890 249 292 Alexius Meinong 1853 1920 griff den Gedanken von Ehrenfels auf und brachte ihn in einer Terminologie zum Ausdruck Die einzelnen Elemente einer Gestaltwahrnehmung nannte er fundierende Inhalte und die Gestalten fundierte Inhalte Diese Formulierung ist auch unter dem Namen Produktionstheorie bekannt geworden vgl Meinong 1915 Vittorio Benussi 1875 1927 ein Sch ler von Meinong hatte in der theoretischen Auseinandersetzung mit der urspr nglichen Fragestellung von Ehrenfelds die zahlreichen experimentellen Forschungen fortgesetzt und schloss sich jener Entdeckung ber die Gestaltqualit t an dass reizm ig Gleiches unter gewissen Gestaltbedingungen erlebnism ig verschieden ist und umgekehrt vgl Benussi 1914 Hans Cornelius 1863 1911 versuchte den Ehrenfelsschen Begriff der Gestaltqualit ten auf die Gef hle zu bertragen So formuliert er Gef hle sind die Gestaltqualit ten des jeweiligen Gesamtbewusstseinsinhaltes sie sind nicht Teilinhalte unter anderen sondern Pr dikate der jeweiligen Gesamterlebnisse 1897 76ff Franz Brentano 1838 1917 ging es um die U
362. inderwertigkeit und das daraus resultierende Grundbed rfnis nach berwindung des Unsicherheitsgef hls Die 201 individualpsychologischen Konzepte der sch pferischen Kraft des Kindes bei der Ausgestaltung seines Lebensstils sowie die Konzepte von Mangel und Minderwertigkeit die in der Individualpsychologie eine zentrale Bedeutung haben finden hier in der Neurowissenschaft ihre empirische Best tigung Auf Grund der dargestellten Aspekte der beiden Theorien l sst sich verstehen dass die Ausformung des Lebensstils in individualpsychologischem sowie die Entwicklung des Gehirns in neurowissenschaftlichem Sinn nicht genetisch vorgegeben sondern den Erfahrungen den Nutzungsbedingungen des Kindes ausgesetzt ist Selbstverst ndlich gibt es Kinder die mit einer besonderen Organminderwertigkeit oder Vulnerabilit t auf die Welt kommen die seelische Reaktionen im Sinne des Minderwertigkeitsgef hls und unter Umst nden berlegenheit schaffender Kompensationen zur Folge hat und schlie lich leicht dazu neigen eine Auff lligkeit im Verhalten und Lernen zu entwickeln Aber ob dieser Besitz wirklich zu den sp teren Verhaltens oder Lernst rungen f hrt h ngt nach beiden Theorien ebenso von den famili ren und sozialen Bedingungen ab mit denen die Kinder aufwachsen Beide Konzepte verstehen die St rungsbilder von Verhaltens und Lernst rungen in einer Kontinuit t und engen Beziehung zu der fr hen Entwicklung bzw Belastung und d
363. ine kologisch reflexive Grundlegung M nchen Basel 1987 Speck Otto Erziehungskriese moralische Erziehung In P dagogische Welt H 11 1997b S 513 519 Speck Otto Chaos und Autonomie in der Erziehung Erziehungsschwierigkeiten unter moralischem Aspekt M nchen Basel 1997a Sperber Manes Alfred Adler Der Mensch und seine Lehre M nchen 1926 Spiegel Online 28 Januar 2004 Warum Babys links geschaukelt werden Attp www spiegel de Spiel Oskar Am Schaltbrett der Erziehung Bern 1979 Spielmann Lothar Wechselwirkung von personaler Finalit t und exogenen und endogenen Kr ften In Internationale Zeitschrift f r Individualpsychologie 13 1935 S 47 57 Spitz Rene A Vom S ugling zum Kleinkind Naturgeschichte der Mutter Kind Beziehungen im ersten Lebensjahr Stuttgart 1972 Stangl Werner Das neue Paradigma der Psychologie Die Psychologie im Diskurs des radikalen Konstruktivismus Braunschweig 1989 Stein Stephan Zwischen Heil und Heilung Zur fr hen Tradition des Yangsheng in China Bonn 1999 Steinbacher Karl System Systemtheorie In Hans J rg Sandk hler Hrsg Europ ische Enzyklop die zu Philosophie und Wissenschaften Bd 4 Hamburg 1990 S 500 506 Steinhausen Hans Christoph Einleitende Anmerkungen zum Konzept von Hirnfunktionsst rungen und Teilleistungsschw chen In Hans Christoph Steinhausen Hrsg Hirnfunktionsst rungen und Teilleistungsschw chen Berlin u a 1992 S 1 8 Stierlin Helm
364. influssung auf das Kind auszu ben Von diesem Standpunkt aus gesehen ist eine positive Beziehung zwischen Lehrer und Sch ler besonders f r das gest rte Kind n tig das mehr Erfahrung zur Liebe und zu erfolgreichem sozialen Verh ltnis braucht Wenn das Kind vermehrt solche Beziehungen erf hrt dann wird es selbst f higer anderen etwas zu geben Diese Beziehungserfahrung ist der wichtigste Baustein innerseelischen Erlebens In gleichem Sinne u erte sich Adler zum Ziel einer Psychotherapie Die Aufgabe des Arztes oder Psychologen besteht darin dem Patienten die Erfahrung von Kontakt mit einem Mitmenschen zu vermitteln und ihn dann zu bef higen dieses geweckte Gemeinschaftsgef hl auf andere zu bertragen Diese Methode n mlich den guten Willen des Patienten zu gewinnen und dann auf seine Umwelt zu bertragen entspricht ganz und gar der m tterlichen Funktion Die soziale Aufgabe der Mutterschaft besteht darin dem Menschen die Gesellschaft zu interpretieren 1981 39 Die von Konfuzius in seiner Unterrichtspraxis aufgestellten drei grob unterteilten Prinzipien sind in Hinblick auf die individualpsychologische Intervention sehr bedeutsam erstens das Verst ndnis des Sch lers zweitens die Zeitgem heit bei der F rderung und drittens die Gestaltung der Klassengemeinschaft Das Verst ndnis der Sch ler Kinder haben verschiedene Grundbed rfnisse die manchmal von einem Lehrer zu wenig beachtet werden k nnen un
365. iologischen Trivialisierung der Ursachen geht wodurch die hochkomplexen Zusammenh nge zwischen genetischen biologischen und psychosozialen Faktoren hinter zu stark vereinfachenden Erkl rungsmodellen normaler und gest rter kindlicher Entwicklung zur cktreten Diese biologische Trivialisierung basiert nach Amft 2002 52 auf einem trivialisierten Denkmodell den er als eine Tautologie also eine Pseudo Erkl rung kritisiert wodurch wird Verhalten gesteuert Durch das Gehirn Das Verhalten ist gest rt weil sie eine Wahrnehmungsst rung haben Und die Ursache der Wahrnehmungsst rung ist eine zentrale Informationsverarbeitungsst rung Und die Informationsverarbeitung ist gest rt weil an den Synapsen die Information nicht richtig verarbeitet wird Und die Synapsen arbeiten nicht richtig weil Transmitterprobleme vorhanden sind Und Transmitterprobleme gibt es weil ein Transmittermangel vorliegt Und ein Transmittermangel liegt vor weil nicht gen gend Transmitter zur Verf gung stehen Dieses vereinfachende neuro biologische Erkl rungsmodell wird durch eine F lle von ADS Literatur auf dem Markt noch einfacher dem Alltagsbewusstsein der unbefangenen Leser entsprechend auf das Input Output Modell reduziert z B der Aufnahme Filter f r die Information und das Teamwork in der Verarbeitungszentral funktioniert nicht optimal Aust Claus und Hammer 1999 99 Diese vereinfachende Erkl rungsweise wie _Informationsverarbeitungsst
366. ionalisiert wurde war sie eigentlich nur eine Art Zusatzeinrichtung f r die Volksschule und die Wirkung des differenzierten Unterrichts zeigte sich in der Anzahl der R ck berweisungen an die Volksschule vgl M ckel 1976 72 1905 nderte sich die Situation der Hilfsschule grunds tzlich als das preu ische Unterrichtsministerrium mit einem Erlass die R cksendung von der Hilfsschule in die Volksschule verbot In die Hilfsschule geh ren nicht die an sich normal beanlagten Kinder die erziehlich vernachl ssigt oder infolge von Kr nklichkeit usw zur ckgeblieben sind sondern nur die f r den Volksschuleunterricht als zweifellos nicht hinreichend begabt erkannten Kinder Die Hilfsschule ist keine Nachhilfeschule und sie verfolgt nicht das Bestreben die ihr anvertrauten Kinder nach einiger Zeit in die Volksschule zur ckzubringen Der zusammenfassende preu ische Ministerialerla vom 2 1 1905 U III A 3204 zit n Beschel 1977 126 165 Durch diese eigenst ndige Institutionalisierung der Hilfsschule kehrte sich allerdings die Fragestellung um Von der Frage Was soll mit den Kindern geschehen die in der Volksschule zu wenig gef rdert werden Welches ist die beste Unterrichtsorganisation f r sie zur Frage Welches sind die richtigen Kinder f r die durch Erlasse gesicherte neue Einrichtung Hilfsschule M ckel 1976 75 Schlie lich lief es darauf hinaus dass nicht die Schule f r die Sch ler gesucht wurden sondern
367. ird in gro em Ma e durch das Verhalten und die Pers nlichkeit der Erzieher bedingt So verlangt Menzius vom Erzieher der seinen Z gling lenken und f hren will Vernunft Wenn man selbst nicht der Vernunft gem handelt so bringt man nicht einmal ein Kind dazu es einem nachzumachen Wenn man anderen Befehle gibt die der Vernunft widersprechen so k nnen sie nicht einmal von einem Kind ausgef hrt werden VIV B9 Hier hebt Menzius die Vorbildfunktion des Lehrers die notwendigerweise auf die Vernunft begr ndet sein soll hervor Die Vernunft kann nach dem chinesischen Urtext als der rechte Weg Tao zum Jen verstanden werden Dass der Erzieher dem Z gling als Vorbild dient hei t somit dass der Erzieher danach streben muss selbst zu verwirklichen was der rechte Weg zum Jen von ihm verlangt n mlich Selbstkultivierung Menschenliebe und Gemeinschaftsbezogenheit vgl Kapitel 5 3 2 Menzius glaubt daran dass ohne diese Art der Vernunft dem Lehrer die erzieherische F rderung unm glich ist Die Einflussnahme l sst sich nicht mit einer hierarchischen autorit ren Lehrer Sch ler Beziehung und mit dem ausge bten Zwang sondern mit der Ordnung des Zusammenlebens und der F rderung des Jen begr nden In dem Sinne soll auch der Gehorsam der als hergebrachte Anst ndigkeit in der konfuzianischen Kultur gef rdert wird verstanden werden Gehorsam ist nicht das was der Lehrer durch Zwang gewinnen kann denn der Sch
368. ischen Denker vor ihm und bt eine erstaunlich umfassende Kritik an der alten Kultur Konfuzius Menzius usw alle l sst er vor seinem Geiste Revue passieren und nimmt zu ihnen Stellung 248 Diese hochgesinnte kindliche Piet t die von Hs n Tzu als diejenige der h chsten Stufe dargestellt wurde gilt auch wie bei der gew hnlichen kindlichen Piet t s oben nicht nur den eigenen Eltern sondern auch dem N chsten und der Gesellschaft gegen ber Die wahre Piet t ist nicht die blo e H flichkeit gegen ber anderen oder blo e Anpassung an die Gesellschaft sondern die Zurechtweisung der anderen und der Gesellschaft oder ihre Korrektur wenn sie gegen die Regeln der Recht und Schicklichkeit versto en und dass man falls ungl cklicherweise etwas nicht nach Wunsch geht und er von anderen verabscheut wird dennoch liebevolle R cksichtnahme nicht vergi t ebd Das ist die echte Menschenliebe und das wahre Gemeinschaftsgef hl im Sinne der konfuzianischen Piet t Somit kann man nun die Gr nde verstehen warum die kindliche Piet t die Wurzel der h chsten konfuzianischen Tugend Jen ist warum die Erziehung zur kindlichen Piet t die Entfaltung der Verantwortlichkeit und Selbst ndigkeit hervorruft Au er Verantwortlichkeit und Selbst ndigkeit hat die Erziehung zur kindlichen Piet t in der konfuzianischen Gesellschaft zum Ziel einen Menschen zu schaffen der nicht als Individuum unverbindlich f r sich selbst lebt sondern de
369. ist So mu das Individuum also auf eine Situation zur ckgreifen wo eine Weigerung zu kooperieren mit den g nstigen Umst nden zusammentraf Ansbacher u Ansbacher 1995 232f Diese fr hen Erfahrungen die besonders tiefe Spuren in der Hirnstruktur hinterlassen stehen immer im Zusammenwirken mit gegenw rtigen Erfahrungen sind entscheidend an der weiteren Nutzung des Gehirns der Stabilisierung des Lebensstils und der Auspr gung der kindlichen Pers nlichkeit beteiligt Anders gesagt ein sehr fr h ausgebildeter Kompensations und Dekompensationsprozess bleibt sp ter als kognitives und emotionales Schema weiterhin wirksam Auf der Grundlage der Hirnforschung l sst sich der Kompensationstrieb als Beweggrund menschlichen Handelns als Manifestationen bereits stattgefundener Bahnungsprozesse auf der Ebene neuronaler Verschaltungen verstehen Demnach w ren Bed rfnisse nach Zusammengeh rigkeit und Gemeinschaftsbezogenheit als erfolgreiche Bew ltigungsstrategien des Kindes in neurowissenschaftlichem Sinn zu werten deren zugrundeliegende Verschaltungsmuster durch wiederholte kontrollierbare Stressreaktionen die individualpsychologisch als gelungene Kompensation des Minderwertigkeitsgef hls verstanden werden k nnen bereits tief im kindlichen Gehirn verankert worden sind Die Triebfeder f r die sequentielle Aneignung dieser Strategien im Denken F hlen und Handeln also die Triebfeder f r den Lebensstil eines Kindes w re die erlebte M
370. ist dadurch charakterisiert dass es sich hier um Situationen handelt wo das Kind in der ersten Zeit seines Lebens viel zu sehr belastet erscheint 1973c 38 Das Kind 190 kommt in vollst ndiger Hilflosigkeit zur Welt macht schon im ersten Moment seines Leben viele Erfahrungen mit seiner dinglichen und personalen Umwelt Das Neugeborene steht von Geburt an vor der prim ren Aufgaben innere Erregungszust nde zu regulieren um das physiologische Gleichgewicht trotz wechselnder Umweltreize aufrechtzuerhalten es soll auch soziale Austauschprozesse einleiten und auf soziale Interaktionsangebote eingehen Weil das Kind jedoch bei seiner Geburt noch nicht gerichtete Triebe hat um sich auf die Welt einzustellen und es in die Umgebung von Erwachsenen gesetzt ist wird es leicht dazu verleitet sich als klein und schwach zu betrachten sich als unzul nglich minderwertig einzusch tzen Adler 1966 72 Das ist das Gef hl der eigenen Unfertigkeit und Unvollkommenheit Adler spricht hier bereits von einem Minderwertigkeitsgef hl Das Kind steht nun vor der wichtigen Lebensaufgabe diese nat rliche Schw che und Minderwertigkeit durch seine sch pferische Kraft die es ihm erm glicht das Vorgefundene sowohl Erbanlagen als auch Umwelterfahrungen subjektiv eigenst ndig zu verarbeiten Vernooij 1992 57 zu berwinden In dieser sensiblen Entwicklungsphase spielen vor allem die Erfahrungen mit der menschlichen Umwelt wobei
371. ist weniger durch u ere Reize ablenkbar und durch innere Impulse angetrieben Im Frontalhirn k nnen neue Nutzungsmuster ausgebildet und stabilisiert werden 55 A R P Dieses dopaminerge System wird immer dann erregt wenn etwas Aufregendes emotional Bewegendes passiert Die damit einhergehende massive Dopaminaussch ttung in den Projektionsgebieten hat einen starken antriebssteigernden Effekt In der Fachsprache hei t das reinforcing H ther 2002a Mit diesem Befund ist die bisherige Vorstellung eines Dopaminmangels grunds tzlich auf den Kopf gestellt die allein aufgrund der Beobachtung entwickelt wurde dass die Gabe von Substanzen die die Dopaminfreisetzung im Gehirn stimulieren zu einer Verringerung der Symptomatik bei hyperkinetischen und aufmerksamkeitsgest rten Kindern f hrte H ther u Bonney 2002 54 Auf neue Reize reagiert es nicht mit Aufregung sondern bleibt stur bei der einen Sache die es angefangen hat H ther 2002a 42 56 57 186 6 Wie Tierversuche gezeigt haben wird durch die Methylphenidatbehandlung w hrend der Phase der Hirnentwicklung vor der Pubert t die weitere Ausreifung und Ausformung der dopaminergen Innervation unterdr ckt Wenn Kinder ein zu stark ausgebildetes dopaminerges System besitzen w rde es auf diese Weise zur ckgestutzt Bei Kindern mit einem normal entwickelten dopaminergen System jedoch w rde eine unzureichende weitere Ausformung dieses
372. isziplin ren Diskurs In Siegfried J Schmidt Hrsg Der Diskurs des Radikalen Konstruktivismus Frankfurt a M 1987 S 11 88 Sch nberger Martin Verborgener Schl ssel zum Leben Weltformel I Ging im genetischen Code M nchen 1973 Schr der Ulrich J Grundri der Lernbehindertenp dagogik Berlin 1990 Schr der Ulrich J Eine Schule f r geistig nicht normal entwickelte Kinder In Einblicke Nr 23 April 1996 http www uni oldenburg de presse einblicke 23 schule htm Schr der Ulrich J Das Konzept der learning disabilities und seine Rezeption in der deutschen Sonderp dagogik In Ulrich Schr der et al Hrsg Lernbeeintr chtigung und Verhaltensst rung Stuttgart Berlin K ln 2002 S 24 38 Seelmann Kurt Adlers Individualpsychologie In Dieter Eicke Hrsg Freud und die Fogen I Die Psychologie des 20 Jahrhunderts Bd 3 Z rich 1977 S 552 623 Seidenfu Josef Gemeinschaftsgef hl In Reinhard Brunner u Michael Titze Hrsg W rterbuch der Individualpsychologie M nchen Basel 1995 S 185 191 Seif Leonhard Weg der Erziehungshilfe M nchen 1952 Shaffer David Psychische St rungen nach fr h erworbenen Hirnsch digungen In Helmut Remschmidt Hrsg Kinder und Jugendpsychiatrie in Klinik und Praxis Bd II Entwicklungsst rungen organisch bedingte St rungen Psychosen Begutachtung Stuttgart New York 1985 S 142 160 Shimanda Kenji Die Neo Konfuzianische Philosophie Die Schulric
373. it t In Reinhard Brunner u Michael Titze Hrsg W rterbuch der Individualpsychologie 2 Aufl M nchen Basel 1995 S 357 359 Krueger Felix Theorie der Konsonanz In Wundts Psychol Studie 2 1906 S 221ff Krueger Felix ber Entwicklungspsychologie Leipzig 1915 Kr ll Marianne Die Geburt ist nicht der Anfang Die ersten Kapitel unseres Lebens neu erz hlt Stuttgart 1990 K hn Rolf Bewu tsein Bewu theit Bewusstes In Reinhard Brunner u Michael Titze Hrsg W rterbuch der Individualpsychologie M nchen Basel 1995 S 66 71 Kum Jang Tae Konfuzianische Ideologie und koreanische Gesellschaft Seoul 1987 Kummer Irene E Die Bedeutung von Schwangerschaft Geburt und nachgeburtlicher Phase f r die Entfaltung des Gemeinschaftsgef hls In Z f Individualpsychologie 12 Jg 1987 S 106 118 Kungfutse Konfuzius Gespr che Lun y aus dem Chin verdeutscht u erl von Richard Wilhelm K ln 1982 Kusch Michael u Petermann Franz Konzepte und Ergebnisse der Entwicklungspsychopathologie In Franz Petermann Hrsg Lehrbuch der Klinischen Kinderpsychologie G ttingen u a 1996 S 53 93 Langbein Kurt Martin Hans Peter und Weiss Hans Bittere Pillen Ausgabe 1999 2001 Nutzen und Risiken der Arzneimittel K ln 1999 Laotse Tao Te King bers u hrsg von Richard Wilhelm 1978 Laucht Manfred et al Minimale cerebrale Dysfunktion Ende eines Mythos In Gerhard Neuh user Hrsg Entwicklungsst
374. it seiner Geburt eine tiefgreifende Angst nicht gen gend betreut zu werden erlebt und wenn es ihm im Lauf der Zeit auch nicht gelingt ein inneres Gleichgewicht herzustellen entwickelt sich bei ihm ein Minderwertigkeitsgef hl Sowohl Gemeinschaftsgef hl als auch Minderwertigkeitsgef hl ist f r die Individualpsychologie eine angeborene M glichkeit die je nach Lebenserfahrung ein individuelles Bewegungsgesetz Lebensstil ausbildet Das Kind handelt denkt und f hlt nach diesem durch die Beziehungserfahrung gewonnenen individuellen Bewegungsgesetz Auf alle Lebensaufgaben situationen und Personen mit denen das Kind in Ber hrung kommt reagiert es in einer nur f r ihn typischen von fr heren Erfahrungen bestimmten Art und Weise Wenn einer irgend etwas vollbringen will wenn einer ber irgend etwas nachdenkt was immer im seelischen Leben vorgeht er kann nichts anderes ben tzen als was in seiner fr heren Erfahrung gelegen ist Es ist unm glich irgendwie anders vorzugehen als unter Benutzung fr herer Erfahrung Adler 1982b 184 6 2 4 1 2 Ermutigung als Erziehungsprinzip in der Familie Adler wies Eltern mit einem fehlentwickelten Kind auf die richtige Erziehung hin das Kind ernst zu nehmen es als gleichwertig anzusehen und jedes Auslachen zu vermeiden Wenn es von den Eltern in der Form gepr gt wird dass sie das Kind ermutigen und so das Minderwertigkeitsgef hl auf der gemeinschaftsdienlichen Seite aufgewoge
375. ittel zur Gemeinschaftserziehung weil es dem Sch ler Gelegenheit gibt Selbstvertrauen zu gewinnen das wiederum motiviert sich am Werk zu bet tigen und gleichzeitig auf seine Kameraden bezogen zu sein Spiel 1979 64 Dahinter ist auch unschwer die Ermutigung des Sch lers zu erkennen Die Klasse als Verwaltungsgemeinschaft f rdert selbstinitiiertes und verantwortetes F hren im Schulleben stellt eine Form der Sch lerselbstverwaltung dar Die Sch ler sich selbst f hren zu lassen ist ein von Adler vgl 1979 133 h ufig gemachter Vorschlag zur Steigerung der Einheit und Kooperation einer Klasse und der Stabilisierung eines ermutigenden Helfersystems in dem der einzelne Sch ler durch bernahme von Verantwortung Bewusstmachung und innere Bejahung unverzichtbarer Regeln des Zusammenlebens seiner Verbundenheit mit der Gruppe Ausdruck verleiht nach Benkmann 1995 424 Wie wir nach der bisherigen Darstellung leicht erkennen k nnen steht hinter diesem Konzept der Klassengemeinschaft die prinzipielle Notwendigkeit einer gemeinsamen integrierten integrierenden und interagierenden p dagogischen Praxis f r alle Kinder Im Sinne Adlers ist somit die Schule ohne Zweifel eine integrative Schule in der die Trennung zwischen normal und nicht normal berwunden werden kann in der die Sch ler zu erahnen beginnen dass abweichendes Verhalten von Mitsch ler auch Ursachen und Ziele hat die zu erkennen wichtig ist und
376. ivatpraxen wenden in der Allgemeinmedizin alternative Behandlungsmethoden an Stutzer 1978 Diese Unzufriedenheit stellte wiederum kompensatorische Anforderungen die besonders heute weit ber die Gegenentw rfe von ganzheitlichen Ans tzen bekannt sind 44 Die gro en Bem hungen der Medizin die Einseitigkeiten einer rein naturwissenschaftlich orientierten Medizin zu berwinden und dadurch der gesamten Medizin eine neue Richtung zu geben befand sich bereits bei den Protagonisten des Faches Psychosomatik Um nur einige zu nennen Viktor von Weizs cker der schon in den 1920er Jahren durch die Gestaltkreislehre eine theoretische Fundierung der psychosomatischen Medizin vornahm Alexander Mitscherlich der 1948 in Heidelberg den ersten Lehrstuhl f r psychosomatische Medizin erhielt Thure von Uexk ll und einige andere Seit 1970 gibt es das Unterrichtsfach Psychosomatische Medizin und Psychotherapie an allen Hochschulen vgl Rudolf 1995 Im Jahr 1972 kam im Rahmen der nderung der Approbationsordnung f r rzte zum erst Mal von einer theoretischen und klinischen F cherkombination die Rede der man den Namen kologische F cher gab Das hatte zur Folge dass die Basiswissenschaften der Medizin die f r die Schulmedizin bisher die Anatomie und Physiologie waren durch Psychologie Sozialp dagogik medizinische Soziologie Rechtskunde und allgemeine Hygiene erweitert wurden Schipperges 1976 297 Weitere zahlreiche Auseinander
377. ividualpsychologische therapeutische Ma nahme nicht f r die Entfernung auftretenden Fehlverhaltens bei der eine erzieherische oder therapeutische Ma nahme unvermeidlich auf das Nicht K nnen des Kindes konzipiert sein muss und dabei das Kind entmutigt Statt dessen sucht sie nach potentiellem K nnen das wirklich entfaltet werden soll um den Anlass des Fehlverhalten d h die Entmutigung zu berwinden Das ermutigte Kind kann genauso lernen wie die anderen Es setzt sich nicht selbst seine Grenzen sondern vertraut auf seine eigene Kraft auf seine Ausdauer Diese Behandlung ist somit viel radikaler als die nderung einzelnen Fehlverhaltens 6 2 4 2 3 Gruppenp dagogik durch die Gestaltung der Klassengemeinschaft Die Grundbefindlichkeiten der Menschen sind ein Knotenpunkt seiner Beziehungen Einbeziehung durch andere ist eine der wichtigsten Voraussetzung f r die Entwicklung des Selbst Ohne die Aufmerksamkeit und das Interesse von anderen ist die weitere Entwicklung nicht m glich In der dynamischen Beziehung mit anderen strebt das Kind immer wieder zu einem inneren Gleichgewicht Dies ist zugleich ein Prozess der wachsenden Lebensstilbildung bei dem es einerseits um die Losl sung von eigenen Interesse und andererseits um Beziehungsaufbau zu anderen und damit um eine Integration in die Welt geht Jede Schulkasse ist im individualpsychologischen Sinn eine Gemeinschaft in der ein Kind verschiedenste menschliche Beziehungsformen Funktione
378. kann und dass die Wissenschaft jederzeit durch sie tief beeinflusst wurde Jede neue Idee liegt jenseits der unmittelbaren Erfahrung Unmittelbare Erfahrungen ergeben niemals etwas Neues sondern erst die zusammenfassende Idee die diese Tatsachen verbindet Sie k nnen es spekulativ nennen oder transzendental es gibt keine Wissenschaft die nicht in die Metaphysik m nden m sste Adler 1973a 166f So wie jedes Gebiet der anerkannten Wissenschaft Erkenntnismomente hat ist Metaphysik f r Adler untrennbar mit Wissenschaft verbunden sie ist nicht auf eine Wissenschaft oder auf Methoden von empirischer Bewertung reduzierbar Metaphysik wird in dem Sinne als eine kreative Konstruktion einer Welt die au erhalb unserer 88 eigenen Wahrnehmung liegt verstanden Nach unserer Vorstellung ist sie eine transzendentale Konstruktion Nach Meinung Adlers sind die Menschen nicht mit der absoluten Wahrheit gesegnet ebd 167 deshalb transzendieren sie gew hnlich in der Erkenntnis die Welt wie sie mit unseren Sinnen wahrgenommen wird Anders gesagt weil die anthropologischen Anschauungsformen von Raum und Zeit nicht absolut sind sind wir gezwungen uns Gedanken zu machen ber unsere Zukunft ber das Resultat unserer Handlungen usw ebd Eine Besch ftigung mit den metaphysischen Sinnfragen woher wir kommen wohin wir gehen was das Leben f r einen Sinn haben soll wof r sich zu leben und zu sterben lohnt usw sind beim psyc
379. kehrt und so wie Yin und Yang nicht als falsch oder richtig beurteilt werden k nnen unterscheidet sich im altchinesischen Alltagsbewusstsein Leiden und Krankheit nicht von Gesundheit im Sinn von falsch richtig Wenn man Leid und Krankheit als etwas im Grund falsches ansieht das zu bek mpfen oder zu entfernen ist h tte man eine lebenslange gro e M he diese h ufigen Lebenserfahrungen zu vermeiden die dem Menschen auch einen Lebenssinn geben k nnten Wenn man aber im Gegensatz dazu Leid und Krankheit als energetisches Gleichgewicht zur Gesundheit wie Yin und Yang 219 versteht w rde man nicht versuchen die St rung zu beseitigen sondern ein neues Gleichgewicht mit universellen Gesetzm igkeiten wiederzufinden Das Gleichgewicht zwischen Yin und Yang die Harmonie wird jedoch nicht als gleichbleibende heile Welt gesehen Im ostasiatischen Sinne ist sie Bewegung Dynamik im sinnvollen Wechsel und Ausgleich der Lebenskr fte Nicht nur mit der u eren Umwelt sondern mit sich selbst steht der Mensch in st ndiger Wechselbeziehung In dauernder Bewegung muss das Gleichgewicht der Pole gefunden werden Nach dieser Vorstellung werden Verhaltensst rungen bei Kindern nicht als Krankheiten verstanden die beseitigt werden m ssen sondern als mangelnde Harmonie mit sich und der Umgebung die durch unterst tzende Beziehung wieder ausgeglichen werden m ssen Jede Krankheit im altchinesischen Sinne ist Ausdruck der Beziehungsgeschichte
380. keit v llig subjektiv Es ist wohl richtig da man ein Subjekt eine individuelle Substanz nennt wenn mehrere Pr dikate ein und demselben Subjekt zukommen und wenn dieses Subjekt selbst keinem anderen Subjekt zukommt Leibniz 1985b 19 88 Diese Selbstbestimmungs und Selbstregulierungsf higkeit der menschlichen Seele sind das charakteristische Prinzip der Lebensstilgestaltung bei Adler die wir bereits im Kapitel 4 2 3 ausf hrlich betrachtet haben Jedes Individuum repr sentiert gleicherma en die Einheit und Ganzheit der Pers nlichkeit wie die individuelle Ausformung dieser Einheit Das Individuum ist mithin sowohl Bild wie K nstler Es ist K nstler seiner eigenen Pers nlichkeit Adler 1976 7 Das Individuum ist also ein Gestalter seines Lebensstils Er ist weder durch seine Erbanlagen noch durch fr hkindliche Umwelteinfl sse kausal determiniert sondern es gestaltet mit individueller sch pferischer Kraft aktiv seinen Lebensstil Jedes Individuum stellt gleichzeitig eine einheitliche Pers nlichkeit und die individuelle Gestaltung dieser geschlossenen Einheit dar Hellgardt 1982 49 Sch pferische Kraft als Gestaltungsf higkeit der Pers nlichkeit Nach Leibniz ist die Monade kein totes sondern ein der T tigkeit f higes Wesen Leibniz 1966 423 Weil die Monade unteilbar ist ist sie f r ihn keine Materie Die Monade ist somit eine geistige Kraft So setzte wie oben gesagt Leibniz die Entelech
381. ker Ed Hyperactive children New York 1980 S 321 363 Heraklit Fragmente M nchen 1979 Herbart Johann Friedrich P dagogische Grundschriften In Asmus Walter Hrsg Johann Friedrich Herbart P dagogische Schriften Bd Il D sseldorf M nchen 1965 Herder Johann Gottfried Ideen zur Philosophie der Geschichte der Menschheit Berlin u a 1784 1965 Herrmann Theo Ganzheitspsychologie und Gestalttheorie In Heinrich Balmer Hrsg Die europ ische Tradition Tendenzen Schulen Entwicklungslinien Bd 1 Die Psychologie des 20 Jahrhunderts Z rich 1976 S 573 658 Hetzer Hildegrad Die seelischen Ver nderungen des Kindes beim ersten Gestaltwandel Leipzig 1936 Hilgenb cker Elke Hunter in einer Gesellschaft von Farmern Bemerkungen zum ADS Syndrom In Soziale Psychiatrie 1 2002 S 30 33 Hinter Wolfgang u Runge R diger Humanistische Psychologie In Roland Asanger u Gerd Wenninger Hrsg Handw rterbuch Psychologie Weinheim 1994 S 300 306 Hintz Otto Welche p dagogischen Ma nahmen eignen sich f r den Unterricht und die Erziehung solcher Kinder welche durch die Volksschule nicht gen gende F rderung erfahren In P dagogische Zeitung 26 1897 S 821 824 Hobmair Hermann u Treffer Gerd Individualpsychologische Erziehung und Gesellschaft M nchen 1979 H cher German Philosophische Einfl sse auf die Theorien und die Weltsicht Alfred Adlers In Z f Individualpsychologie 12 Jg 1987 S 3 11
382. kl rungsmodell was das Kind im weiteren Verlauf seiner Entwicklung w hrend der ersten Lebensjahre daraus macht bzw machen muss H ther 2001 Der Schwerpunkt verlagert sich somit weg von einer allzu biologischen hin zu einer die Hirnentwicklung f rdernden Umweltkonstruktion oder Umwelterfahrung Diese benutzungsabh ngigen Strukturbildungsprozesse des Gehirns werden nach neuen Forschungsergebnissen vor allem durch Interaktion gepr gt obwohl das Gehirn auf 193 Lebenszeit ein plastisches und flexibles Organ bleibt sind fr he Erfahrungen und Interaktion bedeutsamer als sp tere Dies stellt wieder einen wichtigen Treffpunkt mit der Individualpsychologie dar da die Individualpsychologie auch davon ausgeht dass es deutliche Zusammenh nge zwischen der Lernf higkeit dem Verhalten und der emotionalen Kompetenz von Kleinkindern und der seelisch geistigen Zuwendung durch ihre Eltern gibt Besonders die Pathogenese fr her St rungen die Adler im ersten Jahrzehnt des letzten Jahrhunderts voraussah und einf hlend beschrieben hat ohne dies zu wissen wurde von dem neuen Erkl rungsmodell der Hirnforschung vgl dazu H ther u Bonney 2002 H ther 2002c des Ph nomens kindlicher Verhaltens und Leistungsst rungen v llig unterst tzt als ob die Theorie der Individualpsychologie mit der hirnphysiologischen Sprache ausgedr ckt worden w re In der folgenden Darstellungen ber die kindliche Fehl Entwicklung wird somit die hirnphysi
383. kro Mikrokosmos Analogie bis hinab in das Einzelne und Kleinste weiter und schafft damit ein omnipotentes Entsprechungs und Signaturensystem vgl Paracelsus 1989 So entspricht der Mensch dem Universum indem er alle Kr fte der Natur in sich enth lt Nach Paracelsus ist der Mensch nach Himmel und Erde n mlich nach seinen Eltern geschaffen so mu er seinen eltern gleich sein als wol als ein kind das seines vaters alle gliedma hat Paracelsus 1922 1933 Bd 8 164 Da der Mensch die Elemente der Welt in sich tr gt ist er auch ihrem Lauf und ihren Rhythmen unterworfen so dass sich der innere und u ere Gang der Dinge entsprechen Das Wesen aus die gro en Werke die das offenbar machen da der Himmel in seinen Kr ften so edel nit sein kann der menschliche Leib k me ihm denn gleich noch die Erde noch ein Element Diese gro en wunderbarlichen Dinge sind alle im Menschen alle die Kr fte der Kr uter der B ume sie werden in seinem Heilstoff mumia gefunden Nicht allein der Erdgew chse Kraft sondern auch des Wassers die Eigenschaften der Metalle die Natur der Schwefel und Eisen kiese das Wesen der Edelsteine Was soll ich die Dinge alle erz hlen und nennen Sie sind alle im Menschen ebd Bd 9 309 Der Gedanke der Unendlichkeit und die Vorstellung der grundlegenden Einheit der Welt findet sich auch bei Bruno Besonders die Unterscheidung zwischen Himmel und Erde ist f r ihn eine rhetorische Metapher die n
384. kt Tiefenpsychologie 3 1918 1927 Gemeinschaftsgef hl Holismus Einheit common sense Lebensstil 4 1928 1937 keine weitere Angabe aber doch abgehoben 84 Gemeinschaft wird berwertig kosmologisch gefa t Holismus die Theorie wird zur Weltanschauung das Sendungsbewusstsein nimmt mit selbstgef lligem Pathos zu Finalit t wird zur Antikausalit t Individualpsychologie wird in den Strom der Evolution gehoben ebd 284 Antoch spricht von einem metaphysischen Selbstmissverst ndnis 1994 62 weil eine solche Konstruktion den Eindruck der Ableitung aus einem philosophischen System erweckt 2000 11 Andere haben dieses Ph nomen als moralisierenden Aspekt der Individualpsychologie mit den Bezeichnungen romantisches Grundelement Wiegand 1990 metaphysische H henfl ge Bruder Bezzel 2000 usw abgelehnt Einige anderen Autoren betrachten dagegen die sp ten theoretischen berlegungen von Adler als bedenkenswert R edi 1998 152 stimmt zu dass Adler sich sp ter um die theoretische Formulierung mehr in metaphysischen philosophischen Gedanken bem ht hat wenn er sagt wer die Philosophie liebt wird unter Umst nden den sp ten Adler besonders sch tzen Aber ihm gilt dies nicht als eine theoretische Reduzierung oder theoretischer R ckschritt sowie es Tenbrink 1998 98 behauptet dass der sp te Adler auf eine stark normativ und adultomorph gepr gte Theorie der A
385. kulationen ber sensorische Wahrnehmungen des Kindes w hrend der Geburt oder ber die psychische Aktivit t im Neugeborenen und das Erwachen geistig seelischer Funktionen in den ersten Wochen nach der Geburt ihm unannehmbar erscheine Dagegen sah Adler die perinatalen Wechselbeziehungen zwischen Mutter und Kind als Grundform des Austausches in der das Gemeinschaftsgef hl entwickelt wird Kummer 1987 107 F r diese Beziehung zwischen Mutter und Kind ist gut vorgesorgt beide sind aufeinander angewiesen ihr Bezugskreis ist von Natur nicht nur gegeben sondern auch beg nstigt Wenn andere Psychologen meinen da das Kind durchaus als Egoist zur Welt kommt mit einem Zerst rungstrieb mit keiner andern Absicht als kannibalisch sich an der Mutter zu vergreifen bersehen sie die Rolle der Mutter die die Mitarbeit des Kindes n tig hat Die Mutter mit ihrer gef llten Brust und mit allen anderen ge nderten Funktionen des K rpers bedarf des Kindes ebenso wie das Kind der Mutter bedarf Sie sind aufeinander angewiesen Da f llt die M glichkeit des sozialen Interesses hinein wird Leben wird greifbar als Beziehung zur Mutter Adler 1983 98 Dieses Mutter Kind Abh ngigkeit wird auch von Fromm unterst tzt Man kann diese symbiotische Einheit am besten mit der Einheit der Mutter mit dem F tus vergleichen F tus und Mutter sind zwei und trotzdem eines Es kommt auch nicht selten vor da beide Beteiligten wechselseiti
386. l Matura u Varela 1987 s Kapitel 3 4 erkl rt hat deren Funtikion darauf gerichtet ist sich selbst zu erneuern wie sich eine biologische Zelle st ndig im Wechselspiel von anabolischen und katabolischen Reaktionsketten erneuert und nicht ber l ngere Zeit aus den gleichen Molek len besteht Jantsch 1979 66 In der Psychologie ist wie im Kapitel 3 1 dargestellt ebenso eine Str mung des systemischen Denkens zu bemerken Durch die Vorherrschaft des Behaviorismus bis in die 60er Jahre und des Kognitivismus seit den 70er Jahren scheint der systemische Ansatz in die Grundlagenforschung gekommen zu sein In Anlehnung an die Systemtheorie ist man heute in der klinischen Kinderpsychologie bem ht tiologische und pathogenetische Prozesse einer St rung nicht als getrennte sondern als miteinander verbundene Bio Psycho Soziale Transaktionen im Entwicklungsverlauf aufzufassen vgl Kusch u Petermann 1996 Watzlawick stellte unerm dlich diese neue systemische Sichtweise der bis dahin blichen monokausalen Perspektive gegen ber und entwickelte so die systemische Kommunikationstheorie vgl Watzlawick et al 1969 Unter System versteht er in Anlehnung an Bertalanffy ein Aggregat von Objekten und Beziehungen zwischen den Objekten und ihren Merkmalen wobei die Beziehungen durch Interaktion entstehen 111 und aufrechterhalten werden Die Interaktionsprozesse bestimmen die wesentlichen Merkmale offener sozialer Systeme vgl
387. l hat s gebaut Still sittsam ist die reine Maid Des hohen F rsten w rd ge Braut Seerosen schwimmen mannigfalt Und links und rechts durchf hrt man sie Still z chtig ist die reine Maid Wach und im Schlaf begehrt er sie Und fand er nicht die sein Begehr Wach und im Schlaf gedacht er der Ach wie so sehr ach wie so sehr Und w lzt und wand sich hin und her Das obige ber hmte lyrische Gedicht Dscheu nan stammt aus dem ersten Kapitel des Schi king Konfuzius 65 Schi king ist das lteste kanonische Liederbuch Chinas und war die wichtigste poetische Arbeit die Konfuzius selbst aus 305 Gedichten die schon lange vor ihm entstanden waren ausgew hlt und bearbeitet hatte und als der dritte der f nf Klassiker eingestuft wird Anstatt G tter und Helden zu glorifizieren wie die andere Kulturen gew hnt waren berichten viele dieser Gedichte vom allt glichen Leben der Menschen ihren Sorgen und Freuden ihrer Arbeit und ihren Feiern ber die moralische Quintessenz des Liederbuches hat Konfuzius in dem Buch Lun y Gespr che genannt 17 Des Liederbuchs Schi king dreihundert St cke sind in dem einen Wort befasst Denke nicht Arges 2 2 F r ihn waren die Lieder auch ein Erziehungsmittel wie er oft gegen ber seinem Sohn betont Wenn man die Lieder nicht lernt so hat man nichts zu reden Gespr che 16 13 Ein Mensch der nicht das Dschou Nan und Schau Nan treibt ist der nicht
388. lbstkritik w re 15 es unm glich die Kenntnis fremder Kulturen zur Herausbildung jener Prinzipien des sozialen Lebens zu verwenden 2 1 2 Platon und Konfuzius Edward Said hat sicher dazu beigetragen die historische Quelle und Substanz der westlichen Herrschaftsideologie zu ermitteln und das gilt auch einigerma en f r Ostasien das auch den Kolonialismus miterlebte Im Mittelpunkt seiner Kritik stehen grunds tzlich die Verh ltnisse im Mittleren Osten Bei der Konkretisierung des Orientalismus Diskurses aus ostasiatischer Sicht muss eine andere geschichtliche Materie dargelegt werden Somit m chten wir versuchen die Geschichte des westlichen Vorurteils gegen ber Ostasien bis zur griechischen Antike zur ckzuverfolgen Sowohl das Athen des 5 Jahrhundert v Chr wie das alte Nordchina des 6 Jahrhundert v Chr mit ihren gro en nachwirkenden Gestalten Platon 427 347 v Chr und Konfuzius 551 479 v Chr scheinen so sehr in ihrem jeweiligen Kulturkreis eingebunden zu sein dass ein vergleichender Br ckenschlag uns absurd erscheinen mag In diesem urspr nglichen Unterschied zwischen beiden Kulturen begann m glicherweise das un berwindbare Unverst ndnis das den sp teren Orientalismus erst m glich machen w rde Zun chst ist festzustellen dass die erste umfassende zwischen Subjekt und Objekt unterscheidende Erkenntnistheorie von Platon stammt Was Erkenntnis bedeutet und wie Erkenntnis sich vollziehen sollte versucht er in
389. ldungskraft zum Zweck der Erleichterung des wissenschaftlichen Denkens Vaihinger 1911 65 82 Dabei sind wissenschaftliche Theorien Religion und andere Handlungszusammenh nge nicht als Darstellungen der Realit t sondern als Instrumente zu ihrer Bew ltigung aufzufassen D h Fiktionen als Idee haben nach Vaihinger zwar in der Wirklichkeit keine Entsprechung dennoch ben sie die n tzliche Funktion aus uns zu bef higen mit der Wirklichkeit besser fertigzuwerden als wir es sonst k nnten Ansbacher u Ansbacher 1995 65 Die Welt des als ob die so gestaltet ist die Welt des Unwirklichen ist ebenso wichtig wie die sogenannte wirkliche Welt in dem gew hnlichen Sinn des Wortes f r die Ethik und Asthetik ist sie sogar bei weitem wichtiger Diese sthetische und ethische Welt des als ob die des Unwirklichen wird letzen Endes f r uns eine Welt der Werte welche besonders in der Form von Religion in unserem Geist scharf unterschieden werden 63 mu von der Welt des Werdens Vaihinger 1925 XLVII zit n Ansbacher u Ansbacher 1995 67 Als Ausgangspunkt zur Begr ndung dieser These dient Vaihinger der Gedanke dass der menschliche Intellekt urspr nglich eine rein praktisch orientierte Funktion dadurch habe nach Aus und Vergleichung zu streben und sich in den Fiktionen die Mittel diese Vergleichungen immer weiter auszudehnen zu verschaffen Vaihinger 1911 158 Es ist f r de
390. legendste Gemeinsamkeit beider Erziehungsideen nicht so sehr in der Frage was oder wie Menschen tun sollen sondern in der Frage was sie sind Der Kern beider Lehren liegt nicht im Aufstellen von Verhaltensregeln die festlegen wie oder was ich tun soll sondern im Erkennen der ontologischen Verbundenheit zwischen dem Ich und dem Anderen Vom Standpunkt des ostasiatischen Menschbildes f hlt sich das normale Individuum als ein Teil der Natur Menschlich sein hei t nat rlich sein und auch nat rlich bedeutet wiederum harmonisch sein Der Mensch der als Teil der Natur zur gro en harmonischen Natur geh rt ist f hig mit anderen und seiner Umgebung eine harmonische Einheit zu gestalten Individualpsychologisch ausgedr ckt bedeutet dies dass der Mensch von Natur aus die F higkeit hat die eigene Wirklichkeit oder Welt zu konstruieren in der die Hingabe an einen N chsten oder an eine konkrete gegebene Gemeinschaft nicht an Bedingungen ber die besondere Art der Menschen gekn pft sein darf die diese Gemeinschaft zusammensetzen sondern grunds tzlich jedem Mitmenschen und jeder Gruppe dar ber hinaus der ganzen Menschheit gegen ber ge bt wird in die man vom Schicksal hineingestellt wurde Metzger 1973 19 Der Mensch wird von beiden Lehren als zur Beziehung f higes Wesen beschrieben so dass das Erziehungsprinzip als Auswirkenlassen in der Beziehung definiert werden kann 7 1 1 Erziehen hei t Auswirkenlassen in den B
391. len Netzwerke Die kortikalen Strukturen zeichnen sich durch eine besonders hohe nutzungsabh ngige Plastizit t und Modulationsf higkeit aus und k nnen subkortikal als Folge fr her Erfahrungen entstandene Verschaltungsmuster berlagern Da die subkortikalen Strukturen Basalganlien limbisches System bereits fr h in der Kindheit ausreifen bleibt auch das dort angelegte implizite Ged chtnis f r fr he Kindheitserfahrungen besonders lange erhalten H ther u Bonney 2002 46f Das Zur ckgreifen auf vergangene Erfahrungen im F hlen Denken und Handeln geschieht meist unbewusst und wie von einem inneren Programm gesteuert Individualpsychologisch gesehen findet diese unbewusste Haltung F hlen Denken und Handeln ihren Ausdruck im Lebensstil er beinhaltet ein immer gleiches Muster als Antwort auf unterschiedliche Situationen Dieses Muster ist dabei individuell ein Ausdruck der Pers nlichkeit Ein dabei ausgepr gter Lebensstil verf gt ber alle Ausdrucksformen das Ganze ber die Teile Adler 1973a 23 So sagte Alder Wenn ein verz rteltes Individuum eine bestimmte Methode ausprobiert und als erfolgreich befunden hat wird es diese immer wieder anwenden Es ist eine definitive Anwendung von Erfahrungen aus der Vergangenheit zur Erlangung eines gegenw rtigen und zuk nftigen Vorteils Wenn man etwas erreichen will oder wenn man ber etwas nachdenkt kann man nur verwerten was ein Teil vorhergehender Erfahrung
392. len Gesellschaft auch im Sinne der Ausdehnung der Vorgeburtlichen Erziehung verstanden Die Mutter soll sich der Bedeutung der seelischen F rsorge f r das Neugeborenes bewusst sein Zum anderen hebt Lee Deok Mu die Ehrlichkeit in der Kindererziehung hervor Es ist der in der konfuzianischen Erziehungslehre berall betonte Begriff Aufrichtigkeit im konfuzianischen Sinne spiegelt sich in dem wahren Naturgesetz wider Wenn die Natur sich an irgendeine Arbeit macht bringt sie diese auch zur Vollendung Das ist Aufrichtigkeit Alle M tter haben bereits eine sch pferische Arbeit angefangen indem sie empfangen und Vorgeburtliche Erziehung unternehmen Die Mutter darf in keinen Moment der Erziehungst tigkeit die Aufrichtigkeit beiseite lassen Auch Adler hat die besondere Aufgabe der Mutter betont Die M tter stehen an der Quelle des Gemeinschaftsgef hls sie sollen sie als heilig hochhalten 1974b 18 Ab dem 2 oder 3 bis zum 4 oder 5 Lebensjahr wird das Kind in der traditionellen Gro familie auf dem Scho der Gro mutter erzogen daher nennt man diese Phase das Scho schulalter vgl Yu A J 285 Die n chstbedeutende Bezugsperson die eine Beziehung zu dem Kind entwickelt ist im traditionellen Gro familiensystem eher die Gro mutter als der Vater weil sie seit der Geburt des Kindes der Schwiegertochter mit Rat zur Methode der S uglingspflege beisteht und ihr hilft wodurch sie h ufigeren Kontakt zu dem Kind als der V
393. len Gesellschaft die Erziehungst tigkeit der Mutter als entscheidend f r die Pers nlichkeitsentwicklung des Kindes dargestellt K nigin Sohe 1437 1504 betont in ihrem Buch Instruktion f r die Frauen Nae Hun Wenn ein Kleinkind einen Fehler begeht liegt die Schuld bei der Mutter Wenn dieser wiederholt wird und das Kind damit heranw chst h tte es wenig Zweck sp ter dar ber zerknirscht zu sein Moi Kapitel Die Bedeutung der Mutter f r die Erziehung verr t sich auch in der Zielsetzung der Frauenerziehung w hrend der Choson Dynastie 1392 1910 Hynmo Yangcheo weise Mutter und gute Frau Hier wird eher die weise Mutter als die gute Frau in den Vordergrund gestellt vgl Yu A J 1992 173 und dies ist auch heute noch in Korea das Idealbild der Frau Im Mittelpunkt der Kleinkinderziehung steht in der traditionellen Gesellschaft die psychische F rsorge f r das Kind Die ersten beiden Jahre nach der Geburt galten als die Zeit des Stillens In dieser Zeit brachte die Schwiegermutter der Schwiegertochter die Methoden des Stillens bei wobei sie betonte den S ugling auf der linken Seite zu halten und zu stillen um ihm die befriedigendste Saugerfahrung zu bieten vgl ebd 215ff Die Wichtigkeit dieser Stillweise zeigt sich auch in dem koreanischen Sprichwort eine W chnerin entbl t die rechte Brust wodurch auf eine unwissende Mutter angespielt wird Yu erkl rt die wissenschaftliche G ltigkeit f r da
394. len Richtungen auszubreiten wie die der Natur Welchen Sinn ein Mensch in seinem Leben findet und welchen Sinn er seinem eigenen Leben gibt h ngt nach individualpsychologischer und auch konfuzianischer Sicht davon ab welche Meinung er ber sich und ber die Welt hat n mlich wie er die Wirklichkeit konstruiert Alles menschliche Verhalten entspringt dieser Meinung vgl Adler 1973a 25 Wie ein Mensch sich die Wirklichkeit konstruiert h ngt wiederum davon ab wie sich bei ihm das angeborene Gemeinschaftsgef hl oder das angeborene Jen entwickelt hat Nach Adler ist der Normale ein Individuum das in und mit der Gesellschaft lebt und dessen Lebensweise derart angefasst ist dass die Gesellschaft aus seiner Arbeit ob er will oder nicht einen gewissen Nutzen zieht und gen gend Energie und Mut hat um die Probleme und Schwierigkeiten zu meistern die sich ihm in den Weg stellen 1978 56 Das angeborene Gemeinschaftsgef hl oder Jen spielt in diesem Sinne eine Schl sselrolle zur Wirklichkeitskonstruktion Diese angeborene Tugend oder F higkeit die dem Menschen innewohnende Eigenschaft eine Potenz und latente nat rliche Kraft w chst nach den alten Chinesen aus dem Tao Durch dieses Tao werde ein Mensch zum Mensch der den richtigen Weg der Tugend findet Konfuzianer sagen dass ein Land ein Herrscher aber auch ein Beamter das Tao hat wenn politische Ordnung und Stabilit t herrschen und Herrscher und Beamte ihre Pfli
395. lich Anlage Gew hnung und Einsicht Zuerst mu man geboren sein als Mensch n mlich und nicht als irgendein 46 anderes Lebewesen und dann auch mit bestimmten Eigenschaften des K rpers und der Seele In einigen Dingen n tzt die Anlage nichts denn die Gew hnung ver ndert sie Denn es gibt einige von Natur ambivalente Eigenschaften die sich durch die Gew hnung zum schlechtern oder zum bessern wenden k nnen Die anderen Lebewesen leben zur Hauptsache von der Naturanlage einige auch teilweise durch Gewohnheit der Mensch aber auch mit der Vernunft Nur er besitzt sie So mu dieses alles miteinander bereinstimmen Politik 1332ab Der ganzheitliche Charakter der Erziehung bei Aristoteles richtet sich auf unterschiedliche Ebenen des Pers nlichkeitsspektrums Leib und Seele des Menschen wurden von ihm als zwei aufeinander bezogene und voneinander abh ngige Wesensbestandteile betrachtet Auch in seiner Sozialanthropologie denkt er den Menschen als ein auf seine mitmenschliche Umgebung verwiesenes von ihr abh ngiges soziales und kulturelles Wesen vgl M rz 1998 83ff Die intellektuelle k rperliche und sittliche Bildung in seinem Erziehungskontext steht somit miteinander in Verbindung und ist voneinander abh ngig Diese p dagogischen Grund berlegungen finden sich in nahezu jeder entwicklungsgeschichtlichen Epoche erzieherischen Denkens und Handelns unver ndert wieder und untermauern sp tere Argumentationen der humanistische
396. liche Wesen ist somit aus unendlich vielen Attributen besteht deren jedes ewige und unendliche Wesenheit ausdr ckt Diese Substanz die alle kosmische Ordnung in sich tr gt ist in der westlichen kosmologischen Lehre nichts anderes als Gott Gott ist allumfassend Einheit aller Gegens tze und alles in allem Der menschliche Geist ist in diesem Sinn ein Abbild Gottes Cusanus der der Wegbereiter des Rationalismus war da er die mathematische Denk und Ausdrucksweise auf die Fachgebiete Philosophie Anthropologie und Theologie anwandte behandelte die Fragen des unendlich Kleinen oder Gro en anschaulich Er bezeichnet Menschen und andere Dinge als Mikrokosmos der f r Cusanus ein Abbild des Universums ist Gott tr gt in Cusanus Philosophie die Urbilder alles Seienden in sich und erschafft das Seiende nach Ma gabe dieser Urbilder Der ewige Gott bringt also alles aus dem Nichts hervor Gott ist alles alle Dinge sind in Gott Der Mensch als Abbild Gottes umfasst das Universum aber nur in menschlich beschr nkter Weise vgl Scharpff 1862 Der Mensch ist Gott jedoch nicht absolut weil er Mensch ist Er ist also ein menschlicher Gott Der Mensch ist auch eine Welt aber nicht das konkrete Universum weil er Mensch ist Er ist also ein Mikrokosmos oder eine menschliche Welt Die Region des Menschlichen umfa t also Gott und die Welt in der Potenz des Menschlichen ebd 137 Auch Paracelsus der gro e Arzt und Philosoph f hrt die Ma
397. licher Wissenschaft gepr gt worden sind nun ebenfalls westlich interpretieren Manche Werte die von der ostasiatischen Wirklichkeit geformt werden sind bereits durch den Orientalismus als unvern nftig irrational und unwissenschaftlich verurteilt Das Ostasiatische das dem Westlichen geliefert wird ist das europ isierte Ostasien das durch den Orientalismus interpretiert wurde Orientalismus ist somit kein richtiger Zugang zu ostasiatischer Wirklichkeit Wenn wir die ostasiatische Kultur n her betrachten m chten ist es eine unausweichliche Voraussetzung die Konstruktion des Orientalismus zu entziffern Der Orientalismus zeigt uns auch wie sich die westliche Zivilisation das Fremde vorstellt und deutet Der Osten bedeutet f r den Westen etwas sozial Anderes zu dem der Westen in st ndiger Beziehung steht Diese komplexen Vorstellungs und Deutungssysteme der u eren Kultur ber das Andere hat sich auch wiederum auf die Werteinstellungen des Individuums das in permanenter Auseinandersetzung mit der sozialen und kulturellen Umgebung steht ausgewirkt Der Orientalismus bietet uns dabei eine Spur die zeigt wie der westliche Rationalismus Individualismus und Hedonismus die sozialen Beziehungen zu dem Anderen gest rt haben und warum das Anderssein des Anderen von ihm nicht toleriert wird Vorschl ge zur Neu Orientierung der Werte k nnen nur nutzen wenn sie zu Selbstreflexion und wieder zum Bewusstsein seiner selbst f hren Ohne Se
398. liches Leben Es ist Kommunikation in Kommunion Menschliches Leben ist das was zwischen den Individuen geschieht Moltmann 1985 269 2 2 Individualpsychologie und Ostasiatische Philosophie Was ich oben bei der Kritik der westlichen Zivilisation angedeutet habe ist nicht so gemeint dass wir die westliche Vernunft Rationalit t und Wissenschaft berwinden sollten M E waren wir nicht einmal in der Menschheitsgeschichte ganz vern nftig rational und auch wissenschaftlich gewesen Wenn einmal Rationalit t geschaffen wurde dann ist es nur die technische Rationalit t oder die des Rechenprozesses durch Computer aber nicht die moralische Rationalit t Wir k nnen auch nicht von Vernunft und Wissenschaftlichkeit sprechen solange in unserer Gesellschaft immer noch Vorurteile Korruption und Gewalt vorherrschen Drogensucht Alkoholismus Gewaltt tigkeit und Rohheit breiten sich bereits unter schulpflichtigen Kindern aus Ehekonflikte Depressionen Selbstmorde bedrohen die die direkt unter ihnen leiden aber in st rkstem Ma e auch die Gesundheit der mittelbar betroffenen Kinder In einem reichen kapitalistischen Land in dem die Mehrheit der Bev lkerung einen hohen materiellen Lebensstandard besitzt versch rft sich der Gegensatz zwischen Reichtum und Armut st ndig und die Massenarbeitslosigkeit ist fundamentales Kennzeichen der konomischen und sozialen Situation der Gesellschaft Nach Auskunft der Kinderkommission des Deutschen Bund
399. lischen Gesundheit Bd 1 G ttingen u a 1982 Beipackzettel Ritalin Oktober 2000 Novartis Pharma Bekanntmachung des Bayerischen Staatsministerium f r Unterricht Kultus Wissenschaft und Kunst KMBl I So Nr 13 1985 252 Belaval Yvon Harmonie In Historisches W rterbuch der Philosophie hrsg v Joachim Ritter Bd 3 Darmstadt 1974 S 1001 1003 Benkmann Karl Heinz Schule In Reinhard Brunner u Michael Titze Hrsg W rterbuch der Individualpsychologie 2 Aufl M nchen Basel 1995 S 419 426 Benkmann Karl Heinz Verhaltensst rungen In Reinhard Brunner u Michael Titze W rterbuch der Individualpsychologie 2 Aufl 1995 S 531 534 Benussi Vittorio Gesetze der inad quaten Gestaltauffassung Archiv f r die gesamte Psychologie 32 Leipzig 1914 Berendt Joachim Ernst Das dritte Ohr Hamburg 1988 Bergmann Wolfgang Nur Eltern k nnen wirklich helfen Lernprobleme ngste Konzentrationsschw chen D sseldorf Z rich 2002 Bernard Claude An Introduction to the Study of Experimental Medicine 1863 New York 1957 Bertalanffy Ludwig von General System Theory New York 1968 Bertalanffy Ludwig von et al Hrsg Biophysik des Fliessgleichgewichts Braunschweig 1977 Beschel Erich Geschichte In Gustav O Kanter u Otto Speck Hrsg P dagogik der Lernbehinderten Handbuch der Sonderp dagogik Bd 4 Berlin 1977 S 113 147 Biebl Wilfried Psychosomatik der Beitrag Alfred Adlers In Erwin Ringel u
400. lschaft die sich auf der Basis von Naturbeherrschung entwickelt hat wurde vielf ltig ausdifferenziert und Produktionsweisen zunehmend automatisiert Die neue Erwerbs und Produktionskultur erfordert spezifiziertre Leistungen die in hoch spezialisierte Arbeitsbereiche passen sollen und mehr Konkurrenzf higkeit die das berleben im begrenzten Arbeitsmarkt erm glichen Der Mensch wird nicht mehr ganzheitlich gefordert sondern nur als Rollentr ger gebraucht B nner 1971 177 Erziehung und Ausbildung wurden in verschiedene Lernbereiche und Lernziele aufgeteilt um g nstige Vorbedingungen f r den gesellschaftlichen Konkurrenz und Leistungskampf zu schaffen R cksichtsloses Konkurrenzverhalten erzeugt in allen gesellschaftlichen Bereichen immer mehr Verlierer setzt damit eine normative Gedankenwelt verlorener Sicherheit gebrochenen Vertrauens und auch Verdichtungen verletzter Vorstellungen vom lebenswerten Leben voraus Beck 1986 37 Kinder sind heute einer Kampfarena rivalisierender Sinnwelten Olk zit n Beck 49 ausgesetzt die immer h here Ma st be an Leistung anlegt Das macht es f r Kinder schwer eine auf dem Prinzip kooperativen Zusammenlebens und Ko Evolution basierende Welt zu verstehen In einer Kampfarena sind Sieger unausweichlich die Feinde der Verlierer Solange der Mensch in einer Kampfarena lebt solange entfernt er sich von seinen Mitmenschen Diese Umweltanforderung schw cht die von Natur aus ang
401. lt in den f nf zwischenmenschlichen Beziehungen s Kapitel 5 3 1 ist in diesem Sinne kein Moralgesetz dem man folgen muss um mit anderen harmonisch zu leben sondern eine Konstruktion der Wirklichkeit ber das nat rlichste Beziehungsprinzip Tao Die Liebe zwischen Eltern und Kind besagt nicht dass Eltern und Kind sich gegenseitig lieben sollen sondern dass das Lieben zwischen Eltern und Kind nahe an der Natur steht Obwohl der Unterschied sehr fein ist meinen beide doch etwas wesentlich anderes Liebe ist keine Sache der Belehrung Es ist ein Gef hl des Menschen das durch eine nat rliche Disposition und durch geeignete Erfahrungen bestimmt wird Der Konfuzianismus meint damit dass Eltern und Kind einfach nicht anders k nnen als sich gegenseitig zu lieben wenn sie mit der Natur in Einklang stehen Alle anderen sozial ethischen Auffassungen des Konfuzianismus muss man auch in diesen Sinne verstehen Menschenliebe Pflichtbewusstsein Treue Anstand und Aufrichtigkeit usw sind keine Lehren die den Menschen aufkl ren sollen sondern sie sind die u ere Darstellung einer ausgedehnten Neigung der menschlichen guten Anlage die in konfuzianischem Sinne mit ethischem Verhalten identifiziert wird Ethisches Verhalten entspricht in diesem Sinne nicht immer der Handlung die allgemein anerkannten Regeln folgt Diese ausgedehnte Neigung der menschlichen Anlage wof r im Konfuzianismus jeweils eigene Name wie jen i li und chi usw vgl
402. lt stehen l t Dieses Charakteristikum des Lebensstils in dem Sinne der Organisation der Individualit t wird in der Systemtheorie als einheitlicher Charakter der lebenden Systeme verstanden der unter den zwei Begriffe Organisationelle Geschlossenheit und Strukturelle Koppelung zusammengefasst werden kann Dabei wird lebenden Organismen einerseits eine Art von Autonomie zugeschrieben die ber g ngige Vorstellungen von Selbst ndigkeit und Unabh ngigkeit weit hinausgeht andererseits wird aber auch die Intensit t und das Ma der Verflechtung zwischen lebenden Organismen und ihrer Umwelt radikaler als bisher betont Schmidt 1987 22 4 2 3 2 LEBENSSTIL ALS SELBSTREFERENZIELLES SYSTEM In der systemtheoretischen und konstruktivistischen Erkenntnistheorie bezeichnet der Begriff Selbstreferenz den Maturana und Varela als Autopoiesis bezeichnet haben die Einheit die ein Element ein Proze ein System f r sich selbst ist F r sich selbst das hei t unabh ngig vom Zuschnitt der Beobachtung durch andere Und das hei t weiterhin da Einheit nur durch eine relationierende Operation zustandekommen kann Luhmann 1987 58 So liegt ein selbstreferenzielles autopoietisches System nach Luhmann dann vor wenn es die Elemente aus denen es besteht als Funktionseinheiten selbst konstituiert und in allen Beziehungen zwischen diesen Elementen eine Verweisung auf diese Selbstkonstitution mitlauf
403. m Alter entsprechend oder als unreal gelten vgl ebd 50f Ein derartiger Reorganisationsprozess ist jedoch immer mit dem Risiko der Entgleisung und des unkompensierbaren Verlustes bestimmter F higkeiten im Bereich des Denkens F hlens oder Handelns behaftet H ther 2001a Der Gesamtprozess der Fehlentwicklung wird in der Individualpsychologie als ein Prozess des Strebens nach Existenzsicherung das von einem nat rlichen Minderwertigkeitsgef hl motiviert wird und in der Neurobiologie als ein Reorganisationsprozess neuronaler Verschaltungen der entscheidend an der Regulation affektiver und emotionaler Reaktionen beteiligt ist verstanden s Verhaltensbiologische Untersuchung zeigen dass ein hoher Spiegel von Glucokortikoiden wie sie physiologischerweise bei unkontrollierbarem Stress erreicht werden die Ausl sung von erlernten Verhaltensreaktionen f rdern und zur Elimination vor allem solcher Verhaltensweisen f hren die f r eine erfolgreiche Beendigung des Stre Reaktionsprozesses hinderlich sind Rothenberger u H ther 1997 632 199 6 2 3 3 PSYCHOSOZIALE ERFAHRUNG UND ENTWICKLUNGSPSYCHOPATHOLOGIE Das gesteigerte oder vergr erte Minderwertigkeitsgef hl die unkontrollierbare Stress Belastung im subjektiven Wahrnehmen und Erleben macht es schwer Gemeinschaftsgef hl und Mut zu n tzlicher Arbeit zu entwickeln weil der entstehende Lebensstil durch mangelndes Selbstwertgef hl gepr gt ist Daher kann
404. m der richtigen Erziehungsarbeit in der Schule r umte er die Chance ein prophylaktisch und entwicklungsf rdernd zu wirken die Lebensirrt mer korrigieren zu k nnen und das soziale Leben so vorzubereiten da es seine individuelle Rolle im Orchester der Gesellschaft harmonisch spielen wird ders 1976 33 Die dabei eingesetzte Technik der individualpsychologischen Erziehung ist im wesentlichen eine Methode der uneingeschr nkten Ermutigung ders 1982a 165 6 2 4 2 2 Verwirklichung der Ermutigungsp dagogik Wir haben im obigen Kapitel bereits ausgef hrt dass es Kinder gibt die mit einer besonderen Vulnerabilit t auf die Welt kommen und deshalb besonders leicht dazu neigen eine derartige Verhaltensst rung und Lernschwierigkeit zu entwickeln Aber wir haben auch gesehen dass diese Verletzlichkeit nicht unbedingt dazu f hrt und die famili ren und sozialen Bedingungen unter denen diese Kinder aufwachsen ebenso Einfluss haben Sowie jeder Mensch bereits zum Zeitpunkt seiner Geburt anders als alle anderen ist kommen auch Kinder mit verschiedenen Eigenschaften in die Schule Es gibt Kinder denen von ihrer Mutter nicht der Eindruck eines Mitmenschen vermittelt wurde oder die in einem verw hnten und verz rtelten Familienklima aufgewachsen sind oder die enorme Angst vor dem Lehrer haben usw Ein derartig belastetes oder verz rteltes Kind kann sich nach Adler nicht so entwickeln wie ein sich durchschnittlich entwickelndes
405. misch konstruktivistischen Termini darzustellen Ihre Schl sselbegriffe die ein eng gekn pftes begriffliches Netzwerk bilden h ngen s mtlich miteinander zusammen und voneinander ab Einzelne Begriffe aus diesem Netzwerk herauszupicken und von den brigen Konzepten getrennt zu betrachten ist keine empfehlenswerte Methode Die Sprache ist nun einmal eine Angelegenheit in der die Wirklichkeitskomplexit t semantisch reduziert werden und sprachliche Erl uterungen haben somit die Tendenz die Dinge in eine Reihenfolge zu bringen Die folgenden erl uterten individualpsychologischen Begriffe wie Minderwertigkeitsgef hl Lebensstil Kompensation und Gemeinschaftsgef hl u a sind die Begriffe die Adler in ihren engen wechselseitigen Beziehungen vorgestellt hat Damit sollte die folgende Darstellung im Sinn der seelischen Dynamik verstanden werden 4 2 1 Minderwertigkeitsgef hl Das Minderwertigkeitsgef hl ist gekennzeichnet durch die Empfindung tiefgehender Unzul nglichkeit und Unterlegenheit in k rperlicher geistiger seelischer oder sozialer Hinsicht Nach Adler werden die Grundlagen f r ein Minderwertigkeitsgef hl bereits in der Kindheit gelegt Als Kleinkind ist der Mensch unbeholfen und auf die F rsorge und Zuneigung der Mutter und anderer Bezugspersonen angewiesen Es liegt also in der Natur 68 der Sache dass sich Kinder mehr oder weniger minderwertig f hlen in der Welt der Erwachsenen Neben dieser allgemeinen Situation
406. misches Gef hl Adler 1966 65 im Sinne des Einigseins mit dem All Adler 1982a 229 darstellt Dieses Gemeinschaftsgef hl das in uns lebt und uns die F higkeit gibt uns in Dinge einzuf hlen die au erhalb unseres K rpers liegen Adler 1966 65 gilt Konfuzius als das was durch Beziehung entfaltet werden soll Die Erziehung zum Jen meistens als Menschlichkeit oder Humanit t bersetzt ausf hrlich s Kapitel 5 3 2 W hrend dessen ist das Gef hl der Zusammengeh rigkeit das Gemeinschaftsgef hl f r Laotse ein nat rlicher Charakter Man kann nicht eingreifen man braucht es nicht als Erziehungsziel hochzuhalten Nach ihm kann man einfach nicht anders als Gutes zu tun und gemeinschaftsbezogen zu sein wenn man mit der Natur im Einklang steht Das Handeln der Weisen um mit der Natur einig zu sein so Laotse ist Nichthandeln n mlich nur Auswirkenlassen vgl Li Gi 171 1 LiGi das Buch der Riten Sitten und Gebr uche ist ein Sammelwerk der lteren konfuzianischen Literatur In ihm hat sich die konfuzianische Lehre in den Jahrhunderten nach dem Tod des Meisters niedergeschlagen 101 Der Unterschied zwischen Konfuzius und Laotse besteht also nur in ihrem unterschiedlichen Verst ndnis der Bedeutung des Tao und in ihren Erkl rungen von Zweck und Methode der Bewusstseinsmachung Im folgenden werden diese beiden alten ostasiatischen Philosophien bezogen auf die Beziehungslehre noch ausf hrlic
407. mit ihnen erzieherisch oder therapeutisch arbeitet der ist konfrontiert mit allem was an Brutalit t und Zerst rung im zwischenmenschlichen Bereich m glich ist Kircher 1996 343 vgl Tischner 1993 8 Negative Beziehungserfahrungen k nnen existentiell verunsichern frustrieren oder traumatisieren Sie gef hrden beeintr chtigen oder verhindern Erziehungsprozesse schon allein deshalb weil Erziehung selbst immer nur in personalen Beziehungen m glich ist vgl Kircher 1996 346ff Tischner 1993 8 wieder zit n Reissel 2000 140 Die Bedeutung von Beziehungen f r die kindliche Entwicklung ist heute auch in der Naturwissenschaft vielf ltig erwiesen Der Hirnforscher H ther 2004 7 zieht aufgrund seiner neurobiologischen Untersuchungen die Konsequenz Kinder lernen indem sie zun chst mit anderen Menschen die ihnen wichtig sind und sp ter auch mit all dem was diesen Menschen wichtig ist in Beziehung treten Deshalb brauchen sie Erwachsene die ihnen ein Gef hl von Sicherheit und Geborgenheit vermitteln die ihnen gelegentlich auch Probleme bereiten und ihnen bei der L sung von Problemen behilflich sind Nur so k nnen sie Vertrauen entwickeln Vertrauen in die Kraft Sicherheit bietender Beziehungen zu anderen Menschen und Vertrauen in ihre eigene Kraft in ihr Wissen ihr K nnen und ihre gestalterischen M glichkeiten Kinder verlieren ihre angeborene Lust am Lernen ihre Begeisterung und ihre Entdeckerfreude am eigene
408. mit dem Kind verglichen das von seinen Eltern Lebenskraft bekommt Aber nicht nur f r die biologische sondern auch f r die geistig seelische Entwicklung steht das Kind in Verbundenheit mit seinen Eltern Die geistige Welt des Kleinkindes wird vor allem durch das Zusammenleben durch sein Handeln und Kommunizieren innerhalb der Familie geschaffen So wie ein Baum alle Informationen ber seine Umgebung die Verh ltnisse des Klimas die Richtung und Menge der Sonne und die Fruchtbarkeit der Erde usw speichert verarbeitet ein Kind f r sich alle Informationen ber den Charakter der Eltern und Beziehungen auf allen Ebenen wie die Beziehungen zwischen Vater Mutter Vater Kind Mutter Kind Vater Umgebung Mutter Umgebung oder Kind Umgebung usw gem seiner eigenen Dispositionen Im altchinesischen Denken werden die Dingwelt und die Menschenwelt wenn nicht gleichgesetzt so doch trotz ihrer offenkundigen Unterschiede nicht derma en ausdifferenziert und getrennt da sie jeweils f r sich einen spezifischen und voneinander independenten Wirklichkeitsbereich mit eigenen Gesetzm igkeiten darstellen Reich u Wie 1997 295 Familie Gesellschaft oder gesamte Umwelt wird hier grunds tzlich als Ganzheit aufgefasst und aus der Sicht der konstruierten Einheit kann das Kind nur aus der Ganzheit heraus verstanden werden ebd So ist das Leben nach den Altchinesen immer nur im Ganzen niemals in einer Vereinzelung m glich R
409. mmunikation ist diejenige autopoietische Operation die rekursiv auf sich selbst zur ckgreift und vorgreift und dadurch soziale Systeme erzeugt Ders 2000 59 Dabei weicht Luhmann ausdr cklich von der traditionellen Auffassung ab dass ein soziales System aus Personen bestehe Es besteht aus Kommunikationen und nur aus Kommunikationen Ders 1990 197 Das psychische System geh rt nicht zum sozialen System sondern bleibt Umwelt und auch umgekehrt weil jedes System auf der Basis seiner eigenen Elemente d h das psychische System auf dem Bewu tsein und das soziale System auf der Kommunikation selbstreferentiell operiert Sie sind also gegeneinander geschlossene autopoietische Systeme aber sie sind co evolution r ausdifferenziert d h die beiden Systeme stellen gleichzeitig ihre jeweilige Eigenkomplexit t wechselseitig selektiv zur Verf gung So erm glichen die Funktionssysteme der Familie sowie auch der modernen Gesellschaft mittels Inklusion die Selbstsozialisation der psychischen Systeme durch Teilnahme an Kommunikation und irritieren und beeinflussen die psychischen Systeme wiederum die Funktionssysteme durch ihr bewu tes Erleben und Handeln Hohm 2000 93 Ein immer unbemerkt laufendes Geschehen dieser strukturellen Koppelung beider Systeme ist die Sozialisation Der Glaube daran dass alle Menschen in gleicher Weise vern nftig seien und dass richtige gesellschaftliche Zust nde mit Sicherheit hergestellt werden k
410. mzufolge nicht gegenseitig beeinflussen k nnen und wieso sie das harmonische Ganze der Welt bilden obwohl jede f r sich und aus sich existiert beantwortet Leibniz mit der Pr stabilierten Harmonie Die Harmonie war von vornherein festgelegt Gott hat zu Beginn der Welt die Monaden die aus der Urmonade Gott hervorgegangen sind so geschaffen dass sie wenn jede einzelne nur ihren eigenen Gesetzen folgt alle so zusammenwirken als ob sie eine Wirkung aufeinander h tten Das Gesetz der pr stabilierten Harmonie bedeutet somit das eine Zusammenstimmung ein Miteinander Bestehen Kompossibilit t und Zusammenwirken von Entit ten die absolut nichts miteinander zu tun haben Gloy 1996 60 Leibniz Grundgedanke besteht darin da das Ganze ein System aus Monaden ist deren jede eine bestimmte Stelle innerhalb des Systems einnimmt ebd 63 Der Aufbau und die 131 Funktion des Ganzen n mlich die Funktion des Systems ist nur durch dieses Gesetz der pr stabilierten Harmonie m glich Die Idee des Organismus hat Leibniz in der Monadologie wie folgt formuliert Jedes St ck Materie kann als ein Garten voller Pflanzen oder ein Teich voller Fische aufgefasst werden Aber jeder Zweig der Pflanze jedes Glied des Tieres jeder Tropfen seiner Feuchtigkeit ist wiederum ein derartiger Garten oder ein derartiger Teich 867 Und wenngleich die Erde und die Luft zwischen den Pflanzen des Gartens und das Wasser zwischen
411. n P dagogik Diese komplexe Perspektive der menschlichen Erziehung findet sich auch bei Comenius Der Mensch gilt bei ihm als lebendiges Ganzes das nichts als Harmonie ist im Hinblick sowohl auf den K rper als auch auf die Seele Comenius 1993 37 insofern mu Erziehung den ganzen Menschen bilden Die Schule hat darum ber die Wissens bermittlung hinaus den Beitrag zu leisten das richtige Menschenbild durch das Lehren von Tugend und Fr mmigkeit zu vermitteln und zwar jeweils in ihrem vollst ndigen Zusammenhang vgl ebd Von ihm entwickelte p dagogische Prinzipien und Regeln Ber cksichtigung der psychischen und physischen Ausgangsgegebenheiten beim Z gling erfahrungsbezogenes Lernen durch k rperliche Bewegung und durch die Beobachtung der nat rlichen Umwelt Integration altersgem er Lern und Spielformen in die Prozesse des intellektuellen und sozial kognitiven Lernens die Stetigkeit des Lernvorganges im Sinne vom Einfachen zum Komplizierten Fischer u Ziegenspeck 2000 88 finden sich weiter in der kommenden Zeitepoche bei denen die in allen diesen Tendenzen in der Tat zu den heute noch zitierungsw rdigen V tern einer zeit berspannenden Reformbewegung geh ren Hier zu nennen sind Jean Jacques Rousseau 1712 1778 Johann Heinrich Pestalozzi 1746 1872 Wilhelm von Humboldt 1767 1835 Friedrich Daniel Ernst Schleiermacher 1768 1834 Friedrich Fr bel 1782 1852 usw 47 Rousseau stellte
412. n David Interactionism and the person approach in developmental psychology In European Child and Adolescent Psychiatry 5 Supplement 1996 S 18 22 Mahoney Michael J Behaviorism and individual psychology Contacts conflicts and future directions In T Reinelt Z Otalora u H Kappus Hrsg Contacts of individual psychology with other forms of therapy Munich 1984 S 70 82 Mahoney Michael J Human change processes Delran 1991 Mahoney Michael J u Lyddon William J Recent developments in cognitive approaches to counseling and psychotherapy In The Counseling psychologist 16 2 1988 S 190 234 Marquard Odo Homo Compensator In Willi Oelm ller et al Hrsg Philosophische Arbeitsb cher 7 Diskurs Paderborn 1985 S 317 329 Martinius Joest Untersuchungen zur zentralen Aktivierung bei leistungsschwachen und gesunden Kindern In Gerhardt Nessen u Friedrich Specht Hrsg Psychische Gesundheit und Schule Neuwied Darmstadt 1976 Marx Karl Die deutsche Ideologie In Marx Engels Werke Bd 3 Berlin DDR 1969 M rz Fritz Personengeschichte der P dagogik Ideen Initiativen Illusionen Bad Heilbrunn 1998 Mattner Dieter Behinderte Menschen in der Gesellschaft Zwischen Ausgrenzung und Integration Stuttgart Berlin K ln 2000 Mattner Dieter Zur Biologiserung abweichenden kindlichen Verhaltens In Hartmut Amft Manfred Gerspach u Dieter Mattner Kinder mit gest rter Aufmerksamkeit ADS als
413. n Janet H u Jackson Don D Menschliche Kommunikation Bern 1969 Watzlawick Paul Weakland John H u Fisch Richard L sungen Zur Theorie und Praxis menschlichen Wandels Bern 1974 Weggel Oskar China zwischen Marx und Konfuzius 2 Aufl M nchen 1987 Wehkamp Sigrid Aspekte der Ganzheitsmedizin beim jungen Virchow W rzburg 1977 Wei Yuqing Das Lehrer Sch ler Verh ltnis bei Rousseau und Konfuzius eine vergleichende Untersuchung zu zwei klassischen Erziehungsparadigmen M nster New York 1993 Wengler Bernd Das Menschenbild bei Alfred Adler Wilhelm Griesinger und Rudolf Virchow Frankfurt New York 1989 Wenninger Gerd Hrsg Lexikon der Psychologie 4 Heidelberg u a 2001 Werning Rolf Kooperative Lernbegleitung Ein Konzept zur integrativen F rderung von Sch lerInnen mit Lern Leistungs und Verhaltensauff lligkeiten im gemeinsamen Unterricht In Mutzeck Wolfgang Hrsg F rderdiagnostik bei Lern und Verhaltensst rungen 2 Aufl Weinheim 2000 S 93 106 Werning Rolf u Reiser Helmut St rungsbegriff und Klassifikation von Lernbeeintr chtigungen und Verhaltensst rungen aus konstruktivistischer Sicht In Ulrich Schr der et al Hrsg Lernbeeintr chtigung und Verhaltesst rung Stuttgart Berlin K ln 2002 S 53 64 Wexberg Erwin Individualpsychologie Stuttgart 1969 Wexberg Erwin Moralit t und psychische Gesundheit Frankfurt a M 1998 Whitehead Alfred North Wie entsteht Religion Frank
414. n das verstehen nur sehr wenige Weniger immer weniger ist zu tun bis man beim wu wei angekommen bleibt nichts ungetan Laotse Kapitel 38 43 48 Nicht Handeln im Taoismus und Ethisch Handeln im Konfuzianismus Diese gegenseitige Betonungen l sst beiden Schulen sehr unterschiedlich erscheinen Aber wenn wir den tieferen Sinn dieser gegens tzlichen Behauptungen betrachten erkennen wir ihren gemeinsamen Grundsatz Das taoistische wu wei bedeutet soviel wie Nicht Tun wobei darunter eher die Bedeutung von erf llender Unabsichtlichkeit Spontanit t des Ursprungs oder das eigentliche Tun des Menschen das von ihm so getan wird als t te er nichts verstanden wird was nichts mit Nichtstun Passivit t Stumpfheit der Seele Lahmheit der Antriebe verwechselt werden darf Jaspers 1978 22 Dies stimmt mit dem konfuzianischen Ethischen Tun v llig berein Ethische Handlung im Konfuzianismus unterscheidet streng die Handlungen die zwar tugendhaft aussehen es aber nicht wirklich sind In Anlehnung an Konfuzius hat Menzius im Dialog mit Wan Dschang vor solchen scheinbaren Tugenden die die Gerechten im Land tun gewarnt die Konfuzius als R uber der Tugend Menzius VIV B37 bezeichnete Ihre Worte stimmen nicht zu ihrem Wandel und ihr Wandel stimmt nicht zu ihren Worten Immer sagen sie Die Alten die Alten Will man sie verurteilen so wei man nicht wo einsetzen will man sie verspotten s
415. n m sse nur den richtigen Knopf finden um ihn gezielt zu manipulieren und als Sigmund Freud das mechanistische Weltbild kartesianischer Pr gung propagierte das den Menschen als blo es Opfer von Triebschicksalen Triebanlagen und Tr umen w hrend der fr hen Kindheit sah wandte sich Adler dagegen der innovativen Ich Psychologie zu die den Menschen zum Subjekt seines Leben macht Der Hauptinhalt seiner Individualpsychologie bestand darin die Einheit in jedem Individuum zu beweisen in seinem Denken F hlen Handeln in seinem sogenannten Bewu ten und Unbewu ten in jedem Ausdruck seiner Pers nlichkeit ebd Die Individualpsychologie war die erste psychologische Richtung die die Hervorhebung des Ganzen und Unteilbaren im Seelenleben so fr h und so stark betont ebd 151 und damit allem menschlichen Verhalten einen subjektiven Sinn und tendenziell allem Handeln einen sozialen Bezugspunkt Antoch 1981 14 unterstellt hat Der Mensch wird als unteilbare bio psycho soziale Einheit zielgerichteter Organismus und selbst regulierendes System verstanden die Hauptbestimmungsmerkmale des ganzheitlichen Menschenbildes der Individualpsychologie In den folgenden Abschnitten werden diese Merkmale noch n her betrachtet dabei wird keine strikte Trennung vorgenommen sondern nur aus Gr nden der Verst ndlichkeit werden die Merkmale von einander getrennt und nacheinander dargestellt 4 1 1 Unteilbare bio psycho soz
416. n mit welchem Material von Menschen er zu arbeiten hat Wir m ssen uns daher noch weiter umsehen ob es nicht dennoch eine Instanz gibt Manche werden vielleicht meinen das Leben Auch das Leben kann keine wesentliche nderung herbeif hren weil das Leben schon fertige Menschen bernimmt Menschen die alle schon ihren festgerichteten Blick haben und nach einem Ziel der berlegenheit streben Das Leben ist im Gegenteil sogar ein schlechter Lehrer denn es hat keine Nachsicht es ermahnt uns nicht belehrt uns nicht einmal sondern weist uns kalt ab und l sst uns durchfallen Soweit wir nun diese Frage berblicken bleibt uns nichts anderes brig als festzustellen Eine einzige Instanz w re imstand abzuhelfen die Schule ebd 247f 211 Die hier von Adler beschriebene Schule unterscheidet sich von der alten Schule die von einseitigem Intellektualismus gepr gt ist und somit als Lernschule Wissensschule als reine Unterrichtsanstalt als autorit re Bildungsfabrik oder mit Kerschensteiner als p dagogisches Zellengef ngnis Furtm ller et al 1929 15 bezeichnet werden muss Adler vermisst eine soziale Schule in die jedes Kind auf seinem Weg den seine seelische Entwicklung nimmt eintritt Sie muss daher den Forderungen einer g nstigen seelischen Entwicklung gen gen und mit den Entwicklungsbedingungen des seelischen Organs im Einklang stehen Adler 1966 249 Vor alle
417. n werden Klein et al 1999 168 Auf der anderen Seite rufen sie auch eine starke Kritik hervor weil sie keine strukturelle Basis der Funktionsst rungen nachweisen k nnen So 170 wurden diese Konzepte von Kritikern als medizinisch eingekleideter Mythos L pke 1983 55 oder als M rchen Armstrong 2002 bezeichnet 6 1 2 1 ENTSTEHUNGSGESCHICHTE DES KONZEPTES MINIMALECEREBRALE DYSFUNKTION MCD UND SEINE PROBLEMATIK Das pathologische Verhaltensmuster mit einem Hirnschaden in Verbindung zu bringen ist eine klassische medizinische Kasuistik Der Arzt Joseph Guislain 1797 1860 brachte bereits 1838 Verhaltensst rungen bei Kindern mit einer Hirnsch digung in Zusammenhang Shaffer 1985 142 Noch Goldstein 1942 hat in einer Studie ber die im ersten Weltkrieg hirnverletzten Soldaten eine Korrelation zwischen Hirnsch digung und Verhalten betont Nach ihm litten die Soldaten an perzeptuellem Handikap sowie behavioral rigidity loss of initiative und disorganization Aufgrund Goldsteins Studie forschten die deutschen Emigranten Strauss und Werner in Amerika ber Hirnsch digung bei Kindern Durch ihre Untersuchung die haupts chlich auf die p dagogische Therapie ausgerichtet war wurden auch bei Kindern mit durchschnittlichem oder h herem Intelligenzquotienten eine Lernschwierigkeit sensomotorische St rung Sprach und Verhaltensst rung festgestellt vgl Wicks Nelson u Israel 1984 230 Besond
418. n Anteil des Konfuzianismus und das ethische Prinzip des Zusammenlebens weiter zu vertiefen und deren m gliche Rolle in den verschiedenen gesellschaftlichen Ebenen neu zu definieren um die durch den Modernisierungsprozess entstandenen sozialen Probleme zu berwinden und damit den ethischen Wert der Erziehung wieder in den Vordergrund zu stellen Abschlie end ist festzuhalten dass beide Erziehungslehren nicht nur f r die Erziehung von Kinder mit Verhaltensst rungen und Lernbeeintr chtigungen sondern auch f r alle Erziehungs und Therapieformen die Grundprinzipien bieten und somit als Grundlage f r alle weiteren Erziehungsma nahmen dienen sollten 268 LITERATUR Abel Ernest L Fetal Alcohol Syndrome Behavioral Teratology In Psychological Bulletin 87 1980 S 29 50 Ackerknecht Erwin H Geschichte der Medizin Stuttgart 1986 Adam Fritz Heinrich Kielhorn Sein Leben und Wirken im Dienste der Hilfsschule Halle 1931 Adler Alfred Gesundheitsbuch f r das Schneidergewerbe Berlin 1898 Adler Alfred Die ethische Kraft der Individualpsychologie Forschungen und Fortschritte Korrespondenzblatt der Deutschen Wissenschaft und Technik 3 1927 S 233 234 Repr In Z f Individualpsychologie 14 Jg 1989 S 200 201 Adler Alfred Kurze Bemerkungen ber Vernunft Intelligenz und Schwachsinn Int Z Individualpsychologie 6 1928 S 267 272 Adler Alfred Problems of Neurosis London 1929 Adler Alfred Studie ber Mind
419. n Einfluss auf die weitere Hirnnutzung und damit auf die Ausformung komplexer Verschaltungsmuster insbesondere im Frontalhirn von Kindern das wesentlich f r die Entstehung von Emotionen verantwortlich zu sein scheint Diese hochkomplexen Verschaltungsmuster innerhalb des Frontalhirns wie auch zwischen dem Frontalhirn und den anderen Bereichen der Hirmrinde und den tieferliegenden sog Subkortikalen Netzwerken k nnen nur dann ausgebildet werden wenn Kinder bereits im S uglingsalter vielf ltige Gelegenheiten geboten bekommen sich selbst und ihre Wirkungen auf andere Menschen wahrzunehmen H ther u Bonney 2002 47f Diese in Adlers Konzept dargestellten sicheren emotionalen Bindungsbeziehungen sind damit nichts anderes als die wesentliche Voraussetzung f r eine optimale Hirnentwicklung die der Neurobiologe H ther wiederholt betont hat Wie Adler das Gemeinschaftsgef hl als angeborene M glichkeit die es bewusst zu entfalten gilt verstanden hat sieht H ther die wesentlichen neuronalen Str nge f r den emotionalen Regelkreis als bereits vor der Geburt angelegt Die emotionalen Regelkreise werden durch die Interaktion mit den Bezugspersonen verst rkt zumal das Gehirn offenbar die gleichen Verschaltungsmuster benutzt somit diese f r die Emotion stabilisiert und das Selbstwertgef hl gest rkt wird Rothenberger u H ther 1997 637 In diesem Sinne werden fr he Eigenschaften und Erfahrungen sowohl im individualpsychologischen
420. n Gestalten wenn sie die Erfahrung machen m ssen dass sich niemand dar ber freut dass sie damit eher st ren oder dass das Lernen Entdecken und Gestalten ihnen bei der L sung der Probleme die ihnen in dieser Welt begegnen nichts hilft wenn sie also mit all dem was sie schon wissen und k nnen im Grunde nichts anfangen k nnen und nicht gebraucht werden 261 In die Mitte der psychischen Entwicklungslaufbahn eines verhaltengest rten Kindes stellt der konfuzianische Erkl rungsansatz den Rhythmus im Innern Der innere Rhythmus ist in konfuzianischem Sinne ein seelischer Mechanismus der den u eren Einfluss durch Beziehungen annimmt Das Kind interpretiert diese Beziehungen und handelt dann gem dieser Einsch tzung Bei einem verhaltensgest rten Kind ist dieser Rhythmus gest rt demzufolge ist die Wirkung psychischer Zuneigung oder Abneigung in Unordnung geraten Die konfuzianische Kindererziehung zeigt andeutend das Grundprinzip der Therapie von Verhaltensauff lligkeiten und Lernbeeintr chtigungen wobei es sich darum handelt erstens Hilfen f r die Wiederfindung des eigenen inneren Rhythmus zu geben und zweitens die Beziehungen zwischen Du und Ich und Gemeinschaft und Ich ins Bewusstsein zu bringen Wie wir bei der Betrachtung der traditionellen Erziehung festgestellt haben wird in der vorgeburtlichen Erziehung Tai Kio der S uglingspflege der z rtlichen Behandlung durch Mutter und Gro mutter und der Gest
421. n Kind kein Gemeinschaftsgef hl ausbildet hat es gar keine M glichkeit ungetan im Sinne von wu wei zu bleiben Ein Kind das z B st ndig vernachl ssigt wird oder sich vernachl ssigt f hlt und keine M glichkeit hatte sein Gemeinschaftsgef hl zu entfalten kann nicht anders tun als zu kompensieren Es lebt in einer dauernden Stimmungslage des Minderwertigkeitsgef hls das stets sein Tun anspornt um zu gr erer Sicherheit zu gelangen Adler 1973a 67f Je tiefer das Minderwertigkeitsgef hl ist desto h her erhebt sich das Geltungsbed rfnis und umgekehrt Die Gr e der Spannung zwischen Geltungsstreben und Minderwertigkeitsgef hl wird vom Ichhaften nicht bewusst empfunden Ullrich 1995 240 Dieses ichhafte Geltungsstreben das individualpsychologisch als Kompensationsbestrebungen m nnlicher Protest Streben nach Macht und Geltung oder Streben nach berwindung einer Minussituation bezeichnet wird vgl Rogner 1995 262 ist eben das Tun das dem ostasiatischen wu wei Nicht Tun entgegensteht und das nach Adler sehr oft mit einer k mpferisch aggressiven Grundeinstellung verbunden ist Lang 2001 176 Bei der Unterdr ckung von Unsicherheits oder Minderwertigkeitsgef hlen zieht sich das Kind das urspr nglich auf das Wir die Gemeinschaft eingestellt ist egozentrisch auf sich selbst zur ck Das Tun im Nicht Tun wu wei ist dagegen das ruhige Hinnehmen des Lebens in der Welt wie es kommt und wie es i
422. n Menschen Bad Heilbrunn 1997 Thomae Hans Das Individuum und seine Welt G ttingen 1996 Tischner Wolfgang Die Erziehung verhaltensauff lliger Kinder und Jugendlicher Grundlinien einer dialogischen Heilp dagogik dargestellt am Beispiel der Heimerziehung In Zeitschrift f r Heilp dagogik Jg 44 H 1 1993 S 2 15 Titze Michael Streben In Reinhard Brunner u Michael Titze Hrsg W rterbuch der Individualpsychologie 2 Aufl M nchen Basel 1995 S 483 485 Trauzettel Rolf Individuum und Heteronomie Historische Aspekte des Verh ltnisses von Individuum und Gesellschaft in China In Saeculum 28 3 1977 S 340 364 Tuan Y ts ai Tuan shih Shuo wen chieh tzu Shu Taipei 1961 Tworuschka Monika u Tworuschka Udo Religion der Welt Grundlagen Entwicklung und Bedeutung in der Gegenwart M nchen 1992 Ular Alexander Die Bahn und der rechten Weg des Lao Tse Leipzig 1920 Ullrich Gerhard Ichhaftigkeit In Reinhard Brunner u Michael Titz Hrsg W rterbuch der Individualpsychologie M nchen Basel 1995 S 239 240 Ulrich Hans u Probst Gilbert J B Anleitung zum ganzheitlichen Denken und Handeln Ein Brevier f r F hrungskr fte Bern Stuttgart 1990 Unger Ulrich Grundbegriffe der altchinesischen Philosophie Darmstadt 2000 Vaihinger Hans Die Philosophie des Als Ob System der theoretischen praktischen und religi sen Fiktion der Menschheit auf Grund eines idealistischen Positivismus Berlin 1911 Vaihing
423. n Menschen ein urspr ngliche Ziel um sich selbst zu erhalten Die gesamten Vorg nge dieses Strebens zur Selbsterhaltung werden nur in einer subjektiven Vorstellungswelt durchgef hrt Diese Vorstellungsformen und Fiktionen sind zweckm ige psychische Gebilde ebd 174 Die Vorstellungswelt ist ja wie wir annahmen und fanden subjektiv ihren Formen nach real ist nur das beobachtete Unab nderliche also ist die ganze Fassung welche wir dem Wahrgenommenen geben nur subjektiv subjektives ist fiktiv fiktives ist falsch falsches ist Irrtum Vaihinger 1911 192f Zwischen Wahrheit und Irrtum oder zwischen wahr und falsch sind keine so schroffen Grenzen wenn unter dem Inhalt der Wahrheit nicht die Feststellung der unab nderlichen Sukzessionen sondern die Formen des Denkens gemeint ist ebd So ist Wahrheit eben auch nur der zweckm ssigste Grad des Irrtums und Irrtum der unzweckm ssigste Grad der Vorstellung der Fiktion ebd 193 Der Gedanke dass es f r den Menschen nicht die von individuellen Deutungsaktivit ten unabh ngige Wirklichkeit gibt wurde ein Grundsatz der subjektiven Psychologie Adlers Es gibt so viele Vorstellungen vom Lebenssinn wie Menschen und jede von ihnen ist mehr oder weniger falsch Adler 1979 14 und alle Erscheinungen des Seelenlebens sind als Vorbereitungen f r ein vorschwebendes Ziel aufzufassen Adler 1966 89 Kein Mensch kann denken f hlen wollen sogar
424. n Tzu 29 1 Auf die Frage des Z glings ob die Piet t im blo en Gehorsam gegen den Vater besteht antwortete Konfuzius mit Verwunderung Was sind das f r Worte Wenn ein Vater einen Sohn h tte der ihm entgegenzutreten wagte so geriete er nicht in Ungerechtigkeiten Darum in F llen von Ungerechtigkeit darf der Sohn nicht anders handeln als seinem Vater entgegenzutreten Nur sich nach des Vaters Willen richten zu wollen w rde keineswegs die wahre kindliche Piet t sein Xiao Jing Kapitel ber das Widersprechen Noch deutlicher zeigte Hs n Tzu drei Gr nde warum ein piet tvoller Sohn einem Befehl nicht folgen sollte In F llen wo durch Befolgen des Befehles seine Eltern in Gefahr k men oder durch Nichtbefolgen seine Eltern zu Frieden und Sicherheit gelangten da zeugt es von echter Loyalit t wenn ein piet tvoller Sohn den Befehlen nicht folgt In F llen wo durch Befolgen seinen Eltern Schande oder durch Nichtbefolgen Ruhm erw chse da zeugt es von einem echten Sinn f r Schicklichkeit wenn der piet tvolle Sohn den Befehlen nicht folgt In F llen wo er sich durch Befolgen als unmenschlich durch Nichtbefolgen aber als kultivierter Mensch erweist da zeugt es von echter Sachlichkeit wenn der piet tvolle Sohn den Befehlen nicht folgt Hs n Tzu 29 2 Ein altchinesischer Denker ca 300 230 v Chr Gegen Ende der Periode des klassischen Konfuzianismus berschaut Hs n Tzu alle chines
425. n Worten des Begr nders der Adler sah im Gemeinschaftsgef hl nicht nur die bejahende Beziehung eines Individuums zu den Mitmenschen Zusammengeh rigkeitsgef hl sondern auch zu Sachen bis hin zum Kosmos kosmisches F hlen Seidenfu 1995 190f 78 modernen Anthropologie Johann Gottfried Herder 1744 1803 ist der Mensch der erste Freigelassene der Sch pfung 1965 144 der die Sicherheit der tierischen Instinkte nicht besitzt In den Zwanziger Jahren des letzten Jahrhundert hat die Philosophische Anthropologie besonders bei Arnold Gehlen 1904 1976 den Begriff des M ngelwesens in den Mittelpunkt ger ckt Nach ihm ist der Mensch verglichen mit jeder Tierart in dreierlei Hinsicht ein M ngelwesen Es fehlt das Haarkleid und damit der nat rliche Witterungsschutz es fehlen nat rliche Angriffsorgane aber auch eine zur Flucht geeignete K rperbildung der Mensch wird von den meisten Tieren an Sch rfe der Sinne bertroffen er hat einen geradezu lebensgef hrlichen Mangel an echten Instinkten und er unterliegt w hrend der ganzen S uglings und Kinderzeit einer ganz unvergleichlich langfristigen Schutzbed rftigkeit Mit anderen Worten Innerhalb nat rlicher urw chsiger Bedingungen w rde er bodenlebend inmitten der gewandtesten Fluchttiere und der gef hrlichsten Raubtiere schon l ngst ausgerottet sein Gehlen 1962 33 Adler war der Auffassung dass diese naturgegebenen M ngel mi
426. n den seitlichen Verh ltnissen jeder Kultur zu einer anderen existiert weil eine Kultur im Echo des anderen erwacht Damit fasste er die Bedeutung der stliche Philosophie f r das Abendland wie folgt zusammen From this angle civilizations lacking our philosophical or economic equipment take on an instructive value It is not a matter of going in search of truth or salvation in what falls short of science or philosophical awareness or of dragging chunks of mythology as such into our philosophy but of acquiring in the presence of these variants of humanity that we are so far from sense of the theoretical and practical problems our institutions are faced with and of rediscovering the existential field that they were born in and that their long success has led us to forget Indian und Chinese philosophies have tried not so much to dominate existence as to be the echo or the sounding board of our relationship to being Western philosophy can learn from them to rediscover the relationship to being an initial option which gave it birth and to estimate the possibilities we have shut ourselves off from in becoming Westerners and perhaps reopen them ebd 139 26 Weitere Westisierung des Abendlands kann nur im Bereich der technischen Entwicklung der Menschheit nicht aber im Bereich der Moral oder eigentlichen menschlichen Werte als Fortschritt erkannt werden insofern als die alte dualistische Metaphysik und
427. n der Zusammenarbeit und gegenseitige Hilfe erfahren kann Sie er ffnet somit ein ungeheures soziales Potential das es freilich zu entdecken gilt bietet dem Kinde die M glichkeit sich in die soziale Gruppe einzubringen in der es sich als Teil vom Ganzen f hlen kann In der Ber cksichtigung der Klasse als Gruppe und des einzelnen Kindes als Gruppenmitglied kommt der im wesentlichen sozialpsychologische Ansatz der individualpsychologischen Erziehungshilfe zum Ausdruck Die ersten Ans tze einer Gruppenpsychotherapie mit Kindern sind unter der Entwicklung der Individualpsychologie entstanden Oskar Spiel vgl 1979 brachte diese individualpsychologischen Ans tze die Adler und seine Mitarbeiter in den Volkshochschulen praktizierten wo sie Beratungsstellen errichtet 215 hatten in die Schule Dabei geht es um die Gestaltung einer Klassengemeinschaft die als Erlebnis St tzungs Aussprache Arbeits und Verwaltungsgemeinschaft zum Tr ger erzieherischer und psychotherapeutischer Wirkungen werden kann vgl Spiel 1979 56 127 Die Klasse als Erlebnisgemeinschaft vermittelt durch das gemeinsame Erlebnis den grundlegenden Kontakt der einzelnen Mitglieder untereinander Gemeinsame Feiern Ausfl ge und musische Kreationen oder gemeinsames Dichten Inszenieren und Auff hren von Theaterst cken oder gemeinsame Konzerte usw k nnten dabei eine sinnvolle Kontaktwirkung aus ben und ein Erlebnis kraftsteigernden Verbundenseins jedes
428. n diesem Sinne ein lebendiger immerw hrender aber auch einzigartiger Spiegel der Gemeinschaft d h Antwort auf die Gemeinschaft So lange ein Mensch am Leben ist besitzt er seinen Stil und Leben ist in individualpsychologischem Verst ndnis nur in Gemeinschaft zu denken Wir haben im Kapitel 4 2 4 bereits gesehen dass jeder Mensch mit der Anlage zu Solidarit t und gegenseitiger Hilfestellung zur Welt kommt und dass er ohne gen gend Gemeinschaftsgef hl der ihm nahestehenden Menschen nicht berleben kann Ohne Gemeinschaft oder gemeinschaftliche Beziehungen gibt es kein Leben so wie ein Kind ohne Beziehung zu Bezugspersonen nicht leben kann Dieses Gemeinschaftsgef hl ist somit die Voraussetzung der Lebenserhaltung s Kapitel 4 2 4 2 und mit diesem Gef hl f hlt sich das Individuum in andere ein kooperiert mit anderen und tr gt zur Weiterbildung des Ganzen bei Adler nannte dieses Gemeinschaftsgef hl ein kosmisches Gef hl 1966 65 das sich nicht auf soziale Gebilde beschr nkt sondern sich bis hin zum Kosmos ausweitet Es Gemeinschaftsgef hl liegt jeder Beziehung des Kindes zu Menschen Tieren Pflanzen und Gegenst nden zugrunde und bedeutet die Verwachsenheit mit unserem Leben die Bejahung die Vers hntheit mit demselben Durch das Zusammenwirken des Gemeinschaftsgef hls in seinen reichlichen Differenzierungen Elternliebe Kindesliebe Geschlechtsliebe Vaterlandsliebe Liebe zur Natur Kunst Wissenschaft Menschenli
429. n durch das sch lerzentrierte Lernangebot in integriertem Rahmen den betroffenen Sch ler weiter helfen wollten vgl Reichmann Rohr u Weiser 1996 Ellger R ttgardt 1994 Aber trotz solcher Bem hungen waren ihre Ans tze weder von l nger Dauer noch wurden sie mit Erfolg in die Praxis umgesetzt Die Tendenz nach Aussonderung war offensichtlich und f gte sich gut ein in die sozialdarwinistischen Gesellschafts und Begabungskonzepte Ende des 19 Anfang des 20 Jahrhunderts Reichmann Rohr u Weiser 1996 23 Der Vater des deutschen Hilfsschulwesens St tzner legte in seiner Schrift Schulen f r schwachbef higte Kinder 1864 eindeutig dar Die Volksschule hat andere Aufgaben zu l sen als sich mit geistig schwachen und stumpfsinnigen herumzum hen Diese hindern und hemmen nur Wieviel H heres w rde sie erreichen k nnen wenn sie von der Sorge um diese befreit w rden Man nehme die Schw chsten aus der Volksschule heraus und man wird letztlichere instand setzen umso eher den Forderungen der Gegenwart nachzukommen St tzner zit n Altstaedt 1977 64 In diesem Konzept ist die Volksschule nicht mehr f r die Gesamtheit da sondern allein f r die Bef higteren das Ziel der Volksschule wird k nstlich erh ht und die Kinder wurden zu Schulware die man in Prima und Sekundarware und in Ausschuss teilen k nne Die schwachbef higten Kinder wurden f r die normalen Kinder zu einer bedrohlichen Gr e Reichmann Rohr
430. n einer Maschinenmetaphorik gepr gte biologische Krankheitsmodell und die Ergebnislosigkeit der jahrzehntelangen Suche nach genetischen oder k rperlichen Ursachen das Abstempeln und Stigmatisieren der betroffenen Kinder sowie die Entlarvung der riesigen ADHS PR Kampagne aufmerksam macht 6 1 3 2 2 Effektivit t und Nebenwirkungen der medikament sen Behandlungen Ritalin Methylphenidat geh rt zur Gruppe der Amphetamine erh he die Konzentration von Dopamin und Noradrenalin im synaptischen Spalt Dadurch sollen agitationsvermittelnde Neurone gehemmt und die Konzentrationsleistung gesteigert werden Arznei Telegramm 2000 66 Aber der grunds tzliche Wirkmechanismus im Menschen wird tats chlich nicht v llig verstanden Nach den Fachinformationen des Ritalin Herstellers Novartis die bei allen zugelassenen Arzneimitteln verpflichtend den Fachkreisen zur Verf gung gestellt werden m ssen gibt es weder bestimmten Beweise die eindeutig den Mechanismus belegen durch den Ritalin seine geistige und verhaltensspezifischen Wirkungen im Kind vollzieht noch gibt es berzeugenden Beweise bez glich der Art wie diese Wirkungen mit dem zentralen nerv sen Nervensystem zusammenspielen aber es wird vermutet dass Ritalin im Gehirnstamm und im Cortex eine Erregung ausl st um seine anregende Wirkung zu produzieren Beipackzettel Ritalin 2000 Da das stimulierte Gehirn mit der immensen Informationsflut besser umgehen und sich
431. n instand setzt siegreich die Fragen der Au enwelt zugunsten eines stets aktiven Aquilibriums von Leib und Seele zu l sen Adler 1973a 54 Den Selbsterhaltungstrieb der Seele umschrieb Adler mit dem Ausdruck Gef hl der Minderwertigkeit Das Minderwertigkeitsgef hl ist die Basis des Strebens nach Selbsterhaltung Weil der Mensch eine au erordentlich empf ngliche Basis f r Minderwertigkeitsgef hle aller Art Adler 1966 150 ist oder anders ausgedr ckt weil alle Menschen Minderwertigkeitsgef hle haben ist das seelische Gleichgewicht fortdauernd bedroht Das Minderwertigkeitsgef hl dr ngt st ndig nach berwindung Das Leben ist somit auch gleichzeitig Bewegung die nach Selbsterhaltung geht nach Vermehrung nach Kontakt mit der Au enwelt nach siegreichem Kontakt um nicht unterzugehen Adler 1973a 163 Die Entwicklung des Menschen l t sich hiernach verstehen als Ausgleich durch Selbstregulierung zu immer gleichgewichtigeren Organisationsformen hin Diese Entwicklungsbewegung des Lebens wurde von Adler als ein Kompensationsprozess dargestellt 25 Jahre nach der Studie von Adler ber die Minderwertigkeit von Organen 1907 in der er die Kompensationstheorie hervorgehoben hat hat Walter B Cannon in Anlehnung an Bernard in seinem Buch The Wisdom of the Body 1932 die ausgleichende Wechselbeziehung zwischen innerem und u erem Milieu mit dem Begriff homeostasis eingef hrt vgl Ansbacher u Ansbacher 19
432. n man den Begriff Jen nicht versteht kann man auch die konfuzianische P dagogik nicht verstehen Seine Bedeutung kann daraus erschlossen werden dass sich Konfuzius in den Gespr chen mehr als 40 mal vgl Lee K H 1991 1171 mit dem Begriff Jen befasste Nach Menzius ist das Jen Menschenart und der Weg des Menschen vgl VI B16 es bedeutet dass der Mensch von Natur aus gut ist und dass der Sinn der Erziehung in der Entfaltung und Vollendung der guten Anlage des Menschen n mlich des Jen liegt Anders ausdr ckt das Jen ist eine Kardinaltugend wodurch der Mensch zum Menschen wird Dies erinnert uns an den altgriechischen philosophischen Begriff Arete die sittliche Arete der Seele die zur entsprechenden eigent mlichen Leistung bef higt und geradezu das Wesen und die Seiendheit des Menschen ausmacht Kr mer 1959 119 In der aristotelischen Definition bedeutet Arete das jeweilige Maximum an Leistungsf higkeit also Optimum Bestheit ebd 39 Damit mag es m glich sein das Jen f r das europ ische Gedankensystem zu erkl ren wenn man den Jen Begriff in Bezug zum Arete Begriff setzt So k nnte das Jen als die sittliche Arete des Menschen als Ordnung des Teils eines Ganzen verstanden werden Die konfuzianische Kernidee des Jen kann auch in der individualpsychologischen P dagogik im Begriff des Gemeinschaftsgef hl gefunden werden Eben so wie der Begriff Jen schwer definiert werden kann so kann auch das
433. n oder zu besch digen wagen das ist der kindlichen Piet t Anfang Sein Wesen festigen und auf dem rechten Wege wandeln seinen Namen bekannt machen bei der Nachwelt darauf Vater und Mutter zu Ehren zu bringen das ist der kindlichen Piet t Schlu Xiao Jing Kapitel ber Einleitung u Begriffsbestimmung Die hier gezeigte Erziehung zur kindlichen Piet t spricht nicht blo von einseitiger Anh nglichkeit an die Eltern oder von Autorit t sondern konzentriert sich eher auf die Erhellung der Beziehung zwischen Eltern und Kind die von Natur aus durch Liebe miteinander verbunden sind Was hier die Eltern vom Kind verlangen zielt auf das Wohl des Kindes und nicht auf ihr eigenes Dieser Liebe der Eltern zum Kind wohnt bereits eine selbstlose altruistische und erzieherische Funktion inne Die kindliche Piet t wird zuerst von der Liebe der Eltern erweckt welche dem Kind die naturgem e Eltern Kind Beziehung zum Bewusstsein bringt Die konfuzianische xiao Erziehung im Sinne der Entfaltung einer angeborenen Eigenschaft entspricht prinzipiell der individualpsychologischen Erziehung als Evolutionshilfe Hobmair u Treffer 1979 63 der die Aufgabe zuf llt dieses genetische Potential Gemeinschaftsgef hl durch langwierige Lernprozesse optimal zu entwickeln ebd In der Erziehung zur kindlichen Piet t sind die Eltern der erste Bezugspunkt an dem das Kind seine angeborene F higkeit zur Liebe ben kann Ein piet tvoller Sohn d
434. n und freundlichem Fu e trifft ist er geheilt Adler 1979 204 In individualpsychologischem Sinne kann die Psychotherapie eine Entfaltung der ethischen F higkeiten bedeuten die nur in der Verkn pfung der Menschen miteinander ihren Ursprung haben und zugleich auch die Bindemittel sind welche die Kultur vor Verfall zu sch tzen haben Adler 1966 41 4 3 5 Psychische Gesundheit und Ethik Aus den bisherigen berlegungen ber die ethischen Elemente der Individualpsychologie resultiert dass das Problem der psychischen Gesundheit und Neurose mit dem Problem der Ethik verbunden ist Bevor ein Zusammenhang zwischen psychischer Gesundheit und Ethik hergestellt werden kann stellt sich zun chst die Frage Was ist eigentlich psychische Gesundheit und Krankheit Nach einer Untersuchung ber die verschiedenen ausgew hlten Definitionsversuche ist Becker 1982 4 der Meinung dass es sich bei Gesundheit und Krankheit um keine eindeutig objektivierbaren Ph nomene handelt sondern nur umschreibende sich ann hernde Bestimmungen Die naturwissenschaftlich somatische Medizin bezeichnet pathologisch anatomische Strukturver nderungen oder Funktionsst rungen als krank Aus der Sicht der Psychologie r ckt normabweichenden Verhalten F hlen bzw Beziehungsf higkeit zu Mitmenschen in den Vordergrund Soziologisch betrachtet ist derjenige krank der in erheblichem Ma e von sozialen Normen abweicht und nicht mehr in
435. n wird entwickelt es die gew nschten Charakterz ge 206 Adlers Individualpsychologie beinhaltet nichts Spektakul res keine neue Psycho Methode zur Behandlung von Verhaltens und Lernst rungen sondern nur eine der allgemeinsten Erziehungs Methoden n mlich Ermutigung Es ist eine logische Folge der individualpsychologischen Auffassung in der das Minderwertigkeitsgef hl als Ursprung von seelischen Fehlverhalten mit Entmutigung gleichgesetzt wird In der Individualpsychologie ist Ermutigung das wichtigste Element der Erziehung Heilerziehung und Therapie von Kindern Sie ist so wichtig da ihr Fehlen als der haupts chliche Grund f r ein falsches Verhalten betrachtet werden kann Ein unartiges Kind ist immer ein entmutigtes Kind Jedes Kind braucht fortgesetzt Ermutigung genau wie eine Pflanze Wasser braucht Ohne Ermutigung kann es nicht wachsen sich nicht entwickeln und kein Zusammengeh rigkeitsgef hl erlangen Dreikurs u Soltz 1969 42 Der Mut ist die wirkende Kraft Was also besonders das h usliche Sorgenkind der schulische St renfried oder der leistungsschwache Sch ler zur Verhaltensbesserung am meisten ben tigt ist nach Adlers Auffassung in erster Linie Mut Erziehen oder Psychotherapieren hei t also diesen Mut ans Licht zu holen und wachsen zu lassen Ermutigung bedeutet dabei nicht einfach ein verbales Ermuntern oder unverbindliches Lob auch nicht blo e Verst rkung durch Belohnung f r einzelne Verhaltens
436. na Individualpsychologie und Psychoanalyse In Z f Individualpsychologie 25 Jg 2000 S 319 330 M ckel Andreas Die besondere Grund und Hauptschule Rheinstetten 1976 M ckel Andreas Geschichte der Heilp dagogik Stuttgart 1988 Mohr Franzjosef Adler und seine Zeit Daten zu Leben und Werk In Dieter Eicke Hrsg Die Psychologie des 20 Jahrhunderts Bd III Freud und die Folgen II M nchen 1977 Moltmann J rgen Gott in der Sch pfung kologische Sch pfungslehre M nchen 1985 Moor Paul Heilp dagogische Psychologie Band 2 P dagogische Psychologie der Entwicklungshemmungen Bern Stuttgart Wien 1974 Moritz Ralf Konfuzius Gespr che Lun yu Frankfurt a M 1983 M ller Alexander Grundlagen der Individualpsychologie Beitr ge zur Verhaltensweise des Menschen Z rich Stuttgart 1973 Multi Lingual Web Site of Confucius Publishing http www confucius org maing htm Mussen Paul Henry et al Child Development and Personality New York 1984 National Joint Committee on Learning Disabilities Learning disabilities Issues on definition In Journal of Learning Disabilities 10 2 1987 S 107 108 Needham Joseph Chinas Bedeutung f r die Zukunft der westlichen Welt K ln 1977 Needham Joseph Wissenschaft und Zivilisation in China Frankfurt a M 1984 Neimeyer Robert A Constructivist psychotherapies Features foundations and future directions In Robert A Neimeyer amp Michael J Mahoney Ed
437. nander in Beziehung stehen und dass alle Dinge harmonisch aufeinander einwirken k nnen Was hier noch zu erw hnen ist ist das soziale Ordnungsprinzip Das Gemeinschaftsgef hl bei Adler Sowohl bei Leibniz als auch in der chinesischen Philosophie ist der Kosmos eine Gemeinschaft deren Teile durch Harmonie miteinander verbunden sind Wie die einzelne Zelle des K rpers das Ganze impliziert so impliziert jeder Teil Mikrokosmos die Gemeinschaft Makrokosmos Im Sinn der Analogie zwischen Mikro und Makrokosmos kann ein Individuum als Mikrokosmos und seine Gemeinschaft wie z B Familie Gesellschaft Staat oder die ganze Welt und das Universum als Makrokosmos verstanden werden Wie eine Monade bei Leibniz als Mikrokosmos den Makrokosmos darstellt und ein Mensch in der chinesischen Philosophie als ein Teil der Natur die Welt repr sentiert spiegelt ein Individuum in der Individualpsychologie seine Gemeinschaft Das hei t die Analogie von Mikro und Makrokosmos findet sich bei Adler in der Form der Beziehung zwischen Individuum und Gemeinschaft Diese unendliche gegenseitige Spiegelung von Individuum und Gemeinschaft ist Ausgangspunkt der Theorie des Lebensstils von Alfred Adler Das Individuum lebt schon immer in Gemeinschaft Ein Kind kommt in der Gemeinschaft bereits am ersten Tage zu einem Training seiner seelischen M glichkeiten Die Beziehung zur Mutter zu lteren und j ngeren Geschwistern zum Vater und zu
438. nd feine Chi die Seele aus Das grobe und dicke Chi kann die Materie bilden Demnach gibt es keinen wesentlichen Unterschied zwischen Leib und Seele Der Unterschied zwischen ihnen besteht nur in der Verschiedenheit der Dichte und der Reinheit vom Chi Wie erw hnt versteht man unter dem Chi die Kraft oder die Energie im modernen Sinne Die Begriffe Kraft oder Energie erinnern wiederum an die zwei Urkr fte Yin und Yang So wurde in der Philosophie des Neokonfuzianismus das Yin und Yang als das Chi neu definiert Das Chi ist somit nichts anderes als die zwei Urkr fte Yin und Yang vgl Forke 1964 164 211 Es ist jetzt verst ndlich dass die Seele ebenso wie der K rper aus dem Chi besteht Leib und Seele sind nach den alten Chinesen nicht eine statische Einheit sondern ein dynamisches Ph nomen ein Ergebnis des Zusammenspiel der Yin und Yang Kr fte In diesem Sinne haben die alten Chinesen geglaubt dass die menschliche Seele und der menschliche Leib st ndig ineinander und aufeinander einwirken so wie in der Wandlung zwischen Yin und Yang Alle Erscheinungen einschlie lich des menschlichen Lebens sind Manifestation eines kontinuierlichen Wechselspiels zwischen diesen beiden Polen alle berg nge finden stufenlos und in ununterbrochener Aufeinanderfolge statt und schlie lich besteht die nat rliche Ordnung in einem dynamischen Gleichgewicht zwischen Yin und Yang 108 Wandlung ist f r die alten Chinesen das Grundgesetz des Kosmos ohne Wan
439. nder Systeme Mit dem Prinzip der Selbstorganisation wird ausgedr ckt dass der Output nicht nur durch den Input sondern auch durch den internen Zustand des Systems bestimmt ist Dies bedeutet da dem System die Struktur und Funktion nicht von der Umwelt aufgezwungen sondern von ihm selbst hergestellt wird Eine wesentliche F higkeit und Aufgabe ist die Herstellung eines relativen Gleichgewichts innerhalb einer sich ver ndernden Umwelt K ser 1993 229 So formulierte Heinz von Foerster 1998 einer der prominentesten Konstruktivisten die Theorie der Kybernetik Zweiter Ordnung W hrend die Kybernetik erster Ordnung die Kybernetik der beobachteten Systemen ist ist die Kybernetik zweiter Ordnung dagegen die Kybernetik der beobachtenden Systemen d h die Kybernetik der Kybernetik Foerster 1993 89 Es geht um die Beobachtung von Beobachtern um die Beobachtung beobachtender Systeme Baecker 1994 18 Beobachtete Systeme sind demnach Produkte von beobachtenden Systemen Hier spricht Foerster ein Postulat Die Umwelt so wie wir sie wahrnehmen ist unsere Erfindung Foerster 1998 40 Unsere Wahrnehmungen sind also eine Form der Weltkonstruktion Maturana hat die Kontext und Subjektivabh ngigkeit unserer Wahrnehmung und Erkenntnis nachgewiesen Nach ihm funktioniere unser biologisches Wahrnehmungssystem als operational geschlossenes Netzwerk Umweltreize w rden unterschiedlich und sehr selektiv wahrge
440. nderes welches weder chemisch oder physikalisch bestimmt noch gemessen und gez hlt werden kann sondern vielmehr als beseelte Gestalt geschaut gedeutet und beschrieben werden mu Blasius 1980 103 zit n Kretschmer 1995a 227 Die Selbstorganisierung oder Selbstdarstellung verleiht der Funktion der Organe ihren Sinn Dementsprechend m ssen alle Lebens u erungen als zweckhaft in ihrer Funktion angesehen werden Rattner 1974a 17 Den menschlichen Organismus als Einheit aufzufassen und damit alle Aspekte eines Krankheitsgeschehens zu vernetzen ist die Grundlage der traditionellen chinesischen Medizin Dieses Charakteristikum des lebendigen Organismus als unteilbare Einheit in der alle Funktionen darauf gerichtet sind die Ganzheit aufrechtzuerhalten kommt bereits in einem sehr alten kanonischen Buch I Ging Buch der Wandlung aus der vorkonfuzianischen Zeit zum Ausdruck bildet einen Grundbaustein konfuzianischer Verhaltensprinzipien und Gesellschaftsordnung Die altert mliche Lehre von der Analogie zwischen Makrokosmos und Mikrokosmos wurde im Konfuzianismus bernommen so hat das konfuzianische Weltbild auf jeder Ebene des Universums eine organisierte Ganzheit gefunden deren Teile wiederum eine organisierte Ganzheit ist In dem Sinne ist der Mensch ein Teilganzes der gesamten Gesellschaft und ferner des Kosmos Weil die Menschen als kleine Organismen das ganze Universum ausmachen sind alle Menschen voneinander abh ngig Sie bild
441. nderma en bewertet indem das Kind durch die xiao Erziehung auf sein Verm gen nicht nur f r sich sondern auch f r die Eltern etwas tun zu k nnen vertraut entwickelt es ein Selbstwertgef hl 262 da die Methode der xiao Erziehung die Entfaltung des eigentlichen K nnen des Kindes ist kann sie als Erziehung zur Ermutigung verstanden werden indem die xiao Erziehung als Ausgangspunkt die Wir Bewu tmachung und Altruismus Bewu tmachung annimmt entspricht sie der Erziehung zum Gemeinschaftsgef hl wenn ein Kind seine Eltern lieben kann kann es auch die Br der und die Gemeinschaft lieben indem diese Erziehung grunds tzlich auf das jen Gemeinschaftsbezogenheit Menschenliebe zielt entfaltet sie Liebesf higkeit Kooperationsf higkeit Verantwortlichkeit und Selbst ndigkeit Eine schwerwiegende Aufgabe liegt auch beim Lehrer da die verschiedenen St rungen im Verhalten und Lernen sich in vielen F llen in der ersten Schulzeit zeigen Der Konfuzianismus betonte dass Lehrer Sch ler Beziehung und Unterrichtsgestaltung auch als Erziehungshilfe f r gest rte Kinder dienen kann Der Konfuzianismus macht die Eltern Kind Beziehung zum Muster der Lehrer Sch ler Beziehung da die Bedeutung der Schulerziehung vor allem in der Pers nlichkeitsentwicklung des Kindes liegt Ohne die Herstellung positiver emotionaler Beziehungen zum Kind seitens des Erziehers ist es schwer vorstellbar erzieherische Bee
442. ndern jeden neuen Gedanken Adler 1973a 166 Eine Aussage als metaphysisch und damit auch als unwissenschaftlich zu bezeichnen blo weil sie unbeobachtbar ist w re nicht statthaft Allport kritisiert die Psychologen die dazu neigen die Abh ngigkeit zu leugnen oder sich so gut er kann zu weigern sein eigenes Denken ber die menschliche Natur durch die Philosophie mit der es aufs engste verbunden ist klar auszudr cken Allport 1953 347 zit n Ansbacher u Ansbacher 1995 118 Woodger 1967 stellte auch die Fragen die uns deutlich zeigen dass all unser Denken und Handeln ontologische Annahmen voraussetzt Welche Geometrie besitzt das Universum Sind alle Ph nomene gesetzm ig beschreibbar Kann der Zeitpfeil umgekehrt werden Erkennen wir die Welt wie sie wirklich ist Wie stark sind die bindenden Relationen zwischen kosystemen und ihrer Umwelt H ngt alles mit allem zusammen und sind die Naturgesetze in der Zeit konstant Ob bewusst oder nicht wohnen tats chlich die metaphysischen Postulate der modernen Wissenschaft inne Sie sind grunds tzliche Voraussetzung f r wissenschaftliches Streben die wissenschaftlichen Aussagen sind damit immer Ausdruck einer ontologischen Position die das beobachtbare Datum in einen Zusammenhang mit dem verborgenen Faktum stellt Der Grund f r die Verteidigung der Metaphysik durch Adler wird darin gesehen dass die Metaphysik sowohl Ursprung als auch Antizipation der Wissenschaften sein
443. ndividualpsychologischen Erkl rungsansatz der die Ursache der Verhaltens und Lernst rungen nicht blo in Krankheiten medizinischen und individuellen Auff lligkeiten des Kindes sondern in seiner Wechselbeziehung mit der Umwelt sucht 6 1 2 Zum Problem der medizinisch pathologischen Ursachenerkl rungen Die Ursachen von Verhaltens und Lernst rungen werden unter Fachleuten h ufig diskutiert sind aber bisher nicht eindeutig gekl rt Im Zusammenhang mit diesem Ph nomen fallen bei den medizinisch orientierten Erkl rungsans tzen der 70er und 80er Jahre die Bezeichnungen Minimale Cerebrale Dysfunktion MCD in Deutschland und sterreich Fr hkindliches Psychoorganisches Syndrom POS in der Schweiz und Minimal Brain Dysfunction MBD im englischen Sprachraum Heute ist die Bezeichnung Aufmerksamkeits Defizit Syndrom ADS am gebr uchlichsten englisch Attention Deficit Disorder Diese Begriffe gehen von einem hirnorganischen Defekt bei verhaltensauff lligen und lernbeeintr chtigten Kindern aus und zwar bei Kindern bei denen kein hirnorganischer Befund vorliegt Man vermutet dabei Defizite im Gehirn in Regionen die f r Aufmerksamkeit und Verhalten zust ndig sind spricht voreilig ber Krankheit und St rung ber eine psychiatrische Erkrankung Durch diese Konzepte k nnen bei ber 90 aller erziehungsschwierigen Kinder auf fr hkindlicher Hirnsch digung beruhende Hirnfunktionsst rungen als Ursache angegebe
444. ndlegende Erziehungsauftrag der Schule Wenn Sch ler unter solchen Sozialisationsbedingungen erzogen werden dann k nnen Selbst ndigkeit und Kooperation mit Anderen gelernt werden An die Stelle von Konkurrenz Entmutigung Disziplinierung und Schulangst sollen Lebens und Lernfreude und solidarische Kooperation treten Angstfreiheit oder Mut erweist sich als entscheidende Voraussetzung f r schulisches Lernen und gemeinschaftliches Leben Diese soziale Gef hl und der Mut zum Leben m sste eigentlich bereits in der Familie besonders durch die Mutter vermittelt werden In der Schule soll der Lehrer diese m tterliche Funktion bernehmen die oft nicht genug wahrgenommen worden ist Adler 1973c 29f l Eine tragf hige Beziehung zum Kind herstellen ihm als vertrauensw rdiger Mitmenschen ein Modell f r soziales Verhalten geben 213 2 Das soziale Interesse des Kindes auf andere lenken seinen Kontakt auf Umkreispersonen erweitern und seine Kooperationsf higkeit f rdern Wenn der Lehrer bei der Beziehungsbegr ndung das erste Erlebnis eines verl sslichen Mitmenschen vermitteln und somit das Kind f r sich gewinnen kann so besitzt er den Ansatz zur Erweiterung der kindlichen Sozialinteressen auf die Klassengemeinschaft Bleidick 1985 118 Das Kind gewinnt das Gef hl liebenswert zu sein und damit Mut und schlie lich Selbstvertrauen Da schulische Erziehung immer mit Kontaktbr chen verbunden ist muss jeder diesen Schritt vollzie
445. ne mangelhafte Aufnahme von Spurenelementen und die psychischen Beeintr chtigungen infolge st ndig geforderter Verzichtleistungen 6 1 3 2 MEDIKAMENT SE BEHANDLUNG Die medikament se Behandlung die leichteste und am h ufigsten von rzten eingesetzte Ma nahme ist eine besonders beachtete Behandlungsform Obgleich die Ursachen f r ADS Ph nomene einem Interaktionsgef ge von bio psycho sozialen Faktoren zuzuweisen und somit familiennahe und p dagogisch psychotherapeutische Interventionen n tig waren werden die Ursachen in immer zunehmenderen Ma e in genetisch bedingter gest rter Neurotransmitterproduktion der subkortikalen Aufmerksamkeitsnetzwerke zugeschrieben wobei in der Medizin die medikament se Behandlung mittels Psychostimulanzien als das Mittel der ersten Wahl gibt vgl Liebrand 2002 Nach einem Bericht wurden im Jahr 1998 in den USA f nf Millionen Menschen zumeist Kinder im Schulalter Psychopharmaka verschrieben Der gro en Mehrheit wurde das Medikament Ritalin verabreicht Gray 1998 Davon litten etwa eine Million Kinder unter dem sogenannten ADD ADS bzw ADHD ADHS Ihnen wurde unter Aufsicht von Krankenschwestern t glich zu Schulbeginn Ritalin verabreicht um ihnen konzentriertes Lernen zu erm glichen Der Spiegel 1998 52 zit n Mattner 2002 13 Medienberichten zufolge werden heutzutage sch tzungsweise vier Millionen Tages Anzeiger 15 9 2000 nach Amft 2002 89 bwz sechs bis ac
446. nen Lerngegenst nden vor allem im Lesen aber auch in der sprachlichen Ausdrucksf higkeit bei wenigstens durchschnittlicher Intelligenz gemeint 169 2 In der Hilfsschule Lernbehindertenschule war und ist stets ein gro er Anteil von Kindern anzutreffen deren Schulschwierigkeiten zwar auch mit kognitiven aber mehr noch mit motivationalen und emotionalen Problemen zu tun haben oder aus sozialisationsbedingten Verhaltensmustern erkl rbar sind 3 Bei allen Kindern ist stets von einer multifaktoriellen Bedingtheit der Lern und Leistungsausf lle auszugehen nicht von einer monokausalen auf einen einzigen Faktor r ckf hrbaren Wir haben bis hierher ausgef hrt dass jede wissenschaftliche Fachrichtung eine spezifische Art der Konstruktion von Behinderung entwickelt und sich dabei Behinderung im Rahmen des jeweiligen konomischen sozialpolitischen philosophischen medizinischen oder p dagogischen Bezugssystems unterschiedlicher Sichtweisen Zielsetzungen sowie Aspekte artikuliert und dass Behinderung damit auch unterschiedliche Folgen f r die so bezeichneten Personen bzw sozialen Gruppen hat Neumann 1997 236f Im folgenden soll besonders der medizinische Erkl rungsansatz bei dem es um die kausale Feststellung einer Behinderung geht und der bis heute bei den sonderp dagogischen Erkl rungsversuchen immer noch den Vorrang hat kritisch dargestellt werden Diese Kritik dient als Ausgangspunkt f r den i
447. nenennnn 150 5 3 3 2 Die Entfaltung der menschlichen G te durch Lernen enee 154 5 3 3 3 Die Umwelt als Einflu faktor f r die Moral des Menschen 156 6 VERHALTENSST RUNGEN UND LERNBEEINTR CHTIGUNGEN ALS BEZIEHUNGSST RUGNEN EINE BETRACHTUNG AUS INDIVIDUALPSYCHOLOGISCHER UND KONFUZIANISCHER SICHT UND IHRE ERZIEHERISCHEN INTERVENTIONSMA BNAHMEN ssssssreees 159 6 1 ZUM BIOLOGISCHEN VERST NDNIS VON VERHALTENSST RUNGEN UND LERNBEEINTR CHTIGUNGEN AUS PSYCHOSOZIALER SICHT esseseeseeseseesereosseseeeee 159 6 1 1 Verhaltenst rungen und Lernbeeintr chtigungen als Konstrukt 159 6 1 1 1 Verhaltensstorunsgenn nicmene ea a a a E ieh 160 6 11 11 Moralisch s Paradigma an Rare 160 6 1 1 1 2 Pathologisches Paradigma en a le 161 6 1 1 1 3 Bsych logisches Parad ema un neh u 162 6 1 1 2 Lermbehmderungen sera ea 163 6 1 1 2 1 Lernbehinderungen als schulorganisatorische und gesellschaftliche Bestimmunssgro e Ann rare 164 6 1 1 2 2 Lernbehinderungen als Kategorie der Andersartigkeit cneneene 166 6 1 1 2 3 Wissenschaftliche Konstruktion von Lernbehinderungen nee 168 6 1 2 Zum Problem der medizinisch pathologischen Ursachenerkl rungen 170 6 1 2 1 Entstehungsgeschichte des Konzeptes MinimaleCerebrale Dysfunktion MCD und seine Problematik un 171 6 1 2 2 Learning Disability und Teilleistungsst rungen
448. ng ab steht bereits in engem Zusammenhang mit der konstruktivistischen Haltung Seine Auffassung da wir nicht von Tatsachen sondern von unserer Meinung ber Tatsachen beeinflu t sind liegt klar auf der Hand Adler zit n M ller 1973 39 stimmt mit der konstruktivistischen Grundlage der Subjektabh ngigkeit unserer Wirklichkeitskonstruktion Schmidt 1987 8 berein Die Feststellung dass Adlers Individualpsychologie mit dem Konstruktivismus eine gemeinsame epistemologische Grundlage hat ist eine logische Konsequenz wie Adlers Theorie hat die Epistemologie des Konstruktivismus ihre Wurzeln in der kritischen Philosophie von Immanuel Kant und der Als Ob Philosophie Vaihingers Every significant stream of thought has many tributaries In the case of constructivism these include well springs of philosophical inspiration for constructivism that can be traced back to Vico Kant and Vaihinger each of whom emphasized the proactive form giving or fictional character of human mentation and its role in configuring the very realities to which we respond Neimeyer 1993 11 So haben einige Konstruktivisten Adler als Vorl ufer des Konstruktivismus und Individualpsychologie als erste kognitive Therapie bezeichnet vgl Mahoney 1984 1991 Mahnoney u Lyddon 1988 Shulman 1985 zit n Jones 1995 231 In diesem Abschnitt wird ein Versuch unternommen die Kernbegriffe der Individualpsychologie in syste
449. ng des Z rtlichkeitsbed rfnis des Kindes f r jenen Faktor der das Schicksal eines Menschen in erster Linie bestimmt und somit wird das Z rtlichkeitsbed rfnis zum Hebel der Erziehung 1973b 64 Es ist f r ihn Teil des angeborenen Gemeinschaftsstreben 1972 66 durch dessen angemessene Befriedigung erwachen die abgeleiteten gel uterten Gemeinschaftsgef hle in der Seele des Kindes 1973b 64 Daneben befasst sich Adler auch mit dem Problem des Verz rteln des Kindes so meint er wenn die Befriedigung des Z rtlichkeitsbed rfnisses sich nicht mit dem Umweg ber die Kultur verbindet sondern das Kind damit berh uft wird wird es verz rtelt und verw hnt Im Zusammenhang mit verw hnendem Erziehungsverhalten taucht in den Schriften von Adler oft der Erziehungsstil der Gro mutter auf In der Tat kann die Z rtlichkeit der Gro mutter das Kind in die Gefahr des Verw hnt Werdens bringen wenn dies ohne Erziehungszielsetzung von der gro m tterlichen Selbstsucht oder Eitelkeit her kommt Vor dieser Gefahr warnt auch die konfuzianische Erziehung mit dem Sprichwort das verz rtelte Enkelkind h lt den Haarknoten des Gro vaters fest Die Kindererziehung in der konfuzianischen Gesellschaft zielt eindeutig auf die sittliche Entwicklung um sp ter die harmonische Beziehung zwischen Mitmenschen und zwischen Individuum und Gemeinschaft zu erm glichen Aber diese erfolgreiche zwischenmenschliche Beziehung in der Gemeinscha
450. ng mit wenig Erfahrung Li Gi 170 Die konfuzianische P dagogik fordert noch eine weitere F hrungsposition des Lehrers die an p dagogischen didaktischen und psychologischen Grunds tzen orientiert auf die Entwicklung der sch pferischen Selbstt tigkeit des Sch lers gerichtet ist Er leitet die Sch ler aber schleppt sie nicht voran Er st rkt sie aber zwingt sie nicht Er ffnet ihnen aber sagt ihnen nicht alles Durch Leiten ohne zu zwingen entsteht Leichtigkeit durch Er ffnen ohne alles zu sagen entsteht Nachdenken Harmonie und Leichtigkeit im Nachdenken das macht geschickt zum Verst ndnis Li Gi S 171 252 Dieses Unterrichtsprinzip der f hrenden Rolle des Lehrers und der Selbstt tigkeit des Sch lers orientiert sich an der Einheit von aktiver Lehrer und Sch lerposition im didaktischen Grundverst ndnis von Lehren und Lernen von Vermittlung und Aneignung und gibt auch dem Sch ler die Chance entsprechend seiner individuellen F higkeit zu lernen Obwohl Konfuzius keine detailliertere oder systematisiertere p dagogische Ans tze vorgelegt hat ist die von ihm angesprochene Grundfrage der psychologischen Disziplin und der Individualisierung beim Unterricht erst im letzten Jahrhundert berall thematisiert und explizit formuliert worden seine didaktischen Ma nahmen die vom realen Entwicklungsniveau des Sch lers ausgingen auf Interesse und Bed rfnisse des Individuum abzielten in die Mitte des Unterrich
451. ng von Homer dem Ausgangspunkt der Dichtung Erziehung und Bildung Nach Platon soll den sp teren W chtern Askese Mut und Tapferkeit gelehrt werden Es soll vermittelt werden was den Kampfmut steigert und die Angst vor dem Tod nimmt vgl Politeia Drittes Buch Deshalb sollten Dichter die G tter mit menschlichen Schw chen zeigen aus der Erziehung und schlie lich aus dem altgriechischen Staatswesen verbannt werden 2 1 3 Orientalismus bei Hegel und Marx als Portr t westlicher Wertvorstellungen Der neuzeitliche westliche Orientalismus den wir oben als westliches Vorurteil definiert haben k nnte auf dem wesentlichen Unterschied der Wertvorstellungen im Westen und Ostasien basieren Diese Wertvorstellungen durch die der Westen die ostasiatische Kultur betrachtet zu untersuchen bedeutet etwas dar ber herauszufinden auf welche Weise der Westen das Andere versteht Zu dem Anderen geh ren nicht nur fremde Kulturen sondern auch die durch die moderne Zivilisation entfremdete Natur und sozial benachteiligte Gruppen wie z B die in einer m nnerdominierten Gesellschaft lebenden Frauen und Schwache oder Behinderte Hier wird der Orientalismus als Code daf r gebraucht einen Teil der Wertvorstellungen die die Beziehungen des Westens mit den Anderen kennzeichnen zu entziffern Georg Wilhelm Friederich Hegel 1770 1831 einer der f hrenden westlichen Philosophen hat sicherlich zur Entstehung des Orientalismus beigetragen indem er
452. ngen Die Individualpsychologie blickt in bezug auf die kindliche Entwicklung vor allem auf die famili re und schulische Umwelt in der ein Kind die wichtigsten Beziehungserfahrungen als Grundstein f r sein k nftiges Leben in einer Gemeinschaft macht Durch diese Beziehungserfahrungen in der fr hesten Kindheit wird das Kind ermutigt oder entmutigt gut oder schlecht f r die Lebensaufgabe vorbereitet und gew hnt sich so einen privaten Lebensstil an Dabei handelt es sich besonders um die Bindungserfahrung zur Mutter Die Art wie die Mutter das Kind auf ein soziales Verhalten seinen Mitmenschen gegen ber vorbereitet oder wie das Kind durch erste soziale Erfahrung einen weiteren Eindruck von seinen Mitmenschen und der Welt bekommt ist f r die Lernf higkeit das Verhalten und die emotionale Kompetenz im sp teren Sozialleben entscheidend Wird das Kind bereits in der Familie entmutigt f llt dem Lehrer die Aufgabe zu kompensatorisch auf den Abbau des bestehenden Unsicherheitsgef hls Minderwertigkeitsgef hls zu wirken Adler weist dem Lehrer die Aufgabe zu die Mutter zu ersetzen und zu korrigieren wo die Mutter einen Fehler begangen hat 1973c 29 und den Eltern die Aufgabe die M ngel der Schule zu korrigieren 1976 135 Eltern sollen sich zum Ziel setzen nicht nur liebe Eltern sondern auch bef higte Lehrer zu sein und Lehrer nicht nur den Unterrichtsstoff beizubringen sondern auch das Seelenleben des Kindes zu f r
453. ngt b se Worte zum Absterben umgehende Ger chte h lt er auf Gute Reden verbreitet er Darum Wenn b se Worte nicht aus dem Mund hervorgehen so werden zornige Worte einen nicht treffen So weilt ein ehrf rchtiger Sohn in Frieden und Ruhe im Einklang mit dem Schicksal Harmonie mit der Umgebung Er unternimmt keine gef hrlichen Handlungen um Gl ck zu erjagen Li Gi 142 5 3 3 3 DIE UMWELT ALS EINFLURFAKTOR F R DIE MORAL DES MENSCHEN Menzius geht in seiner Theorie ber die Entwicklung oder Fehlentwicklung der menschlichen Natur auch auf den Einfluss der Umwelt ein Dabei nimmt er wesentliche Erkenntnisse sozialpsychologischer Forschung vorweg und berrascht durch die Genauigkeit und Subtilit t seiner Beobachtungen In fetten Jahren sind die jungen Leute meistens gutartig in mageren Jahren sind die Jungen Leute meistens roh Nicht als ob der Himmel ihnen verschiedene Anlagen gegeben h tte die Verh ltnisse sind schuld daran durch die ihr Herz verstrickt wird Es ist gleich wie mit der Gerste Sie wird ges t und geeggt Der Boden sei derselbe Die Zeit des Pflanzens sei dieselbe So w chst sie ppig heran und wenn die Zeit zur Ernte da ist so ist alles reif Es m gen wohl Unterschiede da sein wie sie vom fruchtbaren oder unfruchtbaren Boden vom lebensspendenden Regen und Tau von der Verschiedenheit der Arbeit der Menschen herkommen Menzius VI A7 Die Natur des Menschen ist zwar gut aber sie ist auch leicht verletz
454. ngzeit Studien ber die Effektivit t und Sicherheit dieses Medikaments gibt ist die Psychopharmakotherapie immer mit Risiken verbunden und dies besonders bei Kindern bei denen sich Psyche und Gehirn noch in einem Entwicklungsgeschehen befinden Amft 2002 105 Dass das Medikament langfristige Ver nderungen im Gehirn hervorrufen kann hat k rzlich auch Gerald H ther Neurobiologe und Hirnforscher an der Psychiatrischen Universit tsklinik in G ttingen durch Rattenversuche gezeigt Methylphenidat die Hauptsubstanz im Ritalin wirkt in jungen Gehirnen anders als in alten Bei Tieren die vor der Geschlechtsreife Ritalin dauernd erhalten entwickelt sich das Gehirn nicht optimal und f hrt zur einer permanenten bis ins Erwachsenenstadium fortbestehenden Reduktion der Dichte von Dopamintransportern von dopaminergen Pr synapsen im Striatum Bei ausgewachsenen Tieren hingegen scheint der Stoff keine strukturellen Ver nderungen im Gehirn zu bewirken vgl H ther 2001b H ther u Bonny 2002 Diese Ergebnis widerspricht der allgemeinen Meinung von rzten dass Ritalin nur kurze Zeit wirkt und stellt fest dass die Substanz bei dauernder Verabreichung das Potenzial hat langanhaltende Ver nderungen in der Struktur und in der Funktion des Gehirns zu verursachen und die Grundlage f r die sp tere Manifestation eines Krankheitsbildes zu legen z B das Parkinson Syndrom Ritalin sollte daher dringend auf seine Auswirkungen auf di
455. nischen Termini die vor zweieinhalb Jahrtausenden gepr gt wurden moderne fachspezifische Symptome von Verhaltensst rungen wie z B ADHS zu erkl ren oder auch mit diesen beschr nkten unscharfen Ausdr cken zur Kennzeichnung einer Fehlentwicklung genau diesen Zustand zu bezeichnen Aber es ist leicht vorstellbar dass ein solches Syndrom dessen wesentlichen Merkmale Hyperaktivit t Unaufmerksamkeit Stimmungslabilit t Aggressivit t Impulsivit t Lernschwierigkeit und gest rte soziale Beziehungen sind in der konfuzianischen Lehre als ethisches Problem erkannt werden k nnte Entwicklung oder Fehlentwicklung der Pers nlichkeit gibt es im Konfuzianismus bezogen auf Moral Aber hier darf nicht der konfuzianische eigentliche Moralbegriff mit dem heute in der Tiefenpsychologie verwendeten Begriff der krankmachenden Moral und des Gewissens das sich unter dem Druck der Sicherungstendenz aus den einfachen Formen des Voraussehens und der Selbsteinsch tzung aufbaut Adler 1972 214 in Verbindung gebracht werden Die konfuzianische Morallehre und Ethik ist wie in Kapitel 5 ausgef hrt die von der Lehre menschlicher Selbstbestimmung abgeleitete sittliche Orientierung die das Leben und Zusammenleben von Menschen kennzeichnet Die ethische Reflexion des Konfuzianismus verurteilt deshalb auch nicht Kinder mit Verhaltensst rungen als unmoralisch sondern kennzeichnet sie als fehlorientiert oder als von der Menschennaturtheorie vgl
456. nismen Kursiveschrift 195 Es ist das gleiche dynamische Prinzip des Minderwertigkeitsgef hls in der Individualpsychologie das die ichgebundene Stellungnahme des Subjektes umfasst und je nach der kompensatorischen Einstellung normal oder abnormal entwickelt werden kann vgl Ansbacher u Ansbacher 1995 I6ff Wie die Individualpsychologie sich die anf ngliche Unzul nglichkeit und damit das entstehende Minderwertigkeitsgef hl beim Kleinkind als Antrieb f r die menschliche Weiterentwicklung vorgestellt hat haben die modernen Neurowissenschaften best tigt dass komplexe verschiedenartige und vielseitige kontrollierbare Belastungen offenbar notwendig sind um die individuellen genetischen M glichkeiten zur Strukturierung eines entsprechend komplexen Gehirns nutzen zu k nnen Rothenberger u H ther 1997 631 Somit haben kontrollierbare oder unkontrollierbare Stress Belastungen weitreichende Konsequenzen f r die Ausformung komplexer neuronaler Verschaltungen und der Pers nlichkeit ebenso wie das Minderwertigkeitsgef hl bei Verarbeitungsprozesse weiter die Herausbildung und Stabilisierung des Lebensstils mitbestimmt Sowohl bei der Ausformung komplexer neuronaler Verschaltung als auch bei der Ausgestaltung des Lebensstils s Kapitel 4 2 3 handelt es sich tats chlich um ein generelles Entwicklungsprinzip eines Systems das beschreibt auf welche Weise die immer wieder auftretenden Ver nderungen seine innere Struktur
457. nisvolles Verhalten in den ersten Lebensjahren das Gef hl der Sicherheit geben k nnen d h deren Wunsch nach k rperlicher und 79 emotioneller Verf gbarkeit entsprochen wurde entwickeln ihr Gef hl zu sich selbst zu ihren Mitmenschen und ihrer Umwelt positiv Die ersten Z rtlichkeitsregungen erfolgen im Verh ltnis zur Mutter Diese ist f r das Kind das wichtigste Erlebnis des Mitmenschen an ihr lernt es den verl sslichen Mitmenschen das Du erkennen und empfinden In der Funktion der Mutter ist die M glichkeit gegeben im Kinde Gemeinschaftsgef hl zu entwickeln Adler 1972 245f Ein Gemeinschaftsgef hl wird somit am st rksten durch die Hilflosigkeit und langsame Entwicklung von S uglingen und Kindern gef rdert ders 1976 69 Gemeinschaftsgef hl im individualpsychologischen Sinne ist nicht etwas was man in den Menschen hineintragen soll sondern es ist angeboren nur kann es erst entwickelt werden wenn das Kind bereits im Leben steht Adler 1983 28f Dass ein Kind im Leben seht bedeutet gleichzeitig dass es in der Beziehung steht Umgekehrt gilt es auch wenn ein Kind keine Beziehungen hat steht es auch schwer im Leben Das was diese zwischenmenschliche Beziehung erm glicht ist Zuneigung zu Anderen und Mitmenschlichkeit der das Gemeinschaftsgef hl inhaltlich am n chsten kommt vgl M ller 1973 84 Individualpsychologisch gesehen ist somit Gemeinschaftsgef hl unvermeidbare Vorausse
458. nn Er hat sich nie auf eine einzige eindeutige Definition festgelegt Richard Wilhelm 1945 1 u erte sich ber Jen dahingehend dass es eines der schwierigsten aber auch wichtigsten ist Obwohl es keine eindeutige Definition des Begriffs Jen gibt hat er sich im Seelenleben der Ostasiaten eingepr gt und ist bis heute die entscheidende Grundlage f r das ganze Kulturleben sowie die Politik die Kunst und Erziehung Jen als Erziehungslehre kommt nach meiner Auffassung durch den Dialog zweier Gruppierungen zustande die eng zusammenh ngen Eine geht davon aus da Konfuzius den Begriff Jen als Prinzip des zwischenmenschlichen ethischen Umgang gepr gt hat und die andere sieht es als einen Grundsatz f r die Selbstkultivierung des Individuums Die Korrelation der beiden wird mit R cksicht auf das konfuzianischen Gesamtgedankensystem dahingehend verstanden dass sich eine auf die andere gr ndet Jen als Prinzip des zwischenmenschlichen ethischen Umgang 146 Die in den Gespr chen Lun y erw hnten Bedeutungen des Jen Liebe zu den Menschen Ehrfurcht vor anderen Menschen als Grundgesinnung und vern nftige Handlungsweise Piet t und Gehorsam und Ermutigung der anderen f r eine moralische und intellektuelle Entwicklung sollen nicht zuletzt die Gemeinschaft d h die Familie die Gesellschaft den Staat und weitergehend auch die ganze Umwelt in Ordnung und Harmonie halten Seinen Mitmenschen zu lieben hei t f r Kon
459. nn einer Haltung in der gegenseitige Verantwortung und ebenso gegenseitiges Vertrauen in voller Symmetrie erreicht werden kann Die individualpsychologische Praxis kann auch als die Fundamentaldisziplin der angewandeten Ethik verstanden werden Vgl Rattner 1991 Mackenthun 1997 indem sie w hrend der Behandlung ihre Hauptaufgabe in der nderung des Lebensstils oder nderung des Charakters und der gesamten Pers nlichkeit sieht die der Behaviorismus als einer wissenschaftlichen Analyse unzug nglich und damit f r metaphysisch h lt Die Individualpsychologie ist eine Psychologie deren Gegenstand das Individuum die Pers nlichkeit ist wobei das Individuum als ein einheitliches Ganzes verstanden wird Adler erblickt das Problem des abweichenden Verhaltens oder der Neurose nicht in einem verteilten seelischen Organ oder in einer falschen Konditionierung sondern in einem Lebensplan in einem fiktiven Pers nlichkeitsideal das den Menschen in die Neurose zwingt Anders als die meisten naturwissenschaftlichen Psychologien die das menschliche Verhalten auf biologische Bed rfnisse zur ckf hren Rattner 1991 53f steht also bei der individualpsychologischen Auffassung die Entwicklung der Gesamtpers nlichkeit unter dem Zwang des Endziels Adler 1982a 170 Jedes Ziel stellt subjektiv einen Wert dar das bedeutet wiederum dass die individuelle Zielstrebigkeit des Individuums sich in einheitlichen seelischen u erungen und in der
460. nneren Prinzip heraus Aus diesem inneren Prinzip entstehen Ver nderungen der Monaden werden Monaden erst im Vergleich zu anderen Monaden unterschiedlich bestimmt Quantitativ unterscheiden sich Monaden nicht voneinander denn es sind alles einfache Substanzen und dem Prinzip nach gleich Die M glichkeit der Unterscheidung bietet sich nur auf der Ebene der Qualit ten einer Monade 123 Individualit t und Einheit einer Vielheit Monaden m ssen damit eine bestimmten Qualit ten besitzen wodurch sie von einander unterschieden werden k nnen 8 Der Unterschied in Qualit t oder Eigenschaften einer jeden Monade die sich qualitativ kontinuierlich ver ndert geht nach Leibniz aus der Vielheit in der Einheit hervor 13 und folglich m ssen eine Vielzahl von Beschaffenheiten und Beziehungen in einer Monade vorhanden sein 13 In dem Ma e in dem Leibniz die Vielheit der u eren Welt ausschlie t implantiert er eine Welt in die Monade Die Monade ist so wenig ein absolutes Minimum dass sie vielmehr umgekehrt ein absolutes Maximum an interner F lle darstellt Gloy 1996 49 Wie eine und dieselbe Stadt von verschiedenen Seiten betrachtet immer wieder anders und gleichsam perspektivisch vervielf ltigt erscheint so gibt es verm ge der unendlichen Vielheit der einfachen Substanzen gleichsam ebenso viele verschiedene Welten die indes nichts andres sind als gem den verschiedenen Gesichtspunkten jeder Monade persp
461. nnten europ ischen Existenzphilosophie von M Heidegger K Jaspers und M Buber et al ebenso aufgenommen wurde wie Inhalte der stlichen Philosophie insbesondere aus dem Konfuzianismus Taoismus und Zenbuddhismus dann k nnen wir bei diesen humanistischen ganzheitlichen Str mungen einen gemeinsamen Bezugspunkt in der Individualpsychologie Adlers und der ostasiatischen Philosophie finden s Kapitel 4 und 5 Insbesondere die ganzheitliche Sicht des Menschen in deren Mittelpunkt die Interdependenz aller psychischen Prozesse sowie die Einbettung des Menschen in seine soziale Umgebung steht macht sich heutzutage in den verschiedensten Gebieten der Gesellschaft sowohl innerhalb als auch au erhalb der Wissenschaft bemerkbar z B in der Systemtheorie oder Kybernetik dem Diskurs des modernen Konstruktivismus oder im Gesundheitsdiskurs usw 3 1 Ganzheitliche Ans tze in der Psychologie Ideengeschichtlich gesehen gewann der Begriff Ganzheit um die Wende vom 19 zum 20 Jahrhundert in der akademischen Psychologie wieder an Aktualit t Die urspr ngliche Formen ganzheitspsychologischen Denkens finden sich bereits im Begriff sch pferischen Synthese von Wilhelm Wundt 1905 399 der besagt dass die Eigenschaften eines Zusammenhangs psychischer Vorg nge nicht in der Summe der Eigenschaften seiner Komponenten bestehen sondern da in der Verbindung v llig neue Eigenschaften auftreten die aus denen ihrer Elemente nicht zu erkl ren
462. nommen nur etwa 20 der Reize gelangen ins Hirn Was wahrgenommen wird h nge allein von der aktuellen Struktur des Nervensystems ab und nicht von physikalischen Gegebenheiten au erhalb des Organismus K ser 1993 339 Die Wahrnehmung ergibt sich demnach nicht zwangsl ufig aus den Beobachtungen selbst sondern ist das Ergebnis subjektiv gepr gter kreativer Prozesse eines Beobachters Es kann keine vom Betrachter unabh ngige objektive Welt geben Nach diesen Auffassungen sind Lebewesen operational r Autopoiesis gr autos selbst poiein produzieren oder erschaffen Maturana schlug das Wort Autopoiese zur Bezeichnung derjenigen Systeme vor die sich dadurch auszeichnen da sie Netzwerke der Produktion ihrer Komponenten sind Das Netzwerk ist dabei zugleich das Ergebnis der Produktion der Komponenten So gesehen ist Autopoiesis die Organisationsform von Systemen die Netzwerke der Produktion von Komponenten sind Diese bringen durch ihre Interaktion das Netzwerk hervor das sie produzierte und dabei seine Grenze festlegte Riegas u Vetter 1993 S 35f 54 geschlossene autonome und autopoietische Systeme sie k nnen zwar durch Interaktionen mit dem Milieu angeregt oder gest rt werden aber ihre Zustands nderungen sind nur durch innere Systemoperationen erzeugt d h die Struktur des Milieus kann in den autopoietischen Einheiten Strukturver nderungen nur ausl sen nicht direkt beeinflussen was auch umgekehrt f
463. npassung und Fehlanpassung an eine ideale Norm des menschlichen Zusammenlebens reduziert sei Im Gegensatz zu Tenbrink sieht R edi in dem sp teren Werk Adlers z B in Menschenkenntnis 1927 eine theoretische Vertiefung indem er betont dass Adler in diesem Buch vermehrt evolution re sozialpsychologische geschlechts und schichtspezifische gesundheitspsychologische pr ventive und p dagogische Konzepte in seine Theoriebildung R edi 1998 152 mit einbeziehe Au erdem verteidigt R edi die Kontinuit t der Theorie Adlers da sie durchaus von 1912 bis 1937 bestand Das Konzept des Minderwertigkeitsgef hl hat seit dem Nerv sen Charakter von 1912 seine Bedeutung stets beibehalten Auch den Begriff des Gemeinschaftsgef hls hat Adler 1918 eingef hrt und in den 20er Jahren theoretisch ausgearbeitet ebd 153 Brunner 1998 untersuchte auch die theoretische Kontinuit t in bezug auf das Gemeinschaftsgef hl aus der systemtheoretisch konstruktivistischen Sicht zieht damit die Konsequenzen dass das Gemeinschaftsgef hl Adlers durchaus im Einklang mit seiner konstruktivistischen Haltung gesehen wird und konnte somit weder einen Bruch noch einen R ckschritt in der Theorieentwicklung Alders erkennen sondern sah statt dessen eine notwendige und fruchtbare Weiterentwicklung Schmidt 1995 125 beschreibt auch einmal Aber es gibt auch solche die sich Individualpsychologen nennen die dieses sperri
464. nschen entwickelt Mensch zu sein ist deswegen ein Lernprozess in der soziokulturellen Umwelt Der Mensch der in Beziehungen steht orientiert sich selbstverst ndlich in seinem Verhalten an Normen bzw generalisierten Interaktionsmustern sowie an Regeln Erwartungen Vorschriften usw So wird ein Mensch homo sociologicus Dahrendorf 1977 Tr ger sozial vorgeformter Rollen Die traditionellen ostasiatischen Weisheitslehren sind vor allem ethische Lehren die diese sozialen Rollen in kosmologischen Gedankeng ngen darstellen Danach werden alle Erscheinungen des Weltalls durch ein allumfassendes Gesetz regiert sind bereinstimmend und harmonisch So wie alle Erscheinungen in der kosmologischen Gesamtordnung ihre eigene Position mit entsprechender Rolle haben muss auch der Mensch bestrebt sein durch seine ethische Gesinnung das w rdevolle Beispiel des Kosmos nachzuahmen und als Teil des Ganzes seine eigene Rolle in der Beziehung mit der Welt und seinen Mitmenschen zu spielen Der Mensch soll zur kosmologischen Gesellschaft durch harmoniegem es Verhalten beitragen weil die Ordnung Tao in der Natur in der Gesellschaft und im Leben des Einzelnen aufs innigste miteinander verbunden ist so wie eine St rung in dem einen Teil des Universums auch Disharmonien in anderen zur Folge hat bedingt ein Individuum das andere und die Gesellschaft In diesem Sinne sind die traditionellen ostasiatischen Lehren Beziehungslehren Konfuzianismus und Taoi
465. nschliche Beziehungsf higkeit spiegelt sich bei Konfuzius im Jen und bei Adler im Gemeinschaftsgef hl sowohl Konfuzius als auch Adler halten die Beziehungsf higkeit f r ein angelegtes Potential Konfuzius nennt das Jen die menschliche Natur und Adler das Gemeinschaftsgef hl die angeborene M glichkeit Nach Adler realisiert sich diese angeborene M glichkeit zum positiven sozialen Bezug im freundschaftlichen Wohlwollen in der N chstenliebe und in der Solidarit t im Sinne der t tigen Zusammenarbeit und die Menschen sind dazu von sich aus f hig In der Individualpsychologie und dem Konfuzianismus ist die Entfaltung des angeborenen sozialen Potential eindeutig das Ziel der Erziehung Eine L sung f r die Frage Wie kann ich mich n tzlich machen wie kann ich beitragen zum Wohl der Allgemeinheit Adler 1982b 82f w re also im Sinn des Jen und des Gemeinschaftsgef hls zu finden 9 3 3 Beziehungsf higkeit als Menschennatur und ihre Entfaltung In der konfuzianischen Erziehungslehre stehen an zweiter Stelle hinter dem Jen die wichtigsten Begriffe des i amp JiS und chi s Kapitel 5 3 2 Nach Menzius sind sie in vollendetem Zustande die vier Keime des Guten der menschlichen Natur Menzius fasst unter dem Einfluss von Konfuzius die Natur des Menschen als gut auf VV A2 behauptet damit dass die nat rlichen Triebe den Keim zum Guten in sich tragen VV A6 Die vier Anlagen die alle Menschen besitzen zeigen
466. nsein ernst zu sein bei den Gesch ften ehrf rchtig zu sein beim Verkehr mit anderen gewissenhaft zu sein und beim Besuch bei den Barbaren des Ostens oder Nordens dieses Betragen nicht zu verlassen 13 19 auf dem ganzen Erdkreis sollen f nf Dinge durchgef hrt werden zeigt man W rde so wird man nicht missachtet Weitherzigkeit so gewinnt die Menge Wahrhaftigkeit so vertrauen einem die Menschen Eifer so hat man Erfolg G te so ist man f hig die Menschen anzuleiten 17 6 Au erdem hat Konfuzius den Begriff Jen indirekt erkl rt Piet t und Gehorsam das sind die Wurzeln des Jen 1 2 Was das Jen anlangt so festigt er andere da er selbst w nscht gefestigt zu sein und kl rt andere auf da er selbst w nscht aufgekl rt zu sein Das Nahe als Beispiel nehmen k nnen nach sich selbst die anderen zu beurteilen verstehen das kann als Mittel zum Jen bezeichnet werden 6 28 Feste Entschlossenheit verbunden mit einfacher Wortkargheit steht dem Jen nahe 13 27 Glatte Worte und einschmeichelnde Mienen sind selten vereint mit Jen 1 3 Nur der Sittliche kann lieben und hassen 4 3 um es zu erkl ren nur jemand der Jen besitzt kann wahrlich die anderen lieben und hassen Wer Jen besitzt hat sicher auch Mut aber der Mutige hat noch nicht notwendig Jen 14 5 Aus diesen Dialogen geht deutlich hervor dass Jen bei Konfuzius nicht als eine einzige Tugend verstanden werden ka
467. nsthaft mit der chinesischen Philosophie n her auseinandergesetzt hat Seine im Jahre 1697 ver ffentlichte Novissima Sinica Das Neueste von China gilt als erste systematische Abhandlung ber China in der er leitmotivisch seinen Renaissance Entwurf zusammenfasste vgl Merkel 1920 Wegen der hnlichkeit zwischen der Leibnizschen In einer Abhandlung f r die Acad mie des Sciences in Paris entwirft Leibniz das nur auf 0O und 1 basierende bin re Zahlensystem das heute als die mathematische Grundlegung der Computerrechnung gedeutet wird Leibniz entdeckte dass das gebr uchliche Zahlensystem in dem alle Zahlen mit zehn Ziffern 1 bis 9 und 0 dargestellt werden auch in einen bin ren Zahlensystem mit den Ziffern 1 und 0 dargestellt werden kann Er hat seine Entdeckung theologisch interpretiert 1 und 0 nannte er Gott und Nichts und sah darin ein Symbol f r die Vollkommenheit der von dem einen Gott geschaffenen Welt 121 und der chinesischen Philosophie fragt man bis heute nach der Ideenquelle von Leibniz Die Frage ob Leibniz durch die chinesische Philosophie beeinflusst sei ist f r diese Arbeit nicht so wichtig viel bedeutender ist die Tatsache dass Leibniz einen Bezugspunkt f r die Verbindung zwischen West und Ost schafft Eine wichtige hnlichkeit zwischen beiden Philosophien liegt nach Needham 1984 im Organizismus In seiner Monadologie wird dem Gedanken der All Einheit eine rationale Deutung gegeben
468. nterscheidung des Physischen von Psychischen ohne Seinsannahmen Er stellte die physischen und psychischen Ph nomene mit Hilfe des Intentionalit tsbegriffs einander gegen ber den er f r die Letzteren reservierte vgl 1924 25ff Max Wertheimer 1880 1943 gilt mit K hler als Begr nder der experimentellen Gestaltpsychologie Bei ihm unterscheidet sich die Gestalt von der Summe ihrer Teile nicht mehr nur durch das hinzukommende Neue sondern innerhalb des Ganzen ist gewisserma en alles neu Jeder Teil ist modifiziert durch seine neue Einbettung und jeder Teil hat neue wesentliche Eigenschaften Metzger 1986 102 Im Gegensatz zur Grazer Schule betrachtete er Gestalten als urspr nglich d h sie bilden sich nicht parallel zu den Sinnesdaten sondern sind selbst die Grundeinheiten des Seelenlebens Durch ihn wurde die Lehre von den Gestaltqualit ten erst zur Gestalttheorie im eigentlichen Sinne Wolfgang K hler 1887 1967 hat durch die Intelligenzpr fungen bei Menschenaffen die Kenntnis gewonnen dass das Handeln auch durch Gestaltprinzipien bestimmt wird Er zeigte dass Schimpansen unter einfachen Bedingungen zu Probleml sungen f hig sind wobei die richtige L sung nicht wie bei Thorndike durch blindes Probieren und Festhalten der zuf llig erfolgreichen Verhaltensweisen sondern durch Einsicht gefunden wird Ziel und Hilfsmittel bilden eine Gestalt und das Erkennen dieser Gestalt ist die Einsicht vgl K hler 1918 1921
469. ntzen Hrsg Soziologie der Sonderschule Weinheim 1981 99 128 Reichmann Rohr Erwin u Weiser Manfred Geschichtliche Entstehung und Entwicklung von Schulen f r Lernbehinderte In Hans Eberwein Hrsg Handbuch Lernen und Lern Behinderungen Weinheim Basel 1996 S 19 32 Reinisch Heide Kindsein in unserer Zeit In Entwicklung und Individuation Beitr ge zur Individualpsychologie Bd 14 1991 S 9 23 Reissel Ralf Ph nomenologische und anthropologische Aspekte der Sucht Ein Beitrag zum Verst ndnis der Genese sogenannter Verhaltensst rungen und ein Pl doyer f r eine grundlegende terminologische nderung In Vierteljahresschrift f r Heilp dagogik und ihre Nachbargebiete VHN Jg 69 H 2 2000 S 129 144 Revermann Klaus Dieter Konstruktion und Selbstorganisation Frankfurt a M 1989 Rie Herbert E Historical Perspectives of Concepts of Child Psychopathology In Herbert E Rie Hrsg Perspectives in Child Psychopathology New York 1971 S 3 50 Riedel Ursula Lernst rungen und Lebensstil die Bedeutung Alfred Adlers f r das p dagogische Handeln Z rich 1990 Riegas Volke u Vetter Christian Gespr ch mit Humberto R Maturana In Volke Riegas u Christian Vetter Hrsg Zur Biologie der Kognition Frankfurt a M 1993 S 11 90 Rodi Frithjof Wilhelm Dilthey In Kindlers neues Literatur Lexikon hrsg v Walter Jens Bd 4 CI Dz M nchen 1996 S 694 695 Roetz Heiner Die chinesische Ethik der Achsenz
470. o konomischen schulorganisatorischen Ursachen des Schulversagens abzulenken f hrte weiterhin zu einer Ontologisierung gesellschaftlich vermittelter Ph nomene Alle Widerspr che des Selektionsverfahrens und Uneindeutigkeiten der Bestimmung der Sch lerschaft vermag die Hilfsschule auch in ihrer Phase als Schule f r Lernbehinderte seit Mitte des 20 Jahrhunderts bis heute nicht aufzul sen Dies hat zur Folge dass bis in j ngste Zeit ein Begriffswirrwarr herrscht mit einem Nebeneinander von Schule f r Lernbehinderte F rderschule und Schule f r Lernhilfe und dass das Wort Lernbehinderung oder Lernbehinderte bis heute weder in der P dagogik noch in der Psychologie Soziologie Psychiatrie oder sonstigen Wissenschaft klar umschrieben und definiert ist Kanter 1974 117 Die heute in den Fachliteraturen auftauchenden verschiedenen Begriffserkl rungen und Merkmalbeschreibungen einer Lernbehinderung sind nichts anderes als Produkte fachlicher d h eigener Auslesegesichtspunkte die relativ sind und sie dienen damit als gesellschaftliche Kontrollmechanismen von Normvorstellungen Bleidick 1998 106 Anders ausgedr ckt das grundlegende Paradigma jeder Wissenschaft einer Lernbehinderung ist die Antwort auf die Frage wodurch sich Lernbehinderte von anderen d h von nicht Lernbehinderten unterscheidet Aus schulorganisatorischer Sicht gilt ein Sch ler dann als lernbehindert wenn er den schulischen
471. o ist nichts Komisches an ihnen Sie schwimmen im breiten Strom der Mode und stimmen berein mit der Welt Die Masse ist mit ihnen zufrieden Sie selbst halten sich f r recht und doch kann man nicht gemeinsam mit ihnen auf den Wegen Yaus und Schuns wandeln Darum hei en sie R uber 259 der Tugend Meister Kung sprach Ich hasse die Gerechten im Lande weil sie mit Tugendhaften verwechselt werden k nnen ebd Menzius unterscheidet vier Arten menschlicher Handlungen Handlungen die einem Gewinnstreben entspringen Handlungen die gewohnheitsm igen Reaktionsmustern entspringen Handlungen die der Befolgung von Regeln entspringen und Handlungen die der Ausdehnung entspringen Varela 1994 35 Die ersten drei werden als scheinbare oder vorget uschte Tugenden beurteilt w hrend die letzte wahrhaft ethisches Handeln ist vgl ebd Nur Menschen deren angeborene F higkeit ber einen langen Zeitraum hinweg entfaltet wurden gelten bei Menzius als tugendhaft Solch ein Mensch handelt nur durch seine Disposition tut somit h ufig die rechte Sache ohne die richtige Motivation ebd 34 Dieses nicht berechend handeln Lang 2001 171 ist nichts anderes als wu wei im taoistischen Sinne Das Tao tut nichts und nichts bleibt ungetan Laotse Kapitel 37 Dieses Tun im Nicht Tun wu wei kann aus individualpsychologischer Sicht als eine Handlung verstanden werden die von Gemeinschaftsgef hl erf llt ist Wenn ei
472. offenbart ist somit hier das Barometer daf r ob er ein guter Mensch ist oder ein schlechter so wie Adler das Gemeinschaftsgef hl als Ma stab f r gesunde oder ungesunde Menschen nimmt Nun stellt sich an dieser Stelle die Frage die von Gung Du Dsi einen Sch ler von Menzius gestellt hatte Es sind doch alle in gleicher Weise Menschen Wie kommt es da manche dem Gro en Seele in sich folgen und manche dem Kleinen Begierde Menzius VVAI15 Menzius antwortete Die Sinne des Geh rs und Gesichts werden ohne das Denken von dem Sinnlichen umnachtet Wenn Sinnliches au er ihm auf Sinnliches in ihm trifft so wird der Mensch einfach mitgerissen Das Gem t ist der Sitz des Denkens Wenn es denkt so erf llt es seine Aufgabe wenn es nicht denkt so erf llt es sie nicht ebd Menzius h lt hier das Denken dessen Sitz die Seele ist f r entscheidend Das Denken ist von ihm nicht als neutral bewertet sondern es ist eine F higkeit die in den 225 grundlegenden Bed rfnissen und Interessen der Sozialgemeinschaft wurzelt Menzius sieht durchaus ein dass nur durch Denken das eigentliche Wesen des Menschen erkennbar ist und auch dass das Denken ein Wegf hrer zu Beziehungen zu andern und zur Welt ist Das Denken ist Sprache des Geistes mit seiner Hilfe k nnen die Wirklichkeit oder Welten konstruiert werden Im Denken werden alle m glichen Beziehungen zwischen Ich und Nicht Ich verbunden und weiter verarbei
473. ogisch genetische und soziale in der Umwelt anzusiedelnde Faktoren beeinflussen sich gegenseitig 4 1 2 Zielgerichteter Organismus in fortdauernder Bewegung und Ver nderung Adler betrachtete den Menschen nicht nur als ein unteilbares Ganzes sondern er entwickelte ein Grundverst ndnis der Gesetzm igkeiten menschlichen Handelns Dabei sieht er den Menschen als eine Ganzheit vor allem in seinen fortdauernden Bewegungen und in seinen Zielen 62 Das Ziel des menschlichen Seelenlebens wird so zum Dirigenten zur causa finalis und rei t alles seelische Bewegliche in den Strom des seelischen Geschehens hinein Hier ist die Wurzel der Einheit der Pers nlichkeit der Individualit t Ihre Kr fte k nnten woher immer gekommen sein nicht woraus sie entstanden sind wohin sie gehen auf was sie hinauslaufen macht ihre Eigenart aus Adler 1982a 34 Diese teleologische Sichtweise des menschlichen Handelns findet sich im Anschluss an Aristoteles der eine allen lebenden Prozessen innewohnende Zielsetzung postulierte die auf eine reifere Form ausgerichtet ist Aristoteles kennt vier Typen von Ursachen die Bewegungen und Prozesse von Dingen hervorrufen das Material das Wesen die Prozessquelle und den Zweck Physikvorlesung Buch II 50 Die materielle Ursache causa materialis gibt Auskunft dar ber woraus ein Ph nomen entsteht die formale Ursache causa formalis welche Form oder welche Muster ein Ph nomen hat die
474. oliert angegangen ist und demzufolge keine ausreichende Erkl rung erziehungswissenschaftlicher Wirklichkeit geben kann Beide Richtungen die aber gar nicht so weit von einander entfernt scheinen n tigen dazu gegenseitig ein erg nzendes wissenschaftslogisches Verh ltnis aufzubauen bevor sie als institutionalisierte Denkverbote wirken Der systemisch konstruktivistische Ansatz k nnte eine gro e Rolle bei der Revision der Auffassungen ber die Komplexit t erziehungswissenschaftlicher Wirklichkeit und der starren Lebensweltbeschreibungen spielen ohne den Bezug zur Realit t zu verlieren 58 4 INDIVIDUALPSYCHOLOGIE UND IHRE P DAGOGISCHEN GRUNDLAGEN 4 1 Grundlagen und Menschenbild der Individualpsychologie Adlers Vergessen Sie nicht die wichtigste Tatsache da n mlich nicht Vererbung und nicht das Milieu die entscheidenden Faktoren sind Beide bilden lediglich den Rahmen und die Einfl sse auf die das Individuum je nach seiner ihm eigenen sch pferischen Kraft reagiert Adler zit n Seelmann 1977 582 Diesen Satz schrieb Alfred Adler in seinen handschriftlichen Notizen Der Satz basiert auf seinem Menschenbild von dem er sehr fr h tief berzeugt war und das er als eine Ganzheit mit den Worten da der Mensch eine Einheit unity ist umschreibt Adler 1983 72 Als der Behaviorismus sich immer noch mit dem Input Output System besch ftigte das die Steuerbarkeit des Mensch von au en postuliert mit der Idee ma
475. ologische Sprache in die individualpsychologische mit einbezogen s Abb 1 6 2 3 2 THEORIE DES MINDERWERTIGKEITSGEF HLS INDIVIDUALPSYCHOLOGIE UND DER STRESS BELASTUNG NEUROBIOLOGIE Wie wir bereits oben gesehen haben findet in der Individualpsychologie die Dynamik menschlicher Lebens u erungen ihre allgemeinste Formulierung in dem Streben nach berwindung von subjektiv erlebten Mangellagen insbesondere des Gef hls der Minderwertigkeit Dieses anf ngliche Gef hl der Minderwertigkeit treibt alles menschliche Handeln an um die unsichere Situation zum Besseren zu wenden Jeder Mensch strebt und strengt sich an weil er sich minderwertig f hlt Adler 1976 47 Das Minderwertigkeitsgef hl ist in der Individualpsychologie ein positives Leiden ein offenbar von Natur aus gegebenes und erm glichtes Gef hl einer schmerzlichen Spannung die nach L sung verlangt vgl Adler 1973a 63 und kann als die Ursache aller Verbesserungen der Lage der Menschheit ders 1979 53 angesehen werden Dieser Begriff des Minderwertigkeitsgef hls in Adlers Konzept kann in H thers neurobiologischem Konzept mit dem Begriff der Stress Belastung verglichen werden der innerhalb der allgemeinen Systemtheorie als Ausl ser f r die adaptive Modifikationen bzw Reorganisationen der inneren Struktur und Organisation der lebenden Systeme verstanden werden kann Im Mittelpunkt von H thers These steht der Einfluss dieser Belastung auf die Hirnreif
476. ommunikation oder zwischenmenschliche Beziehung durch die gegenseitige Wirkung der Elemente Yin und Yang Alle gegenseitigen Yin Yang Beziehungen zielen auf die Erzeugung neuer individueller Einheiten Nicht nur im Sinne einer biologischen Produktion sondern jede Aktion jede neue Idee jede Freundschaft Zusammenarbeit Kooperation menschliche Beziehung und schlie lich daraus resultierend der Lebensstil jedes Individuums ist ein Produkt des Erzeugungsimpulses dieser Yin Yang Beziehungen Aus ostasiatischer Sicht sind alle Menschen und ihre Pers nlichkeiten Produkte von Beziehungen Im folgenden soll auf Grund dieser Vorkenntnisse die konfuzianische Erziehungslehre betrachtet und individualpsychologisch durchleuchtet werden 9 3 1 F nf zwischenmenschliche Beziehungen Hauptthema des Konfuzianismus ist das sittliche Leben des Menschen in der Gesellschaft Nach Konfuzius sollen Natur und menschliche Ordnung ein harmonisches Ganzes bilden man soll daf r st ndig nach moralischer Verbesserung des sozialen Verhaltens streben Diese klassische Ethik verfolgt grunds tzlich das Ziel die einmal gegebene Ordnung in der Welt und im Kosmos aufrechtzuerhalten und wiederherzustellen Sie ging von einer integrativen den Himmel und die Menschen verbindenden Weltanschauung aus und konzentrierte die Hoffnungen der Menschen auf die Errichtung von Harmonie in der realen Welt wobei zwischen Moral und Naturgesetzen nicht differenziert wird Im folgenden wird d
477. on organischen Hirnsch digungen auf die Abstraktionsf higkeit leitete das Umdenken ein vgl Goldstein 1942 Das Handeln und Erleben der Kinder wurde somit zunehmend durch die Kategorien gesund bzw pathologisch bestimmt Verhaltensgest rte Kinder waren neben dem Urteil moralisch unschuldig wieder im Netz des pathologischen Gesetzes Verhaltensst rungen Psychopathie oder Verhaltensst rungen eine cerebrale Dysfunktion gefangen und bekamen Irreversibilit t bescheinigt rzte beschr nken sich bis in die Gegenwart darauf schnell d mpfende Medikamente zu verschreiben Diese Pathologisierung und Medizinisierung wurde wird wegen der Fragw rdigkeit des Ergebnisses und der Nebenwirkung der Medikamente diskutiert s Kapitel 6 1 1 1 Zugleich wurden auch aus dieser Richtung vielseitige neue Vorschl ge zur Begriffsbeschreibung Ursachenerkl rung und therapeutischen Ma nahmen f r dieses 161 St rungsbild er rtert Es bleibt bis heute als umstrittener Punkt der Wissenschaft bestehen 6 1 1 1 3 Psychologisches Paradigma Die Psychologisierung des St rungsbildes findet sich hnlich wie die Pathologisierung oder Medizinisierung bereits zu Beginn des letzten Jahrhunderts Die in dieser Zeit entwickelte Psychoanalyse versuchte die Entstehung psychischer St rungen durch die Aufdeckung emotionaler und motivationaler Prozesse zu erkl ren Z B durch Freuds psychischen Apparat des ber Ich Ich und Es sowie durch die Ann
478. on und der sch pferisch integrierenden Aktivit t des Individuums resultiert pr sentiert sich das Individuum einerseits in seiner Unterschiedlichkeit integriert sich aber andererseits auf seine Art in eine u erst komplexe Umwelt Festzuhalten ist dabei die doppelte Bedeutung des Lebensstilbegriffs 77 Es geht um Integration und Differenzierung Um es anders zu formulieren ist ein Lebensstil f r eine Person Ergebnis einer Verarbeitung von Ressourcen Selektion von M glichkeiten und aktiven Anpassung an die Bedingungen der Umwelt Im Lebensstil wird damit ein Orientierungspunkt geschaffen mittels dessen sich sowohl der Unterschied zwischen Ich und Du und System und Umwelt kenntlich gemacht werden kann als auch auf Grund dieser Unterscheidung die soziale Kommunikation Integration erst erm glichen Menschen erfahren etwas ber sich indem sie mit anderen kommunizieren Ohne Kommunikation gibt es keine menschliche Beziehung ja kein menschliches Leben Kommunikation mit anderen ist aber nur m glich wenn der Andere nicht mit Mir identisch ist Die Schaffung der Beziehungswirklichkeit geht somit eine Unterscheidung voraus Der Lebensstil fungiert als Unterscheidungsinstanz die Sinnangebote filtert und interpretativ aufarbeitet um sie einer eigenen Sinnkonstruktion als soziale Beziehung zur Verf gung zu stellen In diesem Sinne versteht sich Lebensstil als spezifischer Modus der Hervorbringung von Beziehungswirklichkeit 4 2
479. onen angef hrt Diese Debatte wurde 1974 mit der Ver ffentlichung des Buches Why Your Child is Hyperactive von dem amerikanischen Allergologen Feingold angesto en der festgestellt hatte dass k nstliche Nahrungsmittelsubstanzen wie z B Farbstoffe Geschmacksstoffe oder Konservierungsmittel hyperaktives Verhalten ausl sen k nnen und daher eine spezifische Di tkost bei verhaltensauff lligen Kindern eine deutliche Verbesserung bewirke vgl Feingold 1985 Feingolds Ansatz wurde in Deutschland von Hafer 1986 selbst Mutter eines hyperaktiven Adoptivsohnes als phosphatreduzierte Di t vorgestellt Sie vermutete dass Hyperaktivit t durch eine Stoffwechselst rung im Bereich der Neurohormone verursacht wird die zu allergischen Reaktionen gegen ber Nahrungsphosphaten f hrt W hrend der letzten Jahre wurde die Di ttheorie von verschiedenen Forschern mit erheblichen Meinungsunterschieden diskutiert Z B kam Walther 1982 S 142 bei einer Studie mit kontrollierter Di t bei hyperaktiven Kindern zu dem Schluss dass Anorganisches Phosphat nicht als verursachender Faktor in der Entstehung und Unterhaltung hyperkinetischer Verhaltensst rung angesehen werden kann w hrend Egger vgl 1991 in seiner Studie ber die sogenannte oligoantigene Di t behauptete dass in seinem Verfahren welches Placeboeffekte weitestgehend ausschlie t bei 82 der hyperaktiven Kinder eine Besserung bei 27 gar eine Normalisierung allein durch
480. oziation konnotierte aber urspr nglich keine moralischen Werte sie wurde in den darauffolgenden patriarchalischen Zeitaltern mehrfach uminterpretiert und entstellt Was gut ist ist nicht Yin oder Yang sondern das dynamische Gleichgewicht zwischen beiden ist gut Ungleichgewicht ist schlecht oder sch dlich Wenn die Begriffe Yin und Yang im Bezug auf die inner psychologischen Begriffe Gemeinschafts und Minderwertigkeitsgef hl gesehen werden sollen dann ist das Gemeinschaftsgef hl der psychische Zustand der aus dem Gleichgewicht von Yin und Yang entsteht dagegen ist das Minderwertigkeitsgef hl der Zustand des Ungleichgewichtes der beiden polaren Kr fte So wie das Gemeinschaftsgef hl die normale und gesunde Kompensation des Minderwertigkeitsgef hl ist entsteht in ostasiatischem Sinne eine psychische auch physische Krankheit aus dem Ungleichgewicht des Yin und Yang das wieder ins Gleichgewicht gebracht werden muss Gemeinschaftsgef hl ist ein entscheidender Schritt auf dem Weg zu Interaktionen die zu den operationalen Koh renzen des sozialen Lebens f hren gleichbedeutend bildet das harmonische Zusammenwirken des Yin und Yang die Dialektik des Weges Tao 5 3 2 Der Schl sselbegriff Jen Im Mittelpunkt der f nf zwischenmenschlichen Beziehungen stehen die vier nat rlichen Tugenden als ethisches K nnen woraus eine harmonische Gemeinschaft der Menschen entsteht die sich zun chst als Familie dann als Staat und zulet
481. phischen Denken suchte die Differenz zum Leitbegriff und in verschiedene Richtungen der Philosophie weiter ausgearbeitet Das Wort Unter Schied meint bei Heidegger nicht mehr eine Distinktion die erst durch unser Vorstellen zwischen Gegenst nden aufgestellt wird Heidegger 1965 25 Darin wohnen zwei Bedeutungen Zwischen und Differenz Die Mitte von Zwei ist die Innigkeit Die Mitte von Zweien nennt unsere Sprache das Zwischen Die lateinische Sprache sagt inter Dem entspricht das deutsche unter Die Innigkeit von Welt und Ding west im Schied des Zwischen west im Unter Schied Das Wort Unter Schied ist nicht ein Gattungsbegriff f r vielerlei Arten von Unterschieden Der Unter Schied h lt von sich her die Mitte auseinander auf die zu und durch die hindurch Welt und Dinge zueinander einig sind ebd 24 25 Das Auseinandertragen h lt also eine Distanz zwischen dem Einen und dem Anderen aufrecht es schafft einen Zwischenraum zwischen beiden Dieser Zwischenraum trennt aber die beiden nicht voneinander ab sondern bezieht sie zugleich aufeinander verbindet sie miteinander wie ein Raum zwei Dinge miteinander verbindet indem er sie gerade auseinander h lt Nach dem gleichen Prinzip hat Heidegger das Sein und das Seiende unterschieden Er sagte dazu Dies ist die ontologische Differenz Ders 1977 84 Die ontologische Differenz h lt das Sein und das Seiende als Sinn von Sein im Abstand voneinander
482. pzig 1995 S 112 125 R edi J rg Die Bedeutung Alfred Adlers f r die P dagogik Eine historische Aufarbeitung der Individualpsychologie aus p dagogischer Perspektive Bern Stuttgart 1988 R edi J rg u Lattmann Urs Die Individualpsychologie auf Identit tssuche In Z f Individualpsychologie 23 Jg 1998 S 150 161 Said Edward W Orientalism London Henley 1978 Sameroff Arnold M u Zax Melvin Perinatal Characteristics of the Offspring of Schizophrenic Women In Journer of Nervous and Mental Diseases 157 1973 S 191 199 283 Sander Friedrich R umliche Rhythmik In Felix Krueger Hrsg Neue Psychologische Studien Bd 1 Komplexqualit ten Gestalten und Gef hle M nchen 1926 S 123 158 Satz Paul u Fletcher Jack M Minimal Brain Dysfunctions An Appraisal of Research Concepts and Methods In Herbert E Rie u Ellend D Rie Ed Handbook of Minimal Brain Dysfunctions New York 1980 S 669 715 Scharpff Franz Anton Hrsg Nicolaus von Cusa Wichtigste Schriften in deutscher bersetzung Freiburg i Br 1862 Scheibe Wolfgang Reformp dagogik In Lexikon der P dagogik Bd 3 Feiburg Basel Wien 1974 S 397 Scheithauer Herbert Petermann Franz u Niebank Kay Fr hkindliche Entwicklung und Entwicklungsrisiken In Franz Petermann Kay Niebank u Herbert Scheithauer Hrsg Risiken in der fr hkindlichen Entwicklung Entwicklungspsychopathologie der ersten Lebensjahre G ttingen u a 2000 S
483. r Individualpsychologie ber den Horizont der Virchowschen Zellenlehre hinaus verfolgte und dabei auf Leibniz Monadologie stie Die Entelechie und Gemeinschaft der Monaden in Leibniz Monadologie taucht bei Virchow als gemeinsamer Zweck und Plan der Zellen und Zellteile und bei Adler schlie lich als Lebensplan des einzelnen auf der in die Gemeinschaft aller integriert werden mu B hringer 1985 100 Monade Zelle und Individuum sind hier der Mikrokosmos und Weltganzes Organismus und Gemeinschaft der Makrokosmos Wie wir in Kapitel 5 2 3 1 betrachtet haben findet sich die Lehre der Analogie zwischen Makro und Mikrokosmos in der chinesischen Philosophie seit dem Altertum Sowie die Monade bei Leibniz das gesamte Universum ausdr ckten wurde im chinesischen Altertum der Mensch als ein Abbild des Kosmos betrachtet Als Mikrokosmos enth lt das 130 menschliche Wesen alles was im Makrokosmos vorhanden ist Jeder K rperteil dr ckt jeweils einen Teil des Universums aus z B der Kopf entspricht dem Himmel die F e der Erde die vier Gliedma en den vier Jahreszeiten usw Der menschliche K rper bildet somit eine Gemeinschaft derjenigen K rperteilen die in wechselseitigen Relationen stehen Sowie auch die Monaden bei Leibniz alles Zusammengesetzte und dar ber hinaus den gesamten Kosmos aufbauen wird der Mensch in der chinesischen Philosophie als ein Teilganzes in die Natur integriert Die Individualpsycholog
484. r gten Betrachtung von Krankheiten Das zeitgeschichtliche Wort bergang deutet auch die Koexistenz des Alten und des Neuen an In der Medizingeschichte ist es die Zeit der Koexistenz der ganzheitlichen und naturwissenschaftlichen Betrachtung zu Gesundheit und Krankheit Vermutlich dr ngte diese Situation alle damaligen medizinischen Systeme dazu sich f r eine Richtung zu entscheiden entweder die auf der mechanistischen Philosophie basierende naturwissenschaftliche Sicht anzunehmen oder sie abzulehnen und sich Klarheit ber das Verh ltnis naturwissenschaftlicher und sozial bzw geisteswissenschaftlicher Methoden zueinander zu verschaffen Ein historisches Beispiel hierf r w re Rudolf Virchow der mit all diesen Sichtweisen konfrontiert war Bei ihm scheinen diese Probleme auf seine Weise er rtert worden zu sein Obwohl er daran keinen Zweifel hatte da die Medizin nur als Naturwissenschaft eine Zukunft haben w rde Wehkamp 1977 25 hatte er zugleich die Idee der Einheit des menschlichen Wesens und damit ein ganzheitliches Verst ndnis von Gesundheit und Krankheit des Menschen vor Augen wenn er gelehrt hatte dass Gesundheit und Krankheit nicht allein von Naturgegebenheiten bestimmt sondern mit der gesamten menschlichen Kultur und Geschichte verbunden sind vgl 42 Wengler 1989 Seine Sozialmedizin das Neue entstand in R ckbesinnung auf das Alte d h auf die hippokratische Epidemienlehre Indem er Hippokrate
485. r Behandlung komplexer Fehlentwicklungen in erster Linie nicht um das Korrigieren oder Beseitigung des Fehlverhaltens sondern um die Entfaltung des noch nicht entwickelten Gemeinschaftsgef hls das richtige und normale Kompensation erm glicht und schlie lich zur nderung des Lebensstils f hren kann oder neuartige Nutzungsbedingungen des Gehirns schafft die sich durch nderungen der bisherigen famili ren und sozialen Beziehungsgef ges zwangsl ufig ergeben und die es dem Kind erm glichen diese bisher nicht hinreichend aufgeformten neuronalen Verschaltungen fortan intensiver und erfolgreicher als bisher zu nutzen H ther u Bonney 2002 82 Zweitens kann eine derartige Behandlung um so besser gelingen je fr her damit begonnen wird Adler 1982a 165 Drittens m ssen die Einzelzusammenh nge und St rungen immer als in ein Netz von bio psycho sozialen Zusammenh ngen eingebunden betrachtet werden denn alle ererbten M glichkeiten und alle Einfl sse des K rpers alle Einfl sse der Umgebung einschlie lich erzieherischer Hingabe werden von einem lebenden strebenden Wesen wahrgenommen assimiliert verdaut und beantwortet von einem Wesen das nach einer seiner Meinung nach erfolgreichen Leistung strebt Das individuelle Leben sammelt all diese Einfl sse und verwendet sie als provozierende Bausteine einer Ganzheit Adler 1983 181 6 2 4 1 ERZIEHUNG IN DER FAMILIE Adler h lt die Familie f r eine g
486. r Himmel hat Wind und Regen der Mensch Freude und Zorn der Himmel hat Donner und Blitz der Mensch besitz T ne und Sprache Dem Die Zitate von Menzius Meng tzu nach der Quellensammlung von Xia Yanzhang u a 1986 Die deutsche bersetzung von R Wilhelm Neuausgabe 1982 wurde gepr ft und zum Teil ver ndert Die erste lateinische Zahl in der Klammer benennt das Kapitel der Buchstabe hinter dem Schr gstrich das Unterkapitel und die Zahl den Abschnitt Das Buch ist das bekannteste und grundlegende Werk der chinesischen Medizin das der Tradition nach auf den legend ren Gelben Kaiser zur ckgeht Es ist in Form eines Dialogs zwischen diesem und seinem Arzt Qi Bo gefasst setzt sich zusammen aus medizinischen Manuskripten verschiedener Schulen die in der Han Zeit 210 v u Z 220 u Z teilweise berarbeitet und in eine einheitliche Form gebracht wurden Der Innere Klassiker besteht aus zwei Teilen den Grundlegenden Fragen Suwen der sich mit Medizintheorie befasst und dem Angelpunkt der Struktivkraft Zingshu in dem es um die Praxis der Akupunktur geht vgl Liangsheng Wu u Qi Wu 1999 116 38 Himmel sind vier Jahreszeiten eigen dem Menschen vier Gliedma en der Himmel hat die f nf Elemente der Mensch f nf innere Organe Herz Leber Milz Lunge und Nieren der Himmel kennt K lte und W rme der Mensch Hassen und Lieben Der Himmel hat Yin und Yang der Mensch Mann und Frau das Jahr hat dr
487. r die heutige P dagogik und Psychologie betrachtet werden Um den Begriff vorgeburtliche Erziehung besser zu verstehen wird hier eine Definition versucht In koreanischen W rterb chern bedeutet Tai Kio vorgeburtlichen Erziehung eine T tigkeit mit der eine schwangere Frau durch ihr Reden und Handeln die Seele und das Wohlbefinden des Embryos g nstig beeinflusst Koreanisches Gro w rterbuch Kompilationskomitee 1976 eine Erziehung die ein Mensch vor der Geburt innerhalb des Mutterleibes erf hrt durch das Betragen der Mutter w hrend der Schwangerschaft Chi K S 1962 16f eine angenehme Atmosph re herzustellen um die F higkeiten des Embryos zu f rdern Yu A J 1992 150 Die aus dem Volksglauben entstandene Idee bestimmt haupts chlich Tabus Vermeiden von Verbotenem sie geht z B davon aus dass zu bestimmten Zeiten Tage Monate oder Jahreszeit und an bestimmten Orten ein b ser Geist umgeht und auf die schwangere Frau und ihre Leibesfrucht einen sch dlichen Einfluss aus ben kann Was im heutigen Sinne nur schwer interpretiert und auf eine p dagogische Bedeutung untersucht werden kann 230 Diese Erziehungsidee geht grunds tzlich von dem Gedanken aus dass die k rperliche gef hlsm ige geistige und moralische Entwicklung des Menschen bereits als Embryo durch die Beziehung oder Kommunikation mit der Mutter beeinflusst wird In diesem Sinne betont Frau Lee Sajudang die
488. r f hig ist in Harmonie mit anderen zusammenzuleben sich den anderen gern hinzugeben und zur Recht und Sachlichkeit verpflichtet ist F r die anderen oder f r die Gemeinschaft etwas zu tun bedeutet bereits Verantwortung f r die eigene Handlung bernehmen zu k nnen Das Verantwortungsbewusstsein des Individuums h ngt eng mit der Selbst ndigkeit zusammen In der konfuzianischen Gesellschaft sollte der Sohn f hig sein sein sp teres Leben in Unabh ngigkeit und Autonomie seiner Pers nlichkeit vern nftig und verantwortungsbewusst zu gestalten In Abh ngigkeit ohne verantwortungsbewusste Selbst ndigkeit ist es unm glich die oben genannte h chste Piet t und Gemeinschaftsbezogenheit zu verwirklichen Die konfuzianische xiao Erziehung kann aus individualpsychologischer Sicht als eine Art Gemeinschaftserziehung verstanden werden Die psychische F rsorge durch Mutter und Gro mutter im Kleinkindalter baut das Urvertrauen zu den Mitmenschen und zur sozialen Umgebung im Unterbewusstsein und die Erziehung zur Piet t bringt dieses unbewusste Vertrauen d h noch nicht verstandene Vertrauen ins Bewusstsein In diesem Sinne entspricht die Erziehung zur Piet t als Verstehensvorgang der zwischenmenschlichen Beziehung dem Einf hlen in das Gemeinschaftsgef hl vgl Adler 1982a 224 nach K hn 1985 68 wobei die gemeinschaftsidentifizierende Einf hlung durch das verstehende Bewusstsein sich ausweiten kann bis zum Einig
489. r weil sie alle von demselben Chi erf llt sind k nnen sie miteinander in Verbindung treten Forke 1964 394 105 und Interaktionen 3000 Jahre empirisch ordnende und pr fende Funktion unterf ttern die archaische Software die nur sehr schwer zu entziffern ist Nat rlich wurde diese aus dem Yin Yang System entstandene Weltdeutungstheorie von den verschiedenen Schulen der chinesischen Philosophie verschieden interpretiert und unterschiedlich betont Trotz der verschiedenen Sichtweisen blieben jedoch die Grundbegriffe der Yin Yang Polarit ten die st ndig in wechselnder Beziehung stehen unver ndert und weitgehend Allgemeingut so dass man diese als das Grundmuster betrachten kann nach dem die Chinesen versuchten die R tsel des Kosmos und der menschlichen Natur zu l sen Der gesamte Entwicklungsprozess des I Ging Systems stellt wiederum einen Anpassungsprozess der alten Chinesen an ihre Umwelt dar Die Konstruktion des Systems geht letztendlich von der Zielvorstellung der erfolgreichen Anpassung an die Umwelt aus stellt somit einen Anpassungsmechanismus dar der f r jede auftretende Konstellation der Umwelt einen Schl ssel in Gestalt einer symbolischen Passform besitzt Fiedeler 1993 81 In diesem Sinne kommt dieser Ansatz der modernen Evolutionstheorie sehr nahe Erstaunlicherweise entspricht dieses Entstehungsprinzip der 64 Hexagrammen zu denen die durch stufenweise Verzweigung entstandenen Trigramme ve
490. rdoppelt worden sind dem Prinzip das man heute in der Doppelhelix der DNS im genetischen Code wiederfindet Seit 1953 die DesoxyriboNukleinS ure DNA englisch DesoxyriboNucleicAcid durch James Watson und Francis Crick 1953 entschl sselt wurde haben die Wissenschaftler gelernt die DNA die Grundlage unseres genetischen Erbes zu lesen und zu verstehen Alle Nukleins ure sind Ketten von Nukleotidmolek len Jedes Nukleotid ist aus drei Teilen aufgebaut aus einer organischen Base einem Zucker und einer Phosphatgruppe In der DNA treten als Basen wie die 4 Grundfiguren im I Ging Adenin Guanin Cytosin und Thymin auf Drei Basen zusammen bilden die kleinste Informationseinheit Triplett So enth lt der genetische Code 64 4 Gruppen die Codons Codeworte genannt werden Die 64 Codeworte ben tigen um sich pr sentieren zu k nnen 384 2x3x64 Silben Vermehrungszyklus wobei die Zahl Zwei den Doppelstrang der DNA und die Drei das Grundmodell des Triplets bezeichnet berraschenderweise enth lt wie oben betrachtet das I Ging ebenfalls 64 Gruppen bzw Hexagramme die aus 384 Linien gebildet sind vgl Berendt 1988 111 115 Zuerst scheint diese numerische bereinstimmung nur fl chtig zu sein Aber wenn man die Struktur beider Codes im Detail betrachtet wird sogar eine Analogie deutlich Seit diese regelrechte Isomorphie zwischen dem I Ging Kode und dem DNA Kode erstmalig im Jahr 1968 von der Tiefenp
491. red Adler und Konfuzius wird auch versucht Verst ndnis f r die komplexen Beziehungszusammenh nge unseres Daseins zu wecken und grundlegende Gesetzm igkeiten herauszuarbeiten die das Geschehen des Lebens bestimmen um schlie lich einen besseren Erziehungsweg f r Kinder und Jugendliche mit Verhaltens und Lernst rungen vorzuschlagen Im R ckgriff auf Individualpsychologie und Konfuzianismus wird die Erziehung zur psychohygienischen Prophylaxe zus tzlich gekennzeichnet durch sozialtherapeutisches Engagement 13 2 WARUM INDIVIDUALPSYCHOLOGIE IN VERBINDUNG MIT OSTASIATISCHER PHILOSOPHIE 2 1 Der Westen und Ostasien 2 1 1 Diskurs ber den Orientalismus Was k nnen ostasiatische Vorstellungen zu den weltanschaulichen moralischen und p dagogischen bzw sonderp dagogischen Ideen beitragen die heute durch den gesellschaftlich tiefgreifenden Strukturwandel eher Resignation und Hilflosigkeit nach sich zu ziehen scheinen Speck 1996 9 Brezinka hat in seinem Buch Erziehung in einer wertunsicheren Gesellschaft 1993 die Ursache der heutigen Orientierungs Wertungs und Erziehungskrise in drei Leitgedanken zusammengefasst Der Rationalismus verstanden als einseitige bersch tzung der Vernunft der Individualismus verstanden als einseitige berbetonung der Interessen des Einzelmenschen und der Hedonismus verstanden als einseitige berbewertung von Lust Vergn gen und Genu als h chste G ter ebd 15 W
492. rh ltnis zwischen ihm und dem Erzieher Kausen 1977 909 Mit den autorit reren kontrollierenden konventionellen Erziehungsmethoden in denen zuerst alle kindliche Fehler festgestellt dann das nicht gekonnte kr ftig ge bt Bergmann 22 und dementsprechend mal gestraft oder belohnt wird erreicht man die Heil Erziehungsziele nicht sondern diese Vorgehensweise kann das Kind im Gegenteil 208 dem tigen und erniedrigen Eltern m ssen in der Lage sein mit den Augen des Kindes zu sehen mit den Ohren des Kindes zu h ren und mit dem Herzen des Kindes zu f hlen Ermutigung ist eine Methode das Potential der Kinder zu f rdern weil sie auf ihren St rken aufbaut und nicht auf den Schw chen und Fehlern Es geht also nicht darum die Defizite zu beseitigen oder Fehler zu korrigieren es kommt vielmehr darauf an die St rken zu st rken oder Bed rfnisse zu erf llen Solche Erziehung zur Ermutigung st rkt das Selbstvertrauen erzeugt damit einen ersten und wichtigen Schritt zur Verbesserung des Fehlers und weiterhin zur Bereinigung der Defizite vgl Bergmann 2002 23 Es ist nichts anderes als das Prinzip zur Therapie des Minderwertigkeitsgef hls das individualpsychologisch als Ur Quelle der seelischen St rung angesehen wird Um das Minderwertigkeitsgef hl zu vermindern bezieht sich Individualpsychologie nicht direkt auf das dargestellte oder beobachtete Problemph nomen sondern versucht zun chst den Rest an Gemeinschaftsgef hl
493. rhaltensst rungen an Individualpsychologisch gesehen hat jedes Verhalten und Erleben jede Handlung einen sozialen Bezug somit sind alle seelischen St rungen und Schwierigkeiten letztlich Beziehungsst rungen vgl Heisterkamp 1980 Diese Annahme deutet weiterhin an dass im System der Individualpsychologie eine terminologische Trennung der Begriffe Lernst rungen und Verhaltenauff lligkeiten nicht n tig ist besser gesagt keinen Sinn hat weil beide St rungen in der Individualpsychologie als Nerv ser Charakter dessen Genese vor allem in dem fr hen Entwicklungsverlauf durch die Interaktionsregulationen zu suchen ist bezeichnet werden k nnen Insofern scheint diese These im Bereich der Erziehungswissenschaft gegen das wissenschaftliche Prinzip das immer nach der Zerteilung der Wirklichkeit durch Spezialisierung strebt zu Felde zu ziehen Eine weitere Bedeutung der individualpsychologischen Aussage ist dass eine Neurose die synonym f r Lern und Verhaltensst rungen gesetzt werden kann keine pathologischen Eigenschaften sui generis bildet sondern nur Ausdruck der dahinterstehenden tieferliegenden seelischen Haltung Bleidick 1985a 31 ist wiederum im Gegensatz zu der medizinischen Syndromkonstruktion f r alle St rungen 188 steht und damit auch zu dem Klassifikationsversuch welcher mit einer kausalen Hypothese vermischt ist F r die Individualpsychologie die schon fr h eine ganzheitliche Sichtweise in di
494. rin ihre Systemeinheit hat autopoietische Systeme Ders 1987a 602 definiert Nach Luhmann gibt es insgesamt drei verschiedene autopoietische Systemarten die bestimmten Operationsformen zugeordnet sind Leben dem biologischen System Bewu tsein dem psychischen System und Kommunikation dem sozialen System vgl Ders 1997 70f Ein psychisches oder soziales System ist dann selbstreferentiell wenn es die Elemente aus denen es besteht als Funktionseinheiten selbst konstituiert und in allen Beziehungen zwischen diesen Elementen eine Verweisung auf diese Selbstkonstitution mitlaufen l t auf diese Weise die Selbstkonstitution also laufend reproduziert Ders 1987a 59 Die psychischen Systeme die das Bewu tsein als Operationsbasis haben besteht aus 8 Maturana hat die autopoietischen Systemen auf zwei Typen begrenzt d h Autopoietische Systeme erster und zweiter Ordnung Zur ersten Ordnung geh ren zum Beispiel Zellen die sich selbst erneuern zur zweiten multizellul re Entit ten die aus mehreren Zellen bestehen zum Beispiel Organismen vgl Riegas u Vetter 1993 36 55 Elementen die Luhmann Gedanken nennt Ders 1995 60 Eine Vorstellung ist ein Gedanke der von einem n chsten Gedanken beobachtet wird Das Bewu tsein erscheint somit als die eigentliche operative Einheit des psychischen Systems Die sozialen Systeme reproduzieren sich auf der Basis von Kommunikation als das letzte Element Ko
495. rk vereinfachende Erkl rungsmodelle eines trivialen informationsverarbeitenden Input Output Aggregates zusammengefasst Mattner 2002 16 51 Nach Esser habe der Begriff Teilleistungsschw che im angloamerikanischen Sprachraum keine direkte Entsprechung Am n chsten komme ihm noch der von Kirk eingef hrte Begriff der learning disabilities Der Begriff Teilleistungsschw che unterscheide sich von learning disabilities indem er umfassend letztlich jeden nicht optimalen Funktionsstand des Gehirns bzw seiner Teile mit einschlie t w hrend die learning disabilities eher ein verhaltens und schulleistungsorientierten Ansatz ist vgl Esser 1992 174 6 1 2 3 AUFMERKSAMKEITS DEFIZIT SYNDROM ADS Auf Grund der Informationsverarbeitungsmodelle und paradigmen liegt in der gegenw rtigen Forschung international ein starker Akzent auf dem Aspekt Aufmerksamkeits Defizit Syndrom ADS im englischen Sprachraum Attentional Dificit Disorder ADD genannt des ehemaligen MCD Konzepts Die fr her im MCD Konzept erkl rten St rungsbilder die von einer Lese Rechtschreibst rungen ber umfassendes Lernversagen bis hin zu Verhaltensst rungen reichen gelten heute f r zentrale Merkmale des ADS Im angloamerikanischen Bereich hat in den letzten Jahren der Begriff Attention Deficit Disorder ADD vor allem in der Wissenschaft den Begriff der Learning Disabilities weitgehend ersetzt Opp u Wenzel 2002 17 und au
496. rkannt dass man Menschen nicht einzeln sondern im Zusammenhang zu den sozialen Gegebenheiten betrachten soll Diese Betrachtungsweise die Adler bei der Auseinandersetzung mit Sigmund Freud nicht aufgegeben hatte tr gt bei der sp teren Begr ndung seiner Individualpsychologie zur Bildung wesentlicher theoretischer Grundgedanken bei Im Laufe seiner theoretischen Entwicklung tritt die immer st rkere Betonung der sozialen Bez ge des Menschen an die Stelle von biologischen Konzepten Ein Beispiel daf r ist die Entdeckung des Gef hls der Minderwertigkeit Bevor Adler das subjektive Minderwertigkeitsgef hl anerkannte wurde erkl rt dass der Kompensationsvorgang der Organminderwertigkeit zumeist auch das Zentralnervensystem in seine gesteigerte Entwicklung mit einbeziehen kann Adler 1973b 43 Aber nach seiner sp teren Ansicht ist Organminderwertigkeit nicht durch den nervlichen berbau psychologisch wirksam sondern das Minderwertigkeitsgef hl tritt hinzu d h es ist dazwischengeschaltet erst ber dieses Minderwertigkeitsgef hl wirkt die Organminderwertigkeit auf den Charakter und seine Bildung ein R edi 1988 31 Dieses Gef hl der Minderwertigkeit wird immer durch einen subjektiven Vergleich mit anderen oder durch die subjektive Meinung ber die eigene unzul ngliche Soziallage hervorgerufen ist somit durchaus ein sozialpsychologisches Ph nomen Adler hat durch das Minderwertigkeitsgef hl gezeigt wie die komplexe indiv
497. rn sind zuerst da die Kinder kommen nachher sondern auch nat rliche Gef hle n mlich zuerst die Liebe der Eltern zu den Kindern dann die Ehrfurcht der Kinder gegen ber den Eltern Nach den Chinesen der alten Zeit ist zwar die Liebe zwischen Eltern und Kindern angeboren und unausbleiblich aber diese urspr nglichen Gef hle sollen noch kultiviert und vertieft werden so da sich die Liebe auf die Ebene der Moralit t hebt die den Ausgangspunkt anderer moralischer Handlungen und den letzten Grund zu einer harmonischen Beziehung zwischen den Menschen und zu einer stabilen gesellschaftlichen Ordnung ausmacht Gan 1997 48 Pflicht zwischen Herrscher und Diener BE 3 Im Buch Lun y Gespr che erkl rte Konfuzius die gegenseitigen Pflichten des F rsten und seiner Beamten Der F rst behandle einen Beamten wie es die Sitte verlangt der Beamte diene dem F rsten wie es sein Gewissen verlangt Konfuzius Gespr che 3 19 Die Hauptaufgabe der Regulierung des Verh ltnisse f llt dem F rsten zu Nach Konfuzius kann ein Beamter sein Amt niederlegen und den Hof verlassen wenn er seinem Herrn dreimal wegen unrechten Verhaltens ermahnt hat ohne dass dieser auf ihn 42 Chu Hsi Chinas bedeutendster Denker neokonfuzianischer Philosoph lebte 1130 1200 hat unter dem Einfluss des klassischen Konfuzianismus seine Theorie zum kosmischen Ordnungsprinzip aufgestellt die Song Philosophie die neokonfuzianische Philosophie in
498. roffenen und deren Umwelt Daneben spielt auch die Kultur eine wesentlich pr gende Rolle f r die Ausbildung kindlicher Wertvorstellung Kultur wird in diesem Sinne zur zweiten Natur Die Einseitigkeit der dominierenden Wertvorstellung beruht einerseits auf dem ethischen Verlust der M glichkeit zum gemeinsamen Handeln und dem daraus folgenden Mangel an Gemeinsinn Dehner 1998 30 und andererseits auf weltanschaulichen Einbu en der Ganzheitssicht in der die Welt im Hinblick auf Zusammenh nge und Integration betrachtet wird und alle biologischen psychologischen soziokulturellen Ph nomene als miteinander verbunden und voneinander abh ngig angesehen werden Auf Grund dieser Fragestellung m chte die Arbeit die Behandlung verhaltensauff lliger und lernbeeintr chtigter Kinder aus der Sicht der Individualpsychologie und der ostasiatischen Denktradition untersuchen wobei versucht wird beide Richtungen aufeinander zu beziehen Dazu wird zun chst die westliche und ostasiatische Denktradition verglichen und untersucht wo die Unterschiede zwischen Westen und Osten in Bezug auf Weltkonstruktion und Menschenbild liegen Dabei werden auch notwendigerweise die gegenseitigen Wechselbeziehungen betrachtet wie die europ ische Zivilisation ihre Beziehung zu Anderen wie z B dem Osten konstruiert und umgekehrt Die Orientalismus These deutet an dass die komplexen Vorstellungs und Deutungssysteme des Abendlandes denen so nach S
499. rozess der Entstehung und Entwicklung der menschlichen Pers nlichkeit zu verstehen Das vergangene Jahrhundert das den Hintergrund f r die heutige Kinderwelt bildet war f r die Menschheit eine Zeit in der sich die Lebensbedingungen durch die Entwicklungen moderner Technologie in allen Bereichen der Gesellschaft schnell ver ndert haben Reichtum Befriedigung von Konsumbed rfnisse und vor allem Gew hrleistung individueller Freiheiten und Rechte Aber es war f r den Menschen auch eine Zeit in der er sich den allzu schnell ver ndernden Lebensverh ltnissen anpassen und sich demzufolge unausweichlich mit den Ver nderungen im mentalen soziokulturellen und kologischen Bereich auseinandersetzen musste Indem der Mensch mit moderner technisch industrieller Gewalt seine Umwelt aggressiv ver ndert hat ist er der gr te Feind der Natur geworden gerade der Natur die fr her seinen Ahnen als Vorbild zum Leben diente und in ihnen sthetische Gef hle f r ihre Sch nheit erweckte Kinder die die heutige Zeit erleben haben demzufolge nur begrenzte M glichkeiten eine grunds tzliche Verbundenheit mit ihrer kologischen Umwelt zu entwickeln und den nat rlichen Rhythmus des vielf ltig zusammengesetzten kosystems im Gleichgewicht zu erfahren Es f llt ihnen schwer Natur als nat rlich zu konstruieren weil die Natur nicht mehr nat rlich ist Der Mensch entfremdet sich aber nicht nur von der Natur Unsere Dienstleistungsgesel
500. rt wird Im abendl ndischen Vernunftmonismus fehlt somit eine Philosophie des Zwischen N mlich das Zwischen das die ontologische Differenz erm glicht die die Vernunft und das Andere der Vernunft mit Abstand voneinander zusammenh lt Im Westen wirkte Vernunft Rationalit t und Wissenschaft als Code f r die Entzifferung des Anderen So wurden alle Anderen z B Alternativen oder der Gegen berstehende von ihr als St rfaktor in ihrem System als unvern nftig irrational und unwissenschaftlich verurteilt und rief entsprechende Reaktionen hervor Die ber 200 j hrige Geschichte dieses Wertsystems ist im Bewusstsein des Menschen bei der Wahrnehmung seiner Welt als feindliche Wirklichkeit verankert in der der Mensch die Mitmenschen die Nachbarkultur und seine Mitwelt nicht als mit sich verbundenes und damit verantwortliches Wesen sondern als ihm gleichg ltigen oder konkurrierenden Gegenspieler betrachtet Im Zusammenhang mit diesen Problemen m ssen wir davon ausgehen dass das westliche Wertsystem und die Erkenntnistheorie f r den Fortschritt der sozialen Kompetenz des Menschen weniger effektiv war im Vergleich des Beitrags zur industriellen Entwicklung beigetragen haben Nach Klaus Hurrelmann ist Gewalt ein Symptom f r fehlende soziale Kompetenz vgl Hurrelmann 1999 10 26 Obwohl in seiner Aussage von Gewalt bei Kindern und Jugendlichen die Rede ist gilt dies auch im Sinne menschlicher Lebensweise f r die menschliche Gewalt geg
501. rte Kinder Diese auf Beziehungsarbeit basierende Erziehungsma nahmen k nnen gro e M glichkeiten f r p dagogisches und therapeutisches Handeln er ffnen Die Psychotherapie und P dagogik deren Wirkungsr ume konventionell jeweils durch Klinik und psychotherapeutische Praxis einerseits und Elternhaus und Schule andererseits definiert werden grenzen sich hier nicht gegeneinander ab In Bezug auf die Frage des Krankheitsbildes der Verhaltenauff lligkeiten und Lernbeeintr chtigungen ist somit dieser auf Beziehung orientierte Gesichtspunkt vor allem wertvoll da er erstens diese St rungsbilder nie als Krankheit 70 sieht und die klinische Differentialdiagnose durch eine dynamische Erkenntnis des einzelnen Menschen Dreikurs 1969 30 ersetzt Dabei handelt es sich darum die St rungen des Kindes gegen ber den Genesungsm glichkeiten in den Hintergrund zu stellen zweitens keine Grenze zwischen Therapie und P dagogik im oben erw hnten Sinne zieht Individualpsychologische Therapie ist darauf angelegt das Individuum zu st rken und zu ermutigen Antoch 1995 398 insofern ist die 79 Die Individualpsychologen halten sich deskriptiv an die g ngige Psychopathologie um ihre Befunde in einen weiteren Rahmen zu stellen Besonders bei Adler erscheint das Wort Krankheit oder krank kaum was sich auch bei Kindern und Sch lern verst rkt durchgesetzt hat Die chinesische Philosophie versteht Krankheit und Gesundheit als
502. rte des Kolonialismus mit dem Evangelium wurde 14 deshalb immer auch europ ische Christenheit importiert und in den Kirchen Asiens wurde mit dem Evangelium auch die in Europa und Lateinamerika gewachsene Zivilisation bergest lpt So verraten die westliche Politik Religion Kulturwissenschaft und Literatur die vom Orient handelten alles ber den Westen also ber die okzidentale Sichtweise des Orients aber nichts ber ihr eigentliches Thema Ihe Orient was Orientalized not only because it was discovered to be Oriental in all those ways considered commonplace by an average nineteenth century European but also because it could be that is submitted to being made Oriental Said 5 Objektivit t muss immer ber die Subjektivit t der betrachteten Kultur zur ckgewonnen werden Reich u Wie 1997 5 Der Orient war also kein freies Objekt des Denkens und Handelns sondern wurde zu einem fiktionalen Topos so dass es schwerer wurde die Wirklichkeit n her zu fassen Dem Orientalismus wohnt eine solche Autorit t inne dass niemand nicht nur Europ er sondern auch Ostasiaten selbst ohne den Einfluss des westlichen Orientalismus ber den Orient schreiben oder nachdenken kann Dies liegt vor allem daran dass Ostasien selbst durch die Attraktion der wirkungsm chtigen Wissenschaft des modernen Westens seine alte Weltansicht verdr ngt hat und somit die meisten ostasiatischen Intellektuellen die von west
503. rtet Adler 1966 71f Er geht so weit zu behaupten Leben hei t sich minderwertig zu f hlen Dem nach ist das Minderwertigkeitsgef hl das wesentliche Charakteristikum des psychischen Systems des Menschen Weil das Gef hl der Minderwertigkeit operational geschlossen und autonom ist bezieht es sich dabei nur auf die Reproduktionsfunktion in der das Gef hl nach einer Plussituation dr ngt nach Sicherung nach berwindung Metzger 1973 8 Der Wunsch sich zu entwickeln und eine als unzul nglich und demzufolge als minderwertig empfundenen Zustand hinter sich lassen zu wollen geschieht durch Kompensation Die Richtung dieses Strebens nach Geltung stellt den spezifischen Operationsmodus des psychischen Systems dar das wiederum von den Wirklichkeitskonstruktionen des autopoietischen Systems abh ngt Wie oben erw hnt entsteht ein Minderwertigkeitsgef hl wenn man sich bzw seine Lage mit anderen vergleicht und glaubt aus dem Vergleich nachteilige Schl sse f r sich selbst ziehen zu m ssen Dieser Vergleich mit anderen ist ein Akt der Unterscheidung die eine Zentrale der psychologischen Prozesse bilden Wir nehmen wahr wir erkennen wir definieren und wir existieren alle aufgrund des Prozesses des Treffens dieser Unterscheidung Der Vergleich und daraus folgende Unterschiede zu anderen sind wiederum ohne Beobachtung des DBeobachters nicht m glich Das Minderwertigkeitsgef hl erstellt sich somit durch die Beobachtung di
504. rundlegende Einrichtung unseres Gesellschaftslebens 1973b 380 und f r die beste Einrichtung in der Kinder unter richtiger F hrung aufgehoben sind 1966 244 Die Familie ist f r ihn die soziale Einheit in der das Kind allm hlich kooperative und kreative Formen der Wirklichkeitsgestaltung ein ben kann Neben diesen Vorz gen findet er auch in der Familie schwerwiegende M ngel die die aus dem angeborenen differenzierten und wachsenden Gemeinschaftsgef hl stammende Erziehbarkeit des Kindes erschwert und die Entwicklung zum Mitmenschen und zum Mitarbeiter verhindert 1973b 379 Damit stellt sich der Familie die Aufgabe Gemeinschaftsgef hll zu erwecken und wachsen zu lassen Wenn das Gemeinschaftsgef hl beim Kind nicht oder nur ungen gend entwickelt worden ist l sst sich ein Abgleiten in eine seelische Unausgeglichenheit kaum vermeiden F r Adler ist die Entfaltung des Gemeinschaftsgef hls der Ausgangspunkt sowie die Grundregel der Erziehung die sich aus seiner Auffassung vom Menschen als einem sozialen Wesen ergibt 204 6 2 4 1 1 Soziale Beziehung zwischen Mutter und Kind Die erste soziale Aufgabe eines Kindes ist der Aufbau einer Beziehung zur Mutter Interessiert sein an ihr in ihr einen richtigen Mitmenschen zu empfinden Adler 1973c 26 ist ein Anfang der richtigen sozialen Beziehung zur Mutter Die Erfahrung des Akzeptiertwerdens die f r das sp tere Selbstwerterleben durch die Erfahrung eigener Kompet
505. rwegnahme und ein provisorischer Aufri des Lebens dem das Leben als die definitive Ausf hrung folgt unter Einbeziehung des Entwurfs als seiner Exposition 1933 325 39 Piaget einer der f hrenden Entwicklungspsychologen kommt in seinen Grundannahmen dem ganzheitlichen Paradigma auch sehr nahe vgl Meili 1978 wenn er den gesamten Vorgang der kognitiven Entwicklung als inneren Konstruktionsprozess d h als einen Proze zunehmender Gleichgewichtsgewinnung zwischen den assimilatorischen und akkommodatorischen Austauschprozessen und eine damit verbundene Generalisierung Differenzierung und Koordinierung der durch sie erzeugten kognitiven Schemata versteht vgl Aderson 1978 Das sich entwickelnde Individuum als Ganzheit und zwar als bio psycho soziale Einheit Mensch zu beschreiben ist die Kernannahme der heutigen entwicklungspsychologischen Menschenauffassung Forschungsprogramme der Humanistischen Psychologie die Humanistische Psychologie ist eine intellektuelle und soziale Bewegung innerhalb der Psychologie die sich in Amerika in den 60er Jahren als Dritte Kraft zwischen Psychoanalyse und Behaviorismus formierte Wie ihr Entsehungsvorgang andeutet besteht ihr Ziel in der berwindung eines deterministischen und mechanistischen Menschenbildes und in der Hinwendung der Forschung zum Menschen in seiner allt glichen Existenz vgl Thomae 1996 Die folgenden vier Grundannahmen V lker 1983 der menschlichen Natur bewiesen
506. s Constructivism in psychotherapy Washington DC 1993 S 11 38 Neumann Johannes Die gesellschaftliche Konstituierung von Begriff und Realit t der Behinderung In Johannes Neumann Hrsg Behinderung Von der Vielfalt eines Begriffs und dem Umgang damit T bingen 1997 S 21 43 Nijs Piet u van Dorpe Helen Partnerverh ltnis und Sexualit t w hrend der Schwangerschaft In Gyn kologie 15 1982 S 228 235 Nimtz K ster Renate Familienkrieg um Zappelphilipp In Der Spiegel 51 1999 http home arcor de ads_familie ads familienkrieg htm Nipkow Karl Ernst Bildung und Entfremdung berlegung zur Rekonstruktion der Bildungstheorie In Zeitschrift f r P dagogik 14 Beiheft 1977 S 205 229 Noda Shunsaku J Individualpsychologische Gruppentherapie und Meditation In Z f Individualpsychologie 14 Jg 1989 S 121 128 Oelkers J rgen Reformp dagosgik Eine kritische Dogmengeschichte Weinheim M nchen 1996 Oelkers J rgen Gegenwart und Geschichte M glichkeiten der Historisierung der Reformp dagogik In Winfried B hm u Angelika Wenger Hadwig Hrsg Erziehungswissenschaft oder P dagogik W rzburg 1998 S 209 228 Offer Daniel u Sabshin Melvin Normality New York 1966 281 Opp G nther u Wenzel Ellen Eine neue Komplexit t kindlicher Entwicklungsst rungen Ko Morbidit t als Schulproblem In Ulrich Schr der et al Hrsg Lernbeeintr chtigung und Verhaltensst rung Stuttgart
507. s Gef hl der Minderwertigkeit nicht von tats chlicher Minderwertigkeit sondern absolut von der subjektiven Einsch tzung abh ngig ist entscheidet auch nicht die Realit t allein die Richtung der Kompensation weder aus Anlagen noch aus Milieueinwirkungen l t sich die Grundhaltung zwingend erkl ren M ller 1973 55 Die Form der Kompensation kann den Umst nden gem die mannigfachsten und verworrensten Folgen haben Adler 1981 59 Die Kompensation ist also eine subjektive Reaktion des Lebewesens auf wahrgenommene Existenz und Eigenschaften der u eren Welt Der Mensch als lebendes System ist strukturell sowohl mit der materiellen Welt verbunden als auch mit interagierenden anderen lebenden Systemen Das Sein und Handeln des Menschen wird als das eines Wesens interpretiert das ganzheitlich agiert und reagiert Neben dieser strukturellen Koppelung spielt beim kompensatorischen Agieren und Reagieren die Meinung ber sich selbst ber die Mitmenschen ber die Welt und ber das Leben eine entscheidende Rolle So stellte Adler 1912 in seinem Buch ber den nerv sen Charakter voran Alles kommt auf die Meinung an Der kompensatorische Versuch ist daher um es mit Maturanas Worten auszudr cken ein funktionales Kontinuum das dem Leben des Organismus durch alle seine Transformationen in seinem selbstreferentiellen Interaktionsbereich hindurch Einheit verleiht Maturana 1982 51 4 2 3 Lebensstil Wir h
508. s beansprucht es in der menschlichen Gesellschaft in dem Staate wie er eben konstituiert ist zu sein ebd 1879 99 Virchow interpretierte den Organismus somit als freien Staat gleichberechtigter wenn auch nicht gleichbegabter Einzelwesen der zusammenh lt weil die Einzelnen auf einander angewiesen sind In diesem Sinne werden auch Gesellschaft und Familie als ein Organismus bezeichnet denn er besteht aus lebenden Gliedern gleicher Abstammung ebd 1862 56 Diese wechselseitigen bertragungen von Bedeutungen zwischen Biologie und Gesellschaftslehre bilden ein zentrales metaphorisches Feld in Virchows Zellularpathologie das die Begriffe Zelle Individuum und Gemeinschaft umfasst Mit diesen biologisch sozialen Metaphern und Analogien wird das menschliche Individuum als eine Gemeinschaft von Zellen die Gesellschaft als eine Gemeinschaft von Individuen verstanden Die Zellen bauen den lebenden Organismus auf und das Individuum die Gemeinschaft Diese Analogien zwischen Zellen und Organismus bzw Individuum und Gemeinschaft hneln sehr der Analogie zwischen Monade und Weltganzen in Leibniz Monadologie wo die Monaden im Weltganzen auf offensichtliche Weise zusammenwirken und das harmonische Ganze der Welt bilden s oben Diese spekulative Analogie des Mikro und Makrokosmos weist auf die Urspr nge der Zelltheorie in der Monadologie hin Insofern ist die Auffassung von B hringer 1985 stimmig wenn er die Spur de
509. s die gesamten Lebensbedingungen des einzelnen Menschen sowie der V lker studierte indem er der Luft dem Wasser dem Boden der Lebensweise Rechnung trug hat er schon den Standpunkt angebahnt auf dem wir gegenw rtig stehen Virchow 1879 120 Wie bei Virchow beobachtet war die metaphysische Spekulation innerhalb der Heilkunde bis zur Mitte des 19 Jahrhunderts noch nicht ganz beendet Aber die naturwissenschaftlich begr ndete Medizin die bis heute existiert war deutlich in Gang gesetzt durch die Entwicklung der modernen empirisch experimentellen Physiologie der wissenschaftlichen Pharmakotherapie der Zellularpathologie der wissenschaftlichen Hygiene und der Bakteriologie u s w vgl Eckart 1994 207 265 Der gro e Teil der traditionellen Heilkunde die bis dahin in der Medizin vorherrschte wurde f r ung ltig erkl rt Und die spekulative romantische Medizin die sich der Naturphilosophie verpflichtet f hlte wurde nur unter dem Aspekt des Mystizismus betrachtet vgl Wengler 1989 12 Diesen Moment k nnte man vielleicht als die Geburtsstunde der modernen Medizin sowie auch der alternativen Medizin bezeichnen wenn man in Anlehnung an Robert J tte vgl 1996 die alternative Medizin als das was von den herrschenden medizinischen Richtungen mehr oder weniger abgelehnt wird definiert Dieser gro e Bruch der Tradition den Laurence Foss und Kenneth Rothenberg 1987 als erste Revolution in der Medizingeschichte nannten wurd
510. s Halten auf der linken Seite beim Stillen folgenderma en Das Kind erw chst 9 Monate lang im Mutterleib mit dem Gef hl des Herzschlages der Mutter das sich durch die Aorta dem Fruchtwasser mitteilt Deshalb f hlt es sich durch den gewohnten Rhythmus des Herzschlages der Mutter wohl wenn das Kind nach der Geburt auf der linken Seite gehalten und gestillt wird ebd Zus tzlich zu dieser Begr ndung meinen Bourne und Todd Psychologinnen an der University of Sussex dass Babys von dem meisten M ttern links geschaukelt werden da die rechte Gehirnh lfte die die linke K rperh lfte steuert f r Emotionen zust ndig ist Das Linksschaukeln helfe den Frauen Anzeichen von Unbehagen Schmerzen oder Hunger zu erkennen und st rke die Mutter Kind Bindung vgl Spiegel Online 18 Feb 2004 Das Stillen gilt als die erste erzieherische T tigkeit der Mutter nach der Geburt des Kindes Das Kind das vollst ndig hilflos zur Welt kommt Adler 1976 69 erlebt notwendigerweise die eigene Organminderwertigkeit in Bezug auf die Umgebung und bedarf daher der Hilfe der Gemeinschaft ders 1966 43 In diesem Sinne ist die befriedigende Erfahrung beim Stillen f r den S ugling notwendig da sie die erste erfolgreiche soziale Erfahrung in der Welt ist in der sich feindliche Eindr cke aus der Umgebung mildern k nnen Aus dieser Erfahrung empfindet es Mitmenschen und entwickelt Gemeinschaftsgef hl Eine hnliche berlegung f hrte Erikson zu dem
511. s R ckgriffs auf die Vergangenheit F r diesen Vorgang des Werte und Systemwandels pr gte Ulrich Beck Mitte der achtziger Jahre den Begriff Risikogesellschaft Dies meint eine Gesellschaft eine Lebenswelt in der wir und unsere Kinder leben und in der uns jedoch keine allgemein anerkannten Wahrheiten mehr dar ber Auskunft geben k nnen wie wir unser Leben gestalten sollen Henke 1997 17 Das Risiko durchdringt alle Lebensbereiche darunter besonders die Erziehung und Bildung Die allt glichen Probleme wie Gewalt Sucht rechtsextremistisches Verhalten Burn out Mobbing und Verhaltensst rungen bei Kinder und Jugendliche sind nicht nur eine Frage der erzieherischen Unsicherheiten und Hilflosigkeiten Speck 1997b 513 sondern eine der wertunsicheren Gesellschaft die eine pathologische Gesellschaft widerspiegelt Jede Krise der Wertorientierung bewirkt auch eine Erziehungskrise Unsicherheit beim Werten f hrt auch zur Unsicherheit beim Erziehen Eine wertunsichere Gesellschaft ist auch eine erziehungsunsichere Gesellschaft Brezinka 1993 S 12 Die gesamte Entw hnung des Menschen von den berweltlichen und weltlichen Ordnungen vgl B nner 176 deren Merkmale bereits bei der wissenschaftlichen Revolution in 17 Jahrhundert zu finden sind bedeutet f r die abendl ndische Zivilisation einen ungeheuerlichen Wandel ihrer Weltanschauung Durch eine berprogrammierte unaufh rliche Wachstums und Konsumgier
512. s Westens mit dem Osten Er hat nicht nur in der Offenheit f r Andersdenkende gestanden bei der stlichen Philosophie in die Lehre gegangen zu sein sondern hatte ber den Belang des Gedankenaustauschs West Ost eher als andere Denker etwas N tzliches zu sagen vgl Parkes 1987 Sein Versuch zusammen mit einem Chinesen Tao te king von Laotse zu bersetzen beweist sein waches Interesse f r die ostasiatische Welt vgl Hsiao 1987 Heidegger hat sich damit fast wortw rtlich die Spr che Laotses zu eigen gemacht vgl Heidegger 2000 165ff Das Negative und Passive wird bei Laotse zu einem das Positive und somit alles Sein erm glichenden Grund z B Nicht Nicht tun Lassen Abwesenheit Verborgenheit Stille die Leere das Geringe der Mangel usw wurden gerade bei Laotse zu moralischen Vorz gen stilisiert Dies wiederholt sich bei Heidegger in Gestalt der Umkehrung des Negativen ins Positive So schrieb Heidegger so ist das Denken ein Tun Aber ein Tun das zugleich alle Praxis bertrifft Das Denken durchragt das Handeln und Herstellen nicht durch die Gr e seines Leistens sondern durch das Geringe seines erfolglosen Vollbringens Denken ist dieses unscheinbare Tun 1967 191f Dass die westlichen Intellektuellen aus verschiedenen Perspektive das ostasiatische Gedankengut immer mehr in ihre Ideenwelt aufgenommen haben sah Merleau Ponty 1964 139 als eine integrative Kreation des menschlichen Geistes die i
513. s eher f r die Natur zu interessieren mit der der Mensch in einer absoluten bereinstimmung leben soll Allerdings werden dabei alle k nstlich geschaffenen sozialethischen Normen und jegliche anma enden Versuche des Menschen die Natur zu beherrschen als ein Symptom unnat rlicher Pathologie zur ckgewiesen vgl ebd Obwohl beide Lehren die Spekulation ber die Ordnung des Menschen und der Welt durch unterschiedliche Wirklichkeitskonstruktionen jeweils anders fokussiert haben wird die gesamte Welt grunds tzlich als eine Ganzheit aufgefasst und aus dieser konstruierten Einheit ergibt sich die erkenntnistheoretische berzeugung dass das einzelne nur aus dem Ganzen heraus verstanden werden kann und dass die Feststellung und Aufweisung der spezifischen Eigenschaften des Details nicht ausreichen um den gro en Organismus als der sich die Welt zeigt zu erkl ren ebd 295 Damit hatten die alten Chinesen vor allen Dingen ihr Augenmerk auf die Beziehungen zwischen den Teilen und dem Ganzen gerichtet Der Konfuzianismus suchte im harmonischen Nach dem Konfuzianismus wurden alle Dinge kosmische und individuelle einschlie lich des menschlichen Bewusstseins durch das Zusammenspiel der kosmischen Urpotenzen Yin und Yang erzeugt Yin ist das weibliche passive empfangende hingebende verh llende Prinzip Yang das m nnliche aktive zeugende sch pferische lichte Durch das Zusammenspiel von Yin und
514. sagen oder WVerhaltensst rungen betrachtet werden kann Ermutigung ist somit f r die Entwicklung eines Sch lers unbedingt erforderlich Die gegenw rtigen Lehrmethoden in der Schulerziehung stellen jedoch eine unaufh rliche Folge von entmutigenden Erfahrungen dar Dies begr ndet sich durch die Tatsache dass die Schule ein institutionalisiertes Subsystem der jeweiligen Gesellschaft ist und deren spezifischen politischen konomischen und kulturellen Systemzw ngen unterliegt Durch diese Systemzw nge ist die Schule als Institution unausweichlich durch die Administration bestimmt Die verwaltete Schule favorisiert die Produktion eines Objektes n mlich des funktionierenden Sch lers der sich dem System der Schulverwaltung st rungsfrei anpasst und seine eigene Subjektivit t mit einer Sch lerrolle vertauscht Schulische Rituale wie Pr fungen oder Klausuren durch eine b rokratische Schulverwaltung sind die typischen Mittel zur Formung des idealen Sch ler Die Sch ler sind somit dem herrschenden Selektions und Leistungsprinzip dem Prinzip der Hierarchisierung von Menschen und dem sinnlosen Fortschrittglauben ausgesetzt Sie erfahren in dieser Situation ihren Wert nicht als eigene subjektive Qualit t sondern als durch ihren Platz in der Leistungshierarchie bestimmt Die rein erfolgsorientierten Sch ler leiden oft unter Apathie und Orientierungslosigkeit da die prim re soziale Beziehung zu Mitmenschen die Geborgenheit und Gemeinschaftsf
515. sbildern an p dagogischer Bedeutung gewann Jede dieser Bezeichnungen war lediglich eine Komponente eines als Ersatzdiagnose verwendeten Konstrukts cerebraler Funktionsst rungen im Sinne der alten MCD Definition Sie basieren grunds tzlich auf der Annahme einer unspezifischen cerebralen Verursachung aber diesmal wurde nicht direkt von hirnorganischer Sch digung oder Dysfunktion die nicht nachgewiesen werden konnte und deshalb meist kritisiert wurde gesprochen sondern einzelne Funktionsebenen differenziert betrachtet und konkreter beschrieben Durch die Beschreibung der neuen Bezeichnungen wird deutlich dass durch das komplexe Konzept der MCD der Fokus von der hirnorganischen St rung auf Wahrnehmungs bzw Informationsverarbeitungsst rung verschoben wurde Diese Fokusverschiebung ist z B auch im Entwicklungsverlauf der Definition von Learning Disability zu beobachten 1968 kam in den USA das National Advisory Committee on Handicapped NACH zu folgenden allgemein anerkannten Begriffen die auch im staatlichen Erziehungsgesetz PL 94 142 von 1975 aufgenommen wurde Specific learning disability means a disorder in one or more of the basic psychological processes involved in understanding or in using language spoken or written which may manifest itself in an imperfect ability to listen think speak read write spell or to do mathematical calculations The term includes such conditions as perceptual handicaps
516. schaft zu geben In gro en Umrissen k nnen asiatische antike feudale und modern b rgerliche Produktionsweisen als progressive Epochen der konomischen Gesellschaftsformationen bezeichnet werden MEW Bd 13 9 Marx der damals die Vorstellung einer reinen d h klassen und ausbeutungslosen Urgemeinschaft noch nicht gewonnen hatte vgl MEW Bd 4 462 kennzeichnete hier das Asiatische als unterste Stufe Eine Gesellschaft in der asiatische n Produktionsweise vorherrscht will verstanden sein als eine Gesellschaft mit einem Wirtschaftssystem das durch d rfliches Gemeineigentum unter einer patriarchalische Despotie charakterisiert ist und in ihrer Produktionsweise von allgemeiner Staatssklaverei nicht zu trennen ist Diese stufenweise geradlinige Auffassung der Weltgeschichte unter historisch materialistischem Gesichtspunkt entspricht genau der Schematisierung der historischen Entwicklung des Freiheitsbewusstseins von Hegel Orientalisch asiatische griechisch r mische und germanische Form Au erdem findet sich oft sein Vorurteil gegen Asien in seinen Schriften mit verschiedenen Ausdr cken wieder z B China und seine Kultur wurden als eine sorgsam in einem hermetisch verschlossenen Sarg aufbewahrte n Mumie MEW Bd 9 97 oder als lebendes Fossil MEW Bd 15 514 usw gewertet Die indische Gesellschaft wurde als eine Gesellschaft die berhaupt keine Geschichte zum mindesten keine bekannte Geschichte MEW Bd
517. sein Bestes tun um zu geb ren die Mutter muss ihr Bestes tun um es aufzuziehen der Lehrer muss sein t Wie bei der koreanischen Altersberechnung angedeutet sahen die koreanischen Ahnen die Befruchtung des Eies als Geburt an In dem Sinne kann nur der Satz der Vater gebiert verstanden werden Ein Kind im Mutterleib ist in der traditionellen Bedeutung ein geborenes Kind Der Satz die Mutter zieht auf besagt somit dass die Erziehung des Kindes schon im Mutterleib angefangen hat 232 Bestes tun um zu erziehen damit das Kind zu einem Menschen mit Charakter heranw chst Lee Sajudang 1801 1 Kapitel F r die Zusammenarbeit des Ehepaares w hrend der Schwangerschaft die durchweg in der vorgeburtlichen Erziehung betont wird interessiert sich auch die moderne Wissenschaft z B Gyn kologie und Embryologie Smart u Smart vgl 1973 29 raten dem Ehemann der Ehefrau die Angst vor Schmerzen vor einer Missbildung des Kindes oder vor den Aufgaben als Mutter zu nehmen indem er ihr durch Verst ndnis Liebe und Trost Mut zuspricht berm iger Stress Depression oder Angst w hrend der Schwangerschaft k nnten zu einem unterdurchschnittlich entwickelten zentralen Nervensystem f hren Hardenberg 2001 Stresshormone die von der Mutter ber die Plazenta in den Kreislauf des Kindes fluten k nnen f r den F tus fatale Folgen haben wie z B Bluthochdruck Der Spiegel 4 2000 H ther und Bonney 2002 31 berichten
518. sein mit dem All ebd 6 3 4 3 DIE BEZIEHUNGEN IN DER SCHULE Das Erziehungsprinzip zur kindlichen Piet t bietet f r die soziale Erziehung in der Schule einen entscheidenden Leitfaden Die Lehrer Sch ler Beziehung in der konfuzianischen 249 Gesellschaft nimmt die Eltern Kind Beziehung zum Vorbild und die Beziehung zwischen den Kameraden in der Klasse das Verh ltnis der Geschwister in der Familie was in der Familie gilt gilt auch in ihrer vergr erten und erweiterten Form Ist der konfuzianische Staat eine Gesellschaftsordnung mit familiarisierten Z gen so bildet auch die Schule eine Form der vergr erten Familienstruktur Im selben Sinn versteht auch Adler die Schule als einen verl ngerten Arm der Familie 1978 119 Dabei stellt sich heraus dass der Lehrer Elternersatz sein und die Schule oder Klasse eine Atmosph re warmer Menschlichkeit Grimm 1971 19 erzeugen soll Auch die Ausdehnung und Erweiterung der zu Hause ge bten Piet t steht im Mittelpunkt der Schulerziehung Auf dieser Grundlage der Mitmenschlichkeit soll die Wissenschaft aufgebaut werden Ein J ngling soll nach innen kindesliebend nach au en bruderliebend sein p nktlich und wahr seine Liebe berflie en lassend auf alle und eng verbunden mit der Sittlichkeit Jen sein Wenn er so wandelt und Kraft brig hat so mag er sie anwenden zur Erlernung der K nste Konfuzius Gespr che 1 6 Der konkrete Erfolg erzieherischer Einflussnahme w
519. sein nicht als die Reflexion des Ich am Du sondern als das Von anderen her sein aufgefasst das Verh ltnis zum Anderen und damit sich ergebende Verantwortung f r den anderen mit der vorontologischen Ethik gleichgesetzt Das heute sehr verbreitete ichbezogene Menschenbild ich bin ich und du bist du bedeute nach Levinas wir sind ontologisch geschiedene Wesen d h es gibt keine verpflichtende Verantwortung f reinander und damit fehle die Ethik Speck 1997a 147 Die Verantwortung im Sinne von L vinas entspricht aber nicht der herk mmlichen Bestimmung die man bernehmen kann Sie ist dialogisch angewendet das Subjekt ist also f r den Anderen im w rtlichen Sinne ver antwortlich Die Ver Antwortung erfolgt 92 von Antlitz zu Antlitz die Ethik ist eine Antwort auf das fragende Antlitz des anderen vgl Levinas 1983 In diesem Sinne ist f r einen allein lebenden Menschen wenn es berhaupt m glich w re die Ethik oder Moral v llig berfl ssig ein einsamer Mensch braucht keine Ethik und Moral Das ist eine Erscheinung des Gemeinschaftsgef hls eine Funktion der Allgemeinheit eine Lebensform der Menschen die untereinander im Zusammenhang stehen Adler 1982a 123 Individualpsychologisch gesehen sind alle selbst ndig bewussten Antworten auf die Fragen und Aufgaben des Lebens und die Ver Antwortung f r die Anderen nur im Gemeinschaftsgef hl zu finden Das Gemeinschaftsgef hl dessen Verst ndnis b
520. seinem ber hmten H hlengleichnis vgl Politeia 532 533 zu erhellen Menschen gleichen nach Platon Gefangenen die in einer H hle gefesselt sind und an den W nden nur die durch ein Feuer verursachten Schattenbilder von Gegenst nden sehen Gel nge es jemandem sich von den Fesseln zu befreien und an das Tageslicht zu gelangen s he er die Welt wie sie wirklich ist beschienen von der Sonne Die Dinge wie sie wirklich sind ihrem Wesen nach sind f r Platon die Ideen Was wir mit unseren Sinnen von der Welt wahrnehmen sind nur die Abbilder dieser Ideen Die Abbilder sind verg nglich und ver nderlich in Form und Aussehen die Ideen selbst aber ewig und unver nderlich So entsteht ein Dualismus ein Spannungsverh ltnis zwischen unver nderlichem und ver nderlichem und zwischen besserem und schlechterem Sein F r Platon war eine k nstlerische Produktion z B eine Dichtung eine geschickte T uschung Ich erfuhr also auch von den Dichter in kurzem dieses da sie nicht durch Weisheit dichten was sie dichten sondern durch eine Naturgabe und in der Begeisterung eben wie die Wahrsager und Orakels nger Des Sokrates Apologie 22b c 16 Platon hatte die Dichter deswegen aus dem Staat verbannen wollen weil sie die Mimesis der Mimesis herstellen also sich dem Wahren der Ideen noch weniger ann hern als der in der Sinnenwelt befangene Mensch des Alltagslebens In gleichem Sinne wendet sich auch Platons Dialog
521. seiner Lebenswelt L pke u Vo 2000 2 und die Schaffung anregender Lernumgebungen 112 mit der M glichkeit zum selbst ndigen Aufbau und berpr fen von Konzepten Einsiedler 2001 324 sowie die Kompetenzentfaltung der Systembeziehungen zu anderen lebenden Systemen oder zu Umweltsystemen sind die p dagogischen Kernkonzepte der systemischen Ans tze Wie betrachtet liegt das moderne Systemdenken tats chlich sehr nah am ostasiatischen Weltverstehen in dem man erkennt dass jedes Element des Kosmos aus allen anderen entsteht und dass der Proze der Wandlung oder Bewegung der Elemente nicht etwa geradlining sondern vielmehr sytemisch d h zirkular selbstorganisierend und rhythmisch ist Dies zeigt das 24 Hexagramm Die Wiederkehr deutlich erl utert durch R Wilhelm Nach einer Zeit des Zerfalls kommt die Wendezeit Es gibt Bewegung Diese Bewegung ist aber nicht erzwungen Es ist also eine nat rliche Bewegung die sich von selbst ergibt Die Wiederkehr ist im Naturlauf begr ndet Die Bewegung ist kreisf rmig Der Weg ist in sich geschlossen Darum braucht man nichts k nstlich zu berst rzen Es kommt alles von selber wie es an der Zeit ist Das ist der Sinn von Himmel und Erde R Wilhelm 1981b 104 Die alten Chinesen haben schon sehr fr h durch Naturbeobachtung das System der Welt als ein dynamisches zusammenh ngendes System wahrgenommen in dem Erde Menschheit und Universum ein
522. senschaft ist vorwiegend analytisch die Kunst vorwiegend synthetisch Ackerknecht 1986 4 Die Medizin als Heilkunst befasst sich nicht mit unpers nlichen Atomen Elementen Pflanzen mit Tropismen oder Tieren mit Instinktmechanismen sondern mit Menschen mit einer Seele und freiem Willen ebd 3 3 Ganzheitliche Ans tze in der P dagogik Das ganzheitliche Bildungsideal das nach dem Menschen als Ganzem fragt ist auch wie in der Philosophie Psychologie und Medizin von der Geschichte gepr gt worden Die Geschichte der P dagogik ist eine Geschichte des Menschenverstehens Je nach dominierender Philosophie haben sich verschiedene Verh ltnisse zwischen dem Menschen und seiner Erziehung als Erkenntnis herausgebildet Die Lehre der Einheit und Ganzheit des Lebens ist seit der Antike in der Geschichte der Bildungsphilosophie miteinbezogen worden In seinem Buch De anima philosophierte Aristoteles ber die Seele und kam zu weiteren Einsichten dass K rper und Seele einander bedingen Die K rper ist nach seiner Vorstellung der Stoff der durch die Formgebung der Seele vollendet wird Entelechie Prinzip vgl 412a Dabei sind der strenge platonische Dualismus zwischen Leib und Seele und die klaren Ideenentit ten bei Aristoteles aufgel st Aus dieser Grundauffassung der Seele formulierte er weiter seine anthropologische Position des ganzheitlichen Bildungsgedanken Gut und tugendhaft wird man durch drei Dinge n m
523. setzungen mit der ganzheitlichen Medizin riefen in den 80er Jahren eine Gesundheitsbewegung hervor Der erste Gesundheitstag der 1980 in Berlin als Gegenveranstaltung zum 83 Deutschen rztetag stattfand stand unter dem Motto Kranken und Irren ist menschlich und bot eine Themenvielfalt von alternativen Heilmethoden bis zur Psychiatrie Reform an vgl L ffler 2000 J tte 1996 61 So entstand die sogenannte alternative Gesundheitsbewegung in den 80er Jahren Noch einige bedeutende nderungen die man von den oben erw hnten Bewegungen nicht trennen kann gab es beim Deutschen rztetag 1992 Die Umweltmedizin die sich auf wissenschaftlicher Grundlage ganzheitlich mit den physischen und psychischen Auswirkungen der allgemeinen Umwelt auf den Menschen befasst somit vom ihren Ansatz her als ganzheitliche Medizin aufgefasst werden kann wurde in die Weiterbildungsordnung aufgenommen Lehnert 1996 A2458 In Bezug auf die Namensgebung der psychosomatischen Medizin wurde nach einer langen berufspolitischen Diskussion als Kompromiss die Bezeichnung Arzt f r Psychotherapeutische Medizin gefunden Rudolf 1995 113 Die traditionsreichen Heilmethoden wie z B Hom opathie Anthroposophie Akupunktur und Phytotherapie sind heute ausdr cklich im Gesetz erw hnt und werden zur Zeit an den medizinischen Fakult ten gelehrt Durch die Tendenz zur Integration wurde 1987 in Wien die Wiener Internationale Akademie f r Ganzheitsmedizin begr ndet
524. shi Dizhen Sowie ein gesundes Leben durch ein harmonisches Gleichgewicht aller vitalen Funktion der gesamten K rperteile besteht kann ein Staat nur dann Bestand haben wenn der Herrscher das Volk n hrt und es hegt So hat der chinesische Begriff Zhi sowohl die Bedeutung der Ordnung des Staates Regierung als auch der Ordnung des Leibes Heilung Diese beiden Begriffe besitzen eine weitere Gemeinsamkeit in dem Ideal des Handelns das sowohl den weisen Herrscher als auch den f higen Arzt kennzeichnet Die Ordnung der verschiedenen Gemeinden in der Gesellschaft und die der Familie beruhen ebenfalls auf diesen identischen Prinzipien Wenn die Menschen und alle soziale Einheiten nicht nach den gleichen universellen Gesetzm igkeiten des Tao leben oder funktionieren k nnen so die chinesische Kosmologie bei jenen k rperliche und seelische Leiden und bei diesen System oder Funktionsst rungen die Folge sein deren Heilung und Regulierung sich dementsprechend an dem Bestreben der Wiederfindung eines neuen Gleichgewichts mit diesen Gesetzen orientieren muss wenn sie eine langfristige Wirkung haben sollen 8 2 3 2 DIE KOSMOLOGISCHE DENKTRADITION IM WESTEN Neben dem chinesischen Welt und Menschbildes entwickelt sich im Westen eine eigene Lehre von der Analogie zwischen Makro und Mikrokosmos die bereits im 4 Jahrhundert v Ch bei Platon und Aristoteles auftaucht In seiner Physik formulierte Aristoteles diese Analogie wie folgt
525. sich nach ihm wie folgt Das Gef hl des Mitleids ist allen Menschen eigen das Gef hl der Scham und Abneigung ist allen Menschen eigen das Gef hl der Achtung und Ehrerbietung ist allen Menschen eigen das Gef hl der Billigung und Mi billigung ist allen Menschen eigen ebd Diese urspr nglichen menschlichen Anlagen sollen sich schlie lich zu den oben genannten vier Kardinaltugenden entwickeln Mitleid zur Menschenliebe in Schamgef hl zur Gerechtigkeit i Bescheidenheit im Sinne der Ehrerbietung zum Anstand i und die F higkeit Recht und Unrecht zu unterscheiden zur Weisheit chi Ohne Mitleid im Herz ist kein Mensch ohne Schamgef hl im Herzen ist kein Mensch ohne Bescheidenheit im Herzen ist kein Mensch ohne Recht und Unrecht im Herzen ist kein Mensch Mitleid ist der Anfang der Liebe Schamgef hl ist der Anfang des Pflichtbewu tseins Bescheidenheit ist der Anfang der Sitte Recht und Unrecht unterscheiden ist der Anfang der Weisheit ebd I A6 VI A6 Menzius Theorie geht von der Idee aus dass die angeborenen moralischen F higkeiten des Menschen dem moralischen Wesen des Himmels entsprechen Diese Idee wiederum geht auf Konfuzius Ansicht ber die Menschennatur zur ck Obwohl Konfuzius dar ber 149 selten gesprochen hat kann es durch die Betrachtung seiner Gedankenwelt erschlossen werden Der Satz Von Natur stehen die Menschen einander nahe durch bung entfernen sie sich voneinander Gespr
526. smus sind die auf diesem Weltbild beruhenden philosophischen Hauptstr mungen in Ostasien F r beide Lehren ist das Altertum in dem das Tao der h chste Weg der Natur hochgehalten wurde und der Mensch in Harmonie mit dem Urgrund allen Seins lebte das allgemeing ltige Vorbild f r alle staatliche und gesellschaftliche Ordnung Es ist gepr gt von der Weltvorstellung welche Himmel Erde und Menschen als ein einheitliches Universum sieht und alle Erscheinung im Makrokosmos als dem physischen geistigen und sittlichen Leben des Menschen entsprechend auffasst Demnach ist der einzelne Mensch f r sich selbst ein Mikrokosmos in dem alle physisch geistigen Elemente ein harmonisches Ganzes bilden Wenn zwei Menschen in Beziehung treten bildet sich wieder ein Ganzes dessen Aufrechterhaltung nur durch die harmonische Wechselwirkung der Teile m glich ist Bei den alten Chinesen ist die Tugend die starke Kraft zur Aufrechterhaltung zwischenmenschlicher 100 Beziehungen Diese Tugend schenkt dem Menschen Ausgeglichenheit und Seelenfrieden wodurch die Gesellschaft ein harmonisches und einheitliches Ganzes wird Durch dieses Menschenbild richtet Konfuzius sein Augenmerk haupts chlich auf die Ordnung der zwischenmenschlichen Beziehungen und somit auf eine dem Diesseits zugewandte T tigkeit als Aufgabe des Menschen So stellt er seine moralische Rollentheorie in sozialen Beziehungen dar Der Herr verh lt sich als ein Herr das Volk verh lt sich als ein
527. somit die menschliche Grundmotivation der Bezogenheit hergestellt wodurch die metaphysische Dimension der Individualpsychologie unterstrichen wird Diese metaphysische Komponente der Individualpsychologie galt damals als die wichtigste wodurch die Abgrenzung zu Freuds Psychoanalyse deutlich wurde Nach einer langen Zeit in der die Individualpsychologie nach dem 2 Weltkrieg in Vergessenheit geraten war begann Mitte der 60er Jahre in Europa eine neue Identit tsdiskussion mit dem Versuch der erneuten Etablierung der Individualpsychologie Diese Auseinandersetzung f hrt zu zwei unterschiedlichen Gruppierungen innerhalb der psychoanalytischen Richtung Die einen st tzen sich mehr auf die fr hen Schriften Adlers die anderen mehr auf die sozialpsychologischen Arbeiten orientierten sich an den sp teren Schriften Adlers und grenzten sich somit scharf von der Psychoanalyse ab vgl Meyer 2000 320 In Deutschland wird in der Diskussion die Position vertreten die Individualpsychologie als Tiefenpsychologie in der Tradition der Psychoanalyse zu bestimmen ebd dem fr hen Adler gr ere Bedeutung beizumessen Diese Zustimmung f r den fr hen Adler war die nat rliche Konsequenz f r jene die immer nach dem psychoanalytischen Adler gesucht hatten Die Frage ob und wann Adler psychoanalytisch war ist dabei eine Frage unter anderen freilich die die die deutschen Individualpsychologen am meisten interessiert Bruder Bezzel 2000 283 Was d
528. spiele die im maschinellen Bereich nach dem kybernetischen Modell funktionieren bei der das Ziel durch st ndig korrigierte Steuerung der Regelung erreicht wird Die Erkenntnisse der Kybernetik finden auch in der kybernetisch informationstheoretischen Didaktik ihre Anwendung In der P dagogik wird der Prozess der Belehrung und Erziehung als Vorgang verstanden in dem ein Erziehungsobjekt unter st ndiger R ckmeldung und Korrektur zu einem Verhaltensziel gesteuert wird Diese klassische Form der Kybernetik die sog Kybernetik Erster Ordnung beschreibt die Analyse von beobachteten Systemen n mlich die nur von au en gesetzte Sollwerte Ziele verordneten und die geregelten Systemen bei denen das menschliche Verhalten 28 Fragt der Vitalismus nach dem Wozu eines bestimmten Organs oder Organsystems stellt der Mechanismus die Frage nach dem Warum bzw dem funktionellen Wie 53 die h heren kognitiven Funktionen durch Automaten Blockschaltbilder und Relais Revermann 1986 S 196 zu erkl ren versucht wird 3 4 3 Theorie lebender Systeme Die auf die klassische Kybernetik folgende innovative Theorie ist die Theorie der lebenden Systeme Sie bekam den entscheidenden Ansto aus dem Forschungskontext der Kybernetik Sie ist nicht mehr durch das festegelegte lineare Input Output oder Ursache Wirkungs Erkl rungsmodell gekennzeichnet sondern durch die Fragen nach der Selbstorganisation Autonomie und Autopoiese lebe
529. ss die Kindererziehung nach dem Alter und dem Entwicklungsstand des Kindes stufenweise hnlich wie in der heute allgemeing ltigen Einteilung der Entwicklungspsychologie durchgef hrt wurde In dieser Arbeit sollen die inhaltlichen Eigenschaften der traditionellen Kindererziehung betrachtet und grob in zwei Teile unterteilt werden Bis zum 4 oder 5 Lebensjahr ist die psychische F rsorge des Kindes Hauptpunkt der Erziehungst tigkeit durch die Mutter und Gro mutter Ab dem 5 oder 6 Lebensjahr ist der Akzent der Erziehung eindeutig auf die Sittlichkeit gelegt in der vor allem xiao kindliche Piet t das Ziel ist Im Schulkindalter wurde schlie lich die xiao Erziehung sowohl in der Schule als auch in der Familie betont 6 Das universale Familienbild der traditionellen Gesellschaft Koreas geht von der konfuzianischen Weltanschauung aus Das Weltall besteht aus Himmel und Erde Der erstere ist ein m nnliches die letztere ein weibliches er ist der Vater sie die Mutter Glasenapp 1967 136 In gleichem Sinn wird in der traditionelle Gesellschaft die Beziehung zwischen dem Staat und dem Volk ausgelegt Die Familie ist die Kleinform des Staates der Staat ist die Vergr erung der Familie Kum J T 1987 17 240 6 3 4 2 1 Die psychische F rsorge als Grundstein der weiteren Erziehung Wie Adler die Bedeutung der Mutter als die erste Bezugsperson des Kleinkindes hervorhebt wird in der traditionel
530. st das Warten auf die rechte Zeit kein Erzwingen eines Ergebnisses sondern ein Zulassen desselben so da es sich nach seiner eigenen Zeit und Eigenart entfalten kann Cooper 1977 99 Tun im Nicht Tun wu wei ist nur dem Menschen m glich der sich selbst und seiner Umgebung vertraut n mlich dem Menschen der Jen oder Gemeinschaftsgef hl besitzt 260 Sowohl die Individualpsychologie als auch die ostasiatische Philosophie erwartet Heilung durch den Abbau dieses Strebens ostasiatisch Nicht Tun und der Entfaltung des Gemeinschaftsgef hl oder Jen durch Unterst tzung der Selbstt tigkeit in gemeinschaftlichen Beziehungen Tun im Nicht Tun damit das Kind Selbstvertrauen und Lebensmut gewinnt und vor Fehlentwicklungen gesch tzt wird vgl auch B nner 1971 103 7 1 2 Beziehung als Vorbeugung und Heilung Kinder leben in komplexen Beziehungsgef gen Ihr Verhalten ist eine Antwort auf Erfahrungen die sie in den unterschiedlichen Beziehungen machen Ihre Leistungen sind ein komplexes Resultat aus F higkeiten emotionaler Stabilit t und Selbstvertrauen vgl Bleidick 1998 114 welche durch Beziehungen beeinflusst werden Alles was wir an einem Menschen beobachten sind Beziehungen Es sind Haltungen oder noch besser Bewegungen auf etwas zu oder von etwas weg Adler 1994 31 Daher kann es kommen dass Kinder Verhaltensauff lligkeiten oder Lernbeeintr chtigungen aufgrund negativer Beziehungserfahrungen zeigen Wer
531. st und alles Sein in sich umfa t so bewirkt er da Jegliches in Jeglichem ist ebd 313f Jakob B hme bestimmt ebenfalls sein Weltbild durch die Vorstellung des Zusammenhangs von Makro und Mikrokosmos von Natur Mensch und Gott Im Jahre 1600 soll B hme durch den Anblick eines Zinngef es auf das ein Sonnenstrahl fiel auf den Gedanken gekommen sein dass so wie das Sonnenlicht sich erst an der Dunkelheit des Gef es voll Offenbare auch das Licht erst in der Finsternis und das Gute erst im Zusammenhang mit dem B sen recht erkennbar und verst ndlich werde Die Idee dass in der Welt kein Ding ohne seinen Gegensatz seine Widerw rtigkeit existieren kann ist der Ausgangspunkt seiner Lehre vgl B hme 1974 Diese Denkfigur die sp ter bei den Romantikern und bei Hegel als Dialektik bekannt wurde wird in seiner sp teren Schrift wie die Beschreibung der Drey Principien g ttliches Wesens 1619 deutlich nicht aber einfach darin dass sich Gegens tze treffen und einen Prozess bilden sondern in dem Gedanken dass die Gegens tze innerhalb der zugleich als Einheit konzipierten Gottheit selbst liegen oder sich abspielen vgl Ferstl 2001 Im gleichen dialektischen Sinne sieht B hme jedes geschaffene Ding der Welt Nach seiner Grundvorstellung ist der Mensch im wesentlichen identisch mit dem gro en Makrokosmos So verglich B hme den ganzen menschlichen K rper mit dem Makrokosmos Das Inwendige oder Hohle im Leibe
532. stematischen Entwurf einer psychosomatischen Medizin Brachfeld 1966 10 in dem die Betachtungsweise vom Menschen dessen individuelle Reifung erstens auf der Beziehungsebene im Verh ltnis zu anderen Menschen zweitens in der F higkeit Spannungen psychisch zu verarbeiten und drittens auf der K rperebene im Sinne einer zumindest relativen Organminderwertigkeit Biebl 1977 63 voraussetzt Heute wird diese ganzheitliche Betrachtungsweise in verschiedenen klinischen Bereichen bernommen begr ndet somit neue Erkl rungsans tze und Interventionsverfahren vgl Petermann 1996 Besonders die Klinische Kinderpsychologie f r die erst in den 90er Jahre im deutschsprachigen Raum das Interesse erwachte ebd hat sich sehr bem ht den Organismus und seine Umwelt als voneinander untrennbar anzusehen und somit die verschiedenen Wirkfaktoren in einem biopsychosozialen Modell mit einander zu integrieren Dabei l sst sich diese Perspektive durch folgende Aspekte kennzeichnen vgl Magnusson 1996 zit n Scheithauer et al 2000 19 Biologische psychologische und soziale Faktoren sowie die Verhaltensebene des Individuums sind auf allen Analyseebenen funktional miteinander verkn pft Individuen entwickeln sich ganzheitlich als alle diese Ebenen integrierende Organismen die Entwicklung schreitet gleichzeitig auf allen diesen Ebenen voran internale und externale dynamische Prozesse formen den Entwicklungsverlauf biol
533. stimmt somit die Psychologie als die Wissenschaft von der erlebenden und erlebnisf higen Person F r ihn ist die Person eine vielteilige und eigenwertige Einheit die trotz der Vielheit der Teilfunktionen eine einheitliche zielstrebige Selbstt tigkeit besitzt ebd 508 20 21 38 Denk und Lernpsychologische Forschungsprogramme das gestaltpsychologische Denken wird unter den Leitbegriffen Lernen durch Einsicht K hler und Produktives Denken Wertheimer auf denk und lernpsychologische Fragestellungen angewendet und hat durch die Arbeiten von Wagenschein 1970 1992 und Copei 1955 im deutschen Sprachraum f r die P dagogische Psychologie gro e Bedeutung gewonnen Sozialpsychologische Forschungsprogramme die sozialpsychologische Forschung wird die seit den 30er Jahren insbesondere von den nach Amerika emigrierten Berliner Gestaltpsychologen vorangetrieben Der gestalttheoretische Begriffsapparat ist durchaus auf soziale Fragestellungen zu beziehen vgl Graumann 1996 Kurt Lewin bertrug seine Feldtheorie auf Gruppen und bte so einen gro en Einfluss aus Lewin 1963 1968 Dieser Ansatz stellt das Prinzip der Interdependenz in den Mittelpunkt das Ganze einer Situation oder eines Feldes ist somit mehr und anders als die Summe seiner Teile Bedeutende von Asch geleitete Arbeiten zur Personenwahrnehmung bzw Eindrucksbildung fassen die erste mitgeteilte Eigenschaft einer Person als Teil und die G
534. stungen erm glichen durch die Destabilisierung einmal entwickelter aber unbrauchbar gewordener Verschaltungen die Neuorientierung und Reorganisation von bisherigen Verhaltensmustern ebd 632 Jedes Kind das sich wie alle Menschen in ann hernd gleicher Weise nach seiner Geburt zwangsl ufig unfertig und unvollkommen d h minderwertig und herausgefordert f hlt hat das Bed rfnis sich emotional an eine Bezugsperson zu binden So sind die Menschen f r Adler Wesen die wesentlich von einer Gemeinschaft gepr gt und auf diese hin orientiert sind Adler sagte damit Gemeinschaftsgef hl ist nicht angeboren sondern es ist lediglich eine angeborene M glichkeit die es bewusst zu entfalten gilt Wir k nnen uns auf irgendeinen sogenannten sozialen Instinkt nicht verlassen Adler 1981 49 Wenn ein Kind h ufig eine erfolgreiche emotionale Abstimmung mit seiner 197 Bezugspersonen erf hrt entwickelt sich das Gef hl der Zusammengeh rigkeit weiter das in erster Linie durch die Beziehung zur Mutter gepr gt ist und es entsteht Selbstvertrauen d h Vertrauen in die eigene Kompetenz bei der Bew ltigung von Problemen Diese sicheren emotionalen Bindungsbeziehungen oder Beziehungserfahrungen zur Mutter bzw zu den ersten Bezugspersonen in denen individualpsychologisch ausgedr ckt weiterhin das Gemeinschaftsgef hl erweckt und weiter entfaltet wird haben so neurobiologisch einen entscheidenden und nachhaltige
535. sucht werden Dabei gehen Begriffe wie Beziehung Kommunikation Verkn pfung der Menschen miteinander und interaktive Konsensbildung explizit oder implizit von individualpsychologischen und systemisch konstruktivistischen Grundlagen aus Das Gemeinschaftsgef hl welches Gemeinschaftshandeln Akzeptanz und Konsens zwischen Systemen erm glicht wird somit in diesem Kapitel als Grundlage aller Ethik im Sinne einer Reflexion ber die Berechtigung der Anwesenheit des anderen betrachtet und damit als ethische Position der Individualpsychologie dargestellt Darauf begegnet die Individualpsychologie als Beziehungspsychologie den konfuzianischen Beziehungslehren Der Schl ssel zur ostasiatischen Denktradition wird hier in den konfuzianischen und taoistischen Klassikern gesehen Die Gegen berstellung von Konfuzianismus und Individualpsychologie erscheint zun chst unpassend W hrend Adler sein Menschenbild aus religi sen und moral philosophischen Spekulationen ableitet erscheint der Konfuzianismus eher als Morallehre oder Moralphilosophie im Extremfall sogar als Religion Die konfuzianischen Beziehungslehren sind aber nicht blo Verhaltensregeln sondern eine Urpsychologie die sich aus der Logik des Zusammenlebens und aus der sozialen Natur des Menschen ergab so wie die Individualpsychologie Besonders die kosmologische Denktradition in der alle zwischenmenschlichen Verh ltnisse und das Verh ltnis des Menschen Mikrokosmos zur Gemeinschaft oder
536. sychologin Marie Louise von Franz entdeckt 106 wurde vgl Fiedeler 1993 82 haben viele Wissenschaftler ihre Aufmerksamkeit darauf gerichtet Der Arzt Martin Sch nberger 1973 unterstreicht in seinem Buch Verborgener Schl ssel zum Leben besonders eine erstaunliche Korrespondenz der beider Codes Er glaubte dass ber den Gencode hinaus der das Buch des Lebens ausmacht der gesamte Kosmos in gleicher Weise codiert ist und zeigt dar ber hinaus noch viele Parallelen zwischen I Ging und der DNA in Dutzenden von Berechnungen Tabellen und graphischen Darstellungen Die Zahlen 64 und 384 sind dabei die Grundziffern f r beide 34 Das Grundmuster der 64 Hexagramme im Yijing I Ging weist eine vollkommene strukturale und numerische bereinstimmung mit den 64 Nukleotidtripletts der Erbsubstanz DNA auf Diese aber bilden die Grundlage des genetischen Kodes der molekularbiologischen Basis allen Lebens auf der m Erde Franz 1968 zit n Fiedeler 1993 82 ber das Buch Sch nbergers hinaus f gte Walter 1992 neue analoge Perspektive hinzu und ging noch tiefer Sehr konkret legt sie eine dekodierbare Wechselbeziehung zwischen den Aminos uren und Hexagrammen blo zeigte weiterhin dass biochemische Gesetze und alte Weisheiten durch dieses mathematische Muster angeschlossen werden Daraufhin betonte sie dass diese Muster nicht nur den physischen K rper sondern auch die metaphysischen Struk
537. t Luhmann 1975 32 zit n Revermann 1989 483 Der konstruktivistisch systemtheoretische Blickwinkel vermittelt eine ver nderte Priorit tensetzung im Unterricht vom Konzept Lehre Vermittlung F hrung zu Lernen Aneignung Selbstt tigkeit Arnold 1994 171 und von der Fremdsteuerung zur Selbstbestimmung Huschke Rhein 1997 478 Die Selbstt tigkeit oder Selbstbestimmung in Lernproze kann nach Kersten Reich 1997 XI wieder in drei Perspektiven aufgeteilt werden auf die Konstruktion die als Basis aller p dagogischen Handlungen gilt auf die Rekonstruktion als aktive bernahme bereits vorhandener Konstruktionen von Anderen auf die Dekonstruktion als Potential kritischer Neuorientierungen Kreativit t Forschen und Erfinden offene Visionen und Imaginationen Ders 1998 43 erhalten somit bei der Konstruktion einen gro en Stellenwert Dabei sieht man neben der Inhaltsebene des Lernens auch die Notwendigkeit p dagogische Arbeit immer auch auf der Beziehungsebene zu reflektieren und sich damit dem Thema der menschlichen Kommunikation umfassend zu stellen Ders 1997 RX 3 4 6 Systemtheorie als Einheitswissenschaft Wie wir oben bei verschiedenen Autoren gesehen haben sind die systemisch konstruktivistischen Ans tze aus der Kritik an der Kumulation zahlreicher zusammenhanglos entwickelte innerwissenschaftliche Faktoren und disziplin rer Vielfalt entstanden und richten sich zugleich gegen di
538. t versteht Ernst 1997 63f Diese Bildungsideen kamen aus der Kritik an der Entfremdung des Menschen im gesellschaftlichen Prozess und an den mechanistischen Anpassungszw ngen in jenem sthetisierenden Individualismus vgl Nipkow 1977 So griff die sp ter kommende reformp dagogische Bewegung in der Zeit zwischen 1890 und 1930 gerade auf dieses Erbe der p dagogischen Klassiker zur ck Auf der eine Seite wurde die alte Schule wegen ihres autorit ren Lern und Unterrichtsstils des didaktischen Materialismus der berbetonung des Intellekts im Unterricht des Methodenmonismus und der Kluft zwischen Schule und Leben stark kritisiert vgl M rz 1998 Scheibe 1974 397 und auf der anderen Seite wurde ein Kind aus seiner eigenen Lebensmitte heraus verstanden und als Wesen das seine Welt selbst entdeckt das seine Projekte plant und sie selbstt tig mit einer inneren Anteilnahme durchf hrt betrachtet Die Bem hungen zur Entdeckung des Kindes seit Rousseau und Pestalozzi befruchtete in der reformp dagogischen Bewegung die neue Orientierung der P dagogik Vom Kinde aus Key die eine Antithese zur P dagogik Vom Stoffe aus bildete So wie deren Grundtenor bei allen Reformp dagogen stark sp rbar ist bildete die Ganzheit den Hintergrundgedanken f r k nftige Erziehung John Deweys Erziehungsgedanken der praktischen Erfahrung und T tigkeit des Kindes basierte auch auf seiner intensiven Sehnsucht nach Einheit Es w
539. t die gegenseitige Erg nzung der P dagogik mit dem empirischen und normativen Ableitungsmodus durch F rderung der wechselseitigen Kritik der beiden Ans tze unter Respektierung des anderen Standpunktes Bleidick 1985b 66 Hierzu hat Xun Yue 148 209 folgendes gesagt Jemand der Mitmenschlichkeit Jen bt sch digt im Inneren nicht seine nat rlichen Anlagen und u erlich f gt er den Dingen keinen Schaden zu Er handelt nicht dem Himmel oben und nicht den Menschen unten zuwider Er weilt in Aufrichtigkeit und harrt in der Mitte K rper und Geist sind in Harmonie und so zieht er keine schlechten Omina an und sammelt positive Verdienste Darin besteht die Kunst des langen Lebens Ch en 1980 160 zit n Stein 1999 30 34 3 GANZHEITLICHE IMPLIKATIONEN IN DER WISSENSCHAFTSTHEORIE Die Idee der Ganzheit ist uralt hat somit eine tief verwurzelte Tradition Schon von dem griechischen Denker Aristoteles wurde der Begriff der Ganzheit im Rahmen der Naturphilosophie interpretiert und mit modern anmutenden S tzen umschrieben wie z B Das Ganze ist mehr als die Summe der Teile Das gegens tzliche Begriffspaar Teil und Ganzes war seither in der Philosophiegeschichte immer wieder Gegenstand unterschiedlichster Interpretationsans tze vgl Kleinefeld 1997 8 Diese Erkenntnisse des Ganzen gingen entsprechend der zeitbedingt vorherrschenden Anschauungen ber den Menschen und die Welt mal verloren doch sie tauc
540. t 1985a Leibniz Gottfried Wilhelm Metaphysische Abhandlung bers u hrsg v Herbert Herring Hamburg 1985b Lerner Janet W Learning Disabilities Theories Diagnosis and Teaching Strategies Boston 1989 Levinas Emmanuel Die Spur des Anderen Freiburg 1983 L vinas Emmanuel Ethik und Unendliches Gespr che mit Philippe Nemo Graz Wien B hlau 1986 Levinas Emmanuel Jenseits des Seins oder anders als Sein geschieht Freiburg M nchen 1992 Levinas Emmanuel Totalit t und Unendlichkeit Freiburg M nchen 1993 Levinas Emmanuel Zwischen uns Versuch ber das Denken an den Anderen M nchen Wien 1995 Lewin Kurt Feldtheorie in den Sozialwissenschaften Bern 1963 Lewin Kurt Die L sung sozialer Konflikte Bad Nauheim 1968 Li Gi Das Buch der Riten Sitten und Gebr uche aus dem Chin bers u hrsg von Richard Wilhelm D sseldorf K ln 1981 Liangsheng Wu Nelson u Qi Wu Andrew Yellow Emperor s Canon Internal Medicine Chinesisch englische bersetzung des Neijing Suwen und Lingshu Beijing 1999 Lichtwark Alfred Die Kunst in der Schule In Hermann Lorenzen Hrsg Kunsterziehungsbewegung Bad Heilbrunn 1966 S 44 56 Liebrand Margarete Aufmerksamkeitsst rungen und Hyperaktivit t Eine Analyse neurophysiologischer neuropsychologischer und kulturhistorischer Forschungen aus p dagogisch psychologischer Sicht In Z f Heilp dagogik 6 2002 S 228 235 Linde Gerhard Untersuchung zum Konzept der Gan
541. t bilden Zum anderen durch unsere eigene Zugeh rigkeit zum Ganzen durch unser angeborenes Gemeinschaftsgef hl 4 3 4 Individualpsychologie als angewandte Ethik 4 3 4 1 BEGRIFFBESTIMMUNG DER ETHIK In der folgenden Untersuchung was die Individualpsychologie mit Ethik zu tun hat soll deshalb eine Begriffskl rung stehen Der seit Aristoteles verwendete Begriff Ethik leitet sich urspr nglich von dem griechischen Wort ethos Sitte her das etymologisch mit ethnos Volk verwandt ist beide Worte gehen zur ck auf etho was zun chst soviel wie zusammenwohnen und gewohnt sein bedeutet s die gleichartige Bildung im Deutschen von wohnen und Gewohnheit und die Herkunft von Sitte aus situ von eigener Art also die Beobachtung von bestimmten Eigenarten die aus der an Gegebenheiten angepa ten Tradition stammen Ethos kommt also in zwei Varianten vor Zum einen auf das sittliche Bewusstsein das Gewissen des Einzelnen die subjektive Moral bei zwischenmenschlichen Beziehungen zum anderen auf Aufenthalt Ort des Wohnens oder Zuhause Theunissen 1997 13 Vor dem Hintergrund dieses Doppelaspekts verstehen wir unter Ethik die Lehre die jeweilige Situation zu beurteilen um das ethisch sittlich richtige Handeln zu erm glichen Schmidt 1978 165 Eine ihre Hauptaufgabe ist es die Grunds tze allgemeing ltigen sittlichen Handelns zu begr nden sowie die herrschende vorgefundene Moral kritisch
542. t jedem Gef hl von Sozialgesinnung unl sbar verkn pf ist Adler 1976 69 Diese M ngel zwingen den Menschen dazu wenn er berleben will eine Vorstellung von der Erfindung des Gruppengedankens ebd zu entwickeln damit Leben m glich ist Da der Mensch nicht auf eine bestimmte Umwelt festgelegt ist muss er sich seine Umwelt schaffen Diese umgearbeitete Natur hei t Kultur F r diese biologische Selbsterhaltung des Menschen sind dabei der Zusammenschluss und die Kooperation unabdingbar vorausgesetzt Der faktischen Lebensnotwendigkeit des Gemeinschaftslebens mu ein psychologischer Zwang in Richtung auf Sozialit t mu also ein Gemeinschaftsgef hl entsprechen Wexberg 1969 79 In diesem Sinne ist das Gemeinschaftsgef hl die wahre und unumg ngliche Kompensation f r all die nat rlichen Schw chen des Einzelmenschen Adler 1981 49 Alle Kulturerrungenschaften entstehen also erst auf dem Boden des Gemeinschaftslebens das auf dem Vorhandensein eines Gemeinschaftsgef hls gr ndet In dem Sinne leben Menschen sozial aus biologischen Gr nden vgl Hejl 1992 123 4 2 4 2 GEMEINSCHAFTSGEF HL ALS VORAUSSETZUNG DER LEBENSERHALTUNG Menschenkinder die mit vollkommen hilflos zur Welt kommen ben tigen den Schutz ihrer Bezugspersonen weit l nger als andere Lebewesen Adler 1976 69 Biologisch betrachtet ist dabei das Kind von Geburt an eindeutig ein soziales Wesen Kinder denen ihre Bezugspersonen durch verst nd
543. t und seine soziale Rolle als Kind gegen ber den Eltern auch umgekehrt als Ehepartner als Mitglieder der Gemeinschaft oder Mitmensch gegen ber dem N chsten definiert s Kapitel 5 3 1 Hier geht es nicht nur um die Subjekt Objekt Beziehungen sondern um die innere Spannung unterschiedlicher Ich Anteile und deren Spiegelung im Verhaltensprozess gegen ber Anderen vgl Reich u Wei 1997 11 Der Mensch nimmt somit in seinem Sozialisationsprozess sehr unterschiedliche Integrationen des sozialen Anpassungsdrucks vor der insgesamt einen erreichten Stand gesellschaftlicher Funktionalisierung und Differenzierung ausdr ckt ebd Die Integrationen des sozialen Anpassungsdrucks setzt sozialisatorische Interaktionen voraus da die menschliche Entwicklung Sozialisation ohne das Interesse an anderen und deren Beachtung nicht m glich ist Dieser emotionale Zustand in dem sich einer f r den anderen interessiert und auf ihn achtet ist der Zustand des verinnerlichten Gemeinschaftsgef hls im Adlerschen Sinne und auch der Zustand von Jen im konfuzianischen Sinne hier sei an die Bedeutung des chinesischen Zeichens Jen das Mensch und zwei oder Menschen der nach einem anderen die Arme ausgestreckt bedeutet nochmal erinnert Jen und Gemeinschaftsgef hl sind Produkte von Beziehungen genauer gesagt die Vergegenst ndlichung der angeborenen M glichkeit durch Beziehungen und zugleich weitere Beziehungskonstruktionen Sie sind ein B
544. te die Weltzivilisation nach dem Entwicklungstand des Freiheitsbewusstseins der alte Orient die griechisch r mische Antike die europ isch christliche Welt Die Orientalen wissen es noch nicht dass der Geist oder der Mensch als solcher an sich frei ist F r sie ist nur einer frei der Despot dessen Freiheit eben darum nur Willk r ist in den Griechen ist erst das Bewu tsein der Freiheit aufgegangen aber die Freiheit ist noch nicht aus der Tiefe des Geistes wiedergeboren Deshalb sind f r sie wie auch f r die R mer einige frei erst die germanischen Nationen sind im Christentum zum Bewu tsein gekommen da der Mensch als Mensch frei ist dass alle frei sind Hegel 1992 31 Seine Kernthese besteht darin dass er die Weltgeschichte als Fortschritt im Bewusstsein der Freiheit interpretiert Der Begriff der Freiheit wird unten noch n her ausgef hrt Auch bei Karl Marx 1818 1883 der sich selbst als Weltb rger sieht und im Gegensatz zu Hegel die bewegenden Kr fte der Geschichte nicht im Bewusstsein sondern im Sein d h in den wirklichen Individuen ihre r Aktion und ihre r materiellen Lebensbedingungen MEW Bd 3 21 sah scheint aber seine Erkenntnisse ber den Orient nicht anders als Hegel aus dem traditionellen Vorurteil zu ziehen Marx versucht 1859 im Vorwort Zur Kritik der politischen konomie einen berblick ber die Folge der gro en Epochen der Geschichte der Klassengesell
545. temdenken kann charakterisiert werden als ein integrierendes zusammenf gendes Denken das auf einem breiten Horizont beruht von gr eren Zusammenh ngen ausgeht und viele 3 Sie betont den Erwerb grundlegender F higkeiten um in einer aus vielen Kulturen bestehenden Gesellschaft zu leben Dies beinhaltet akademische pers nliche zwischenpers nliche kommunikative und konomische Bereiche 4 Sie versucht p dagogische Entscheidungen und Praktiken pers nlich zu machen Zu diesem Zweck beabsichtigt sie den Lernenden in den Proze seiner eigenen Erziehung miteinzubeziehen 5 Sie anerkennt die wichtige Rolle von Gef hlen und verwendet pers nliche Werte und Wahrnehmungen als integrierte Teile des Erziehungsprozesses 6 Sie entwickelt ein Lernklima das pers nliches Wachstum f rdert und das von den Lernenden als interessant verstehend unterst tzend und angstfrei empfunden wird 7 Sie entwickelt in den Lernenden einen echten Respekt f r den Wert des Mitmenschen und die F higkeit Konflikte zu l sen 52 Einflu faktoren ber cksichtigt das weniger isolierend und zerlegend ist als das bliche Vorgehen Ulrich u Probst 1990 11 Es ist von seinen Anfang her interdisziplin r universell versucht somit neben physischen und biologischen auch psychische und soziale Ph nomene zu erkl ren Die Idee eines interdisziplin ren universellen Forschungsansatzes unter dem Namen general systemtheory stammt von Ludwi
546. tes Denken Bd 1 und Bd 2 Stuttgart 1970 Wagenschein Martin Verstehen lehren Genetisch sokratisch exemplarisch Weinheim 1992 Waldenfels Bernhard Der Stachel des Fremden Frankfurt a M 1990 Waldenfels Bernhard Herausforderung durch das Fremde Japanisch deutsches Kolloquium zur Bedeutung der Geisteswissenschaften 1996 http www kelc or jp humboldt fest htm Walter Katya Chaosforschung I Ging und genetischer Code Das Tao des Chaos M nchen 1992 286 Walther Birgit Nahrungsphosphat und Verhaltensst rung im Kindesalter Ergebnisse einer kontrollierten Di tstudie In Hans Christoph Steinhausen Das konzentrationsgest rte und hyperaktive Kind Stuttgart Berlin K ln 1982 S 111 143 Waltjen Tobias et al Forschungsbericht Ganzheitsmedizin Dokumentation Information und Kommunikation http www magnet at Wissensarchiv BM Einfuehrung html Wancura Ingrid Zum ganzheitlichen Denken in der traditionell chinesischen Medizin In Christian Thomas Hrsg Auf der Suche nach dem ganzheitlichen Augenblick Der Aspekt Ganzheit in den Wissenschaften Z rich 1992 S 83 85 Washington LeAnna Psychopharmaka sind der falsche Weg Internationale Wochenzeitung Neue Solidarit t Nr 34 23 08 2000 Watson James u Crick Francis A structure for deoxyribose nucleic Acid In Nature 171 1953 S 737 738 Watzlawick Paul M nchhausens Zopf oder Psychotherapie und Wirklichkeit Bern u a 1988 Watzlawick Paul Beavi
547. tet Das Denken ist in diesem Sinne eine seelische Instanz in der der Mensch sich Bedeutungen Sinn und konsistente Erkl rungen auch im Bereich der zwischenmenschlichen Beziehungen konstruiert Ob ein Mensch dem Gro en oder dem Kleinen in sich folgt h ngt somit davon ab wie ein Mensch sich die Welt konstruiert Wenn der Mensch das H here besonders wichtig nimmt so kann es durch das Niedrigere nicht geraubt werden ebd Das H here bedeutet hier das Tao Weg und der Weg dem der Mensch folgen soll n mlich das menschliche Tao ist das Jen zwischenmenschliche G te Wie oben gesagt ist das Wort Jen zusammengesetzt aus dem Wort Mensch und dem Zahlwort Zwei es bedeutet damit Zuneigung oder Kommunikationsneigung zu anderen Erst durch diese zwischenmenschliche G te Jen wird der Mensch zum Menschen Der Mensch der den Gro en in sich folgt oder das H here wichtig nimmt m chte die wesentliche Jen Natur des Menschen verwirklichen w hrend der der dem Kleinen in sich folgt dies au er Ach l sst Mit Adlers Worten Jener verh lt sich als Teil der ganzen Menschheit Er f hlt sich zu Hause in einer Vorstellung der Welt die so nah wie m glich an die wirkliche Welt herankommt er hat Mut und common sense soziale Funktionen die bei allen Fehlschl gen frustriert sind Er ist bereit die Vorteile unseres gesellschaftlichen Lebens anzunehmen und ist ein guter Verlierer wen er auf Nachteile st t
548. tiges In Beziehung Setzen zu sich selbst zu den anderen und zur Welt Es ist die Beziehung aus der das Kind entsteht bzw in die es hineingeboren wird die grundlegend ber seine Chancen entscheidet sich ungest rt zu entfalten Es ist 76 dann die Beziehung zur Mutter bzw zu den ersten Bezugspersonen die seine weiteren Entwicklungsm glichkeiten bestimmt Und ber die Beziehung zur Mutter zum Vater und evtl zu Geschwistern w chst seine Beziehung zu sich selbst Von klein auf entwickelt das Kind sein Selbstbild und sein Selbstwertgef hl die ihm anzeigen welchen Stellenwert es in seiner Beziehung zur Umwelt einnimmt Antoch 1994 9 Der Lebensstil einer Person ist das Ergebnis eines Dialogs zwischen dem Individuum und seiner Umgebung Allen inneren Strukturbildungen geht die Beziehungserfahrungen voraus Nun stellt sich die Frage wie der Lebensstil seine Beziehungswirklichkeit konstruiert Im Lebensstil erscheint die Welt als so und nicht anders denn Wirklichkeit ist was im Lebensstil f r wirklich gehalten wird Stilbildung ist in diesem Sinne Wirklichkeitserzeugung Die Wirklichkeit ist daher nicht von der Art und Weise ihrer Darstellung zu trennen Die begriffliche Vorstellung die Auffassung einer Tatsache ist niemals als Tatsache selbst Aus genau diesem Grunde nehmen all die in derselben Faktenwelt lebenden Menschen unterschiedliche Formen an Jeder Mensch formt sich gem seiner pers nlichen Auffass
549. tik der geschichtlich gesellschaftlichen Welt die dem Individuum von seinem eignen Erleben her unmittelbar zug nglich ist w hrend die Natur nur hypothetisch erschlossen und durch die Verbindung abstrakter Begriffe ausgedr ckt werden kann Dieser in den Naturwissenschaften nicht gegebene Zusammenhang zwischen Leben und Wissenschaft bestimmt auch den weiteren Aufbau der Geisteswissenschaft vgl Bartels 1970 Rodi 1996 So ist die von ihm initiierte Geisteswissenschaftliche P dagogik am Anfang ihrer Epoche Dahmer u Klafki 1968 angelangt W hrend Herbart blicherweise als der Begr nder der wissenschaftlichen P dagogik oder als Wegbereiter der mehr naturwissenschaftlich bestimmten Str mungen der P dagogik bezeichnet wird ist Dilthey in diesem Sinne der Urheber der Geisteswissenschaften vgl Linde 1984 11 50 Generationsabl sung in der Erziehungswissenschaft wurde eine Konzeptverschiebung vom hermeneutisch pragmatischen zur sozialwissenschaftlich empirischen Disziplin durchgef hrt Curriculumbewegung und programmierter Unterricht waren eine Folge solcher Tendenzen in der man mit technologischen Optimismus hoffte Erziehung nun unter Kontrolle zu bringen und alles machbar zu machen Die Idee der Ganzheit in der P dagogik ist jedoch nicht gescheitert Denn Ganzheit ist keine sprachliche Entfremdung sondern eine Reformformel f r k nftige Erziehung ohne in Rechnung stellen zu m ssen wann und wie oft die fr
550. tr umen ohne da all dies bestimmt bedingt eingeschr nkt gerichtet w re durch ein ihm vorschwebendes Ziel ebd 31 Das menschliche Seelenleben ist also durch ein fiktives Ziel bestimmt ebd Wenn ein Mensch sich minderwertig f hlt m chte er dieses Gef hl zwangsl ufig kompensieren Dies ist eine Tendenz zur Sicherung des Selbstwertgef hls zum Streben nach oben Diese Ziele des Strebens k nnten sozial n tzlich sein oder sozial unn tz und fiktiv Setzt der Mensch in der unn tzlichen Seite des Lebens seine Ziele f hrt das zu Neurosen Der Neurotiker tut aber so als ob er produktiv gearbeitet h tte Alle menschliche Ausdrucksbewegungen das F hlen Denken Wollen Handeln Tr umen und die psychopathologischen Ph nomene sind auf einen fiktiven Endzweck gerichtet Aus dieser selbstgesetzten Zielstrebigkeit erw chst die Einheit der Pers nlichkeit Adler 1974a 23 Durch diese Zielgerichtetheit wird noch deutlicher dass das Individuum mehr durch das zielstrebige nach Vollendung dr ngende individuelle sch pferische Gestalten bestimmt ist als durch Heredit t oder durch Milieueinfl sse Adler 1982b 192 Obwohl objektive Faktoren wie Anlage objektives Erlebnis und Milieu die Bildung des Lebensplanes 64 Endzwecks beeinflusst ist letzteres doch deren subjektive Einsch tzung die in einem gewissen freilich oft wunderlichen Verh ltnis zu den Realien steht Adler 1974a 23 So ist das
551. trisches Kommunikationsmodell n mlich ein Model des Zusammenlebens verstehen werden 228 Verhaltensauff lligkeiten sind danach psycho soziale Ph nomene in zirkul ren Interaktionsmustern Vor diesem Hintergrund soll im n chsten Kapitel die traditionelle koreanische Familienerziehung in der die zwischenmenschliche Beziehung die grundlegendste Erziehungsmethode ist und deren heutige p dagogische Bedeutung betrachtet werden Dabei werden insbesondere die drei fr hf rdernden und prophylaktischen Beziehungsarten die in der traditionellen koreanischen Gesellschaft als Erziehungsmethode f r Kinder bevorzugt werden beachtet Die vorgeburtliche Erziehung Tai Kio durch die liebevolle Beziehung der Mutter zu ihrem ungeborenen Kind die Erziehung zur kindlichen Piet t Xiao durch die g tige Beziehung zwischen Eltern und Kind die Erziehung zur zwischenmenschlichen G te Jen durch die erweiterte Beziehungen in der Schule 6 3 4 Beziehung als Fr hf rderung und Prophylaxe Bevor Korea modernisiert wurde war die konfuzianische Gesellschaft aus politischer Sicht eine asiatische Feudalgesellschaft aus sozialer eine Klassengesellschaft und aus wirtschaftlicher eine Agrargesellschaft in der die Hauswirtschaft von der Arbeitskraft der Familie abh ngig war In einer solchen Gesellschaftsstruktur hatte sich das Gro familiensystem entwickelt und die Geburt eines Kindes bedeutete die Verst rkung der Zahl der Arbeitskr fte in d
552. ts nicht den Lehrer sondern den Sch ler stellten und sich um die Pflege und Entfaltung der Selbstt tigkeit des Sch lers k mmerten sind nichts anderes als die p dagogische Grundlage von Key die in ihrem Buch Das Jahrhundert des Kindes die P dagogik Vom Kinde aus begr ndete oder die Montessoris die die Selbstt tigkeit der Sch ler in den Mittelpunkt der P dagogik stellte oder die Deweys der die P dagogik des Pragmatismus gr ndete oder die Adlers der sich Deweys Erziehung und sozialen Reformen besonders verbunden f hlte oder die des amerikanischen PL public law 94 142 The Education for All Handicapped Children Act vgl Lerner 1989 54 97 das das IEP individualized educational program seit 1977 in Kraft setzte Diese psychologisch und p dagogisch verwertbaren Ideen des Konfuzianismus stehen im Grunde den reformp dagogischen Ans tzen unserer Zeit sehr nahe und k nnen f r Kinder mit speziellen Erziehungsbed rfnissen wie z B Kinder mit Verhaltensproblemen oder Lernbeeintr chtigungen sehr bedeutsam sein 253 7 _ZUSAMMENFASSENDE BERLEGUNGEN UND SCHLUSSBEMERKUNGEN 7 1 Zusammenfassende berlegungen Die vergleichende Untersuchung der Erziehungsideen von ostasiatischer Philosophie und Individualpsychologie zeigte dass beide Erziehungsideen trotz ihrer Eigenheiten Gemeinsamkeiten in tieferem Sinn haben Im kulturellen Dialog zwischen Individualpsychologie und stlicher Philosophie liegt die grund
553. ts unbestimmte Abstraktionen und andererseits wirkliches unmittelbares Bewusstsein das sich dadurch ins Magisch Phantastische verliert Um nur einige von ihm h ufig wiederholte Behauptungen zu zitieren Bei einer einzelnen Nation mag es wohl der Fall sein da ihre Bildung Kunst Wissenschaft ihr geistiges Verm gen berhaupt statarisch wird wie dies etwa bei den Chinesen z B der Fall zu sein scheint Hegel 1971 22 Der Geist geht wohl im Orient auf aber das Verh ltnis ist noch ein solches da das Subjekt nicht als Person ist sondern im objektiven Substantiellen welches teils bersinnlich teils auch wohl mehr materiell vorgestellt wird als negativ und untergehend erscheint So unbestimmt die Substanz der Orientalen ist so unbestimmt frei unabh ngig kann auch der Charakter sein Es existiert nicht das Gewissen nicht die Moral es ist nur Naturordnung Die Folge davon ist da hier kein philosophisches Erkennen stattfinden kann ebd 119 120 So ist das Orientalische aus der Geschichte der Philosophie auszuschlie en ebd 121 Auch Konfuzius erscheint bei Hegel nicht mehr als ein praktischer Staatsmann so sagte Hegel der spekulativer Philosoph findet sich nicht bei ihm nur gute t chtige moralische Lehren worin wir aber nichts Besonders gewinnen k nnen ebd 142 20 Demzufolge klassifiziert er in den Vorlesungen ber die Philosophie der Geschich
554. tschlands konkreter beschrieben um eine geeignete Institutionalisierung zu erreichen Die Hilfsschule ist f r diejenigen bestimmt die derart geistig geschw cht sind da sie an dem Unterrichte in einer Volks bzw B rgerschule nicht mit Erfolg teilnehmen k nnen Abzuweisen sind Kinder die an Schwachsinn h heren Grades sowie an Bl dsinn leiden blinde und taubstumme Kinder epileptische Kinder geistig normale Kinder welche in der Ausbildung zur ckgeblieben sind Kinder welche nur in einzelnen Unterrichtsf chern schwach sind sittlich verkommene Kinder Kielhorn 1899 26 zit n Kanter 1998 10 Durch diese Hilfsschulkonzeption ist eine ganz neue Sch lerschaft d h eine ganz neue Behinderungsgruppe konstruiert worden die als nicht normal entwickelt und zu schwach bef higt verstanden wird um vom Volksschulunterricht profitieren zu k nnen aber sie sollten auch nicht auf der Stufe der Bl dsinnigen Geistigbehinderten stehen die berhaupt nicht mehr schulbildungsf hig seien Sie sollten also eine Sch lergruppe sein die irgendwo in der Mitte zwischen normal gebildeten und bl dsinnigen Kindern steht Sie wurden daher mit unterschiedlichen Begriffen bezeichnet als z B die letzten in der Classe die geistig Schwachen Halbidioten als schwachbef higt schwachbegabt oder schulbildungsf hig schwachsinnig usw vgl Schr der 1996 Bevor die Hilfsschule als eigenst ndige Schulform institut
555. tsteams Auf Grund dieser ideologischen Grundlage der Individualpsychologie und der ostasiatischen Beziehungslehre zeigt sich auch bei den in Kapitel 6 2 und 6 3 betrachteten Interventionsma nahmen eine deutlicher Unterschied zu anderen therapeutischen Modellen Vor allem geht die Ma name vom Verst ndnis f r das gest rte Kind aus folgt aber nicht dem Einzelsymptom es ist die beste Methode sich in ein Kind einzuf hlen sich mit ihm zu identifizieren um es dadurch besser verstehen zu k nnen Adler 1973c 90 und es ist auch der einzige Weg die Struktur des Seelenlebens eines gest rten Kindes urspr nglich umzuorientieren geht die Ma nahme stereometrisch bei der Untersuchung der Rolle der Bezugspersonen der Auswahl des Raums und des Zeitplans vor wir werden eine horizontale Untersuchung vornehmen wie diese Selbsteinsch tzung an anderen Stellen zum Ausdruck kommt zur Bewegung wird Wir werden auch eine vertikale Untersuchung einleiten Erscheinungen der Gegenwart mit den Besonderheiten der Vergangenheit des Kindes vergleichen ebd 42 Sie verlangt von den Erziehern Eltern und rzten ebenfalls eine stereometrische Rolle d h lehrende Eltern m tterliche Lehrer und erzieherische rzte zu sein Der Ort der Therapie wird auch nicht auf eine Stelle eingeschr nkt sondern auf die ganze Gesellschaft bezogen z B kann das Kind in der Familien und Schulgesellschaft Gemeinschaftsgef hl aufbauen und
556. turen in der Psyche oder Seele Walter 1992 15 formen Die Genbiologie liefert uns ein Abbild der Materie das I Ging liefert ein Abbild der Seele ebd Sie beide erfassen denselben Rhythmus von gemustertem Chaos aber dem Westen hat er sich in der Materie im genetischen Code offenbart w hrend ihn der Osten schon seit langem als ein geistiges Muster in Form des I Ging gekannt hat ebd 14 Das Leben entsteht jedoch nur dadurch dass dieses dynamische Muster die qualitative H herentwicklung im Geistigen ebenso wie die quantitative Vereinigung jener Materie Energie Verbindung im K rper bewirkt ebd Materie und Energie sind in diesem Sinne nur unterschiedliche Aspekte des gleichen lebenden Etwas Dies wird schon durch die Verwandelbarkeit von Materie in Energie m ec angedeutet Materie und Energie oder Leib und Seele sind somit weder zu trennen noch zu vereinen In der stlichen Gedankenwelt ergeben beide zusammen ein Ganzes das nicht aus Teilen besteht Es ist das gleiche Prinzp so wie es weder Yin noch Yang f r sich gibt sondern es nur Yin und Yang zusammen gibt In diesem Sinne existiert in der chinesische Philosophie kein Begriff der Substanz im europ ischen Sinne Der K rper und die Seele sind keine Substanz bestehen so nach den alten Chinesen gleicherma en aus dem Chi dessen Wesen die Kraft oder die Energie ist Nach dem Neokonfuzianer Chu Hsi 1130 1200 macht das reine u
557. tzung des Lebens Das Leben ohne zwischenmenschliche Beziehung die zwischenmenschliche Beziehung ohne Gemeinschaftsgef hl also das Leben ohne Gemeinschaftsgef hl ist in individualpsychologischem Sinne nicht vorstellbar Der Fall des merkw rdigen Experiments des Hohenstaufenkaisers Friedrich II zeigt uns deutlich dass ein der Natur berlassener Mensch ohne soziale Bindung durch die das Gemeinschaftsgef hl erweckt wird sich kaum zum Menschen d h zum sprach und handlungsf higen Subjekt entwickelt wird So berichtet der Chronist Salimbene von Parma im Jahr 1268 ber das Experiment mit dem der Kaiser die Ursprache des Menschen herausfinden wollte Zu diesem Zweck bergab er W rterinnen und Ammen eine Anzahl der Neugeborener zur Aufzucht mit dem Auftrag ihnen die Brust zu reichen und die beste Pflege zu garantieren aber mit dem strengsten Verbote jemals mit oder vor ihnen ein Wort zu sprechen Leider scheiterte das Experiment kl glich denn alle Kinder starben im fr hesten Alter So lautet das Urteil des Chronisten Salimbene denn sie verm chten nicht zu leben ohne das H ndepatschen und das fr hliche Gesichterschneiden und die Koseworte ihrer Ammen und N hrerinnen Eberhard 1992 191 Die soziale Bindung und Kommunikation sind das tragende Fundament der menschlichen Existenz So sagte auch Rattner 1969 38 soziale Austauschprozesse sind f r den Menschen gleich bedeutsam wie Atmung und Ern hrung Bei diesbez glichem
558. uf diese was mit einer Pr parierung desselben zum physikalischen Konstrukt oder Gestell einhergeht Symbol dieser Auffassung ist die Maschine f nftens die anthropozentrische Einstellung die dem Menschen eine Herrschaftsrolle gegen ber der Natur zuweist ebd 7 In verschiedenen zivilisationskritischen Theorien ist die moderne Gesellschaft durch eine tiefgreifende Kulturkrise gekennzeichnet n mlich durch die Entfremdung des Menschen von der Natur von seiner Arbeit seinen Mitmenschen und von sich selbst durch den Verlust traditioneller Werte durch ein Gef hl der Sinnlosigkeit trotz materiellen 35 Wohlstandes durch die Identit tskrise vieler Menschen und durch psychosoziale Probleme usw Durch das Bed rfnis nach einem neuen alternativen Paradigma wurde die Ganzheit sowohl im mitmenschlichen Umgang als auch im Verh ltnis von Mensch und Natur vermehrt eingefordert K chy 1997 5 Dabei trafen die europ ische Existentialphilosophie die sich parallel zur Existentialphilosophie entwickelnde Ph nomenologie der europ ische Humanismus und die Gestaltpsychologie auf hohes Interesse und beeinflussten entscheidend die humanistische Orientierung in Wissenschaft und Gesellschaft Aus diesen Str mungen entstand auch die Humanistische Psychologie zu deren Vorl ufern Alfred Adler z hlt vgl Quitmann 1996 Hinte u Runge 1994 B hler u Allen 1983 Wenn wir uns daran erinnern dass das Gedankengut der oben gena
559. ugenden Lebensplans 3 Wie kann man es von einem bestehenden Leidenserlebnis befreien Umerziehen oder Umformen des Lebensstils Wie wir bei der Suche nach Interventionsm glichkeiten f r Kinder mit Verhaltensst rungen und Lernbeeintr chtigungen feststellten vgl Kapitel 6 2 u 6 3 sind diese drei Vorg nge in der Psychotherapie oder der p dagogischen Intervention notwendig Im individuell differenzierten Unterricht betont die konfuzianische P dagogik dass alle erzieherischen Handlungen sowohl die das Gute f rdernden als auch vor falschem Verhalten bewahrenden Ma nahmen zum richtigen Zeitpunkt und sch lerzentriert vollzogen werden m ssen Dabei handelt es sich um Vorbeugung von Fehlentwicklungen um eine treffende F rderung die der Entwicklung des Sch lers entspricht und um eine Gestaltung der Klassengemeinschaft als Erziehungshilfegruppe Man Lehrer verhindert die Fehler che sie sich zeigen das ist Vorbedacht Man handelt wenn es so richtig ist das ist Zeitgem heit Man verletzt nicht den Takt beim Handeln das ist Anpassung Man l t die Sch ler aufeinander schauen und bessert sie dadurch das ist gegenseitiges Abschleifen Will man etwas das sich schon zeigt verbieten so trifft man auf Widerstand und setzt sich nicht durch Will man erst wenn die Zeit vor ber ist lernen so macht man sich bittere M he und erreicht doch schwerlich etwas Lernt man einsam und ohne Freunde so wird man ein Sonderli
560. um Rechten leitet ist der Weg Was den Weg ausbildet ist die Erziehung Li Gi 27 Hier wird der Weg Tao als sittliche Vernunft verstanden wobei die Erziehung die sittliche Vernunft im Menschen entfaltet Auf diese Grundlage wurde das Ziel der konfuzianischen Erziehung gestellt die Konfuzius als beste Vollendung der seelischen Leistung n mlich die Verwirklichung des Jen s Kapitel 5 3 2 und Menzius als Vollendung der menschlichen G te jen i li und chi darstellte Schlie lich ist die Erziehung im Konfuzianismus der Schl ssel f r die Entwicklung und die Reife der Pers nlichkeit des Menschen 154 Im Zusammenhang mit der konfuzianischen Erziehungstheorie entsteht eine Hypothese ber die menschliche Fehlentwicklung Ein Mensch der sozusagen fehlerhaft oder unedel ist wurde entweder nicht oder nicht richtig erzogen Die These basiert wiederum auf der dualistischen Auffassung der Entwicklung des Menschen im Konfuzianismus Die sittliche Autonomie des Menschen muss durch Erziehung entfaltet werden dagegen entwickeln sich die sinnlichen Bed rfnisse automatisch Wenn die Erziehung dem Menschen nicht zuteil wird hei t es die sittliche Autonomie stagniert oder geht verloren w hrend die sinnlichen Bed rfnisse weiter heranwachsen Demzufolge liegen die sinnlichen Bed rfnisse au erhalb der Kontrolle der geistig moralischen Autonomie Erziehung bedeutet nicht nur die Entfaltung der sittlichen Autonomie sondern auch die
561. und Selbstbeziehung 7 als Repr sentation oder Spiegelung des Alls Gloy 1996 43 Substantialit t Nach Leibniz sind die Monaden nichts anderes als eine einfache Substanz die als Element in das Zusammengesetzte eingeht Sie ist einfach d h sie hat keine Teile Leibniz 1966 Monadologie 1 Obwohl Leibniz diese Definition nicht hinreichend erkl rt hat versteht man seit Aristoteles unter diesem Begriff der unteilbaren Substanz den eigentlichen Urgrund des Seienden das selbst ndig seiende tatf hige Wesen Alle zusammengesetzten Dinge bestehen aus diesen einfachen Substanzen Diese Substanz Monade entsteht und vergeht jedoch anders als das Zusammengesetzte Das Zusammengesetzte entsteht und vergeht auf nat rlichem Wege das hei t es setzt sich aus Teilen zusammen und zerf llt wieder in diese Monaden k nnen als wahre letzte Teile jedoch nicht in Teile zerfallen 4 oder sich aus Teilen zusammensetzen 5 und weder Ausdehnung noch Gestalt oder irgendeine andere M glichkeit der Teilbarkeit besitzen 3 Einfachheit Da die Monaden keine Fenster haben durch die etwas hinein oder heraustreten k nnte 7 k nnen sie weder eine Substanz noch eine Bestimmung von au en in sich aufnehmen Dadurch kann auch niemand Monaden von au en ver ndern Weil ja u erliche Dinge auf das Innere einer Monade keinen Einfluss haben k nnen 11 entsteht die Ver nderung der Monaden nur aus einem i
562. und Nichtgut ebenso wie das Wasser keinen Unterschied zwischen Ost und West kennt Mong Dsi sprach Sicherlich kennt das Wasser keinen Unterschied zwischen Ost und West ist aber auch kein Unterschied zwischen oben und unten Die menschliche Natur neigt zum Guten wie das Wasser nach unten flie t Unter den Menschen gibt es keinen der nicht gut w re ebenso wie es kein Wasser gibt das nicht abw rts flie t Man kann das Wasser wenn man hineinschl gt aufspritzen machen da es einem ber die Stirn geht man kann es durch eine Wasserleitung treiben da es auf einen Berg hinaufsteigt aber ist das etwa die Natur des Wassers Es ist nur die Folge u erer Bedingungen Ebenso ist die menschliche Natur so beschaffen da man sie dazu bringen kann nicht gut zu sein Menzius VV A2 Die antike chinesische Philosophie geht davon aus dass der Mensch so geschaffen ist dass er einfach nicht anders kann als Gutes zu tun wenn man seinen von Natur aus gegebenen F higkeiten freien Lauf l sst 255 Um es mit Begriffen von Alfred Adler auszudr cken Das Gemeinschaftsgef hl das von Natur aus gegeben ist wird in der Seele des Kindes bodenst ndig und verl sst den Menschen nur unter den schwersten krankhaften Ausartungen seines Seelenlebens Es bleibt durch das ganze Leben nuanciert beschr nkt oder erweitert sich und erstreckt sich 1966 51 Sowohl das Gemeinschaftsgef hl als auch die konfuzianische zwischenmenschl
563. und Prophylaxe Tai Kio 0seneennnennnenenennnn Famili re Beziehungen als Erziehung sen u Die psychische F rsorge als Grundstein der weiteren Erziehung Die kindliche Piet t Xiao als Erziehungsprinzip nennen Die Beziehungen in der Schule a nee 7 ZUSAMMENFASSENDE BERLEGUNGEN UND SCHEUSSBEMERKUNGEN u 05 2s52 4 een 7 1 ZUSAMMENFASSENDE BERLEGUNGEN sseesssessseossscossecssscssseossoosscesseessseossseesseess 7 1 1 Erziehen hei t Auswirkenlassen in den Beziehungen 7 1 2 Beziehung als Vorbeugung und Heilung ennnnnennennnn 7 2 SCHLUSSBEMERKUNGEN ssesseesoessessoesoosseesoesooesoesoesoossoesoeseoesoessessossoossessoesoossossoseeoe LITERATUR 1er een eo hoa oaos tasis vo buSo opns so nBr Seros ne koiote 1 EINLEITUNG Kinder werden unabh ngig von ihrem Willen von der Welt und Zeitepoche in die sie geboren werden gepr gt Sie erleben die von ihnen vorgefundene Welt durch Auseinandersetzung mit vorhandenen sozialen und materiellen Lebensbedingen Die Frage danach wie ein Kind sich entwickelt darf somit nicht auf die Frage beschr nkt werden welche biologisch sozialen Lebensbedingungen ihm gegeben sind Genauso wichtig ist auch die Frage wie das Kind diese Lebensbedingungen f r sich nutzt Neben den Umweltanforderungen ist die F higkeit eines Kindes sich in der vorgefundenen Welt zurechtzufinden ein wichtiges Kriterium um den P
564. und Prophylaxe bei kindlicher Fehlentwicklung in erzieherischen Beziehungserfahrungen ae ee 203 6 2 4 1 Erziehung in der Familie su ewekiet Belinea 204 6 2 4 1 1 Soziale Beziehung zwischen Mutter und Kind eeeeenenennennen 205 6 2 4 1 2 Ermutigung als Erziehungsprinzip in der Familie nnennen 206 6 2 4 1 3 Ermutigen hei t von den St rken ausgehen uussennenneneenennneneennnn 208 6 2 4 2 Schulische Intervention an ee se erregte 210 6 2 4 2 1 Die Gestaltung einer sozialen Sch le u n uu ns 210 6 2 4 2 2 Verwirklichung der Ermutigungsp dagogik ennennennnnennenennnn 212 6 2 4 2 3 Gruppenp dagogik durch die Gestaltung der Klassengemeinschaft 215 5 6 3 6 3 1 6 3 2 6 3 3 6 3 4 6 3 4 1 6 3 4 2 6 3 4 2 1 6 3 4 2 2 6 3 4 3 DAS KONFUZIANISCHE VERST NDNIS VON VERHALTENSST RUNGEN UND LERNBEEINTR CHTIGUNG UND DIE ERZIEHERISCHEN INTERVENTIONSMABNAHMEN seesessssssnsssnsnsssssensonsnsnsnssnsnsssnnsnsssnsnnssssessnssssnensssssssen Die Begriffe Gesundheit und Krankheit im alten Ostasien ee Entwicklungsauff lligkeiten als Wechselbeziehungsst rung des Systems Verhinderte Wirklichkeitskonstruktion 2202240220ensensenseesnensnnseensennee nenn Beziehung als Fr hf rderung und Prophylaxe enneneenenn Die vorgeburtliche Beziehung zur Mutter als Erziehung im Sinn der Fr hf rderung
565. und dargestellt haben W hrend Adler die Entstehung und die Entwicklung psychischer St rung in seinem ausgearbeiteten Modell mit den zentralen Begriffen Minderwertigkeitsgef hl Lebensstil Selbsteinsch tzung Kompensation Gemeinschaftsgef hl usw bezeichnet und theoretisiert hat wird sie im Konfuzianismus mit den Ausdr cken wie Verlorengehen des menschlichen Herzens Rhythmus im Innern Entkr ftung fehlende Reife der vier menschlichen Keime G te usw sehr abstrakt erkl rt Eine Systematisierung des Normaltypus wurde vom Konfuzianismus nicht geleistet Obwohl beide psychologischer Darstellungen menschlicher Entwicklung und Fehlentwicklung nur schwer zu vergleichen sind sind sie sich grundlegend dar ber einig dass die Einwirkung der Umwelt als keine unbegrenzt kausale Bedeutung Adler 1982b 250 und als durch die individuelle Stellungnahme bedingt Spielmann 1935 50 gesehen wird Die vom Konfuzianismus ausgedr ckte oben genannte seelische Zuneigung und Abneigung darf nicht auf traditionelle Lerntheorie wie Behaviorismus bedingte Reaktion oder Konditionierung begrenzt verstanden werden Zuneigung oder Abneigung ergeben sich durch individuelle Beurteilung des inneren Rhythmus Der Rhythmus im Innen wird als sittliche Autonomie oder Vernunft des Individuums verstanden wodurch sie die subjektive Einsch tzung der Umwelt in die richtige Richtung leitet Der Mensch versteht durch seinen eigenen Rhythmus die Au
566. und zu dieser komplement rmedizinischen Methode hatten 62 der Wiener rzte eine positive Einstellung Waltjen et al 1999 In der Schweiz werden die 3 Unter dem Begriff kologische F cher versteht man die F cher Arbeitsmedizin Sozialmedizin Rechtsmedizin Hygiene und Medizinische Statistik und Informationsverarbeitung 45 komplement rmedizinischen Methoden bereits seit 1 Juli 1999 von der Grundversicherung der Krankenkassen bezahlt Widmer 1998 Die Diskussionen alternativer oder ganzheitlicher Ans tze trugen zweifelsohne zu den nderungen im Medizinsystem bei Aber die ganzheitliche Betrachtung in der Medizin bedeutet mehr als eine Erg nzung der Organmedizin um psychosomatische und sozialmedizinische Aspekte Der Begriff beinhaltet den Anspruch einerseits spezielle Fachkenntnisse in den zwischenmenschlichen Kontakt einzubringen um das Leiden des anderen zu verstehen und zu lindern ohne dessen Subjektivit t dabei zu negieren und andererseits die traditionsreichen Heilmethoden die im vergangenen Jahrhundert aus der naturwissenschaftlichen Medizin herausgebrochen worden waren wieder in Betracht zu ziehen Eine weitere Forderung aus wissenschaftstheoretischer Sicht besteht in einer ad quaten Verbindung von Empirie und Theorie aber auch von Theorie und Praxis damit die Medizin ihre Identit t nicht nur in der Heil Wissenschaft in der die Empirie keinen Platz mehr hat sondern auch in der Heil Kunst findet Die Wis
567. unde nehmen all die in 75 derselben Faktenwelt lebenden Menschen unterschiedliche Formen an Jeder Mensch formt sich gem seiner pers nlichen Auffassung von den Dingen aus Adler 1976 7 Im welcher Form objektive Bedingungen ihre jeweiligen Effekte zeitigen n mlich ob und in welcher Form etwas als negativ oder als positiv erfahren wird ist vielmehr nur im Lebensstil selbst zu beantworten Der Lebensstil schafft somit seine eigenen Verbindlichkeiten wie auch seine eigenen Kontingenzspielr ume In dieser Hinsicht ist er autonom und operational geschlossen er organisiert eigenwirksam einen Komplex symbolischer Formen die auf ihre spezifische Art und Weise als Vorgabe einer Realit tskonstruktionen dient 4 2 3 3 LEBENSSTIL ALS ERZEUGUNG DER BEZIEHUNGSWIRKLICHKEIT Der Lebensstil als operational geschlossenes System hat somit keinen informationellen Input und Output er ist zwar energetisch offen aber informationell geschlossen Schmidt 1987 24 Energetisch offen besagt dass das autonome System durch strukturelle Koppelung sowohl mit dem Medium Umwelt als auch mit interagierenden lebenden System verbunden ist ebd Der menschliche Organismus beispielsweise braucht st ndig Nahrungsaufnahme von au en reagiert bei jeder nderung der Au entemperatur und beantwortet jede Aktivit ten eines anderen d h der Organismus ist energetisch offen Dieser notwendige Kontakt der auf einen Beobachter wi
568. undlage eines Zugeh rigkeitsgef hl Rogner u Titze 1995 332 und ebenso als selbst transzendentes Streben auf das Ideal einer sub specie aeternitatis vollkommenen Gemeinschaft Titze ebd erweist Sowohl das Streben nach Gemeinwohl bei Adler als auch der Willensentschluss zum Jen bei Menzius d rfen daher eher nicht als eine Aufgabe des Individuums oder als ein Muss f r den Menschen sondern als innere Dynamik also als ein ungehemmter sittlicher Trieb der dem Menschen angeboren und durch zwischenmenschliche Beziehungen oder den angemessenen Umgang mit der Umwelt nat rlicherweise in die richtigen Bahnen gelenkt geleitet ist verstanden werden Dies wird durch ein Zitat Menzius verdeutlicht Jedes Kind das man auf den Arm nimmt wei seine Eltern zu lieben und wenn es ein wenig gr er ist so wei es seinen lteren Bruder zu achten Anh nglichkeit an die N chsten ist die Liebe Achtung vor den Alteren ist die Pflicht Es handelt sich um nichts anderes als diese Gef hle auszudehnen auf die ganze Welt VIW A15 Das Kind das in der Liebe seiner Eltern aufgezogen wurde KANN seine Eltern lieben die ltern achten und mit dem N chsten mitf hlen Das Gef hl des Jen dehnt sich auf die ganze Welt aus Hier erinnern wir uns nochmals an Adlers Worte Das Gef hl der Zusammengeh rigkeit das Gemeinschaftsgef hl erweitert sich und erstreckt sich in g nstigen F llen nicht nur auf die Familienmitglieder sondern
569. ung an Pestalozzi zum unterrichtlichen Umgang mit den schw cheren Sch lern Reichmann Rohr u Weser 1996 25 Piper sah das Hilfsschulkonzept nicht etwa als p dagogischen Fortschritt sondern als R ckgang oder als ganz verfehlt Piper 1890 zit n Ellger R ttgardt 1994 49 weil die Hilfsschule keine zutreffenden Kategorien von Kindern definieren k nne Auch Hintz sprach den Hilfsschulen jede Daseinsberechtigung ab da schwache Begabung durchaus als eine schulorganisatorische Gr e verstanden werden m sse Die Frage ob ein Kind schwach oder normal begabt sei l t sich nicht immer absolut richtig beantworten weil die sich ber hrenden Grenzen der geistigen Zust nde ineinander bergehen Ihre Beantwortung wird sich gew hnlich nach dem Durchschnittsma der an die Schule gestellten Anforderungen richten m ssen Je h her die Anforderungen sind desto gr er ist die Zahl der Schwachbegabten je weniger auf die Leistungsf higkeit der Kinder R cksicht genommen wird desto mehr mu die Differenz zwischen den Leistungen schwachbegabter und geistig normaler Kinder steigen Hintz 1897 821 zit n Ellger R ttgardt 1994 50 166 Au erdem sind Heinicke de l Eppee Seguin Georgens und Deinhardt Sengelmann Esche Witt Armack usw die Personen die im Gegensatz zu den Hilfsschullehrern in ihren anvertrauten Kindern Bildungsf higkeit entdeckt hatten und damit nicht durch Aussonderung sonder
570. ung im Kindesalter Dabei handelt es sich darum wie ein Kind diese Belastung empfindet N mlich In Abh ngigkeit vom jeweils erreichten Entwicklungsstand bisherigen Erfahrungen und aktuellem Kontext k nnen psychosoziale Stressoren von Kindern als kontrollierbar d h im Sinne einer Herausforderung oder als unkontrollierbar d h im Sinne einer schweren Belastungen empfunden werden Rothenberger u H ther 1997 624 194 Ziel Ziel selbst ndiges ichbezogener berlegener verantwortungsbewusstes gemeinschaftsfeindlicher Mitglied der Gemeinschaft Status Kompensatorische Sicherungstendenz Antwortverhalten I I Stabilisierung Destabilisierung Bahnung Reorganisierung I Ermutigung Steigen d Minderwertigkeitsgef hls Kontrollierbare Stressreaktion Unkontrollierbare Stressreaktion Sch pferische Verarbeitung des Vorgefundenen MoS PCR TN ee Emotional kognitive Bewertung I I I I Mitmenschliche Umgebung Unzul ngliche Umgebung I I Aktivierung Stress sensitiver neuronaler und neuroendokriner Svsteme St rung d emotionalen Balance Gef hl von Minderwertigkeit Stressor PSYCHOSOZTALE UMWELT ee ee Genetisches Ersterleben und Potential Mangelerleben Abb 1 Individualpsychologische schematische Darstellung einer gest rten Pers nlichkeitsentwicklung in Zusammenschluss mit neurobiologischen psychosozialen Belastungs Herausforderung Reaktionen Mecha
571. ung von den Dingen aus Adler 1976 7 Der gleiche Sachverhalt l sst sich auch vom Begriff des Beobachtens aus formulieren Eine Darstellung der Wirklichkeit bedarf einer Darstellung des Beschreibers also des Beobachters Jede Beschreibung schlie t also notwendig den Beobachter ein Es gibt keine vom Beobachter unabh ngige Wirklichkeit Die Beobachtung des Beobachters wird somit individualpsychologisch als die lebensstiltypische Sicht des Individuums verstanden die als einzig m gliche normale Sicht der Welt empfunden wird Watzlawick 1988 118 Welt ist Welt wie wir sie sehen sie ist Erfahrungswirklichkeit Schmidt 1987 18 Wahrnehmungspsychologische Experimente zeigt uns dass nur wenige Wahrnehmungsgegenst nde tats chlich aktuell wahrgenommen werden weil aufgrund immanenter Beschr nkungen der Verkn pfungs kapazit t der Elemente nicht mehr jedes Element jederzeit mit jedem anderen verkn pft sein kann Luhmann 1987 46 Demzufolge besteht die menschliche Wirklichkeitserfahrung nicht in der Aufnahme sondern in der Reduktion von Umweltkomplexit t Die prim re Wirklichkeitserfahrung ist somit nach Luhmann 1997 73 eine Differenzerfahrung oder selektive Erfahrung Komplexit t zu reduzieren ist die Aufgabe von Systemen In diesem Sinne ist anzuschlie en dass der Lebensstil nur durch Organisation der Komplexit t zustande kommen kann Weil die Organisation der Komplexit t nur aus der eigenen Selekti
572. ungsformen von Lern Behinderung In Hans Eberwein Hrsg Handbuch Lernen und Lern Behinderungen Weinheim Basel 1996 S 33 55 Eckart Wolfgang U Geschichte der Medizin Berlin u a 1994 Egger Joseph Psychoneurological Aspects of Food Allergy in European Journal of Clinical Nutrition 45 1991 Literaturangabe bei R Hocke Zur Problematik des hyperkinetischen Syndroms In Kinderanalyse H 2 1993 S 118 130 Ehrenfels Christian v ber Gestaltqualit ten In Vierteljahresschrift f r wissenschaftliche Philosophie 14 1890 S 249 292 Einsiedler Wolfgang Lehr Lern Konzepte f r die Grundschule In Wolfgang Einsiedler et al Hrsg Handbuch Grundschulp dagogik und Grundschuldidaktik Regensburg 2001 S 317 330 Elias Norbert Die Gesellschaft der Individuen Frankfurt a M 1987 Ellger R ttgardt Sieglind Kritiker der Hilfsschule als Vorl ufer der Integrationsbewegung In Hans Eberwein Hrsg Behinderte und Nichtbehinderte lernen gemeinsam Handbuch der Integrationsp dagogik Weinheim Basel 1994 S 48 54 Erikson Erik H Jugend und Krise Die Psychodynamik im sozialen Wandel Weinheim 1981 Ernst Hans Ganzheit und Menschlichkeit Problemgeschichtliche Grundlagen ganzheitlicher humanistischer P dagogik und Schulp dagogik in humanethologischer Perspektive Eine Studie zur Bildungstheorie und Didaktik W rzburg 1997 Esser G nter Der langfristige Verlauf von Teilleistungsschw chen In Hans Christoph Steinha
573. ur durch verschiedene Gesichtspunkte sondern auch durch die Grade der Deutlichkeit der Perzeptionen bestimmt vgl ebd 60 Das Universum ist ein Stufenreich von Monaden Die Monaden wollen jedoch nicht dieselben bleiben Jede Monade will stets von einer Vorstellung zu einer anderen bergehen Der bergang von einem Zustand zum anderen ist dadurch bedingt da die vollendete Zust ndlichkeit zwar angestrebt aber nie erreicht wird So bleibt stets ein Streben appetition womit Leibniz die transitorische Verfassung der Monade den gerichteten bergang von einem Zustand zum anderen den Fortschritt beschreibt Gloy 1996 51 Das Gerichtetsein auf ein Ziel hin z B von einer niedrigen Stufe zu einer h heren ist das innere T tigkeitsprinzip das alles hat Adler bezeichnete die sch pferische Kraft die in jedem Lebewesen verankert ist Adler 1973a 162 auch als zielgerichtet Sie kommt zum Ausdruck in dem Verfolgen eines Zieles und in dieses Streben wird jede k rperliche und psychische Regung eingespannt Adler 1929d 1978b 13 Alles Leben ist in individualpsychologischem Sinne Bewegung Mobilit t und auf Wachstum sowie freie Entfaltung ausgerichtet Die Pers nlichkeitsdynamik wird somit durch eine Vielzahl subjektiver Ziele Ideale und Werte mitbestimmt Sowohl bei Leibniz als auch bei Adler wird der Mensch als ein aktiver informationsverarbeitender Organismus mit zielgerichteter selbstgesteuerter Handlun
574. urleben bildet wird es in der Menschennaturtheorie von Menzius im engeren Sinne n mlich im Sinne der Menschenliebe oder Gutherzigkeit ausgelegt 152 auf den Willensentschluss des Individuums der mit dem individualpsychologischen Begriff Streben oder Vollkommenheitsstreben bezeichnet werden kann hat Adler in seinen fr hen Schriften z B 1979 alles menschliche Streben in Hinsicht einer vertikalen Bewegungsrichtung von Niederlage zu Sieg von unten nach oben ebd 157 oder einer Kompensation von Minderwertigkeitsgef hlen dargestellt s Kapitel 4 2 1 4 2 2 Mit dieser Auffassung wird aber der konfuzianische Begriff des Strebens nach Jen nur schwer zu erkl ren sein weil im Konfuzianismus der Antrieb des Strebens nach Jen in der angeborenen sittlichen Autonomie oder dem eigentlichen K nnen vgl Kapitel 5 3 2 des Individuums gesucht werden muss und nicht allein im Selbsterhaltungstrieb Adler ebd und das Streben nach Jen nicht nur Selbstvervollkommnung sondern dar ber hinaus letztlich die Harmonie der ganzen Gemeinschaft erzielen soll Von diesem Aspekt aus betrachtet kommt die sp tere Erkenntnis Adlers ber das Vollkommenheitsstreben in die N he der konfuzianischen Lehre in dem sich das Streben nach Vollkommenheit nicht nur als Kennzeichnung der Bewegungsrichtung individueller Lebensdynamik Titze 1995 484 sondern auch als Streben nach einer Beitragsleistung f r die Menschheit auf der Gr
575. urrenz sondern als Prinzip kooperativer Zusammenarbeit nicht als Prinzip mechanisierter sondern autonomer Harmonie die auf der sittlichen Vernunft des Individuums basiert Der Konfuzianismus setzt der harmonischen Wechselbeziehung zwischen dem Einzelnen und der Gemeinschaft notwendig die Entwicklung der Pers nlichkeit voraus Die vorgeburtliche Erziehung Tai Kio und die Erziehung zum xiao Elternliebe und Jen zwischenmenschliche G te haben somit durchaus die Entwicklung der Pers nlichkeit insbesondere der altruistischen Pers nlichkeit zum Ziel die in den verschiedenen Situationen prosoziales Verhalten bewirken soll Die konfuzianische Ethik versteht diese altruistische Pers nlichkeit als Energie die die Menschen verbindet und zugleich als Energie der kontinuierlichen Harmonisierung zwischen Menschen Leider m ssen wir heute zugeben dass die moderne Erziehung ihre eigentliche Funktion ER ZIEHUNG einen Menschen durch die Kultivierung und Entwicklung seiner Pers nlichkeit zum Menschen werden zu lassen mehr oder weniger verloren hat Die modernen Eltern die im obigen Sinn modern erzogen wurden sind manchmal unf hig auf dem ethischen und sittlichen Prinzip des Zusammenlebens ihre Beziehung zu Partner Partnerin oder Kindern aufzubauen und der moderne Lehrer k mmert sich nur noch darum Kenntnisse zu vermitteln In diesem Zusammenhang k nnte es sinnvoll sein den in dieser Arbeit betonten humanistische
576. us der seine Entwicklung lenkt gekennzeichnet wurde Man k nnte allen einfachen Substanzen oder geschaffenen Monaden den Namen Entelechien geben denn sie tragen alle eine bestimmte Vollkommenheit in sich sie haben 41 Dar ber schreibt Leibniz in seinem Buch Kleine Schriften zur Metaphysik Es gibt nur substantielle Atome das hei t die wirklichen und den von Teilen vollkommen entbl ten Einheiten die die Quellen der T tigkeiten und die ersten absoluten Prinzipien der Zusammensetzung der Dinge und gleichsam die letzten Elemente der Analyse der substantiellen Dinge sind Man k nnte sie metaphysische Punkte nennen Leibniz 1965 215 124 eine Art Selbstgen gsamkeit die sie zum Quell ihrer inneren T tigkeiten und sozusagen zu unk rperlichen Automaten macht 18 An einer anderen Stelle schrieb er dass der Begriff der Entelechie nicht ganz zu verwerfen ist und da sie da sie bleibend ist nicht nur eine einfache wirkliche F higkeit in sich tr gt sondern auch das was man Kraft Bestreben conatus nennen kann aus der die T tigkeit selbst erfolgen mu wenn nichts sie hindert Leibniz 1985a 335 87 Die T tigkeit des inneren Prinzips kann also als Streben bezeichnet werden 15 In diesem Sinne ist die Monade ein dynamisches und teleologisches Kraftzentrum tre capable d action seelischer Art Anders ausgedr ckt die Monade besteht aus psychischer Energie Perzeptivit t
577. usammenhang mit Erziehung in Frage gestellt wurde der Sozialisationsbedingungen von Kindern und Jugendlichen hervor Die Kinder wurden mit zweierlei Sozialisationswirkungen Preuss Lausitz 1989 12 belastet einerseits mit den westlich emanzipierten Normen der Schule und anderseits mit den konservativen traditionellen Normen der Familie Diese Sozialisationsbedingungen k nnen Probleme in der kindlichen Pers nlichkeitsentwicklung verursachen Die in Korea vorhandene zweifache Sozialisation wird meiner Meinung nach grunds tzlich nicht durch den Unterschied zwischen den Grundideen westlicher P dagogik und traditioneller koreanischer Erziehung verursacht sondern sie beruht darauf dass beide Formen im heutigen Korea nur durch oberfl chliche Erziehungsmethoden einander gegen ber gestellt werden Ein gutes Beispiel hierf r ist dass der in Korea verbreitete Montessorie Kindergarten nur auf die intellektuelle Entwicklung zielt w hrend die heutigen Konfuzianer meistens aus der lteren Generationen die M ngel in der kulturellen Erziehung beklagen interessieren sich die moderne M tter und Lehrer mehr f r die leistungsorientierte Seite Unter solchen Umst nden kann die Individualpsychologische Erziehung zur Verbesserung der koreanischen Erziehung sehr viel beitragen indem sie im Vergleich mit der konfuzianischen Erziehung Gemeinsamkeiten in der grundlegenden Erziehungsidee aufzeigt Im Zentrum der Ethik die beiden Lehren zugrunde li
578. usen Hrsg Hirnfunktionsst rungen und Teilleistungsschw chen Berlin u a 1992 S 187 211 Esser G nter u Schmidt Martin Minimale cerebrale Dysfunktion Leerfomel oder Syndrom Stuttgart 1987 273 Esser G nter u Wyschkon Anne Umschriebene Entwicklungsst rungen In Franz Petermann Hrsg Lehrbuch der klinischen Kinderpsychologie und psychotherapie 4 Aufl G ttingen u a 1999 S 409 429 Fatzer Gerhard Ganzheitliches Lernen Humanistische P dagogik und Organisationsentwicklung Paderborn 1993 Fechner Gustav Th Einige Ideen zur Sch pfungs und Entwicklungsgeschichte der Organismen Leipzig 1873 Ferguson Eva Dreikurs Adler und Dreikurs Kognitiv sozial dynamische Innovation In Z f Individualpsychologie 25 Jg 2000 S 331 344 Ferstl Frank Jacob B hme der erste deutsche Philosoph Berlin 2001 Feuerbach Ludwig Die Grunds tze der Philosophie der Zukunft Gesammelte Werke Bd 9 Berlin 1982 Fiedeler Frank Yin und Yang Das kosmische Grundmuster in den Kulturformen Chinas K ln 1993 Fischer Torsten u Ziegenspeck J rg W Handbuch Erlebnisp dagogik Bad Heilbrunn 2000 Fischl Paul Individualpsychologie und Wissenschaft In Internationale Zeitschrift f r Individualpsychologie 4 Jg 1926 S 195 199 Fletcher John M The Wisdom of the Mind In Sigma Xi Quarterly 26 1938 S 6 16 Fletcher John M Homeostasis As Explanatory Principle In Psychological Review vol 49 1942 S
579. utschland fand die Reformp dagogik durch die Machtergreifung der Nationalsozialisten ein j hes Ende Eine gewissenlose Verk rzung und Benutzung 49 wissenschaftlicher Erkenntnisse wurde f r manipulative und machtpolitische Zwecke des Nationalsozialismus missbraucht So wurde der Ganzheitsbegriff durch die berstrapazierungen des Gemeinschaftsbegriffs und die st ndigen Solidarit tskampagnen Du bist nichts dein Volk ist alles oft genug ad absurdum gef hrt Wie oben angedeutet und wie seine Ideengeschichte uns zeigt steht jedoch der Ganzheitsbegriff ganz im Gegenteil zur innumanen NS Ideologie in der humanistischen Denktradition in der die mittelalterliche scholastische Bildung durch eine tolerante weltb rgerliche Bildung die auf Aneignung der lebendigen Wirklichkeit zielte ersetzt wurde Nach 1945 wurde die geisteswissenschaftliche P dagogik an deren Ausgangspunkt Wilhelm Dilthey 1833 1911 24 steht und worauf die selbstbewusste Praxis der P dagogischen Bewegung der 20er Jahre basierte wieder aufgenommen und demzufolge einige der zentralen p dagogischen Universtit ts Lehrstuhle mit ihren Vertreten besetzt So konnten Herman Noll der ein Dilthey Sch ler war und aus den vielf ltigen Elementen der p dagogischen Bewegung der Vorkriegszeit einen bergreifenden Zusammenhang herstellte Eduard Spranger der Diltheys Programm der Geisteswissenschaft auf die Psychologie anwandte Theodor Litt Wilhelm Flitner und Erich
580. verwirklicht werden Die gute Natur des Menschen wurde von Menzius Mong Dsi als mitf hlendes Herz Scham und Abscheugef hl respektvolles Herz und Unterscheidungsverm gen zwischen Richtigem und Nicht Richtigem bezeichnet vgl VVA6 Da diese vier Eigenschaften wie die vier Gliederma en IVA6 angeboren sind brauchen sie nicht erst erworben sondern nur entfaltet zu werden Diese Keime des Guten besitzen Erzeugungsimpulse k nnen sich Dong Zhongshu ca 179 104 v Ch galt als der bedeutendste Gelehrte seiner Zeit Er entwickelte eine konfuzianische Auslegung der Kategorien Yin und Yang Die Interpretation des Begriffspaars Yin Yang zeigt deutlich die Grundhaltung der konfuzianischen Aufkl rung gegen ber der als schamanistisch beurteilten taoistischen Gegenposition 141 somit durch die sich gegenseitig erg nzende Wechselwirkung des Yin und Yang n mlich durch zwischenmenschliche Beziehungen zur den vier Tugenden Menschenliebe Gerechtigkeit Anstand und Weisheit VV A6 entwickeln Die angeborenen ethischen Potentiale des Menschen werden nur durch die zwischenmenschlichen Beziehungen erweckt und k nnen sich auch nur in zwischenmenschlichen Beziehungen verwirklichen Sowie Yin und Yang in der universellen gegenseitigen Beziehung eine eigene Rolle spielen spielt jedes Individuum entweder eine Yang oder eine Yin Rolle So schrieb Dong Zhongshu Der F rst ist Yang der Untertan Yin Der Vater ist Yang der Sohn
581. von aufeinander wirkenden Kr ften Der starke Einfluss der Mikrokosmos Makrokosmos Analogie ist auch bei Gottfried Wilhelm Leibniz 1646 1717 besonders in seiner Monadologie s Kapitel 5 2 3 3 deutlich zu erkennen Er hat in seiner Philosophie versucht das Wissen seiner Zeit z B in der Theologie der Mathematik der Physik der Rechtswissenschaft der Technik und der Sprachwissenschaft zusammenzufassen und damit die damaligen organizistischen Vorstellungen der Renaissancephilosophen die weitgehend an lebensweltlichen Erfahrungen insbesondere an biologischen genetischen Vorg ngen orientiert waren und bei bertragung dieser auf die Gesamtnatur entsprechend unscharf ausfielen Gloy 1996 37 begrifflich sch rfer gefasst intellektualisierter rationaler und einheitlich begr ndeter zu fassen Bekanntlich geh rte Leibniz zu den Wegbereitern des neuzeitlichen mathematisch naturwissenschaftlichen Denkens Er begr ndete als Mathematiker die Infinitesimalrechnung und die systematische Differentialgeometrie und f rderte die Kombinatorik So ist zum Beispiel das von ihm erfundene bin re Zahlensystem 0 und 1 das er auf die im chinesischen Buch der Wandlung I Ging bezeichnete bin ren Elemente Yin 0 und Yang 1 angewandt wissen wollte s Kapitel 5 2 1 u 5 2 2 die Grundlage der heutigen Kybernetik und der Arbeit mit Taschenrechnern und Computern Leibniz ist auch bekannt als erster europ ischer Gelehrter der sich er
582. w hnlich wachen lebendigen und anregungsbed rftigen Kindern in einer subjektiv versagenden Umwelt auftreten k nnen Die beide Theorien sind sich vor allem darin einig dass sie die Verhaltensauff lligkeiten sowie die ADS Symptome als Ausdruck sozialer Beziehungsst rungen und nicht als organischen Schaden betrachten die somit gar keine Krankheit sein m ssen Sie dr cken sich nur mit einer anderen Sprache aus Die Grundhypothese der neuen Hirnforschung bei ADS Kinder geht davon aus dass ihr Gehirn noch nicht ausreichend soziofunktional vermittelt ist Amft 2002 55 Die Individualpsychologie dagegen spricht davon dass das angeborene Gemeinschaftsgef hl 58 Diese Forschungsbefunde belegten jedoch nicht welche dieser im Gehirn von ADHS Patienten gefundenen Ver nderungen prim r also von Anfang an vorhanden waren und welche erst sp ter als sekund re Folgen einer solchen prim ren St rung aufgetreten sind Die Mehrzahl dieser Untersuchungen wurde an Schulkindern Jugendlichen und auch manche erst bei erwachsenen ADHS Patienten durchgef hrt die bereits ber Jahre hinweg in ihrer St rung entscheidend beeinflusst worden waren D h man wei nicht ob diese so sp t festgestellten Ver nderungen bereits vorhanden waren als die Kinder die ersten Symptome von ADHS zeigten also im Kleinkinderalter Dies ist bisher kaum untersucht worden Alle Ver nderungen einzelner Parameter die mit der Technik der neuen Verfahren gemess
583. weil er zu einem neuen Bild vom Menschen seinem Handeln und Zusammenleben mit anderen gef hrt hat Sowie der Begriff Ganzheit als Kompensations und Erg nzungsbegriff als analytisch zergliederndes Denken charakterisiert wurde wurde er auch von den medizinischen p dagogischen und soziologischen Wissenschaften als Neues Paradigma Stangl 1989 aufgenommen und wurde so zu einem Konstitutivum vieler Erkenntnisgebiete 32 Ganzheitliche Ans tze in der Medizin Um die Entwicklung die zum Terminus Ganzheitliche Medizin gef hrt hat einigerma en zu erkl ren wird kurz auf die Geschichte der Medizin eingegangen Die Forderung nach der ganzheitlichen Betrachtung und Betreibung in der Medizin erscheint vielen als neuartig und modern Bei den Betrachtungen der medizinischen Geschichte klingt jedoch bereits seit der Antike die Polarit t zwischen ganzheitlichem und partikularistischem Konzept an Eine Kritik Platons an den rzten vor 2500 Jahren spiegelt dies wider das ist der gr te Fehler in der Behandlung von Krankheiten da es rzte f r den K rper und rzte f r die Seele gibt so doch beides nicht getrennt werden kann aber 41 gerade das bersehen die rzte und deshalb entgehen ihnen so viele Krankheiten rzte sehen n mlich niemals das Ganze Dem Ganzen sollten sie ihre Sorge zuwenden zit n Wancura 1992 83 Dieser ganzheitliche pr ventionsmedizinische Aspekt findet sich auch in anderen Kulturen
584. weisen sie ist viel mehr ein Hinf hren zu eigenem K nnen zu den eigenen St rken und zur Aktivierung von Gemeinschaftsgef hl Die Erfahrung von eigenem K nnen St rken und angeborener Gemeinschaftsf higkeit f hrt schlie lich zur nderung des Lebensstils Das Prinzip der Ermutigung gilt in neurowissenschaftlichem Sinne als der eigentliche Motor die w hrend der Phase der Hirnentwicklung m glicherweise entstandenen einseitigen unbalancierten oder defizit ren Installationen in die Wiederherstellung eines verlorengegangenen inneren Gleichgewichts H ther 2002c 24 zu wenden Ermutigung ruft also eine nderung des bisher verformten Gehirns hervor indem sie einem jahre oder sogar jahrzehntelang nur eingeschr nkt benutzten Gehirn andere Nutzungsm glichkeiten schafft Nichts im Gehirn bleibt so wie es ist wenn es nicht immer wieder so genutzt wird wie bisher ebd 25 Die wichtigste Voraussetzung ist dabei die Herstellung positiver emotionaler Beziehungen Jede ermutigende Beziehungserfahrung l sst das Selbstwertgef hl des Kindes steigen und jedes diese Gef hle hinterl sst messbare Ver nderungen im Gehirn die im Laufe der Zeit und bei st ndiger Wiederholung besonders in entwicklungsbiologisch und psychologisch sensitiven Phasen bis hin zu morphologisch sichtbaren Ver nderungen im Gehirn f hrt Beziehung meint dass mehrere mindestens jedoch zwei Personen in irgendeiner Weise aufeinander bezogen sind Durc
585. wieder Ganze aus Teilen sind ist gleichzusetzen mit der Struktur eines organischen Ganzen Ein Kind als organisches System integriert sich in und interagiert mit gro en organischen Systemen n mlich der Familie und der Gesellschaft Das Alles im Ganzen ist gegenseitig und voneinander abh ngig Dieses organismische Menschenbild des alten Chinas in dem ein Mensch als lebendiges System verstanden wird sieht die kindliche Entwicklung als Systementwicklung Systemreif wobei die Interaktionen mit mitwirkenden Systemen unabdingbar vorausgesetzt wird So wie in der altchinesischen Philosophie das Zusammenwirken von Himmel Erde und Mensch eine gro e umfassende Einheit ein Universum bildet entsteht durch die Wechselbeziehungen zwischen Vater Mutter Kinder ein famili res Universum Die Familie spiegelt hier als Mikrokosmos das makrokosmische Universum wider Die alten Chinesen verstanden den Himmel als Spender des Lebens die Erde als Spenderin der Form und das Leben Menschen als gr te Tugend von Himmel und Erde vgl I Ging 1981 153 Die Unterscheidung von Himmel und Erde ist synonym f r die von Vater und Mutter in deren Mitte sich die Kinder Leben befinden Sowie bei den Prinzipien der Trinit t Himmel Erde Mensch der Mensch im Mittelpunk steht liegt im Familienleben ein Schwerpunkt beim Kind So sagte Yang Hiung gestorben A D 18 Jemand der das Wesen des Himmels der Erde und des Menschen versteht ist ein allseitiger Gele
586. ychosoziale Umwelt in der sich der gesellschaftliche Wandel allzu schnell vollzieht in der die Kinder in der Situation der Kleinfamilie mit berufst tigen Eltern die feste famili re Bindung verlieren und damit in gro e psychische Verunsicherung gebracht werden k nnen in der Kriminalit t und neurotische Erkrankungen zunehmen Mohr 1977 571 in der Kinder gro em Leistungsdruck und dem Wettbewerb in der Schule ausgesetzt sind in der Kinder sich nicht mehr mit Mitmenschen sondern mit Computern und Medien unterhalten In der dem sich immer noch versch rfenden Zivilisationsdruck Adorno 1978 87 ausgesetzten heutigen Gesellschaft in der auch die Prinzipien der zwischenmenschlichen Beziehungen allm hlich verlorengehen zeichnet sich insbesondere die konfuzianische Ethik durch harmonisches Zusammenleben aus Diese Ethik des Zusammenlebens lehnt unter allen Umst nden Isolierung ab Nach der konfuzianischen Lehre sollen alle Beziehungen beginnend mit der Beziehung zwischen Mensch und Natur Himmel und Erde Mann und Frau Eltern und Kind Individuum und Gemeinschaft in unterst tzendem Wechsel zueinander stehen da sich Harmonie nur in solchen wechselbezogenen Rahmenbedingungen ergeben kann so wie das Zusammenwirken der Urkr fte Yin und Yang alle harmonischen Erscheinungen des Kosmos hervorbringt So versteht der Konfuzianismus den Begriff Entwicklung 267 nicht als Prinzip individueller Konk
587. zheit in der deutschen Schulp dagogik Frankfurt a M u a 1984 L ffler Hermann http www oeko net de mabuse zeitschrift mab126b htm L Bu We Fr hling und Herbst des L Bu We aus dem Chin bers u hrsg von Richard Wilhelm K ln 1979 Lugt Tappeser Hiltrud u Wiese Bettina Prospektive Untersuchung zum m tterlichen Verhalten in der Neugeborenenzeit eine Erkundungsstudie In Prax Kinderpsychol Kinderpsychiat 43 1994 S 322 330 Luhmann Niklas Funktion und Ausdifferenzierung von Erziehung Kap 1 eines unver ffentl Manuskriptes 0 0 1975 Luhmann Niklas Soziale Systeme Grundri einer allgemeinen Theorie Frankfurt a M 1987a 279 Luhmann Niklas Strukturelle Defizite Bemerkungen zur systemtheoretischen Analyse des Erziehungswesens In J rgen Oelkers u Heinz Elmar Tenorth Hrsg P dagogik Erziehungswissenschaft und Systemtheorie Weinheim Basel 1987b S 57 75 Luhmann Niklas Soziologische Aufkl rung Opladen 1990 Luhmann Niklas Soziologische Aufkl rung 6 Die Soziologie und der Mensch Opladen 1995 Luhmann Niklas Selbstreferenzielle Systeme In Fritz B Simon Hrsg Lebende Systeme Frankfurt a M 1997 S 69 77 Luhmann Niklas Organisation und Entscheidung Opladen Wiesbaden 2000 Luhmann Niklas u Schorr Karl Eberhard Reflexionsprobleme im Erziehungssystem Stuttgart 1979 Luhmann Niklas u Schorr Karl Eberhard Hrsg Zwischen Technologie und Selbstreferenz Fragen an die P
588. ziehung zwischen Kind und Eltern im engeren Sinne und zwischen Individuum und Gemeinschaft oder Individuum und Umwelt im weiteren Sinne Sie ist auch ein Prinzip das nicht nur r umlich ausgedehnt wird sondern auch dasjenige das die Gegenwart mit der Vergangenheit und Zukunft verbindet Zeitlich geh ren alle Familienmitglieder obwohl aus verschiedenen Generationen doch zu einer kontinuierlichen Einheit wobei die Gesinnung der kindlichen Piet t die Grundlage der berdauernden Kontinuit t der Familie und dar ber hinaus der Gemeinschaft bildet Aber von der Familie wird die Gesinnung der Ehrfurcht xiao auf alles bertragen auf das was ber uns auf das was uns gleich und auf das was unter uns ist Was in der Familie der Ahnenkult ist das ist in der Gesellschaft die Geschichte R Wilhelm 1981a 13 ER Vgl Fu not Nr 44 Seit der Periode der drei K nigreiche 100 v Chr in Korea wurde das Buch als Haupttext in der Schule gew hlt und die Idee dieser Erziehung entwickelte sich in der Zeit der Yi Dynastie 1392 1910 als eigene Philosophie vgl Lee K H 1985 152 246 Das Gef hl der Piet t ergibt sich keineswegs durch Unterdr ckung oder harte Familienregeln sondern durch die Erweckung der angeborenen Liebesf higkeit vgl Kapitel 6 3 4 2 2 Die konfuzianische Erziehung zur Piet t f ngt auch mit dieser Erkenntnis an Den Leib mit Haut und Haaren den man von Vater und Mutter empf ngt nicht zu verderbe
589. zt als die ganze Welt konfiguriert Gan 1997 64 Dieses ethische K nnen besteht in jen 1Z zwischenmenschliche Zuneigung Menschenliebe Menschlichkeit Mit Menschlichkeit Selbstlosigkeit Sittlichkeit Humanit t Gemeinschaftsbezogenheit usw vgl den n chsten Abschnitt i Gerechtigkeit Pflichtbewusstsein Treue gegen sich und andere li de Riten Anstand Schicklichkeit Rechtschaffenheit chi amp Weisheit Aufrichtigkeit Jen Menschenliebe oder Menschlichkeit ist das Fundament und der Grundstein aller Tugenden Es meint haupts chlich das selbstlose Gef hl zwischen Menschen jen ist in menschlichen Leben eng mit shu verbunden was Gegenseitigkeit bedeutet Nach dem 46 Das Wort wird im Chinesischen jen oder ren ausgesprochen die deutsche Literatur benutzt die phonetischen Schreibweise 144 Konfuzianismus kann kein Mensch der die Gegenseitigkeit nicht verstanden hat wirklich mit einem anderen kommunizieren Jen zu besitzen setzt voraus shu zu besitzen d h man muss sich in den anderen versetzen k nnen man muss f hig sein mit anderen zu empfinden Durch jen soll das Rollenverhalten in der Hierarchie gemeinschaftsbezogen und konsensorientiert sein sowie vom Wir Bewu tsein gepr gt werden Jen wird unten noch ausf hrlich dargestellt Das Prinzip ist i bedeutet Treue Loyalit t oder Gerechtigkeit Da es schwer verst ndlich ist kann man es am Besten mit seinem Gegenteil erkl ren
590. zu einer politischen und konomischen Verwertung f hrt Die Entwicklung hat Breggin in seinem Buch Talking Back to Ritalin 1998 eindrucksvoll geschildert Mitte der Siebzigerjahre als die sozial denkende Psychiatrie sowie auch die Sozialarbeit und Psychologie in den nichtmedizinischen Berufen den Bereich der seelischen Gesundheit f r sich entdeckt hatte war die American Psychiatric Association APA in heftige finanzielle Not geraten Als Ausweg setzte sich APA daf r ein ADS als zu behandelnde Krankheit in das wichtige Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders DSM aufnehmen zu lassen Fast gleichzeitig ging die APA weitreichende Partnerschaften mit Pharmakonzernen ein um die finanziellen Mittel f r die entsprechende millionenschwere PR Kampagne zu bekommen So wurde im Jahr 1987 das Krankheitsbild Aufmerksamkeitsst rung und Hyperaktivit t Attention Deficit Hyperactivity Disorder ADHD buchst blich per Abstimmung durch die amerikanische Psychiatrievereinigung APA geschaffen worauf innerhalb eines Jahres 181 ADHD bei 500 000 Kindern in den USA diagnostiziert Washington 2000 wurde womit die Pharmaindustrie einen erweiterten Absatzmarkt f r Ritalin geschaffen hatte Die APA der andere Gewinner geh rt heute zu den m chtigsten politischen Interessengruppen Amerikas die immer mehr auch die M glichkeit besitzt die dies bez gliche Sozialpolitik in direkt zu beeinflussen 1990 wurde ein Sozialhilfepro
591. zusagen und doch keinen Erfolg in einem ffentlichen Amt zu haben und nicht in der Lage zu sein selbst ndig zu handeln wenn man zur Erf llung einer Aufgabe ausgesandt wird was n tzen da die vielen Verse Gespr che 13 5 Im alten China waren deshalb die gr eren Staatsm nner meistens hervorragende Dichter weil die poetische Schaffenskraft eines der wichtigsten Pr fungsf cher bei der Auswahl von Staatsbeamten war Chinesen glaubten dass poetische Kreativit t politische F higkeit und Pers nlichkeit eng miteinander verbunden und gegenseitig wirkungsreich waren W hrend im alten China ein Dichter als Mensch der in seinem Geist das ganze Universum umfa t und alles Seiende betrachtet Sima Xiangru 179 117 v Ch Zu den Zitate aus den Gespr chen von Konfuzius siehe z B Wilhelm Moritz und Multi Lingual Web Site of Confucius Publishing deren deutsche bersetzungen hier im Einzelfall gepr ft und zum Teil ge ndert werden Die erste Zahl in der Klammer bezieht sich auf das Kapitel die zweite auf die Eintragung Dschou Nan und Schau Nan sind die beiden ersten Kapitel des Schi king 18 2 anerkannt war verurteilte Platon sie als L gner die Kinder nicht anh ren sollten und nicht in ihrer Seele Ansichten aufnehmen sollen die vielfach in Widerspruch stehen mit denen die sie in reiferen Jahren unserer Meinung nach haben sollen Politeia 377b Die Ablehnung der Kunst f hrt nun zur Distanzieru
592. zwei W rtern A Mensch und 3 Rede zusammen woraus die sekund re Bedeutung Redlichkeit bei der Kommunikation folgt Somit bedeutet mit jemandem Freundschaft zu schlie en sich mit seiner Tugendhaftigkeit zu befreunden vgl Park S M 1994 52 Meister Kung sprach Es gibt dreierlei Freunde die von Nutzen sind und dreierlei Freunde die vom bel sind Freundschaft mit Aufrichtigen Freundschaft mit Best ndigen Freundschaft mit Erfahrenen ist von Nutzen Freundschaft mit Speichelleckern Freundschaft mit Duckm usen Freundschaft mit Schw tzern ist vom Ubel Konfuzius Gespr che 16 4 Bei Menzius steht die Freundschaft quer zu allen anderen sozialen Ordnungsmustern und ersetzt diese sogar Als Beispiel daf r f hrt er Freundschaften zwischen Ungleichen bis hin zu Freundschaften zwischen Herrschern und einfachen Leuten an bei denen der Stand nicht z hlte In der Freundschaft darf man sich nichts einbilden auf Alter nichts einbilden auf Rang nichts einbilden auf seine Verwandtschaft Sucht man einen zum Freunde so ist es sein Charakter den man sucht jeder Gedanken an u eres mu fern bleiben Menzius V B3 Freundschaft ist die erste enge Sozialbindung au erhalb der Blutsverwandten W hrend die Beziehung innerhalb der Familie schicksalhaft gegeben ist werden Freundschaften auf Grund von gemeinsamen Wertvorstellungen oder Interessen beider Seiten geschlossen Freundschaft ist ein Resultat der dynamisch

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